Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus

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Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus
Die Arbeit der Fanprojekte
        gegen Rassismus
Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus
Fanprojekt Aue       Fanprojekt Augsburg    Fanprojekt Babelsberg      Fanprojekt der
                                                                       Sportjugend Berlin

Fanprojekt Bielefeld    Fanprojekt Bochum      Fanprojekt Bremen      Fanprojekt Darmstadt

Fanprojekt Dortmund     Fanprojekt Dresden    Fanprojekt Düsseldorf    Fanprojekt Duisburg

Fanprojekt Frankfurt     Fanprojekt Halle        HSV-Fanprojekt       Fanprojekt Hannover

  Fanprojekt Jena       Kölner Fanprojekt      Fanprojekt Leipzig     Fanprojekt Leverkusen

 Fanprojekt Mainz      Fanprojekt Mannheim    Fanprojekt Nürnberg       Fanprojekt Plauen
                          Ludwigshafen

     Fanprojekt         Fanladen St. Pauli     Schalker Fanprojekt       Fanprojekt Trier
    Saarbrücken

Fanprojekt Wolfsburg   Fanprojekt Wuppertal        Fanprojekt
                                                    Zwickau
Inhalt

 3   Vorwort der Herausgeber

 5   Grußwort · Hendrik Große Lefert, Sicherheitsbeauftragter
     des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)

 6   Eine Fankurve ohne Nazis und Rassisten –
     Möglichkeiten und Grenzen der sozialpädagogischen Fanprojekte
     Michael Gabriel und Gerd Wagner, Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS)

10   Weiterführende Literatur

12   Tolerant am Ball · Fanprojekt Aue

14   »Copa Augusta Antiracista« · Fanprojekt Augsburg

16   Flüchtlinge durch Fußball integrieren · Fanprojekt Babelsberg

18   Kick racism out · Fanprojekt der Sportjugend Berlin

20   Wo stehst du? · Fanprojekt Bielefeld

22   Kunst gegen Rassismus · Fanprojekt Bochum

24   JuMixx yourself! · Fanprojekt Bremen

26   Football is Freedom · Fanprojekt Darmstadt

28   Lernzentrum als Anziehungspunkt · Fanprojekt Dortmund

30   Love Dynamo – hate racism · Fanprojekt Dresden

32   Fußball ohne Grenzen · Fanprojekt Düsseldorf

34   Fair kriegt fünf · Fanprojekt Duisburg

36   Im Gedächtnis bleiben · Fanprojekt Frankfurt

38   Hallesche FC-Fans in Polen · Fanprojekt Halle

40   Kein Spiel wie jedes andere · HSV-Fanprojekt

42   Umgang mit rechten Tendenzen, Rassismus und
     Diskriminierung im Fußballumfeld · Fanprojekt Hannover

44   20 Jahr Feier im Zeichen der Zivilcourage · Fanprojekt Jena

46   multikulinarisch – multikulturell · Kölner Fanprojekt
48   Ein Fanprojekt für ganz Leipzig · Fanprojekt Leipzig

50   Kalender gegen Gewalt und Rassismus« · Fanprojekt Leverkusen

52   Tatort Stadion 2 · Fanprojekt Mainz

54   Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen
     Fanprojekt Mannheim/Ludwigshafen

56   Sport gegen Rassismus · Fanprojekt Nürnberg

58   Faire Begegnungen · Fanprojekt Plauen

60   »Doppelpass« – Streetsoccer als Angebot für Toleranz und Zivilcourage
     Fanprojekt Saarbrücken

62   Mehr als ein Fanprojekt · Fanladen St. Pauli

64   Gemeinsam gegen Rassismus! · Schalker Fanprojekt

66   Antirassimusarbeit vor Ort · Fanprojekt Trier

68   »Wir schauen hin!« · Fanprojekt Wolfsburg

70   Respekt! Gegen Rassismus – Für Toleranz! · Fanprojekt Wuppertal

72   Respekt, Toleranz, Freiräume, Alternativen · Fanprojekt Zwickau

74   »Integration. Gelingt spielend.« · Bundesliga-Stiftung

76   Rassismus im Fußball: »Die Kreisliga ist das wahre Leben«
     Interview mit dem Sportjournalisten Kwamena Odum

78   Weißt du, was du trägst?

80   Die Internationalen Wochen gegen Rassismus:
     Ein Projekt des Interkulturellen Rates

81   Impressum
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Vorwort der Herausgeber

Anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus        Das Fußballjahr 2012 ist mit der Männer-Europa-
2012 veröffentlichen die Koordinationsstelle Fanpro-         meisterschaft von einem Großereignis geprägt, das in
jekte (KOS) bei der Deutschen Sportjugend, die Bun-          zwei Ländern stattfindet, in denen die tödlichen Folgen
desarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG e.V.)            von Rassismus noch immer greif- und erfahrbar sind. In
und der Interkulturelle Rat in Deutschland die 3. Aus-       Polen und der Ukraine sind während des Dritten Reichs
gabe der Broschüre »Unsre Kurve – Kein Platz für Ras-        Millionen von Juden, Sinti und Roma und anderen Min-
sismus«. Insgesamt 31 Fanprojekte von Vereinen bis           derheiten ermordet worden. Zahlreiche Mahn- und Ge-
hinunter in die 5. Liga stellen darin ihr vielfältiges En-   denkstätten, ehemalige Konzentrations- und Vernich-
gagement und ihre Projekte gegen Rassismus und Dis-          tungslager erinnern hieran. Es ist gut und richtig, dass
kriminierung im Fußballsport vor. Darüber hinaus schil-      viele Fanprojekte solche Orte gemeinsam mit Fans auf-
dern DFB und DFL in der Broschüre ihre Bemühungen            suchen, sich dieser Erinnerung stellen und daraus ihre
um Fortschritte in der Integration und im Kampf gegen        Schlüsse für das Hier und Heute ziehen.
Rassismus und Diskriminierung. Der Journalist Kwame-
na Odum wirft zudem einen persönlichen Blick auf die         Denn wer Rassismus in der Kurve und auf dem Platz
aktuelle Situation in und um die Stadien herum.              leugnet oder als lässliche Sünde in der »Hitze des Ge-
                                                             fechts« verharmlost, der verschließt die Augen vor der
Die Fanprojekte richten sich mit ihrer Arbeit gegen Ras-     Wirklichkeit und leistet dem Kampf gegen Rassismus ei-
sismus und Diskriminierung immer und zuerst an die           nen Bärendienst. Die Fanprojekte schauen nicht weg, sie
aktiven Fans in den Kurven. Darüber hinaus adressieren       nehmen die »Herausforderung Rassismus« während der
sie aber auch »normale« StadionbesucherInnen, Spiele-        Internationalen Wochen gegen Rassismus und darüber
rInnen, SchiedsrichterInnen, Vereins- und Verbands-          hinaus an. Sie sind deshalb wichtige zivilgesellschaftliche
funktionäre. Denn Rassismus geht alle an!                    Akteure und unverzichtbare Bündnispartner im Kampf
                                                             gegen Rassismus und Diskriminierung.
Voraussetzungen, um Rassismus zu überwinden, sind die
Bereitschaft, sich kritisch mit den eigenen rassistischen    Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden an dieser Bro-
Denkstrukturen auseinanderzusetzen und sich aktiv zu         schüre für ihr Engagement. Der Fußball kann Grenzen
engagieren. Die Fanprojekte leisten hier Beispielhaftes.     überwinden und Brücken zwischen Menschen unter-
Wir wollen dieses Engagement mit dieser Broschüre            schiedlicher Herkunft, Hautfarbe, Sprache, Kultur, Reli-
sichtbar machen und damit einen Kontrapunkt zu der           gion oder sexueller Orientierung bauen. Hierzu wollen
veröffentlichten Meinung setzen, die aktive Fans zu oft      wir beitragen und ermutigen.
unreflektiert mit Intoleranz und Gewaltbereitschaft in
Verbindung bringt.
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Grußwort
Hendrik Große Lefert, Sicherheitsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)

Sicherheitsbeauftragter des Deut-
schen Fußball-Bundes – diese Rolle
mache ich mir derzeit noch in ihren
unterschiedlichen Ausprägungen
vertraut. Von meinem Vorgänger
habe ich diese schwierige Aufgabe
im Oktober 2011 übernommen.
In meinen ersten Monaten haben
wir engagierte Debatten geführt, in
deren Mittelpunkt das Austarieren
von Sicherheit im Stadion und den
Wünschen einiger Fangruppen
stand.

Keinerlei Debatte führen wir, wenn
es um Rassismus im Fußball geht.
Rassistisches Verhalten von Spielern,
Trainern, Offiziellen oder Fans ist      Hendrik Große Lefert
nicht hinzunehmen. Ein solches
Verhalten ist nie ein Kavaliersdelikt.   Die positiven Kräfte zu stärken ist     Wer dann protestiert oder sich sogar
Auch auf dem Spielfeld, »in der          auch Aufgabe der Fanprojekte,           wehrt, braucht eine klare Denke,
Hitze des Gefechts«, ist nicht           deren Arbeit der DFB im Rahmen          eine klare Sprache. Und manchmal
alles erlaubt. Mehr noch, der DFB        des Nationalen Konzepts Sport           auch Mut. Wir respektieren unter-
engagiert sich aktiv. Es ist gute        und Sicherheit unterstützt. Derzeit     schiedliche Weltanschauungen,
Tradition, dass wir die Internatio-      sind DFB und DFL über die Drittel-      deshalb steht der DFB für einen
nalen Wochen gegen Rassismus             finanzierung neben Ländern und          werteorientierten Fußball.
in den Fußballstadien aktiv unter-       Kommunen an der Förderung von
stützen. Durch die Vergabe des           über 50 Fanprojekten in den ersten      Auch die starke Betonung der
Julius Hirsch Preises seit 2005 und      fünf Ligen beteiligt. Wir unter-        integrativen Kraft des Fußballs,
das kontinuierliche Wirken der           stützen damit die Selbstregulierung     etwa durch die Projekte der DFB-
›AG für Toleranz und Anerkennung,        der Fanszenen. Dies geschieht in        Stiftung Sepp Herberger oder die
gegen Rassismus und Diskriminie-         einem wirkungsvollen Miteinander        jährliche Vergabe des DFB- und
rung‹ setzt der Fußball starke Zei-      der Fananlaufstellen des DFB und        Mercedes-Benz Integrationspreises,
chen gegen jede Form rassistischen       der DFL, der KOS und Fangruppie-        senden eine laute anti-rassistische
Handelns.                                rungen.                                 Botschaft. Denn Rassismus beginnt
                                                                                 mit einer schleichenden Erniedri-
                                         In einem aufgeklärten, weltoffenen      gung und Ausgrenzung. Wer aus-
                                         Umfeld fällt es leicht, sich gegen      grenzt, diskriminiert und sich rassis-
                                         Rassismus und Diskriminierung zu        tisch verhält, hat im Deutschen
                                         stellen. Die Sachlage schaut schnell    Fußball-Bund einen entschiedenen
                                         anders aus, wenn im vollgepackten       Gegner. Dies wird auch in Zukunft
                                         Stehblock eine Gruppe Zuschauer         so bleiben.
                                         einen Spieler mit rassistischen Sprü-
                                         chen zu erniedrigen versucht. Wenn
                                         Grundwerte wie Einigkeit, Recht
                                         und Freiheit auf dem Spiel stehen.
6

    Eine Fankurve ohne Nazis und Rassisten –
    Möglichkeiten und Grenzen der sozialpädagogischen
    Fanprojekte
    Michael Gabriel und Gerd Wagner, Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS)

    »Die Welt ist zwar kein Fußball,            Demgegenüber stellen die Fanpro-
    aber im Fußball findet sich eine            jekte einen Versuch dar, die gesell-
    ganze Menge Welt« dichtete einst            schaftliche Komplexität der Fankul-
    Ror Wolf und ohne weiteres lässt            tur zu erfassen und in der Alltagsar-
    sich dieses Bonmot auch auf das             beit umfassend zu berücksichtigen.
    Phänomen der Fankultur über-                Denn die Fankurve ist mehr als nur
    tragen. Dieses gleichermaßen                eine Problemzone. Sie bietet viel-
    einzigartige wie komplexe Milieu            fältigste Möglichkeiten für positives
    stellt insbesondere jungen Männern,         Engagement, Kreativität, Solidarität
    seit einigen Jahren zunehmend               und ein enormes Anerkennungs-
    aber auch jungen Frauen, vielfältige        potenzial für Menschen, die mögli-
    Erfahrungs- und Erprobungs-                 cherweise in anderen Lebensberei-
    räume mit stark identitätsbildendem         chen Schwierigkeiten haben. Diese
    Potenzial zur Verfügung. Es stellt          Möglichkeiten zu gestalten ist Prä-
    keine Übertreibung dar, wenn die            ventionsarbeit, die einem Abgleiten
    Stehplatzbereiche der Stadien an            in fatale Gewaltzirkel entgegen-
    Spieltagen als ›größte Jugendhäuser         wirkt.
    der Stadt‹ beschrieben werden.
    In den Medien dagegen tauchten              Grundlage und kurze Geschichte                               Michael Gabriel
    Fußballfans lange Zeit nahezu aus-          der Arbeit von Fanprojekten
    schließlich als Störer1, Randalierer,                                                Seit 1993 ist die Zahl der Fanpro-
    Rechtsradikale oder Gewalttäter             Das 1993 eingeführte und 2012            jekte von einst zwölf auf ein beacht-
    auf. Der Aspekt der Gefahrenab-             aktualisierte Nationale Konzept          liches Netzwerk von 48 aktiven
    wehr stand im Mittelpunkt polizei-          Sport und Sicherheit (vgl. Deutsche      Projekten bis hinunter in die 5. Liga
    lichen und gesetzgeberischen Han-           Sportjugend 1992) trug wesentlich        angewachsen. Die großen Vorbe-
    delns: enge Polizeibegleitung, hohe         zu einer Stabilisierung und Ver-         halte gegenüber deren Arbeit sind
    Zäune und Videoüberwachung in               stetigung der Arbeit der Fanprojek-      stetig kleiner geworden und spätes-
    den Stadien und die Einrichtung             te bei, insbesondere weil in ihm         tens nach der Übernahme des Prä-
    von Datenbanken wie z.B. der Datei          auch das grundlegende Finanzie-          sidentenamtes beim DFB durch
    »Gewalttäter Sport«. Die ausschließ-        rungsmodell verabschiedet wurde.         Dr. Theo Zwanziger einer nachhal-
    liche Fokussierung auf Restriktion          Werden die inhaltlichen und struk-       tigen und aktiven Unterstützung
    erwies sich als kontraproduktiv und         turellen Rahmenbedingungen               gewichen. Im Jahr 2006 haben
    führte in Teilbereichen sogar zu            eingehalten, beteiligen sich drei        DFB und DFL die Fanthematik aus
    einer Verschärfung der Sicherheits-         Partner zu gleichen Teilen an der        dem verbandseigenen Verantwor-
    problematik rund um den Fußball-            materiellen Ausstattung eines            tungsbereich Sicherheit gelöst und
    sport.                                      Fanprojektes. Auf öffentlich-recht-      somit auch die Mehrdimensionalität
                                                licher Seite sind dies die Stadt sowie   des Phänomens anerkannt.
                                                das Bundesland und auf sportver-
                                                bandlicher Seite je nach Ligenzuge-      Rassismus und Fankultur –
                                                hörigkeit der DFB oder die DFL.          Woher kommen wir?
                                                Zur Beratung beim Aufbau von
                                                Fanprojekten wurde ebenfalls 1993        Ungefähr zehn Jahre nachdem
                                                die Koordinationsstelle Fanprojekte      sich die Fankultur entwickelt hatte,
                                                bei der Deutschen Sportjugend            zogen Anfang der 1980er Jahre
    1 Im Folgenden wird in den Fällen nur die   (dsj) eingerichtet.                      Fan-Clubs, die sich martialisch
      männliche Schreibweise verwendet, in
      denen es sich bei den Bezeichneten ganz                                            Borussenfront, Frankenterror oder
      überwiegend um Männer handelt.                                                     Zyklon B nannten, zunehmend
7

die öffentliche Aufmerksamkeit auf                                              sowohl was die erforderlichen
sich. In Frankfurt/M. schaffte es                                               Ressourcen betrifft als auch in Be-
die Adlerfront im Mai 1982 bis in                                               zug auf das nötige Know-How.
die Tagesschau, als sie in die 1. Mai                                           Fanprojekte leisten im Bereich Anti-
Demonstration des DGB stürmte                                                   Diskriminierung wertvolle Arbeit,
und dabei insbesondere nichtdeut-                                               die aber in einen breiteren Kontext
sche Demonstrierende attackierte.                                               von Präventionsbestrebungen ein-
Die in der Fanszene verbreiteten                                                gebettet sein muss. Wenn man sie
nationalistischen, chauvinistischen                                             mit dieser Arbeit alleine lässt, dann
und neofaschistischen Haltungen                                                 stellt das schlicht eine strukturelle
und Aktionsformen waren vielerorts                                              Überforderung dieser Arbeit und
dominant für das Erscheinungsbild                                               ihrer Möglichkeiten dar. D.h. die
der Kurven.                                                                     Aufgabe der Prävention lässt sich
                                                                                nicht ausschließlich auf die Fan-
Im Vergleich zu den 1980er-Jahren                                               projekte delegieren, die Vereine
hat sich die Situation bezogen auf                                              sind genauso in die Verantwortung
rassistische und diskriminierende                                               mit ein zu beziehen.
Vorfälle in den Stadien wesentlich
verbessert. Auch wenn Menschen                                Gerd Wagner       Die Herausforderung
mit rechtsextremen Einstellungen
nicht aus den Stadien verschwunden      renden Zugangs zu dieser Ziel-          Trotz aller intensiven Bemühungen
sind, so sind doch aus den meisten      gruppe. Fanprojekte nehmen die          bleibt das Thema stets virulent.
Fankurven keine massenhaft rassisti-    jugendlichen Fans individuell in        Rechtsextremismus ist weder ein
schen Beschimpfungen zu verneh-         ihrer spezifischen Lebenssituation      ausschließlich an Gewalt gebunde-
men. An dieser positiven Entwick-       ernst und tragen dazu bei, die vielen   nes, noch ein reines Jugendpro-
lung haben die Fanprojekte einen        positiven Potenziale der Fankultur      blem. Genauso waren und sind
großen Anteil, weil sie seit Jahren     zu aktivieren und für die Gesell-       Rechtsextremismus und Rassismus
die positiven Kräfte der Fankultur      schaft nutzbar zu machen. Der Fuß-      im Bereich des professionellen Fuß-
betonen und insbesondere die            ball insgesamt, aber besonders die      ballsports kein reines Problem der
jüngeren Fans durch vielfältige und     Fankultur, stellen eine sehr große      Fankurven, sondern finden ihren
kreative Aktivitäten im Kampf ge-       Kraft im Kampf gegen Rechtsextre-       Platz ebenso auf den Tribünen,
gen Rassismus und Diskriminierung       mismus und Rassismus dar. Von           in den Ehrenlogen und Präsidien
sensibilisieren.                        daher muss die Fankultur als wich-      oder auch auf dem Rasen. Dement-
                                        tiger Faktor in der Zivilgesellschaft   sprechend vielfältig sollten die Be-
Neben den aktiven Fangruppen            erkannt und dementsprechend ge-         teiligten wie auch Adressaten und
selbst sind Fanprojekte, zumindest      fördert werden. Die Fanprojekte         Adressatinnen von Gegenstrategien
im Bereich des Profifußballs, sicher-   stellen hier das bisher erprobteste     sein. Die langfristig auf Verhaltens-
lich einer der aktuell relevantesten    und erfolgreichste Mittel dar.          änderung abzielende Arbeit der
Akteure für die Auseinandersetzung                                              Fanprojekte war immer daran orien-
mit Rechtsextremismus und Frem-         Das heißt jedoch nicht, dass die        tiert, die Fans in der Fankurve zu
denfeindlichkeit im Fanmilieu. Das      Fanprojekte, so wie wir sie heute       halten und mit ihnen gemeinsam
gilt zum einen quantitativ – mit 48     haben, diese Aufgabe einfach so mit     die für die Jugendlichen positiven
Projekten realisieren sie den Groß-     übernehmen können. Rückmeldun-          Aspekte ihrer Fankultur zu fördern.
teil pädagogischer Angebote in den      gen aus den Projekten deuten viel-      Wissend, dass repressive, aber auch
Stadien überhaupt – , zum anderen       mehr darauf hin, dass viele Fanpro-     individualisierte sozialpädagogische
aber auch wegen ihres spezifischen,     jekte für diese spezielle Aufgabe in    Strategien enge Grenzen haben,
auf gegenseitigem Vertrauen basie-      die Lage versetzt werden müssen –       versucht die Arbeit der Fanprojekte
8

    den Lebens- und Lernkontext                  Autorinnen zu dem Schluss, dass        allen anderen pädagogischen Initia-
    Stadion, den Erfahrungsort Fan-              »sichtbares und hörbares fremden-      tiven auch muss die Arbeit zuerst
    kultur2, mitzugestalten.                     feindliches und rechtsextremes         an den Bedürfnissen der Zielgruppe
                                                 Verhalten auf den Rängen in den        »Fans« orientiert sein. Dies erfor-
    Vereinsfunktionäre und Spieler/in-           Stadien in den letzten Jahren zu-      dert eine starke und selbstbewusste
    nen, die ignorant den Bedürfnissen           rück gegangen, aber nicht ver-         Trägerschaft, die im Konfliktfall die
    ihrer Fans gegenüber stehen, Poli-           schwunden« ist (Behn/Schwenzer         Unabhängigkeit der Fanprojekte
    zei und Ordnungsdienste ohne                 2006, S. 328).                         von Verein, Sicherheitsinteressen
    Gespür für die Aktivitäten der Fan-                                                 und kurzfristigen politischen Inter-
    szene als jugendkulturelles Phäno-           Strategien der Fanprojekte             essenlagen stärkt.
    men sowie kommunale Verwaltung               im Umgang mit Rassismus und
    und Politik, die sich nur kurzfristig        Rechtsextremismus in den               ■ Langfristig werden pädagogische
    und instrumentell den Jugendlichen           Fankurven                              Initiativen der Fanprojekte aber nur
    zuwenden, haben außerordentli-                                                      dann wirksam werden, wenn das
    chen, meist negativen Einfluss auf           Konkrete Beispiele aus der Arbeit      Umfeld, insbesondere die Verant-
    die jugendliche Fanszene. Denn               der Fanprojekte sind vielfältig. In    wortlichen bei Stadt und Verein, ihr
    wenn gesellschaftliche Instanzen             dieser Broschüre werden einige         bisher instrumentelles Verhältnis
    mit jugendlichen Fans undemokra-             davon von den Fanprojekten selbst      zum Fanprojekt überdenken sowie
    tisch und entwertend umgehen,                ausführlich dargelegt. Ziel dieser     sich selbst offensiver und erkenn-
    fällt es schwer, innerhalb der Fan-          Überlegungen ist es daher, das         barer der Thematik zuwenden.
    szene für die Stärkung einer kom-            Hauptaugenmerk auf zu verallge-
    munikativen und demokratischen               meinernde Grundsätze zu legen.         ■ Der Aufbau vertrauensvoller und
    Kultur zu werben. Die Themati-                                                      belastbarer Beziehungen zwischen
    sierung von Rechtsextremismus,               ■ Allen erfolgreichen Projekten        Mitarbeiter/innen der Fanprojekte
    Rassismus und allen anderen For-             und Konzepten ist gemeinsam, dass      und den jugendlichen bzw. junger-
    men von Diskriminierung durch                sie sich an den je spezifischen Be-    wachsenen Fans ist von zentraler
    die Fanprojekte muss daher in                dingungen in den jeweiligen Fan-       Wichtigkeit. Dennoch müssen diese
    inhaltlich umfangreichere Hand-              szenen orientieren. Was in Jena        Beziehungen distanziert genug
    lungskonzepte eingebettet sein, die          geklappt hat, muss in Hamburg          für pädagogische Interventionen
    eine Veränderung der strukturellen           nicht unbedingt funktionieren,         bleiben. Gerade wenn Jugendliche
    Rahmenbedingungen im Blick                   kann aber etwas abgewandelt in         durch Gewalt oder durch rechtes
    haben, die solche Tendenzen bei              Offenbach erfolgreich sein. Auf        bzw. rassistisches Verhalten auffällig
    Fußballfans befördern. Diese Arbeit          Grund der großen Anzahl von            geworden sind, müssen Mitarbei-
    ist nicht ohne Erfolge geblieben.            Personen und Gruppen in den Fan-       ter/innen, statt den Kontakt abzu-
    In der Meta-Studie des Bundesinsti-          szenen zeigt sich in den Kurven        brechen, genau analysieren wie
    tuts für Sportwissenschaften zu              eine entsprechend vielschichtige Be-   diese Vorfälle einzuordnen sind, um
    »Wandlungen des Zuschauerverhal-             dürfnis- und Interessenlage. Diese     danach nach angemessenen Maß-
    tens im Profifußball« kommen die             innerkulturellen Aushandlungspro-      nahmen und Reaktionen zu suchen.
                                                 zesse wahrzunehmen, zu begleiten
                                                 und zu strukturieren, gehört zu den    ■ Der Aufbau belastbarer Bezie-
    2 So haben viele Fanprojekte (u.a. Bre-      wichtigsten und anspruchvollsten       hungen zu den jugendlichen Fuß-
      men, Wolfsburg, Hamburg, Offenbach,
      Halle, Mainz) im Rahmen von Stadion-
                                                 Aufgaben der Fanprojekte.              ballfans basiert zu großen Teilen
      neubauten Beteiligungsmodelle mit                                                 auf dem aufsuchenden Anteil der
      der und für die Fanszene entwickelt,       ■ Eigenständige Initiativen aus der    Arbeit. Die Mitarbeiter/innen be-
      damit die spezifischen Interessen der
                                                 Fanszene sind der zentrale Anknüp-     wegen sich in der Kurve, sitzen in
      jugendlichen Fankultur (z.B. Stehplätze,
      Fanräume) auch in der Architektur des      fungspunkt für die pädagogische        den Bussen und Zügen zu Aus-
      Stadions gewahrt bleiben.                  Arbeit der Fanprojekte. Wie bei        wärtsspielen und finden sich an
9

allen Orten der Fankultur. Die für       Es ist kein Zufall, dass überall dort,
die Arbeit unerlässliche Nähe zu         wo Fanprojekte über einen ange-
den ›Schmuddelkindern‹ erweist           messen langen Zeitraum akzeptiert
sich leider noch allzu oft als Hinder-   und kontinuierlich arbeiten konn-
nis in der Kommunikation mit den         ten, die kommunikativen und dis-
Vereinen.                                kursiven Strukturen in der Fanszene
                                         und darüber hinaus belastbar funk-
■ Neben pädagogischen und                tionieren. Nur so lassen sich für die
sozialarbeiterischen Kompetenzen         Arbeit im Themenbereich Rechts-
braucht es in den Fanprojekten sta-      extremismus und Rassismus unter-
bile Persönlichkeiten mit gefestig-      schiedliche Perspektiven, Ebenen,
ten, den ungeteilten Menschenrech-       Erwartungen, aber auch Ängste bei
ten und der Emanzipation ihrer           allen Beteiligten durch die Fanpro-
jugendlichen Zielgruppe verpflich-       jekte ordnen und konstruktiv wen-
teten Haltungen. Es sollte Lust an       den. Diese Arbeit ist mühsam. Aber,
der Diskussion, an Kritik, an demo-      auch das ist eine Erfahrung aus
kratischen Aushandlungsprozessen         25 Jahren Arbeit mit jugendlichen
mit einer glaubwürdigen Ableh-           Fußballfans: Es lohnt sich langfris-
nung aller Ungleichheitsvorstellun-      tig, riskante und erst recht kritische
gen in den Personen zusammen             Initiativen zu starten, wenn sie der
kommen.                                  Emanzipation der Jugendlichen
                                         dienen. In diesem Zusammenhang
■ Notwendig ist angesichts der           sei abschließend auf die positive
Vielschichtigkeit und Komplexität        Entwicklung der jugendlichen Fan-
der Herausforderungen eine inten-        kultur in Deutschland, gerade in
sive Vernetzung mit lokalen und          Bezug auf ihr Engagement gegen
regionalen zivilgesellschaftlichen       Rechtsextremismus und Rassismus,
Strukturen über die Fanszene hin-        verwiesen.
aus.

■ Mit Blick auf die sich modernisie-
renden Strategien des Rechtsextre-
mismus rückt zuletzt auch die Be-
deutung von Fortbildungen in den
Fokus, die entsprechendes Grund-
lagenwissen vermitteln. Mit dem
vom DFB und dem Bundesministe-
rium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend finanzierten Projekt
»Am Ball bleiben – Fußball gegen
Rassismus und Diskriminierung«
wurde dem erstmals Rechnung ge-
tragen. Bezeichnenderweise wurde
dieses erfolgreiche Projekt 2009
wieder eingestellt.
10

     Weiterführende Literatur

     Behn, Sabine / Schwenzer, Victoria (2006): Rassismus,   Deutsche Sportjugend (2010): Vereine & Verbände stark
     Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus im Zu-       machen – zum Umgang mit Rechtsextremismus im und
     schauerverhalten und Entwicklung von Gegenstrategien.   um den Sport, Frankfurt
     In: Pilz, Gunter A./ Behn, Sabine/Klose, Andreas/
     Schwenzer, Victoria/Steffan, Werner/Wölki, Franciska    Gabriel, Michael (2004a): Ultra-Bewegung in Deutsch-
     (Hrsg.): Wandlungen des Zuschauerverhaltens im          land – die Antwort der Kurve auf den Fußball als Event.
     Profifußball. Schriftenreihe des Bundesinstituts für    In: BAFF (Hrsg.): Ballbesitz ist Diebstahl. Göttingen:
     Sportwissenschaft. Band 114. Schorndorf: Hofmann,       Verlag Die Werkstatt, S. 179-195
     S. 320-435
                                                             Gabriel, Michael (2008): Eine Fankurve ohne Nazis
     Blaschke, Ronny (2011): Angriff von Rechtsaußen.        und Rassisten – Möglichkeiten und Grenzen der sozial-
     Wie Neonazis den Fußball mißbrauchen, Verlag            pädagogischen Fan-Projekte. In: Glaser Michaela, Elve-
     Die Werkstatt, Göttingen                                rich, Gabi (Hrsg.), Rechtsextremismus, Fremdenfeind-
                                                             lichkeit und Rassismus im Fußball – Erfahrungen und
     Bott, Dieter/Dembowski, Gerd (2006): Stichworte zu      Perspektiven der Prävention, Halle: Deutsches Jugend-
     Fußball, Männlichkeit, deutschem Nationalismus und      institut, S. 35-53.
     Herrschaft. In: Kreisky, Eva/Spitaler, Georg (Hrsg.):
     Arena der Männlichkeit. Über das Verhältnis von         Göbbel, Narciss (1986): Fußballfans. Ballverliebte
     Fußball und Geschlecht. Campus: Frankfurt am Main/      Phantasien an einem sicheren Ort. In: Psychologie und
     New York                                                Gesellschaftskritik, H. 10, S. 23-39

     Bündnis für Demokratie und Toleranz/am Ball bleiben –   Glaser, Michaela/Elverich, Gabi (2008): Einführung:
     Fußball gegen Rassismus und Diskriminierung/Koor-       Fußballsport als Handlungsfeld der Rechtsextremismus-
     dinationsstelle Fanprojekte (KOS) bei der dsj (2011):   und Rassismusprävention. In: Glaser Michaela, Elverich,
     11 Fragen nach 90 Minuten - was tun gegen Rassismus     Gabi (Hrsg.), Rechtsextremismus, Fremdenfeindlich-
     und Diskriminierung im Fußball? Frankfurt, Berlin 3.    keit und Rassismus im Fußball – Erfahrungen und
     Auflage                                                 Perspektiven der Prävention, Halle: Deutsches Jugend-
                                                             institut, S. 5-15
     Gerd Dembowski/Jürgen Scheidle. Tatort Stadion –
     Rassismus, Antisemitismus und Sexismus im Fußball.      Glaser; Michaela (2008): Die pädagogische Auseinander-
     Papyrossa-Verlag Köln, 2002                             setzung mit Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit
                                                             und Rassismus im Fußballsport. Ergebnisse einer quali-
     Deutsche Sportjugend im Deutschen Olympischen           tativen Untersuchung zu Ansätzen, Erfahrungen und
     Sportbund e.V. (Hrsg.) (1992): Ergebnisbericht Natio-   Herausforderungen. In: Glaser Michaela, Elverich,
     nales Konzept Sport und Sicherheit (NKSS). Düsseldorf   Gabi (Hrsg.), Rechtsextre mismus, Fremdenfeindlich-
                                                             keit und Rassismus im Fußball – Erfahrungen und
                                                             Perspektiven der Prävention, Halle: Deutsches Jugend-
                                                             institut, S. 124-155
11

Glaser, Michaela (2009): Rote Karte für Rassismus?            Wagner, Gerd (2008): Prävention von Rechtsextremis-
Chancen und Herausforderungen der Prävention von              mus und Fremdenfeindlichkeit - die Rolle des DFB und
Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit im Fußball-        der Verbände. In: Glaser Michaela, Elverich, Gabi,
sport. In: Gesellschaft. Wirtschaft. Politik. Sozialwissen-   Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassis-
schaften für politische Bildung                               mus im Fußball - Erfahrungen und Perspektiven der
                                                              Prävention, Halle: Deutsches Jugendinstitut, S. 75 - 88
Hafeneger, Benno/Becker, Reiner (2007): Rechte
Jugendcliquen. Zwischen Unauffälligkeit und Provoka-          Verein für Demokratische Kultur e.V./ Mobile
tion. Eine empirische Studie. Schwalbach: Wochen-             Beratung gegen Rechtsextremismus in Berlin (MBR)
schau Verlag                                                  (2006): Integrierte Handlungsstrategien zur Rechts-
                                                              extremismusprävention und – Intervention bei Jugend-
Heitmann, Helmut/Klose, Andreas/ Schneider,                   lichen. Hintergrundwissen und Empfehlungen für
Thomas (1995): Fußballfans – mehr als nur ein Sicher-         Jugendarbeit, Kommunalpolitik und Verwaltung.
heitsproblem. In: Handbuch aufsuchende Jugend- und            Berlin, MBR.
Sozialarbeit. Weinheim/ München: Juventa-Verlag,
S. 183-196

Heitmeyer, Wilhelm/Peter, Jörg-Ingo (1992):
Jugendliche Fußballfans. Soziale und politische Orien-
tierungen, Gesellungsformen, Gewalt. Weinheim/
München: Juventa-Verlag

Löffelholz, Michael (2004): Die Fan-Projekte und
das Dilemma der Modernisierung. Hrsg. von KOS-Fan-
projekte. Frankfurt am Main: KOS, S. 11-32

Pilz, Gunter A. (2008): Rechtsextremismus, Rassismus
und Diskriminierung im Fußballumfeld – Herausforde-
rungen für die Prävention. In: Glaser Michaela, Elverich,
Gabi, Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und
Rassismus im Fußball – Erfahrungen und Perspektiven
der Prävention, Halle: Deutsches Jugendinstitut,
S. 16-24

Pilz, Gunter A./Wölki, Franciska (2006): Ultraszene
in Deutschland. In: Pilz, Gunter A./Behn, Sabine/
Klose, Andreas/Schwenzer, Victoria/ Steffan, Werner/
Wölki, Franciska (Hrsg.): Wandlungen des Zuschauer-
verhaltens im Profifußball. Schriftenreihe des Bundes-
instituts für Sportwissenschaft. Bd. 114. Schorndorf:
Hofmann, S. 63-223
12

     Tolerant am Ball
     FANPROJEKT AUE

     Arbeitsansatz

     ■ Die Fanarbeit orientiert sich an den Richtlinien des
       »Nationalen Konzepts für Sport und Sicherheit«.

     ■ Im Kontext der Jugendsozialarbeit setzen wir uns für
       die Anliegen und Bedürfnisse von Fußballfans ein.        »Tolerant am Ball«

     ■ Die Mitarbeiter des Auer Fanprojekts verstehen sich      Eines der zentralen Ziele des Projekts ist die Eindäm-
       in erster Linie als Ansprechpartner aller Fans und der   mung von Gewalt und die Hinführung zu gewaltfreier
       im Rahmen des Fußballs relevanten Institutionen.         Konfliktlösung im Rahmen von Selbstregulierungs-
                                                                mechanismen mit der Perspektive Gewaltminderung so-
     ■ Das Fanprojekt wird sich um die Anliegen der Fans        wie der Abbau extremistischer Orientierungen (Vorur-
       kümmern und möchte dabei ein verlässlicher An-           teile, Feindbilder, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitis-
       sprechpartner sein, welcher in anwaltschaftlicher        mus usw.)
       Funktion der Fans fungiert, sich für deren Interessen
       einsetzt und den konstruktiven Dialog mit Behörden       Ein wichtiger Baustein, um diese Ziele zu verwirklichen,
       und rechtsstaatlichen Organen sucht und pflegt.          ist unser jährliches Sommer-Turnier »Tolerant am Ball«,
                                                                welches seit 2007 organisiert und durchgeführt wird.

                                                                Ein solches Turnier, unter der Leitung des Auer Fanpro-
                                                                jekts, ist ein elementarer Bestandteil um die Arbeit gegen
                                                                Rassismus und Antisemitismus innerhalb und außerhalb
                                                                der Fußballstadien weiter erfolgreich voranzutreiben.
                                                                Das Projekt will zusätzlich auch zu interkultureller Öff-
13
                                                               Fanprojekt Aue e.V.

nung und multikulturellem Austausch anregen. Jedes             c/o Kreisjugendring Erzgebirge e.V.
Jahr im Sommer stehen sich 12-16 bunt gemischte                Bahnhofstr. 37
Mannschaften beim Fanprojektturnier unter dem Mot-             08280 Aue
to »Tolerant am Ball« gegenüber. Die Veranstaltung soll
dabei einen wichtigen Beitrag zur Demokratie und               Tel. + Fax: 03771 - 73 58 84
Toleranzerziehung innerhalb der Auer Fanszene leisten.         fan-projekt-aue@t-online.de
Zudem wird durch die aktive Beteiligung einer Multikul-        www.fanprojekt-aue.de
ti-Mannschaft die Integration von Migranten unterstützt
und weiter gefördert. Außerdem wollen wir als Fanpro-          Mitarbeitende: Frank Steinbach, Michael
jekt Aue e.V. mit dem Turnier an die langjährige Vereins-      Scheffler und Karolin Hambeck
vorsitzende Sylvia Kummer erinnern. Ein interessantes
Projekt – multikulturell und intergenerativ – macht Tole-
ranz und Fairness erlebbar. Vorurteile und Berührungs-      ■ Öffnungszeiten: Mittwoch von 11:00 bis 22:00 Uhr,
ängste untereinander werden abgebaut und die Toleranz-      Donnerstag von 11:00 bis 15:00 Uhr, Freitag von 11:00
komponente erhöht. »Tolerant am Ball« ist zudem An-         bis 18:00 Uhr, und nach Vereinbarung sowie bei Heim-
laufpunkt für jede Altersgruppe.                            spielen bis eine Stunde vor Spielbeginn.

Über 250 Personen sind jährlich im Laufe des Turniers       Außerdem findet man die Mitarbeiter des Projekts bei
am Geschehen beteiligt. Durch regelmäßige Angebote          Heimspielen zwei Stunden vor Spielbeginn an der Fan-
aller Art im Nachgang des Turniers sichert das Fanpro-      projektbude vor dem Stadionhaupteingang.
jekt die Nachhaltigkeit des Projektes.

Es soll zudem bei noch mehr jugendlichen Fußballfans
Interesse für die Fanarbeit geweckt werden.

Ziel ist, dass möglichst viele Kinder, Jugendliche
und Erwachsene an einer toleranten, kreativen und
gewaltfreien Fankultur aktiv mitwirken!
14

     »Copa Augusta Antiracista«
     FANPROJEKT AUGSBURG

     Copa Augusta Antiracista

     2009 startete die Copa Augusta Antiracista. 2011 wur-
     de das antirassistische Augsburger Fußballturnier nun
     zum dritten Mal von organisierten FCA Fans in Koope-
     ration mit dem Fanprojekt umgesetzt.                         Toleranz fördern – Kompetenz stärken

     Das Turnier konnte sich in den letzten Jahren als Dreh-      2011 startete in Augsburg das Projekt »Toleranz fördern
     und Angelpunkt einer antirassistischen Arbeit etablieren     – Kompetenzen stärken« des Bundesministeriums für Fa-
     und erweiterte sich auf verschiedene Bereiche. 2011 fand     milie, Senioren, Frauen und Jugend. Hierüber werden in
     neben dem Fußballturnier mit 16 Teams eine Veranstal-        Augsburg Initiativen gefördert die sich mit Integration,
     tungsreihe zur Thematik Antirassismus und Flüchtlings-       demokratischer Bildung sowie antirassistischer Arbeit
     arbeit in Augsburg statt.                                    auseinandersetzen und die Zivilgesellschaft in Augsburg
                                                                  fördern. Über dieses Programm konnten im Jahr 2011
                                                                  Veranstaltungen des Fanprojekts gefördert und damit
                                                                  neue Strukturen in der Umsetzung geschaffen werden.

                                                                  Engagement

     Hierzu konnte mit Nando Rafael ein Spieler des FC            Das Engagement verschiedenster FCA Fans – jung wie
     Augsburg gewonnen werden, der sich den Fragen des            alt – sorgte in den letzten Jahren dafür, dass Rassismus
     Publikums stellte und aus seinem bewegten Leben er-          im Augsburger Stadion keine Rolle spielt und sich aktiv
     zählte.                                                      gegen die Vereinnahmung des Vereins und der Kurve
                                                                  durch rassistische Gruppierungen gewendet wird.
     Die Vernetzung von verschiedensten gesellschaftlichen
     Gruppen, Initiativen etc. sorgt für eine bunte Vielfalt in   Die Faninitiativen »FCA Fans gegen Rechts« und »Au-
     der Umsetzung des Turniers und trägt den antirassisti-       gusta Unida« bringen in diesem Rahmen einen großen
     schen Fußballbezug in die Stadtgesellschaft hinein.          ehrenamtlichen Beitrag. Sie organisieren in Kooperation
                                                                  mit verschiedensten FCA Fans oder dem Fanprojekt,
                                                                  aber auch in Eigenregie, unterschiedliche Aktionen, Pro-
                                                                  jekte etc. Der Verein wendet sich seit Jahren aktiv gegen
                                                                  Rassismus im Stadion und unterstützt ein solches Enga-
                                                                  gement auf allen Ebenen.
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                                                               Fanprojekt Augsburg

Das seit November 2007 existierende Fanprojekt Augs-           Sommestraße 38
burg arbeitet konzeptionell gegen Fremdenfeindlichkeit         86156 Augsburg
und unterstützt interkulturelle Initiativen in Augsburg
                                                               Tel.: 0821 - 455 12 23
und Umgebung. Diese Funktionsbestimmung stellt eine
                                                               Fax: 0821 - 455 12 24
wichtige Komponente in der alltäglichen Präventions-
arbeit dar.                                                    fanprojekt@sjr-a.de
                                                               http://fanprojektaugsburg.wordpress.com
Als Themenschwerpunkt kristallisierte sich in den letzten
                                                               Mitarbeitende: Dennis Galanti, Anna
Jahren die Sensibilisierung für verschiedenste Themen-
                                                               Hörmann und Alexander Wolrab
bereiche im Bezug auf Integration sowie Rechtsradika-
lismus und Rassismus heraus. Hierzu wurden Angebote
und Projekte umgesetzt, die eine solche Sensibilisierung
ermöglichen.                                                Copa Augusta Juni 2011

Initiativ                                                   Dienstag, 21. Juni: Doku-Film zum Thema Flüchtlings-
                                                            alltag in Deutschland und Austausch mit Nando Rafael
Im Jahr 2011 fanden folgende Veranstaltungen statt:
                                                            Donnerstag, 23. Juni: Vorstellung der internationalen
31. Januar 2011: »Tag der Erinnerung« – Im Rahmen des       Initiative »Show Racism the Red Card«
Tags der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus
wurde in Kooperation mit der Friedrich Ebert Stiftung       Freitag, 24. Juni: Football is Freedom – Dokumentation
in der Impuls Arena am Spieltag gegen den VFL Bochum        des Fanprojekts Darmstadt zum Thema Rassismus beim
die Ausstellung »Rechtsextremismus in Bayern« gezeigt.      Fußball. Danach: Aufwärmfeier mit Kneipe, Kickern,
                                                            Biergarten
27. Februar 2011: »Vielfalt in der Friedensstadt« – Ver-
anstaltung der Stadt Augsburg zum Thema Vielfalt und        Samstag, 25. Juni: Copa Augusta Antiracista – Das Tur-
Toleranz in der Stadt. Am zentralen Veranstaltungsplatz,    nier Rahmenprogramm: Kicker, Infostände, Swimming-
dem Augsburger Rathaus, wurde vom Fanprojekt ein In-        pool, Essen und Trinken und vieles mehr
formationsstand installiert.
                                                            Samstag, 25. Juni: Copa in Concert
27. Oktober 2011: »Lesung mit Ronny Blaschke« – ca.
50 Teilnehmer waren bei der Lesung »Angriff von Rechts-
außen – Wie Neonazis den Fußball missbrauchen«.

                                                                                   ■ Öffnungszeiten:
                                                                                   Dienstag 14:00 -18:00 Uhr,
                                                                                   Mittwoch 10:00 -13:00 Uhr
                                                                                   und 15:00 -20:00 Uhr,
                                                                                   Donnerstag 16:00 -22:00 Uhr.
16

     Flüchtlinge durch Fußball integrieren
     FANPROJEKT BABELSBERG

     Mit dem Aufstieg des SV Babelsberg 03 in die 2. Fuß-
     ball-Bundesliga im Jahr 2001 entstand in Babelsberg ein
     sozialpädagogisch arbeitendes Fanprojekt. Von Beginn
     an wurde und wird von den jeweiligen Mitarbeitern Gre-
     gor Voehse, Felix Kruse, Barbara Paech sowie Tina Mi-
     chalek eine auf Akzeptanz ausgerichtete Jugendsozialar-
     beit mit den jungen Fans des SV Babelsberg 03 geleistet.     Auch der zweite Stimmungsblock im Karl-Liebknecht-
                                                                  Stadion, der 2011 eingeweihte und von einem Teil der
     Zu den vielfältigen Aufgaben der Babelsberger Fanpro-        jungen Fans bevölkerte »Ostblock« folgt der Babelsber-
     jektarbeit gehört dabei auch die Antidiskriminierungs-       ger Tradition und hat u.a. durch die Ausarbeitung eines
     arbeit. Bezüglich dieser kann das Fanprojekt auf einen       entsprechenden Kurvenkonsenses ein klar antirassisti-
     bereits unter der älteren und mittleren Fangeneration        sches Profil.
     geprägten Antidiskriminierungs-Grundkonsens und ein
     daraus resultierendes Engagement aufbauen. Tatsächlich       Die vorhandenen Initiativen und ihr Engagement gegen
     ist die Positionierung gegen Rassismus seit spätestens       Rassismus zu bündeln, die jungen Fans für demokrati-
     Ende der 90er Jahre fester Bestandteil der Nordkurve, in     sches Denken zu sensibilisieren sowie die vorhandene an-
     der ein Teil der aktiven Fans des SVB stehen. In dieser      tirassistische Grundhaltung in die jüngeren Gruppen zu
     Zeit organisierte sich die Babelsberger Fanszene, um den     übersetzen und durch politische Bildungsarbeit dazu
     damals zunehmenden Diskriminierungen im Kontext              beizutragen, ein oftmals eher vages Politikverständnis
     Fußball entschiedener und effektiver entgegentreten zu       mit Inhalt zu füllen, sind einige der Aufgaben der Fan-
     können.                                                      projektarbeit in Babelsberg.

     Exemplarisch für das entstandene Engagement steht das        Diskussions- und Filmabende im Fanladen, aber auch
     jährlich stattfindende antirassistische Stadionfest »Der     Bildungs- oder Gedenkstättenfahrten sind dabei gern
     Ball ist bunt«, welches seit 2001 von einem aus aktiven      gewählte Methoden. Bei der Durchführung bestimmter
     03-Fans bestehenden Organisationsteam mit Unterstüt-         Veranstaltungen oder Aktivitäten gilt es für das Fanpro-
     zung u.a. des Vereins und des Fanprojekts veranstaltet       jekt, auf einen bereits vorhandenen Fundus von Ideen
     wird. Die Grundidee des Stadionfests ist es, eine breite-    zurückzugreifen und gemeinsam mit älteren Fans im
     re Öffentlichkeit für die rassistischen Erscheinungen in     Sinne eines Intergenerationslernens bzw. des Multiplika-
     deutschen Fußballstadien zu sensibilisieren und ferner ei-   torenansatzes zu agieren. Dies kann u.a. bedeuten, Fans
     nen aktiven Beitrag zu einem toleranten Miteinander im       bei der Organisation und Durchführung von (fußball-)
     Umfeld des Fußballs zu leisten.                              politischen Veranstaltungen zu unterstützen, wie bei-
17
                                                                    Fanprojekt Babelsberg

spielsweise bei der aus der Babelsberger Fanszene ent-              Karl-Gruhl-Str. 62
standenen Veranstaltungsreihe »Faszination Fußball«.                14482 Babelsberg
Zusammen mit den Fans werden so regelmäßig Lesun-
                                                                    Tel.: 0160 - 733 93 19
gen, Filmabende oder Ausstellungen zu den unterschied-
lichsten Themenkomplexen veranstaltet.                              felix@wildwuchs-potsdam.de
                                                                    tina@wildwuchs-potsdam.de
Für die Arbeit gegen Rassismus wurde das Fanprojekt                 www.fanprojekt-babelsberg.de
Babelsberg 2007 mit der Ehrengabe zum Theodor-
                                                                    Mitarbeitende: Felix Kruse und
Haecker-Preis der Stadt Esslingen ausgezeichnet, da von
                                                                    Tina Michalek
diesem »ein systematischer sozialpädagogischer Ansatz um-
gesetzt (wird), der am Alltagsleben jugendlicher Fans an-
setzt. Ziel ist die Entwicklung einer liberalen Fankultur, die
sich auch gegen Rassismus und rechtsradikale Tendenzen           tensive, von gegenseitigem Respekt und Verständnis ge-
wendet. Mittelpunkt (…) ist der Fanladen, der für jugend-        prägte Kontakte und es bildete sich ein Team heraus,
liche Fans ab 13 eine wichtige Rolle als Begegnungszentrum       das pro Jahr an ca. 5 Turnieren teilnimmt und Erfolge
für gemeinsame Aktivitäten darstellt.«                           in zweierlei Hinsicht erzielen konnte: Rein sportlich
                                                                 konnten schon mehrere Turniersiege errungen werden.
Der Fanladen in der Babelsberger Karl-Gruhl-Str. 62              Besonders deutlich zeigten sich jedoch zusätzlich Inte-
bietet den Fans einen durch sie gestaltbaren Raum. Er            grationseffekte. Ein junger Asylbewerber konnte bei-
gibt den einzelnen Fangruppierungen die Möglichkeit,             spielsweise in die dritte Mannschaft des SVB integriert
eigene Plena und Veranstaltungen durchzuführen und               werden. Als ein Flüchtling – ein Teammitglied – von der
ihre aufwendigen Choreographien für die Heimspiele               Abschiebung bedroht war, sammelten Fans Geld, um
vorzubereiten. Während der regulären Öffnungszeiten              ihm einen Anwalt zu finanzieren. Nachdem ein anderer
und damit auch in Anwesenheit der Sozialpädagogen                Asylbewerber und auch Mitglied des Teams nach einem
dient er den Jugendlichen als zentrale Anlaufstelle für          Streit niedergestochen und im Krankenhaus notoperiert
Sorgen und Nöte mit und ohne »Fußballbezug«. Von                 werden musste, waren seine ersten Besucher im Kran-
den Fans wird der Fanladen als ihr »eigener Raum«                kenhaus seine Teamkollegen aus der Babelsberger Fan-
wahrgenommen, was auch die Übernahme von Verant-                 szene.
wortlichkeiten (z.B. Tresendienst bei Heimspielen und
Reinigung) beinhaltet.                                           Wir hoffen, dass das Integrationsprojekt noch mehrere
                                                                 solcher kleinen und größeren Integrationserfolge und
Bei Heimspielen des SV Babelsberg 03 hat sich der Fan-           darüber hinaus natürlich auch gerne Turniersiege für uns
laden zudem als zentraler Treffpunkt für alle Fans des           bereithält.
Vereins herauskristallisiert. Dass seit Anfang des Jahres
2009 auch regelmäßig Bewohner des Potsdamer Asylbe-              ■ Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag 16:00 -
werberheims Nuthetal vor und nach den Spielen des SVB            22:00 Uhr sowie vor und nach den Heimspielen (ab 2
den Fanladen aufsuchen, hat seinen Ursprung in einem             Stunden vor Spielbeginn)
vom Fanprojekt Babelsberg initiierten Integrations-
projekt. Mit Beginn der Rückrunde der Saison 2008/09
begann das Fanprojekt auf Vorschlag einiger aktiver
03-Fans, zu jedem Babelsberg-Heimspiel eine Einladung
an alle Bewohner des Potsdamer Asylbewerberheims am
Schlaatz auszusprechen. Je nach Interesse und Bedarf su-
chen Flüchtlinge nunmehr den Babelsberger Fanladen
auf. Von dort aus wird dann gemeinsam ins Stadion ge-
gangen, wo die Asylbewerber das Spiel im Fanblock ver-
folgen. Für die Asylbewerber ist der Eintritt zum Spiel
dank der Unterstützung der Stadt Potsdam und des SV
Babelsberg 03 kostenlos.

Ein weiteres Projekt startete das Fanprojekt schließlich
im Herbst 2009. Einmal wöchentlich spielen Asylbewer-
ber und Babelsberger Fußballfans gemeinsam Fußball.
Dabei entstanden bereits innerhalb weniger Monate in-
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     Kick racism out
     FANPROJEKT DER
     SPORTJUGEND BERLIN

     Internationale multilaterale Jugend-
     begegnungen

     Unter dem Motto »Footballfans in action – Kick racism        »11mm« – Internationales Fußball-
     out« war das Projekt Mitorganisator und Teilnehmer ei-       filmfestival
     ner multilateralen Jugendbegegnung in Cadiz (Spanien).
     Die teilnehmenden Jugendlichen beiderlei Geschlechts         Seit 2005 veranstaltet das Projekt gemeinsam mit Brot
     aus Italien, England, Spanien, Österreich und Deutsch-       & Spiele e.V. Berlin, Verein für Sport und Kultur das
     land setzten sich während einer Woche mit dem Problem        Internationale Fußballfilmfestival »11mm«.
     Rassismus im Fußball auseinander und erarbeiteten ge-
     meinsam Strategien zur Entwicklung einer antirassisti-       Überall auf der Welt spricht Fußball die gleiche Sprache
     schen Fankultur. Als äußerst positiv zeigte sich die prak-   und ermöglicht deshalb den filmischen Zugang zu den
     tische Ausrichtung der Begegnung. Nicht nur anhand           Problemen und Lebensweisen von Ländern, Völkern
     theoretischer Auseinandersetzung, sondern unter Ein-         und Kulturen. Fußball als das Esperanto der globalisier-
     satz verschiedenster kreativer jugendgerechter Aus-          ten Gegenwart. Viele Filme zeigen, was die Gesellschaf-
     drucksformen (Musik, Graffiti, Video) wurden gemein-         ten bewegt. Gerade durch das runde Thema Fußball
     sam Banner, Buttons, eine CD und ein Video produ-            und alle dazugehörigen Lebensbereiche. Die Vielfalt der
     ziert. Der Reiz von multilateralen Begegnungen liegt         Themen zeigt sich in den Filmen und Diskussionen der
     eindeutig in der Vielfalt der Lebensrealitäten und Per-      vergangenen Jahre. »Fußball im Nationalsozialismus«
     spektiven der Teilnehmer/innen.                              (»Die Todeself« & »Zwei Halbzeiten in der Hölle«), die
                                                                  soziale Bedeutung des Fußballs (»Street Kids United«),
                                                                  die emanzipatorische Bedeutung von Fußball z. B. in
                                                                  Lateinamerika (»Adelante Muchachas«) oder dem Iran
                                                                  (»Offside«), Fußball in Afrika (»Soka Afrika«) sowie
                                                                  Frauenfußball (»Steffi Jones – mein Leben«).

                                                                  Das Festivalcafé bietet die Gelegenheit zum Austausch
                                                                  und zu Diskussionen, z.B. zu Themen wie »Moderner
                                                                  Sklavenhandel im Profifußball« oder (Schwerpunkt der
                                                                  Festivaljahre 2010 und 2011) »Fußball ist alles – auch
                                                                  schwul«, über Homophobie im (Profi-)Fußball. Ver-
                                                                  schiedene Foto-Ausstellungen, Lesungen und Konzer-
                                                                  te ergänzen das Rahmenprogramm.

                                                                  Weitere Informationen unter www.11-mm.de
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                                                                Fanprojekt der Sportjugend Berlin

FanprojektLernzentrum@HerthaBSC                                 Weißenseer Weg 51- 55
                                                                13053 Berlin
In Kooperation mit Hertha BSC, finanziert von der
                                                                Tel.: 030 - 97 17 26 50
Robert Bosch Stiftung sowie der Bundesliga Stiftung
                                                                Fax: 030 - 98 60 79 88
werden im Rahmen von Projektwochen immer wieder
Themen wie Rassismus und Diskriminierung behandelt.             fanprojekt@sportjugend-berlin.de
                                                                www.fanprojekt-berlin.de
»Aktiv gegen Diskriminierung und Gewalt«
                                                                Mitarbeitende: Ralf Busch (Projektleiter
                                                                + Team Hertha BSC), Thomas Jelinski
In diesem Modul setzen sich die Jugendlichen mit ver-
                                                                (Team Hertha BSC), Axel Pannicke (Team
schiedenen Formen von Diskriminierung auseinander.
                                                                1.FC Union), Birger Schmidt (Leiter Lern-
Was genau versteht man unter Diskriminierung? Was
                                                                zentrum), Christopher Starker (Team
ist Rassismus? Was ist Homophobie? Wo liegen die Ur-
                                                                BFC Dynamo) und Andreas Lyson (Honorar-
sachen? Was kann ich tun? In verschiedenen biographi-
                                                                kraft, Team 1.FC Union)
schen Übungen und interaktiven Einheiten versuchen
die Jugendlichen ihre eigenen Erfahrungen zu themati-
sieren. Als Diskussionsanstoß dienen Filme oder Berich-
te von Gästen. Weiterhin beschäftigen sie sich mit Stra-     »Fußballkultur aus dem Abseits«
tegien zur Entwicklung und Förderung von Fairplay,
Teamwork und Toleranz. In einer Einheit werden die           Fußball wird oft medienwirksam als »Integrationsmotor«
Jugendlichen über das Weltbild und die zum Teil äußerst      bezeichnet. Doch ist dies immer so und verläuft diese
subtilen Erkennungszeichen (Codes, Symbole und Be-           Entwicklung automatisch? Ein erstes Ziel des Moduls ist
kleidungsmarken) rechtsextremistischer (Fan-)Gruppen         es, eine Sensibilisierung für die Situation von Spielern
aufgeklärt. Experten der Fanbetreuung berichten von          mit Migrationshintergrund im deutschen Fußball zu
ihren Aktionen gegen Rechts.                                 schaffen. Verdeutlicht wird dies einerseits am Personal
                                                             der deutschen Nationalmannschaft und andererseits an
                                                             der Berliner Vereinslandschaft. Die Jugendlichen erhal-
                                                             ten die Gelegenheit, der Migrationsgeschichte Deutsch-
                                                             lands anhand der Veränderungen in der Zusammenset-
                                                             zung der deutschen Nationalmannschaft nachzuspüren.
                                                             Im Erzählcafé berichten Gäste mit Migrationshinter-
                                                             grund von ihren Erfahrungen. Durch biographische
                                                             Übungen wird ein Bogen zur eigenen Familiengeschich-
                                                             te gespannt und die eigene »Identität« sowie »Anders-
                                                             sein« diskutiert. Die Jugendlichen lernen, dass manche
                                                             ihrer persönlichen Alltagskonflikte eine politische Rele-
                                                             vanz besitzen und eng mit gesamtgesellschaftlichen Fra-
                                                             gen verbunden sind.

In einer fiktiven Talkshow, in der die Jugendlichen in die   ■ Öffnungszeiten: Das Fanprojekt-Büro ist Montag bis
Rollen der verschiedenen Talkgäste schlüpfen (Fifa-Prä-      Freitag von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Termine am
sident, Fußballfan, Spieler etc.) wird die Frage erörtert,   besten nach Absprache.
inwieweit Sport zur Überwindung von Vorurteilen und
Gewalt und zur Verständigung beitragen kann. Neben
der inhaltlichen Auseinandersetzung lernen die Jugend-
lichen, konfliktfrei Argumente auszutauschen und sich
auch in Argumentationen hineinzudenken, die nicht ihre
eigene Meinung reflektieren.
20

     Wo stehst du?
     FANPROJEKT BIELEFELD

     Das Fanprojekt Bielefeld ist eine Einrichtung der Ju-
     gendhilfe. Die Grundlagen der Arbeit orientieren sich
     am Nationalen Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) sowie
     am Sozialgesetzbuch VIII. Es richtet sich insbesondere     noch immer viel zu viele, die rassistisches Gedankengut
     an jugendliche Fußballfans und die aktive Fanszene. Das    in sich tragen und dies auch artikulieren.
     Ziel ist u.a. die Unterstützung und Förderung einer
     positiven Fankultur. Die Arbeit ist geprägt von einer      Wo stehst du im Umgang mit Homophobie? Genau wie
     grundsätzlichen Ausrichtung gegen jede Form von Dis-       beim Rassismus ist es nicht zu tolerieren, dass bestimm-
     kriminierung und Gewalt. Dieser Grundsatz spiegelt sich    te sexuelle Neigungen einen Menschen zu jemand Min-
     auch in einer Vielzahl von Veranstaltungen und Projek-     derwertigem machen sollen. Diskriminierungen sind auch
     ten wieder, welche sich dieser Themen annehmen.            hier völlig fehl am Platze. Entscheidend ist immer der ge-
                                                                genseitige Respekt voreinander.
     Ein solches Projekt ist die Kampagne »Wo stehst du?«,
     die vom Fanprojekt Bielefeld an entscheidender Stelle      Wo stehst du im Umgang mit anderen Problemfeldern?
     mit initiiert wurde. Gemeinsam mit dem »Sozial- und        Die Kampagne beschränkt sich nicht ausschließlich auf
     Kriminalpräventiven Rat der Stadt Bielefeld« (SKPR)        o.g. Bereiche, sondern spricht weitere Themen an, wie
     und der »Fan-AG« des DSC Arminia Bielefeld wurde           z.B. Alkoholmissbrauch oder Vandalismus, und soll in
     eine Kampagne entwickelt, die auf breiter Ebene wirkt,     Zukunft weiter fortgesetzt werden. Im Sinne einer posi-
     weil sie auch vom Verein selbst unterstützt wird. Fußend   tiven Fankultur sehen wir die eigene klare Positionierung
     auf einer mehrschichtigen öffentlichkeitswirsamen Post-    für Toleranz und gegen Diskriminierung und Gewalt,
     karten- und Plakatoffensive mit Motiven zu verschiede-     welche wir u.a. mit unserer Kampagne »Wo stehst du?«
     nen gesellschaftlichen Problemfeldern soll die Aufmerk-    vollziehen. Gleichzeitig möchten wir mit ihr an die
     samkeit ebenso auf die Probleme selbst wie auf die be-     Zivilcourage jedes Einzelnen appellieren und diese in der
     gleitenden vertiefenden Maßnahmen gelenkt werden. Zu       breiten Masse stärken, sich gegen die im Rahmen der
     nennen sind hier vor allem eine dazugehörige Home-         Kampagne angesprochenen Missstände in der Gesell-
     page, wie auch verschiedene Begleitveranstaltungen (Dis-   schaft, aber auch über diese hinaus, zu positionieren.
     kussionsrunden, Vorträge, Filmvorführungen).
                                                                Den Weg der aktiven Bildungsarbeit wählt das Fanpro-
     Der Fußball eignet sich wohl wie keine andere Sportart,    jekt Bielefeld, um die jugendlichen TeilnehmerInnen des
     um bestimmte Missstände aufzuzeigen. Das Geschehen         Bildungsprojekts »Stadionschule« u.a. für die Themen-
     im Stadion, aber auch die Fußballkultur im Ganzen be-      felder Vorurteile, Diskriminierung, aber auch Deeskala-
     sitzt beinahe schon gesamtgesellschaftliche Relevanz.      tion und Zivilcourage zu sensibilisieren. Im Rahmen von
     Dazu kommt eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit, die       dreitägigen Seminaren setzen sich Schulklassen in unter-
     diesen Umstand begleitet und erhöht. Das Fanprojekt        schiedlichen didaktischen Formen mit Themen und Pro-
     Bielefeld und seine Partner möchten hier ein Zeichen       blemen auseinander, die für sie alters- und alltagsrele-
     setzen, sich positionieren und den Blick auf die Inhalte   vant sind. In den Klassen, die oft durch einen hohen An-
     der Kampagne lenken. Diese soll mit dafür sorgen, dass     teil von SchülerInnen mit Migrationshintergrund geprägt
     sich jeder Einzelne mehr in die Verantwortung nimmt.       sind, werden dabei genauso eigene Vorurteile und der
     Für sich, aber auch für sein Umfeld. Jeder soll für sich   Umgang damit aufgearbeitet, wie ein vertrauensvoller,
     eine Antwort finden auf die                                                              Unterschiede überwinden-
     Frage: Wo stehst du?                                                                     der Umgang miteinander
                                                                                              eingeübt. Im Rahmen der
     Wo stehst du im Umgang                                                                   Stadionschule werden Hil-
     mit Rassismus? In unserer                                                                festellungen hin zu einem
     Gesellschaft kann man ge-                                                                sensibleren und die o.g.
     nug Beispiele für Rassismus                                                              Problemfelder einbeziehen-
     finden, in Worten, Taten                                                                 den Umgang miteinander
     und auch strukturell. Es sind                                                            gegeben.
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