Ecke köpenicker nr. 2 - april/mai 2022 - Luisenstadt-Mitte.de

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Ecke köpenicker nr. 2 - april/mai 2022 - Luisenstadt-Mitte.de
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                                                                    nr. 2 – april /mai 2022

                                                           köpenicker
Zeitung für das Sanierungsgebiet Nördliche Luisenstadt Erscheint sechsmal im Jahr kostenlos.
Herausgeber: Bezirksamt Mitte von Berlin, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung
Ch. Eckelt
Ecke köpenicker nr. 2 - april/mai 2022 - Luisenstadt-Mitte.de
2 —— E CKE KÖP ENIC KER                                                                                                                                                                                                                                 AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 3

W E LC H E E C K E ?
                                                                                         ———————————————————— I N H A LT
                                                                                     —————                                                Lesen Sie das                                                  dem Straßenland eine Verschiebung des Parklets notwen-
                                                                                                                                                                                                         dig machen, so ist das Parklet auf Kosten der Parklet-
                                                                                                                                                                                                         Pat*innen ggf. zu verschieben.«
                                                                                     Seite 3 Bauvorhaben Michaelkirchstraße 22 /23
                                                                                     Seite 4 Nachrichten
                                                                                                                                          Kleingedruckte!                                                Sollte der Fall eintreten, dass die Initiative das Parklet
                                                                                                                                                                                                         nicht mehr betreuen kann, so ist sie »verpflichtet, neue
                                                                                                                                                                                                         Parklet-Pat*innen für das Parklet in der Umgebung zu su-
                                                                                     Seite 5 Brückentag + Märkisches Museum
                                                                                                                                          Warum die Nördliche Luisenstadt                                chen«, und »wenn ein Einsatz an anderer Stelle nicht er-
                                                                                                                                                                                                         folgen kann (keine Interessenten, zu schlechter Zustand
                                                                                     Seite 6 / 7 Planungen für den Grünzug
                                                                                                                                          nun doch keine Parklets bekommt                                des Parklets etc.), muss das Parklet demontiert und ent-
                                                                                     ­Michaelkirchstraße                                                                                                 sorgt werden.« Hier wird vornehm offengelassen, wer die
                                                                                                                                                                                                         Demontage- und Entsorgungskosten tragen soll.
                                                                                     Seite 8 Erinnerungsort Bona Peiser
                                                                                     + Paula Thiede
                                                                                                                                          Im November 2021 hörte sich alles noch sehr optimistisch       Mal ehrlich: Würden Sie als Privatperson (und nichts ande-
                                                                                     Seite 9 Kiezblockinitiative Nördliche Luisenstadt    an. Da hieß es in einer Pressemitteilung des Bezirks: »15      res ist ja rein juristisch so eine Initiative, nämlich eine
                                                                                                                                          neue Parklets werden künftig auf den Straßen in Berlin-        Gruppe von Privatpersonen) so einen Vertrag unterzeich-
                                                                                     Seite 10 Kolumne: Das Spreefeld, Teil II
Ch. Eckelt

                                                                                                                                          Mitte für mehr Aufenthaltsqualität sorgen.« Parklets, das      nen, der unter Umständen zur (privaten) Übernahme ei-
                                                                                                                                          sind jene Holzkonstruktionen, die Sitzmöglichkeiten und        nes noch nicht abschätzbaren Kostenbergs verpflichtet?
                                                                                     Aus dem Bezirk Mitte:
                                                                                                                                          Pflanzkästen kombinieren und im öffentlichen Straßen-          Das fragte sich natürlich auch Christian Unger als ein Ver-
                                                                                     • Seite 11 Kiezblocks in Mitte                     raum, vorzugsweise auf PKW-Stellplätzen aufgebaut wer-         treter der Kiezblockinitiative Nördliche Luisenstadt. Und
                                                                                                                                          den. Die zuständige Bezirksstadträtin Almut Neumann            er fragte genau das auch bei der zuständigen Senatsverwal-
Die Luisenstadt hat ja bekanntlich viele schöne Ecken. Aber wo wurde diese           • Seite 12 Büro für Bürgerbeteiligung
                                                                                                                                          sieht darin »eine tolle Möglichkeit, um den Verkehrsraum       tung. Dort wollte man das Ganze – sehr freundlich im Ton
Ecke aufgenommen? Wenn Sie den Ort wissen, schreiben Sie uns die Lösung
                                                                                     • Seite 13 Glosse: Im digitalen Entwicklungsland   neu zu verteilen und im öffentlichen Raum mehr Aufent-         – jedoch kleinkochen, als seien das alles nur Formalitäten,
und vergessen bitte auch nicht Ihre Post-Adresse! Denn unter allen richtigen
                                                                                                                                          haltsmöglichkeiten zu schaffen. (…) Es sind Orte der Be-       Petitessen. Der Vertragsentwurf sei auch relativ neu und
Einsendungen verlosen wir wieder einen Büchergutschein der Buchhandlung              • Seite 14 Ergebnisse der Leserumfrage
                                                                                                                                          gegnung, der Ruhe und sie können auch als grüne Oasen          vor allem auf Drängen der Bezirke aufgesetzt worden. Nun
am Moritzplatz.
                                                                                                                                          gestaltet werden. Ich freue mich unheimlich über das bür-      stehen aber schon diverse Parklets in der Berliner Innen-
Schicken Sie uns Ihre Antwort per Post an: Ulrike Steglich c/o Ecke Köpenicker,      Seite 15 Gebietsplan und Adressen
                                                                                                                                          gerschaftliche Engagement und die kreative Unterstützung       stadt – ob bei denen auch Bürger­initiativen diesen Vertrag
Elisabethkirchstr. 21, 10115 Berlin oder per Mail an: ecke.koepenicker@gmx.net
                                                                                     Seite 16 Eckensteher                                 zur Aufwertung der Kieze.«                                     unterschrieben hätten, wollte Unger wissen. Nein, vorher
Der Einsendeschluss ist der Montag, der 30. Mai 2022.
                                                                                                                                          Gemeinsam mit Vereinen und Bürgerinitiativen hatte das         habe es gar keine Verträge gegeben, war die Antwort. Ob
Unser letztes Bilderrätsel zeigte ein Mosaik in der U-Bahn-Station Märkisches
                                                                                                                                          Straßen- und Grünflächenamt Mitte 15 Standorte im Be-          man das denn nicht weiter so handhaben könne, fragte der
Museum. Gewonnen hat Anke Gaude – herzlichen Glückwunsch! Der Gutschein               ——————————————————— I M P R E S S U M
                                                                                     ——                                                   zirk ausgewählt. Und weiter hieß es in der Pressemittei-       Kiezblock-Vertreter. Nein, das ginge nun nicht mehr.
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                                                                                                                                          lung: »Zwei Vereine bauen die Parklets und stellen diese in
                                                                                     Herausgeber: Bezirksamt Mitte von Berlin,            den kommenden Wochen und Monaten nach und nach vor             De facto würde also die Fördersumme pro Parket an die
                                          Die Anmeldung muss bis Freitag, den        Stadtentwicklungsamt                                 Ort auf. Jedes der Parklets wird vom Land Berlin mit 3500      beiden Trägervereine ausgezahlt, die die Parklets zur Ver-
 Umwelt- und Klimapreis                   29. April 2022 durch Einreichung ei-       Redaktion: Christof Schaffelder,                     Euro gefördert. Der Verein Naturfreunde Berlin sorgt für       fügung stellen. Für viele denkbare Folgekosten soll dann
­Berlin-Mitte                             ner zweiseitigen Kurzpräsentation im       Ulrike Steglich                                      die Reinigung und Instandhaltung und steht in engem Aus-       aber eine komplett etatlose Initiative aufkommen. Eine an-
Auch in diesem Jahr möchte das Be-        Format A4 per Post oder E-Mail im          Redaktionsadresse: »Ecke Köpenicker«,                tausch mit den verschiedenen Initiativen und Kiezgemein-       dere Deutung lassen diese Vorgänge und der Vertragsent-
zirksamt Mitte das Engagement für        Schul-Umwelt-Zentrum Berlin-Mitte           c /o Ulrike Steglich, Elisabethkirchstraße 21,       schaften, die die Parklets bewirtschaften und nutzen, dar-     wurf jedenfalls kaum zu. Wer die ganze Verantwortung
Umwelt, Natur und Klimaschutz mit        erfolgen. Auch eine persönliche Abga-       10115 Berlin, Tel (030) 283 31 27,                   unter Hausgemeinschaften, Vereine oder Kitas.«                 schlussendlich beim vielgepriesenen »bürgerschaftlichen
der Ausschreibung eines Preises wür-     be ist möglich.                             ecke.koepenicker@gmx.net                             Auch in der Nördlichen Luisenstadt sollten zwei Parklets       Engagement« abladen will, muss sich allerdings nicht
digen. Zur Teilnahme berechtigt sind     Die Ausschreibung ist im Internet           Fotoredaktion:                                       aufgebaut werden, nämlich in der alten Jakobstraße 86 und      wundern, wenn irgendwann niemand mehr dazu Lust hat.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene       ­unter www.berlin.de/ba-mitte/politik-­     Christoph Eckelt, eckelt@bildmitte.de                am Michaelkirchplatz 1. Und die Kiezblockinitiative Nörd-      Die Kiezblockinitiative Nördliche Luisenstadt jedenfalls
sowie Vereine, Verbände und Gewer-        und-verwaltung/aemter/umwelt-und-          Entwurf und Gestaltung:                              liche Luisenstadt stand schon in den Startlöchern, um die      hat dankend verzichtet.                                us
betreibende, die in Mitte wohnen, ar-     naturschutzamt/umweltladen/#Um­            capa, Anke Fesel, www.capadesign.de                  Patenschaft für die beiden Orte zu übernehmen. So weit,
beiten oder lernen.                       weltundKlimapreis verfügbar. Sie           Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH,              so schön. Doch plötzlich wurde der Initiative (die ja wohl-
Die Einreichungen können sich dabei       kann auch per E-Mail oder Post zuge-       www.berliner-zeitungsdruck.de                        gemerkt keine juristische Person ist wie etwa ein Verein)
sowohl auf geplante als auch bereits      sandt werden.                              V.i.S.d.P.: Ulrike Steglich                          ein Vertrag mit dem Trägerverein Naturfreunde Berlin vor-
durchgeführte Projekte beziehen. Der      Weitere Informationen: Umweltladen         Für den Inhalt der Zeitung zeichnet nicht der        gelegt, den sie unterschreiben sollte.
inhaltlichen Ausrichtung, Umsetzung       Mitte, Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin,   Herausgeber, sondern die Redaktion verant-           Der vorgelegte Vertrag hielt dann ein paar Überraschungen
und Präsentation sind dabei kaum          Tel: 9018-22081, Mail: umweltamt.          wortlich.                                            bereit. So heißt es etwa: »Die Parklet-Pat*innen stellen die
Grenzen gesetzt. Seit letztem Jahr        uwl@ba-mitte.berlin.de oder                                                                     Verkehrssicherheit des Parklets zu jeder Zeit sicher. Die
werden verstärkt Ideen gesucht, die       Schul-Umwelt-Zentrum Berlin-Mitte                                                               Verkehrssicherung der Parklets wird während der Bau-,
unmittelbar dem Klimaschutz bzw.          (SUZ), Scharnweberstraße 159,              Ecken im Web                                         Nutzungs- und Demontagephase von den Parklet-Pat*in­
der Klimaanpassung dienen.                13405 Berlin, Tel (030) 49 87 04 09                                                             nen gewährleistet.« Und weiter unten: »Schäden oder Be-
                                                                                     Sämtliche Ausgaben der »Ecke ­Köpenicker«
Das Umwelt- und Naturschutzamt,                                                                                                           einträchtigungen der Verkehrssicherheit an den Parklets
                                                                                     sind als PDF archiviert und abrufbar unter:
Schul- und Sportamt sowie Jugend-                                                                                                         sind umgehend und auf eigene Kosten (bis 100 Euro, d.
                                                                                     www.luisenstadt-mitte.de sowie auf der
amt stellen gemeinsam ein Preisgeld                                                                                                       Red.) durch die Parklet-Pat*innen zu beheben.«
                                         Elektronischer Versand                      Website des Bürgervereins Luisenstadt:
von 3000 € zur Verfügung. Für beson-                                                                                                      Mögliche Kosten lauern auf das »bürgerliche Engagement«
                                                                                     www.buergerverein-luisenstadt.de
ders nachhaltige Projekte werden zum     Sie möchten auf elektronischem Weg                                                               auch anderswo, z.B. bei Verlust der Sicherheitskennzeich-

                                                                                                                                                                                                                                                                                   Ch. Eckelt
wiederholten Mal 500 € vom Umwelt-       die aktuelle Zeitung als PDF erhalten?                                                           nung, denn dann müssen »auf eigene Kosten der Parklet-
und Naturschutzamt gestiftet.            Schreiben Sie uns eine kurze E-Mail!        Die nächste Ausgabe                                  Pat*innen neue Kennzeichen angebracht« werden. Und
                                                                                     der Ecke Köpenicker erscheint Anfang Juni 2022.      »sollte eine Havarie oder zwingende Baumaßnahmen auf
Ecke köpenicker nr. 2 - april/mai 2022 - Luisenstadt-Mitte.de
4 —— EC K E KÖP ENIC KER                                                                                                                                                                                                                                   E CKE KÖPE NI CKE R—— 5

                                                                                Soll die Karte allerdings tatsächlich als »Bewässerungsregis­
                                                                                ter« dienen, hängt der Erfolg davon ab, wie viele Menschen
                                                                                und auch Grünflächenämter die Karte nutzen, um ihre
                                                                                                                                                »Elements« an                                                              ———————
                                                                                                                                                                                                                                 ———
                                                                                                                                                                                                                                   —
                                                                                                                                                                                                                                   ———
                                                                                                                                                                                                                                     ———
                                                                                                                                                                                                                                       —————
                                                                                                                                                                                                                                           ———
                                                                                                                                                                                                                                             ———
                                                                                                                                                                                                                                               ———             KU LT U R T I P P S

                                                                                Gießaktionen einzutragen.
                                                                                Übrigens: Wer in der Nördlichen Luisenstadt beim Gießen         der Schilling­                                                             Konzert: RIAS Kammerchor Berlin
                                                                                gern in Gesellschaft ist, kann den Aufrufen der »AG Grün
                                                                                für Luise« des Bürgervereins Luisenstadt folgen, die sich in
                                                                                den warmen Sommermonaten regelmäßig zu gemeinsa-                brücke                                                                     Unter der Überschrift »Überirdisches II – Mond« singt der
                                                                                                                                                                                                                           international renommierte Chor Werke von Meredith
                                                                                men Gießaktionen auf dem Michaelkirchplatz und Umge-                                                                                       Monk, Johannes Ockeghem, Alec Roth, Alessandro Striggio,
                                                                                bung trifft – natürlich nur dann, wenn es nicht gerade                                                                                     Antoine Brumel und Thomas Tallis. Dirigent: Justin Doyle.
                                                                                schüttet wie aus Eimern.                                 us    Einstweilen erstreckt sich hier noch eine brache Baufläche.                Freitag 29. + Sonnabend 30. April 2022 jeweils 20 Uhr
                                                                                www.buergerverein-luisenstadt.de /arbeitsgruppen-projekte       Doch der Bereich »Mediaspree« zählt zu den prominente-                     im Kraftwerk, Köpenicker Straße 70, 10179 Berlin
                                                                                giessdenkiez.de                                                 sten Lagen der Berliner Innenstadt. Und hier auf dem                       Ticketbestellung per Mail: tickets@rias-kammerchor.de
                                                                                                                                                Grundstück Michaelkirchstraße 22–23 (dem letzten ver-                      oder Telefon (030) 20 29 87 25
                                                                                                                                                fügbaren mit direktem Spreebezug zwischen der Michael-                     Für den Konzertbesuch benötigen Sie voraussichtlich einen
                                                                                BEROLINA stellt Bücherboxen auf                                 kirch- und der Schillingbrücke) plant die Düsseldorfer                     Impf- oder Genesungsnachweis (QR-Code) sowie einen ne-
                                                                                Die Wohnungsbaugenossenschaft BEROLINA hat im Hein-             ­Development Partner AG den Neubau eines gemischt ge-                      gativen tagesaktuellen Schnelltest (Antigen 24 Stunden).
                                                                                rich-Heine-Viertel drei Bücherboxen aufgestellt, die sogar       nutzten Quartiers mit Büro- und Gewerbeflächen sowie                      Wenn Sie geboostert sind, müssen Sie keinen negativen
                                                                                Namen haben: »Mikis Bücherbox« steht neben dem Haus              Wohnen. Dabei ist für zwei Etagen betreutes Wohnen eines                  Schnelltest vorweisen. Das Tragen einer FFP2-Maske für
                                                                                Michaelkirchplatz 23. »Jakobs Bücherbox« hat ihren Platz         entsprechenden Trägers vorgesehen. Überwiegend wird                       die Dauer der Veranstaltungen ist verpflichtend.
                                                                                an den Jakobsinseln in der Nähe vom Gemeinschaftsraum            der Gebäudekomplex jedoch gewerblich genutzt werden.
                                                                                Neue Jakobstraße 30, und »Heinrichs Bücherbox« findet            Auf dem etwa 5.500 Quadratmeter großen Grundstück sol-
                                                                                man an der Heinrich-Heine-Straße 58, schräg gegenüber            len ca. 30.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche inklu­                   Stadtrundgang: Jüdisches Leben in der Luisenstadt
                                                                                vom Supermarkt – immerhin etwas an diesem Ort, das               sive einer Tiefgarage entstehen. Oberirdisch sind 15.000                  Veranstaltung des Bürgervereins Luisenstadt. Die Expertin
                   Ch. Eckelt

                                                                                eine echte Verbindung zum Dichter herstellt.                     Quadratmeter für Büroflächen und Studios geplant, weite-                  für die jüdische Geschichte Berlins und langjährige Mit­
                                                                                Bitte gehen Sie sorgsam mit den Boxen um! Sie basieren           re 5000 Quadratmeter sind für das Wohnen vorgesehen.                      arbeiterin des FHXB-Museums Liudmilla Budich nimmt
                                                                                auf freiwilligem Engagement und sind sozusagen kosten­           Im Erdgeschossbereich werden entlang der Michaelkirch-                    Interessierte mit auf eine Entdeckungsreise durch einen
                                                                                lose Bibliotheken im öffentlichen Raum. Sie sind dazu da,        straße nach neuestem Stand vor allem Studios einziehen.                   Teil der jüdischen Luisenstadt vom Moritzplatz bis zur
                  Gieß-den-Kiez                                                 dass man sich aus den hier abgestellten Büchern zwei bis
                                                                                drei mitnehmen kann und im Gegenzug auch selbst zwei
                                                                                                                                                 Zur Spreeseite hin ist eine größere Fläche samt Außenter-
                                                                                                                                                 rasse für Gastronomie geplant, die auch der Öffentlichkeit
                                                                                                                                                                                                                           Synagoge am Fraenkelufer.«
                                                                                                                                                                                                                           Sonnabend, 30. April 2022 von 11 bis 13 Uhr
                                                                                bis drei Bücher wieder hineinstellt, die man nicht mehr be-      zur Verfügung stehen soll. Das könnte am neuen Spree-                     Treffpunkt: Moritzplatz vor dem Eingang zum Aufbau Haus
                  Der weitgehend sonnig-warme März war zwar schön für           nötigt, die aber noch andere interessieren könnten. Die          uferweg ein durchaus attraktiver Ort werden.
                  die Berlinerinnen und Berliner, für die Natur aber war er     Bücherboxen sind aber nicht dazu da, ganze Bücherbestän-         Bauherr des Ensembles ist die »Projektentwicklung Micha­
                  vor allem eines: viel zu trocken. Und auch die Niederschlä-   de oder Telefonbücher oder gar Müll dort zu entsorgen,           elkirchstraße in Berlin GmbH«, eine Tochtergesellschaft                   Lesung: Moritz Senarclens de Grancy, »Der heißeste
                  ge Anfang April waren wenig ergiebig. Darunter leidet         und die dort abgegebenen Bücher sind auch nicht für den          der Development Partner AG. Entworfen wurde das Gebäu­                    Wunsch der Menschheit«
                  nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch das Stadtgrün.     gewerblichen Flohmarkt-, Trödel- oder Gebrauchtwaren-            deensemble vom Architekturbüro »J. Mayer H«. Wegen der                    »Die Frage, was wir von der Zukunft erwarten können,
                  Und so kommen sicher bald wieder die Tage, in denen es        handel gedacht.                                                  sehr unterschiedlichen Gestaltung der vier Gebäudeteile                   wird im Wesentlichen davon bestimmt, was wir glauben,
                  dringend notwendig ist, Straßenbäume und Sträucher zu                                                                          trägt das Bauvorhaben den Arbeitstitel »Elements«. Jeder                  verloren zu haben«, schreibt Moritz Senarclens de Grancy
                  wässern, weil es einfach zu trocken ist.                                                                                       Baukörper soll ein Naturelement (Feuer, Wasser, Erde,                     in seinem bildungsreichen Essay und nimmt damit auf eine
                  Doch wer gießt wann wo? Um einen Überblick zu schaf-          Brückentag am 27. Mai                                            Luft) wiederspiegeln.                                  us                bislang unbeachtete, frühe These Sigmund Freuds Bezug,
                  fen, hat das City-LAB Berlin die Website giessdenkiez.de      Der »Brückentag« am Spreeufer im Mai letzten Jahres war                                                                                    wonach der »heißeste Wunsch der Menschheit« es sei, »et-
                  samt interaktivem Stadtplan eingerichtet. Auf dieser Platt-   ein voller Erfolg, an den die »Allianz Neue Waisenbrücke«                                                                                  was zweimal tun zu dürfen.«
                  form kann man sich über Bäume in der Nachbarschaft, Art       in diesem Jahr anknüpfen will. Der diesjährige »Brücken-                                                                                   Sonnabend, 30. April 2022 um 19 Uhr
                  und Alter sowie deren Wasserbedarf informieren, ebenso        tag« wird am 27. Mai stattfinden.                                                                                                          Buchhandlung Moritzplatz im Aufbau Haus,
                  über die Menge der Niederschläge bzw. Gießungen in den        Die »Allianz Neue Waisenbrücke, die von zahlreichen In-                                                                                    Prinzenstraße 85, 10969 Berlin
                  letzten 30 Tagen. Man kann auch einzelne Bäume »adop-         itiativen, Organisationen und Vereinen getragen und un-
                  tieren« und markieren, wenn man sie gegossen hat. Will        terstützt wird, fordert vom Senat einen Neubau der Wai-
                  man die Seite regelmäßig nutzen, sollte man dort ein Nut-     senbrücke bis 2025. Um eine größere öffentliche Resonanz                                                                                   Prinzessinnengarten: Austauschtreffen für Men-
                  zerkonto erstellen. Die Karte kann aber auch ohne Konto       für dieses Ziel zu erreichen, wurde der »Brückentag« orga-                                                                                 schen aus der Ukraine
                  erkundet werden.                                              nisiert.                                                                                                                                   »Insbesondere für Personen ohne ukrainische Staats­bür­
                  Im Juni 2021 wurde das neue Baumkataster durch das            Seit Jahrzehnten fehlt mit der Waisenbrücke eine der ältes­                                                                                ger*innenschaft ist vieles noch unklar. Wir helfen uns ge-
                  Grünflächeninformationssystem (GRIS) der Senatsverwal-        ten Spree-Überquerungen Berlins. Bis heute klafft im Fuß-                                                                                  genseitig in diesem Durcheinander beim Welcome All Aus-
                  tung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz veröffentlicht,      und Fahrrad-Verkehrsnetz des Stadtzentrums diese Lücke.                                                                                    tauschtreffen. Es gibt Kaffee, Tee & Kuchen«, schreiben die
                  das rund 120.000 Bäume mehr listet als das Baumkataster       Auch das Märkische Museum wünscht sich den Neubau                                                                                          Veranstalter.
                  auf dem Jahr 2020. Das liegt keineswegs daran, dass von       einer Verbindung zwischen den beiden historischen Stadt-                                                                                   Auf der Website prinzessinnengarten-kreuzberg.net sind
                  2020 bis 2021 so viele neue Bäume gepflanzt wurden –          teilen dies- und jenseits der Spree, dem Klosterviertel und                                                                                Plakate dazu herunterzuladen in deutsch, ukrainisch, rus-
                  vielmehr ist es auf die Fleißarbeit der bezirklichen Stra-    dem Märkischen Ufer.                                                                                                                       sisch, arabisch und englisch zum Ausdrucken und/oder

                                                                                                                                                                                                              Ch. Eckelt
                  ßen- und Grünflächenämter zurückzuführen, die die Koor-       Auch am diesjährigen Brückentag am 27. Mai soll es wieder                                                                                  Weiterleiten.
                  dinaten weiterer Bäume erfasst haben. Von den rund            unter Mitwirkung etlicher Schiffe am Historischen Hafen                                                                                    Prinzessinnengarten am Moritzplatz – Jeden Sonntag
                  430.000 Straßenbäumen Berlins verfügen jetzt rund             eine »visuelle Brücke« geben, und natürlich ein Überra-                                                                                    14–17 Uhr
                  404.000 über Koordinate.                                      schungsprogramm.                                        us
Ecke köpenicker nr. 2 - april/mai 2022 - Luisenstadt-Mitte.de
6 —— E CKE KÖP ENIC KER                                                                                                                                                                                                   E CKE KÖPE NI CKE R—— 7

 Der geplante Grün-                                          Leitbild Blue – Green – Cool                                                                                                Der Lilienthal-Platz »Gustav + Otto« soll als städtischer
                                                                                                                                                                                         Platz zum Verweilen und Flanieren einladen. Informatio-
                                                             Bei den Planungen galt es auch, bereits bestehende Vorha-                                                                   nen über den Flugpionier Otto Lilienthal und dessen Bru-
 zug nimmt konkretere                                        ben und Konzepte zu berücksichtigen, beispielsweise die                                                                     der Gustav könnten auf Ausstellungsflächen vermittelt
                                                             Verkehrsplanung des Senats mit seinem Radverkehrsplan                                                                       werden. Der Platz soll einen einheitlichen versickerungs-
­Gestalt an                                                  sowie des Nachbarbezirks Friedrichshain-Kreuzberg, aber
                                                             auch das Bauvorhaben der WBM: Denn die Wohnungsbau-
                                                                                                                                                                                         fähigen Pflasterbelag erhalten und mit Fahrradstellplätzen
                                                                                                                                                                                         zur Ergänzung des Mobilitätsangebotes ausgestattet wer-
Bei der Umgestaltung der Michaelkirch­                       gesellschaft plant an der Michaelkirchstraße Ecke Köpe-                                                                     den. Für den Lindenhain werden außerdem die Sanierung
straße ist Klimaanpassung ein wichtiges                      nicker ein 12-geschossiges Hochhaus neben dreigeschossi-                                                                    des Tennenbelags, Holzpodeste zum Treffen und Spielen
                                                             gen Flachbauten entlang der Köpenicker. In dem neu ent-                                                                     sowie kleine Fitnessgeräte vorgeschlagen.
Motiv                                                        stehenden Quartier soll auch an Otto und Gustav Lilienthal                                                                  Der »Michaelgarten« wird zum Naturgarten. Vegetations-
                                                             erinnert werden.                                                                                                            flächen, z.B. Blühwiesen gliedern den Garten, Mieterbeete
Die Planungen für die Gestaltung eines Grünzugs entlang      Die Berolina eG wiederum plant einen Neubau an der                                                                          und Spielgeräte ergänzen das Angebot, freilich nur dort,
der Michaelkirchstraße nehmen allmählich konkretere          nordwestlichen Ecke des Michaelkirchplatzes. Und zu be-                                                                     wo sie nicht störend wirken. Zum Umgang mit den Bäu-
Gestalt an. Nach zwei Stufen der öffentlichen Beteiligung    rücksichtigen sind natürlich auch Gegebenheiten wie die                                                                     men und den notwendigen Feuerwehraufstellflächen sind
– einem »Online-Spaziergang« im April 2021 sowie einem       vorhandene Vegetation, die im Bereich verlaufenden Lei-                                                                     noch Abstimmungen mit der Feuerwehr und der Berolina
Workshop im Oktober letzten Jahres, an dem man sich          tungssysteme, das Straßenprofil und die Anforderungen                                                                       eG notwendig.
auch über die Online-Plattform berlin.de beteiligen konnte   der Feuerwehr für Zufahrten und Anleiterungen.                                                                              Am Michaelkirchplatz schließlich wird vorgeschlagen, die
– hatte die beauftragten Planungsbüros bgmr Landschafts­                                                                                                                                 Melchiorstraße im Bereich der Sechseck-Insel für den mo-
architekten und Gruppe planwerk viele Ideen, Anregungen      Das Leitbild für die künftige Entwicklung der Michael-                                                                      torisierten Autoverkehr zugunsten von Aufenthaltsange-
und Wünsche von Anwohnerinnen und Anwohnern mitge-           kirchstraße soll – mit Blick auf die Notwendigkeiten der                                                                    boten zu schließen. Zu berücksichtigen sind insbesondere
nommen, um sie in die weitere Planung einfließen zu las-     Klimaanpassung – die »blau-grüne Infrastruktur« sein.                                                                       hier auch die Auflagen der Denkmalpflege, etwa, dass »bo-
sen.                                                         »Blue« steht dabei für die »wassersensible« Gestaltung                                                                      dennahe Angebote« an diesem Ort eine von Höhe von 50
Ende März wurde der Betroffenenvertretung Nördliche          von Straßenräumen, denn bei Starkregen kommt es oft zur                                                                     cm nicht überschreiten sollen. Das Fahrradfahren bleibt
Luisenstadt und anderen Interessierten die Ergebnisse des    Überforderung der Kanalisation. »Green« steht für mehr                                                                      erlaubt, für die bezirksübergreifende Nord-Süd-Fahrrad-
Planungskonzepts präsentiert.                                Aufenthaltsqualität im Straßenraum und »Cool« für die          te. Sie wurde allerdings modifiziert: Mehr Parkplätze sol-   route auch in beide Richtungen.
                                                             Unterstützung der Hitzevorsorge durch Verdunstung und          len erhalten bleiben, um eine höhere Akzeptanz für die
Wie berichtet, soll die Michaelkirchstraße zwischen Micha­   Verschattung. Die Stärken der Michaelkirchstraße liegen        Umgestaltung zu erreichen.                                   Wie geht es jetzt weiter?
elkirchplatz und Köpenicker Straße zu einem verkehrs­        in den grünen Potenzialen und dem historischen Bezug zur
beruhigten Grünzug mit hoher ökologischer und auch Auf-      Michaelkirche.                                                 In der nun weiterentwickelten Variante wird die Fahrbahn     Nach der Kommunikation der bisherigen Planungsergeb-
enthaltsqualität umgestaltet werden. Dabei werden im         Die Grundzüge des Konzepts sehen folgendes vor:                von 9 m auf 6 m reduziert, im Plangebiet würde sich die      nisse mit weiteren Beteiligten ist ein Beschluss des Bezirk-
Konzept vier Teilbereiche unterschieden: erstens eine Flä-   – Der breite Grünraum fungiert als »Michaelgarten« und        Zahl der Parkplätze um etwa die Hälfte verringern. Die Mi-   samts Mitte zur Realisierung der Umgestaltung notwen-
che am Kreuzungsbereich Köpenicker / Michaelkirchstra-          die Straße wird zur blau-grünen Promenade.                  chaelkirchstraße soll zur Fahrradstraße mit dem Zusatz-      dig.
ße, die im Konzept »Lilienthalplatz GUSTAV + OTTO« ge-       – Die Straßensanierung orientiert sich nicht nur an den       schild »Anlieger frei« werden, was den Fremdverkehr aus-     Dann würde die Feinabstimmung mit Anrainerinnen und
nannt wird, zweitens der Straßenraum Michaelkirchstraße         Bedürfnissen des Autoverkehrs, sondern rückt den Fuß-       schließt. Auf der Ostseite ist eine durchgehende Baumrei-    Anrainern und auf dieser Basis schließlich die konkrete
(»Michaelpromenade«), drittens der Grünraum Michael-            und Radverkehr in den Fokus.                                he vorgesehen, Versickerungsmulden werden beidseits der      Ausführungsplanung erfolgen.
kirchstraße (»Michaelgarten«) und viertens der Michael-      – Über Versickerungsflächen soll stärker auf naturnahe        Fahrbahn angelegt. In der Mitte der Straße soll es eine      Natürlich muss auch die Finanzierung noch sichergestellt
kirchplatz. Links und rechts der Straße stehen 10–12-ge-        ­Regenwasserbewirtschaftung orientiert werden.              Querungshilfe mit taktilem Leitsystem für Fußgänger ge-      werden, d.h., das Vorhaben muss in die Programmplanung
schossige Wohnscheiben. Ein auch historisch wichtiger        – Auf dem Michaelkirchplatz werden Parkplatzflächen           ben.                                                         für das Fördergebiet aufgenommen werden. Erst danach
örtlicher Bezugsort ist die denkmalgeschützte Michaelkir-        oder Fahrbahnen zu Aufent-haltsorten und bieten Raum       Vorgesehen sind weiterhin Fahrradstellplätze, Bänke, ein     können die Bauleistungen ausgeschrieben und die Planun-
che samt Vorplatz. Überörtlich stellt der Tiergartenring         für Freizeitnutzungen und Kommunikation.                   öffentlicher Grünstreifen entlang des Michaelgartens zur     gen umgesetzt werden. Die Ergebnisse können auf der
einen Bezugsrahmen dar, ein grüner Hauptweg Berlins von      – Der Gedenkort für Gustav + Otto Lilienthal begrenzt die     Versickerung des Regenwassers auf der Westseite sowie die    Plattform »mein-berlin.de« unter »Planungskonzept Grün­
der Spree über die Michaelkirchstraße entlang des ehema-         Michaelpromenade im Norden.                                Erneuerung der Beleuchtung, z.T. mit E-Ladestationen.        zug Michaelkirchstraße« eingesehen werden.               us
ligen Luisenstädtischen Kanals Richtung Oranienplatz.
                                                             Streitpunkt Parkplätze

                                                             Auf dem Workshop im Oktober hatten die Planerinnen
                                                             und Planer drei Gestaltungsvarianten vorgestellt. Nach
                                                             ausführlicher Diskussion ergab sich folgendes Bild: Allge-
                                                             meiner Konsens waren die Baumreihe auf der Ostseite, das
                                                             Ziel, den Fremdverkehr so weit wie möglich aus der Straße
                                                             herauszuhalten, der Weiterbestand der Parkraumbewirt-
                                                             schaftung sowie der Wunsch, eher Grünflächen als Spiel-
                                                             platzflächen in der Straße zu planen.
                                                             Dissens bestand dagegen erwartungsgemäß bei den Park-
                                                             plätzen: Für manche Anwohner hatten Parkplätze oberste
                                                             Priorität. Andere wiederum sehen in dem Umbau auch die
                                                             Chance einer klimafreundlichen Gestaltung und mehr
                                                             Aufenthaltsqualität.
                                                             Schließlich fiel die Entscheidung für die Variante 3 mit dem
                                                             Titel »Klimaangepasste Straße für alle« als Vorzugsvarian-
Ecke köpenicker nr. 2 - april/mai 2022 - Luisenstadt-Mitte.de
8 —— E CKE KÖP ENIC KER                                                                                                                                                                                                                                           E CKE KÖPE NI CKE R—— 9

                                                                               -arbeiterinnen Deutschlands« (VBHi), ab 1902 auch haupt-
                                                                               amtlich. Dass 1906 zum ersten Mal zentrale tarifvertragli-
                                                                               che Vereinbarungen abgeschlossen wurden, ist auch ihr zu
                                                                                                                                               Ohne Verkehr                                                   duktionsinstrument, sondern vor allem als ein körperli-
                                                                                                                                                                                                              ches Kommunikationsmittel.
                                                                                                                                                                                                              Claudia Hill und Jared Gradinger reagieren beide in ihren
                                                                               verdanken. Solche Erfolge ließen auch die zahlreichen
                                                                               Stimmen jener Männer, die die gewerkschaftliche Organi-         durch den Kiez                                                 Arbeiten auf die Gegebenheiten vor Ort im Bärenzwinger.
                                                                                                                                                                                                              Die Durchlässigkeit beider Gärten zur unmittelbaren Um-
                                                                               sierung von Frauen ablehnten, bald leiser werden.                                                                              gebung, dem umliegenden Park und seiner Nachbarschaft,
                                                                               Seit 1895 war sie zudem Redakteurin der Gewerkschafts-          Die Kiezblockinitiative lädt zum                               ist ein wesentlicher Teil des Prozesses.
                                                                               zeitschrift »Solidarität«. Und Höhepunkte ihres Wirkens         Kiez­spaziergang ein                                           »Weaving Roots«, von und mit Jared Gradinger und Claudia
                                                                               waren zweifellos die internationalen sozialistischen Frau-                                                                     Hill, bis 5. Juni 2022 im Bärenzwinger, Köllnischer Park
                                                                               enkonferenzen, an denen sie Anfang des 20. Jahrhunderts
                                                                               teilnahm: 1907 wurde in Kopenhagen der Antrag der deut-         Die Kiezblockinitiative ›Nördliche Luisenstadt‹ setzt sich
                                                                               schen Delegation (u.a. mit Clara Zetkin und Paula Thiede)       für eine Reduzierung des Durchgangsverkehrs und damit
                                                                               für einen Internationalen Frauentag zur »Eroberung des
                                                                               allgemeinen Frauenwahlrechts« angenommen.
                                                                                                                                               für eine Verbesserung der Lebensqualität im Quartier ein.
                                                                                                                                               Abschnittweise soll dazu ein Kiezkonzept erarbeitet und in                        Easy Rider Road Show
                                                                               Paula Thiede erlag am 3. März 1919 mit nur 49 Jahren einer      Kooperation mit den entsprechenden Verwaltungsebenen
                                                                               schweren Krankheit.                                             und der BVV umgesetzt werden.                                                     rollt weiter
Ch. Eckelt

                                                                                                                                                Mittels einer Online-Petition will die Initiative möglichst
                                                                               Anders als Paula Thiede wuchs die 1864 geborene Bona             viele Menschen erreichen, um der Forderung nach weni-                            Ausstellung im Märkischen Museum
                                                                               Peiser in einem bürgerlichen Elternhaus auf, zunächst in         ger Durchgangsverkehr stärker Ausdruck zu verleihen. An-                         noch bis 29. Mai verlängert
                                                                               der Spandauer Vorstadt, dann in Kreuzberg unweit des Mo-         wohner und Betroffene können die Ziele unterstützen, in-
                 Ein Gedenkort für zwei                                        ritzplatzes, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1929 lebte. Ihr
                                                                               Vater war ein Verlagsbuchhändler, und Bücher prägten
                                                                                                                                                dem sie die Online-Petition unterschreiben und selbst wei-
                                                                                                                                                terverbreiten. Ziel der Petition sind mindestens 1.000                           Die Sonderausstellung im Märkischen Museum geht in die

                 Frauenrechtlerinnen                                           auch ihr Leben. Doch Berlin war um 1850, im Gegensatz zu
                                                                               England oder den USA, noch ein absolutes Entwicklungs-
                                                                                                                                                Unterschriften, um dann spätestens im Sommer 2022 die
                                                                                                                                                Forderungen der Bezirksverordnetenversammlung (BVV)
                                                                                                                                                                                                                                 Verlängerung. Die »Easy Rider Road Show« zeigt die wilde,
                                                                                                                                                                                                                                 subversive Seite des Radfahrens und die starke Verbindung,
                                                                               land in Sachen Bibliotheken. Sie existierten meist nur an       sowie der Bezirksstadträtin für Straßen und Grünflächen                           die das Fahrrad zwischen Menschen schaffen kann. Eine
                 Wer waren Bona Peiser und Paula                               Schulen, ehrenamtlich betreut von Lehrern. Bona Peiser          im Bezirk Mitte vorzulegen. Mehr Informationen finden                             Ausstellung über das Fahrrad als Utopie: Denn Radfahren
                 Thiede?                                                       bildet sich selbst für die bibliothekarische Arbeit weiter,     Sie auf www.kiezblocks.de /noerdliche-luisenstadt, hier                           kann viel mehr sein als bloße Fortbewegung: Freiheit, Ver-
                                                                               u.a. durch Fachstudien in England. Dort lernt sie eines der     kön­nen sie auch unterschreiben.                                                  änderung, Motor und Ausdruck gesellschaftlichen Han-
                                                                               am besten entwickelten öffentlichen Bibliothekssysteme          Außerdem lädt die Initiative am Sonntag, den 15. Mai um                           delns. Die gezeigten Bilder internationaler Fotografinnen
                                                                               genauer kennen, die Public Library of Manchester mit ih-        15 Uhr zum Kiezspaziergang durch das Initiativgebiet ein.                         und Fotografen erzählen Geschichten von Subkulturen und
                 Etwas versteckt am Spreeufer, hinter der Ver.di-Zentrale,     ren Volkslesehallen.                                            Während des Spazierganges wird auf die verkehrliche                               Gemeinschaften, die sich mit dem Rad die Welt erschlie-
                 treffen zwei kleine, unscheinbare Straßen aufeinander: der    In Berlin engagiert sie sich für den Verband für weibliche      ­Situation im Kiez eingegangen, geplante verkehrsberuhi-                          ßen. Die Fotografien führen um die ganze Welt.
                 Bona-Peiser-Weg und das Paul-Thiede-Ufer. Und am 6. Mai       Angestellte (VWA) und die 1892 gegründete »Deutsche Ge-          gende Maßnahmen auf Basis des Konzeptes der Initiative                           Die »Easy Rider Road Show« ist ein Projekt des musuku –
                 wird hier auch eine Gedenkstele für die beiden Frauen fei-    sellschaft für Ethische Kultur« (DGEK), beide Organisatio-       werden vorgestellt.                                                              Museum der Subkulturen mit dem Stadtmuseum Berlin,
                 erlich eingeweiht.                                            nen setzen sich auch für Bibliotheken ein. Sie wird Grün-        Treffpunkt und Start ist am Michaelkirchplatz (vor der Kir-                      Märkisches Museum, geöffnet Di–Fr 12–18 Uhr, Sa+So
                 Aber wer waren sie überhaupt? Beide waren Pionierinnen:       dungsmitglied der Bibliotheks-Kommission der DGEK, die           che), der Spaziergang endet gegen spätestens 17 Uhr an der                       10–18 Uhr, Eintritt 7,00 / erm. 4,00 Euro (inkl. Audiogui-
                 Bona Peiser wurde die erste Bibliothekarin Deutschlands.      Bücher- und Geldspenden sammelt und schließlich am 1.            Alten Jakobstraße. Bei schönem Wetter kann das Gespräch                          de). Bis 18 Jahre Eintritt frei
                 Und Paula Thiede war die erste Frau, die ab 1892 haupt-       Januar 1895 in der Neuen Schönhauser Straße 13 Berlins           anschließend im Historischen Hafen bei Kaffee & Kuchen                           Jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr vermittelt ein »Live-
                 amtlich eine überregionale Gewerkschaft führte.               erste öffentliche Lesehalle eröffnet. Zugleich soll ein von      fortgesetzt werden.                                     us                      Speaker« in einer Führung spannende Hintergründe zur
                 Dabei war ihr eine solche Position nicht in die Wiege ge-     vielen Prominenten unterstützter Aufruf »für die Errich-                                                                                          Ausstellung und lädt Sie dazu ein, selbst auf den einen oder
                 legt. Geboren als Pauline Philippine Auguste Berlin im Jahr   tung öffentlicher Lesehallen« den zögerlichen Behörden                                                                                            anderen Sattel zu steigen.
                 1870, wuchs sie in einer Kreuzberger Arbeiterfamilie auf.     Druck machen. In der neuen Lesehalle steigen die Besu-
                 Mit 14 Jahren begann sie als Bogenanlegerin in einer          cherzahlen bald steil an.
                 ­Druckerei zu arbeiten – eine stark gesundheitsschädigende    1895 wird Bona Peiser auch hauptamtliche Leiterin der Bi-       Neue Ausstellung im Bärenzwinger
                  Tätigkeit. Sie heiratete sehr jung, bekam eine Tochter und   bliothek des VWA. Beide Bibliotheken waren lange der            Mit dem Beginn des Frühlings eröffnete am 24. März eine
                  einen Sohn. Doch binnen eines Jahres starben ihr Mann        wichtigste Ausbildungsplatz für viele Frauen, die den biblio­   Ausstellung mit Jared Gradinger und Claudia Hill im Bä-
                  und auch der Zweitgeborene, sie verlor ihre Arbeit und war   thekarischen Beruf erlernen wollten. Von 1906 bis 1909          renzwinger. »Weaving Roots« zeigt die Auseinanderset-
                  angesichts der Not gezwungen, eine Zeitlang als »Trocken-    befand sich die VWA-Bibliothek in der Alten Jakobstraße         zung mit der Idee des Gartens und seiner sozialen Funkti-
                  wohnerin« ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen.              20 /22 und danach in einem Neubau in der Köpenicker             on als Ort von Gemeinschaftsbildung auf unterschiedliche
                  Schon 1890 beteiligte sie sich an der Gründung des »Ver-     Straße 74, nur wenige Schritte entfernt von dem neuen           Art und Weise. Weben und Wurzeln, Verflechtung und Ver-
                  eins der Arbeiterinnen an Buch- und Steindruck-Schnell-      Standort der Lesehalle, die sich nach zwei Umzügen ab           wurzelung werden dabei als konkrete Handlungen erfahr-
                  pressen«, es war der erste Zentralverband der Gewerk-        1908 in der Rungestraße 25–27 befand.                           bar.
                  schaftsgeschichte und eine der ersten gewerkschaftlichen     Im März 1929 starb Bona Peiser, sie wurde auf dem Jüdi-         Jared Gradinger legt den Grundstein für einen zukünftigen
                  Frauenorganisationen überhaupt. Mit 21 Jahren zog sie        schen Friedhof Weißensee beigesetzt.                      us   Garten, der auf den Außenterrassen des Bärenzwingers
                  nach Kreuzberg zurück, arbeitete wieder in einer Drucke-                                                                     blüht und gedeiht. In Zusammenarbeit mit der Natur
                  rei und erlebte so den ersten beeindruckenden Streik: im     Einweihung der Gedenkstele am 6. Mai, 11–13 Uhr,                schafft der Choreograf, Tänzer und Gärtner einen partizi-
                  Herbst 1891 forderten ca. 12000 Buchdrucker und mehre-       am Paula-Thiede-Ufer                                            pativen Ort für Entwicklung, Teilhabe und Transformati-

                                                                                                                                                                                                              M. Setzpfandt
                  re Tausend Hilfsarbeiter einen 9-Stunden-Tag.                                                                                on. Die Künstlerin und Designerin Claudia Hill bringt ei-
                  Paula Thiede wurde 1894 Vorsitzende der Berliner Hilfsar-                                                                    nen 125-jährigen Hochwebstuhl für Bildweberei in den
                  beiterinnen und wenige Jahre später Vorsitzende des »Ver-                                                                    Bärenzwinger. Der Webstuhl wirkt als soziale Skulptur, als
                  bandes der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und                                                                        Spielstätte für Vernetzung und damit nicht nur als ein Pro-
Ecke köpenicker nr. 2 - april/mai 2022 - Luisenstadt-Mitte.de
10 —— EC KE KÖP ENIC KER                                                                                                                                                                                                                                AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 11

Von der Brandstiftung                                                                                                                     Zwölf Kiezblocks
                                                               der GmbH hatten sich garantieren lassen, dass sie ihre                                                                                   men oder kurzfristig bei Notfällen wie etwa Feuerwehrein-
                                                               Wohnungen aus der Genossenschaft herauskaufen könn-                                                                                      sätzen, dann nehmen die Nebenstraßen zumindest einen
                                                               ten. Letztlich haben über 50% der Mitglieder dieses Recht                                                                                Teil des Verkehrs auf und leiten ihn weiter. Sind die Ne-
zum Happy End
Wie es mit dem Spreefeld weiterging
                                                               in Anspruch genommen. So ist das Spreefeld inzwischen
                                                               eher eine Wohnungseigentümergesellschaft als eine Ge-
                                                               nossenschaft, da der Genossenschaft weniger als 50% des
                                                                                                                                          für Mitte                                                     benstraßen systematisch für den Durchgangsverkehr bloc-
                                                                                                                                                                                                        kiert, dann steigt die Gefahr eines großräumigen Verkehrs-
                                                                                                                                                                                                        kollaps in der Stadt. Deren »Resilienz« sinkt dann: die Fä-
                                                               Spreefelds gehört.                                                         In der Bellermannstraße sieht                                 higkeit des Gesamtsystems, bei Störungen von Teil­systemen
                                                               Die Häuser wurden nacheinander im Winter 2013 /14 bezo-                                                                                  nicht vollständig zu versagen, nimmt ab. Für Ingenieure ist
                                                               gen. Es gab drei WGs, in einem Haus zum Beispiel die Al-
                                                                                                                                          man, wo’s hingeht                                             das ein zwingendes Argument gegen Kiezblocks.
Mit der Grundsteinlegung für das erste Haus des Spreefel-      ten-WG auf einer ganzen Etage, so genannt, weil die Be-
des vor genau zehn Jahren endete die erste Kolumne zur         wohner über 50 Jahre alt waren. Alle dort hatten eigene                                                                                  Nicht aber für die Berliner Politik: Der Bezirk etwa argu-
Geschichte dieses besonderen Areals (Ecke Köpenicker 1/        Kochgelegenheiten, aber auch eine Gemeinschaftsküche                                                                                     mentiert mit zusätzlicher Sicherheit. »Die Kiezblocks ma-
2022). Damit möglichst viele auch diese Fortsetzung lesen,     gehörte dazu. Es gibt keine Gemeinschaftsräume im Spree-                   Zwölf »Kiezblocks« sollen in den kommenden fünf Jahren        chen den öffentlichen Raum sicherer für die Schwächsten
schloss ich mit einem sogenannten Cliffhanger, also einer      feld, aber Gemeinschaftsterrassen. In anderen WGs des                      im Bezirk Mitte eingerichtet werden. So wollen es Senat       im Verkehr: für Menschen zu Fuß und auf dem Fahrrad.
Vorschau auf diesen Text, in dem es zuerst um die Brand-       Bauprojekts gibt es immerhin die Möglichkeit, später die                   und Bezirk. Aus diesen Gebieten soll mit Hilfe von Straßen-   Das ist besonders wichtig für Kinder und ältere Men-
stiftung im Rohbau geht.                                       einzelnen Zimmer mit Kochgelegenheiten zu komplettie-                      sperrungen der motorisierte Durchgangsverkehr weitge-         schen«, meint etwa die zuständige Bezirksstadträtin Dr.
Der Brand wurde 2012 nachts im Aufzugsschacht gelegt,          ren. Außerdem gibt es über zwei Etagen die Kater-WG vom                    hend herausgehalten werden. In der Weddinger Beller-          Almut Neumann. An der neuen Diagonalsperre in der Bel-
als der frisch gegossene Rohbau trocknen sollte. Dieses        Kater Holzig, deren Bewohner in Selbsthilfe an dem Bau                     mannstraße kann man die erste Sperre besichtigen.             lermannstraße kann man aber auch zu anderen Schlüssen
Feuer, wäre es nicht rechtzeitig entdeckt worden, hätte        mitgearbeitet haben.                                                                                                                     kommen: Dort schießen nämlich Radfahrende gerne mit
leicht das ganze Gebäude vernichten können. Zu den             Das Motorboot im Bootshaus gehört der Genossenschaft                       Welche zwölf Kieze genau betroffen sein werden, steht         hoher Geschwindigkeit von der abschüssigen Heidebrinc-
Brandstiftern kann man nur spekulieren, niemand wurde          und es ist wahrscheinlich das originellste Alleinstellungs-                noch nicht fest: Der Bezirk benannte am 15. März in einer     ker Straße zwischen den Pollern hindurch um die Kurve
jemals dafür zur Rechenschaft gezogen. Nicht einmal ei-        merkmal des Spreefelds, dass die Bewohner mit dem Ge-                      Presserklärung außer dem Kiez in der Nähe des Gesund-         auf die Bellermannstraße. Fußgänger, insbesondere Kinder
nen begründeten Verdacht gibt es. Aber die Geschichte hat      meinschafts-Motorboot zur Mühlendammschleuse oder                          brunnencenters explizit nur noch den Brüsseler Kiez und       und Ältere, achten an dieser Stelle meist nicht auf sie, weil
einen Helden, und zwar den Kiffer Steve vom Spreeacker.        nach Köpenick fahren können, wenn sie über den nötigen                     den Sprengelkiez (beide liegen teilweise im Lebendigen        die Poller ja einen besonders geschützten Bereich signali-
Denn das Bootshaus und der kleine Hügel daneben waren          Bootsführerschein verfügen.                                                Zentrum Müllerstraße) sowie den Flotwellkiez in Tiergar-      sieren. Unser Fotograf Chistoph Eckelt hat während seiner
für das Projekt Spreeacker zur Zwischennutzung freigege-       Die Mühe der Architekten, Genossen und aller anderen am                    ten-Süd. »Weitere Gebiete werden im Zusammenhang mit          Aufnahmen an dieser Stelle jedenfalls gleich mehrere ge-
ben, damit Menschen dort vorübergehend wohnen konn-            Spreefeld Beteiligten wurde mit dem Deutschen Architek-                    dem Radnetzausbau und entsprechend den Hinweisen aus          fährliche Situationen beobachtet.
ten. So entstand das Teepeeland und so siedelte Steve mit      turpreis belohnt. Derzeit wohnen ungefähr 100 Menschen                     der Anwohnendenschaft identifiziert werden,« so heißt es
seiner echten mongolischen Jurte neben dem Bootshaus           im Spreefeld.                                Falko Hennig                 weiter. Geprüft werden offenbar auch Bereiche im nörd­        Verwiesen wird gerne auf die positiven Erfahrungen aus
und nahe an der Baustelle. Steve hatte ein großes Herz, er                                                                                lichen Moabit im Umfeld des Lebendigen Zentrums Turm-         Barcelona, das mit seinen »Superillos« neue Maßstäbe für
kiffte viel und schlief den ganzen Tag. Dafür war er nachts    Der Autor lädt täglich ein zum Stadtspaziergang »Engel,                    straße sowie die Nördliche Luisenstadt an der Bezirksgren-    verkehrsberuhigte Wohngebiete gesetzt habe. Auch aus ih-
wach und bemerkte so das Feuer. Er schlug Alarm und so         Flieger & Genossen« (min. 5 Teilnehmer, 2h / €12,–) durch                  ze zu Kreuzberg.                                              nen wurde der motorisierte Verkehr auf die umgebenden
wurde der Brand zeitig gelöscht und die Schäden hielten        die Luisenstadt und den schmalsten Park Berlins, Treffpunkt:               »In einem ersten Schritt sollen unter anderem Diagonal-       Hauptstraßen verbannt. Allerdings wurden auch die Stra-
sich im Rahmen.                                                11, 15 und 20 Uhr, U-Bahnhof Heinrich-Heine-Str. Ecke Köpe-                sperren an Kreuzungen und gegenläufige Einbahnstraßen         ßen und Plätze in den Superillos umgestaltet, öffentliche
Für Steve wurden die Ereignisse zum Einstieg in ein nor-       nicker, Anmeldung erforderlich unter Tel (0176) 20 21 53 39.               den Kraftfahrzeug-Verkehr zurück auf die Hauptstraßen         Parkplätze rückgebaut, eine generelle Geschwindigkeits­
males Leben, denn der 26-jährige Obdachlose bekam als                                                                                     leiten. Abkürzungen durch Wohngebiete sind dann nicht         begrenzung von 10 km / h eingeführt und Radfahrenden
Sicherheitsbeauftragter des Spreefeldes seine erste Festan-                                                                               mehr möglich,« so heißt es in der Erklärung, und weiter:      und zu Fuß Gehenden rechtlich Vorrang eingeräumt. Nach
stellung. Während Steve die Spreefeld-Häuser erfolgreich                                                                                  »Rettungs-, Einsatz- und Müllfahrzeuge können weiterhin       diesem Vorbild müsste man die Kiezblocks insgesamt zu
vor weiteren Angriffen schützte, hatte er mit seiner Jurte                                                                                passieren, ebenso der Fuß- und Radverkehr. Perspektivisch     verkehrsberuhigten Bereichen umbauen. Davon ist in Ber-
weniger Glück. Sie wurde auch von anderen mitgenutzt                                                                                      sind weitere Maßnahmen angedacht, um den Verkehr zu           lin jedoch nirgendwo die Rede.                        cs
und durch unsachgemäße Bedienung eines Ofens und Fun-                                                                                     reduzieren und noch mehr Aufenthaltsqualität zu schaf-
kenflug selbst Opfer eines Brandes. Glücklicherweise gab                                                                                  fen.«
es keine Verletzten, aber das Zelt samt dem Holzvorbau
mit der kleinen Terrasse brannte nieder.                                                                                                  Im Bellermann-Kiez ist das Konzept schon fertig, hier sol-
Die Baustelle des Spreefeldes bot aber auch schon vor                                                                                     len insgesamt vier Diagonalsperren entstehen. Normale
­eigentlichem Baubeginn unangenehme Überraschungen.                                                                                       vierrädrige KfZ werden dann nur noch auf feststehenden
 Bei der Erdsanierung musste wegen eines alten Ziegelfun-                                                                                 Routen in das Wohngebiet und aus ihm heraus gelangen
 daments aus dem 19. Jahrhundert viel tiefer gegraben wer-                                                                                können. Das Konzept ist nicht neu, in Schöneberg bei-
 den als geplant, eine unerwartete Kostensteigerung. Ande-                                                                                spielsweise sind manche Kieze schon seit den 1980er Jah-
 rerseits war das Erdreich nicht wie befürchtet kontami-                                                                                  ren auf diese Weise verkehrsberuhigt.
 niert.                                                                                                                                   Bei vielen Verkehrsplanern sind diese Maßnahmen unbe-
 Das Spreefeld wurde gebaut und, inzwischen wohl in der                                                                                   liebt. Denn sie zwingen nicht nur die Anwohnerinnen und
 Berliner Innenstadt ganz undenkbar, der Kostenrahmen                                                                                     Anwohner zu Umwegen, wenn sie mit ihrem Auto zu ihrer
 von 2100 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche konnte ein-                                                                                    Wohnung fahren. Sie zwingen dazu auch alle, die diese be-
 gehalten werden. Nicht zuletzt durch den günstigen                                                                                       liefern, pflegen und betreuen oder in deren Wohnungen
                                                                                                                              Spreefeld

 Grundstückspreis. Es handelt sich um Plattenbauten, nicht                                                                                Reparaturen vornehmen. Unterm Strich entsteht so sogar
 ganz wie in der DDR, aber tatsächlich sind die Fassadenele-                                                                              zusätzlicher motorisierter Verkehr, der Effekt auf das Kli-
mente samt Fenstern als Platten vorgefertigt.                                                                                             ma ist also negativ.

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Ch. Eckelt
2009 war die GmbH gegründet worden. Mit einem feierli-                                                                                    Vor allem aber dient das Netz der Nebenstraßen in unserer
chen Akt war die GmbH dann in eine Genossenschaft um-          Bei der Erdsanierung gab es eine unangenehme Überraschung:                 Stadt auch als Notfallreserve. Wenn Hauptstraßen gesperrt
gewandelt worden, 2012 war Baubeginn. Die Geldgeber            Ein Ziegelfundament aus dem 19. Jahrhundert.                               werden müssen, sei es geplant aufgrund von Baumaßnah-
Ecke köpenicker nr. 2 - april/mai 2022 - Luisenstadt-Mitte.de
12 —— AU S DEM BEZIRK MIT TE                                                                                                                                                                                                                         AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 13

Büro für Bürger-                                                                                                                                          ———————
                                                                                                                                                                ———
                                                                                                                                                                  ———
                                                                                                                                                                    ———
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                                                                                                                                                                        ———
                                                                                                                                                                          ———
                                                                                                                                                                            ———
                                                                                                                                                                              —————
                                                                                                                                                                                  ———
                                                                                                                                                                                    ———                   GLOSSE          »Mai 2021«, also gut abgelagerte Informationen, die vor

                                                                                                                                Ch. Eckelt
                                                                                                                                                                                                                           etwa einem Jahr ihr Verfallsdatum möglicherweise noch
                                                                                                                                                                                                                           nicht überschritten hatten. Immerhin: Auf Seite 7 findet

beteiligung                                                                                                                                                Im digitalen                                                    sich unter der Überschrift »Hintergrundinformation« ein
                                                                                                                                                                                                                           versteckter Link zum Bürgerbeteiligungsportal »mein-ber-
                                                                                                                                                                                                                           lin.de« des Senats. Hier kann man sich, wenn man den
»Schnittstelle zwischen Bürger                                                                                                                            ­Entwicklungsland                                                Dreh rauskriegt, die Vorhabenliste auf einer Karte präsen-
                                                                                                                                                                                                                           tieren lassen. Das allerdings ist das Höchstmaß an digitalen
und Verwaltung«                                                                                                                                           Eine aktuelle Vorhabenliste des Bezirks                          Zusatzfunktionen, die uns geboten werden.
                                                                                                                                                          wäre ja eine schöne Sache
                                                                                                                                                                                                                           Die Vorhabenliste, so erfährt man, wird einmal im Jahr
                                                                                                                                                                                                                           vom Bezirksamt beschlossen und von der BVV bestätigt.
In puncto Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der                                                                                                                                                                    Die Informationen sind also sorgsam gesammelt, ausführ-
Entwicklung ihrer Stadt liegt bei uns noch Einiges im Ar-                                                                                                 Wie schön – eine neue Website ist da! Alle relevanten In-        lich geprüft und demokratisch beschieden. Wenn sie dann
gen. Das liegt nicht nur an der schieren Größe Berlins, son-                                                                                              formationen rund um das Thema Bürgerbeteiligung in               endlich veröffentlicht werden, sind sie aber auch meist
dern auch an der zweistufigen Verwaltungsstruktur der                                                                                                     Berlin-Mitte gibt es jetzt unter »www.mittemachen-berlin.        nicht mehr brauchbar, weil nicht mehr aktuell.
Bundeshauptstadt und der allgemeinen Schwerfälligkeit                                                                                                     de«, so teilt Bezirksstadtrat Ephraim Gothe Mitte März per       Die angebotenen Informationen sind darüber hinaus äu-
unseres Landes im Umgang mit den Errungenschaften des                                                                                                     Presseerklärung mit. Dort fänden wir »Informationen zu           ßerst dürftig. Meist fehlen alle Hinweise auf den Zeitrah-
digitalen Zeitalters. Der Bezirk Mitte gibt sich aber Mühe:                                                                                               den Leitlinien für Bürgerbeteiligung, Hinweise auf aktuelle      men der Umsetzung der Vorhaben. In den seltenen Fällen,
Er hat schon im Jahr 2017 ausführliche »Leitlinien für Bür-     mann, das sei am Anfang natürlich mehr Arbeit für Alle                                    Beteiligungsverfahren, die Vorhabenliste des Bezirks Mit-        wo Jahreszahlen genannt werden, sind sie extrem ungenau.
gerbeteiligung« beschlossen und in den Folgejahren das          doch die Ergebnisse werden besser und durch eine einge-                                   te, aber auch Hinweise zur Anregung von Beteiligungen,           Beispielsweise heißt es zum Neubau einer Grundschule in
»Büro für Bürgerbeteiligung« aufgebaut.                         spielte Zusammenarbeit wird es dann auch effizienter.                                     Informationsmaterialien und einen Kalender mit relevan-          der Reinickendorfer Straße: »Fertigstellung 2020 bis
                                                                »Man muss gar nicht alles selbst organisieren, sondern                                    ten Terminen rund um die Themen Bürgerbeteiligung, Par-          2023«. Na toll!
Dabei arbeiten die Berliner Bezirksverwaltungen sozusa-         kann sich natürlich auch auf die Erfahrungen von Büros                                    tizipation und bürgerschaftliches Engagement«.
gen naturgemäß weit von den Bürgern entfernt. Kaum wel-         verlassen, die viel Erfahrung mit der Bürgerbeteiligung ha-                                                                                                Konkret nutzen lässt sich die Vorhabenliste von uns Nor-
che der hier Beschäftigten wohnen in den Gebieten, für die      ben«. Deren Leitlinien gelten genauso auch für private In-                                Wir schauen also nach. Besonders interessiert uns dabei          malbürgern also höchstens als eine Art digitaler Informati-
sie zuständig zeichnen oder pflegen dort persönliche oder       vestoren: »Alle Beteiligungsprozesse sollten nach diesen                                  die Vorhabenliste, über die im Bezirk schon seit mehr als        onssteinbruch: Falls man etwas entdeckt, was möglicher-
familiäre Kontakte. In kleineren Kommunen ist das meist         Leitlinien ablaufen, wenn der Bezirk involviert ist, das gilt                             fünf Jahren diskutiert wird. Als sie 2019 endlich beschlos-      weise interessant sein könnte, hat man immerhin ein
anders. Wer da bei der »Stadt« beschäftigt ist, kriegt es so-   auch für die Zusammenarbeit bei Investorenprojekten.                                      sen wurde, sollte sie eines von fünf zentralen Instrumenten      Stichwort zum Googeln gefunden. Wenn man sich aber
fort in seinem Umfeld mit, wenn lokale Entscheidungen           Auch wenn private Büros mit der Durchführung von Betei-                                   »zur Förderung der Beteiligung der Bürgerinnen und Bür-          über Vorhaben informieren will, von denen man aktuell
Unmut auslösen. Dort gibt es zudem auch sehr viel klein-        ligungen beauftragt werden, beraten wir gerne bei der Kon-                                ger« bilden. Mit ihrer Hilfe sollten sich Anwohnerinnen          gehört hat, zum Beispiel die zwölf aktuellen »Kiezblock«-
teiligere lokalpolitische Strukturen, Ortsbeiräte für Stadt-    zeption des Ablaufs um die Grundsätze der guten Beteili-                                  und Anwohner über die aktuellen Vorhaben des Bezirks in          Projekte im Bezirk, dann braucht man sie in der Vorhaben-
teile mit oftmals nur wenig mehr als 10.000 Einwohnern          gung zu gewährleisten und das Versprechen, also die Mög-                                  ihrer Nachbarschaft informieren können, um sich gegebe-          liste gar nicht erst zu suchen.
etwa. Die Berliner Stadtteilvertretungen und Quartiersräte      lichkeiten, der Beteiligung einzuhalten.                                                  nenfalls einzumischen und zu beteiligen. Nach kurzer Su-         Immerhin sind die Beteiligungsverfahren, die uns die Web-
existieren dagegen nur in Gebieten mit besonderen Städte-       Und nicht zuletzt steht das Büro natürlich auch Anwohne-                                  che haben wir die Liste auf der neuen Website gefunden:          site ankündigt, teilweise noch aktuell: genau zwei zum
bauförderprogrammen und werden dort regelmäßig nur              rinnen und Anwohnern offen, die konkrete Fragen haben                                     im Unterpunkt »Unser Bezirk«.                                    Zeitpunkt unserer Recherche. Das erste betraf Fahrrad-
bei solchen Vorhaben eingebunden, die durch diese Pro-          oder sich nachbarschaftlich organisieren wollen. »Die kön-                                Allerdings präsentiert sich hier die traurige Realität des di-   streifen auf der Torstraße, das zweite bezog sich auf das
gramme finanziert werden.                                       nen wir vor allem mit unseren Kontakten unterstützen,                                     gitalen Entwicklungslandes, in dem wir nun mal leben.            »Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept« für das
                                                                etwa indem wir ihnen die richtigen Ansprechpartner und                                    Denn die Liste ist ein PDF-Dokument, die digitale Form           Gebiet Karl-Marx-Allee, II. Bauabschnitt. Dabei hatte man
Das Büro für Bürgerbeteiligung soll die Rückkopplung            -partnerinnen in der Verwaltung benennen. Manchmal                                        einer 90-seitigen gedruckten Broschüre. Als wir sie Ende         jeweils vier Wochen Zeit, um auf einem digitalen Formular
­zwischen lokaler Verwaltung und Bürgern verbessern. Es         geht es aber auch um Räume, wo man sich treffen kann.«                                    März 2022 aufrufen, zeigt sie uns Einträge mit dem Stand         Anmerkungen zu dem Projekt zu machen. Wenn man
 hat vier feste Mitarbeiter bzw. -innen, zwei davon kommen                                                               cs                                                                                               nichts verpassen will, müsste man also regelmäßig einmal
 aus der Bezirksverwaltung, zwei vom privatwirtschaftlich                                                                                                                                                                  im Monat nachschauen, ob aktuell was Interessantes dar-
 operierenden Träger L.I.S.T. Stadtentwicklungsgesellschaft                                                                                                                                                                unter ist. Wer macht sich die Mühe?
mbH. Es sieht sich als »Schnittstelle zwischen Bürgerin-
nen und Bürgern und der Verwaltung«. Ein hehrer An-                                                                                                                                                                        Auch der Terminkalender auf »mittemachen-berlin.de«
spruch, der voraus setzt, dass die Bürgerinnen und Bürger                                                                                                                                                                  hat noch beträchtliches Steigerungspotenzial. Es fanden
von der Existenz dieser Schnittstelle wissen. Dessen ist        Workshop Selbstorganisation                                                                                                                                sich nur wenige Einträge: Für den 30. März war eine »Pop-
sich Christian Luchmann bewusst. »Der Rahmen für die            Am Samstag dem 14. Mai organisiert das Büro für Bürger-                                                                                                    Up-Sprechstunde am Spittelmarkt« vermerkt. Dazu eine
Bürgerbeteiligung steht« erklärt der Mitarbeiter des Büros,     beteiligungen den Lernworkshop »Selbstorganisation in                                                                                                      Uhrzeit, sonst nichts. Wer da wozu und für wen eine Auf-
»jetzt muss er mit Aktivitäten zum Leben erweckt werden,        Initativen«. Zwischen 10 und 18.30 Uhr werden leicht um-                                                                                                   klapp-Sprechstunde abhält, was immer das sein mag? Der
Corona hat uns da leider einiges verhagelt«. Weil Kontakt-      setzbare Methoden und Prinzipien vermittelt, mit deren                                                                                                     nächste Eintrag galt dem Kiezrundgang von Bezirksstadtrat
regeln Bürgerversammlungen verhinderten, war es zuletzt         Hilfe die Treffen von Initiativen partizipativer, effektiver                                                                                               Ephraim Gothe in Tiergarten-Süd am 6. April. Wir erfah-
schwer, Beteiligungskultur aufzubauen. Über soziale Medi-       und zielführender gestaltet werden können.                                                                                                                 ren nur die Uhrzeit, aber keinen Treffpunkt. Kann man
en sind persönliche Kontakte nicht zu ersetzen.                 Anmeldung bis 6. Mai an: beteiligung-mitte@list-gmbh.de,                                                                                                   sich vielleicht ja irgendwo ergoogeln …               cs
                                                                bitte Name, Email, Telefonnummer, Organisation, etc an-
Neben der Öffentlichkeitsarbeit über die Vorhaben des Be-       geben. Mehr Infos unter: mittemachen-berlin.de
zirks geht es dem Büro zum Beispiel auch um die Beratung
                                                                                                                                             Ch. Eckelt

anderer Verwaltungseinrichtungen im Bereich Bürgerbe-
teiligung. Dort müsse das Unterstützungsangebot noch als
solches erkannt und angenommen werden, meint Luch-
Ecke köpenicker nr. 2 - april/mai 2022 - Luisenstadt-Mitte.de Ecke köpenicker nr. 2 - april/mai 2022 - Luisenstadt-Mitte.de Ecke köpenicker nr. 2 - april/mai 2022 - Luisenstadt-Mitte.de
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