E ekte des PPAR β-/δ-Agonisten GW0742
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leer Universität Ulm Institut für Anästhesiologische Pathophysiologie und Verfahrensentwicklung (APV) Institutsleitung: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Peter Radermacher Eekte des PPAR β-/δ-Agonisten GW0742 auf Organmorphologie und Funktion der Niere im Modell des septischen Schocks beim Schwein Dissertation Zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm leer Vorgelegt von: Matthias Alexander Reize aus Karlsruhe-Durlach 2019
Amtierender Dekan: Prof. Dr. Thomas Wirth 1. Berichterstatter: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Peter Radermacher 2. Berichterstatter: Prof. Dr. med. Miriam Kalbitz Tag der Promotion: 09.07.2021
Präambel Teile dieser Dissertation wurden bereits in folgenden Fachartikeln veröentlicht: Nussbaum B L, McCook O, Hartmann C, Matallo J, Wepler M, Antonucci E, Kalbitz M, Huber-Lang M, Georgie M, Calzia E, Radermacher P, Hafner S: Left ventricular function during porcine-resuscitated septic shock with pre-existing atherosclerosis, In- tensive Care Med Exp 4: 14 (2016) Riedesser S: Einuss von EMD008 auf Ischämie-/Reperfusionsschäden der Niere nach thorakaler Aortenokklusion am Groÿtiermodell., Open Access Repositorium der Uni- versität Ulm. Dissertation. http://dx.doi.org/10.18725/OPARU-33861 (2020) Wepler M, Hafner S, Scheuerle A, Reize M, Gröger M, Wagner F, Simon F, Matallo J, Gottschalch F, Seifritz A, Stahl B, Matejovic M, Kapoor A, Möller P, Calzia E, Georgie M, Wachter U, Vogt J A, Thiemermann C, Radermacher P, McCook O: Eects of the PPAR-β/δ agonist GW0742 during resuscitated porcine septic shock, Intensive Care Medicine Experimental 1: 9 (2013)
Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis II 1 Einleitung 1 1.1 Die Sepsis und der septische Schock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Die Rezeptorklasse PPAR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.3 Versuchsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.4 Zielsetzung der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2 Material und Methoden 7 2.1 Verwendete Materialien und Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.2 Studiendesign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.3 Systemische Hämodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.4 Systemischer Metabolismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.5 Nierenfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.6 Western Blot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.7 Datenverarbeitung und statistische Auswertung . . . . . . . . . . . . . 26 3 Ergebnisse 28 3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3.2 Systemische Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3.3 Renale Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 3.4 Western Blots . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 4 Diskussion 40 4.1 Auswertung der Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 4.2 Ursachensuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 4.3 Bewertung des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 5 Zusammenfassung 54 6 Literaturverzeichnis 56 I
Abkürzungsverzeichnis AKI acute kidney injury - eine akute Einschränkung der Nie- renfunktion BGA Blutgasanalyse - ein Schnelltestverfahren für Gaspartial- drücke, Säure-Basen- und Elektrolyt-Haushalt CKD chronic kidney disease - chronische Niereninsuzienz CLP cecal ligation and puncture - ein Sepsismodell bei dem Versuchtieren das Coecum versorgende Blutgefäÿe ligiert werden und anschlieÿend eine Punktion des betreenden Darm-abschnittes erfolgt CO cardiac output - HZV; siehe dort CSE cystathionine-γ-lyase - ein Di-Hydrogen-Suld bildendes Enzym DMSO Dimethylsulfoxid - ein organisches Lösungsmittel und Trä- gersubstanz des untersuchten Agonisten EDTA Ethylendiamintetraacetat - ein chemischer Komplexbild- ner EGDT Early Goal-Directed Therapy - ein Behandlungsprotokoll bei Sepsis EGTA Ethylenglycol-bis(aminoethylether)-N,N,N´,N´-tetraessig säure - ein chemischer Komplexbildner ELISA Enzyme-linked Immunosorbent Assay - ein antikörperba- siertes Nachweisverfahren EMSA Electrophoretic Mobility Shift Assay - eine Anitätselek- trophorese zum Nachweis von DNA- oder RNA-bindenden Proteinen II
EPO Erythropoetin - ein Glykoprotein-Hormon, das als Wachs- tumsfaktor für die Bildung roter Blutkörperchen von Be- deutung ist FBM-Schweine familial hypercholesteremia, Bretoncelles, Meishan - eine besondere Züchtung; für Details siehe Abschnitte 1.3.1 so- wie 2.2.1 GCS Glasgow Coma Scale - eine Skala zur Abschätzung einer Bewusstseinsstörung GFR glomeruläre Filtrationsrate - ein Maÿ für die Nierenfunk- tion HE-Färbung Hämatoxylin-Eosin-Färbung - eine histologisches Färbe- verfahren bei dem basophile Strukturen blau und acido- phile Strukturen rot angefärbt werden HES Hydroxy-Ethyl-Stärke - eine Kolloidlösung zur Anhebung des kolloidosmotischen Drucks im Gefäÿsystem HF Herzfrequenz HZV Herzzeitvolumen - gepumptes Blutvolumen pro Minute iNOS induzierbare NO-Synthase - ein Enzym, das die Bildung von Stickstomonoxid katalysiert ITBV intrathorakales Blutvolumen - ein Messparameter zur Be- urteilung der Volumenbelastung des Organismus KHK koronare Herzkrankheit - eine Gefäÿerkränkung der Herz- versorgenden Blutgefäÿe MAP mean arterial pressure - der mittlere arterielle Druck MPAP mean pulmonary arterial pressure - mittlerer Druck im pulmonalarteriellen Gefäÿsystem III
MQTiPSS Minimum quality threshold in pre-clinical sepsis studies MZP Messzeitpunkt NGAL neutrophilengelatinase assoziiertes Lipocalin - früher Bio- marker für ein akutes Nierenversagen PAOP pulmonary artery occluded pressure - Lungenarterienver- schlussdruck, entsprechend dem Druck im linken Vorhof und damit der linksventrikulären Vorlast PAS Periodic acid-Schi reaction - eine Färbetechnik mit Per- iodsäure und Schischem Reagenz zur Anfärbung von Gly- kogen, Cellulose, Glykolipiden, Muko- und Glykoprotei- nen sowie neutralen Mukopolysacchariden paVK peripher arterielle Verschlusskrankheit PBS-Puer phosphate-buered saline - eine Puerlösung mit einge- stelltem pH-Wert von 7,4 PiCCO Pulse Contour Cardiac Output - dt. Pulskontur-Herzzeit- volumen; ein Messverfahren, mit dem, nach vorheriger Ka- librierung durch Thermodilution, anhand einer Pulskon- turanalyse das Herzzeitvolumen und andere Werte errech- net werden PPAR peroxisome proliferator-activated receptor - ligandenab- hängige Transkriptionsfaktoren PPRE PPAR response element - der DNA-Abschnitt an den PPAR binden RXR Retinoid-X-Rezeptoren - ligandenabhängige Transkripti- onsfaktoren SDS sodium dodecyl sulfate - Natriumdodecylsulfat, ein anio- nisches Tensid IV
SIRS systemic inammatory response syndrome - eine systemi- sche Entzündungsreaktion des Körpers SOFA-Score Sepsis-related organ failure assessment score bzw. sequen- tial organ failure assessment score - eine Maÿzahl zur Be- urteilung des Ausmaÿes einer Organschädigung bei septi- schen Patienten TBS-Puer Tris-buered saline - ein zur Lösung von Proteinen ver- wendeter Puer TNF-α Tumornekrosefaktor-α - ein Zytokin, welches bei lokalen und systemischen Entzündungen beteiligt ist TR Thyroidrezeptor - ligandenabhängige Transkriptionsfak- toren ZVD zentraler Venendruck V
1 Einleitung Inhalt dieser Dissertation ist die Untersuchung der Eekte des PPAR-β/δ-Agonisten GW0742 auf Organmorphologie und -funktion der Niere im Modell des septischen Schocks beim Schwein in einem intensivmedizinischen Setting. Insbesondere wird hier im Bereich der Komorbiditäten Augenmerk auf den Einuss von parallel bestehender KHK gelegt, während auch eine Vielzahl anderer Komorbidi- täten, wie beispielsweise Erkrankungen des respiratorischen Systems oder Malignitäten, einen ähnlichen Eekt auf die Mortalität ausüben [107]. Unter intensivmedizinischer Therapie versteht sich in diesem Kontext die Nutzung supportiver Maÿnahmen wie Volumengabe, sowie Administration von Vasopressoren. Auÿerdem maschinelle Beatmung, die zusammen mit den Vorgenannten eine ausrei- chende Oxygenierung der Gewebe zum Ziel hat. Patienten mit polymikrobieller Sepsis wird im Allgemeinen eine schlechtere Prognose zugesprochen. Das betrit sowohl die Mortalität, die Häugkeit von Organversagen bzw. die Schwere der Sepsis, als auch die Dauer des Aufenthaltes auf der Intensivstation [91, 107, 127, 139]. 1.1 Die Sepsis und der septische Schock Sepsis ist deniert als lebensbedrohliche Organdysfunktion verursacht durch eine fehl- geregelte Reaktion des Wirtes auf eine Infektion. (übersetzt aus Singer et al. 2016; Seite 806 [133]) Als Ursache einer Sepsis ist das Eindringen von Pathogenen in den Kreislauf zu sehen. Im Rahmen dessen kommt es zur überlappenden Aktivierung pro- und anti- inammatorischer Mechanismen [30, 150]. Darüberhinaus lässt sich eine verstärkte Apoptose von Zellen des Immunsystems beobachten [20, 60, 147]. Die Depletion der Immunzellen und eine Anergie der verbleibenden bedeuten eine Immunsuppression, die den Patienten anfälliger für nosokomiale Sekundär-Infektionen macht [58, 77, 99]. Diese Veränderungen scheinen zudem für längere Zeit (Monate bis Jahre) von Bedeutung zu sein [23]. Auÿerdem zeigen sich Beeinträchtigungen von nicht direkt an der Immunabwehr be- teiligten Regelkreisen, wie kardiovaskuläre, neuronale und metabolische [133]. Erhöhte 1
Gefäÿpermeabilität sowie -dilatation sorgen trotz erhöhtem Herz-Zeit-Volumen für eine Hypotension, die wiederum gemeinsam mit einer Dysfunktion des Gerinnungssystems eine verschlechterte Mikrozirkulation und somit Zellschäden zur Folge hat [40]. Letztendlich kommt es zum Multiorganversagen [115]. Eine besonders häuge Kom- plikation mit immerhin über 40 % (-67 %) Koinzidenz auf Intensivstationen ist die akute Niereninsuzienz (AKI) [3, 41, 160]. Die Mortalität der Sepsis ist beim Vor- liegen einer AKI um den Faktor 6 bis 8 erhöht [41]. Dabei führt eine Sepsis zum Funktionsverlust des Nierenparenchyms. Die Ausprägung und der Schweregrad dieser akuten Niereninsuzienz sind wiederum ein Korrelat zum Vorliegen und dem Schwere- grad der Sepsis [39, 160]. Morbidität, Mortalität, eine zusätzlich bestehende chronische Nierenschädigung, die Wahrscheinlichkeit für und die Dauer von Beatmung und Inten- sivaufenthalten korrelieren ebenfalls mit dem Vorliegen und der Ausprägung einer AKI bei Sepsis [39, 160, 161]. 1.2 Die Rezeptorklasse PPAR Bei PPAR (peroxisome proliferator-activated receptor) handelt es sich um ligandenab- hängige Transkriptionsfaktoren. Sie stellen eine Unterfamilie in der Superdomäne der nukleären Hormonrezeptoren dar [8, 37], die Heterodimere mit Retinoid-X-Rezeptoren (RXR) bilden. Sie lagern sich nach Aktivierung durch einen entsprechenden Liganden an das sog. PPRE (PPAR response element) in spezischen DNA-Regionen an, um Genexpressionen zu stimulieren oder zu inhibieren [8, 37, 93]. Sie spielen eine wich- tige Rolle in vielen metabolischen und immunologischen Pathways. Sie sitzen an der Schnittstelle vieler Regulationszyklen und beeinussen diese. Ihre Deaktivierung löst LDL-Hypertriglyceridämie und verzögerte Wundheilung aus. Ebenso treten verringer- te Masse von weiÿem und braunem Fettgewebe in KO-Mäusen auf [43]. Desweiteren wirken sie regulatorisch auf Zelldierenzierung und -entwicklung und spielen eine Rolle in der Tumorgenese, der Entstehung von Hypercholesterin- und -triglyceridämie, einer gestörten Glukosetoleranz und weiteren metabolischen und zytologischen Regelkreisen [8, 32, 37, 78, 104, 105, 122, 144]. Damit sind sie auch an der Pathogenese kardiome- tabolischer Erkrankungen beteiligt [21, 37, 112]. 2
1.2.1 PPAR-β/δ Der Subtyp PPAR-β/δ ist einer von drei Isotypen; alpha, beta/delta und gamma. Wäh- rend für die beiden anderen Subtypen bereits Medikamente zur Behandlung anderer Indikationen zugelassen sind (PPAR-α: Fibrate zur Senkung der LDL-Cholesterin- und Triglycerin-Plasmaspiegel, PPAR-γ: Glitazone zur Insulinsensitivierung bei Diabetes mellitus Typ 2), gibt es für spezische PPAR-β/δ-Agonisten noch keine pharmakolo- gische Zulassung. Für Endurobol (GW501516) gibt es zahlreiche Bezugsquellen im Internet, jedoch wurde diese Substanz niemals als Arzneimittel zugelassen und steht auÿerdem aufgrund seines karzinogenen Potentials in Kritik [74, 118]. Der Angiotensin- Rezeptor-Antagonist Telmisartan führt ebenfalls zur Aktivierung verschiedener PPAR- Subtypen, u.a. von PPAR-β/δ [34, 51, 81]. PPAR-β/δ wird nahezu ubiquitär exprimiert [10, 13, 36, 63]. Als endogene Liganden binden an die PPAR verschiedene Fettsäuren und Prostaglandine und bewirken da- durch unter anderem eine Hemmung mehrerer pro-inammatorischer Genexpressionen (iNOS, IL-1β, TNF-α) und des Transkriptionsfaktors NF-κB [6, 26, 31, 37, 47, 67, 143, 166]. Dadurch kann potentiell eine deutlich bessere Organfunktion in Stresssituationen wie einer Ischämie oder Sepsis gewährleistet werden [24, 25, 63]. In ihrer Funktion als Regulatoren der Glukoseutilisation und Insulinsensitivität sind sie ein lohnendes Ziel zur Verbesserung der Prognose von Sepsis-Patienten [37, 152, 153, 154]. Insbesondere bezüglich der Niere kommt die protektive Rolle von PPAR-β/δ-Agonisten zum Tragen. Im Kaninchenmodell zeigte sich durch die gesteigerte Insulinsensitivität eine geringe- re Schädigung der Niere [155]. Bei Ratten waren vergleichbare Eekte zu beobachten, was sich in der verstärkten Schädigung der Niere in einer diabetischen Gruppe im Vergleich zu normalen Tieren zeigte [22]. Bei PPAR-β/δ-KO-Mäusen waren ebenfalls im Vergleich zu Wildtypen vermehrt Organschädigungen durch ischämischen Stress zu beobachten [80]. In Kleintiermodellen zeigte sich eine gute Wirkung des PPAR-β/δ- Agonisten GW0742, die mit verbesserten Werten in Physiologie sowie laborchemischen Messwerten einherging. Durch eine verminderte Inammation und Stabilisierung des Gerinnungssystems konnte die Organfunktion von Herz und Niere besser gewährleis- tet werden [19, 24, 36, 46, 47, 62, 63], was direkt in einer besseren Überlebenschance resultiert. Der von uns genutzte PPAR-β/δ-Agonist GW0742 hat eine ca. 1000-fache Selektivi- 3
tät gegenüber PPAR-α und PPAR-γ. Er aktiviert PPAR-β/δ ohne Koaktivierung der anderen menschlichen Subtypen [141]. 1.3 Versuchsmodell 1.3.1 Tiermodelle Der Agonist GW0742 war in Kleintiermodellen sehr erfolgreich (vgl. Abschnitt 1.2.1). Eine weitere Evaluation soll hier an dem Menschen phylogenetisch ähnlicheren Spezi- es durchgeführt werden. Besonders wichtig für die Evaluation der in Abschnitt 1.2.1 erwähnten Studien ist hier der Punkt, dass die genannten Versuche ohne intensivmedizi- nische Versorgung durchgeführt wurden. Supportive Therapie kann für sich genommen schon einen sehr starken Einuss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit in Tiermodellen der Sepsis haben [35, 56, 95, 106]. Demnach überleben bis zu 50 % aller Versuchstiere allein durch supportive Therapie und Antibiotika. Therapie-Ansätze, die bei ansonsten unbehandelten Versuchstieren Erfolge zeigen, könnten im intensivmedizinischen Setting ihre Wirkung verfehlen [56]. Kubiak et al. schlugen 2011 in einer ihrer Publikationen eine Checkliste vor, die zur Evaluation von Tiermodellen des septischen Schocks her- angezogen werden kann [72]. Demnach erscheint es sinnvoll, in ein Tiermodell Faktoren wie Komorbidität und Alter einzubeziehen. Zur weiteren Beurteilung des Agonisten sol- len in der vorliegenden Arbeit Schweine herangezogen werden. Sie weisen, insbesondere im Vergleich zu Nagern, eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem Menschen bezüg- lich Physiologie, Metabolismus und Anatomie auf [27, 45, 110, 140]. Beispielsweise ist gerade die Niere, als Untersuchungsfokus dieser Arbeit, dem Menschen dahingehend ähnlicher, dass sie polylobulär aufgebaut ist [140]. Bei Nagern sind diese unilobulär. Auch aus praktischen Gründen wurden hier Schweine gewählt. Sie sind gut zu instru- mentieren und es ist möglich wiederholt und ausreichend Blutproben zu entnehmen. Die meisten der aus Kubiak et al. 2011 [72] ersichtlichen Kriterien sind schon dadurch erfüllt, dass Schweine als Versuchstiere genutzt werden. Weitere Punkte, wie die inten- sivmedizinische Betreuung, die Durchführbarkeit und Reproduzierbarkeit, sowie eine polymikrobielle Infektion sind bei diesen Tieren ebenfalls gut zu erreichen. Neben der Variabilität bezüglich Alter, Geschlecht und genetischem Hintergrund bleibt noch die Komorbidität. Wünschenswert wären Modelle, die entsprechend der epidemiologischen Verteilung des Patientenkollektivs ausgerichtet sind. Gerade die Faktoren Alter, kar- 4
diometabolische Vorerkrankungen und Atherosklerose sind von besonderer Bedeutung und damit gute Ansatzpunkte ein Modell zu erstellen, welches zumindest Teile der kli- nischen Realität gut abbildet. Thim et al. nutzten eine spezielle Züchtung, sog. FBM- Schweine (s. Abschnitt 2.2.1), die in kurzer Zeit bei ausgeprägter Fettstowechselstö- rung eine Koronarsklerose (s. exemplarisch Abbildung 1) entwickeln, für Forschungen im Feld der Koronarsklerose. Abbildung 1: Linke Koronararterie eines FBM-Schweines mit ausgeprägter Atherosklerose (HE 2,5X); ausgeprägte, pathologische Intima-Verdickung mit Einengung des Lu- mens; Erstveröentlichung in [98] (Additional le 3; Ausschnitt der ursprüng- lichen Abbildung) unter den Bedingungen der Creative Commons Attributi- on License 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/); HE=Hämatoxylin- Eosin-Färbung, FBM=familial hypercholesterolemia Bretoncelles Meishan Diese Tiere sind auch für das Tiermodell eines komorbiden Patienten bei Sepsis geeignet. Es liegt eine ubiquitäre Atherosklerose und ausgeprägte metabolische Vorbe- 5
lastung, mit Werten für das Gesamt-Cholesterin im Plasma von 800 mg/dL und mehr, vor [146]. Atherosklerose ist ein eigenständiger Risikofaktor für die Entwicklung einer chronischen Niereninsuzienz (CKD) und erhöht durch die Vorschädigung der Niere damit auch das Risiko einer AKI. Fettleibigkeit ist auÿerdem ein Einussfaktor für die Entwicklung einer chronischen Niereninsuzienz [128]. Umgekehrt ist die chronische Niereninsuzienz ein unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wie KHK, akuten Myokardinfarkt, Stroke, paVK und Herzrhythmusstörungen [9, 128]. 1.3.2 Fäkale Peritonitis durch direkte Inokulation Um eine möglichst realitätsgetreue Entwicklung der Sepsis (bspw. wie bei Anastomo- seninsuzienz nach anteriorer Rektumresektion) zu erzeugen, bietet es sich an, eine Peritonitis durch Inokulation von Fäces herbeizuführen. Hier besteht die Möglichkeit autologes Material zu benutzen und es kann von einem polymikrobiellen Keimspek- trum ausgegangen werden. Durch ein hochstandardisiertes Verfahren, auf das in Ab- schnitt 2.2.4 im Detail eingegangen werden soll, ist hier eine Reproduzierbarkeit in der Hinsicht gegeben, dass regelhaft eine Sepsis ausgelöst wird, deren Ausprägung inter- individuell vergleichbar ist. Die beobachteten klinischen und apparativen Parameter entsprechen dem Bild einer Sepsis [53, 54, 64, 70]. 1.4 Zielsetzung der Arbeit In dieser Arbeit soll das therapeutische Potential des untersuchten Agonisten GW0742 am Groÿtiermodell des komorbiden Schweins im septischem Schock beurteilt werden. Konkret ergeben sich folgende Fragestellungen: 1. Ist der PPAR-β/δ-Agonisten GW0742 in der Lage die extensive Immunantwort des Organismus einzuschränken und damit hämodynamische und metabolische Vorteile in der Intensivsituation zu bieten? 2. Kann der PPAR-β/δ-Agonisten GW0742 die Entstehung einer, beim septischen Schock typischen, Niereninsuzienz verhindern, verzögern oder einschränken? 3. Wenn eines der Erstgenannten zutrit, worauf sind diese positiven Eekte zu- rückzuführen? Im Falle eines Ausbleibens des therapeutischen Eektes, sind die Ursachen für dieses Therapieversagen zu ergründen. 6
2 Material und Methoden 2.1 Verwendete Materialien und Geräte 2.1.1 Operationsmaterialien Atropin ®, Braun, Melsungen Atropinsulfat Azaperon ® Stresnil , Janssen, Neuss Buprenorphin ® Temgesic , Boehringer, Mannheim ® Freka Cyst Standard 8 cm - CH 10, Cystox-Katheter Fresenius Kabi, bad Homburg Heparin Heparin-Natrium, Braun AG, Melsungen HES-steril ® 6 % 200/0.5, Fresenius Kabi, bBad Hydroxyethylstärke Homburg ® ICG-Pulsion , Mulsion Medical Systems, Indocyaningrün München 8,5 Magill, Mallinckrodt Medical, Athlone, Intubationstubus Ireland KCL-Lösung Fresenius, Fresenius Kabi, Bad Kaliumchlorid Homburg 7,5F Multipurpose ® A1, Cordis, Roden, Katheter Niederlande 8,5F Multipurpose ® A1, Cordis, Roden, Niederlande High Flow Cordis 7Fr, 527-784, Cordis Corp., Miami, Florida, USA Alsius-Kühlkatheter IC-3893 AE, Zoll Circulation, California USA PICCO-Katheter 5µV/V/mmHg, PV2015L20, Pulsion Medical Systems, München Thermodilkatheter 4Fr, PV2014L, Pulsion Medical System, München Swan-Ganz Katheter 7Fr, 111F7, Edward Lifescience, California, USA 7
Katheterschleuse 4F-Introducer-Set PV3240 ®, Pulsion, München Ketamin ®, Pharmacia & Upjohn, Erlangen Ketavet Midazolam ® Ratiopharm, Ratiopharm GmbH, Midazolam Ulm Na-Pentobarbital ®, Merial, Hallbergmoos Narkoren Isotone Kochsalz-Lösung 0,9 % NaCl, Braun, Natriumchlorid-Lösung Melsungen ® Arterenol , 25 ml, Sano-Aventis Deutschland Noradrenalin GmbH, Frankfurt Pancuronium Pancuronium duplex-Actavis, Actavis, Langenfeld Ringerlösung Fresenius ®, Fresenius Kabi, Ringer-Lösung Erlangen 2.1.2 Operationsgeräte Wisa Absaugpumpe W. Sauer GmbH&CoKG, Absaugpumpe Wuppertal Beatmungsgerät ® Servo900B , Siemens, Erlangen ABL-System 625, Radiometer, Copenhagen, BGA-Gerät Dänemark ® Pulsion COLD Z-021 , Pulsion Medical Systems, COLD-System München 66S TM-Monitor, Hewlett-Packard, Palo Alto, ICU-Monitor CA, USA Infusomat Infusomat secura, B. Braun AG, Melsungen Datex Capnomac ® ULT-S-3301, Datex Pulsoxymeter Instrumentation Corp., Helsinki, Finnland 66S TM-Monitor, Hewlett Packard, Palo Alto, Überwachungseinheit California, USA 2.1.3 Laborgeräte Eismaschine Scotsman AF80, Frimont, Mailand, Italien 8
Wendt Maschinenbau GmbH und Co, AS-2-Färbeautomat Georgsmarienhütte, Deutschland Sub-Cell ® GT Basic, Bio-Rad, Hercules, CA, Elektrophoresekammer USA Kühlschrank Glass-Line, Liebherr, Bulle, Schweiz Mikroskop Olympus BX41, Olympus, Tokyo, Japan Bosch Mikrowellenherd 842C, Robert Bosch Mikrowelle GmbH, Gerlingen pH-Meter Mettler MP220, MettlerToledo, Gieÿen Spectronic Genesys 2, Milton Roy, Ivyland, PA, Photometer USA Pipetten Eppendorf Reference, Eppendorf, Hamburg Eppendorf Multipette, Eppendorf, Hamburg Hamiltonpipette #705, Hamilton Company, Reno, NV, USA Consort E835, LTF Labortechnik, Spannungsversorgung Wasserburg/Bodensee Waage ScalTec SBC31, ScalTec, Heiligenstadt Zentrifugen Biofuge 28RS, Heraeus, Osterode Hettich Rotina 38R, Hettich, Bäch, Schweiz Oxygraph 2-K, Oroboros Instruments, Innsbruck, Respirometer Österreich 2.1.4 Chemikalien, Reagenzien Acrylamid EC-890 Fa. National Diagnostics, UK Ethanol Sigma-Aldrich, Steinheim HKT Custodiol R, Köhler Chemie, Deutschland Methanol Sigma-Aldrich, Steinheim Na2 -EDTA Sigma-Aldrich, Steinheim Natriumbikarbonat Sigma-Aldrich, Steinheim Natriumchlorid Sigma-Aldrich, Steinheim Natriumnitrat Sigma-Aldrich, Steinheim 9
Natronlauge 1M Merck, Darmstadt PBS-Puer Invitrogen Cooperation, Paisley, Schottland Salzsäure 1M Merck, Darmstadt Sauersto MTI Industriegase, Ulm Sticksto (gasförmig) MTI Industriegase, Ulm Sticksto (üssig) MTI Industriegase, Ulm Tetramethylethylendiamin Sigma-Aldrich, Steinheim Tris-Base Sigma-Aldrich, Steinheim Triton X-100 Sigma-Aldrich, Steinheim Vanadiumchlorid Merck, Darmstadt Antikörper Western Blot: HO-1-Primär-AK: ADI-OSA-111-F Enzo Life Sciences, Lörrach HO-1-Sekundär-AK: #7076 Cell Signaling Technology Inc., USA iNOS-Primär-AK: 610333 BD Transduction Laboratories, Europe iNOS-Sekundär-AK: #7071 Cell Signaling Technology Inc., USA Caspase-3 Rabbit mAB (#9665) Cell Signaling Technology Inc., USA Goat anti-rabbit IgG-HRP Santa Cruz Biotechnology, Inc., USA (sc-2004) Antikörper Immunhistochemie: cleaved caspase-3 (ASP175) Cell Signaling Technology Inc., USA NGAL (ABS 048-28) Bioporto Diagnostica, Dänemark Rabbit polyclonal to PPAR delta Abcam plc, Cambridge, UK (ab23673) rabbit anti-Nitrotyrosine Millipore, Schwalbach Analysekits: Gesamtprotein im Plasma SYS1 BM/Hitachi 704/911, Roche Diagnostics, Mannheim Proteingröÿenstandard Kaleidoscope #161-0375 Bio-Rad, München 8-Isoprostane EIA Kit Cayman Chemical, Ann Arbor, Michigan, USA 10
Analysekit zum Nachweis der Dako REAL Detection System, Alkaline Antikörperbindung Phosphatase/Red, rabbit, Dako Corp. Medien, Standardlösungen und Puer: Ammoniumpersulfat 1g APS in 10ml Aqua dest. lösen Bromphenolblau 50 mg Bromphenolblau, 100 ml Aqua dest. Ponceau S 0,1 % Ponceau S in 5 % Essigsäure 1M Tris-HCl 121,14 g Tris Base, 500 ml Aqua dest. mit 32 %iger HCl auf pH 6,8 einstellen 2.1.5 Sonstige Verbrauchsmaterialien Adapter für Monovette Sarstedt, Nürmbrecht Bechergläser Schott Glas, Mainz Deckgläser Menzel-Gläser, Braunschweig Einmalpipettierspitzen Corning Incorporated, New York Erlenmeyerkolben Schott Glas, Mainz Färbeküvetten nach Hellendahl VWR International, Darmstadt Küvette 4ml 1cmx1cm, PS Sarstedt, Nürmbrecht Micro Test Tubes 1,5 ml Eppendorf, Hamburg ® Syringes, Hamilton Hamilton Microliter Mikroliterspritzen Company, Reno, USA Objektträger mit Mattrand Marienfeld, Lauda-Königshofen Perfusor-Spritzen 50 ml Braun AG, Melsungen Pipettenspitzen VWR, VWR International GmbH, Darmstadt Probengefäÿe 20 ml Sarstedt, Nürmbrecht Röntgenkassette Amersham Biosciences, Buckingamshire, England Saranfolie Dow Chemical Company, Schwalbach Serum-Monovetten 2,7 ml LH Sarstedt, Nürmbrecht Zentrifugenröhrchen 14 ml Sarstedt, Nürmbrecht 11
2.1.6 Versuchstiere 22 kastrierte, männliche FBM-Schweine, 15-30 Monate alt, medianes Gewicht: 72(65;81)kg. 2.1.7 Software Axio Vision Software rel. 4.8 Zeiss, Jena Excel 2010 Microsoft, Redmond, Washington, USA Sigma Plot 2002 2.03 Systat Software Inc., Richmond, California, USA Sigmastat 8.0 Systat Software Inc., Richmond, California, USA Windows 7 Microsoft, Redmond, Washington, USA Windows XP Microsoft, Redmond, Washington, USA Windows 95 Microsoft, Redmond, Washington, USA Lyx 2.0.6 LYX-Team Latex AT X Projekt Team L E Donald E. Knuth, Leland Stanford Junior Tex University, Stanford, California, USA LibreOce Calc The Document Foundation, Berlin, Germany 2.2 Studiendesign 2.2.1 Art und Anzahl der Versuchstiere und ethische Grundlagen Die Versuche wurden gemäÿ den Deutschen und Europäischen Richtlinien (Directive 2010/63 EU on the protection of animals used for scientic purposes) zum Umgang mit Labortieren durchgeführt. Das Versuchsprotokoll wurde sowohl vom Tierschutz- komitee der Universität Ulm als auch vom Regierungspräsidium Tübingen, Baden- Württemberg, unter der Registrierungsnummer 1024 am 24.08.2010 genehmigt. Für die Versuchsreihe wurden 22 kastrierte, männliche FBM-Schweine im Alter von 15-30 Monaten und einem medianen (Interquartilsabstand) Gewicht von 72 (65; 81) kg verwendet. Bei dieser Schweinerasse handelt es sich um eine Kreuzung von Rapacz- Schweinen mit den beiden kleineren Rassen Bretoncelles und Meishan. Sie weisen eine homozygote Mutation im LDL-Rezeptor-Gen (R84C) auf, die in Verbindung mit hochkalorischer und cholesterinreicher Diät zu einer ubiquitären Atherosklerose mit der Ausbildung einer KHK und ausgeprägter Fettstowechselstörung führt [90, 146]. 12
Durch die Kreuzung mit den beiden kleineren Rassen steht somit ein Versuchstier zur Verfügung, das einerseits den Metabolismus eines komorbiden Patienten mit Athero- sklerose und Fettstowechselstörung widerspiegelt und andererseits eine dem erwachse- nen Menschen vergleichbare Thorax- und Abdomengröÿe hat. Schweine wurden deshalb verwendet, weil sie einerseits eine bemerkenswerte Homologie bezüglich Anatomie, Phy- siologie, Metabolismus sowie Pathophysiologie zum Menschen aufweisen. Andererseits sollten durch die Nutzung eines Groÿtiermodells eine ausreichende Gefäÿ- und Organ- präparation gewährleistet und es möglich gemacht werden, ausreichend Blutproben zu entnehmen. 2.2.2 Versuchsgruppen Die Tiere wurden zufällig auf zwei Gruppen mit n=10 bzw. n=12 Tieren verteilt, und erhielten entweder den Agonisten (GW0742) oder die Trägersubstanz (DMSO) als Pla- cebo. Sowohl Versuchsleiter als auch -personal waren bezüglich der Gruppenzuteilung verblindet. 2.2.3 Versuchsaufbau, Anästhesie und chirurgische Präparation Vorbereitungsphase Die Tiere befanden sich bereits eine Woche vor Versuchsbeginn im Tierforschungszentrum und wurden zur Versuchsvorbereitung einem Futterentzug über 12h mit Wasser ad libitum ausgesetzt. Die anästhesiologische Betreuung der Tiere begann eine Stunde vor Versuchsbeginn mit einer intramuskulären Injektion, durchge- führt im Tierforschungszentrum Oberer Eselsberg, Oberberghof. Die Prämedikation enthielt 5 mg/kg Azaperon. Anschlieÿend erfolgte der schlafende Transport der Tiere in einer dafür vorgesehenen Transportbox in den Tier-OP des Instituts für Anästhesiolo- gische Pathophysiologie und Verfahrensentwicklung (APV) in der Parkstraÿe 11, 89073 Ulm bzw. Helmholtzstr. 8/1 89081 Ulm . Narkoseführung und supportive Therapie Die Tiere erhielten einen periphervenö- sen Zugang über eine der Ohrvenen und wurden noch in der Transportbox groÿzügig präoxygeniert. Während der Einleitung erfolgte die pulsoxymetrische Überwachung der O2 -Sättigung über einen am Schwanz angebrachten Clipsensor. Unter Oxygenierung er- folgte die Narkose-Einleitung über den i.v.-Zugang am Ohr mit 1-2 mg/kg Propofol und 13
1-2 mg/kg Ketamin. Anschlieÿend erfolgte in Rückenlage auf dem OP-Tisch die orotra- cheale Intubation und schlieÿlich kontrollierte Beatmung. Alle Versuchstiere bekamen eine Magensonde zur Entlastung. Unter dem Rücken der Tiere kam die Nullelektro- de für den intraoperativ eingesetzten Couter zu liegen. Um die Narkose aufrecht zu erhalten, bekamen die Tiere eine Dauerinfusion von Pentobarbital (6-12 mg/kg·h) so- wie Buprenorphin als Bolus (30 µ /kg initial; 10 µ /kg vor Beginn der Operation, dem g g Auslösen der fäkalen Peritonitis und alle acht Stunden bzw. bei Bedarf, d. h. bei Ta- chykardie, Blutdruckanstieg und anderen vegetativen Symptomen, die auf eine unzu- reichende Analgesie schlieÿen lassen). Die notwendige Muskelrelaxation erfolgte durch Pancuronium 1 mg/kg·h. Die während der operativen Instrumentierung vorgenommene Standard-Einstellung des Respirators (Tidalvolumen 8 ml/kg; PEEP 10 cmH2 O ; I/E- Verhältnis 1:1.5; Atemfrequenz abhängig vom arteriellen pCO2 - Zielbereich 35-40 mm- Hg) wurde im Verlauf des Versuches angepasst, um der zu erwartenden Verschlech- terung der Lungenfunktion entgegenzuwirken. Maÿgebend war hierbei der Horovitz- pa O2 Index, also der Quotient aus arteriellem pO2 und inspiratorischer O2 -Fraktion ( F iO2 ) nach folgendem Schema: pa O2 >300 mmHg: unverändert F iO2 pa O2 F iO2 18 mm- kg·h kg·h kg·h Hg), wobei darauf geachtet wurde, dass das intrathorakale Blutvolumen (ITBV) maxi- ml mal 30-35 beträgt. Falls die Erhaltung des MAP auf Niveau vor Peritonitis alleine kg 14
durch Volumensubstitution nicht möglich war, bekamen die Tiere Noradrenalin nach Bedarf bis zu einer maximalen Herzfrequenz (HF) von 160 min−1 . Diese wurden als Parameter der systemischen Hämodynamik (s. Abschnitt 2.3) registriert und verwertet. Chirurgische Präparation Zur Vorbereitung für die operativen Eingrie wurden die Versuchstiere abgewaschen, rasiert, desinziert und steril abgedeckt. Bei der chirur- gischen Präparation wurde auf das in Ulm etablierte Groÿtiermodell zurückgegrif- fen, das teils in veränderter Form in vorherigen Studien schon zur Anwendung kam [7, 49, 50, 90, 130, 131]. Hierbei erfolgte eine Freilegung und Kanülierung der rechten A. femoralis mit einer 7F- Katheterschleuse, die mit einem 3F-PiCCO ®-Katheter zur kontinuierlichen Messung des Herzzeitvolumens versorgt wurde. Die Freilegung der linken A. carotis mit Ein- legen einer 7F-Katheterschleuse, über die unter Kontrolle der Druckkurve ein Druck- Leitfähigkeits-Katheter bis in den linken Ventrikel vorgeschoben wurde. Weiterhin wur- den die Vv. jugularis internae freipräpariert. In der rechten V. jugularis interna wurde eine Katheterschleuse platziert. Diese wurde für Volumengabe und Katecholaminthe- rapie genutzt. Es erfolgte die Einschwemmung eines Pulmonalarterienkatheters. In der linken V. jugularis interna wurde ein Coolgard-Wärmeaustausch-Katheter platziert. Die verwendeten Versuchstiere haben im Vergleich zu deutschen Landschweinen eine verminderte metabolische Rate und neigen daher zur Hypothermie. Um einen Eekt auf die Blutgerinnung und den Glukose-Stowechsel zu vermeiden, wurde mit diesem Ka- theter sichergestellt, dass keine Hypothermie auftritt. Es wurde eine quere Laparotomie durchgeführt. Über eine 8,5F-Katheterschleuse in der rechten V. femoralis wurde ein 4F-Katheter in die rechte V. renalis, zur Gewinnung renalvenösen Blutes, unter manu- eller Kontrolle am Gefäÿ, vorgeschoben. Vor dreischichtigem Verschluss der Bauchdecke wurden zwei Drainagen in die seitliche Bauchwand eingebracht. Es erfolgte auÿerdem die Anlage eines Cystox-Katheters zur Urinableitung. Im Anschluss an den opera- tiven Eingri schloss sich eine achtstündige Ruhephase an. 2.2.4 Induktion der fäkalen Peritonitis Für eine gute Standardisierbarkeit, wurden bei der Abholung der Tiere die autologen wurden in 500 ml 38 °C g Fäces in den Haltungsboxen der Tiere eingesammelt. 1 kg ml warmer NaCl-Lösung 0,9 % gelöst und über 12 Stunden inkubiert. 3 des Überstandes kg 15
wurden über die in der Bauchwand eingelegten Drainagen infundiert, wodurch sich eine Vier-Quadranten-Peritonitis und daraus resultierend ein septischer Schock entwickelte [53, 54, 64, 70]. 2.2.5 Messzeitpunkte und Probenentnahme Nach der Ruhephase wurden zunächst Ausgangsdaten erhoben, woraufhin die fäkale Pe- ritonitis ausgelöst wurde. (s. Abschnitt 2.2.4 und Abbildung 2) Die Gabe von GW0742 mg 0,03 (gelöst in DMSO) bzw. DMSO erfolgte 6, 12 und 18 Stunden nach Auslösen kg der fäkalen Peritonitis. Die Zeit von 0-12 Stunden nach Peritonitis-Induktion wird als Phase 1, die folgenden 12 Stunden entsprechend als Phase 2 bezeichnet. Am Ende des Versuches wurden die Tiere in tiefer Narkose mittels Bolusgabe von Na-Pentobarbital sowie zentralvenöser Injektion von 30 mmol Kaliumchlorid getötet. Abbildung 2: Schema des Versuchsablaufes und der MZP (Messzeitpunkte) 2.3 Systemische Hämodynamik Die Hämodynamik sowohl im groÿen als auch kleinen Kreislauf wurde mittels der In- strumentierung und klassischem Monitoring erhoben. Die Bestimmung der Herzfrequenz fand anhand der EKG-Ableitungen statt. Arteri- eller, pulmonalarterieller sowie zentralvenöser Druck wurden kontinuierlich mit einem Patientenmonitor aufgezeichnet. Der Pulmonalarterien-Verschlussdruck sowie das HZV wurden durch eine Software-Option des Patientenmonitors bestimmt. Für das HZV kam die Thermodilutionsmethode zum Einsatz. Des Weiteren wurde das intrathoraka- le Blutvolumen und das extravaskuläre Lungenwasser bestimmt. 16
2.4 Systemischer Metabolismus Zur Bestimmung arterieller, renal- und gemischtvenöser Blutgaspartialdrücke, pH, Hä- moglobin-Konzentration und Sauerstosättigung, des Weiteren der Elektrolyte, des Blutzuckers sowie Laktatspiegels wurden BGA durchgeführt. Als Parameter für oxi- dativen Stress durch freie Sauerstoradikale und zur Beurteilung der antioxidativen Kapazität wurde die 8-Isoprostan-Konzentration, als Marker für Lipidperoxidation, im Blut mittels Elisa durch Mitarbeiter der Abteilung bestimmt. Dasselbe gilt für die renalvenösen Nitrit- und Nitratspiegel [130] und die renalvenösen Blutspiegel der Zytokine TNF-α und IL-6, die mit kommerziell erhältlichen, schweinespezischen ELI- SA-Kits ebenfalls durch Mitarbeiter der Abteilung nachgewiesen wurden [7, 48, 130]. Die endogene Glukose-Produktionsrate wurde ebenso wie die direkte, aerobe Glukose- Oxidationsrate bestimmt. Zur Quantizierung wurde die stabile Isotopen-Methode mit- 13 tels 1,2,3,4,5,6- C6 -Glukose angewandt. Dabei wird eine denierte Menge des Isotops infundiert und schlieÿlich im Kreislauf durch die endogen produzierte bzw. aus Glyko- gen freigesetzte Glukose verdünnt. Aus einer entnommenen Blutprobe kann man nun per Massenspektrometrie das Konzentrations-Verhältnis zwischen Tracer und norma- ler Glukose bestimmen. Dies ist proportional zum Verhältnis zwischen infundierter und produzierter Glukose. Zur Quantizierung der Glukose-Oxidation wird eine Atemluft- 13 CO 2 Probe durch Infrarot-Spektroskopie auf das Verhältnis 12 CO untersucht. Mit dem schon 2 bekannten Verhältnis von Tracer und endogen produzierter Glukose ist berechenbar, welcher Anteil des expiratorischen CO2 aus Glukose stammt. 2.5 Nierenfunktion Als Marker für die, typischerweise beim septischen Schock vorliegende, AKI wur- den Kreatinin im Urin und arteriellen Blut sowie die Elektrolyt-Konzentrationen im + Urin bestimmt. Daraus lassen sich die Kreatinin-Clearance und die fraktionelle Na - Exkretion bestimmen, welche zuverlässige Marker für die Nierenfunktion darstellen. Zudem wurde noch die Konzentration von NGAL im Blut bestimmt. 17
2.5.1 Histologie und Immunhistochemie Nach Versuchsende wurde den Versuchstieren die linke Niere entnommen, sagittal er- önet, pyramidenförmige Probenstücke zugeschnitten und diese über eine Woche in einer 4 % Formalinlösung belassen. Diese Proben enthielten Anteile von Cortex, Mark und Papillarsystem mit angrenzendem Nierenkelch von jeweils 5mm Dicke. Nach Ab- lauf dieser Einwirkzeit wurden die Gewebestücke dehydriert und nach Einbettung in Paran am Mikrotom zu 2-4 µm dicken Schnittpräparaten weiterverarbeitet, die auf Objektträgern xiert wurden. Vor Durchführung der jeweiligen Färbungen wurden die Proben durch drei Zyklen Xylol entparaniert, schlieÿlich durch mehrere Zyklen Etha- nol von absteigender Konzentration rehydriert und anschlieÿend in destilliertem Wasser vom Restalkohol befreit. Nach Beendigung des vorgegebenen Färbe-Protokolls wurden die Proben in einer Ethanol-Reihe aufsteigender Konzentration dehydriert und für zwei mal 5 min in Xylol eingelegt. Die Deckgläser wurden mit Neo-Mount auf den Objekt- trägern xiert. Die Aufarbeitung und Bewertung der histologischen Präparate verlief in Kooperation mit dem Institut für Pathologie der Universität Ulm (Leitung: Herr Prof. Dr. med. P. Möller). HE- und PAS-Färbung Zur morphologischen Beurteilung der Histopathologie des Nierengewebes zogen wir HE- und PAS-Färbungen heran. Die HE-Färbungen wurden automatisiert durch einen HE-Automaten durchgeführt. Bei der PAS-Reaktion wur- den die probenbeladenen Objektträger für 5 min in einer Perjodsäurelösung inkubiert. Anschlieÿend wurden sie in mehrmals gewechseltem destilliertem Wasser gespült und weitere 15 min unter dem Abzug in Schi 'schem-Reagenz eingetaucht. Danach folgte ein weiterer Waschgang von 15 min unter ieÿendem Wasser. Zur Gegenfärbung mit Hämalaun wurden die Proben 1 min eingetaucht und abschlieÿend ein letztes Mal für 10 min unter ieÿendem Wasser ausgewaschen. Die Beurteilung des Nierengewebes im HE bzw. PAS-Schnitt bezüglich Veränderun- gen, die auf den Ausprägungsgrad des septischen Schocks und somit auch auf eine potentielle Wirksamkeit der Versuchssubstanz hindeuten können, erfolgte anhand hi- stopathologischer Parameter in Zusammenarbeit mit einer erfahrenen Pathologin (Fr. Dr. Angelika Scheuerle, Sektion Neuropathologie, Universitätsklinikum Ulm). Unter- sucht wurden der Ausprägungsgrad der glomerulären Tubularisation, die Dilatation 18
und Schwellung der Bowman-Kapsel, zelluläre Ödeme der proximalen und Dilatation der distalen Tubuli, die Anzahl der Protein-Zylinder im Tubulus-Lumen und Tubulus- nekrosen, anhand eines Scoring-Systems, dass an Kubiaks Arbeit von 2010 angelehnt ist und so auch schon im Institut APV angewendet wurde (vgl. Abbildung 3 und Ab- bildung 4) [71, 90]. Zur Beurteilung der glomerulären Tubularisation, sowie der Dilatation der Bowman- Kapsel wurden für jedes Versuchstier 50 Glomeruli im Kortex, sowie 30 im juxtame- dullären Bereich der Nieren zufällig ausgewählt und nach diesen Kriterien beurteilt. Dadurch ergab sich für jedes Versuchstier und jedes Kriterium ein Score in Prozent. Die zellulären Ödeme wurden nach einem Verfahren beurteilt, in dem fünf zufällige Bildausschnitte in vier Quadranten unterteilt wurden (s. Abbildung 5). Jeder dieser Bildausschnitte bekam nun ein Grading entsprechend folgendem Schema: Grad 0: unauälliges Parenchym Grad 1: Vorkommen in einem Quadranten des Bildausschnittes Grad 2: Vorkommen in zwei Quadranten Grad 3: Vorkommen in drei Quadranten Grad 4: Vorkommen in allen vier Quadranten Die ermittelten Grade des Parenchymschadens aus den Bildausschnitten wurden ge- mittelt. In entsprechender Weise wurde mit den Dilatationen und Schwellungen in den distalen Abschnitten des Tubulussystems, aber auch mit den Tubulusnekrosen verfah- ren. Die Proteinzylinder wurden ausgezählt und in die Grade 0-3 eingeteilt, wobei die An- zahl auschlaggebend war. Grad 0: keine Grad 1: 1-10 Grad 2: 11-50 Grad 3: >50 Proteinzylinder 19
Abbildung 3: Gewebsschnitte mit Beispielen von pathologischem Nierenparenchym. (HE; PAS): A glome- ruläre Tubularisation (HE, 20X), B Dilatation der Bowman-Kapsel (PAS, 20X), C Schwel- lung der Bowman-Kapsel (PAS, 20X), D zelluläre Ödeme des Tubulussystems (PAS, 10X); HE=Hämatoxylin-Eosin-Färbung; PAS=Periodic acid-Schi reaction Immunhistochemische Färbungen Nach Rehydrierung der Proben wurden diese, um eine bessere Antikörper-Bindung zu ermöglichen, in Citrat-Puer (10 mmol/l; pH 6,0) erhitzt. Dazu wurden sie für 5 min in eine Mikrowelle bei 600 Watt gestellt. Nach Ersetzen des verdampften Puers mit destiliertem Wasser wurde dieser Vorgang wie- derholt. Nach einer 10-minütigen Abkühlphase bei Raumtemperatur wurden sie für 2 min in destilliertem Wasser ausgewaschen. Im weiteren Verlauf wurden die Proben in TBS-Puer gewaschen und zwischengelagert. Die Gewebeproben wurden schlieÿlich auf dem Objektträger mit einem hydrophoben Stift umfahren. Dieses lipohile Agens konn- te gewährleisten, dass die aufpippetierten Substanzen sich nicht zu sehr verteilten und 20
Abbildung 4: Gewebsschnitte mit Beispielen von pathologischem Nierenparenchym: A Dilatation des Tubulus- systems (PAS, 10X), B Protein-Zylinder im Tubulus-Lumen (HE, 10X),C Tubulusnekrosen (HE, 10X); HE=Hämatoxylin-Eosin-Färbung; PAS=Periodic acid-Schi reaction die Proben während der Einwirkzeit nicht austrockneten. Um zu vermeiden, dass sich viele unerwünschte Verbindungen bilden können und es so zu einem falsch-positiven Ergebnis käme, wurden die Proben bei Raumtemperatur für eine Dauer von 15 min in Ziegen-Serum inkubiert. Anschlieÿend wurde die überschüssige Flüssigkeit vom Ob- jektträger abgegossen und die primäre Antikörper-Lösung, bestehend aus 10 ml TBS, 1 µl Tween 20 und 1 µl Ziegenserum 10 % mit dem entsprechenden Antikörper, aufpi- pettiert. Nach 60-minütiger Inkubation bei Raumtemperatur wurden die Objektträger in TBS (1 min), einer Mischung bestehend aus 10 ml TBS und 20 µl Tween 20 (3 min) und schlieÿlich erneut TBS (1 min) gewaschen. Zum Nachweis der Antikörperbindung wurde ein kommerziell erhältliches Analyse-Kit (Dako REAL Detection System, Al- kaline Phosphatase/Red, rabbit) genutzt. Enthalten darin sind laut Hersteller: 21
Substanz A: biotinylierter sekundärer Antikörper Ziege/anti-Rabbit Substanz B: Streptavidin-Alkaline Phosphatase Substanz C, D, E: Chromogen 1, 2 und 3 ohne nähere Angabe des Inhaltsstoes seitens des Herstellers Substanz F: gepuerte Substratlösung Substanz G: Levamisol Abbildung 5: Grading vier Quadranten (HE, 10X); HE=Hämatoxylin-Eosin-Färbung Dazu wurden die Proben mit Substanz A und Substanz B für je 30 Minuten bei Zimmertemperatur inkubiert. Nach jedem dieser beiden Schritte folgte eine erneute Waschung mit einem TBS/Tween 20-Gemisch. Anschlieÿend wurden 1,5 ml der Sub- stanz F mit 2 µl der Substanz G gemischt, bevor die Substanzen C, D und E zugegeben 22
wurden. Dieser Schritt dient dazu, die endogene alkalische Phosphatase zu blockieren und somit unerwünschte Färbe-Reaktionen zu verhindern. Es folgte die Inkubation der Proben mit dem zuvor beschriebenen Stogemisch für 15 Minuten bei Raumtempera- tur. Zum Abschluss wurden die Proben mit einer Hämalaun-Lösung für 30 Sekunde gegengefärbt und danach mit demineralisiertem Wasser abgewaschen. Laut Hersteller reagiert das den sekundären Antikörper enthaltene Reagenz gleich gut mit den Immunglobulinen von Kaninchen und Maus, so dass nur ein Sekundäran- tikörper für die Bindung von primären Kaninchen- oder Mausantikörpern erforderlich ist Dieses Verfahren wurde für folgende Antigene angewendet: 1. NGAL als Frühmarker für eine AKI (ABS 048-28, Cell Signaling Tech. Inc.) 2. Nitrotyrosin als Marker für oxidativen und nitrosativen Stress (rabbit anti-Nitro- tyrosine, Millipore) 3. Caspase-3 als Marker für Apoptosen innerhalb der Niere (ASP175, Bioporto Dia- gnostica) 4. PPAR-β/δ-Expression im Nierengewebe (rabbit anti-PPAR-delta 1:100 #ab23673, Abcam plc) Um die immunhistochemischen Präparate nicht nur qualitativ beurteilen zu können, wurde mit der Densitometrie eine in diesem Fall zumindest semi-quantitative Ana- lyse genutzt. Dabei wurden drei repräsentative Ausschnitte (800,000 μm²) aus dem angefärbten Gewebe, mittels eines von der Firma mitgelieferten Programmes, anhand der Farbdichte im Bildausschnitt beurteilt. Es wird am Computer eine Suchmaske darübergelegt (s. Abbildung 6), die man manuell bearbeiten kann, um somit die Berei- che auszuwählen, die eine Antikörper-Bindung aufweisen. Die Farbdichte im gesamten Bildausschnitt kann nun bestimmt werden. 2.6 Western Blot Der Western-Blot ist ein Verfahren, bei dem Proteine auf Trägermembranen übertra- gen und anschlieÿend per Antikörper nachgewiesen werden [18]. Die bei Versuchsende 23
Abbildung 6: Axioscope-Imaging (NGAL, 10X); linker Bildausschnitt nativ, rechter Bildausschnitt mit Such- maske; NGAL=neutrophilengelatinase-assoziiertes Lipocalin, Erstveröentlichung in [114] unter den Bedingungen der OPARU-Standard-Lizenz (https://oparu.uni-ulm.de/xmlui/license_v3) entnommenen Proben aus Cortex-Gewebe der Niere wurden durch üssigen Sticksto schockgefrostet und anschlieÿend bei -80 °C aufbewahrt. Nachdem die Proben leicht aufgewärmt wurden, vermischten wir diese mit kaltem PBS-Puer und Proteaseinhibi- toren (0,1 mM Na-Vanadat, 2 mM para-Nitrophenylphosphate, 2 mM Dithiothreitol, 1 mM β-Glycerolphosphat, 10 µM Leuceptin sowie einer Tablette Complete) und ho- mogenisierten die Suspension mit einem Ultra Turrax 25. Anschlieÿend setzten wir eine 1:2 Verdünnung der Proben mit zweifachem Lysepuer (50 mM TRIS-HCL; pH 7,5; 250 mM NaCl, 3 mM EDTA, 3 mM EGTA, 1 % Triton X-100, 0,5 % NP40 und 10 % Glycerol) und Proteaseinhibitoren an und kühlten die Proben 30 min auf Eis. Nachdem sie 30 min bei 20000 gE (4 °C) abzentrifugiert wurden, kam der, die Proteine enthal- tende, Überstand für zwei mal 10 sec in einen Sonicater, um weitere Membranen, die noch in den Proben enthalten waren, zu lösen. Nachdem der Proteingehalt der Proben photometrisch bestimmt worden war, wurden die Proben mit EMSA Puer (10 mM Tris-HCl pH 7,9, 50 mM NaCl, 1 mM EDTA, 1 mM DTT, 20 % Glycerol und 100 µg bovines Serumalbumin) auf eine Proteinkonzentration von 4 µ /µ g l verdünnt. Für die Western Blot Analysen wurden sie zusätzlich mit zwei mal Probenpuer (6 % SDS, 250 mM Tris-HCl pH 6,8; 20 % Glycerol, 6,7 % β-Mercaptoethanol, Bromphenolblau) in einer 1:2 Verdünnung vermischt und bei 95 °C für 10 min erhitzt. 24
2.6.1 Proteinauftrennung und -transfer Es wurden Polyacrylamid-Trenngele (29:1) mit Konzentrationen von 7,5 %, 10 % und 12 % verwendet, abhängig von der Gröÿe des zu quantizierenden Proteins. In jedem Fall wurde ein 4,5 %iges Polyacrylamidgel auf das Trenngel gegossen, das als Sam- melgel wirken sollte. Pro Spur wurden 10 µg Protein im Acrylamidgel aufgebracht zuzüglich 6 µg Precision Plus Protein Standards Kaleidoscope (Bio-Rad) als Mar- ker. Bei Spannungen von 90 V (15 min) und anschlieÿend 180 V (ca. 45 min) er- folgte nun die Auftrennung im SDS-Laufpuer (25 mM Tris, 190 mM Glycin, 3,5 mM SDS). Anschlieÿend folgte bei 20 V (60 min) der Proteintransfer auf 0,45 µm dicke Nitrocellulose-Membranen, die zuvor mit Blotpuer (2,4 M Trisbase, 1,9 M Glycin, 64,5 mM SDS, 200 ml Methanol, destilliertes H2 O) getränkt wurden. Dies geschah im Halbtrocken-Verfahren (Semi-Dry-Blotter, Bio-Rad). Die Ponceau-Färbung diente an- schlieÿend zur Überprüfung einer gleichmäÿigen Proteinladung. Fertige Blots blockier- ten wir für 60 min bei Raumtemperatur mit einem Blockierpuer (5 % Milchpulver, TBS, 0,1 % Tween 20), der zugleich als Waschpuer und Antikörperdiluent diente. Es wurden folgende Primär-Antikörper verwendet: iNOS HO-1 cleaved Caspase-3 Der primäre Antikörper wurde über Nacht bei 4 °C inkubiert, woraufhin sechs Wasch- gänge von je 7 min folgten. Die Inkubation mit dem sekundären Antikörper geschah bei Raumtemperatur für die Dauer von einer Stunde. Darauf folgte ein wiederholtes Auswaschen der ungebundenen Antikörper. Nach der Zweitantikörper-Detektion durch das Chemolumineszenz-Reagenz Supersignal (Pierce) nach Herstellerangaben wurden die Blots auf Agfa Cronex-5-Filme exponiert. Die Auswertung der Western Blots wurde mit dem Programm Image J durchgeführt, wobei die Einstellungen so adaptiert wurden, dass ein invertiertes Bild des Röntgen- lms entstand (s. Abbildung 7). Die Banden wurden demnach weiÿ dargestellt, der Hintergrund schwarz. Anhand der Area, Mean gray value und integrated density der einzelnen Banden konnte das Programm eine densitometrische Analyse erstellen. Diese Werte wurden schlieÿlich durch den Mittelwert zweier nativ-Proben dividiert. 25
Abbildung 7: Beispiel eines Röntgenlms der Western Blot-Analyse 2.7 Datenverarbeitung und statistische Auswertung Alle Daten in Tabellen sind als Median, sowie obere und untere Quartile dargestellt. Ermittelt wurden auÿerdem Minimum bzw. Maximum. Sofern signikante Unterschie- de vorliegen, sind diese in den Tabelen bzw. zugehörigen Diagrammen entsprechend kenntlich gemacht. Nach dem Ausschluss einer Normal-Verteilung der vorliegenden Daten mittels Kolmo- gorov-Smirnow-Test, wurden Unterschiede innerhalb der Gruppen durch einen Fried- mann-Test zur Rangvarianzanalyse durchgeführt. Zusätzlich wurde ein Dunn-Test mit Bonferroni-Korrektur durchgeführt. Schlieÿlich wurde noch durch einen Rangsummen- test nach Mann und Whitney, der dazu dient zwei unabhängige Stichproben zu ver- gleichen, überprüft, ob es signikante Unterschiede zwischen den Ergebnissen der je- weiligen Behandlungsarme zu gleichen Messzeitpunkten bzw. zu verschiedenen Mess- zeitpunkten gab. Dabei wurde auch überprüft, ob Eekte innerhalb und zwischen den Gruppen feststellbar waren, die auf die, durch uns durchgeführten, Maÿnahmen (Sepsis- 26
Induktion, invasive Instrumentalisierung) zurückzuführen waren. Bei all diesen Tests wurden p-Werte kleiner als 0,05 als signikant angenommen. Die statistische Auswertung der Daten wurde mit Sigmastat ® in der Programm- Version 2.03 durchgeführt. Zur graschen Darstellung der Ergebnisse wurde das Li- breOce Calc in der Version 6.1.1.2 benutzt. 27
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