MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT
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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT Das Magazin der IHK Halle-Dessau ⁄⁄ Oktober 2018 Titelthema EZ-Scout an der IHK Halle-Dessau: Markteinstieg in Entwicklungs- IHK-VOLLVERSAMMLUNGS- WEITERHIN WENIGER FLEPRO FLEISCH- und Schwellenländer WAHL 2018: GRÜNDUNGEN UND WURSTWAREN Nutzen Sie Ihr Wahlrecht – IHK legt vierten Insolvente Firma entscheiden Sie mit! Gründerreport vor neu ausgerichtet Entschlossen geschlossen das Erfolgsmodell „duale Berufsausbildung“ zukunftssicher gestalten: Dies haben sich IHK Halle-Dessau und Handwerks- kammer Halle (Saale) auf die Fahnen geschrieben. Bei der gemeinsamen Fachtagung Mitte Septem- ber 2018 diskutierten dies rund 150 Bildungs- experten, unter ihnen IHK-Präsidentin Carola Schaar (großes Bild unten, Mitte), hier mit Handwerks- kammerpräsident Thomas Keindorf (rechts) und Landesbildungsminister Marco Tullner (links). Mit dem Pilotprojekt „Prox-e-Genius“ zum Aufbau einer virtuellen Lern- umgebung will Christian Kümmling Ausbildungsinhalte modernisieren und dem Arbeitsalltag anpassen. Der Berufsschullehrer an den Berufsbil- denden Schulen „Friedrich List“ in Halle (Saale) stellte das Konzept auf der Fachtagung vor (siehe Seite 8 ). www.halle.ihk.de www.unternehmer-waehlen.de
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Auf ein Wort 1 Auf ein Wort Chancen nutzen und den digitalen Wandel gestalten Duale Berufsausbildung: Zeit zu streiten Das neue Ausbildungsjahr hat begonnen gemacht werden! Beim Ziel herrscht und die heimische Wirtschaft ist – wie- weithin Einigkeit, nur auf dem richtigen der einmal – mit einem blauen Auge da- Weg sind leider noch nicht alle Akteure. vongekommen: Immerhin knapp 3.500 Jugendliche haben sich bis Ende Au- gust für den Berufsstart in einem IHK- Berufsorientierung Betrieb entschieden. Das sind genauso verstärken! viele wie im Vorjahr – aber immer noch deutlich weniger als Sie, unsere Unter- Fakt ist: Die Berufswahlkompetenz der nehmen, wirklich brauchen. Seit meh- jungen Menschen lässt oft zu wünschen reren Jahren schon melden uns rund übrig. Zwar sind weitreichende Ent- die Hälfte der Ausbildungsbetriebe zu- scheidungen in ganz jungen Jahren rück, dass sie nicht alle Lehrstellen be- schwierig. Aber ein Bachelorstudium setzen können. aus Verlegenheit etwa kann nicht die beste Wahl sein, wenn die Karriere- und Und wir wissen: Die fehlenden Azubis Verdienstmöglichkeiten vieler Lehrbe- von heute sind der verschärfte Fach- rufe oftmals besser, aber nicht genug und Arbeitskräftemangel von morgen. bekannt sind. Deshalb fordern wir unter anderem ve- Die vielzitierte „demografische Falle“ Natürlich muss und wird auch die Wirt- hement das Azubi-Ticket auch für Sach- kann dazu führen, dass immer mehr Fir- schaft bei den Jugendlichen intensiver sen-Anhalt und haben bei der Landes- men Aufträge ablehnen müssen, weil für die duale Ausbildung werben. Aber regierung einen klaren Fahrplan dafür das Personal knapp ist. wenn manches Gymnasium im Land bis zum Jahresende 2018 angemahnt. die – inzwischen vorgeschriebene (!) – Und sollten die Berufsschulwege wo- Unsere Devise: Berufsorientierung schleifen lässt, dann möglich noch länger werden, gehen wir darf man das ruhig skandalös nennen. auf die Barrikaden. „Entschlossen Wir werden weiterhin darauf pochen, geschlossen“ dass diese Vorgabe durchgesetzt und Unbestritten müssen wir Kammern – nicht etwa aus „Standesdünkel“ mehr gemeinsam mit anderen – auch manche Weil nicht nur die IHK-Betriebe mit die- oder weniger ignoriert wird. Strukturen und Inhalte der dualen Be- sem Problem ringen, machen wir uns im rufsausbildung verbessern, beispiels- Schulterschluss mit den beiden Hand- weise mehr E-Learning-Elemente sinn- werkskammern im Land sowie mit Barrieren abbauen – statt voll einbinden. Das geschieht durchaus unserer Schwesterkammer, der IHK weitere aufzurichten! auch bereits, wie Sie sich in diesem Heft Magdeburg, auf den steinigen Weg des überzeugen können. Aber das Ziel muss Gegensteuerns. Warum steinig? Nun, Und: Wer schon in Ausbildung ist, soll dabei immer sein, die Ausbildung besser leider müssen wir bei diesem Thema natürlich möglichst bei der Stange blei- zu machen und nicht – beispielsweise – streiten. Der Alarmruf, den wir im Som- ben. Das heißt: Überflüssige Belastun- vor dem Berufsschullehrermangel zu ka- mer – nicht zufällig an einem Freitag, gen gehören beseitigt, unvermeidbare pitulieren. den 13. – abgesetzt haben, ist zwar ge- zumindest abgefedert. Es ist doch ab- Es ist also an der Zeit, aktiv zu werden, hört worden. Damit er aber auch erhört surd, wenn heute jeder fünfte Azubi an sich einzubringen und wo erforderlich wird, ist weiterer Druck erforderlich. der nächstgelegenen Berufsschule für zu streiten! Wenn es etwa um kurz- und mittelfris- seinen Ausbildungsgang vorbei und im tige Maßnahmen geht, stoßen wir auf Schnitt 25 Kilometer weiter fahren Widerstände. muss, nur weil er beispielsweise im „fal- Dabei ist die Aufgabe für Politik, Wirt- schen“ Landkreis wohnt. Hier sollte der schaft und Gesellschaft glasklar: Die Amtsschimmel das Wiehern einstellen – Carola Schaar Prof. Dr. Thomas Brockmeier duale Berufsausbildung muss attraktiver und zwar möglichst schnell! Präsidentin Hauptgeschäftsführer
Die Themen ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 2 Die Themen 1 Editorial 19 Regionalreport 45 Service 3 Panorama 19 ⁄⁄ AUS DER REGION 45 ⁄⁄ UNTERNEHMENSBÖRSE 4 Vollversammlungs- 27 Praxiswissen 45 ⁄⁄ GEWERBEFLÄCHENBÖRSE wahl 2018 27 ⁄⁄ STANDORTPOLITIK 45 ⁄⁄ GESCHÄFTSANGEBOTE 6 IHK-Report 30 ⁄⁄ STARTHILFE- UND AUSLÄNDISCHER UNTERNEHMEN 06 ⁄⁄ DIE WIRTSCHAFTLICHE UNTERNEHMENS- 46 Bekanntmachungen ZUKUNFT DER REGION FÖRDERUNG 46 ⁄⁄ BESCHLÜSSE DER SICHERN 32 ⁄⁄ AUS- UND IHK-VOLLVERSAMMLUNG 08 ⁄⁄ DIE DUALE BERUFSAUS- WEITERBILDUNG 47 ⁄⁄ BEKANNTMACHUNG GEMÄSS BILDUNG WEITERBRINGEN 33 ⁄⁄ INNOVATION UND § 22 DER SACHVERSTÄNDIGEN- 15 Branchenreport UMWELT ORDNUNG DER IHK 15 ⁄⁄ HANDEL 38 ⁄⁄ INTERNATIONAL 48 Vorschau 17 ⁄⁄ TOURISMUS 40 ⁄⁄ RECHT UND FAIR PLAY 48 ⁄⁄ TERMINKALENDER 44 Namen & Nachrichten 48 ⁄⁄ IMPRESSUM 48 ⁄⁄ BILDNACHWEIS 04 ⁄⁄ IHK-Vollversamm- 09 ⁄⁄ Titelthema 23 ⁄⁄ Flepro Fleisch- und lungswahl 2018: Nutzen EZ-Scout: Neues Wurstwaren: Insolvente Sie Ihr Wahlrecht! Angebot bei der IHK Firma neu ausgerichtet Die IHK-Vollversammlungswahl 2018 Das Know-how sachsen-anhaltischer Welche Vorteile der Kauf einer insol- befindet sich in der heißen Phase: Noch Unternehmen ist weltweit gefragt. Aber venten Firma bringen kann, zeigt der bis zum 22. Oktober 2018, 16.00 Uhr, Vorhaben in Afrika, Asien oder Latein- Fall der Flepro Fleisch- und Wurstwaren können Sie Ihre Stimme abgeben. So amerika sind oft mit wirtschaftlichen Bernburg. Das in Zahlungsunfähigkeit entscheiden Sie mit, wer Ihre Unter- Risiken verbunden – und so bleiben geratene Unternehmen wurde im No- nehmerinteressen in den nächsten fünf Chancen vielfach ungenutzt. Förder- vember 2016 von der Bürgerhaus Lütz- Jahren in der IHK-Vollversammlung ver- programme der deutschen Entwick- schena GmbH aus Leipzig erworben. Als treten soll. Warum Sie Ihr Wahlrecht lungszusammenarbeit (EZ) können da- Niederlassung dieser und nach wie vor nutzen sollten und warum Sie davon bei helfen. Die IHK will hier Orientierung unter seinem seit 1958 weithin be- profitieren – hierzu sprach die „Mittel- geben. Seit Juli 2018 unterstützt EZ- kannten Markennamen startet Flepro deutsche Wirtschaft“ mit zwei Unter- Scout Katy Schröder Unternehmen da- jetzt richtig durch – mit einem klaren nehmern aus der Region. bei, ihre Projektideen umzusetzen. Konzept zur Neuausrichtung.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Das Panorama 3 Rückkehrertage für Fachkräfte am 27. Dezember 2018 Leben und arbeiten in der Heimat: Fachkräfte, die einst ihre Hei- mat verlassen haben und nun den Wunsch hegen wieder zu- rückzukehren, können an den sogenannten Rückkehrertagen mit hier ansässigen Firmen in Kontakt treten. Diese wiederum können die Plattform nutzen, um neue qualifizierte Mitarbeiter zu ge- winnen. Nach der erfolgreichen Premiere im letzten Jahr laden am 27. Dezember 2018 vier sachsen-anhaltische Städte erneut dazu ein. Veranstaltungsorte: 10 bis 13 Uhr in der Zörbiger Straße 21c in 06749 Bitterfeld-Wolfen, 13 bis 16 Uhr in der Albrechtstraße 48 in 06844 Dessau-Roßlau, 10 bis 13 Uhr in der Schlossfreiheit 12 Aufsteiger des Jahres: TESVOLT gewinnt in 39261 Zerbst/Anhalt und 10 bis 14 Uhr in der Mauerstraße 18 in 06886 Lutherstadt Wittenberg. Gründerpreis Das junge Unternehmen TESVOLT aus Wittenberg räumte beim bundesweiten Deut- schen Gründerpreis 2018 ab und gewann in der Kategorie Aufsteiger des Jahres. Mit Fachmesse und -kongress für ihren selbst entwickelten hocheffizienten Stromspeichern leisten die Schulfreunde und Gründer Daniel Hannemann und Simon Schandert einen wichtigen Beitrag zur Betriebliches Gesundheits- Energiewende. Ihr weltweit einzigartiges Produkt überzeugte die Jury – und nicht management nur diese. Mittlerweile hat das erst 2014 gegründete Unternehmen Kunden in der ganzen Welt. Das neuartige Batteriemanagementsystem sorgt dafür, dass Batterie- zellen immer bestmöglich be- und entladen und der gespeicherte Strom dadurch Unternehmen, die betriebliches Gesundheitsmanagement ein- vollständig genutzt werden kann. Innovativ ist aber auch das Schulungs- und Mo- setzen, steigern die Leistung und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter nitoringsystem, das den Installateuren ermöglicht, sich über das Internet mit der und können von reduzierten Fehlzeiten profitieren. Die Leipziger Zentrale in Deutschland zu verbinden, während sie Batteriespeicher in entlegenen Messe startet am 19. und 20. November 2018 zu diesem Thema Gegenden auf der Welt in Betrieb nehmen. Für ihre Idee wurden die beiden Grün- ein neues Veranstaltungsformat. Die Kombination aus Fachmes- der bereits im Sommer dieses Jahres beim Wettbewerb „Digitale Erfolgsgeschich- se und Fachkongress bietet Unternehmensentscheidern Gelegen- ten aus Sachsen-Anhalt“ der Wirtschaftskammern des Landes ausgezeichnet. Die heit, sich umfassend über Angebote und Fördermöglichkeiten zu „Mitteldeutsche Wirtschaft“ berichtete ausführlich in der Juni-Ausgabe. informieren und sich auszutauschen. Weitere Informationen unter www.bgmpro.de Das Panorama Erfolgreiche Jungunternehmer aus Dessau-Roßlau gesucht! Kleinunternehmen und Freiberufler, die sich nach einer erfolg- Chemiepark lädt zur Standortmesse reichen Startphase am Markt etabliert haben, können sich noch bis zum 30. November 2018 für einen Gründerpreis der Stadt am 24. Oktober 2018 Dessau-Roßlau bewerben. Interessierte sollen dafür einen Teil- nahmebogen (zu finden unter www.gründen-in-dessau.de) aus- Rund 90 Aussteller präsentieren am 24. Oktober 2018 von 10.00 bis 16.00 Uhr auf füllen und per Post oder E-Mail zurückschicken. Zur Teilnahme dem Chemiepark-Forum in Bitterfeld-Wolfen ihr umfangreiches Leistungsspektrum aufgefordert sind Beteiligte von Unternehmensnachfolgen, von und stellen neue Technologien und Verfahren für die Chemieindustrie vor. Die Gründungen im Nebenerwerb sowie von Gründungen aus der Fachmesse für industrienahe Dienstleistungsunternehmen ist eine gute Gelegenheit, Arbeitslosigkeit. Die Stadt möchte so in Zusammenarbeit mit der sich zu vernetzen und neue Geschäftsbeziehungen zu knüpfen. Auch die IHK Halle- IHK Halle-Dessau, dem Wirtschafts- und Industrieclub Anhalt e. V., Dessau wird vertreten sein und die Ergebnisse einer Befragung zur Industrieak- den Wirtschaftsjunioren und der Hochschule Anhalt herausra- zeptanz im südlichen Sachsen-Anhalt vorstellen. Der Messekatalog steht unter gende Leistungen von Unternehmensgründern aller Branchen www.chemiepark.de zum Download bereit. Der Eintritt für Besucher ist kostenfrei. würdigen.
Vollversammlungswahl 2018 ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 4 Vollversammlungswahl 2018 Nutzen Sie Ihr Wahlrecht – entscheiden Sie mit! Die IHK-Vollversammlungswahl 2018 befindet sich in der heißen Phase: Noch bis zum 22. Oktober 2018, 16.00 Uhr, können Sie Ihre Stimme abgeben. So entscheiden Sie mit, wer Ihre Unterneh- merinteressen in den nächsten fünf Jah- ren in der IHK-Vollversammlung vertre- Der schnelle Weg zum ten soll. Die offiziellen Wahlunterlagen Wahlfilm: mit Ihrem Stimmzettel für Ihre Wahl- gruppe und Ihren Wahlbezirk haben Sie bereits per Post erhalten. Die Kandida- tenübersicht finden Sie in der Septem- berausgabe der „Mitteldeutschen Wirt- schaft“ und unter www.unternehmer- waehlen.de (Rubrik „Wer kandidiert?“). Dr. Michael Heinemann, geschäftsführender Gesellschafter der WHG Weißenfelser Handels-Gesellschaft mbH und Christina Lich, Inhaberin von Lich’s Weinstube in Halle (Saale) haben ihre Stimme schon Hier erfahren Sie auch, wie Sie Ihre abgegeben. In einem Film auf der Wahlwebsite www.unternehmer-waehlen.de erläutern sie, warum Stimme abgeben können. es sich lohnt, sein Wahlrecht zu nutzen. Im Gespräch mit zwei Unternehmern aus der Region Warum Sie als Unternehmerin und Un- wir – sind entscheidend darauf ange- Wenn wir, die Unternehmerschaft, nicht ternehmer Ihr Wahlrecht nutzen sollten wiesen, dass die wirtschaftlichen Rah- über die IHK-Vollversammlung für un- und warum Sie davon profitieren – hier- menbedingungen stimmen. Es ist wich- sere Belange eintreten, dann wird es zu sprach die „Mitteldeutsche Wirt- tig, dass sich eine einflussreiche Orga- niemand anders für uns tun. schaft“ mit zwei Unternehmern aus der nisation wie die IHK für uns Unterneh- Region. Christina Lich, Inhaberin von merinnen und Unternehmer einsetzt. Was bringt das konkret? Lich’s Weinstube in Halle (Saale) und Dr. Wer sonst adressiert etwa das Thema Heinemann: Eine Menge: Die IHK sorgt Michael Heinemann, geschäftsführen- Fachkräfte gegenüber Politik und Ge- etwa für eine gute Berufsausbildung, da- der Gesellschafter der WHG Weißen- sellschaft? von profitiert die gesamte Wirtschaft. Als felser Handels-Gesellschaft mbH. unser Lobbyist kämpft sie unter anderem Herr Heinemann, als gestandener Un- für eine bessere Infrastruktur, ob es nun Frau Lich, Sie führen seit 2017 ge- ternehmer arbeiten Sie schon lange um Schienen, Straßen, Wasserstraßen meinsam mit Ihrem Mann „Lich’s mit der IHK zusammen. Wie sehen oder auch die Datenautobahnen geht. Weinstube“. Was versprechen Sie sich Sie es? als Jungunternehmerin von der IHK- Michael Heinemann: Ganz genauso. … und das zahlt sich aus? Vollversammlung? Ich möchte noch ergänzen: Die Vollver- Heinemann: Aber ja. In der vergange- Christina Lich: … eine hoffentlich star- sammlung sind wir selbst. Viele Kolle- nen Wahlperiode etwa haben sich die ke Stimme, die für meine Interessen ginnen und Kollegen aus den verschie- ostdeutschen IHKn unter anderem dafür spricht! „Lich’s Weinstube“ ist zwar ein denen Branchen und Regionen stellen eingesetzt, die vor allem im Osten viel Traditionslokal, aber ein junges Unter- sich für dieses ehrenamtliche Mandat zu hohen Netzentgelte zu reduzieren. nehmen. Wir – aber natürlich nicht nur zur Wahl. Es ist, wie Frau Lich sagt: Diese werden jetzt schrittweise bun-
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Vollversammlungswahl 2018 5 desweit umgelegt. Damit wurden die wer wieviel Beitrag zahlt, wofür die IHK viele Mitglieder einbringen, ist die IHK Wettbewerbsnachteile für viele hiesige dieses Geld dann ausgibt und wofür noch näher an den Wünschen und Be- Unternehmen abgebaut. nicht. Ich finde das schon ziemlich ent- dürfnissen der regionalen Wirtschaft. scheidend! Lich: Ich kann Ihnen aus eigener Er- Ihr Fazit? Kontakt fahrung sagen, dass gerade Existenz- Noch bis zum 22. Oktober 2018 Lich: Seien Sie dabei. gründer von den Beratungsangeboten (16.00 Uhr) können Unternehmer aus IHK-Serviceteam Wahl IHK Halle-Dessau der IHK profitieren. Ich finde es außer- der Region ihre Stimme abgeben – Heinemann: Und tragen Sie die Bot- Wahlausschuss dem richtig, dass sich die IHK auch für warum kommt es dabei auf jeden Ein- schaft weiter! Franckestraße 5 eine effektive Wirtschaftsförderung zelnen an? 06110 Halle (Saale) einsetzt. Heinemann: Damit die IHK mit einer Tel. 0345 2126-100 starken Stimme sprechen kann, ist es Fax 0345 212644-100 wahlausschuss@ Und darüber bestimmt die Vollver- wichtig, die Vollversammlung mit ei- halle.ihk.de sammlung? nem überzeugenden Mandat auszu- www.unternehmer- Heinemann: So ist es. Die Vollver- statten! Dabei kommt es auf jede Stim- waehlen.de sammlung ist, wenn Sie so wollen, das me an. Denn je mehr Unternehmerinnen Parlament der regionalen Wirtschaft. und Unternehmer mitmachen, desto Nicht in dem Sinne, dass es dort Koali- stärkeres Gewicht hat die IHK gegen- tions- und Oppositionsparteien gibt. über Verwaltung, Politik und Gesell- Aber alle Branchen und Regionen sind schaft. hier repräsentiert. Die Unternehmens- vertreter tagen viermal im Jahr, bestim- Lich: Zudem kann jeder einzelne Un- men in den nächsten fünf Jahren die ternehmer mit seiner Stimme entschei- Richtung, in welche die Arbeit gehen den, welcher Kandidat seine Unterneh- soll, und natürlich die wirtschaftspoliti- merinteressen für seine Wahlgruppe schen Positionen der IHK. und seinen Wahlbezirk in der nächsten Wahlperiode vertreten soll. Es geht also Alle Details zur Wahl und die Kandidatenüber- sicht finden Sie in der Septemberausgabe der Lich: Nicht zuletzt entscheidet die Voll- um das eigene Unternehmen genauso „Mitteldeutschen Wirtschaft“ und unter versammlung über die Finanzen – also wie um die gesamte Region. Wenn sich www.unternehmer-waehlen.de. So wählen Sie in 5 Schritten (Eingang bei der IHK bis zum 22. Oktober 2018, 16.00 Uhr)
Der IHK-Report ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 6 Der IHK-Report IHK-Vollversammlung: Die wirtschaftliche Zukunft der Region sichern! Eine breite Themenagenda arbeiteten die Mitglieder der IHK-Vollversamm- lung Ende September 2018 bei ihrer Herbstsitzung ab. Sie verabschiedeten nicht nur den Jahresabschluss für 2017, sondern befassten sich intensiv mit der Frage, wie die wirtschaftliche Zukunft der Region gesichert werden kann – von A wie Ausbildung bis Z wie Zukunft des Unternehmertums. Unternehmergeist wecken Erkannte Probleme aktiv anzugehen, Mit ihren inhaltlichen Positionen bringt sich die IHK-Vollversammlung regelmäßig in die wirtschafts- dafür steht die IHK-Vollversammlung. politische Diskussion ein. So mahnte sie in der Septembersitzung an, den vorgelegten Entwurf eines Kontakt Um etwa das Unternehmerbild in der Mittelstandsförderungsgesetzes in Sachsen-Anhalt wirtschaftsfreundlicher auszugestalten. Außerdem forderten die Unternehmensvertreter: Die anstehende Reform der Grundsteuer solle ohne weitere IHK Halle-Dessau Öffentlichkeit zu verbessern, gab sie den bürokratische Lasten aufkommensneutral umgesetzt werden. Leiterin Büro Präsidentin Startschuss für die Initiative „Unter- und Hauptgeschäftsführer Cordula Henke nehmer machen Schule“: In 32 weiter- „Wir versprechen uns davon langfristig Duale Ausbildung stärken Tel. 0345 2126-245 führenden Schulen aus Halle (Saale), mehr Unternehmergeist in unserer Re- chenke@halle.ihk.de dem Saalekreis und dem Burgenland- gion“, erklärt IHK-Präsidentin Carola IHK-Präsidentin Carola Schaar warnte kreis werden gestandene Firmeninhaber Schaar, „denn den brauchen wir drin- vor den Folgen des demografischen vermitteln, wie es ist, einen Betrieb zu gend!“ Die IHK beobachte seit Jahren, Wandels in der Region: Nicht nur Grün- führen. Die Schüler im Süden Sachsen- dass immer weniger Gründer den Weg der und Nachfolger fehlten, sondern Anhalts könnten so die heimische Wirt- in die Selbstständigkeit finden und vie- auch die Fach- und Arbeitskräfte – dies schaft hautnah im regulären Unterricht le Senior-Unternehmer vergeblich nach werde sich bereits mittelfristig rächen. erleben. einem geeigneten Nachfolger suchen. Die IHK habe deshalb gemeinsam mit der Handwerkskammer Halle (Saale) einen Alarmruf abgesetzt: Die gewerb- lichen Kammern könnten ihrer Verant- wortung, für gut ausgebildete Fach- kräfte in der Wirtschaft zu sorgen, nicht mehr voll gerecht werden! Die Präsidentin erklärte: „Das politische und gesellschaftliche Umfeld sorgt für Barrieren, die wir alleine nicht beiseite räumen können.“ Eine Konsequenz ist für sie klar: „Wir rufen Politik, Wirt- schaft und Gesellschaft dazu auf, die duale Berufsausbildung zu stärken“, so Präsidentin Schaar. Gemeinsam mit der Handwerkskammer werde die IHK kon- krete Handlungsempfehlungen – etwa für mehr Berufsorientierung an Gym- Die Vollversammlung hat die Mitglieder des IHK-Schiedsgerichts für die kommenden vier Jahre bestimmt nasien oder kürzere Wege zur Berufs- und hält das Gremium damit weiterhin arbeitsfähig (siehe S. 47). Das Schiedsgericht setzt sich aus Juris- ten und Unternehmern zusammen und kommt dem Interesse der Wirtschaft nach schnellen, praxisorien- schule – gegenüber Politik und Verwal- tierten Konfliktentscheidungen entgegen – eine sinnvolle Alternative zur staatlichen Gerichtsbarkeit. tung nachdrücklich anmahnen.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Der IHK-Report 7 IHK-Finanzen: Planvoll, wirtschaftlich und sparsam Die IHK-Vollversammlung stellte den Gründe für die für die IHK zwar positi- weitaus geringerem Umfang seien da- Jahresabschluss 2017 fest und nahm ven, jedoch auch sehr erheblichen Ab- rüber hinaus für bestimmte Prüfungen den Bericht der ehrenamtlichen Rech- weichungen vom Plan ein. mehr Gebühren eingenommen worden nungsprüfer hierzu zustimmend zur als abzusehen war. Kenntnis. Schließlich entlastete die Voll- So habe allein die – voraussichtlich ein- versammlung die Mitglieder des Präsi- malige – erhebliche Steigerung des Bei- Auf der Ausgabenseite schlägt zu Buche, diums und den Hauptgeschäftsführer trags eines einzigen IHK-Mitglieds den dass die IHK geplante Aufwendungen in für das Wirtschaftsjahr 2017. Ertrag deutlich wachsen lassen. Dieses erheblichem Ausmaß nicht getätigt hat, Unternehmen habe bestimmte Ge- da bestimmte Maßnahmen in das Fol- Der IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. schäftsbereiche in seine sachsen-an- gejahr verschoben wurden. Daneben sei- Thomas Brockmeier hatte zuvor die haltische Betriebsstätte verlagert. Die en zeitlich begrenzte Einsparungen beim wichtigsten Eckdaten des umfangrei- steuerliche Wertung habe sich auf die Personalaufwand sowie bei einzelnen chen Zahlenwerks vorgestellt. Detail- veranlagte Gewerbesteuer und damit Fremdleistungen erzielt worden. liert ging Prof. Dr. Brockmeier auf die auch auf den IHK-Beitrag ausgewirkt. In • Erträgen von insgesamt rund 18,2 Millionen Euro standen Auf- wendungen in Höhe von rund 12,6 Millionen Euro entgegen. • Die IHK konnte somit nicht nur das eingeplante Defizit ver- meiden, sondern sogar einen Überschuss in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro erzielen. In bilanzieller Hinsicht steigt die- ser auf 6,4 Millionen Euro, wenn u. a. eine vorgesehene Rück- lagenentnahme einbezogen wird. • Der Überschuss wird – wie es bilanztechnisch heißt – auf neue Rechnung vorgetragen und im Wesentlichen bereits im aktuel- len Jahr verwendet: unter anderem, um zweckbestimmte Rück- lagen zu dotieren. Die Vollversammlung hatte diese im Dezem- Der ehrenamtliche IHK-Rechnungsprüfer, Konrad Dormeier, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Dessau, stellte das Ergebnis der Rechnungsprüfung vor: „Die IHK hat planvoll, wirtschaftlich und ber 2017 beschlossen. sparsam gearbeitet, es gibt keinen Anlass zu Beanstandungen.“ Ökonomie und Ökologie in Einklang bringen Es bleibt eine schwierige Aufgabe, die lionen Tonnen sind dafür noch einzu- Interessen der Wirtschaft und die Vor- sparen. Die Unternehmerschaft kritisier- gaben des Umweltschutzes auszubalan- te, dass solche ökologischen Ziele zwar cieren. Die IHK-Vollversammlung setzte klar beziffert, die ökonomischen Folge- das Gespräch mit dem Landesumwelt- kosten – geschweige denn ein möglicher ministerium fort und diskutierte inten- Ausgleich – bisher nicht konkret ins siv mit Staatssekretär Klaus Rehda Auge genommen werden. Aber Rehda (Bündnis 90/Grüne; rechts im Bild) – zeigte sich durchaus gesprächsbereit. angenehm im Ton, aber hart in der Sa- Immerhin hat er der Abfallwirtschaft che. Energiepolitisch etwa beharrt die zugesagt zu prüfen, ob die vorhandenen schwarz-rot-grüne Landesregierung auf Deponiekapazitäten ausreichen oder den gesetzten Klimaschutzzielen: Auf doch erweitert werden müssen. Fazit: 31,3 Millionen Tonnen soll der CO2-Aus- Tragfähige energie- und abfallpolitische stoß in Sachsen-Anhalt bis zum Jahr Lösungen werden Zeit brauchen, aber 2020 reduziert werden, knapp zwei Mil- der belastbare Dialog geht weiter.
Der IHK-Report ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 8 Entschlossen geschlossen die duale Berufsausbildung weiterbringen: Gemeinsame Fachkonferenz von IHK und Handwerkskammer Sachsen-Anhalt kommt bei der dualen Berufsausbildung Inhalte selbst mitgestalten voran – langsam, aber stetig. Das ist das Ergebnis einer Fach- Nicht zuletzt vollzieht sich in der Versicherungsbranche ein tagung von Handwerkskammer Halle (Saale) und IHK Halle- Wandel in Richtung virtueller Beratungsangebote – darauf Dessau. Rund 150 Bildungsexperten aus Politik, Verwaltung, sollen die angehenden Kaufleute für Versicherungen und Fi- Berufsschulen und Unternehmen diskutierten Mitte Septem- nanzen ebenfalls besser vorbereitet werden. Doch die beiden ber 2018 in der Händelhalle in Halle (Saale), wie das Erfolgs- engagierten Versicherungsfachlehrer wollen ihren Schülern modell duale Berufsausbildung zukunftssicher bleiben kann. nicht einfach nur eine Online-Lernumgebung vorsetzen – die Die Gesprächsrunden zu den Themen „Berufsorientierung ver- jungen Leute sollen die Inhalte selbst mitgestalten. Konkret: bessern“ sowie „Ausbildungsinhalte anpassen, überprüfen und Sie bereiten die im Unterricht gewonnenen Kenntnisse in ih- Kontakt modernisieren“ fanden regen Zuspruch bei den Teilnehmern ren Ausbildungsunternehmen an zwei bis drei Stunden pro und führten zu lebhaften Diskussionen. Die Experten waren Woche multimedial auf. sich am Ende der Konferenz einig, dass diese Veranstaltung nicht das letzte gemeinsame Gespräch sein sollte. Was braucht die Familie List? Am Anfang stand ein Projekttag. Für originelle Einfälle gab es Wissen kreativ vermitteln: dabei keine Noten, sondern den Applaus der Mitstreiter als Pilotprojekt zum Aufbau einer virtuellen Lohn. Daraus entstand das Konzept der „Musterfamilie List“ Lernumgebung mit drei Kindern, Haustieren, verschiedenen Hobbys, Wasser- grundstück – und jeder Menge Beratungsbedarf in Sachen IHK Halle-Dessau Beispielhaft für die Modernisierung von Ausbildungsinhalten Versicherungen und Finanzen. Die Azubis schlüpfen dabei in Geschäftsführerin steht das Pilotprojekt „Prox-e-Genius“, das Christian Kümm- die Rolle von Onlineberatern der erfundenen „Proximus Ver- Aus- und Weiterbildung Dr. Simone Danek ling, Berufsschullehrer an den Berufsbildenden Schulen „Fried- sicherung AG“ und fragen: „Was braucht die Familie List?“ – Tel. 0345 2126-346 rich List“ Halle (Saale) auf der Fachtagung vorstellte. Dabei beginnend bei Hausratversicherung und Haftpflichtrecht. Die sdanek@halle.ihk.de handelt es sich um eine virtuelle Lernumgebung im Bereich so immer weiter wachsende Plattform „Prox-e-Genius“ er- Versicherungen und Finanzen. möglicht allen Azubis außerdem zeit- und ortsunabhängiges Die Auszubildenden individuell für Lehrinhalte begeistern und Lernen, mitentwickelt von Altersgenossen. dabei dort abholen, wo sie sich zuhause fühlen – im Internet: Mit diesem Grundgedanken starteten Thomas Strache und Bessere Kommunikation Christian Kümmling, Berufsschullehrer im Bildungsgang Auch zur intensiveren Kommunikation zwischen den Partnern „Kaufleute für Versicherungen und Finanzen“, 2017 die Arbeit im dualen System trägt das Projekt bei, unter anderem er- an einer neuartigen virtuellen Lernumgebung. Beide hatten halten die Ausbilder wöchentliche „Update-Mails“ zu den Weitere Informationen beobachtet, dass die fachlichen und sozialen Kompetenzen ih- Unterrichtsthemen sowie den Arbeiten ihrer Lehrlinge an der zum Projekt unter http://prox-e-genius.de rer Azubis immer mehr auseinanderdriften. So entstand die Lernumgebung. Ein neuer Weg im Bereich der öffentlichen Idee, Lehrstoff mit digitaler Unterstützung spezifischer und Schulen, finanziell und organisatorisch unterstützt von der IHK vielseitiger zu vermitteln und die Jugendlichen gezielter zu Halle-Dessau. Genutzt wird dafür übrigens mangels Lei- motivieren. tungskapazität nicht der Schulserver, sondern eine externe Serverlösung. Alle Inhalte laufen im weitverbreiteten freien Content-Management-System WordPress. Neue Pläne Für Lernvideos wird die Animationssoftware „GoAnimate“ eingesetzt. Im Schuljahr 2018/19 sind weitere digitale Werk- zeuge wie Präsentationsprogramme oder Apps geplant. Gleichzeitig wird ein Lernmanagementsystem implementiert, um die Inhalte in Module zu sortieren und den Präsenzun- terricht zu ergänzen. Neben spielerischen Elementen sollen so- ziale Feedbackfunktionen Einzug halten. Zurzeit wird die bun- desweite Vernetzung des Projekts vorangetrieben. Übrigens: „Prox-e-Genius“ ist eine Wortkombination aus „Pro- ximus“ für den erfundenen virtuellen Versicherer, „e“ für elek- Einblick in die virtuelle Lernumgebung des Projekts „Prox-e-Genius“, das Ende September 2018 den tronisch sowie „Genius“. bundesweiten Bildungspreis der Versicherungswirtschaft „InnoWard“ als bester Berufsschulbeitrag erhielt. CATHRIN GÜNZEL
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Das Titelthema 9 Das Titelthema EZ-Scout an der IHK Halle-Dessau: Neues Dienstleistungsangebot zum Markteinstieg in Entwicklungs- und Schwellenländer (ESL)* Das Know-how sachsen-anhaltischer Unternehmen beispielsweise in den Kontakt Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Afrika: Großes Potenzial Erneuerbare Energien, Medizintechnik Besonders in Afrika sieht die Bundesregierung ein großes Potenzial, das es zu sowie Agrar- und Ernährungswirtschaft heben gilt: Afrika kann ein Zukunftsmarkt sein – mit dieser Botschaft rich- ist weltweit gefragt. Aber Vorhaben in tete sich Kanzlerin Angela Merkel während ihrer Reise mit einer Unterneh- Afrika, Asien oder Lateinamerika sind merdelegation Ende August dieses Jahres nach Westafrika an die deutsche oft mit wirtschaftlichen Risiken ver- Wirtschaft – die im Gegensatz zu anderen Ländern bislang kaum auf dem bunden – und so bleiben die Chancen Kontinent präsent ist. Obwohl die Märkte wachsen, bleibt der Außenhandel vielfach ungenutzt. Förderprogramme mit Afrika marginal, auch für sachsen-anhaltische Unternehmen. Diese der deutschen Entwicklungszusammen- haben 2017 Waren im Wert von 295 Millionen Euro nach Afrika exportiert, arbeit (EZ) können dabei helfen, Risiken wobei der größte Teil auf die nordafrikanischen Staaten und Südafrika ent- IHK Halle-Dessau Geschäftsführerin zu reduzieren und den Markteinstieg zu fällt, lediglich etwa 50 Millionen Euro auf die verbleibenden 48 Staaten. Zum International erleichtern (siehe Seite 11). Vergleich: Allein nach Vietnam hat die sachsen-anhaltische Wirtschaft im Birgit Stodtko gleichen Zeitraum Waren eben dieser Größenordnung ausgeführt! Tel. 0345 2126-274 EZ-Scouts beraten, bstodtko@halle.ihk.de begleiten und unterstützen konkrete Projektideen zu entwickeln und umzusetzen. So entsteht eine Zusam- Die IHK will hier Orientierung geben und menarbeit von Bundesregierung, Ent- die Unternehmen so dabei unterstützen, wicklungs- und Schwellenländern, Wirt- an der Dynamik in den Entwicklungs- schaftsakteuren und Zivilgesellschaft auf und Schwellenländern teilzuhaben. Ge- Augenhöhe. nau hier setzt das EZ-Scout Programm des Bundesentwicklungsministeriums Katy Schröder als (BMZ) an. Als Ansprechpartner zu The- men der Entwicklungszusammenarbeit Ansprechpartnerin für sind EZ-Scouts in Wirtschaftsverbänden, Sachsen-Anhalt Ländervereinen, Industrie- und Handels- kammern sowie Handwerkskammern Seit Juli dieses Jahres hat Katy Schröder tätig. Sie beraten Unternehmen und Ver- ihre Tätigkeit als EZ-Scout bei der IHK bände zu den vielfältigen Kooperations- Halle-Dessau aufgenommen. Sie ist An- angeboten der deutschen Entwicklungs- sprechpartnerin für die Industrie- und zusammenarbeit, vermitteln den Kon- Handelskammern in Sachsen-Anhalt takt zu internationalen sowie lokalen und Thüringen sowie deren Mitglieds- Netzwerken und unterstützen dabei, unternehmen. Die entwicklungspolitische Expertin hilft ihnen dabei, ihre Projektideen in Ent- * Was sind Entwicklungs- und Schwellenländer (ESL)? wicklungs- und Schwellenländern zu Es gibt keine allgemeingültige Definition von ESL. In der Regel findet inter- planen. Sie ebnet den Weg durch den national die Liste der Entwicklungsländer des Entwicklungsausschusses Förderdschungel, unterstützt bei Pro- (DAC) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung jektanträgen und dabei, durch den Zu- (OECD) Anwendung. Momentan befinden sich auf dieser Liste 143 Länder, gang zu internationalen und lokalen darunter auch die großen Schwellenländer wie Brasilien, China, Indien, Netzwerken die richtigen Partner vor Indonesien, Mexiko und Südafrika. Ort zu finden. Die „Mitteldeutsche Wirt- schaft“ sprach mit ihr über Chancen, Herausforderungen und Lösungen.
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 10 EZ-Scout Programm: Chancen, Herausforderungen, Ergebnisse – Im Gespräch mit Katy Schröder Frau Schröder, Sie unterstützen seit Sie sprechen es an – wie wichtig sind legen. Will ein Unternehmen seine Pro- Juli als EZ-Scout die Mitgliedsfirmen die Kontakte vor Ort? dukte oder Dienstleistungen verkaufen, der IHK Halle-Dessau bei ihrem Markt- Für den Markteintritt sind verlässliche muss es darin investieren, dass diese von einstieg in Entwicklungs- und Schwel- Kontakte vor Ort ganz entscheidend. den Kunden vor Ort richtig verstanden lenländer – wie kam es zu dieser Idee? Diese fehlen Unternehmen am Anfang und langfristig genutzt werden können. Das Team der IHKn für den Bereich In- ihres Auslandsengagements oftmals. In Der Aufbau von After-Sales-Services er- ternationales verfügt bislang noch über den letzten zwei Jahrzehnten habe ich fordert Investitionen in die Aus- und kein spezifisches Beratungsangebot für im Auftrag verschiedenster Unterneh- Weiterbildung von Fachkräften. Will ein Märkte in Entwicklungs- und Schwel- men und Organisationen in der Türkei, Unternehmen Vorprodukte in Entwick- lenländern. Dabei wachsen die Chancen Nordafrika und Subsahara-Afrika gear- lungs- und Schwellenländern einkau- Kontakt in neuen Märkten wie etwa in Afrika beitet und verfüge über ein großes Netz- fen, muss es die Hersteller schulen, da- IHK Halle-Dessau besonders stark – und auch der Bera- werk, von dem die Firmen profitieren mit deutsche Standards eingehalten Geschäftsfeld tungsbedarf zur aktuellen Situation so- können. Zudem kann ich meine Erfah- werden. International wie zu den Rahmenbedingungen afri- rungen durch das Unterstützungsange- Katy Schröder kanischer Länder ist besonders hoch. bot der Auslandshandelskammern Wie hilft die Entwicklungszusammen- Meine Aufgabe ist es, die IHKn in Sach- (AHKn), der Repräsentanzen des Landes arbeit Unternehmen dabei? sen-Anhalt und Thüringen dabei zu un- Sachsen-Anhalt oder der Kontaktbüros Wenn die Geschäftsidee einen entwick- Tel. 0345 2126-276 terstützen, mittelfristig ein Portfolio für des Landes Thüringen ergänzen. lungspolitischen Mehrwert bringt, passen ez-scout@halle.ihk.de dieses Thema aufzubauen. Dabei gehen verschiedene Finanzierungsinstrumente. wir von den Erfahrungen der Unterneh- Viele Unternehmen schrecken davor Auch hier berate ich Unternehmen, denen men aus, die sich bereits in Entwick- zurück, in Entwicklungs- und Schwel- es oft schwerfällt in Anträgen zu be- lungs- und Schwellenländern engagie- lenländer zu expandieren – wie kön- schreiben, dass sie direkt und indirekt ren, um die Beratung passgenau auf die nen Sie diese Hemmungen nehmen? Jobs schaffen. Sie verbessern zum Bei- Bedarfe zuzuschneiden. Mehr als 70 An- Es ist entscheidend, sich vorab über den spiel durch die Einführung von ökolo- träge auf Fördermittel wurden in den Markt zu informieren, um Chancen und gischen und sozialen Standards die letzten Jahren allein von Firmen aus Risiken abzuwägen. Ich empfehle den Arbeitsbedingungen in Entwicklungslän- Sachsen-Anhalt gestellt. Allerdings Unternehmen, zunächst eine Markter- dern. Sie verbreiten neue Technologien wurden nur 20 Projekte tatsächlich kundungsreise zu machen. Dazu braucht oder Anbaumethoden in der Landwirt- durchgeführt. Wir wollen diese Zahl es Neugier und ein bisschen Mut, wenn schaft. Viele Maßnahmen dienen dem deutlich erhöhen. es etwa nach Subsahara-Afrika geht. Umwelt- und Ressourcenschutz und Aber nur vor Ort kann man sich einen schaffen Arbeitsplätze. Was bringt ein EZ-Scout und wie pro- klaren Eindruck über den Markt ver- fitieren die Unternehmen davon? schaffen, persönliche Kontakte knüpfen Was muss ein Unternehmen konkret Ich berate Unternehmen, die sich in und mit potenziellen Geschäftspartnern tun, um Ihre Unterstützung als EZ- Entwicklungs- und Schwellenländern ins Gespräch kommen. Das ist sehr wich- Scout in Anspruch zu nehmen? engagieren wollen, zu Chancen und tig für den unternehmerischen Erfolg. Unternehmen mit einem Geschäftsinte- Risiken dieser Märkte sowie zur Trag- Ich berichte den Unternehmen auch im- resse an einem der Partnerländer der fähigkeit ihrer Geschäftsideen. Als EZ- mer von Erfahrungen aus erfolgreichen Bundesregierung sind herzlich eingela- Scout unterstütze ich sie dabei, aus den und ebenso aus gescheiterten Projekten, den, mich per Telefon oder E-Mail zu vielfältigen Angeboten der deutschen von denen man mindestens genauso kontaktieren. Sie können mit mir auch Entwicklungszusammenarbeit das pas- viel lernen kann. Vor allem gebe ich im- gerne einen Termin in der IHK ausma- sende für ihre Projektidee zu finden. mer zu bedenken, dass ein nachhaltiger chen und noch lieber besuche ich Un- Der Name „Scout“ ist dabei Programm: und langfristiger Erfolg in Entwick- ternehmen direkt vor Ort. Ich fungiere als Wegweiser durch den lungs- und Schwellenländern einen lan- DIE FRAGEN STELLTE Förderdschungel und unterstütze auch gen Atem erfordert. ISABEL RAAB. bei der Antragstellung auf Fördermittel. Ich helfe Unternehmen, entlang ihrer Wie finden Unternehmen Fachkräfte Wertschöpfungsketten Kontakte zu vor Ort? knüpfen und konkrete Kooperations- Ich rate den Firmen, einen Schwerpunkt projekte zu initiieren. auf Know-how-Transfer und Training zu
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Das Titelthema 11 Chancen in Entwicklungs- und Schwellenländern nutzen – Wie unterstützt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit konkret? In einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren? Vie- des „Marshallplans mit Afrika“, den Bundesentwicklungs- le Unbekannte und teils hohe Risiken lassen kleine und mitt- minister Gerd Müller ins Leben gerufen hat. lere Unternehmen vor diesem Schritt oft zurückschrecken. Die Bundesregierung unterstützt das nachhaltige Engagement Die großen Potenziale der deutschen Wirtschaft in Entwick- deutscher Unternehmen mit einem breiten Spektrum an För- lungsländern will die Bundesregierung noch stärker heben, vor der-, Finanzierungs- und Kooperationsangeboten. allem in den Bereichen: • Erneuerbare Energien und Umwelttechnologien Um Investitionen in Afrika zu erleichtern, startete sie die Ini- • Gesundheit tiative „Compact with Africa“. Ziel ist es, Investitionspartner- • Agrarwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung schaften zwischen ausgewählten afrikanischen Ländern, Ge- • Ländliche Entwicklung und Infrastruktur bern und Investoren zu schaffen und die Rahmenbedingungen • Bildungs- und Ausbildungswesen für Unternehmen zu verbessern. Das ist auch die Absicht der • Tourismus Initiative „Pro! Afrika“ des Bundeswirtschaftsministeriums und • Informations- und Kommunikationstechnologie Folgende Instrumente unterstützen Unternehmen bei ihrem Schritt in neue Märkte: • Die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH fördert Machbarkeitsstudien und schafft die Möglichkeit, auch Wettbewerbs- und Kundenanalysen für Exportgeschäfte durchzuführen. Da- bei kann die DEG einen Teil der Kosten (bis zu 200.000 Euro) tragen. • Die DEG finanziert Pionierinvestitionen von kleinen und mittleren Unternehmen, die ein erfolgreiches innovatives Geschäftsmodell bereits umgesetzt haben und auf andere ESL ausweiten wollen. Eine Kofi- nanzierung von bis zu 500.000 Euro ist möglich, die im Erfolgsfall zurückzuzahlen sind. • Mit dem develoPPP.de-Programm fördert das BMZ das Engagement der Privatwirtschaft dort, wo unter- nehmerische Chancen und entwicklungspolitischer Handlungsbedarf zusammentreffen. Im Rahmen des Pro- gramms stellt das Ministerium Unternehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern investieren, fi- nanzielle und fachliche Unterstützung zur Verfügung. Das Unternehmen trägt mindestens die Hälfte der Gesamtkosten, zu denen das BMZ bis zu 200.000 Euro beisteuert. • Das „Import Promotion Desk“ (ipd) unterstützt dabei, neue Bezugsquellen in ausgewählten Ländern zu er- schließen. Das ipd steht Unternehmen von der Kontaktanbahnung über den gesamten Beschaffungspro- zess zur Seite: durch Marktstudien, Branchen- und Länderinformationen, B2B-Meetings auf Fachmessen, Matchmaking sowie Beschaffungsreisen. • Germany Trade & Invest (GTAI), die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, bie- tet täglich aktualisierte Informationen über die Marktentwicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Sie unterstützt Unternehmen bei ihrem Weg ins Ausland und informiert über Projekte und Ausschreibun- gen von internationalen Gebern. • Exportkreditgarantien, auch als „Hermesdeckungen“ bekannt, sind ein wichtiges Instrument, um Risiken bei Exportgeschäften zu minimieren. Durch den Schutz von Ausfuhrkrediten gegen das Ausfallrisiko aus wirt- schaftlichen und politischen Gründen soll die Finanzierung von Exporten erleichtert und der Zugang zu schwierigen Märkten gefördert werden. Exportkreditgarantien werden im Auftrag des Bundes von Euler Her- mes bearbeitet.
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 12 Märkte in Entwicklungs- und Schwellenländern: Wachstumspotenzial für die mitteldeutsche Wirtschaft Wirtschaftliches Wachstum findet heute wird größer, in den Städten entstehen Spannende Märkte entstehen auch durch vor allem in den Entwicklungs- und neue Gebäude. Für die übrige Welt be- digitale Innovationen wie mobiles Ban- Schwellenländern Asiens, Lateinamerikas deutet Afrika Potenzial: Der Kontinent king und telemedizinische Angebote. und Afrikas statt. Dabei verzeichnen ge- hat eine junge, wissbegierige und kreati- rade Länder in Afrika stärkere Wachs- ve Bevölkerung, die Hälfte ist jünger als Viele Unternehmen erkennen dies. Mitt- tumsraten als andere Volkswirtschaften 25 Jahre. Viele Märkte entwickeln sich ra- lerweile fließt mehr als die Hälfte der der Welt. Die Wirtschaft in Äthiopien, der sant, da ein immenser Nachholbedarf in ausländischen Direktinvestitionen in Elfenbeinküste, im Senegal und in Ghana fast allen Bereichen besteht. So sind bei- Entwicklungs- und Schwellenländer. Der wächst dieses Jahr wieder um jeweils bis spielsweise noch 90 Prozent des Potenzi- Anteil hat sich in den letzten Jahren Kontakt zu neun Prozent. Auch die Mittelschicht als für erneuerbare Energien ungenutzt. beständig erhöht. IHK Halle-Dessau Geschäftsfeld International Praxisbeispiele: Von Mitteldeutschland in die weite Welt Katy Schröder Die geschäftlichen Möglichkeiten sind so vielgestaltig wie die Wachstumsmarkt Erneuerbare Energien einzelnen Märkte. Auch einige Unternehmen aus Mittel- Strom wird in Afrika nach wie vor überwiegend mit Diesel- Tel. 0345 2126-276 deutschland sind bereits in Entwicklungs- und Schwellenlän- generatoren erzeugt – eine kostenintensive und natürlich ez-scout@halle.ihk.de dern aktiv. Aufgrund ihrer spezifischen Expertise engagieren ressourcenschädigende Art Energie zu gewinnen. Dabei hät- sie sich unter anderem in: te der Kontinent, geographisch und klimatisch betrachtet, • den Erneuerbaren Energien optimale Voraussetzungen für Photovoltaik. Doch um die Praxisbeispiel 1: maxx solar academy im südlichen Afrika Chancen der Sonnenenergie nutzen zu können, braucht es • der Agrar- und Ernährungswirtschaft Know-how. Unternehmen, die sich auf dem Wachstumsmarkt Praxisbeispiel 2: Petkus in Westafrika der Erneuerbaren Energien in Afrika engagieren wollen, müs- Kontakt • der Umwelttechnik sen daher auch in die Qualifizierung von Fachkräften inves- IHK Halle-Dessau Praxisbeispiel 3: tubus GmbH und mitkanal GmbH in China tieren. Dabei unterstützt das develoPPP.de-Programm: Geschäftsführerin • der Baubranche International Birgit Stodtko Praxisbeispiel 4: ASSMANN BERATEN + PLANEN AG Tel. 0345 2126-274 in Kasachstan bstodtko@halle.ihk.de Praxisbeispiel 1: maxx solar academy Die maxx solar & energie GmbH aus Mitteldeutschland entschloss sich 2011, für die Mitarbeiter südafrikanischer Solarfirmen Weiterbildungskurse anzubieten. Mit dem Aufbau der maxx solar academy wurde ein Pool von qualifizierten Fachkräften ge- schaffen, der den Markteinstieg des Unternehmens unterstützte. Der Ge- schäftsführer, Dieter Ortmann, ist zu- frieden: „Die Fördermittel aus dem develoPPP.de-Programm haben unser Risiko minimiert und es uns ermög- licht, unsere Firma und unsere Marke schneller am Markt zu etablieren.“ Zu- dem tragen die neu gewonnenen Fachkräfte dazu bei, den südafrikani- schen Solarsektor nachhaltig auszu- bauen und die Umwelt zu schonen. Mit Hilfe des develoPPP.de-Programms hat die Firma in den vergangenen Jah- Installationstraining im Rahmen des einwöchigen Trainingskurses ren ihr Erfolgsmodell auf weitere Län- an der maxx | solar academy Johannesburg der des südlichen Afrika ausgeweitet.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Das Titelthema 13 Nachholbedarf: Modernisierung der Agrar- und Ernährungswirtschaft Ein existenzielles Handlungsfeld in den Entwicklungs- und von dessen Bewirtschaftung; bei hohem Bevölkerungswachstum Schwellenländern ist die Modernisierung der Agrarwirtschaft. werden es noch viel mehr. Es gibt ein enormes Potenzial für Pro- Vor allem in Afrika leben sehr viele Menschen auf dem Land und duktivitätssteigerungen, um diesen wachsenden Bedarf zu decken: Praxisbeispiel 2: Markteintritt der Petkus Technologie GmbH in Subsahara-Afrika Peter Hüser, Key Account Manager der Petkus Technologie GmbH, eine Rolle spielen. Dabei lässt sich der Ertrag locker um 20 Prozent stei- buchte einen Flug nach Burkina Faso, um sich die Potenziale des Lan- gern, wenn das Saatgut gut aufbereitet ist“, sagt Peter Hüser. Durch ein des anzuschauen. Burkina Faso ist ein wichtiger „Saatgut-Hub“ und ex- Projekt, das Katy Schröder im Auftrag des Bundesministeriums für portiert nach ganz Westafrika. Doch Saatgutmaschinen – in Europa wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Burkina Faso längst ein alter Hut – sind hier noch weitgehend unbekannt. „Ich bin leitete, gelang Petkus der Markteintritt in Afrika. Die Maschinen von überrascht, wie hoch der Wissensstand der Landwirte ist, aber genau- Petkus sind ein Exportschlager geworden. so überrascht, dass Saatgutmaschinen, wie wir sie kennen, hier kaum Der mobile Reiniger von Petkus in Betrieb – Anzeige –
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 14 Weltweit erfolgreich mit Umwelttechnik Die Weltbevölkerung soll bis 2030 auf mehr als acht Milliar- hoch. Umwelttechnologieunternehmen, etwa aus den Berei- den anwachsen. Zwei Drittel dieser Menschen werden dann chen Wasser- und Abwasser, können mit ihren Produkten, Ver- voraussichtlich in urbanen Zentren leben. In den wachsenden fahren und Dienstleistungen helfen die zunehmenden Um- Städten der Entwicklungs- und Schwellenländer ist die Be- weltbelastungen in den Städten in den Griff zu bekommen: lastung von Luft, Wasser und Boden bereits jetzt besonders Praxisbeispiel 3: tubus GmbH und mitkanal GmbH – Entwicklungspartnerschaften im Schwellenland China Wer geschäftlich in China Fuß fassen will, muss etwas bieten, das dort noch wenig bekannt ist: eine Methode zur Kanalsanierung zum Beispiel, die ohne das Aufreißen von Straßen auskommt – wie die grabenlose Methode der tubus GmbH und ihrer Tochterfirma mitkanal GmbH aus Mit- teldeutschland. Angesichts der dichten Bebauung und der Verkehrssituation in den Städten ist dies für Chinas Regierung ein Topthema, denn die Kanalisation im Land ist marode und muss dringend saniert werden. Um langfristigen Zugang zum chinesischen Markt zu bekommen, sind die beiden Unternehmen Entwicklungspartnerschaften über das develoPPP.de-Programm eingegangen. Begonnen hat alles am ZCC Zhejiang College of Construction in Hangzhou. Dort hat tubus 2015 zusammen mit dem develoPPP.de-Finanzie- rungspartner DEG eine Übungsanlage zu Schulungszwecken installiert, ausge- stattet mit modernster Technik zur Kanalreinigung und -inspektion. In einem zweiten Projekt haben die Firmen jetzt einen mobilen Schulungscontainer zum Thema Kanalreinigung und -inspektion sowie Kanalsanierung in Deutschland ausgebaut und nach China geliefert. Im Container werden die unterschiedlichen Verfahren an Präsentationswänden und Bildschirmen visuell dargestellt. Für den praktischen Teil ist der Container mit modernster Technik und einer Test- strecke ausgestattet. Die mobile Technik lässt sich auch an realen Kanälen ein- setzen, um noch praxisorientierter zu schulen. Durch den flexiblen Einsatz der mobilen Schulungsanlage können deutlich mehr Zielgruppen erreicht werden - zum einen bei Schulungen an verschiedenen Col- Studenten des ZCC Zhejiang Colleges of Construction in Hangzhou leges, zum anderen bei Präsentationen auf Fachmessen, bei Städten und Kom- erhalten eine Einführung in moderner Kanalreinigungstechnik. munen, Behörden und Kanalbetrieben, Fachfirmen und Ingenieurbüros. Technologie- und Wissenstransfer im Infrastrukturbereich Deutsche Ingenieure sind bereits in zahlreichen Bau- und In- Investitionen in die Infrastruktur getätigt. Die Betätigungs- frastrukturprojekten in Entwicklungs- und Schwellenländern felder für deutsche Ingenieurskunst sind vielfältig. Der Bau- engagiert. In beinahe allen Märkten werden derzeit massive sektor bietet dabei besonders große Chancen: Praxisbeispiel 4: ASSMANN BERATEN + PLANEN AG – Erfolgreicher Aufbau von Geschäftsbeziehungen Als international tätiges Planungsunternehmen realisiert die ASSMANN BERATEN + PLANEN AG mit einer Niederlassung in Magdeburg einen Großteil seiner Leistungen im Ausland. Um sich den kasachischen Markt zu erschließen und dort ein zuverlässiges Netzwerk aufzubauen, ging das Unter- nehmen gemeinsam mit Dr. Michael GEOMATICS eine Ent- wicklungspartnerschaft über das develoPPP.de-Programm ein. Zusammen mit der sequa und einem kasachischen Partner wurde ein Trainings- und Informationszentrum eingerichtet, wo kasachische Fachkräfte sowie Studenten einer Hochschule für Bauwesen in modernen Technologien zur standortbezogenen Vermessung mit Hilfe von luftbild- gestützten Systemen geschult wurden. Schulung beim kasachischen Projektpartner für die Aibotix X6 Drohne
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Der Branchenreport 15 Der Branchenreport 15 Handel 17 Tourismus- und Gastgewerbe „Haltet den Dieb!“ – Vorläufig festnehmen darf jeder Handel IHK informiert über Sicherheit im Einzelhandel Ladendiebstahl und Raub setzen dem Sachbearbeiter Prävention der Polizei- laubt. Alle Maßnahmen, die zur Verhin- Einzelhandel zu. Laut Polizeistatistik direktion Sachsen-Anhalt Süd, hatte als derung der Flucht ergriffen werden, bescherten Diebe deutschen Händlern Referent des Abends jede Menge Fragen müssen verhältnismäßig sein. Sie kön- Kontakt im Jahr 2017 Verluste in Höhe von rund zu beantworten: nen den Täter also nicht drei Stunden 3,5 Milliarden Euro. Doch was tun ge- fesseln und dann der Polizei überge- gen Einbrecher und Ladendiebe und wie „Sind im Geschäft Taschenkontrollen ben“, verdeutlicht der 41-Jährige, der sich bei Notfällen verhalten? Darüber durch das Personal erlaubt?“ auf einen oft verbreiteten Irrtum hin- informierte die IHK bei einer Veranstal- „Darf man einen ertappten Laden- weist. „Egal, ob Sie den Ladendieb er- tung in Naumburg gemeinsam mit der dieb festhalten und fesseln?“ wischt haben: Sie haben kein Recht, Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd. eine Taschenkontrolle zu erzwingen. Nur Die wichtigsten Ergebnisse: Sicheres Auftreten im Ernstfall, so Jung- die Polizei darf das.“ Oft gelinge es dem hans, sei nur möglich, wenn man seine Händler oder Detektiv aber, einen Weg IHK Halle-Dessau Rechte kennt. „Einen Ladendieb, der auf auf freiwilliger Basis zu finden. Geschäftsstelle Weißenfels Festhalten erlaubt, frischer Tat ertappt wird, darf man na- Tobias Voigt Markt 6 Taschenkontrollen nicht! türlich bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Man spricht von der „vor- Brenzlige Situationen 06667 Weißenfels Tel. 03443 43250 So groß der Ärger bei den Betroffenen läufigen Festnahme durch jedermann“. entschärfen tvoigt@halle.ihk.de ist, so groß ist auch das Interesse, sich Die Befugnisse hierfür ergeben sich künftig besser dagegen zu schützen und durch den Paragraph 127 Absatz 1 der Doch friedlich reagieren längst nicht alle sich im Ernstfall richtig zu verhalten. Strafprozessordnung. „Aber Achtung! Täter. „Gerade deshalb ist es wichtig, Polizeikommissar Alexander Junghans, Ungerechtfertigte Gewalt ist nicht er- richtig zu kommunizieren. Das heißt de- eskalierend aufzutreten, um brenzlige Kontakt Situationen zu entschärfen. Auf keinen Fall darf man sich selbst in Gefahr brin- gen“, so Junghans. „Fühlen Sie sich be- drängt, verlangen Sie selbstbewusst Hil- fe von anderen Kunden. Das gelingt fast immer, wenn Sie die Leute direkt an- sprechen“, erläutert Junghans, der auch auf die Maschen der Diebe einging. IHK Halle-Dessau Geschäftsfeld Die Maschen der Diebe Starthilfe und Unter- nehmensförderung Daniel Loeschke Der Klassiker sei immer noch das troja- Tel. 0345 2126-267 nische Pferd. Dabei handelt es sich um dloeschke@halle.ihk.de Ladendiebstahl ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Dem deutschen Einzelhandel entstehen eine präparierte Tasche, die der Dieb dadurch Verluste in Milliardenhöhe. auf der Ware platziert. Über eine im Ta-
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