Die Tschäggättä Franz Julen und die neue Bahn Leben im Hospiz Stéphane Lambiel Skistar Ramon Zenhäusern Winter-Specials - INS HERZ GEMEISSELT ...

Die Seite wird erstellt Pierre-Oliver Wendt
 
WEITER LESEN
Die Tschäggättä Franz Julen und die neue Bahn Leben im Hospiz Stéphane Lambiel Skistar Ramon Zenhäusern Winter-Specials - INS HERZ GEMEISSELT ...
AUSGABE 8   9. NOVEMBER 2018

WA L L I S
       INS HERZ GEMEISSELT

Die Tschäggättä Franz Julen und
die neue Bahn Leben im Hospiz
Stéphane Lambiel Skistar Ramon
 Zenhäusern Winter-Specials
Die Tschäggättä Franz Julen und die neue Bahn Leben im Hospiz Stéphane Lambiel Skistar Ramon Zenhäusern Winter-Specials - INS HERZ GEMEISSELT ...
Mit dem BLS Autoverlad
ins Wallis

           p assu ngen wegen
          n
Fahrplana
    ierung sarbeiten:
San
                h/n e ue -fahrbahn
          bls.c
Die Tschäggättä Franz Julen und die neue Bahn Leben im Hospiz Stéphane Lambiel Skistar Ramon Zenhäusern Winter-Specials - INS HERZ GEMEISSELT ...
Das Wallis macht süchtig!
                                                                 Wir brechen Rekorde, gewinnen Medaillen, überraschen,
                                                                 erfreuen Gemüter und beglücken Herzen: Das Wallis lebt
                                                                 durch die Menschen, die es als ihre Heimat im Herzen tra-
                                                                 gen. Sei es als Charakterstärke und Antrieb für alltägliche                                                      Haben Sie eine besonders
                                                                                                                                                                                     schöne Erinnerung an
                                                                 oder sportliche Leistungen, als Inspirationsquelle für Krea-
                                                                                                                                                                                     den Winter im Wallis?
                                                                 tionen und Innovationen der Superlative wie die 3S-Bahn                                                              ­Teilen Sie diese auf
                                                                 aufs Klein Matterhorn oder als Ort der Stille, um in sich zu                                                      ­Facebook, Twitter oder
                                                                 kehren. Fest steht, die Walliser Bergwelt, ihre Naturschön-                                                    ­Instagram mit dem Hashtag
                                                                                                                                                                                    #MeinWinterimWallis
                                                                 heiten und Herausforderungen, die lebendigen Traditionen
                                                                 wie die Lötschentaler Tschäggättä, die Innovationskraft und
                                                                 gastronomischen Höhenflüge lassen nicht gleichgültig. Im
                                                                 Gegenteil, sie machen geradezu süchtig: Wer einmal mit
                                                                 dem Wallis in Berührung kommt, den lässt es nicht mehr los!
                                                                 So erging es dem Spitzenkoch Pierre Crepaud, der in Crans-
                                                                 Montana seine neue Heimat gefunden hat. Die Augustiner-
                                                                 Chorherren auf dem Grossen St. Bernhard fanden ihre

                                                                                                                                                                                                                                   O
                                                                                                                                                                                                                               IT
                                                                                                                                                                                                                              ED
                                                                 Berufung im Hospiz auf der Passhöhe. Die im Wallis sess-
                                                                 haft gewordene Belgierin Leentje Walliser gestaltet mit dem
                                                                 Einheimischen Schosi Rotzer traditionelle Walliser Möbel
                                                                 neu. Skilehrerin Sabine Haldemann begeistert Tausende
                                                                 von Kindern fürs Skifahren, und unsere aktuellen und ehe-
                                                                 maligen Spitzenathleten sind nach wie vor hier verwurzelt.
                                                                 Machen Sie Bekanntschaft mit dem Wallis, lernen Sie die
                                                                 Menschen, die es ausmachen, kennen, und lassen Sie sich
                                                                 von ihrer L­ eidenschaft für ihre Heimat anstecken. Im Walli-
                                                                 ser Winter finden Sie, was Ihr Herz begehrt: Wintersport,
                                                                 Gaumen­freuden, Natur pur, Wellness, Innovation, Kunst und
                                                                 Kultur. Viel Vergnügen!
Titel David Carlier, Vallon de They im Gebiet Portes du Soleil

                                                                 Damian Constantin, Direktor Valais/Wallis Promotion

                                                                 im p re ss u m
                                                                 «Wallis» erscheint als Beilage                     Dominic Koch Mitar­beiter dieser Ausgabe | Ma-       Admeira SA, Flurstrasse 55, Postfach, 8021 Zürich,
                                                                 der Schweizer Illustrierten am 9. November 2018    nuela Enggist, Manuela Lavanchy, Anita Lehmeier,     Tel. +41 58 909 99 62, E-Mail: salesservices@ad-
                                                                 Redaktion | «Wallis», Schweizer Illustrierte,      Thomas Kutschera Fotografen | David Carlier,         meira.ch Anzeigenpreise und AGB | www.admei-
                                                                 Flurstrasse 55, Postfach, 8021 Zürich,             Pascal Gertschen, Sedrik Nemeth, Kurt Reichen-       ra.ch Chief Executive Officer | Bertrand
                                                                 Tel. 058 269 26 26, Fax 058 269 26 40,             bach, Marco Schnyder Bildredaktion | Regula          Jungo Business Unit Director Print & Digital |
                                                                 info@schweizer-illustrierte.ch Leitung Wallis /    Revellado, Martin Müller, Fabienne Hubler Design­-   Beniamino Esposito Sales Director | Roger
                                                                 Leiter Zeitschriften | Urs Heller Chefredaktor |   konzept | Beling Thoenen Design Korrektorat |        ­Knabenhans Media Service Print | Esther Staub
                                                                 Stefan Regez Redaktionsleitung | Monique Ryser     Barbara Siegrist Bildbearbeitung | Ringier Redak-     Verlag | Flurstrasse 55, Postfach, 8021 Zürich,
                                                                 Bildchefin | Nicole Spiess Textchef | Jan Mor-     tions-Services Leiter Content- & Marketing-           Tel. 058 269 20 00 Produk­tionsleiter | Michael
                                                                 genthaler Layout / Produktion | Simona Guarino,    Partnerschaften | Thomas Passen Vermarktung |         Passen Druck | Swissprinters AG, 4800 Zofingen
Die Tschäggättä Franz Julen und die neue Bahn Leben im Hospiz Stéphane Lambiel Skistar Ramon Zenhäusern Winter-Specials - INS HERZ GEMEISSELT ...
24                                                                                66
                                                                                                                                                    Pierre Crepaud
                                                                  Möbel von der Wiege                                                                kocht im Hotel
                                                                     bis zur Bahre:                                                                und Spa Le Crans –
                                                                 Leentje Walliser in der                                                             zwischen Meer
                                                                  r-team-Schreinerei.                                                                  und Land.

                                                                                                                                                                        38
                                                                                                                                                                     Die Tschäggätta im
                                                                                                                                                                        Lötschental –
                                                                                                                                                                      das Portfolio von
                                                                                                                                                                    Christian Pfammatter.

                                                                    74
                                            LT
                            A
             H
IN

                                                                  Winter-Specials:
                                                                  Schneesport und
                                                                  Gaumenfreuden!

                                                                                     6                                   24                                        38
                                                                          FOTOWET TBEWERB                         WALLISER MÖBEL                              TSCHÄGGÄT TA
                                                                       #MeinWinterImWallis                   Von der Wiege bis zur Bahre                  Lötschentaler Brauch
                                                                 Das Gewinnerbild des Wettbewerbs.      Eine Belgierin und ein Schreinermeister    Furchterregende Gestalten, wildes
Fotos: David Carlier, Sedrik Nemeth (2), Christian Pfammatter,

                                                                                                           erfinden traditionelle Möbel neu.      Treicheln: Der Brauch wird von Gene-
                                                                                   12                                                             ration zu Generation weitergegeben.
                                                                       GROS SER ST. BERNHARD                             28
                                                                           Offene Türen                         MEHR ALS NUR PISTEN                                48
                                                                        Das Winterleben der              Alternativen zu Ski und Snowboard                    BET TMERALP
                                                                  Augustiner-Chorherren im Hospiz.       Schlitteln, Skijöring, Hundeschlitten­          Die Kinderskilehrerin
Kurt Reichenbach, Valais Promotion

                                                                                                          fahren oder Eisklettern: Das Wallis       Sabine Haldemann ist so bekannt
                                                                                  20                      ­bietet alles, was das Herz begehrt.        wie das Maskottchen Snowli.
                                                                          STÉPHANE LAMBIEL
                                                                         Seine neue Passion                              32                                        52
                                                                    Nach dem Karriereende kam                         INTERVIEW                        JEAN-MICHEL BOURNIS SEN
                                                                 die grosse Leere: Jetzt unterrichtet              Franz Julen                         Tipps fürs Tourenskifahren
                                                                  der Eiskunstlaufstar junge Talente    Die neue Bahn aufs Klein Matterhorn           Der Technikchef der Patrouille
                                                                            in Champéry.                        und weitere Pläne.                des Glaciers zur Sicherheit im Gebirge

                                                                                                                          4
Die Tschäggättä Franz Julen und die neue Bahn Leben im Hospiz Stéphane Lambiel Skistar Ramon Zenhäusern Winter-Specials - INS HERZ GEMEISSELT ...
08
     52
 Sicherheit geht vor:
                                                                                 Inhalt
     Jean-Michel
   Bournissen, PdG-
 Sicherheitschef, gibt
  Tipps fürs Gebirge.

                                                                                                      32
                                                                                                   Franz Julen, neuer
                                                                                                     Präsident der
                                                                                                  Zermatt Bergbahnen,
                                                                                                      im Interview.

      und wie er das legendäre                           66                      ­Angeboten, die einmalige Erlebnisse
     Skitourenrennen überwacht.                      STERNEKOCH                     versprechen. Und: Trainieren Sie
                                           Der Franzose in Crans-Montana          ihre Ski- und Snowboardkünste mit
                   56                       Pierre Crepaud hat im Wallis                       den Profis.
              DE STINATION                     seine Heimat gefunden.
  Ramon Zenhäusern in Saas-Fee                                                                  82
      Der Skistar trainiert auf                          73                                    AGENDA
 dem Feegletscher und kommt auch                       SO NAH                              Reiches Angebot
     zur Erholung ins Saastal.                 Schneller, als man denkt          Konzerte, Museen, Läufe, Skirennen –
                                             Das Wallis ist dank gutem ÖV              für alle ist etwas dabei.
                   65                       in wenigen Stunden erreichbar.
              WIRTSCHAF T
      News der Unternehmen                               74
   Die Matterhorn Gotthard Bahn                   WINTER-SPECIALS
  saniert den Furkatunnel, die neue                Skisafari und mehr
Gourmet-Messe Epicuria für ­Geniesser       Der Winter im Wallis geht einher
 und Profis, Walliser Kantonalbank als   mit Schneesport und Gaumenfreuden.
          ­Wirtschaftsmotor.               Profitieren Sie von den attraktiven

                                                           5
Die Tschäggättä Franz Julen und die neue Bahn Leben im Hospiz Stéphane Lambiel Skistar Ramon Zenhäusern Winter-Specials - INS HERZ GEMEISSELT ...
E
                                           N
              ER
 ST
13

                                                                       #MeinWinterImWallis
                                                            Thomas Luisier ist Gewinner des letztjährigen Fotowettbewerbs.
                                                                  Jetzt sind Sie dran: Posten Sie Ihre Wallis-Bilder.
 Fotos Thomas Luisier, Sedrik Nemeth, HO

                                               Wettbewerb | Der Gibidium-Staudamm         Tragen auch Sie das Wallis im Herzen?      ­ ffiziellen Hashtags, und halten Sie den
                                                                                                                                     o
                                               im Winterkleid: Das magische Bild stammt   Dann treten Sie der Wallis-Community       Walliser Winter mit dem Smartphone
                                               von Thomas Luisier, der damit den Wett-    bei. Facebook, Twitter, Instagram, You-    fest. Damit nehmen Sie automatisch am
                                               bewerb 2017/18 von #MeinWinterIm­          tube, Snapchat und Linkedin – auf all      Fotowettbewerb teil.
                                               Wallis gewonnen hat. Der Gibidum-Stau-     diesen Kanälen können Sie dem Wallis       Zu gewinnen gibt es: eine Veröffent­
                                               see befindet sich oberhalb der Massa-      folgen, um keine Neuigkeiten, Veranstal-   lichung Ihres Fotos im WALLIS-Magazin
                                               schlucht und wird vom grössten Glet-       tungen oder Ausflugstipps zu verpassen.    und einen unvergesslichen Aufenthalt im
                                               scher der Alpen, dem Aletschgletscher,     Und vor allem: Machen Sie selber mit!      Wallis.
                                               gespeist.                                  Teilen Sie Ihre Erlebnisse unter den          www.wallis.ch/MeinWinterImWallis

                                                                                                             6
Die Tschäggättä Franz Julen und die neue Bahn Leben im Hospiz Stéphane Lambiel Skistar Ramon Zenhäusern Winter-Specials - INS HERZ GEMEISSELT ...
LÉGER SÛR RECYCLABLE ÉCOLO GIQUE CONVIVIAL FUN ...ET TRÈS BON !
                                                                                                                                                                 WHITE   RED
                                                    Ressourcen
                                                     schonen            SÛR

                                                                                                                                                                               LET’S MOVE
                                                                        LÉGER
                                                                        ÉCOLOGIQUE
                                                                        RECYCLABLE
                                              Sion | Das Unternehmen Geosat  hat ein
                                                                        CONVIVIAL
                                              globales Informationssystem für Berg­
                                                                        FUN
                                              bahnen entwickelt und damit      dieTRÈS
                                                                           ...ET   9. Aus­
                                                                                       BON !
                                              gabe des Prix Créateurs der Walliser
                                              Kantonalbank gewonnen. Das System
                                              SnowGis hilft bei der Überwachung der
                                              Pistenpräparierung und Beschneiung via
                                              GPS/GPRS, bei der digitalen Erfassung
                                              von Spreng- und Rettungseinsätzen und               Let’s MOVE: ein roter und ein weisser
                                              analysiert Fahrbahnen und Gewohn­                     Walliser Wein in der PET-Flasche.
                                              heiten von Skifahrern. Diese Entschei­
     Skiabos auf                              dungshilfe ermöglicht eine Reduktion
                                              der Betriebskosten um 15 bis 20 Prozent
                                                                                                                                                                  Provins
    www.wallis.ch                             bei Treibstoff, Wasser und Strom. Per
                                              Smartphone werden die Informationen
                                                                                                                                                                 wagt was
                                              in Echtzeit übermittelt. Das Preisgeld in
Skipässe | Das mühsame Suchen hat ein         der Höhe von 30 000 Franken hilft bei Sion | Neuer Wein in neuen Schläuchen,
Ende: Auf der von www.wallis.ch erstell­      der Weiterentwicklung des Systems.             respektive in PET-Flaschen: Der Walliser
ten Seite über spezielle Skiabonne­             www.geosat.ch / www.wkb.ch                   Weinproduzent Provins scheut sich
mente hat man den totalen Überblick:                                                         nicht, einen Versuch mit je einem roten
Die unterschiedlichen Skipässe aus den                                                       und einem weissen Wein in PET zu star­
verschiedenen Regionen sind fein säu­                                                        ten. «Es ist eine grosse Herausforde­
berlich aufgelistet. Da ist der Magic Pass,                                                  rung», gibt Provins-Direktor Raphaël
mit dem man im Wallis und in den Skige­                                                      Garcia zu. Aber: «Im Transport von
bieten in den umliegenden Kantonen                                                           Gütern ist Gewicht ein entscheidender
freie Fahrt hat, aber auch die Leukerbad                                                     Faktor – nicht nur wegen des Preises,
Card 365, die für 550 Franken das gan­                                                       sondern auch wegen des Umweltschut­
ze Jahr gültig ist und nicht nur die Berg­                                                   zes.» Das gilt insbesondere auch für
bahnen, sondern auch die Thermal­bäder                                                       Berghütten, bei denen die Waren per
umfasst. Der Classic Pass Saint-Bernard             Geometer und Erfinder Patrick            Helikopter eingeflogen werden müssen
ermöglicht ganzjährigen Zugang zu über               Lathion und Christian Hagin.            und dabei jedes Kilo zählt. Der Versuch
15 Aktivitäten und erlaubt unbegrenztes                                                      startet mit zwei Walliser Qualitäts­
Skifahren und die Nutzung der Trans­                                                         weinen, die unter dem Label MOVE
portmittel im Pays du St. Bernard für                                                        erstmals am Rampenverkauf am 30. No­
199 Franken. Die Mont4Card des Gebie­
tes 4 Vallées, dem grössten Skigebiet der
                                              Zwei Geometer                                  vember bei Provins in Sion vorgestellt
                                                                                             werden. «Wir sind gespannt, wie die Re­
Schweiz, gibt es zwischen dem 1. Okto­
ber und dem 30. November zum Son­
                                                wollen die                                   aktionen des Publikums sind», so Garcia.
                                                                                             Provins ist auch im Gespräch mit Festi­
derpreis von 400 Franken (7–14 Jahre)
und 500 Franken (15–24 Jahre). Für Ju­           Pistenbe­                                   vals, bei denen Glas oft verboten ist.
                                                                                             Zudem seien die jungen Erwachsenen
gendliche unter 20 Jahren ist Skifahren
in der Aletsch Arena samstags gratis,          wirtschaftung                                 offener gegenüber PET und könnten so
                                                                                             erreicht werden. Die leichteren Flaschen

                                               vereinfachen
und verschiedene Skigebiete bieten neu                                                       eignen sich aber auch für unterwegs.
variable Preise an. www.wallis.ch                                                              www.provins.ch

                                                                   7
Die Tschäggättä Franz Julen und die neue Bahn Leben im Hospiz Stéphane Lambiel Skistar Ramon Zenhäusern Winter-Specials - INS HERZ GEMEISSELT ...
Wermut                                                                         Ferien in
                                                                                                                                                              der Blockhütte
                                                                              der Extraklasse                                                               Natürlich | «Nimm dir Zeit für Selbst­
                                                                    Hugo Pozzo di Borgo macht aus Walliser Wein                                             gemachtes, denn darin steckt viel Le-
                                                                             einen exklusiven Wermut.                                                       bensqualität», ist die Devise von Reto
                                                                                                                                                            Gilli und Daniel Wunderlin. So bauten
                                                                                                                                                            sie in Unterbäch eine Blockhütte für
                                                                                                                                                            sechs Personen, die gemietet werden
                                                                                                                                                            kann. Die Sanitäranlagen sind in einer
                                                                                                                                                            weiteren Hütte untergebracht, ebenso
                                                                                                                                                            findet sich hier die ProJacks-Jerky-Hüt-
                                                                                                                                                            te, wo die beiden initiativen Gründer
                                                                                                                                                            Fleisch räuchern. Eine zweite Hütte
                                                                                                                                                            steht auf der Moosalp direkt im Ski­
                                                                                                                                                            gebiet und bietet zehn Personen Platz.
                                                                                                                                                            Eine rund 15-minütige Wanderung führt
                                                                                                                                                            in die Hütte (vorher Schneesituation ab-
                                                                                                                                                            klären). «Wir bieten mit unseren Hütten
                                                                                                                                                            mitten in der Natur eine Möglichkeit zur
                                                                                                                                                            Entschleunigung.» www.projacks.ch
                                                             E
                                                             N
                     ER
 ST
13

                                                                                                                                                                 Neues
                                                                                                                                                             Boutique-Hotel
                                                                                                                                                            Zermatt | Mit dem «22 Summits» eröff-
                                                                                                                                                            net am 22. Dezember in Zermatt ein
                                                                                                                                                            neues, exklusives Boutique-Hotel mit
                                                                                                                                                            ­
                                                                                                                                                            22 Zimmern und Suiten, einer Bar und
                                                                                                                                                            Lounge sowie einem einzigartigen dop-
 Fotos Sedrik Nemeth (2), Dan Zoubek, Wallis Promotion, HO

                                                                                                                                                            pelstöckigen Wellnessbereich. «Bei uns
                                                                                                                                                            sollen sich die Gäste zu Hause fühlen.
                                                                                                                                                            Unsere Lounge soll ihr Wohnzimmer
                                                                                                                                                            sein», sagt Carolina Julen, die das Hotel
                                                                 Monthey | Am besten geniesst man ihn        terschiedlichen Aromen von Weinen ha-          mit ihrer Schwester Rahel führt. «Nur
                                                                 pur oder mit ein paar Eiswürfeln gekühlt:   ben mich dazu gebracht, monatelang zu          drei Minuten von der Matterhorn-Bahn
                                                                 Der ALATA-Wermut basiert auf Walliser       mischen, zu testen und Infusionen zu ma-       entfernt wollen wir einen sehr persön­
                                                                 Wein, gestärkt mit Weinbrand und aro-       chen, bis ich schliesslich die richtige For-   lichen und familiären Service bieten.»
                                                                 matisiert mit einer Infusion aus aroma­     mel gefunden habe», so Pozzo di Borgo.         Nach dem Soft Opening im Dezember
                                                                 tischen Kräutern, Beeren, Wurzeln, Blu-     Den Wermut gibt es in Rot und Weiss,           können ab 13. Januar Zimmer ab
                                                                 men, Früchten und Baumrinde. Der Wal-       beide trocken und nicht zu süss. Der           399 Franken, im Februar ab 339 Franken
                                                                 liser Winzer Hugo Pozzo di Borgo hat ihn    Name erinnert an seine korsischen Vor-         gebucht werden.
                                                                 entwickelt: «Die Begeisterung für die un-   fahren. www.alata.love                            www.22summits.ch

                                                                                                                                 8
Die Tschäggättä Franz Julen und die neue Bahn Leben im Hospiz Stéphane Lambiel Skistar Ramon Zenhäusern Winter-Specials - INS HERZ GEMEISSELT ...
Paradies für
                                                                                           Tourengänger
                                                                                        Crans-Montana | Felle anschnallen und
                                                                                        los gehts: 15 neue Tourenski-Strecken –
                                                                                        in den Stärkekategorien Blau, Rot und
                                                                                        Schwarz – auf mehr als 40 Kilometern
                                                                                        gespurten und gesicherten Wegen bie-
                                                                                        tet der neue Rando-Parc in Crans-Mon-
                                                                                        tana. Dieser neue Tourenpark umfasst
                                                                                        einen Höhenunterschied von mehr als
                                                                                        8000 Metern. Er ist geeignet für Anfän-
                                                                                        ger wie auch für Fortgeschrittene und
                                                                                        besteht aus drei Einführungsparcours
                                                                                        sowie einem Parcours mit dem Namen
                                                                                        «Die grosse Herausforderung» mit
                                                                                        3000 D+ und vier Anstiegen. Gäste kön-
                                                                                        nen sich freuen: Die Skitouren-Parcours
                                                                                        wurden in Zusammenarbeit mit Séve­rine
                                                                                        Pont Combe gestaltet, demå Skialpinis-
                                                                                        mus-Champion. «Der Rando-Parc wird
                                                                                        zu einer Referenz in Europa, es gibt
                                                                                        ­keinen anderen, der so gross und so
                                                                                         ­vielfältig ist», freut sich Séverine Pont
                                                                                          Combe. «Ich freue mich, dort viele Tou-
                                                                                          rengänger zu treffen», so die vierfache

         Ein Walliser prägt                                                               Gewinnerin der Patrouille des Glaciers.
                                                                                            www.crans-montana.ch/randoparc

             Mammut
      Adrian Margelist ist Chief Creative Officer
            des Outdoor-Unternehmens.

Design | «Bei Mammut zu sein, bedeu-         dem Bergsport in die Wiege gelegt», er-
tet für mich pure Kreativität und Frei-      klärt der in Brig geborene Weltreisende,
heit», schwärmt Adrian Margelist. Als        der in den letzten Jahrzehnten für gros-
Chief Creative Officer schärft er mit sei-   se internationale Modelabels gearbeitet
nem Team das Markenprofil und will so        hat. Er war in den Achtzigerjahren einer
die über 155-jährige Firmengeschichte        der Ersten, der auf einem Snowboard
zeitgemäss widerspiegeln, wie zum Bei-       die Pisten runterschwang – jetzt will er
spiel in der Delta-X-Kollektion. «Mir als    mit Mammut im hart umkämpften Markt              Mehr als 40 Kilometer: der neue
Walliser wurde die Verbundenheit mit         Trends setzen. www.mammut.com                     Rando-Parc Crans-Montana.

                                                                9
Die Tschäggättä Franz Julen und die neue Bahn Leben im Hospiz Stéphane Lambiel Skistar Ramon Zenhäusern Winter-Specials - INS HERZ GEMEISSELT ...
Familie Heinzmann
                                                                                                                                              in Sion an der Feier
                                                                                                                                                 zum Prix Rünzi:
                                                                                                                                               ­Stefanie mit Vater
                                                                                                                                                Albert (r.), Bruder
                             E
                             N

                                                                                                                                              Claudio, Mutter Berti
         ER

                                                                                                                                                  und Stefanies
 ST
13

                                                                                                                                                   Freund (v. l.).

                                                      Das Wallis ehrt Stefanie
                                                Die Soul- und Funksängerin Stefanie Heinzmann erhielt von
                                                            ihrem Heimatkanton den Prix Rünzi.

                                 Sion | Zehn Jahre Gesangskarriere, fünf      Überzeugung, dass Sie einen schönen            tritt die Sängerin mit der kraftvollen
                                 Alben, ausverkaufte Konzertsäle in New       Namen haben, der zu Ihnen passt und            Soul- und Funkstimme bei «Art on Ice»
                                 York und Duetts mit Lionel Richie und        der Ihre Walliser Herkunft unterstreicht»,     in Zürich, Basel, Davos und Lausanne auf.
                                 Joss Stone. Und trotzdem: «Sie ist eine      so Waeber-Kalbermatten weiter. Der             Und die Fans können sich freuen: Das
                                 Walliserin, die stolz auf ihre Wurzeln ist   Preis der Stiftung «Divisionär F.-K. R
                                                                                                                   ­ ünzi»   neue Album ist für Frühling 2019 ange-
                                 und immer und überall ihre Herkunft be-      bedeute deshalb mehr als eine Anerken-         kündigt, eine Single soll bereits im Ja­
                                 tont», freute sich Regierungspräsidentin     nung für die grosse musikalische Leis-         nuar erscheinen. Ihre ersten Gesangs­
 Fotos Sedrik Nemeth, 2 HO

                                 Esther Waeber-Kalbermatten, die der          tung, es sei ein Dankeschön ihres Hei-         erfahrungen machte Stefanie Heinz-
                                 Sängerin Stefanie Heinzmann den re-          matkantons Wallis. Stefanie Heinzmann,         mann übrigens mit der lokalen Band Big-
                                 nommierten Prix Rünzi übergab. «Wie          die sich auch für Unicef und Alphabeti-        Fish, mit der sie auch heute noch Kontakt
                                 mir gesagt wurde, haben Sie sich allen       sierungskampagnen einsetzt, war ge-            hat. Wahrlich ein grosser Fisch, den die
                                 Überredungskünsten widersetzt, einen         rührt und musste sich ein paarmal dis-         Band damals an Land zog.
                                 Künstlernamen anzunehmen. Dies in der        kret die Augen wischen. Ab Februar 2019           www.stefanieheinzmann.de

                                                                                                  10
Kulturelle                                                                             Mekka für
     Glanzlichter                                                                           Fernstudien
Sion | Seitensprünge für Kulturliebhaber                                               Hochschule | In Brig entsteht ein neuer
– ein Buch als Ideenstrauss für Besuche                                                Hochschulcampus, der Forschung, Leh­
im Wallis. Querköpfige Bischöfe, rauf­                                                 re und Verwaltung in einem hochmoder­
lustige Kardinäle und mächtige Land­                                                   nen Neubau vereint. Die Fernfachhoch­
besitzer, Wegelagerer, Dichter und                                                     schule Schweiz (FFHS) und die Univer­
Falschmünzer – sie haben das Wallis in                                                 sitäre Fernstudien Schweiz (FernUni
früherer Zeit ebenso geprägt wie briti­                                                Schweiz) planen, den Campus im Früh­
sche Bergsteiger, die das Goldene Zeit­                                                jahr 2021 in Betrieb zu nehmen. Der Neu­
alter des Alpinismus einläuteten. Seither                                              bau soll 165 Arbeitsplätze für Ver­
fanden Generationen von Wanderern
und Skifahrern ihr Paradies im Wallis.
                                             Swiss Cheese                              waltung, Lehre und Forschung sowie Un­
                                                                                       terrichtsräume für die Studierenden der
Seitensprünge für Kulturliebhaber
bringt den Gästen die reiche Kultur­
                                               Award für                               beiden Institutionen bereithalten. Aus­
                                                                                       serdem werden Labore für die Forschen­
geschichte des Kantons näher: architek­
tonische und künstlerische Perlen und
                                            Simplon-Käserei                            den entstehen. Diese werden unter an­
                                                                                       derem vom Unesco-Lehrstuhl für perso­
Pionierleistungen in Landschaftspflege                                                 nalisiertes und adaptives Fernstudium
und -schutz. Zu den beschriebenen Se­       Simplon Dorf | Der beste Walliser Rac­     der FFHS sowie von der Forschung in­
henswürdigkeiten gehören Museen, Bur­       lette AOP stammt aus der Dorfkäserei       nerhalb der psychologischen Fakultät
gen, Schlösser, Kirchen, Musikfestivals     Simplon Dorf. An den Swiss Cheese          der FernUni genutzt. Die prägnante Ge­
und Kunstausstellungen – alle mit öffent­   Awards wurde ihr in der Kategorie          stalt des Solitärbaus und die Glasfassa­
lichen Verkehrsmitteln erreichbar. Das      ­Walliser Raclette AOP die Trophäe über­   de sollen dem öffentlichen Charakter
Buch wurde initiiert von Francesco Wal­      reicht. Für die erfolgreiche Produktion   Identität verleihen. Das Baugesuch ist
ter, Intendant Festival Musikdorf Ernen      sind die Käserin Liliane Arnold und die   nun bei der Stadtgemeinde Brig-Glis
und Präsident des Kulturrats des Kanton      Käser Felix Arnold und Ari Locher ver­    eingereicht worden. Zum aktuellen
Wallis, mit Texten von Luzius Theler,        antwortlich. Die Käsereigenossenschaft    Semesterstart zählen die FFHS und die
Bildern von ­Valerie Giger, Layout und       präsidiert Roman Arnold. In der Katego­   FernUni gesamtschweizerisch insgesamt
Typografie von Jérôme Lanon.                 rie Walliser Raclette AOP erhielten zu­   4000 Studierende und 190 Mitarbei-
Bestellen: www.wegenerplatz.ch               dem zwei weitere Käse für ihre gute       tende.
                                             Qualität ein Diplom. Den zweiten Rang        www.ffhs.ch
                                             erreichte die Käserei Lourtier mit dem
                                             Walliser Raclette AOP «Bagnes 30», und
                                             den dritten Rang erreichte die Dienst­
                                             stelle für Landwirtschaft mit dem Wal­
                                             liser Raclette AOP «Châteauneuf». Ins­
                                             gesamt wurden an den Swiss Cheese
                                             Awards 965 Käse in 28 Kategorien ju­
                                             riert. Wer den Gewinner-Raclettekäse-
                                             AOP zu Hause geniessen will, kann ent­
                                             weder einen Ausflug nach Simplon Dorf
                                             machen und im Laden der Dorfkäserei
                                             einkaufen. Oder aber er bestellt frei
                                             Haus über die Website:
   Einmaliger Reiseführer zur Geschichte        www.sennerei-simplon.ch/                  Sie haben Grosses vor: Eingabe des
     und zum Kulturangebot des Wallis.       kaese-bestellen                             Baugesuches für einen neuen Campus.

                                                               11
Die Eingangstür zum Hospiz ist aus
                   schwerem Holz, sie hat kein Schloss.
                 Seit fast 1000 Jahren bietet sie jedem
                      Besucher Einlass. Die Augustiner-
                Chorherren wohnen das ganze Jahr hier.
       T
     EL
     W
 RG
BE

           12
LEBEN IN
     DER STILLE
Im Winter sind sie acht Monate abgeschnitten.
    Doch die Augustiner-Chorherren auf
  dem Grossen St. Bernhard sind nicht allein.
    Text: Thomas   Kutschera    Fotos: David   Carlier

                                                         Eine Gruppe
                                                         ­Skitourengänger
                                                          erreicht von
                                                          ­Italien her das
                                                           ­Hospiz auf der
                                                            Passhöhe des
                                                            Grossen St. Bern-
                                                            hard. Drinnen wird
                                                            sie von den Augus-
                                                            tiner-Chorherren
                           13                               empfangen.
«Wir sind ein Haus
            Gottes und der
           Gastfreundschaft.
            Bei uns ist jeder
             willkommen»
       T
     EL
     W
 RG
BE

                                14
Während des
     ­langen Winters ist
      jeder Tisch des
      Gäste-Speisesaals
      mit einer Geranie
      geschmückt.
      Das Abendessen
      ist für Besucher
      und Geistliche
15    dasselbe.
BE
              RG
                   W
                       EL
                         T

         2

16
     3
1 À votre santé! Die Augustiner-
    Chorherren Raphaël Duchoud
    (Mitte) und Frédéric Gaillard (links
    davon) stossen im Speisesaal mit
    Gästen und Helfern an.
    2 Oberhalb des Hospizes steht die
    Statue von dessen Gründer,
    dem Heiligen Bernhard.
    3 In der barocken Kirche finden
    regelmässig Gottesdienste statt.
    4 Nach einer stürmischen
    Nacht liegt meterhoch Schnee.
    Es braucht Stunden, bis alle
    ­Eingangstüren freigeschaufelt sind.

                                                                                                                               4

                                           D
                                                      en Schnee und die Berge», sagt    Maillard, 59. Sie gehört als Oblatin (je-
                                                      Augustiner-Chorherr Jean-Mi-      mand, der nach den Klosterregeln lebt)
                                                      chel Lonfat und lächelt sanft,    zur Kongregation. Lonfat ist der Prior,
                                           «man muss sie mögen, um das ganze Jahr       also der Chef des Hospizes. Dieser Win-
                                           hier oben zu leben.» Im Winter ist die       ter wird sein achter sein hier oben.
                                           Eingangstür des Hospizes oft nicht zu se-    Auch heuer war es am 15. Oktober so
                                           hen – 14,5 Meter Neuschnee fielen ver-       weit: Die Passstrasse über den Grossen
                                           gangene Saison. Dazu die Lawinen: Immer      St. Bernhard wurde unten in Bourg-
                                           wieder donnern sie an den umliegenden        Saint-Pierre VS sowie im italienischen
                                           Hängen runter. Und erst der Wind – nie       Saint-Rhémy geschlossen. Bis Ende
                                           hört er auf zu tosen. Mit 268 Stunden­       Mai – fast acht Monate – ist das Hospiz
                                           kilometern fegte er mal über den Pass:       jeweils von der Umwelt abgeschnitten.
1                                          Rekord! An zehn Tagen im Januar war es       Doch allein sind die Bewohner nicht:
                                           zu gefährlich, das Haus zu verlassen:        6000 Übernachtungen zählten die
                                           So stark tobten die Naturgewalten.           Chorherren und ihre Helfer vergangene
                                           Auf 2473 Metern über Meer liegt das          Wintersaison. Die Besucher (meist aus
                                           ­Hospiz auf der Passhöhe des Grossen         der Schweiz) gelangen nur mit Tourenski
                                            St. Bernhard. Dieser bildet die Verbin-     oder Schneeschuhen auf die Passhöhe.
      «Drinnen                              dung zwischen dem Unterwallis und dem
                                            Aostatal in Italien. Seinen Namen hat der
                                                                                        Der Aufstieg ist happig. Vom Parkplatz
                                                                                        bei der Barriere unten beim Walliser
    haben wir es                            Pass von Bernhard von Menthon, Erz­
                                            diakon von Aosta. Im Jahr 1050 grün­dete
                                                                                        Tunneleingang sind es 2,5 Stunden. Den
                                                                                        Weg haben Chorherren mit Stangen

     schön und                              er das Hospiz – um Reisenden, die in
                                            ­dieser unwirtlichen Gegend der Kälte
                                                                                        markiert. Frédéric Gaillard: «Wir emp-
                                                                                        fehlen, sich vorher über die Schnee- und

    gesellig. Die                            und Banditen ausgesetzt waren, einen
                                             Unterschlupf zu bieten.
                                                                                        Lawinensituation zu informieren.» Und:
                                                                                        Eine Anmeldung ist unumgänglich. Die

    Grundmauern                              Noch heute wird das Hospiz von Chor-
                                             herren des Augustiner-Ordens geführt,
                                                                                        Chorherren wollen wissen, wie viele
                                                                                        Leute im Verlauf eines Tages zu erwar-

      sind zwei
                                             ihr lateinischer Wahlspruch lautet: «Hic   ten sind – aus Sicherheitsgründen. Bei
                                             Christus adoratur et pascitur» – Hier      schlechtem Wetter zeigen grosse Schein-
                                             wird Christus angebetet und genährt.       werfer auf der Passhöhe das Ziel an.
     Meter dick»                             Aus vier Personen besteht die religiöse
                                             Gemeinschaft, die ganzjährig im Hospiz
                                                                                        Je eine Tonne tiefgefrorenes Brot,
                                                                                        Kartoffeln, Fleisch und Fisch: Anfang
                                                                                        ­
                                             lebt. Es sind die Chorherren Jean-­        ­Oktober wird das Lebensmittellager auf-
                                             Michel Lonfat (64, Priester), Raphaël       gefüllt, die Heizöltanks mit 70 000 Liter
                                             Duchoud (53, Priester) und Frédéric
                                             ­                                           vollgepumpt. Während des Winters wird
                                             Gaillard (53, Diakon) sowie Anne-Marie      im Holzofen knuspriges Brot gebacken.

                                                              17
1 Koch Jean-Marc Sartori,
                                                                                                        ein Weltlicher, beim Rüeblirüsten.
                                                                                                          Hundert Laibe Alpkäse werden
                                                                                                                      im Winter verspiesen.
                                                                                                             2 Beten nach den Regeln des
                                                                                                        ­heiligen Augustinus: Jean-Michel
                                                                                                                  Lonfat, Frédéric Gaillard,­
                                                                                                           Raphaël Duchoud, Anne-Marie
                                                                                                               Maillard (v. l.) in der Krypta.
                                                                                                          3 Steht für ankommende Gäste
                                                                                                                 parat: eine warme Suppe,
                                                                                                                            Brot und Wurst.
                                                                                                                4 Prior Jean-Michel Lonfat:
                                                                                                        «Jeder Gast ist eine Bereicherung
                                                                                                              für uns. Wir lernen von allen.»
                                                                                      1

           «Viele Gäste bringen frisches Gemüse,        Prior Lonfat empfindet die Begegnun­
           Obst oder ein paar Baguettes mit», freut     gen mit den Gästen als bereichernd. Er
           sich der Prior. Vor Ostern fliegt der He­    selber gleitet zweimal monatlich runter
           likopter neue Frischwaren ein.               ins Tal: Besuch bei der Familie, beim
           Die meisten Wintergäste kommen für ein       Arzt. Schnallt er dann wieder seine Ski
           paar Tage. Um Touren zu machen, Einkehr      an, gilt es vorsichtig zu sein: Die letzten
           zu halten, sich im Lesesaal zu vertiefen.    paar Hundert Meter unterhalb des Hos­
           Oder um sich mit den Geistlichen zu un­      pizes führen durch die Combe des
           terhalten, mit ihnen in der Kirche Gottes­   Morts – im Winter 2015 starben in die­
           dienst zu feiern oder in der Krypta zu be­   ser Schlucht vier Tourengänger in einer
       T
     EL

           ten. 120 Schlafplätze stehen zur Verfü­      Lawine. Geschmeidigkeit sei dem Gros­
     W
 RG

           gung: zwei Schlafsäle mit Kajütenbetten      sen St. Bernhard fremd, sagt der Prior.
BE

           (Nacht und Frühstück: 32 CHF), sechs         Überall Fels, Schnee, Eis. «Welch ein                                                    2
           Vierbettzimmer.                              Kontrast zur Zusammengehörigkeit, die
           Auch nach fast 1000 Jahren sind die          wir hier leben.»
           Chorherren auf dem Grossen St. Bern­         Anne-Marie Maillard freut sich auf den
           hard ihrer Berufung treu geblieben – der     Winter, «auch wenn er hart sein kann.
           Gastfreundschaft. Diakon Frédéric be­
           grüsst jeden Ankömmling im Gäste-Spei­
                                                        Der Lebensrhythmus in unserem Haus
                                                        tut gut.» Die Oblatin ist täglich draussen:
                                                                                                       Prior Lonfat:
           sesaal persönlich. «Wer immer du bist,
           welche Religion du hast: Wir heissen
                                                        Sie misst Schnee, Wind, Temperatur, fo­
                                                        tografiert Lawinen und sendet die Daten
                                                                                                        «Hier erlebt
           dich herzlich willkommen, mit deinen
           Freuden, Problemen und Hoffnungen.»
                                                        ans Institut für Schnee- und Lawinenfor­
                                                        schung in Davos GR und an die zustän­             man eine
           Um die grosse Gästezahl zu beherber­
           gen, sind die Chorherren auf Hilfe ange­
                                                        dige Stelle im Kanton Wallis. An wind­
                                                        gepeitschten Tagen entscheidet sie, wer          Schönheit,
           wiesen: Eine Verwalterin, eine Wäsche­
           rin, ein Koch, vier Hilfskräfte packen mit
                                                        aus dem Haus darf und wer nicht.
                                                        Das Hospiz liege im Herzen der Berge,          die die Seele
                                                                                                          berührt,
           an. Im Winter 2015 stand auch Timon          sagt Prior Lonfat bei einem Glas Fen­
           Stricker als Zivildienstler im Einsatz.      dant. Die Anstrengung, das Hospiz aus
           Schnee schaufeln, Tische decken, einge­      eigener Kraft zu erreichen, lohne sich.
           frorene Wasserleitungen reparieren. Das
           Religiöse passe gut an diesen Ort, sagt
                                                        «Sie hilft, die innere Aufregung zur Ruhe
                                                        zu bringen.» Er freut sich auf die gemein­
                                                                                                      die einem Gott
           der 23-Jährige aus Olten SO. «Das Hos­
           piz ist eine wohltuende Oase. Anderer­
                                                        same Weihnachtsfeier mit den Gästen
                                                        in der Krypta. Draussen wird meterhoch
                                                                                                       näherbringt»
           seits empfand ich die Abgeschiedenheit       Schnee liegen. Und wenn die Nacht klar
           auch als beängstigend – trotz Kontakt zur    ist, funkeln Tausende von Sternen über
           Aussenwelt durch WLAN.»                      den Gipfeln.

                                                                            18
4

3

    19
Er war auf der Suche nach einer neuen Aufgabe
         und gründete vor vier Jahren im Walliser Berg-
         dorf Champéry eine Eiskunstlaufschule. In der
         Skating School of Switzerland trainiert der ­einstige
         Eiskunstlaufstar Stéphane Lambiel Talente aus
         aller Welt. Der Weltmeister und Olympia-Silber-
         medaillengewinner fand hier zu seiner Berufung
         und zurück zu den Emotionen auf dem Eis.
    ER
    IS
LL
A
W

         Seine neue
         Passion
             Manuela Enggist
         Text:
         Fotos: David Carlier

                                  20
Neue Aufgabe: Vor vier Jahren
eröffnete Stéphane Lambiel in
Champéry seine Eiskunstlaufschule,
die Skating School of Switzerland.

                                     21
Die zehn Nachwuchstalente, die bei
         Lambiel trainieren, kommen aus
         der ganzen Welt nach Champéry.
    ER
    IS
LL
A
W

                                                      Vor Wettkämpfen wurde Lambiel
                                                          vom Trainer mit den Worten
                                                   ­«Lambiel, Blut und Wallis» gepusht.

                                              22
Dann merkt
                                                                                                man mit
                                                                                              24 Jahren,
                                                                                               dass man
                                                                                             die stärksten
W
             enn man von Beruf Eiskunst­     mittlerweile ein Chalet und trainiert
             läufer ist, sich für Erfolge
             und Titel trimmt, dann gibt
                                             sechsmal pro Woche zehn nationale und
                                             internationale Nachwuchstalente wie die
                                                                                             Emotionen im
einem der Körper nur begrenzt Zeit für
die Karriere. Etwa einen Drittel der
                                             Schweizer Geschwister Noah und Noé­
                                             mie Bodenstein oder den Letten Deniss
                                                                                             Leben schon
durchschnittlichen Lebensdauer. Dann
steht man da, gewinnt Titel und Medail­
                                             Vasiljevs. In Champéry sind auch immer
                                             wieder international erfolgreiche Spit­          gespürt hat
len und merkt mit 24 Jahren: Merde.          zenläufer anzutreffen, die mit Lambiel
Jetzt habe ich die stärksten Emotionen       an Choreografie oder Stil feilen.
in meinem Leben bereits gespürt. Was         Trainer zu werden, hat Lambiel früher ab­     biel seinen Schützlingen vor jedem
dann? Nach seinem definitiven Rücktritt      geschreckt: «Ich habe gesehen, wie viel       Wettkampf anspornende Worte mit aufs
2010 sah sich der Walliser Eiskunstlauf­     mein ehemaliger Coach Peter Grütter           Eis. «Peter triggerte mich immer mit
star Stéphane Lambiel mit dieser Er­         gearbeitet hat. Jeden Tag. Mit den Schü­      den Worten ‹Lambiel, Blut und Wallis›.
kenntnis konfrontiert. Und es dauerte        lern ist es wie mit Kindern. Man muss im­     Er sagte oft: ‹Geh raus und zeig ihnen,
eine «schmerzhaft lange Zeit», bis eine      mer da sein.» Lambiel läuft nach seiner       wie ein Walliser läuft›.»
neue Aufgabe die grosse Leere nach der       aktiven Karriere weiterhin Shows, erar­       Lambiel arbeitet praktisch Nonstop, bis
grossen Karriere füllen konnte.              beitet Choreografien für andere Läufer,       im März ist er jedes Wochenende mit
Draussen scheint die Sonne. Die Cha­         hält Seminare ab. Er merkt, dass die          Schülern an Wettkämpfen in der ganzen
lets, die das Sportzentrum Palladium de      Menschen ihm zuhören. «Ich hätte nie          Welt unterwegs. Und auch sich selber
Champéry umgeben, bräunen ihre Holz­         gedacht, dass ich einen so grossen E­ ffekt   muss der 33-Jährige fit halten. Gerade trai­
verkleidung in den Strahlen. Drinnen in      auf jemanden haben könnte.» Gleichzei­        nierte er zwei Tage für die Eiskunstlaufga­
der Eishalle steht Stéphane Lambiel          tig nagte etwas an seinem Sportlerherz.       la «Art on Ice». Zudem würde er gern noch­
Kaugummi kauend an der Bande, beo­           Seitdem er und Eiskunstläuferin Sarah         mals seine Show «Ice Legends» auf die
bachtet, wie die Eiskunstläufer Pirouet­     Meier sich aus dem Spitzensport zurück­       Beine stellen, am liebsten im Wallis, da­
ten drehen, umfallen und aufstehen. Er       gezogen haben, laufen keine Schweizer         für müsse er aber noch eine Halle fin­
klatscht in die Hände, spricht mal Fran­     mehr vorne mit. «Der Schweizer Eislauf­       den, die gross genug ist. «Für mich ist Eis­
zösisch, mal Englisch, schneidet Grimas­     verband hätte mehr tun können, um             kunstlauf zum Lifestyle geworden. Wenn
sen, schüttelt den Kopf. Es ist wie ein      den Nachwuchs zu unterstützen.» Nach          ich frei habe, zieht es mich aufs Eis.»
absurdes Marionettenspiel: Lambiel wie­      den Olympischen Spielen in Sotschi            Während seiner Karriere war seine Sicht
dergibt die Emotionen, welche die Läu­       2014 – ohne Schweizer im Eiskunstlauf –       auf den Sport eine andere. «Ich war sehr
fer auf dem Eis nach gelungenem oder         wusste Lambiel, wenn nicht jetzt, dann        ehrgeizig. Wollte ständig gewinnen.» Die
misslungenem Versuch stoisch mit dem         nie. Die Idee, die Schule in Champéry zu      Beziehung habe sich gewandelt. «Gegen
Schlittschuh von sich stemmen. Er wird       ­eröffnen, kam auf. Der Ort war perfekt.      Ende meiner Karriere habe ich erkannt,
später sagen: «Am liebsten würde ich für      Er ist ruhig, abgelegen, und die Eishalle    dass ich auch einfach so Emotionen auf
sie aufs Eis. Aber mittlerweile weiss ich,    hatte noch viel Eiszeit zu vergeben.         dem Eis erleben kann. Ohne zwingend
dass sie es selber schaffen müssen.»          Mittlerweile steht Lambiel nicht mehr an     gewinnen zu müssen.» Die seien heute
In Champéry fand Lambiels Suche vor           der Bande, sondern auf dem Feld und          zwar nicht mehr so komprimiert wie an
vier Jahren ein Ende. In der hintersten       schiebt langsam eine Schülerin über das      Olympischen Spielen. «Aber sie sind
Ecke des Val d’Illiez gründete der zwei­      Eis. Er sei kein strenger Coach, aber ein    noch da, nur auf einen längeren Zeitab­
fache Weltmeister und Olympia-Silber­         präziser. «Wenn ich etwas Bestimmtes         schnitt verteilt. Dank der Schule und den
medaillengewinner aus Saxon die Ska­          sehen will, kann ich sehr pingelig sein.»    Schülern.» Für den zweiten Drittel sei­
ting School of Switzerland. Hier hat er       Wie sein Trainer früher gibt auch Lam­       nes Lebens hat Lambiel also vorgesorgt.

                                                                 23
K
     ER
   W
 ND
HA

           Wo alles begann: Für das über
           400-jährige Belwalder-Gitsch
           Hüs in Grengiols entwarf Leentje
           Walliser Garrels Tisch, Stühle
           und Bett nach alten Vorlagen.

                                              24
DAS WALLIS
IN DER STUBE
   Eine Belgierin interpretiert historische
Walliser Möbel neu. Jetzt gibts eine ganze
      Serie – von der Wiege bis zur Bahre.
   Text: Monique   Ryser   Fotos: Kurt   Reichenbach

                     25
K
     ER
   W
 ND
HA

                                                                       1 Bett mit
                                                                     «Gütschi» im
                                                                  Haus der Wallisers.
                                                              Tabourets dienen als Tisch-
                                                           chen. 2 Die Stoffe der Stuhlkissen
                                                         und Matratzen stammen aus einer Lei-

           D
                                                         nenweberei im Val d’Hérens. 3 Leentje
                    as Problem war knifflig: Nach der      Walliser mit Carlo Zengaffinen in
                                                             der Schreinerei r-team. 4 Das
                    Renovation des 1592 erbauten                Belwalder-Gitsch Hüs in
                    Belwalder-Gitsch Hüs in Gren­                   Grengiols. Infos:
           giols musste passendes Mobiliar gefun-                    www.magnifi­
                                                                        casa.ch
           den werden. Schliesslich ist es seit 2013
           als Denkmal von kantonaler Bedeutung
           klassifiziert. Die Architekten Leentje
           Walliser Garrels und ihr Mann Damian
           Walliser hatten das Haus so weit wie
           möglich im Originalzustand belassen.
           So auch die ausgetretenen, aber immer
           noch intakten Plankenböden aus Lär-
           chenholz. Nur: Eine flache Ebene ist die-
           ser Boden nicht, und jeder vierbeinige
           Stuhl schwankt hier gefährlich hin und
           her. Also musste ein dreibeiniger Stuhl
           her, der auch auf unebenen Böden sta-
           bil bleibt. Nur sollte es nicht einfach ir-

                                                                      26
gendein Stuhl sein. Das Architekten-        Handwerkskunst unserer Ahnen die
        Ehepaar besorgte sich Bücher und Do-        Ehre erweisen», so Schosi Rotzer.
        kumente von regionalen Möbeln aus frü-      Ein Beispiel für frühere Funktionalität ist
        heren Jahrhunderten. «Ich war fasziniert    das typische Walliser Bett mit «Gütschi»,
        von der Vielfalt und Gestaltung der tra-    also einem ausziehbaren Unterbett. Die
        ditionellen Möbel aus dem Wallis», erin-    Menschen wohnten beengt, so war es
        nert sich Leentje Walliser.                 praktisch, wenn am Abend ein weiteres
        Für das denkmalgeschützte Haus ent-         Bett für die Kinder einfach herausgezo-
        warf sie nach traditionellen Vorgaben       gen werden konnte. In einer schmale-
        dreibeinige Stabellen und ein Bett. Das     ren Version steht das Bett im Haus von
        gefiel Schreinermeister Schosi Rotzer       Leentje und Damian Walliser in Brig.
        der Schreinerei r-team in Gampel. Und       Denn: «In der modernen Interpretation
        er hatte die Idee, daraus eine ganze Wal-   ist es auch ein Sofa», erklärt die Archi-
        liser Möbellinie zu machen. «Ich wollte     tektin. Die aus unbehandeltem Lärchen-
        nicht nur Form und Funktionalität von       holz gebaute Kollektion umfasst auch
        früher aufnehmen, sondern auch der          eine Truhe mit Schubladen, ein Tabou-
                                                    ret und Schaukelstühle. Nimmt man zwei
                                                    dieser Schaukelstühle und steckt sie mit
                                                    ein paar Handgriffen zusammen, ent-
                                                    steht eine Wiege. «Heute braucht man
                                                    nur noch für kurze Zeit eine Wiege, also
                                                    ist es sinnvoll, wenn danach die zwei
                                                    Schaukelstühle weiter verwendet wer-
                                                    den können», erklärt die Belgierin die
                                                    Idee dahinter. Und damit die Möbel ei-
                                                    nen von Geburt bis zum Tod begleiten
                                                    können, gehört auch ein schlichter Sarg
                                                    zur Kollektion. «Von der Wiege bis zur
                                                    Bahre» ist denn auch der von Schosi Rot-
                                                    zer geprägte Slogan der Walliser Möbel.
                                                    «Es geht uns darum, wertige Möbel zu
                                                    schaffen, die einen ein Leben lang – und
    1                                         2
                                                    darüber hinaus – begleiten», so die
                                                    ­Philosophie dahinter.
3                                             4
                                                     Die Möbellinie wird in Rotzers moderner
                                                     Schreinerei r-team gefertigt. Dabei wer-
                                                     den Nägel und Schrauben möglichst ge-
                                                     mieden, Beschläge aus Holz hergestellt,
                                                     auch wenn das viel Tüftelei erfordert.
                                                     Mit Carlo Zengaffinen hat die Möbelde-
                                                     signerin einen Verbündeten gefunden:
                                                     Mit seiner CNC-Maschine (Computer-
                                                     unterstützte Werkzeugmaschine) ver-
                                                     bindet auch er neue Technik mit alter
                                                     Handwerkskunst. Und weil bei dieser
                                                     Kollektion alles stimmt, kommen die
                                                     Stoffe für Kissen und Matratzen aus der
                                                     Leinenweberei Fondation Marie Métrail-
                                                     ler im Val d’Hérens und werden in der
                                                     Ecole de Couture in Siders kunstvoll ver-
                                                     arbeitet. 100 Prozent Walliser eben!
                                                       www.walliser-moebel.ch

                           27
Schlit t eln
                                                                      Pures Vergnügen | Der Schnee stiebt,
                                                                    der Wind pfeift um die Ohren, die Kinder
                                                                jauchzen: Eine Schlittelabfahrt ist ein Vergnü-
                                                                  gen für Jung und Alt. Service | Kurvige und
                                                                     gut gesicherte Schlittelpisten gibt es im
                                                                   ­ganzen Wallis. Meist können die Schlitten
                                                                 gleich an den Talstationen gemietet werden,
                                                                  bevor es mit der Bergbahn zum Start geht.
      EE
     N

                                                                  Infos | Alle Schlitteldestinationen an einem
     H
 SC

                                                                          Ort: www.wallis.ch/schlitteln
IM

                         S k i j ö ring
              Pferdestärken | Das Val d’Hérens gibt
            den Eringerkühen seinen Namen. Im Dörf-
                chen Nax stapfen aber auch Pferde
            durch unberührte Landschaften und ziehen
             mit einem PS Gäste beim Skijöring durch
           den Pulverschnee. Für alle | Wer Pferde liebt
            und sicher auf den Ski steht, der wird auch
            Skijöring lieben. Infos | www.valdherens.ch

                                                           28
M E H R         A L S         N U R     P I S T E N

        Alles, was das
        Herz begehrt
   Mal was anderes: Im Wallis ist Skifahren
     ein Genuss – die schneesicheren und
 höchstgelegenen Wintersportgebiete bieten
aber noch viel mehr. So werden die Winterferien
    abwechslungsreich und abenteuerlich.

                          Text: Monique Ryser

M
           anchmal ist einem nach totaler    Schnee ziehen. Und sich zwischen-
           Ruhe und Gemütlichkeit. Wie-      durch auch mal ausruhen und fressen
           so also nicht die Schneeschu-     müssen. Beim Skijöring in Nax geht es
he anschnallen und in einem tief ver-        um die Symbiose von Pferd und Mensch:
schneiten Wald erfahren, was wahre Stil-     Auf einer 400 Meter langen Teststrecke
le ist. Die Technik des Schneeschuhlau-      familiarisiert man sich mit dem richti­-
fens erfordert fast keine Vorkenntnisse.     gen Umgang mit den Zügeln, wobei das
Wer laufen kann, kann auch Schnee-           Pferd zuerst im Trab, dann im Galopp
schuhlaufen. Und kommt damit in den          loszieht. Danach folgt eine drei Kilome-
Genuss von einzigartigen Touren in un-       ter lange Strecke durch die Landschaft
berührter Winterlandschaft. In Arolla        des Mont-Noble.
führt eine Tour zum Lac Bleu, der im         Wer gerne kulinarisch unterwegs ist, soll-
Winter märchenhaft von Schnee be-            te sich den Termin vom 23. März 2019 in      Fotos Pascal Gertschen, Christian Pfammatter, Sedrik Nemeth
deckt ist. In Crans-Montana eröffnen die     Crans-Montana reservieren: An der Ski
Panoramawege einen einmaligen Blick          Food Safari gibts Spitzenküche auf der
auf die Viertausender vom Matterhorn         Skipiste. Und natürlich auch beste ­Weine
bis zum Montblanc. Und der Nordwand          aus Walliser Produktion. Am Tag danach
Trail in Zermatt führt ganz nah an der       ist einem vielleicht nach Schlitteln auf
Flanke des mystischen Berges entlang.        ­einem der speziell präparierten Schlit-
Auch wer Tiere liebt, kommt im Wallis         telwege. Sie sind sicher und eignen sich
auf seine Kosten: Verschiedene Anbie-         bestens für Familien. Besonders prak-
ter organisieren Hundeschlittenfahrten,       tisch: Schlitten können an den meisten
die man entweder als sitzender Passa-         Orten gleich bei der Talstation der je-
gier oder als leitender Musher erleben        weiligen Bergbahn gemietet werden.
kann. Dabei lernen die Gäste auch viel        Denn: Winterferien im Wallis sollen auch
über die Hunde, meist Huskys, die in          bequem sein.
Gespannen die Schlitten durch den
­                                                www.wallis.ch

                   29
Ski F ood Sa fa ri
      EE

               Genuss total | Über die Piste brausen
     N
     H

           und immer wieder einkehren – gibt es etwas
 SC

            Schöneres an einem sonnigen Wintertag?
IM

            Vor allem wenn die Spitzenköche am Herd
           stehen und beste regionale Spezialitäten für
           die verschiedenen Bergrestaurants zaubern.
             Datum | 23. März 2019, Karten für die Ski
             Food Safari bei den beteiligten Betrieben
              erhältlich. Pro Mahlzeit mit einem Glas
           Wein CHF 10.–. Infos | www.crans-montana.ch

                                                                  Schnee schuhwandern
                                                                In aller Ruhe | Das einzige Geräusch macht
                                                                   der knirschende Schnee – Schneeschuh­
                                                                   wandern ist gut für Geist und Seele und
                                                               je nach Route für die Kondition. Auf wunder-
                                                               schönen Trails gehts durch Wälder und über
                                                               weite Schneefelder, vorbei an eindrücklichen
                                                                  Viertausendern. Für alle Stärkeklassen |
                                                                  Nebst Touren im Neuschnee gibt es viele
                                                                Schneewanderwege für alle Stärkeklassen.
                                                                 Infos | www.wallis.ch/schneeschuhwandern

                                                          30
Eisklet t ern
                                                          Spektakulär | Kletterer müssen auch im
                                                       ­Winter nicht auf ihre Leidenschaft verzichten:
                                                          Entlang gefrorener Wasserfälle können
                                                        erfahrene Bergsteiger ihrem Hobby frönen.
                                                        Wer nicht so geübt ist und auf Nummer sicher
                                                         gehen will, wählt die Eiswand im Parkhaus
                                                         Saas-Fee. Bergführer | Achtung: im Freien
                                                          mit Bergführer klettern! Infos | www.tele­
                                                         anzere.ch, www.simplon.ch, www.valleedu­
                                                           trient-vallorcine.com, www.saas-fee.ch

    Hun d e sc h l i t tenfa h ren
     «Wuff» | Die Hunde sind angeschnallt
   und warten nur darauf, durch den Schnee
    zu stieben. Auf dem Schlitten stehen Sie
   und ­lenken das Gespann über die weiten
   Ebenen, oder Sie lassen sich als Passagier
     mitführen – die perfekte Symbiose von
  Mensch und Tier. Orte | Verbier, Les Giettes
 und Savièse b­ ieten Hundeschlittenfahrten an.
Infos | www.chiensdetraineau.ch, swissmushing­
  company.ch, www.arlukadventure.com/wallis

                                                                                                         Fotos Sedrik Nemeth (7), HO (2)

                                                  31
Eine Bahn der Superlative: Pro Stunde kann die
           höchstgelegene Dreiseilumlaufbahn der Welt zwi-
           schen Trockener Steg und Klein Matterhorn bis zu
           2000 Passagiere transportieren. Sechzig Millio-
           nen Franken kostete das Bauwerk. Bereits in drei
           Jahren soll die Verbindung Klein Matterhorn–Testa
           Grigia eingeweiht werden. Franz Julen, Verwal-
           tungsratspräsident der Zermatt Bergbahnen, über
           Billigtickets, Wintertourismus und Heimvorteil.
      W
      IE
     RV
TE
IN

           Franz Julen
                    Monique Ryser
           Interview:
           Foto: Sedrik Nemeth

                                    32
Franz Julen, ehemals erfolgreicher
     Intersport-CEO, leitet nun als
      ­Verwaltungsratspräsident die
Geschicke der Zermatt Bergbahnen.
1
               W
      IE
     RV

                                                2       3
TE
IN

                                            1 Ende Septem-
                                          ber wurde die neue
                                        3S-Bahn von Trockener
                                    Steg aufs Klein Matterhorn ein-
                                geweiht. 2 Mit der neuen Bahn können
                              pro Stunde bis zu 2000 Gäste transportiert
                                 werden. Die Wartezeiten bei der alten
      Fotos Nik Hunger

                                   Bahn waren zu lang. 3 Pininfarina
                                     designte die neuen Kabinen,
                                          die Platz für 28 Per­
                                              sonen bieten.

                         34
«Zermatt
gehört noch
 immer den
Zermattern.   B
                      undesrätin Doris Leuthard liess      kostet noch 15 Franken mehr. Was
                      es sich nicht nehmen, die neue       bezwecken Sie mit diesen Bling-
                                                           ­
                      Rekordbahn aufs Klein Matter-        Bling-Features?
 Wir hatten   horn einzuweihen. Mit der 3S-Bahn ins
              Matterhorn glacier paradise setze die
                                                           FJ: Es sind von Pininfarina designte Ka-
                                                           binen, und sie sollen das Erlebnis im
   immer      Schweiz sowohl im Tourismus als auch
              im Seilbahnbau wiederum neue Mass-
                                                           Berg noch spezieller machen. Es geht
                                                           uns darum, eben auch noch das gewisse

 Visionäre»   stäbe. «Darauf dürfen wir stolz sein»,
              ­sagte die Infrastrukturministerin. Wäh-
                                                           Etwas zu bieten. Nur transportieren
                                                           funktioniert nicht mehr.
               rend andere Bergbahnen ums Über­
               leben kämpfen, setzt Zermatt einen Ge-      Zermatt ist eine weltweit bekannte
               gentrend. Der neue Verwaltungsratsprä-      Marke, von Krise im Wintertourismus
               sident und Zermatter Franz Julen, 60,       spürt das Dorf nichts. Woran liegt das?
               erklärt, warum das möglich ist.             FJ: Zermatt wurde stets von Visionären
                                                           geprägt. Bereits 1891 wurde die Bahn
              60 Millionen kostete die neue Bahn.          zwischen Visp und Zermatt eingeweiht –
              Wie schaffen es die Zermatt Bergbah-         eine Meisterleistung. Die Bahn auf den
              nen, diese Investition zu stemmen?           Gornergrat folgte 1898, und der erste
              FRANZ JULEN: Seit der Fusion der vier        Skilift entstand 1941. Auch die Fahrt aufs
              Bergbahnen zur Zermatt Bergbahnen AG         Klein Matterhorn schrieb 1979 Geschich-
              2002 wurde eine klare Strategie ver-         te! Genauso wie 1980 eine der weltweit
              folgt. Grosse Investitionen, fast 500 Mil-   ersten unterirdischen Standseilbahnen
              lionen Franken in 16 Jahren, erlauben,       auf die Sunnegga. Jetzt die 3S-Bahn aufs
              ein Topprodukt zu fairen Preisen anzu-       Klein Matterhorn. Zermatt setzte früh
              bieten. Daneben hatte man Kosten und         auf Beschneiungsanlagen, und um die
              Verschuldung stets im Griff. Wir halten      Fusion der Bergbahnen beneidet uns die
              nichts von Billigtickets. Das mag für eine   ganze Branche. Dieser Pioniergeist, die-
              oder zwei Saisons mehr Gäste bringen,        ser Mut zum Risiko hat sich ausbezahlt.
              ist aber nicht nachhaltig. Eine Bergbahn
              muss Geld verdienen, sonst kann sie          Aber ganz ehrlich: Ohne das Matter-
              nicht investieren und sich weiterentwi-      horn, das niemanden kalt lässt, wäre
              ckeln. Das wäre der Anfang vom Ende.         das alles nicht möglich gewesen.
                                                           FJ: Dieser Berg hat eine ganz eigene Kraft.
              Eine Einzelfahrt von Zermatt aufs            Ich vergesse nie mehr den Moment, als
              Klein Matterhorn kostet ohne Ermäs-          ich zum ersten Mal auf dem Gipfel stand.
              sigung 95 Franken. Das ist sehr teuer.       Aber dass unser Erfolg nur am Berg
              FJ: Das ist uns bewusst. Aber das Erleb-     hängt, stimmt trotzdem nicht: Wir haben
              nis ist einmalig: Das Klein Matterhorn       exzellente Hotels, hoch­stehende Gastro-
              liegt auf 3883 Metern über Meer. Von         nomie, innovatives Gewerbe, ausgepräg-
              Trockener Steg aus fahren nun neu            ten Unternehmergeist, Zermatt ist auto-
              25 Kabinen mit 28 Sitzplätzen zu Euro-       frei, wir haben ein kul­turelles Angebot.
              pas höchster Bergbahnstation. Heute          Zudem wurde das Dorf in seinem Cha-
              muss man den Gästen etwas bieten!            rakter bewahrt. Lange vor der Zweitwoh-
                                                           nungsinitiative haben wir die kalten Bet-
              Vier Kabinen sind mit Swarovski-             ten limitiert, und das Umsatzverhältnis
              Kristallen bestückt, die Fahrt damit         zwischen Hotellerie und Parahotellerie

                                  35
«Im Geschäfts-
                                                                                                      leben hat mir
                                                                                                     auch geholfen,
                                                                                                         dass ich
           beträgt 80 zu 20. Unsere Vorväter haben      tieferen Lagen ebenfalls erfolgreich sind,
           das Dorf selber entwickelt, noch heute       sie sind die Basis des Wintertourismus.
           gehört Zermatt den Zermattern. Das
           spürt und sieht man.                         Sie haben 17 Jahre die Firma Inter-
                                                        sport geleitet und zum weltweit
                                                                                                     Zermatter bin.
           Touristischer Erfolg kann auch
           Schattenseiten haben wie überfüllte
                                                        ­führenden Sportartikel-Einzelhänd-
                                                         ler gemacht. Das Erfolgsgeheimnis?
                                                                                                      Wir sind welt-
           Städte oder wegen Übernutzung
           ­
           geschlossene Strände wie in Thai-
                                                         FJ: Wir verfolgten eine klare Strategie:
                                                        Unter einer gemeinsamen Vision und in­
                                                                                                     weit bekannt»
           land. Haben Sie keine Angst, ebenfalls       ternational einheitlichen Prinzipien lies­
           überlaufen zu werden?                        sen wir genug Raum für lokale Eigenhei­
           FJ: Tatsache ist: Es gibt immer mehr Tou­    ten und vertrauten den Menschen an
           ristinnen und Touristen, vor allem durch     der Front. Ich bin immer nahe bei den
           die wirtschaftliche Entwicklung in Asien.    Sporthändlern gewesen, habe ihre Ide­
           Wir haben hier aber einen guten Mix von      en und Bedürfnisse abgeholt. Wir waren
           Gästen aus der Schweiz, Europa, den          auch ein gutes Team. Die vier Mitglieder
           USA, Russland und Asien. Auch haben          der Geschäftsleitung waren all die Jah­
           wir die richtige Mischung von Individual­    re dieselben. Ich denke, das Wichtigste
           touristen und Gruppen. Wir müssen            sind immer die Menschen. Der Mega­
      W

           aber auf jeden Fall ein Auge auf diese       trend Sport, Fitness und Gesundheit,
      IE
     RV

           Gefahr haben. Was sicher regulierend         aber auch Zermatt haben mir geholfen,
TE
IN

           wirkt, ist der Preis.                        das muss ich ehrlich sagen. Wenn ich er­
                                                        wähnte, dass ich von Zermatt komme,
           Wie spüren Sie die Veränderungen im          haben sich sogar die Türen der Familie
           Freizeitverhalten?                           des Emirs von Kuwait geöffnet. Ich habe
           FJ: Wir stellen fest, dass die Menschen      gestaunt, wie bekannt und beliebt Zer­
           kurzfristiger und für kürzere Zeiträume      matt auf der ganzen Welt ist.
           buchen. Die Digitalisierung hat für Trans­
           parenz der Angebote gesorgt, und die         Trotzdem haben Sie Zermatt als jun-
           Gäste sind weniger loyal. Auch muss          ger Mann verlassen. Warum?
           das Angebot vielfältiger sein: Vor Jahren    FJ: Ich hatte den Abschluss einer Hotel­
           übte man eine Sportart aus, heute gleich     fachschule und wollte eigentlich nur ein
           mehrere und immer wieder andere. Wir         paar Jahre meinen Bruder Max, der 1984
           können also nicht nur Pisten fürs Skifah­    Olympiasieger im Riesenslalom wurde, als
           ren und Snowboarden anbieten – das           Betreuer begleiten und dann zurückkeh­
           Angebot muss grösser und breiter sein.       ren. Doch durch das Umherreisen mit ihm
                                                        bekam ich Lust, mehr von der Welt zu se­
           Wie wirkt sich der Klimawandel aus?          hen. Die Neugier und der Ehrgeiz haben
           FJ: Zermatt muss aufgrund seiner Höhe        mich gepackt. Ich verlor aber nie den Kon­
           weniger Angst haben. Aber: Es ist kurz­      takt zu Zermatt. Jetzt freue ich mich rie­
           sichtig, nur das eigene Schicksal zu be­     sig, wieder mehr hier zu sein. Das Ange­
           trachten. Wir brauchen Möglichkeiten,        bot für das Verwaltungsratspräsidium der
           die Skigebiete in unteren Lagen zu be­       Bergbahnen Zermatt habe ich ohne Zö­
           treiben. Dort lernen Kinder Ski fahren       gern angenommen: Für mich ist das eine
           und entdecken die Liebe zum Schnee­          Heimkehr und eine grosse Ehre, in mei­
           sport. Es ist wichtig, dass die Gebiete in   nem Dorf die Zukunft mitzugestalten.

                                                                           36
The way to pay.

    i                                        cashfree
                                                                    AND YOU?

Geniessen Sie die grosse Freiheit, bezahlen Sie weltweit bargeld-
los und sammeln Sie gleichzeitig wertvolle Prämienmeilen: mit der
leistungsstarken Cornèrcard Miles & More Karte, die auch den
bequemen, schnellen und sicheren Einsatz mit Smartphones und
Wearables unterstützt.
I am cashfree. And you? #iamcashfree cornercard.ch
Selbst geschnitzt:
           Die Masken werden
           von talentierten
           Lötschentalern
           geschnitzt. Als
           In­spiration dient
           schon mal ein
           Science-Fiction.
      O
      LI
     FO
 RT
PO

                                38
Tschäggättä
  Furchterregende Gestalten bevölkern in
     der Fasnachtszeit das Lötschental.
Mit Holzmasken und Fellen verkleidet, ziehen
die Tschäggättä treichelnd durch die Dörfer.
     2019 vom 3. Februar bis am 5. März.
      Fotos: Christian   Pfammatter

                         39
PO
          RT
               FO
                    LI
                         O

40
Schwerstarbeit:
        Die Kostümie-
     rung wiegt 25 bis
     30 Kilo. Die Felle
        stammen von
     Schafen (vorne),
      Ziegen (hinten)
     oder Wildtieren.

41
PO
              RT
                   FO
                        LI
                             O

42
                                 1

     3
1 Kein
                         Verein, son-
                     dern lose Gruppen
                  halten die Tschäggättä
                 am Leben. Treffen in einem
2          Maskenkeller in Wiler. 2 Manuel Blöt-
         zer beim Schnitzen einer Maske. Die Mas-
          ken sind Erbstücke oder Eigenfabrikate.
              3 Die Larven sind aus Arvenholz.
                   4 Johann Bellwald hilft
                     ­Philippe Roth, das
4                      Hirschfell anzu-
                            ziehen.

    43
PO
          RT
               FO
                    LI
                         O

44
Diese Maske ist
     im traditionellen
       Stil geschnitzt.
       Der Tschoopen
        und die Hand-
       schuhe werden
      verkehrt herum
             getragen.

45
Wenn es abends früh eindunkelt und          Die lose Gruppierung, bei
             der erste Schnee fällt, beginnt Manuel      der auch Manuel Blötzer
             Blötzer mit dem Schnitzen einer neuen       ­mitmacht, in ihrem Heimatdorf
             Maske. «Dann kommt die Vorfreude.»           Wiler im Lötschental.

           «Schön ist eine Tschäggätta,
           wenn sie leid aussieht»
           Text: Monique    Ryser

           S
      O

                  pricht der Lötschentaler Manuel       gibt es aber auch liebliche Gesichter.       das meist nur zu zweit, wobei der Kostü­
      LI
     FO

                  Blötzer, 24, das Wort Tschäggättä     Diese symbolisieren die Ahnen.               mierte am Boden liegt. Vorschriften zur
 RT
PO

                  aus, dann wird es zum Zischlaut,      Die Kleidung besteht aus einem Tierfell      Bekleidung gibt es nicht. «Alles ist er­
           die Vokale werden verschluckt. Und auf       – beispielsweise Schaf, Ziege oder           laubt. Ziel ist es, sich völlig unkenntlich
           die Frage, was denn ein gelungenes Kos­      Hirsch. Darunter kommen lange Hosen,         zu machen», sagt Manuel Blötzer.
           tüm ausmache, gibt er trocken zu Proto­      meist aus Sacktuch, ein Tschoopen und        Die Tschäggättä im Lötschental treiben
           koll: «E gruisigi Aaleggättu muäss äs syn.   Handschuhe. «Das Jackett und die Hand­       immer zwischen dem katholischen Feier­
           Schön ist eine Tschäggätta, wenn sie leid    schuhe, die Triämhändschen, werden           tag Maria Lichtmess und dem Ascher­
           aussieht.» Um gleich die korrekten Be­       verkehrt herum getragen», erklärt Blöt­      mittwoch ihr Unwesen. Am Feierabend
           griffe zu klären: Die Tschäggätta ist die    zer. Der Grund: Früher hatte man nur         treffen sich die Tschäggättu-Begeister­
           einzelne, verkleidete Gestalt, die Tschäg­   wenige Kleider, und damit der unter dem      ten – Männer, Frauen und auch Kinder –
           gättä ist die Mehrzahl davon und auch        Kostüm versteckte Lötschentaler nicht        in ihren jeweiligen Kellern, bevor sie los­
           der Name des Brauchs, das Verb lautet        erkannt wurde, drehte man diese ein­         ziehen. Die Gruppe von Manuel Blötzer
           tschäggättu.                                 fach um. Noch heute tragen viele Tschäg­     etwa in der ehemaligen Scheune des Ge­
           Der jahrhundertealte Brauch, dessen Ur­      gättä den Tschoopen ihres Grossvaters,       meindestiers in Wiler. «Es gibt keine Ver­
           sprünge nicht sicher belegt sind, geht       dessen Futteral aus Matratzenstoff un­       eine und keine Organisationen, pro Dorf
           aber durchaus mit der Zeit. Abbildungen      ter dem Fell sichtbar wird. Zum Kostüm       sind es einfach Kollegen, die Masken und
           von Teufel, Tod und Hexen waren früher       gehört auch eine Treichel, mit der so viel   Kostüme zusammengetragen haben und
           die Vorbilder für die geschnitzten Lar­      Krach wie möglich gemacht wird. «Diese       gemeinsam verwenden.» Nur zwei Mal
           ven. Heute dient auch das Internet als       trägt man oft über dem Fell. Hat aber        pro Fasnachtszeit gibt es offizielle Termi­
           Inspiration, und so tauchen Gesichts­        ­einer ein besonders schönes Fell, wird      ne: im 2019 am 28. Feb­ruar beim Umzug
           züge aus Science-Fiction-Filmen in den        sie darunter umgehängt», so Blötzer.        von Blatten nach Ferden und am 2. März
           «neumodischen» Masken auf. Manuel             Dies gilt als «neumodisch».                 beim Fasnachtsumzug in Wiler. Aber:
           Blötzer lässt sich vom Stück Holz leiten,     Überhaupt, das Anziehen: Zwischen           «Für uns ist das Tschäggatu eine Leiden­
           wenn er eine neue Maske schnitzt.             25 und 30 Kilogramm werden da um eine       schaft und beschäftigt uns das ganze
           Mehrheitlich seien es bei ihm eher tra­       Person herumgeschnallt. Will man den        Jahr», bekräftigt Blötzer.
           ditionelle Sujets. Neben den gfürchigen       breiten Riemen um die Taille zurren, geht     www.loetschental.ch

                                                                           46
Sie können auch lesen