Konstruktionen aus Stahl und Holz - espazium

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Konstruktionen aus Stahl und Holz - espazium
20. April 2018 | Nr. 16          Schweizerische Bauzeitung

Konstruktionen                                          Wettbewerbe
                                                        Studienauftrag
aus Stahl und Holz                                      Entwicklung Marktgasse, Bern
                                                        Panorama
                                                        «Wir brauchen Klarheit im Kopf»

Parc du Peuple de l’Herbe: Stapeln und verbinden        «Digitalisierung ist keine
Campus EPFL: Japaner in Lausanne                        technologische Dampfwalze»
Konstruktionen aus Stahl und Holz - espazium
Foto: Burg + Schuh, palladium.de
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Konstruktionen aus Stahl und Holz - espazium
TEC21 16/2018                                                            Editorial    3

                                    K
                                               ühle und warm wirkende Baustoffe
                                               erzeugen im Zusammenspiel archi­
                                               tektonische Spannung – gut zu er­
                                               kennen bei der Kombination von Holz
                                               und Stahl. Konstruktiv treten dabei
                                    auch die Stärken des jeweiligen Materials in den
Mit seiner filigranen Stahlkon-     Vordergrund.
struktion und seinen gestapelten
Hausformen mit Holzverklei-         Die vorliegende Ausgabe stellt Solitärbauten
dung ist der Aussichtsturm im
weit­läufigen Park von Carrières-   aus Holz und Stahl vor, bei denen die Material­kom­
sous-­Poissy bei Paris eine
weithin sichtbare Landmarke.        bination ein charakteristisches Merkmal ihrer
Coverfoto von Julien Lanoo.
                                    Ar­chitektur ist: zum einen die jüngst aufgestellten
                                    Architekturobjekte im Park von Carrières-sous-­
                                    Poissy­westlich von Paris und zum anderen das
                                    ArtLab auf dem Campus der EPFL in Lausanne.
                                    Der Aussichtsturm im Parc du Peuple de l­’Herbe,
                                    ein Projekt der Architekten AWP aus Paris und
                                    HHF aus Basel, ragt 15 m in die Höhe und erscheint
                                    geradezu instabil. Diese Wirkung verdankt das
                                    Bauwerk einer filigranen, offenen Stahlstruktur.
                                    Im Kontrast dazu besteht die Hauptkonstruk­tion
                                    beim dazugehörenden, geschlossen anmutenden,
                                    flachen Museumsbau aus Holz. Eine einheit-
                                    liche Architektursprache setzt die unterschied­
                                    lichen Materialien der Einzelbauten in Bezie-
                                    hung zueinander.
                                    Beim ArtLab in Lausanne verwendet der japanische
                                    Architekt Kengo Kuma für die Tragstruktur eine
E-DOSSIERS STAHL UND HOLZ           Hybridkonstruktion aus Brett­schichtholzrahmen
Die wichtigsten bisher in TEC21     mit eingebetteten, gelochten Stahlblechen. Die
und auf www.espazium.ch
erschienenen Beiträge zu den        Rahmen zeichnen sich jeweils an den Wand- und
Themen Stahl- und Holzbau
versammeln unsere E-Dossiers:       Dachflächen gut sichtbar ab und prägen dadurch
www.espazium.ch/stahl
www.espazium.ch/holz                die Erscheinung des Bauwerks.

                                    Viola John,
                                    Redaktorin Architektur
Konstruktionen aus Stahl und Holz - espazium
4        Ausschreibung                                                                                                  TEC21 16/2018

                                                                                Kanton Zürich
                                                                                Baudirektion
                                                                                Hochbauamt
                                                                                Obergericht Kanton Zürich
Business Software                                                               Bürogebäude Seilergraben 1
                                                                                Instandsetzung und Ausbau
                                                                                Dachgeschoss
für das Projektgeschäft                                                         Leistungsofferte Architektur
                                                                                13. April 2018
                                                                                Das Hochbauamt Kanton Zürich veranstaltet im Auftrag des Obergerichtes
                                                                                eine Submission in Form einer Leistungsofferte im offenen Verfahren
                                                                                betreffend die Vergabe der Planerleistungen für Architektur und Bau-
                                                                                management für die Instandsetzung des Bürogebäudes am Seilergraben 1
                                                                                in Zürich.

                                                                                Aufgabe
                                                                                Das Gebäude weist einen erhöhten Instandsetzungsbedarf aus. Wesent-
                                                                                liche Bestandteile der Massnahmen betreffen unter anderem die Gebäude-
                                                                                hülle, den Ausbau des Dachgeschosses und gebäudetechnische Instal-
                                                                                lationen. Die Erarbeitung der detaillierten Massnahmen ist Bestandteil
                                                                                der Vorprojektphase.

                                                                                Verfahren
                                                                                Das Angebot hat gemäss den Angaben in den Submissionsunterlagen
                                                                                zu erfolgen und wird aufgrund der festgelegten Zuschlagskriterien von
                                                                                einem Bewertungsgremium unter der Leitung von David Vogt, Dipl. Archi-
                                                                                tekt ETH SIA, Abteilungsleiter Baubereich 3 bewertet. Das Angebot um-
                                                                                fasst die Aufgabenanalyse, die Angabe von Referenzobjekten und Schlüssel-
                                                                                personen sowie eine Offerte zu den noch nicht festgelegten Honorar-
                                                                                parametern.

                                                                                Teilnahmeberechtigung
                                                                                Teilnahmeberechtigt sind Architekturbüros mit Sitz in der Schweiz, in der
                                                                                EU oder in einem Vertragsstaat des GATT/WTO-Übereinkommens über das
                                                                                öffentliche Beschaffungswesen, soweit dieser Staat Gegenrecht gewährt.

                                                                                Termine
• Projekteröffnung mit integrierter Vertragsstruktur                            Eingabe des Angebotes                       bis 11. Juni 2018
                                                                                Bewertung der Eingaben und Verfügung        bis Mitte Juli 2017
  nach SIA-Norm oder individuellen Projektphasen
                                                                                Submissionsunterlagen
• Planung der einzelnen Projektphasen                                           Die Submissionsunterlagen stehen unter www.hochbauamt.zh.ch, Rubrik
• Phasengenaue Leistungserfassung auf                                           «Ausschreibungen & Wettbewerbe» sowie auf simap.ch als Download
                                                                                zur Verfügung.
  Smartphone, Tablet und PC
• Rechnungsstellung mit Verbuchung
  in Finanzsoftware
• Laufendes Controlling der Projekte

  www.abacus.ch

                                                                             es gibt viele gründe für eine
                                                       Ecknauer+Schoch ASW

                                                                             firmenmitgliedschaft im sia.
                                                                             www.sia.ch

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         Für Informationen und Buchungen:
         T 044 928 56 11 · tec21@fachmedien.ch · www.fachmedien.ch
Konstruktionen aus Stahl und Holz - espazium
TEC21 16/2018                                                                                                                                   Inhalt           5

                                                                                                  Jetzt online auf   A KTUELL
                                                                                                  espazium.ch

                                                                                                                      8 Wettbewerbe                           23
                                                                                                                        Weiterbauen im Welterbe                    Stundensatzermittlung 1.0 –
                                                                                                                                                                   zurück in die Zukunft |
                                                                                                                     12 Panorama                                   a & k – Reisen und Exkursionen |
                                                                                                                        «Wir brauchen Klarheit                     «Digitalisierung ist keine
                                                                                                                        im Kopf» | Zukunftsweisend                 tech­nologische Dampfwalze»
                                                                                                                        umbauen | Der zweite Blick
                                                                                                                                                              28 Veranstaltungen
                                   Das Holz-Hallendach: neueste
                                                                                                                     20 Vitrine
                                   Projekte aus der Prix-Lignum-Liste.                                                  Neues aus der Baubranche |
                                   www.espazium.ch/tec21/holzdecke                                                      1: 0 für digitale Hilfsmittel

                                                                                                                     THEM A

                                                                                                                     30   Konstruktionen
                                   TRACÉS 9/2018
                                                                                                                          aus Stahl und Holz
                                   20. April 2018
Fotos: Prix Lignum; Alain Herzog

                                   A Stains, un chantier
                                   pas comme les autres |
                                   Dédiaboliser le BIM |
                                   www.espazium.ch/traces

                                   archi 2/2018
                                   3. April 2018

                                   Spazi per la musica                                                                    Das ArtLab auf dem Campus der EPF Lausanne, umrahmt von den bestehenden
                                   Edifici che cantano e altri spazi                                                      Gebäuden.
                                   sonori | La forma del suono | Genesi
                                   dell’acustica di una sala sinfonica |
                                   La percezione del musicista
                                   www.espazium.ch/archi                                                             30 Stapeln und verbinden                 36 Japaner in Lausanne
                                                                                                                        Hubertus Adam Mit zwei Bauten            Mounir Ayoub In Kengo Kumas
                                                                                                                        aus Stahl und Holz hat die Aus-          ArtLab auf dem EPF-Campus
                                   TEC21 17/2018
                                   27. April 2018                                                                       gestaltung des Parc du Peuple            in Lausanne, einer Hybrid­
                                   XX. Monat 2018 | Nr. XX   Schweizerische Bauzeitung
                                                                                                                        de l’Herbe in Carrières-sous-­           konstruktion aus Holz und
                                                                                                                        Poissy westlich von Paris                Stahl, ist japa­nische Architek-
                                                                                                                        begonnen.                                tursprache auf das Formale
                                                                                                                                                                 reduziert.
                                   Ein Weg zur Dichte –                             Wettbewerbe
                                                                                    Projektbezeichnung, Ort
                                   der Mehrwertausgleich                            Panorama
                                                                                    Panorama-Artikel 1
                                                                                    sowie Panorama-Artikel 2
                                   Artikel 1
                                   Artikel 2                                        SIA-Artikel 1
                                   Artikel 3                                        sowie SIA-Artikel 2

                                   Ein Weg zur Dichte –
                                   der Mehrwertausgleich
                                   Das Basler Begrünungsmodell |                                                     AUSK LA NG
                                   Die Bieler Baulandrochade |
                                   Auf Zurückhaltung
                                   und Vielfalt bedacht                                                              41 Stelleninserate                       46 Unvorhergesehenes
                                   www.espazium.ch/tec21                                                             45 Impressum
Konstruktionen aus Stahl und Holz - espazium
Digitale Bestandsgrundlagen                                    Digitale Bestandsgrundlagen
                                                           e-bau
            für BIM-Projekte                                               für BIM-Projekte
kstatt                                                     BIM Werkstatt
            Dank Kooperation zweier                                        Dank Kooperation zweier
            Kompetenzen zu Ihrem BIM-                                      Kompetenzen zu Ihrem BIM-
            Nutzen.                                                        Nutzen.

            Wie geht das? Besuchen Sie                                     Wie geht das? Besuchen Sie
            dazu eine unserer Veranstal-                                   dazu eine unserer Veranstal-
            tungen:                                                        tungen:

            ■     02.5.18 FHNW Basel                                       ■   02.5.18 FHNW Basel
            ■     16.5.18 FHNW Olten                                       ■   16.5.18 FHNW Olten
            ■     29.5.18 FHNW Windisch                                    ■   29.5.18 FHNW Windisch

          www.bestand2bim.ch
           Infos und Anmeldung unter                                       Infos und Anmeldung unter
            www.bestand2bim.ch                                             www.bestand2bim.ch

                Wir schaffen Raum
                für baukulturellen Dialog.

             350 Architekten und Bauleiter
             können nicht irren!
                Die 5 häufigsten Irrtümer zum Thema
                Bauversicherungen: www.kmuvb.ch/bau

         Prod_KMU_Inserat_2018_200x63mm_V3_180322.indd 1                                        22.03.18 11:20
Konstruktionen aus Stahl und Holz - espazium
TEC21 16/2018                                                                               Wettbewerbe                      7

Ausschreibungen
OBJEKT/PROGR A M M                     AU FTR AGGEBER         V ERFA HREN             FACHPREISGERICHT        TER MINE

Wohnen im Alter,                       Gemeinde Balzers
                                       9496 Balzers LI
                                                              Projektwettbewerb,
                                                              selektiv, anonym,
                                                                                      Diego Gähler,
                                                                                      Nicole Gärtner,
                                                                                                              Bewerbung
                                                                                                              7. 5. 2018
Balzers (LI)                                                  für Architekten         Hans Hohenfellner,
                                                                                      Eva Keller,
www.ics.li                                                                            Denise Ospelt

Neubau Sekundar-                       Gemeinde Teufen,
                                       vertreten durch das
                                                              Projektwettbewerb,
                                                              selektiv, anonym,
                                                                                      Lisa Ehrensperger,
                                                                                      Paul Knill,
                                                                                                              Bewerbung
                                                                                                              18. 5. 2018
schulhaus Teufen                       Hochbauamt Teufen      für Architekten         Isabel Manser,          Abgabe
                                                                                      Peter Makiol,           Pläne
www.simap.ch (ID 169141)               Organisation:                                  Martin Widmer           28. 9. 2018
                                       Blumergaignat                                                          Modell
                                       9000 St. Gallen                                                        12. 10. 2018

Umgestaltung Linden-                   Einwohnergemeinde
                                       Allschwil
                                                              Studienauftrag,
                                                              selektiv, für Land-
                                                                                      Lorenz Eugster,
                                                                                      Jürgen Johner,
                                                                                                              Bewerbung
                                                                                                              25. 5. 2018
platz, Allschwil                                              schaftsarchitekten,     Jacqueline Parish,
                                       Organisation:          Architekten             Christian Pestalozzi,
www.simap.ch (ID 169463)               Metron                 und Städtebauer         Lisa Euler
                                       Raumentwicklung
                                       5201 Brugg                 – konform

Instandsetzung und                     Hochbauamt Kanton
                                       Zürich im Auftrag
                                                              Leistungsofferte,
                                                              offen,
                                                                                      Keine Angaben           Abgabe
                                                                                                              11. 6. 2018
Ausbau Dachgeschoss,                   des Obergerichts       für Architekten
Seilergraben 1, Zürich                 8090 Zürich            und Baumanager

                                                              Inserat S. 4
www.hochbauamt.zh.ch

Réunion des centrales                 Etat du Valais
                                      1950 Sion
                                                              Projektwettbewerb,
                                                              offen, anonym,
                                                                                      Philippe Venetz,
                                                                                      Patrick Aeby,
                                                                                                              Anmeldung
                                                                                                              22. 6. 2018
d’engagement                                                  für Architekten und     Astrid Dettling,        Abgabe
112-117-118-144,                                              Bauingenieure           Jean-Claude Frund,      Pläne
Sierre                                                                                Vincent Pellissier,
                                                                                      Eddy Jollien
                                                                                                              10. 8. 2018
                                                                                                              Modell
                                                                                                              24. 8. 2018
www.simap.ch (ID 169204)

Neubau Primar-                         Gemeinde Naters
                                       3904 Naters
                                                              Projektwettbewerb,
                                                              offen, anonym,
                                                                                      Norbert Russi,
                                                                                      Adrian Kramp,
                                                                                                              Anmeldung
                                                                                                              6. 7. 2018
schulhaus Campus                                              für Architekten         Carole Pont Bourdin,    Abgabe
Bammatta, Naters                                                                      Leentje Walliser,       Pläne
                                                                                      Philipp Jordan          10. 8. 2018
www.simap.ch (ID 169192)                                                                                      Modell
                                                                                                              17. 8. 2018

Preise
International                          Zentrum für
                                       Internationale
                                                              Gesucht werden
                                                              Werke, die für
                                                                                      Teilnehmen können
                                                                                      Künstler, die Licht als
                                                                                                              Eingabe
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Light Art Award 2019                   Lichtkunst Unna        die Weiterentwicklung   primäres Arbeitsmittel
                                       und innogy Stiftung    der Lichtkunst          nutzen und einen Blick Preis-
www.ilaa.eu                                                   wegweisend sind.        in eine mögliche Zu-    verleihung
                                                                                      kunft der Lichtkunst    7. 6. 2019
                                                                                      gewähren.

       Weitere laufende Wettbewerbe finden Sie auf www.konkurado.ch
       Wegleitung zu Wettbewerbsverfahren: www.sia.ch/142i
Konstruktionen aus Stahl und Holz - espazium
8       Wettbewerbe                                                                                            TEC21 16/2018

                              STUDIENAU FTR AG ENTW ICK LUNG M A RKTGASSE, BERN

                           Weiterbauen im Welterbe
     Die Migros in der Altstadt von Bern verlagert einen Grossteil ihrer
Räumlichkeiten an den Bahnhof. Für den Umbau des historischen Bestands
 schrieb sie, eng begleitet von der Denkmalpflege, einen Studienauftrag aus.
Die ARGE Fiechter & Salzmann Architekten / Bellorini Architekten konnte ihn
            mit einem virtuosen Balanceakt für sich entscheiden.
                                                  Text: Lukas Imhof

I     n der Altstadt von Bern wird
      weiter gebaut. Nachdem im
      September letzten Jahres das

                                                                                                                               V isualisierung un d Plan: Projek t ver fas s en d e (Bearb eitung d e s Plans: Re d. T EC 21); Fotos: Chris tine Blas er
Projekt für den Ersatzbau des
Capitol-Kinos vorgestellt wurde
(vgl. TEC21 37/2017), ermittelte man
Anfang dieses Jahres im Rahmen
eines Studienauftrags den Ersatz-
neubau für die Räumlichkeiten der
Migros an der Marktgasse. Dabei
legt nicht nur die geografische Nähe
und die Verwandtschaft der beiden
Aufgaben eine weiterführende Be-
trachtung nah, sondern vor allem
auch die denkmalpflegerische Stra-
tegie. Denn hier wie dort prägten die
Forschungen und Vorgaben der städ-
tischen Denkmalpflege den architek-
tonischen Entwurf in einer Art, die
weit über Schutz und Erhalt von
Bausubstanz hinausgeht und die
strukturellen Grundannahmen der
projektierten Architektur mitprägen.
        Doch zur Ausgangslage:
Die Migros Genossenschaft Aare
verfügt inmitten der Altstadt von
Bern über mehrere Parzellen Land,
auf denen neben einigen erhaltenen
historischen Bauten und Fassaden
                                          Der Siegerentwurf der ARGE Fiechter & Salzmann Architekten / Bellorini Architekten
ein moderner Bau steht, errichtet in      kombiniert elegant die historische Stadtstruktur, die Bestandsbauten, die altneue
den 1950er- und erweitert in den          Motivik und die zeitgenössische Architektur mit den betrieblichen Anforderungen
                                          der Auftraggeberin. Für das Dachgeschoss des Neubaus ist ein Restaurant geplant.
1970er-Jahren. Darin befinden sich
neben einem Einkaufszentrum vor
allem Räumlichkeiten der Migros-
Klubschule, die aber zurzeit in neue    Unzimperlicher Umgang                      sonst im Mittelalter üblichen Markt-
Räume am Bahnhof umzieht. An-                                                      plätze ersetzen – mit dem Ziel, eine
schliessend soll die gesamte Hofbe-     Die Berner Stadtmorphologie geht           höhere Abwicklung an guten Ver-
bauung abgerissen und durch ei­nen      auf eine spezifische Form des zäh-         kaufslagen zu generieren. In der
Neubau ersetzt werden. Gemäss einer     ringischen Stadtgrundrisses und            Folge wurden tiefe, schmale Grund-
Planungsvereinbarung mit der Stadt      dessen Weiterentwicklung durch die         stücke abparzelliert, jedes mit einem
Bern ist in den Obergeschossen eine     Savoyer zurück. Die von den Herzö-         Zugang zur Gasse. Diese Rücken an
Wohnnutzung vorgesehen; EG und          gen von Zähringen im 12. Jahrhun-          Rücken gespiegelten Parzellen bil-
Untergeschosse bleiben Supermarkt.      dert systematisch gegründeten              den die Grundstruktur Berns. Im
So wird bereits das Raumprogramm        Städte zeichneten sich unter ande-         Lauf der Zeit ergänzte man die rück-
ein Stück Stadtreparatur.               rem durch Marktgassen aus, die die         wärtigen, tiefen Gärten mit einer
Konstruktionen aus Stahl und Holz - espazium
TEC21 16/2018                                                                                         Wettbewerbe                        9

                  Zeu
                        gha
                              usga
                                       gesamte Areal flächen­      deckend                  die bauhistorische Entwicklung des
                                     sse
                                       zweistöckig über­baut und zwei- bis                  Gebiets wie auch die einzelnen Ob-
                                       dreigeschossig unterkellert. Die                     jekte sorgfältig untersucht, sondern
                                       durch die grosse Bau­tiefe nötigen                   definierte die Grundannahmen für
                                       Höfe zeichnen sich erst in den oberen                die Projektierung frühzeitig im Sinn
  Waaghausgasse

                                       Geschossen ab. Der gesamte Bereich                   eines «stadtmorphologischen Ent-
                                       zwischen den beiden Häuserzeilen                     werfens»: Die neuen Bestandteile
                                       an den Gassen – tra­ditionell der                    sollen aus dem «inneren Wesen der
                                       Bereich von Hinterhäusern und                        Stadt, ihrer Substanz und Morpho-
                                       Höfen – wurde damals mit einem                       logie» entwickelt werden. Für die
                                       alle Dimensionen der Altstadt spren-                 vorliegende Aufgabe wurden folgen-
                                       genden Volumen überbaut.                             de Kennzeichen der Stadtmorpho-
                Mark
                                                Vom zeitgenössischen Ver-                   logie als verbindlich definiert:
                     tgas
                          se
                                       ständnis von Denkmalschutz – der,                     –– Respektierung der zähringischen
                                       so viel kann man sagen, nicht über-                      Parzellenstruktur mit passender
Situationsplan mit Siegerprojekt,
ohne Mst.                              trieben an der Substanz hing – zeugen                    Brandwandausbildung
                                       einige Bauteile, die abgerissen und                   –– typologisch-funktionale Wieder­
                                       sodann in frei interpretierender                         herstellung der Vorderhäuser
weiteren Häuserzeile, sodass die Form neu gebaut wurden. So wurde                               als selbstständige Einheiten (in
typische Vorder- und Hinterhaus­ etwa der historische Treppenhaus­                              den Ober­geschossen)
situation mit dazwischen liegenden turm in verputztem Beton und einer                        –– ausgeprägte Hofbildungen bis
Höfen entstand.                        anderen Geschossigkeit neu erstellt                      auf Erdgeschossniveau
         Die Migros bezog kurz nach und mit einem vorher so nicht mehr                       –– Klärung des architektonischen
dem Zweiten Weltkrieg erste Räum- vorhandenen Spitzhelm bekrönt,                                Ausdrucks bis zur Materialisie-
lichkeiten an der Marktgasse. 1958 der nach einer historischen Stadt-                           rung im Sinn einer integrativen
wurden diese zu klein, die ersten ansicht rekonstruiert wurde.                                  Interpretation des tradierten
historischen Bauten wurden abge-                                                                Stadt­bilds
rissen und durch einen Neubau er- Morphologische Vorgaben
setzt. 1973 lag ein Projekt des Berner                                                      Die Spuren lesen
Architekturbüros Trachsel + Steiner Bauliche Eingriffe in der geplanten
zur Neubebauung des Gebiets zwi- Grössenordnung wie das aktuelle                            Diese Vorgaben müssen für den Ent-
schen Marktgasse 40 und 46 vor, Bauvorhaben hat es in der Altstadt                          wurf keineswegs eine Einschrän-
das den Abbruch weiterer histo­ von Bern – der besterhaltenen Zäh­                          kung sein, sondern können eine hilf-
rischer Gebäude sowie die kom­ rin­gerstadt überhaupt und UNESCO-                           reiche Leitlinie darstellen. Das zeigt
plette Überbauung der Hofbereiche Weltkulturerbe – seit Jahrzehnten                         nicht nur der siegreiche Entwurf der
vorsah. In Fachkreisen und auch nicht mehr gegeben. Um einen Ein-                           ARGE Fiechter & Salzmann Archi-
in der Bevölkerung regte sich je- griff dieser Tragweite in ein so hoch                     tekten und Bellorini Architekten,
doch heftiger Widerstand, sodass eingestuftes Ensemble zu le­gi­ti­mie­                     sondern ex negativo auch das spek-
ein verändertes Projekt zur Aus­ ren und einen Mehrwert gegenüber                           takuläre Scheitern des Projekts des
führung kam, das die noch be­ der bestehenden Situation zu schaf-                           Berliner Büros von David Chipper-
stehenden historischen Bauten an fen, forderte die Denkmalpflege nicht                      field. Dieses sucht eine Fortschrei-
der Marktgasse ganz oder teilweise nur – wie schon beim Capitol-Wett-                       bung der Stadtgeschichte als Pa-
verschonte. Dennoch wurde das ­bewerb – eine umfassende Studie, die                         limpsest, indem neue Schichten

Modell Siegerentwurf: Die Neubauten fügen sich geschickt in          Modell Entwurf ARGE David Chipperfield Architects / b + p
die Struktur des Bestands ein, gliedern diesen aber teilweise neu.   baurealisation: ein grosses Volumen statt Berner Kleinteiligkeit.
Konstruktionen aus Stahl und Holz - espazium
10       Wettbewerbe                                                                                                 TEC21 16/2018

                                                                                                 20

Schnitt Siegerentwurf, Mst. 1 : 800: Westfassade mit historischem Hof, das Hinterhaus und die Westfassade des Gartenhofs.

                                                                                                                                     Pläne: Projek t ver fassende
                                               Lu ft ra um
                                                           ,
                                               Ei nb lic k
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                                               Su pe rm ar
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                                                                                                                          e
                                                                                                                      gas s
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                                                                                                                     haus
                                                                                                                   Zeug

Erdgeschoss Siegerentwurf, Mst. 1 : 800: Deutlich sichtbar ist die neue öffentliche Querung durch das Gebäudekonglomerat.

der Stadt über die alten gelegt wer-         henden Stadtstruktur, sondern auch           und kulissenhaft. So sehr einen die
den – und interpretiert die Aufgabe          am Raumprogramm. Dieses führt                architekturgeschichtlichen Verwei-
in der Folge deutlich freier. Nur noch       dazu, dass sich die Markthalle über          se und Erinnerungen zu faszinieren
in den Vorderhäusern sowie im Erd-           einem vollständig «aufgefüllten»             vermögen: Man stelle sich vor, man
und Untergeschoss soll die histori-          Erdgeschoss erhebt und so der                müsste die Markthalle in Krakau im
sche Parzellierung lesbar bleiben,           Grundgedanke des Entwurfs nicht              ersten Obergeschoss über einem
darüber erhebt sich ein ortsfremder          zum tragen kommt: Es gelingt gar             Supermarkt suchen: undenkbar.
Baukörper quer zur Parzellenstruk-           nicht erst, denjenigen öffentlichen
tur. Das Bild einer Markthalle auf           Platz zu schaffen, auf dem sich eine        Alles ist schon da
einem neu geschaffenen Platz im              Markthalle erheben sollte. So wirkt
Innern der bestehenden Häuser­               der architektonisch anspruchsvoll            Mit bemerkenswerter Leichtigkeit
zeilen ist an und für sich hoch inte-        gestaltete und gekonnt mit architek-         gelingt die Lösung der Aufgabe in-
ressant. Es scheitert aber nicht nur         turgeschichtlichen Motiven angerei-          des dem Siegerprojekt. Weit entfernt
am Beharrungsvermögen der beste-             cherte Entwurf an diesem Ort fremd           von einer Rekonstruktion erscheint
TEC21 16/2018                                                                                                                                                                                                                                                     Wettbewerbe                    11

  es so selbstverständlich, dass der       erscheint. Dass im vermeintlich
  Bau wohl bald schon nicht mehr aus       strengen Konzept des «stadtmor­
  der Berner Altstadt wegzudenken ist.     phologischen Entwerfens» genü­     -
  So wird etwa der Treppenturm aus         gend Freiraum für typologische und                                                                                                                                                                                 TEILNEHMENDE
  den 1970er-Jahren erhalten und sei-      zeitgemässe Erfindungen zu finden                                                                                                                                                                                  Team 1 (Weiterbearbeitung): ARGE Fiech-
  ner ursprünglichen Funktion ent-         ist, zeigt das «Rooftop-Restaurant»,                                                                                                                                                                               ter & Salzmann Architekten, Zürich /
  sprechend neu genutzt. Er bleibt         das über den Dächern von Bern                                                                                                                                                                                      Bellorini Architekten, Bern; b + p baureali-
                                                                                                                                                                                                                                                              sation, Bern; Weber + Brönnimann Inge-
  dabei natürlich eine mangelhafte         ein neuer Ort von hoher Aufenthalts­                                                                                                                                                                               nieure und Planer; Bern; Vogt Landschafts-
  Kopie eines älteren Bauteils, trägt      qualität werden dürfte – und ganz                                                                                                                                                                                  architekten, Zürich; Dieter Schnell, Bern
  jedoch baugeschichtliche Informa-        nebenbei eine architekturdidak­                                                                                                                                                                                    Team 2: Aebi & Vincent Architekten;
  tionen in sich, die älter sind als die   tische Funktion übernehmen könn-                                                                                                                                                                                   WAM Planer und Ingenieure; Adrian
                                                                                                                                                                                                                                                              Scheidegger; extra Landschaftsarchi-
  aktuelle Substanz. Wesentlich zur        te: Hier wird die morphologische
                                                                                                                                                                                                                                                              tekten; alle Bern
  Integration des Komplexes trägt bei,     Gestalt der Stadt plötzlich über-
                                                                                                                                                                                                                                                              Team 3: Ernst Niklaus Fausch, Zürich;
  dass zwei der drei vorgeschlagenen       sichtlich und klar wahrnehmbar.                                                                                                                                                                                    Diggelmann + Partner, Bern
  Höfe auch aus­serhalb der Geschäfts-     Das Projekt erklärt sich seinem
                                                                                                                                                                                                                                                              Team 4:
  zeiten der Öffentlichkeit zugänglich     Benutzer. Und dabei auch, wie die                                                                                                                                                                                  ARGE David Chipperfield Architects,
  bleiben. Als Teil einer neuen Querung    histo­ r ische Stadtstruktur Berns                                                                                                                                                                                 Berlin / b + p baurealisation, Bern;
  des Areals werden sie sich bald in       funktioniert. •                                                                                                                                                                                                    WaltGalmarini, Bern
  die kollektive Wahrnehmung der                                                                                                                                                                                                                              Team 5: ARGE GWJ Architektur, Bern /
  Stadt einschreiben.                      Lukas Imhof, Architekt;                                                                                                                                                                                            Degelo Architekten, Basel; Kissling + Zbinden
                                           imhof@lukasimhof.ch                                                                                                                                                                                                Ingenieure und Planer, Thun; Hartenbach
          Gleiches gilt für die vorge-                                                                                                                                                                                                                        & Wenger, Bern; Christoph Schläppi, Bern
  schlagenen Fas­    saden. Mit ihrer
  strukturellen, stetig variierenden                                                                                                                                                                                                                          FACHJ URY
  Gliederung aus Betonelementen,                                                                                                                                                                                                                              Fritz Schär; Architekt, Bern (Vorsitz);
  deren Textur und Farbigkeit an                                                                                                                                                                                                                              Thomas Pfluger; Architekt, Stadtbaumeister
  Sandstein erinnern soll, verspre-                                                                                                                                                                                                                           Bern; Stefan Gasser ; Architekt, Leiter
                                             Weitere Pläne und Bilder                                                                                                                                                                                         Denkmalpflege Winterthur; Aldo Nolli ;
  chen sie einen Ausdruck, der               finden Sie auch auf                                                                                                                                                                                              Architekt, Massagno; Sibylle Aubort Rader-
  gleichzeitig modern und ortstypisch         www.espazium.ch/marktgasse-bern                                                                                                                                                                                 schall , Landschaftsarchitektin, Meilen

Für jede Situation.
Das Holz/
Aluminium-                                                    10CFXLMQ6DQAxE0RN5NeOMzQaXER2iiNJvg6i5f0VIl-J3_61rRcOv17J9lncRlEzu6qwUWj6gEp8tfFJBdAf7zAgievqfMGn6Aoz7Mcjog2EBQw70bOd-XDo2Pj90AAAA
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12      Panorama                                                                                       TEC21 16/2018

                                          DIGITA LISIERUNG DES BAUENS

                  «Wir brauchen Klarheit im Kopf»
      Viele Planungsfachleute befürchten, die Digitalisierung des Bauens
       würde ihr Berufsprofil komplett umkrempeln. Dem widerspricht
     Prof. Manfred Huber, Leiter des Instituts Digitales Bauen der FHNW:
        Die Voraussetzungen für die interdisziplinäre Zusammenarbeit
     mit digitalen Werkzeugen seien Fachkompetenz und Zielverständnis.
                                                Interview: Judit Solt

TEC21: Herr Huber, das Institut        In der Baupraxis sind jene Fach-
Digitales Bauen ist interdisziplinär   leute, die die Gesamtleitung über
ausgerichtet. Weshalb?                 ein Projekt übernehmen – im
        Manfred Huber: Das neue        Hochbau Architekten, im Tiefbau
Institut soll die anderen vier         Bauingenieure –, unmittelbar
Institute der Hochschule für           von der Digitalisierung gefordert.
Architektur, Bau und Geomatik          Da sie für das Strukturieren der
FHNW – Architektur, Bauinge­           Projekte verantwortlich sind, liegt
nieurwesen, Energie am Bau und         es an ihnen, digitale Werkzeuge
Geomatik – verbinden. Die Digi­        in die Prozesse zu integrieren.
talisierung geht alle etwas an         Sind sie dazu fähig?
und tangiert die Zusammenarbeit                Die Person, die für die
zwischen den Disziplinen.              Gesamtleitung verantwortlich            Prof. Manfred Huber studierte
                                       ist, muss zwangsläufig auch den         1993–2000 an der ETH Zürich und

                                                                                                                        Foto: FHN W
                                                                               an der School of Architecture Ahme-
                                       Lead bei der Implementierung            dabad (Indien) Architektur. 2013–2016
                                       von digital geprägten Methoden          absolvierte er das MAS Digitales
     Es geht nicht primär              behalten. Das sehe ich genauso.         Bauen an der FHNW. Er leitet heute
     um technische Fragen,             Grundsätzlich haben wir Archi-
                                                                               das neue Institut Digitales Bauen
                                                                               der Hochschule für Architektur, Bau
     sondern um Methodik,              tekten und Ingenieure auch              und Geomatik der FHNW. 1999 war
                                       die Kompetenz für die Gesamtlei-        er Mitgründer des Architektur- und
     Prozesse und Organi­              tung; nun müssen wir uns aber
                                                                               Consultingbüros aardeplan ag, das
                                                                               er bis 2016 geleitet hat und in dessen
     sationsformen.                    befähigen, sie auch im Bereich          Verwaltungsrat er heute tätig ist.
                                       der digitalen Methoden zu über-         Beim SIA präsidiert er die Kommis­
                                                                               sion SIA 2051 BIM und vertritt als
                                       nehmen. Es wäre schade, wenn            Präsident der Begleitkommission
Wie wird diese Verbindung              wir durch Spezialisten verdrängt        SIA BK 442 BIM die Schweiz in inter-
konkret hergestellt?                   würden.                                 nationalen Normierungsgremien.
        Im MAS Digitales Bauen,
das seit bald fünf Jahren läuft,       Welche Qualifikation ist nötig?       Heisst das, der Ausbildungs-
kommen unterschiedlichste                      Zuerst muss man verste-       bedarf liegt gar nicht primär bei
Berufsleute zusammen: Architek-        hen, dass es nicht primär um          den IT-Kenntnissen?
ten, Ingenieure, Baumeister,           technische Fragen geht, sondern               Ja. Die jungen Leute sind
Holzbauer, Bauherrschaften,            um eine Methodik, um Prozesse         mit digitalen Tools aufgewachsen
Informatiker etc. Diesen interdis-     und Organisationsformen. Im           und fühlen sich damit wohl. Aber
ziplinären Ansatz möchten wir          Zentrum steht die Zusammenar-         es wäre ein Irrtum zu glauben,
auch auf die anderen Institute         beit zwischen den verschiedenen       die kriegen das dann schon auto-
übertragen, die nach Disziplinen       Planern und dem Auftraggeber.         matisch hin mit der Digitalisie-
organisiert sind. In der Forschung     Die gab es schon immer; nur           rung am Bau. Das Wissen, wie
hat die FHNW fünf strategische         können wir heute neue Werkzeuge       man ein Werkzeug anwendet, hilft
Initiativen lanciert, an denen         verwenden, etwa digitale Bau-         nichts, wenn man nicht versteht,
jeweils mindestens drei Hochschu-      werksmodelle. Dafür braucht es        wozu man es tut. Als Erstes muss
len beteiligt sein müssen. Eine        natürlich etwas technisches           man sich über das Ziel im Klaren
dieser Initiativen, «Soziotechnische   Wissen – aber am allerwichtigsten     sein. Ich staune immer wieder, wie
Gestaltung des digitalen Wan-          ist nach wie vor das Verständnis      schwer es uns allen fällt, ein Ziel
dels im Bauwesen», läuft unter         für die geeigneten Methoden und       zu formulieren – nicht nur den
unserer Leitung.                       Prozesse.                             jungen Bachelor- oder Masterstu-
TEC21 16/2018                                                                           Panorama             13

dierenden, auch erfahrenen Fach-      dungsfall abzuwickeln. Erst wenn      bekommt man nur in den Griff,
leuten in der Weiterbildung, auch     sie wissen, welches Bedürfnis an      wenn man von Anfang an eine
mir. Viele wissen nicht einmal,       Information sie haben, können sie     klare Vorstellung hat, welches Ziel
was ein Ziel ist. Wenn man sie        Anforderungen an diese Informa­       man verfolgt.
bittet, eines zu nennen, fangen sie   tion stellen. Das gilt immer, unab-
an, Tätigkeiten aufzuzählen. Das      hängig davon, ob die Information      Sind Ingenieurinnen und Inge-
Rucksackspiel zeigt es deutlich:      am Ende in digitaler oder analoger    nieure besser auf diese Herausfor-
Ich frage die Studierenden, was sie   Form vorliegt. Solche Übungen         derung vorbereitet?
in ihren Rucksack packen würden;      hätten wir schon früher brauchen              Meine Erfahrung ist, dass
die meisten geben bereitwillig        können! Nur waren wir damals          es ihnen eher gelingt, ein Ziel zu
Antwort – den Laptop, das Ta-         nicht dazu gezwungen.                 formulieren; sie sind ja vertraut
schenmesser, die Wasserflasche –,                                           mit der Nutzungsvereinbarung.
aber fast niemand will wissen,                                              Aber auch sie haben oft Mühe, das
wohin die Reise gehen soll. Dabei        Das Wichtigste ist die             Ganze im Auge zu behalten. In der
ist das doch die entscheidende           hohe Kompetenz in                  strategischen Planung und den
Frage, bevor man zu packen be-           der eigenen Disziplin.             Vorstudien, die in den Phasen 1
ginnt! Je nach Destination braucht                                          und 2 beschrieben sind, haben die
man eine andere Ausrüstung.                                                 wenigsten Planungsfachleute
                                      Heute geht es nicht mehr anders,      wirklich Übung; die Mehrheit
Wie wird dieses Verständnis           weil digitale Werkzeuge ein sehr      steigt beim konkreten Projekt ein.
vermittelt?                           strukturiertes Vorgehen erfordern.    Den meisten Bauherrschaften geht
         Indem wir üben. Die          Als ich an der ETH Architektur        es übrigens auch nicht besser.
Studierenden müssen lernen, ein       studiert habe, ging es fast nur um
Ziel zu formulieren; dann überle-     den Entwurf. Erst in der Praxis       Die Fähigkeit, ein Ziel zu formu­
gen sie, mit welchem Anwendungs-      haben wir begriffen, dass der         lieren, und das Verständnis
fall oder Szenario sie dieses Ziel    Entwurf erst der Anfang ist; dann     für Methodik und Prozesse sind
erreichen können; danach stellen      kommen die Baustelle und der          Voraussetzungen für die An-
sie zusammen, welche Informatio-      Betrieb. So unterschiedliche          wendung von digital basierten
nen sie brauchen, um den Anwen-       Lebensphasen eines Bauwerks           Methoden. Der wirkliche Gewinn

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liegt aber nicht in der neuen                Nicht maschinell strukturieren,        grosse Schwierigkeit: Wenn schon
Technologie, sondern in der bes­             das können Informatiker über-          zu einem frühen Zeitpunkt klar
seren interdisziplinären Zusam-              nehmen, sondern im eigenen Kopf.       konzipierte Modelle vorliegen, ist
menarbeit?                                   Dort muss Klarheit herrschen.          es auch möglich, früher Offerten
        Ja. Wir müssen lernen,               Diese Klarheit verschafft neue         einzuholen und Vorschläge einzu-
interdisziplinär zu kooperieren –            Freiheiten. Das war schon immer        binden. Allerdings braucht es
ob analog oder digital. Dafür                so; ein Modell – ob aus Karton         andere Verträge: Wir müssen weg-
müssen die Beteiligten von An-               oder digitalen Daten – ist immer       kommen von einer konfrontativen
fang an ihre Ziele formulieren;              eine Abstraktion der Wirklichkeit.     Haltung, bei der immer irgendeine
sie müssen diese teilweise sehr              Daher muss ich sehr genau über-        Partei die Lücke im Vertrag sucht,
unterschiedlichen Ziele verknüp-             legen, welchen Teil der Wirklichkeit   um mehr Geld für sich herauszu-
fen und herausfinden, mit welchen            ich auf welche Weise abstrahieren      schlagen; das hat keine Zukunft.
Mitteln sie sie gemeinsam errei-             will, um mein Ziel zu erreichen.
chen. Wir machen Digitalisierung             Als Gesamtleiter brauche ich nicht     Diesbezüglich ist die Schweiz im
nicht um der Digitalisierung                 selber digitale Modelle zu bauen,      internationalen Vergleich eher gut
willen. Sie unterstützt eine Metho-          das kann ich delegieren; aber          aufgestellt.
de, um Prozesse effizient und                ich muss das Ziel verstehen, die               Ja, und wir werden in den
zielführend abzuwickeln.                     Prozesse richtig strukturieren         Nachbarländern für unser System
                                             und die nötigen Massnahmen             beneidet, das nicht immer, aber
Wie viel technisches Wissen brau-            in die Wege leiten.                    doch oft partnerschaftlich funktio­
chen die Beteiligten, insbesondere                                                  niert. Architekten und Ingenieure
in der Gesamtprojektleitung?                 Wenn alle Planenden von Anfang         geniessen immer noch viel Respekt.
        Meiner Meinung nach                  an in einem gemeinsamen digi-          Diese Tradition wird uns auch
wenig. Das allerwichtigste ist die           talen Modell zusammenarbeiten          beim Implementieren der Digitali-
hohe Kompetenz in der eigenen                und wenn dieses Modell auch            sierung helfen. Diese Werte, auf
Disziplin; ohne die geht nichts.             Informationen zur Ausführung           die wir mit Recht stolz sein können,
Dann braucht es viel Verständnis             und zum Betrieb des Gebäudes           sind meiner Meinung nach kaum
für Methoden, Prozesse, Informa-             enthalten soll, dann verschieben       in Gefahr. Aber wir müssen daran
tionen und Daten – und dafür,                sich auch die Projektphasen.           arbeiten, sie zu bewahren und zu
wie man diese strukturieren kann.            Werden nun alle Abläufe neu            stärken.
                                             definiert?
                                                     Ich glaube nicht, dass sie     Was können Baufachleute tun?
                                             sich sehr stark verschieben wer-                Ich bin kein IT-Spezialist,
     Institut Digitales                      den, jedenfalls nicht mehr, als sie    sondern Architekt, aber ich enga-
                                             es schon tun. Wenn ein Auftrag-        giere mich für meine Branche,
     Bauen FHNW                              geber schon beim Vorprojekt eine       ich will den Wandel mitgestalten.
     Im Januar 2018 gründete die Fach-       detaillierte Kostenschätzung will,     Wir dürfen das Feld nicht einfach
     hochschule Nordwestschweiz FHNW         bekommt er sie in der Regel, mit       internationalen IT-Firmen mit rein
     ein neues Institut für digitales        oder ohne Digitalisierung. Nicht       kommerziellen Interessen überlas-
     Bauen unter der Leitung von Prof.
     Manfred Huber. Das neue Institut        die Leistungen ändern sich, son-       sen! In der Schweiz haben wir die
     geht aus dem bestehenden Kompe-         dern der Zeitpunkt, an dem die         Bottom-up-Tradition. Die Baufach-
     tenzzentrum Digitales Bauen hervor      Planenden und Ausführenden mit         leute warten nicht, bis der Staat
     und ist der Hochschule für Archi-
     tektur, Bau und Geomatik an­geglie­     der Zusammenarbeit beginnen –          etwas verordnet, sondern werden
     dert. Es hat einen vierfachen Leis­     wann sie gemeinsam starten, um         selbst aktiv. So entstehen un-
     tungsauftrag: Ausbildung, Wei­terbil-   gemeinsam ans Ziel zu kommen.          sere Normen – basierend auf Best
     dung, Forschung und Dienstleistung.
     In der Ausbildung sind die Themen                                              Practice. Zudem denke ich, die
     des digitalen Planens und Bauens        Bei gewissen Projekten, zum            Di­gitalisierung könnte uns auch
     in die jeweiligen Studiengänge in-      Beispiel im Holzbau, muss das          in der Honorarfrage helfen.
     tegriert, im Bereich Weiterbildung
     wird ein MAS in digitalem Bauen         spezialisierte Wissen der umset-       Ich glaube nicht, dass wir von den
     angeboten. Das Institut mit aktuell     zenden Unternehmen sehr früh in        Bauherren je mehr bekommen
     neun Beschäftigten aus den Berei-       die Planung einfliessen. Das steht     werden. Aber wenn wir dank der
     che Architektur, Bau- und Umwelt­
     ingenieurwesen, Gebäudetechnik          im Widerspruch zum öffentlichen        Digitalisierung zu mehr Klarheit
     und Informatik wird sein Angebot        Beschaffungswesen, bei dem             kommen und effektiver – nicht
     weiter ausbauen, etwa mit einem         zuerst projektiert und erst dann       effizienter, sondern effektiver –
     Masterstudiengang. Dieser soll aller­
     dings kein neues Berufsbild schaf-      ausgeschrieben wird. Braucht es        arbeiten lernen, dann hoffe ich
     fen, sondern die bestehenden Stu-       eine Anpassung?                        schon, dass auch mehr von unse-
     diengänge enger miteinander ver-                Ja, damit man die Unter-       rem Honorar für uns übrig bleibt. •
     knüpfen. • (pd/js)
                                             nehmen früher einbinden und ihre
     Mehr Info: fhnw.ch/habg/idibau          Vorschläge ins Projekt integrieren     Das Interview führte
                                             kann. Darin sehe ich aber keine        Judit Solt, Chefredaktorin
TEC21 16/2018                                                                          Panorama               15

      Zukunftsweisend
         umbauen
                Redaktion: Hella Schindel

                              Pro lnfirmis, Institut                JETZT NOCH FLEXIBLER!
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                              (Hrsg.): Zukunftsweisend
                              umbauen – Hindernisfrei                 comfort FRT (251-451)
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                              ISBN 978-3-85616-842-1

P        ro Infirmis betreut die Anliegen einer inklu-
         siven Gesellschaft. Daher beschäftigt sie sich
         auch damit, den Wohnbaubestand so umzu-
gestalten, dass hindernisfreie Räume entstehen. Ziel
ist es, sämtlichen Bevölkerungsgruppen ein selbst-
bestimmtes Wohnen zu ermöglichen. Anhand von
Plänen, Fotos und Berichten sind 15 Sanierungen von
Mehrfamilienhäusern in der Schweiz dargestellt, die
sich durch besondere Lösungsansätze hervorheben.
Trotz unterschiedlicher Voraussetzungen zeichnen
sich im Vergleich die neuralgischen Punkte ab: Die
vertikale Erschliessung, die Ausbildung von Schwel-
len und Türbreiten sowie die Nutzbarkeit der Bade-
zimmer sind selten für jedermann geeignet. Die ge-
setzlichen Grundlagen erlauben mit Blick auf die
Verhältnismässigkeit Einschränkungen, die immer
noch weidlich ausgenutzt werden. In diesem über-            Durchdachte Lösungen aus einer Hand
sichtlich und schön gestalteten Leitfaden können
                                                                                               ®
Planer und Nutzer Anregungen finden, um einer
durchmischten Gesellschaft, wie wir sie anstreben,
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Korrigenda                                                  •
                                                            •
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                                                              Spart Platz durch Luftleitungen in eine Richtung
Eine Ergänzung zur Wettbewerbskritik «Scholle im
                                                            • Spart Geld und schont Ressourcen
Häusermeer», TEC21 14/2018: Team 3 (Buchner Bründ-
                                                            • Reagiert automatisch auf Gerüche
ler Architekten, Basel; vetschpartner Landschafts-
architekten, Zürich; Ammann Albers StadtWerke,              • Ermöglicht individuelle Anlagengestaltung durch
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Zürich) und Team 5 (Gmür & Geschwentner Architek-
                                                            • Onlinefähig
ten; Jakob Steib Architekten; Helle Architektur, alle
Zürich; August + Mar­grith Künzel Landschaftsarchi-
tekten, Binningen) erreichten ebenfalls die zweite          Jetzt Ihr persönliches HomeVent® Angebot anfordern!
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16      Panorama                                                                                                 TEC21 16/2018

                                           UMBAU VON PRI VAT ZU ÖFFENTLICH

                                         Der zweite Blick
     Für den neuen Standort der Galerie Berinson in einer Berliner Wohnung,
     die charmant, aber als öffentlicher Raum zunächst denkbar ungeeignet
        erscheint, präsentieren Gonzales Haase AAS ein starkes Konzept.
                                                     Text: Hella Schindel

                                                                                                                                 F o t o: T h o m a s M e y e r/ O s t k r e u z ; P l a n: G o n z a l e s H a a s e
        Der Tresen grenzt den öffentlichen Teil der Galerie vom Büro ab. Jenseits der massiven Wand rechts schliessen
        sich die drei Ausstellungsräume an. Die Oberflächenbehandlung von Wand und Boden ist in sich konsequent und
        streng definiert.

E       s ist die vornehme Pflicht
        einer Galerie, den in ihr aus-
        gestellten Bildern den visu-
                                          werden soll. Zur Umsetzung dieses
                                          Wunschs hat der architektonisch
                                          bewanderte Galerist den Planern
                                                                            bereich. Über einen unscheinbaren
                                                                            Hauseingang zwischen zwei Ge-
                                                                             schäften führt ein langer Korridor
ellen Vortritt zu lassen und durch        Carte blanche gegeben, mit dem Wis-
                                                                            zum Zugang der Räume. Es gibt
die Abwesenheit einer eigenen, for-       sen, auf diese Weise am ehesten zu­keine grosse Schaufensterfront, son-
dernden Präsenz deren Wirkung zu          einem rundum schlüssigen Entwurf  dern nur gewöhnliche Fenster zur
unterstreichen. Die Berliner Galerie      zu gelangen.                       Seitenstrasse, die eine Abfolge von
Be­rinson­zeigt Künstler aus den                                            drei Räumen belichten.
Avantgardebewegungen des frühen           Schwäche als Stärke nutzen                  Im Innern teilt eine dicke
20. Jahrhunderts, häufig auch foto-                                         Wand das Volumen von rund 150 m2
grafische Werke, deren zeitgenössi-       Die umzubauende Wohnung im der Länge nach in zwei Hälften (vgl.
sche Relevanz durch eine entspre-         Hochparterre hinter einem Laden Grundriss rechts). Im hofseitigen
chende Gestaltung der Räume betont        diente ursprünglich als Rückzugs- Teil ist die Aussenhaut der Wohnung
TEC21 16/2018                                                                                              Panorama
                                                                          Fachtagung mit begleitender Ausstellung
                                                                                                                                  17

sehr bewegt, da sie sich sowohl einem innenliegen-
den Hof als auch einem Garten zuwendet. Es erfordert
                                                                          Textilbeton in der Praxis
schon einige Chuzpe, dieses versteckte und so typisch                     Konstruieren, Bemessen, Bauen
berlinerisch eingewachsenen Territorium in der Pu-
blikumswahrnehmung verankern zu wollen. Dabei                             Donnerstag, 7. Juni 2018 | ZHAW Winterthur
spielt den Planern der Hype, der gerade in der Kunst-
szene einen nicht für jedermann sichtbaren Ort um-
gibt, in die Hände.

Intensiv und zurückhaltend
Um eine anziehende Location zu schaffen, haben
Gonzales Haase zwei verschiedene Ästhetiken verfolgt:
Der ganze hofseitige Bereich wurde grosszügig ent-
kernt und kann im Prinzip jede Nutzung aufnehmen.
Die strassenseitigen Wohnräume wurden hingegen
in ihrer Grundstruktur erhalten und dienen nun als
Ausstellungskabinette. Für die Ausführung haben
sich die Innenarchitekten auf wenige starke Mittel
konzentriert, deren Qualität in der äusserst präzisen
Formulierung der Details und Oberflächen zum Tra-
gen kommt – bei einem Altbau, in dessen Struktur
massiv eingegriffen wird, sicherlich ein hohes Ziel.
        Während die weiss verputzten Wände super-
glatt und roh erscheinen, wurde der alte Holzboden
einfach grossflächig schwarz glänzend überlackiert.
Verschiedene Verlegemuster des Bestands, die durch
das Versetzen von Öffnungen und Wänden nun an-
einanderstossen, werden so egalisiert, bleiben aber
ablesbar. Der starke Kontrast zu den hellen Flächen
verleiht dem Boden eine starke Präsenz.
                                                 Fortsetzung S. 18
                                                                     10

                                                                          Carbonvorgespannte Betonbrücke
                                                                          „Eulachbrücke“ in Winterthur
                                                                          Foto: Fachgruppe FVK, ZHAW
                                                                     5

                                                                          •   Detlef Koch, Koch GmbH
                                                                          •   Sergej Rempel Dr.-Ing., solidian GmbH
                                                                          •   Andre Weber Dr.- Ing. , Schöck Bauteile GmbH
                                                                     2

                                                                          •   Christian Wagner Prof. Dr.-Ing., HTKW Leipzig
                                                                     1

                                                                          •   Josef Kurath Prof. ZHAW, Staubli, Kurath & Partner AG
                                                                          •   Robin Schaub, Sika Schweiz AG
                                                                          •   Peter Jehle Univ.-Prof. Dr.-Ing., TU Dresden
                                                                          •   Philipp Preinstorfer, TU Wien
                                                                          •   Fabrizio Cecchettin, Dr. J. Grob & Partner AG, ZHAW
                                                                          •   Reto Lussi, Synaxis AG, ZHAW

Die Galerie ist vom Wohntreppenhaus her zugänglich.
Von der Seitenstrasse fällt Tageslicht in die Kabinette .
Die Lichtbänder (hier blau dargestellt) erstrecken sich durch
alle Räume; Mst. 1 : 200.

                                                                          Detailprogramm und Anmeldung :
                                                                          www.zhaw.ch/fvk/textilbeton18
                                                                          fvk.bauwesen@zhaw.ch | Tel. 058 934 76 43
18       Panorama                                                                                        TEC21 16/2018

Dem Lieblingsthema aller Innen-            koppelten Rückzugsbereich mit klei-
architekten, der Fuge zwischen Wand        nem Büro und WC. Die raumbilden-
und Boden, haben sich die Planer           den Regale und die Innen­seite des
mit besonderer Sorgfalt zugewandt:         Arbeitstresens entblössen an ihren
Sie ist weg. Ein kleiner Rücksprung,       offenen Kanten die Spanplatte, aus
gefüllt mit Schatten, trennt die           der sie gebaut sind – das Eichen­
Vertikale von der Horizontalen.            furnier und die feine Lackierung
                                           sind als Applikation ausgestellt.
Schroffe Gegenwelt                         Diese absichtlich grobe und provi-
                                           sorisch wirkende Ausführung der
Im entkernten Teil lassen nur noch         Möbel betont den Werkstattcharak-
die Unterzüge Rückschlüsse auf die         ter der nichtöffentlichen Räume.
ursprüngliche Aufteilung zu. Die
Achse des Eingangsflurs wird durch         Bilaterales Raumkonzept
einen Tresen betont, der den Raum
mittig in einen Empfangsbereich            Die gegenüberliegende Wand stellt
                                                                                  Die Fenster erhalten durch die
und in ein Büro teilt.                     die Grenze und Verbindung zu den       umlaufende Einfassung einen
        Hinter dem Tresen sind             ehemaligen Wohnräumen dar, die         objekthaften Charakter.
raumhohe Bilderlager eingebaut.            durchaus noch als solche zu erken-
Indem sie parallel zum Tresen auf-         nen sind, aber ihren privaten Cha-
gestellt sind, negieren sie die Ver-       rakter durch subtile Eingriffe der offenen Bereich und den Ausstel-
sprünge der rückwärtigen Fassade           Architekten abgelegt haben. Drei lungsräumen bieten verschiedene
und schaffen dahinter einen abge-          türlose Durchbrüche zwischen dem Sichtverbindungen. Die mittigen
                                                                              Flügeltüren der Wohnraumenfilade
                                                                              wurden zugunsten durchgehender

                                                                                                                          F o t o s : H e l l a S c h i n d e l , T h o m a s M e y e r/ O s t k r e u z
                                                                              Wandflächen geschlossen. Stattdes-
                                                                              sen sind die Räume gleich hinter
                                                                              der Wand durch schmale Schlitze
                                                                              zu­einander geöffnet, was verschie-
                                                                              dene Rundgänge ermöglicht. Um
                                                                              den Ausblick mitsamt den altbau­­-
                                                                              typi­schen Fensterpaaren selbst als
                                                                              ein Bild erscheinen zu lassen, das
                                                                              sich zwischen die tatsächlich aus-
                                                                              gestellten gerahmten Werke fügt,
                                                                              haben die Innenarchitekten in den
                                                                              bodentiefen Laibungen jeweils ei­-
                                                                              nen schmalen Sockel aufgemau­ert
                                                                              und so die Fenster rahmenartig um-
                                                                              schlossen.

                                                                                  Kompromisslose Leuchten

                                                                                  Das technisch helle Licht, das alle
                                                                                  Räume durchflutet, verstärkt die
                                                                                  sachliche Atmosphäre noch einmal.
                                                                                  Auf fünf parallelen Achsen ziehen
                                                                                  sich Metallvierkante mit einem
                                                                                  grosszügigen Abstand unter der De-
                                                                                  cke entlang und nutzen diese als
                                                                                  Reflektor. Es ist eine Wohltat, Kunst
                                                                                  betrachten zu können, ohne dabei
                                                                                  von Strahlern geblendet zu werden.
                                                                                  Die Befestigung der Leuchtkörper
                                                                                  ist nicht zu sehen – sie scheinen
                                                                                  durch die Wände zu stossen und
                                                                                  verbinden damit den gesamten
                                                                                  Grundriss zu einem Kontinuum.
Geschickte Öffnungen ermöglichen eine Zirkulation zwischen den Räumen;
anstelle der mittigen Flügeltüren sind die Durchgänge nun schmal und rahmenlos.
steelinfo
TEC21 16/2018                                                                                                          Panorama              19

                                                                                                             Prix Acier 2018
                                                                                                                       AUSSCHREIBUNG
                                                                                                             PLANUNGSBÜROS + UNTERNEHMEN
Endlich mal keine Strahlerleisten in einer Galerie:                                                          SIND EINGELADEN, IHRE PROJEKTE
Die strengen Leuchten sind im Einklang mit der Architektur
gesetzt und rhythmisieren den gesamten Raum.
                                                                                                             ZUR BEURTEILUNG EINZUREICHEN.

                                                                                                                          EINSENDESCHLUSS
Raum als Rahmen                                                                                                     DONNERSTAG, 31. MAI 2018
Indem die Räume von allen wohn­lichen Attributen                                                             http://www.szs.ch/prix-acier-2018/
befreit und als eigenwilliges Volumen präsentiert
werden, verhelfen sie der ausge­stellten Kunst zu ei-
nem starken Hin­tergrund. Ein übersichtlicher Rund-
gang zwischen den Ausstellungskabinetten und dem
nur durch Einbauten gegliederten Empfangsraum
zu beiden Seiten der zentralen Mauer ermöglicht dem
Besucher, sich gut zu orientieren und seine Aufmerk-
samkeit ganz auf die Kunst zu lenken.
         Gegen alle Theorie lohnt der Besuch der Ga-
lerie also nicht nur wegen der ausgestellten Arbeiten,
sondern auch wegen der sorgsamen Innenarchitektur.
Ihre Raffinesse gibt sich erst auf den zweiten Blick
zu erkennen, um dann all diejenigen unter den
Kunstinteressierten für sich einzunehmen, die ein
Auge für gelungene Details haben. •
                                                             Foto: Headquarter Sky Frame | Claudia Luperto

Hella Schindel, Redaktorin Innenarchitek­t ur/Architektur

   Bauherrschaft
   Galerie Berinson, Berlin

   Innenarchitektur und Lichtplanung
   Gonzales Haase AAS, Berlin

   Innenausbau und Installationen
   Tectone, Berlin

   Möbelbau
   FS Möbelgestaltung, Berlin                                                                                                  Stahlbau Zentrum Schweiz
                                                                                                                        Seefeldstrasse 25 | CH-8008 Zürich
                                                                                                                            info@szs.ch | T: 044 261 89 80

   Weitere Pläne und Fotos auf
   www.espazium.ch/galerie-berinson

                                                                Ein Gemeinschaftsprojekt von SZS und
20      Vitrine                                                                                         TEC21 16/2018

                        Neues aus der Baubranche
                                           Redaktion: Anna-Lena Walther

                                       Bauwerk Parkett

                                       Die Formpark-Familie von Bauwerk
                                       Parkett erhält Zuwachs. Zwei neue
                                       Formate – Formpark Quadrato und
                                       Formpark Rombico – ermöglichen
                                       eine Neuinterpretation klassischer
                                       Verlegemuster. Während die gross-
                                       zügigen Formate die Raumwirkung
                                       betonen, sorgt das Verlegemuster
                                       für eine einzigartige Lichtreflexion.   Neue Werkstatt
                                       Formpark Rombico weist einen
                                       45°-Winkel auf, der sich ideal für      1988 gegründet, ist die Neue Werk-
                                       ein französisches Fischgrat eignet,     statt heute als Kompetenzzentrum
                                       aber auch für andere, individuelle      für Licht und Beleuchtung etabliert.
                                       Ver­
                                          legemuster mit klarer Form-          Ihr 30-jähriges Bestehen feiert die
                                       sprache. Er ist in den Farben Eiche,    Neue Werkstatt mit zwei Tagen der
                                       Eiche Farina und Eiche Mandorla         offenen Tür am 27. und 28. April in
                                       erhältlich, nicht gefast, aber ge-      Winterthur. Mit Speis und Trank,
                                       bürstet. •                              Gesprächen und Musik sowie na­
                                            www.bauwerk-parkett.com            türlich mit «Licht-Blicken» in Form
                                                                               von leuch­tenden Exponaten, beein-
                                                                               druckenden Lichtspielen und Expe-
                                                                               rimenten sowie mit einer Feuershow
                                       Formex                                  am Freitagabend. Alle Leser sind
                                                                               herzlich eingeladen! •
                                       Eine metallische Oberfläche, die        www.neuewerkstatt.ch
                                        resistent gegen Kratzer ist, keine
                                       Fingerabdrücke annimmt und eine
                                       weiche Haptik sowie einen ausser-
                                       gewöhnlich hohen Mattgrad besitzt:
Fischer Rista                          Fenix NTA verbindet Ästhetik und
                                       technische Leistung auf harmo­ni­         IN DER V ITRINE PR ÄSENTIERT
Die flächenartigen Schubbeweh-          sche Weise. Die metallische Kom­-
                                                                                 Die Angaben zu Firmen, Produkten
rungskörbe Fideca® von Fischer         ­ponente verleiht ihm Eleganz und         und Dienstleistungen basieren
Rista sind besonders geeignet, um      Zeitlosigkeit. Fenix NTA eignet           auf Firmeninformationen. Auf den
                                                                                 Abdruck solcher Hinweise besteht
den Schubwiderstand von Beton-          sich für horizontale als auch ver­
                                                                                 kein Anspruch. Die Redaktion behält
tragwerken zu erhöhen. Die kraft-      tikale Anwendung. Das Material            sich Kürzungen vor.
schlüssige Verankerung der Verti-      lässt sich leicht bearbeiten und ist
                                                                                 Bitte senden Sie Ihre Informationen
kalbewehrung ist ein wichtiger         als Vollkernplatte, Kunstharzplatte       an TEC21, Postfach, 8036 Zürich,
Faktor bei der Gestaltung der Schub-   und Verbundplatte mit passenden           oder an produkte @ tec21.ch
bewehrungen. Gerade mit der pa­        ABS-Kanten erhältlich. •
tentierten Wellenform der Fideca®-     www.formex.ch
Schubkörbe ist eine kraftschlüssige
Verankerung gewährleistet. Die
Effizienz kann durch zahlreiche                                                  Weitere Informationen auf
Einsätze bei Platten, Unterzügen                                                 www.espazium.ch
und auch bei Wänden belegt werden.                                               Die mit     markierten Firmen bzw.
Das Fideca®-Schubkorbsystem lässt                                                Produkte sind in der Schweizer Bau-
sich einfach und baustellentauglich                                              muster-Centrale Zürich SBCZ vertreten.
montieren, was seine Verwendung
sehr wirtschaftlich macht. •
www.fischer-rista.ch                                                                     www.baumuster.ch
TEC21 16/2018                                                                                   Vitrine         21

                               1:0 für digitale Hilfsmittel
                                                Redaktion: Anna-Lena Walther

                                             Kopa und
                                             e-bau | BIM Werkstatt

                                             Die Nachfrage nach aktualisierten
                                             Bauwerksdokumentationen in der
                                             Immobilienbranche ist sehr gross.
                                             Oft sind Bestandspläne unvoll­
                                             ständig und die Planungsgrund­
                                             lagen ungenügend, um die anste­
                                             henden Aufgaben zu bewältigen.
                                             Die beiden Firmen Kopa und e-bau |
                                             BIM Werkstatt haben sich in einer
                                             Ko­operation zusammengeschlossen,
                                             um ihre Kompetenzen zu bündeln
      CRB                                    und gemeinsam anbieten zu kön-
                                             nen. An einer Vortragsreihe erfah- Debrunner Acifer
      Mit dem NPK-Editor lassen sich alle    ren die Besuchenden Wissenswertes
      Leistungsverzeichnisse aus dem         zum Thema «Digitale Bestands- Klares Design, intuitive Bedienung
      Normpositionen-Katalog NPK mü-         grundlagen für BIM-Projekte». •    und optimierte Produktdarstellung:
      helos und ohne Vorkenntnisse öff-      Daten und Veranstaltungsorte:      Die Debrunner Acifer AG hat mit
      nen, lesen, ergänzen und wieder        2. Mai 2018, FHNW Basel            der neuen bws®mobile App den Be-
                                             16. Mai 2018, FHNW Olten
      exportieren. Die neue Richtlinie       29. Mai 2018, FHNW Windisch        schaffungsprozess für Bau, Indust-
      «IfA18 – Informationen für Applika-    Infos und Anmeldung auf            rie und Gewerbe weiter verbes­sert.
      tionen» regelt den standardisierten    www.bestand2bim.ch                 Orts­unabhängiger Zugriff auf das
      Datenaustausch zwischen allen an                                          über 160 000 Produkte umfassende
      einem Bauprojekt Beteiligten. Der                                         Sortiment der Firma und weitere
      NPK-Editor stellt sicher, dass die                                        Dienstleistungen wie das orts- und
      Anwender von den neuen techni-                                            tagesaktuelle Bauwetter mit Tem­
      schen Möglichkeiten profitieren kön-                                      peratur-, Niederschlags- und Wind-
      nen. Das neue Tool basiert auf einer                                      werten machen die bws®mobile App
      sicheren, aktuellen Webtechnologie                                        zu einem praktischen Begleiter. Neu
      und präsentiert sich – im Unter-                                          können Kunden auch auf Favoriten-
      schied zu seinem Vorgänger, dem SIA                                       kataloge und erweiterte Produkt­
      451-Viewer – mit einer modernen                                           detailinformationen zugreifen. Ab
      Benutzeroberfläche und verbesser-                                         sofort im Apple App Store und im
      ten Funktionen. •                                                         Google Play Store verfügbar! •
           www.crb.ch                                                              www.d-a.ch

                                                                   Weniger Sorgen
                                                                   für Selbstständige.
                                                                   Die Unternehmerversicherung der Suva bietet Selbstständig-
                                                                   erwerbenden einzigartigen finanziellen Schutz bei Unfällen in Be-
                                                                   ruf und Freizeit sowie bei Berufskrankheiten. Übrigens: Auch
                                                                   mitarbeitende Familienmitglieder, die keinen AHV-pflichtigen Lohn
                                                                   beziehen, können sich versichern lassen. Weitere Informationen
         f fer te
Jetzt O nter                                                       erhalten Sie unter www.suva.ch/unternehmerversicherung.
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ht den Maure
                                                                                                                                   ac            r
                                                                                                                                  m

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                                                                                                                            lio
                                                                                                                         Giu

                                                                                                                                                            h...
                                                                                                                             41 Jahre
                                                                                                                                      1977 - 2018

                                                                                                                          ... u

                                                                                                                                                         o
                                                                                                                                  d

                                                                                                                                                    ns
                                                                                                                                      de                 e

                                                                                                                             n
                                                                                                                                           n C h ef eb

                                                                                System UNI-Fix
                                                                                für Dachrand- und
                                                                                                                              MADE IN SWITZERLAND
                                                                                Terrassenabschlüsse
                                                                                Das von ALBANESE® entwickelte Dachrand- und
                                                                                Terrassenabschlusssystem bietet dem Architekten eine
                                                                                einfache, stabile und sichere Lösung für kältebrückenfreie
                                                                                Flachdachränder und Terrassenabschlüsse, die allen
                                                                                ästhetischen Ansprüchen gerecht werden und den Bau-
                                                                                ablauf rationalisieren, vereinfachen und obendrein die
                                                                                Sicherheit erhöhen.
Terrassen- und Dachrandabschluss mit System UNI-Fix erstellt.

                                                                                ALBANESE ® Baumaterialien AG
                                                                                Maienriedweg 1a, 8408 Winterthur
                                                                                Tel. 052 213 86 41, Fax 052 213 73 59
Detailskizze Terrassenabschluss                Detailskizze Dachrandabschluss   info@albanese.ch, www.albanese.ch
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