Miteinander - Ein unglaubliches Jahr - Lebenshilfe Gießen

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Miteinander - Ein unglaubliches Jahr - Lebenshilfe Gießen
November 2020 | Jg. 36
www.lebenshilfe-giessen.de

     Miteinander      Das Magazin der Lebenshilfe Gießen e.V.

  Ein unglaubliches Jahr
Miteinander - Ein unglaubliches Jahr - Lebenshilfe Gießen
2    Miteinander November 2020 Vorwort

                                 Vorwort
                               Liebe Mitglieder, liebe Eltern und Mitarbeiter*innen,

                               in meinem letzten Vorwort vom Sommer habe ich noch geschrieben »ich hoffe
                               mit Ihnen auf einen virusfreien Sommer«. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt,
                               wenn auch die Zahlen der Infektion stabil waren, so müssen wir jetzt feststellen,
                               dass die Infektionen wieder zunehmen. Das ist besorgniserregend. Gerade
                               konnten wir die Werkstätten wiedereröffnen, wenn auch eingeschränkt. Um den
                               vorgeschriebenen Abstand zu wahren, können nicht alle Mitarbeiter*innen
                               gleichzeitig die Werkstätten betreten, das ist für viele wenig einsichtig. Auch die
                               Beweglichkeit innerhalb der Werkstätten ist eingeschränkt. Zwischenzeitlich
                               mussten wir einzelne Werkstätten schließen.

                               Einige Kita-Gruppen mussten zeitweise geschlossen werden. In den Wohn­­-
                               stätten sind wir gerade so an der Quarantäne vorbeigerutscht. Maskentragen,
                               Abstand halten, Hände waschen – sind nach wie vor das Gebot der Stunde.
                               Wir dürfen nicht nachlassen alle Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten. Eine noch-
    Maren Müller-Erichsen,     malige Schließung der Einrichtungen wäre – gelinde gesagt – eine Katastrophe.
    Aufsichtsratvorsitzende,
    Lebenshilfe Gießen e.V.    In der Geschäftsstelle haben wir nun für alle Angestellten und Besucher »Maske
                               tragen« angesagt, zumindest auf den Fluren.

                               In unserem letzten Heft hatten wir auf Seite 12 und 13 Fragen in Zeiten von
                               Corona gestellt, die wir nun in diesem Heft beantworten können, speziell von
                               Menschen mit Behinderung.

                               Nun steht Weihnachten vor der Tür, den »Lebenshilfe-Weihnachtsmarkt« am
                               1. Advent mussten wir absagen, große Familienfeiern können wir auch nicht
                               durchführen. Die Familie ist zum Glück ein Ort des Zusammenseins. Aber nicht
                               alle haben eine Familie, an sie werde ich denken, in der Hoffnung, dass sie die
                               Feiertage gut überstehen.

                               In diesem Jahr haben wir viele neue Mitarbeiter*innen und FSJler eingestellt.
                               Ihnen wünschen wir einen guten Start bei der Lebenshilfe Gießen.

                               Anlässlich unserer Mitgliederversammlung am 22.08. konnten wir zwei weitere
                               Vertreter, Herrn Tobias Enders und Herrn Sascha Höres in den Aufsichtsrat
                               wählen (siehe »Einrichtungen und Dienste«, S. 82).

                               Abschließend wünsche ich Ihnen, auch
                               im Namen von Herrn Oßwald und der
                               Geschäftsführung, trotz Corona eine gute
                               Zeit, bleiben Sie gesund und hoffen Sie mit
                               uns, dass wir im nächsten Jahr wieder eine
                               »normale« Zeit erleben dürfen.

                               Ihre

                               Maren Müller-Erichsen
                               Aufsichtsratvorsitzende
Miteinander - Ein unglaubliches Jahr - Lebenshilfe Gießen
Grußwort November 2020 Miteinander        3

                        Grußwort
                      Liebe Mitglieder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
                      liebe Freundinnen und Freunde der Lebenshilfe Gießen,
                      liebe Leserinnen und Leser,

                      als ich im Jahre 1990 meinen ersten Kindergartentag antrat, war das Thema
                      Inklusion noch kein fester Bestandteil der regulären Betreuung und bildete eher
                      die Ausnahme. Insofern war für mich die Möglichkeit, über den Kindergarten­
                      alltag Erfahrungen mit Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen zu
                      sammeln, sehr begrenzt. Es wäre für meine weitere Entwicklung sicherlich nicht
                      förderlich gewesen, wenn mir diese Erfahrungen versperrt geblieben wären.
                      Für mich leistete die Lebenshilfe Gießen mit ihrer vorbildlichen Präsenz im Land-
                      kreis den entscheidenden Beitrag dafür, dass ich bereits als Kind mein Bewusst-
                      sein für Themen und Fragestellungen rund um die Wertschätzung und den
                      Umgang mit den Menschen mit einer Behinderung schärfen konnte. Ein Besuch
                      mit der Schule in der Limeswerkstatt, der Austausch mit einem Mädchen aus
Dr. Julien Neubert,   der Nachbarschaft, was selbst Tag für Tag in der Limeswerkstatt arbeitete und
Bürgermeister der     immer lebhaft davon berichtete, machten all das, was die Lebenshilfe Gießen als
Stadt Lich            ihr Leitbild bezeichnet, für mich schon sehr früh zu einer Selbstverständlichkeit.

                      Mittlerweile ist das Thema Inklusion – glücklicherweise – kein Randthema mehr.
                      Die Ziele der Lebenshilfe sind Ziele, die in allen sozialen Kontexten der öffent­
                      lichen Daseinsvorsorge Anerkennung und Anwendung finden. Im Jahre 1986
                      übernahm die Lebenshilfe Gießen die Trägerschaft des Kindergartens im Licher
                      Stadtteil Eberstadt. Seit 2007 bekleidet die Lebenshilfe ebenso die Trägerschaft
                      des Kindergartens in Nieder-Bessingen. Die Leitung dieser Einrichtung nimmt,
                      wie die Leitungen der städtischen Einrichtungen auch, wöchentlich an der
                      Leitungsrunde der Kindergärten teil und wenngleich ich erst seit einem dreiviertel
                      Jahr im Amt bin, kann ich dennoch sagen, dass ich es als große Bereicherung
                      empfinde, dass die Lebenshilfe in unseren Kindertageseinrichtungen »mit an
                      Bord« ist.

                      Die Lebenshilfe Gießen ist sowohl für viele Familien als auch für die kommunale
                      Familie ein verlässlicher Partner in Fragen der Inklusion, aber auch in vielen
                      anderen sozialen Fragen. Dafür möchte ich mich ganz persönlich sowie im
                      Namen der Stadt Lich ganz herzlich bedanken. Ich freue mich über eine inten­
                      sive und gute Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe und auf viele weitere Meilen-
                      steine, die wir gemeinsam mit Menschen, für Menschen und somit für mehr
                      Mitmenschlichkeit nehmen.

                      Herzlichst
                      Ihr

                      Dr. Julien Neubert
                      Bürgermeister der Stadt Lich
Miteinander - Ein unglaubliches Jahr - Lebenshilfe Gießen
4    Miteinander November 2020

    Neu in der Lebenshilfe
    Ich freue mich, dass ich Teil des Lebenshilfe-Teams sein darf und auf das
    Mit­einander mit Ihnen / Euch.

    Beruflich war ich lange Zeit als Betriebswirt im Gesundheitswesen unterwegs,
    habe aber auch acht Jahre für einen Industriebetrieb gearbeitet und zuletzt
    durfte ich die Kreativität eines Verlagshauses erleben. Dabei hat immer eine
    Rolle gespielt, dass sinnhaftes Tun sich nicht auf meine Freizeit beschränken
    sollte. In dieser beschäftige ich mit gerne mit Themen, bei denen ich mich
    bewege und draußen sein kann – Joggen und Wandern sind zwei meiner
    leidenschaftlichen Hobbys. Ehrenamtlich engagiere ich mich in einer Kirchen­
    gemeinde und wenn ich mal Zeit habe, spiele ich, wenn auch nicht sehr pro­
    fessionell, gerne auf meinem alten Kontrabass. Daher ist es nicht verwunderlich,
                                                                                         Steffen Thielmann
    dass ich musikalisch dem Jazz zugetan bin.

    Steffen Thielmann
    Bereichsleitung Finanzen

    Stefanie Wiesenberg ist ab 1. November neue Geschäftsführerin von proLiberi
    für den Bereich Jugendhilfe (Burg Nordeck). Sie führt die Gesellschaft zusammen
    mit Ursel Seifert (Bereich Arbeitsmarkt). Frau Wiesenberg ist in dieser Funktion
    Nachfolgerin von Magnus Schneider. Sie war bisher Einrichtungsleitung der Burg
    Nordeck.

                                                                                         Stefanie Wiesenberg

    Anja Sandtner beginnt am 1. November mit dem »Büro für Einfache und Leichte
    Sprache«. Für dieses Projekt wurde eine Förderung bei Aktion Mensch beantragt.
    Außerdem wird sie die Ehrenamtskoordination von Bianca Wörner übernehmen,
    die zurück zum Unterstützten Wohnen wechselt. Vorher hatte Frau Sandtner im
    Projekt »Stadt-Mit-Plan« gearbeitet und die Schatzkiste und Schwatzkiste geleitet.

                                                                                         Anja Sandtner
Miteinander - Ein unglaubliches Jahr - Lebenshilfe Gießen
November 2020 Miteinander   5

      Wir verabschieden
      Magnus Schneider
      Nachdem Magnus Schneider die Geschäftsführung der
      Lebenshilfe Gießen an Dirk Oßwald übergeben hat, hat er
      weiterhin zwei »Töchter«, die Sophie-Scholl-Schulen gGmbH
      und proLiberi gGmbH als Geschäftsführer geführt. Diese
      Aufgaben sind und waren durchaus schwierig und haben
      Herrn Schneider ein hohes Maß an Verhandlungsgeschick
      und Durchsetzungskraft mit den Kostenträgern abverlangt.

      Dafür danken wir von Herzen und wünschen ihm nun viel
      Zeit zum Wandern und Reisen.

      Für den Aufsichtsrat
      M. Müller-Erichsen
      Vorstand

                                                                  Magnus Schneider

                 Tapeten Wagner AZ3.pdf   1   12.04.19   14:51

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Miteinander - Ein unglaubliches Jahr - Lebenshilfe Gießen
6    Miteinander November 2020 Inhaltsverzeichnis

    Inhaltsverzeichnis

     Kindertagesstätten                                   Wohnen
     Kinder- und                                         Ein neues Zuhause für Menschen
                                                         mit Autismus-Spektrum-Störung             23
                                                         Von der Bedeutung von Berührungen
     Familienzentren                                     im pädagogischen Alltag auch
                                                         während Zeiten gebotener Distanz          25
    Singen und Tanzen zum Jubiläum                  8
                                                         Nachruf Gerd Meyer                        28
    CORONA-Ein besonderes Jahr                      10
                                                         Die Perspektive gedreht – ein Essay       29
    Coronazeit in der Kita Eberstadt –
    der Alltag steht Kopf                           11

    Eine besondere Zeit geht zu Ende                12
                                                                                  Corona
    Hallo, wir sind die Klasse 5 / 6a der
                                                                                  Statements
    Sophie-Scholl-Schule!                           13
    Mit Abstand das Beste was
    mir passieren konnte                            14
                                                         Fine und Nils                             9
    Auf zu neuen Ufern                              16
                                                         Ylvie, Amy, Mika, Semma und Raphael       17
    Neue Leitung der Kita / Waldkita
    Nordeck-Winnen                                  17 Katja Kuhl                                  21

    Leitung und Stellvertretung des                      J. Scheffer, Jörg M., R. Pearson          22
    KiFaZ Helen Keller stellen sich vor             18 Eric Kosuch, Simone Daubertshäuser          24
    Das Leitungsteam des neuen
                                                         Andreas Kuhl, Karlheinz Schreier          26
    KiFaZ Sophie Scholl stellt sich vor …           19
                                                         Luci und Wilfried Rauscher,
    Schule in herausfordernden Zeiten –
                                                         Isabel und Martina Frisch                 30
    eine Momentaufnahme                             20
                                                         Emma Spill                                34
    Das Leitungsteam der Kita
    Allendorf stellt sich vor                       21 Sabine Reuter                               47

                                                         Linda Hauk                                74

                                                         Ulrike Traxler-Schmoranz, Herwig Selzer   77
Miteinander - Ein unglaubliches Jahr - Lebenshilfe Gießen
Inhaltsverzeichnis November 2020 Miteinander   7

 Arbeit und Bildung                            Ambulante Hilfen
Das »Wunsch- und Wahlrecht«                   Vier Jahre Frühförderung                        48
funktioniert bis heute                   32
                                            Vom Talentmanagement
Öffnet sich mit der Corona Pandemie         der Lebenshilfe zur EUTB,
ein Gelegenheitsfenster?                 35 Beratungsstelle Gießen                            49
Auch in Zeiten von Corona im Einsatz –      mehrBewegen trifft den
unsere Heldinnen und Helden              36 Familienunterstützender Dienst                    50

Corona in den Werkstätten                38 In der Mitte der Stadt angekommen                 51
Auswirkungen des Bundesteil­habegesetz      Gesundheitliche Versorgungs­planung
im Bereich Arbeit und Bildung            40 für die letzte Lebensphase                        52
»Budget für Arbeit« – Nihal Dals              Die wertvolle Begleitung                        53
erfolgreicher Weg in den ersten
Arbeitsmarkt                             43 Mit viel Freude warten
                                            auf Frühförderung                                 53
Straßenüberquerung zur Limes­-
werkstatt jetzt deutlich sicherer        44
Vom FSJ direkt in die Lehre:
Lebenshilfe Gießen bildet erstmals
Tischler aus                             45   Einrichtungen und Dienste
Erfolgreiche Kooperation zwischen der       Adressen und
Lebenshilfe Gießen und dem Polizeipräsidium Ansprechpartner | Kontakt                        82
Mittelhessen um mehrere Jahre verlängert 46 Impressum                                        86

Schwatzkiste                                   Lebensnah und
 ab Seite 54
Erzählungen, Geschichten und
                                               voll dabei
Erfahrungen aus der Redaktion der              ab Seite 68
Schwatzkiste!
                                              Alle Neuigkeiten über Freizeit, Kunst,
                                              Spendenaktionen und vieles mehr!
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8       Miteinander November 2020 Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren

      Singen und Tanzen zum Jubiläum
      Kinder- und Familienzentrum Anne Frank der Lebenshilfe Gießen feiert
      25. Geburtstag im Freien

Tanz und Musik duften beim Geburtstagsfest des KiFaZ Helen Keller in Reiskirchen natürlich nicht fehlen. Martin Pfeiffer präsentierte ein Repertoire
aus bekannten Kinderliedern, bei denen alle mitsingen und mittanzen konnten

    Das Kinder- und Familienzentrum Anne Frank in                             Kinder mit ihren Bedürfnissen, Entwicklungs­poten­
    Reiskirchen ist 25 Jahre alt! Zunächst war ein großes                     zialen und ihrem kreativen Aus­druck.
    Fest für die Kinder, deren Familien und Freunde
    geplant. Birgit Klein, die das KiFaz der Lebenshilfe                      Zu dem Fest waren – coronabedingt – nur die aktuell
    Gießen seit drei Jahren leitet, wollte das Jubiläum trotz                 113 Kinder des KiFaz im Alter von eins bis sechs
    der Corona-Krise begehen – und vor allem im Juli ein                      Jahren eingeladen, sowie Rebecca Neuburger-Hees,
    kleines Gartenfest für die Kinder veranstalten, das                       Bereichsleiterin Kindertagesstätten und Dirk Oßwald,
    den geltenden Corona-Regelungen entsprach. Der                            Vorstand der Lebenshilfe Gießen. Lange Dankes­
    traumhaft sonnige Vormittag mit dem Kinder­lieder-                        reden waren im Programm nicht vorgesehen – es
    Sänger Martin Pfeiffer war dann alles andere als eine                     ging gleich los mit Musik und Gesang. Martin Pfeiffer,
    Not­lösung, sondern entsprach dem pädagogischen                           der als Gitarrist und Sänger für den Festtag engagiert
    Konzept der Einrichtung: im Mittelpunkt stehen die                        wurde, hatte ebenfalls die Kinder im Fokus und
Miteinander - Ein unglaubliches Jahr - Lebenshilfe Gießen
Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren November 2020 Miteinander    9

präsentierte ein Repertoire aus bekannten Kinder­
liedern, bei denen alle mitsingen konnten. Während
die Kinder zunächst noch im Gras saßen und dem
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Sänger lauschten, trauten sie sich nach und nach vor
und begannen, sich gemeinsam mit dem Sänger auf
der Terrasse zur Musik zu bewegen.

Das Kinder- und Familienzentrum Anne Frank wurde
1995 als zweite große Kindertagesstätte der Lebens­
hilfe Gießen gegründet. Seit 2013 ist es Kinder- und
Familienzentrum und verfolgt den Ansatz der Sozial-
raumorientierung. »Mir ist es ein großes Anliegen,
unsere Einrichtung mit den Menschen, die hier
leben, zu vernetzen«, sagt Birgit Klein. »Wir haben
Koopera­tionen mit dem örtlichen Musik- und Sport-
verein sowie einem Seniorenheim aus der direkten        Corona-Interviews Waldkita Albach
Nachbarschaft. Bis zum Beginn der Pandemie              Fine (4 Jahre): »Ich finde an Corona blöd, dass man
gehörte es zu unserem Alltag, dass wir regelmäßig       zu allen Menschen Abstand halten muss. Gelernt
Besuch aus dem Seniorenheim bekamen. Wir freuen         habe ich, dass man mit gründlichem Händewaschen
uns sehr darauf, diese nachbarschaftlichen Kontakte     nicht krank wird.«
hoffentlich bald wieder aufnehmen zu können«,
beschreibt Klein ihr Verständnis von Sozialraum­        Nils (4 Jahre): »Im Wald an den Bäumen gibt es kein
orientierung.                                           Corona. ;) Ich war gern zu Hause, aber die Hammer
                                                        und Sägen aus dem Kindergarten habe ich vermisst.«
Auch für Rebecca Neuburger-Hees, die das KiFaz
Anne Frank von 2010 bis 2013 leitete, verfügt das       Marén Roll
Kinder- und Familienzentrum über besondere              pädagogische Leitung Waldkita Albach
Qualitäten: »Hier wird über den Tellerrand geschaut.
Die Strukturen dafür sind über viele Jahre natürlich
gewachsen – und sollen sich auch in den nächsten
25 Jahren frei entfalten.«

Nach dem bewegten Konzert gab es für alle Eis
»bis zum Abwinken«, wie es Leitung Birgit Klein
formulierte. Der Fest-Vormittag zeigte, dass das, was
zunächst als Einschränkung wirkte, zu einer Locker­
ung der Jubiläumskonventionen führte: Die, die da
sind, sind genau die Richtigen! Nämlich rund 100
glückliche KiFaz-Kinder, die sich an der Sonne und
dem Wind erfreuten, Lieder hörten, sangen, tanzten
und sich nach Lust und Laune bewegten. Auch für
Sänger Martin Pfeiffer bot dieser Vormittag eine
Lockerung der Corona-Beschränkungen, da er das
erste Mal seit mehr als drei Monaten wieder vor
Publikum auftreten durfte – und dafür viel Applaus
erntete.

Kerstin Ahrens
Redaktion Newsletter

                                                              Nils und Fine
Miteinander - Ein unglaubliches Jahr - Lebenshilfe Gießen
10    Miteinander November 2020 Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren

     CORONA – Ein besonderes Jahr
     So erlebten Familien des KiFaz Helen Keller den Lockdown!

     Wir haben alle eine aufregende, besondere und            sehr bereichert. Nun hat man die Gewissheit, dass
     ungewöhnliche Zeit hinter uns und schauen noch           wir solche Krisen gut miteinander überstehen – und
     ungewiss in die Zukunft. Einige unserer Familien des     das sogar sehr gut. Die intensive Familienzeit (mit
     Kinder- und Familienzentrums Helen Keller haben          Wanderungen, Fahrrad-Touren, gemeinsamen
     uns gerne von dieser Zeit während der Kita-Schlie-       Kochsessions usw.) hat uns noch näher zusammen-
     ßung (Lockdown) berichtet:                               rücken lassen. Aber die Kinder waren nie ängstlich
                                                              oder verunsichert – ich denke, vor allem, weil wir als
     1) Bericht einer 4-köpfigen Familie (Junge 5 Jahre,      Eltern Transparent mit der ganzen Situation umge-
     Tochter 2 Jahre):                                        gangen sind. Wir mussten auch oft sagen, wir wissen
                                                              nicht genau, wann das KiFaZ wieder aufmacht, die
     Da auch wir als Familie beruflich vom Lockdown           Schule weitergeht, Freunde wieder getroffen werden
     betroffen waren und zu Hause sein konnten, haben         können, Verwandte wiedergesehen werden können
     wir aus dieser Schließung viel Positives ziehen          und so weiter – aber im gleichen Atemzug haben wir
     können.                                                  klargemacht, dass die Zeit wiederkommen wird und
                                                              dass man das dann alles noch mehr zu schätzen
     Die Tatsache, dass wir nur unter uns vieren blieben,     weiß. Wir haben versucht, keine Angst aufkommen
     hat uns sehr zusammen geschweißt. Wir haben viele        zu lassen, aber trotzdem authentisch zu bleiben und
     Ausflüge in die Natur gemacht und Gießen neu             den Kindern nichts zu erzählen, nur damit sie be­
     entdeckt. Außerdem haben wir die Zeit genutzt, um        ruhigt sind. Das hat bei uns sehr gut geklappt. Durch
     es uns in der Wohnung schöner zu machen. Natür-          Corona wissen wir uns als Familie wirklich noch mehr
     lich wurde auch viel gespielt, gebastelt, gemalt         zu schätzen. Obwohl wir Wochen lang 24 / 7 auf­
     und die »Sendung mit der Maus« geschaut. Nichts-         einandergehangen haben, sind wir uns nicht auf den
     destotrotz haben uns nach einiger Zeit vor allem         Keks gegangen. Wir wussten wie wichtig es ist, dass
     die sozialen Kontakte gefehlt – insbesondere die         die Stimmung zuhause wenigstens entspannt und
     Groß­eltern wurden und werden immer noch sehr            harmonisch ist und das haben sogar die Kinder sehr
     vermisst! Besonders bei unserem großen Sohn              schnell verstanden und sich als Geschwister so gut
     konnten wir zum Ende hin feststellen, dass ihm die       verstanden, wie nie zuvor. Das KiFaZ musste sich
     geregelten Strukturen und der Alltag in und mit          natürlich auch erstmal sortieren. Dann kamen
     der Kita fehlten. Wir waren dankbar, als das KiFaz       Nachrichten aus der Gruppe und von der Leitung.
     Helen Keller wieder öffnen durfte und wieder etwas       Das hat Emmi so gefreut und es waren tolle Spazier-
     Normalität einziehen durfte.                             gänge zum KiFaZ, wenn wir wieder neue Überra-
                                                              schungen abgeholt haben. Emmi war einmal etwas
     2) Corona – ein besonderes Jahr … geschrieben von        besorgt: Sie fragte mich, was denn wäre, wenn der
     Julia Häusser (Mutter und Elternbeirätin)
                                                              »Corona war doof, da der Kinder-
     Die plötzliche Schließung des Kindergartens kam im
     März für uns alle überraschend. Es gab keine Zeit,       garten zu hatte und ich meine
     sich zu verabschieden. Ich dachte am Anfang, dass        Freunde nicht sehen konnte.«
     das ziemlich heftig für Emily ist – und habe auf die
                                                              (5-jähriger Junge, KiFaZ Helen Keller)
     Zeit gewartet, dass es sich bei ihr auf irgendeine
     Weise zeigt. Sie hat natürlich nach nur wenigen
     Tagen gefragt, wann sie wieder in die Nilpferd-Gruppe    Weihnachtsmann Corona kriegen würde. Der sei
     zurückkann, aber wirkte dabei sehr entspannt. Ja,        ja auch schon ziemlich alt und gehört somit ja zur
     sie hat die intensive, gemeinsame Zeit mit uns – ihrer   Risikogruppe. Es war schön, an so einer Frage zu
     Familie – sehr genossen. Ich glaube, dass war mal        sehen, dass die Gefahr, die sie durch Corona gese-
     wieder so eine Situation, die uns Erwachsenen viel       hen hat auf so einer hypothetischen, kindlichen und
     mehr zugesetzt hat und verunsichert hat. Wir unter-      auch phantasievollen Weise zum Ausdruck kam. Um
     schätzen unsere Kinder und deren Flexibilität im         uns oder ihre Großeltern hat sie sich keine Sorgen
     Umgang mit neuen, ungewöhnlichen Situationen             gemacht – und das war auch gut so!
     doch immer wieder. Unser Familiensystem hat das
     Ganze ziemlich durcheinandergebracht, aber auch
Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren November 2020 Miteinander     11

3) Bericht einer berufstätigen Mutter mit 2 Kindern           eine praktikable Alternative zur Präsenzlehre erstellt
(5 und 2 Jahre):                                              werden. Das alles sollte ich nun in 100 % Home Office
                                                              mit zwei tobenden und unausgeglichenen Klein­
Als im März diesen Jahres endgültig der Lockdown              kindern meistern. In dieser Zeit hat man den sicheren
beschlossen wurde, musste auch das KiFaZ Helen                Betreuungsplatz noch einmal ganz anders zu schät-
Keller seine Türen schließen. Das stellte uns als             zen gelernt! Die Erzieher*innen sind im KiFaZ nicht
Familie zunächst vor große Herausforderungen.                 nur Aufpasser, sie begleiten die Kinder durch Kon-
Mit einem Fünfjährigen, einer Zweijährigen und zwei           flikte, nehmen sich Zeit, fördern Freundschaften und
Vollzeit arbeitenden Eltern hieß es dann für unbe-            werden letztlich sehr wichtige Personen im Leben
stimmte Zeit die Betreuung vollständig zu Hause               unserer Kinder!
zu übernehmen. Problematisch war das vor allem,
da mein Mann in einem systemrelevanten Job                    Alexandra Grimm
12-Stunden-Schichten arbeitet. Ich selbst hatte               Pädagogische Fachkraft KiFaZ Helen Keller
gerade erst mit meiner Doktorarbeit begonnen und
im Dozententeam an der Universität musste auch

Coronazeit in der Kita Eberstadt –
der Alltag steht Kopf – unser Weg
zwischen Isolation und Gemeinschaft
Plötzlich ist alles anders. Die Kita ist geschlossen.
Zum Glück findet wenigstens der Kita-Osterhase
den Weg zur Haustür der Kinder. Das gemeinsame
Kita-Fest muss, wie so vieles auch, ausfallen. Den-
noch gib es für die Familien der Kita Eberstadt einen
tollen Bewegungsparcours in Form einer Kreide-Rally
durchs Dorf, der mit Abstand, viel Spaß bringt.
Angemalte Steine, Bilder, Briefe, Regenbögen und              Angemalte Steine der Kinder      Kreide-Rally

Ketten am Zaun sollen den Kontakt zwischen Kinder
und Kita erhalten. Auch Geburtstagsgrüße gab es
mit Abstand aus der Kita. Selbst an die Mamas und
Papas wurden an ihrem Ehrentag (Mutter/Vatertag)
gedacht und Grüße geschickt, die von den Kindern
kreativ bearbeitet werden konnten. Als die Kita
stückweise wieder geöffnet hat, waren wir viel
draußen und es gab immer etwas zu entdecken.
Am Vorschulabschluss mit den Kindern gab es
verschiedene Erinnerungsstationen des letzten Kita
Jahres. Die Kinder durften einen eingeübten Ver-
kehrsweg alleine meistern, Kreideformen nachlaufen
und ihren Freund malen, denn Freunde sind zu jeder
Zeit wichtig. Sie erpuzzelten den Weg zur nächsten
Station und fanden in der Kita einen Schatz, den
jeder für sich mit einem Hammer aus Gips befreien
konnte. Heraus kam ein Flummi, der unkontrollier-             Die Vorschulgruppe 2020 unterwegs

bar, wie die Coronazeit, durch die Welt hüpft.

Peggy Janzen
Pädagogische Fachkraft Kita Eberstadt
                                                              Draußen gibt es aus jeder
                                                              Perspektive etwas zu entdecken
12    Miteinander November 2020 Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren

     Eine besondere Zeit geht zu Ende
     Die Kinder und Erzieherinnen der Kita Nieder-         Nachdem alle Kinder endlich wieder in der Kita
     Bessingen hatten wochenlang ausschließlich nur        waren, haben die »schlauen Eidechsen« (Vorschul­
     über Briefe, kleine Päckchen und Telefonate die       kinder) noch einmal die Ärmel hochgekrempelt und
     Möglichkeit Kontakt miteinander zu halten. Da alle    ein super Theaterstück auf die Beine gestellt. Und so
     Familien unsere Angebote so toll angenommen           freuten sich die Eltern zu dieser tollen Aufführung in
     haben und jeder für sich zuhause seinen Teil bei­     dieser doch so besonderen Zeit kommen zu dürfen.
     getragen hatte, ist am Ende dieses wunderschöne
     symbolische Bild eines Baumes entstanden.             Olga Wüst
                                                           stellv. Leitung

                                                           Daniela Staub
                                                           Pädagogische Fachkraft
                                                           Kita Nieder-Bessingen

                                     Ines                      Daniela

     Mit dieser Fotogirlande heißt das Team Nieder-Bessingen
     alle Eltern und Kinder willkommen zurück in der Kita!

Christine                     Enya                Tine                       Sandra             Olga

       Abschluss der schlauen Eidechsen

                                                                                                    Ein Baum der
                                                                                                    trotz Corona
                                                                                                    weiter wächst
Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren November 2020 Miteinander         13

Hallo, wir sind die Klasse 5 / 6a der
Sophie-Scholl-Schule!
Wir haben uns im Religionsunterricht mit den Fragen, »Was ist schwer an
Corona?«, »Was ist trotzdem schön?« und »Was habe ich bis jetzt in dieser Zeit
gelernt?« befasst.

Wir alle vermissten während des Lockdown aus             und immer alle zusammen sind. Außerdem ist die
unterschiedlichen Gründen die Schule. Allen              Mittagspause länger, da wir früher essen müssen.
von uns fehlten jedoch die Freunde und Klassen­          Das ist auch schön, weil wir jetzt mit allen aus unserer
kamerad*innen, aber auch die Lehrer*innen,               Klasse an einem Tisch sitzen und nur die Kinder aus
Erzieher*innen und Teilhabeassistent*innen. Blöd         unserer Stufe mit uns in der Aula essen. Manche von
war, dass wir in dieser Zeit keine Ausflüge mit der      uns lernten in der Zeit des Lockdown Zuhause gut
Familie unternehmen durften oder unsere Freunde          und alleine zu arbeiten und fanden das cool. Andere
treffen konnten. Bei manchen Schüler*innen gab es        lernen lieber weiterhin in der Schule, da sie meinen,
mit ihren Geschwistern viel mehr Streit als sonst. Sie   dass die Lehrer*innen besser erklären können als
konnten ihren Geschwistern einfach nicht aus dem         ihre Eltern, obwohl sich alle unsere Mamas, Papas,
Weg gehen. Irgendwie waren immer alle gleichzeitig       Omas, Opas und auch ältere Geschwister viel Mühe
Zuhause. Das lag daran, dass ganz viel geschlossen       machten und Zeit nahmen, um uns zu »unterrich-
war. Nicht nur die Schulen und Kindergärten, auch        ten«. Nochmal vielen Dank dafür! Wir müssen jetzt
die Arbeitsstätten mancher Eltern sowie Sporthallen,     überall mehr auf andere achten. Das ist aber nicht
Fußball- und Spielplätze. Viele von uns waren auch       schlimm! Wir merkten, dass die Schule für uns auch
traurig, dass sie nicht in den Urlaub fliegen konnten.   wichtig ist, um Freunde zu treffen und es ohne
Sie hatten sich schon so sehr darauf gefreut! Ganz       Freunde richtig langweilig sein kann. Wir sind froh,
traurig ist, dass es Schüler*innen in unserer Klasse     dass die Schule jetzt trotz Corona weitergeht und wir
gibt, die während des Lockdown nicht ihre Uromas,        hingehen können. Viele von uns finden, dass die
Uropas, Omas und Opas besuchen konnten, da               Lehrer*innen während des Lockdown und der
Kinder nicht mit in die Seniorenheime oder Kranken-      teilweisen Beschulung vor den Sommerferien toll für
häuser durften oder ihre Ur- bzw. Großeltern Risiko-     uns da waren, damit wir keinen Schulstoff verpassen
patienten sind. Richtig dumm finden wir, dass wir        und uns trotz der komischen Situation wohl fühlten.
uns an die Coronaregeln halten müssen und in der         Eine Schülerin hat in dieser Zeit Skateboard fahren
Schule und darüber hinaus ermahnt werden, wenn           gelernt und ein ehemaliger Schüler unserer Klasse
wir das nicht tun, es aber überall Erwachsene gibt,      kann jetzt Fahrrad fahren, das ist super! Gelernt
die sich auch nicht immer an die Regeln halten. Es       haben wir auch, vor jedem Essen und irgendwie
fällt uns allen total schwer, Abstand zu halten und      andauernd darauf zu achten, die Hände zu waschen
immer an unsere Masken zu denken. Die Abstands-          oder zu desinfizieren. Das ist allerdings echt stressig
regel und die Maskenpflicht nerven! Wir verstehen        und nervt manchmal. Wir wissen jetzt auch, dass
nicht, warum wir auf dem Pausenhof Masken tragen         alles überall und jedem passieren kann. Wie uns und
müssen, wenn wir mit unseren Freunden spielen,           allen Kindern auf der Welt, die plötzlich nicht mehr in
mit denen wir mittags im Verein oder privat ohne         die Schule durften oder sich mit Freunden treffen
Masken spielen. Aber das ist jetzt halt so! Schön war    konnten.
während des Lockdown, dass viele von uns so lange
schlafen konnten, wie sie wollten und unsere Eltern      Wir wünschen uns, dass keiner von uns, unseren
viel mehr Zuhause waren als sonst. Manchen von           Familien oder Freunden krank wird, wir bald keine
uns gefiel Homeschooling besser als Unterricht in        Masken mehr brauchen und die Schule geöffnet
der Schule. Es war Zuhause ruhiger zum Lernen und        bleibt.
irgendwie nicht so viel Unterrichtsstoff auf einmal.
Zumindest entschieden wir selbst oder mit unseren        Moritz, Wendy, Matilda, Lana, Mia, Leo, Max,
Eltern, wann wir was bearbeiteten. Im Moment             Giovanni, Milane, Lina, Rania, Vincent, Patrick,
finden wir gut, dass wir nur Klassenunterricht haben     Pascal, Amelie, Paul, Lily und Ronja. Frau Michel,
                                                         Frau Jakob und Frau Butzke.
14    Miteinander November 2020 Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren

     Mit Abstand das Beste was
     mir passieren konnte
     Abschlussrede Startbahn

     Wir sind Julia Rolle und Marleen Gross. Wir möchten     Da Reisen anstrengend sein können, machte Frau
     heute über unsere Reise in der Startbahn berichten.     Kuhl mit uns ein spezielles Fitness-Programm. Für so
                                                             einen langen Flug muss man ja top fit sein.
     2018 haben wir zusammen mit Emre, Franci, Lasse,
     Leonardo, Saskia, Noah und Simon unsere Flug­           Auf so einem Langstreckenflug bekommen die
     tickets für die Startbahn gekauft. 2019 checkten noch   Passagiere Essen und Getränke gereicht. Die Mahl-
     Lina, Zaynab, Gloria und Jakob dazu ein. Zwei Jahre     zeiten müssen gut vorbereitet werden. Servietten
     hatten wir Zeit unseren Flug ins Berufsleben vor­       und Tischdecken sollten glatt gebügelt sein. Hier hat
     zubereiten.                                             uns Frau Schmitz im ersten Modul alles rund um
                                                             das Thema Hauswirtschaft beigebracht. Wir haben
     Mit unseren beiden Kapitäninnen Frau Giannikos          ge­kocht, gebacken, gewaschen und gebügelt und
     und Frau Gaudriaan und ihrer Crew Frau Beul, Frau       können nun die Passagiere gut versorgen.
     Arbeiter, Frau Kuhl, Frau Münch und Krausi hatten
     wir ein tolles Team an unserer Seite. In den letzten    Da ein Flugzeug auch mal technische Probleme
     Wochen unterstützte uns noch zusätzlich Frau            haben kann und regelmäßig gewartet werden muss,
     Wosnitza.                                               war es der Startbahn-Crew sehr wichtig, dass wir uns
                                                             alle im Bereich Metall auskennen. Wir haben mit
     Bis zum heutigen Abflug gab es viel zu tun. Damit       Herrn Groschopp im zweiten Modul der Startvorbe-
     wir uns später an fremden Flughäfen gut auskennen,      reitungen unseren Bohrmaschinen Führerschein
     haben wir zwei Jahre lang weiter Lesen, Schreiben       gemacht, ein Mensch Ärgere Dich nicht gebaut und
     und Rechnen gelernt.                                    alle Werkzeuge und Metalle kennengelernt.
Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren November 2020 Miteinander        15

An unseren späteren Zielflughäfen wachsen sicher
die unterschiedlichsten Pflanzen. Damit wir uns mit
Gärten auskennen, wissen wie man sät, pflanzt und
pflegt, hat uns Frau Schmitz im dritten Modul Garten
und Landschaftsbau alles zu diesem Thema beige-
bracht. Aus den selbst gesteckten Kartoffeln haben
wir uns leckere Sachen gekocht.

Nach der Sommerpause unternahm die Startbahn-
Crew mit allen Passagieren einen ersten Test-Flug.
Wir machten den »Abflug« zur Klassenfahrt nach
Köln. Das klappte schon mal prima. Wir verbrachten
eine tolle Woche in der Dom-Stadt mit Schokoladen-
Museum, Sport-Museum, Jump-House, Zoobesuch
und natürlich mit einer ausgiebigen Shopping-Tour.

Dann ging es weiter mit den Startvorbereitungen
ins Berufsleben. Frau Parisi brachte uns im Modul
Service alles bei, damit wir wissen, wie man Passa­
giere richtig gut bedient. Das gelernte zeigten wir
dann gleich bei unserem Modulcafé und verwöhnten
unsere Gäste.

Auf einer langen Reise begegnet man auch immer
wieder älteren Menschen. Die brauchen manchmal
Hilfe. Damit wir ältere Menschen gut unterstützen
können, hat uns Frau Kramer im Modul Gesundheit          Während diesen zwei Jahren durften wir immer wieder in
                                                         das richtige Berufsleben schnuppern. Unterstützt von der
                                                         Crew waren die Praktika tolle Erfahrungen und haben
                                                         allen viel Spaß gemacht.

                                                         Zwei Jahre Startbahn – wir möchten uns bei der ganzen
                                                         Crew für die schöne Zeit sehr bedanken. Wir sind er­
                                                         wachsen geworden, es sind Freundschaften entstanden,
                                                         und wir sind für unsere weitere Reise tip-top vorbereitet.
                                                         Wir freuen uns auf unseren Flug. Einige haben schon
                                                         Vorstellungen, was sie später mal arbeiten möchten und
                                                         wie und mit wem sie zukünftig leben möchten.

                                                         Viele von uns fliegen nun an ganz unterschiedliche Orte.
                                                         Wir werden die ganze Crew und alle Passagiere sehr
                                                         vermissen.

und Soziales alles zum Thema Altenpflege beige-          Nochmal vielen lieben Dank für die schöne Zeit an die
bracht. Vom Altersanzug bis zum Essen und Trinken        ganze Startbahn Crew.
anreichen – wir können jetzt alle gut älteren Menschen   Es war schön mit Euch unseren Flug vorzubereiten.
helfen.
                                                         3, … 2, … 1, … Abflug!!!!!!
Leider hat das Corona Virus bei unseren Startvor­
bereitungen in den letzten Monaten gestört. Aber         Julia Rolle und Marleen Gross
Herr Graf und die Startbahn-Crew haben uns in der
Zeit des Home Schoolings über google Classroom
viele Dinge rund um das Thema Holzverarbeitung
und Werkzeuge beigebracht. Die selbst hergestellten
Holztiere sind klasse geworden.
16    Miteinander November 2020 Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren

     Auf zu neuen Ufern
     Kleiner Festakt in der Kita Watzenborn zum »Rauswurf« der Schulkinder

     Die Eltern der 20 Vorschulkinder hatten sich am       »Wir sind zusammen groß, wir sind zusammen alt,
     letzten Tag vor den Sommerferien im Garten der Kita   komm lass’n bisschen noch zusammenbleiben« –
     Watzenborn versammelt. 20 bunte Gym­nastik-Reifen     dieses Motto prägte das gesamte Fest und machte
     lagen mit Abstand für jede Familie im Gras verteilt,  deutlich, wie stark der Zusammenhalt zwischen
     gefüllt mit Mappen aus der Kita-Zeit ihrer Kinder,    großen und kleinen Menschen in der Lebenshilfe-
     kleinen Geschenken und einem Mini-Buffet für die      Kita ist. Katja Korn, Leiterin der Kita, bedankte sich
     Feier. Die Eltern warteten gespannt auf ihre Kinder,  bei den Eltern für das gute und offene Miteinander –
     die sich in der Kindertagesstätte Watzenborn auf      gerade auch in Zeiten von Corona. Der Elternbeirat
     Ihren »Auftritt« vorbereiten. In der Lebenshilfe-Kita hatte einige Tage zuvor einen Eiswagen in die Kita
     hat es Tradition, dass die zukünftigen Schulkinder    bestellt, um sich mit »Frei-Eis« für die gute Zusam-
     am Ende des letzten Kita-Jahres buchstäblich hinaus-  menarbeit zu bedanken. Josephin Kiefer, Mutter
     geworfen werden. Vor dem Haupteingang der Kita        von Vorschulkind Elisa, ist sehr froh, dass es trotz
     wird alljährlich für den »Rauswurf« und die möglichst Corona einen gemeinsamen Abschluss der intensi-
     weiche Landung eine hohe Weichboden-Sprung­           ven Kita-Zeit gab. Die lange Zeit der Schließung
     matte ausgelegt.                                      wurde vom pädagogischen Personal abwechslungs-
                                                           reich und kreativ gestaltet. Über einen digitalen
     Üblicherweise ist diese Tradition Teil eines großen   »Vorschulkanal« wurden die Kinder mit Spiel- und
     Sommerfestes. Da dieses Fest coronabedingt ausfallen Lernmaterialien versorgt. »Ich wüsste nicht, was
     musste, hatten sich die Eltern der Vorschulkinder ein besser gemacht hätte werden können. Wir sind sehr
     kleines Fest im Garten gewünscht. Das Vorschulteam zufrieden mit Elisas Zeit in der Kita Watzenborn«,
     der Kita, bestehend aus Christina Pusch-Müller,       sagte Josephin Kiefer bevor sie mit ihrer Familie in
     Fabian Lang und Alexandra Buhl sind diesem            die Sommerferien aufbrach.
     Wunsch nachgekommen und haben einen Festakt
     im Freien unter Einhaltung der Abstandsregeln und     Katja Korn
     mit viel Liebe zum Detail organisiert. Der gesamte    Leitung Kita Watzenborn
     Garten ist entsprechend des Mottos »Auf zu neuen
     Ufern« maritim geschmückt, blauweiße Wimpel
     flattern im Sommerwind, Korkenschiffchen schau-
     keln in einem Duschwannen-Hafen. Mit dem Song
     »Zusammen« von den Fantastischen Vier liefen
     die Vorschulkinder, eingehüllt in Seifenblasen, durch
     ein Spalier des gesamten Personals der Kita, um
     schließlich einzeln – und mit Abstand – auf die Matte
     und raus ins Leben befördert zu werden.

                                                                         Kleines Dankeschön: Der Elternbeirat bedankte sich mit Eis beim
                                                                         Kita-Team (und allen Kindern) für die gute Zusammenarbeit

     Großer Spaß: Alle Schulkinder werden         Statt eines Buffets gab
     traditionell aus der Kita »herausgeworfen«   es kleine Snacks und
                                                  Getränke für jede Familie
Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren November 2020 Miteinander    17

Neue Leitung        Corona Statements
der Kita / Waldkita                                          Interview:

Nordeck-Winnen                                               Ylvie, Amy, Mika,
                                                             Semma und Raphael

Seit 19 Jahren bin ich bei der Lebenshilfe Gießen e.V.
beschäftigt. Meinen beruflichen Einstieg als Erzieherin
fand ich am 01.09.2001 in der damaligen Kita Ring­
allee (heute KiFaZ Helen Keller). 2010 stieg ich ins
Team des KiFaZ Anne Frank in Reiskirchen ein, war
dort von 2016 – 2017 als stellvertr. Leitung und
KiFaZ-Koordinatorin tätig und übernahm im Juni             Was war schwer in Corona-Zeiten?
2017 die Leitung des KiFaZ Helen Keller. Seit              Ylvie (6 Jahre): Ich finde das doof, dass die Corona-
01.08.2020 leite ich nun die Kita und Waldkita             Zeit gekommen ist. Ohne Corona war alles schöner.
Nordeck-Winnen.                                            Es werden ganz viele Kinder krank.
                                                           Amy (6 Jahre): Das Fahrradfahren lernen, weil ich als
»Erfolg ist auch von einer guten                           nur hingefallen bin.
Kommunikation auf dem Spielfeld                            Mika (5 Jahre): Dass ich keine Freunde besuchen
abhängig.«                                                 konnte.
                                                           Semma (5 Jahre): Dass man nicht ins Schwimmbad
(H. Herrlich)
                                                           durfte.
Meine Erfahrung ist, dass jede Einrichtung der             Raphael (5 Jahre): Corona ist blöd, weil es auf die
Lebenshilfe Gießen e.V., durch eine individuelle           Welt gekommen ist, es auf der ganzen Welt ist und
Hauskultur und Philosophie lebt. Die Pädagogik der         die Menschen vergiftet.
Einrichtungen orientiert sich maßgeblich an den
Menschen, die sich täglich begegnen und ihre               Was war trotzdem schön?
Belange an- und einbringen sowie den Strukturen
                                                           Ylvie (6 Jahre): Es war nix schön.
des Sozialraums. Äußerst menschliche und wertvolle
                                                           Amy (6 Jahre): Dass ich jetzt Fahrradfahren kann.
Erfahrungen durfte ich aus den unterschiedlichen
                                                           Mika (5 Jahre): Dass Zuhause sein war schön,
Teams mitnehmen, diese haben meine Professio­na­
                                                           dass mag ich ein bisschen mehr als Kindergarten.
lisierung geprägt.
                                                           Semma (5 Jahre): Dass Mama und Papa nicht
Nun freue ich mich darauf, eine weitere Einrichtung
                                                           arbeiten mussten und ich hatte ganz viel Zeit mit
der Lebenshilfe Gießen e.V. kennenlernen und leiten
                                                           denen. Sonst war das nicht so.
zu dürfen, die Zusammenarbeit in einem neuen
                                                           Raphael (5 Jahre): Da gibt es nichts Schönes, weil
fachlich fundierten Team und darauf die kleinen
                                                           Corona blöd ist.
und großen Menschen in der Kita/Waldkita Nordeck-
Winnen auf ihren individuellen Wegen begleiten zu
dürfen.                                                    Was haben wir gelernt?
                                                           Ylvie (6 Jahre): Händewaschen. Richtig lange. Und in
Michaela Damm                                              die Arme niesen.
Leitung Kita / Waldkita Nordeck-Winnen                     Amy (6 Jahre): Ja. Fahrradfahren ist doch klar. Und
                                                           Skibo spielen für Erwachsene und in den Arm niesen.
                                                           Mika (5Jahre): Ganz viel in den Vorschulheften. Und
                                                           husten in den Arm, weil bei der Hand steckt man sich
                                                           an.
                                                           Semma (5 Jahre): Inline Skates. Mit den Armen so
                                                           vor΄n Mund, wenn man hustet.
                                                           Raphael (5 Jahre): Wegen Corona muss man in den
                                                           Arm husten.

                                                           Johanna Hennemuth
                                                           stellv. Leitung Kita Watzenborn
18     Miteinander November 2020 Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren

     Leitung und Stellvertretung des
     KiFaZ Helen Keller stellen sich vor
     Trotz Abstand führen wir mit Herz und Konfetti und Seifenblasen.
     Kindermund tut Wahrheit kund – wenn Leitung und stellvertretende Leitung
     von Kindern interviewt werden

     Wir haben uns den Fragen der Kinder des KiFaZ
     Helen Keller gestellt und möchten uns so bei Euch        Kinder: Wohnst Du auch in der Kita?
     vorstellen.                                              Isabell: Manchmal kommt es mir so vor :)
                                                              Sabrina: Nein, ich wohne aber sehr Zentral und habe
     Kinder: Wie viele Herzen hast Du?                        nur einen kleinen Fahrweg bis zum Kindergarten.
     Isabell: Gefühlt ziemlich viele aber vermutlich ist es
     nur ein sehr großes.                                     Isabell: Was wünscht ihr euch von uns?
     Sabrina: Ein großes Herz mit vielen kleinen Herzen.      Kinder: Wir wünschen uns ein Stelzenhaus im Garten
                                                              und dass wir bei Dir im Büro spielen können.
     Kinder: Hast Du Wackelzähne?                             Sabrina: Und was wünscht ihr euch von mir?
     Isabell: Meine Wackelzähne hat alle die Zahnfee.         Kinder: Das Du nicht so oft im Büro bist und das wir
     Sabrina: Ich habe meine noch alle in meiner Herz-        Dir beim Kopieren helfen dürfen.
     schatulle – wenn das die Zahnfee wüsste ;)
                                                              Isabell: Was wisst ihr denn von uns?
                                                              Kinder: Isa, Du bist immer im Büro und spielst am
                                                              Computer und Du bist oft in den Gruppen und
                                                              redest mit den Erwachsenen oder machst Quatsch
                                                              mit uns. Und Du hast ein schwarzes Auto und einen
                                                              Sohn und einen Garten aber keinen Pool. Und
                                                              manchmal kommst Du mit dem Fahrrad in die Kita
                                                              und Sabrina hat auch ein Fahrrad und einen rosa
                                                              Helm und einen Korb und ist ein Igelerzieher und oft
                                                              bei Dir im Büro oder in dem kleinen Büro.

                                                              Isabell: Hat Sabrina auch Kinder?
                                                              Kinder: Ja, Sabrina hat ein Mädchen und das hat
Isabell Engmann und Sabrina Woest                             auch schon mal die Kita besucht und hat viele
                                                              Locken, genau wie Sabrina.
     Kinder: Welches Essen wärst Du am liebsten?
                                                              Isabell: Wollt ihr noch irgendwas sagen?
     Isabell: Ich wäre am liebsten ein riesen großes Stück
                                                              Kinder: Nö!
     Parmesan.
     Sabrina: Ich wäre gerne eine Pizza mit viel Käse.
                                                              Sabrina und ich sind beide schon sehr lange im
                                                              KiFaZ Helen Keller tätig und sind deswegen auch
     Kinder: Wieviel Playmobil hast Du?
                                                              besonders mit der Einrichtung und dem Team
     Isabell: Ich hatte als Kind ganz viel Playmobil, dass
                                                              verbunden. Ein wertschätzender und offener
     ich jetzt an meinen Sohn weitergegeben habe.
                                                              Umgang im Team, mit den Kindern und den Familien
     Sabrina: Ich habe aus meiner Kindheit noch einen
                                                              ist uns genauso wichtig wie die Partizipation der
     Playmobil Zirkus und meine Tochter hat ganz viel
                                                              Kinder und deren Familien im KiFaZ Helen Keller.
     Playmobil, womit wir gemeinsam spielen.
                                                              Wir wünschen uns ein entspanntes und bereichern-
                                                              des Miteinander und viele kreative Köpfe, die unser
     Kinder: Was bist Du eigentlich von Beruf?
                                                              KiFaZ noch ein bisschen bunter machen.
     Isabell: Ich bin die Leitung hier im KiFaZ und organi-
     siere jeden Tag das Chaos.
                                                              Isabell Engmann
     Sabrina: Ich bin die Stellvertretung von Isa. An
                                                              Leitung KiFaZ Helen Keller
     bestimmten Tagen bin ich im Büro und ansonsten
     mit ein paar Stunden in der Igelgruppe.
Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren November 2020 Miteinander                19

Das Leitungsteam des neuen
KiFaZ Sophie Scholl stellt sich vor …
Anfang 2021 wird das neue Kinder- und Familienzentrum Sophie Scholl in
Gießen seine Türen für neue Mitarbeiter, Kinder und Familien öffnen. Und
natürlich braucht das KiFaZ, welches in dem neuen Stadtteil »Am alten Flug-
hafen« entsteht, auch einen Piloten und einen Co-Piloten, die die Flugzeug­
besatzung koordiniert und die Flugroute maßgeblich mitgestaltet. Wir sind
froh, dass wir ein Leitungsteam aus den »eigenen Reihen« gefunden haben.
Es folgt eine kleine Vorstellung von der Leitung Sarah-Jane Taylor und der
stellvertretenden Leitung Annette Demandt:

Einige werden mich (Sarah-Jane Taylor) schon
kennen, denn die Lebenshilfe begleitet mich schon
eine Weile. Bereits 2011 faszinierte mich die Arbeit
mit Kindern während meines freiwilligen sozialen
Jahres im KiFaZ Anne Frank. Während meiner Aus­
bildung zur Erzieherin habe ich einige Stationen in
der Lebenshilfe durchlaufen und konnte viele Erfah-
rungen in meinem pädagogischen Tun und Handeln
sammeln. Bis zuletzt war ich in der Kita Garbenteich
als Erzieherin tätig. Um meine Qualifikation weiter
auszubauen, absolvierte ich 2019 die Fortbildung
»Talentmangement« der Lebenshilfe Gießen.
Derzeit bin ich den letzten Zügen meiner Systemi-
schen Ausbildung »Plug&Play« und fülle meinen
Koffer immer weiter für meine neue Heraus­             Annette Demandt –                     Sarah-Jane Taylor
forderung als Leitung eines Kinder- und Familien­      stellv. Leitung KiFaZ Sophie Scholl   Leitung KiFaZ Sophie Scholl

zentrums.
                                                       Herausforderung als stellvertretende Leitung und
                                                       Koordinatorin des KiFaz Sophie Scholl.
                                                       In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit dem
»Führen heißt vor allem, Leben in                      Thema »Familienzentrum« beschäftigt und festge-
den Menschen wecken, Leben aus                         stellt, dass es mich sehr reizt gerade in einer neuen
                                                       Einrichtung gemeinsam mit Träger, Leitung und
ihnen hervorlocken.«                                   Team ein familienorientiertes Konzept zu entwickeln
Anselm Grün
                                                       und umzusetzen. Hierbei ist mir wichtig, bedarfsori-
                                                       entierte Angebote für Kinder und Eltern zu ermitteln
                                                       und anzusiedeln.
Ich freue mich sehr über die neue Aufgabe als
zukünftige Leitung des KiFaZ Sophie Scholl in Gießen. Ich freue mich sehr auf mein neues Aufgabenfeld,
Ein Familienzentrum mit all seiner Komplexität stellt das Team und die gemeinsame Arbeit.
für mich eine spannende Aufgabe dar. Ich freue
mich auf die Zusammenarbeit mit Kindern, Eltern,      Sarah-Jane Taylor
Kollegen*innen und externen Institutionen und hoffe Leitung
auf gutes Gelingen.
                                                      Annette Demandt
                                                       stellv. Leitung
Nach sehr langer Tätigkeit als Erzieherin der Kita
                                                       KiFaZ Sophie Scholl
Allendorf (Lumda) und Leitung der Kita Nordeck,
freue ich (Annette Demandt) mich auf die neue
20    Miteinander November 2020 Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren

     Schule in herausfordernden Zeiten –
     eine Momentaufnahme
     Die Corona-Pandemie ist seit dem Frühjahr Teil          Wetterau (Bad Nauheim), die sich in einem
     unseres Lebens geworden. Wir haben Hygieneregeln        eindrucks­vollen Altbau befindet, konnten wir mit
     in den Alltag integriert, halten Abstand und tragen     tatkräftiger Unterstützung aus der Elternschaft
     Masken. Inzwischen ist die Qualität der Raumluft ein    hochprofessionelle Luftfiltergeräte anschaffen. Für
     weiterer zentraler Aspekt unseres bewussten Han-        die Grundschule in Gießen werden Messgeräte für
     delns in der Pandemie geworden. Wir sind Getriebe-      die Luftqualität oder Luftfilter angeschafft.
     ne eines dynamischen, unsichtbaren Geschehens.
     Zwischen Gelassenheit und Angst, Freiheit und        Unsere ersten Erfahrungen mit Corona-Fällen sowohl
     Einschränkungen, Verantwortung und Sorglosigkeit     im Kreis der Mitarbeitenden als auch in der Schüler-
     liegt die »neue Normalität«, die eine Störung unsererschaft haben wir gemacht. Wir sind gut vorbereitet
     sonst üblichen Handlungsstrategien darstellt. Kein   und handlungsfähig. Wir können die Gesundheits­
     Tag ist wie der andere und damit verbunden wächst    behörden schnell und zuverlässig informieren und
     der Wunsch nach Sicherheit, mindestens nach          bei der Kontaktermittlung unterstützen. Gleichzeitig
     Stabilität. Doch beides rückt nunmehr seit Mitte     zögern wir nicht eigene Vorsichtsmaßnahmen bis
     Oktober wieder in weitere Ferne.                     hin zu kurzfristigen Hausverboten zu ergreifen. Am
                                                          Ende bleiben wir auf die Zusammenarbeit mit den
     Die Sophie-Scholl-Schulen sind in der »neuen Nor-    Gesundheitsämtern angewiesen, was sich im Okto-
     malität« angekommen. Mein Eindruck ist, dass alle – ber aufgrund der dortigen Überlastung, respektive
     Lernende, Lehrende, Begleitende – sehr professionell Überforderung als schwierig erwies. Es bleibt zu
     mit sich ändernden Rahmenbedingungen umgehen. hoffen, dass dort die erste Überraschung durch die
     Die Hygieneregeln werden routiniert umgesetzt.       2. Infektionswelle überwunden wird.
     Händewaschen und desinfizieren, Abstand halten
     sowie geordnetes Bewegen in den Gebäuden erfolgt Es ist dem großen Engagement der Lehrkräfte und
     ritualisiert. Alles ist nahezu reibungslos in den    des gesamten Personals an den Schulen zu verdan-
     Tagesablauf integriert, als wenn es schon immer so   ken, dass wir bis jetzt trotz aller Dynamik und immer
     gewesen wäre. Erwachsene wie Heranwachsende          wieder neuen Herausforderungen insgesamt sehr
     lernen miteinander, wie wichtig es ist Verantwortung gut durch die Pandemiezeit gekommen sind. Ich
     füreinander zu übernehmen, indem jeder und jede      hoffe, dass dies auch weiterhin gelingt und bin
     seinen und ihren Teil zum Schutz der/des anderen     dankbar dafür, dass alle bereit sind, die erforder­
     beiträgt. Ich habe den Eindruck, all dies fällt den  lichen Kraftanstrengungen zu leisten und mit Kreati-
     Kindern und Jugendlichen viel einfacher als uns      vität, Geduld und Mut für unsere Schülerinnen und
     Erwachsenen. Da fordern die einen den flächen­       Schüler bestmöglich da zu sein. Gemeinsam schaffen
     deckenden Einsatz von Masken, gleichzeitig treten    wir es auch die nächste Phase der Pandemie zu
     andere auf, die genau dies ablehnen. Da stellt sich  bewältigen.
     die Frage, ob der Schulbetrieb sicher ist oder nicht
     und viele mehr.                                      Patrik Mähling
                                                             Geschäftsführung
     Auch als Schulen in privater Trägerschaft bewegen       Sophie-Scholl-Schulen gGmbH
     wir uns hinsichtlich des Infektionsschutzes nicht im
     rechtsfreien Raum. Entscheidend ist aber, dass wir
     unter den gegebenen Umständen ein so hohes Maß
     wie möglich an Sicherheit bieten und gleichzeitig für
     alle Beteiligten verlässlich handeln.

     So haben wir an der Sekundarschule, als der Land-       Patrik Mähling (Jg. 1980), verheiratet, zwei Kinder (ein und vier
                                                             Jahre) ist Nachfolger von Magnus Schneider als Geschäftsführer der
     kreis die dringende Empfehlung für Masken im            Sophie-Scholl-Schulen gGmbH. Der evangelische Theologe war an
     Unterricht gegeben hat, diese ohne zu zögern            der Philipps-Universität Marburg als Wissenschaftlicher Mitarbeiter
     umgesetzt, um das Infektionsrisiko zu reduzieren.       tätig bevor er im Jahr 2012 als Referent für Studium und Lehre in die
                                                             Präsidialverwaltung der Justus-Liebig-Universität Gießen wechselte.
     In einzelnen Klassen hatten vorher schon viele          Im Rahmen dieser Tätigkeit hatte er in Teilabordnung zeitweise die
     Schülerinnen und Schüler freiwillig auch im Unter-      Geschäftsführung eines Prüfungsamtes inne und arbeitete auch im
     richt Masken getragen. Für die Sophie-Scholl-Schule     Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.
Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren November 2020 Miteinander         21

Das Leitungsteam Corona Statements
der Kita Allendorf
stellt sich vor
»Kinder gestalten ihre Bildung
und Entwicklung von Anfang an
aktiv mit und übernehmen dabei
entwicklungsangemessen Verant-
wortung (…).«
Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von
                                                                        Katja Kuhl
0–10 Jahren in Hessen

Auf eine tolle und spannende Zusammenarbeit                Was war schwer in der Corona-Zeit?
freuen wir uns als neues Leitungsteam der Kita             Katja Kuhl: Es war für uns alle eine Umstellung und
Allendorf. Petra Römer als langjährige erfahrene           eine noch nie da gewesene Situation, dass plötzlich
Leitung der Kita und Nadine Schössow als neue              keine Kinder mehr in der Kita waren. Wir mussten
stellvertretende Leitung freuen sich auf neue Her­         uns umgehend darauf einstellen und mit der Situa­
ausforderungen. Unsere Kita Allendorf mit ihren            tion klarkommen. Schnell haben wir gemerkt, wie
bislang 5 Gruppen erweitert und entwickelt sich            sehr uns die Kinder und die tägliche pädagogische
stetig. Seit dem 01.09.2020 gehört nun auch die            Arbeit fehlen. Wir haben versucht die Kinder über
Krippen­gruppe Glühwürmchen zu uns. Durch den              verschiedene Kanäle wie Briefe mit kleinen Aufga-
neuen Anbau der Kita Allendorf werden die                  ben, Überraschungen und Geschenken oder über
Glühwürmchen im Laufe des aktuellen Kita-Jahres            eine Plattform mit wechselnden Inhalten im Internet
in das Haupthaus der Kita umziehen.                        zu erreichen.

Ich, Nadine Schössow, bin integrative Heilpädagogin        Was war trotzdem schön?
(B.A.) und Erzieherin. Nach einigen Jahren als
                                                           Katja Kuhl: Wir haben uns über den Zuspruch und
Kita-Fachberatung des Landkreis Gießen, freue ich
                                                           die Danksagung für unser Engagement in dieser
mich nun wieder in die pädagogische Praxis in der
                                                           besonderen Zeit von Kindern, Eltern und Bereichs­
Kindertagesstätte Allendorf einsteigen zu können.
                                                           leitung sehr gefreut. Auch die Kinder haben den
Besonders wichtig ist mir in der pädagogischen Arbeit
                                                           Kindergarten sehr vermisst und haben uns das über
die Teilhabe und Mitbestimmung der Kinder in ihrer
                                                           verschiedenste Wege wissen lassen. Für mich per-
Kindertagesstätte. Denn »Kinder gestalten ihre
                                                           sönlich war es schön zu sehen, dass die Kolleginnen
Bildung und Entwicklung von Anfang an aktiv mit
                                                           und Kollegen, die Leitung und die Bereichsleitung in
und übernehmen dabei entwicklungsangemessen
                                                           dieser schweren Zeit an mich gedacht haben.
Verantwortung (…).« (Bildungs- und Erziehungsplan
für Kinder von 0–10 Jahren in Hessen).
                                                           Was haben wir / ich gelernt?
                                Nadine Schössow            Katja Kuhl: Ich hoffe, dass wir daraus lernen wie
                                Stellvertretende Leitung   erfüllend es sein kann, Zeit zu haben. Ich habe
                                Kita Allendorf             gemerkt, wie viel »Freizeit-Stress« wir haben und,
                                                           dass es auch mal schön war, dass all diese Verpflich-
                                                           tungen verschwunden waren …
                                                           Durch die Isolation und die Abstands- und Hygiene-
                                                           regeln haben wir wieder gemerkt, dass wir soziale
                                                           Wesen sind und wie wichtig es ist, Zeit mit Familie
                                                           und Freunden zu verbringen, Familienfeste zu feiern,
                                                           zum Sport zu gehen und uns zu umarmen und wie
                                                           sehr uns das alles in dieser Zeit fehlt…

                                N. Schössow                Katja Kuhl
                                                           pädagogische Fachkraft Kita Watzenborn
22    Miteinander November 2020 Kindertagesstätten | Kinder- und Familienzentren

       Corona Statements                                      Corona
                                                              Statements

                                                            Was war schwer?
                                                            Jörg M.: »Ich konnte leider nichts sportliches machen,
                                                            konnte meine Verwandschaft und Leute, die ich mag,
                                                            nicht sehen.«

                J. Scheffer                                 Was war trotzdem schön?
                                                            Jörg M.: »Die Tatsache dass alles mal etwas runterging
     Was war schwer?                                        und entschleunigt war. So hatte ich mehr Zeit zum
                                                            Spazieren gehen und Fahrrad fahren.«
     »Schwer war und ist es, immer auf den Mindest­
     abstand zu achten. Auf Grund unseres Großgruppen-
     konzeptes in Kleinlinden ist es zudem recht schwierig,
                                                            Was habe ich gelernt?
     das Schutzkonzept bezüglich der Abstandsregeln         Jörg M.: »Ich habe gelernt, dass Gesundheit ein hohes
     einzuhalten. Jedem einen Einzeltisch zuzuweisen,       Gut ist und die Menschen etwas netter waren in der Zeit.«
     lässt sich bei zunehmender Belegung kaum noch
     umsetzen.                                              ReKlAmE Gruppe Kleinlinden

     Außerdem finde ich es sehr schwierig Verbote, wie
     z. B. Begleitung des regelmäßigen Einkauftages in
     der Wohnstätte und hier in Kleinlinden, auszuspre-
     chen. In der Tagesförderstätte Kleinlinden ist das
                                                              Corona Statements
     ›Einkaufen gehen‹ ein pädagogische Maßnahme,
     die von fast allen sehr gerne angenommen wird.«

     Was war schön?
     »Der Arbeitsplatzwechsel ohne Bewerbung war
     schön, so konnte ich auch mal einen anderen
     Bereich kennenlernen. Auch gut war die Zusammen-
     arbeit zwischen dem Team der Tagesförderstätte
     und dem der Wohnstätte.
                                                                         R. Pearson
     Gut war auch, in Wohnstätten eine Tagesstrukturie-
     rung anzubieten und durchführen zu können. Und         Was war schwer?
     dabei auch immer wieder neue Ideen zu entwickeln,      »Den ganzen Tag mit meiner Mutter zuhause sein zu
     so dass kein ›Lagerkoller‹ entsteht. Ich war gerade    müssen, war ziemlich schwer und über alle Maßen
     mit Dennis sehr viel unterwegs und bin mit ihm Bus     langweilig. Ich habe meine Kollegen in Kleinlinden
     gefahren. Schön war auch, dass sich meine Vorge-       und die Betreuer wirklich sehr vermisst. Außerdem
     setzten mehrmals bei mir gemeldet haben um zu          musste ich täglich einkaufen gehen, was einen Weg
     fragen wie es mir geht.«                               von ca. 3 km bedeutete.«

     Was habe ich gelernt?                                  Was war trotzdem schön?
     »Ich habe festgestellt, dass der organisatorische      »Ich habe abgenommen und das Internet funktio-
     Aufwand um in einer Wohnstätte zu leben, nicht         nierte glücklicherweise hervorragend.«
     einfach ist. Mir war nicht bewusst wieviel dafür
     zu regeln ist.«
                                                            Was habe ich gelernt?
     ReKlAmE Gruppe Kleinlinden                             »Geduldiger zu werden. Manchmal war ich ziemlich
                                                            genervt vom zuhause sein zu müssen.«

                                                            ReKlAmE Gruppe Kleinlinden
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