"Der Mensch bleibt analog" - Dr. Ludwig Hasler - Printed in Switzerland
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Die Schweizer Druckindustrie macht Eindruck! 2851 25’115 MACHEN MACHEN SIESIE WELTWEIT WELTWEIT EINDRUCK EINDRUCK 1813 1,37 MIT MIT PRINTPRODUKTEN PRINTPRODUKTEN Mio. AUS AUS DER DER SCHWEIZ. SCHWEIZ. 3,85 Mrd. Umsatz grafische Industrie Tonnen Papierverbrauch 171 kg pro Kopf Anzahl Betriebe 24 % Werbedrucksachen 19 % Zeitungen 18 % Geschäftsdrucksachen 15 % Zeitschriften Anzahl Beschäftigte Lehrstellen 10 % Verpackungen 8% Bücher 6% Übriges 686 Mio. 17 Mio. Tageszeitungen Frauenzeitschriften 43 Mio. Sonntagszeitungen Jährliche 1,2 Mio. Mit Mitdem demVersand Versandqualitativ qualitativhochwertiger hochwertigerPrintprodukte PrintprodukteIhres Ihres Strassenplakate Unternehmens Unternehmenshinterlassen hinterlassenSie Sieeinen einenvertieften vertieftenEindruck Eindruckbeim beimKunden. Kunden. Produktion 1,1 Mrd. Ob ObVerpackung, Wir Verpackung,Adressierung, Wirentlasten entlastenSie Adressierung,Frankierung Sievon vonallen Frankierungoder allenArbeiten, Arbeiten,die dieSie oderLagerhaltung: Sievor, Lagerhaltung: vor,während währendund undnach nach Banknoten dem demVersand Versandbenötigen. benötigen. post.ch/produktion-printmedien post.ch/produktion-printmedien 20Mio. 1,0 Mio. Jasskarten 1Mrd. eidg. Abstimmungscouverts 50 Mio. Glückwunschkarten Medikamentenzettel PRINTED IN SWITZERLAND
Basel West Basel West Basel West Basel West Transgourmet Ragusa druckt Raiffeisen druckt Reka druckt in druckt in in der Schweiz in der Schweiz der Schweiz der Schweiz www.printed-in-switzerland.com www.printed-in-switzerland.com www.printed-in-switzerland.com www.printed-in-switzerland.com Basel West Basel West Basel West Die Vogelwarte Volg druckt in V-ZUG druckt in Sempach druckt der Schweiz der Schweiz in der Schweiz www.printed-in-switzerland.com www.printed-in-switzerland.com www.printed-in-switzerland.com www.printed-in-switzerland.com
Warum sich «Printed in Switzerland» auszahlt, erklärt Dr. Thomas Gsponer, Direktor von viscom, dem Verband der grafischen Industrie. Interview Foto Thomas Gsponer Eve Kohler Mit Nachdruck Herr Gsponer, warum haben Sie dieses Magazin drucken lassen? Weil mir seine Botschaften sehr am Herzen liegen. Ich möchte nicht, dass sie im virtuellen Nirwana oder in einer überfüllten Mailbox verschwinden. Das Magazin soll lange aufbewahrt und von vielen Menschen gelesen werden. Hinzu kommt: Eine ver- nünftige digitale Aufbereitung hätte uns wohl mehr gekostet. Die Druckindustrie hat also Zukunft. Auf jeden Fall. Zwar findet eine Konsolidierung statt, doch die Bedeutung der grafischen Industrie bleibt gross: Sie stellt rund 25’000 Arbeitsplätze in unserem Land und schafft Jobs in verwandten Bereichen. Mit der Digitalisierung ergeben sich auch neue Chancen für Prozess- und Produktinnovati- onen (Internet der Dinge, printed electronics, Individualisie- rung usw.) und neue Geschäftsmodelle. Was spricht für den Schweizer Druck? Stellt man eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf, haben Schweizer Druckereien die Nase klar vorn. Sie verstehen sich als Dienstleister, die Gesamtpakete anbieten. Das beginnt bei der Beratung, geht über die Unterstützung beim Layout und die Farbabstimmung vor Ort – und reicht bis zu Extras wie der Gestaltung von Onlinemedien, dem Handling sensibler Kundendaten, der Personalisierung sowie Lager- und Logistikleistungen. «Printed in Switzerland» bedeutet Qualitätsbewusstsein. Dafür stehen die Firmen, über die wir in diesem Magazin berichten. 4 EDITORIAL KURZINTERVIEW 5 EDITORIAL KURZINTERVIEW
Inhalt «Papier hat so etwas wie Geschmack» Dr. Ludwig Hasler, Seite 8 42 Die Schweiz braucht eine starke grafische Industrie, fordert Bundesrat Johann Schneider-Ammann. 3 Schweizer Qualität zum Anfassen Bei starken Schweizer Marken gilt «Printed in Switzerland». 4 Das spricht für Schweizer Druck viscom-Direktor Dr. Thomas Gsponer erklärt, warum 20 34 Das Geheimnis der scharfen Klingen Die ganze Welt kennt Victorinox. Dabei setzt die Firma kompromisslos auf den Standort Schweiz. Schweizer Firmen auf der Erfolgsspur Firmen wie Volg, Bimbosan, BDO Visura und Foto Marco Zanoni es sich auszahlt, in der Schweiz zu drucken. Valiant tun das, was andere lassen – mit Erfolg. 8 Liebeserklärung ans Papier 46 Das nahe Ferienparadies Der Philosoph und Publizist Dr. Ludwig Hasler Keiner präsentiert die Schweiz in schönerem fragt sich, warum uns ein leeres Blatt Papier immer Licht als Starfotograf Patrick Loertscher. herausfordert. 62 Die Ökologie des Drucks 12 Print ist besser fürs Geschäft Stellt man eine Ökobilanz auf, hat der Druck Auch wenn elektronische Medien viele Vorzüge gegenüber Onlinekanälen oft die Nase vorn. aufweisen – als Werbeträger wirkt Print meist besser. Das belegen zahlreiche Fakten. 66 Genuss aus der Haselnuss Camille Bloch ersetzte Kakao durch Haselnuss – 14 Papiere mit Persönlichkeit und veränderte mit Ragusa die Schokoladewelt. Die Wahl des Papiers ist für Firmen erfolgs entscheidend, meint Dany Gaberthüel, Papierfach 72 Ist Online für Oldies? 26 berater von Papyrus. Regelmässig erscheinen neue, unabhängige Magazine. Ihr Publikum ist sehr jung. 76 Entspannung für den Handynacken 36 Swica-Präventionsexperte Daniel Angst gibt Einst als Lämmerdieb Tipps, um trotz des Büroalltags fit zu bleiben. gefürchtet, ist der Bartgeier heute eine Touristen attraktion. Illustration Claudine Etter 78 Abenteuer im Mobility-Auto Warum Andreas Komiker, Kanu-Unternehmer und sogar Katzen Caminada auch beim Druck auf feinste Schweizer wissen die Vorteile des Carsharings zu schätzen. Qualität setzt. Foto Frédéric Giger Impressum 86 So stark ist unsere Wirtschaft! Herausgeber: viscom, print + communication, Die Schweiz dürfte auch künftig an der Spitze Dr. Thomas Gsponer, Speichergasse 35, Postfach, 3000 Bern 7, mitmischen, sagt Raiffeisen-Chef Dr. Patrik Gisel. www.viscom.ch, © viscom 2018 Redaktion: Stephan Lehmann-Maldonado (Leitung), Daniel Angst, 90 20 Jahre Schadenskizzen Edith Arnold, Dr. Thomas Gsponer, Lukas Hadorn, Dr. Ludwig Hasler, Die witzigsten Strichmännchen-Geschichten Dr. Caspar Heer, Simon Jahn, Marc Lustenberger, Anita Merkt, aus der Mobiliar-Kampagne Johann Schneider-Ammann, Peter Turi Konzept/Gestaltung/Lithografie: Basel West Unternehmens- 92 Berufe mit Zukunft kommunikation AG, Basel: Thomas Aerni, Sinia Brugger, Manuel Bürli, Was die besten Lehrlinge über die Zukunft des Frédéric Giger, Markus Siegenthaler Drucks denken Fotografie: Daniel Ammann, Juliette Chrétien, Elisabeth Fransdonk, Frédéric Giger, iStock by Getty Images, Eve Kohler, Patrick Loertscher, 98 Warum uns Gedrucktes guttut Reto Muriel, Ivo Nigro, Ruben Ung, Marc Wetli, Matthias Willi, 28 Marco Zanoni, Remo Zehnder Print entspricht dem menschlichen Hirn, sagt Neuromarketing-Guru Dr. Hans-Georg Häusel. Illustrationen: Claudine Etter Druck: Multicolor Print AG, Baar 102 Die 4-D-Druck-Revolution Unterwegs mit der weltweit Innovationen aus der Drucktechnologie ersten Road Rangerin. Foto Ruben Ung vereinfachen Industrieprozesse, erklärt Michael Knörle, Chef von Heidelberg Schweiz. 6 INHALT PRINTED IN SWITZERLAND 7 INHALT PRINTED IN SWITZERLAND
Ludwig Hasler Fotos Philosoph Marc Wetli Papier hat so etwas wie Geschmack. 8 LUDWIG HASLER NACHDENKEN 9 LUDWIG HASLER NACHDENKEN
L Lesen will es eh keiner, und mir hilft es Im Alleinsein des Verlangens klären sich die Gefühle, und als Konzept kaum anfechtbar, nie so richtig im nicht weiter. Nein, der Geschmack des Papiers drängt der Brief muss Worte finden, er hat nichts anderes, er Menschenalltag an. Dito die schöne Idee, doch bit- diskret auf Reflexion, auf Deutlichkeit der Wahr kann nicht handeln, nicht umarmen, nicht mit Fotos te nur noch via Videokonferenz zu kommunizieren. nehmung, auf Klarheit der Gedanken. Noch so etwas flirten, er hat nichts als Vokabeln. Die halten nicht nur Der Mensch bleibt analog, ein Sinnenwesen mit Hand Simples wie ein Sitzungsprotokoll bildet nicht ein - fest, was an Sentiment da ist, sie wecken die Gefühle, und Fuss. Sobald ihm eine Sache wichtig ist, traut er – fach den realen Verlauf ab. Es ordnet die Vielstimmig- geben ihnen Sprache, also Deutlichkeit. So zur Spra- von Angesicht zu Angesicht – nur seinen evolutionär keit, bringt das Gezerre der Interessen in eine Drama- che gebracht, laufen sie erst in Hochform auf, sie sind eingespielten Sinnen: dem Augenschein, dem Gehör, turgie. richtig begeistert von sich selbst. dem Händedruck. Auf Papier und im Druck kommt der klassi- Sind das sentimentale Retroträumereien? Bes- Nicht zufällig verläuft der Medienwandelku sche Text in sein Element. «Text» stammt vom lateini- tenfalls Nischen im digitalen Wandel? 1990 prophezei- mulativ. Immer wieder kommt eine neue Medientech- ügen wie gedruckt? Der Ver- schen texto: Ich binde, verbinde, baue (Archi-tekt), ich te Bill Gates, es werde im Jahr 2000 keine Zeitung mehr nik hinzu, die alte aber bleibt. Der Buchdruck hat die dacht zirkuliert, seit Johannes webe (Textil), knüpfe, verwebe. Der druckfähige Text geben. Heute sind gedruckte Zeitungen tatsächlich im Erzählung nicht ruiniert, das Fernsehen das Radio nicht Gutenberg seine Lettern in Be- schreibt nicht auf, was ihm ein- oder zufällt. Er struktu- Sturzflug, vor allem kommerziell. Aber nicht alle. «Die ersetzt. Schlau ist, wer Medien differenziert nutzt. Wie wegung brachte. But paper is riert, klärt, entdeckt, führt die Welt vor Augen und auf Zeit» macht prima Geschäfte, die «Neue Zürcher Zei- unsere Enkel es tun: Flüchtige Mitteilungen schicken patient, sagen die Briten und den Begriff – oder (im Falle von Literatur) erzählt und tung» ordentliche, die «Schweizer Illustrierte» nicht sie online los. Gilt es ernst, schreiben sie einen Brief. meinen: Papier nimmt an, was erfindet sie neu. üble. Ein Intelligenzblatt halten wir nach wie vor gern Nicht nur aus Gründen der Datensicherheit. wir ihm aufdrucken, gerne auch Nicht zufällig geht das Gutenberg-Zeitalter – schwarz auf weiss in den Händen. Wer sich auseinan- die Wahrheit, sonst halt Verne- die Schweiz spielte da übrigens früh und pionierhaft dersetzen will, braucht ein Gegenüber, das er greifen, belung, Bullshit sowieso. mit: 1597 druckte Leonhard Straub im sanktgallischen wenden, blättern kann, das Schriftbild am Display taugt Papier macht keinen Aufstand, hat keine Kor- Goldach die erste periodisch erscheinende Zeitung Eu- schlecht dazu, ist zu beliebig, zu geschmeidig, Elektro- rekturtaste im Programm, keinen Faktencheck. Gleich- ropas – einher mit der Karriere der Wissenschaften, dem nik ist kein Sparringpartner. Und was Good-news-Ma- gültigkeit kann man ihm trotzdem nicht vorwerfen. Durchbruch eines rationalen Weltbildes. Es ist die Zeit gazine à la Schweizer Illustrierte betrifft: Wir haben Philosoph, Physiker, Publizist Dass es seinen speziellen Geruch hat, wissen nicht nur der Aufklärung, des Rechtsgedankens, der Gerechtig- sie lieber dinglich, blättern Er könne nichts besser, nur denken, darin seine Liebhaber. Folgenreicher ist: Papier hat so etwas keitsidee, der Menschenrechte – lauter Ideen, die dem sie bei der Coiffeuse gerne sei er geübt, sagt Dr. Ludwig Hasler. Und wie Geschmack. Es hat seine Vorlieben und seine Ab- abstrakten Denken entspringen. Eine Idee mag sich durch. Das ist eine gesellige sein Vordenken und Querdenken ist gefragt. neigungen. Es übermittelt nicht nur Botschaften, es be- auch erzählen oder bildlich darstellen lassen. Doch erst Affäre, die kommt am Tablet «Die Zeit» bezeichnet ihn als «erfolgreichs- ten Vortragsreisenden der Schweiz». einflusst sie auch, wenngleich mehr subkutan. Denken muss sie im Kopf ausgebrütet sein. Sie ist eine Kopf- nie richtig zum Zug, ist zu Auch für die Wirtschaft denkt Hasler nach: wir bloss kurz an den Wandel geburt, und der Kopf gebärt am künstlich, ohne Stallgeruch, etwa im publizistischen Ausschuss des der amourösen Kommunikati- besten, wenn er sich von der Welt passt nicht zu Volkshelden on: Minnesang im Mittelalter, Im Wust digitaler zwischendurch verabschiedet, wie Bernhard Russi und Mi- AZ-Medien-Konzerns, in der Gruppe «Digitalisierung» des Wirtschaftsdach Liebesbrief im 19. Jahrhundert, News hat ein Liebes- sich über weisses Papier beugt. chelle Hunziker. verbands Economiesuisse und im Stiftungs- rat von «Esprix Swiss Award for Excellence». SMS aktuell. Wechseln hier So gerät er in Schöpferlaune. Er E-Mail kaum eine Ludwig Hasler, 1944 in Beromünster bloss die Transportarten? Nein, sieht nicht nur, wie die Dinge tat- Der Mensch bleibt geboren, zählt zu den wenigen Universal Chance, seinen gelehrten. Er studierte Philosophie auch die Botschaften wandeln sächlich laufen, er denkt sich eine analog und Physik, Germanistik und klassische sich, nehmen die Farbe des Me- Welt aus, wie sie laufen könnte, Als vor zehn Jahren Zauber zu entfalten, Philologie – seine Brötchen verdiente er diums an. Mit Marshall McLu- sollte. Geleitet vom Geschmack das Kindle-Gerät auf den sich dabei mitunter als Heizungsmonteur. selbst wenn die han zu sprechen: Das Medium des Papiers. Markt kam, fanden gerade An der Universität Zürich promovierte er in Philosophie mit einer Dissertation zur ist die Botschaft. Der Mensch Literaturfreunde den E-Rea- erotische Botschaft Bedeutung der Skepsis in der Philosophie. denkt, das Medium lenkt. Ein Gegenüber, das man der richtig praktisch. Ein Es folgten Jahre als Philosophiedozent begreifen kann Dutzend Bücher laden und klasse ist. Ganz an den Universitäten Zürich und Bern, bis er auch im Journalismus Fuss fasste, schliesslich als Mitglied der Das leere Papier fordert Das gilt ähnlich für den mit leichtem Gepäck ab in den Urlaub. Praktisch ist das Chefredaktion beim «St. Galler Tagblatt» und der «Weltwoche». heraus anders, wenn ich privaten Briefwechsel. So patent noch immer, doch die E-Book-Euphorie flachte rasch ab. Nebenbei leitete Hasler die «St. Galler Schule für Journalismus» Das Spezielle am Medi- E-Mail funktioniert – unser Post- Der Handel stagniert. Nach zehn Jahren haben E-Books und lehrte Medientheorie an der Universität St. Gallen und an der um Papier: Es ist erst mal leer. einen Brief auf eingang ist notorisch verstopft, gerade mal einen Marktanteil von gut vier Prozent – Pädagogischen Hochschule St. Gallen. Bis 2010 diente er als Mitglied der kantonalen Bildungskommission Andere Medien sind immer gleich auf Empfang. Rede ich, Papier schreibe. es mischen sich Newsletter, Ge- schäftsmails, Buchungsbestäti- samt einer ironischen Note: Das Kindle-Gerät, für Leute gedacht, die sich betont modern geben, nutzen heute des Kantons Luzern, bis 2014 als Stiftungsratspräsident der SAL, der Zürcher Schule für Angewandte Linguistik. ist mindestens einer da, der zu- gungen und private Konversation auffällig viele ältere Leute mit Sehproblemen. Ande- Übers gedruckte Wort hat Ludwig Hasler für viscom gerne nachgedacht –, aber leicht fiel es ihm nicht. Lange sass er einfach hört. Schaue ich durch die Kamera, ist die Welt voll und zu einem unübersichtlichen Haufen, durchschnittlich re avantgardistische Techniken landen noch härter. vor einem leeren Blatt Papier. bunt. Schreibe ich jedoch, bin ich allein, die Welt steht 92 Stück davon kriegen Angestellte im Büro pro Tag. 3-D-Technik im Kino kommt nicht voran, im Fernsehen still. Nur ich und das leere Papier. Eine Strapaze – und In diesem Wust hat ein Liebesbrief kaum eine Chance, ist sie tot. Virtual-Reality-Brillen in der Unterhaltungs- die einmalige Chance, mit mir klar zu werden. Oder pro- unmöglich kann er seine Aura entfalten, selbst wenn industrie droht dasselbe Schicksal. duktiv konfus. Vor dem Papier muss ich mit mir reden, die erotische Botschaft klasse ist. Allein das Tempo, Der Mensch liebt den Fortschritt, sagte mich auseinandersetzen, mit mir, über mein Verhältnis mit dem E-Post ankommt, nimmt ihm den Zauber. Ganz Voltaire, er hasst jedoch Veränderung. So wird er es zur Welt, und dies Wort für Wort, also präzis, von Satz anders, wenn ich auf Papier schreibe. Da ist das Ob- wohl auch im digitalen Wandel halten: Mehr Spass zu Satz, also konzis. Da wirkt der Geschmack des Pa- jekt des Begehrens weit weg, es dauert ein, zwei Tage, und Bequemlichkeit macht er gern mit, solange er piers. Klar, ich kann auch allerlei Unausgegorenes hin- bis die Geliebte den Brief liest, und wie sie ihn liest, sich selbst nicht ändern muss. Darum kam schon das schmieren –, doch wozu sollte ich das tun? wie sie darauf reagiert, weiss ich noch lange nicht. papierlose Büro, seit Jahrzehnten auf der Agenda 10 LUDWIG HASLER NACHDENKEN 11 LUDWIG HASLER NACHDENKEN
2288 +10 % 7 x Millionen Franken mehr in Print investieren Unternehmen im deutschsprachigen Raum im 62 % der Werber stärker wirken gedruckte Kommunikations massnahmen als digitale Medien, wenn es um die Kundenbindung Bereich Content Marketing im und -aktivierung geht. Wertschöpfung Vergleich zu den Vorjahren, wie die CMF-Basisstudie 2016 aufzeigt. glauben an Print und sagen, dass Kunden häufiger auf physische Post reagieren als auf digitale Werbung. erzeugt die grafische Indust rie. Das ist deutlich mehr, als die Metallerzeugung schafft – und 15’000 80 viermal mehr, als die Textil industrie erbringt. % Magazine lesen erscheinen im deutschsprachigen Raum, mit denen Unternehmen ihre Kunden informieren. 74 % Beilagen Print Die Gesamtauflage: 3‘000‘000‘000 in Zeitungen und Zeitschriften und schenken diesen Glauben. der Digital Exemplare pro Jahr! 90 % der Bevölkerung lassen sich sogar zu Käufen anregen. Natives 61 % aller Werbe halten Briefe für wesentlich sicherer als digitale Kanäle. ist besser ausgaben 40’000 fürs Geschäft fliessen in der Schweiz in physische Medien wie Zeitungen, Mailings und Werbeartikel. Text Stephan Lehmann-Maldonado Arbeitsstellen Das gedruckte Wort hat Gewicht – und schafft die grafische Industrie, wenn Quellen: ebenso das Druck- und Grafikgewerbe man auch Vorleistungen und Konsum Studie von BAK Economics im Auftrag ströme in anderen B ranchen berücksich in der Schweizer Wirtschaft. Daran dürfte tigt. Der Wertschöpfungsmultiplikator von viscom, 2017; CMF-Basisstudie beträgt 1,8. 2016 von zehnvier; Beilagenstudie des sich trotz Digitalisierung nichts ändern, Verbandes Schweizer Medien 2015, wie diverse Studien aufzeigen. Statistik Werbeaufwand der Stiftung Werbestatistik Schweiz, 2017; Studien PostMail, August 2017 12 STUDIEN FACTS & FIGURES 13 STUDIEN FACTS & FIGURES
Papiere mit Persönlichkeit Das passende Papier ist ein wichtiger Botschafter für jedes Unternehmen. Und eines seiner Sprachrohre ist Fachberater Dany Gaberthüel von Papyrus. Er erklärt, wie sich mit Druck- sachen prima punkten lässt. Kreativer Kniff Text Spezialpapiere sind ein Stephan Lehmann-Maldonado Blickfang. Sie wecken die Aufmerksamkeit des Publikums – und sorgen Fotos für den richtigen ersten Elisabeth Fransdonk Eindruck. Papyrus Schweiz 14 PAPYRUS PAPIERBOTSCHAFTEN 15 PAPYRUS PAPIERBOTSCHAFTEN
E s scheint paradox: Je digitaler die Welt, desto bedeutsamer wird die Rolle des Papiers. Das jedenfalls stellt Dany Gaber thüel, Fachberater von Papyrus für Industrie und Dienstleis ter, täglich im Gespräch mit Unternehmen fest. «Früher diente Papier lediglich dazu, Botschaften zu übermitteln. Heute ist das Papier selbst ein Botschafter», erklärt er. Denn während man Informationen online abrufen kann, lassen sich gewisse Emotionen nur offline transportieren. Das harmonische Zusam menspiel von eleganter Form, effektvoller Optik und fühlbarer Haptik des Papiers spricht alle Sinne an und vermittelt Werte. Papier ist darum die Visiten karte eines Unternehmens – auch im wahrsten Sinn des Wortes. Für jedes Anliegen ein Papier Doch welches Papier passt zu welcher Firma? Aber die Papierfrage stellt sich nicht nur ein mal und allgemeingültig im Lebenszyklus eines Un ternehmens. Im Gegenteil: Je nach unternehmerischer Zielsetzung und Herausforderung gilt es, aktuelle Ant worten zu finden. Hinzu kommt, dass viele Unterneh men an den Trends der Stunde punkto Papier interes siert sind. Welche Oberflächen und welche Farben sind angesagt? Auch dafür ist man bei Gaberthüel an der richtigen Adresse. Logistik und Lager in Profihand Egal, für welches Papier sich ein Unternehmen entscheidet, es braucht sich nicht um die Versorgung zu sorgen. Im aargauischen Dintikon unterhält P Bern, St. Gallen, Daillens und Bioggio liefern. apyrus ein riesiges Logistikzentrum. Besonders praktisch: Dank eigenem Bahnanschluss lassen sich Ladungen sogar über Nacht zu einer der Logistikplattformen in Von dort aus erfolgt die Feinverteilung per Lieferwagen. Jede Druckerei erhält das benötigte Papier pünktlich – und bogengenau. Mit diesem Distributionskonzept vermeidet Papyrus jährlich über 1400 Tonnen CO2-Emissionen und damit über 5600 Was eignet sich für die Visitenkarten, für Couverts, die Lastwagenfahrten. Direktmarketing-Aktion, die Imagebroschüre? Genau das findet Gaberthüel im Dialog mit dem Unterneh men heraus. «Gemeinsam erarbeiten wir die treffende Papierbotschaft, welche die Kompetenz und die Werte unserer Kunden unterstreicht.» Dabei berücksichtigt Damit Papier zur Gaberthüel nicht nur optische und haptische Anfor derungen der Corporate Identity, sondern ebenfalls richtigen Zeit wirtschaftliche und drucktechnische Kriterien. Vom an den richtigen Ort Grundsatz her gilt: Wer Eindruck schinden und begrif fen werden will, ist mit Spezialpapieren gut bedient. kommt, unterhält «Vor jeder Beratung analysiere ich die Kommu Papyrus in Dintikon nikationsbedürfnisse eines Unternehmens – und prä Jederzeit bereit sentiere individuelle Lösungen», sagt Gaberthüel. So ein Logistikzentrum mit immensen Lieferung, Lagerung, stehen etwa bei einer Brauerei ganz andere Anliegen im Auslieferung – die Vordergrund als bei einem Industriekonzern. Für eine Papiervorräten – gesamte Logistikkette Brauerei könnte ein Spezialpapier wie «Gmund Bier», übernimmt Papyrus und eigenem Bahn für Druckereien. angefertigt aus Hopfen, Malz und Zellstoff, naheliegen. Damit diese sich auf Für die Massenaussendung des Industriekonzerns eig ihr Kerngeschäft net sich eher ein hochweisses Multifunktionspapier anschluss. konzentrieren können. wie PlanoJet –, wobei auch dieses FSC-zertifiziert und damit nachhaltig ist. Kaum ein Wunsch ist so ausgefal len, dass Gaberthüel dafür kein Papier aus der Produkt palette hervorzaubern könnte. 16 PAPYRUS PAPIERBOTSCHAFTEN 17 PAPYRUS PAPIERBOTSCHAFTEN
We chseln ur Sie je t z t z Sanft und sinnlich Numm e r 1 er 90 80 o d Jedes Papier ist 080 0 80 wechseln swica.ch/ eine Aufforderung an die Fingerkuppen, eine Reise der Sinne anzutreten. Manche Papiere gehen wortwörtlich unter die Haut. J edes Papier hat seinen eigenen 3 × GOLD Aber Druckereien können von dieser Infra Charakter. Der passende Bedruck- struktur noch mehr profitieren. Zum Beispiel, indem sie das Servicepaket Papermanagement Print nutzen. stoff unterstreicht die Werte Damit wird Papyrus zum externen Lager der Drucke einer Marke. Seine Wahl ist darum rei. Diese kann sich ihr Bogenpapierlager sparen – und sich einen Konkurrenzvorteil verschaffen. «Bei uns fast so wichtig wie die Botschaft FÜR BESTE KUNDENZUFRIEDENHEIT kümmern sich Profis um die Logistik und die Lagerhal tung. Wir entlasten die grafische Industrie, die sich so selbst. Denn Papier ist die Visiten Wir danken unseren Kundinnen und Kunden, die uns bei den Umfragen von Comparis, K-Tipp auf ihr Kerngeschäft konzentrieren kann», führt karte eines Unternehmens. und amPuls erneut zur Nr. 1 für beste Kundenzufriedenheit gewählt haben. Melanie Imper, Marketing- und Kommunikationsleite rin von Papyrus, aus. Wechseln auch Sie zu SWICA und profitieren Sie vom besten Kundenservice der Schweiz: 0800 80 90 80 oder swica.ch/wechseln Nähe als Erfolgsfaktor Je nach Bedarf kann eine Druckerei zusätzliche beobachtet der Papierexperte derzeit, dass manche Un Dienstleistungsmodule beanspruchen. Das reicht bis ternehmen ihre Druckaufträge zurück in die Schweiz TNOT zum Transport und der Distribution von Drucksachen. nehmen. «Die Nähe ist in mehrfacher Hinsicht ein Er ES B E FÜR Wer diese Papyrus anvertraut, vermeidet erst noch folgsfaktor. Einerseits, weil man sich bezüglich Quali KUNDENZUFRIEDENHEIT & IMAGE Leerfahrten – und leistet einen Beitrag zum Umwelt tätsdenken besser versteht, andererseits, weil es rasch K-Tipp Nr. 15-2017, Umfrage Kundenzufriedenheit Nr.1 amPuls amPu mark ls marke etresea t resea rch rch 2017 schutz. möglich ist, schnell einen Blick auf einen Andruck zu Der Preis dieser Dienstleistungen ist erstaun werfen und an die Druckmaschinen zu gehen.» lich wettbewerbsfähig. «Das Preisgefüge für Schweizer Dieser Aufwand lohnt sich übrigens. Wenn Druck kann heute mit dem nahen Ausland mithalten», Papier ein Botschafter ist, ist es nichts als vernünftig, betont Gaberthüel – «und zwar bei einem höheren alles daranzusetzen, dass dessen Auftritt auch wie Qualitätsniveau.» Als ursprünglich gelernter Drucker gewünscht wirkt. WEIL GESUNDHEIT ALLES IST 18 PAPYRUS PAPIERBOTSCHAFTEN
1891 1884 eröffnete Karl Elsener seine Messerschmiedwerk- statt in Ibach-Schwyz. Wenige Jahre später gründete 2017 Beim Messer «Swiss Champ» ist der Name Programm: Stolze 33 Funktionen und unzählige er den Verband Schweizerischer Messerschmiedmeister Möglichkeiten sind dem Instrument eingebaut. und lieferte 1891 das Soldatenmesser an die Schweizer Um dieses Messer mit seinen 64 Einzelteilen Armee. Bald darauf brachte er ein Offiziersmesser zusammenzustellen, sind am Hauptsitz in Ibach heraus, das leichter ist und über mehr Funktionen ganze 450 Arbeitsschritte nötig. Im Juli 2017 verfügt. Es lebt bis heute im Messer «Spartan» weiter – wurde in Ibach das 500-millionste Taschenmesser mit denselben Funktionen wie damals. gefertigt. Unser treuer Begleiter im Hosensack 20 VICTORINOX FIRMENHISTORY 21 VICTORINOX FIRMENHISTORY
Es hat Auftritte in Kunstmuseen, Spielfilmen und war sogar schon auf dem Mond: Das Taschenmesser von Victorinox steht weltweit für Schweizer Qualität, Funktionalität und Design. Die Erfolgsgeschichte begann 1884, als Karl Elsener in Ibach seine Messer- schmiede gründete. Seine Nachfahren sorgen immer wieder für Innovationen –, bewahren aber den Kern des Produkts ganz bewusst. Text Fotos Marc Lustenberger Victorinox Der junge Schwyzer Karl Elsener hatte klare Das Kernprodukt von Victorinox bleibt das Ta- Vorstellungen. Er wollte ein Messer entwickeln, das schenmesser oder «Swiss Army Knife», wie es je nach klein, leicht und beständig war. Eines, das zum Essen Markt genannt wird. Doch wie wird ein solcher Klassi- geeignet war und gleichzeitig als Werkzeug eingesetzt ker weiterentwickelt? Es geht darum, den Design- werden konnte. Wie viele Zeichnungen und Konstruk- grundsätzen des Firmengründers zu folgen. Heute tionen in seiner Werkstätte in Ibach dazu notwendig nennt man das Prinzip, das Karl Elsener von Anfang an waren, ist nicht genau überliefert. Sicher ist aber, dass verfolgte «form follows function». «Unsere Produkte der Tüftler sein Leben lang daran feilte, auf engstem sollen nicht nur schön aussehen, sondern auf engstem Raum alle gewünschten Funktionen und laufend weite- Raum eine optimale Funktion bieten», erklärt Toni re unterzubringen. Der wirtschaftliche Durchbruch ge- Haberthür, Leiter Marketing und Vertrieb der Messer lang dem Unternehmer 1891 mit der Gründung des Ver- division. bands Schweizerischer Messerschmiedemeister, der die erste Grosslieferung von Soldatenmessern aus ein- Garantie: lebenslänglich heimischer Fertigung an die Schweizer Armee ermög- Diese Reduktion auf die Funktion ermöglicht lichte. das bekannte, ikonische Design der Victorinox-Messer Das erste Soldatenmesser war überaus robust, und aller anderen Produkte. Für den Betriebswirtschaf- aber noch schwer. Deshalb konstruierte Karl Elsener für ter und sein Team ist es selbstverständlich, weitere die Offiziere ein eigenes Modell und liess es 1897 unter Grundregeln des Unternehmens zu beachten. «Für uns dem Namen «Offiziers- und Sportmesser» gesetzlich sind Langlebigkeit, Beständigkeit und Nachhaltigkeit schützen – damit war die Idee des Multifunktions-Tools grundsätzliche Prinzipien in unserer Produktion. So ge- geboren. Denn dieses revolutionäre Messer war nicht ben wir zum Beispiel eine lebenslängliche Garantie auf nur leichter und eleganter, sondern auch bereits mit alle unsere Messer», erklärt Haberthür weiter. sechs Werkzeugen ausgestattet. Es bildet das Funda- Das einzigartige Design des «Swiss Army ment für die Erfolgsgeschichte von Victorinox und Knife» wurde nicht nur mit einer Vielzahl an Auszeich- ist heute als «Swiss Army Knife» in der ganzen Welt nungen geehrt, sondern auch mit einem festen Platz in bekannt. den Ausstellungen renommierter Museen auf der gan- zen Welt. Derzeit umfasst das Sortiment über 400 Mo- Form follows function Schön stark delle mit bis zu 80 verschiedenen Funktionen. Das Auch über 100 Jahre später trägt es die DNA günstige Messer «Escort» ist mit 9.50 Franken für zwei seines Erfinders Karl Elsener noch in sich. Die Firma Funktionen ein Schnäppchen, während man für das Victorinox, die heute wie damals als Familienbetrieb in zurzeit teuerste, das «Swiss Champ XAVT» mit 444 Seit 1989 baut Victorinox auch Uhren, natürlich in Schwyz geführt wird, gehört mit ihren Produkten und Franken für 82 Funktionen, deutlich tiefer in die Tasche der Schweiz. Die Modelle I.N.O.X. müssen ganze 130 Belastungstests meistern. Weltweit einzigartig Ideen zu den Ikonen der Schweizer Wirtschaft. Heute greifen muss. Ihren Ursprung haben jedoch alle diese ist das Band aus Paracord. Das ist eine Faser, die produziert Victorinox jedes Jahr rund 25 Millionen Mes- Modelle im legendären «Offiziers- und Sportmesser» in Fallschirmleinen verwendet wird und unglaublich ser – 120’000 pro Tag. Die Hälfte davon sind Taschen- von 1897. resistent ist. messer, die andere Hälfte Haushalts- und Berufsmes- ser. Zusätzlich gibt es das Geschäft mit Uhren, Reisegepäck und Parfums. 22 VICTORINOX FIRMENHISTORY 23 VICTORINOX FIRMENHISTORY
Von der (Wein-)Idee bis zum Produkt Was Design, Langlebigkeit und Innovation Jedes neue Messer und überhaupt jedes neue etrifft, gibt sich Victorinox auch bei allen anderen b Produkt von Victorinox durchläuft einen Entwick- Produkten kompromisslos. Die Uhr I.N.O.X. muss gan- lungsprozess, von der Idee bis zur Markteinführung. Zu zen 130 Belastungstests standhalten. Weltweit einzig- den jeweils rund zwanzig Teilnehmenden gehören der artig ist das Uhrenband aus Paracord – einer Faser, die Produktmanager, der CEO, ein Jurist sowie Vertreter der in Fallschirmleinen verwendet wird und deshalb un- Abteilungen Einkauf, Konstruktion, Produktion, Kun- denservice, Brand Management, Vertrieb und Quali- tätssicherung. Eine reine Designabteilung gibt es in glaublich resistent ist. Das Reisegepäck entwickelt ein Team am Hauptsitz in Ibach. Auch hier dreht sich alles um Funktionalität und Belastbarkeit. Erfahrene Duft- Scharfe Zahlen Ibach allerdings nicht. «Bei uns wird es immer sehr komponisten kreieren und produzieren die Parfums in schnell technisch, daher lösen wir auch Designfragen der Schweiz. Hier stehen Natur und Lebensgefühl im immer im Team», sagt Toni Haberthür. Die Ideen für Vordergrund. neue Produkte und Entwicklungen kommen von Kun- 2100 Mitarbeitende dinnen und Kunden, von Mitarbeitenden, aus den Märkten, aber auch durch Recherchen. Ewiger Kampf gegen Fälscher Ein ewiger Kampf bleibt der Kampf gegen weltweit, davon Auf der Website von Victorinox gibt es seit ei- älscher und Kopierer. «Es gibt kein Patent auf das F 1250 in der Schweiz nem Jahr eine Ideenplattform, auf der Userinnen und Messer, nur einen Schutz der Marke», sagt Toni Haber- User ihre Vorschläge und Wünsche teilen können. Be- thür. Zur Erkennung von Fälschungen gibt es einen sonders ernst nahm man in der Konzernzentrale eine einfachen Trick. Jedes Messer wird vor dem Kauf in die persönliche Anregung von Philipp Schwander – dem Hand genommen und geöffnet. Dabei gilt es, die ersten Schweizer Master of Wine. Er regte an, den Prägung des Schriftzuges und des Logos oben auf der 40 Prozent Korkenzieher des Taschenmessers so zu überarbeiten, dass ein verlässliches Instrument für professionelle Klinge anzuschauen und auf den typischen Klicklaut beim Zuschnappen der Klinge zu achten. des Gesamtumsatzes Sommeliers und Weinliebhaber entsteht. Vier Jahre Innovation und Entwicklung gehört seit mehr mit Taschenmessern lang dauerte dieser Prozess vom ersten Kontakt bis zur als 130 Jahren zu den Treibern des Unternehmens. Lancierung. Rund 465 Millionen Umsatz macht das Unternehmen Entstanden ist der sogenannte «Wine Master», pro Jahr; der grösste Teil des Gewinns wird sofort rein- mit dem sich Flaschen einfach und intelligent öffnen lassen. Der extra lange Korkenzieher mit fünf Spiral- vestiert. Seit 2007 führt Carl Elsener das Unternehmen mit seiner Familie in der vierten Generation fort und 25 Millionen windungen verhindert ein Brechen des Korkens. Zu- baut Victorinox als globale Multiproduktmarke weiter Messer pro Jahr, sätzlich verfügt er über die einzigartige Kombination aus. Er sieht sich dem Grundsatz seiner Vorgänger ver- einer zweistufigen Stütze zum sicheren Entkorken und pflichtet. «Unsere vier wichtigsten Bereiche für einen die Hälfte davon Flaschenöffnen sowie weitere Funktionen. Der Preis dieses Taschenmessers für Weinliebhaber: 129 Fran- nachhaltigen Erfolg von Victorinox sind damals wie heute die Mitarbeitenden, die Kunden, das Produkt und Taschenmesser ken. die Marke», sagt der CEO und Firmenpatron. 100 Prozent Swiss Made, 90 Prozent Holz statt Elektronik Export Doch wie sieht das Taschenmesser der Zukunft 50’000 Verkaufspunkte Die Produktion der Taschen-, Haushalts- und Berufsmesser findet noch immer zu 90 Prozent in Ibach aus? Auch hier geht man bei Victorinox mit der Zeit. Besondere Modelle sind beispielsweise das «Swiss weltweit, davon und zu 10 Prozent in Delémont statt. Allerdings ist sie Champ» mit 33 Funktionen oder «Victorinox@work», rund 70 Victorinox Stores anders als früher weitgehend automatisiert – nur so ist ein Taschenmesser mit USB-Stick. Es gibt Messer mit es möglich, trotz des Firmenstandorts in der teuren integriertem Wecker, Höhenmesser, Barometer und und Shop-in-Shops Schweiz im internationalen Wettbewerb mitzuhalten. Thermometer und vieles mehr. 90 Prozent der Produkte werden heute in die ganze Welt Aber die Zukunft liegt nicht im Digitalen. «Wir exportiert. Zudem vertrauen neben der Schweizer Ar- glauben an das haptische Erlebnis, mit einem Messer zu mee unter anderem auch die deutsche, holländische, amerikanische, indische und australische Armee auf arbeiten, an das klassische Sackmesser», erklärt Toni Haberthür. Dazu passt, dass der Verkaufsschlager im 465 Millionen die scharfen Klingen aus Ibach. Moment ein Messer mit einer Holzschale ist, obwohl Schweizer Franken Umsatz dieses teurer und heikler ist. In Ibach ist man somit überzeugt, dass auch in 50 Jahren immer noch ein ähn- liches Sackmesser wie heute verwendet wird – ohne Batterie und technische Spielereien. Carl Elsener: «Dieses Produkt gibt es seit 130 Jahren. Es hilft dabei, alltägliche mechanische Probleme zu lösen und ist und bleibt ein treuer Begleiter im Hosensack. 24 VICTORINOX FIRMENHISTORY 25 VICTORINOX FIRMENHISTORY
Beim Barte Kampf ums Überleben des Geiers Die rote Liste ist lang: 40 Prozent der Schweizer Brutvögel sind bedroht. Text Stephan Lehmann-Maldonado Illustrationen Braunkehlchen Claudine Etter Das Braunkehlchen ist ein typischer Singvogel in blumenreichen, vielfältigen und extensiv genutzten Wiesen. Für die Brut benötigt es etwas mehr als einen Monat. Doch so viel Zeit bleibt ihm in intensiv genutzten Wiesen nicht. Denn die Bodennester werden durch das Mähen regelmässig zerstört. Die Vogelwarte Sempach schlägt darum Alarm: Seit dem Jahr 2000 hat das Braunkehlchen 60 Prozent seines Bestands eingebüsst. Im Mittelland ist der «Wiesenschmätzer» mittlerweile praktisch verschwunden, aber auch in den Bergen kommt er in Bedrängnis. Bestand: weniger als 10‘000 Paare in der Schweiz. Wiedehopf Einst gefürchtet als Kinder- und Noch vor fünfzig Jahren war der schmucke Vogel im Lämmerfresser, ist der Bartgeier heute Mittelland weit verbreitet. Dann nahm der Bestand drastisch ab, denn der Wiedehopf benötigt ein üppiges ein Sympathieträger. 2017 sind Angebot an Grossinsekten und Bruthöhlen. Beides wurde durch die intensive Landwirtschaft stark dreizehn Junge in der Schweiz zur reduziert. Doch dank einem Artenförderungsprojekt unter Mitwirkung der Vogelwarte Sempach nahm der Welt gekommen – ein Rekord! Bestand wieder zu. Mittlerweile gibt es in der Schweiz laut Vogelwarte Sempach wieder über 250 Brutpaare, vorwiegend im Walliser Rhonetal. In anderen Regionen starten ebenfalls Förderprojekte, um Lebensräume für den Wiedehopf zu schaffen. Er heisst Johannes. Und er ist eine Art Social- Ein Knochenbrecher Media-Star. In seiner Auswilderungsnische bei Melch- Die Popularität des Bartgeiers ist ein neues see-Frutt war eine Webcam eingerichtet, damit Tier- Phänomen. Lange waren lediglich seine Innereien be- freunde am Leben des Bartgeiers und dem seiner gehrt – als Wundermittel gegen Epilepsie. Auch darum Schwester live teilhaben konnten. Diese und weitere setzten die Landesherren Prämien für seinen Abschuss Auswilderungen sollen helfen, dass Bartgeier bald im aus. Mit seinen roten Augenringen und der Flügel- ganzen Alpenraum der Schweiz heimisch werden. Im spannweite von fast drei Metern bildete der Riesenvo- Wallis und im Engadin kreisen die majestätischen Vö- gel die ideale Projektionsfläche für Schauergeschich- gel bereits wieder in den Lüften. In anderen Regionen ten. Lämmer soll er geraubt haben, manchmal sogar sind sie selten anzutreffen. Kinder, wie Legenden es überlieferten. Ende des 19. Dreissig wild geschlüpfte Bartgeier sind dieses Jahrhunderts war der Vogel hierzulande ausgerottet. Grosser Brachvogel Jahr im Alpenraum ausgeflogen. Mit dreizehn Jungtie- Dabei ist die Furcht vor dem Tier unberechtigt. Er ist ein regelmässiger Gast in der Schweiz. Vor allem im Winter ren stammt fast die Hälfte aus der Schweiz. Die anderen Es ist nicht wild auf Frischfleisch, sondern auf die lässt er sich im Kulturland und an Seeufern beobachten. Die Jungvögel kamen in Italien, Frankreich und Österreich Knochen verendeter Tiere. Damit nutzt der Bartgeier wellenförmigen Balzflüge des Grossen Brachvogels, mit denen er sein Brutrevier markiert, sind ein imposantes Schauspiel. Wer zur Welt. Nur dank eines seit 1986 laufenden inter eine Nische, die ihm keiner streitig macht. Er schnappt die klangvollen Tremolos des Männchens schon gehört hat, nationalen Wiederansiedlungsprojekts und der Arbeit sich die Knochen und lässt sie auf Felsen fallen, um sie wird sie nie mehr vergessen. Doch diese Schönheit ist in unserem der Stiftung Pro Bartgeier, die von der Schweizerischen in schnabelgerechte Stücke zu zersplittern. Weil diese Land durch den Verlust von geeigneten Brutplätzen, beispiels weise Streu- und feuchten Mähwiesen, verloren gegangen, Vogelwarte Sempach unterstützt wird, zieht der Gigant trocken sind, brauchen Bartgeier frische Wasserquel- wie die Vogelwarte Sempach feststellt. Bestand der Brutpaare: 0. der Lüfte auch in der Schweiz wieder seine Jungen len. Als Knochenbrecher bilden Johannes und seine Bestehen Chancen, dass sich das ändert? Kurz- und mittelfristig auf. Artgenossen die Reinigungspolizei der Alpen. nicht, konstatiert die Vogelwarte Sempach. 26 VOGELWARTE SEMPACH BARTGEIER & CO. 27 VOGELWARTE SEMPACH BARTGEIER & CO.
Text Fotos Stephan Lehmann-Maldonado Ruben Ung Engel der Strasse 15:03 Die erste gute Tat ist getan! Sie kurvt da an, wo Menschen in einer festgefahrenen Situation stecken: Evelyn Kunz vom TCS weiss genau, was bei Autopannen zu tun ist – sie ist w eltweit die erste Frau mit staatlich anerkanntem Diplom als Road Ranger. Einsteigen bitte, wir begleiten sie auf einer Patrouille! 28 TCS ENGEL DER STRASSE
16:41 Uff, schon wieder einem aus der Patsche 15:24 geholfen. Ist alles bereit? Engel? Evelyn Kunz schmunzelt – dafür hält Zwischenhalt am TCS-Stützpunkt 16:01 sie sich nicht. Obwohl sie mit ihren langen blonden in Volketswil. Kaffee zwischendurch Haaren im gelben TCS-Kleid manchen Autofahrern in darf sein, ein Blick Not tatsächlich wie ein Engel erscheint. Und fast wie aufs Einsatztablet muss ein echtes himmlisches Wesen lässt sie sich in ihrer sein. Mission durch nichts aufhalten. Naja, durch beinahe nichts. Stau und Schmuddelwetter können ihre Fahrt schon etwas abbremsen. Wo ihr Einsatz gefragt ist, erfährt Evelyn Kunz 17:45 18:49 über ein modernes Tablet. Dennoch kommen die Anfra- Ein Motorrad bei Kloten Dieser Stau, diese gen manchmal «wie aus dem Himmel»: Eine Patrouille verliert Benzin. S tosszeiten! Endlich ist ist nie vorhersehbar, jeder Tag verläuft anders. Dabei Da brauchts den der Töff bei der Garage ist Evelyn Kunz die Engelstugend der Flexibilität nicht Abschlepper! abgeladen. direkt in die Wiege gelegt worden. «Ich plane gerne. 17:47 Dank meines Jobs handle ich jetzt aber auch privat Jetzt sollte der spontaner», erzählt sie. Schweizweit sind für TCS rund Feuerstuhl 220 Pannenhelfer unterwegs. festgeschnürt sein. Der Job dieser Strassenengel ist anspruchsvoll. Fast rund um die Uhr ist man allein unterwegs, legt viele Kilometer zurück. Und an den Pannensituationen angekommen, warten hie und da verärgerte Autofah- rer. Um sie zu beruhigen, braucht es psychologisches Einfühlungsvermögen, engelsmässiges Fingerspitzen- gefühl und ein sicheres Auftreten: «Damit gelingt es, nervöse Leute zu beruhigen», erklärt die 24 Jahre junge Patrouilleurin. Vor allem aber ist Fachkompetenz uner- lässlich – diese hat Evelyn Kunz nachweislich. Sie ist nicht nur gelernte Automechanikerin, sondern absol- vierte auch den staatlich anerkannten Lehrgang zur Strassenhelferin, zum Road Ranger – als weltweit erste Frau. 30 TCS ENGEL DER STRASSE
20:54 Hilfeschrei aus W interthur: ein Platten! Der Reifen ist schnell ab. 21:12 Gut gibts im Depot des TCS p assenden Ersatz! 19:12 Der Bericht an die Zentrale ist erstattet, jetzt 21:48 21:14 21:47 meldet sich der Hunger Auch das noch! 21:45 im Bauch. Die Batterie des Autos Gewusst wie – und Tipp der Patrouilleurin: hat sich entleert. Jetzt schon ist der Pneu auf ... und am Pannenort immer sorgfältig mit gilt es, sie aufzuladen. den Felgen ... beim Auto aufmontiert. Werkzeugen umgehen. 32 TCS ENGEL DER STRASSE 33 TCS ENGEL DER STRASSE
Auf der Erfolgsspur Wie das Goldvreneli zu seinem Namen kam Das Goldvreneli ist die geheime Liebe von Enkel und Opa – im Spot, mit dem die Valiant auf Social Media kürzlich auf ihren 20. Geburtstag dank Schweizer Qualität aufmerksam machte. An grossen Anlässen gibt es die kleine 20- Franken-Goldmünze, das Goldvreneli. Derzeit das Modell von Fritz Ulisse Landry ab. Aller- dings war seine Miss der Jury zu sexy. Der schwankt ihr Wert um 250 Franken, wobei Künstler musste ihr Gesicht mütterlicher ge- Bimbosan, Volg, Valiant und BDO trotzen dem Trend. Sie nebst dem Goldpreis auch die Erhaltung und stalten. Dennoch kritisierte ein Magistrat, die gehen eigene Wege und tun das, was die Konkurrenz bleiben lässt. der Jahrgang eine Rolle spielen – wie Spezialis- ten der Retail- und KMU-Bank Valiant erklären. Stirnlocke verleihe «dem Frauenzimmer ein fri voles Aussehen». Kurzerhand entfernte Landry Vielleicht sind sie gerade darum so erfolgreich unterwegs. Die Münze sollte e igentlich die Helvetia abbil- die Locke. Trotzdem gefiel die Münze dem den. Dafür lancierte das Finanzdepartement Volk. Irgendwie ahnte es, dass sie gar nicht die einen Wettbewerb. Als Schönste schnitt 1895 Helvetia zeigte, sondern das Vreneli. Text Stephan Lehmann-Maldonado Illustrationen Frisches für Land und Leute Bimbosan, Traveco, iStock by Getty Images, Shutterstock Während andere auf Online-Shopping setzen, eröffnet Volg «frisch und fründlich» neue Läden. Sie versorgen die abgelegensten Dörfer mit Produkten des täglichen Bedarfs. Mancherorts ist der Volg nicht nur das einzige von Öl über Wein, Eier, Milch, Pasta und Mar- Geschäft im Dorf, sondern dessen Mittelpunkt: melade bis zu Obst und Gemüse. Mit seinem Hier werden Neuigkeiten ausgetauscht, Post- Label «Typisch Schweiz – Typisch Volg» unter- angelegenheiten erledigt, Rechnungen bar- stützt der Detailhändler gezielt Schweizer geldlos beglichen, und die Kinder holen sich KMUs. Keine Frage, dass er Magazine, Werbe- ihr HEY-Magazin. Über 580 Volg-Dorfläden materialien und Briefpapier in der Heimat dru- und 3000 Mitarbeitende machen Nachhaltig- cken lässt. Volg erzielt 70 Prozent seines Um- keit und Kundennähe erlebbar. Lokale Speziali- satzes mit hiesigen P rodukten – mit Erfolg: In täten ortsansässiger Produzenten sind erkenn- den letzten zehn Jahren ist der Umsatz um bar am Label «Feins vom Dorf». Sie reichen über ein Viertel gestiegen! Grosse Marke für kleine Kinder Dialogkultur im «Open Space» Neue Fabrik, neue Märkte: Seit vier Jahren wächst Bimbosan rasant. Die Digitalisierung stellt neue Anforderungen an Arbeitsumfeld, Zeit Kompromisslos in der Schweiz hergestellt, schmeckt die Kindernahrung management und Zusammenarbeit. BDO schafft an ihrem neuen Haupt- sogar Babys in China – und wie. sitz in Zürich die Voraussetzungen für den Arbeitsplatz der Zukunft. Babynahrung kann trendy sein. Bimbosan Ausland drucke, darf ich mich nicht wundern, Das Schlüsselwort heisst Dialogkultur. Das die verschiedenen Bereiche wie Wirtschafts- wirbt mit Comicfiguren im Retrolook statt mit wenn er auch im Ausland Babynahrung ein- Wirtschaftsprüfungs-, Treuhand- und Bera- prüfung, Financial Services, Treuhand, Steuer- Mutter-Kind-Fotografien. Auch die Rezepturen kauft.» Es ist die Authentizität, die aus der klei- tungsunternehmen BDO ist von diversen und Rechtsberatung fördern. Denn die inter- sind anders: Der Kleinbetrieb meidet, wenn nen Firma Bimbosan mit 22 Mitarbeitern eine Räumlichkeiten in und um Zürich in einen neu- disziplinäre Vernetzung und Nutzung von immer möglich, das ökologisch umstrittene grosse Marke gemacht hat. In der Schweiz hat en Bürokomplex an der Schiffbaustrasse 2 ge- Synergien wird zum Erfolgsfaktor: Reine Prü- Palmöl und setzt auf Schweizer Qualität. «Ehr- sie das Näschen vorn. Hier erzielt sie zwei Drit- zogen. BDO belegt dort drei weitläufige Stock- fungs- und Buchungsaufgaben können zuneh- lichkeit, Nähe und Nachhaltigkeit gehören zu tel ihres Umsatzes von 20 Millionen Franken. werke. Es gibt kaum einzelne Büros. Die mend effiziente IT-Analysetools übernehmen. unserer DNA», sagt Bimbosan-Chef Daniel Bär- Doch das Exportgeschäft wächst. Singapur, Mitarbeitenden sind durch Trennwände und Die Mitarbeitenden gewinnen Freiraum für die locher. Druckaufträge über die Landesgrenze Südkorea, Vietnam, Türkei und Frankreich ste- Ablageflächen voneinander getrennt – so qualitativ hochstehende, fachübergreifende hinaus zu vergeben, ist für ihn ein Tabu: «Wenn hen bereits auf dem Verteilerprogramm. Heiss weit, wie es für das konzentrierte Arbeiten Beratung. Dafür braucht es auch Einfühlungs- der Drucker seinen Job verliert, weil ich im begehrt ist die Ware vor allem in China. nötig ist. Das soll den Wissensaustausch über vermögen, was keine Maschine hat. 34 GROSSE MARKEN SCHWEIZER ERFOLGSREZEPTE 35 GROSSE MARKEN SCHWEIZER ERFOLGSREZEPTE
«Meine Kreationen basieren auf Produkten aus der Region. Feinste Schweizer Qualität Text Stephan Lehmann-Maldonado ist für mich auch beim Fotos Drucken ein Muss.» Frédéric Giger Starkoch Andreas Caminada, ausgezeichnet mit 3 Michelin- Sternen und 19 Gault-Millau-Punkten, legt beim Druck seines «Bookazines» Caminada Documenta genauso viel Wert auf Qualität wie in seinem Restaurant und Boutiquehotel Schloss Schauenstein. Die Caminada Documenta erscheint zweimal pro Jahr. Sie tun es im grossen Stil Informationen finden sich online, Inspirationen auf Papier. Starke Marken setzen darum auf Magazine, die ihre Werte begreifbar machen. 36 SCHWEIZER IMPRIMATE 37 SCHWEIZER IMPRIMATE
«Schnelle Pässe sind nicht nur auf dem Rasen erfolgsentscheidend. «Unsere Kunden Unser Medien- und vertrauen auf unsere Kommunikationsteam Beratung, Produkte schätzt den persönlichen und Services und Kontakt sowie die kurzen kaufen in der Schweiz Wege zu unserem regio ein. Wir tunes ihnen nalen Druckpartner.» gleich.» Massimo Ceccaroni blieb seinem Stammverein FC Basel 25 Jahre lang treu und amtiert heute als Direktor Nachwuchs und Verwaltungsrat Nicole Schenker ist verantwortlich für den der FC Basel 1893 AG. Das Rotblau Magazin erscheint sechsmal jähr- Marketing-Content und die Kommunikation der lich in einer Auflage von 25‘000 Exemplaren auf Deutsch. Transa Travel & Outdoor. Das Abenteuer- Feeling bringt sie viermal pro Jahr auf Papier heraus – im Magazin «4-Seasons» mit einer Auflage von 90‘000 Exemplaren pro Ausgabe. 39 SCHWEIZER IMPRIMATE
«Mich überzeugt die sehr hohe Qualität und Verlässlichkeit der «Mit unseren Printmedien er Schweizer Druckereien reichen wir ein Millionen und ich schätze die publikum. Für mich ist klar, dass Möglichkeit, schnell vor wir darin nicht nur über die Ort sein zu können.» Schweiz und ihre Menschen Dan Bärlocher steuert die Kommunikation von Swisss berichten, s ondern unsere International Air Lines (SWISS). In dieser Funktion ist er auch für die beiden Bordmagazine verantwortlich. Zeitungen und Magazine auch Das SWISS Magazine erscheint zehnmal pro Jahr und zählt über 1,4 Mio. Leserinnen und Leser pro Monat. hierzulande drucken.» Das Magazin ist zweisprachig – deutsch und englisch. Lorenz Bruegger leitet die Migros-Medien, mit denen die Migros u.a. die Beziehungen zu ihrer Kundschaft pflegt. Dabei erreichen die Migros-Magazine und Azione jede Woche über 3 Mio. Leserinnen und Leser aus allen drei Sprachgebieten der Schweiz. 40 SCHWEIZER IMPRIMATE 41 SCHWEIZER IMPRIMATE
«In der Gestaltung haben wir eine starke Tradition» Text Johann N. Schneider-Ammann Bundesrat Fotos Marco Zanoni Rund um die Welt sind die Schriften Frutiger und Helvetica verbreitet – zwei Schweizer Exportartikel, die von der Leistungskraft unserer grafischen Industrie zeugen. Wenn Betriebe, Verbände wie viscom und Staat zusammenspielen, dürfte die Branche auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Drei T hesen zur Zukunft der g rafischen Industrie. 42 STATEMENT WERKPLATZ SCHWEIZ 43 STATEMENT WERKPLATZ SCHWEIZ
These These Die berufliche Grundbildung in Kreativität und Qualität der Grafikbranche geht mit der Zeit. dürfen etwas kosten. Zwischen grafischen Betrieben Arbeitsmarktes und können abschätzen, Die Schweiz hat eine starke Tradi- dern Unterstützung anbieten kann. Es ist besteht ein grosser Wettbewerb. Hinzu über welche Kompetenzen ausgebildete tion im Bereich der visuellen Gestaltung. in dieser Industrie genauso wichtig wie in kommt der Konkurrenzdruck aus dem Aus- Berufsleute verfügen müssen. Bund und Das beste Beispiel sind hier zweifellos jeder anderen, dass sich Unternehmer und land. Deshalb ist es wichtig, dass die Be- Kantone sorgen ihrerseits für gute Rah- Schriften wie Frutiger und Helvetica, die Arbeitgeber austauschen und ihre Erfah- triebe jederzeit auf die richtigen Fachkräfte menbedingungen und eine nachhaltige heute weltweit verwendet werden. Wo im- rungen teilen. Gemeinsam ist man definitiv zurückgreifen können. Aus- und Weiterbil- Finanzierung. Weiter helfen wir mit, die mer Technologie und Design aufeinander- stärker als allein. dung müssen stets auf dem neusten Stand Attraktivität der Berufsbildung zu fördern, treffen, kann sich die Schweiz international Trends werden gemeinsam frü- und auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes etwa mit der Kampagne Berufsbildung Plus profilieren. Die Kreativwirtschaft, verbun- her erfasst und genutzt, was den techno- abgestimmt sein. Die grafische Branche hat oder der Unterstützung von Berufsmeister- den mit Schweizer Qualität, darf auch und logischen Vorsprung fördert. Und dieser die Weichen früh gestellt, im Bewusstsein, schaften. Bei den grafischen Berufen ist es gerade dank der Digitalisierung optimis- wiederum veranlasst die Kunden, in der dass der technologische Wandel unwider- aber nicht anders als anderswo: Um à jour tisch in die Zukunft blicken. Mit viscom hat Schweiz produzieren zu lassen. Kreativität ruflich ist. Die Bildungsangebote werden zu bleiben, ist es mit der beruflichen Grund- die grafische Industrie zudem einen starken und Qualität dürfen etwas kosten – und den aktuellen Anforderungen gerecht. Das bildung allein nicht getan. Verband im Rücken, der die Entwicklungen müssen sich für die grafische Industrie aus- Schweizer Berufsbildungssystem ist so Weiterbildung ist im Berufsleben aufmerksam verfolgt und seinen Mitglie- zahlen. angelegt, dass Aktualisierung und Moder- unerlässlich. Aber eine gute Erstausbildung nisierung der Lehrgänge durch die Orga- bleibt eine solide Basis für das lebenslange nisationen der Arbeitswelt vorgenommen Lernen und für jeden weiteren beruflichen werden. Diese kennen die Bedürfnisse des Schritt. These Die Digitalisierung ist eine Chance, auch für die grafische Industrie. Mit grossem Interesse habe ich im ihren ausgezeichneten technologischen Bundesrat mit Unternehmergeist Herbst 2017 die Studie von BAK Economics Stand verteidigen und ihre Kunden über- Johann Niklaus Schneider-Ammann ist seit 2010 zum Zukunftspotenzial der grafischen In- zeugen können. Der Staat seinerseits hat Bundesrat – und kennt die Schweizer Wirtschaft wie dustrie zur Kenntnis genommen. Die Au- für die bestmöglichen Rahmenbedingungen kaum ein Zweiter: nicht nur, weil er dem Eidgenös- toren zeigen gut auf, dass die Herausforde- zu sorgen, damit die Wirtschaft den neu- sischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) mit 2500 Mitarbeitenden vorsteht, rungen zahlreich sind und die Verschiebung en Anforderungen möglichst problemlos sondern vor allem auch aufgrund seiner Erfahrung von physischen hin zu digitalen Informati- gerecht werden kann. Dazu gehören etwa als Unternehmenslenker und Verbandspräsident. onsträgern einen fundamentalen Wandel der unternehmerische Freiraum und admi- Schneider-Ammann studierte Elektrotechnik an der ETH bedeutet. Aber gerade dieser Wandel be- nistrative Entlastung, eine hohe Rechtssi- Zürich. Ab 1990 und bis zur Wahl in die Landesregie- rung präsidierte er die Ammann Group, ab 2003 auch inhaltet auch die grössten Zukunftschan- cherheit, hochwertige Infrastrukturen, ein die Mikron Technology Group. Dazu kamen weitere cen, denn in verschiedenen Bereichen sind flexibler Arbeitsmarkt, eine attraktive und Verwaltungsratsmandate, etwa bei The Swatch Group. Innovationen möglich, die der Branche in solide Fiskalpolitik mit einer moderaten Darüber hinaus engagierte sich Schneider-Ammann als Präsident des Verbands der schweizerischen der Schweiz völlig neue Perspektiven eröff- Steuerbelastung. Mit dem technologischen Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Swissmem nen. Dieses Potenzial in der Produktion und Fortschritt, dem Wandel der Berufsprofile sowie als Vizepräsident des Wirtschaftsdachverbands bei den Produkten gilt es zu nutzen. Besser und -kompetenzen sowie neuen Geschäfts- Economiesuisse. heute als morgen. modellen sind auch Herausforderungen auf Zwar hat die Digitalisierung in der dem Arbeitsmarkt verbunden. Der Sozial- grafischen Industrie sehr früh schon Einzug partnerschaft kommt hier eine wichtige gehalten. Trotzdem ist es nötig, weiter zu Rolle zu. Wenn Arbeitnehmer und Arbeit- investieren und neuen Entwicklungen offen geber gemeinsam vorwärtsgehen, dürften zu begegnen, denn nur so wird die Branche sie auch ehrgeizige Ziele erreichen. 44 STATEMENT WERKPLATZ SCHWEIZ 45 STATEMENT WERKPLATZ SCHWEIZ
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