MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT

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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT
MITTELDEUTSCHE
         WIRTSCHAFT
         Das Magazin der IHK Halle-Dessau ⁄⁄ Oktober 2018
                                                                                                 Titelthema
                                                                                                 EZ-Scout an der IHK Halle-Dessau:
                                                                                                 Markteinstieg in Entwicklungs-
           IHK-VOLLVERSAMMLUNGS-               WEITERHIN WENIGER   FLEPRO FLEISCH-               und Schwellenländer
           WAHL 2018:                          GRÜNDUNGEN          UND WURSTWAREN
           Nutzen Sie Ihr Wahlrecht –          IHK legt vierten    Insolvente Firma
           entscheiden Sie mit!                Gründerreport vor   neu ausgerichtet

Entschlossen geschlossen das Erfolgsmodell „duale
Berufsausbildung“ zukunftssicher gestalten: Dies
haben sich IHK Halle-Dessau und Handwerks-
kammer Halle (Saale) auf die Fahnen geschrieben.
Bei der gemeinsamen Fachtagung Mitte Septem-
ber 2018 diskutierten dies rund 150 Bildungs-
experten, unter ihnen IHK-Präsidentin Carola Schaar
(großes Bild unten, Mitte), hier mit Handwerks-
kammerpräsident Thomas Keindorf (rechts) und
Landesbildungsminister Marco Tullner (links).

                                                                                                   Mit dem Pilotprojekt „Prox-e-Genius“
                                                                                                   zum Aufbau einer virtuellen Lern-
                                                                                                   umgebung will Christian Kümmling
                                                                                                   Ausbildungsinhalte modernisieren
                                                                                                   und dem Arbeitsalltag anpassen. Der
                                                                                                   Berufsschullehrer an den Berufsbil-
                                                                                                   denden Schulen „Friedrich List“ in
                                                                                                   Halle (Saale) stellte das Konzept auf
                                                                                                   der Fachtagung vor (siehe Seite 8 ).

         www.halle.ihk.de                                                 www.unternehmer-waehlen.de
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT
IHK:
  Die erste
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 www.halle.ihk.de
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Auf ein Wort
                                                                                                                                                           1

Auf ein Wort
Chancen nutzen und den digitalen Wandel gestalten
Duale Berufsausbildung: Zeit zu streiten

Das neue Ausbildungsjahr hat begonnen       gemacht werden! Beim Ziel herrscht
und die heimische Wirtschaft ist – wie-     weithin Einigkeit, nur auf dem richtigen
der einmal – mit einem blauen Auge da-      Weg sind leider noch nicht alle Akteure.
vongekommen: Immerhin knapp 3.500
Jugendliche haben sich bis Ende Au-
gust für den Berufsstart in einem IHK-      Berufsorientierung
Betrieb entschieden. Das sind genauso       verstärken!
viele wie im Vorjahr – aber immer noch
deutlich weniger als Sie, unsere Unter-     Fakt ist: Die Berufswahlkompetenz der
nehmen, wirklich brauchen. Seit meh-        jungen Menschen lässt oft zu wünschen
reren Jahren schon melden uns rund          übrig. Zwar sind weitreichende Ent-
die Hälfte der Ausbildungsbetriebe zu-      scheidungen in ganz jungen Jahren
rück, dass sie nicht alle Lehrstellen be-   schwierig. Aber ein Bachelorstudium
setzen können.                              aus Verlegenheit etwa kann nicht die
                                            beste Wahl sein, wenn die Karriere- und
Und wir wissen: Die fehlenden Azubis        Verdienstmöglichkeiten vieler Lehrbe-
von heute sind der verschärfte Fach-        rufe oftmals besser, aber nicht genug
und Arbeitskräftemangel von morgen.         bekannt sind.                               Deshalb fordern wir unter anderem ve-
Die vielzitierte „demografische Falle“      Natürlich muss und wird auch die Wirt-      hement das Azubi-Ticket auch für Sach-
kann dazu führen, dass immer mehr Fir-      schaft bei den Jugendlichen intensiver      sen-Anhalt und haben bei der Landes-
men Aufträge ablehnen müssen, weil          für die duale Ausbildung werben. Aber       regierung einen klaren Fahrplan dafür
das Personal knapp ist.                     wenn manches Gymnasium im Land              bis zum Jahresende 2018 angemahnt.
                                            die – inzwischen vorgeschriebene (!) –      Und sollten die Berufsschulwege wo-
Unsere Devise:                              Berufsorientierung schleifen lässt, dann    möglich noch länger werden, gehen wir
                                            darf man das ruhig skandalös nennen.        auf die Barrikaden.
„Entschlossen                               Wir werden weiterhin darauf pochen,
geschlossen“                                dass diese Vorgabe durchgesetzt und         Unbestritten müssen wir Kammern –
                                            nicht etwa aus „Standesdünkel“ mehr         gemeinsam mit anderen – auch manche
Weil nicht nur die IHK-Betriebe mit die-    oder weniger ignoriert wird.                Strukturen und Inhalte der dualen Be-
sem Problem ringen, machen wir uns im                                                   rufsausbildung verbessern, beispiels-
Schulterschluss mit den beiden Hand-                                                    weise mehr E-Learning-Elemente sinn-
werkskammern im Land sowie mit              Barrieren abbauen – statt                   voll einbinden. Das geschieht durchaus
unserer Schwesterkammer, der IHK            weitere aufzurichten!                       auch bereits, wie Sie sich in diesem Heft
Magdeburg, auf den steinigen Weg des                                                    überzeugen können. Aber das Ziel muss
Gegensteuerns. Warum steinig? Nun,          Und: Wer schon in Ausbildung ist, soll      dabei immer sein, die Ausbildung besser
leider müssen wir bei diesem Thema          natürlich möglichst bei der Stange blei-    zu machen und nicht – beispielsweise –
streiten. Der Alarmruf, den wir im Som-     ben. Das heißt: Überflüssige Belastun-      vor dem Berufsschullehrermangel zu ka-
mer – nicht zufällig an einem Freitag,      gen gehören beseitigt, unvermeidbare        pitulieren.
den 13. – abgesetzt haben, ist zwar ge-     zumindest abgefedert. Es ist doch ab-       Es ist also an der Zeit, aktiv zu werden,
hört worden. Damit er aber auch erhört      surd, wenn heute jeder fünfte Azubi an      sich einzubringen und wo erforderlich
wird, ist weiterer Druck erforderlich.      der nächstgelegenen Berufsschule für        zu streiten!
Wenn es etwa um kurz- und mittelfris-       seinen Ausbildungsgang vorbei und im
tige Maßnahmen geht, stoßen wir auf         Schnitt 25 Kilometer weiter fahren
Widerstände.                                muss, nur weil er beispielsweise im „fal-
Dabei ist die Aufgabe für Politik, Wirt-    schen“ Landkreis wohnt. Hier sollte der
schaft und Gesellschaft glasklar: Die       Amtsschimmel das Wiehern einstellen –       Carola Schaar                        Prof. Dr. Thomas Brockmeier
duale Berufsausbildung muss attraktiver     und zwar möglichst schnell!                 Präsidentin                          Hauptgeschäftsführer
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT
Die Themen ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018
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                           Die Themen
                     1     Editorial                           19     Regionalreport                        45     Service
                     3     Panorama                                   19 ⁄⁄ AUS DER REGION                         45 ⁄⁄ UNTERNEHMENSBÖRSE
                     4     Vollversammlungs-                   27     Praxiswissen                                 45 ⁄⁄ GEWERBEFLÄCHENBÖRSE
                           wahl 2018                                  27 ⁄⁄ STANDORTPOLITIK                        45 ⁄⁄ GESCHÄFTSANGEBOTE
                     6     IHK-Report                                 30 ⁄⁄ STARTHILFE- UND                        AUSLÄNDISCHER UNTERNEHMEN
                           06 ⁄⁄ DIE WIRTSCHAFTLICHE                  UNTERNEHMENS-                         46     Bekanntmachungen
                           ZUKUNFT DER REGION                         FÖRDERUNG                                    46 ⁄⁄ BESCHLÜSSE DER
                           SICHERN                                    32 ⁄⁄ AUS- UND                               IHK-VOLLVERSAMMLUNG
                           08 ⁄⁄ DIE DUALE BERUFSAUS-                 WEITERBILDUNG                                47 ⁄⁄ BEKANNTMACHUNG GEMÄSS
                           BILDUNG WEITERBRINGEN                      33 ⁄⁄ INNOVATION UND                         § 22 DER SACHVERSTÄNDIGEN-
                   15      Branchenreport                             UMWELT                                       ORDNUNG DER IHK
                           15 ⁄⁄ HANDEL                               38 ⁄⁄ INTERNATIONAL                   48     Vorschau
                           17 ⁄⁄ TOURISMUS                            40 ⁄⁄ RECHT UND FAIR PLAY                    48 ⁄⁄ TERMINKALENDER
                                                               44     Namen & Nachrichten                          48 ⁄⁄ IMPRESSUM
                                                                                                                   48 ⁄⁄ BILDNACHWEIS

                           04 ⁄⁄ IHK-Vollversamm-                     09 ⁄⁄ Titelthema                             23 ⁄⁄ Flepro Fleisch- und
                           lungswahl 2018: Nutzen                     EZ-Scout: Neues                              Wurstwaren: Insolvente
                           Sie Ihr Wahlrecht!                         Angebot bei der IHK                          Firma neu ausgerichtet
                           Die IHK-Vollversammlungswahl 2018          Das Know-how sachsen-anhaltischer            Welche Vorteile der Kauf einer insol-
                           befindet sich in der heißen Phase: Noch    Unternehmen ist weltweit gefragt. Aber       venten Firma bringen kann, zeigt der
                           bis zum 22. Oktober 2018, 16.00 Uhr,       Vorhaben in Afrika, Asien oder Latein-       Fall der Flepro Fleisch- und Wurstwaren
                           können Sie Ihre Stimme abgeben. So         amerika sind oft mit wirtschaftlichen        Bernburg. Das in Zahlungsunfähigkeit
                           entscheiden Sie mit, wer Ihre Unter-       Risiken verbunden – und so bleiben           geratene Unternehmen wurde im No-
                           nehmerinteressen in den nächsten fünf      Chancen vielfach ungenutzt. Förder-          vember 2016 von der Bürgerhaus Lütz-
                           Jahren in der IHK-Vollversammlung ver-     programme der deutschen Entwick-             schena GmbH aus Leipzig erworben. Als
                           treten soll. Warum Sie Ihr Wahlrecht       lungszusammenarbeit (EZ) können da-          Niederlassung dieser und nach wie vor
                           nutzen sollten und warum Sie davon         bei helfen. Die IHK will hier Orientierung   unter seinem seit 1958 weithin be-
                           profitieren – hierzu sprach die „Mittel-   geben. Seit Juli 2018 unterstützt EZ-        kannten Markennamen startet Flepro
                           deutsche Wirtschaft“ mit zwei Unter-       Scout Katy Schröder Unternehmen da-          jetzt richtig durch – mit einem klaren
                           nehmern aus der Region.                    bei, ihre Projektideen umzusetzen.           Konzept zur Neuausrichtung.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Das Panorama
                                                                                                                                                     3

                                                                                    Rückkehrertage für Fachkräfte
                                                                                    am 27. Dezember 2018
                                                                                    Leben und arbeiten in der Heimat: Fachkräfte, die einst ihre Hei-
                                                                                    mat verlassen haben und nun den Wunsch hegen wieder zu-
                                                                                    rückzukehren, können an den sogenannten Rückkehrertagen mit
                                                                                    hier ansässigen Firmen in Kontakt treten. Diese wiederum können
                                                                                    die Plattform nutzen, um neue qualifizierte Mitarbeiter zu ge-
                                                                                    winnen. Nach der erfolgreichen Premiere im letzten Jahr laden am
                                                                                    27. Dezember 2018 vier sachsen-anhaltische Städte erneut dazu
                                                                                    ein. Veranstaltungsorte: 10 bis 13 Uhr in der Zörbiger Straße 21c
                                                                                    in 06749 Bitterfeld-Wolfen, 13 bis 16 Uhr in der Albrechtstraße 48
                                                                                    in 06844 Dessau-Roßlau, 10 bis 13 Uhr in der Schlossfreiheit 12
Aufsteiger des Jahres: TESVOLT gewinnt                                              in 39261 Zerbst/Anhalt und 10 bis 14 Uhr in der Mauerstraße 18
                                                                                    in 06886 Lutherstadt Wittenberg.
Gründerpreis
Das junge Unternehmen TESVOLT aus Wittenberg räumte beim bundesweiten Deut-
schen Gründerpreis 2018 ab und gewann in der Kategorie Aufsteiger des Jahres. Mit   Fachmesse und -kongress für
ihren selbst entwickelten hocheffizienten Stromspeichern leisten die Schulfreunde
und Gründer Daniel Hannemann und Simon Schandert einen wichtigen Beitrag zur
                                                                                    Betriebliches Gesundheits-
Energiewende. Ihr weltweit einzigartiges Produkt überzeugte die Jury – und nicht    management
nur diese. Mittlerweile hat das erst 2014 gegründete Unternehmen Kunden in der
ganzen Welt. Das neuartige Batteriemanagementsystem sorgt dafür, dass Batterie-
zellen immer bestmöglich be- und entladen und der gespeicherte Strom dadurch        Unternehmen, die betriebliches Gesundheitsmanagement ein-
vollständig genutzt werden kann. Innovativ ist aber auch das Schulungs- und Mo-     setzen, steigern die Leistung und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter
nitoringsystem, das den Installateuren ermöglicht, sich über das Internet mit der   und können von reduzierten Fehlzeiten profitieren. Die Leipziger
Zentrale in Deutschland zu verbinden, während sie Batteriespeicher in entlegenen    Messe startet am 19. und 20. November 2018 zu diesem Thema
Gegenden auf der Welt in Betrieb nehmen. Für ihre Idee wurden die beiden Grün-      ein neues Veranstaltungsformat. Die Kombination aus Fachmes-
der bereits im Sommer dieses Jahres beim Wettbewerb „Digitale Erfolgsgeschich-      se und Fachkongress bietet Unternehmensentscheidern Gelegen-
ten aus Sachsen-Anhalt“ der Wirtschaftskammern des Landes ausgezeichnet. Die        heit, sich umfassend über Angebote und Fördermöglichkeiten zu
„Mitteldeutsche Wirtschaft“ berichtete ausführlich in der Juni-Ausgabe.             informieren und sich auszutauschen. Weitere Informationen
                                                                                    unter www.bgmpro.de

Das Panorama                                                                        Erfolgreiche Jungunternehmer
                                                                                    aus Dessau-Roßlau gesucht!
                                                                                    Kleinunternehmen und Freiberufler, die sich nach einer erfolg-
Chemiepark lädt zur Standortmesse                                                   reichen Startphase am Markt etabliert haben, können sich noch
                                                                                    bis zum 30. November 2018 für einen Gründerpreis der Stadt
am 24. Oktober 2018                                                                 Dessau-Roßlau bewerben. Interessierte sollen dafür einen Teil-
                                                                                    nahmebogen (zu finden unter www.gründen-in-dessau.de) aus-
Rund 90 Aussteller präsentieren am 24. Oktober 2018 von 10.00 bis 16.00 Uhr auf     füllen und per Post oder E-Mail zurückschicken. Zur Teilnahme
dem Chemiepark-Forum in Bitterfeld-Wolfen ihr umfangreiches Leistungsspektrum       aufgefordert sind Beteiligte von Unternehmensnachfolgen, von
und stellen neue Technologien und Verfahren für die Chemieindustrie vor. Die        Gründungen im Nebenerwerb sowie von Gründungen aus der
Fachmesse für industrienahe Dienstleistungsunternehmen ist eine gute Gelegenheit,   Arbeitslosigkeit. Die Stadt möchte so in Zusammenarbeit mit der
sich zu vernetzen und neue Geschäftsbeziehungen zu knüpfen. Auch die IHK Halle-     IHK Halle-Dessau, dem Wirtschafts- und Industrieclub Anhalt e. V.,
Dessau wird vertreten sein und die Ergebnisse einer Befragung zur Industrieak-      den Wirtschaftsjunioren und der Hochschule Anhalt herausra-
zeptanz im südlichen Sachsen-Anhalt vorstellen. Der Messekatalog steht unter        gende Leistungen von Unternehmensgründern aller Branchen
www.chemiepark.de zum Download bereit. Der Eintritt für Besucher ist kostenfrei.    würdigen.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT
Vollversammlungswahl 2018 ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018
4

Vollversammlungswahl 2018

                            Nutzen Sie Ihr Wahlrecht – entscheiden Sie mit!

                            Die IHK-Vollversammlungswahl 2018
                            befindet sich in der heißen Phase: Noch
                            bis zum 22. Oktober 2018, 16.00 Uhr,
                            können Sie Ihre Stimme abgeben. So
                            entscheiden Sie mit, wer Ihre Unterneh-
                            merinteressen in den nächsten fünf Jah-
                            ren in der IHK-Vollversammlung vertre-
    Der schnelle Weg zum    ten soll. Die offiziellen Wahlunterlagen
                Wahlfilm:   mit Ihrem Stimmzettel für Ihre Wahl-
                            gruppe und Ihren Wahlbezirk haben Sie
                            bereits per Post erhalten. Die Kandida-
                            tenübersicht finden Sie in der Septem-
                            berausgabe der „Mitteldeutschen Wirt-
                            schaft“ und unter www.unternehmer-
                            waehlen.de (Rubrik „Wer kandidiert?“).      Dr. Michael Heinemann, geschäftsführender Gesellschafter der WHG Weißenfelser Handels-Gesellschaft
                                                                        mbH und Christina Lich, Inhaberin von Lich’s Weinstube in Halle (Saale) haben ihre Stimme schon
                            Hier erfahren Sie auch, wie Sie Ihre        abgegeben. In einem Film auf der Wahlwebsite www.unternehmer-waehlen.de erläutern sie, warum
                            Stimme abgeben können.                      es sich lohnt, sein Wahlrecht zu nutzen.

                            Im Gespräch mit zwei Unternehmern aus der Region
                            Warum Sie als Unternehmerin und Un-         wir – sind entscheidend darauf ange-               Wenn wir, die Unternehmerschaft, nicht
                            ternehmer Ihr Wahlrecht nutzen sollten      wiesen, dass die wirtschaftlichen Rah-             über die IHK-Vollversammlung für un-
                            und warum Sie davon profitieren – hier-     menbedingungen stimmen. Es ist wich-               sere Belange eintreten, dann wird es
                            zu sprach die „Mitteldeutsche Wirt-         tig, dass sich eine einflussreiche Orga-           niemand anders für uns tun.
                            schaft“ mit zwei Unternehmern aus der       nisation wie die IHK für uns Unterneh-
                            Region. Christina Lich, Inhaberin von       merinnen und Unternehmer einsetzt.                 Was bringt das konkret?
                            Lich’s Weinstube in Halle (Saale) und Dr.   Wer sonst adressiert etwa das Thema                Heinemann: Eine Menge: Die IHK sorgt
                            Michael Heinemann, geschäftsführen-         Fachkräfte gegenüber Politik und Ge-               etwa für eine gute Berufsausbildung, da-
                            der Gesellschafter der WHG Weißen-          sellschaft?                                        von profitiert die gesamte Wirtschaft. Als
                            felser Handels-Gesellschaft mbH.                                                               unser Lobbyist kämpft sie unter anderem
                                                                        Herr Heinemann, als gestandener Un-                für eine bessere Infrastruktur, ob es nun
                            Frau Lich, Sie führen seit 2017 ge-         ternehmer arbeiten Sie schon lange                 um Schienen, Straßen, Wasserstraßen
                            meinsam mit Ihrem Mann „Lich’s              mit der IHK zusammen. Wie sehen                    oder auch die Datenautobahnen geht.
                            Weinstube“. Was versprechen Sie sich        Sie es?
                            als Jungunternehmerin von der IHK-          Michael Heinemann: Ganz genauso.                   … und das zahlt sich aus?
                            Vollversammlung?                            Ich möchte noch ergänzen: Die Vollver-             Heinemann: Aber ja. In der vergange-
                            Christina Lich: … eine hoffentlich star-    sammlung sind wir selbst. Viele Kolle-             nen Wahlperiode etwa haben sich die
                            ke Stimme, die für meine Interessen         ginnen und Kollegen aus den verschie-              ostdeutschen IHKn unter anderem dafür
                            spricht! „Lich’s Weinstube“ ist zwar ein    denen Branchen und Regionen stellen                eingesetzt, die vor allem im Osten viel
                            Traditionslokal, aber ein junges Unter-     sich für dieses ehrenamtliche Mandat               zu hohen Netzentgelte zu reduzieren.
                            nehmen. Wir – aber natürlich nicht nur      zur Wahl. Es ist, wie Frau Lich sagt:              Diese werden jetzt schrittweise bun-
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Vollversammlungswahl 2018
                                                                                                                                                           5

desweit umgelegt. Damit wurden die           wer wieviel Beitrag zahlt, wofür die IHK   viele Mitglieder einbringen, ist die IHK
Wettbewerbsnachteile für viele hiesige       dieses Geld dann ausgibt und wofür         noch näher an den Wünschen und Be-
Unternehmen abgebaut.                        nicht. Ich finde das schon ziemlich ent-   dürfnissen der regionalen Wirtschaft.
                                             scheidend!
Lich: Ich kann Ihnen aus eigener Er-                                                    Ihr Fazit?
                                                                                                                                        Kontakt
fahrung sagen, dass gerade Existenz-         Noch bis zum 22. Oktober 2018              Lich: Seien Sie dabei.
gründer von den Beratungsangeboten           (16.00 Uhr) können Unternehmer aus                                                         IHK-Serviceteam Wahl
                                                                                                                                        IHK Halle-Dessau
der IHK profitieren. Ich finde es außer-     der Region ihre Stimme abgeben –           Heinemann: Und tragen Sie die Bot-              Wahlausschuss
dem richtig, dass sich die IHK auch für      warum kommt es dabei auf jeden Ein-        schaft weiter!                                  Franckestraße 5
eine effektive Wirtschaftsförderung          zelnen an?                                                                                 06110 Halle (Saale)
einsetzt.                                    Heinemann: Damit die IHK mit einer                                                         Tel. 0345 2126-100
                                             starken Stimme sprechen kann, ist es                                                       Fax 0345 212644-100
                                                                                                                                        wahlausschuss@
Und darüber bestimmt die Vollver-            wichtig, die Vollversammlung mit ei-                                                       halle.ihk.de
sammlung?                                    nem überzeugenden Mandat auszu-                                                            www.unternehmer-
Heinemann: So ist es. Die Vollver-           statten! Dabei kommt es auf jede Stim-                                                     waehlen.de
sammlung ist, wenn Sie so wollen, das        me an. Denn je mehr Unternehmerinnen
Parlament der regionalen Wirtschaft.         und Unternehmer mitmachen, desto
Nicht in dem Sinne, dass es dort Koali-      stärkeres Gewicht hat die IHK gegen-
tions- und Oppositionsparteien gibt.         über Verwaltung, Politik und Gesell-
Aber alle Branchen und Regionen sind         schaft.
hier repräsentiert. Die Unternehmens-
vertreter tagen viermal im Jahr, bestim-     Lich: Zudem kann jeder einzelne Un-
men in den nächsten fünf Jahren die          ternehmer mit seiner Stimme entschei-
Richtung, in welche die Arbeit gehen         den, welcher Kandidat seine Unterneh-
soll, und natürlich die wirtschaftspoliti-   merinteressen für seine Wahlgruppe
schen Positionen der IHK.                    und seinen Wahlbezirk in der nächsten
                                             Wahlperiode vertreten soll. Es geht also   Alle Details zur Wahl und die Kandidatenüber-
                                                                                        sicht finden Sie in der Septemberausgabe der
Lich: Nicht zuletzt entscheidet die Voll-    um das eigene Unternehmen genauso          „Mitteldeutschen Wirtschaft“ und unter
versammlung über die Finanzen – also         wie um die gesamte Region. Wenn sich       www.unternehmer-waehlen.de.

So wählen Sie in 5 Schritten (Eingang bei der IHK bis zum 22. Oktober 2018, 16.00 Uhr)
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT
Der IHK-Report ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018
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                             Der IHK-Report
                             IHK-Vollversammlung:
                             Die wirtschaftliche Zukunft der Region sichern!

                             Eine breite Themenagenda arbeiteten
                             die Mitglieder der IHK-Vollversamm-
                             lung Ende September 2018 bei ihrer
                             Herbstsitzung ab. Sie verabschiedeten
                             nicht nur den Jahresabschluss für 2017,
                             sondern befassten sich intensiv mit der
                             Frage, wie die wirtschaftliche Zukunft
                             der Region gesichert werden kann – von
                             A wie Ausbildung bis Z wie Zukunft des
                             Unternehmertums.

                             Unternehmergeist
                             wecken
                             Erkannte Probleme aktiv anzugehen,                     Mit ihren inhaltlichen Positionen bringt sich die IHK-Vollversammlung regelmäßig in die wirtschafts-
                             dafür steht die IHK-Vollversammlung.                   politische Diskussion ein. So mahnte sie in der Septembersitzung an, den vorgelegten Entwurf eines
               Kontakt       Um etwa das Unternehmerbild in der
                                                                                    Mittelstandsförderungsgesetzes in Sachsen-Anhalt wirtschaftsfreundlicher auszugestalten. Außerdem
                                                                                    forderten die Unternehmensvertreter: Die anstehende Reform der Grundsteuer solle ohne weitere
         IHK Halle-Dessau    Öffentlichkeit zu verbessern, gab sie den              bürokratische Lasten aufkommensneutral umgesetzt werden.
 Leiterin Büro Präsidentin
                             Startschuss für die Initiative „Unter-
und Hauptgeschäftsführer
           Cordula Henke     nehmer machen Schule“: In 32 weiter-                   „Wir versprechen uns davon langfristig                Duale Ausbildung stärken
    Tel. 0345 2126-245       führenden Schulen aus Halle (Saale),                   mehr Unternehmergeist in unserer Re-
    chenke@halle.ihk.de      dem Saalekreis und dem Burgenland-                     gion“, erklärt IHK-Präsidentin Carola                 IHK-Präsidentin Carola Schaar warnte
                             kreis werden gestandene Firmeninhaber                  Schaar, „denn den brauchen wir drin-                  vor den Folgen des demografischen
                             vermitteln, wie es ist, einen Betrieb zu               gend!“ Die IHK beobachte seit Jahren,                 Wandels in der Region: Nicht nur Grün-
                             führen. Die Schüler im Süden Sachsen-                  dass immer weniger Gründer den Weg                    der und Nachfolger fehlten, sondern
                             Anhalts könnten so die heimische Wirt-                 in die Selbstständigkeit finden und vie-              auch die Fach- und Arbeitskräfte – dies
                             schaft hautnah im regulären Unterricht                 le Senior-Unternehmer vergeblich nach                 werde sich bereits mittelfristig rächen.
                             erleben.                                               einem geeigneten Nachfolger suchen.                   Die IHK habe deshalb gemeinsam mit
                                                                                                                                          der Handwerkskammer Halle (Saale)
                                                                                                                                          einen Alarmruf abgesetzt: Die gewerb-
                                                                                                                                          lichen Kammern könnten ihrer Verant-
                                                                                                                                          wortung, für gut ausgebildete Fach-
                                                                                                                                          kräfte in der Wirtschaft zu sorgen, nicht
                                                                                                                                          mehr voll gerecht werden!

                                                                                                                                          Die Präsidentin erklärte: „Das politische
                                                                                                                                          und gesellschaftliche Umfeld sorgt für
                                                                                                                                          Barrieren, die wir alleine nicht beiseite
                                                                                                                                          räumen können.“ Eine Konsequenz ist
                                                                                                                                          für sie klar: „Wir rufen Politik, Wirt-
                                                                                                                                          schaft und Gesellschaft dazu auf, die
                                                                                                                                          duale Berufsausbildung zu stärken“, so
                                                                                                                                          Präsidentin Schaar. Gemeinsam mit der
                                                                                                                                          Handwerkskammer werde die IHK kon-
                                                                                                                                          krete Handlungsempfehlungen – etwa
                                                                                                                                          für mehr Berufsorientierung an Gym-
                             Die Vollversammlung hat die Mitglieder des IHK-Schiedsgerichts für die kommenden vier Jahre bestimmt         nasien oder kürzere Wege zur Berufs-
                             und hält das Gremium damit weiterhin arbeitsfähig (siehe S. 47). Das Schiedsgericht setzt sich aus Juris-
                             ten und Unternehmern zusammen und kommt dem Interesse der Wirtschaft nach schnellen, praxisorien-            schule – gegenüber Politik und Verwal-
                             tierten Konfliktentscheidungen entgegen – eine sinnvolle Alternative zur staatlichen Gerichtsbarkeit.        tung nachdrücklich anmahnen.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Der IHK-Report
                                                                                                                                                                      7

IHK-Finanzen: Planvoll, wirtschaftlich und sparsam
Die IHK-Vollversammlung stellte den                 Gründe für die für die IHK zwar positi-        weitaus geringerem Umfang seien da-
Jahresabschluss 2017 fest und nahm                  ven, jedoch auch sehr erheblichen Ab-          rüber hinaus für bestimmte Prüfungen
den Bericht der ehrenamtlichen Rech-                weichungen vom Plan ein.                       mehr Gebühren eingenommen worden
nungsprüfer hierzu zustimmend zur                                                                  als abzusehen war.
Kenntnis. Schließlich entlastete die Voll-          So habe allein die – voraussichtlich ein-
versammlung die Mitglieder des Präsi-               malige – erhebliche Steigerung des Bei-        Auf der Ausgabenseite schlägt zu Buche,
diums und den Hauptgeschäftsführer                  trags eines einzigen IHK-Mitglieds den         dass die IHK geplante Aufwendungen in
für das Wirtschaftsjahr 2017.                       Ertrag deutlich wachsen lassen. Dieses         erheblichem Ausmaß nicht getätigt hat,
                                                    Unternehmen habe bestimmte Ge-                 da bestimmte Maßnahmen in das Fol-
Der IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr.              schäftsbereiche in seine sachsen-an-           gejahr verschoben wurden. Daneben sei-
Thomas Brockmeier hatte zuvor die                   haltische Betriebsstätte verlagert. Die        en zeitlich begrenzte Einsparungen beim
wichtigsten Eckdaten des umfangrei-                 steuerliche Wertung habe sich auf die          Personalaufwand sowie bei einzelnen
chen Zahlenwerks vorgestellt. Detail-               veranlagte Gewerbesteuer und damit             Fremdleistungen erzielt worden.
liert ging Prof. Dr. Brockmeier auf die             auch auf den IHK-Beitrag ausgewirkt. In

                                                                                                   • Erträgen von insgesamt rund 18,2 Millionen Euro standen Auf-
                                                                                                     wendungen in Höhe von rund 12,6 Millionen Euro entgegen.

                                                                                                   • Die IHK konnte somit nicht nur das eingeplante Defizit ver-
                                                                                                     meiden, sondern sogar einen Überschuss in Höhe von rund
                                                                                                     5,5 Millionen Euro erzielen. In bilanzieller Hinsicht steigt die-
                                                                                                     ser auf 6,4 Millionen Euro, wenn u. a. eine vorgesehene Rück-
                                                                                                     lagenentnahme einbezogen wird.

                                                                                                   • Der Überschuss wird – wie es bilanztechnisch heißt – auf neue
                                                                                                     Rechnung vorgetragen und im Wesentlichen bereits im aktuel-
                                                                                                     len Jahr verwendet: unter anderem, um zweckbestimmte Rück-
                                                                                                     lagen zu dotieren. Die Vollversammlung hatte diese im Dezem-
Der ehrenamtliche IHK-Rechnungsprüfer, Konrad Dormeier, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse
Dessau, stellte das Ergebnis der Rechnungsprüfung vor: „Die IHK hat planvoll, wirtschaftlich und     ber 2017 beschlossen.
sparsam gearbeitet, es gibt keinen Anlass zu Beanstandungen.“

Ökonomie und Ökologie in Einklang bringen
Es bleibt eine schwierige Aufgabe, die              lionen Tonnen sind dafür noch einzu-
Interessen der Wirtschaft und die Vor-              sparen. Die Unternehmerschaft kritisier-
gaben des Umweltschutzes auszubalan-                te, dass solche ökologischen Ziele zwar
cieren. Die IHK-Vollversammlung setzte              klar beziffert, die ökonomischen Folge-
das Gespräch mit dem Landesumwelt-                  kosten – geschweige denn ein möglicher
ministerium fort und diskutierte inten-             Ausgleich – bisher nicht konkret ins
siv mit Staatssekretär Klaus Rehda                  Auge genommen werden. Aber Rehda
(Bündnis 90/Grüne; rechts im Bild) –                zeigte sich durchaus gesprächsbereit.
angenehm im Ton, aber hart in der Sa-               Immerhin hat er der Abfallwirtschaft
che. Energiepolitisch etwa beharrt die              zugesagt zu prüfen, ob die vorhandenen
schwarz-rot-grüne Landesregierung auf               Deponiekapazitäten ausreichen oder
den gesetzten Klimaschutzzielen: Auf                doch erweitert werden müssen. Fazit:
31,3 Millionen Tonnen soll der CO2-Aus-             Tragfähige energie- und abfallpolitische
stoß in Sachsen-Anhalt bis zum Jahr                 Lösungen werden Zeit brauchen, aber
2020 reduziert werden, knapp zwei Mil-              der belastbare Dialog geht weiter.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT
Der IHK-Report ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018
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                               Entschlossen geschlossen die duale Berufsausbildung weiterbringen:
                               Gemeinsame Fachkonferenz von IHK und Handwerkskammer

                               Sachsen-Anhalt kommt bei der dualen Berufsausbildung                        Inhalte selbst mitgestalten
                               voran – langsam, aber stetig. Das ist das Ergebnis einer Fach-              Nicht zuletzt vollzieht sich in der Versicherungsbranche ein
                               tagung von Handwerkskammer Halle (Saale) und IHK Halle-                     Wandel in Richtung virtueller Beratungsangebote – darauf
                               Dessau. Rund 150 Bildungsexperten aus Politik, Verwaltung,                  sollen die angehenden Kaufleute für Versicherungen und Fi-
                               Berufsschulen und Unternehmen diskutierten Mitte Septem-                    nanzen ebenfalls besser vorbereitet werden. Doch die beiden
                               ber 2018 in der Händelhalle in Halle (Saale), wie das Erfolgs-              engagierten Versicherungsfachlehrer wollen ihren Schülern
                               modell duale Berufsausbildung zukunftssicher bleiben kann.                  nicht einfach nur eine Online-Lernumgebung vorsetzen – die
                               Die Gesprächsrunden zu den Themen „Berufsorientierung ver-                  jungen Leute sollen die Inhalte selbst mitgestalten. Konkret:
                               bessern“ sowie „Ausbildungsinhalte anpassen, überprüfen und                 Sie bereiten die im Unterricht gewonnenen Kenntnisse in ih-
              Kontakt
                               modernisieren“ fanden regen Zuspruch bei den Teilnehmern                    ren Ausbildungsunternehmen an zwei bis drei Stunden pro
                               und führten zu lebhaften Diskussionen. Die Experten waren                   Woche multimedial auf.
                               sich am Ende der Konferenz einig, dass diese Veranstaltung
                               nicht das letzte gemeinsame Gespräch sein sollte.                           Was braucht die Familie List?
                                                                                                           Am Anfang stand ein Projekttag. Für originelle Einfälle gab es
                               Wissen kreativ vermitteln:                                                  dabei keine Noten, sondern den Applaus der Mitstreiter als
                               Pilotprojekt zum Aufbau einer virtuellen                                    Lohn. Daraus entstand das Konzept der „Musterfamilie List“
                               Lernumgebung                                                                mit drei Kindern, Haustieren, verschiedenen Hobbys, Wasser-
                                                                                                           grundstück – und jeder Menge Beratungsbedarf in Sachen
       IHK Halle-Dessau        Beispielhaft für die Modernisierung von Ausbildungsinhalten                 Versicherungen und Finanzen. Die Azubis schlüpfen dabei in
       Geschäftsführerin
                               steht das Pilotprojekt „Prox-e-Genius“, das Christian Kümm-                 die Rolle von Onlineberatern der erfundenen „Proximus Ver-
Aus- und Weiterbildung
     Dr. Simone Danek          ling, Berufsschullehrer an den Berufsbildenden Schulen „Fried-              sicherung AG“ und fragen: „Was braucht die Familie List?“ –
  Tel. 0345 2126-346           rich List“ Halle (Saale) auf der Fachtagung vorstellte. Dabei               beginnend bei Hausratversicherung und Haftpflichtrecht. Die
  sdanek@halle.ihk.de          handelt es sich um eine virtuelle Lernumgebung im Bereich                   so immer weiter wachsende Plattform „Prox-e-Genius“ er-
                               Versicherungen und Finanzen.                                                möglicht allen Azubis außerdem zeit- und ortsunabhängiges
                               Die Auszubildenden individuell für Lehrinhalte begeistern und               Lernen, mitentwickelt von Altersgenossen.
                               dabei dort abholen, wo sie sich zuhause fühlen – im Internet:
                               Mit diesem Grundgedanken starteten Thomas Strache und                       Bessere Kommunikation
                               Christian Kümmling, Berufsschullehrer im Bildungsgang                       Auch zur intensiveren Kommunikation zwischen den Partnern
                               „Kaufleute für Versicherungen und Finanzen“, 2017 die Arbeit                im dualen System trägt das Projekt bei, unter anderem er-
                               an einer neuartigen virtuellen Lernumgebung. Beide hatten                   halten die Ausbilder wöchentliche „Update-Mails“ zu den
     Weitere Informationen     beobachtet, dass die fachlichen und sozialen Kompetenzen ih-                Unterrichtsthemen sowie den Arbeiten ihrer Lehrlinge an der
          zum Projekt unter
    http://prox-e-genius.de    rer Azubis immer mehr auseinanderdriften. So entstand die                   Lernumgebung. Ein neuer Weg im Bereich der öffentlichen
                               Idee, Lehrstoff mit digitaler Unterstützung spezifischer und                Schulen, finanziell und organisatorisch unterstützt von der IHK
                               vielseitiger zu vermitteln und die Jugendlichen gezielter zu                Halle-Dessau. Genutzt wird dafür übrigens mangels Lei-
                               motivieren.                                                                 tungskapazität nicht der Schulserver, sondern eine externe
                                                                                                           Serverlösung. Alle Inhalte laufen im weitverbreiteten freien
                                                                                                           Content-Management-System WordPress.

                                                                                                           Neue Pläne
                                                                                                           Für Lernvideos wird die Animationssoftware „GoAnimate“
                                                                                                           eingesetzt. Im Schuljahr 2018/19 sind weitere digitale Werk-
                                                                                                           zeuge wie Präsentationsprogramme oder Apps geplant.
                                                                                                           Gleichzeitig wird ein Lernmanagementsystem implementiert,
                                                                                                           um die Inhalte in Module zu sortieren und den Präsenzun-
                                                                                                           terricht zu ergänzen. Neben spielerischen Elementen sollen so-
                                                                                                           ziale Feedbackfunktionen Einzug halten. Zurzeit wird die bun-
                                                                                                           desweite Vernetzung des Projekts vorangetrieben.

                                                                                                           Übrigens: „Prox-e-Genius“ ist eine Wortkombination aus „Pro-
                                                                                                           ximus“ für den erfundenen virtuellen Versicherer, „e“ für elek-
Einblick in die virtuelle Lernumgebung des Projekts „Prox-e-Genius“, das Ende September 2018 den           tronisch sowie „Genius“.
bundesweiten Bildungspreis der Versicherungswirtschaft „InnoWard“ als bester Berufsschulbeitrag erhielt.                                              CATHRIN GÜNZEL
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Das Titelthema
                                                                                                                                                          9

Das Titelthema
EZ-Scout an der IHK Halle-Dessau: Neues Dienstleistungsangebot
zum Markteinstieg in Entwicklungs- und Schwellenländer (ESL)*

Das Know-how sachsen-anhaltischer
Unternehmen beispielsweise in den
                                                                                                                                     Kontakt
Branchen Maschinen- und Anlagenbau,           Afrika: Großes Potenzial
Erneuerbare Energien, Medizintechnik          Besonders in Afrika sieht die Bundesregierung ein großes Potenzial, das es zu
sowie Agrar- und Ernährungswirtschaft         heben gilt: Afrika kann ein Zukunftsmarkt sein – mit dieser Botschaft rich-
ist weltweit gefragt. Aber Vorhaben in        tete sich Kanzlerin Angela Merkel während ihrer Reise mit einer Unterneh-
Afrika, Asien oder Lateinamerika sind         merdelegation Ende August dieses Jahres nach Westafrika an die deutsche
oft mit wirtschaftlichen Risiken ver-         Wirtschaft – die im Gegensatz zu anderen Ländern bislang kaum auf dem
bunden – und so bleiben die Chancen           Kontinent präsent ist. Obwohl die Märkte wachsen, bleibt der Außenhandel
vielfach ungenutzt. Förderprogramme           mit Afrika marginal, auch für sachsen-anhaltische Unternehmen. Diese
der deutschen Entwicklungszusammen-           haben 2017 Waren im Wert von 295 Millionen Euro nach Afrika exportiert,
arbeit (EZ) können dabei helfen, Risiken      wobei der größte Teil auf die nordafrikanischen Staaten und Südafrika ent-             IHK Halle-Dessau
                                                                                                                                     Geschäftsführerin
zu reduzieren und den Markteinstieg zu        fällt, lediglich etwa 50 Millionen Euro auf die verbleibenden 48 Staaten. Zum
                                                                                                                                     International
erleichtern (siehe Seite 11).                 Vergleich: Allein nach Vietnam hat die sachsen-anhaltische Wirtschaft im               Birgit Stodtko
                                              gleichen Zeitraum Waren eben dieser Größenordnung ausgeführt!                          Tel. 0345 2126-274
EZ-Scouts beraten,                                                                                                                   bstodtko@halle.ihk.de

begleiten und
unterstützen                               konkrete Projektideen zu entwickeln und
                                           umzusetzen. So entsteht eine Zusam-
Die IHK will hier Orientierung geben und   menarbeit von Bundesregierung, Ent-
die Unternehmen so dabei unterstützen,     wicklungs- und Schwellenländern, Wirt-
an der Dynamik in den Entwicklungs-        schaftsakteuren und Zivilgesellschaft auf
und Schwellenländern teilzuhaben. Ge-      Augenhöhe.
nau hier setzt das EZ-Scout Programm
des Bundesentwicklungsministeriums         Katy Schröder als
(BMZ) an. Als Ansprechpartner zu The-
men der Entwicklungszusammenarbeit         Ansprechpartnerin für
sind EZ-Scouts in Wirtschaftsverbänden,    Sachsen-Anhalt
Ländervereinen, Industrie- und Handels-
kammern sowie Handwerkskammern             Seit Juli dieses Jahres hat Katy Schröder
tätig. Sie beraten Unternehmen und Ver-    ihre Tätigkeit als EZ-Scout bei der IHK
bände zu den vielfältigen Kooperations-    Halle-Dessau aufgenommen. Sie ist An-
angeboten der deutschen Entwicklungs-      sprechpartnerin für die Industrie- und
zusammenarbeit, vermitteln den Kon-        Handelskammern in Sachsen-Anhalt
takt zu internationalen sowie lokalen      und Thüringen sowie deren Mitglieds-
Netzwerken und unterstützen dabei,         unternehmen.

                                                                                       Die entwicklungspolitische Expertin hilft
                                                                                       ihnen dabei, ihre Projektideen in Ent-
  * Was sind Entwicklungs- und Schwellenländer (ESL)?                                  wicklungs- und Schwellenländern zu
   Es gibt keine allgemeingültige Definition von ESL. In der Regel findet inter-       planen. Sie ebnet den Weg durch den
   national die Liste der Entwicklungsländer des Entwicklungsausschusses               Förderdschungel, unterstützt bei Pro-
   (DAC) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung           jektanträgen und dabei, durch den Zu-
   (OECD) Anwendung. Momentan befinden sich auf dieser Liste 143 Länder,               gang zu internationalen und lokalen
   darunter auch die großen Schwellenländer wie Brasilien, China, Indien,              Netzwerken die richtigen Partner vor
   Indonesien, Mexiko und Südafrika.                                                   Ort zu finden. Die „Mitteldeutsche Wirt-
                                                                                       schaft“ sprach mit ihr über Chancen,
                                                                                       Herausforderungen und Lösungen.
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018
10

                            EZ-Scout Programm: Chancen, Herausforderungen, Ergebnisse –
                            Im Gespräch mit Katy Schröder

                            Frau Schröder, Sie unterstützen seit          Sie sprechen es an – wie wichtig sind      legen. Will ein Unternehmen seine Pro-
                            Juli als EZ-Scout die Mitgliedsfirmen         die Kontakte vor Ort?                      dukte oder Dienstleistungen verkaufen,
                            der IHK Halle-Dessau bei ihrem Markt-         Für den Markteintritt sind verlässliche    muss es darin investieren, dass diese von
                            einstieg in Entwicklungs- und Schwel-         Kontakte vor Ort ganz entscheidend.        den Kunden vor Ort richtig verstanden
                            lenländer – wie kam es zu dieser Idee?        Diese fehlen Unternehmen am Anfang         und langfristig genutzt werden können.
                            Das Team der IHKn für den Bereich In-         ihres Auslandsengagements oftmals. In      Der Aufbau von After-Sales-Services er-
                            ternationales verfügt bislang noch über       den letzten zwei Jahrzehnten habe ich      fordert Investitionen in die Aus- und
                            kein spezifisches Beratungsangebot für        im Auftrag verschiedenster Unterneh-       Weiterbildung von Fachkräften. Will ein
                            Märkte in Entwicklungs- und Schwel-           men und Organisationen in der Türkei,      Unternehmen Vorprodukte in Entwick-
                            lenländern. Dabei wachsen die Chancen         Nordafrika und Subsahara-Afrika gear-      lungs- und Schwellenländern einkau-
            Kontakt         in neuen Märkten wie etwa in Afrika           beitet und verfüge über ein großes Netz-   fen, muss es die Hersteller schulen, da-
      IHK Halle-Dessau      besonders stark – und auch der Bera-          werk, von dem die Firmen profitieren       mit deutsche Standards eingehalten
         Geschäftsfeld      tungsbedarf zur aktuellen Situation so-       können. Zudem kann ich meine Erfah-        werden.
          International     wie zu den Rahmenbedingungen afri-            rungen durch das Unterstützungsange-
        Katy Schröder       kanischer Länder ist besonders hoch.          bot der Auslandshandelskammern             Wie hilft die Entwicklungszusammen-
                            Meine Aufgabe ist es, die IHKn in Sach-       (AHKn), der Repräsentanzen des Landes      arbeit Unternehmen dabei?
                            sen-Anhalt und Thüringen dabei zu un-         Sachsen-Anhalt oder der Kontaktbüros       Wenn die Geschäftsidee einen entwick-
  Tel. 0345 2126-276        terstützen, mittelfristig ein Portfolio für   des Landes Thüringen ergänzen.             lungspolitischen Mehrwert bringt, passen
ez-scout@halle.ihk.de       dieses Thema aufzubauen. Dabei gehen                                                     verschiedene Finanzierungsinstrumente.
                            wir von den Erfahrungen der Unterneh-         Viele Unternehmen schrecken davor          Auch hier berate ich Unternehmen, denen
                            men aus, die sich bereits in Entwick-         zurück, in Entwicklungs- und Schwel-       es oft schwerfällt in Anträgen zu be-
                            lungs- und Schwellenländern engagie-          lenländer zu expandieren – wie kön-        schreiben, dass sie direkt und indirekt
                            ren, um die Beratung passgenau auf die        nen Sie diese Hemmungen nehmen?            Jobs schaffen. Sie verbessern zum Bei-
                            Bedarfe zuzuschneiden. Mehr als 70 An-        Es ist entscheidend, sich vorab über den   spiel durch die Einführung von ökolo-
                            träge auf Fördermittel wurden in den          Markt zu informieren, um Chancen und       gischen und sozialen Standards die
                            letzten Jahren allein von Firmen aus          Risiken abzuwägen. Ich empfehle den        Arbeitsbedingungen in Entwicklungslän-
                            Sachsen-Anhalt gestellt. Allerdings           Unternehmen, zunächst eine Markter-        dern. Sie verbreiten neue Technologien
                            wurden nur 20 Projekte tatsächlich            kundungsreise zu machen. Dazu braucht      oder Anbaumethoden in der Landwirt-
                            durchgeführt. Wir wollen diese Zahl           es Neugier und ein bisschen Mut, wenn      schaft. Viele Maßnahmen dienen dem
                            deutlich erhöhen.                             es etwa nach Subsahara-Afrika geht.        Umwelt- und Ressourcenschutz und
                                                                          Aber nur vor Ort kann man sich einen       schaffen Arbeitsplätze.
                            Was bringt ein EZ-Scout und wie pro-          klaren Eindruck über den Markt ver-
                            fitieren die Unternehmen davon?               schaffen, persönliche Kontakte knüpfen     Was muss ein Unternehmen konkret
                            Ich berate Unternehmen, die sich in           und mit potenziellen Geschäftspartnern     tun, um Ihre Unterstützung als EZ-
                            Entwicklungs- und Schwellenländern            ins Gespräch kommen. Das ist sehr wich-    Scout in Anspruch zu nehmen?
                            engagieren wollen, zu Chancen und             tig für den unternehmerischen Erfolg.      Unternehmen mit einem Geschäftsinte-
                            Risiken dieser Märkte sowie zur Trag-         Ich berichte den Unternehmen auch im-      resse an einem der Partnerländer der
                            fähigkeit ihrer Geschäftsideen. Als EZ-       mer von Erfahrungen aus erfolgreichen      Bundesregierung sind herzlich eingela-
                            Scout unterstütze ich sie dabei, aus den      und ebenso aus gescheiterten Projekten,    den, mich per Telefon oder E-Mail zu
                            vielfältigen Angeboten der deutschen          von denen man mindestens genauso           kontaktieren. Sie können mit mir auch
                            Entwicklungszusammenarbeit das pas-           viel lernen kann. Vor allem gebe ich im-   gerne einen Termin in der IHK ausma-
                            sende für ihre Projektidee zu finden.         mer zu bedenken, dass ein nachhaltiger     chen und noch lieber besuche ich Un-
                            Der Name „Scout“ ist dabei Programm:          und langfristiger Erfolg in Entwick-       ternehmen direkt vor Ort.
                            Ich fungiere als Wegweiser durch den          lungs- und Schwellenländern einen lan-                        DIE FRAGEN STELLTE
                            Förderdschungel und unterstütze auch          gen Atem erfordert.                                                 ISABEL RAAB.
                            bei der Antragstellung auf Fördermittel.
                            Ich helfe Unternehmen, entlang ihrer          Wie finden Unternehmen Fachkräfte
                            Wertschöpfungsketten Kontakte zu              vor Ort?
                            knüpfen und konkrete Kooperations-            Ich rate den Firmen, einen Schwerpunkt
                            projekte zu initiieren.                       auf Know-how-Transfer und Training zu
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Das Titelthema
                                                                                                                                                          11

Chancen in Entwicklungs- und Schwellenländern nutzen –
Wie unterstützt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit konkret?

In einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren? Vie-        des „Marshallplans mit Afrika“, den Bundesentwicklungs-
le Unbekannte und teils hohe Risiken lassen kleine und mitt-       minister Gerd Müller ins Leben gerufen hat.
lere Unternehmen vor diesem Schritt oft zurückschrecken. Die
Bundesregierung unterstützt das nachhaltige Engagement             Die großen Potenziale der deutschen Wirtschaft in Entwick-
deutscher Unternehmen mit einem breiten Spektrum an För-           lungsländern will die Bundesregierung noch stärker heben, vor
der-, Finanzierungs- und Kooperationsangeboten.                    allem in den Bereichen:
                                                                   • Erneuerbare Energien und Umwelttechnologien
Um Investitionen in Afrika zu erleichtern, startete sie die Ini-   • Gesundheit
tiative „Compact with Africa“. Ziel ist es, Investitionspartner-   • Agrarwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung
schaften zwischen ausgewählten afrikanischen Ländern, Ge-          • Ländliche Entwicklung und Infrastruktur
bern und Investoren zu schaffen und die Rahmenbedingungen          • Bildungs- und Ausbildungswesen
für Unternehmen zu verbessern. Das ist auch die Absicht der        • Tourismus
Initiative „Pro! Afrika“ des Bundeswirtschaftsministeriums und     • Informations- und Kommunikationstechnologie

Folgende Instrumente unterstützen Unternehmen bei ihrem Schritt in neue Märkte:

                                             • Die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH fördert Machbarkeitsstudien und
                                               schafft die Möglichkeit, auch Wettbewerbs- und Kundenanalysen für Exportgeschäfte durchzuführen. Da-
                                               bei kann die DEG einen Teil der Kosten (bis zu 200.000 Euro) tragen.
                                             • Die DEG finanziert Pionierinvestitionen von kleinen und mittleren Unternehmen, die ein erfolgreiches
                                               innovatives Geschäftsmodell bereits umgesetzt haben und auf andere ESL ausweiten wollen. Eine Kofi-
                                               nanzierung von bis zu 500.000 Euro ist möglich, die im Erfolgsfall zurückzuzahlen sind.

                                             • Mit dem develoPPP.de-Programm fördert das BMZ das Engagement der Privatwirtschaft dort, wo unter-
                                               nehmerische Chancen und entwicklungspolitischer Handlungsbedarf zusammentreffen. Im Rahmen des Pro-
                                               gramms stellt das Ministerium Unternehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern investieren, fi-
                                               nanzielle und fachliche Unterstützung zur Verfügung. Das Unternehmen trägt mindestens die Hälfte der
                                               Gesamtkosten, zu denen das BMZ bis zu 200.000 Euro beisteuert.

                                             • Das „Import Promotion Desk“ (ipd) unterstützt dabei, neue Bezugsquellen in ausgewählten Ländern zu er-
                                               schließen. Das ipd steht Unternehmen von der Kontaktanbahnung über den gesamten Beschaffungspro-
                                               zess zur Seite: durch Marktstudien, Branchen- und Länderinformationen, B2B-Meetings auf Fachmessen,
                                               Matchmaking sowie Beschaffungsreisen.

                                             • Germany Trade & Invest (GTAI), die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, bie-
                                               tet täglich aktualisierte Informationen über die Marktentwicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern.
                                               Sie unterstützt Unternehmen bei ihrem Weg ins Ausland und informiert über Projekte und Ausschreibun-
                                               gen von internationalen Gebern.

                                             • Exportkreditgarantien, auch als „Hermesdeckungen“ bekannt, sind ein wichtiges Instrument, um Risiken bei
                                               Exportgeschäften zu minimieren. Durch den Schutz von Ausfuhrkrediten gegen das Ausfallrisiko aus wirt-
                                               schaftlichen und politischen Gründen soll die Finanzierung von Exporten erleichtert und der Zugang zu
                                               schwierigen Märkten gefördert werden. Exportkreditgarantien werden im Auftrag des Bundes von Euler Her-
                                               mes bearbeitet.
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018
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                            Märkte in Entwicklungs- und Schwellenländern: Wachstumspotenzial
                            für die mitteldeutsche Wirtschaft

                            Wirtschaftliches Wachstum findet heute        wird größer, in den Städten entstehen          Spannende Märkte entstehen auch durch
                            vor allem in den Entwicklungs- und            neue Gebäude. Für die übrige Welt be-          digitale Innovationen wie mobiles Ban-
                            Schwellenländern Asiens, Lateinamerikas       deutet Afrika Potenzial: Der Kontinent         king und telemedizinische Angebote.
                            und Afrikas statt. Dabei verzeichnen ge-      hat eine junge, wissbegierige und kreati-
                            rade Länder in Afrika stärkere Wachs-         ve Bevölkerung, die Hälfte ist jünger als      Viele Unternehmen erkennen dies. Mitt-
                            tumsraten als andere Volkswirtschaften        25 Jahre. Viele Märkte entwickeln sich ra-     lerweile fließt mehr als die Hälfte der
                            der Welt. Die Wirtschaft in Äthiopien, der    sant, da ein immenser Nachholbedarf in         ausländischen Direktinvestitionen in
                            Elfenbeinküste, im Senegal und in Ghana       fast allen Bereichen besteht. So sind bei-     Entwicklungs- und Schwellenländer. Der
                            wächst dieses Jahr wieder um jeweils bis      spielsweise noch 90 Prozent des Potenzi-       Anteil hat sich in den letzten Jahren
             Kontakt        zu neun Prozent. Auch die Mittelschicht       als für erneuerbare Energien ungenutzt.        beständig erhöht.
      IHK Halle-Dessau
         Geschäftsfeld
          International     Praxisbeispiele: Von Mitteldeutschland in die weite Welt
        Katy Schröder
                            Die geschäftlichen Möglichkeiten sind so vielgestaltig wie die       Wachstumsmarkt Erneuerbare Energien
                            einzelnen Märkte. Auch einige Unternehmen aus Mittel-                Strom wird in Afrika nach wie vor überwiegend mit Diesel-
  Tel. 0345 2126-276        deutschland sind bereits in Entwicklungs- und Schwellenlän-          generatoren erzeugt – eine kostenintensive und natürlich
ez-scout@halle.ihk.de       dern aktiv. Aufgrund ihrer spezifischen Expertise engagieren         ressourcenschädigende Art Energie zu gewinnen. Dabei hät-
                            sie sich unter anderem in:                                           te der Kontinent, geographisch und klimatisch betrachtet,
                            • den Erneuerbaren Energien                                          optimale Voraussetzungen für Photovoltaik. Doch um die
                              Praxisbeispiel 1: maxx solar academy im südlichen Afrika           Chancen der Sonnenenergie nutzen zu können, braucht es
                            • der Agrar- und Ernährungswirtschaft                                Know-how. Unternehmen, die sich auf dem Wachstumsmarkt
                              Praxisbeispiel 2: Petkus in Westafrika                             der Erneuerbaren Energien in Afrika engagieren wollen, müs-
             Kontakt        • der Umwelttechnik                                                  sen daher auch in die Qualifizierung von Fachkräften inves-
       IHK Halle-Dessau       Praxisbeispiel 3: tubus GmbH und mitkanal GmbH in China            tieren. Dabei unterstützt das develoPPP.de-Programm:
       Geschäftsführerin
                            • der Baubranche
           International
         Birgit Stodtko       Praxisbeispiel 4: ASSMANN BERATEN + PLANEN AG
  Tel. 0345 2126-274          in Kasachstan
bstodtko@halle.ihk.de

                               Praxisbeispiel 1: maxx solar academy
                               Die maxx solar & energie GmbH aus Mitteldeutschland entschloss sich 2011, für die Mitarbeiter südafrikanischer Solarfirmen
                               Weiterbildungskurse anzubieten. Mit dem Aufbau der maxx solar academy wurde ein Pool von qualifizierten Fachkräften ge-
                                                                                                                          schaffen, der den Markteinstieg des
                                                                                                                          Unternehmens unterstützte. Der Ge-
                                                                                                                          schäftsführer, Dieter Ortmann, ist zu-
                                                                                                                          frieden: „Die Fördermittel aus dem
                                                                                                                          develoPPP.de-Programm haben unser
                                                                                                                          Risiko minimiert und es uns ermög-
                                                                                                                          licht, unsere Firma und unsere Marke
                                                                                                                          schneller am Markt zu etablieren.“ Zu-
                                                                                                                          dem tragen die neu gewonnenen
                                                                                                                          Fachkräfte dazu bei, den südafrikani-
                                                                                                                          schen Solarsektor nachhaltig auszu-
                                                                                                                          bauen und die Umwelt zu schonen.
                                                                                                                          Mit Hilfe des develoPPP.de-Programms
                                                                                                                          hat die Firma in den vergangenen Jah-
                                                          Installationstraining im Rahmen des einwöchigen Trainingskurses ren ihr Erfolgsmodell auf weitere Län-
                                                                                 an der maxx | solar academy Johannesburg der des südlichen Afrika ausgeweitet.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Das Titelthema
                                                                                                                                                         13

Nachholbedarf: Modernisierung der Agrar- und Ernährungswirtschaft
Ein existenzielles Handlungsfeld in den Entwicklungs- und        von dessen Bewirtschaftung; bei hohem Bevölkerungswachstum
Schwellenländern ist die Modernisierung der Agrarwirtschaft.     werden es noch viel mehr. Es gibt ein enormes Potenzial für Pro-
Vor allem in Afrika leben sehr viele Menschen auf dem Land und   duktivitätssteigerungen, um diesen wachsenden Bedarf zu decken:

   Praxisbeispiel 2: Markteintritt der Petkus Technologie GmbH in Subsahara-Afrika
   Peter Hüser, Key Account Manager der Petkus Technologie GmbH,              eine Rolle spielen. Dabei lässt sich der Ertrag locker um 20 Prozent stei-
   buchte einen Flug nach Burkina Faso, um sich die Potenziale des Lan-       gern, wenn das Saatgut gut aufbereitet ist“, sagt Peter Hüser. Durch ein
   des anzuschauen. Burkina Faso ist ein wichtiger „Saatgut-Hub“ und ex-      Projekt, das Katy Schröder im Auftrag des Bundesministeriums für
   portiert nach ganz Westafrika. Doch Saatgutmaschinen – in Europa           wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Burkina Faso
   längst ein alter Hut – sind hier noch weitgehend unbekannt. „Ich bin       leitete, gelang Petkus der Markteintritt in Afrika. Die Maschinen von
   überrascht, wie hoch der Wissensstand der Landwirte ist, aber genau-       Petkus sind ein Exportschlager geworden.
   so überrascht, dass Saatgutmaschinen, wie wir sie kennen, hier kaum

   Der mobile Reiniger von Petkus in Betrieb

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Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018
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                            Weltweit erfolgreich mit Umwelttechnik
                            Die Weltbevölkerung soll bis 2030 auf mehr als acht Milliar-       hoch. Umwelttechnologieunternehmen, etwa aus den Berei-
                            den anwachsen. Zwei Drittel dieser Menschen werden dann            chen Wasser- und Abwasser, können mit ihren Produkten, Ver-
                            voraussichtlich in urbanen Zentren leben. In den wachsenden        fahren und Dienstleistungen helfen die zunehmenden Um-
                            Städten der Entwicklungs- und Schwellenländer ist die Be-          weltbelastungen in den Städten in den Griff zu bekommen:
                            lastung von Luft, Wasser und Boden bereits jetzt besonders

   Praxisbeispiel 3: tubus GmbH und mitkanal GmbH – Entwicklungspartnerschaften im Schwellenland China
   Wer geschäftlich in China Fuß fassen will, muss etwas bieten, das dort noch wenig bekannt ist: eine Methode zur Kanalsanierung zum Beispiel,
   die ohne das Aufreißen von Straßen auskommt – wie die grabenlose Methode der tubus GmbH und ihrer Tochterfirma mitkanal GmbH aus Mit-
   teldeutschland. Angesichts der dichten Bebauung und der Verkehrssituation in den Städten ist dies für Chinas Regierung ein Topthema, denn die
   Kanalisation im Land ist marode und muss dringend saniert werden. Um langfristigen Zugang zum chinesischen Markt zu bekommen, sind die
   beiden Unternehmen Entwicklungspartnerschaften über das develoPPP.de-Programm eingegangen.
   Begonnen hat alles am ZCC Zhejiang College of Construction in Hangzhou. Dort hat tubus 2015 zusammen mit dem develoPPP.de-Finanzie-
                                                                             rungspartner DEG eine Übungsanlage zu Schulungszwecken installiert, ausge-
                                                                             stattet mit modernster Technik zur Kanalreinigung und -inspektion. In einem
                                                                             zweiten Projekt haben die Firmen jetzt einen mobilen Schulungscontainer zum
                                                                             Thema Kanalreinigung und -inspektion sowie Kanalsanierung in Deutschland
                                                                             ausgebaut und nach China geliefert. Im Container werden die unterschiedlichen
                                                                             Verfahren an Präsentationswänden und Bildschirmen visuell dargestellt. Für
                                                                             den praktischen Teil ist der Container mit modernster Technik und einer Test-
                                                                             strecke ausgestattet. Die mobile Technik lässt sich auch an realen Kanälen ein-
                                                                             setzen, um noch praxisorientierter zu schulen.
                                                                             Durch den flexiblen Einsatz der mobilen Schulungsanlage können deutlich mehr
                                                                             Zielgruppen erreicht werden - zum einen bei Schulungen an verschiedenen Col-
            Studenten des ZCC Zhejiang Colleges of Construction in Hangzhou  leges, zum anderen bei Präsentationen auf Fachmessen, bei Städten und Kom-
                erhalten eine Einführung in moderner Kanalreinigungstechnik. munen, Behörden und Kanalbetrieben, Fachfirmen und Ingenieurbüros.

                            Technologie- und Wissenstransfer im Infrastrukturbereich
                            Deutsche Ingenieure sind bereits in zahlreichen Bau- und In-       Investitionen in die Infrastruktur getätigt. Die Betätigungs-
                            frastrukturprojekten in Entwicklungs- und Schwellenländern         felder für deutsche Ingenieurskunst sind vielfältig. Der Bau-
                            engagiert. In beinahe allen Märkten werden derzeit massive         sektor bietet dabei besonders große Chancen:

                               Praxisbeispiel 4: ASSMANN BERATEN + PLANEN AG – Erfolgreicher Aufbau von Geschäftsbeziehungen
                               Als international tätiges Planungsunternehmen realisiert die
                               ASSMANN BERATEN + PLANEN AG mit einer Niederlassung
                               in Magdeburg einen Großteil seiner Leistungen im Ausland.
                               Um sich den kasachischen Markt zu erschließen und dort
                               ein zuverlässiges Netzwerk aufzubauen, ging das Unter-
                               nehmen gemeinsam mit Dr. Michael GEOMATICS eine Ent-
                               wicklungspartnerschaft über das develoPPP.de-Programm
                               ein. Zusammen mit der sequa und einem kasachischen
                               Partner wurde ein Trainings- und Informationszentrum
                               eingerichtet, wo kasachische Fachkräfte sowie Studenten
                               einer Hochschule für Bauwesen in modernen Technologien
                               zur standortbezogenen Vermessung mit Hilfe von luftbild-
                               gestützten Systemen geschult wurden.                            Schulung beim kasachischen Projektpartner für die Aibotix X6 Drohne
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 10 2018 ⁄⁄ Der Branchenreport
                                                                                                                                                                        15

Der Branchenreport
15         Handel
17         Tourismus- und Gastgewerbe

„Haltet den Dieb!“ – Vorläufig festnehmen darf jeder                                                                                                 Handel
IHK informiert über Sicherheit im Einzelhandel

Ladendiebstahl und Raub setzen dem                    Sachbearbeiter Prävention der Polizei-           laubt. Alle Maßnahmen, die zur Verhin-
Einzelhandel zu. Laut Polizeistatistik                direktion Sachsen-Anhalt Süd, hatte als          derung der Flucht ergriffen werden,
bescherten Diebe deutschen Händlern                   Referent des Abends jede Menge Fragen            müssen verhältnismäßig sein. Sie kön-
                                                                                                                                                     Kontakt
im Jahr 2017 Verluste in Höhe von rund                zu beantworten:                                  nen den Täter also nicht drei Stunden
3,5 Milliarden Euro. Doch was tun ge-                                                                  fesseln und dann der Polizei überge-
gen Einbrecher und Ladendiebe und wie                 „Sind im Geschäft Taschenkontrollen              ben“, verdeutlicht der 41-Jährige, der
sich bei Notfällen verhalten? Darüber                 durch das Personal erlaubt?“                     auf einen oft verbreiteten Irrtum hin-
informierte die IHK bei einer Veranstal-              „Darf man einen ertappten Laden-                 weist. „Egal, ob Sie den Ladendieb er-
tung in Naumburg gemeinsam mit der                    dieb festhalten und fesseln?“                    wischt haben: Sie haben kein Recht,
Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd.                                                                   eine Taschenkontrolle zu erzwingen. Nur
Die wichtigsten Ergebnisse:                           Sicheres Auftreten im Ernstfall, so Jung-        die Polizei darf das.“ Oft gelinge es dem
                                                      hans, sei nur möglich, wenn man seine            Händler oder Detektiv aber, einen Weg         IHK Halle-Dessau
                                                      Rechte kennt. „Einen Ladendieb, der auf          auf freiwilliger Basis zu finden.             Geschäftsstelle Weißenfels
Festhalten erlaubt,                                   frischer Tat ertappt wird, darf man na-                                                        Tobias Voigt
                                                                                                                                                     Markt 6
Taschenkontrollen nicht!                              türlich bis zum Eintreffen der Polizei
                                                      festhalten. Man spricht von der „vor-            Brenzlige Situationen                         06667 Weißenfels
                                                                                                                                                     Tel. 03443 43250
So groß der Ärger bei den Betroffenen                 läufigen Festnahme durch jedermann“.             entschärfen                                   tvoigt@halle.ihk.de
ist, so groß ist auch das Interesse, sich             Die Befugnisse hierfür ergeben sich
künftig besser dagegen zu schützen und                durch den Paragraph 127 Absatz 1 der             Doch friedlich reagieren längst nicht alle
sich im Ernstfall richtig zu verhalten.               Strafprozessordnung. „Aber Achtung!              Täter. „Gerade deshalb ist es wichtig,
Polizeikommissar Alexander Junghans,                  Ungerechtfertigte Gewalt ist nicht er-           richtig zu kommunizieren. Das heißt de-
                                                                                                       eskalierend aufzutreten, um brenzlige
                                                                                                                                                     Kontakt
                                                                                                       Situationen zu entschärfen. Auf keinen
                                                                                                       Fall darf man sich selbst in Gefahr brin-
                                                                                                       gen“, so Junghans. „Fühlen Sie sich be-
                                                                                                       drängt, verlangen Sie selbstbewusst Hil-
                                                                                                       fe von anderen Kunden. Das gelingt fast
                                                                                                       immer, wenn Sie die Leute direkt an-
                                                                                                       sprechen“, erläutert Junghans, der auch
                                                                                                       auf die Maschen der Diebe einging.
                                                                                                                                                     IHK Halle-Dessau
                                                                                                                                                     Geschäftsfeld
                                                                                                       Die Maschen der Diebe                         Starthilfe und Unter-
                                                                                                                                                     nehmensförderung
                                                                                                                                                     Daniel Loeschke
                                                                                                       Der Klassiker sei immer noch das troja-       Tel. 0345 2126-267
                                                                                                       nische Pferd. Dabei handelt es sich um        dloeschke@halle.ihk.de
Ladendiebstahl ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Dem deutschen Einzelhandel entstehen   eine präparierte Tasche, die der Dieb
dadurch Verluste in Milliardenhöhe.                                                                    auf der Ware platziert. Über eine im Ta-
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