DIE SUCHE NACH DEM DIGITALEN K(L)ICK - WIE UNTERNEHMEN NEUE GESCHÄFTS-KONZEPTE ENTWICKELN - markt & wirtschaft ...
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47640 3/19 www.mawi-westfalen.de mawi-Innovationsranking Westfalens Beste 2018: Wer zu den innova- tivsten Unternehmen in Westfalen zählt Hinterland of Things-Konferenz Warum israelische Start-ups mit den Unter- nehmen der Region kooperieren wollen DIE SUCHE NACH DEM DIGITALEN K(L)ICK © 123rf.com / 5505292 / Andrii Didenko WIE UNTERNEHMEN NEUE GESCHÄFTS- KONZEPTE ENTWICKELN
mawi 2 go RELAUNCH w w w. m aw i - we s t f a l e n . d e WAS WIRTSCHAFT TREIBT! 2 markt & wirtschaft 3 / 2019
Ausblick Digital-first Die Art und Weise der digitalen Interaktion wird sich in den kommenden Jahren rasant weiterentwickeln. Warum und wie können digitale Ge- schäftskonzepte zu mehr Produktinnovationen, Umsatz und damit Wett- bewerbsstärke führen? Von Chefredakteurin Christiane Peters Deutschland gehört zu den innovationsstärksten Ländern der Welt Was ist also zu tun, um mehr „digitale Denker“ und eine „Digital-first- und behauptet im internationalen Vergleich den vierten Platz aus Haltung“ in der Unternehmenskultur zu verankern? dem Vorjahr. Zugleich wächst aber der Abstand Deutschlands zur Spitzengruppe. Zu diesem Ergebnis kommt der Innovationsindikator Dabei ist es gar nicht so schwer, Beispiele in der Region zu finden. Die 2018, der im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie drei bestplatzierten Unternehmen im mawi-Innovationsranking sind (BDI) die Innovationsstärke von 35 Volkswirtschaften untersucht. erneut ein Beispiel dafür, wie mit digitalen Geschäftsmodellen Pro- Kein Grund zur Panik also, könnte man meinen, schließlich ist der duktinnovationen gelingen können (siehe Seite 22). vierte Platz ja kein schlechter. Dennoch – im internationalen Ver- Dass es nicht auf die Größe, sondern auf Ideen, Durchhaltevermögen gleich steigt beispielsweise Chinas Innovationsleistung etwa dreimal und Mut ankommt, um sich ein bisher unbekanntes Terrain zu er- schneller als die der EU! schließen, zeigt der klassische Handwerksbetrieb Drücker. Der Fach- Fest steht: „Im globalen Vergleich kann sich Deutschland weder als werkstatt ist es gelungen, in der digitalen Welt Fuß zu fassen und hat High-Tech-Standort noch als Vorreiter bei digitalen Geschäftsmodel- dabei eine ganze Menge gewonnen (siehe Seite 18). len profilieren, betont Prof. Dr. Markus G. Schwering in unserem Bei- trag (Seite 14). Nicht erst seit gestern wissen wir, dass die Digitalisierung von allen Un- ternehmen erfordert, ihre bisherigen Geschäftsmodelle auf den Prüf- stand zu stellen und neue Ideen zu entwickeln. Immer mehr von ihnen mawi DIGITAL treiben zwar die Digitalisierung intern voran, dennoch nutzen sie sie online -magazin viel zu wenig für Produktinnovationen und neue Umsatzquellen, so ein Zu Beiträgen, die im Heft mit diesem Symbol gekennzeichnet zentrales Ergebnis einer aktuellen Studie, die das Marktforschungsun- sind, finden Sie weitere Informationen auch in unserem Online- ternehmen IDC im Auftrag von Dassault Systèmes durchgeführt hat. Magazin unter www.mawi-westfalen.de IHR EVENT HIER ERLEBEN Zwei Häuser – unzählige Möglichkeiten – zentrale Lage Die Kombination von Theater und Stadthalle eröffnet eine Welt für neue Veranstaltungskonzepte mit bis zu 3.000 Personen. In den Kultur Räumen Gütersloh steht Ihnen ein erfahrenes Team zur Seite, das offen für Ihre Ideen ist und Ihre Veranstaltung perfekt in Szene setzt – unterstützt durch modernste Technik. Wir freuen uns auf Ihren Anruf. kulturraeume-gt.de | info@kulturraeume-gt.de | 05241 864 209 markt & wirtschaft 3 / 2019 3
© 123rf.com / 5505292 / Andrii Didenko 12 10 Digitale Geschäftskonzepte Smart werden Interview mit dem Start-up Nation Central (SNC) Während Unternehmen die Digitalisierung intern immer „Die Region hat sehr viel mehr vorantreiben, lassen sie ihre Potenziale für Produk- Potential für neue Start-ups“ tinnovationen und die Schaffung neuer Umsatzquellen oftmals liegen. Warum digitale Geschäftsmodelle für den Erstmals war in diesem Jahr die Start-Up Nation künftigen Erfolg essentiell sind. Central (SNC) auf der Hinterland of Things- Konferenz in Bielefeld zu Gast. Was sich die gemeinnützige israelische Tech-NGO von unserer Region und unseren Unternehmen verspricht, erklärt SNC-Geschäftsführer Guy Hilton. 24 Interview zur Digitalisierung in der Baubranche 22 „Der digitale Motor kommt mawi-Innovationsranking zum Laufen“ Die Digitalisierung kann helfen, Bauabläufe besser zu Westfalens Beste 2018 planen und Ausführungszeiten zu verkürzen. Warum zeigt Sie gehören zu den drei innovativsten Unternehmen in sich die Branche noch wenig motiviert, auf die neue Westfalen und belegen im mawi-Innovations- Technologie zu setzen? Thomas Kirmayr vom IPB im ranking 2018 die ersten drei Plätze. Was ist das Erfolgsre- Interview. zept und welche Bedeutung haben digitale Geschäftsmo- delle für Produktinnovationen? Peter Hübinger, Geschäfts- führer Miele Venture Capital GmbH über die Strategie der Gütersloher. 4 markt & wirtschaft 3 / 2019
INHALT ■ Nachhaltiges Bauen ■ IT und Kommunikations- 3 Ausblick 4 Inhalt 24 Interview zur Digitalisierung technologien in der Baubranche 40 Moderne Arbeitsplätze 26 Nachhaltige Gebäudeplanung: 42 Managed IT-Services : ■ Forschung und Digitalisierung Zeichen der Wertschätzung Mehr Flexibilität und Transparenz 6 sentibar 28 Meisterstück-HAUS: Nachhaltig bauen 43 Mobile Technologien: Von überall arbeiten 6 Exzellente Start-up-Förderung 29 Circular Economy: 44 Digitale Kommunikationslösungen: Das Gebäude als Rohstoffdepot Für mehr Flexibilität und Mobilität 6 Dienstleistungstagung 30 Gebäude-Sicherheitstechnik: 7 Start-up Interview: AMendate Die IT als Treiber ■ Marketing und Medien 9 Kolumne: Start-up-Kultur international 45 OMKB: Wie Unternehmen ihre 32 Bauen mit Systemmodulen: Potenziale ausschöpfen 10 Interview mit der Start-Up Nation Central Vom Trend zur echten Alternative 46 Prestream-Presenter-Spots: ■ Innovationen und ■ Büro- und Arbeitswelten Höchste Aufmerksamkeit Geschäftsmodelle 33 Büroeinrichtungs-Konzepte: ■ Unternehmen und Märkte 12 Digitale Denker Räume für mehr kreative Emotionen 47 Institut für Kunststoffwirtschaft: 13 Digitale Geschäftskonzepte: Smart werden 35 Raumakustik: Zeitgemäße Bildungsangebote 14 Innovationsmanagement: Digital first Guter Ton – gutes Arbeiten 48 LÜNING Messe im A2 Forum 16 Plattformen für den Mittelstand 36 Zukunftssichere Officekonzepte: 49 Messe my job-OWL 18 Digitale 3D-Gebäudevermessung: Büro ist da, wo es passiert 49 Rainer Kiel Kanalsanierung Profitable Symbiose 38 Raumbegrünung: 50 Kolumne: Der Claiminator 20 Markenrechts-Modernisierungsgesetz Mehr Motivation im grünen Büro 21 mawi-Innovationsranking: 39 Lucky Look realisiert Raumlösungen: Westfalens Beste 2018 Raumkonzeptionen, die begeistern 51 Impressum Audioproduktionen von ams Starke Töne: Ihr akustischer Markenauftritt Hören mit allen Sinnen. Mit einer Audioproduktion von ams machen Sie Ihr Unternehmen erlebbar. Vom Radiospot über Telefonwarteschleife bis hin zum Soundlogo oder Imagesong – wir kreieren Ihren unverwechselbaren Klang. Lassen Sie von sich hören! ams – Radio und MediaSolutions audio media service Telefon + 49 (521) 555 -161 gaby.grubert@ams-net.de Produktionsges. mbH & Co. KG Telefax + 49 (521) 555 -152 www.ams-net.de Radiowerbung Audio Onlinewerbung Video PoS Media Event Service für Radiosender Streaming markt & wirtschaft 3 / 2019 5
GRÜNDER ■ Forschung und Digitalisierung SZENE WESTFALEN sentibar Uni Paderborn und Münster Mehr Aufmerksamkeit Exzellente Start-up-Förderung » Was denkt Deutschland? sentibar zentralisiert die Ergebnisse der gesamten » Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart übergab den repräsentativen Meinungsforschung in einer großen Datenbank. Förderbescheid an TecUP-Geschäftsführer Dr. Sebastian Vogt und Uni-Präsi- Foto: sentibar « « dentin Prof. Dr. Birgitt Riegraf (v.l.) Foto: Uni Paderborn D as Bielefelder Start-up sentibar, Content-Provider für Umfra- geergebnisse, kooperiert mit dem Unternehmen TV-Warte- zimmer, das täglich für 7.000 Screens in deutschsprachigen Arzt- D ie Universität Paderborn und die Westfälische Wilhelms- Universität Münster (WWU) wurden vom Land NRW für ihr herausragendes Engagement in der Start-up-Förderung ausge- praxen passenden Content liefert. Ziel ist es, mit Patienten- zeichnet und erhalten finanzielle Unterstützung für ihre Arbeit. informationen über Vorsorgemöglichkeiten und Therapieformen, Die Auszeichnung für die Universität Paderborn ist ein weiteres Dokumentationen, Nachrichten aus Politik und Gesellschaft sowie Signal an die Zukunftsfähigkeit der Region OstWestfalenLippe Werbung und Unterhaltung die Wartezeiten zu überbrücken. Jetzt und zahlt ebenfalls auf die Strategie von it’s OWL ein. Gründerin- gibt es einen neuen Programmpunkt für den die Bielefelder Ideen- nen und Gründer finden hier einen direkten Zugang zu poten- schmiede zuständig ist. In der Rubrik „Was denkt Deutschland?“ ziellen Kunden und möglichen Partnern für ihr Unternehmen. präsentiert sentibar ein zehnsekündiges Wissensformat, das po- Aus der Zusammenarbeit im Cluster und den Projekten entste- puläre Meinungen und Fakten kurz und prägnant mit Zahlen dar- hen neue Ansätze für intelligente Produktionsverfahren und stellt. Doppelt so lange dauert das „Deutschland-Quiz“. Hier laden Smart Services. drei Antwortmöglichkeiten den Zuschauer im Wartezimmer zum Mit Fördermitteln in Höhe von 20 Millionen Euro unterstützt das Mitraten ein. Die Auflösung folgt kurz darauf und zeigt, wie die Land NRW die WWU-Pläne für das erste münstersche Grün- Mehrheit in Deutschland abgestimmt hat. „Umfrageergebnisse in- dungszentrum. Die Förderung soll unter anderem für die Einrich- teressieren nahezu alle Zielgruppen, denn der Mensch ist intrin- tung von fünf Entrepreneurship-Professuren verwendet werden. sisch veranlagt, seine eigene Einstellung mit der Mehrheitsmei- Zudem soll das Beratungs- und Coaching-Angebot für Grün- nung abzugleichen. n dungswillige ausgebaut, ein WWU-weites Scouting für Ideen und Talente aufgebaut sowie Lehr- und Qualifizierungsangebote geschaffen werden. n Dienstleistungstagung schaft Einblicke in aktuelle Forschungser- Ideen und Impulse für die Dienstleistungs- Innovation durch gebnisse BMBF-geförderter Projekte aus verschiedenen Bereichen der Dienstleis- forschung von morgen. Vertreter aus Start-ups, Großunternehmen Digitalisierung tungsforschung und bietet Raum für die Dis- kussion mit Experten aus Wirtschaft und For- und Verbänden gestalten mit ihren Keynotes ein attraktives Programm, das mit interaktiven W ie verändert die Digitalisierung unse- re Dienstleistungen? Welche neuen Möglichkeiten entstehen hierdurch für Wirt- schung über aktuelle Entwicklungen rund um die Themen: Smart Service Engineering, digitalisierte und virtualisierte Dienstleis- Formaten, einer Expertenrunde aus Wirtschaft und Forschung sowie einer Ausstellung und Podiumsdiskussion abgerundet wird. schaft und Bevölkerung? Antworten auf die- tungsprozesse, Dienstleistungsinnovationen Die Veranstaltung findet am 8. und 9. April se Fragen soll die Dienstleistungstagung in in KMU und im Handwerk sowie Chancen im Heinz Nixdorf MuseumsForum in Pader- Paderborn geben. und Herausforderungen der Kundenintegra- born statt. n Die zweitägige Veranstaltung unter dem Titel tion bei digitalen Dienstleistungen. „Service Systems Innovation“ gewährt Wis- Gemeinsam entwickeln Referenten und Be- n Weitere Informationen: senschaftlern und Anwendern aus der Wirt- sucher in sogenannten Themenforen neue www.digivation.de/ssi 6 markt & wirtschaft 3 / 2019
■ Forschung und Digitalisierung AMendate „Wir haben viele neue Ideen in der Pipeline“ Das Paderborner Start-up AMendate hat eine Software entwickelt, die in der Lage ist, tech- nische Bauteile schnell und vollautomatisch zu optimieren. Gründer und Geschäftsführer Thomas Reiher über die Alleinstellungsmerk- male und den Nutzen für den Anwender. S kizzieren Sie Ihre Geschäftsidee! Thomas Reiher: Der Prozess für die Erzeugung von gewichts- reduzierten Bauteilen ist mit bisher existierender Software sehr komplex. Mit unserer Software ermöglichen wir nun eine ein- fach zu bedienende, vollautomatisierte Optimierung technischer Bauteile. Entstanden ist diese Idee bei der Arbeit an der Universität Paderborn und dem dortigen Forschungszentrum für die additive Fertigung, dem Direct Manufacturing Research Center (DMRC). Die Optimierung von Bauteilen für die additive Fertigung mit den herkömmlichen Softwarelösungen hielten wir für unzulänglich und nicht auf die Besonderheiten dieser Fertigungstechnologie angepasst. Dabei ist die additive Fertigung hervorragend geeig- net, komplexe Leichtbaustrukturen kosteneffizient herzustellen. Wie hat sich daraus die Leidenschaft entwickelt, ein eigenes Unternehmen zu gründen? Thomas Reiher: Zusammen mit meinem Mitgründer Steffen Vo- gelsang habe ich eigene Ideen und Algorithmen entwickelt, ge- testet und umgesetzt. Innerhalb von drei Jahren erzeugten wir so einen funktionierenden Prototyp, den ich auf Messen und bei Projektpartnern vorgestellt habe. Die Idee und der Prototyp stie- ßen dabei auf sehr viel Interesse seitens der Industrie. Das war für uns der Moment, unser Start-up zu gründen, um hier die Soft- ware in Vollzeit weiterzuentwickeln und sie zu vertreiben. Welche Lösungsmöglichkeiten bieten Sie? Thomas Reiher: Unsere Software ermöglicht die äußerst schnel- le Generierung von komplexen Leichtbaustrukturen. Bisher wa- ren für die Interpretation und Nachkonstruktion des Ergebnis- ses manuelle Tätigkeiten notwendig. Kernelement unserer Software ist ein ausgefeilter Algorithmus, der die Interpretation automatisch durchführt und das Ergebnis automatisch in gän- gige CAD-Formate überführt. Der Nutzer kann so das erzeugte Bauteil in seinem bekannten technischen Datenworkflow nut- zen. Unsere Ergebnisse sind dabei hervorragend an die auftre- tenden Bauteilbelastungen angepasst, reduzieren den Materi- aleinsatz und weisen keinerlei Konvertierungsverluste auf. Und das mit einer einzigen Software in einem Arbeitsschritt. Der Prozess ist signifikant vereinfacht, automatisiert und dadurch besonders schnell. Die Software kann so auch von Unterneh- markt & wirtschaft 3 / 2019 7
GRÜNDER ■ Forschung und Digitalisierung SZENE WESTFALEN unsere eigene Garage in der gara- serer innovativen Technologie, wir nutzen ge33, dem Paderborner Inkuba- die Reichweite der namhaften Firma. tor, haben. Das alles hilft uns aktu- ell sehr dabei, uns auf den Aufbau Sind Sie mit der bisherigen Entwicklung unseres Unternehmens und der zufrieden? Weiterentwicklung der Software Thomas Reiher: Wir sind bisher sehr zufrieden zu fokussieren. Mit ersten Einnah- damit, wie unser Produkt am Markt aufge- men können wir darüber hinaus nommen wird. Auf den Fachmessen Rapid. auch bereits unser viertes Grün- Tech und Formnext konnten wir nicht nur mit dungsmitglied anstellen und ei- unserer Technologie überzeugen, sondern nen Werkstudenten beschäftigen. haben dort zusätzlich jeweils den Start-up- Für die zusätzliche Erweiterung Wettbewerb gewonnen. Außerdem wurden unseres Teams um Softwareent- wir von einem führenden Branchenportal als wickler und Vertriebsstrategen innovativstes Start-up des Jahres 2018 ausge- » Erfolgreiches Gründerteam: Gereon Deppe, Thomas Reiher, sind wir derzeit in Gesprächen mit zeichnet. Wir haben nicht damit gerechnet, Steffen Vogelsang, Anne Düchting (v.l.) « Investoren, um die dafür notwen- so früh bereits derart viele positive Rückmel- digen finanziellen Mittel zu si- dungen zu erhalten. men schnell und kosteneffizient eingesetzt chern. Damit soll das Wachstum unseres werden, die keine spezielle Optimierungs- Start-ups nochmal an Fahrt gewinnen. Wo liegen die größten Herausforderun- abteilung haben. Dabei sind wir bis zu 80 gen in den nächsten Monaten? Prozent schneller als herkömmliche Soft- Arbeiten Sie mit Kooperationspartnern Thomas Reiher: Wir arbeiten derzeit intensiv ware und erzielen Gewichtseinsparungen zusammen? an weiteren interessanten Funktionen und von über 40 Prozent mit einem direkt pro- Thomas Reiher: Schon vor unserer Grün- dem Ausbau der grafischen Benutzerober- duzierbaren, optimal auf die additive Ferti- dung waren wir im Gespräch mit unserem fläche. Technisch sehen wir sehr viel Potenti- gung ausgelegten Optimierungsergebnis. aktuellen Pilotkunden, der Firma PROTIQ al im Generative Design, also der automati- aus Blomberg. Als Auftragsfertiger für die schen und schnellen Erzeugung vieler Hatten Sie Probleme bei der Finanzierung? additive Fertigung bietet PROTIQ auch wei- verschiedener Designvarianten durch eine Thomas Reiher: Das Paderborner Existenz- tere Dienstleistungen rund um die Techno- Parametervariation, bei der die vielverspre- gründungs-Center TecUP hat uns im Rah- logie an. Als erstes Unternehmen ist es zu- chendste Variation final berechnet wird. Hier men unserer Gründung beraten und uns dem in der Lage, seinen Kunden weltweit lässt sich auch künstliche Intelligenz einset- darin unterstützt, ein EXIST-Gründerstipen- eine Online-Topologieoptimierung auf der zen, um noch schneller bessere Ergebnisse dium zu beantragen. Unsere Bewerbung Webseite zur Verfügung zu stellen. Diese In- zu erzielen - da gibt es noch eine Menge zu wurde dabei positiv bewertet und seit Juli novation wird durch die einfache Bedien- tun. Wir haben viele neue Ideen in der Pipe- 2018 sind drei unserer Gründungsmitglieder barkeit und den hohen Automatisierungs- line, die wir schnellstmöglich implementie- über dieses Stipendium finanziert, zusätz- grad von AMendate ermöglicht. Die Ko- ren möchten. n lich zu einigen Sachmitteln für IT-Ausrüs- operation ist für beide Seiten hochinteres- tung, Reiseauslagen und Coachings. Außer- sant: PROTIQ kann seinen Kunden einen mawi DIGITAL dem hat sich damit die Universität Paderborn Mehrwert bieten, wir profitieren von einem online -magazin verpflichtet, uns für diese Zeit ein eigenes direkten Markteintritt, große Aufmerksam- Das vollständige Interview lesen Sie auf: Büro zur Verfügung zu stellen, sodass wir nun keit inklusive. PROTIQ nutzt den Vorteil un- www.mawi-westfalen.de !!! ERP für den Mittelstand Seit mehr als 25 Jahren ist »Ihr Erfolg. Unsere Motivation.« www.cobus-concept.de 8 markt & wirtschaft 3 / 2019
■ Forschung A2 Anz 58x245 Kuteno und 2019Digitalisierung 08.01.19 11:52 Seite 1 Kolumne Start-up-Kultur international Tristan Niewöhner, Gründer und Ge- schäftsführer der persomatch GmbH W ir leben heute in einer hochgradig globalisierten Welt. Daraus ergeben sich sicherlich viele Herausforderungen, aber auch Chancen, insbesondere die, von der ganzen Welt lernen zu können. Ich frage mich bei jeder Reise, egal ob kürzer oder länger, was man von seinem Reiseziel lernen kann. Was machen die Menschen dort anders, vielleicht besser? Was kann man vielleicht sogar für sich übernehmen? Auch besonders in Bezug auf die Start-up- und Gründungskultur sind diese Fragen interessant. In vielen anderen Ländern ist diese deutlich ausgeprägter als bei uns in Deutschland. Man kann sich die Frage stellen, warum das so ist und vor allem, was man diesbezüglich von anderen Kulturen lernen kann. So haben natürlich die USA eine sehr ausgeprägte Gründungskultur. Das Silicon Val- Messe ley hat die größten und bedeutendsten Technologie- und Internet-Unternehmen 12.000 m2 flexible hervorgebracht, die es auf der ganzen Welt gibt. Spitzenuniversitäten arbeiten eng mit Start-ups zusammen und fördern diese gezielt. Das Investment-Kapital, das in Nutzfläche für den USA zu Verfügung steht, ist weltweit unerreicht. Viele Amerikaner träumen erfolgreiche davon, eines Tages ein eigenes Unternehmen zu gründen, Risikobereitschaft wird generell höher angesehen. Auch wenn es doch einmal schiefgeht, gescheiterte Veranstaltungen Gründer werden positiver wahrgenommen als bei uns. Auch Israel ist eine sehr starke Start-up-Nation. Das relativ kleine Land verfügt über eine sehr hohe Gründungsrate pro Einwohner, gerade in der Region um Tel Aviv gibt Kongress es eine sehr große Innovationskraft. Das hohe Bildungsniveau, gepaart mit der Zu- Modernste sammenarbeit von Universitäten, Militär und Wirtschaft, schafft sehr gute Bedingun- gen für Start-ups. Viele High-Tech-Konzerne betreiben in Tel Aviv Niederlassungen. Tagungstechnik gepaart mit kompetenter Das baltische Estland ist ebenfalls sehr stark in der digitalen Start-up-Szene. Die Nati- Beratung on gilt oft als Musterbeispiel für die Digitalisierung der Verwaltung. Die Esten sind uns Deutschen um Längen voraus. Bürokratische Prozesse laufen sehr effizient ab. Die Internet-Infrastruktur gilt als exzellent. Diese Bedingungen sorgen für eine ausge- prägte Start-up- und Gründungsaktivität. Event Konzert, Party oder Gala Ich möchte hier gar nicht die Meinung vieler Experten wiedergeben, die Deutschland für bis zu 3.000 Personen als eher rückständig im Hinblick auf Start-ups und Digitalisierung einstufen. Wir Deut- schen neigen vielleicht manchmal zu Pessimismus und denken, der „Zug der Digitali- variabel nutzbar sierung“ sei schon längst abgefahren, wir würden im weltweiten Innovationswett- streit die Verlierer sein und haben Angst vor der Zukunft. 07. bis 09. Inspiration als Quelle für den eigenen Weg Mai 2019 Vielmehr möchte ich dazu animieren, sich weltweit umzuschauen, was andere Län- der in Sachen Start-up-Kultur so auf die Beine stellen und sich Positives abzuschauen. A2 Forum Management GmbH Sicherlich können wir den Erfolg nicht dadurch erreichen, dass wir lediglich imitieren. Gütersloher Straße 100 Aber durch die Inspiration, die wir gewinnen, können wir mutig unseren eigenen 33378 Rheda-Wiedenbrück Weg finden, erfolgreich und innovativ zu sein. Telefon: +49 (0) 5242/969-0 E-Mail: info@a2-forum.de Direkt an Von der Welt lernen – Start-up now! Bis zum nächsten Mal. n www.a2-forum.de der A2 gelegen markt & wirtschaft 3 / 2019 9
GRÜNDER ■ Forschung und Digitalisierung SZENE WESTFALEN Interview mit der Start-Up Nation Central (SNC) „Die Region hat sehr viel Potential für neue Start-ups“ Erstmals war in diesem Jahr die Start-Up Nation Central (SNC) auf der Hinterland of Things-Konfe- renz in Bielefeld zu Gast. Die gemeinnützige israelische Tech-NGO möchte den Technologie- standort Israel stärken und ihre Start-ups unterstützen. Im deutschen Mittelstand sehen die Israeli Potential für gemeinsame Kooperationen. SNC-Geschäftsführer Guy Hilton über unsere Region und Stärken und bisher ungenutzte Möglichkeiten. H err Hilton, unsere Region gilt schen Start-ups mit dem deutschen Mittel- nicht als Hotspot für Gründer. stand. Die Unternehmen aus der Region ste- Warum besuchen Sie die „Pro- hen für Tradition und Qualität. Israelische vinz“ und die Hinterland of Things Konfe- Start-ups helfen ihnen, im digitalen Zeitalter renz in Bielefeld? Erfolg zu haben. Dies geschieht ganz prak- Guy Hilton: Tatsächlich bietet die Region tisch durch den Einsatz von passender Spit- OWL aufgrund der zahlreichen erfolgrei- zentechnologie. Das ist auch die Idee hinter chen Unternehmen und Weltmarktführer unserer prominenten Rolle bei der Hinter- einen interessanten Hotspot für Start-ups. land of Things-Konferenz. Unsere Aufgabe Wir glauben, hier ist ein vielversprechendes ist es, Brücken zwischen der deutschen und Umfeld für die Zusammenarbeit von israeli- der israelischen Wirtschaft zu bauen, und dafür stellt diese Konferenz den perfekten Startpunkt dar. Außerdem haben wir viel über die Rolle von Bertelsmann und der Founders Foundation gelernt. Ich sehe wirk- lich viel Potential in OWL. Sie vertreten 6.000 Start-ups in Israel, die auch international einen sehr guten Ruf haben. Wie beurteilen Sie das Potential der Start-up-Szene in OWL? Guy Hilton: Ich war von den vielen neuen Start-ups wirklich beeindruckt, die ich hier getroffen habe. Das Umfeld ist zwar noch » Guy Hilton: „Wir möchten Brücken zwischen der recht jung, hat aber unter den richtigen Um- « deutschen und der israelischen Wirtschaft bauen.“ ständen großes Potential für Wachstum. Ich stelle mir hier konkret die Entwicklung von Szene. Was machen Sie dort anders und speziellen Hubs vor, Zugang zu Geldern für was können wir von Ihnen lernen? junge Gründer, sowie Zugang zu Kunden Guy Hilton: Jedes Land und jede Kultur ist und Wirksamkeitsnachweise (POCs). Dank anders, und was an einem Ort funktioniert, der starken Wirtschaft in dieser Region, hat funktioniert nicht notwendigerweise woan- OWL sehr viel Potential für neue Start-ups. ders. Aber ich denke, es gibt bei uns einige Eine immer größere Zahl von etablierten Besonderheiten, die das israelische Ökosys- Unternehmen ist sich bewusst, wie bedeu- tem ausmachen. Zum einen ist in Israel eine tend disruptive Technologien und neue An- Generation junger Menschen aktiv – Ingeni- sätze sind, und dass diese eingeführt wer- eure und Leute von der Produktseite – die den müssen. Bertelsmann und die Founders sich auf die schnelle Prototyp-Entwicklung Foundation helfen der regionalen Start-up- spezialisiert hat. Sie profitieren hier von ih- Szene zweifellos durchzustarten. rem Dienst bei den israelischen Streitkräf- ten. Und sobald sie aus der Armee entlassen Ihr Land ist bekannt für eine technolo- werden, bringen sie ihre Erfahrungen in das gisch besonders erfolgreiche Start-up- zivile Leben ein – manchmal sogar mit den 10 markt & wirtschaft 3 / 2019
■ Forschung und Digitalisierung gleichen Leuten. Zum anderen sind wir risikobereit, und tolerieren auch Female Founders Monitor das Scheitern, so lange es schnell wettgemacht und Lehren für das nächste Vorhaben gezogen werden. Das ist zum Großteil eine Frage des Frauen setzen andere Prioritäten Mindsets. Wir sind ein kleines Land, mit wenigen Rohstoffen und einem kleinen Binnenmarkt. Deshalb müssen wir unternehmerisch denken und den Weltmarkt an erste Stelle setzen. Das zeigt sich auch daran, dass Isra- el die größte Dichte an Start-ups weltweit hat: Auf 1.500 Menschen D ie Bedingungen für Frauen in der Start-up-Welt haben sich in den vergangenen Jahren erfreulicherweise ver- bessert. Ein Blick auf das deutsche Startup-Ökosystem zeigt kommt ein Start-up. jedoch: Die Gründungs-Landschaft ist noch immer nicht aus- geglichen. Während der Frauenanteil bei Start-up-Gründun- Deutschland ist sehr stark mittelständisch geprägt. Was reizt Sie an gen zwar über die Jahre stetig gewachsen ist, liegt dieser mit diesen Unternehmen und wie könnte eine Kooperation von israeli- 14,6 Prozent heute dennoch deutlich unter dem Anteil männ- schen Start-ups mit deutschen Mittelständlern aussehen? licher Gründungen. Der vom Bundesverband Deutsche Start- Guy Hilton: Der deutsche Mittelstand ist unter anderem Weltmarktführer ups e.V. veröffentlichte erste Female Founders Monitor (FFM) in der verarbeitenden Industrie, der Luft- und Raumfahrt und im Auto- sieht jedoch positive Zeichen. Immerhin seien in 28 Prozent mobilsektor. Und in Israel haben wir über 200 Start-ups im Bereich Indus- aller untersuchten Start-ups Frauen als Mit-Gründerinnen ver- trie 4.0, die sich schnell und unkompliziert in bestehende Prozesse einfü- treten. Dass Frauen und Männer anders gründen, andere Prio- gen können. Israelische Start-ups bieten einen einzigartigen Mehrwert, ritäten setzen und auch andere Hintergründe mitbringen – damit Deutschlands Schlüsselindustrien ihre globale Marktführerschaft auch das beschreibt der FFM. Während Frauen die Profitabilität bewahren können, vor allem durch die schnelle Prototyp-Entwicklung favorisierten, seien Männer mehr am Unternehmenswachs- von Sensoren, Daten- und Cyber-Ansätzen. Die Mittelstandsunterneh- tum interessiert. Gründerinnen planen weniger häufig mit ex- men stehen für Tradition und Qualität und israelische Start-ups helfen, ternen Kapitalaufnahmen und finanzieren sich seltener durch ins digitale Zeitalter zu starten. Dies geschieht durch passende Spitzen- Business-Angels oder Venture Capital. Unterschiede gibt es technologie, die auf ganz praktische Weise eingesetzt wird. Ich denke, auch hinsichtlich des Geschäftsfeldes: Frauen gründen häufi- das ergänzt sich zu 100 Prozent. Der internationale Wettbewerb wird här- ger im Bereich E-Commerce oder Bildung, Männer häufiger im ter, vor allem durch die USA und China. Deshalb können israelische Start- IT- oder Software-Bereich. ups ein wichtiger Partner für deutsche Unternehmen sein, um im globa- Mit Blick auf die Digitalisierung und deren Einfluss auf die Ge- len Wettbewerb zu bestehen. Sie sind besonders im Bereich der Industrie schäftsmodelle unterscheiden sich die Geschlechter ebenfalls 4.0 bedeutend, wenn es unter anderem um Bereiche wie die Optimie- gravierend. Frauenteams bewerten den Einfluss der Digitali- rung von Betriebsabläufen, vorausschauende Wartung, Cybersicherheit, sierung jedoch niedriger als Männer- und gemischte Teams. Robotik, 3D-Druck sowie Inspektion und Prüfung geht. An dieser Stelle Der Female Founders Monitor 2018 hat insgesamt 1.823 setzt SNC an und dient als Gateway für deutsche Unternehmen zu israe- Start-ups analysiert, die sich zusammensetzen aus 145 Start- lischen Start-ups. Die deutsch-israelische Innovationsbrücke besteht seit ups, die ausschließlich von einer oder mehreren Frauen ge- langem. Nun ist es an der Zeit, diese Partnerschaft weiter zu stärken. n gründet, 1.311 Start-ups, die von einem oder mehreren Män- nern gegründet und 367 Start-ups, die von weiblichen und n Weitere Informationen männlichen Teammitgliedern gegründet wurden. n www.startupnationcentral.org markt & wirtschaft 3 / 2019 11
■ Innovationen Personal und Arbeit und Geschäftsmodelle DIGITALE DENKER Auf der Suche nach digitalen Geschäftsideen beschreiten viele Unternehmen neue Wege. Nicht wenige gehen deshalb Kooperationen mit Start-ups ein, investieren in junge Unter- nehmen oder kaufen sie. Aber – nur eine Minderheit von knapp sieben Prozent verlässt sich, so der Digitalverband Bitkom e. V., auf die Kreativität der eigenen Mitarbeiter. Warum aber setzen immer noch so wenige Unternehmen im digitalen Business auf ihr wichtigstes Kapital, die eigenen Mitarbeiter? Dass digitale Geschäftsmodelle essentiell für den künftigen Erfolg notwendig sind, davon gehen 70 Prozent der befragten Unternehmen einer Studie aus, die das Marktfor- schungsunternehmen IDC im Auftrag von Das- sault Systèmes durchgeführt hat. Aber nur etwa ein Drittel davon hat bereits ein digitales Geschäftskonzept umgesetzt. Es besteht also großer Handlungsbedarf, um intelligente Produkte, Produktinnovationen und neue Dienstleistungen auf den Markt zu bringen und so letztendlich neue Kundenzugänge und Wachstum zu erschließen. Warum wir noch mehr digitale Denker brauchen! © 123rf.com / 5505292 / Andrii Didenko 12 markt & wirtschaft 3 / 2019
■ Innovationen und Geschäftsmodelle Digitale Geschäftskonzepte Smart werden Während Unternehmen die Digitalisierung intern immer mehr vorantreiben, lassen sie ihre Potenziale für Produktinnovationen und die Schaffung neuer Umsatzquellen oftmals liegen. D ie Digitalisierungsinitiativen werden sich von schwer damit, Informationstechnologie auch einzuset- der Optimierung des internen Wertschöp- zen, um Produktinnovationen zu verwirklichen und fungsprozesses auf die Realisierung neuer Ge- neue Umsatzquellen zu erschließen. Dabei gibt es Bei- schäftsmodelle durch datenbasierte Angebote verla- spiele von Unternehmen, die es geschafft haben, sich für gern“, beschreibt die International Data Corporation die Zukunft erfolgreich aufzustellen, weil sie ihre Pro- (IDC) in ihrer Studie „Wie Sie mit digitalen Geschäftsmo- dukte durch digitale Dienstleistungen weiterentwickelt dellen und neuen Partnerschaften die Chancen der Digi- oder ein neues datenbasiertes Geschäftsmodell ge- talisierung ergreifen“. Die Digitalisierung und Automati- schaffen haben. Fast jedes zweite herstellende Unter- sierung von Prozessen sowie die Nutzung digitaler nehmen hat diesen Weg bereits eingeschlagen, wenn Marktplätze und Plattformen werden dabei als die zent- auch mit unterschiedlicher Intensität, zumal der Anteil ralen Lösungswege angesehen. datenbasierter Services erst 14 Prozent des Umsatzes ausmacht. Nur rund ein Drittel der Firmen bewegt sich in Die Frage ist nur, wie lassen sich diese Bestrebungen Richtung „digitaler Geschäftsmodelle“, so ein Fazit der auch erfolgreich in die Praxis umsetzen? IDC-Studie, die auch deutlich macht: Die Unternehmen Natürlich gibt es bereits Unternehmen, die sich in den mit dem größten Umsatzwachstum sind in der Umset- vergangenen Jahren verstärkt bemühen, eigene Abtei- zung digitaler Geschäftsmodelle bereits am weitesten lungen oder Teams zu schaffen, die sich mit der „Mam- vorangekommen. n mutaufgabe“ Digitalisierung beschäftigen und mit be- Solunar_Anz_90x128_DRUCK.qxp_Layout 1 05.09.18 11:06 Seite 1 eindruckenden Ergebnissen glänzen. Doch die Zahl derer, die sich hier positiv hervorhebt, ist zu gering. Laut IT-Branchenverband Bitkom haben in Deutschland im- mer noch rund zwei Drittel der Unternehmen mit 20 oder mehr Mitarbeitern keine solche organisatorische Einheit eingerichtet. „Digitalisierung bedeutet in erster Linie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Unter- SOFTWARE nehmen sollten das nicht nebenbei versuchen, sondern die nötigen personellen und finanziellen Ressourcen be- reitstellen“, betont Bitkom-Präsident Achim Berg. Das sieht auch die IDC-Studie so. Vorreiter von morgen seien nicht diejenigen mit dem höchsten internen Auto- matisierungsgrad, sondern die Unternehmen, die digita- le Geschäftskonzepte realisieren und Ökosystem-Teil- nehmer als vollwertige Partner in ihre Wertschöpfung einbinden. Auch die Führungskräfte halten Veränderungen für drin- gend nötig: 39 Prozent sind sich sicher, dass mit dem bestehenden Geschäftskonzept ihres Unternehmens in fünf Jahren kein Wachstum mehr zu erzielen ist. Mehr als die Hälfte ist der Auffassung, dass nur Unternehmen, die in den nächsten fünf Jahren auf einem digitalen Markt- platz vertreten sind, mit dem Wettbewerb Schritt halten können. Und vielen ist auch klar, dass mit den Möglichkeiten der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen mehr Effizienz entlang der Wertschöpfungskette und mehr Flexibilität im Alltag realisierbar sind. Und sie wis- sen auch, dass digitale Plattformen eine ideale Grundla- ge für den Informationsaustausch in Echtzeit sind. Aller- dings tun sich die meisten Verantwortlichen noch markt & wirtschaft 3 / 2019 13
■ Innovationen und Geschäftsmodelle Innovationsmanagement Digital first Prof. Dr. Markus G. Schwering, Fachhochschule Münster, Institut für Prozessmanagement und Digitale Transformation (IPD), über Innovationen an der Schwelle zu einem neuen Industriezeitalter. D igitalisierung ist das Schlagwort hatte. Trotzdem wurde in dieses Jahrzehnts. Kaum ein Tag, an wenigen Jahren der lange dem nicht die Errungenschaften unangefochtene Markt- einer zunehmend digitalisierten Welt ent- führer Nokia zu einem Ni- weder gepriesen oder verdammt werden – schenplayer degradiert. je nach Perspektive und Intention. Der Be- Dazu hat Apple eine digi- griff „Industrie 4.0“ symbolisiert, dass wir an tale Produktpalette der Schwelle zu einem neuen Industriezeit- (AppStore, AppleMusic alter stehen. Auch in einigen Wirtschaftsbe- etc.) geschaffen, die ska- reichen sind digitalisierte Prozesse inzwi- lierbar ist, Systembin- schen fest etabliert. dungseffekte erzeugt, in- In weiten Teilen der Unternehmensland- dividualisierbare schaft beschränkt sich die Digitalisierung al- Konfigurationen ermög- lerdings noch darauf, analoge Daten in ein licht und auf diese Weise digitales Format zu übertragen. Künstliche viel Umsatz generiert. Intelligenz, Sensorik und Robotik und die • Tesla, der amerikanische dadurch generierten Datenmengen sind da- Hersteller von Premium- » Professor Dr. Markus G. Schwering: „Mit dem Mut zur Veränderung bei nur das technische Hintergrundrau- Elektrolimousinen, ist kein und dem Willen, die Dinge anzupacken, lassen sich die Herausforderun- gen der digitalen Transformation erfolgreich begegnen.“ « schen. Doch im globalen Vergleich kann sich Ableger eines etablierten Deutschland weder als High-Tech-Standort Autokonzerns, sondern noch als Vorreiter bei digitalen Geschäfts- wurde von Leuten gegründet, die schon Die Umrisse der Wirtschaft des 21. Jahrhun- modellen profilieren. Hierzulande gibt es früh eine Ahnung von der digitalen Trans- derts lassen sich in den Datenbanken von keine digitalen Schwergewichte wie Apple, formation im Bereich der Mobilität hatten. Unternehmen wie Google, Apple und Ama- Google oder Facebook. Ein Blick auf die Verkaufszahlen von Autos zon erkennen. Doch das ist nur die Spitze im Premiumsegment in den USA spricht des Eisbergs. Darunter vollziehen sich viele Disruption durch digitale Geschäftsmo- für sich: Im ersten Halbjahr 2017 wurden kleinteilige Entwicklungen, die auf die Ge- delle so viele Tesla Model S zugelassen wie BMW schäftsmodelle der hiesigen, industriell ge- Digital aufgestellte Unternehmen sind in der 7er und Mercedes S-Klasse zusammen. prägten Unternehmen großen Einfluss ha- Lage, plötzlich ganze Branchen umzukrem- • Die weltweit größten und wertvollsten ben werden. Produktlebens- und damit die peln, ohne vorher auch nur mit einem Pro- Kaufhäuser Amazon und Alibaba haben Innovationszyklen werden immer kürzer; dukt darin vertreten zu sein: selbst kein Inventar, das größte Taxiunter- die Zeiträume, in denen Investitionen in • Das iPhone ist erst zwölf Jahre alt und nehmen der Welt besitzt keine eigenen Neuerungen wieder eingespielt werden stammt von einem Anbieter, der weder in Taxis (Uber) und der größte Unterkunfts- können, umfassen gerade mal ein paar Jah- der Telekommunikation seine Wurzeln anbieter der Welt Airbnb nennt praktisch re. Ganze Produktgattungen verschwinden noch bis dato Mobiltelefone im Portfolio keine Immobilie sein eigen. vom Markt, Geschäftsmodelle erodieren, WEBSITES www.mukutu.de WITH FLOW HANDMADE 14 markt & wirtschaft 3 / 2019 IN BIELEFELD
■ Innovationen und Geschäftsmodelle weil Start-ups mit cleveren Ideen plötzlich auf der Bildflä- che erscheinen. Nur für Gewerbetreibende | professional.peugeot.de Innovationen sind als einmalige, auf jeden Fall erstmalige Er- Starker Partner! eignisse in einer prozessoptimierten Organisation schwierig zu bewältigen. Wer die Spielregeln in einer Branche neu defi- nieren will, muss immer wieder querdenken, neue Wege ein- schlagen, experimentieren, Versuch und Irrtum zulassen. NÜTZLICHE MOBILITÄT FÜR Einfallsreichtum lebt von Freiraum, Diversität und kreativem UNTERNEHMEN Chaos und eben nicht von Ordnung, eingeschliffenen Stan- dardabläufen und Null-Fehler-Ansätzen. Also besser: Routi- neprozesse verschlanken und den Innovationsbereich nicht verhungern lassen. » Wer digitale Innovationen fördern will, muss dafür spezifische organisatorische Voraussetzungen schaffen. « Die Herausforderung für Unternehmen besteht darin, stän- dig an der Optimierung der Prozesse zu arbeiten und gleich- zeitig die Wachsamkeit, Offenheit und Neugierde für Neues zu bewahren. Unternehmen, die in Zeiten der digitalen Transformation erfolgreich agieren, verbinden Routine und Innovation. Sie verfügen über reibungslos funktionierende Abläufe und eine Digital-first-Haltung. Von Apple, Google, Microsoft und Amazon heißt es schon seit Jahren, dass sie operativ exzellent aufgestellt sind, aber auch ein erstklassi- ges Innovationsmanagement betreiben und eine einzigarti- IMPRESS YOURSELF ge Innovationskultur konservieren. Die Pioniere des Digital- zeitalters reservieren für ihre Mitarbeiter Zeit und freie Kapazitäten. Die kreativen Köpfe werden nicht vollständig Abb. enthält Sonderausstattung. im Tagesgeschäft aufgezehrt, sondern haben bei der Arbeit Freiräume, um Trends wahrzunehmen oder bestehende Lö- sung zu hinterfragen. € 176,– mtl.¹ Wer digitale Innovationen fördern will, muss dafür also spezi- Finanzierungsrate für den neuen PEUGEOT PARTNER fische organisatorische Voraussetzungen schaffen. Die für Kastenwagen Premium L1 BlueHDi 100 S&S die Unternehmensentwicklung entscheidende Balance von • Multiflex- • Schneeweiß Innovation und Routine erfordert eine Art Parallelorganisati- Doppelbeifahrersitzbank • Klimaanlage on, die beide Kernaktivitäten gezielt unterstützt. Mit dem • Sicht-Paket • Radio Mut zur Veränderung und dem Willen, die Dinge anzupa- cken, lassen sich die Herausforderungen der digitalen Trans- formation erfolgreich begegnen. n MARKÖTTER AUTOMOBILE GMBH Gütersloh · Auf'm Kampe 1-11 · Tel. 05241/95040 Herford · Füllenbruchstraße 1-5 · Tel.: 05221/1022950 KONTEXT Paderborn · Barkhauser Str. 8 · Tel.: 05251/417660 www.markoetter.de Professor Dr. Markus G. Schwering ist Dekan des Münster Centrum für Interdisziplinarität (MCI) an der Fachhoch- ¹ Ein Finanzierungsangebot der PSA Bank Deutschland GmbH, schule Münster und Mitglied im Institut für Prozessma- Siemensstraße 10, 63263 Neu-Isenburg, für den PEUGEOT PARTNER Kastenwagen Premium L1 BlueHDi 100 S&S: Barpreis: nagement und Digitale Transformation. In Forschung und 16.500,– € zzgl. MwSt., Überführungs- und Zulassungskosten, Lehre vertritt er vor allem die Themen Technologie- und EFFEKT. JAHRESZINS: 1,99 %, SOLLZINSSATZ (fest): 1,97 %, Nettodarlehnsbetrag: 16.500,– €, Anzahlung: 0,– €, monatl. Rate: Innovationsmanagement sowie Marktforschung. Seit sei- 176,– €, Laufzeit: 48 Monate, Laufleistung: 12.500 km p.a., Schluss- nem Studium, das er an den Universitäten Münster und rate: 9.244,99 €, Gesamtbetrag der Teilzahlungen: 17.519,34 €, zzgl. MwSt. Das Angebot ist gültig für Gewerbetreibende bis UC Los Angeles absolviert hat, treibt ihn die Frage um, wie 31.03.2019. Über alle Detailbedingungen informieren wir Sie gerne. das Neue in die Welt kommt. markt & wirtschaft 3 / 2019 15
■ Innovationen und Geschäftsmodelle Plattformen für den Mittelstand Geschäfte auf einer neuen Ebene Die Aufbereitung großer Datenmengen und das Plattformgeschäft im industriellen Umfeld sind große Herausforderungen, die die digitale Transformation für Unternehmen mit sich bringt. Im neuen it's OWL-Projekt „Digital Business“ erforschen Unternehmen Lösungen für den Mittelstand. D ie Projekte von it’s OWL waren zu des Geschäftsmodells Beginn darauf ausgerichtet, die werden kann. Technologieführerschaft in den Im Projekt „Digital Busi- Kernmärkten Maschinenbau, Elektrotechnik ness“ geht es darum, aus und Automatisierung durch innovative Pro- den gewonnenen syste- jekte weiter auszubauen. Die Frage, was matisierten Daten einen technisch möglich ist, stand lange im Fokus. Mehrwert zu generieren „Wir haben in den vergangenen Jahren aus und erfolgreiche Ge- Technologiesicht den Weg in Richtung Intel- schäftsmodelle zu entwi- ligente Technische Systeme sehr erfolgreich ckeln. Um wettbewerbs- gestaltet. Doch die digitale Transformation fähig zu bleiben und bedeutet mehr: Es geht auch um die Verän- Erlöse über den reinen derung von Geschäftsmodellen und den Produktverkauf hinaus Umgang mit großen Datenmengen im In- zu erzielen, müssen pro- dustriekontext. Darum rücken diese The- duzierende Unterneh- men neben klassischen Engineering-The- men ihre Produkte im- men weiter in den Fokus“, erläutert Prof. mer stärker mit Services Roman Dumitrescu, Geschäftsführer For- verzahnen. Durch digita- schung und Entwicklung von it‘s OWL, die le Plattformen können » Digitale Geschäftsmodelle sind eine Herausforderung für Mittelständler. neuen Schwerpunkte des Clusters. „Wir wol- sie vom Auftragseingang Sie bieten aber auch großes Potenzial. Foto: WAGO Kontakttechnik « len aus der Digitalisierung als Gewinner her- über Produktion bis zur vorgehen und nicht den Anschluss an Logistik eine durchgehende Lösung anbie- Ziel des Projekts ist es, die Potenziale digita- weltweite Entwicklungen verlieren“, so Du- ten. Voraussetzung sind innovative Lösun- ler Plattformen für Unternehmen zu er- mitrescu weiter. Im Bereich der Plattformen gen, die den Kunden einen Mehrwert schließen. Dabei wird ermittelt, welche ist es ein Ziel des Clusters, das Potenzial für bieten und so eine adäquate Zahlungsbe- Marktleistungen für das Plattformgeschäft den Mittelstand zu erforschen und mittel- reitschaft erzeugen. Für die Unternehmen geeignet sind, wie bestehende Plattformen ständischen Unternehmen zugänglich zu ist der Einstieg in das Plattformgeschäft je- genutzt werden können und welche Verän- machen. In den beiden Leitprojekten „Indus- doch schwer und mit zahlreichen Fragen derungen in den Unternehmen erfolgen trial Automation Plattform für Big Data“ und verbunden. müssen. Aufbauend auf einem Plattformra- „Digital Business“ sollen dafür zuerst die dar werden unterschiedliche Referenz-Platt- Möglichkeiten systematisiert und weitere Zugänge entwickelt werden. » Den Plattformenmarkt aus formstrategien für den Mittelstand erar- beitet. Ein Leitfaden soll Unternehmen un- der Sicht des Mittelständlers terstützen, ihre individuelle Strategie zu er- Plattformen bieten neue betrachten « arbeiten. Im Rahmen der Applikationsge- Zugänge zu Kunden und Märkten staltung werden zudem Rollenprofile und In der digitalisierten Fabrik liefern unter- organisationsbezogene Strukturen entwi- schiedliche Systeme tagtäglich Unmengen „Wir wollen uns von Plattformen im industri- ckelt, die für den Aufbau einer Plattform er- an Daten. Egal ob Sensoren einer Maschine, ellen Umfeld nicht überraschen lassen, son- forderlich sind. einer Anlage oder Daten aus kaufmänni- dern selbst aktiv mitgestalten“, sagt Jürgen schen Systemen – die Bandbreite ist divers, Schäfer, Geschäftsführung Vertrieb WAGO Für Steffen Bersch, Vorstandsmitglied GEA groß und unübersichtlich. In der Systemati- Kontakttechnik, zur Projektbeteiligung. „Zu- Group, ist die Teilnahme eine wichtige Basis, sierung und Interpretation dieser Daten sammen möchten wir den Plattformen- um wettbewerbsfähig zu bleiben: „Um im liegt ein enormes Geschäftspotenzial. Die- markt explizit aus der Sicht der Mittelständ- internationalen Wettbewerb bestehen zu ses muss auch von der herstellenden Indus- ler betrachten, die Gemeinsamkeiten können, müssen wir unsere Kräfte noch stär- trie genutzt werden, um wettbewerbsfähig erkennen und nutzen.“ Das sei für alle span- ker bündeln. Durch die Zusammenarbeit mit zu bleiben. B2C-Unternehmen wie Google nend. Denn man bewege sich vom reinen anderen Unternehmen und den Hochschu- oder Facebook verdeutlichen seit Jahren, Hardwaregeschäft auf eine völlig neue Ebe- len können wir als führender Technologie- wie die Analyse von Daten ein wichtiger Teil ne – die des digitalen Geschäfts. konzern unserem Digitalisierungsanspruch 16 markt & wirtschaft 3 / 2019
■ Innovationen und Geschäftsmodelle noch schneller gerecht werden und zuver- Fachgruppen bieten Möglichkeiten zu In- monstrationszentren und Laboren werden lässig innovative Verfahren entwickeln und formation und Austausch. Kleine und mitt- Technologien und Anwendungsfelder an- beim Kunden zur Anwendung bringen. Ak- lere Unternehmen können in Transferpro- schaulich gemacht. n tuelle Forschungsergebnisse aus den Hoch- jekten mit Förderung des Landes in Ko- schulen sind dafür genauso wichtig wie die operation mit einer Forschungseinrichtung n Weitere Informationen: Erfahrungen und Perspektiven anderer Un- die Erkenntnisse nutzen, um konkrete Her- www.its-owl.de ternehmen.“ Neben WAGO Kontakttechnik ausforderungen im Betrieb zu lösen. In De- und GEA ist auch das Bad Oeynhauser Un- ternehmen Denios am Projekt beteiligt. Da- mit bilden die Projektpartner die komplette KONTEXT Wertschöpfungskette der industriellen Fer- „Digital Business“ ist eines von insgesamt fünf Projekten, das im Dezember 2018 gestar- tigung ab: vom Komponentenhersteller tet ist und im Rahmen des Spitzenclusters it‘s OWL – Intelligente Technische Systeme über den typischen Mittelständler bis hin OstWestfalenLippe in den kommenden zwei Jahren umgesetzt wird. Im Mittelpunkt die- zum großen Maschinen- und Anlagenbauer. ses Projektes steht die Fragestellung, wie Unternehmen aufbauend auf dem technologi- Aus der Wissenschaft sind das Fraunhofer schen Fundament neue Services entwickeln und Märkte erschließen können. IEM und die Universität Paderborn beteiligt. Insgesamt sollen mit Unterstützung von Land, Bund und EU bis 2022 Projekte im Umfang von 200 Millionen Euro auf den Weg gebracht werden. 50 Prozent der Mittel kommen Nutzen für die Praxis dabei aus der Industrie. In einem ersten Schritt werden seit Dezember letzten Jahres fünf Die Ergebnisse und Erfahrungen fließen in Projekte mit einem Volumen von 15 Millionen Euro umgesetzt. Schwerpunktthemen sind die Innovationsplattform von it‘s OWL ein maschinelles Lernen, Big Data, digitaler Zwilling, digitale Plattformen und die Arbeitswelt und werden für die Clusterunternehmen der Zukunft. verfügbar gemacht. Veranstaltungen und markt & wirtschaft 3 / 2019 17
■ Innovationen und Geschäftsmodelle Digitale 3D-Gebäudevermessung Profitable Symbiose Wie lässt sich ein bestehendes Geschäftsmodell durch ein neues, digitales ergänzen? Das Handwerksunternehmen Drücker aus Rietberg hat sich der Herausforderung gestellt. Nun bestehen beide Modelle nebeneinander und profitieren voneinander. B irgit Kostner hat in ihrer beruflichen Tätigkeit schon eine sung gegenüber dem traditionellen Handaufmaß erhebliche Vor- Menge alte Gebäude gesehen. Viele waren in keinem guten teile, da sie vielfältiger nutzbar ist und bessere Auswertungs- Zustand. Marode und verfallen fristeten sie ihr Dasein. „Es möglichkeiten schafft“, zeigt sich Kostner von der größeren Pla- bedurfte oftmals einer sehr guten Vorstellungskraft, wie sich so ein nungssicherheit begeistert. altes Schätzchen wieder herrichten lässt. Ganz zu schweigen von Der Weg dorthin war nicht ohne Hürden. „Selbstverständlich hat der Herausforderung, wie man interessierte Käufer findet, die den nicht alles von Anfang an funktioniert. Wir haben uns langsam her- Mut haben, hier zu investieren und dem Gebäude eine Zukunft zu angetastet und sind teilweise von einem Stein zum nächsten ge- geben?“, diese Frage beschäftigte nicht nur die BIM-Managerin und stolpert“, verrät Birgit Kostner. Die Entscheidung für ein Aufmaß- Leiterin digitale 3D-Aufmaße, sondern das gesamte Team der Fach- Werkzeug fiel nicht leicht. Tests verschiedener Geräte führten werkstatt Drücker. Das Rietberger Handwerksunternehmen hat letztendlich zu einem guten Ergebnis: Das Team entschied sich für sich in der gewerkeübergreifenden, klassischen Fachwerkrestaurie- einen 360 Grad Laserscanner, weil dieser nicht nur die gesamte rung einen Namen gemacht. Mit einer mehr als 25jährigen Erfah- Umgebung, sondern auch komplexe Gebäude detailliert erfasst. rung versteht das gut 40 Mitarbeiter starke Team sein Handwerk. Zusätzlich kommen bei Bedarf Drohnen zum Einsatz, wenn es dar- Die Offenheit für neue Technologien und die Motivation, sich auch um geht, hohe Gebäude von außen für das 3D-Modell zu erfassen. neuen Themen zu öffnen, brachte die Handwerkspezialisten vor Das Procedere ist unspektakulär: Der Laserscanner tastet die Oberflä- gut vier Jahren auf eine geniale Idee. „Wir können potentielle Inter- chengeometrie eines Gebäudes berührungslos ab. Mehrere Millio- essenten für alte Gebäude nur begeistern, wenn wir sie visualisie- nen 3D-Messpunkte bilden die Räume, die Fassade oder die Umge- ren und den „schiefen“ Kotten mit seinen „schrägen“ Wänden bung mit größter Genauigkeit ab. Alle Details des Gebäudes werden „schön“ zeichnen. Das funktioniert nur, wenn das gesamte Gebäu- in Form einer Punktwolke festgehalten. Eine spezielle Software er- de vermessen und in einem 3D-Modell präsentiert wird“, beschreibt rechnet die Maße der Immobilie. Nachdem diese Daten in ein 3D- Kostner die Idee. Von vornherein war klar, dass hier nicht mit Zoll- Modell umgesetzt worden sind, können an jeder beliebigen Stelle stock, Papier und Bleistift das Aufmaß erstellt wird. Effizient und Schnitte gelegt und Maße genommen werden. Weiterer Pluspunkt kostengünstig sollte es sein und da kam nur das digitale 3D-Auf- – die 3D-Modelle lassen sich mit Informationen von Building Infor- maß in Frage. „Diese Technologie schafft in der Gebäudevermes- mation Modeling (BIM) hinterlegen. Das neue Geschäftsmodell befeuert das bisherige Diese neuen Leistungen haben auch das bisherige Geschäftsmodell positiv beein- flusst. „Oft werden wir nach der Durchfüh- rung der digitalen Vermessung eines Ge- bäudes von Architekten damit beauftragt, zusätzlich die komplette Restaurierung der Immobilie zu übernehmen und knüp- fen damit an unsere traditionelle Tätigkeit an“, beschreibt Kostner den attraktiven Mehrwert. Es gibt deutlich mehr Anfragen Die „digitalen“ Möglichkeiten haben zu- dem noch einen weiteren Nutzen für die Rietberger, deren zusätzliches Know-how sich mittlerweile auch in der Industrie he- rumgesprochen hat. „Immer häufiger » Alle gescannten Details des Wasserturms werden in einer Punktwolke festgehalten. Aus den Daten des Scans ermittelt eine Software das 3D-Modell. « 18 markt & wirtschaft 3 / 2019
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