Der Markt - GESUNDES NEUES JAHR UND EIN - IHK Magdeburg

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Der Markt - GESUNDES NEUES JAHR UND EIN - IHK Magdeburg
Der Markt
I N        M I T T E L D E U T S C H L A N D
Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Magdeburg
                                                          12 / 2 0 2 0

Besinnliche
Weihnachten
                                               UND EIN

          GESUNDES NEUES JAHR
Der Markt - GESUNDES NEUES JAHR UND EIN - IHK Magdeburg
Wirtschaftlich gesund die Corona-Krise überstehen:
  mit Finanzierungshilfen von Bürgschaftsbank (BB) und Mittelständischer Beteiligungsgesellschaft
(MBG) Sachsen-Anhalt durch erweiterte Corona-Hilfen für kleine und mittelständische Unternehmen.
                              Kostendruck und Bedarf an liquiden Mitteln?
                                                           DIE LÖSUNG:
           Bürgschaften zur Liquiditätssicherung • Risikoübernahme der BB bis zu 90 Prozent für
    Überbrückungskredite bis maximal 2,77 Mio. Euro • Oder 80 Prozent Besicherung für Investitions- und
     Betriebsmittelkredite bis 3,125 Mio. Euro • Schnelle Hilfe in drei Bankarbeitstagen mit der Express-
    Bürgschaft für Neukredite bis 312.500 Euro, auch zusätzlich zu bestehender Bürgschaft • Bürgschaften
           verbessern Rating und Finanzierungskonditionen bei Hausbank oder Leasinggesellschaft
                                 Eigenkapital verzehrt? Verschuldung hoch?
                                                           DIE LÖSUNG:
     Beteiligungskapital statt weiterer Kreditaufnahme • Sofortiger Zufluss von Liquidität plus langfristige
        Stabilisierung des Unternehmens durch gestärkte Eigenkapitalbasis • Mehr unternehmerische
       Handlungsfähigkeit • MBG übernimmt stille Beteiligungen von 25.000 bis zu 2,5 Million Euro

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  Prüfung wirtschaftlicher Unterlagen auf Vor-Corona-Stand mit Basis Stichtag 31. Dezember 2019
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                                                                                          finanzierungen
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Der Markt - GESUNDES NEUES JAHR UND EIN - IHK Magdeburg
EDITORIAL
Foto: Dirk Mahler

                    »2020 kann dann weg«, lese ich immer wieder         zur Landesregierung insbesondere zum Wirt-      Zeit zu begleiten. Wir werden Beratungsan-
                    in den sozialen Medien. Angesichts der Hiobs-       schafts- und zum Sozialministerium sowie zur    gebote ausbauen und neue Formen der Hil-
                    botschaften, die uns in diesem Jahr ereilten, ist   Investitionsbank. Dadurch gelingt es uns, ei-   festellung und Unterstützung mit Ihnen ge-
                    das kein Wunder. Gefühlt geht es mir auch so.       gene Vorschläge in die Corona-Maßnahmen         meinsam entwickeln.
                    Trotzdem bin ich der Meinung, dass wir uns          der Landesregierung einfließen zu lassen. Das
                    keinen schlanken Fuß machen dürfen. Nicht           gilt beispielsweise für die Durchführung von    Ich weiß, die kommenden Monate werden
                    in dieser überaus schwierigen Situation. Das        IHK-Prüfungen — die übrigens ohne Probleme      nicht leichter. Aber wir werden es durchste-
                    gilt für mich persönlich und auch für unsere        stattfinden —, die Formulierung von Forderun-   hen. Gehen wir gemeinsam weiter an die Ar-
                    Industrie- und Handelskammer Magdeburg.             gen unserer Fachausschüsse oder die persön-     beit. Geben wir gemeinsam weiter Acht.
                    Ich kann Ihnen versichern: Die IHK Magde-           liche Mitarbeit in der Task-Force »Tourismus«
                    burg ist voll einsatz- und arbeitsfähig. Sie ist    im Wirtschaftsministerium.                      Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Ihren
                    und bleibt Ihr verlässlicher Partner.                                                               Belegschaften besinnliche Weihnachten, ein
                                                                          Liebe Unternehmerinnen und Unternehmer,       gutes neues Jahr, Frieden, Erfolg und Got-
                       Die Mitarbeiter der Hauptgeschäftsstelle in      die IHK Magdeburg zieht ihre Stärke aus der     tes Segen.
                    Magdeburg und in den Geschäftsstellen Wer-          Verankerung in den Regionen. Diesem An-
                    nigerode und Salzwedel sind jederzeit An-           spruch haben wir versucht, auch und gerade      Und bleiben Sie gesund.
                    sprechpartner für die Sorgen und Nöte unserer       in einer sehr ernsten Lage gerecht zu werden.
                    Unternehmen — mobil, im Büro, via Telefon,          Ob es um die Unterstützung von Unterneh-
                    E-Mail oder per Videokonferenz. Sie haben in        men bei der Beantragung von Corona-Hilfen
                    den vergangenen Monaten an unseren Hot-             und Kurzarbeitergeld, den Kontakt zu unse-
                    lines tausende Anrufe aus der Wirtschaft ent-       ren Wirtschaftsjunioren oder permanente Ab-
                    gegengenommen. Sie haben Unternehmerin-             stimmungen mit den Kreisverwaltungen und
                    nen und Unternehmer fast rund um die Uhr            Landräten geht – wir zeigen in Altmark, Bör-
                    bei der Beantragung von finanziellen Hilfen         de und Harz Flagge.
                    geholfen oder in Fragen des Exports und der
                    Berufsbildung beraten und unterstützt. Und            Ich verspreche Ihnen, wir werden auch künf-   Klaus Olbricht
                    tun dies weiterhin.                                 tig alle Anstrengungen darauf zu konzen-        Präsident der Industrie-
                    Wichtig ist uns der direkte und enge Kontakt        trieren, unsere Unternehmen in schwieriger      und Handelskammer Magdeburg

                    DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/20                                                                                                          3
Der Markt - GESUNDES NEUES JAHR UND EIN - IHK Magdeburg
TITELTHEMA

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Fotos: Viktoria Kühne

                                                                                                                                                                   06

                        Wie Unternehmen den Lockdown-Light meistern
                        Vielen Unternehmen steckte noch der erste Lockdown in den Knochen, da kamen nach einer kurzen Pause mit dem Lockdown-Light im
                        November erneut massive Einschränkungen für viele Branchen. Die mit teilweise bis zu 100 Prozent verbundenen Ausfälle im Einkommen
                        bringen viele Berufsgruppen, vor allem Soloselbständige, in Existenznöte. Wir haben uns in Magdeburg, Quedlinburg, Gardelegen,
                        Tangerhütte und Aschersleben unter Geschäftsleuten umgehört, wie sie diese besondere Situation meistern.

                           TITELTHEMA                                      IHK-REGIONAL                                      IHK-INTERNATIONAL
                        20 Mit E-Sport Fachkräfte                         27 22. Arbeitsschutztag des                     34 Agrarwirtschaft auf der
                           von morgen erreichen                              Landes Sachsen-Anhalt                           Arabischen Halbinsel
                            Digitaler Sport hat sich in den vergangenen      Der Arbeitsschutztag ist eine Plattform,        Wüstenklima und Wassermangel – dies
                            Jahren rasant entwickelt. Entstanden ist         auf der angehende, tätige und erfahrene         sind keine klassischen Attribute für eine
                            ein Ökosystem aus Teams, Sponsoren,              Fachkräfte für Arbeitssicherheit, die als       erfolgreiche Agrar- und Landwirtschaft.
                            Ligen und Events, das von vielen Menschen        Fachberater in der Wirtschaft tätig sind,       Dennoch verfolgen Länder wie die VAE,
                            weltweit verfolgt wird. Dadurch gewinnt          Trends und Erfahrungen austauschen. In          Oman, Katar und Kuwait seit einigen
                            E-Sport auch als Kommunikationsmedium            diesem Jahr fand er bereits zum 22. Mal         Jahren eine ambitionierte Agrarpolitik.
                            zur Personalgewinnung zunehmend an               statt.                                          Warum deutsche Unternehmen davon
                            Bedeutung.                                                                                       profitieren können.
                                                                          27 Gefahrguttag
                        21 Digitalisierung in                                Sachsen-Anhalt 2020                          38 Auch in Pandemie-Zeiten
                           der Fitnessbranche                                Die Industrie- und Handelskammern               sind Messen eine Chance
                            Aktuell sind Fitness und Sport nicht             Magdeburg und Halle-Dessau engagieren           Aktuell kommt die Messewirtschaft nur
                            mehr im gewohnten Umfeld der Studios             sich mit dem Fachforum »Gefahrguttag            schwer in Gang. Doch nach Meinung von
                            möglich. Doch ein Verzicht auf angeleitete,      Sachsen-Anhalt« seit über 20 Jahren             Philip Harting, Vorsitzender des AUMA –
                            sportliche Trainingseinheiten muss nicht         für die Erhöhung der Sicherheit beim            Verbandes der deutschen Messewirtschaft
                            sein. Ein Geschäftsmodell aus der digitalen      Transport gefährlicher Güter. Aufgrund der      und selbst Unternehmer, ist die Sache klar.
                            Welt macht das möglich.                          besonderen Situation durch die Corona-          Es gelte das Prinzip »Wer wagt, gewinnt.«
                                                                             Pandemie fand die Veranstaltung in diesem       Auch in Pandemie-Zeiten sind Messen eine
                        22 Knut Winkelmann                                   Jahr erstmals online statt.                     Chance.
                           im Interview
                            Im Interview stellt IHK-Geschäftsführerin                                                     43 Auf ein Wort: Export
                            Susanne Eva Dörrwand Knut Winkelmann                                                             In der Interviewreihe über erfolgreiche
                            vor. Er ist Versicherungsmakler und
                                                                             MELDUNGEN                                       Internationalisierungen berichtet Robert
                            Mitglied im IHK-Dienstleistungsausschuss.     30 Neuigkeiten                                     Benecke, Geschäftsführer der
                                                                            aus Wirtschaft, Politik und der Region.          SensoTech GmbH, über seine Erfahrungen
                        24 Grundlagen der                                                                                    bei den ersten Schritten ins Exportgeschäft.
                           digitalen Welt entdecken
                            Der Aufgabe, die Digitalisierung unseres
                            Landes voranzutreiben, stellt sich eine
                            Kooperationspartnerschaft der FINSOTEC
                            gemeinsam mit der Otto-von-Guericke-
                            Stiftung.

                        4                                                                                                           DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/20
Der Markt - GESUNDES NEUES JAHR UND EIN - IHK Magdeburg
BERUFSBILDUNG                              BERUFSBILDUNG                                                       IHK-SERVICE

                                                                                                                                                                  Foto: eelnosiva - stock.adobe.com
                                                                                         Foto: PubliCare GmbH
                                       44                                        52                                                                    56

Die AzubiCard ist da,                       Investition in die                                                  Schnelltest für
ein Riesenerfolg!                           berufliche Zukunft                                                  Unternehmen
In ganz Sachsen-Anhalt können nun bis zu    Florian Haufe hat 2018 das Weiterbildungs-                          Oft kann eine drohende Schieflage des
16.000 Auszubildende auf das neue Angebot   stipendium bekommen und dies sehr                                   Unternehmens im Vorfeld festgestellt werden.
der IHKn zurückgreifen.                     erfolgreich für sich genutzt.                                       Ein Fragebogen hilft dabei.

                                               Wundervolle
                                               Feiertage.
                                                 Alle Mitarbeiter der SWM wünschen Ihnen und Ihren
                                                 Nächsten Gesundheit, Schaffenskraft und gute Laune
                                                 zum Fest, zum Jahreswechsel und darüber hinaus.

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             Wie Gudrun und Astrid Trolldenier in ihrem
          Floristikgeschäft »BlütenStil« die Krise meistern.

        »Du schaffst das schon!«
                  von FRANK DRECHSLER

                     Im Frühjahr und im Sommer
                     hatten während des ersten
                     Lockdowns vor allem die Touristen
                     dafür gesorgt, dass bei ihnen
                     wenigstens ein bisschen Umsatz in
                     die Kasse gekommen ist. Beim
                     Lockdown-Light im November
                     hingegen waren es vor allem die
                     Feiertage, die dem kleinen
                     Geschäft »BlütenStil« in der
                     Steinbrücke in Quedlinburg das
                     Auskommen gesichert haben.
                     »Auch während und nach Corona
                     geht das geschäftliche Leben
                     irgendwie weiter. Da sind wir
                     zuversichtlich«, blickt Inhaberin
                     Astrid Trolldenier positiv in die
                     Zukunft.

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Foto: Frank Drechsler
                                                                                                             »Auch während und nach Corona geht das

G
                                                                                                      geschäftliche Leben irgendwie weiter. Da sind wir
           ewinner der Krise seien sie natür-       Vor allem aber ist die junge Floristin in die-      zuversichtlich«, blicken Gudrun Trolldenier und
           lich nicht, Verlierer wie die Veran-   ser Zeit froh, dass sie zurzeit keine großen Be-            ihre Tochter Astrid positiv in die Zukunft.
           staltungsbranche aber auch nicht. Es   lastungen zu tragen habe. Sie habe nichts auf
           würde gerade so gehen, sich ausba-     Pump, müsse keine großen Kredite abzahlen.
lancieren, sagt Astrid Trolldenier. Obwohl vie-   Sie habe auch keine Angestellten. Personalkos-
le Aufträge weggefallen seien, Hochzeitsflo-      ten würde den Weg durch die Krise nicht ver-
ristik oder Tischblumen beispielsweise, wie sie   einfachen. Sie mache ausschließlich ganz »in
von Hotels bestellt würden, seien weggefal-       Familie«. Gemeinsam mit ihrer Mutter Gudrun,
len. Und: Die Stammkundschaft sei zu Hau-         die die Woche über hilft, versucht sie nun, das
se geblieben. »Viele haben Sorge, in die Stadt    Geschäft durch diese schwierigen Zeiten zu
zu gehen, was wir verstehen können. Wir wa-       steuern. Sechs Tage die Woche. Auch am Wo-
ren froh über die Touristen, die dafür gesorgt    chenende. »Ich binde am Sonntag Kränze, stel-
haben, dass wir uns einigermaßen über Was-        le Gestecke zusammen. Krank werden darf ich
ser halten konnten.«                              natürlich nicht. An Urlaub ist schon gar nicht
   In diesem Zusammenhang sei auch das Os-        zu denken. Ich war seit acht Jahren nicht mehr
tergeschäft »so gegangen«. Da waren dann          im Urlaub. Für Hobbys bleibt leider auch keine
plötzlich auch die Stammkunden wieder da.         Zeit. Ich denke trotzdem positiv. Es wird auch
Jedenfalls ein paar. So wie auch zum Mutter-      wieder besser«, so die 38-Jährige.
tag. Denn der gehört ebenfalls zu den traditi-      Astrid Trolldenier weiß, dass es Krisen na-
onell guten Monaten, in denen mehr Umsatz         türlich schon immer gegeben hat. Wenn ihre
generiert wird. Das seien der November und        Oma noch leben würde, hätte sie ihr gesagt,        wurde das Unternehmen von Carl Trolldenier
auch der Dezember, weiß Mutter Gudrun. Was        dass sie weitaus schlimmere Zeiten als die heu-    ursprünglich als Gärtnerei gegründet. Ge-
wiederum an den Feiertagen wie dem Toten-         tigen erlebt habe. Zwei Weltkriege zum Bei-        wächshäuser entstanden, 1941 kam ein Laden-
sonntag und dem Volkstrauertag liegen wür-        spiel. Dann 40 Jahre DDR, die manchmal auch        geschäft an der Steinbrücke dazu. Im Zuge der
de. Dann seien nämlich Keramik, Kränze und        nicht ohne gewesen seien. »Auch nach Coro-         Wirren von Schließungen von privaten Unter-
Gestecke wieder mehr gefragt als sonst. Trau-     na wird es wieder weitergehen. Mach man, Du        nehmen in der ehemaligen DDR musste 1976
erfloristik beispielsweise mache wieder immer     schaffst das schon. Das hätte sie mir gesagt.«     auch das kleine Ladengeschäft dichtmachen.
den Hauptanteil dessen aus, was über den La-        Mit der jungen Floristin wird das Geschäft       1991 wurde es wiedereröffnet und wird seit
dentisch gehe.                                    bereits in fünfter Generation geführt.1891         2012 von Astrid Trolldenier geführt.

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        Stephan Strobel bietet ein Spektrum an, das vom
    Glücksforscher und Dozenten bis zum Modeberater reicht.

                 Der »Strobel-Effekt«
                   von FRANK DRECHSLER

                      Stephan Strobel ist eine Frohnatur.
                      Dazu Single aus Überzeugung und
                      Modeliebhaber durch und durch.
                      Das sieht man dem gut
                      gekleideten 39-Jährigen auch an.
                      Beruflich gesehen ist er ein echter
                      Tausendsassa. Und genau das ist
                      ihm während des Lockdowns
                      erneut zugutegekommen.

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S
        oloselbständige stehen dieser Tage nicht sel-
        ten vor großen Problemen. Die mit teilweise bis
        zu 100 Prozent verbundenen Ausfälle im Ein-
        kommen bringen viele in dieser Berufsgruppe
in Existenznöte. Bei Stephan Strobel ist das ein biss-
chen anders. Ja, auch er müsse natürlich mit der einen
oder anderen Widrigkeit umgehen. Allerdings setze er
seit Jahren auf einen Mix aus Angeboten, was ihn fle-
xibler mache. Breit aufgestellt sein und nach Möglich-
keit die positiven Dinge des privaten wie beruflichen
Alltags in den Mittelpunkt stellen. Nur der Künstler al-
lein zu sein, dass würde bei ihm nicht funktionieren,
betont er. Der Erfolg gibt ihm recht.
   Die Bandbreite, die Strobel seit einigen Jahren sehr er-
folgreich bedient, ist erstaunlich. Der gebürtige Aschers-
leber deckt ein Spektrum ab, das vom Glücksforscher
und Dozenten bis hin zum Modeberater und Kunden-
betreuer bei einer Versicherung reicht. »Angefangen hat
alles mit der Mode. Ich habe Einzelhandelskaufmann
mit Schwerpunkt Herrenmode gelernt und bin dann
2003 mit meinem ersten Projekt »Glücksmomente« mit
einer eigenen Boutique in die Selbständigkeit gestartet.«
Angeboten wurden dort die von verschiedenen Partnern
hergestellten Unikate. Mittlerweile befindet sich Stro-
bels Showroom in der Agentur einer Versicherung, in
der er seit geraumer Zeit einen Kundenstamm betreut.
   Sein drittes Standbein sind die ›Glücksmomente‹.
Strobel, bekennender Liebhaber guten Essens erklärt,
dass dieser Begriff für verschiedenste und von ihm er-
dachte Gaumenfreuden steht. Essbare Souvenirs, die
alle irgendwie einen Bezug zur Region, zu Aschersle-
ben, haben. Dazu gehören mehrere Sorten Hochpro-
zentiges sowie andere regionale Köstlichkeiten wie bei-
spielsweise das Beiß-Dich-Durch-Gebäck. Aber auch der
eigens für Strobel hergestellte französische Nougat-Kaf-
fee »Mutivator« und die Aschersleber »GeNüsse«, wel-
che als Hüftgold in Handarbeit von Manufakturen ge-
fertigt werden, finden Absatz. Mittlerweile hat Strobel
so viele Kreationen mit verschiedenen Partnern umge-
setzt, dass damit die Aschersleber Genussbox gepackt
werden kann. Sogar einen Lieferservice bietet er an.
   Neben den genannten drei Geschäftsfeldern gibt der
umtriebige Solo-Unternehmer seine Erfahrungen im
Rahmen seines »Glücksstrobel-Trainings«, seinem vier-
ten Standbein, weiter. Das Teilnehmerfeld ist meist bunt
gemischt, das Publikum 18 bis 85 Jahre alt. Die Trai-
nings beinhalten verschiedene Seminare und Trainings
für die Sinne. Er nimmt die Teilnehmer mit auf eine
Reise zu sich selbst, würzt seine Philosophie und Psy-
chologie leicht verständlich mit viel Humor. Er selbst
versteht sich als Herz- und Hirnschrittmacher für posi-
tive Impulse. Gerade jetzt in dieser Krise. »Neue Zeiten
bieten auch immer neue Wege. Man muss den Fokus
immer auf das Gute richten, braucht Mut zum Los-
lassen und muss neue Ziele anvisieren. Wenn es mal
                                                                                                                                                                Foto: Frank Drechsler

nicht klappt, dann versucht man halt was anderes. Ich
bin früher auch mal putzen gegangen. War auch kein
Problem. Zuversicht auf bessere Zeiten darf nie verlo-
ren gehen.«                                                   »Die Zuversicht auf bessere Zeiten darf nie verloren gehen«, ist Stephan Strobel überzeugt.

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      Andy Jahn versucht, mit Corona-Einschränkungen
             in der Feuerwache leben zu lernen.

                Alarmstufe rot
              von CHRISTIAN WOHLT

                 Leere Räume, hochgestellte Stühle,
                 Totenstille in der Alten Feuerwache
                 in Gardelegen. Inhaber Andy Jahn
                 putzt tapfer den Tresen und denkt
                 dabei an bessere Zeiten. An jedem
                 Wochenende brannte hier die Luft.
                 Der Tanz- und Nachtclub zog das
                 Partyvolk aus der Umgebung an.
                 In der Disco im Kellergeschoss
                 feierten die Jüngeren, oben traf
                 sich die reifere Generation an der
                 Bar. Das Geschäft brummte.

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Foto: ct-press
                                                                                                                     »Es geht uns nicht nur ums Geld.

»E
            s war immer rappelvoll und hät-          Schlimmer sieht es in der Gastronomie aus,                     Wir wollen unsere Arbeit machen«,
            te nicht besser laufen können«,       obwohl die Bar unter strengen Auflagen ab                                           sagt Andy Jahn.
            schwärmt Jahn von der »guten al-      Sommer wieder öffnen durfte. Die Leute hät-
ten Zeit«. Die liegt gerade zehn Monate zurück.   ten das Angebot gern angenommen. »Endlich
»2020 hätte unser Jahr werden können«, sagt       mal wieder raus aus den eigenen vier Wän-
er. Dann kamen Corona und der Lockdown.           den«, beschreibt Jahn die Motivation. »Das hat
Der Unternehmer musste sein Geschäft von          uns ermutigt, weiter zu machen und zu inves-
Vollgas auf Null runterfahren. Das war im März    tieren«, sagt er. Die Hoffnung, dass auch das
dieses Jahres und damit knapp zwölf Monate        Partygeschäft wieder losgehen kann, erfüll-
nachdem er den traditionsreichen Partytempel      ten sich nicht. Die für November angekün-
übernommen und neu belebt hatte. »Die Gar-        digten Lockerungen fielen ins Wasser. Statt-
delegener hatten darauf gewartet, dass wie-       dessen brachte der »Lockdown light« erneute
der was los ist«, beschreibt der gebürtige Alt-   Verschärfungen und damit für den Disco-Be-        machen«, sagt Jahn. »Hier ist alles kontrolliert.
märker die Reaktion. Schließlich gibt es in der   trieb den Totalausfall.                           Was zu Hause abgeht, weiß niemand«, verweist
beschaulichen Gegend nicht allzu viele Aus-          »Erst hat man uns Hoffnung gegeben, dann       er auf das strenge Hygienekonzept. Besonders
gehalternativen.                                  wieder alles genommen«, zeigt Jahn nur wenig      die Gastronomiebranche sieht er durch die har-
   Von Anfang März bis Ende Juli war die Feu-     Verständnis für das Hin und Her. Das bisher in    ten Maßnahmen nicht fair behandelt und be-
erwache komplett geschlossen. Die einzigen        diesem Jahr verdiente Geld gehe nun wieder        teiligte sich daher an den Protestaktionen un-
Einnahmen brachte die Burg-Pension neben-         drauf. Ein paar Wochen ließen sich zwar über-     ter dem Motto »Alarmstufe Rot«.
an, die der gelernte Hotelfachmann ebenfalls      brücken, »aber ab Januar wird es eng«, sagt er.     Ans Aufgeben denkt der Unternehmer trotz
betreibt. Doch dort lief das Geschäft ebenso      Die staatlichen Unterstützungen seien daher       aller Probleme nicht. Das Schlimmste, das man
mehr als mau. Schließlich waren touristische      wichtig, aber letztlich nur ein Tropfen auf dem   machen könne, sei jammern. »Fest steht, dass
Reisen lange Zeit verboten. Nur wer dienst-       heißen Stein. Die Soforthilfe aus dem Frühjahr    wir wieder aufmachen. Die Frage ist, wann und
lich unterwegs war, etwa Geschäftsleute und       habe gerade mal gereicht, um für einen Monat      wie«, sagt er trotzig und überlegt, die Räume
Handwerker, durfte in Hotels und Pensionen        die Nebenkosten für den Betrieb zu bezahlen.      anders zu nutzen. So ließe sich etwa durch den
übernachten. Auch nach dem Ende des ersten        Vier Mitarbeiter aus der Bar musste er, bis auf   Einbau einer kleinen Küche aus der Bar ein
Lockdowns kamen die Gäste nicht in Scharen.       die kurze Unterbrechung während der Wieder-       kleiner Restaurantbetrieb machen. Der Altmär-
Mit einem 50-prozentigen Umsatzeinbruch           öffnung, komplett abmelden, zwei seien noch       ker erwartet, dass Corona das Land noch län-
rechnet der Unternehmer in diesem Bereich         beschäftigt und in Kurzarbeit. »Es geht uns       ger in Atem halten wird. »Wir müssen lernen,
für 2020.                                         nicht nur ums Geld. Wir wollen unsere Arbeit      damit zu leben«, sagt Andy Jahn.

DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/20                                                                                                              11
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         Michael Flatau behauptet sich seit 30 Jahren
                   in der Elektronikbranche.

       Keine Angst vor Riesen
               von CHRISTIAN WOHLT

                  Es wird finster in der Tangerhütter
                  Innenstadt. Ein Geschäft nach dem
                  anderen schließt seine Pforten.
                  Leere, dunkle Schaufenster in der
                  Bismarckstraße, der früheren
                  Haupteinkaufsmeile des
                  5000-Einwohner-Städtchens,
                  künden von dem Problem. Die
                  Leute gehen lieber woanders
                  einkaufen. Die großen Märkte der
                  größeren Städte sind ein Magnet.
                  Corona brachte für die kleinen
                  Händler zusätzliche Probleme -
                  aber auch Chancen.

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Foto: ct-press
  Seit 1991 betreibt Michael Flatau in Tangerhütte sein Geschäft für Unterhaltungs- und Haushaltselektronik.

A
           m Stadtrand, in der Schönwalder        selbst gearbeitet hatte, nach der Wende von        Computer«, weiß der Unternehmer. Wer heute
           Chaussee, brennt noch Licht. Hier      der Treuhand und machte sich mit zunächst          etwas bei ihm kauft, zum Beispiel einen Herd,
           betreibt Michael Flatau seit 1991      fünf Mitarbeitern selbständig. Als Mitte der       kann ihn im Idealfall schon am nächsten Tag
           sein Geschäft für Unterhaltungs- und   1990er Jahre die Discounter und großen Elek-       in seiner Küche einweihen. Um den Anschluss
Haushaltselektronik. Jede Ecke des 200 Quad-      tronikmärkte auf der grünen Wiese aus dem          und die Entsorgung des Alten braucht sich der
ratmeter großen Ladens ist ausgenutzt, um die     Boden schossen, wurde es zeitweise eng für         Kunde keine Gedanken zu machen. Ein paar
Ware zu präsentieren. Hinzu kommen 30 Qua-        sein Geschäft. Er überlebte und fand seine         freundliche Worte gibt´s immer gratis dazu.
dratmeter Werkstatt. Vom Radio und Fernse-        Nische. Mit inzwischen nur noch einem Mit-         Diesen persönlichen Service kann kein Online-
her, über Herd und Kühlschrank bis zur Mik-       arbeiter kümmert sich der Inhaber nicht nur        Händler (über-)bieten.
rowelle ist alles zu haben, was der Mensch an     um Verkauf, Lieferung und Service. Die Zei-           Gerade in Corona-Zeiten ist es auch ein gro-
Technik für den Hausgebrauch benötigt. Die        ten, in denen der »Fernsehklemptner« noch          ßer Pluspunkt für das kleine Unternehmen,
Marken-Auswahl ist überschaubar. Und den-         mit der großen Werkzeugtasche ins Haus kam         dass in einer Kleinstadt jeder jeden kennt. Es
noch behauptet sich der Einzelhändler gegen-      und das »Pantoffelkino« vor Ort wiederbeleb-       ist schließlich von Vorteil, zu wissen, wer da ins
über den Elektronikriesen. Deren Märkte mit       te, sind zwar lange vorbei. Doch noch immer        Haus kommt und zu wem man einkaufen geht.
ihrer gewaltigen Warenvielfalt und regelmäßi-     ist die Instandsetzung für die Firma ein wich-     Wer sich nicht durch Menschenmassen drän-
gen Super-Sonderangeboten sind nur knapp          tiges Standbein.                                   geln möchte, findet auch beim kleinen Händ-
eine halbe Autostunde von der Kleinstadt am                                                          ler, was er sucht. Die Umsätze und Auftragsla-
Tanger entfernt. Ohne einen starken Partner       »Früher wurde mehr repariert«                      ge seien zwar in diesem Jahr nicht berauschend
geht es auch für den Einzelhändler nicht. Den     »Früher wurde mehr repariert«, berichtet der       und er musste daher Kurzarbeit anmelden, um
hat Flatau in der Euronic-Gruppe gefunden.        Elektroinstallateur, der im DLK seinen Beruf       seine geschäftliche Zukunft macht sich Mi-
Die Genossenschaft bietet kleineren Händlern      erlernte. Bei vielen Sachen lohne sich das auch    chael Flatau dennoch keine Sorgen. Ans Auf-
günstige Einkaufspreise. »Ganz allein kann man    gar nicht mehr. Doch bei hochwertigen Dingen,      hören denkt der 65-Jährige noch lange nicht.
nicht bestehen«, weiß der Unternehmer.            wie Waschmaschinen, Kühlschränken oder Ge-         Wenn es aber mal soweit sein sollte, steht er
  Für die Tangerhütter ist das Geschäft an der    schirrspülern nutzen viele Leute noch immer        aber wie viele Unternehmer in seiner Alters-
Ausfallstraße seit Jahrzehnten eine bekann-       gern das Angebot. Nicht nur die Älteren freu-      gruppe vor einem Problem: Ein Nachfolger,
te Technik-Adresse. Zu DDR-Zeiten hatte hier      en sich zudem, wenn ihnen ein neu erworbe-         der die Firma mal übernimmt, ist bisher nicht
die Rundfunk- und Fernsehwerkstatt des VEB        nes Gerät nicht nur ins Haus gebracht, sondern     in Sicht. Womöglich gehen dann auch in dem
Dienstleistungskombinats (DLK) ihren Sitz. Fla-   auch angeschlossen und eingestellt wird. »So       kleinen Geschäft in der Schönwalder Chaus-
tau kaufte das Gebäude, in dem er viele Jahre     ein Fernseher ist heutzutage schließlich wie ein   see die Lichter aus.

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TITELTHEMA

       Die Zahlung von Kurzarbeitergeld ließ die Sorgen
                 zudem deutlich schrumpfen.

     Flexibilität zahlt sich aus
               von KLAUS-PETER VOIGT

                  Nein, so schnell gibt Yvonne Fiola
                  nicht auf. Das aus verschiedener
                  Sicht für sie turbulente Jahr hat
                  die Inhaberin des Blumengeschäfts
                  »Sti(e)lblüte« in Magdeburg bisher
                  gut verkraftet. Aber, wenn es nur
                  die coronabedingten Einschrän-
                  kungen gewesen wären …

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Foto: Klaus-Peter Voigt
                                                                                                          »Meinen Vorteil in einer solchen Krisensituation
                                                                                                             sehen ich vor allem darin, dass ich durch das

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                                                                                                       kleine Geschäft sehr schnell und flexibel reagieren
            ie »Pechsträhne« hatte schon im       Idee eines Abholservice trug Früchte. Doch es                                konnte«, sagt Yvonne Fiola.
            Spätsommer 2019 begonnen. Da          erwies sich in dieser Zeit als schwierig, Ware
            flatterte ihr unerwartet die Kündi-   zu bekommen. Alle Lieferanten fuhren eben-
            gung für ihren gut eingeführten La-   falls auf Sparflamme. Planbar sei kaum etwas
den auf den Tisch. Erst einmal herrschte Ratlo-   gewesen. Viele Blumen mussten gerade in der
sigkeit, dann ging es an die Suche nach neuen     Übergangszeit weggeworfen werden. Es fehl-
Räumen. Nur wenige hundert Meter vom alten        ten zudem die Aufträge zur Ausstattung von
Standort entfernt wurde Yvonne Fiola fündig.      Hochzeitsfeiern, von der Tischdeko bis hin zum
Der Vermieter erwies sich als Glücksgriff. »Ich   Haarschmuck, von Beerdigungen sowie ande-
hatte mich gerade eingerichtet, da kam die        ren Anlässe. Allein mit wenigen Brautsträußen,
Hiobsbotschaft, und ich musste wie viele an-      es wurde ja auch weniger geheiratet, ließ sich
dere Geschäfte zunächst schließen«, berichtet     der Ausfall nicht kompensieren. Das Dilemma
sie. Es dauerte nur wenige Tage, da kam ein       war augenscheinlich.
erstes Hoffnungszeichen. »Mir wurde mitge-          »Meinen Vorteil in einer solchen Krisensitu-
teilt, dass mir wegen der dramatischen Situa-     ation sehe ich vor allem darin, dass ich durch
tion eine Monatsmiete erlassen wird. Ich war      das kleine Geschäft sehr schnell und flexibel
überglücklich«, ergänzt die Geschäftsfrau. Die    reagieren konnte«, sagt Yvonne Fiola überzeu-
Unterstützung durch die IHK, bei deren Mit-       gend. Die gelernte Floristin weiß, wovon sie
arbeitern sie stets ein offenes Ohr fand, kam     spricht. Ihre Lehre absolvierte die junge Frau in
dazu. Selbst die staatlichen Hilfsgelder waren    der »Orchidee«, dem damals größten Blumen-
bereits nach relativ kurzer Zeit auf dem Kon-     geschäft der DDR, direkt neben dem einstigen        in die Gartenabteilung eines Baumarkts wur-
to. Und die Zahlung von Kurzarbeitergeld an       Interhotel. Nach der Wende scheiterte der ers-      de schnell beendet. Vor zwölf Jahren dann
ihre Angestellte ließ die Sorgen zudem deut-      te Versuch mit der Selbstständigkeit. Drei Lä-      das Angebot, die gut eingeführte »Sti(e)lblü-
lich schrumpfen.                                  den waren einfach zu viel, falsche Beratung         te« zu übernehmen. Nach Abwägung des Für
   Dank Stamm- und Firmenkunden, die zwar         kam dazu. »So kam es, dass ich eine glatte          und Widers fiel die Entscheidung. Yvonne Fiola
in bescheidenem Maße, aber immerhin weiter        Insolvenz hinlegte und wieder als Angestellte       hatte wieder Mut gefasst und bereut die Ent-
bestellten, kam etwas Geld in die Kasse. Die      arbeitete«, räumt sie offen ein. Der »Ausflug«      scheidung bislang kaum einen Tag.

DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/20                                                                                                                   15
TITELTHEMA

       Scheu vor modernen Medien ist für Antje Haase
             ein Fremdwort. Ganz im Gegenteil.

Frida-Fantasie-App am Start
              von KLAUS-PETER VOIGT

                 »Eigentlich war es ein Zufall, der
                 mich zur Selbstständigkeit führte«,
                 erinnert sich Antje Haase. Im
                 Vorbeifahren entdeckte die
                 studierte Industriedesignerin in
                 einer Magdeburger Einkaufsstraße
                 ein Bastelgeschäft, dessen
                 Inhaberin in den Ruhestand gehen
                 wollte. Schon geraume Zeit habe
                 sie vor knapp fünf Jahren nach
                 einer neuen Aufgabe gesucht.
                 Wichtig war ihr, die im Studium
                 an der Hochschule Magdeburg-
                 Stendal gelernte eigene Kreativität
                 umzusetzen, mehr, als dass bei
                 unterschiedlichen Arbeitgebern
                 möglich war. Das kleine Geschäft
                 schien ein Lichtblick.

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             och alles lief keinesfalls so gut, wie gedacht.
             Baustellen genau vor der Tür, ein dadurch
             sinnvoll erscheinender Umzug an einen an-
             deren Standort ließen die Selbstständigkeit
zur Zitterpartie werden. Mit frischen Ideen begann Ant-
je Haase ihr Konzept anzupassen. Erste Bastelkurse bei
»Frida Fantasie«, der Laden verdankte seinen Namen
der Tochter Frida der Inhaberin. Kinder und Erwachse-
ne kamen, ließen sich dort inspirieren. Dagegen erwies
sich der Umsatz beim Verkauf von Bastelartikeln als un-
befriedigend. Die Designerin zeigte ihre Kämpfernatur,
verabschiedete sich vom eigentlichen Geschäft und of-
ferierte ihre Kurse von nun an für Kindergeburtstage,
Firmenfeste oder auch Junggesellinnenabschiede. Ein
Ziel war dabei, auch Kinder und deren Eltern zum ge-
meinsamen Basteln und gemeinsamen Erleben zu brin-
gen. »Ich stelle mich da ganz auf die Wünsche meiner
Kunden ein«, erzählt sie. Stück für Stück entstand die
eigene Internetpräsenz. Regelrechte Pakete werden da-
für geschnürt. Wer mag, kann seine Ausstattung zum
Basteln online bestellen. Da gibt es alles komplett mit
Blüten, Perlen, Glitzer und Papier sowie den Anleitun-
gen, ganz gleich, ob beispielsweise für die Gestaltung
eines Traumfängers oder einer Einhornlampe.
  Scheu vor moderne Medien ist für Antje Haase ein
Fremdwort. Ganz im Gegenteil. Eine Frida-Fantasie-App
für Computer, Handy und Tablet steht kurz vor der Fer-
tigstellung, soll zum Jahresende an den Start gehen.
Mit einer Magdeburger IT-Firma wurde das Projekt re-
alisiert. Fördermittel des Landes und der EU ermöglich-
ten die Umsetzung. Mit ansprechender 3D-Umsetzung
können Kunden passende Objekte zum Basteln aussu-
chen und virtuell ausprobieren. Auf gleichem Weg las-
sen sich dann die notwendigen »Zutaten« bestellen und
kommen per Post ins Haus. Für die Designerin gibt es
eine Vision. Die App soll zum Franchise-Angebot wer-
den, dass sich auf die Wünsche der jeweiligen Anbieter
von Bastelideen und -produkten maßschneidern lässt.
  Dieses Förderprojekt sei ein Stück weit Rettung für das
Jahr 2020 gewesen, denn coronabedingt mussten un-
zählige Termine ausfallen. »Dabei startete ich im Janu-
ar mit einem riesigen Optimismus. Mein Auftragskalen-
der hatte schon jede Menge Einträge, als der Lockdown
alles veränderte«, sagt Antje Haase. Mit der staatlichen
Soforthilfe konnten zudem lediglich die Betriebskosten
abgefangen werden. Aber den Kopf in den Sand stecken
kam nicht in Frage. Nun mit dem zweiten Stopp für
Kurse ist das Dilemma erneut da. Das vorgesehene Bas-
telhaus auf dem Weihnachtsmarkt der Landeshauptstadt
bleibt geschlossen, nachdem es 2019 ein voller Erfolg
war. Auch gemeinsames Basteln auf Geburtstags- und
Weihnachtsfeiern bleibt ein Wunsch. Und Leidtragen-
                                                                                                                                                               Foto: Klaus-Peter Voigt

de seien zudem die Mädchen und Jungen, die solche
Aktionen dringend auch deshalb brauchten, um ihre –
leider abnehmenden - motorischen Fähigkeiten wieder
auszubauen, erklärt die Unternehmerin. Sie sieht in ih-
rer Strategie, Angebote über soziale Medien zu forcie-         Antje Haase sieht in ihrer Strategie, Angebote über soziale Medien zu forcieren, dort Nischen
ren, dort Nischen zu nutzen, eine Chance.                      zu nutzen, eine Chance.

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TITELTHEMA

 Mit einem Fahrzeug startete Frank Weise 1990. Heute sind
 vier Kleintransporter unterwegs, um die Waren zu liefern.

       Virtueller Shop floriert
              von KLAUS-PETER VOIGT

                 Beim Getränke-Heimservice Weise
                 in Magdeburg herrscht
                 Betriebsamkeit. Lieferungen
                 werden zusammengestellt,
                 Bestellungen entgegengenommen.
                 Die Normalität auf dem
                 Grundstück am Rande der
                 Landeshauptstadt täuscht ein
                 Stück weit.

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Foto: Klaus-Peter Voigt
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                                                                                                                »Viel Wert legen wir auch darauf, dass wir
        eit dem Frühling habe man coronabe-        Kunden angepasst. Milch, Kaffee, Tee kamen           Waren aus der Region im Sortiment führen. Zum
        dingt einen deutlichen Einbruch hin-       ebenso wie Kartoffeln dazu. Gerade Senioren            einen sehen wir uns den Unternehmen im Land
        nehmen müssen, sagt Geschäftsführer        freuen sich, dass ihnen auf diese Weise der           verpflichtet und halten kurze Transportwege für
        Frank Weise. Die gute Entwicklung des      Einkauf erleichtert wird.                          sinnvoll«, sagt Frank Weise. Zudem komme das bei
Unternehmens in den zurückliegenden Jah-             »Viel Wert legen wir auch darauf, dass wir                                       den Kunden gut an.
ren bekam einen Dämpfer. Der 1990 von den          Waren aus der Region im Sortiment führen.
Eltern gegründete Betrieb musste sich immer        Zum einen sehen wir uns den Unternehmen im
schon auf neue Situationen einstellen, alle        Land verpflichtet und halten kurze Transport-
wurden gemeistert. Nicht umsonst gehört er         wege für sinnvoll«, erklärt der Geschäftsführer.
zu den wenigen Lieferdiensten, welche die Zeit     Zudem komme das bei den Kunden gut an.
überstanden. Von den rund 20 ähnlichen Fir-          Mit den durch die Pandemie eingetretenen
men in der Elbestadt existiert heute gerade        Einschränkungen im täglichen Leben gingen
noch ein halbes Dutzend.                           die Aufträge bei Getränke-Weise deutlich zu-
  Begonnen hatte alles mit der Kündigung der       rück. Zum einen reduzierten Büros, Kanzlei-
Räume des eigenen Getränkemarkts. »Damals          en oder Arztpraxen ihre Bestellungen deutlich.
wollte unsere Familie nicht kampflos aufgeben.     Das traf hart, denn rund ein Drittel des Um-         Und Frank Weise sieht im Internet einen
Wir überlegten und fanden eine Lösung. Kön-        satzes macht der Betrieb eigentlich in diesem      wachsenden Markt. Der vor zwei Jahren ein-
nen die Kunden nicht zu uns kommen, dann           Segment. Außerdem fielen Familienfeiern, Gar-      gerichtete virtuelle Shop floriert zunehmend.
fahren wir zu ihnen«, erinnert sich Frank Weise    tenfeste und andere Veranstaltungen regelrecht     Allerdings wird dort lediglich ein Grundsor-
an die Entscheidung. Mit einem Fahrzeug star-      ins Wasser. Kompensieren konnte das der hö-        timent offeriert. Zu groß sei die Gefahr, we-
tete man vom eigenen Grundstück aus. Dass          here Bedarf der privaten Besteller nur ansatz-     gen fehlender Angaben zu den Produkten in
dort ausreichend Platz war, half, das Projekt      weise. Die in »normalen Zeiten« 170 Anrufe         die sogenannte Abmahnfalle zu geraten. Der
wirtschaftlich auf stabile Füße zu stellen. Heu-   am Tag in der Hochsaison gingen deutlich zu-       Magdeburger nennt die Aktivitäten von dubi-
te sind vier Kleintransporter unterwegs, um die    rück. Das machte Sorgen ohne Ende, die sich        osen Rechtsanwaltbüros »eine Frechheit«, die
Ware an den Mann und die Frau zu bringen.          im November mit den erneuten Einschränkun-         das Leben schwer machten. Moderne Medi-
Dabei landen die Getränkekisten nicht einfach      gen fortsetzten und dem sommerlichen Opti-         en, wie auch Mini-Computer auf jedem Fahr-
vor der Haustür, sie werden direkt bis in die      mismus einen Delle versetzten. Trotzdem ge-        zeug, seien kaum noch wegzudenken und hel-
Wohnung oder das Büro gebracht. Längst ist         lang es, die schweren Monate ohne Kurzarbeit       fen, Bestellungen schneller auf den Weg zu
das Sortiment erweitert, den Wünschen der          für die zehn Mitarbeiter zu überstehen.            bringen.

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TITELTHEMA
 Foto: Maria Manneck

Marius Lauer (links) kommentiert mit Martin Müller (Leiter E-Sport Hub) das E-Sport-Turnier in der Festung Mark 2019.

                                        Mit E-Sport Fachkräfte
                                        von morgen erreichen
                                        von SANDRA C. KILIAN

                                        Digitaler Sport hat sich in den vergangenen                     Die enviaM-Gruppe hat die Zeichen der Zeit er-
                                        Jahren rasant entwickelt. Entstanden ist                     kannt und innerhalb des Ausbildungszentrums in
                                        ein Ökosystem aus Teams, Sponsoren,                          Halle/Saale ein eSports-Leistungszentrum integriert.
                                        Ligen und Events, das von vielen Menschen                    Hier können nicht nur die Azubis und Mitarbeiter mal
                                        weltweit verfolgt werden. Dadurch gewinnt                    eine Runde zocken, das Spielen bringt noch weite-
                                        E-Sport auch als Kommunikationsmedium zur                    re Aspekte mit sich: Teamgeist, Führungskompeten-
                                        Personalgewinnung zunehmend an Bedeutung.                    zen, strategisches Denken und Handeln, aber natür-
                                                                                                     lich auch Spaß.

              »… das Spielen            R    und 34 Mio. Deutsche spielen gelegentlich oder
                                             regelmäßig. Gaming umfasst dabei sämtliche For-
                                        men des digitalen Spielens, darunter fällt auch das
                                                                                                        »enviaM nutzt eSports auch als Kommunikations-
                                                                                                     kanal, um mit potenziellen Fachkräften in Kontakt
                                                                                                     zu kommen. Die Aktivitäten rund um das Leistungs-
              bringt noch
                                        gelegentliche »Daddeln«. E-Sport ist ein Teilbereich         zentrum werden auf unseren Social-Media-Kanälen
              weitere Aspekte           des Gamings, denn hier wird erfolgsorientiert und            sichtbar gemacht und prägen die Unternehmens-
              mit sich: Team-           zielgerichtet trainiert. Wie im klassischen Sport wird       gruppe als innovativen, modernen Arbeitgeber«, so
                                        zwischen Breitensport (in Vereinen oder Uniligen)            Marcel Kuhnert und Sebastian Wolfermann, die Ini-
              geist, Führungs-          und Profisport (Welt- und nationale Meisterschaf-            tiatoren des eSports-Leistungszentrums.
              kompetenzen,              ten, Bundesligen) unterschieden.                                Um E-Sport für Unternehmen nutzbar zu machen,
              strategisches               Fachkräftemangel ist noch immer präsent in Sach-           besteht seit diesem Jahr der E-Sport-Hub Sachsen-
                                        sen-Anhalt und Unternehmen müssen neue Wege ge-              Anhalt, ein Förderprojekt im Rahmen der Digitalen
              Denken und                hen, um ihre Zielgruppe zu erreichen. Ein Weg: jun-          Agenda. Auf Initiative des Hubs bietet Marius Lau-
              Handeln, aber             ge Menschen in ihrer Lebenswelt abholen. Was für             er im kommenden Jahr auch Webinare zu diesem
                                        ältere Generationen das Fernsehen ist, sind für die          Thema an. Lauer ist nicht nur Moderator und Kom-
              natürlich auch            Jungen Twitch oder Youtube. Geschaut werden Let`s            mentator von großen Turnieren, er übernimmt mit
              Spaß.«                    Plays, Turniere oder Streams von SpielerInnen - For-         seiner Firma RISE auch E-Sport-Produktionen und
                                        mate, in denen User anderen beim »Zocken« zuschau-           holte 2019 das Turnier »Rainbow Six - Castle Siege«
                                        en. Verrückt, mag man meinen, doch ist das in etwa           in die Festung Mark.
                                        vergleichbar mit Fußball. Man ist Fan einer Mann-            Informationen und Ansprechpartner des Hubs
                                        schaft, schaut Ligaspiele oder die Champions League.         gibt`s unter www.e-sport-hub.de.

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Digitalisierung in der Fitnessbranche
               I
                   m Rahmen der Digitalisie-             erhalten Stromimpulse. Ein Trai-       oder WhatsApp ermöglichen di-        Konzept der Mikrostores statt
                   rungsberatung der IHK Mag-            ner leitet dabei das Training an,      gitale Trainingseinheiten oder       Fitnessstudio einmalig. Wir pla-
                   deburg trifft die Beraterin           kontrolliert oder korrigiert die Be-   individuelle Beratungsgespräche      nen sogar einen neuen Standort
               Annett Gröger-Rost auch auf Un-           wegungsabläufe und steuert ge-         zu Gesundheit und Ernährung im       in Stendal. Die Kunden empfeh-
               ternehmen in Sachsen-Anhalt, die          zielt über ein Tablet Stromimpulse     Wohnzimmer des Kunden.               len uns gern weiter, aber trotzdem
               sich bereits vor der Corona-Pande-        auf die Muskeln. Eine EMS-Trai-           Und funktioniert es? Guido Kor-   suchen wir ständig nach neuen
               mie mit neuen Geschäftsmodellen           ningseinheit von 20 Minuten soll       tüm bestätigt: »Unsere Kunden        Vertriebswegen und Kundenan-
               aus der digitalen Welt beschäftigt        bis zu 2 Stunden konventionelle        nehmen unser Angebot sehr gut        sprachen.«
               und diese auch umgesetzt ha-              Workouts ersetzen. Und das alles       an. Bei uns ist der älteste Sport-      Aktuell wird die Website von
               ben. In der sehr schwierigen Zeit         nicht im Fitnessstudio - wie man       ler 75 Jahre alt und kommt auch      www.gymnow.de überarbeitet, da
               des Lockdowns — gerade für den            vermutet - sondern im Mikrostore       mit den neuen Medien gut klar.       ein Bezahlsystem mit Schnittstelle
               Dienstleistungssektor — kann die-         und auf neuen digitalen Wegen.         Das Trainieren im privaten Um-       zur Buchhaltung integriert werden
               ses nur helfen. Seit dem 2.11.2020          Die Dienstleistungen werden          feld, in unseren Mikrostores oder    soll. Die Kunden buchen über die
               sind Fitness und Sport nicht mehr         schon seit dem letzten Lock-           aktuell online über moderne Vi-      Website ihre Dienstleistung selbst,
               im gewohnten Umfeld der Stu-              down online angeboten. Guido           deotelefonie bietet viel zeitliche   das Zeitfenster für Trainingsein-
               dios möglich, doch ein Verzicht           Kortüm, studierter Sport- und          und örtliche Unabhängigkeit für      heiten oder auch Gutscheine zum
               auf angeleitete, sportliche Trai-         Betriebswirtschaftler und Inha-        die Kunden. Der Mix aus hochef-      Verschenken. Außerdem werden
               ningseinheiten muss nicht sein.           ber von GYM.NOW, hat sich vor          fizienten EMS-Trainingskonzep-       weitere digitale Konzepte für in-
                  Hier ein Beispiel aus Garde-           längerer Zeit mit Themen der Di-       ten, Flexibilität und Individuali-   dividuelle Trainings oder betrieb-
               legen. Das in 2019 gegründete             gitalisierung in der Gesundheits-      tät sowie modernen Medien hilft      liches Gesundheitsmanagement
               GYM.NOW bietet in der Altmark             und Fitnessbranche beschäftigt.        unseren Kunden, sportliche Ak-       vorbereitet.
               neben professioneller Ernährungs-         Die digitale Präsenz des Unterneh-     tivitäten ins Alltagsleben zu in-
               beratung, Personaltrainings für           mens erfolgt über die Website mit      tegrieren. In der Altmark ist das                  Annett Gröger-Rost
               Privat- und Firmenkunen auch              Onlineshop und dem regelmäßi-          kabellose EMS-Training und das
               das kabellose Elektronische-Mus-          gen Informationsaustausch in so-
               kel-Stimulationstraining (EMS)            zialen Medien wie Facebook oder
               an. Beim EMS tragen die Kun-              Instagram. Moderne Kommuni-
               den einen speziellen Anzug und            kationsmedien wie Teams, ZOOM

                                                                                                             Ihr Experte für
                                                                                                          Büro- und Hallenbau
Foto: Gymnow

               Steuergerät für das kabellose EMS-Gerät

               DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/20                                                                                                                  21
TITELTHEMA

»Verunsicherungen und das ständige
Schüren von Ängsten durch die
Politik sind das falsche Signal«
                                                 Wie schätzen Sie den Einfluss der                 Viele Versicherungsvermittler
                                                 Pandemie auf die Versicherungsbranche             beklagen sinkenden Umsatz. Benötigt
 Im Interview stellt                             ein? Welche Aufgaben leiten Sie daraus            die Branche spezielle Hilfen?
 Susanne Eva Dörrwand,                           für Ihre Arbeit im Ausschuss ab?                    Natürlich wird auch in unserer Branche wie
                                                   Aktuell trifft es unsere Branche deutlich         überall gern gejammert. Und wie man hört,
 IHK-Geschäftsführerin                             weniger hart als viele andere Unternehmen.        haben auch einige Versicherungsvermittler
 Handel, Dienstleistungen und                      Aber wir spüren die Probleme, die unsere          unter den ersten Eindrücken der Krise einen
                                                   Kunden durch die Corona-Einschränkun-             Antrag auf Soforthilfe gestellt.
 Unternehmensförderung,                            gen haben und - verstärkt durch den zwei-         Ich bin aber der Meinung, dass unsere Bran-
 Knut Winkelmann,                                  ten Lockdown - wohl auch noch länger ha-          che hier zum überwiegenden Teil nicht »för-
 Versicherungsmakler                               ben werden.                                       derfähig« war bzw. ist. Die prognostizierten
                                                   Auch wir haben durchaus mit sinkenden             Umsatzrückgänge liegen deutlich unter de-
 und Mitglied im IHK-                              Umsätzen zu kämpfen; allerdings hält sich         nen anderer Branchen. Daher sehe ich der-
 Dienstleistungsausschuss, vor.                    das aktuell im Rahmen. Ich denke aber, dass       zeit keine Notwendigkeit für spezielle Hil-
                                                   unsere Branche das zeitverzögert ab Januar        fen für unsere Branche. Das schließt aber
                                                   2021 stärker spüren wird. Denn dann kom-          nicht aus, dass es einzelne Härtefälle geben
                                                   men die Auswirkungen des Geschäftsjah-            kann. Allerdings sollten wir mit den staat-
Herr Winkelmann, was motiviert Sie als             res 2020 auch in den Versicherungsverträ-         lichen Hilfen eher diejenigen unterstützen,
Unternehmer, sich ehrenamtlich im IHK-             gen der Kunden zum Tragen. Und auch die           die es am nötigsten haben. Das ist eine Fra-
Dienstleistungsausschuss zu engagieren?            drohenden Firmeninsolvenzen sind nicht zu         ge der Solidarität. Die gesetzlichen Maßnah-
  Als Versicherungsmakler entwickle ich mit        vergessen. Ich persönlich halte den zweiten       men sollen dort helfen, wo von heute auf
  unserem Unternehmen Dr. Winkelmann &             Lockdown für völlig überzogen. Wir müssen         morgen vollständig die Existenz wegzubre-
  Partner Assekuranzmakler GbR Versiche-           aufpassen, dass wir nicht die Wirtschaft dau-     chen droht - Ladenbesitzer, Gastronomen,
  rungslösungen und -strategien für den ge-        erhaft schädigen und noch dazu das soziale        Kunst- und Kulturbranche, Unternehmen
  werblichen als auch privaten Risikobereich.      Leben völlig lahmlegen. Die Menschen wol-         in der Tourismusbranche und andere. Und
  Konkret berate ich Kunden zu den Mög-            len leben, nicht nur überleben.                   die Hilfen sollten auch bei den kleinen und
  lichkeiten der Absicherung über Versiche-        Ich finde es gut, dass die Politik eine fi-       mittleren Unternehmen ankommen. Momen-
  rungslösungen.                                   nanzielle Unterstützung für die Unterneh-         tan hat man eher das Gefühl, dass hier nur
  Als Mitglied im Dienstleistungsausschuss         men gewährt, die im November schließen            die Großkonzerne richtig profitieren.
  kann ich der Versicherungsbranche im ge-         müssen. Aber erstens stellt sich doch die
  samtwirtschaftlichen Kontext eine Stimme         klare Frage: Woher kommt das Geld? Die          Die Versicherungsbranche ist ein
  geben, um Meinungen und Interessen der           öffentlichen Kassen sind doch seit dem ers-     Serviceanbieter, und Service muss
  Wirtschaft in die Köpfe der Politik und Ver-     ten Lockdown leer. Es sind also Steuermit-      finanziert werden. Aus Kostengründen
  waltung zu transportieren und Prozesse zu        tel oder Kredite.                               vermeiden viele Unternehmer einen
  beschleunigen.                                   Und zweitens haben durch den Lockdown           erforderlichen Versicherungsschutz.
  Ich vertrete den Grundsatz des ehrbaren          und die damit verbundene Unsicherheit auch      Welche Risiken sollten Ihrer Meinung
  Kaufmanns. Auf meine tägliche Arbeit be-         die Unternehmen erhebliche Einbußen, die        nach unbedingt abgesichert werden? Gibt
  zogen, liegen mir Wohl und Absicherung           nicht schließen müssen. Auch dort sind Um-      es den optimalen Versicherungsschutz?
  der Wirtschaft und ihrer Akteure am Her-         satzeinbußen zu verzeichnen, brechen Auf-         Wenn Sie unter »optimal« verstehen, ob es
  zen. Diesen Grundsatz und meine fachliche        träge weg oder gleich ganze Kundenbezie-          eine pauschale, einheitliche Lösung für alle
  Kompetenz werde ich in die Ausschussar-          hungen. Wer ersetzt diese Verluste? Diese         Unternehmen gibt, dann lässt sich das ganz
  beit einbringen und authentisch abbilden.        Verunsicherung und das ständige Schü-             klar mit »Nein« beantworten. Jedes Unter-
  Ich verspreche mir von der Ausschussarbeit,      ren von Ängsten durch die Politik sind das        nehmen muss individuell betrachtet werden.
  ȟber den Tellerrand der betriebswirtschaft-     falsche Signal. Es fehlt oft an klarer Kom-       Aus der speziellen Situation entstehen genau
  lichen Notwendigkeiten hinausblicken zu          munikation. Auch hier sind wir im Dienst-         wie aus der Tätigkeitsart anders geartete Ri-
  können«, auf ein breit aufgestelltes Netz-       leistungsausschuss gefragt, unsere Stimme         siken, die es abzusichern gilt. Ein Bürobe-
  werk unterschiedlicher Interessenlagen zu        einzubringen und den Kontakt zur Politik          trieb hat einen ganz anderen Absicherungs-
  treffen und neue Anregungen zu erhalten.         zu suchen.                                        bedarf als ein produzierendes Unternehmen

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Das
                                ße
                         gro rungs-
                         s i c he w
                      Ver tervie
                                                             Knut Winkelmann,
                                                             Versicherungsmakler und

                         In                                  Mitglied im
                                                             IHK-Dienstleistungsausschuss

                                                                 mit einem teuren Maschinenpark oder ein
                                                                 Freiberufler. Und da kommen wir als Mak-
                                                                 ler ins Spiel; denn wir haben durch unseren
                                                                 Marktüberblick die Erfahrung, um hier auch
                                                                 die jeweils passenden Anbieter unter den
                                                                 Versicherungsgesellschaften auszuwählen.
                                                                 Nicht jeder Versicherer passt zu jeder Bran-
                                                                 che. Wenn Sie als Unternehmerin oder Un-
                                                                 ternehmer hier den falschen Partner wählen,
                                                                 stehen Sie ganz schnell ohne den richtigen
                                                                 Versicherungsschutz da, weil eventuell ele-
                                                                 mentare Leistungsbausteine fehlen. Das mer-
                                                                 ken Sie dann leider oft erst im Schadensfall
                                                                 und damit viel zu spät. Und noch eins: Sie
                                                                 glauben gar nicht, wie groß die preislichen
                                                                 Unterschiede bei vergleichbaren Leistungen
                                                                 zwischen den einzelnen Versicherungsgesell-
                                                                 schaften trotzdem noch sein können. Selbst
                                                                 wenn der Versicherungsschutz stimmt, kann
                                                                 es sein, dass sie deutlich zu viel dafür be-
                                                                 zahlen.
                                                                 Abhängig von der jeweiligen Unternehmens-
                                                                 situation empfehle ich immer eine sorgfäl-
                                                                 tige Risikoanalyse. Dadurch können wir als
                                                                 Makler gemeinsam mit dem Kunden die Ri-
                                                                 siken definieren, die existenzbedrohend sind
                                                                 und daher als Erstes abgesichert werden soll-
                                                                 ten. So lassen sich die Risiken nach ihren
                                                                 drohenden finanziellen Folgen und ihrer Ein-
                                                                 trittswahrscheinlichkeit betrachten und klas-
                                                                 sifizieren.
                                                                 Neben der Abdeckung der betrieblichen Ri-
                                                                 siken ist aber auch die passende persönli-
                                                                 che Absicherung für die Unternehmerin bzw.
                                                                 den Unternehmer selbst; aber auch für die
                                                                 Beschäftigten wichtig. Punkte wie eine be-
                                                                 triebliche Altersversorgung oder eine betrieb-
                                                                 liche Krankenversicherung werden heute als
                                                                 »soft skills« bei der Suche nach guten Mit-
                                                                 arbeitern immer wichtiger.

                                                                Das Interview vermittelt einen kleinen Einblick
                                                                in die Komplexität und Notwendigkeit des The-
Foto: IHK Magdeburg

                                                                mas Versicherungsschutz. Weitere Informatio-
                                                                nen finden Sie unter www.magdeburg.ihk.de,
                                                                Dok.-Nr.: 4813788

                      DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/20                                                    23
TITELTHEMA

IN OTTOS ZUKUNFTSLABOR

Grundlagen der
digitalen Welt entdecken
von SANDRA FISCHER

D
         ie digitale Transformation wird unsere   Lehren begeistern und dies als Multiplikato-
         Lebenswelten in naher Zukunft kom-       ren weitergeben.
         plett durchdringen. In zunehmendem          Durch Vor-Ort-Schulungen und Webinare
Maße werden Roboter und Computer Unter-           erhalten die Lehrkräfte durch uns Unterstüt-
stützungsaufgaben für den Menschen in der         zung, um das Thema Digitalisierung im Unter-
Arbeitswelt, im öffentlichen Leben aber auch      richt umzusetzen. Lehrkräfte würden passende
im Freizeitbereich übernehmen. Je früher auch     Weiterbildungen nutzen, wenn die Schulun-
digitale Grundlagen vermittelt werden, je lang-   gen auf die technischen Gegebenheiten der
fristiger erfahren wir eine Stärkung in diesem    Schule zugeschnitten sind bzw. direkt an der
Bereich. Bedarfsgerecht Digitalisieren ist das    Schule stattfinden. Über eigene Angebote und
wichtigste Thema, das derzeit die Bildungs-       Angebote mit anderen Partnern, wie über die
landschaft in Sachsen-Anhalt beschäftigt. Der     Webakademie Sachsen-Anhalt, bieten wir On-
Aufgabe, die Digitalisierung unseres Landes       line-Unterricht wie Programmierkurse in ver-
voranzutreiben, stellt sich eine Kooperations-    schiedenen Programmiersprachen an. Wir stel-
partnerschaft der FINSOTEC gemeinsam mit          len auf einer Plattform Aufgaben bereit, die
der Otto-von-Guericke- Stiftung. FINSOTEC         dem jeweiligen Kenntnisstand der Lernenden
bietet auf dem Gebiet der Robotik mit LEGO        entsprechen, wobei die Aufgaben jederzeit ab-
Mindstorms Roboterkurse für alle Altersklas-      gerufen werden können. Auch die rasanten
sen an, angefangen im Kindergarten mit Vor-       Veränderungen in der Arbeitswelt stellen uns
schulkindern, in der Grundschule und in den       immer wieder vor neue Herausforderungen:
weiterführenden Schulformen. Zusätzlich zu        Die Arbeitswelten ändern sich, aber nicht über-
diesen Kursen gibt es aber auch Workshops         all auf gleiche Art und Weise. Manche Berufs-
und Weiterbildungen speziell für Lehrkräfte,      profile werden verschwinden oder vollkommen        Roboter bauen und programmieren sind
Eltern und alle Interessierten. Aus der Viel-     neu gedacht werden müssen. Die Arbeitswel-         Grundlagen der Roboterkurse.
zahl von Bausätzen auf Microcontrollerbasis,      ten der Zukunft, in die Schüler eingebunden
die didaktisch hervorragend geeignet sind, um     sein werden, sehen anders aus als heute. Le-
Kinder und Jugendliche spielerisch an die The-    benslanges Lernen wird zu einer Kernkompe-
men Elektrotechnik, Maschinenbau, Informatik      tenz. Durch unser Angebot und eine enge Ko-                     Schüler sollen aus einer Vielzahl von
und Naturwissenschaften heranzuführen, wer-       operation mit anderen Vereinen und Akteuren             Möglichkeiten ein attraktives Angebot finden.
den ausgewählte Themen vorgestellt.               wird dafür Sorge getragen, dass Jugendliche
                                                  bei der Wahl und Entscheidung für zukunfts-
                                                  trächtige MINT-Berufe unterstützt und beglei-
Höhere Mitarbeit im Unterricht                    tet werden. Kinder, Jugendliche und Auszubil-
durch Einsatz digitaler Medien                    dende erhalten die Chance, ihre Fähigkeiten
Die Schule und der Unterricht müssen auf          und Kompetenzen im Umgang mit moderner
das Studium und das bevorstehende Arbeits-        Technik auszubauen und parallel erhalten sie
leben vorbereiten und die wichtigsten Grund-      eine wichtige Orientierungshilfe für ihre spä-
lagen vermitteln. Dazu gehört in der heutigen     tere Studien- und Berufswahl.
Zeit auch der Umgang mit digitalen Medien.
Umfragen unter Lehrern haben ergeben, dass
durch den Einsatz digitaler Medien eine höhe-     Treffpunkt und Trainingslager für
re Mitarbeit im Unterricht erreicht wurde, pro-   Roboter AGs in Sachsen-Anhalt
aktives Lernen gefördert wird und das Verste-     Einer unser wichtigsten Kooperationspartner
hen der Lerninhalte unterstützt wird. Oftmals     ist die Otto-von-Guericke-Stiftung mit OT-
wird das Internet im Unterricht für Recherche-    TOs Zukunftslabor. Während in einem Schü-
Arbeiten und zum anschaulichen Erklären mit       lerlabor die physikalischen Projektarbeiten, die
Hilfe von Videos eingesetzt. Von zentraler Be-    sich an Otto von Guerickes Magdeburger Ver-
deutung dabei ist, dass sich Lehrkräfte auf Un-   suchen und naturwissenschaftlichen Denk-
terricht und Pädagogik konzentrieren können,      und Arbeitsweisen orientieren, digital erfasst
aber sich gleichzeitig für digitales Lernen und   und dargestellt werden können, ist das

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