DIE SUCHE NACH DEM DIGITALEN K(L)ICK - WIE UNTERNEHMEN NEUE GESCHÄFTS-KONZEPTE ENTWICKELN - markt & wirtschaft ...

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DIE SUCHE NACH DEM DIGITALEN K(L)ICK - WIE UNTERNEHMEN NEUE GESCHÄFTS-KONZEPTE ENTWICKELN - markt & wirtschaft ...
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                                         mawi-Innovationsranking
                                         Westfalens Beste 2018: Wer zu den innova-
                                         tivsten Unternehmen in Westfalen zählt

                                         Hinterland of Things-Konferenz
                                         Warum israelische Start-ups mit den Unter-
                                         nehmen der Region kooperieren wollen

                                                                          DIE SUCHE NACH DEM
                                                                          DIGITALEN K(L)ICK
© 123rf.com / 5505292 / Andrii Didenko

                                                                          WIE UNTERNEHMEN NEUE GESCHÄFTS-
                                                                          KONZEPTE ENTWICKELN
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                   WAS WIRTSCHAFT TREIBT!

2   markt & wirtschaft 3 / 2019
DIE SUCHE NACH DEM DIGITALEN K(L)ICK - WIE UNTERNEHMEN NEUE GESCHÄFTS-KONZEPTE ENTWICKELN - markt & wirtschaft ...
Ausblick

                                      Digital-first

                                      Die Art und Weise der digitalen Interaktion wird sich in den kommenden
                                      Jahren rasant weiterentwickeln. Warum und wie können digitale Ge-
                                      schäftskonzepte zu mehr Produktinnovationen, Umsatz und damit Wett-
                                      bewerbsstärke führen?
                                      Von Chefredakteurin Christiane Peters

   Deutschland gehört zu den innovationsstärksten Ländern der Welt              Was ist also zu tun, um mehr „digitale Denker“ und eine „Digital-first-
   und behauptet im internationalen Vergleich den vierten Platz aus             Haltung“ in der Unternehmenskultur zu verankern?
   dem Vorjahr. Zugleich wächst aber der Abstand Deutschlands zur
   Spitzengruppe. Zu diesem Ergebnis kommt der Innovationsindikator             Dabei ist es gar nicht so schwer, Beispiele in der Region zu finden. Die
   2018, der im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie              drei bestplatzierten Unternehmen im mawi-Innovationsranking sind
   (BDI) die Innovationsstärke von 35 Volkswirtschaften untersucht.             erneut ein Beispiel dafür, wie mit digitalen Geschäftsmodellen Pro-
   Kein Grund zur Panik also, könnte man meinen, schließlich ist der            duktinnovationen gelingen können (siehe Seite 22).
   vierte Platz ja kein schlechter. Dennoch – im internationalen Ver-           Dass es nicht auf die Größe, sondern auf Ideen, Durchhaltevermögen
   gleich steigt beispielsweise Chinas Innovationsleistung etwa dreimal         und Mut ankommt, um sich ein bisher unbekanntes Terrain zu er-
   schneller als die der EU!                                                    schließen, zeigt der klassische Handwerksbetrieb Drücker. Der Fach-
   Fest steht: „Im globalen Vergleich kann sich Deutschland weder als           werkstatt ist es gelungen, in der digitalen Welt Fuß zu fassen und hat
   High-Tech-Standort noch als Vorreiter bei digitalen Geschäftsmodel-          dabei eine ganze Menge gewonnen (siehe Seite 18).
   len profilieren, betont Prof. Dr. Markus G. Schwering in unserem Bei-
   trag (Seite 14).
   Nicht erst seit gestern wissen wir, dass die Digitalisierung von allen Un-
   ternehmen erfordert, ihre bisherigen Geschäftsmodelle auf den Prüf-
   stand zu stellen und neue Ideen zu entwickeln. Immer mehr von ihnen          mawi DIGITAL
   treiben zwar die Digitalisierung intern voran, dennoch nutzen sie sie           online -magazin

   viel zu wenig für Produktinnovationen und neue Umsatzquellen, so ein         Zu Beiträgen, die im Heft mit diesem Symbol gekennzeichnet
   zentrales Ergebnis einer aktuellen Studie, die das Marktforschungsun-        sind, finden Sie weitere Informationen auch in unserem Online-
   ternehmen IDC im Auftrag von Dassault Systèmes durchgeführt hat.             Magazin unter www.mawi-westfalen.de

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         Zwei Häuser – unzählige Möglichkeiten – zentrale Lage
  Die Kombination von Theater und Stadthalle eröffnet eine Welt für neue
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  Gütersloh steht Ihnen ein erfahrenes Team zur Seite, das offen für Ihre
Ideen ist und Ihre Veranstaltung perfekt in Szene setzt – unterstützt durch
            modernste Technik. Wir freuen uns auf Ihren Anruf.

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                                                                                                                    12

                                   10                   Digitale Geschäftskonzepte
                                                        Smart werden
Interview mit dem Start-up Nation Central (SNC)         Während Unternehmen die Digitalisierung intern immer
„Die Region hat sehr viel                               mehr vorantreiben, lassen sie ihre Potenziale für Produk-
Potential für neue Start-ups“                           tinnovationen und die Schaffung neuer Umsatzquellen
                                                        oftmals liegen. Warum digitale Geschäftsmodelle für den
Erstmals war in diesem Jahr die Start-Up Nation         künftigen Erfolg essentiell sind.
Central (SNC) auf der Hinterland of Things-
Konferenz in Bielefeld zu Gast. Was sich die
gemeinnützige israelische Tech-NGO von
unserer Region und unseren Unternehmen
verspricht, erklärt SNC-Geschäftsführer
Guy Hilton.

                                                                                                                                                              24
                                                                  Interview zur Digitalisierung in der Baubranche

                                                        22        „Der digitale Motor kommt
mawi-Innovationsranking
                                                                  zum Laufen“
                                                                  Die Digitalisierung kann helfen, Bauabläufe besser zu
Westfalens Beste 2018                                             planen und Ausführungszeiten zu verkürzen. Warum zeigt
Sie gehören zu den drei innovativsten Unternehmen in              sich die Branche noch wenig motiviert, auf die neue
Westfalen und belegen im mawi­-Innovations-                       Technologie zu setzen? Thomas Kirmayr vom IPB im
ranking 2018 die ersten drei Plätze. Was ist das Erfolgsre-       Interview.
zept und welche Bedeutung haben digitale Geschäftsmo-
delle für Produktinnovationen? Peter Hübinger, Geschäfts-
führer Miele Venture Capital GmbH über die Strategie der
Gütersloher.

4    markt & wirtschaft 3 / 2019
DIE SUCHE NACH DEM DIGITALEN K(L)ICK - WIE UNTERNEHMEN NEUE GESCHÄFTS-KONZEPTE ENTWICKELN - markt & wirtschaft ...
INHALT
                                                 ■ Nachhaltiges Bauen                            ■   IT und Kommunikations-
  3 Ausblick
  4 Inhalt
                                                 24 Interview zur Digitalisierung                    technologien
                                                    in der Baubranche
                                                                                                 40 Moderne Arbeitsplätze
                                                 26 Nachhaltige Gebäudeplanung:
                                                                                                 42 Managed IT-Services :
 ■    Forschung und Digitalisierung                 Zeichen der Wertschätzung
                                                                                                    Mehr Flexibilität und Transparenz
  6 sentibar                                     28 Meisterstück-HAUS: Nachhaltig bauen          43 Mobile Technologien: Von überall arbeiten
  6 Exzellente Start-up-Förderung                29 Circular Economy:                            44 Digitale Kommunikationslösungen:
                                                    Das Gebäude als Rohstoffdepot                   Für mehr Flexibilität und Mobilität
  6 Dienstleistungstagung
                                                 30 Gebäude-Sicherheitstechnik:
  7 Start-up Interview: AMendate
                                                    Die IT als Treiber
                                                                                                 ■   Marketing und Medien
  9 Kolumne: Start-up-Kultur international                                                       45 OMKB: Wie Unternehmen ihre
                                                 32 Bauen mit Systemmodulen:                        Potenziale ausschöpfen
 10 Interview mit der Start-Up Nation Central       Vom Trend zur echten Alternative
                                                                                                 46 Prestream-Presenter-Spots:
 ■    Innovationen und                           ■   Büro- und Arbeitswelten                        Höchste Aufmerksamkeit
      Geschäftsmodelle                           33 Büroeinrichtungs-Konzepte:                   ■   Unternehmen und Märkte
 12 Digitale Denker                                 Räume für mehr kreative Emotionen
                                                                                                 47 Institut für Kunststoffwirtschaft:
 13 Digitale Geschäftskonzepte: Smart werden     35 Raumakustik:                                    Zeitgemäße Bildungsangebote
 14 Innovationsmanagement: Digital first            Guter Ton – gutes Arbeiten
                                                                                                 48 LÜNING Messe im A2 Forum
 16 Plattformen für den Mittelstand              36 Zukunftssichere Officekonzepte:
                                                                                                 49 Messe my job-OWL
 18 Digitale 3D-Gebäudevermessung:                  Büro ist da, wo es passiert
                                                                                                 49 Rainer Kiel Kanalsanierung
    Profitable Symbiose                          38 Raumbegrünung:
                                                                                                 50 Kolumne: Der Claiminator
 20 Markenrechts-Modernisierungsgesetz              Mehr Motivation im grünen Büro
 21 mawi-Innovationsranking:                     39 Lucky Look realisiert Raumlösungen:
    Westfalens Beste 2018                           Raumkonzeptionen, die begeistern             51 Impressum

Audioproduktionen von ams                                                  Starke Töne:
                                                                           Ihr akustischer Markenauftritt
                                                                           Hören mit allen Sinnen. Mit einer Audioproduktion
                                                                           von ams machen Sie Ihr Unternehmen erlebbar.

                                                                           Vom Radiospot über Telefonwarteschleife bis hin
                                                                           zum Soundlogo oder Imagesong – wir kreieren Ihren
                                                                           unverwechselbaren Klang.

                                                                           Lassen Sie von sich hören!

                                                                           ams – Radio und MediaSolutions
                                                                           audio media service            Telefon + 49 (521) 555 -161   gaby.grubert@ams-net.de
                                                                           Produktionsges. mbH & Co. KG   Telefax + 49 (521) 555 -152   www.ams-net.de

     Radiowerbung                    Audio
     Onlinewerbung                   Video
     PoS Media                       Event
     Service für Radiosender         Streaming                                                                 markt & wirtschaft 3 / 2019            5
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GRÜNDER
■ Forschung und Digitalisierung                                                                                                                     SZENE
                                                                                                                                                    WESTFALEN

sentibar                                                                            Uni Paderborn und Münster
Mehr Aufmerksamkeit                                                                 Exzellente Start-up-Förderung

» Was denkt Deutschland? sentibar zentralisiert die Ergebnisse der gesamten          »  Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart übergab den
     repräsentativen Meinungsforschung in einer großen Datenbank.                    Förderbescheid an TecUP-Geschäftsführer Dr. Sebastian Vogt und Uni-Präsi-
                           Foto: sentibar «                                                                                                         «
                                                                                             dentin Prof. Dr. Birgitt Riegraf (v.l.) Foto: Uni Paderborn

D      as Bielefelder Start-up sentibar, Content-Provider für Umfra-
       geergebnisse, kooperiert mit dem Unternehmen TV-Warte-
zimmer, das täglich für 7.000 Screens in deutschsprachigen Arzt-
                                                                                    D     ie Universität Paderborn und die Westfälische Wilhelms-
                                                                                          Universität Münster (WWU) wurden vom Land NRW für ihr
                                                                                    herausragendes Engagement in der Start-up-Förderung ausge-
praxen passenden Content liefert. Ziel ist es, mit Patienten-                       zeichnet und erhalten finanzielle Unterstützung für ihre Arbeit.
informationen über Vorsorgemöglichkeiten und Therapieformen,                        Die Auszeichnung für die Universität Paderborn ist ein weiteres
Dokumentationen, Nachrichten aus Politik und Gesellschaft sowie                     Signal an die Zukunftsfähigkeit der Region OstWestfalenLippe
Werbung und Unterhaltung die Wartezeiten zu überbrücken. Jetzt                      und zahlt ebenfalls auf die Strategie von it’s OWL ein. Gründerin-
gibt es einen neuen Programmpunkt für den die Bielefelder Ideen-                    nen und Gründer finden hier einen direkten Zugang zu poten-
schmiede zuständig ist. In der Rubrik „Was denkt Deutschland?“                      ziellen Kunden und möglichen Partnern für ihr Unternehmen.
präsentiert sentibar ein zehnsekündiges Wissensformat, das po-                      Aus der Zusammenarbeit im Cluster und den Projekten entste-
puläre Meinungen und Fakten kurz und prägnant mit Zahlen dar-                       hen neue Ansätze für intelligente Produktionsverfahren und
stellt. Doppelt so lange dauert das „Deutschland-Quiz“. Hier laden                  Smart Services.
drei Antwortmöglichkeiten den Zuschauer im Wartezimmer zum                          Mit Fördermitteln in Höhe von 20 Millionen Euro unterstützt das
Mitraten ein. Die Auflösung folgt kurz darauf und zeigt, wie die                    Land NRW die WWU-Pläne für das erste münstersche Grün-
Mehrheit in Deutschland abgestimmt hat. „Umfrageergebnisse in-                      dungszentrum. Die Förderung soll unter anderem für die Einrich-
teressieren nahezu alle Zielgruppen, denn der Mensch ist intrin-                    tung von fünf Entrepreneurship-Professuren verwendet werden.
sisch veranlagt, seine eigene Einstellung mit der Mehrheitsmei-                     Zudem soll das Beratungs- und Coaching-Angebot für Grün-
nung abzugleichen.                                               n                 dungswillige ausgebaut, ein WWU-weites Scouting für Ideen
                                                                                    und Talente aufgebaut sowie Lehr- und Qualifizierungsangebote
                                                                                    geschaffen werden.                                             n

Dienstleistungstagung                                   schaft Einblicke in aktuelle Forschungser-          Ideen und Impulse für die Dienstleistungs-

Innovation durch                                        gebnisse BMBF-geförderter Projekte aus
                                                        verschiedenen Bereichen der Dienstleis-
                                                                                                            forschung von morgen.
                                                                                                            Vertreter aus Start-ups, Großunternehmen
Digitalisierung                                         tungsforschung und bietet Raum für die Dis-
                                                        kussion mit Experten aus Wirtschaft und For-
                                                                                                            und Verbänden gestalten mit ihren Keynotes
                                                                                                            ein attraktives Programm, das mit interaktiven

W      ie verändert die Digitalisierung unse-
       re Dienstleistungen? Welche neuen
Möglichkeiten entstehen hierdurch für Wirt-
                                                        schung über aktuelle Entwicklungen rund
                                                        um die Themen: Smart Service Engineering,
                                                        digitalisierte und virtualisierte Dienstleis-
                                                                                                            Formaten, einer Expertenrunde aus Wirtschaft
                                                                                                            und Forschung sowie einer Ausstellung und
                                                                                                            Podiumsdiskussion abgerundet wird.
schaft und Bevölkerung? Antworten auf die-              tungsprozesse, Dienstleistungsinnovationen          Die Veranstaltung findet am 8. und 9. April
se Fragen soll die Dienstleistungstagung in             in KMU und im Handwerk sowie Chancen                im Heinz Nixdorf MuseumsForum in Pader-
Paderborn geben.                                        und Herausforderungen der Kundenintegra-            born statt.                                 n
Die zweitägige Veranstaltung unter dem Titel            tion bei digitalen Dienstleistungen.
„Service Systems Innovation“ gewährt Wis-               Gemeinsam entwickeln Referenten und Be-             n Weitere Informationen:
senschaftlern und Anwendern aus der Wirt-               sucher in sogenannten Themenforen neue                www.digivation.de/ssi

6     markt & wirtschaft 3 / 2019
DIE SUCHE NACH DEM DIGITALEN K(L)ICK - WIE UNTERNEHMEN NEUE GESCHÄFTS-KONZEPTE ENTWICKELN - markt & wirtschaft ...
■ Forschung und Digitalisierung

AMendate

„Wir haben viele neue
Ideen in der Pipeline“
Das Paderborner Start-up AMendate hat eine
Software entwickelt, die in der Lage ist, tech-
nische Bauteile schnell und vollautomatisch
zu optimieren. Gründer und Geschäftsführer
Thomas Reiher über die Alleinstellungsmerk-
male und den Nutzen für den Anwender.

S
      kizzieren Sie Ihre Geschäftsidee!
      Thomas Reiher: Der Prozess für die Erzeugung von gewichts-
      reduzierten Bauteilen ist mit bisher existierender Software
sehr komplex. Mit unserer Software ermöglichen wir nun eine ein-
fach zu bedienende, vollautomatisierte Optimierung technischer
Bauteile. Entstanden ist diese Idee bei der Arbeit an der Universität
Paderborn und dem dortigen Forschungszentrum für die additive
Fertigung, dem Direct Manufacturing Research Center (DMRC).
Die Optimierung von Bauteilen für die additive Fertigung mit den
herkömmlichen Softwarelösungen hielten wir für unzulänglich
und nicht auf die Besonderheiten dieser Fertigungstechnologie
angepasst. Dabei ist die additive Fertigung hervorragend geeig-
net, komplexe Leichtbaustrukturen kosteneffizient herzustellen.

Wie hat sich daraus die Leidenschaft entwickelt, ein eigenes
Unternehmen zu gründen?
Thomas Reiher: Zusammen mit meinem Mitgründer Steffen Vo-
gelsang habe ich eigene Ideen und Algorithmen entwickelt, ge-
testet und umgesetzt. Innerhalb von drei Jahren erzeugten wir
so einen funktionierenden Prototyp, den ich auf Messen und bei
Projektpartnern vorgestellt habe. Die Idee und der Prototyp stie-
ßen dabei auf sehr viel Interesse seitens der Industrie. Das war für
uns der Moment, unser Start-up zu gründen, um hier die Soft-
ware in Vollzeit weiterzuentwickeln und sie zu vertreiben.

Welche Lösungsmöglichkeiten bieten Sie?
Thomas Reiher: Unsere Software ermöglicht die äußerst schnel-
le Generierung von komplexen Leichtbaustrukturen. Bisher wa-
ren für die Interpretation und Nachkonstruktion des Ergebnis-
ses manuelle Tätigkeiten notwendig. Kernelement unserer
Software ist ein ausgefeilter Algorithmus, der die Interpretation
automatisch durchführt und das Ergebnis automatisch in gän-
gige CAD-Formate überführt. Der Nutzer kann so das erzeugte
Bauteil in seinem bekannten technischen Datenworkflow nut-
zen. Unsere Ergebnisse sind dabei hervorragend an die auftre-
tenden Bauteilbelastungen angepasst, reduzieren den Materi-
aleinsatz und weisen keinerlei Konvertierungsverluste auf. Und
das mit einer einzigen Software in einem Arbeitsschritt. Der
Prozess ist signifikant vereinfacht, automatisiert und dadurch
besonders schnell. Die Software kann so auch von Unterneh-

                                                                          markt & wirtschaft 3 / 2019   7
DIE SUCHE NACH DEM DIGITALEN K(L)ICK - WIE UNTERNEHMEN NEUE GESCHÄFTS-KONZEPTE ENTWICKELN - markt & wirtschaft ...
GRÜNDER
■ Forschung und Digitalisierung                                                                                                                    SZENE
                                                                                                                                                   WESTFALEN

                                                                   unsere eigene Garage in der gara-       serer innovativen Technologie, wir nutzen
                                                                   ge33, dem Paderborner Inkuba-           die Reichweite der namhaften Firma.
                                                                   tor, haben. Das alles hilft uns aktu-
                                                                   ell sehr dabei, uns auf den Aufbau      Sind Sie mit der bisherigen Entwicklung
                                                                   unseres Unternehmens und der            zufrieden?
                                                                   Weiterentwicklung der Software          Thomas Reiher: Wir sind bisher sehr zufrieden
                                                                   zu fokussieren. Mit ersten Einnah-      damit, wie unser Produkt am Markt aufge-
                                                                   men können wir darüber hinaus           nommen wird. Auf den Fachmessen Rapid.
                                                                   auch bereits unser viertes Grün-        Tech und Formnext konnten wir nicht nur mit
                                                                   dungsmitglied anstellen und ei-         unserer Technologie überzeugen, sondern
                                                                   nen Werkstudenten beschäftigen.         haben dort zusätzlich jeweils den Start-up-
                                                                   Für die zusätzliche Erweiterung         Wettbewerb gewonnen. Außerdem wurden
                                                                   unseres Teams um Softwareent-           wir von einem führenden Branchenportal als
                                                                   wickler und Vertriebsstrategen          innovativstes Start-up des Jahres 2018 ausge-
   » Erfolgreiches Gründerteam: Gereon Deppe, Thomas Reiher, sind wir derzeit in Gesprächen mit            zeichnet. Wir haben nicht damit gerechnet,
             Steffen Vogelsang, Anne Düchting (v.l.) «             Investoren, um die dafür notwen-        so früh bereits derart viele positive Rückmel-
                                                                   digen finanziellen Mittel zu si-        dungen zu erhalten.
men schnell und kosteneffizient eingesetzt             chern. Damit soll das Wachstum unseres
werden, die keine spezielle Optimierungs-              Start-ups nochmal an Fahrt gewinnen.                Wo liegen die größten Herausforderun-
abteilung haben. Dabei sind wir bis zu 80                                                                  gen in den nächsten Monaten?
Prozent schneller als herkömmliche Soft-               Arbeiten Sie mit Kooperationspartnern               Thomas Reiher: Wir arbeiten derzeit intensiv
ware und erzielen Gewichtseinsparungen                 zusammen?                                           an weiteren interessanten Funktionen und
von über 40 Prozent mit einem direkt pro-              Thomas Reiher: Schon vor unserer Grün-              dem Ausbau der grafischen Benutzerober-
duzierbaren, optimal auf die additive Ferti-           dung waren wir im Gespräch mit unserem              fläche. Technisch sehen wir sehr viel Potenti-
gung ausgelegten Optimierungsergebnis.                 aktuellen Pilotkunden, der Firma PROTIQ             al im Generative Design, also der automati-
                                                       aus Blomberg. Als Auftragsfertiger für die          schen und schnellen Erzeugung vieler
Hatten Sie Probleme bei der Finanzierung?              additive Fertigung bietet PROTIQ auch wei-          verschiedener Designvarianten durch eine
Thomas Reiher: Das Paderborner Existenz-               tere Dienstleistungen rund um die Techno-           Parametervariation, bei der die vielverspre-
gründungs-Center TecUP hat uns im Rah-                 logie an. Als erstes Unternehmen ist es zu-         chendste Variation final berechnet wird. Hier
men unserer Gründung beraten und uns                   dem in der Lage, seinen Kunden weltweit             lässt sich auch künstliche Intelligenz einset-
darin unterstützt, ein EXIST-Gründerstipen-            eine Online-Topologieoptimierung auf der            zen, um noch schneller bessere Ergebnisse
dium zu beantragen. Unsere Bewerbung                   Webseite zur Verfügung zu stellen. Diese In-        zu erzielen - da gibt es noch eine Menge zu
wurde dabei positiv bewertet und seit Juli             novation wird durch die einfache Bedien-            tun. Wir haben viele neue Ideen in der Pipe-
2018 sind drei unserer Gründungsmitglieder             barkeit und den hohen Automatisierungs-             line, die wir schnellstmöglich implementie-
über dieses Stipendium finanziert, zusätz-             grad von AMendate ermöglicht. Die Ko-               ren möchten.                               n
lich zu einigen Sachmitteln für IT-Ausrüs-             operation ist für beide Seiten hochinteres-
tung, Reiseauslagen und Coachings. Außer-              sant: PROTIQ kann seinen Kunden einen               mawi DIGITAL
dem hat sich damit die Universität Paderborn           Mehrwert bieten, wir profitieren von einem              online -magazin

verpflichtet, uns für diese Zeit ein eigenes           direkten Markteintritt, große Aufmerksam-           Das vollständige Interview lesen Sie auf:
Büro zur Verfügung zu stellen, sodass wir nun          keit inklusive. PROTIQ nutzt den Vorteil un-        www.mawi-westfalen.de

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8     markt & wirtschaft 3 / 2019
DIE SUCHE NACH DEM DIGITALEN K(L)ICK - WIE UNTERNEHMEN NEUE GESCHÄFTS-KONZEPTE ENTWICKELN - markt & wirtschaft ...
■ Forschung
                                                                                            A2 Anz 58x245 Kuteno und
                                                                                                                 2019Digitalisierung
                                                                                                                      08.01.19 11:52 Seite 1

                               Kolumne
                               Start-up-Kultur
                               international

                               Tristan Niewöhner, Gründer und Ge-
                               schäftsführer der persomatch GmbH

W      ir leben heute in einer hochgradig globalisierten Welt. Daraus ergeben sich
       sicherlich viele Herausforderungen, aber auch Chancen, insbesondere die,
von der ganzen Welt lernen zu können. Ich frage mich bei jeder Reise, egal ob kürzer
oder länger, was man von seinem Reiseziel lernen kann. Was machen die Menschen
dort anders, vielleicht besser? Was kann man vielleicht sogar für sich übernehmen?
Auch besonders in Bezug auf die Start-up- und Gründungskultur sind diese Fragen
interessant. In vielen anderen Ländern ist diese deutlich ausgeprägter als bei uns in
Deutschland. Man kann sich die Frage stellen, warum das so ist und vor allem, was
man diesbezüglich von anderen Kulturen lernen kann.
So haben natürlich die USA eine sehr ausgeprägte Gründungskultur. Das Silicon Val-          Messe
ley hat die größten und bedeutendsten Technologie- und Internet-Unternehmen                 12.000 m2 flexible
hervorgebracht, die es auf der ganzen Welt gibt. Spitzenuniversitäten arbeiten eng
mit Start-ups zusammen und fördern diese gezielt. Das Investment-Kapital, das in            Nutzfläche für
den USA zu Verfügung steht, ist weltweit unerreicht. Viele Amerikaner träumen               erfolgreiche
davon, eines Tages ein eigenes Unternehmen zu gründen, Risikobereitschaft wird
generell höher angesehen. Auch wenn es doch einmal schiefgeht, gescheiterte
                                                                                            Veranstaltungen
Gründer werden positiver wahrgenommen als bei uns.
Auch Israel ist eine sehr starke Start-up-Nation. Das relativ kleine Land verfügt über
eine sehr hohe Gründungsrate pro Einwohner, gerade in der Region um Tel Aviv gibt
                                                                                            Kongress
es eine sehr große Innovationskraft. Das hohe Bildungsniveau, gepaart mit der Zu-           Modernste
sammenarbeit von Universitäten, Militär und Wirtschaft, schafft sehr gute Bedingun-
gen für Start-ups. Viele High-Tech-Konzerne betreiben in Tel Aviv Niederlassungen.
                                                                                            Tagungstechnik gepaart
                                                                                            mit kompetenter
Das baltische Estland ist ebenfalls sehr stark in der digitalen Start-up-Szene. Die Nati-   Beratung
on gilt oft als Musterbeispiel für die Digitalisierung der Verwaltung. Die Esten sind uns
Deutschen um Längen voraus. Bürokratische Prozesse laufen sehr effizient ab. Die
Internet-Infrastruktur gilt als exzellent. Diese Bedingungen sorgen für eine ausge-
prägte Start-up- und Gründungsaktivität.
                                                                                            Event
                                                                                            Konzert, Party oder Gala
Ich möchte hier gar nicht die Meinung vieler Experten wiedergeben, die Deutschland          für bis zu 3.000 Personen
als eher rückständig im Hinblick auf Start-ups und Digitalisierung einstufen. Wir Deut-
schen neigen vielleicht manchmal zu Pessimismus und denken, der „Zug der Digitali-          variabel nutzbar
sierung“ sei schon längst abgefahren, wir würden im weltweiten Innovationswett-
streit die Verlierer sein und haben Angst vor der Zukunft.
                                                                                                                     07. bis 09.
Inspiration als Quelle für den eigenen Weg                                                                           Mai 2019
Vielmehr möchte ich dazu animieren, sich weltweit umzuschauen, was andere Län-
der in Sachen Start-up-Kultur so auf die Beine stellen und sich Positives abzuschauen.
                                                                                            A2 Forum Management GmbH
Sicherlich können wir den Erfolg nicht dadurch erreichen, dass wir lediglich imitieren.
                                                                                            Gütersloher Straße 100
Aber durch die Inspiration, die wir gewinnen, können wir mutig unseren eigenen              33378 Rheda-Wiedenbrück
Weg finden, erfolgreich und innovativ zu sein.                                              Telefon: +49 (0) 5242/969-0
                                                                                            E-Mail: info@a2-forum.de      Direkt an
Von der Welt lernen – Start-up now! Bis zum nächsten Mal.                             n    www.a2-forum.de               der A2
                                                                                                                          gelegen

                                                                                                      markt & wirtschaft 3 / 2019     9
DIE SUCHE NACH DEM DIGITALEN K(L)ICK - WIE UNTERNEHMEN NEUE GESCHÄFTS-KONZEPTE ENTWICKELN - markt & wirtschaft ...
GRÜNDER
■ Forschung und Digitalisierung                                                                                                       SZENE
                                                                                                                                      WESTFALEN

Interview mit der Start-Up Nation Central (SNC)

„Die Region hat sehr viel Potential
für neue Start-ups“
Erstmals war in diesem Jahr die Start-Up Nation Central (SNC) auf der Hinterland of Things-Konfe-
renz in Bielefeld zu Gast. Die gemeinnützige israelische Tech-NGO möchte den Technologie-
standort Israel stärken und ihre Start-ups unterstützen. Im deutschen Mittelstand sehen die
Israeli Potential für gemeinsame Kooperationen. SNC-Geschäftsführer Guy Hilton über
unsere Region und Stärken und bisher ungenutzte Möglichkeiten.

H
         err Hilton, unsere Region gilt        schen Start-ups mit dem deutschen Mittel-
         nicht als Hotspot für Gründer.        stand. Die Unternehmen aus der Region ste-
         Warum besuchen Sie die „Pro-          hen für Tradition und Qualität. Israelische
vinz“ und die Hinterland of Things Konfe-      Start-ups helfen ihnen, im digitalen Zeitalter
renz in Bielefeld?                             Erfolg zu haben. Dies geschieht ganz prak-
Guy Hilton: Tatsächlich bietet die Region      tisch durch den Einsatz von passender Spit-
OWL aufgrund der zahlreichen erfolgrei-        zentechnologie. Das ist auch die Idee hinter
chen Unternehmen und Weltmarktführer           unserer prominenten Rolle bei der Hinter-
einen interessanten Hotspot für Start-ups.     land of Things-Konferenz. Unsere Aufgabe
Wir glauben, hier ist ein vielversprechendes   ist es, Brücken zwischen der deutschen und
Umfeld für die Zusammenarbeit von israeli-     der israelischen Wirtschaft zu bauen, und
                                               dafür stellt diese Konferenz den perfekten
                                               Startpunkt dar. Außerdem haben wir viel
                                               über die Rolle von Bertelsmann und der
                                               Founders Foundation gelernt. Ich sehe wirk-
                                               lich viel Potential in OWL.

                                               Sie vertreten 6.000 Start-ups in Israel, die
                                               auch international einen sehr guten Ruf
                                               haben. Wie beurteilen Sie das Potential
                                               der Start-up-Szene in OWL?
                                               Guy Hilton: Ich war von den vielen neuen
                                               Start-ups wirklich beeindruckt, die ich hier
                                               getroffen habe. Das Umfeld ist zwar noch         » Guy Hilton: „Wir möchten Brücken zwischen der
                                               recht jung, hat aber unter den richtigen Um-                                                    «
                                                                                                deutschen und der israelischen Wirtschaft bauen.“
                                               ständen großes Potential für Wachstum. Ich
                                               stelle mir hier konkret die Entwicklung von      Szene. Was machen Sie dort anders und
                                               speziellen Hubs vor, Zugang zu Geldern für       was können wir von Ihnen lernen?
                                               junge Gründer, sowie Zugang zu Kunden            Guy Hilton: Jedes Land und jede Kultur ist
                                               und Wirksamkeitsnachweise (POCs). Dank           anders, und was an einem Ort funktioniert,
                                               der starken Wirtschaft in dieser Region, hat     funktioniert nicht notwendigerweise woan-
                                               OWL sehr viel Potential für neue Start-ups.      ders. Aber ich denke, es gibt bei uns einige
                                               Eine immer größere Zahl von etablierten          Besonderheiten, die das israelische Ökosys-
                                               Unternehmen ist sich bewusst, wie bedeu-         tem ausmachen. Zum einen ist in Israel eine
                                               tend disruptive Technologien und neue An-        Generation junger Menschen aktiv – Ingeni-
                                               sätze sind, und dass diese eingeführt wer-       eure und Leute von der Produktseite – die
                                               den müssen. Bertelsmann und die Founders         sich auf die schnelle Prototyp-Entwicklung
                                               Foundation helfen der regionalen Start-up-       spezialisiert hat. Sie profitieren hier von ih-
                                               Szene zweifellos durchzustarten.                 rem Dienst bei den israelischen Streitkräf-
                                                                                                ten. Und sobald sie aus der Armee entlassen
                                               Ihr Land ist bekannt für eine technolo-          werden, bringen sie ihre Erfahrungen in das
                                               gisch besonders erfolgreiche Start-up-           zivile Leben ein – manchmal sogar mit den

10    markt & wirtschaft 3 / 2019
■ Forschung und Digitalisierung

gleichen Leuten. Zum anderen sind wir risikobereit, und tolerieren auch       Female Founders Monitor
das Scheitern, so lange es schnell wettgemacht und Lehren für das
nächste Vorhaben gezogen werden. Das ist zum Großteil eine Frage des          Frauen setzen andere Prioritäten
Mindsets. Wir sind ein kleines Land, mit wenigen Rohstoffen und einem
kleinen Binnenmarkt. Deshalb müssen wir unternehmerisch denken und
den Weltmarkt an erste Stelle setzen. Das zeigt sich auch daran, dass Isra-
el die größte Dichte an Start-ups weltweit hat: Auf 1.500 Menschen
                                                                              D      ie Bedingungen für Frauen in der Start-up-Welt haben
                                                                                     sich in den vergangenen Jahren erfreulicherweise ver-
                                                                              bessert. Ein Blick auf das deutsche Startup-Ökosystem zeigt
kommt ein Start-up.                                                           jedoch: Die Gründungs-Landschaft ist noch immer nicht aus-
                                                                              geglichen. Während der Frauenanteil bei Start-up-Gründun-
Deutschland ist sehr stark mittelständisch geprägt. Was reizt Sie an          gen zwar über die Jahre stetig gewachsen ist, liegt dieser mit
diesen Unternehmen und wie könnte eine Kooperation von israeli-               14,6 Prozent heute dennoch deutlich unter dem Anteil männ-
schen Start-ups mit deutschen Mittelständlern aussehen?                       licher Gründungen. Der vom Bundesverband Deutsche Start-
Guy Hilton: Der deutsche Mittelstand ist unter anderem Weltmarktführer        ups e.V. veröffentlichte erste Female Founders Monitor (FFM)
in der verarbeitenden Industrie, der Luft- und Raumfahrt und im Auto-         sieht jedoch positive Zeichen. Immerhin seien in 28 Prozent
mobilsektor. Und in Israel haben wir über 200 Start-ups im Bereich Indus-     aller untersuchten Start-ups Frauen als Mit-Gründerinnen ver-
trie 4.0, die sich schnell und unkompliziert in bestehende Prozesse einfü-    treten. Dass Frauen und Männer anders gründen, andere Prio-
gen können. Israelische Start-ups bieten einen einzigartigen Mehrwert,        ritäten setzen und auch andere Hintergründe mitbringen –
damit Deutschlands Schlüsselindustrien ihre globale Marktführerschaft         auch das beschreibt der FFM. Während Frauen die Profitabilität
bewahren können, vor allem durch die schnelle Prototyp-Entwicklung            favorisierten, seien Männer mehr am Unternehmenswachs-
von Sensoren, Daten- und Cyber-Ansätzen. Die Mittelstandsunterneh-            tum interessiert. Gründerinnen planen weniger häufig mit ex-
men stehen für Tradition und Qualität und israelische Start-ups helfen,       ternen Kapitalaufnahmen und finanzieren sich seltener durch
ins digitale Zeitalter zu starten. Dies geschieht durch passende Spitzen-     Business-Angels oder Venture Capital. Unterschiede gibt es
technologie, die auf ganz praktische Weise eingesetzt wird. Ich denke,        auch hinsichtlich des Geschäftsfeldes: Frauen gründen häufi-
das ergänzt sich zu 100 Prozent. Der internationale Wettbewerb wird här-      ger im Bereich E-Commerce oder Bildung, Männer häufiger im
ter, vor allem durch die USA und China. Deshalb können israelische Start-     IT- oder Software-Bereich.
ups ein wichtiger Partner für deutsche Unternehmen sein, um im globa-         Mit Blick auf die Digitalisierung und deren Einfluss auf die Ge-
len Wettbewerb zu bestehen. Sie sind besonders im Bereich der Industrie       schäftsmodelle unterscheiden sich die Geschlechter ebenfalls
4.0 bedeutend, wenn es unter anderem um Bereiche wie die Optimie-             gravierend. Frauenteams bewerten den Einfluss der Digitali-
rung von Betriebsabläufen, vorausschauende Wartung, Cybersicherheit,          sierung jedoch niedriger als Männer- und gemischte Teams.
Robotik, 3D-Druck sowie Inspektion und Prüfung geht. An dieser Stelle         Der Female Founders Monitor 2018 hat insgesamt 1.823
setzt SNC an und dient als Gateway für deutsche Unternehmen zu israe-         Start-ups analysiert, die sich zusammensetzen aus 145 Start-
lischen Start-ups. Die deutsch-israelische Innovationsbrücke besteht seit     ups, die ausschließlich von einer oder mehreren Frauen ge-
langem. Nun ist es an der Zeit, diese Partnerschaft weiter zu stärken. n     gründet, 1.311 Start-ups, die von einem oder mehreren Män-
                                                                              nern gegründet und 367 Start-ups, die von weiblichen und
n Weitere Informationen                                                       männlichen Teammitgliedern gegründet wurden.                 n
  www.startupnationcentral.org

                                                                                                           markt & wirtschaft 3 / 2019    11
■ Innovationen
                                           Personal und Arbeit
                                                        und Geschäftsmodelle

                                         DIGITALE DENKER
                                         Auf der Suche nach digitalen Geschäftsideen beschreiten viele Unternehmen neue Wege.
                                         Nicht wenige gehen deshalb Kooperationen mit Start-ups ein, investieren in junge Unter-
                                         nehmen oder kaufen sie. Aber – nur eine Minderheit von knapp sieben Prozent verlässt
                                         sich, so der Digitalverband Bitkom e. V., auf die Kreativität der eigenen Mitarbeiter. Warum
                                         aber setzen immer noch so wenige Unternehmen im digitalen Business auf ihr wichtigstes
                                         Kapital, die eigenen Mitarbeiter?
                                         Dass digitale Geschäftsmodelle essentiell für den künftigen Erfolg
                                         notwendig sind, davon gehen 70 Prozent der befragten
                                         Unternehmen einer Studie aus, die das Marktfor-
                                         schungsunternehmen IDC im Auftrag von Das-
                                         sault Systèmes durchgeführt hat. Aber nur etwa
                                         ein Drittel davon hat bereits ein digitales
                                         Geschäftskonzept umgesetzt. Es besteht also
                                         großer Handlungsbedarf, um intelligente
                                         Produkte, Produktinnovationen und neue
                                         Dienstleistungen auf den Markt zu bringen
                                         und so letztendlich neue Kundenzugänge und
                                         Wachstum zu erschließen.

                                         Warum wir noch mehr digitale Denker brauchen!
© 123rf.com / 5505292 / Andrii Didenko

                                         12   markt & wirtschaft 3 / 2019
■ Innovationen und Geschäftsmodelle

Digitale Geschäftskonzepte

Smart werden
Während Unternehmen die Digitalisierung intern immer mehr vorantreiben, lassen sie ihre
Potenziale für Produktinnovationen und die Schaffung neuer Umsatzquellen oftmals liegen.

D
          ie Digitalisierungsinitiativen werden sich von       schwer damit, Informationstechnologie auch einzuset-
          der Optimierung des internen Wertschöp-              zen, um Produktinnovationen zu verwirklichen und
          fungsprozesses auf die Realisierung neuer Ge-        neue Umsatzquellen zu erschließen. Dabei gibt es Bei-
schäftsmodelle durch datenbasierte Angebote verla-             spiele von Unternehmen, die es geschafft haben, sich für
gern“, beschreibt die International Data Corporation           die Zukunft erfolgreich aufzustellen, weil sie ihre Pro-
(IDC) in ihrer Studie „Wie Sie mit digitalen Geschäftsmo-      dukte durch digitale Dienstleistungen weiterentwickelt
dellen und neuen Partnerschaften die Chancen der Digi-         oder ein neues datenbasiertes Geschäftsmodell ge-
talisierung ergreifen“. Die Digitalisierung und Automati-      schaffen haben. Fast jedes zweite herstellende Unter-
sierung von Prozessen sowie die Nutzung digitaler              nehmen hat diesen Weg bereits eingeschlagen, wenn
Marktplätze und Plattformen werden dabei als die zent-         auch mit unterschiedlicher Intensität, zumal der Anteil
ralen Lösungswege angesehen.                                   datenbasierter Services erst 14 Prozent des Umsatzes
                                                               ausmacht. Nur rund ein Drittel der Firmen bewegt sich in
Die Frage ist nur, wie lassen sich diese Bestrebungen          Richtung „digitaler Geschäftsmodelle“, so ein Fazit der
auch erfolgreich in die Praxis umsetzen?                       IDC-Studie, die auch deutlich macht: Die Unternehmen
Natürlich gibt es bereits Unternehmen, die sich in den         mit dem größten Umsatzwachstum sind in der Umset-
vergangenen Jahren verstärkt bemühen, eigene Abtei-            zung digitaler Geschäftsmodelle bereits am weitesten
lungen oder Teams zu schaffen, die sich mit der „Mam-          vorangekommen.                                       n
mutaufgabe“ Digitalisierung beschäftigen und mit be-           Solunar_Anz_90x128_DRUCK.qxp_Layout 1 05.09.18 11:06 Seite 1
eindruckenden Ergebnissen glänzen. Doch die Zahl
derer, die sich hier positiv hervorhebt, ist zu gering. Laut
IT-Branchenverband Bitkom haben in Deutschland im-
mer noch rund zwei Drittel der Unternehmen mit 20
oder mehr Mitarbeitern keine solche organisatorische
Einheit eingerichtet. „Digitalisierung bedeutet in erster
Linie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Unter-                                                             SOFTWARE
nehmen sollten das nicht nebenbei versuchen, sondern
die nötigen personellen und finanziellen Ressourcen be-
reitstellen“, betont Bitkom-Präsident Achim Berg.
Das sieht auch die IDC-Studie so. Vorreiter von morgen
seien nicht diejenigen mit dem höchsten internen Auto-
matisierungsgrad, sondern die Unternehmen, die digita-
le Geschäftskonzepte realisieren und Ökosystem-Teil-
nehmer als vollwertige Partner in ihre Wertschöpfung
einbinden.
Auch die Führungskräfte halten Veränderungen für drin-
gend nötig: 39 Prozent sind sich sicher, dass mit dem
bestehenden Geschäftskonzept ihres Unternehmens in
fünf Jahren kein Wachstum mehr zu erzielen ist. Mehr als
die Hälfte ist der Auffassung, dass nur Unternehmen, die
in den nächsten fünf Jahren auf einem digitalen Markt-
platz vertreten sind, mit dem Wettbewerb Schritt halten
können.

Und vielen ist auch klar, dass mit den Möglichkeiten der
Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen
mehr Effizienz entlang der Wertschöpfungskette und
mehr Flexibilität im Alltag realisierbar sind. Und sie wis-
sen auch, dass digitale Plattformen eine ideale Grundla-
ge für den Informationsaustausch in Echtzeit sind. Aller-
dings tun sich die meisten Verantwortlichen noch

                                                                                                              markt & wirtschaft 3 / 2019   13
■ Innovationen und Geschäftsmodelle

Innovationsmanagement

Digital first
Prof. Dr. Markus G. Schwering, Fachhochschule Münster, Institut für Prozessmanagement
und Digitale Transformation (IPD), über Innovationen an der Schwelle zu einem neuen
Industriezeitalter.

D
          igitalisierung ist das Schlagwort         hatte. Trotzdem wurde in
          dieses Jahrzehnts. Kaum ein Tag, an       wenigen Jahren der lange
          dem nicht die Errungenschaften            unangefochtene Markt-
einer zunehmend digitalisierten Welt ent-           führer Nokia zu einem Ni-
weder gepriesen oder verdammt werden –              schenplayer degradiert.
je nach Perspektive und Intention. Der Be-          Dazu hat Apple eine digi-
griff „Industrie 4.0“ symbolisiert, dass wir an     tale         Produktpalette
der Schwelle zu einem neuen Industriezeit-          (AppStore,      AppleMusic
alter stehen. Auch in einigen Wirtschaftsbe-        etc.) geschaffen, die ska-
reichen sind digitalisierte Prozesse inzwi-         lierbar ist, Systembin-
schen fest etabliert.                               dungseffekte erzeugt, in-
In weiten Teilen der Unternehmensland-              dividualisierbare
schaft beschränkt sich die Digitalisierung al-      Konfigurationen ermög-
lerdings noch darauf, analoge Daten in ein          licht und auf diese Weise
digitales Format zu übertragen. Künstliche          viel Umsatz generiert.
Intelligenz, Sensorik und Robotik und die         • Tesla, der amerikanische
dadurch generierten Datenmengen sind da-            Hersteller von Premium-         » Professor Dr. Markus G. Schwering: „Mit dem Mut zur Veränderung
bei nur das technische Hintergrundrau-              Elektrolimousinen, ist kein und dem Willen, die Dinge anzupacken, lassen sich die Herausforderun-
                                                                                         gen der digitalen Transformation erfolgreich begegnen.“ «
schen. Doch im globalen Vergleich kann sich         Ableger eines etablierten
Deutschland weder als High-Tech-Standort            Autokonzerns,       sondern
noch als Vorreiter bei digitalen Geschäfts-         wurde von Leuten gegründet, die schon             Die Umrisse der Wirtschaft des 21. Jahrhun-
modellen profilieren. Hierzulande gibt es           früh eine Ahnung von der digitalen Trans-         derts lassen sich in den Datenbanken von
keine digitalen Schwergewichte wie Apple,           formation im Bereich der Mobilität hatten.        Unternehmen wie Google, Apple und Ama-
Google oder Facebook.                               Ein Blick auf die Verkaufszahlen von Autos        zon erkennen. Doch das ist nur die Spitze
                                                    im Premiumsegment in den USA spricht              des Eisbergs. Darunter vollziehen sich viele
Disruption durch digitale Geschäftsmo-              für sich: Im ersten Halbjahr 2017 wurden          kleinteilige Entwicklungen, die auf die Ge-
delle                                               so viele Tesla Model S zugelassen wie BMW         schäftsmodelle der hiesigen, industriell ge-
Digital aufgestellte Unternehmen sind in der        7er und Mercedes S-Klasse zusammen.               prägten Unternehmen großen Einfluss ha-
Lage, plötzlich ganze Branchen umzukrem-          • Die weltweit größten und wertvollsten             ben werden. Produktlebens- und damit die
peln, ohne vorher auch nur mit einem Pro-           Kaufhäuser Amazon und Alibaba haben               Innovationszyklen werden immer kürzer;
dukt darin vertreten zu sein:                       selbst kein Inventar, das größte Taxiunter-       die Zeiträume, in denen Investitionen in
• Das iPhone ist erst zwölf Jahre alt und           nehmen der Welt besitzt keine eigenen             Neuerungen wieder eingespielt werden
  stammt von einem Anbieter, der weder in           Taxis (Uber) und der größte Unterkunfts-          können, umfassen gerade mal ein paar Jah-
  der Telekommunikation seine Wurzeln               anbieter der Welt Airbnb nennt praktisch          re. Ganze Produktgattungen verschwinden
  noch bis dato Mobiltelefone im Portfolio          keine Immobilie sein eigen.                       vom Markt, Geschäftsmodelle erodieren,

                                                                            WEBSITES
                                                                                                                                                  www.mukutu.de

                                                                            WITH FLOW
                                                                            HANDMADE
14    markt & wirtschaft 3 / 2019
                                                                            IN BIELEFELD
■ Innovationen und Geschäftsmodelle

weil Start-ups mit cleveren Ideen plötzlich auf der Bildflä-
che erscheinen.
                                                                 Nur für Gewerbetreibende | professional.peugeot.de
Innovationen sind als einmalige, auf jeden Fall erstmalige Er-

                                                                 Starker Partner!
eignisse in einer prozessoptimierten Organisation schwierig
zu bewältigen. Wer die Spielregeln in einer Branche neu defi-
nieren will, muss immer wieder querdenken, neue Wege ein-
schlagen, experimentieren, Versuch und Irrtum zulassen.          NÜTZLICHE MOBILITÄT FÜR
Einfallsreichtum lebt von Freiraum, Diversität und kreativem     UNTERNEHMEN
Chaos und eben nicht von Ordnung, eingeschliffenen Stan-
dardabläufen und Null-Fehler-Ansätzen. Also besser: Routi-
neprozesse verschlanken und den Innovationsbereich nicht
verhungern lassen.

 » Wer digitale Innovationen fördern will,
  muss dafür spezifische organisatorische
       Voraussetzungen schaffen. «

Die Herausforderung für Unternehmen besteht darin, stän-
dig an der Optimierung der Prozesse zu arbeiten und gleich-
zeitig die Wachsamkeit, Offenheit und Neugierde für Neues
zu bewahren. Unternehmen, die in Zeiten der digitalen
Transformation erfolgreich agieren, verbinden Routine und
Innovation. Sie verfügen über reibungslos funktionierende
Abläufe und eine Digital-first-Haltung. Von Apple, Google,
Microsoft und Amazon heißt es schon seit Jahren, dass sie
operativ exzellent aufgestellt sind, aber auch ein erstklassi-
ges Innovationsmanagement betreiben und eine einzigarti-
                                                                 IMPRESS YOURSELF
ge Innovationskultur konservieren. Die Pioniere des Digital-
zeitalters reservieren für ihre Mitarbeiter Zeit und freie
Kapazitäten. Die kreativen Köpfe werden nicht vollständig                                            Abb. enthält Sonderausstattung.
im Tagesgeschäft aufgezehrt, sondern haben bei der Arbeit
Freiräume, um Trends wahrzunehmen oder bestehende Lö-
sung zu hinterfragen.                                            € 176,– mtl.¹
Wer digitale Innovationen fördern will, muss dafür also spezi-
                                                                 Finanzierungsrate für den neuen PEUGEOT PARTNER
fische organisatorische Voraussetzungen schaffen. Die für        Kastenwagen Premium L1 BlueHDi 100 S&S
die Unternehmensentwicklung entscheidende Balance von
                                                                 • Multiflex-                            • Schneeweiß
Innovation und Routine erfordert eine Art Parallelorganisati-      Doppelbeifahrersitzbank              • Klimaanlage
on, die beide Kernaktivitäten gezielt unterstützt. Mit dem       • Sicht-Paket                          • Radio
Mut zur Veränderung und dem Willen, die Dinge anzupa-
cken, lassen sich die Herausforderungen der digitalen Trans-
formation erfolgreich begegnen.                           n

                                                                 MARKÖTTER AUTOMOBILE GMBH
                                                                 Gütersloh · Auf'm Kampe 1-11 · Tel. 05241/95040
                                                                 Herford · Füllenbruchstraße 1-5 · Tel.: 05221/1022950
KONTEXT                                                          Paderborn · Barkhauser Str. 8 · Tel.: 05251/417660
                                                                                                           www.markoetter.de
  Professor Dr. Markus G. Schwering ist Dekan des Münster
  Centrum für Interdisziplinarität (MCI) an der Fachhoch-        ¹ Ein Finanzierungsangebot der PSA Bank Deutschland GmbH,
  schule Münster und Mitglied im Institut für Prozessma-         Siemensstraße 10, 63263 Neu-Isenburg, für den PEUGEOT
                                                                 PARTNER Kastenwagen Premium L1 BlueHDi 100 S&S: Barpreis:
  nagement und Digitale Transformation. In Forschung und         16.500,– € zzgl. MwSt., Überführungs- und Zulassungskosten,
  Lehre vertritt er vor allem die Themen Technologie- und        EFFEKT. JAHRESZINS: 1,99 %, SOLLZINSSATZ (fest): 1,97 %,
                                                                 Nettodarlehnsbetrag: 16.500,– €, Anzahlung: 0,– €, monatl. Rate:
  Innovationsmanagement sowie Marktforschung. Seit sei-          176,– €, Laufzeit: 48 Monate, Laufleistung: 12.500 km p.a., Schluss-
  nem Studium, das er an den Universitäten Münster und           rate: 9.244,99 €, Gesamtbetrag der Teilzahlungen: 17.519,34 €,
                                                                 zzgl. MwSt. Das Angebot ist gültig für Gewerbetreibende bis
  UC Los Angeles absolviert hat, treibt ihn die Frage um, wie    31.03.2019. Über alle Detailbedingungen informieren wir Sie gerne.
  das Neue in die Welt kommt.

                                                                                                    markt & wirtschaft 3 / 2019        15
■ Innovationen und Geschäftsmodelle

Plattformen für den Mittelstand

Geschäfte auf einer neuen Ebene
Die Aufbereitung großer Datenmengen und das Plattformgeschäft im industriellen Umfeld sind
große Herausforderungen, die die digitale Transformation für Unternehmen mit sich bringt. Im
neuen it's OWL-Projekt „Digital Business“ erforschen Unternehmen Lösungen für den Mittelstand.

D
          ie Projekte von it’s OWL waren zu       des Geschäftsmodells
          Beginn darauf ausgerichtet, die         werden kann.
          Technologieführerschaft in den          Im Projekt „Digital Busi-
Kernmärkten Maschinenbau, Elektrotechnik          ness“ geht es darum, aus
und Automatisierung durch innovative Pro-         den gewonnenen syste-
jekte weiter auszubauen. Die Frage, was           matisierten Daten einen
technisch möglich ist, stand lange im Fokus.      Mehrwert zu generieren
„Wir haben in den vergangenen Jahren aus          und erfolgreiche Ge-
Technologiesicht den Weg in Richtung Intel-       schäftsmodelle zu entwi-
ligente Technische Systeme sehr erfolgreich       ckeln. Um wettbewerbs-
gestaltet. Doch die digitale Transformation       fähig zu bleiben und
bedeutet mehr: Es geht auch um die Verän-         Erlöse über den reinen
derung von Geschäftsmodellen und den              Produktverkauf hinaus
Umgang mit großen Datenmengen im In-              zu erzielen, müssen pro-
dustriekontext. Darum rücken diese The-           duzierende Unterneh-
men neben klassischen Engineering-The-            men ihre Produkte im-
men weiter in den Fokus“, erläutert Prof.         mer stärker mit Services
Roman Dumitrescu, Geschäftsführer For-            verzahnen. Durch digita-
schung und Entwicklung von it‘s OWL, die          le Plattformen können          » Digitale Geschäftsmodelle sind eine Herausforderung für Mittelständler.
neuen Schwerpunkte des Clusters. „Wir wol-        sie vom Auftragseingang          Sie bieten aber auch großes Potenzial. Foto: WAGO Kontakttechnik «
len aus der Digitalisierung als Gewinner her-     über Produktion bis zur
vorgehen und nicht den Anschluss an               Logistik eine durchgehende Lösung anbie-              Ziel des Projekts ist es, die Potenziale digita-
weltweite Entwicklungen verlieren“, so Du-        ten. Voraussetzung sind innovative Lösun-             ler Plattformen für Unternehmen zu er-
mitrescu weiter. Im Bereich der Plattformen       gen, die den Kunden einen Mehrwert                    schließen. Dabei wird ermittelt, welche
ist es ein Ziel des Clusters, das Potenzial für   bieten und so eine adäquate Zahlungsbe-               Marktleistungen für das Plattformgeschäft
den Mittelstand zu erforschen und mittel-         reitschaft erzeugen. Für die Unternehmen              geeignet sind, wie bestehende Plattformen
ständischen Unternehmen zugänglich zu             ist der Einstieg in das Plattformgeschäft je-         genutzt werden können und welche Verän-
machen. In den beiden Leitprojekten „Indus-       doch schwer und mit zahlreichen Fragen                derungen in den Unternehmen erfolgen
trial Automation Plattform für Big Data“ und      verbunden.                                            müssen. Aufbauend auf einem Plattformra-
„Digital Business“ sollen dafür zuerst die                                                              dar werden unterschiedliche Referenz-Platt-
Möglichkeiten systematisiert und weitere
Zugänge entwickelt werden.                          »   Den Plattformenmarkt aus
                                                                                                        formstrategien für den Mittelstand erar-
                                                                                                        beitet. Ein Leitfaden soll Unternehmen un-
                                                     der Sicht des Mittelständlers                      terstützen, ihre individuelle Strategie zu er-
Plattformen bieten neue                                         betrachten        «                     arbeiten. Im Rahmen der Applikationsge-
Zugänge zu Kunden und Märkten                                                                           staltung werden zudem Rollenprofile und
In der digitalisierten Fabrik liefern unter-                                                            organisationsbezogene Strukturen entwi-
schiedliche Systeme tagtäglich Unmengen           „Wir wollen uns von Plattformen im industri-          ckelt, die für den Aufbau einer Plattform er-
an Daten. Egal ob Sensoren einer Maschine,        ellen Umfeld nicht überraschen lassen, son-           forderlich sind.
einer Anlage oder Daten aus kaufmänni-            dern selbst aktiv mitgestalten“, sagt Jürgen
schen Systemen – die Bandbreite ist divers,       Schäfer, Geschäftsführung Vertrieb WAGO               Für Steffen Bersch, Vorstandsmitglied GEA
groß und unübersichtlich. In der Systemati-       Kontakttechnik, zur Projektbeteiligung. „Zu-          Group, ist die Teilnahme eine wichtige Basis,
sierung und Interpretation dieser Daten           sammen möchten wir den Plattformen-                   um wettbewerbsfähig zu bleiben: „Um im
liegt ein enormes Geschäftspotenzial. Die-        markt explizit aus der Sicht der Mittelständ-         internationalen Wettbewerb bestehen zu
ses muss auch von der herstellenden Indus-        ler betrachten, die Gemeinsamkeiten                   können, müssen wir unsere Kräfte noch stär-
trie genutzt werden, um wettbewerbsfähig          erkennen und nutzen.“ Das sei für alle span-          ker bündeln. Durch die Zusammenarbeit mit
zu bleiben. B2C-Unternehmen wie Google            nend. Denn man bewege sich vom reinen                 anderen Unternehmen und den Hochschu-
oder Facebook verdeutlichen seit Jahren,          Hardwaregeschäft auf eine völlig neue Ebe-            len können wir als führender Technologie-
wie die Analyse von Daten ein wichtiger Teil      ne – die des digitalen Geschäfts.                     konzern unserem Digitalisierungsanspruch

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■ Innovationen und Geschäftsmodelle

noch schneller gerecht werden und zuver-       Fachgruppen bieten Möglichkeiten zu In-         monstrationszentren und Laboren werden
lässig innovative Verfahren entwickeln und     formation und Austausch. Kleine und mitt-       Technologien und Anwendungsfelder an-
beim Kunden zur Anwendung bringen. Ak-         lere Unternehmen können in Transferpro-         schaulich gemacht.                  n
tuelle Forschungsergebnisse aus den Hoch-      jekten mit Förderung des Landes in Ko-
schulen sind dafür genauso wichtig wie die     operation mit einer Forschungseinrichtung       n Weitere Informationen:
Erfahrungen und Perspektiven anderer Un-       die Erkenntnisse nutzen, um konkrete Her-         www.its-owl.de
ternehmen.“ Neben WAGO Kontakttechnik          ausforderungen im Betrieb zu lösen. In De-
und GEA ist auch das Bad Oeynhauser Un-
ternehmen Denios am Projekt beteiligt. Da-
mit bilden die Projektpartner die komplette
                                               KONTEXT
Wertschöpfungskette der industriellen Fer-      „Digital Business“ ist eines von insgesamt fünf Projekten, das im Dezember 2018 gestar-
tigung ab: vom Komponentenhersteller            tet ist und im Rahmen des Spitzenclusters it‘s OWL – Intelligente Technische Systeme
über den typischen Mittelständler bis hin       OstWestfalenLippe in den kommenden zwei Jahren umgesetzt wird. Im Mittelpunkt die-
zum großen Maschinen- und Anlagenbauer.         ses Projektes steht die Fragestellung, wie Unternehmen aufbauend auf dem technologi-
Aus der Wissenschaft sind das Fraunhofer        schen Fundament neue Services entwickeln und Märkte erschließen können.
IEM und die Universität Paderborn beteiligt.    Insgesamt sollen mit Unterstützung von Land, Bund und EU bis 2022 Projekte im Umfang
                                                von 200 Millionen Euro auf den Weg gebracht werden. 50 Prozent der Mittel kommen
Nutzen für die Praxis                           dabei aus der Industrie. In einem ersten Schritt werden seit Dezember letzten Jahres fünf
Die Ergebnisse und Erfahrungen fließen in       Projekte mit einem Volumen von 15 Millionen Euro umgesetzt. Schwerpunktthemen sind
die Innovationsplattform von it‘s OWL ein       maschinelles Lernen, Big Data, digitaler Zwilling, digitale Plattformen und die Arbeitswelt
und werden für die Clusterunternehmen           der Zukunft.
verfügbar gemacht. Veranstaltungen und

                                                                                                           markt & wirtschaft 3 / 2019    17
■ Innovationen und Geschäftsmodelle

Digitale 3D-Gebäudevermessung

Profitable Symbiose
Wie lässt sich ein bestehendes Geschäftsmodell durch ein neues, digitales ergänzen?
Das Handwerksunternehmen Drücker aus Rietberg hat sich der Herausforderung gestellt.
Nun bestehen beide Modelle nebeneinander und profitieren voneinander.

B
        irgit Kostner hat in ihrer beruflichen Tätigkeit schon eine     sung gegenüber dem traditionellen Handaufmaß erhebliche Vor-
        Menge alte Gebäude gesehen. Viele waren in keinem guten         teile, da sie vielfältiger nutzbar ist und bessere Auswertungs-
        Zustand. Marode und verfallen fristeten sie ihr Dasein. „Es     möglichkeiten schafft“, zeigt sich Kostner von der größeren Pla-
bedurfte oftmals einer sehr guten Vorstellungskraft, wie sich so ein    nungssicherheit begeistert.
altes Schätzchen wieder herrichten lässt. Ganz zu schweigen von         Der Weg dorthin war nicht ohne Hürden. „Selbstverständlich hat
der Herausforderung, wie man interessierte Käufer findet, die den       nicht alles von Anfang an funktioniert. Wir haben uns langsam her-
Mut haben, hier zu investieren und dem Gebäude eine Zukunft zu          angetastet und sind teilweise von einem Stein zum nächsten ge-
geben?“, diese Frage beschäftigte nicht nur die BIM-Managerin und       stolpert“, verrät Birgit Kostner. Die Entscheidung für ein Aufmaß-
Leiterin digitale 3D-Aufmaße, sondern das gesamte Team der Fach-        Werkzeug fiel nicht leicht. Tests verschiedener Geräte führten
werkstatt Drücker. Das Rietberger Handwerksunternehmen hat              letztendlich zu einem guten Ergebnis: Das Team entschied sich für
sich in der gewerkeübergreifenden, klassischen Fachwerkrestaurie-       einen 360 Grad Laserscanner, weil dieser nicht nur die gesamte
rung einen Namen gemacht. Mit einer mehr als 25jährigen Erfah-          Umgebung, sondern auch komplexe Gebäude detailliert erfasst.
rung versteht das gut 40 Mitarbeiter starke Team sein Handwerk.         Zusätzlich kommen bei Bedarf Drohnen zum Einsatz, wenn es dar-
Die Offenheit für neue Technologien und die Motivation, sich auch       um geht, hohe Gebäude von außen für das 3D-Modell zu erfassen.
neuen Themen zu öffnen, brachte die Handwerkspezialisten vor            Das Procedere ist unspektakulär: Der Laserscanner tastet die Oberflä-
gut vier Jahren auf eine geniale Idee. „Wir können potentielle Inter-   chengeometrie eines Gebäudes berührungslos ab. Mehrere Millio-
essenten für alte Gebäude nur begeistern, wenn wir sie visualisie-      nen 3D-Messpunkte bilden die Räume, die Fassade oder die Umge-
ren und den „schiefen“ Kotten mit seinen „schrägen“ Wänden              bung mit größter Genauigkeit ab. Alle Details des Gebäudes werden
„schön“ zeichnen. Das funktioniert nur, wenn das gesamte Gebäu-         in Form einer Punktwolke festgehalten. Eine spezielle Software er-
de vermessen und in einem 3D-Modell präsentiert wird“, beschreibt       rechnet die Maße der Immobilie. Nachdem diese Daten in ein 3D-
Kostner die Idee. Von vornherein war klar, dass hier nicht mit Zoll-    Modell umgesetzt worden sind, können an jeder beliebigen Stelle
stock, Papier und Bleistift das Aufmaß erstellt wird. Effizient und     Schnitte gelegt und Maße genommen werden. Weiterer Pluspunkt
kostengünstig sollte es sein und da kam nur das digitale 3D-Auf-        – die 3D-Modelle lassen sich mit Informationen von Building Infor-
maß in Frage. „Diese Technologie schafft in der Gebäudevermes-          mation Modeling (BIM) hinterlegen.

                                                                                                  Das neue Geschäftsmodell befeuert
                                                                                                  das bisherige
                                                                                                  Diese neuen Leistungen haben auch das
                                                                                                  bisherige Geschäftsmodell positiv beein-
                                                                                                  flusst. „Oft werden wir nach der Durchfüh-
                                                                                                  rung der digitalen Vermessung eines Ge-
                                                                                                  bäudes von Architekten damit beauftragt,
                                                                                                  zusätzlich die komplette Restaurierung
                                                                                                  der Immobilie zu übernehmen und knüp-
                                                                                                  fen damit an unsere traditionelle Tätigkeit
                                                                                                  an“, beschreibt Kostner den attraktiven
                                                                                                  Mehrwert.

                                                                                                  Es gibt deutlich mehr Anfragen
                                                                                                  Die „digitalen“ Möglichkeiten haben zu-
                                                                                                  dem noch einen weiteren Nutzen für die
                                                                                                  Rietberger, deren zusätzliches Know-how
                                                                                                  sich mittlerweile auch in der Industrie he-
                                                                                                  rumgesprochen hat. „Immer häufiger

                                                                                                  » Alle gescannten Details des Wasserturms werden
                                                                                                   in einer Punktwolke festgehalten. Aus den Daten
                                                                                                  des Scans ermittelt eine Software das 3D-Modell. «

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