DIE DIGITALE REVOLUTION BEWÄLTIGEN - Die Digitalisierung regulieren Digitalisierung und (Un)gleichheit Altersvorsorge - eine Frauenfrage? ...
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.inspired Das Magazin des Department of Economics Nr. 14 | Juni 2021 Die Digitalisierung regulieren Seite 5 Digitalisierung und (Un)gleichheit Seite 14 Altersvorsorge – eine Frauenfrage? Seite 22 DIE DIGITALE REVOLUTION BEWÄLTIGEN
2 Steuern wir die digitale Revolution oder steuert sie uns? 4 Die Digitalisierung regulieren 3 Was kann die Wirtschaftswissenschaft und Herangehensweisen. Simona Scarpaleggia und Nir dazu beitragen? Jaimovich tauschen ab Seite 14 ihre Erfahrungen und Er- kenntnisse zum Thema aus. Diese Fragestellungen sind nur ein kleiner Ausschnitt aus unserer Forschung im Bereich «Managing the Digital Revo- lution». Auf unserer Webseite erfahren Sie mehr über die 9 Aktuelle Forschung fünf globalen Herausforderungen zu deren Lösung wir mit Eine Auswahl von Erkenntnissen aus unserer Arbeit beitragen wollen. dem Department Das UBS Center for Economics in Society ist ein assoziiertes Institut des Department of Economics und fördert den Kurz & Knapp Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Forschung auf den Punkt gebracht Im Rahmen des Wirtschaftspodiums 2021 zum Thema Seite 12 «Zukunftsträchtige Sozialsysteme» diskutierten Expertin- nen über neuartige Lösungen für altbekannte Probleme. Wir sprachen mit zwei von ihnen über die Altersvorsorge von Frauen (Seite 22). Und auch in dieser Ausgabe präsentieren wir aktuelle 14 Forschungsergebnisse aus unserem Department: wie man Stressresilienz voraussagen oder die Erhebungsmethoden Geschätzte Leserinnen und Leser in der Sozialforschung vereinfachen kann und warum die Wirtschaft während des Lockdowns bröckelte, während Digitalisierung und (Un)Gleichheit Wie oft klicken Sie auf das Kästchen «Zustimmen», ohne der Handel florierte. die zugehörigen Bedingungen gelesen zu haben? Zu oft, sagen nicht nur Datenschützer, sondern auch Ökonomin- Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer Zurich Graduate School of Economics nen. Denn die Big Five der Technologiebranche haben sich ECON Alumni UZH zu Quasimonopolisten entwickelt und ihre Marktmacht ist Seite 19 heute so gross, dass Endnutzer – mangels Alternativen – tiefgehende Eingriffe in ihre Privatsphäre in Kauf nehmen müssen. Über die Herausforderungen der Regulierungs Ralph Ossa behörden in digitalen Märkten sprechen drei unserer Pro- Chairman of the Department of Economics fessoren ab Seite 4. 2020 hat der Digitalisierung einen weiteren kräftigen Schub verliehen, und auch der Hochschulbetrieb war demzufolge Academic Spirit kaum wiederzuerkennen. Unbestritten, dass sie uns viele Auszeichnungen und Förderbeiträge Vorteile bringt, sie verlangt aber auch von den Arbeitneh- Seite 20 merinnen, Unternehmen und dem Staat neue Fertigkeiten 22 Aus dem UBS Center Altersvorsorge – eine Frauenfrage? « FÜNF GLOBALE HERAUSFORDERUNGEN » Interview mit Honorarprofessorin Dr. Monika Bütler und Dr. Veronica Weisser Das Department of Economics hat «Fünf Globale Herausforderungen» defi Seite 27 niert und ist bestrebt, mit seiner Arbeit zu deren Lösungen beizutragen. Die Neues aus dem Department: www.econ.uzh.ch/news digitale Revolution zu bewältigen, gehört auch dazu. newsletter@econ.uzh.ch Erfahren Sie mehr unter: www.uzh.ch/econ/de/challenges.html
Die Digitalisierung REGULIEREN Was kann die Wirtschaftswissenschaft dazu beitragen? 4 Mit dem Durchbruch des Internets vor über zwanzig Jahren 5 begann die digitale Datenerhebung. Die Menge der gesammelten Daten und ihre Verwertung haben zwar zu bemerkenswerten gesellschaftlichen Fortschritten geführt, gleichzeitig führen sie aber zu Problemen. Was kann die Wirtschaftswissenschaft zur Lösung dieser Probleme beitragen? Welche Rolle kann sie bei der Regulierung der Digitalisierung spielen? Drei Forscher des Department of Economics geben Einblicke in ihre Arbeit und zeigen, wie ihre Erkenntnisse zur Steuerung der Digitalisierung in unserer Gesellschaft beitragen können. INTERVIEW mit Armin Schmutzler Herr Schmutzler, unterliegen analoge und digitale Märkte in puncto Wettbewerb derselben Regulierung? Gewisse Märkte, in denen eine Dominanz einzelner Unter- nehmen schwer vermeidbar ist, wie z. B. die Post, die Bahn oder Strommärkte, wurden im Laufe der Jahrzehnte einer strengen staatlichen Marktregulierung unterworfen. In digitalen Märkten lassen die gesetzlichen Rahmenbedin- gungen mehr Wettbewerb zu. Es scheint aber eine Tendenz zu geben, dass dieser Wettbewerb sich selbst zerstört: Die grossen Firmen werden im Wettbewerb so dominant, dass sie ab einem gewissen Punkt schwer angreifbar sind und es immer schwieriger für neue Unternehmen wird, in diesen Markt einzudringen. « ES WÄRE SICHERLICH GUT, WENN ÖKONOMEN AUCH PHILOSOPHISCH Armin Schmutzler ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Zürich. Er forscht im Bereich der Mikroökonomie. Seine jüngsten Forschungs GESCHULT WÄREN. » arbeiten befassen sich unter anderem mit Wettbewerbspolitik, der Theorie von Innovationen und institutionellem Design. Er ist ausserdem Vizepräsident der schweizerischen Wettbewerbskommission (WEKO). Sind wir in der Schweiz gut aufgestellt, um diese gesetzliche Grundlagen, um zu verhindern, dass zu starke neuen Herausforderungen anzugehen? Firmen nach und nach alle potenziellen Konkurrenten In der Schweiz funktioniert das Kartellrecht für den digita- übernehmen. Bei der Fusionspolitik gibt es hierzulande len Bereich mit den Instrumenten, die heute zur Verfügung den grössten Handlungsbedarf, auch verglichen mit der stehen, relativ gut. Der Akquisitionsbereich ist allerdings Europäischen Union, in der die Eingriffsschwelle niedriger nach Meinung vieler zu wenig reguliert. Dort gibt es kaum ist.
6 Tragen Ökonomen gewissermassen zur Erforschung der 7 Konsequenzen der Digitalisierung auf die Gesellschaft bei? Wenn ja, inwiefern? Die Ökonomen haben z. B. sehr viel dazu beigetragen, die Funktionsweise von Plattformmärkten zu verstehen. Dafür geht die Forschung sehr vielen fallspezifischen Themen nach, sie ist detaillastig. Ein Beispiel dafür sind Hotelbu- chungsplattformen. Dazu hatten wir in der Schweiz vor ein paar Jahren einen Fall in der Wettbewerbskommission. In Gregory Crawford ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Arbeitsmärkten. Es wäre nach geltendem Recht nicht ein- Glauben Sie, dass wir zukünftig einen besser Zukunft sollen die Praktiken der Plattformen direkt durch Zürich. Ein grosser Teil seiner Arbeit konzentriert sich auf die «evidenzbasierte fach gewesen, aber die Europäische Kommission hätte aus regulierten Digitalmarkt schaffen können? das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) reguliert Politikgestaltung». Dabei untersucht er Daten über das Verhalten von Ver- den zahlreichen internationalen Berichten zu diesem Meine Hoffnung ist, dass wir eine vernünftige Regulierung brauchern und Unternehmen, um Mechanismen zu verstehen, die Markt werden. Allein zu diesem Thema wurden sehr viele wis- ergebnisse in Produktmärkten erzeugen. Ziel ist es, diese Märkten optimal zu Thema, einschliesslich ihres eigenen, lernen und versuchen bekommen werden, solange Regierungen an der Macht senschaftliche Artikel geschrieben, deren Ergebnisse in gestalten. Er ist auch Mitglied der Economic Advisory Group on Competition müssen, diese Fusion zu verhindern. sind, die bereit sind, die Macht der dominanten digitalen verschiedene Richtungen gingen. Manche Arbeiten konsta Policy (EAGCP) der Europäischen Kommission. Plattformen zu begrenzen. In der EU sind der Digital Ser- tierten positive Effekte für Konsumenten und Wettbewerb, Gibt es Wege, um den Verbraucher besser zu schützen? vices Act und der Digital Markets Act Schritte in die rich- andere negative. Letztlich kommt es immer darauf an, aus Ein guter Anfang wäre die Durchsetzung der bestehenden tige Richtung, aber der Teufel steckt im Detail. Sie müssen welcher Perspektive man die Sachen betrachtet. Aus Sicht Datenschutzbestimmungen durch die Datenschutzauf- auf eine gute Art und Weise umgesetzt werden. Angesichts der Konsumenten? Der Firmen? INTERVIEW mit Gregory Crawford sichtsbehörden. Aber auch die Wettbewerbsbehörden müs- der jüngsten Erfolgsbilanz der europäischen Kommission sen ihren Teil dazu beitragen. Die Art und Weise, wie Ver- bin ich besorgt, aber hoffnungsvoll. Sie sprechen von Perspektive. Es ist nicht alles schwarz Herr Crawford, neun der zehn wertvollsten Firmen braucherdaten genutzt werden, ist problematisch. Dienste, oder weiss. Hat eine Wertediskussion Ihrer Meinung nach Kapitalisierung weltweit sind heute digitale die scheinbar kostenlos sind, sind es nicht. Es gibt das alte nach einen Platz in der Wirtschaftsforschung? Plattformen. Ist diese Situation besorgniserregend? Sprichwort: «Wenn du nicht für das Produkt bezahlst, dann Ja, ich bin der Meinung, dass eine Wertediskussion allge- Ja. Diese Unternehmen stellen gute Produkte in Märkten bist du das Produkt!» Der Mangel an Privatsphäre (durch mein sehr wichtig ist. Diese Wertediskussion kommt bei her, die oft «Winner-take-all»-Ergebnisse begünstigen. Datenerfassung) ist ein Preis und sollte von der Politik als vielen ökonomischen Themen viel zu kurz. Sie darf nicht Aber die Regulierungsbehörden haben oft nicht genug ge- solcher behandelt werden. Ganz allgemein sollte es spezi- für sich alleine stehen, sondern sollte sorgfältig geführt tan, um zu verhindern, dass einige von ihnen dominant elle Regeln und Verpflichtungen für marktbeherrschende werden, man muss sich auch über lästige Kleinigkeiten un- werden (insbesondere Google und Facebook). Zwei Bei- digitale Plattformen geben, um eine weitere Ausbeutung terhalten wie zum Beispiel die Details der Funktionsweise spiele sind die unzureichende Durchsetzung der Fusions- der Verbraucher und einen Verlust des Wettbewerbs zu von Märkten. kontrolle und das Versäumnis, das Übergreifen der Domi- verhindern. nanz in einem Markt auf einen anderen zu verhindern. Sind aus Ihrer Sicht Ökonomen durch ihre Ausbildung Darüber hinaus wurde nicht genügend beachtet, wie wich- gut für eine solche Diskussion vorbereitet? tig Daten für den Wettbewerb im digitalen Raum sind. Viele Elemente in unserer Ausbildung sind bereits sehr Mangelnder Wettbewerb ist ein Problem des Datenschut- breit. Unsere Studierenden besuchen z. B. Vorlesungen in zes, weil dominante Unternehmen bezüglich Datenschutz Mathematik, Informatik, Recht und Betriebswirtschaft. Es nicht im Wettbewerb stehen. Mangelnder Datenschutz ist « ICH BIN BESORGT, wäre aber sicherlich gut, wenn Ökonomen auch philoso- phisch geschult wären. aber auch ein Wettbewerbsproblem, da Unternehmen nicht nur in der Lage sind, immer mehr Daten zu sammeln, son- ABER HOFFNUNGSVOLL. » dern diese Daten auch in anderen Märkten zu nutzen. Der Techgigant Google hat kürzlich Fitbit, ein Unter- nehmen im Gesundheitsbereich, erworben. Was ist an diesem Kauf besonders problematisch? Einige Länder haben mehr gehandelt als andere, um Fitbit verfügt über Gesundheits- und Fitnessdaten, die die Wettbewerbsschäden durch dominante digitale Google nun ausnutzen kann. Das Problem dabei ist, dass Plattformen anzugehen. Was wäre Ihrer Meinung nach Google diese Daten mit seinen eigenen konkurrenzlosen der beste Weg, um dieses Problem zu adressieren? Demografischen, Standort- und Interessendaten kombi Die Europäische Kommission und das Vereinigte König- nieren kann. Wenn ein Unternehmen eine Datenquelle so reich haben die Agenda in Europa mit der Einführung von stark dominiert und diese Information mit neuen Daten «Gatekeeper»-Regelungen vorangetrieben. Grossbritan- kombinieren kann, können sie Endverbraucher ausbeuten, nien ändert auch seine Fusionsprüfungsrichtlinien für do- da es noch keine Einschränkungen gibt, wie die Daten ver- minante digitale Plattformen. Die USA scheinen ebenfalls wendet werden dürfen. Auch wird es keinen Wettbewerb proaktiver zu sein, mit neuen Gesetzesvorschlägen nicht geben, der die Pläne von Google diszipliniert. Ich rechne nur für digitale Plattformen, sondern für die Wirtschaft als mit der Ausbeutung von Verbrauchern in Versicherungs- Ganzes. Das alles ist eine gute Gelegenheit, um zu sehen, märkten, in «Health-Tech»-Märkten, vielleicht sogar in was funktioniert.
Aktuelle FORSCHUNG Eine Auswahl von Erkenntnissen aus dem Department 8 Stromnetzes. Die Nachfrage nach Strom steigt durch die Objektives Mass für Stressresilienz 9 Entwicklung von Hybrid- und Elektroautos.Gleichzeitig ist die Erzeugung von Energie aus Wind- und Solarquellen gefunden volatiler als die Erzeugung aus Öl, Gas, Kohle oder Wasser. Viele Teile des globalen Stromnetzes müssen möglicher- Obwohl der Begriff «Stressresilienz» breit diskutiert weise kostspielig aufgerüstet werden, um der gestiegenen wird, ist es noch kaum möglich, individuelle Reaktionen Nachfrage und der Volatilität standhalten zu können. Wir vorauszusagen. können die Notwendigkeit von Upgrades durch neue Chronischer Stress kann in Laborexperimenten nur unge- Marek Pycia ist Professor für Organisationsökonomie an der Universität Marktdesigns abmildern, indem wir beispielsweise Hyb- nügend simuliert werden, da eine im Labor erzeugte Be Zürich und Co-Direktor des «Zurich Center for Market Design». rid- und Elektroautos erlauben, die sowohl Strom kaufen lastung nicht annähernd an die Dauer und Intensität von Er war an der Etablierung eines Gutscheinprogramms für Nierentrans- als auch an das Netz verkaufen. Natürlich werden neue andauerndem Arbeits- und Alltagsstress heranreicht. For- plantationen beteiligt und seine Arbeit beeinflusste die Gestaltung von Schulsystemen in den USA. Marktdesigns manchmal zum Teil des Problems, z. B. ver- schende des Zurich Center for Neuroeconomics haben zu- braucht die Aufrechterhaltung einiger Kryptowährungen sammen mit Psychologinnen und Medizinern der UZH durch das sogenannte Mining erhebliche Mengen an eine Gruppe von Medizinstudentinnen und -studenten INTERVIEW mit Marek Pycia Strom. Die Marktdesign-Community arbeitet an weniger untersucht, die vor einer andauernden, realen Belastung energieverbrauchenden Kryptowährungsdesigns. standen – dem Praktikumshalbjahr in der Notaufnahme. Herr Pycia, technologische Innovation und Marktdesign – wo liegt da der Zusammenhang? Inwieweit beeinflusst die zunehmende Verfügbarkeit Um den Umgang mit kognitiven Konflikten zu untersu- Es gibt eine Rückkopplungsschleife zwischen technologi- von Daten die Forschung im Marktdesign? chen, wurde den Probanden vor Praktikumsantritt eine scher Innovation und Marktdesign sowie auch mit den Die neuen Daten ermöglichen präzisere Designs. Die Aufgabe gestellt, in der sie widersprüchliche emotionale rechtlichen Rahmenbedingungen und ethischen Standards. Sammlung der Daten ist auch eine Herausforderung für Informationen verarbeiten mussten. Dabei wird das soge- Ich habe diese Wechselwirkung am deutlichsten im Zu- die Privatsphäre. Beide Themen werfen neue Fragen für nannte Locus Coeruleus-Norepinephrine System (LC-NE- sammenhang mit dem Thema Nierenspenden gesehen. das Marktdesign auf. Erregungssystem) aktiviert, das dabei hilft, solche Kon- Die technologische Innovation machte Nierentransplan flikte zu überwinden. Die Intensität dieser Aktivierung tationen möglich, warf dann aber die Frage auf, wie man unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und wird «Feu- die Zuteilung von Nieren verstorbener Spender und den erungsrate» genannt. Austausch von Spendernieren zwischen Patienten so orga- nisieren kann, dass Patienten die Niere erhalten, die mit « ES IST NOTWENDIG, DIE Probandinnen und Probanden, bei denen das LC-NE-Sys- ihrem Immunsystem kompatibel sind. Die Entwicklung ENTWICKLUNG VON tem stärker reagierte, zeigten nach dem Praktikum in der des Marktes für Nierenspenden erforderte Änderungen Notaufnahme mehr Angst- und Depressionssymptome. der rechtlichen und ethischen Standards. Viele Länder ent- KÜNSTLICHE INTELLIGENZ Damit haben die Forschenden ein objektives, neurobiologi schieden sich, den Nierenaustausch zu legalisieren. An- sches Mass gefunden, das die Stressresilienz einer Person fänglich verlangten die Austauschsysteme, dass die Opera- ZU STEUERN, DIE ÜBER voraussagen kann. «Je sensitiver das LC-NE-Erregungs- tionen eines Patienten und seines Spenders gleichzeitig system reagiert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, durchgeführt werden mussten. Diese Anforderung wurde SPEZIFISCHE MÄRKTE dass die Person bei andauerndem Stress Symptome von dank altruistischer Spenden und Verbesserung in der Lo- gistik des Nierentransports gelockert; Letzteres wurde HINAUSGEHT. » Angst- und Depressionsstörungen entwickelt», fasst Marcus Grüschow die Erkenntnisse zusammen. durch weitere technische Innovationen möglich. Die heu- tige Asynchronität ermöglichte es, Verträge über die Prio- Es ist die erste Studie mit Menschen, die zeigt, wie Unter- rität für zukünftige Nierentauschaktionen abzuschliessen, schiede in der Erregungsintensität des LC-NE-Systems als und zwar durch das, was meine früheren Kollegen an der Sehen Sie einen Paradigmenwechsel im Marktdesign, Indikator für Stressresilienz genutzt werden können. «Es University of California (UCLA) und ich als «Nierengut- der durch Künstliche Intelligenz (KI) getrieben wird? könnte aber einen noch einfacher zugänglichen Indikator scheine» bezeichneten. Die Gutscheine wurden anfangs als Die Entwicklung von KI geht Hand in Hand mit der zu für die Stressresilienz geben», erklärt Coautor Christian umstritten angesehen, aber inzwischen ermöglichen sie in nehmenden Verfügbarkeit von Daten. Daten spielen eine Ruff. Man wisse aus der Tierforschung, dass mit der Erre- den USA Hunderte von Nierentransplantationen pro Jahr, grosse Rolle beim Training von KI und KI wiederum er- gung des LC-NE-Systems Veränderungen der Pupillen ein- die sonst nicht stattgefunden hätten. möglicht es uns, die Daten zu verarbeiten. In konkreten hergehen. «Wenn wir eine analoge Reaktion der Pupillen Ausgestaltungen erleichtert KI auch die Entscheidungen bei Menschen mit der Aktivierung des LC-NE-Systems in Was sind drängende gesellschaftliche Heraus- für Marktteilnehmer und die Kommunikation zwischen einen kausalen Zusammenhang bringen können, würde forderungen, bei denen Marktdesign helfen könnte, den Teilnehmern und dem Markt. KI verändert bereits jetzt das ein weiteres Feld eröffnen», so der Wissenschaftler. Lösungen zu finden? unsere Gesellschaft und Wirtschaft. Ihre weitere Entwick- Ein recht populäres Beispiel ist, wie Märkte uns helfen, die lung stellt Ökonomen und politische Entscheidungsträger Literatur Kosten des Klimawandels und die Kosten für die Begren- langfristig vor eine grosse Herausforderung: die Notwen- Marcus Grüschow et al. Predicting real-world stress resilience from zung der Umweltverschmutzung auszugleichen. Ein weni- digkeit, die Entwicklung von KI zu steuern, die über spezi- the responsivity of the human locus coeruleus. Nature Communications, ger bekanntes Beispiel ist die Gefahr einer Überlastung des fische Märkte hinausgeht. April 2021. DOI: 10.1038/s41467-021-22509-1
10 Bröckelnde Wirtschaft und boomender Antwortzeit genauso wichtig wie die 11 Handel Aussage selbst Während der Grossen Rezession 2008/2009 sank das glo- Umfragen sind ein zentrales Instrument der wirtschafts- bale BIP um etwa – 0,6 % (bis zu –3,2 % in entwickelten und sozialwissenschaftlichen Forschung. Die Analyse Wirtschaften). Der Rückgang aufgrund der aktuellen der daraus resultierenden Daten ist jedoch nicht immer Rezession wird mit –3,5 % (– 4,9 %) deutlich höher ge- einfach: schätzt. Wenn die Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 1 bis 5 Bemerkenswert ist, dass der globale Handel 2008/2009 um erhoben wird, ist eine Person in der Kategorie 4 nicht etwa –11 % zurückging und drei Jahre benötigte, um sich «doppelt so glücklich» wie eine Person in Kategorie 2. zu erholen, während er 2020 «nur» um – 9 % sank und in- Selbst der sehr beliebte Vergleich zur Lebenszufriedenheit nert drei Monaten wieder auf dem Vorkrisenniveau war. zwischen Bevölkerungsgruppen ist tückisch. Auch wenn Mathilde Le Moigne und Ralph Ossa zeigen, wie die Pan- sich die Befragten in Gruppe A häufiger den hohen Kate demie zu einer Rezession führte, in der nicht handelbare gorien zuordnen als die Befragten in Gruppe B, kann die Dienstleistungen litten, der Güterhandel jedoch florierte. Aussage «Gruppe A ist glücklicher» nur gemacht werden, Dadurch wurden die Auswirkungen der Rezession auf das wenn alle Personen innerhalb einer Kategorie jeweils etwa globale Handelsvolumen abgefedert. gleich glücklich sind. Das ist eher unwahrscheinlich: Glück- lich, sehr glücklich, platzen vor Glück – all diese Stufen Zu Beginn der Pandemie wurde der globale Handel durch landen in Kategorie 5. Ein Paper 1 wies vor Kurzem auf Lockdowns und Werksschliessungen unterbrochen, und die Problematik dieser Annahmen hin und sorgte unter die Nachfrage nach Handelsgütern sank aufgrund von Ein- Glücksforschern für Aufregung, als es darauf basierend kommensunsicherheit und steigender Arbeitslosigkeit. eine Reihe von Erkenntnissen infrage stellte. Gleichzeitig führten Exportbeschränkungen, am Boden bleibende Flugzeuge und geschlossene Grenzen zu einem Nick Netzer und Alumnus Shuo Liu zeigen, wie die oben enormen Anstieg der Handelskosten. Die Pandemie beein- genannten Probleme mit der Integration von Reaktions flusste also die zentralen Determinanten des Welthandels, zeiten behoben werden können. Der sogenannte chrono- was den anfänglichen Einbruch erklärt. Als die Exportbe- metrische Effekt besagt, dass wir Fragen, die wir einfach schränkungen im April 2020 aufgehoben und die Transport beantworten können, sehr schnell beantworten. Werden kosten durch rekordtiefe Treibstoffpreise gesenkt wurden, die Antworten innerhalb einer Kategorie mit der Reakti- erholte sich die weltweite Nachfrage nach handelbaren onszeit ergänzt, ergibt sich ein viel heterogeneres Bild einer Gütern. Hingegen blieb die Nachfrage nach nicht handel- Gruppe. Eine schnelle Antwort bekommt so mehr Gewicht, baren Dienstleistungen niedrig. da sie – im Beispiel oben – auf eine glücklichere Person hinweist. Dabei sind Antwortzeiten für die äusseren Kate- Da das BIP viele Komponenten enthält, die nicht von Han- gorien entscheidender als in den mittleren. Wenn man die del abhängig sind, ergab sich eine Entkopplung der Dyna- Reaktionszeit in die Analyse integriert, ist es möglich, mit mik von Welthandel und BIP und führte zu dieser überra- nur zwei Kategorien sehr zutreffende Aussagen zur subjek schenden Widerstandsfähigkeit des Welthandels. Nicht tiven Zufriedenheit zu machen. handelbare Waren und Dienstleistungen machen zum Bei- spiel 65 % des BIPs der USA aus. Die Verlagerung des Kon- Die Forschenden haben auch geprüft, wie ihre Ergebnisse sums weg von überwiegend nicht gehandelten persönli- zu Ergebnissen aus den konventionellen Methoden stehen. Mathilde Le Moigne, Ralph Ossa chen Dienstleistungen (Restaurant, Friseur oder Reinigung) Im Falle von Umfragen zu Glück und Lebenszufriedenheit Crumbling Economy, Booming Trade. hin zu überwiegend gehandelten Konsum- und Investiti- stimmen die Resultate weitgehend mit denjenigen aus kon- The Surprising Resilience of World Trade in 2020 onsgütern (Computer, Möbel, Haushaltsgeräte, Maschi- ventionellen Methoden überein. Hingegen scheint bei der Kühne Impact Series nen) stützte den globalen Handel. Untersuchung von politischen Orientierungen grösseres Potenzial vorhanden zu sein. Die Resultate weisen darauf Mathilde Le Moigne Offen bleibt, wie nachhaltig diese Nachfrage nach Handel hin, dass die Integration von Reaktionszeiten in diesem Be- Nick Netzer, Shuo Liu ist Senior Research Fellow am ist. Grosse Teile der Wirtschaft werden zurzeit durch staat- reich zu einer beträchtlichen Verbesserung der Prognosen Happy Times: Identification from Ordered Response Data Kühne Center for Sustainable Globalization liche Programme oder auf Kosten von Unternehmensei- führen könnte. Working Paper No. 371, December 2020 der Universität Zürich gentümern über Wasser gehalten. Ohne eine umfassende Erholung der Wirtschaft werden diese Teile schliesslich zu Video sammenbrechen, mit ungewissen Folgen für den globalen https://bit.ly/3i6dwBY Handel. 1 Bond, T. N., and Lang, K. (2019): The sad truth about happiness scales. Journal of Political Economy, 127(4):1629–1640.
Kurz & KNAPP Interessante Erkenntnisse aus der Forschung auf den Punkt gebracht. Wussten Sie, ... ... dass die Wiedereröffnung von Schulen keinen Einfluss auf Verlauf oder Mortalität der Covid-19-Pandemie in Brasilien hatte. Auch nicht in Regionen mit mehr Armut, 12 schlechterer Infrastruktur oder mehr älteren 13 Menschen. Guilherme Lichand, Onicio Leal Neto, Carlos Alberto Doria Reopening Schools in the Pandemic Did Not Increase COVID-19 Incidence and Mortality in Brazil ... dass Social-Media-Nutzer eine ... dass Prosozialität ein wenig beachteter, aber überlegener Prädiktor für individuelles Verhalten im Bereich Plattform umso häufiger bespielen, je mehr Anerkennung der öffentlichen Gesundheit ist. sie für ihre Beiträge erhalten. Bei weniger Likes Florian Schneider Prosociality predicts health behaviors during posten sie auch weniger. the COVID-19 pandemic Journal of Public Economics, 2021 Philippe Tobler A computational reward learning account of social media engagement Nature Communications, 2020 ... dass sich die Gehirne von Personen mit einer genetischen Disposition ... dass grosse für Risikobereitschaft anatomisch und funktional von Umverteilungsmassnahmen den Gehirnen weniger risikofreudiger lang anhaltende politische Personen unterscheiden. Unterstützung und Wahlgewinne sichern können. Dies zeigt Gökhan Aydogan, Todd Hare, Christian Ruff die Untersuchung der italienischen Landreform von 1951. Genetic underpinnings of risky behaviour relate to altered neuroanatomy Bruno Caprettini, Lorenzo Casaburi, Miriam Venturini Nature Human Behaviour, 2021 The Electoral Impact of Wealth Redistribution: Evidence from the Italian Land Reform ... dass SSRN 2021 viele Frauen in Saudi-Arabien nicht ausser Haus arbeiten, weil ihre Männer die diesbezüglichen gesellschaftlichen Normen als konservativer wahrnehmen, ... dass wir davon ausgehen, dass andere Menschen die gleichen Präferenzen haben als sie tatsächlich sind. Sobald die Männer realisieren, dass die Mehrheit dafür ist, dass Frauen ausser Haus arbeiten können, unterstützen sie ihre Partnerinnen, und die Anzahl wie wir, wenn wir Entscheidungen für sie treffen der berufstätigen Frauen steigt. (z. B. Zuckersteuer, Schuldenbeschränkungen). Und falls David Yanagizawa-Drott nicht, zwingen wir ihnen unsere Ideale auf. Das führt Misperceived Social Norms: Women Working Outside zu suboptimalen Ergebnissen. the Home in Saudi Arabia. Sandro Ambühl American Economic Review, 2020 What Motivates Paternalism? American Economic Review, 2021
Digitalisierung und (UN)GLEICHHEIT Unternehmenskultur ist gefährdet, wenn jedes Meeting gleich aussieht 14 Die Digitalisierung fegt durch unseren Alltag und lässt dabei Fördert die Digitalisierung Ungleichheiten auf dem 15 keinen Stein auf dem anderen. Simona Scarpaleggia und Nir Jaimovich diskutieren Arbeitsmarkt oder verringert sie sie? Nir Jaimovich: Vieles deutet darauf hin, dass die Automa- die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt, die Gleichstellung tisierung und die digitale Transformation Ungleichheiten der Geschlechter und darüber, dass alle Mitglieder der Gesellschaft eine aktive Rolle und eine Polarisierung auf dem Arbeitsmarkt verursacht in diesem Prozesses spielen müssen. haben. Hoch qualifizierte Menschen profitieren doppelt: Die Technologie steigert ihre Produktivität und ihre Löhne. Auch schafft sie neue Wirtschaftsfelder, von denen diese Menschen eher profitieren können. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach ungelernten Arbeitskräften, etwa für Rei- nigungs-, Liefer- und Cateringdienste. Nur die Arbeitneh- mer in der Mitte des Arbeitsmarktes bleiben «stecken» – sie haben weniger Beschäftigungsmöglichkeiten und ihre rela- tiven Löhne stagnieren. Simona Scarpaleggia: Es kommt darauf an, wie wir mit der Digitalisierung umgehen. Meine Erfahrung ist, dass sie genutzt werden kann, um Ungleichheiten zu verringern. Die Frage ist, ob wir den einfachen Weg gehen, bestehende zieren wir Unternehmen auf der Grundlage ihres Gleich- Angestellte entlassen und sie durch neue ersetzen oder ob stellungsniveaus in diesen Bereichen. Unsere Kunden wir einen ganzheitlichen Ansatz wählen und ein Ökosys- erhalten eine umfassende Analyse und einen Massnah- tem aufbauen, in dem wir eine kontinuierliche Requalifi- menplan mit Angaben zur Wirksamkeit der einzelnen zierung unterstützen. Die Investition in die Kompetenzen Massnahmen. Es ist dem Unternehmen überlassen, welche des Einzelnen kann eine grosse Chance sein, Ungleichheit Massnahmen es umsetzen möchte. Diejenigen Unterneh- zu reduzieren. men, die die Massnahmen umsetzen, machen Fortschritte und bauen Ungleichheiten ab. Indem wir die Technologie als ein Werkzeug einsetzen, können wir die Gleichstellung vorantreiben. Aber man muss etwas dafür tun. « NACH EINEM JAHR Die Pandemie hat den Wandel in vielen Bereichen beschleunigt, z. B. mit dem Homeoffice. Welche Aus IM HOMEOFFICE SIND VIELE wirkungen sehen wir da bereits? Jaimovich: Das Arbeiten im Homeoffice wirkt sich auf die UNSERER INTERAKTIONEN Qualität der Ausbildung aus. Sei dies bei der Einarbeitung von neuen Angestellten oder in der Lehre bei Studieren- ZWEIDIMENSIONAL den. Lernen ist kein linearer Prozess und beinhaltet eine signifikante soziale Komponente. Wenn man wegen jeder GEWORDEN. JEDES GESPRÄCH kleinen Frage einen Kollegen anrufen muss, ist das eine SIEHT GLEICH AUS UND grössere Hürde, als wenn man die Person im selben Raum hat und schnell fragen kann. Es gibt anekdotische Evi- FÜHLT SICH GLEICH AN. » denz, dass Unternehmen aus diesem Grund einen Einstel- lungsstopp verhängt haben, was sich wiederum auf die Produktivität auswirkt. Langfristig könnten sich solche distanzierten Arbeitsverhältnisse auf das Engagement der Mitarbeitenden und die Fluktuation auswirken. Wenn ich Ihr Unternehmen, EDGE, nutzt digitale Instrumente, für das Unternehmen X von zu Hause arbeite, kann ich das um die Ungleichheit innerhalb von Unternehmen zu auch für das Unternehmen Y. Das macht für mich als Ar- verringern. Wie machen Sie das? beitnehmerin keinen Unterschied. Aber für Unternehmen Scarpaleggia: Ja, wir verwenden digitale Tools, um Un- sind hohe Fluktuationsraten kostspielig. gleichheit innerhalb von Unternehmen aufzudecken. Wir Scarpaleggia: Ich war früher für das globale «Future of Daten sammeln, um Ungleichheiten in Firmen zu erkennen sehen uns die Löhne an, die Diversität, die Vertretung über Work»-Programm bei IKEA verantwortlich, das auch Pro- Gehaltsstufen hinweg und so weiter. Ein unabhängiger jekte für das Arbeiten im Homeoffice beinhaltete. Die Auditor verifiziert die Daten. Nach dieser Prüfung zertifi- Hauptbedenken betrafen technologische Aspekte, also die
Fähigkeiten, bei denen Menschen Computern überlegen sind, werden wichtiger 16 in den letzten zwanzig Jahren gesunken. Die Wahrschein- 17 «DER ARBEITSMARKT lichkeit, dass eine Frau mit dem gleichen Bildungsstand in dieser Art von Job arbeitet, ist jedoch gestiegen. Die Unter- BELOHNT FÄHIGKEITEN, schiede bestehen weiterhin, aber der Trend scheint die Annahme zu bestätigen, dass der Arbeitsmarkt Fähigkei- BEI DENEN FRAUEN ten belohnt, bei denen Frauen einen komparativen Vorteil haben. Dieser Trend könnte sich noch intensivieren und EINEN KOMPARATIVEN eine Chance für eine weitere Schliessung der Geschlechter- VORTEIL HABEN.» kluft darstellen. Sie haben beide die Bedeutung von Weiterbildung erwähnt, was natürlich gut klingt. Aber Bildung und Qualifizierung von Menschen ist teuer. Wer wird dafür zahlen? Scarpaleggia: Wenn man mich fragt, wer zahlen wird, ant- worte ich: Was ist, wenn niemand zahlt? Was ist die Alter- native? Wir können nicht tatenlos zuschauen. Das ist eine wichtige Investition, die die Gesellschaft tätigen muss. Die Digitalisierung ist keine Reise, die eine Person, ein Unter- nehmen oder ein Land im Alleingang antritt. Sie ist eine gemeinsame Anstrengung. Regierungen und Unterneh- men, Bürger und Angestellte: Sie alle tragen gemeinsam die Verantwortung, damit die Digitalisierung ein Erfolg wird. IT. Wir planten ein Testing, ein Pilotprojekt und dann den Sie erwähnten die Polarisierung des Arbeitsmarkts. treffen kann? Soziale Kompetenzen, Kommunikationsfä- Roll-out. Als die Pandemie kam, arbeitete die gesamte Or- Welche Rollen verschwinden? higkeiten, die Fähigkeit, zu motivieren und zu begeistern, ganisation innerhalb einer Woche aus dem Homeoffice. Jaimovich: Neben den bereits erwähnten Jobs in der Mitte werden immer wichtiger. Das sind die Fähigkeiten, die zur- Ohne grössere technologische Probleme. Was jedoch im- mer deutlicher wird, ist, dass die Unternehmenskultur ge- beobachten wir heute, dass der technologische Fortschritt Jobs ersetzt, von denen wir traditionell nicht dachten, dass zeit die Menschen im mittleren Management entwickeln müssen. « WENN MAN MICH fährdet ist. Wir alle haben unternehmensspezifische Ritu- sie von der Automatisierung gefährdet sind. Berufe, die Jaimovich: Wir müssen über die Kompetenzen nachden- FRAGT, WER ZAHLEN WIRD, ale, Händeschütteln, Umarmungen, wie wir in der Cafeteria eine Ausbildung und kognitive Fähigkeiten erfordern, aber ken, in denen die Menschen einen komparativen Vorteil miteinander umgehen. Diese Rituale sind ein grundlegen- viel Routine beinhalten, z. B. die Zusammenfassung von haben, wie zum Beispiel Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, SO ANTWORTE ICH: der Bestandteil der Kultur eines Unternehmens. Nach ei- Sportevents oder Analysen zum Geschehen auf den Akti- Kreativität und Kommunikation. Diese Kompetenzen wer- nem Jahr im Homeoffice sind viele unserer Interaktionen enmärkten. Computer können einen grossen Teil dieser den immer wichtiger. Computer sind besser als Menschen WAS IST, WENN NIEMAND zweidimensional geworden. Jedes Gespräch sieht gleich Arbeit verrichten, und zwar effizienter und schneller. Diese darin, statistische Analysen durchzuführen. Ich bringe aus und fühlt sich gleich an, und die Leute entfremden sich Berufsbilder verändern sich deutlich. meinen Studierenden bei, dass es zwar wichtig ist, ein spe- ZAHLT ? » von ihrer Arbeit und ihrem Unternehmen. Scarpaleggia: Wir beobachten auch, dass die Zahl an Posi- zifisches Ergebnis zu kennen, doch dass die Fähigkeit, tionen im mittleren Management deutlich sinkt und dass Menschen zu erklären, warum das Ergebnis relevant ist, sich die Aufgaben der Manager verändern. Anstatt ein klei- genauso wichtig ist. nes Team zu koordinieren, müssen diese Manager andere Wege finden, ihren Beitrag zu leisten. Und es sind nicht nur Gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern Jaimovich: Es gibt viele Belege dafür, dass Umschulungs- « DER ARBEITSMARKT die Rollen des Managements, die sich verändern. Auch die Menschen in der Produktion und in den Lagern müssen in hinsichtlich ihren Fähigkeit auf diese neuen Anforde- rungen zu reagieren? programme die Fähigkeiten und Löhne der Teilnehmer steigern, sobald diese wieder arbeiten. Gleichzeitig ist es BELOHNT FÄHIGKEITEN, diesem ganzen Prozess neu geschult werden. Jaimovich: Wir haben einige interessante Erkenntnisse sehr teuer, solche Programme über eine breite Menge der dazu. Es gibt eine Menge wissenschaftlicher Belege dafür, Bevölkerung auszurollen. Die Kosten müssten durch er- BEI DENEN FRAUEN Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten müssen die dass Frauen komparative Vorteile bei sozialen Fähigkeiten hebliche Steuererhöhungen finanziert werden, was wiede- Menschen entwickeln, die heute in diesen Rollen sind? haben. Obwohl Frauen immer noch auf dem Arbeitsmarkt rum einen negativen Effekt auf die Wirtschaft hätte. Letzt- EINEN KOMPARATIVEN Scarpaleggia: Wie wir derzeit sehr deutlich erleben, steigt diskriminiert werden, sehen wir, dass es eine steigende lich handelt es sich hier um grosse gesellschaftliche und der Bedarf an guter Führung in einer digitalisierten Arbeits Anzahl von Frauen in den höher bezahlten Jobs gibt. In den politische Entscheidungen, bei denen es um Kosten und VORTEIL HABEN. » welt, vor allem bei der Arbeit im Homeoffice. Wie soll man USA ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann mit Col- Nutzen einer gross angelegten «Umrüstung» der Bevölke- ein Team führen, wenn man sich nicht mit den Mitgliedern lege-Abschluss in einer hoch bezahlten Position arbeitet, rung geht.
Scarpaleggia: Ich bin definitiv der Meinung, dass die Un- ternehmen die Verantwortung haben, einen Beitrag zu leis- ten und einen Teil der Kosten zu tragen. Jaimovich: Aber werden sie das tun? Haben Unternehmen 18 einen Anreiz dazu? Der Aktienmarkt verlangt nach kurz- 19 fristigen Gewinnen und belohnt die langfristigen Gewinne durch Umschulung nicht. Scarpaleggia: Ja, die Aktienmärkte sind am empfänglichs- ten für kurzfristige Vorteile. Aber die ESG-Faktoren (Eco logical, Social und Corporate Governance) werden für In- Die Zurich Graduate School of Economics (Zurich GSE) vestoren immer wichtiger. In den letzten zehn Jahren hat ist die erste Adresse für ein Doktorat der Ökonomie sich die Diskussion zurückverlagert zu Ethik, Zweck und auf dem europäischen Festland. Dank Zuwendungen des Rolle eines Unternehmens in der Gesellschaft. Verfolgen UBS Center of Economics in Society, der Kühne-Stiftung, Sie die Geldströme und Sie werden sehen, dass die gröss- der Zürcher Kantonalbank, der Marlene Porsche Stiftung ten Investoren ihr Geld in Unternehmen investieren, die und der Zurich Insurance kann das Department mehr einen Beitrag zur wirtschaftlichen, sozialen oder ökologi- Doktoranden ausbilden und diesen die nötige Zeit geben, schen Nachhaltigkeit leisten. Für Unternehmen besteht um sich als Nachwuchsforschende zu etablieren oder also zunehmend ein Anreiz, einen Beitrag zum Allgemein- eine Karriere in der Privatwirtschaft einzuschlagen. Um Nir Jaimovich arbeitet an makroökonomischen Fragen zu Konjunktur wohl zu leisten. im internationalen Wettbewerb mit den besten Graduier- zyklen und der Dynamik der Arbeitsmärkte. Er untersucht, wie tenschulen mithalten zu können, ist die Zurich GSE auch demografische Zusammensetzung und Beschäftigungsstruktur die in Zukunft auf die Unterstützung Dritter angewiesen. Dynamik von Konjunkturzyklen prägen. Darüber hinaus erforscht er die empirische und theoretische Plausibilität von ökonomischen Falls Sie in die Zukunft von Nachwuchsforschenden inves- Signalen und Unsicherheit als treibende Kraft von Konjunkturzyklen. tieren und Teil unseres Departments werden möchten, Bevor Nir Jaimovich an das Departement of Economics der UZH kontaktieren Sie uns: contact@efzh.org wechselte, war er Dozent an der Marshall School of Business der USC, Duke University, Stanford University, und der University of California, San Diego. WEITERE LEKTÜRE Stolz darauf, in Zürich VWL studiert zu haben EDGE, The Global Business Certification Standard Chloé Michel hat 2017 ihren PhD an der Zurich Graduate School of Economics for Gender Equality (Zurich GSE) abgeschlossen. Sie war Trägerin eines durch die Zürcher Kantonalbank www.edge-cert.org finanzierten Stipendiums der Excellence Foundation Zurich. Eine Auswahl von Simona Scarpaleggias Artikel über das Thema Gender und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz finden Sie hier: Was hat dich dazu bewogen, einen PhD zu machen ? eignet habe. Ausserdem war es hilfreich, schon während des Während des Masters war ich Forschungsassistentin bei ei Studiums eine Verbindung zur Privatwirtschaft und ein Netz ner Professorin im Bereich Empirical und Health Economics. werk aufzubauen. Leider gab es damals noch keine Alumni- Weil mich diese Forschung faszinierte und ich von meiner Organisation. Professorin inspiriert wurde, wollte ich noch ein paar Jahre an der Uni bleiben. Wie wichtig ist das Engagement Dritter für die Studieren- den und für die Graduiertenschule ? Was hat dir am Department of Economics besonders Es war für mich schön, zu wissen, dass die Forschung auch gut gefallen ? ausserhalb der Uni geschätzt wird und dass auch Studentin Ich war stolz darauf, in Zürich VWL zu studieren und an einer nen, die nicht unbedingt eine akademische Karriere ein Uni zu sein, an der so bedeutende und inspirierende Ökono schlagen wollen, unterstützt werden. Simona Scarpaleggia ist CEO von EDGE, The Global Business Certifica The End of Men: men wie Ernst Fehr forschen. tion Standard for Gender Equality. Zuvor war sie unter anderem UBS Center Policy Brief von Nir Jaimovich Möchtest du heutigen Doktoranden etwas auf ihren CEO von IKEA in der Schweiz und sie leitete internationale Projekte. Wie hat dich die Zeit an der Zurich GSE auf deine Weg mitgeben ? Sie ist Vortandsmitglied in einer Reihe von Unternehmen und Non-Profit-Organisationen.Sie ist Mitglied des Advisory Boards des Karriere vorbereitet ? Traut euch, möglichst viel über eure Forschung zu reden. Ihr Department of Economics. Als Behavioral Research Manager bei Swiss Re kann ich die könnt euch dadurch schon früh ein hilfreiches Netzwerk auf Als leidenschaftliche Aktivistin für alle Themen rund um die Förderung Fähigkeiten anwenden, die ich mir im PhD-Studium ange bauen. von Frauen war Simona Scarpaleggia Mitbegründerin von «Valore D» in Italien und später von «Advance – Women in Swiss Business» in der Schweiz. Beide Organisationen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschlechtervielfalt zu fördern und den Anteil an gemischtge schlechtlichen Führungsteams zum Wohle unserer Volkswirtschaften Artikel Video zu erhöhen.
Academic SPIRIT Auszeichnungen und Förderbeiträge 20 Publikationen in den Top-Journals: 21 Januar bis Mai 2021 GÖKHAN AYDOGAN, TODD HARE, CHRISTIAN RUFF The Network for Economists Genetic underpinnings of risky behaviour relate to altered neuroanatomy Nature Human Behaviour, January 2021 ECON Alumni UZH ist der FLORIAN SCHEUER Alumniverein des Signalling to Experts Departments und organisiert Review of Economic Studies, March 2021 regelmässig Anlässe für ULF ZÖLITZ Studierende und Ehemalige. The Impact of Peer Personality on Academic Achievement Journal of Political Economy, March 2021 SANDRO AMBÜHL What Motivates Paternalism? UNIVERSITÄRER FORSCHUNGSSCHWERPUNKT American Economic Review, April 2021 Adaptive Brain Circuits in Development and Learning ERNST FEHR Behavioral Constraints on the Design of Subgame-Perfect Christian Ruff ist Koinitiant des Universitären Implementation Mechanisms Forschungsschwerpunkts (UFSP) Adaptive Brain American Economic Review, April 2021 Circuits in Development and Learning. Das Projekt ERNENNUNGEN untersucht physiologische und pathologische MARCUS GRÜSCHOW, CHRISTIAN RUFF Prof. Dr. Lorenzo Casaburi wurde zum Swiss Re Foundation Mechanismen, die dem Lernverhalten zugrunde Predicting real-world stress resilience from the responsivity Associate Professor of Development Economics ernannt. PHD CAREER PATHS 20. APRIL 2021 liegen. In dem von Christian Ruff geleiteten Teil of the human locus coeruleus Lorenzo Casaburi studierte Wirtschaftswissenschaften an der projekt wird ein Team am «Zurich Center for Nature Communications, April 2021 Università di Bologna und an der University of California Donja Darai ist eine ehemalige PhD-Studen Neuroeconomics» menschliche Schaltkreisfunktio Mehr https://www.econ.uzh.ch/en/research/publications.html in Berkeley und promovierte 2013 in Harvard. Er ist seit 2016 tin des Departments und arbeitet heute bei nen mit Tiermodellen verknüpfen. Damit sollen am Department of Economics. ebay als Data Scientist. Donja gab unseren aktuellen Doktoranden und Masterstudieren Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in das den Einblicke aus erster Hand in ihren Job- klinische Umfeld übersetzt werden, um innovative alltag. Zudem schilderte sie ihren Weg vom therapeutische Ansätze für Kinder Studium in den Job und wie sie Schwierig mit Entwicklungsverzögerungen «ECONOMICS AFTER COVID – A PLURALISTIC DISCUSSION» keiten, auf die sie beim Einstieg in die Unter zu entwickeln. nehmenswelt gestossen ist, überwunden hat. In Zusammenarbeit mit der studentischen Initiative «Netzwerk Plurale Ökonomik Zürich» hielten wir im April 2021 die Konferenz COFFEE «Economics After Covid – A Pluralistic Discussion». Um die Diskussion AND RESEARCH zwischen Mainstream und Nicht-Mainstream Ökonominnen zu öffnen, präsentierten Ökonominnen mit unterschiedlichen Hinter gründen aktuelle Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen der Krise auf Ungleichheiten, Handel, Klimawandel und Entwicklung. Unsere YouTube-Playlist zur Vor- tragsserie «Pandemic and Economics» 50 Teilnehmerinnen folgten den Vorträgen und der Diskussion. im März 2021. Wie wirkt sich die Pandemie auf lokale und globale Arbeitsmärkte und den Welthandel aus? Wie prägen soziale Normen unser Verhalten während der Pandemie? «EXCELLENCE IN REFEREEING AWARDS» GRATULATIONEN werden von akademischen Journals an Gutachterinnen MEET THE PROFS 23. MÄRZ 2021 UZH Department of Economics oder https://bit.ly/3xMYqGW Wir gratulieren den erfolgreichen Absolventen und Absolventinnen verliehen, die sich durch die Menge und Qualität Teodora Boneva ist eine junge Ökonomin, die der Zurich Graduate School of Economics und wünschen ihnen viel ihrer Gutachten sowie ihre Unterstützung in besonders erfolgreich den akademischen Weg einge Erfolg in ihren neuen Positionen. anspruchsvollen Fällen ausgezeichnet haben. schlagen hat. Sie ist spezialisiert auf Arbeits Emanuele Dicarlo, Research Expert, Bank of Italy Dieses Jahr gewürdigt wurden Lorenzo Casaburi, ökonomie und Bildungsökonomie und unter Elisa Macchi, Post-Doc, MIT sucht, wie sich Fähigkeiten, Persönlichkeit Dina Pomeranz (American Economic Review), Florian Scheuer Xiaoyue Shan, Post-Doc, Wharton School, University of Pennsylvania und Präferenzen in der Kindheit herausbilden. Dora Simon, Assistant Professor, University of Stavanger (American Economic Review, American Economic Journal: Micro) Während des Webinars skizzierte sie ihren Michael Stiefel, Consultant, d-fine sowie Marek Pycia und David Yanagizawa-Drott eigenen akademischen Weg sowie die vielen Kremena Valkanova, Post-Doc, ETH Zürich (American Economic Review: Insights). Vorteile, die sich aus einer Karriere in der Wis senschaft ergeben können.
22 23 Monika Bütler (links) ist Expertin für Economic Policy und Mitglied der Swiss National Covid-19 Science Task Force. Vorsorgeexpertin Veronica Weisser ist Leiterin Retirement & Pension Solutions Schweiz, UBS. In der dritten Säule sparen trotz Steueranreizen noch lange nicht alle Schweizer. Welche Anreize braucht es, damit diese Vorsorgelösung stärker genutzt wird? Bütler: Die steuerlichen Anreize sind im Prinzip sehr pas- send, die Obergrenze adäquat – die 3. Säule sollte in erster Linie der Vorsorge dienen und nicht der Steuerersparnis. Die Möglichkeit, fehlende Beitragsjahre nachzahlen zu können, erachte ich als sehr wichtig. Davon profitiert vor allem der Mittelstand – und diejenigen mit einer etwas un- konventionellen Erwerbskarriere. Weisser: Es gibt eine sehr einfache Massnahme, mit der je- der junge Mensch die eigene Altersvorsorge sichern kann. Es ist die Einrichtung eines völlig banalen Dauerauftrags. So wird automatisch monatlich privat gespart und ange- legt, zunächst in die Säule 3a. Wer noch mehr sparen kann, investiert zusätzlich in Fonds. Wie kann man nun die Per- sonen dazu bringen, einen solchen einfachen Dauerauftrag einzurichten? Einerseits müssen wir klar machen, dass Vater Staat im Bestreben die Altersvorsorge zu «sichern» schon längst gescheitert ist. Den jungen Generationen muss die Illusion genommen werden, dass es ihnen mal so gut ZUKUNFTSFÄHIGE SOZIALSYSTEME Wie kann man sich von dem starren Umwandlungssatz gehen wird wie den heutigen Rentnerinnen und Rentnern. der 2. Säule lösen? Andererseits müssen wir erklären, wie Selbstverantwor- Altersvorsorge – eine Frauenfrage ? tung aussieht und dass das gar nicht kompliziert ist. Ein- Interview mit Honorarprofessorin Dr. Monika Bütler und Dr. Veronica Weisser Bütler: Es macht keinen Sinn, den von Finanzmarkt und mal auf der Banking App einloggen und schon ist der Dau- Demografie geprägten Umwandlungssatz ins Gesetz zu erauftrag eingerichtet. schreiben. Andererseits ist eine mechanische Koppelung des Umwandlungssatzes an diese Parameter nicht mit der Versicherungsfunktion der 2. Säule vereinbar. Möglich EVENTRÜCKBLICK Die Schweizer Sozialsysteme stehen vor grossen Heraus- Ehepaarrente erhöht werden. In der 2. Säule erhalten Frauen wäre eine Delegation der Bestimmung des Mindestum- forderungen – allen voran der Altersvorsorge. Welche pro einbezahlten Franken ebenfalls etwa gleich viel wie wandlungssatzes an eine unabhängige Expertenkommis- Prioritäten sind zu setzen, um die Zukunftsfähigkeit der Männer. Die grossen Unterschiede sind den Erwerbsbio sion. Und vielleicht könnte der Umwandlungssatz, wie im Wirtschaftspodium Schweiz – Zweiteilige Online-Veranstaltung Sozialsysteme zu gewährleisten? Diese Fragen wurden grafien und den tieferen Löhnen geschuldet. Abhilfe bietet Überobligatorium, mit geeigneter Regulierung ganz den «ZUKUNFTSFÄHIGE SOZIALSYSTEME» am Wirtschaftspodium Schweiz (siehe Kasten) diskutiert. die Aufhebung des Koordinationsabzuges im BVG. Eben- Kassen überlassen werden. Das hat bisher ganz gut ge- 6. und 8. April 2021 Wir sprachen im Anschluss an die Veranstaltung mit den falls prüfenswert wäre ein Splitting der BVG-Beiträge, auch klappt. beiden Referentinnen. bei unverheirateten Eltern während der Erziehungszeit. Weisser: Ich würde empfehlen, die Ansparphase von der Die Pandemie ist ein Stresstest für die Schweizer Weisser: Eine staatlich finanzierte Kinderbetreuung wäre Auszahlungsphase zu trennen. Dieses Modell gibt es in Sozialsysteme. Wie schneidet das Gesundheits nicht nur die beste Altersvorsorgemassnahme für Frauen, verschiedenen Ländern und es ist – ergänzend zur AHV system ab? Was bedeutet die Krise für die Alters Zurzeit kommen die Frauen im Vorsorgesystem sie ist auch der Grundstein für die Gleichstellung der als Grundsicherung – das fairste Modell. Personen, die auf- vorsorge – ist sie gar eine Chance für Reformen? der Schweiz schlechter weg als die Männer. Was muss Geschlechter. Frauen müssen sich so weniger zwischen Be- grund von Krankheit oder berufsbedingt eine kürzere Am Wirtschaftspodium Schweiz diskutierten geändert werden? ruf und Familie entscheiden und könnten sich vermehrt Lebenserwartung haben, würden höhere Umwandlungs- Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in Unternehmen, Politik und Gesellschaft positionieren. sätze erhalten. Wohlhabendere mit langer Lebenserwar- neuartige Lösungen für altbekannte Probleme. Bütler: Im Durchschnitt fahren Frauen in der AHV etwa Schliesslich ist das tiefere Rentenalter auch ein Grund für tung würden tiefere Sätze erhalten. Zurzeit finanzieren die gleich gut wie Männer. Armut im Alter gibt es vor allem bei die tieferen Frauenrenten: Wer ein Jahr weniger arbeitet Ärmeren die Wohlhabenden mit. Das heutige Modell wird Ganze Veranstaltung auf YouTube verfügbar: youtube.com/UBScenter alleinstehenden Männern und Frauen mit Kindern. Primär und spart, hat automatisch weniger in der Pensionskasse weder den Jungen noch den schwächeren Älteren in der müssten die tiefen Renten der Alleinstehenden statt die und in der 3. Säule. Gesellschaft gerecht.
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