Die arterielle Compliance (Gefäßsteifigkeit) zur Aufdeckung einer subklinischen Atherosklerose
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Herz © Urban & Vogel 2007 Die arterielle Compliance Klinik für Nieren- und 1 Hochdruckkrank- heiten, Universitäts- (Gefäßsteifigkeit) zur Aufdeckung klinikum Essen, Universität Duisburg- Essen, einer subklinischen Atherosklerose 2 Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herz- zentrum,Universitäts- klinikum Essen, Uni- Jens Nürnberger1, Andreas Kribben1, Thomas Philipp1, Raimund Erbel2 versität Duisburg- Essen. Zusammenfassung fäßelastizität. Die Zunahme der arteriellen Gefäß- Schlüsselwörter: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie z.B. die koronare steifigkeit ist aber nicht nur „Spiegel“ des „overall Kardiovaskuläre Morta- Herzkrankheit, gehören zu den führenden Ursachen atherosclerotic load“, sondern beeinflusst ihrerseits lität · Arterielle Gefäß- der Morbidität und Mortalität in den westlichen In- die Herz-Kreislauf-Funktion negativ. steifigkeit · Pulswellen- dustrienationen. Dabei steht die kardiovaskuläre In dieser Übersicht werden die pathophysiolo- geschwindigkeit · Augmentationsindex · Mortalität in enger Beziehung zu strukturellen und gische Grundlage der arteriellen Gefäßfunktion und Herz-Kreislauf-Risiko funktionellen Veränderungen der arteriellen Gefäß- ihre Bedeutung für die kardiovaskuläre Mortalität wand. dargestellt. Nichtinvasive Verfahren zur Untersu- Die wichtigste funktionelle Veränderung des chung der arteriellen Gefäßfunktion werden erläu- Herz 2007;32:379–86 Gefäßbaums ist die Zunahme der arteriellen Gefäß- tert und der prädiktive Wert dieser Parameter für das DOI 10.1007/ steifigkeit oder auch reziprok die Abnahme der Ge- kardiovaskuläre Risiko diskutiert. s00059-007-3030-z Arterial Compliance (Stiffness) as a Marker of Subclinical Atherosclerosis Abstract sessed by pulse wave velocity, a noninvasive parame- Cardiovascular diseases such as coronary heart disease ter which has been shown to predict cardiovascular are the leading cause for morbidity and mortality in mortality. In addition, pulse wave analysis has been industrial countries. Current evidence shows that stiff- increasingly used to determine the augmentation in- ening of the arterial wall is one major mechanism re- dex, a parameter that describes the effect of pulse sponsible for this morbidity and mortality in cardiovas- wave reflection on the central aortic pressure config- cular disease. uration. Various physiological and pathophysiological pa- In the present review, the pathophysiological rameters influence arterial stiffening including age, contribution of arterial stiffening for cardiovascular Key Words: gender, blood pressure, smoking, and diseases such as morbidity and mortality is described. Details of mod- Cardiovascular hypertension, diabetes, renal failure, and hypercho- els, indices, and techniques used to evaluate stiff- mortality · Arte- lesterolemia. Thus, the assessment of arterial stiff- ness will be presented. Clinical studies investigating rial stiffness · Pulse ness has become a widely used tool to investigate the the predictive value of stiffness markers in defining wave velocity · Aug- function of the arteries in epidemiologic and clinical future cardiovascular risk and survival are summa- mentation index · studies. Traditionally, arterial stiffness has been as- rized. Cardiovascular risk Einleitung figkeit oder auch reziprok die Abnahme der Gefäß- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie z.B. die koronare elastizität, die vorzugsweise im Bereich der Aorta und Herzkrankheit, gehören zu den führenden Ursachen der proximalen elastischen Arterien, geringer ausge- der Morbidität und Mortalität in den westlichen Indu- prägt im Bereich der peripheren muskulären Arterien strienationen [1, 2]. Dabei steht die kardiovaskuläre auftritt [6]. Die Zunahme der arteriellen Gefäßstei- Mortalität in enger Beziehung zu strukturellen und figkeit ist aber nicht nur „Spiegel“ des „overall athe- funktionellen Veränderungen der arteriellen Gefäß- rosclerotic load“, sondern beeinflusst ihrerseits die wand [3, 4], die sich mit fortschreitendem Alter sowie Herz-Kreislauf-Funktion negativ: Die Zunahme des unter dem Einfluss verschiedener Erkrankungen (z.B. Pulsdrucks, die Zunahme der kardialen Nachlast so- Diabetes mellitus, Stoffwechselerkrankungen, Nieren- wie die verminderte koronare Perfusion infolge der insuffizienz) manifestieren [5]. Senkung des diastolischen Blutdrucks tragen ihrer- Die wichtigste funktionelle Veränderung des Ge- seits zur Steigerung der kardiovaskulären Mortalität fäßbaums ist die Zunahme der arteriellen Gefäßstei- bei [4]. Herz 32 · 2007 · Nr. 53 © ©Urban Urban& &Vogel Vogel 379
Nürnberger J, et al. Arterielle Compliance und subklinische Atherosklerose Mit der Aufzeichnung der Pulswelle (Sphygmo- de Druckwelle (Puls) läuft mit der Pulswellengeschwin- graphie) gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann die digkeit („pulse wave velocity“) über das arterielle Ge- wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der arteriel- fäßsystem und wird an allen Abgängen des arteriellen len Gefäßfunktion beim Menschen: Mit dem von ihm Gefäßbaums, insbesondere aber an den präkapillären entwickelten Sphygmographen (gr. Sphygmos: Puls- Widerstandsgefäßen der unteren Extremitäten, reflek- schlag) beschrieb Mahomed 1874 erstmals den Unter- tiert. Die reflektierte Pulswelle erscheint dann als schied der arteriellen Pulskontur zwischen normoten- „zweiter“ Gipfel in der aortalen Druckkonfiguration siven und hypertensiven Menschen [7]. Nachdem die [14]. Sphygmographie dann Anfang des 20. Jahrhundert Das Ausmaß der aortalen Blutdruckerhöhung durch die Entwicklung der Sphygmomanometrie durch durch die reflektierte Pulswelle hängt in kritischem Riva-Rocci [8] und Korotkow [9] verdrängt worden Maße davon ab, zu welchem Zeitpunkt des Herzzyklus war, erfuhr sie mit der Pulswellenanalyse Anfang des die reflektierte Pulswelle in der Aorta einfällt. Beim 21. Jahrhunderts eine Renaissance [10] und gehört in- jungen Menschen (mit elastischer Aorta) erreicht die zwischen zu den etablierten klinischen Methoden der reflektierte Pulswelle die thorakale Aorta während der Gefäßfunktionsdiagnostik [11]. Die klassische Metho- Diastole, wo sie den (mittleren) diastolischen Blut- de zur Untersuchung der arteriellen Gefäßfunktion ist druck zusätzlich steigert. Dieses physiologisch „intelli- die Bestimmung der Pulswellengeschwindigkeit, die gente“ Phänomen geht jedoch mit zunehmender Ge- Anfang des 20. Jahrhunderts von Bramwell & Hill ent- fäßsteifigkeit verloren, da die reflektierte Pulswelle wickelt wurde [12]. Auch heute noch stellt die Pulswel- infolge der höheren Pulswellengeschwindigkeit zu- lengeschwindigkeit den „Goldstandard“ der nichtinva- nehmend in die Systole einfällt, wo sie den systolischen siven Gefäßsteifigkeitsuntersuchung dar [11]. Blutdruck erhöht. Die Erhöhung des aortalen Blutdru- In dieser Übersicht werden die pathophysiolo- ckes durch die reflektierte Pulswelle wird Augmenta- gische Grundlage der arteriellen Gefäßfunktion und tion (lat. augmentare: erhöhen) genannt. Der Aug- ihre Bedeutung für die kardiovaskuläre Mortalität dar- mentationsindex als Verhältnis von Augmentation zu gestellt. Nichtinvasive Verfahren zur Untersuchung zentralem (aortalem) Pulsdruck quantifiziert die Blut- der arteriellen Gefäßfunktion werden erläutert und druckerhöhung durch die Pulswellenreflexion und der prädiktive Wert dieser Parameter für das kardio- ist von verschiedenen anthropometrischen und hämo- vaskuläre Risiko diskutiert. dynamischen Parametern abhängig. Physiologie der arteriellen Gefäßfunktion Pathophysiologie der arteriellen Gefäß- Mit ihrer Eigenschaft der reversiblen Dehnbarkeit puf- funktion fert die Aorta den durch die linksventrikuläre Ejektion Beim Alterungsprozess sowie unter dem Einfluss ver- bedingten Blutdruckanstieg und führt zur Umwand- schiedener Faktoren, insbesondere der klassischen lung eines zyklisch-pulsatilen Blutflusses in eine konti- kardiovaskulären Risikofaktoren wie Diabetes melli- nuierlich-phasische Strömung (Windkesselfunktion) tus, Lipidstoffwechselstörungen, Nikotinabusus und [13]. Die mit Auswurf des Schlagvolumens entstehen- arterieller Hypertonie, kommt es zu einer Zunahme der arteriellen Gefäßsteifigkeit (= Verlust der Gefäß- elastizität). Dabei lassen sich verschiedene morpholo- Elastische Aorta Steife Aorta gische und funktionelle Veränderungen an der Gefäß- Zunahme wand beobachten [15]. Die Fragmentation der elasti- 1 1. Pulsdruck 앖 der 씮 Schlaganfallinzidenz앖 schen Lamellen in der Tunica media sowie die Zunah- arteriellen Gefäß- 2 me kollagener Fasern in der Tunica adventitia gehören 2. Nachlast앖 zu den wichtigsten strukturellen Degenerationen der Blutdruck steifigkeit Blutdruck 씮 Hypertrophie앖 großen Arterien vom elastischen Typ. Im Bereich der 3 씮 Sauerstoffverbrauch앖 muskelstarken arteriolären Gefäße ist der Verlust der 3. Diastol. Blutdruck앗 Endothelfunktion (endotheliale Dysfunktion) die ent- 씮 Koronare Perfusion앗 scheidende funktionelle Beeinträchtigung dieses Ab- Zeit schnitts der arteriellen Gefäßstrombahn. Das Endothel Zeit vermittelt über das L-Arginin-NO-System die Dilata- Abbildung 1. Mit Verlust der arteriellen Gefäßelastizität (rechts) treten folgende tion der glatten Gefäßmuskulatur und ist daher we- Veränderungen der aortalen Blutdruckkonfiguration auf: 1. Anstieg des Puls- sentlich an der Reflexion der Pulswelle beteiligt. Die drucks, 2. Anstieg der Nachlast, 3. Abfall des (mittleren) diastolischen Blutdrucks. endotheliale Dysfunktion beeinträchtigt daher nicht Figure 1. Hemodynamic consequences of arterial stiffening (on the right): (1) in- nur den Gefäßtonus mit Erhöhung des peripheren Wi- crease in pulse pressure, (2) increase in cardiac afterload, (3) decrease in (mean) derstands, sondern verstärkt ihrerseits die Reflexion diastolic blood pressure. der antegraden Pulswelle. 380 Herz 32 · 2007 · Nr. 5 © Urban & Vogel
Nürnberger J, et al. Arterielle Compliance und subklinische Atherosklerose Tabelle 1. Indizes der Index Definition Nomenklatur (Einheit) arteriellen Gefäß- steifigkeit (modifi- Arterielle Compliance Absolute Veränderung des Gefäßdurchmessers (oder der Fläche) für eine ∆D/∆P ziert nach [19]). ∆D: definierte Druckveränderung bei fixierter Gefäßlänge (cm/mmHg oder cm2/mmHg) Delta des Durch- Arterielle Dehnbarkeit Relative Veränderung des Gefäßdurchmessers (oder der Fläche) für eine ∆D/∆P D (/mmHg) messers; ∆P: Delta („distensibility“) definierte Druckveränderung bei fixierter Gefäßlänge des Drucks; ∆t: Delta Elastischer Modulus Druckveränderung benötigt für (theoretische) 100%ige Dehnung des ∆P D/∆D (mmHg) der Zeit; l: Länge. Gefäßes vom Ausgangswert bei fixierter Gefäßlänge Table 1. Indices of ar- Young Modulus Elastischer Modulus pro Flächeneinheit, Druckveränderung benötigt für ∆P D/∆D l (mmHg/cm) terial stiffness (theoretische) 100%ige Dehnung (modified from [19]). Pulswellengeschwindigkeit Geschwindigkeit der Pulswelle entlang einem definierten arteriellen /∆t (cm/s) ∆D: delta of diame- Segment ter; ∆P: delta of Druckaugmentation Anstieg des aortalen Drucks nach maximaler Blutflussgeschwindigkeit % Pulsdruck (mmHg) pressure; ∆t: delta of im Gefäß (= Druckamplifikation durch reflektierte Pulswelle) time; l: length. Charakteristische Impedanz Druckveränderung pro definierte Veränderung der Flussgeschwindigkeit ∆P/∆V (mmHg/cm/s) in Abwesenheit von Pulswellenreflexion Die Zunahme der Gefäßsteifigkeit (= Abnahme Methoden zur Untersuchung der der Gefäßelastizität) führt zu charakteristischen Ver- arteriellen Gefäßfunktion änderungen der Hämodynamik (Abbildung 1): Mit Verschiedene Indizes wurden entwickelt, um die arte- Abnahme der aortalen Windkesselfunktion und da- rielle Gefäßsteifigkeit zu quantifizieren [19]. Direkte durch verminderter Pufferkapazität kommt es zu einem Indizes charakterisieren die druckabhängige Verände- Anstieg des systolischen Blutdrucks. Gleichzeitig sinkt rung des Gefäßdurchmessers und werden als Compli- der diastolische Blutdruck als Folge der verminderten ance, Dehnbarkeit („distensibility“), elastischer Modu- Retraktionskraft der Aorta. Diese Veränderungen lus oder Young Modulus definiert (Tabelle 1). Dabei werden verstärkt durch die Verlagerung der reflek- beschreibt die Compliance die absolute druckabhän- tierten Pulswelle aus der Diastole in die Systole, welche gige Veränderung des Gefäßdurchmessers; die Dehn- infolge der schnelleren Pulswellengeschwindigkeit frü- barkeit charakterisiert die relative druckabhängige her einfällt. Veränderung des Gefäßdurchmessers; der elastische Da das Altern eine wichtige Ursache der Gefäß- Modulus bezeichnet den Druck, der für einen (theore- versteifung darstellt, sind diese hämodynamischen tischen) 100%igen Anstieg des Gefäßdurchmessers Veränderungen physiologisch im Alterungsprozess zu benötigt wird, und der Young Modulus relativiert den beobachten und konnten eindrucksvoll mit den Daten elastischen Modulus auf eine definierte Einheit des Ar- aus der Framingham-Studie belegt werden [16]. Dabei teriendurchmessers. kommt es mit zunehmendem Alter zu einem linearen Zu den indirekten Indizes der Gefäßsteifigkeit ge- Anstieg des systolischen Blutdrucks. Der diastolische hören die charakteristische Impedanz, die Pulswellen- Blutdruck steigt ebenfalls bis zur 5. Lebensdekade an. geschwindigkeit und der Augmentationsindex (Tabelle Mit Anstieg der Gefäßsteifigkeit kommt es jenseits des 1). Die Pulswellengeschwindigkeit ist definiert als Zeit, 50. Lebensjahrs dann zu einem Abfall des diastolischen die die Pulswelle benötigt, um eine Strecke zwischen Blutdrucks. Der Pulsdruck als Differenz zwischen dem zwei Messpunkten des arteriellen Gefäßbaums zurück- systolischen und dem diastolischen Blutdruck zeigt zulegen. Der Augmentationsindex wird anhand der konsekutiv eine altersabhängige exponentielle Zunah- arteriellen Pulskurve bestimmt und quantifiziert den me und ist eng mit der Gefäßsteifigkeit assoziiert [17]. Anstieg des aortalen Blutdrucks durch die reflektierte Entsprechend besitzt der Pulsdruck einen hohen prä- Pulswelle. Die charakteristische Impedanz (Zc) be- diktiven Wert für die kardiovaskuläre Mortalität [18]. zieht den absoluten arteriellen Druck auf die absolute Klinisch führen die mit Zunahme der Gefäßstei- Flussgeschwindigkeit an demselben Gefäßabschnitt, figkeit auftretenden hämodynamischen Verände- ohne jedoch das Phänomen der Pulswellenreflexion zu rungen zu 1. einer Erhöhung des Schlaganfallrisikos berücksichtigen. durch Anstieg des Pulsdrucks, 2. einer Zunahme der Wegen ihres nichtinvasiven Charakters sowie der kardialen Nachlast mit vermehrtem myokardialen Sau- einfachen Handhabung haben sich die Bestimmung erstoffverbrauch und linksventrikulärer Hypertrophie von Pulswellengeschwindigkeit und Augmentationsin- und 3. einer Abnahme der koronaren Perfusion infolge dex als Gefäßsteifigkeitsparameter durchgesetzt. In des niedrigeren diastolischen Blutdrucks. Diese hämo- den meisten klinischen Studien, in denen der Zusam- dynamischen Veränderungen tragen zur Steigerung menhang zwischen kardiovaskulärer Mortalität und der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität bei. Gefäßsteifigkeit untersucht wurde, kamen diese bei- Herz 32 · 2007 · Nr. 5 © Urban & Vogel 381
Nürnberger J, et al. Arterielle Compliance und subklinische Atherosklerose Aortale Druckkurve welle und Pulstransitzeit als Zeit, die zwischen beiden Messzeitpunkten liegt. Systole Diastole Die Pulskurven zur Berechnung der Pulswellenge- schwindigkeit können transkutan mit Druckaufneh- 140 mern (Tonometer) aufgezeichnet werden; die zwischen den Gefäßen liegende Strecke wird mit einem Maß- band auf der Körperoberfläche bestimmt. Die Puls- Aortaler Blutdruck (mmHg) transitzeit bezeichnet die Zeitverzögerung zwischen 120 der proximal und distal aufgezeichneten Pulskurve [20]. Die Pulswellengeschwindigkeit kann anhand von Pulskurven der A. carotis und A. femoralis (karotid- femorale Pulswellengeschwindigkeit) sowie anhand von an Extremitäten aufgezeichneten Pulskurven 100 (karotid-brachiale Pulswellengeschwindigkeit, femo- rotibiale Pulswellengeschwindigkeit) bestimmt wer- den. Als Marker der aortalen Gefäßelastizität ist die aortale (= karotid-femorale) Pulswellengeschwindig- 80 keit von höchster klinischer Relevanz und stellt daher den „Goldstandard“ zur nichtinvasiven Messung der Gefäßsteifigkeit dar [11]. 0 100 200 300 500 600 Mit zunehmendem Alter kommt es zu einem deut- 400 700 800 900 1000 lichen Anstieg der aortalen Pulswellengeschwindigkeit Zeit (ms) im Gegensatz zur Pulswellengeschwindigkeit der mus- Abbildung 2. Blutdruckkonfiguration in der aortalen Aorta. Der erste Druckgipfel kulären Extremitätenarterien, die keine Beziehung (schwarze durchgehende Linie) wird durch den Auswurf des Schlagvolumens er- zum Alterungsprozess besitzen [19]. Typischerweise zeugt. Nach Reflexion dieser Druckwelle in der Peripherie erscheint die reflek- liegt die aortale Pulswellengeschwindigkeit bei einem tierte Pulswelle als zweiter Gipfel in der aortalen Blutdruckkurve (rechte gestri- jungen Menschen mit elastischen Gefäßen bei 4–8 m/s; chelte Linie). Der tatsächlich messbare Blutdruck in der Aorta ergibt sich aus der beim älteren Menschen mit eingetretenem Verlust der Summation beider Druckwellen (grüne Linie). Die Zunahme der arteriellen Gefäß- Gefäßsteifigkeit liegt die aortale Pulswellengeschwin- steifigkeit führt zu einer Erhöhung der Pulswellengeschwindigkeit und konseku- digkeit zwischen 10 und 14 m/s. Die Pulswellenge- tiv zu einem früheren Einfall (dunkelroter Pfeil) der reflektierten Pulswelle (linke schwindigkeit als hämodynamische Größe wird beein- gestrichelte Linie) in die Aorta (da die Pulswelle schneller über den Gefäßbaum flusst von Blutdruck und Herzfrequenz [20], und der läuft). Daraus resultiert eine Erhöhung (Augmentation) des systolischen aortalen Blutdrucks (rote Kurve). Einfluss dieser Größen sollte bei der Analyse daher be- rücksichtigt werden. Neuere automatisierte Verfahren Figure 2. Aortic pressure configuration. The first pressure peak (black solid line) is generated by the cardiac outflow. The reflected pressure wave appears in the aortic berechnen zuverlässig die Pulswellengeschwindigkeit pressure configuration as second pressure peak (right dotted line) where it ampli- anhand oszillometrisch aufgezeichneter Pulskurven fies the aortic pressure (green line). Arterial stiffening leads to an increase in pulse und der daran berechneten Zeitdifferenz zwischen den wave velocity resulting in an earlier return (deep red arrow) of the reflected pulse beiden Pulswellen (antegrad und retrograd) [21]. wave (left dotted line) and an amplification of the aortic blood pressure (red line). Augmentationsindex den Parameter zum Einsatz. Daher haben wir uns im In jüngster Zeit gewinnt die Pulswellenanalyse als Folgenden auf deren Darstellung beschränkt. nichtinvasive, gut reproduzierbare Methode in klini- schen Studien, in denen die Elastizität des arteriellen Gefäßbaums untersucht wird, zunehmend an Bedeu- Pulswellengeschwindigkeit tung (detaillierte Beschreibung in [14]). Dabei bedient Am weitesten verbreitet ist die Messung der Pulswel- sich die Pulswellenanalyse des Phänomens der Puls- lengeschwindigkeit als klassische nichtinvasive, ein- wellenreflexion: Die antegrad laufende Pulswelle wird fache und gut reproduzierbare Methode. Anfang des an allen Abgängen des arteriellen Gefäßbaums reflek- letzten Jahrhunderts beschrieben Bramwell & Hill die tiert und erscheint als zweiter Gipfel in der aortalen Pulswellengeschwindigkeit (PWV) mathematisch [12]: Blutdruckkonfiguration (Abbildung 2). Das Ausmaß PWV2 = ∆P V/∆V ρ, der Druckerhöhung durch die Pulswelle hängt in kri- mit ∆P und ∆V als Druck- und Volumenänderung, V tischem Maße davon ab, zu welchem Zeitpunkt des als Ausgangsvolumen und ρ als Blutviskosität. Die Herzzyklus die reflektierte Pulswelle die Aorta er- Pulswellengeschwindigkeit (m/s) wird berechnet als reicht. Je früher die reflektierte Pulswelle einfällt, desto Verhältnis zwischen zurückgelegter Distanz der Puls- höher ist der sich aus der Summation beider Druckgip- 382 Herz 32 · 2007 · Nr. 5 © Urban & Vogel
Nürnberger J, et al. Arterielle Compliance und subklinische Atherosklerose fel (antegrade und retrograde Pulswelle) ergebende 125 Druck. Die Erhöhung des aortalen Blutdrucks durch die reflektierte Pulswelle wird Augmentation genannt. 100 Die Augmentation bezogen auf den aortalen Pulsdruck wird als Augmentationsindex bezeichnet und quantifi- ziert die aortale Blutdruckamplifikation durch die re- 75 Augmentationsindex (%) flektierte Pulswelle. Als komplexe physiologische Grö- ße unterliegt der Augmentationsindex einer Vielzahl 50 von anthropometrischen und hämodynamischen Ein- flussgrößen, wie Alter, Körpergröße, Blutdruck, Herz- frequenz und Geschlecht. 25 Die Analyse der Pulswellenkontur erfolgt übli- cherweise anhand von Pulswellen, die tonometrisch an A. radialis oder A. carotis abgeleitet werden. Mittels 0 einer Transferfunktion lässt sich computergestützt die aortale Blutdruckkonfiguration ermitteln, anhand de- −25 ren die Augmentation abgeleitet und der Augmentati- onsindex berechnet werden können. Auch hier erlaubt die automatisierte Auswertung von oszillometrisch ab- −50 0 2 4 6 8 10 geleiteten Pulskurven eine reproduzierbare und unter- sucherunabhängige Berechnung des Augmentations- Herz-Kreislauf-Risiko (%) index [21]. Abbildung 3. Beziehung zwischen Augmentationsindex und kardiovaskulärem Risiko (aus [34]). Bei 216 Probanden wurde der Augmentationsindex gemessen und graphisch gegen das kardiovaskuläre Risiko aufgetragen. Das individuelle Prognostischer Wert von Gefäßsteifig- kardiovaskuläre Risiko wurde anhand einer Risikostratifizierung berechnet, die in keitsparametern einer Längsschnittstudie in den Niederlanden erstellt worden war. Die Graphik Arterielle Gefäßsteifigkeit und kardiovasku- veranschaulicht, dass mit steigendem Herz-Kreislauf-Risiko auch der Augmen- läre Risikofaktoren: Querschnittsstudien tationsindex steigt (p < 0,0001, einfache Regressionsanalyse nach Pearson, r = 0,49). Eine Vielzahl von Querschnittsstudien belegt die enge Assoziation zwischen Parametern der arteriellen Ge- Figure 3. Association between augmentation index and cardiovascular risk. In 216 subjects augmentation index was measured and cardiovascular risk was calcu- fäßfunktion und bekannten Determinanten des lated based on a risk score obtained in a longitudinal study performed in the Herz-Kreislauf-Risikos wie Hypertonie [10, 22], Über- Netherlands. There was a highly significant positive association between aug- gewicht [23], Rauchen [24, 25], Hypercholesterinämie mentation index and cardiovascular risk (p < 0.0001, r = 0.49). [26], verminderter Glucosetoleranz [27], metabo- lischem Syndrom [28, 29], Diabetes mellitus [30, 31], Hyperhomocysteinämie [32] und erhöhtem C-reak- (Tabelle 2). Dabei hat die Pulswellengeschwindigkeit tiven Protein [33]. In einer eigenen Arbeit konnten wir einen unabhängigen prädiktiven Wert für Gesamt- nachweisen, dass der Augmentationsindex tatsächlich mortalität, kardiovaskuläre Mortalität, tödliche und eng mit dem berechneten Herz-Kreislauf-Risiko kor- nichttödliche koronare Ereignisse sowie tödliche reliert (Abbildung 3) [34]. Diese Ergebnisse zeigen, Schlaganfälle bei Patienten mit arterieller Hypertonie dass die Parameter der arteriellen Gefäßsteifigkeit tat- [35–37], terminaler Niereninsuffizienz [38, 39] und sächlich in enger Beziehung zu kardiovaskulären Risi- Diabetes mellitus [39, 40]. Ähnliche Ergebnisse für die kofaktoren stehen. Da diese Untersuchungen jedoch kardiovaskuläre Mortalität erbrachten Studien bei nur Querschnittsstudien waren, in denen die Patienten älteren Menschen [41, 42] und in der normalen Bevöl- nicht weiter beobachtet wurden, erlauben sie keine kerung [43]. Rückschlüsse über den prädiktiven Wert von Pulswel- In vergleichbarer Weise besitzt auch der Augmen- lengeschwindigkeit und Augmentationsindex. tationsindex einen hohen prädiktiven Wert für die Ge- samtsterblichkeit bei Patienten mit Niereninsuffizienz [44] sowie für die kardiovaskuläre Mortalität bei hyper- Prädiktiver Wert von Gefäßsteifigkeits- tensiven [45] und bei Patienten, die eine koronare Inter- parametern in longitudinalen Studien vention erhielten [46]. In der allgemeinen Bevölkerung In einer Vielzahl von Studien konnte gezeigt werden, wurde der prädiktive Wert des Augmentationsindex dass Parameter der arteriellen Gefäßsteifigkeit einen bisher jedoch nicht untersucht. Beim Pulsdruck wurde hohen prädiktiven Wert für das Auftreten verschie- der prädiktive Wert für die Gesamtsterblichkeit bei Pa- dener klinischer Endpunkte (kardiovaskuläre Morta- tienten mit Niereninsuffizienz [19] sowie für die kardio- lität, Gesamtmortalität, Schlaganfall etc.) besitzen vaskuläre Mortalität bei hypertensiven Patienten [45] Herz 32 · 2007 · Nr. 5 © Urban & Vogel 383
Nürnberger J, et al. Arterielle Compliance und subklinische Atherosklerose Tabelle 2. Prädikti- ver Wert von Gefäß- Marker Ereignis Beobachtungs- Bevölkerungsgruppe Autoren (Jahr, Land) steifigkeitsparame- zeitraum (Jahre) (Anzahl) [Referenz] tern in Längsschnitt- studien (modifiziert PWV Kardiovaskuläre Mortalität 6 TNI (241) Blacher et al. (1999, nach [11]). Aix: Aug- Frankreich) [38] mentationsindex; Kardiovaskuläre Mortalität 9,3 Hypertonie (1 980) Laurent et al. (2001, KHK: koronare Herz- Frankreich) [35] krankheit; PWV: aor- Kardiovaskuläre Mortalität 2,5 Ältere Bevölkerung Meaume et al. (2001, tale Pulswellenge- (> 70 Jahre; 141) Frankreich) [47] schwindigkeit; RGT: Kardiovaskuläre Mortalität 5,2 TNI (265) Shoji et al. (2001, Japan) [39] reduzierte Glucose- KHK-Ereignisse 5,7 Hypertonie (1 045) Boutouyrie et al. (2002, toleranz; TNI: termi- Frankreich) [36] nale Niereninsuffi- Gesamtmortalität 10,7 RGT (571) Cruickshank et al. (2002, zienz. England) [40] Table 2. Predictive Tödliche Schlaganfälle 7,9 Hypertonie (1 715) Laurent et al. (2003, value of stiffness Frankreich) [37] markers in longitu- Kardiovaskuläre Mortalität 4,6 Ältere Bevölkerung (2 488) Sutton-Tyrrell et al. (2005, dinal studies (modi- + Ereignisse USA) [41] fied from [11]). Aix: augmentation in- Kardiovaskuläre Mortalität 10 Allgemeine Bevölkerung (492) Shokawa et al. (2005, Japan) [50] dex; KHK: coronary heart disease; PWV: Kardiovaskuläre Mortalität 9,4 Allgemeine Bevölkerung (1 678) Willum-Hansen et al. (2006, aortic pulse wave Dänemark) [43] velocity; RGT: re- Kardiovaskuläre Mortalität 4,1 Ältere Bevölkerung (2 835) Mattace-Raso et al. (2006, duced glucose toler- Niederlande) [42] ance; TNI: end-stage Aix Gesamtmortalität + 4,3 TNI (180) London et al. (2001, renal disease. kardiovaskuläre Mortalität Frankreich) [44] Schwere kardiovaskuläre 2 Koronare Intervention (262) Weber et al. (2005, Österreich) Ereignisse [46] Kardiovaskuläre Ereignisse 3,4 Hypertonie (2 073) Williams et al. (2006, England) [45] Pulsdruck Gesamtsterblichkeit 4,3 TNI (180) Safar et al. (2002, Frankreich) [51] Kardiovaskuläre Ereignisse 3,4 Hypertonie (2 073) Williams et al. (2006, England) [45] nachgewiesen. Zusammenfassend zeigen die genannten des Framingham Risk Score in der multivariaten Ana- Studien, dass diese nichtinvasiven Parameter der arteri- lyse [36]. In vergleichbarer Weise konnten Laurent et ellen Gefäßsteifigkeit einen hohen prädiktiven Wert für al. bei einer Kohorte von 1 980 hypertensiven Patienten zukünftige kardiovaskuläre Ereignisse besitzen. zeigen, dass die aortale Pulswellengeschwindigkeit in der multivariaten Analyse hochsignifikant mit der Ge- samtmortalität und der kardiovaskulären Mortalität Stellenwert der Gefäßsteifigkeitsparameter korreliert war, und zwar unabhängig von vorbestehen- im Vergleich zu klassischen kardiovaskulären den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Alter und Diabe- Risikofaktoren tes [35]. In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass Meaume et al. berechneten die Odds-Ratios ver- nichtinvasive Gefäßsteifigkeitsparameter in der Prä- schiedener Risikofaktoren für die kardiovaskuläre diktion kardiovaskulärer Ereignisse klassischen Risi- Mortalität bei Patienten > 70 Jahre und fanden, dass im kofaktoren oder Risikoscores überlegen sind. Bei- direkten Vergleich lediglich die positive Anamnese für spielsweise untersuchten Boutouyrie et al. bei 1 045 koronare Herzkrankheit einen höheren prädiktiven hypertensiven Patienten den prädiktiven Wert der Wert als die Pulswellengeschwindigkeit besaß, nicht Pulswellengeschwindigkeit für das Auftreten koro- jedoch klassische Risikofaktoren wie Blutdruck oder narer Ereignisse. Dabei war das Auftreten eines koro- Alter [47]. Vergleichbare Ergebnisse erbrachte die Stu- naren Ereignisses hochsignifikant mit der Zunahme die von Weber et al., in der der prädiktive Wert des der Pulswellengeschwindigkeit assoziiert, auch nach Augmentationsindex klassischen Risikofaktoren in der Berücksichtigung der klassischen Risikofaktoren sowie multivariaten Analyse überlegen war [46]. 384 Herz 32 · 2007 · Nr. 5 © Urban & Vogel
Nürnberger J, et al. Arterielle Compliance und subklinische Atherosklerose Gefäßsteifigkeitsparameter haben vermutlich führt derzeit zur Aufwertung von ACE-Hemmern/ nicht nur einen höheren prädiktiven Wert als einzelne AT1-Antagonisten sowie Calciumantagonisten in den oder kombinierte klassische Risikofaktoren, sie kön- Therapieempfehlungen zur arteriellen Hypertonie. nen darüber hinaus die Power von Modellen zur Risi- Angesichts der immensen Bedeutung für die kar- kostratifizierung erhöhen. So konnten Mattace-Raso diovaskuläre Funktion könnte die Verbesserung der et al. zeigen, dass die Hinzunahme der Pulswellenge- Gefäßsteifigkeit ein wichtiges therapeutisches Ziel dar- schwindigkeit die prädiktive Potenz einer Risikostrati- stellen. Tatsächlich konnte in einer prospektiven Stu- fizierung signifikant erhöhte [42]. Zusammenfassend die an Dialysepatienten gezeigt werden, dass Patienten, besitzen Gefäßsteifigkeitsparameter einen hohen prä- bei denen eine antihypertensive Therapie zur Senkung diktiven Wert, der klassischen kardiovaskulären Risi- der Pulswellengeschwindigkeit führte, eine geringere kofaktoren überlegen zu sein scheint. Die Berücksich- kardiovaskuläre Mortalität aufwiesen als Patienten, tigung von Gefäßsteifigkeitsparametern könnte die bei denen es unter antihypertensiver Therapie zu einem kardiovaskuläre Risikostratifizierung positiv ergän- Anstieg der Pulswellengeschwindigkeit kam [49]. In zen. der Tat steht eine Vielzahl von nichtmedikamentösen sowie pharmakologischen Maßnahmen zur Verfügung, um die arterielle Gefäßfunktion zu optimieren [6]. Zu- Klinischer Einsatz von Gefäßsteifigkeits- künftige Studien werden zeigen, ob die Verbesserung parametern der Gefäßfunktion ein eigenständiges therapeutisches Durch ihre enge Assoziation mit dem kardiovasku- Ziel darstellen könnte. lären Risiko halten Methoden zur Untersuchung der Nachdem die Messung der Gefäßfunktion inzwi- arteriellen Gefäßfunktion zunehmend Einzug in kli- schen häufig in klinischen Studien eingesetzt wird, wird nische Studien, in denen die kardiovaskuläre Mortali- derzeit die Wertigkeit diese Methoden für die tägliche tät untersucht wird. Dabei zeigen diese Parameter nicht Praxis evaluiert. Dabei könnte beispielsweise die Iden- nur einen hohen prädiktiven Wert, sondern erlauben tifizierung von kardiovaskulären Hochrisikopatienten ebenfalls Einsicht in pathophysiologische Zusammen- ein wichtiges Einsatzgebiet darstellen. Die Entwick- hänge. So konnte beispielsweise mit der gleichzeitigen lung neuer untersucherunabhängiger Messgeräte mit Messung von Pulswellengeschwindigkeit und Aug- schneller und einfacher Bestimmung von Pulswellen- mentationsindex im Rahmen der ASCOT-Studie er- geschwindigkeit und Augmentationsindex kann hier klärt werden [48], warum die Mortalität unter der einen wichtigen Beitrag leisten [21]. Kombination von ACE-Hemmer/Calciumantagonist im Vergleich zur Therapie mit β-Blocker/Diuretikum signifikant geringer war [45]: In der ASCOT-Studie Interessenkonflikt: Es besteht kein Interessenkonflikt. Die Auto- ren versichern, dass sie keine finanziellen oder persönlichen wurde bei 19 257 hypertensiven Patienten die Kombi- Beziehungen zu Dritten haben, deren Interessen das Manuskript nation von ACE-Hemmer und Calciumantagonist im positiv oder negativ beeinflusst haben könnten. Vergleich zur Therapie mit β-Blocker und Diuretikum im Hinblick auf verschiedene klinische Endpunkte un- tersucht [48]. Die Studie wurde vorzeitig nach 5,5 Jah- ren abgebrochen, da in der Behandlungsgruppe mit Calciumantagonist und ACE-Hemmer signifikant we- Literatur niger kardiovaskuläre Ereignisse im Vergleich zur Be- 1. Schmermund A, Erbel R. New concepts of primary preven- handlungsgruppe mit Atenolol und Diuretikum auftra- tion require rethinking. Med Klin 2001;96:261–9. ten. Interessanterweise unterschieden sich beide Grup- 2. McGovern PG, Pankow JS, Shahar E, et al. Recent trends in pen nicht wesentlich hinsichtlich der am Oberarm acute coronary heart disease – mortality, morbidity, medi- gemessenen Blutdruckwerte. In der Subgruppenanaly- cal care, and risk factors. The Minnesota Heart Survey In- vestigators. N Engl J Med 1996;334:884–90. se der ASCOT-Studie, der CAFE-Kohorte mit 2 199 3. Asmar R, Benetos A, London G, et al. Aortic distensibility in Patienten, konnte dann jedoch gezeigt werden, dass die normotensive, untreated and treated hypertensive pa- Kombination Amlodipin/Perindopril den aortalen sy- tients. Blood Press 1995;4:48–54. stolischen Blutdruck (–4,3 mmHg Unterschied), den 4. O’Rourke M. Mechanical principles in arterial disease. Hy- pertension 1995;26:2–9. aortalen Pulsdruck (–3,0 mmHg Unterschied) sowie 5. Kelly R, Hayward C, Avolio A, et al. Noninvasive determina- den Augmentationsindex (–5,8% Unterschied) signifi- tion of age-related changes in the human arterial pulse. kant stärker senkte als die Kombination aus Atenolol Circulation 1989;80:1652–9. und Bendroflumethiazid [45]. Dieser unterschiedliche 6. Opazo Saez AM, Mitchell A, Philipp T, et al. Arterial stiffness: Effekt auf die arterielle Gefäßfunktion ist vermutlich a potential therapeutic target to reduce cardiovascular mortality. Curr Hypertens Rev 2006;2:97–102. für die signifikant niedrigere Mortalität unter der Kom- 7. 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