DREIECKSVERHÄLTNIS MIT PFERD
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Uwe Liebelt 1993-94 (leicht überarbeitet 2009) DREIECKSVERHÄLTNIS MIT PFERD Das ultimative Lebenshilfe-Buch für Nichtreiter Inhalt 0. Vorwort I Theoretischer Teil (nicht in dieser Ausgabe enthalten!) 1. Das Problem-Dreieck 2. Das Subjekt Pferd 2.1. Das äußere Erscheinungsbild des Pferdes 2.2. Das Verhalten des Pferdes 2.3. Der Nutzen des Pferdes 3. Das Subjekt Reitender Partner 3.1. Die Typen 3.1.1. Der Après-Ritt-Reiter 3.1.2. Der Haus- und Hofreiter 3.1.3. Der Feld-, Wald-, Wiesenreiter 3.1.4. Spezielle Formen 4. Das Subjekt Nichtreitender Partner 4.1. Die Typen 4.1.1. Der Millionär 4.1.2. Der Pferdeknecht und Troßdepp 4.1.3. Der beharrliche Verweigerer 4.1.4. Sonderformen 5. Die Beziehungen 5.1. Reitender Partner - Pferd 5.2. Nichtreitender Partner - Pferd 5.3. Reitender Partner - Nichtreitender Partner 6. Folgerungen
(Auszug aus dem) Vorwort (zur Gesamtausgabe) Dieses Werk wurde für Männer geschrieben. Es arbeitet das Drei- ecksverhältnis Reiter, Lebens(abschnitts-)partner und Pferd (Stute, Hengst, Wallach) auf. Und fast immer ist in solchen Verhältnissen der Reiter eine Reiterin. Ganz vereinzelt gibt es aber auch Individuen männlichen Ge- schlechts, die hippophile Neigungen oder gar hippomanisches Verhalten entwickelt haben. Das veranlaßt den Verfasser, ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß auch Frauen diese Arbeit mit Gewinn lesen mögen, wenn ihnen widerfährt oder droht, was den Männern, denen dieses Buch Hilfe bieten soll, widerfährt oder droht. Das Leben an sich birgt Schwierigkeiten mannigfaltiger Art. Partner- schaften (im Sinne von Lebensgemeinschaften) erzeugen in der Regel zusätzliche Probleme - zumindest phasenweise. Nun könnte man mei- nen, das sei genug, um den Teil unseres Daseins, den wir den Bereichen Krisenmanagement, Konfliktbewältigung und Problemlösung widmen sollten, hinreichend auszufüllen. Aber weit gefehlt: Eine nicht unerhebliche Zahl von Menschen unse- res Kulturkreises (hauptsächlich weiblichen Geschlechts - siehe oben) reitet auf Pferden! Zur Sinnhaftigkeit dieses Tuns kann der Autor - trotz besten Willens - keine Angaben machen. Im Zeitalter moderner motori- sierter Fortbewegungsmittel (vom Mofa über PKW und Geländewagen hin zu Intercity-Express, Tragflügelboot, Hubschrauber und Langstrec- kenjet) stellt diese Tätigkeit einen Anachronismus sondergleichen dar. Sie sie führt darüber hinaus ganz offensichtlich auch zu schwerwiegen- den Gefühlsverirrungen. Ein Mensch (Mann), der nachts in der Garage seinen Sportwagen heimlich liebkost, erscheint dem gegenüber als nüchterner Realist. Mag letzterer auch das eine oder andere Problem in seine zwischenmenschlichen Beziehungen einbringen - ein Pferd stellt eine ungleich ernstere Bedrohung ehelicher und eheähnlicher Verhält- nisse dar. Dieses Buch bietet Hilfestellungen für den Nichtreitenden Lebens- partner jenes bewundernswerten Charakters, der nicht die harte, wenn auch vollkommen berechtigte Entscheidung verlangt: "Entweder ich oder das Pferd!"
II Praktischer Teil (in dieser Ausgabe enthalten) 1. Vorbemerkung 2. Von A - Z 3. Anhang 1. Vorbemerkung zum praktischen Teil Der Anspruch, einen leicht handhabbaren praktischen Ratgeber für unsere Problematik zu verfassen, ist am ehesten in der Form eines Nachschlagewerkes zu realisieren. So werden im folgenden wichtige Informationen und hilfreiche Hinweise in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet. Die Auswahl aus einem nahezu unerschöpflichen Fundus von Themen rund um das Pferd war nicht einfach. Es wurden daher nur solche Be- grifflichkeiten aufgenommen, deren Erläuterung dem Nichtreitenden Partner von Nutzen sein können: beispielsweise um das Problemtier Pferd besser kennenzulernen, sich in der Gedanken- und Gefühlswelt seines Reitenden Partners orientieren zu können oder ihn zu befähigen, seine eigene Situation besser zu verstehen und zu meistern. Die Ausführungen eignen sich besonders zum gezielten Suchen und Nachschlagen, können aber auch fortlaufend gelesen werden. Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß das vollkommene Verständnis einiger Abschnitte ein erfolgreiches Studium des ersten Teiles des Werkes voraussetzt. Wo angebracht, wurden Querverweise zu verwandten Stich- wörtern und Hinweise auf wichtige Adressen im Anhang eingefügt.
2. Von A - Z Amazone Mitglied eines sagenhaften Reitervolkes, das ein Gesellschaftssystem unter nahezu vollständigem Ausschluß von Männern erprobte. Zwangs- läufig schloß es damit auch den mäßigenden Einfluß und das rationale Verhalten der Nichtreitenden Partner (besonders des Typs "Beharrlicher Verweigerer") auf das Sozialsystem aus. Dadurch war dieses dem schnellen Untergang geweiht und hinterließ keine nachhaltigen Spuren in der Geschichte der Menschheit. Anonyme ReiterInnen (AR) Mit Blick auf die Erfolge von Selbsthilfegruppen wie etwa der AA (Anonyme Alkoholiker) versuchen engagierte Nichtreitende Partner seit Beginn der Neunziger Jahre, ähnliche Gruppen für Pferdeabhängige einzurichten. Daß sich Erfolge nicht recht einstellen wollen, mag zu einem wesentlichen Teil daran liegen, daß fast alle Teilnehmer es strikt ablehnen, anders als per Pferd zu den Treffen zu erscheinen. (Siehe Adresse im Anhang) Antarktis Einziger pferdefreier Kontinent unserer Erde. Weil er deswegen insge- samt unter internationalen Schutz gestellt wurde, ist es relativ schwierig (auch für entsprechend geschädigte und in ihrer wirtschaftlichen Exi- stenz und Identität bedrohte Nichtreitende Partner), längerfristige Auf- enthaltsgenehmigungen oder Asyl (siehe Adresse im Anhang) zu erhal- ten. Bandagen siehe unter Verband Bügeleisen Pferdeabhängige benutzen B. aus subjektiv empfundenem Zeitmangel recht selten, (Steig-)Bügel aus Eisen dagegen ständig (wenn sie nicht solche aus Leder oder Kunststoff bevorzugen). Nichtreitende Partner sollten - notgedrungen - verschiedene Wäschetrocken-Techniken ent- wickeln, die das Bügeln weitgehend überflüssig machen. Computertechnik Wie es bei allen Errungenschaften von Wissenschaft und Technik der
Fall ist, kann auch die C. je nach Einsatz eine segensreiche Erfindung darstellen oder sich als deren Gegenteil entpuppen. Was den Mißbrauch der C. in Verbindung mit dem Internet (siehe ebendort) durch Pferdeab- hängige angeht, muß die Menschheit sich auf noch Schlimmeres gefaßt machen. Schon jetzt wird zur Stromversorgung des gesamten Datenver- kehrs für Reiter-Foren und –Chatrooms die Leistung eines ganzen Atomkraftwerkes benötigt. Auf der anderen Seite gibt ein interdisziplinäres und internationales Entwicklungsprojekt Anlaß zu gedämpftem Optimismus in den Kreisen Nichtreitender Partner, denn eine Stärke der Rechenmaschinen ist die Simulation. Computergesteuerte Flugsimulatoren sind aus der zivilen und militärischen Luftfahrt nicht mehr wegzudenken, Rennautosimula- toren ersparen uns schon heute eine noch größere Anzahl gemeingefähr- licher Geisteskranker in übermotorisierten PKW auf den Straßen. Folgerichtig hat die o.g. Projektgruppe die Konstruktion eines Reitpfer- desimulators begonnen, dessen Leistungsfähigkeit mit der des bei Ab- hängigen ungeliebten bisherigen Modells (Holzpferd) nicht mehr ver- gleichbar ist. Die meisten für den Reitpferdesimulator notwendigen Technologien stehen bereits zur Verfügung. Auch die für Abhängige unerläßlichen Geruchsstoffe können schon kostengünstig synthetisch hergestellt wer- den und durch Düsen in der Konstruktion versprüht werden. Es dürfte lediglich eine Frage der Zeit sein, wann der erste, sämtliche Suchtrezep- toren befriedigende virtuelle Ausritt auf dem frei programmierbaren virtuellen Superpferd in frei wählbarer virtueller Reitumgebung (im Labor) stattfinden wird. Leider ist das Problem der Anschaffungskosten noch ungelöst und wird es für den Nichtreitenden Partner auch bleiben. Vorsichtige Schätzun- gen ergaben eine Summe, mit der eine fünfköpfige Pferdeherde zuzüg- lich Reiter ein ganzes Jahrzehnt lang unterhalten werden könnte. Cowboy, -girl aus dem Amerikanischen: Kuhtreiber (nicht Kuhreiter); für gröbere Arbeiten in der freien Natur geeignete Gruppe von früher hauptsächlich reitenden Menschen; heute romantisch verklärte Figuren in schnulzigen Liedern (Country-Songs) und Zigarettenreklame; Vorbilder für die sogenannten "Westernreiter" (siehe auch Reitstile). Dekoration die tatsächliche oder vermeintliche Verschönerung von Gegenständen oder Räumlichkeiten. An dieser Stelle soll nur auf die Ver(un)zierungen
eingegangen werden, die Pferdeabhängige in ihrem gesamten Lebenbe- reich verursachen, um auch in (den seltenen) Zeiten, die sie nicht auf, unter oder neben dem Pferd verbringen, an dieses erinnert zu werden. Dem Nichtreitenden Partner muß geraten werden, die D.-sbestrebungen seines Abhängigen weitgegend zu dulden, wird doch lediglich sein ästhetisches Empfinden beeinträchtigt (sofern es sich um selbstgebastel- te Objekte oder vom natürlich streng rationierten Taschengeld - siehe ebendort - des Reiters erworbene handelt). Dem Angriff auf seinen guten Geschmacks steht die Tatsache gegen- über, daß Pferdeabhängige es meßbar länger z.B. in einer Küche aushal- ten, wenn in ihr mindestens die Gardinen, Wasch- und Spülmaschine, Kacheln und Tapeten, Tischdecken, Stuhlbezüge, Geschirr, Besteck, Fußbodenbeläge sowie Lampen mit pferdlichen Motiven versehen sind. Wenn der Nichtreitende Partner darauf hinwirkt, daß der Pferdeabhän- gige die Küche nun auch noch für sinnvollere Tätigkeiten als beispiels- weise das Zählen der Pferdebildchen nutzt, zahlt sich die Duldung der D. für ihn wahrscheinlich aus. Ein Formulierungs-Vorschlag für die Praxis: ”Findest du nicht, daß die Pferdchen in unserer Küche mal wie- der geputzt werden müßten?”...). Ob er dagegen die Größe besitzen sollte, beim Autofahren in jeder Rechtskurve die Sicht von einem am Rückspiegel hängenden Plüsch- pferd oder Minihalfter versperrt zu bekommen, Toilettenpapier mit verschiedenfarbigen, hüpfenden Ponies zu benutzen, nach des Tages Mühen sein Haupt auf ein Kissen mit einem (höhnisch die Zähne blec- kenden) Rappenkopf zu legen oder seine auf dem Kaminsims sorgfältig geordnet aufgebaute Miniatur-Oldtimerautosammlung mit verschiede- nen Holz-, Glas-, Ton- und Kunststoffpferden anreichern zu lassen (sowie solchen aus Stroh und Salzteig), muß jeder Nichtreitende Partner unter möglichst korrekter Einschätzung der Gesamtsituation klug selbst entscheiden. Distanzreiten Die Wortschöpfung D. muss etwa mit „Entfernungsreiten“ übersetzt werden. Es liegt natürlich auf der Hand (zumindest für Leser, die sich auch durch den theoretischen Teil dieses Werkes gearbeitet haben), dass das Reiten an sich niemals eine Annäherung (z.B. an den nichtreitenden Partner oder ein geordnetes Leben generell) zur Folge haben kann. Da das Wort aber nicht von normalen Menschen, sondern von Distanz- reiterInnen erfunden worden ist, fragen sich erstere jedoch u.U. nach dem Sinn dieses Begriffes. Allein – auch diese Sinnfrage wird unbeant- wortet bleiben. Denn seit es das Reiten gibt, werden durch diese Tätig-
keit Entfernungen quasi zwangsläufig zurückgelegt. Selbst dann, wenn die Tiere gezwungen werden, in Kreisen zu laufen (z.B. auf der Galopp- Rennbahn). Lediglich beim sogenannten Dressurreiten (siehe ebendort) bemühen sich die ReiterInnen, das Tier einige Sekunden lang auf der Stelle treten zu lassen. Man kann aber keinesfalls davon ausgehen, dass sich D.-ReiterInnen lediglich von dieser seltsamen Reitübung unter- scheiden möchten. Was sollte nun der nichtreitende Partner in Bezug auf das D. tun? Er sollte zumindest nicht den Fehler begehen, seine/n Partner/in auf die mangelnde Sinnhaftigkeit des Wortes anzusprechen. Generell lässt sich nämlich eine ausgeprägte Empfindlichkeit bei diesem Personenkreis beobachten, wenn es um Sinnfragen geht. Dominanz siehe Rangordnung Dressurreiten Kein Lebewesen ist grundsätzlich bereit, einen Menschen auf seinem Rücken umherzutragen. Auch Pferde mit ihren eher bescheidenen intel- lektuellen Fähigkeiten stellen sofort fest, daß diese Tätigkeit beschwer- licher und unangenehmer als die freie Bewegung ist. Sie müssen des- wegen einer Manipulation ihres Instinktverhaltens (siehe ebendort) unterworfen werden, um Pferdebesteiger nicht umgehend von ihrem Rücken herunter wieder auf deren eigene Füße (oder andere Körpertei- le) zurückzubefördern. Eine solche Manipulation durch Belohnung und Strafe wird gemeinhin Dressur genannt. Reiter verdrängen diese Tatsache stets deswegen, weil sie Pferde als Freunde und Kameraden sehen wollen. Ein Freund, der nur in dressier- tem Zustand Freund oder Kamerad ist, wirft allerdings ein schlechtes Licht auf den dressierenden Teil der Beziehung. Mit D. wird deswegen unter Reitern nicht das Reiten an sich, sondern eine spezielle Reitart bezeichnet, bei dem das Tier kleinere Kunststück- chen (wie das Laufen in Schlangenlinien, Laufen auf der Stelle oder im Kreis) auf einer streng rechtwinkligen, massiv umzäunten Fläche vorzu- führen genötigt wird. Nichtreitende Partner könnte interessieren, daß diese Reitart zu den ungefährlicheren gehört und – zumindest stunden- weise während eines Wettkampfes – dafür sorgt, dass ReiterInnen einen gepflegten Gesamteindruck vermitteln. Einhorn Pferdeartiges Fabelwesen mit einem langen, spitzen Horn auf der
Stirnmitte. Die Figur des E.s repräsentiert eine ganze Reihe sexueller und religiöser Aspekte der Beziehung zwischen Mensch und Huftier. Es ist einerseits Sinnbild für eine ungezähmte Wildheit, andrerseits aber auch Symbol für die Keuschheit (nämlich dann, wenn es seinen Kopf in den Schoß einer Jungfrau legt), und sein Horn besitzt verschiedene Wunderkräfte. In mittelalterlichen Darstellungen der ´Verkündigung der Maria´ ist häufig ein Einhorn an exponierter Stelle plaziert und regt so den wissenden Betrachter an, sich seine Gedanken über Wildheit, Hör- ner und die Keuschheit zu machen. Nichtreitenden Partnern mögen diese knappen Hinweise helfen, die Komplexität des Phänomens Pferdeabhängigkeit nicht zu unterschätzen. (Siehe auch Pegasus und Zentaurus) Entwöhnung Mit dem Begriff Entwöhnung wird ein Prozeß bezeichnet, der zum Ziel hat, ein Individuums dazu zu befähigen, eine Angewohnheit abzulegen bzw. ein eingeübtes Verhalten zu ändern. Die E. wird vornehmlich dann betrieben, wenn es um leichtere Suchtformen (Rauchen, Milchmiß- brauch, Wettleidenschaft) geht. Bei schwereren Arten (fortgeschrittene Alkohol- oder Pferdeabhängigkeit) spricht man von Entzug (siehe eben- dort). Entzug (siehe auch Entwöhnung) Von Spezialisten für schwere Fälle von Suchtverhalten (Pferdeabhängigkeit!) individuell zusammengestelltes und professionell betreutes Maßnahmenbündel, das Therapieerfolge wahrscheinlich machen soll. Der interessierte Nichtreitende Partner sei auf die umfangreiche Litera- tur (siehe auch Anhang) verwiesen, deren Aufarbeitung den Rahmen dieses Werkes sprengen würde. Es soll jedoch nicht verschwiegen wer- den, daß die Erfolgsquote (im Gegensatz zu den Kosten) äußerst gering ist. Besonders aus der Gruppe extensiver Feld-, Wald- und Wiesenreiter sind bisher nur zwei Fälle belegt, in denen eine Kombinationstherapie aus Tiefenhypnose, Kaltwasserduschungen und medikamentös herbei- geführtem dreimonatigen Heilschlaf einen Rückfall bis zum jetzigen Zeitpunkt verhindert hat. Equitana Essen Zweijährig wiederkehrende wallfahrtsähnliche Veranstaltung für Pfer- deabhängige. Wenn der Nichtreitende Partner auch nur in den seltensten Fällen die
Pilgerreise verhindern können wird, so kann er doch durch eine Begren- zung des Reiseetats dafür sorgen, daß der Ankauf von Pferde- Devotionalien im Rahmen des wirtschaftlich Verkraftbaren bleibt; denn die E. besteht zu einem großen Teil aus Verkaufsständen. Fahren Pferdeabhängige, die aus physischen oder psychischen Gründen nicht reiten, die Pferdehaltung jedoch auch nicht mit Zuchtzwecken o.ä. legi- timieren können, befestigen Anhänger verschiedener Größen an den Tieren und setzen sich hinein. Um ihrem Verhalten nun einen vermeint- lichen Sinn zu geben, fahren sie in diesen Gefährten nicht nur auf einer Wiese im Kreis herum, sondern auch auf öffentlichen Straßen. Vermut- lich lediglich aus historischen und Gründen der Arbeitsüberlastung (etwa durch den Entwurf von Steuerreformplänen) ist dieser gefährliche Unfug vom Gesetzgeber noch nicht verboten worden. Nichtreitende Partner, denen an der körperlichen Unversehrtheit ihrer Abhängigen liegt, können diese Tätigkeit nicht dulden, denn die Unfall- trächtigkeit dieses Treibens ist noch höher als die des Reitens. Fellwechsel Das Pferd tauscht - im Gegensatz etwa zu Bären, Hühnern oder Hasen - seinen Witterungsschutz nicht ein- bis zweimal jährlich, sondern be- ständig - mal heftiger, mal weniger heftig - aus. Mit Hilfe verschiedener Medien (Satteldecken, Pullover Pferdabhängiger, Luftströmungen u.s.w.) wird der größte Teil der vom Tier nicht mehr benötigten Fellbe- standteile in den Pferdehalterhaushalt eingebracht und lagert sich dort überall sowie an einigen Stellen bevorzugt ab. Nichtreitende Partner eignen sich die Fertigkeiten, die zum Entstopfen von Abflüssen, Reinigen von Sieben und Filtern nötig sind, sinnvoller- weise schnell an (siehe auch Waschmaschine). Fliegen (siehe auch Parasiten und Pegasus) Aufgrund seiner Ausdünstungen lockt das Pferd große Mengen von Fliegen aller vorhandenen Größen in seine unmittelbare Umgebung. Neben der eher nur lästigen, Infektionen unterschiedlicher Art selten übertragenden Stuben- und Schmeißfliege stellt das Tier auch eine idealen Stützpunkt für Dassel- und Pferdeflie- gen (Bremsen) sowie eine Reihe anderer unangenehmer Vertreter der geflügelten Bohrer, Beißer und Blutsauger dar. In großen Mengen schaffen sie es leicht, die oft stoische Ruhe der Tiere und die Menschen
aus deren näherer Umgebung zu vertreiben. Abgesehen von mittlerweile verbotenen oder noch zu verbietenden Ausflüssen unserer chemischen Industrie gibt es keine wirklich wirksa- men Mittel zur Vertreibung dieser Plagegeister. So wird das Verhalten der die Pferde umsorgenden Abhängigen in Zeiten großen Insektenauf- kommens (die unglücklicherweise mit den Zeiten übereinstimmen, die auch normale Menschen im Grün des heimischen Gartens verbringen möchten) noch hektischer. Sie erproben jede mögliche und besonders jede unmögliche Art der Fliegenvertreibung und -vernichtung, von der sie je gelesen oder auch nur hinter vorgehaltener Hand erzählt bekommen haben. Daß an allen Stellen der Wohnung dann mit obskuren Essenzen und Ölen gefüllte Fläschchen, Tiegel und Zerstäuber vor sich hin gären und stinken, ist vielleicht noch erträglich. Sie entfernen sich in Vollmondnächten aber sogar aus ehelichen Betten, um an Kreuzwegen geheime Kräuter zu sammeln. Dem Nichtreitenden Partner kann in dieser Situation nur zur Gelassen- heit und der Vorfreude auf den nächsten Winter geraten werden, sowie zum Einbau von Gazefenstern. Flutlicht Besonders im Winter, wenn die Tage in unseren Breiten relativ kurz sind, bedienen sich Abhängige leistungsfähiger F.-Strahler, um ihren Neigungen länger nachgehen zu können. Der Nichtreitende Partner sollte versuchen, argumentativ (Umwelt- aspekte, Energiekosten) oder mit kleineren technischen Manipulationen gegen eine künstliche Verkürzung der Nacht (siehe ebendort) für pferd- liche Zwecke vorzugehen (z.B. dem häufigen Austausch der Halogen- lampen gegen solche mit defektem Glühfaden). Finanzen siehe unter Vermögen Fohlen kleines, neugeborenes bzw. junges Pferd, das die fatale Eigenschaft hat, nicht nur bei stark Pferdeabhängigen Gefühle und Instinkte zu wecken, es streicheln oder gar besitzen (noch nicht im Sinne von aufsitzen) zu wollen. Es legt allerdings darauf absolut keinen Wert und ist vollständig damit beschäftigt, den Gebrauch seiner Beine zu erlernen und wie es trotz deren Länge mit dem Maul den Boden erreicht, bei der Stute (siehe ebendort) zu trinken und ansonsten von dieser scharf bewacht zu schla-
fen. Nichtreitende Partner, die noch nicht genügend in sich gefestigt sind, sollten Kontakte zu F. vermeiden, um nicht zu Schritten verleitet zu werden, die sie schon kurze Zeit später sehr bereuen müßten. Denn fatalerweise hat die Evolution dafür gesorgt, daß selbst der männliche Homo Sapiens von Affekten, die das Kindchenschema auslösen kann, nicht immer verschont wird. Freizeitpferd Vollkommen mißverständlicher Ausdruck für ein in heutiger Zeit gehal- tenes Pferd. Weder kann eine Deutung des Begriffes dadurch erfolgen, daß mit F. ein Pferd bezeichnet wird, das besonders viel Freizeit hat - es muß sich ja ständig mit seinem Halter beschäftigen, was bestimmt an- strengend für das Tier ist. Noch kann gemeint sein, daß das Tier Freizeit für seinen Halter schafft, etwa dadurch, daß es ihm bestimmte Arbeiten abnimmt/erleichtert. Bekanntlich trifft das absolute Gegenteil zu. An dieser Stelle wird daher als korrektere Bezeichnung der Begriff "Freizeitvernichtungstier" oder "Heu- und Freizeitfresser" vorgeschla- gen. Er ist sicher eher geeignet, potentielle Pferdehalter und Nichtrei- tende Partner die geplante Anschaffung eines F.s noch einmal überden- ken zu lassen. Frömmigkeit Es existieren (noch) keine Untersuchungen darüber, ob sich Pferdeab- hängige in Bezug auf kirchliche Angelegenheiten wesentlich von nor- malen Menschen unterscheiden. Sie bevorzugen in der Regel jedoch sogenannte "fromme" Reittiere. Allerdings sind damit nicht wirklich religiöse, sondern schlicht gefügige Wesen gemeint, die sich den Wün- schen des Reiters nicht widersetzen. Es muß vermutet werden, daß Reitende Partner insgeheim (oder im Kreise von Gleichgesinnten) auch ihre Nichtreitenden Partner nach dieser Eigenschaft beurteilen und sie entsprechend erziehen/dressieren wollen. Fußboden (siehe auch Teppich) Die Fußböden in Pferdehalterhaushalten sind ex- tremen Belastungen ausgesetzt. Diese Feststellung gilt besonders dort, wo die Abhängigen es geschafft haben, die sogenannte Pferdehaltung am/im Haus (siehe ebendort) durchzusetzen. Es erweist sich als voll- kommen verfehlt, den Werbeaussagen der Reinigungsmittelindustrie Glauben zu schenken - kein Produkt dieser Branche versetzt normale
Menschen in die Lage, den Kampf gegen die pferdebedingte Haushalts- verschmutzung siegreich auszufechten. So ist es unumgänglich, sämtliche Räume des Hauses, die Pferdeabhän- gige in ungeduschtem Zustand betreten können (dürfen), so auszustat- ten, daß sie täglich mit einem starken Wasserstrahl - nebst automatisch zugeführten Desinfektions- und Duftstoffen - abgespritzt werden kön- nen. Wegen der sandigen und schmirgelnden Bestandteile, die Reitende nicht nur in den Profilsohlen ihrer Schuhe, sondern auch in Haaren und Kleidung (Stürze vom Pferd!) stets mit sich führen, sollten die Fußbo- denfliesen der höchsten Abriebgruppe angehören. Gefahrenbereiche Das Gefährdungspotiential eines Pferdes umfaßt verschiedene Bereiche. Neben der direkten Gefährdung des aufsitzenden Menschen (durch sein Herunterfallen in unterschiedlichsten Variationen) und der ökonomi- schen Gefahr (durch Zerüttung der Pferdehalterfinanzen) gehen Gefah- ren von verschiedenen Teilen des Tieres auch für Unbeteiligte aus, die sich in relativer Nähe zum Tier befinden. Besonders pferdeunkundigen Nichtreitenden Partnern wird empfohlen, die zeichnerische Darstellung der G. im theoretischen Teil dieser Arbeit sorgfältig zu studieren. Gerte euphemistisch für Peitsche (siehe ebendort) groomen aus dem Englischen entlehnt, übersetzt: Pferde pflegen; als Nomen: Reitknecht und interessanterweise auch Bräutigam). Beschönigender Ausdruck für die Tätigkeit von sogenannten Troßdeppen (z.B. auf soge- nannten Distanzreitwettbewerben), die uneigennützig und aufopfe- rungsvoll Pferd und Reiter betreuen. Eine Auflistung aller dabei ver- langten Arbeiten würde den Rahmen dieses Buches sprengen (sie rei- chen von der Heranschaffung mehrerer Kubikmeter Wasser unter un- günstigen Bedingungen in unwegsamem Gelände über die umweltge- rechte Entsorgung von Pferdeäpfeln und Pflege wunder menschlicher Hinterteile bis zur Bereitstellung größerer Mengen Spaghetti und stünd- lichem Wechsel feuchter Pferdewadenwickel auch während der Nacht- stunden in strömendem Regen). Pferdeabhängige pflegen ihre Nichtreitenden Partner mit der Andeutung eines zu erwartenden erholsamen Naturerlebens in die Rolle des Troß- deppen zu locken und sie dann sukzessive in immer weitere Pflichten
"einzuführen". Es kann nur dringend davor gewarnt werden, sich als Nichtreitender Partner zum "Groomen" überreden zu lassen. Halfter Das H. ist eine netzartige Konstruktion aus Stricken oder Gurtbändern, die von Pferdeabhängigen relativ schnell (von Unkundigen nur mit viel Geduld und wenn das Tier sich kooperativ zeigt) über den Pferdekopf gestülpt und dort befestigt werden kann. In Ermanglung sonstiger am Vorderteil des Pferdes natürlicherweise vorkommender Griffe soll es dazu benutzt werden, das Tier festzuhalten oder in eine bestimmte Rich- tung zu führen. Der Nichtreitende Partner sei jedoch ausdrücklich davor gewarnt zu glauben, das so ausgestattete Pferd sei in irgendeiner Weise gefesselt oder sonstwie gehindert, das zu tun, was es gerade will. Selbst ein klei- neres Dünnpferd ist erfahrungsgemäß in der Lage, ohne sich sonderlich anstrengen zu müssen, Reiter oder normale Menschen, die das Halfter fest umklammern, zum nächsten Futtersack zu schleifen oder ruckartig anzuheben, bzw. ihnen das Armgelenk auszukugeln (siehe auch Pferde- stärke). Handy Im Prinzip sinnvolles Kommunikationsgerät für Feld-, Wald-, Wiesen- reiter. Allerdings wäre es verfehlt zu glauben, daß er bei seinen Ausrit- ten Kommunikation (über die mit seinem Pferd hinaus) für notwendig hielte, mit normalen Menschen plaudern wollte oder gar vom Pferde- rücken aus Geschäfte tätigen (meistens ist er ziemlich geschäftsuntüch- tig). Es sind allerdings Versuche bekannt geworden, Taxis in ausge- dehnte Waldgebiete zu ordern, weil Pferde beschlossen hatten, den Heimweg alleine anzutreten. Sinnvoll scheint das H. auf den ersten Blick für Nichtreitende Partner zu sein, die hoffen, ihr Abhängiger könne das Gerät in Notfällen nutzen, um Hilfe herbeizurufen. Auch möchte er vielleicht bei Bedarf erfragen können, ob eine Heimkehr in absehbarer Zeit zu erwarten sei. Speziell Feld-, Wald-, Wiesenreiter zieht es jedoch meist in Gegenden ohne zivilisatorische Einrichtungen wie Mobilfunk-Relaisstationen, und so ist eine Kontaktaufnahme trotz H. oft nicht möglich. Die bereits verfügba- ren Satelliten-Ortungssysteme bei sich zu führen lehnen Reiter aus fa- denscheinigen Gründen ("Beschneidung der Reiterfreiheit, technischer Firlefanz, Elektrosmog") meist heftig ab. Haustier
Man unterteilt H.e gemeinhin in verschiedene Gruppen, etwa Klein- und Großtiere (Kanarienvögel bzw. Bernhardiner-Hunde), eher zum Strei- cheln oder eher zum Betrachten geeignete (Katzen bzw. Goldfische). Sinnvoller scheint ihre Kategorisierung nach ihrem Nutzen für der Men- schen. Das führt dazu, den Wachhund und die Milchkuh der Gruppe der Nutztiere zuzuordnen, die Boa Constrictor und die im Terrarium gehal- tene weiße Maus als relativ indifferent in Bezug auf ihren Nutzen zu betrachten. Der Holzwurm, die gemeine Hausmaus und das Pferd er- weisen sich dagegen eindeutig als schädlich für Besitz und Vemögen des Tierhalters. Dem Nichtreitenden Partner stehen eine Reihe verschiedener, erfolgver- sprechender Methoden zur Verfügung, Holzwurm und Hausmaus zu bekämpfen. Dieses Buch hätte nicht geschrieben werden müssen, stellte sich die Sachlage beim Pferd nicht gänzlich anders dar. Heilige Kühe Als ”religiös bedingten volkswirtschaftlichen Blödsinn” bezeichnen manche aufgeklärte Europäer die Existenz h.-r K. in anderen Kulturen (z.B. Indien). Dort genießen sie Privilegien, von denen etliche Men- schen dieser Region nur zu träumen wagen. Nichtreitende Partner besit- zen in der Regel ein tief (nach-)empfundenes Mitgefühl für diese Men- schen und reagieren besonders dann recht heftig, wenn Pferdeabhängige die o.g. Meinung (z.B. beim Verzehr eines Rindersteaks) vertreten. Trotzdem sollte der Nichtreitende Partner besser nicht gerade in solch emotional belasteten Situationen für die geschmacklichen und gesund- heitlichen Vorzüge von Pferdefleisch werben. Heirat Es gibt mehrere, an dieser Stelle nicht zu diskutierende Argumente dafür, daß eheähnliche in eheliche Verhältnisse überführt werden könn- ten oder sollten. Die Erfahrung zeigt nun, daß manchmal sogar Reitende und Nichtreitende Partner - wenn auch nur in seltenen Fällen - ihre Beziehung in einer solchen Mischehe legalisieren wollen. Dieses Vor- gehen ist gänzlich undiskutabel, da rational nachvollziehbarer Gründe, also diskutierbare Argumente schlichtweg fehlen. Auch wenn der Nichtreitende Partner gemeinhin in der Lage sein sollte, die Folgen seines Tuns realistisch einzuschätzen, so muß er dennoch darauf hingewiesen werden, daß dem Staat durch eine Eheschließung eine Zugriffsmöglichkeit auf den Privatbereich eingeräumt wird, die er im Konfliktfällen auch nutzt. Weil unsere Rechtsprechung von dem Grundsatz ausgeht, daß alle Men-
schen vor dem Gesetz gleich sind, muß auch ein Reiter (juristisch) als "gleicher" Mensch betrachtet werden; denn der Gesetzgeber hat einfach noch nicht realisiert, daß Reiter einer besonderen, betreuenden und führenden Behandlung durch ihre Nichtreitenden Partner bedürfen und nicht einfach mit Nichtreitern gleichgesetzt werden können. Käme es nun zu Konflikten, die juristisch geklärt werden müßten, würde die betreuende und führende Rolle des Nichtreitenden Partners nicht ange- messen berücksichtigt werden können. Ein zwingender Grund für eine solche Mischehe dürfte also nur sehr selten vorliegen (vielleicht dann, wenn die Voraussetzung für den An- tritt einer größeren Erbschaft in der Vorlage einer Heiratsurkunde be- steht). Hengst Männliches Pferd, dem diese Eigenschaft gelassen wurde (siehe dazu auch Wallach). In Kreisen der Abhängigen erregt das Reiten von H.en teilweise ein Aufsehen, das - vergleichbar - ein Golf-GTI-Fahrer gegen- über seinen bedieselten Markengenossen zu erregen sucht. Neben dem Freßtrieb besitzt der H. einen weiteren, nämlich den hin zu seinen weiblichen Artgenossen, was seine Handhabbarkeit phasenweise nachhaltig beeinträchtigt. Dem Nichtreitenden Partner wird empfohlen, sich der Hengsthaltung besonders stark zu widersetzen, da die Repara- turkosten für Koppelzäune und Reitende Partner noch höher ausfallen können. Hufpflege Neben der Ernährung des Pferdes stellt die Hufpflege den kosteninten- sivsten Bereich der Pferdehaltung dar. Nicht umsonst bezeichnet der Volksmund eine mit einem schwerwiegenden Nachteil behaftete Ange- legenheit als "mit einem Pferdefuß" versehen. Vermutlich aus Gründen der Selbstdarstellung läuft das Tier ständig auf den Zehenspitzen, was diese wegen seiner großen Körpermasse natür- lich unnatürlich stark belastet. Die Evolution mußte nun dafür Sorge tragen, daß das Lauftier trotzdem in der Lage war, ausdauernd zu laufen und versah die Zehenspitzen mit einem harten, schnell nachwachsenden Überzug (Huf). In Gefangenschaft gehaltene Tiere neigen allerdings zur Trägheit und verbrauchen den Überzug nicht schnell genug. So muß der Mensch die fehlende Abnutzung mit Hilfe scharfer Werkzeuge verrich- ten. Auf der anderen Seite sorgt exzessives Bereiten des Tieres durch hoch- gradig Abhängige besonders auf harten Untergründen für eine zu
schnelle Abnutzung der Hufe. Um ihrer Leidenschaft trotzdem frönen zu können, ersannen sie verschiedene Maßnahmen, den Abnutzungs- prozeß zu verlangsamen. Nur in den seltensten Fällen gelingt es ihnen, das Pferd an das Tragen von Schuhen zu gewöhnen. Meistens nageln ihm sogenannte Hufschmiede (siehe ebendort) massive Eisenstücke oder hochfesten Kunststoff an alle vier Füße. Diese "auszuziehen" gelingt dem Tier wegen seiner mangelhaften manuellen Geschicklichkeit nur recht selten. Das Pferd rächt sich nun durch die beständige Veränderung seiner Huf- form, sodaß die aufwendige Arbeit in kürzesten Abständen wiederholt werden muß. Nichtreitende Partner, die ähnlich hohe Kosten für ihre Fußbekleidung erzeugen wollten, müßten sich monatlich ein Paar teurer italienischer Designerschuhe kaufen. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß der Nichtreitende Part- ner die Möglichkeit besitzt, über die Hufpflege einen mäßigenden Ein- fluß auf seinen Reitenden Partner auszuüben. Denn stellt er nicht die notwendigen Mittel für den Hufbeschlag bereit, wird das Pferd - je nach Bodenbeschaffenheit - nur für wenige Stunden pro Tag für Reitzwecke geeignet sein. Keinesfalls sollte er – auch wenn sein handwerkliches Geschick grenzenlos sein sollte – sich überreden lassen, die Hufpflege selbst zu übernehmen. Hufschmied Angehöriger einer Berufsgruppe mit höchstem Risiko für Leib und Leben (vergleichbar mit dem von Aktiv-Vulkanologen und Starfighter- piloten). Der H. erledigt Hufpflegearbeiten am lebenden, oft unbetäub- ten Pferd in der stetigen Hoffnung, das Tier möge sich weder gekitzelt noch belästigt fühlen, wenn er ihm glühende Metallstücke an den Fuß drückt oder lange Nägel in denselben treibt. Seine Chancen, das Ren- tenalter unbeschadet zu erreichen, streben gegen Null. Der Nichtreitende Partner sollte sich schnellstens daran gewöhnen, ihn als unnachahmlichen Künstler oder Herkules zu betrachten und niemals auf die Idee kommen, z.B. aus finanziellen Gründen sein eigenes - viel- leicht beträchtliches - handwerkliches Geschick für die Erlernung und Ausübung dieser Tätigkeit einzusetzen.(siehe auch Hufpflege und Pfer- destärke) Infektion Krankheiten hervorrufende Ansteckung. Pferde sind relativ unempfind- lich gegenüber I.en. Reiter - besonders aus der Gruppe der Feld-, Wald-, Wiesenreiter - schon eher (Erkältungskrankheiten). Die Redewendung
"vom Pferdevirus angesteckt" ist dagegen nicht wörtlich zu nehmen. Das Entstehen von Pferdeabhängigkeit ist (neben dem Reitunterricht) auf kompliziertere Vorgänge und Ursachen zurückzuführen, die z.T. schon in frühkindlichen Entwicklungsstörungen gesucht werden müs- sen. Der Nichtreitende Partner sollte auch die Erläuterungen zu den Punkten Entzug und Entwöhnung beachten (siehe ebendort). Instinktverhalten wird die genetisch vorgegebene Steuerung des Verhaltens von Tieren und - zu einem gewissen Teil - auch von Menschen genannt. Das I. ergibt zusammen mit dem erlernten und dem rationalen Verhalten das gesamte Spektrum möglichen Verhaltens des Individuums. Reitender Partner, Pferd und Nichtreitender Partner unterscheiden sich voneinander nicht nur durch Äußerlichkeiten, sondern auch durch men- genmäßig unterschiedliche Anteile der drei genannten Verhaltenssteue- rungenarten. So ist bei Reitendem Partner und Pferd die Fähigkeit zu rationalem Verhalten in allen pferdlichen Angelegenheiten schlichtweg nicht vorhanden. In trotzdem funktionierenden Dreiecksbeziehungen muß daher jegliches Verhalten dieser Kategorie vom Nichtreitenden Partner kommen. Im I. ist dagegen das Pferd den beiden Menschen (wenigstens quantita- tiv) überlegen. Leider funktioniert es nicht immer zuverlässig, und so passiert es häufiger, daß das Tier dem Instinkt, der ihm sagt "Friß was immer du kriegen kannst" mit dem Resultat einer ausgewachsenen Ko- lik Folge leistet. Oder es bringt seinen Reiter durch eine wilde Flucht in Gefahr, weil sein Instinkt noch nicht mitbekommen hat, daß in unserer Zeit keine Säbelzahntiger mehr auf schlecht einsehbaren Böschungen lauern, sondern entsprechende Geräusche wahrscheinlich von an Möh- ren knabbernden Kaninchen stammen. In einer bei Pferdeabhängigen sonst nicht sehr häufig zu findenden Art von distanziertem Humor erklären sie das Scheuen (siehe ebendort) ihrer Reittiere oftmals mit dem Auftauchen eines "Säbelzahn- Rotkehlchens" (das im Laub raschelte), einer "Säbelzahn-Plastiktüte" (die der Wind herantrieb) oder eines "Säbelzahn-Joggers" (der sich unbemerkt von hinten näherte). Internet In letzter Zeit werden einige Nichtreitende Partner zunehmend mit dem Problem konfrontiert, daß Pferdeabhängige auch während der Nacht (siehe ebendort) ihrer Sucht nachgehen. Geradezu explosionsartig ver- mehren sich Internetseiten mit Pferdeinhalten und Chat-Zirkel für Ge-
schichten vom Pferd. Auch er selber stößt beim Surfen immer häufiger schmerzhaft auf absolut unerwünschte Informationen, wenn er versucht, wenigstens während einer Stunde des Tages mit der Welt außerhalb des pferdlichen Dunstkreises in Kontakt zu kommen. Spätestens dann, wenn die Telekom-Rechnung unbezahlbar und er zur Einrichtung einer eigenen Homepage mit mindestens 732 Abbildungen des Lieblingspferdes aufgefordert wird, sollte er Zugänge durch Pass- wörter absichern, sämtliche Browser* und benutzerfreundliche, auch von Pferdeabhängigen beherrschbare Programme deinstallieren und zur Not auch einen UNIX-Kurs besuchen. ______________________________ *Ironischerweise bedeutet das amerikanische Wort "to browse" so- viel wie "grasen"... Kalauer Dieser typische Reiter-Kalauer mag dem Nichtreitenden Partner als Beispiel für Reiterhumor dienen. Kraftfutter Über die originäre Kost von Pferden (bestehend aus Gras, Kräutern und frisch gepflanzten Obstbäumen) hinausgehendes Zusatzfutter. Die Liste möglicher Zutaten ist praktisch unbegrenzt und reicht von allen Getrei- dearten und makrobiotischen Brennesselsamen über Möhren und unge- spritzte junge Edeltannentriebe bis zu getrockneten Rübenschnitzeln, biologisch-dynamischen Backwaren und vielen in Päckchen, Säcken und Eimern verpackten Produkten der Futtermittelindustrie. Die Beschäftigung von Abhängigen mit dem Pferd bindet - im fortge- schrittenen Stadium – daß wesentliche Teilbereiche des Menschseins vernachlässigt werden. So ist ein gewisses Neugier- und Experimentier- verhalten unverzichtbar für die (relative) psychische Gesundheit auch des erwachsenen Reiters. Mangels anderer Interessen bietet lediglich die Zusammenstellung des K.s dem Pferdeabhängigen ein Betätigungsfeld, in dem er dieses Ver- halten ausleben kann. Dadurch, daß jede der oben genannten Zutaten noch geraspelt, ge- quetscht, flambiert, eingeweicht, blanchiert, gekocht, gemahlen oder mariniert werden kann und darüber hinaus in jedem denkbaren Men- genanteil mit anderen gemischt, ist die Befriedigung des Experimentier- bedürfnisses mindestens bis zum Ableben zweier Pferdegenerationen
gesichert. Ständige Besuche bei oder Korrespondenzen mit Futtermittel-Anbietern und die Diskussion unterschiedlicher Rezepturen mit Gleichgesinnten sorgen darüber hinaus für ein Mindestmaß an sozialen Kontakten zu Menschen . Nichtreitende Partner, die die Wichtigkeit des K.s, bzw. dessen Zuberei- tung, für den Reitenden Partner erkannt haben, können vielleicht etwas gelassener mit den Auswirkungen der Experimentierlust und den durch sie hervorgerufenen Unbequemlichkeiten umgehen (stark eingeschränk- te Nutzbarkeit von Küchen und Küchenzubehör, Slalomläufe in Fluren und Gängen, die mit K.-Töpfen, -Eimern, -Säcken und -Tonnen vollge- stellt sind etc.). Krise Gefährliche Zuspitzung einer Situation. Der Nichtreitende Partner muß überdurchschnittliche Fähigkeiten im Bereich des sogenannten K.-Managements besitzen. Er wird in seiner Rolle besonders mit wirtschaftlichen, Beziehungs- und gesundheitlichen K.n zu kämpfen haben. Sinnvollerweise unterscheidet er zwischen Dau- er-K.n und diversen Spontan-K.n, die jeweils unterschiedlicher Metho- den für ihre Bewältigung bedürfen. Die finanzielle Dauer-K., die durch die Pferdehaltung hervorgerufen wird, läßt sich z.B. durch die Einrichtung eines streng begrenzten Pfer- deetats und die strikte Verhinderung von Zugriffen des Reitenden Part- ners auf die Haushaltsfinanzen managen. Allmorgendliches kaltes Du- schen des Pferdeabhängigen reduziert seine allgemeine Krankheitsanfäl- ligkeit und damit die Anzahl notwendiger k.nhafter Begegnungen des Nichtreitenden Partners mit dem Pferd. Spontane Beziehungs-K.n können durch ein (meist umfangreiches) privatrechtliches Vertragswerk unter Einbindung drastischer Konven- tionalstrafen zwischen beiden Partnern oft schon im Vorfeld abgewen- det werden. So werden beispielsweise die Häufigkeit der Teilnahme an Reiterwettkämpfen, der Anteil an der Erledigung von notwendigen, nicht pferdebedingten Arbeiten und die Größe der Pferdeherde vertrag- lich geregelt und Vertragsbrüche mit Reitentzug von klar definierter Dauer sanktioniert. Longieren So befriedigend die Tätigkeit des Reitens für den Abhängigen auch immer ist - sie erfüllt auf Dauer nicht alle Bedingungen für sein Wohl- ergehen vollständig. Auf dem Rücken des Tieres sitzend kann er dassel-
be nämlich nicht in seiner Gänze betrachten. Aus anderen Zusammenhängen ist voyeuristisches Verhalten als Teil- aspekt eines Triebkomplexes bekannt. Es liegt die Vermutung nahe, daß das L. eines Pferdes ein vergleichbares Verhalten Pferdeabhängiger darstellt. Zu diesem Zwecke befestigen sie eine kräftige Leine am Kopf des Tieres und veranlassen es, im Kreis um sie herumzulaufen. Bei dieser Tätigkeit können sie das Tier nicht nur unvollständig (wie beim Reiten) oder nahezu statisch (wie beim Fressen oder Dösen), sondern in bewegten Bildern betrachten. Der Nichtreitende Partner kann dieses ungefährliche Treiben gelassen zur Kenntnis nehmen, im Interesse einer sinnvollen häuslichen Arbeits- teilung sollte er sich aber nicht davon abbringen lassen, auch weiterhin gewisse Anforderungen an sein Gegenüber zu stellen, obwohl dieser die Tätigkeit des L.s stets als "Arbeit" (mit dem Pferd) bezeichnet. Macht siehe Rangordnung Mikrowellengerät In Kombination mit der Tiefkühltruhe (siehe ebendort) wichtiges Hilfs- mittel Nichtreitender Partner zum physischen Überleben bei fortge- schrittener Pferdeabhängigkeit seines Partners und dem damit verbun- denen Zusammenbruch häuslicher Versorgung. Mist Berge von M. stellen das materielle Ergebnis der Pferdehaltung dar. Da der M. längst nicht so wertvoll ist wie die zu seiner Produktion notwen- digen Ausgangsstoffe, ist es oftmals schwierig, ihn loszuwerden. Ganz unmöglich ist es, den Wert der menschlichen Arbeitskraft zu erlösen, der in einem Pferdemisthaufen steckt. Aus verschiedenen Gründen, die teils aus ihrer Persönlichkeitseintwicklung*, teils aus ihrer Weltan- schauung herrühren und zu einem weiteren Teil mit Parasiten (siehe ebendort) zu tun haben, rollen viele Pferdehalter die auf der Weide liegenden, sogenannten Äpfel zunächst in kleinere Handbehälter, entlee- ren diese dann in Karren, fahren sie an eine andere, weit entfernte Stelle der Wiese und stapeln sie dort zu imposanten Hügeln auf. Abhängige entwickeln vielfach ein libidinöses Verhältnis zu den Pro- dukten ihrer Pferde, wodurch der Nichtreitende Partner häufiger ge- zwungen wird, im Interesse von Hygiene und Umwelt (und beispiels- weise auch der Nachbarn) regulierend einzugreifen.
_____________________________ * Die Psychologie schuf den Begriff der "fäkalen Phase" zur Kenn- zeichnung einer bestimmten Entwicklungsphase von Kleinkindern (in der sie einen gewissen Stolz über die ersten von ihnen stammenden Produkte zeigen können) und folgert aus den Verhaltensweisen mancher Erwachsener, daß sie diese Phase nie erfolgreich abgeschlossen hätten. Nachbarn werden durch pferdehaltende Haushalte oft recht stark strapaziert. Vom frühmorgendlichen trompetenden Wiehern der Tiere über ihre Ausdün- stungen und der daraus resultierenden Fliegenplage bis hin zu markan- ten Hufspuren in frisch angelegten Gemüsebeeten gibt es eine Reihe von Punkten, die die anzustrebenden guten Beziehungen zwischen N. harten Belastungsproben unterziehen. Trotzdem (oder gerade deswegen) sollte der Nichtreitende Partner seine gesamte Autorität geltend machen, damit der Pferdeabhängige nicht Wiedergutmachung durch die Ertei- lung von kostenlosen Reitstunden für das Nachbarskind zu leisten ver- sucht - und die Leute dadurch völlig unglücklich macht (siehe auch Infektion). Nacht Die einzige Tageszeit, in der Pferdeabhängige sich nicht durchgängig mit Pferden beschäftigen (abgesehen von einzelnen Kontrollgängen in den Stall und einigen wenigen Nachtritten pro Monat). Statt dessen bereiten sie dann die Fütterung für den nächsten Tag vor, schauen sich im Bett noch einige neu erworbene oder wieder hervorgekramte Zeit- schriften (siehe ebendort) und Fotobände zum Thema an, um dann sanft in das Reich der (Pferde-)Träume zu (ent)gleiten. Nichtreitende Partner haben nur anfangs Schwierigkeiten, die genauen Zeitpunkte relativ pferdeloser Phasen zu erkennen sowie die Chancen, die sich dann zur Pflege der Zweierbeziehung ergeben.(Siehe aber auch Internet) Nichtreiter N. bilden den Teil der Menschheit, der (glücklicherweise) die Mehrheit stellt. Sorgen dafür, daß die Reiter (siehe ebendort) unsere restliche unversiegelte Kulturlandschaft nicht gnadenlos in Galoppstrecken und Hindernisparcours aufteilen und der Standort Deutschland nicht durch einen Rückfall in ein archaisches Transportwesen tatsächlich konkur- renzunfähig wird. Nichtreitende Partner stellen eine besonders wichtige
Teilmenge von Nichtreitern an der sensiblen Nahtstelle zwischen beiden Gruppen dar. Offenbarungseid Juristische Form des Eingeständnisses Nichtreitender Partner dafür, daß sie einer ihrer Hauptaufgaben nicht hinreichend gewachsen waren. Parasiten Ein P. ist ein Organismus, der auf Kosten eines anderen, sogenannten "Wirtsorganismus" lebt. Insofern ist das Pferd ein Parasit und der Pfer- dehalter ein Wirtsorganismus*. Gleichzeitig ist das Pferd seinerseits Wirtsorganismus für andere Parasiten. Hierzu zählen besonders etliche Arten von Würmern, die sich in den mehr als zehn Meter langen Där- men des Tieres eines ausgedehnten Lebensraumes erfreuen. Lediglich besonders große Bandwurmexemplare können sich dort nicht nach Her- zenslust ausstrecken, weil sie selbst über zwanzig Meter auf das Band- maß bringen können. Sie müssen die vom Pferdehalter eingefüllten Leckereien wie Heu, Kraftfutter, Mineral- und Vitaminmischungen im gefalteten oder aufgerollten Zustand genießen. Der Nichtreitende Partner kann diese unappetitlichen Begleiter leider nur mißbilligend zur Kenntnis nehmen und die Rechnungen für die Medikamente gegen Parasiten begleichen. ________________________________ * Pferdewirte sind allerdings nicht besonders geschulte Exemplare die- ser Organismen, sondern Menschen, die im Gegensatz zu fast allen anderen Pferdeabhängigen versuchen, in Abhängigkeit vom Pferd Geld zu verdienen. Pegasus Ein nach der griechischen Mythologie aus dem Blut der Medusa ent- wachsenes, pferdeartiges Tier mit zwei weiteren Extremitäten, die es zum Fliegen befähigen. Es findet sich - außer auf älteren Kunstgegen- ständen - lediglich in Träumen hochgradig Pferdeabhängiger. Der Nichtreitende Partner muß sich ernsthafte Gedanken um die (relati- ve) psychische Gesundheit seines Lebensgefährten und den Fortbestand der Beziehung machen, wenn dieser ihm von Träumen mit fliegenden Pferden erzählt; denn das Traummotiv des Fliegenkönnens muß allge- mein als ein Indikator für fortschreitenden Realitätsverlust (auch für Allmachtsgelüste) betrachtet werden (siehe auch Einhorn und Zentau- rus).
Peitsche Unter Pferden wenig geliebtes stockartiges Werkzeug. Die P. wird zum Starten widerwilliger tierischer Fortbewegungsmittel benutzt. Einige Reiter haben einen großen Anschaffungsbedarf an denselben, weil ihr Pferd sie in unbewachten Momenten rachsüchtig verspeist (sofern sie aus pflanzlichem Material bestehen) oder mit den Hufen zermalmt. Der alte Reiterspruch "Wenn du zum Pferd gehst, vergiß die Peitsche nicht" wurde von einem deutschen Philosophen sarkastisch variiert, nachdem seine Frau pferdeabhängig wurde. Die Nachwelt (mit Aus- nahme der Nichtreitenden Partner) warf ihm in Unkenntnis seiner Lei- densgeschichte Emanzipationsfeindlichkeit und Misanthropismus vor. Pferdeanhänger a) ein zu einer mehr oder weniger mysthischen Verklärung des Huftie- res neigender, meist abhängiger Mensch vornehmlich weiblichen Ge- schlechtes. b) Technisches Gerät (aus der Gruppe Fahrzeuge), das nicht dazu ge- eignet ist, an das Pferd angehängt zu werden (siehe dazu das Stichwort Fahren), sondern nur von Kraftfahrzeugen gezogen wird, mit dem Zweck, das Tier, ohne es führen oder auf seinem Rücken sitzen zu müs- sen, von einem Ort zu einem anderen zu bewegen. Viele Abhängige lieben es, in ihm zu schlafen wenn sie mit Gleichgesinnten mehrtägige Zusammenkünfte verbringen (wahrscheinlich wegen des Geruchs, den das Fahrzeug nach längerer Nutzung durch das Pferd annimmt). Nichtreitende Partner, die den P. für ernsthafte Zwecke (z.B. den Trans- port von Bücherkisten oder Tiefkühltruhen) nutzen wollen, sollten sich vorher über steuertechnische Besonderheiten informieren, da der Ge- setzgeber Reiter aus unerfindlichen Gründen den Transport von Pferden in Anhängern steuerlich begüstigt, nicht jedoch den Transport von sinn- vollen Objekten. Pferdehaltung am/im Haus Lebensziel jedes wirklich Pferdeabhängigen und GAU (größte anzu- nehmende Unannehmlichkeit) für Nichtreitende Partner. Meist irrever- sible Daseinsform. Pferdekrankheiten Das Pferd entwickelt besonders dann, wenn es wenig artgerecht lebt (denn das ist eigentlich nur auf den mongolischen Steppen möglich), eine Reihe von Krankheiten. Diese Tatsache weigert sich jeder Abhän-
gigen zur Kenntnis zu nehmen – leider. Den Krankeiten steht eine un- geheure Menge von Therapien gegenüber (allopathische und chirurgi- sche, homöpathische und vollkommen unsinnige), so daß eine Behand- lung und Pflege des Tieres eigentlich immer umgehend eingeleitet wird. Anders sieht es unter Umständen dann aus, wenn der Nichtreitende Partner krank wird und häusliche Pflege braucht. Ein weiteres Problem für ihn resultiert aus Tierarzt- und Medikamtenten-Rechnungen. Pferdestärke (PS) Ein PS entspricht 735 Watt, bzw. 75 kg m/sec. Leistung, die ein Pferd durchschnittlich (über längere Zeit hinweg) zu erbringen in der Lage ist. Seine kurzfristige Spitzenleistung liegt um ein Vielfaches höher. Vermutlich liegt in der sprichwörtlichen Stärke des Tieres ein Grund dafür, daß es auf Abhängige eine solche Faszination ausübt. Die Psy- chologie kennt die Begriffe der Projektion und Identifikation, mit denen erklärt werden kann, daß gerade das auch heute noch manchmal so genannte "schwache Geschlecht" besonders anfällig für die Pferdehal- tung ist. Indem der Abhängige das starke Tier beherrscht, eignet er sich seine Kraft an und verdrängt das Wissen um seine eigene Schwäche. Eher marginal, aber nicht uninteressant ist dabei die Tatsache, daß das Pferd erst dann zum Tier der Frau wurde, nachdem der Mann Motoren erfunden hatte, die ihm ein Vielfaches der einen Pferdekraft zu beherr- schen erlaubten. (Seinen stetigen Kampf um die Vorherrschaft bei den physischen Kräften führt er allerdings zunehmend vergeblich, seit Frau- en sich das Recht erkämpften, Autos und andere Maschinen zu führen und auch Bodybuilding betreiben zu dürfen.) Da aber Nichtreitende Partner generell eher kopf- als muskelorientiert sind, werden sie sich sowieso weder auf physische Auseinandersetzun- gen mit dem Pferd noch mit Reitern einlassen und diesen kurzen Exkurs lediglich als Hintergrundinformation begreifen. Pheromone P. sind chemische Substanzen, die - schon in geringsten Konzentratio- nen über den Geruchssinn aufgenommen - physiologische und psychi- sche Reaktionen hervorrufen können. Ihre Funktion als Sexual- Lockstoffe bei Schmetterlingen, Moschusochsen und Menschen ist seit längerem bekannt. Pferdliche Pheromone stehen in dem Verdacht, bei weiblichen Menschen den Reit- und Putztrieb* zu aktivieren, bei Nicht- reitenden Partnern dagegen Streß- und allergische Reaktionen verschie- denster Art hervorzurufen (siehe auch Riechen)..
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