Dow Jones E-Mobility Car-Sharing - TRENDS GESCHÄFTSMODELLE TECHNIK
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Dow Jones E-Mobility TRENDS GESCHÄFTSMODELLE TECHNIK November 2010 l Nr. 11 Rekord Car-Sharing Elektroauto fährt 600 km Erste Versuche mit E-Autos ohne nachzutanken zur Kurzzeitmiete laufen bereits Erstmals ist ein Elektroauto die Strecke von gut 600 km von Mün- Einsteigen und losfahren. Beim Car-Sharing brauchen sich Autofahrer chen nach Berlin gefahren. Eine sol- keine Gedanken über Versicherungen, Steuern, Winterreifen oder den TÜV che Strecke hat bisher noch kein zu machen. Per Handy oder Internet bei Bedarf bequem ein Auto bestellen Elektroauto ohne Aufladen zurück- und mit elektronischem Schlüssel den Wagen starten, wird zu einer inter- gelegt, wie die Berliner DBM Energy und der Energieanbieter lekker Ener- essanten Alternative. Vor allem in größeren Städten teilen sich immer mehr gie mitteilten. Menschen ein Auto. „Wir zeigen mit der Rekordfahrt, dass die Leistungsfähigkeit unse- rer Kolibri Technologie so hoch ist, Carsharing - ein frühes Kind der ten im Durchschnitt lediglich knapp dass auch lange Strecken mit einem Ökobewegung - erlebt einen neuen 30 Kilometer zurückgelegt. Ende des ganz normalen alltagtauglichen Elek- Boom. Rund 2.200 Stationen und vergangenen Jahres kaufte Allebrod trofahrzeug zurückgelegt werden 160.000 Nutzer gibt es bundesweit, die ersten Autos und entschied sich können”, sagte Mirko Hannemann, wie der Bundesverband Carsharing vor allem für kleinere Modelle wie den Geschäftsführer der DBM Energy. schätzt. Allein im vergangenen Jahr MEGA e-City, ein französisches Fahr- „Die Fahrt wird der weltweite Durch- erlebte die Branche in Wachstum von zeug mit einer Reichweite bis zu 80 bruch in der Elektromobilität sein”, 15%. Deutschland ist damit der größ- Kilometern, und das etwas größere E- ergänzte Thomas Mecke, Vorsitzen- te Car-Sharing-Markt Europas. Auto des skandinavischen Herstellers der der Geschäftsführung der lekker Elektroautos sind in dieser Bran- Think mit einer Reichweite von 160 Energie GmbH. che aber noch die Ausnahme. Von Kilometern. Das „lekker Mobil” habe mit einer 110 Carsharing-Anbietern in Deutsch- Heute ist Allebrod nicht nur selber Durchschnittsgeschwindigkeit von 90 land hat sich bisher nur einer an das ein begeisterter E-Auto-Fahrer, son- km/h die Fahrtstrecke zurückgelegt. Thema gewagt: Andreas Allebrod. dern damit auch an sieben Standor- Das Fahrzeug hat vier Sitze, einen ten in Deutschland vertreten. Bisher vollständig nutzbaren Kofferraum, allerdings lediglich mit 25 von insge- Servolenkung, ABS, ESP, Airbags und samt 350 Fahrzeugen. Ausschlagge- Komfortfunktionen wie Klimatisie- bend dafür sind vor allem wirtschaftli- rung, Sitzheizung und Radio. che Gründe. „E-Autos sind noch rela- Möglich wurde die Fahrt durch die tiv teuer“, so Allebrod. Neuanschaffun- von der DMB Energy entwickelte Koli- gen seien daher nur sukzessive mög- bri Technologie. Der intelligente Ener- lich. Aber: „Wir sind in Gesprächen mit giespeicher auf Lithium-Metall-Poly- Investoren und Autoherstellern.“ mer Basis sei deutlich leistungsfähi- Obwohl die Miete für E-Autos mit ger und leichter als andere Batterien. rund 18 EUR um 4 EUR teurer als E-Autos des Typs Mega können herkömmliche Benziner sind, steigt bereits von Car-Sharing-Nutzern das Interesse. Allebrod: „Sie werden Aus dem Inhalt gemietet werden. immer häufiger eingesetzt.“ Anfangs Foto: RheinEnergie nur vereinzelt – inzwischen auch von Fahrzeuge 7 vielen Dauernutzern. Auch Geschäfts- Experten gegen Pflicht-Sound Bereits 1995 ist er in das Geschäft mit kunden greifen darauf zurück, um das Car-Sharing eingestiegen und gründe- Unternehmen umweltfreundlich prä- Leistungselektronik 8 te 2006 die Firma Drive Car-Sharing in sentieren zu können. Deutsche Firmen sind gut Solingen. An den Einsatz von E-Autos Beim Einsatz seiner E-Flotte koo- aufgestellt dachte er anfangs nicht. „Ich war eher periert Allebrod mit Kommunen, dem abgeneigt“, gesteht der Geschäfts- ÖPNV und den Stadtwerken. Während Lithium 11 führer. Erst als er zufällig über die nie- aus seiner Sicht für die städtischen Deutsche Investoren an derländische Tochter auf das Thema Angestellten Car-Sharing zu einer ech- Projekt in Kanada beteiligt stieß, wuchs sein Interesse. Der Ein- ten Alternative wird, sorgen die Stadt- satz in Großstädten macht Sinn. Die werke für die Ladeinfrastruktur – mit Korea 14 Reichweite spielt hier keine Rolle. Pro garantiert ökologisch erzeugtem Strom. Autohersteller werden aktiv Tag werden in den Ballungsgebie- Mehr: Seite 2 Redaktion | K. Hinkel, C. Wiese, M. Lechner, A. Uluçay, J. Mengewein, E.-M. Korfanty www.djnewsletters.de Lars Hoffmann (verantw.) | Telefon: +49 (0) 69 / 2 97 25-4 16 | E-Mail: lars.hoffmann@dowjones.com
Dow Jones E-Mobility Top-Story November 2010 | Nr. 11 Fortsetzung von Seite 1 Erste Projekte testen die Akzeptanz in Berlin Bei den Energieversorgern kommt das trofahrzeugen mittels Carsharing-Syste- ten die Entwicklung ab”, erklärt Unter- an. Eine Ladesäule, an der zwei Fahrzeu- men in den Öffentlichen Verkehr getes- nehmenssprecher Tobias Hahn. ge gleichzeitig tanken können, bietet die tet. Einer von zehn Projektpartnern ist Die Daimler AG ist zwar mit der Toch- RheinEnergie AG Köln für das Car-Sha- die Deutsche Bahn AG – die schon in ter “car2go” seit März 2009 mit ihrem ring an. „Wir wollen das Thema den Kun- 130 Städten in Deutschland herkömmli- Carsharing-Angebot in Ulm und seit die- den näher bringen und brauchen dafür che Autos zur Kurzzeitmiete anbietet. sem Jahr auch in der texanischen Haupt- sinnvolle Partner“, erklärt Projektleiter „Strategisch schaut sich die Bahn das stadt Austin aktiv. Im Angebot: Günstige Bernd Gottmann. Autofahrer könnten Nutzerverhalten in dem Projekt an und Smart-Modelle. Von Elektroautos bisher auf diese Weise ein Gefühl für elektrisch wird beobachten, ob es eine sinnvolle noch keine Spur. „Überlegungen in diese betriebene Fahrzeuge bekommen und Ergänzung des öffentlichen Verkehrs ist”, Richtung existieren jedoch”, so car2go- Berührungsängste gegenüber dieser so Frank Wolter, Mitarbeiter am „Innovati- Sprecher Andreas Leo. neuen Technologie abbauen. Problema- onszentrum für Mobilität und tisch sieht er beim Charsharing zurzeit gesellschaftlichen Wandel” noch die langen Standzeiten der Autos (InnoZ) im Auftrag der Deut- aufgrund der Ladezeiten. schen Bahn. Bisher stehen Die RheinEnergie, die zudem an dem aber erst 18 E-Autos in Ber- Modellprojekt „colognE-mobil” teilnimmt, lin bereit. „Wir würden mehr will vor allem Erfahrungen auf diesem Fahrzeuge einsetzen, aber Gebiet sammeln. Denn bisher ist noch es gibt noch zu wenige Her- vollkommen unklar, ob sich Ladesäu- steller”, so Wolter. 2011 soll len überhaupt als Geschäftsmodell eig- die Zahl auf 40 Fahrzeuge Die Stadtwerke Remscheid gehören zu den weni- nen, da die Marge beim Strompreis viel erhöht werden. Insgesamt gen Versorgern, die Erfahrungen mit dem Car- Sharing sammeln. Foto: EWR zu gering ist, um damit die Stromsäulen sei dies für Berlin allerdings refinanzieren zu können. Für das Carsha- immer noch ein Tropfen auf ring-Projekt übernimmt RheinEnergie die dem heißen Stein, gesteht Wolter. Anders beim Mobilitätskonzept „Mu Stromkosten bis Ende nächsten Jahres. Das Interesse der Berliner ist groß. by Peugeot“ in Berlin. Ab Ende des In Paris sollen E-Autos den Ver- Über 2.200 Anmeldungen liegen vor. Jahres sollen Kunden erstmals hier kehrskollaps verhindern. Bürgermeis- „Die Kunden sind sehr neugierig“, auch das Elektroauto „iOn” ausleihen ter Bertrand, erklärter Elektroautofan, erklärt Wolter die ersten Erfahrungen. können. „Peugeot erwartet über Mu will im kommenden Jahr ein öffentli- Vor allem, da es diese Autos noch by Peugeot eine starke Resonanz und ches Carsharing-Modell mit akkube- nicht auf dem Markt gibt. Neugier, den iOn auszuprobieren”, so triebenen Pkw einführen. Dafür sollen Die Autohersteller tasten sich beim ein Peugeot-Sprecher. Peugeot und 3.000 Elektroautos an über 700 Stati- Thema Car-Sharing nur langsam vor. Daimler reagieren damit auf eine Ent- onen breitstehen. Bei BMW ist mit dem Mini E bis- wicklung, die das Kerngeschäft der Ganz so ambitioniert ist die Bundes- her lediglich seit Mitte 2009 ein Pro- Autobauer verändert: Für junge Men- hauptstadt nicht. Aber auch in Berlin totyp auf den Straßen in Berlin, Lon- schen im Alter von 18 bis 25 Jahren ist könnte Carsharing in Verbindung mit don, New York oder auch Los Angeles ein eigenes Auto nicht mehr so wich- E-Autos zu einer Entlastung der Stra- unterwegs. E-Autos über Car-Sharing tig, wie es noch ihren Vätern oder ßen und geringerer Umweltweltbelas- oder Autovermietungen auf den Markt Großvätern war. Das Auto als Status- tung führen. Im Rahmen des Projektes zu bringen, ist noch nicht geplant. symbol verliert an Bedeutung BeMobility wird die Integration von Elek- „Wir beobachten das zurzeit und war- Angela Schmid Grenzüberschreitendes Laden Stadtwerkeverbund Ladenetz kooperiert mit den Niederlanden Deutsche und niederländische Nut- sches Pendant „e-laad.nl“ kooperie- Osnabrück und der Duisburger Ver- zer von Elektrofahrzeugen können ren beim „Strom-Roaming“. kehrs- und Versorgungsgesellschaft. ab sofort grenzüberschreitend Strom Ladenetz ist ein Roaming-Verbund E-laad.nl ist ein Zusammenschluss „tanken“ und abrechnen. Die deut- mehrerer deutscher Stadtwerke hinter der niederländischen Verteilnetzbe- sche Initiative zum flächendecken- dem die smartlab Innovationsgesell- treiber und will in den nächsten drei den Stromladen für Elektrofahrzeu- schaft steht, ein Gemeinschaftsunter- Jahren bis zu 10.000 Ladesäulen auf- ge „ladenetz.de“ und ihr niederländi- nehmen der Stadtwerke Aachen und stellen. 2
Dow Jones E-Mobility November 2010 | Nr. 11 News Batteriefertigung in Deutschland deutschen Hauptstadt vernetzen und ren Energien speicherten. Es stim- koordinieren, wie die Senatsverwal- me nicht, dass Deutschland bei Elek- Evonik-Chef fordert von tung für Wirtschaft, Technologie und troautos hinterherhinke. So sei mit Regierung Millionenbetrag Frauen mitteilte. Frankreich zusammen eine Arbeits- Der Vorstandsvorsitzende des Berlin habe beste Voraussetzungen, gruppe für die Normung der Stecker Mischkonzerns Evonik, Klaus führendes Zentrum der Elektromobilität auf den Weg gebracht worden. Auch Engel, verlangt von der Bun- in Europa zu werden, hieß es weiter. In mit China sei eine gemeinsame Platt- desregierung eine Förderung im der Hauptstadt arbeiteten bereits zahl- form vereinbart worden. Es wäre ein dreistelligen Millionenbereich für reiche Unternehmen und Forschungs- Witz, wenn keine weltweiten Normen den Aufbau einer Batterieferti- einrichtungen an der Entwicklung festgelegt werden könnten. gung in Deutschland. Wie er im von Elektroautos und es liefen bereits Kagermann sagte, Deutschland Interview mit der Frankfurter All- gemeinsame Feldversuche der großen sei bei Elektroautos wettbewerbsfä- gemeinen Zeitung (FAZ) weiter deutschen Autohersteller BMW, Daim- hig, auch wenn es auf einigen Gebie- sagte, geben Staaten wie Japan, ler und VW mit den Stromversorgern ten noch aufholen müsse. „Wir haben China und USA Milliardensum- Vattenfall Europe, RWE und E.ON. nicht viel Zeit“, fügte er hinzu. Die men aus, um die Herstellung NPE werde im November über Batte- von sicheren Batteriezellen für rietechnik, Antriebssysteme, Rohstof- die Elektromobilität zu forcieren. Förderung fe und Recycling, Netz- und Lades- Es handle sich um einen interna- Brüderle gegen truktur, Standardisierung, Qualifikati- tionalen Wettbewerb, der nicht Prämien on der Arbeitnehmer sowie rechtliche nur einzelne Unternehmen, son- Rahmenbedingungen berichten. dern ganze Staaten einbeziehe. Bundeswirtschaftsminister Rainer „Die Regierung in Washington Brüderle (FDP) hat sich gegen staat- etwa fördert die Lithium-Ionen- liche Prämien für Elektroautos aus- smartlab Technologie in diesem und dem gesprochen. Diese Fahrzeuge müss- Stadtwerke Osnabrück nächsten Jahr mit 400 Mio USD ten sich am Markt durchsetzen, sagte beteiligen sich mit 30% und gibt zusätzlich 5 Mrd USD Brüderle am Montag in Berlin auf einer für die Errichtung von Produk- internationalen Tagung zur Elektromo- Die Stadtwerke Osnabrück beteili- tionsanlagen aus“, sagte Engel. bilität. Deutschland habe bewusst auf gen sich mit 30% an der Stadtwer- Er wünscht sich eine Förderung Kaufanreize verzichtet, die den Wett- ke-Kooperation smartlab Innovations- von Prozesstechnologie und bewerb verzerren würden. Frankreich gesellschaft mbH für Innovation und Pilotanlagen „über die gesamte zum Beispiel zahlt 5.000 EUR Prämie Unternehmensentwicklung. Werschöpfungskette“. für den Kauf eines Elektroautos. Ins- Entsprechende Informationen von Nach Aussage von Engel ist der besondere Renault will 2011 mehrere Dow Jones E-Mobility bestätigte ein Aufbau einer Batteriezellenpro- Modelle anbieten. Stadtwerke-Sprecher. Schwerpunkt duktion in Deutschland beson- Der Leiter der Nationalen Platt- von smartlab ist die Entwicklung und ders wichtig, „weil in den Zel- form Elektromobilität (NPE), Henning Vermarktung von Mobilitätsangebo- len drei Viertel der Wertschöp- Kagermann, sagte, er sei „nicht sehr ten für Elektrofahrzeuge. Ziel ist es, fung einer Batterie steckt - und glücklich“, dass andere Länder Prä- Geschäftsmodelle für Elektromobilität weil die Batterie wiederum den mien zahlten. Für alle Länder und Her- für die Infrastruktur von Stadtwerken höchsten Wertschöpfungsanteil steller müssten die gleichen Bedin- zu entwerfen und umzusetzen. Bisher am Elektroauto hat“. Ohne eine gungen herrschen. Er hoffe, dass halten die Duisburger Versorgungs- solche Fertigung von Zellen, fehle sich ein Wettrennen in Richtung auf und Verkehrsgesellschaft mbH (DVV) auch der Impuls, chemische Vor- Subventionen noch verhindern lasse, und die Stadtwerke Aachen Aktien- produkte für die Batterien hierzu- sagte der frühere Chef der Software- gesellschaft (STAWAG) jeweils 50% lande weiterzuentwickeln, so der firma SAP. Für den 25. November der Anteile an smartlab. Nach dem Evonik-CEO. kündigte er den ersten Zwischenbe- Einstieg von Osnabrück bei smartlab richt der NPE an. sollen die Anteile von Duisburg und Brüderle sagte weiter, Elektroau- Aachen auf jeweils 35% sinken. tos reduzierten den Lärm, mach- Den Stadtwerken Osnabrück gehe Startschuss ten das Land unabhängiger vom Öl es vor allem darum, an einem einheit- Berliner Agentur für und trügen zum Klimaschutz bei, lichen Ladenetz für Elektrofahrzeu- E-Mobilität nimmt Arbeit auf denn bei Betankung mit Strom aus ge beteiligt zu sein, sagte der Stadt- Sonne, Wind und Wasser verursach- werke-Sprecher weiter. Die smart- In Berlin hat die Agentur für Elek- ten sie praktisch keine Emissionen. lab Innovationsgesellschaft ist für die tromobilität (eMO) ihre Arbeit aufge- Außerdem könnten sie die Stromnet- Umsetzung des Konzept „Ladenetz nommen. Die Agentur soll künftig die ze stabilisieren, wenn sie unregelmä- – mein Stadtwerkeverbund” verant- Aktivitäten zur Elektromobilität in der ßig fließenden Strom aus erneuerba- wortlich. 3
Dow Jones E-Mobility Top-Story November 2010 | Nr. 11 Laut der VDE-Studie „E-Mobility Umfrage 2020“, die auf dem Kongress vorge- Verband der Elektrotechnik stellt wurde, gehen sieben von zehn Mitgliedsunternehmen davon aus, sieht Engpass bei Elektroingenieuren dass Deutschland zum Leitmarkt und Technologieführer für E-Mobili- Deutschland steuert in den kommenden Jahren nach Einschätzung des tät wird. Bei den befragten Bundes- Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) bürgern gehen 80% davon aus, dass deutsche Firmen mit E-Autos ähnliche auf eine Lücke bei Elektroingenieuren zu. Wie VDE-Präsident Joachim Erfolge erzielen könnten wie mit kon- Schneider auf dem E-Mobility-Gipfel des VDE in Leipzig weiter sagte, ventionellen Fahrzeugen, 64% wür- betreibt Deutschland in diesem Technologiefeld hinsichtlich seines den sich ein Elektroauto kaufen. Aller- Nachwuchses geradezu ein „Vabanque-Spiel“. Neun von zehn Firmen dings werden noch Verbesserungen sehen einen steigenden Bedarf an Elektroingenieuren durch den Bedeu- bei Reichweite, Anschaffungskos- ten sowie Ladezeiten erwartet. Von tungszuwachs der Elektromobilität, ergab eine Umfrage des Verbandes den 14- bis 19-Jährigen, die in der unter Mitgliedern. Fast genauso viele Unternehmen gehen laut der Studie befragt wurden, würden sich Umfrage jedoch davon aus, ihren Bedarf an Fachpersonal nicht decken sogar 74% ein Elektroauto kaufen. zu können. So könne es im Jahr 2020 zu einer erheblichen Bedarfslücke 52% der Verbraucher in Deutschland kommen. gehen davon aus, dass E-Fahrzeu- ge herkömmliche Autos ablösen wer- den. Von den Befragten würden 64% Schneider forderte zu verstärk- orten – in Berlin, Nürnberg und Gif- zu Hause ihren Strom tanken, 21% an ten Anstrengungen auf, mehr Stu- horn – arbeiteten etwa 400 Mitarbei- der Tankstelle, 4% auf der Arbeit und dierende für die so genannten MINT- ter an entsprechenden Produkten. Bei 6% beim Einkaufen. Fächer zu gewinnen. Nach Auffas- der Herstellung von Elektromotoren Ein interessantes Ergebnis ergab die sung von Elmar Degenhardt, CEO werden laut Degenhardt keine Sel- Frage hinsichtlich der Reichweite: 45% des Continental-Konzerns, sollte die tenen Erden für Magnete verwendet, halten eine Reichweite von weniger als große Gruppe der Studienabbrecher 300 km für akzeptabel, während 31% zu einer Weiterführung des Studiums Technologiefelder, die vom eine Fahrstrecke von 450 bis 1.000 km bewogen werden. Denn viele von die- Ausbau der E-Mobility profitieren pro Tankstopp wünschen. sen werden seiner Aussage zufolge in Allerdings müssen die Erwartun- den ersten Semestern „ausgesiebt“, gen hinsichtlich der deutschen Vor- ���������������� ��� weil den Instituten die notwendigen reiterrolle nicht zwangsläufig Reali- Mittel und Lehrkräfte fehlten. Dies sei �������������� ��� tät werden. „Wenn wir zu viele Boxen- eine „unglaubliche Verschwendung“, stopps machen, werden wir von ande- ��� ��� der man kurzfristig begegnen könne. ren abgehängt“, warnte VDE-Präsi- Degenhardt forderte außerdem ������������� ��� dent Schneider. China setze gerade die Entwicklung eines nationalen zum „Überholmanöver“ an. Für das ������������ ��� Masterplans für die Elektromobili- Land sprechen seiner Aussage zufol- tät. Die deutsche Wirtschaft sei bis- ������ �� ge niedrige Produktionskosten, die lang zu stark von Partikularinteres- � �� �� �� �� Verfügbarkeit von Rohstoffen und eine sen geprägt, was deutliche Nach- klare Industriepolitik. Nach Aussage teile mit sich bringe. So reiche die ����������������������������������������������� von Conti wird allein die chinesische nationale Plattform Elektromobilität �������������������� Zentralregierung in der kommenden nicht aus, um hier voranzukommen. Dekade 10 Mrd EUR in die Elektromo- Die große Chance für den Standort bilität pumpen. Man könne in diesem liege in der Bündelung der Kompe- da das Unternehmen auf Synchron- Wettbewerb von Wirtschaftsräumen tenzen. „Deutschland hat die Chan- Maschinen setzt. Diese Entscheidung nur bestehen, wenn man sich gesam- ce auf die Pole-Position“, so Degen- sei im gegenseitigen Einvernehmen teuropäisch zusammenschließe, sagte hardt. Es gehe darum Leitanbieter mit dem Kunden gefallen, führte er im Schneider. E-Mobilität bietet seiner zu werden, der auch alle Technolo- Gespräch mit Dow Jones E-Mobility Aussage zufolge die Chance, Klima- gien für die Bedürfnisse in Schwel- aus. Experten gehen davon aus, dass schutz, Ressourcenschonung und lenländern entwickle. Nach Aussage Renault dieser Kunde ist. Degenhardt Industriepolitik zu koordinieren. „Wenn des Conti-CEO macht der Konzern betonte, Conti habe nicht vor, in die wir es richtig machen, hat die Elektro- mit der Elektromobilität im Augenblick Akku-Zellproduktion zu investieren. mobilität die Chance, ein Exportschla- einen Umsatz im „niedrigen dreistelli- Dies könnte eher ein Betätigungsfeld ger made in Germany zu werden.“ gen Millionenbereich“. An drei Stand- von Chemie-Unternehmen werden. Lars Hoffmann 4
Dow Jones E-Mobility November 2010 | Nr. 11 Modellregionen / Gechäftsmodelle E-Autos als Speicher Fall, dass die Abrufhäufigkeit von Minutenreserve steigt. Würde der Regelenergiegeschäft rentiert Strombedarf der Elektroautos voll- sich laut IWES-Berechnungen nicht ständig aus negativer Regelenergie gedeckt, ergäben sich Preise von 0,29 Die Bereitstellung von negativer Regelenergie – also die Aufnahme cts/km in der Stadt und 0,74 cts/km auf dem Land. überschüssigen Stroms im Netz – durch Elektrofahrzeuge ist nach Eine mögliche Erweiterung des Berechnungen des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energie- Geschäftsmodells ist der Studie zufol- systemtechnik (IWES) unrentabel. Bei den derzeitigen Strompreisen ge außerdem das Anbieten von posi- könnten Marktteilnehmer den Fahrzeughaltern kaum monetäre Anreize tiver Minutenreserve – also das Ein- bieten, heißt es in einer Studie des IWES. Wenn Elektrofahrzeuge nicht speisen des gespeicherten Stroms ins Netz bei zu geringer Netzauslastung. am Regelenergiemarkt teilnehmen, bieten sie jedoch nicht den erhofften Solange die Autos noch keinen Strom Nutzen für das Energiesystem: die Speicherung von Strom aus Wind- zurück ins Netz speisen können (vehic- kraftanlagen in lastschwachen Zeiten. le to grid), ließe sich positive Minuten- reserve durch das Unterbrechen des Bei einer Pendelstrecke von täg- ne gezeigt, dass derzeit kaum Minu- Ladevorgangs bereitstellen, hieß es. lich 35 km beziehungsweise 75 km tenreserven abgerufen werden. Und Zurzeit läuft am IWES eine ähnli- haben Fahrzeughalter nur einen Vor- dadurch ergeben sich laut der Stu- che Studie zur Wirtschaftlichkeit von teil von 20 EUR bis 70 EUR pro Jahr, die die nur geringen Vorteile gegenü- Sekundärregelleistung. Es zeich- wenn sie am Regelenergiemarkt teil- ne sich bereits ab, nehmen, statt ihre Autos zum einfa- dass diese noch chen Haushaltskundenstrompreis zu unattraktiver sei betanken, heißt es in der Untersu- als Minutenreser- chung „Bereitstellung von Minuten- ve, sagt Markus reserve durch einen E-Kfz-Pool“ des Speckmann vom IWES. Die Arbeit war aus dem noch Fachbereich Sys- laufenden E-Energy-Projekt Regene- temsteuerung und rative Modellregion Harz (RegMod- Regelleistung. Harz) hervorgegangen. Grund sei, dass es Für das untersuchte Geschäftsmo- für die Sekundärre- dell würde ein Netzbetreiber einen gelleistung nur eine Pool aus rund 750 Elektrofahrzeugen Haupt- und eine bilden und mit diesen insgesamt 1 MW Nebenzeit gebe, negative Minutenreserve beziehungs- während die Minu- weise bis zu 4 MWh negative Regel- tenreserven in vier energie anbieten. Die Fahrzeughalter Zeiträume pro Tag würden sich vertraglich verpflichten, Elektroautos werden immer wieder als Speicher für die aufgeteilt seien. ihre Autos an 200 Werktagen im Jahr volatile Stromerzeugung aus Erneuerbaren ins Gespräch Und je höher die gebracht. Ob sich dieses rechnet, bleibt indes fraglich. von 0 bis 6 Uhr ans Netz anzuschlie- Auflösung, desto Foto: Shutterstock ßen und zwischen 0 und 4 Uhr negati- wirtschaftlicher sei ve Regelenergie anzubieten. die Bereitstellung Der Netzbetreiber müsste dafür ber dem Haushaltskundenpreis. In der der Reserven durch Elektrofahrzeuge. sorgen, dass die Fahrzeuge bis 6 Uhr für die Studie untersuchten Modell- Zukünftig müssten daher auch Elek- soweit geladen sind, dass der Nut- stadt würde ein Elektroauto-Fahrer trofahrzeuge einen Systemdienstleis- zer mit ihnen zur Arbeitsstätte fahren pro Kilometer 2,56 cts zahlen und im tungsbonus erhalten, um am Regelen- kann. Da nicht vorhersehbar ist, wie ländlichen Kreis 3,01 cts (Stand 2007). ergiemarkt teilnehmen zu können, sagt viel positive oder negative Regelen- Beim Beladen nach Haushaltstarif lie- Josef Werum von der in.power GmbH. ergie benötigt wird, müsste der Netz- gen die Kilometerpreise bei 2,81 cts in Ein solcher Bonus ist laut Erneuerbare- betreiber Strom am teuren Intraday- der Stadt und 3,45 cts auf dem Land. Energien-Gesetz (EEG) bereits für Sys- Markt einkaufen. „Erst bei sehr hohen Fahrleistungen temdienstleistungen von Windkraftan- Die Häufigkeit, mit der Minuten- wird unter diesen Bedingungen eine lagen festgeschrieben. Wie hoch die- reserve abgerufen wird, entscheidet netzkompatible Handlungsweise für ser Bonus sein müsste, damit für Elek- über die Attraktivität für den Fahr- Pkw-Nutzer interessant“, heißt es in troautonutzer die Teilnahme am Rege- zeugnutzer. Allerdings haben der der Studie weiter. lenergiemarkt attraktiv wird, könne er Untersuchung zufolge die historische Deutlich an Attraktivität gewinne aber nicht beziffern, sagte Werum. Auswertung der Daten einer Regelzo- das Geschäftsmodell aber für den Manuel Berkel 5
��������� ���� ������������ � � �������������������� ������������������ ������������������ � �������������� ������������������ ������������������ ������������������ ������������������ ��������������� ���������������������� ��� ��� ����������������������� ��������������������� ������������� �������� ��������������������� ����������������� �������������������� ������� � � ��������������� ����������������������� ���������� ���������������������� ��������������������� �������������� �������������������� ������ ��������������������� ���������������� ������������������� �������������������� ����� ���������
Dow Jones E-Mobility November 2010 | Nr. 11 Automotive Lautloses Fahren de der Initiative E-Mobilität bei E.ON Energie. Experten gegen Pflicht-Sound-Tuning „In der BMW-Gruppe stehen derzeit für Elektroautos keine Planungen für ein Sound-Tuning unserer Elektrofahrzeuge aus Sicher- Die extrem leisen Elektrofahrzeuge brauchen nach Einschätzung von heitsgründen an. Sollte der Gesetzge- ber dies etwa in kritischen Geschwin- Fahrzeugentwicklern und Sicherheitsexperten nicht zwingend eine digkeitsbereichen verlangen, hätten künstliche Geräuschkulisse, um Gefährdungen anderer Verkehrsteil- wir hierfür verschiedene technische nehmer vorzubeugen. Stattdessen verweisen Experten auf die Eigen- Lösungen parat“, sagte ein Spre- verantwortung aller Verkehrsteilnehmer, sich auf die besonders in nied- cher des Münchener Autobauers. Bei rigen Geschwindigkeitsbereichen bis zirka 25 km/h nahezu geräusch- weltweiten Feldversuchen mit insge- samt 540 E-Minis habe es keine Pro- losen Elektroflitzer einzustellen. Attraktiv erscheint eine zusätzliche bleme aufgrund der leiseren Geräu- Geräuschausstattung den Fahrzeugbauern eher aus Imagegründen zur sche gegeben. Daher seien weder für Steigerung des Wiedererkennungswertes, wie eine aktuelle Umfrage von die bereits eingesetzte E-Variante des Dow Jones E-Mobility in der Branche ergab. Minis, noch für die Elektroautos der 1er-Reihe Sound-Tunings geplant. „Es ist grundsätzlich die Pflicht „Auch wenn die leise Geräuschent- nach Ansichten der befragten Exper- jeden Verkehrsteilnehmers, mit einer wicklung besonderer Aufmerksamkeit ten allerdings unumstritten. Unter- angepassten Fahrweise dafür Vorsor- bedarf, halten wir zusätzliche tech- suchungen hierzu hat der TÜV Thü- ge zu treffen, dass andere Verkehrs- nische Maßnahmen im Bereich der ringen mit dem Institut für Kraftfahr- teilnehmer nicht gefährdet werden“, Geräuschentwicklung unter Sicher- zeugtechnik der Hochschule Zwickau hieß es von einem Sprecher der Daim- heitsaspekten für nicht erforderlich“, durchgeführt. Das Ergebnis: Gefahren ler AG. Allerdings werde im Unterneh- sagt Jan Schnellhardt, Sprecher des für andere Verkehrsteilnehmer gehen men daran gearbeitet, charakteristi- TÜV-Thüringen. Statt neuer zusätz- vor allem aus dem nahezu geräusch- sche und dezente Sounds für Daim- licher EU-Normen für die Geräusch- losen Anfahren der Elektromobile ler-Elektro-Fahrzeuge zu entwickeln. entwicklung für E-Autos zu fordern, aus. Erst ab 30 km/h nähern sich die appelliert Schnellhardt vor allem an E-Fahrzeuge durch die Rollgeräusche Audi will speziellen Sound zur die Sorgsamkeitspflicht von Fahrzeug- der Lautstärke ihrer Pendats mit Ver- Wiedererkennung nutzen haltern und Passanten im Straßenver- brennungsmotor an. Trotzdem blieben kehr. „Zu den geräuschlosen Radfah- die Autos mit Maximalwerten von 68 „Bei geeigneter Gestaltung der rern und elektrischen Bussen und Bah- Dezibel bei konstanter Geschwindig- Antriebsgeräusche und mit zuneh- nen kommen jetzt E-Fahrzeuge hinzu, keit von 50 km/h um mehr als 6 Dezi- mender Gewöhnung der Menschen an die wir uns gewöhnen müssen. Ver- bel unter den Verbrennern, wie Tests an die Elektrofahrzeuge ist zu erwar- pflichtende EU-Normen für Sound- des TÜV ergaben. „Für das Empfin- ten, dass keine weitere speziellen Tunings würden die Elektromobili- den des Straßenverkehrsteilnehmers Sicherheitsmaßnahmen nötig sind“, tät ausbremsen und wären ein klarer ist das erheblich, da das menschliche sagte der Daimler-Sprecher. Rückschritt“, sagt Schnellhardt. Ohr den Lautstärkeunterschied von Offensiv wirbt dagegen der Ingold- 10 Dezibel als doppelt so laut wahr- städter Autobauer Audi für das von Geräuschloses Anfahren könnte nimmt“, sagt Schnellhardt. ihm vorgenommene Sound-Tuning Probleme schaffen Keine negativen Erfahrung mit ver- mit dem Sicherheitsaspekt. „Men- schreckten Passanten oder kritischen schen, die schlechter sehen oder „Bei Geschwindigkeiten unterhalb Gefahrensituationen hat der Düssel- abgelenkt sind, können ein Auto leicht von 30 km/h kann Sound-Tuning Sinn dorfer Energiekonzern E.ON in seinem übersehen“, führt Ralf Kunkel, Leiter machen, da die Abrollgeräusche der einjährigen Testbetrieb von insgesamt Akustik bei Audi aus. Über das Gehör Reifen sehr leise sind. Oberhalb von 15 Elektrofahrzeugen des Typs Mini deckten Verkehrsteilnehmer 360 Grad 30 km/h werden die Abrollgeräusche E von BMW und rund 100 Fahrern ihrer Umgebung ab - die Augen hin- der Reifen so deutlich hörbar, dass gemacht. „Im Rahmen unseres Pilot- gegen erfassten nur einen beschränk- keine zusätzlichen simulierten Fahr- projekts in München haben die Fahrer ten Winkel. Audi räumt bei der Aus- geräusche nötig sind“, sagt Kai Schö- unfallfrei rund 150.000 km zurückge- stattung seines Testfahrzeuges Audi nenberg, Projektmanager beim Elek- legt. Nach kurzer Eingewöhnung war A1 e-tron allerdings ein, dass beim trofahrzeughersteller E-Wolf. das verminderte Fahrgeräusch nicht Sound-Tuning nicht nur Sicherheit, Dass die fehlenden Geräusche nur kein Problem, sondern wurde sondern vielmehr der künftige Wie- der Elektrofahrzeuge bei niedrigem sogar von vielen Verkehrsteilneh- dererkennungswert der Fahrzeuge im Tempo eine Gefahr für Fußgänger mern als höchst angenehm empfun- Vordergrund steht. und Radfahrer darstellen können, ist den“, sagte Ruth Werhahn, Vorsitzen- Michael Lechner 7
Dow Jones E-Mobility Forschung & Entwicklung November 2010 | Nr. 11 Leistungselektronik mas Knoll. Nur so könnten die Kos- ten gesenkt werden. Die Leistungse- Deutsche Firmen forschen am lektronik ist so etwas wie das Nerven- system eines Elektroautos. Sie macht Nervensystem von E-Fahrzeugen die unterschiedlichen Spannungsebe- nen von Stromnetz, Fahrzeugbatte- Nach der alles entscheidenden Batterie ist die Leistungselektronik die rie und Elektromotor erst kompatibel. zweite wichtige Komponente in Elektroautos. Sie regelt das komplette Ein Ladegerät dient zunächst dazu, Energiemanagement und das Laden am öffentlichen Stromnetz. Weitere die Wechselspannung des Stroms Fortschritte in der Entwicklung der Elektronik werden die Gesamtkosten aus dem öffentlichen Netz in Gleich- spannung umzuwandeln. Der Strom eines E-Autos kaum senken können, doch Experten halten weitere For- im Hochvolt-Netz (bis 400 V) des E- schung trotzdem für unerlässlich. Autos muss wiederum über einen DC/ DC-Wandler auf die passende Bat- In der Industrie sind Elektromoto- tungselektronik des bereits in Groß- teriespannung gebracht werden. Ein ren zwar Standard, Forschungsbedarf serie gefertigten Hybridmodells ähnlicher Wandler ist vor das 12V- gibt es aber bei der Anpassung an Prius III auf rund 2.000 EUR. In rei- Netz geschaltet, an dem die kleine- die Erfordernisse von Fahrzeugen. In nen E-Autos werde die Leistungse- ren Stromabnehmer eines Autos hän- Motornähe müssen die Komponenten lektronik sogar deutlich billiger sein, gen. Wechselrichter machen aus der hohe Temperaturschwankungen aus- weil nur noch einer statt zwei Moto- Gleichspannung des Hochvolt-Net- halten, Vibrationen während der Fahrt ren geregelt werden müssten, sagt zes schließlich Wechselspannung für sorgen für zusätzliche Belastungen. Toyota-Sprecher Dirk Breuer. März den Elektromotor, der das Fahrzeug Mit steigender Motorleistung muss die geht allerdings dagegen aus, dass antreibt. Leistungselektronik künftig an höhere Darüber hinaus hat die Leis- Spannungen angepasst werden. tungselektronik wichtige Steue- Der Automobilzulieferer Bosch hat rungsfunktionen: Sie regelt das sich vorgenommen, das Volumen Drehmoment des Elektromotors der Leistungselektronik von heute und damit die Geschwindigkeit 10 l auf 5 l und später 3 l zu senken. des Fahrzeugs und speist beim Entscheidend für Kostensenkungen Bremsen Energie in die Batte- ist ähnlich wie bei Computerchips rie zurück. eine höhere Leistungsdichte durch Der Wirkungsgrad der Leis- mehr Halbleiter pro Fläche. Die Ent- tungselektronik ist weitgehend wickler müssen dafür vor allem die ausgereizt. Er liege derzeit bei Kühlung der Halbleiter verbessern. 95%, berichtet Christian Dick Die Kosten des gesamten Antriebs- vom Institut für Stromrichter- strangs, zu dem auch noch der Elek- technik und Elektrische Antriebe tromotor gehört, müssten bis 2020 der RWTH Aachen. Realistisch auf weniger als die Hälfte reduziert Deutsche Automobilzulieferer wie Bosch sei eine Steigerung um zwei bis werden, sagt Martin März vom Fraun- haben schon heute bei der Leistungselek- drei Prozentpunkte. tronik hochwertige Produkte im Angebot. hofer-Institut für Integrierte Systeme Im Gegensatz zur Batterie- Foto: Bosch und Bauelementetechnologie (IISB). technologie gelten deutsche „Die Kosten pro kW betragen für Hersteller als weltweit führend. die Leistungselektronik derzeit etwa die Kosten der Elektronik bei sin- Zu Gute kommen ihnen Erfahrungen 5 USD/kW installierter Leistung und kenden Batteriepreisen relevanter mit Elektromotoren aus der Industrie. sind somit vergleichbar mit den Kos- werden. Im Automobilsektor allerdings geben ten für Motoren“, heißt es in einer Stu- Die Autohersteller treiben die Ent- derzeit international die Hybrid-Spezi- die des Elektrotechnik-Verbandes wicklung der Leistungselektronik der- alisten Toyota und Honda den Ton an. VDE vom April dieses Jahres. zeit mit ihren Zulieferern und Partnern In Deutschland liegt die Kompetenz Die Kosten von Elektroautos wer- aus der Wissenschaft voran und ver- vor allem bei den großen Systemzulie- den zwar maßgeblich ihre Akzep- suchen dabei, ihre eigenen Systeme ferern Continental und Bosch. Bosch tanz und Verbreitung beeinflussen, als Standards durchzusetzen. Jeder hat im März dieses Jahres ein zweites doch gegenüber der Batterie wirkt Hersteller verwendet beispielswei- Halbleiterwerk in Reutlingen in Betrieb der Beitrag der Leistungselektronik se eine eigene Batteriespannung. genommen und finanziert den Hoch- verschwindend gering. Die Akkus in Eine stärkere Standardisierung werde schulen in Reutlingen und Stuttgart den ersten Modellen kosten derzeit aber kommen, wenn Elektroautos in mehrere Professuren für Leistungse- 15.000 bis 20.000 EUR. Toyota bezif- einigen Jahren in Großserie gefertigt lektronik. fert den Werksabgabepreis der Leis- werden, sagt Bosch-Sprecher Tho- Manuel Berkel 8
Dow Jones E-Mobility November 2010 | Nr. 11 Akkus Boom bei erneuerbaren Energien erfordert neue Lösungen Stationäre Batteriespeicher profitieren von Elektromobilität Angesichts des wachsenden ten könne ein solcher Speicher opti- das Netz eingespeist. Gegenüber Zubaus regenerativer Stromerzeu- mal zur Glättung von Lastspitzen bei- anderen stationären Batterietechno- gungskapazitäten gewinnen stati- tragen. Aus wirtschaftlicher Sicht sei logien wie Redox-Flow- oder Blei- onäre Batteriespeicher zunehmend Lessy für diese standardmäßigen Säure-Batterien zeichnen sich die Li- an Bedeutung. Um das Netzgleich- und kurzfristig gefragten Anwendun- Ionen-Batterien des Sol-ion-Projekts gewicht zu wahren und störende gen prädestiniert. „Unser Speicher durch eine lange Lebensdauer, hohe Schwankungen im Stromnetz zu ver- lebt davon, häufig angefragt zu wer- Wirkungsgrade von bis zu 95%, und meiden, wird künftig ein hohes Maß den“, so Kolligs. Nur so ließen sich eine große Zyklenfestigkeit und War- an ausgleichender und dezentral ver- aber auch die hohen Entwicklungs- tungsfreiheit über die Lebensdau- fügbarer Regelenergie nötig sein. und Materialkosten wieder hereinho- er aus. Bei einer Entladungstiefe von Viele Experten halten diesen Markt len. Rein technisch sei es zwar mach- 60% pro Tag können nach Angaben für moderne Batterien für mindestens von Schuh derzeit rund 7.000 Lade- genauso attraktiv wie den für E-Fahr- zyklen über eine Lebensdauer von 20 zeuge. In jedem Fall ergeben sich aus Jahren erreicht werden. stationärer und mobiler Anwendung Synergieeffekte für die Herstellung. Deutliche Kostensenkungen Auf Kraftwerksebene forscht der bei Li-Io-Akkus erwartet Essener Energiekonzern Evonik der- zeit an einem stationären Batteriespei- Detlef Repenning, geschäftsführen- cher namens Lessy (Lithium-Elektri- der Gesellschafter von omt, einem in zitäts-Speicher-System). Das Projekt Lübeck ansässigen Zellhersteller, setzt begann nach Angaben von Projektlei- bei der Stromspeicherung aus erneu- ter Carsten Kolligs im Jahr 2009 und erbaren Quellen auf die Lithium-Tita- soll noch bis zum Jahr 2012 laufen. Die Blei-Säure-Batterien sind zwar robust. nat-Technik. Diese verspreche eine Batteriezellen auf Lithium-Ionen-Basis Die Zukunft bei stationären Speichern Lebensdauer von 10.000 bis 20.000 dürfte jedoch den Li-Io-Akkus gehö- seien dieselben, die von Evonik für den Zyklen. Repenning hofft, binnen 18 ren. Foto: BAE Batterien Bereich E-Mobility entwickelt wurden. Monaten mit seiner Technik auf Strom- Sie stammen von Li-Tec, einem Joint speicherkosten von 3 bis 5 cts/kWh zu Venture von Evonik und Daimler. bar, auch große Mengen regenera- kommen. Gegenwärtig rechnet er mit tiv erzeugten Stroms abzuspeichern. Akkukosten von 600 EUR pro kWh, die Zellen für stationäre Anwendung Die Dimensionierung eines solchen er auf 300 EUR drücken will. werden auch im Smart verbaut Speichers wäre für die Stromerzeuger Von einem bedeutenden Vorsprung jedoch nicht mehr wirtschaftlich. der Li-Ionen-Technologie in Bezug auf „Hier liegt auch der große Vorteil Die Vorzüge und den Anwendungs- die zukünftigen Kosten und die Breite unserer Batteriezellen, da wir diese ab bereich von Li-Ionen-Speichern sieht der Anwendungen überzeugt ist auch 2012 serienmäßig in den Smart von Holger Schuh, Geschäftsführer der Dirk Uwe Sauer, Leiter des Instituts für Daimler einbauen und damit beträcht- Saft Batterien GmbH, ähnlich. Für ihn Stromrichtertechnik und elektrische liche Kostensenkungen erwarten“, macht es wirtschaftlich keinen Sinn, Antriebe der RWTH Aachen. Der ent- so Kolligs. Zu den künftigen Spei- Strom über viele Stunden bzw Tage zu scheidende Markttreiber bei stationä- cherkosten wollte sich der Projektlei- speichern, da am Spot-Markt meist ren Batteriespeichern wird nach Anga- ter nicht äußern. Die zu erwartenden höhere Erträge zu erzielen seien. ben von Sauer in absehbarer Zeit die Skaleneffekte, die von der Elektromo- Allerdings habe sein Unternehmen Elektromobilität sein. Aufgrund der bilität getrieben sein werden, seien bei stationären Anwendungen auch hohen Energiedichte und des gerin- nur schwer zu kalkulieren. Den Markt- die dezentrale Ebene und damit vor- gen Gewichts würden hier vorrangig eintritt mit einem stationären Batterie- wiegend den Bereich von Haushalten Li-Ionen-Zellen zum Einsatz kommen. speicher plant das Unternehmen für im Blick. Im einem Feldversuch, dem Davon seien in der Zukunft bedeuten- das Jahr 2013 bzw 2014. so genannten Sol-ion-Projekt, spei- de Skaleneffekte und damit Kosten- Das Anwendungsgebiet von Lessy chert das Unternehmen die mit einer senkungen bei diesem Batterietyp zu sieht Kolligs hauptsächlich in der Leistungsspitze am Mittag produzier- erwarten. Entscheidend für stationäre kurzfristigen Bereitstellung von Regel- te Energie aus Photovoltaik (PV)-Anla- Batteriespeicher sei zudem der Dop- energie, in der Strombezugsoptimie- gen in einem lokalen Li-Ionen-Spei- pelnutzen von stationären Speichern, rung, in Notstromanwendungen oder cher um zu jeder Tages- und Nachtzeit wie beispielsweise die Kommunikati- im Anfahren von Kraftwerken. Durch nach Bedarf zur Verfügung zu stehen. onsfähigkeit im Smart Grid. die vielfältigen Einsatzmöglichkei- Nur überschüssige Energie werde in Johannes von Mallinckrodt 9
Dow Jones E-Mobility Vormaterialien November 2010 | Nr. 11 Rohstoffe Seltene Erden Recycling von Lithium noch unwirtschaftlich Molycorp nimmt Produktion wieder auf Bei der Wiedergewinnung des Rohstoffs Lithium bietet sich ein parado- Der CEO des US-amerikani- xes Bild: Einerseits diskutiert die Autobranche über die Reichweite der schen Selten-Erde-Produzen- Vorkommen und neue Abhängigkeiten von instabilen Lieferländern. Auf ten Molycorp ist der weitverbrei- der anderen Seite wird das schon verwendete Lithium bisher nicht aus teten Ansicht entgegengetreten, Akkus zurückgewonnen. Es verschwindet beim Schmelzen von Batte- dass Peking sein Quasimonopol bei Seltenen Erden missbraucht. riekomponenten in einer Schlacke, die beispielsweise als Bodenbelag Chinas Exportbegrenzungen wür- auf Autobahnen endet. Zwei deutsche Forschungsprojekte sollen das den allerdings die Notwendig- Recycling wirtschaftlich machen und die Verschwendung des Metalls keit unterstreichen, auch alterna- stoppen. tive Bezugsquellen zu erschlie- ßen, wird Mark A. Smith im „Wall „Unter den derzeit patentierten Laugen (hydromettalurgische Aufbe- Street Journal“ zitiert. Die Moly- Recyclingverfahren gibt es keines zur reitung) aus der Schlacke herauslö- corp-Mine in Kalifornien war einst- Wiedergewinnung von Lithium“, sagte sen. Das vom Bundesumweltministe- mals der weltgrößte Selten-Erde- Ann-Christin Bartölke von der Tech- rium geförderte Projekt LiBRi will die- Produzent. Im Jahr 2002 wur- nischen Universität Braunschweig. ses Verfahren für das Recycling von den die Anlagen dort zum Einen Lithium macht nämlich nur 3% des Lithium aus Batterien von Elektrofahr- wegen der stark sinkenden Preise Gewichts einer Akkuzelle aus. Mit zeugen weiterentwickeln. Projektpart- für Seltene Erden und zum Ande- den derzeitigen Verfahren lohnt sich ner ist neben dem Autobauer Daimler ren aufgrund eines Betriebsunfalls aber nur die Rückgewinnung der teu- die TU Clausthal. geschlossen. ren und in höheren Anteilen vorkom- Beim Projekt LithoRec wollen die Im kommendem Jahr will Moly- menden Metalle. Eine Batteriezel- Projektpartner rund um die TU Braun- corp dort aber wieder an den Start le besteht zu je 15-25% aus Alumi- schweig die pyrometallurgische Auf- gehen und bis Ende 2012 pro Jahr nium und Kupfer. Kobalt und Nickel bereitung umgehen, um die Energie- 20.000 t Selten-Erde-Oxide pro- machen 10% aus. kosten für das Schmelzen zu sparen. duzieren. Molcorp werde sich zu Beteiligt ist neben Audi und Volkswa- einem der größten Wettbewer- Sicherheit im Augenblick gen auch der Zellenhersteller Evo- ber Chinas entwickeln, kündig- wichtiger als Wiederverwendung nik. Eine Alternative zum Recycling te Smith an. Die zunehmenden der E-Auto-Akkus könnte eine Nach- Sorgen bezüglich der Exportbe- Außer einem wirtschaftlichen Recy- nutzung als stationärer Speicher schränkungen Chinas komme clingverfahren fehlt es derzeit noch etwa für Solaranlagen sein. Ernst- dem Unternehmen dabei entge- an Netzwerken für Rücknahme und Robert Barenschee, Geschäftsführer gen - auch weil die Preise für Sel- Transport ausrangierter Batterien. der Evonik-Tochter Litarion, hält sol- ten-Erde-Oxide deutlich zulegen Spätestens um das Jahr 2030 herum che Nachnutzungen aber für unwahr- dürften. Auch für die Elektromo- könnten Probleme auftreten, wenn scheinlich. bilität spielen die Seltenen Erden der Lebenszyklus der Akkus aus eine bedeutende Rolle, etwa bei der ersten Elektrifizierungswelle des Weiternutzung des Akkus der Produktion von Dauermagne- Autoverkehrs enden wird. eher unwahrscheinlich ten für Elektromotoren. Seit Mona- Spätestens bei der zweiten Gene- ten haben Japan, die USA und die ration von Elektroautos werden auch Falle die Kapazität einer Batterie EU sich auf geringere Lieferungen die Zellhersteller die Konstruktion durch die rund zehnjährige Nutzung aus China eingestellt. Das Land ihrer Produkte überdenken müssen. in einem Auto unter 80%, sinke die kontrolliert bis zu 97% der Welt- Bisher achten die Hersteller vor allem Lebensdauer rapide auf 500 bis 600 produktion an Seltenen Erden auf Sicherheit und nicht auf die spä- verbleibende Vollladezyklen, berichtet - in diesem Jahr werden dort tere Recyclingfähigkeit, sagte Bar- Barenschee. Ein Treiber für die Weiter- rund 120.000 t hergestellt - und tölke. entwicklung des Recycling könnte die hat die Exportquoten für dieses Bei den derzeitigen Recycling- EU-Richtlinie 66/2006 sein. Sie ver- Jahr nahezu ausgeschöpft. Die verfahren für Akkus werden diese pflichtet die Hersteller, 50% der Bat- Fokusssierung auf die „Schuld“ mechanisch in ihre Komponenten zer- terie wiederzuverwerten. Das Umwelt- der chinesische Politik hat sich in legt und die elektronischen Bautei- ministerium sieht in der Entwicklung den vergangenen Wochen weiter le geschmolzen (pyrometallurgische von Recyclingverfahren einen Beitrag, verstärkt, nachdem Peking signa- Aufbereitung). So lassen sich eini- um Deutschland als Standort für Elek- lisiert hatte, im kommenden Jahr ge Metalle entweder direkt gewinnen tromobilität zu stärken. die Quoten weiter zu kürzen. oder durch die Nachbehandlung mit Manuel Berkel 10
Dow Jones E-Mobility November 2010 | Nr. 11 Vormaterialien Lithium Deutsche Investoren an Förderprojekt in Kanada beteiligt Das Thema Elektromobilität hat nötigen Mittel für die Vorbereitung der dass die Firma deutlich unterbewer- mittlerweile das Interesse von Inves- Förderung bereitstellen. tet ist“. ABL verstehe sich im Gegen- toren an den vorgelagerten Wert- Zwar ist die Produktion von Lithium- satz zu den anderen Investoren nicht schöpfungsstufen wie der Förderung karbonat aus Lithium-Lösung, wie dies als reiner Finanzinvestor, sondern von Lithium geweckt. Auch deut- etwa in der südamerikanischen Ataca- wolle sich aktiv an der Entwicklung sche Unternehmen sind hier aktiv. ma-Wüste erfolgt, noch deutlich güns- von Rock Tech beteiligen. Neben der So hält der Frankfurter Finanzin- tiger als die Herstellung aus Mineralien. Elektromobilität sieht Angermayer in vestor Angermayer, Brumm & Lange Lee rechnet jedoch damit, dass sich Zukunft einen hohen Bedarf an Lithi- Group zusammen mit weiteren Inves- diese Kosten schon bald angleichen um vor allem in Speichertechnologien toren aus Deutschland fast die Hälfte könnten. Marktplayer gehen davon für Strom aus erneuerbaren Quellen. der Aktien an der kanadischen Juni- aus, dass die Kosten für die Produkti- or-Explorationsfirma Rock Tech Lithi- on von Lithiumcarbonat aus Mineralien Asiatische Investoren an um, wie der CEO des Unternehmens etwa bei 2.800 USD/t liegen, während gesamter Lagerstätte interessiert Eunho Lee im Gespräch mit Dow am Markt gegenwärtig ein Preis von Jones E-Mobility sagte. 5.500 USD/t erzielt werden kann. Nach Nach Aussage von Lee haben auch Rock Tech verfügt über eine Lager- Förderbeginn werde für die Mine eine Investoren aus Taiwan und Korea stätte von geschätzt 10 Mio t des voraussichtliche Lebensdauer von 10 Interesse an dem Vorhaben. Aller- Lithium-Minerals Spodumen mit Jahren projektiert. Pro Jahr könnten so dings gehe es diesen in erster Linie darum, die gesamte Lagerstätte zu Geschätzte Produktionswerte für Lithiumkarbonat-Produktion 2009-2015 erwerben. Während die Weichen für das Projekt in Ontario gestellt sind, Unternehmen Land 2009 Li2CO3 (t) 2015 Li2CO3 (t) verfügt Rock Tech Lithium noch über Rock Tech Lithium Kanada 0 13.640 ein zweites Vorkommen in James Bay in der Provinz Quebec. Hier sol- SQM Chile 30.000 40.000 len den ersten Einschätzungen zufol- Chemetall Chile 25.000 45.000 ge nicht nur Lithium-Mineralien in der FMC Chemical Argentinien 16.000 23.000 Erde liegen, sondern auch seltene Metalle wie Beryllium, Niob und Tan- Canada Lithium Kanada 0 19.000 tal. Allerdings sind weitere geologi- Galaxy Resources Australien/China 0 17.000 sche Testprogramme notwendig, um New Producer Argentinien 0 15.000 die Lagerstätten zu bestätigen. Hier- für sucht Lee noch Partner, die sich Talison Australien/China 10.000 20.000 finanziell beteiligen. Nach seiner Ein- FMC Chemical USA 3.000 2.000 schätzung bestehen durchaus Chan- Various 5.000 10.000 cen, dass sich deutsche Unterneh- men dabei engagieren. Es sei ganz Gesamt ~ 90.000 204.640 deutlich spürbar, dass seit Mai die- Quelle: Rock Tech Lithium Inc ses Jahres das Interesse an entspre- chenden Investitionen in Deutschland einem Gehalt von 1,18% Lithiumoxid etwa 13.600 t Lithiumcarbonat herge- massiv gestiegen sei, so Lee. Darüber im Thunder Bay Mining District der stellt werden, so Lee. hinaus will Rock Tech Lithium weite- kanadischen Provinz Ontario. Dieses Wie der CEO der Angermayer, re Lagerstätten erwerben, entweder in Vorkommen soll erschlossen werden Brumm & Lange Group (ABL), Christi- Kanada oder anderen Ländern. und die Förderung in einem Zeitraum an Angermayer, im Gespräch mit Dow International beobachtet der Mana- von drei bis vier Jahren beginnen, wie Jones E-Mobility sagte, hat sich sein ger, dass die Sicherung des Zugangs Lee ausführte. Bereits in den 50er Unternehmen im Rahmen einer Kapi- zu Lithium im Augenblick sehr stark Jahren des vergangenen Jahrhun- talerhöhung Mitte Oktober mit insge- von Regierungen vorangetrieben derts wurde die Lagerstätte geolo- samt 7% an Rock Tech beteiligt. Lithi- werde. So sei Mitsui aus Japan eine gisch erforscht. Bis April 2011 soll ein um sei eines der Mineralien, für die Partnerschaft mit Canada Lithium ein- unabhängiger Bericht - wie in Kanada sich die Frankfurter Merchant Bank gegangen, Korea Resources Corp mit rechtlich erforderlich - über die Lager- besonders interessiert, und aufgrund Lithium One sowie Mitsubishi und stätte vorliegen. Sollten die Ergebnis- der „extrem hohen Qualität“ der Vor- chinesische Batteriehersteller mit der se positiv ausfallen, werde die Anger- kommen habe man dann final bei australischen Galaxy Resources. mayer, Brumm & Lange Group die Rock Tech zugegriffen. „Wir glauben, Lars Hoffmann 11
Dow Jones E-Mobility International November 2010 | Nr. 11 Suzuki, Hyundai, Renault, Toyota und Indien der Motorradhersteller Hero Electric Markt für E-Fahrzeuge mit neuen Fahrzeugmodellen für den indischen Markt in den Startlöchern. soll Fahrt aufnehmen Maruti Suzuki übergab Ende Sep- tember 2010 Prototypen der Hyb- Indiens Elektro-Fahrzeugbranche steckt noch in den Kinderschuhen. rid-Variante des SX4 und das E-Auto Gefertigt wurden 2009/2010 etwa 80.000 Fahrzeuge, vor allem Zweirä- Eeco an die indische Regierung zur der, wie der Fachverband SMEV schätzt. Bislang beachtet die Regierung Nutzung während der Commonwealth Games. Die beiden Modelle wurden das Segment Elektromobilität kaum. Die Kfz-Branche erwartet aber in mit Unterstützung von zwei Regie- den nächsten fünf Jahren entsprechende Maßnahmen zur Förderung rungsinitiativen entwickelt, dem Nati- von Produktion und Absatz von E-Fahrzeugen. Für Ende 2010 ist bereits onal Hybrid Propulsion Programme die Verabschiedung von Richtlinien für die künftige Förderung geplant. (NHPP) und dem High Energy Den- sity Battery des Ministry of New and Renewable Energy Sources (MNRE). Elektrofahrzeuge (E-Fahrzeuge) der Aufkauf der Mehrheitsanteile am Das NHPP ist ein Public Private Part- sind auch in indischen Mega-Städ- Hersteller Reva durch den Automo- nership Programm (Anteile 50:50) zur ten wie Delhi, Bangalore oder Mumbai bilkonzern Mahindra & Mahindra im Förderung von Forschung und Ent- weiterhin selten, wobei die Beliebtheit Juli 2010. Der indische Elektroauto- wicklung bei Hybrid-Fahrzeugen, an von E-Motorrädern und -Kleinbussen Pionier Reva plant, seine Produkti- dem die Industrie, Forschungsenirich- langsam zunimmt. on signifikant hochzufahren. Bis 2013 tungen und Akademien beteiligt sind Das mit Abstand wichtigste E-Pro- soll ein Werk mit einer Jahreskapa- und das der Automobilfachverband duktsegment sind denn auch Zweirä- zität von 30.000 E-Kfz die Fertigung SIAM koordiniert. der, also Motorräder und Fahrräder, aufnehmen. Derzeit verfügt Reva über die mit einem Elektromotor oder einer eine Kapazität von 6.000 Fahrzeugen Regierung hat Fördermaßnahmen Batterie ausgestattet sind. Der indi- jährlich; vom Band laufen Insidern beschlossen sche Fachverband Society of Manuf- zufolge aber nur 800. Seit Produk- acturers of Electric Vehicles, SMEV, tionsbeginn 2004 bis Mai 2010 ver- Neuen Schwung in die E-Branche schätzt, dass im Finanzjahr 2009/10 nach den rückläufigen Pro- (April bis März) rund 80.000 E-Fahr- duktionszahlen von 2009 zeuge (Vier-, Zwei- und Dreiräder) in soll in den nächsten Jah- Indien produziert wurden. Gegenüber ren vor allem die staatliche dem Vorjahr war das ein Rückgang Förderung bringen. Bislang um 20% (2007/08: 85.000, 2008/09: gibt es kaum Unterstützung 100.000 Einheiten). vom Staat für die Branche. Mit dem Haushalt 2010/11 2012 werden mehrere verabschiedete die indische neue Fahrzeuge erwartet Regierung Maßnahmen, die die Kosten der Hersteller Etwa die Hälfte der Produktion ent- senken und damit der Bran- fällt auf kleine Betriebe im nicht-orga- che neuen Antrieb geben nisierten Sektor, die andere Hälf- Auch Tata setzt auf Elektromobilität: Das Unter- dürften: Zum einen wurden te fertigen vier große Unternehmen, nehmen kündigte an, sein Auto vom Typ Nano die Einfuhrabgaben auf Kfz- zu elektrifizieren. Foto: Wikimedia namentlich der Autohersteller Reva Teile für die Fertigung von E- (Pkw) und die Zweirad-Produzenten Fahrzeugen bis zum 31.3.13 Hero Electric, Electrotherm und Lohia kaufte Reva Branchenberichten zufol- gesenkt oder sogar aufgehoben. Von Auto. Die kleinen indischen Betrie- ge gut 3.500 Fahrzeuge in 24 Länder, Importzöllen befreit sind unter ande- be konzentrieren sich auf die Monta- davon jeweils etwa 1.000 nach Lon- rem Elektromotoren, Antriebscontrol- ge von E-Zwei- oder Dreirädern mit don und Bangalore und 250 nach ler, Batterien und Batterieladegeräte. importierter Technik. Die Teile für die Delhi. Reva stellte seit 2009 drei neue Auf E-Fahrzeuge („completely built E-Kfz stammen vor allem aus der VR Modelle (NXE, NXG und NXR) vor. up“, cbu) fallen 14% Einfuhrzoll an. China. Schlagzeilen machte auch die Zum anderen wurde die Befrei- Der Fachverband SMEV zeigt sich Ankündigung des Tata-Konzerns, eine ung von der Excise Duty auf Elek- optimistisch, dass das Jahr 2012 ein Elektro-Variante des Billigautos Nano trofahrzeuge aufgehoben und durch Meilenstein für die E-Branche wird. auf den Markt zu bringen. Medienbe- eine nominale Excise Duty von 4% Dann stehen zahlreiche Fahrzeugneu- richten zufolge stehen ferner Volks- ersetzt. Diese Erhöhung wird von einführungen an. Signalwirkung hatte wagen mit dem E-Polo (2013), Maruti- den Herstellern positiv bewertet. 12
Sie können auch lesen