Sozial Ökologisch - Alma & Lovis
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
März 2020 . A 12041 Ihr Wirtschaftsmagazin von der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg Sozial Ökologisch Ökonomisch Bekämpfung von Geldwäsche Das Auktionshaus und Terrorismusfinanzierung für Steiff-Tiere Nationale Risikoanalyse TeddyDorado 26 28
Unternehmen ist einfach... ... wenn Sie einen Finanz- partner haben, der das passende Angebot für Ihren geschäftlichen Zahlungs- verkehr hat. S Geschäftskonto. www.ksk-koeln.de
CSR: Nachhaltige Geschäftsmodelle als Lösung globaler Herausforderungen Ihre Halle Sozialunternehmen werden oft verkannt. ne Beitrag macht die Welt ein bisschen Vielfach werden sie als sozialromanti- besser. Dabei gilt es gerade mit innova- sche Eigenbrötler abgetan, die wenig bis tiven Produkten oder technischen Lösun- gar nichts von Wirtschaft verstehen. Da- gen voran zu gehen. Wir Unternehmerin- bei sind es Unternehmen, die sich mit ih- nen und Unternehmer stehen dabei auf rem wirtschaftlichen Betätigungsfeld festen Fundamenten. Der ehrbare Kauf- gesellschaftlichen Problemen annehmen mann (und die ehrbare Kauffrau) wird und versuchen zur Lö- explizit im IHK-Ge- sung beizutragen. Der setz genannt – das soziale Sektor fällt da- sollten wir in unse- bei immer als erstes: rem Handeln nach au- Inklusion, die Beschäf- ßen gegenüber Liefe- tigung von Menschen ranten, Partnern und mit Einschränkun- Kunden, aber auch gen oder Beeinträch- nach innen gegenüber tigungen, die Integra- unseren Mitarbei- tion von Geflüchteten tern beherzigen. Un- – das alles betrifft den sere Wirtschaftsform Bereich der Fachkräf- tegewinnung und -si- der sozialen Markt- wirtschaft – ergänzt Ihr Büro cherung. Ohne Fach- um eine ökologische/ kräfte wird kein nachhaltige Kompo- Unternehmen nach- nente ist das zwei- haltig sein können, in te Fundament, das es der Zukunft noch exis- auch in der Welt Glo- tieren können. balisierung und Digi- Die aktuellen Dis- talisierung zu bewah- kussionen um Klima, ren gilt. Kunststoff oder Kohle verdeutlichen den Unternehmerinnen und Unterneh- zweiten Gestaltungsbereich von Sozial- mer haben schon immer gesellschaftli- unternehmen; die ökologische Kompo- che Verantwortung übernommen – da nente. Der Klimawandel macht sich nicht gab es den Begriff corporate social res- nur global bemerkbar, sondern sorgt ponsibility noch gar nicht. Sind wir denn Ihr Haus auch bei uns für heiße Sommer, mehr nicht alle Sozialunternehmen im weites- Wetterextreme und Auswirkungen auf ten Sinn, indem wir uns für unsere Ge- Betriebe in Bonn und dem Rhein-Sieg- sellschaft einsetzen? Zumindest sind So- Kreis. Hier setzen Sozialunternehmen mit zialunternehmen keine außergewöhnliche nachhaltigen Geschäftsmodellen an, in- oder aussterbende Spezies wie unsere Ti- dem sie auf alternative Rohstoffe setzen, telgeschichte deutlich macht. ihre Lieferketten an ökologischen (und sozialen) Standards orientieren oder Dä- cher begrünen, Ressourcen schonen oder auf erneuerbare Energien in der Produk- tion setzen. Wilhelm Bouhs Dr. Ines Knauber-Daubenbüchel Hoch-, Tief-, Ingenieurbau GmbH Wir alle können mit unserem Ver- halten vor Ort den globalen Herausfor- Vizepräsidentin der Industrie- Koblenzer Straße 23 | 53498 Bad Breisig derungen begegnen, jeder noch so klei- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg Tel.: 0 26 33/45 56-0 | Fax: 0 26 33/45 56-56 E-Mail: info@bouhs.de | www.bouhs.de Hallen + Bausysteme
INHALTSVERZEICHNIS Impressum Herausgeber: Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg, Editorial 1 Bonner Talweg 17, 53113 Bonn, Telefon 0228 2284-0, Fax: 0228 2284-170, Inhalt / Impressum 2 E-Mail: info@bonn.ihk.de, Internet: www.ihk-bonn.de Redaktion und Gestaltung: Aktuelles 4 Friedhelm Wallnisch, (verantwortlich) Telefon 0228 2284-132, E-Mail: wallnisch@bonn.ihk.de Titelthema Sabine Blome, Telefon 0228 2284-136, E-Mail: blome@bonn.ihk.de Sozial denken, Michael Pieck, Telefon 0228 2284-130, E-Mail: pieck@bonn.ihk.de wirtschaftlich handeln Redaktion-Fax: 0228 2284-124 Social Entrepreneur - Mehr Mitarbeiter/innen dieser Ausgabe: Verantwortung wagen 8 Lothar Schmitz, Martina Schäfer, Ulrich Hanfeld Ausgabe: Februar 2020 Interview mit Stephan Grabmeier, Erscheinungsdatum: 16. März 2020 Autor und Kreativberater ISSN 0176-9162 „Die Welt zu einem Titelbild: Michael Marasson, besseren Ort machen“ 18 Telefon 02241 332142, Fax: 02241 336006 Cartoon: Burkhard Mohr Reportagen Fotonachweis: Titelbild Marasson - bittedankeschoen, farizun amrod, Irina Nazarova (Adobe Stock), Collage Blome/Hempel, Rheinhotel Dreesen, WikiCommons, Humbold-Universität Berlin, Pflegeteam Ein echtes Erfolgsmodell Wentland (4), S. Profitlich, Alma & Lovis, Alanus.edu, Estancia Verde (3), Godesburger (2), Stephan Grabmeier (2), REDPIXEL (Adobe Stock), CoreWillSoft (2), Meinolph Engels, GIB, Jo Hempel (3), blu- Beratungsförderung 20 design (Adobe Stock), RCP, DatenschutzStockfoto, M. Sondermann (5), TeddyDorado (6), Barbara Frommann (3) IHK (16), J. Tap/Hoch Zwei (CareConcept)), Business Code, TROWISTA, artegic, AIR Rekordbeteiligung „Ludwig 2020“ LLOYD, Meavision Media, momentum, Gerd Altmann (Pixabay), MAGS, Wodicka, Julien Eichinger 36 Mittelständler wetteifern (Adobe Stock), Marasson, WBG (2), peshkova (Adobe Stock), medien.de, Burkhard Weis (2) in der BTHVN-Runde 24 Die mit Namen oder Initialen gekennzeichneten Beiträge geben die Meinung des Autors, Bekämpfung von Geldwäsche jedoch nicht unbedingt die Ansicht der Kammer wieder. und Terrorismusfinanzierung Nachdruck nur mit Quellenangabe. Für den Nachdruck signierter Beiträge ist die Geneh- Nationale Risikoanalyse 26 migung des Verfassers erforderlich. Vervielfältigungen für den innerbetrieblichen Gebrauch sind gestattet. Die Zeitschrift ist das offizielle Organ der IHK Bonn/Rhein-Sieg und wird Das besondere Unternehmen an kammerzugehörige Unternehmen im Rahmen der Mitgliedschaft ohne Erhebung einer besonderen Bezugsgebühr abgegeben. Das Auktionshaus für Steiff-Tiere: TeddyDorado 28 Hinweis: Bei Fremdbeilagen/-beiheftern und Anzeigen handelt es sich um werbliche In- formationen von Anzeigenkunden. Inhalte, Aussagen und Gestaltung von Beilagen/-heftern 350 Fortbildungsabsolventen liegen allein in der Verantwortlichkeit des Kunden. erhielten ihre Urkunden Verlag, Anzeigen: Höhere Berufsbildung wppt:kommunikation GmbH, Treppenstraße 17-19, 42115 Wuppertal auf Bachelor und Master Telefon: 0202 42966-13, Fax: 0202 42966-29 Niveau 32 Verlag: k.klemp@wppt.de Anzeigen: az@wirtschaft-brs.de Internet: www.wppt.de Verantwortlich: Süleyman Kayaalp | Projektleitung: Kinga Klemp Verlag Spezial: Druckerei: Bonifatius GmbH Druck - Buch - Verlag, Karl-Schurz-Straße 26, 33100 Paderborn Dienstleister in vielen Facetten info@bonifatius.de | www.bonifatius.de Aktuell gültig: Mediadaten 2020 2 Die Wirtschaft März 2020
INHALTSVERZEICHNIS Sozial denken, wirtschaftlich handeln Social Entrepeneurship Wirtschaftlich handeln und gesell- Sozial schaftliche Verantwortung zu über- Ökologisch nehmen muss für Unternehmen kein Widerspruch sein. Sogenannte „Social Entrepreneurs“ machen es erfolgreich vor, auch in der Region Bonn/Rhein-Sieg. Wenn von „Social Entrepreneurship“ die Ökonomisch Rede ist, sind Unternehmen gemeint, bei denen Gewinn nicht die einzige Maxime 8 ist, sondern die auch Mensch und Umwelt im Blick haben. Nationale Unsere Region Risikoanalyse Firmenberichte40 Die Nationale Ri- Arbeitsjubiläen44 sikoanalyse analy- siert Stärken und Schwächen bei der Bekämpfung von Service Geldwäsche und der Standortpolitik45 Terrorismusfinanzie- Recht und Steuern 46 rung. Unternehmen, die dem Geldwä- 26 Multimedia, Gesundheit 47 schegesetz verpflichtet sind, finden darin wichtige Hinweise und Innovation, Umwelt 48 Unterstützung für die Umsetzung in ihrem Geschäftsfeld. International49 Das besondere Unternehmen: TeddyDorado Berufsbildung und Fachkräftesicherung50 Generationen von Kindern sind mit ihnen groß geworden, und auch Carsten Eßer konnte sich dem Reiz der Veranstaltungskalender51 Plüschtiere aus der vor 140 Jahren ge- IHK-Börsen53 gründeten Margarete Steiff Manufaktur nicht entziehen. Eßer ist der führende Ex- perte, wenn es um die Datierung und Ta- xierung historischer Plüschtiere mit dem IHK Intern/DIHK berühmten „Knopf im Ohr“ geht. Vor zehn 42. Bonner Wirtschaftstalk 54 Jahren gründete der Wachtberger das weltweit erste und bis heute einzige Auk- 12 Fragen an Burkhard Weis 55 tionshaus, das sich auf die Versteigerung Cartoon/Vorschau56 von Steiff-Stofftieren und -Teddybären 28 mit hohem Sammlerwert spezia- lisiert hat. Die Wirtschaft März 2020 3
REPORTAGE AKTUELLES Das wollen Unternehmen wissen Infos zum Coronavirus Derzeit ändert sich die Lage rund um das Virus Covid-19 nahezu stündlich. Die IHK Bonn/Rhein-Sieg stellt auf ihrer Websi- te www.ihk-bonn.de/ueber-uns/bera- tung-und-ser viceleistungen/coronavi- rus.html#c9587 aktuelle Informationen bereit. Sie sollen Unternehmerinnen und Unternehmer bei der Einschätzung der Lage helfen, sodass sie eventuell not- wendige Maßnahmen einleiten können. Wie stelle ich ei- nen betrieblichen Pandemieplan auf? Wo gibt es aktuel- le Infos? Eine Mitar- beiterin oder ein Mit- Für Unternehmen: arbeiter ist infiziert – Infoseite der IHK was tun? Auf der Seite Bonn/Rhein-Sieg haben die Mitarbei- zum Coronavirus terinnen und Mitar- beiter verschiedener Abteilungen der IHK zahlreiche hilfreiche Links und Tipps für Unternehmen zusammengetragen. Weitere Informationen unter www.ihk-bonn.de | Webcode @3510 Ideenmarkt spezial: Best of Beethoven IHK bezieht Position Beethoven-Produkte und -Dienstleistungen jetzt online Mitmacher*innen gesucht! 250 Jahre Beethoven - Bonn und die Region Einzelvideos der ‚Best of Beethoven‘-An- Im Vorfeld der Kommunalwahlen im Sep- Bonn/Rhein-Sieg feiert! Eine Vielzahl von gebote ergänzen können.“ Die Industrie- tember 2020 wird sich die IHK wieder zu den Musikveranstaltungen und künstlerischen und Handelskammer veröffentlicht seit wichtigsten wirtschaftspolitischen Themen in Ausstellungen locken Besucherinnen und März in regelmäßigen Abständen auf ihrer der Region zu Wort melden. Erstmals besteht Besucher aus dem In- und Ausland in die Facebook-Seite „IHK.Bonn“ die Kurzinter- für Mitgliedsunternehmen die Möglichkeit, Region. Ein prall gefüllter Veranstaltungs- views der Ausstellerinnen und Aussteller. bereits an der Formulierung der „Wirtschafts- kalender präsentiert den Künstler das ganze Interessierte können sich nicht nur über politischen Positionen (WiPo)“ und den daran Jahr über in unterschiedlichen Genres. die Angebotsvielfalt informieren, sondern geknüpten Empfehlungen mitzuwirken. Da darf auch das Angebot der Wirt- erfahren auch die Geschichten hinter den Als Diskussionsgrundlage finden inter- schaft nicht fehlen. Bereits Anfang Febru- Produkten oder den Dienstleistungen: Wie essierte Mitglieder einen ersten Entwurf der ar präsentierten sich unter der Überschrift sind die Unternehmen auf die Ideen ge- WiPo auf der IHK-Homepage www.ihk-bonn. „Best of Beethoven – Beethoven mit allen kommen? Und wie wurden sie umgesetzt? de | Webcode 2481. Anmerkungen und Kom- Sinnen“ 37 Ausstellende beim Ideenmarkt. Zur Zeit wird über weitere Möglich- mentare können an den IHK-Ansprechpartner Speziell kreierte Produkte und Dienstlei- keiten der Veröffentlichung nachgedacht, Michael Schmaus, E-Mail: schmaus@bonn. stungen rund um die Geschichte, die Vor- um die zahlreichen Produkte und Dienst- ihk.de Tel.: 0228 2284-140 gerichtet wer- lieben oder auch die Eigenarten von Ludwig leistungen auch über das Beethoven-Ju- den. Diese werden für die WiPos berücksich- van Beethoven wurden hier vorgestellt. biläumsjahr hinaus in der Öffentlichkeit tigt, die dann im Mai bzw. Juni von Präsidi- „Diese vielfältigen Kreationen und präsentieren zu können. um und Vollversammlung verabschiedet wer- Ideen möchten wir jetzt allen zugänglich Weitere Informationen sind bei den den. Die endgültige Fassung wird sowohl auf machen - auch denen, die bei der Veran- IHK-Ansprechpartnern Michael Pieck, der IHK-Homepage als auch in der Kammer- staltung nicht dabei waren“, so Michael E-Mail: pieck@bonn.ihk.de, Telefon zeitung und der regionalen Presse veröffent- Pieck, Pressesprecher der IHK Bonn/ 0228 2284-130 und Regina Rosenstock, licht. Sie dient als Grundlage für die Beratung Rhein-Sieg. „Wir freuen uns sehr, dass wir E-Mail: rosenstock@bonn.ihk.de, Telefon: von Politik und Verwaltung durch die IHK in den Film über die Veranstaltung nun um 0228 2284-181, erhältlich. den kommenden Jahren. 4 Die Wirtschaft März 2020
AKTUELLES Wussten schon Sie ... dass Nordrhein-Westfalen attraktivste Region in Deutschland ist und in Europa auf Platz drei hinter Paris und Dublin liegt? Ein Standortvergleich der Financial Times Group hat ergeben, dass der Wirt- schafts- und Investitionsstandort NRW zu den führenden Regionen Europas zählt. Im alle zwei Jahre durchgeführten Ran- king „European Cities and Regions of the Future 2020/2021“ des fDi Magazine, ei- nem Tochterunternehmen der Financial Times Group belegt Nordrhein-Westfalen in zahlreichen Kategorien vordere Plätze: Nr. 1 bei der Anwerbung ausländischer Di- rektinvestitionen, Nr. 2 unter den zukunfts- fähigen „Large“ bzw. „Western European Regions“ mit mehr als vier Millionen Ein- wohnern. Im Gesamtranking der Regionen belegt Nordrhein-Westfalen Platz drei hin- ter den Großräumen Paris und Dublin. Ehrung für langjährigen IHK-Vizepräsidenten Das positive Gesamtergebnis kom- plettieren die durchweg hohen Bewertun- Bundesverdienstkreuz für Fritz Georg Dreesen gen in den Kategorien „Human Capital and Fritz Georg Dreesen, langjähriger Ge- freuen uns mit ihm außerordentlich“, so Lifestyle“ und „Connectivity“ sowie „Eco- schäftsführer des Familien- und Tradi- IHK-Präsident Stefan Hagen. Bereits seit nomic Potential“ und „Business Friendli- tionshotels Rheinhotel Dreesen GmbH 1990 ist Fritz Georg Dreesen in den Gre- ness“. Nordrhein-Westfalen überzeugt hier in Bonn-Bad Godesberg und ehemaliger mien der IHK Bonn/Rhein-Sieg engagiert. unter anderem mit seinem Hochschul- und Vizepräsident der Industrie- und Han- Von 1998 bis 2017 war er IHK-Vizepräsi- Forschungsnetzwerk, dem großen Talent- delskammer Bonn/Rhein-Sieg wurde am dent. Aktuell ist er Vorsitzender des IHK- pool an qualifizierten Fachkräften mit jähr- 18. Februar mit dem Bundesverdienst- Tourismusausschusses. lich rund 110.000 Absolventen sowie der kreuz am Bande ausgezeichnet. Der Bun- Inhaltlich setzte sich Fritz Georg dichten Verkehrs- und Logistikinfrastruktur despräsident ehrte damit Dreesens kon- Dreesen im Zuge des Umzuges der Bun- mit internationaler Anbindung. tinuierlichen Einsatz für die Entwicklung desregierung von Bonn nach Berlin und Die Spitzenplatzierung für die An- der Wirtschaftsregion Bonn/Rhein-Sieg. der damit verbundenen Neuausrichtung siedlungsstrategie („FDI Strategy“) be- Ashok Sridharan, Oberbürgermeister der des Tourismus in der Region Bonn in be- gründet das Magazin mit der vielfälti- Stadt Bonn, übernahm persönlich die sonderem Maße für die Gründung der gen Unterstützung, die das Land interna- Verleihung im Bonner Rathaus. Tourismus und Congress GmbH Bonn tionalen Investoren bietet. Auch die Kon- „Fritz Dreesen wirkte über Jahrzehn- Rhein-Sieg Ahrweiler ein. Ein weiteres zentration auf Zukunftsthemen wie Smart te eindrucksvoll in der Bonner Stadtge- großes Anliegen des Hoteliers war und Manufacturing, E-Commerce, Startups, sellschaft und darüber hinaus. Mit der ist, die Bedeutung Ludwig van Beetho- E-Mobilität und Künstlicher Intelligenz Verleihung des Bundesverdienstkreuzes ven für seine Geburtsstadt Bonn sowie setzt, überzeugte die Juroren. „Die Aus- wird sein herausragendes ehrenamtliches die Region herauszustellen. Dafür setzte zeichnung für die beste FDI-Strategie ist Engagement für unsere Wirtschaftsregi- er sich auch als Mitinitiator der im Juni eine große Bestätigung unserer langjähri- on durch die Bundesrepublik Deutschland 2013 gegründeten Förderer-Beethoven- gen Arbeit“, so Petra Wassner, Geschäfts- gewürdigt. Wir gratulieren Herrn Dreesen Festspielhaus-Bonn e.G., kurz Beet- führerin von NRW.INVEST. zu dieser besonderen Auszeichnung und hoventaler Genossenschaft ein. Die Wirtschaft März 2020 5
Open Air-Gründerfestival für digitale Innovationen in Bonn Digital Hub Summer Slam 2020 Am Donnerstag, 4. Juni, lädt der Digital Hub, dukte und Leistungen vor. Darüber digitale Experten, Entrepreneure, Rheinwerkallee 6, 53227 Bonn, ab 14 Uhr hinaus zeigen Unternehmen inno- Investoren, Gründungsinteressier- zum dritten „Summer Slam“ ein. Das Event vative Ideen und neue Produkte. te, Macher und Politiker - erwartet. ist eine Mischung aus Information, Netzwer- Im Anschluss findet wie jedes Jahr Anmeldung und weitere Infos unter ken, Workshops und Party. Der Summer Slam wieder die „Summer Slam Par- www.digitalhub.de/summerslam. ist als Brücke zwischen Mittelstand und in- ty“ mit einem musikalischen und Unternehmerinnen und Unter- novativen Start-ups gedacht. kulinarischen Rahmenprogramm nehmer sowie Start-ups, die sich www.digitalhub.de/ Wie im vergangenen Jahr präsentieren statt. Dabei gibt es ausreichend für eine Teilnahme an den Pitches summerslam auch diesmal Start-ups aus ganz Nordrhein- Zeit zum Networking und Aus- oder der Expo interessieren, können Westalen in dreiminütigen Elevator Pitches tausch. Zu der Veranstaltung werden neben sich beim Digital-Hub-Team, Telefon 0228 ihre Geschäftsideen. Außerdem stellen Digi- prominenten Keynote-Speakern wieder über 4334-2600, E-Mail hello@digitalhub.de, tale Startups aus NRW in einer Zeltexpo Pro- 2.000 Teilnehmende - u.a. Wissenschaftler, anmelden. Informationsveranstaltung IHK-Zufriedenheitsumfrage DIE WIRTSCHAFT früher online lesen Zollbeauftragte im Unter- Gestaltung der Wirtschafts- „Digital-Abo“ nehmen und ihre Haftung region zentrales Anliegen Die Online-Ausgaben von „Die Wirtschaft“ Unternehmen, die Waren ins Ausland ver- Die ehrenamtlich engagierten Unternehme- werden in aller Regel einen Werktag vor der kaufen oder von dort beziehen, sehen sich rinnen und Unternehmer in der IHK Bonn/ Printausgabe veröffentlicht. Außerdem er- wachsenden Anforderungen gegenüber. Am Rhein-Sieg sind mit der Gremienarbeit zu- scheinen eine gekürzte Fassung der Titel- Montag, 27. April, findet daher von 12:00 bis frieden. Das zeigt eine aktuelle Umfrage un- story und verschiedene Reportagen auf der 16:00 Uhr im großen Sitzungssaal der IHK, ter den 300 Mitgliedern der IHK-Vollver- IHK-Website. Interessierte können sich jetzt Bonner Talweg 17, 53113 Bonn, eine Infor- sammlung sowie der IHK-Ausschüsse. 60 mit einem kostenfreien „Digital-Abo“ mo- mationsveranstaltung zum Zollbeauftrag- Prozent der Befragten schätzen besonders natlich von der Redaktion per E-Mail über ten statt. In der Veranstaltung geht es um den Austausch zu aktuellen standortpoliti- die Veröffentlichung der Online-Ausgaben Pflichtverletzungen im Bereich des Zoll- schen Fragen. Besonders wichtig ist ihnen informieren lassen. Die Mail enthält ne- rechts (Schwerpunkt Importe) und Strategi- die öffentliche Wahrnehmung der Interes- ben einem Überblick der aktuellen Themen en zur Risikovermeidung. Besonderes Augen- senvertretung gegenüber Politik und Ver- verschiedene Links, unter denen die Aus- merk liegt auf den verschiedenen Verantwor- waltung. Zentrales Anliegen ist die Mitge- gabe als PDF oder tungsbereichen von unternehmenseigenen staltung des Wirtschaftsraums Bonn/Rhein- E-Paper herunter- Zollbeauftragten, betriebsfremden Dritten Sieg im Sinne der Gewerbetreibenden. Die geladen oder mobil (z. B. Speditionen) sowie der Unternehmens- genannten Bereiche sollen daher künftig online gelesen wer- leitung. Weitere Informationen zur kosten- noch stärker in den Fokus der IHK-Arbeit rü- den kann. Weitere pflichtigen Veranstaltung sind bei Tobias Im- cken. Nun wird in den Gremien diskutiert, Informationen und berge, Telefon 0228 2284-167, E-Mail: im- welche Maßnahmen dafür eingeleitet wer- Anmeldung unter berge@bonn.ihk.de, oder unter www.ihk- den sollen. Die Wirksamkeit soll dann in ei- www.ihk-bonn.de | www.ihk-bonn.de | bonn.de | Webcode @6492297 erhältlich. ner neuen Umfrage überprüft werden. Webcode @3310 Webcode @3310 6 Die Wirtschaft März 2020
WIR SIND FÜR SIE DA! Seit Anfang des Jahres 2018 betreuen wir von wppt : kommunikation die Kammerzeitschrift der IHK Bonn/Rhein-Sieg als neuer Verlag. Dementsprechend sind wir für die Anzeigenakquise, die Herstellung und den Versand von DIE WIRTSCHAFT zuständig. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit! Haben Sie noch Fragen? Sprechen Sie uns gerne an! BUCHEN SIE JETZT IHRE ANZEIGE! Ansprechpartnerin Verlag: Ansprechpartnerin Kinga Klemp, wppt : kommunikation GmbH Anzeigenberatung und -verkauf: Treppenstraße 17–19, 42115 Wuppertal Renate Vogel Tel. 0202 42966-0, k.klemp@wppt.de Tel. 02236 3278041 www.wppt.de az@wirtschaft-brs.de
Sozial Ökologisch Ökonomisch Wirtschaftlich handeln und gesellschaftliche Verantwor- tung zu übernehmen muss für Unternehmen kein Wider- spruch sein. Sogenannte „Social Entrepreneurs“ machen es erfolgreich vor, auch in der Region Bonn. Eine exakte De- finition gibt es nicht, doch klar ist: Wenn von „Social En- trepreneurship“ die Rede ist, sind Unternehmen gemeint, bei denen Gewinn nicht die einzige Maxime ist, sondern die auch Mensch und Umwelt im Blick haben. Wie sich beides – schwarze Zahlen und gesellschaftliche Verantwortung – kombinieren lässt, davon erzählt diese Titelgeschichte.
TITELTHEMA REPORTAGE „BlackRock wird Nachhaltigkeit ins Zentrum seines In- vestmentansatzes rücken (…). Larry Fink “ Gründer, Aufsichtsrats- vorsitzender und Vorstands- vorsitzender des weltgrößten Vermö- gensverwalters BlackRock Social Entrepreneurship Mehr Verantwortung wagen Post von Larry Fink bekommt längst nicht jeder. Nachhaltigkeitsrisiko darstellen, wie zum Beispiel Man muss schon Konzernchef sein und in der öko- Wertpapiere von Kohleproduzenten.“ nomischen Hierarchie weit oben stehen. Doch Fink ist überzeugt: Unternehmen hätten die Ver- wer weiß: Mancher deutsche Unternehmenslen- antwortung und die ökonomische Pflicht, ihren ker hätte den Brief, der Mitte Januar an sie adres- Aktionären ein klares Bild darüber zu vermitteln, siert war, vielleicht lieber nicht erhalten. Denn er ob sie auf die Veränderungen angemessen vor- enthielt einige ungewöhnliche Botschaften. bereitet sind. Und: „Sie als Unternehmen müssen Larry Fink ist Chef von BlackRock, einer welt- sich bewusst und entschieden für Ihren Zweck und weit agierenden Fondsgesellschaft, die nicht Ihre Stakeholder einsetzen – für Ihre Aktionäre, immer für positive Schlagzeilen sorgt. Das „Han- Kunden, Mitarbeiter und Gemeinden, in denen Sie delsblatt“ nennt ihn den „mächtigsten Mann der tätig sind. Auf diese Weise wird Ihr Unternehmen Finanzmärkte“. Laut „tagesschau.de“ stehen hin- langfristig prosperieren – zum Wohle Ihrer Anle- ter Blackrock Anlagegelder von rund sieben Billio- ger, Mitarbeiter und der Gesellschaft als Ganzes.“ nen Dollar. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 betrug das gesamte Bruttoinlandsprodukt Deutschlands rund 3,44 Billionen Euro, also gerade mal die Hälfte. Das Leitbild des „Ich bin überzeugt, dass wir vor einer fun- „Ehrbaren Kaufmanns“ damentalen Umgestaltung der Finanzwelt stehen“, schreibt Fink. Die nicht von der Hand zu weisenden Die Worte des BlackRock-Chefs sind eine klare An- Klimarisiken würden Anleger zwingen, ihre zentra- sage. Er fordert von den Unternehmen mehr Nach- len Annahmen zur modernen Finanzwirtschaft zu haltigkeit ein und erinnert sie an ihre gesellschaftli- überdenken. Schon bald werde es zu einer erheb- che Verantwortung. Die liegt laut Milton Friedman, lichen Umverteilung von Kapital kommen. Deshalb dem 2006 verstorbenen Wirtschaftsnobelpreisträ- werde BlackRock „Nachhaltigkeit ins Zentrum sei- ger, einzig darin, die Gewinne zu steigern. Das sieht nes Investmentansatzes rücken (…). Wir wer- man bei BlackRock offenbar nicht (mehr) so. Und den uns von Anlagen trennen, die ein erhebliches nicht nur dort. Immer mehr Unternehmen – vom Die Wirtschaft März 2020 9
TITELTHEMA Start-up über Mittelständler bis zu großen Fir- Doris Sommer ist eine Verfechterin dieses Leit- men – stellen sich verstärkt ihrer Verantwortung bilds. An der Sozialen Marktwirtschaft schätzt sie und begeben sich auf den Weg zu beide Wortbestandteile. „Ich bin überzeugt von mehr ökonomischer, ökologischer der Sozialen Marktwirtschaft, und auch die Be- und sozialer Nachhaltigkeit. zeichnung „Ehrbarer Kaufmann“ trifft es ganz gut. Dabei ist dieser Weg eigent- Es darf in unserer Branche niemals das Ziel sein, lich längst geebnet. Schon die höchste Gewinnmaximierung zu erzielen; das finde Kaufleute im Mittelalter wuss- ich nicht angemessen“, sagt die Geschäftsführerin ten, worauf eine gute Wirt- der Pflegeteam Wentland GmbH & Co. KG in Rhein- schaftsordnung gründen sollte. bach. Ihr Unternehmen versorgt mit rund 350 Mit- Um sich gegen Misstrauen und arbeitern täglich über 550 Kunden in der ambulan- Bedrohung zu wappnen, grenz- ten Pflege. ten sie sich mithilfe eines Ehren- Zugleich ist für sie klar: „Als familiengeführtes kodexes gegen Betrüger ab – das Unternehmen, das verschiedene Pflegedienstleis- „Leitbild des Ehrbaren Kauf- tungen anbietet, müssen wir Geld verdienen, um manns“ war geboren. Es steht langfristig qualitative Leistungen erbringen zu kön- für ein ausgeprägtes Verantwor- nen.“ Der Anspruch des Unternehmens sei es, pro- tungsbewusstsein für das eige- fessionelle und ehrliche Dienstleistungen für Men- ne Unternehmen, für die Gesell- schen anzubieten. „Diese wiederum müssen gut schaft und die Umwelt. bezahlt werden, damit wir Arbeitsplätze für Mit- Sogar in der Weltliteratur ist arbeiter und das Unternehmen langfristig sichern es verankert – Thomas Mann sei können“, erklärt Sommer. Das alles zählt für sie zu Dank. Mit Johann Buddenbrook schuf er den „Ehr- Joachim verantwortlichem unternehmerischem Handeln. baren Kaufmann“ par excellence. Seinem Unter- Schwalbach nehmensnachfolger schreibt der alte Buddenbrook ist emeritierter Professor für Verantwortung übernehmen – ins Stammbuch: „Mein Sohn, sey mit Lust bey den Internationales Corporate Social Responsibility Geschäften am Tage, aber mache nur solche, dass Management an wir bey Nacht ruhig schlafen können!“ Diese Ma- der Humboldt-Uni- Wem der Begriff „Ehrbarer Kaufmann“ zu altertüm- xime hat bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. versität Berlin. lich ist – es gibt auch einen englischsprachigen Be- Und sie ist ein Pfeiler der Wirtschaftsordnung Bild: Presse griff, der im Grunde für eine zeitgemäße Varian- in Deutschland. „Das Leitbild des Ehrbaren Kauf- te des Konzepts vom „Ehrbaren Kaufmanns“ steht: manns und die Soziale Marktwirtschaft sind im „Corporate Social Responsibility“, kurz: CSR. Das Grunde eins“, sagt Prof. Dr. em. Joachim Schwal- steht für gesellschaftliche Un- bach. „Der ehrbar, also verantwortungsvoll han- ternehmensverantwortung – und delnde Unternehmer verfolgt seine Unterneh- die spielt im Alltag von immer mensziele, ohne dabei die Ziele der Gemeinschaft mehr Firmen eine Rolle. aus dem Auge zu verlieren.“ „Sozialunternehmen re- Schwalbach ist Wirtschaftswissenschaftler agieren mit innovativen Ge- und emeritierter Professor an der Wirtschaftswis- schäftsmodellen auf aktuel- senschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universi- le gesellschaftliche Fragen wie tät zu Berlin. Während seiner aktiven Zeit setzte er beispielsweise Klimawandel sich mit allen Kräften dafür ein, das Leitbild stär- oder nachhaltige Produktion“, ker ins Bewusstsein der wirtschaftlichen Akteure weiß IHK-Pressesprecher Mi- zu rücken. An der Humboldt-Universität forschte chael Pieck. Als Leiter des CSR- er nicht nur viele Jahre zum „Ehrbaren Kaufmann“, Kompetenzzentrums beobach- sondern baute das Thema auch in seine Lehrveran- tet er schon länger, dass auch staltungen ein. bei etablierten Unternehmen in Vor kurzem fand das Leitbild sogar erstmals Ein- der Region das Engagement für gang in die aktuelle Fassung des „Deutschen Corpo- Umweltschutz und soziale Nach- rate Governance Kodexes“, den die entsprechende haltigkeit wächst. Regierungskommission im Januar beim Bundesjus- „Für mich war CSR sogar tizministerium zur Prüfung und Veröffentlichung eine Motivation, mein eigenes eingereicht hat. Der Kodex enthält Grundsätze, Unternehmen zu gründen“, sagt Empfehlungen und Anregungen für Vorstände und Severine Profitlich, Inhaberin der Michael Pieck Aufsichtsräte, die dazu beitragen sollen, dass die Pressesprecher Profitlich & Co. Immobilien KG in Bonn. Die Makle- deutschen börsennotierten Gesellschaften im Un- der IHK Bonn/ rin war bis 2012 in einem Unternehmen der Immo- ternehmensinteresse geführt werden. Rhein-Sieg bilienwirtschaft tätig. „Dort spielte CSR eigentlich 10 Die Wirtschaft März 2020
TITELTHEMA Doris Sommer führt mit Matt- hias Wentland die Geschäfte der Pflegeteam Wentland GmbH & Co. KG in Rheinbach mit 350 Beschäf- tigten und über 550 Kunden in der ambulanten Pflege. Beide sind überzeugt von der Sozialen Markt- wirtschaft und dem Leitbild des „Ehrbaren Kaufmanns“. Die Wirtschaft März 2020 11
TITELTHEMA merin. Was sie antreibt: Sie möchte, dass ihr Un- ternehmen qualitativ eine erste Adresse auf dem Markt ist. Dazu gehört für die 37-Jährige auch die Weitergabe von Wissen an die nächste Generation – sie bildet von Anfang an fundiert aus und ermög- licht Einstiegsqualifizierungen sowie Schülerprak- tika. Und sie hat sich ganz den Prinzipien guter Un- ternehmensführung verschrieben. Doch das ist nicht alles. „Eine besondere Mo- tivation von mir ist es, auf die besonderen Belange von Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen und ihnen nach Möglichkeit Zugang zu ad- äquatem Wohnraum zu verschaffen“, betont Profit- lich. Das tut sie mit ihrem Unternehmen – und auf dem Wege ehrenamtlichen Engagements. Die Un- ternehmerin ist unter anderem im Vorstand der Be- hindertengemeinschaft der Stadt Bonn aktiv. Zudem wirbt sie auch öffentlich für die Prinzipien der gesell- schaftlichen Verantwortung von Unternehmen, näm- lich als „CSR-Botschafterin“ des CSR-Kompetenz- Legt großen Wert auf gute Unternehmensführung und gesellschaftliches zentrums Rheinland bei der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Engagement: Severine Profitlich, Inhaberin der Profitlich & Co. Immobili- en KG und CSR-Botschafterin. gar keine Rolle“, erinnert sie sich, „das fand ich sehr Solide wirtschaften, ohne Mensch bedauerlich.“ Sie wollte zeigen, dass auch im Im- und Natur auszubeuten mobiliengeschäft gesellschaftliche Verantwortung Auch Annette Hoffman und Elke Schilling waren möglich und nötig ist, deshalb wurde sie Unterneh- mit ihrem früheren Berufsweg unzufrieden. Die Definitionen verantwortung ausgeführt sind, insbe- nützigen Gesellschaft mit beschränkter Social Entrepreneurship sondere in der ILO-Grundsatzerklärung Haftung. Viele Einrichtungen wie Kran- Das primäre Ziel von Social Entrepre- über Unternehmen und Sozialpolitik, den kenhäuser oder Kindergärten werden neurship ist die Lösung gesellschaftli- OECD-Leitsätzen für multinationale Un- aufgrund der gestiegenen wirtschaftli- cher Herausforderungen. Dies wird durch ternehmen, den UN-Leitprinzipien für chen Anforderungen als gGmbH geführt. kontinuierliche Nutzung unternehme- Wirtschaft und Menschenrechte, im UN Die gGmbH verfolgt einen gemeinnüt- rischer Mittel erreicht und resultiert in Global Compact oder in der ISO 26000. zigen oder mildtätigen Zweck, auch re- neuen und innovativen Lösungen. Durch Konkret geht es beispielsweise um faire ligiöse Hintergründe sind denkbar. Der steuernde und kontrollierende Mecha- Geschäftspraktiken, mitarbeiterorien- Zweck ist wichtig für die Anerkennung nismen wird sichergestellt, dass die ge- tierte Personalpolitik, sparsamen Einsatz der Gemeinnützigkeit, wobei sich Hin- sellschaftlichen Ziele intern und extern von natürlichen Ressourcen, Schutz von weise dazu auch aus der Abgabenord- gelebt werden. Klima und Umwelt, ernst gemeintes En- nung (§ 52 und § 53) ergeben. Einfach (Quelle: Social Entrepreneurship gagement vor Ort und Verantwortung gesagt bedeutet das, dass alles, was Netzwerk Deutschland e.V., Berlin) auch in der Lieferkette. die gGmbh tut, diesem gemeinnützigen (Quelle: Bundesministerium Zweck dienen muss. Um das zu garan- Corporate Social für Arbeit und Soziales, Berlin) tieren, sind auch der Gewinn und des- sen Ausschüttung bei der gGmbH regle- Responsibility (CSR) Gemeinnützige mentiert. Daher muss auch sichergestellt CSR ist die Verantwortung von Unter- nehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft (gGmbH) werden, dass die Gehälter in einem an- gemessenen Verhältnis zur Leistung des Gesellschaft. Dies umfasst soziale, ökolo- Die gGmbH ist eine Abwandlung der Unternehmens stehen. gische und ökonomische Aspekte, wie sie GmbH. Folglich gelten auch die meisten (Quelle: Gründerplattform der KfW etwa in international anerkannten Re- gesetzlichen GmbH-Vorschriften für die und des Bundesministeriums ferenzdokumenten zur Unternehmens- Gründung und Führung dieser gemein- für Wirtschaft und Energie) 12 Die Wirtschaft März 2020
TITELTHEMA Modedesignerin und die Bekleidungstechnik-Inge- nieurin waren viele Jahre in der konventionellen Modebranche beschäftigt. Bis ihnen jeweils klar wurde: „So wollten wir nicht mehr weiterarbeiten!“ 2011 lernten sie sich kennen, bereits bei der zweiten Begegnung war die Idee geboren: „Wir stel- len selbst Damenoberbekleidung her und vertreiben sie – schick und ökologisch“, erzählt Hoffman. Sie gründeten in Bonn die Alma & Lovis GmbH. Bereits bei ihrem ersten Besuch einer Messe für nachhaltige Mode in Berlin konnten sie mit ihrem neuen Label auf sich aufmerksam machen „Wir wollen beweisen, dass man solide wirtschaften kann, ohne Men- und erste Kunden gewinnen. Zum Beispiel kiss the schen und Natur auszubeuten!“ - Annette Hoffman und Elke Schilling inuit mit Läden in Köln und Bonn oder Fashion for von Alma & Lovis in Bonn, die faire und ökologische Mode anbieten und Friends aus dem Allgäu. Inzwischen finden sich für den CSR-Preis der Bundesregierung 2020 nominiert sind. auch in ersten herkömmlichen Modegeschäften die nachhaltigen Produkte von Alma & Lovis. „Unser Antrieb: Wir wollen beweisen, dass man solide wirtschaften kann, ohne Menschen und Natur auszubeuten“, sagt Schilling. Produzie- ren lassen die beiden ausschließlich in Europa und Peru (Alpaca) in zertifizierten Betrieben, sie zah- len faire Löhne, achten auf die Arbeitsbedingungen in den Fabriken, auf die Haltung der Tiere bei den Landwirten, von denen sie Wolle oder Leder bezie- hen, und darauf, dass etwa Baumwolle ausschließ- lich aus kontrolliert ökologischem Anbau kommt. Als eines der ersten Modelabels in Deutschland hat sich Alma & Lovis dazu mit dem „Grünen Knopf“ zertifizieren lassen, dem ersten staatlichen Siegel für nachhaltige Mode. Geprüft werden dabei übrigens auch die Ar- beitsbedingungen im Inland, also in der kleinen Zentrale in Bonn, wo außer den beiden Unterneh- merinnen fünf fest Angestellte sowie immer wieder Studierende und Minijobber an Kreation, Vertrieb und Marketing mitwirken sowie für die Büroarbeit sorgen. „Die Beschäftigten wurden befragt, außer- dem mussten wir die Arbeitsverträge vorlegen“, er- zählt Hoffman. Demnächst geht das Unternehmen sogar noch einen Schritt weiter: „Wir wollen für 2020 erstmals eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen“, sagt Schilling. Die „Gemeinwohl-Ökonomie“ versteht sich als kon- kret umsetzbare Alternative für Unternehmen ver- schiedener Größen und Rechtsformen. Auf der Homepage des Vereins International Federation for the Economy for the Common Good e.V. heißt es: „Der Zweck des Wirtschaftens und die Bewer- tung von Unternehmenserfolg werden anhand ge- meinwohl-orientierter Werte definiert.“ Grundla- gen seien unter anderem die Ethik der Achtung vor der Natur und der Schutz der Erde. „Wir sind von der Idee dahinter überzeugt und finden, dass alle Unternehmen viel stärker als bis- her Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und dass auch die Beschäftigten viel mehr in stra- Die Wirtschaft März 2020 13
TITELTHEMA „Existieren wir in erster Linie, um finanzielle Interessen der Share- holder zu befriedigen – oder weil wir eine so- ziale oder ökologische Herausforderung lösen möchten, also um einen Beitrag zu einer besse- ren Welt zu leisten?“, fragt Professor Dr. Stephan Hankammer von der Alanus Hoch- schule für Kunst und Gesellschaft in Alfter. tegische Entscheidungen einbezogen werden soll- So wichtig es sei, wenn ein Unternehmen den ört- ten“, begründet Hoffman diesen Schritt, „deshalb lichen Sportverein sponsert, Kulturveranstaltungen gehen auch wir diesen Schritt.“ fördert oder Geld für den Neubau einer Kita gibt – so Ende Januar wurde übrigens bekannt, dass Alma lange dieses Engagement ein Nebenaspekt des un- & Lovis für den diesjährigen CSR-Preis der Bundes- ternehmerischen Handelns bleibe, wolle er nicht von regierung nominiert wurde – als eines von 25 Unter- „Sustainable Entrepreneurship“ sprechen. nehmen in fünf Kategorien. „Die Unternehmen zei- Die Herangehensweise der Unternehmerin oder gen, dass sie sich in besonderem Maße für eine sozial, des Unternehmers müsse vielmehr lauten: „Existieren ökonomisch und ökologisch verträgliche Arbeitsweise wir in erster Linie, um finanzielle Interessen der Share- engagieren“, hieß es in einer Pressemitteilung. Verlie- holder zu befriedigen – oder weil wir eine soziale oder hen wird der Preis im Juni in Berlin. ökologische Herausforderung lösen möchten, also um einen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten?“ Soziale und ökologische Ver- Wie wird man „Social Entrepreneur“? Für Han- antwortung gehören ins Kern- kammer ist die Antwort klar: „Wenn man sich sys- geschäft eines Unternehmens tematisch Gedanken darüber macht, welche Auswir- kungen das eigene unternehmerische Handeln auf alle Folgt man den Überlegungen von Prof. Dr. Stephan relevanten Akteure – von den eigenen Beschäftigten Hankammer, kann man Annette Hoffman und Elke bis zu den Lieferanten und Kunden – und auf die Um- Schilling als „Social Entrepreneurs“ bezeichnen. welt hat, wenn diese Erkenntnisse das Handeln beein- Wobei dem Juniorprofessor für Nachhaltige Unter- flussen und man dann immer wieder kritisch prüft, nehmensführung und Entrepreneurship an der Ala- ob das Handeln den aus den Erkenntnissen abgelei- nus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter teten Unternehmenszielen entspricht, und nachsteu- das Wörtchen „Social“ an dieser Stelle weniger gut ert.“ Ziel müsse es sein, nachhaltig zu wirtschaften gefällt, er spricht lieber von „Sustainable Entrepre- und zugleich auch Vorbild für andere zu sein. neurship“, also nachhaltigem Unternehmertum. „Eine klare, einfache Definition gibt es leider nicht“, bedauert der Wissenschaftler – und wagt Transparenz in der Lieferkette, eine Annäherung: „Ich spreche von sozialem oder faire Löhne, Teilhabe nachhaltigem Unternehmertum, wenn ein Unterneh- Dies trifft auch auf Arne Rohlfs zu. Der Unterneh- men wichtige Aspekte sozialer und ökologischer Ver- mer aus Much betrieb früher einige Restaurants, antwortung systematisch in seinem Kerngeschäft bevor ihn ein schwerer Motorradunfall vorüber- verankert, wenn es eine entsprechende gesellschaft- gehend aus der Bahn warf. Dann wurde er auf die liche Mission hat und sein Handeln so konsequent Moringa-Pflanze aufmerksam, die über vielfältige wie möglich daran ausrichtet.“ Mineralien, Vitamine und Nährstoffe verfügt und 14 Die Wirtschaft März 2020
TITELTHEMA deren Blatt als Eiweißquelle der Zukunft gilt, und hatte eine Idee: Er eignete sich relevantes Wissen über die Pflanze an, die in manchen Kulturen auch als „Wunderbaum“ oder „Baum des Lebens“ bezeich- net wird, bestellte ein Kilo Moringa-Pulver, erwarb auf E-Bay eine Kapselmaschine und stellte sein ers- tes Nahrungsergänzungsmittel her. Später gründete er das Unternehmen Estancia Verde, seit 2015 eine GmbH. Inzwischen arbeitet er in Kooperation mit Moringa-Plantagen und Moringa-Felder-Kooperati- ven im Kongo, in Tansania und in Kenia zusammen. In Much zählt Rohlfs zwei Festangestellte. Verarbeiten lassen sich vor allem die Blät- ter und die Samen, aus denen man hochwertiges Öl gewinnen kann. Rohlfs‘ Geschäftsmodell: Zum einen verkauft er diese Rohstoffe in Blatt-, Pul- ver- und Ölform, etwa an Hersteller von Nahrungs- ergänzungsmitteln und Kosmetika. Dabei sorgt er für eine transparente Lieferkette, zahlt den Klein- bauern in Afrika faire Löhne und lässt alle Prozes- se regelmäßig zertifizieren. Zum anderen produ- ziert er selbst nachhaltige Lebensmittel, etwa einen „Bio-Energy-Drink“ sowie einen „Moringa Bio Tee“. Damit ist er unter anderem bei Rewe gelistet. Für 2020 plant er erstmals schwarze Zahlen. Natürlich könne man auch herkömmlich wirt- schaften, Gewinne erzielen und dann etwas davon spenden. „Doch das ist nicht mein Modell, denn dann ist das Kind ja schon in den Brunnen gefal- len“, betont Rohlfs. Sein Antrieb: umwelt- und so- zialverträglich zu arbeiten, für möglichst viel Wert- schöpfung in der Lieferkette zu sorgen und auch die Kleinbauern am Gewinn teilhaben zu lassen. Schwarze Zahlen und Inklusion sind kein Widerspruch Die Gemeinnützigkeit bereits im Firmennamen trägt die PRIMA Bonn-Rhein-Sieg gGmbH mit Sitz in Bonn; das kleine „g“ steht für „gemeinnützig“. Das Unter- nehmen ist eine Tochterfirma der Stiftung Gemein- depsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg. Diese wurde 2018 von dem Bonner Verein für gemeindenahe Psychiat- rie errichtet, der seit 40 Jahren aktiv ist und seit 2019 Arne Rohlfs (o.l.) hat sich als Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg gGmbH ganz der Moringa-Pflanze firmiert. Ziel der Bonner Stiftung ist es einerseits, Auf- verschrieben. Er verkauft die klärungsarbeit zu psychischen Erkrankungen zu leis- Rohstoffe in Blatt-, Pulver- ten, andererseits Möglichkeiten zu schaffen, damit und Ölform und produziert psychisch Erkrankte am gesellschaftlichen Leben selbst nachhaltige Lebens- teilhaben können. Ein großes Thema dabei: Teilhabe mittel. Mit seinem Mucher am Arbeitsleben. „Insofern ist es ein weiteres Ziel, für Unternehmen sorgt er für eine diese Personengruppe sowie für Menschen mit Be- transparente Lieferkette, zahlt hinderung einen inklusiven Arbeitsmarkt zu schaffen den Kleinbauern in Afrika faire und somit auch einen Beitrag für die Reduzierung Löhne und lässt alle Prozesse des Fachkräftemangels zu leisten“, erklärt Wolfgang regelmäßig zertifizieren. Pütz, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung. „Außer- dem wollen wir Perspektiven ermöglichen!“ Die Wirtschaft März 2020 15
TITELTHEMA „Wir wollen zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und Inklusion kein Wider- spruch ist.“ - Wolfgang Pütz (l.), Geschäftsführer der PRIMA Bonn-Rhein-Sieg gGmbH, die unter anderem das inklusive Burger-Restaurant „Godesburger“ betreibt (rechts im Bild Küchenchef Bruno Straub). Dazu gründete der Verein nach und nach vier unter- menszweck ist es jedoch, Vorbild zu sein“, stellt Pütz schiedlich spezialisierte Tochterfirmen, darunter die klar. Was er meint: Vorbild dafür, dass man auf dem heutige PRIMA Bonn-Rhein-Sieg gGmbH. Diese wie- Markt erfolgreich und gleichzeitig gemeinwohlorien- derum betreibt unter anderem das Restaurant „Go- tiert sein kann. „Die Leute sollen nicht kommen, weil desburger“, nach eigenen Angaben Deutschlands sie Mitleid haben, sondern weil es ihnen schmeckt, erstes inklusives Burger-Restaurant. Hier arbeiten weil es ihnen bei uns gefällt, weil wir sie mit unserer zwölf Menschen mit und ohne Behinderung Seite Leistung überzeugen“, betont Pütz. „Wir wollen zei- an Seite. Das Restaurant wurde 2016 vom NRW-In- gen, dass wirtschaftlicher Erfolg und Inklusion kein tegrationsministerium mit dem Inklusionspreis des Widerspruch ist.“ Mehr noch: Schwarze Zahlen seien Landes NRW ausgezeichnet. Es gilt als Leuchtturm- ein Muss, schließlich benötige man Gewinne, um das projekt des ebenfalls von der Stiftung initiierten Unternehmen voranzubringen. Aber: „Hier hält kein Netzwerkes bonn-rhein-sieg-fairbindet. Gesellschafter die Hände auf“, erklärt Pütz, „sondern Vordergründig lautet der Unternehmenszweck: das Geld wird reinvestiert, es fließt zurück in das Re- Burger-Restaurant. „Unser eigentlicher Unterneh- staurant und dient dem Unternehmenszweck.“ Gemeinwesen) mit der Unternehmensstrategie und den -zie- len verbinden. Ziel des CSR-Kompetenzzentrums ist es, CSR als Managementansatz KMUs näher zu bringen und für das Kon- zept verantwortlicher Unternehmensführung zu sensibilisieren. CSR, die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, soll Aktivitäten des Unternehmens auf verschiedenen Hand- Rebekka Griepp, 0228 2284-186, E-Mail: Griepp@bonn.ihk.de lungsfeldern (Markt, Mitarbeiter/Arbeitsplatz, Umwelt und Michael Pieck, 0228 2284-130, E-Mail: Pieck@bonn.ihk.de 6. April - 18.00 - 20.30 Uhr - IHK Bonn/Rhein-Sieg - 17. April - 10.00 - 12.00 Uhr - PRIOR1 - Wirtschaftliche Verantwortung nachhaltig und erfolg- CSR-Freitagswerkstatt: Akzeptanz durch Gemeinwohlbilanz reich gestalten - www.ihk-bonn.de | Webcode: @6492317 - www.ihk-bonn.de | Webcode: @6492320 16 Die Wirtschaft März 2020
TITELTHEMA Wer die Prinzipien von Sozialer Marktwirtschaft und Gemeinwohlorientierung, von CSR und „Soci- al Entrepreneurship“ konsequent weiterdenkt, landet fast zwangsläufig bei der Frage, wie es denn eigent- lich um die Besitzverhältnisse von Unternehmen steht. Im November vergangenen Jahres gründeten 30 Un- ternehmen in Berlin die „Stiftung Verantwortungsei- gentum“. Sie gibt einer Unternehmensform eine Stim- me, die nach Stiftungsangaben bereits von über 200 Unternehmen in Deutschland, die heute rund 1,2 Mil- lionen Menschen beschäftigen und für 270 Milliarden Euro Jahresumsatz stehen, praktiziert wird. „Unternehmen in Verantwortungseigentum funk- tionieren eigentlich wie Familienunternehmen, nur wird das Unternehmen nicht automatisch an genetisch Ver- wandte weitergegeben, sondern an Werte- und Fähig- keitenverwandte. Damit bleibt das Unternehmen auch Die Stadt Bonn und das Auswärtige Amt begrüßten die neue UN-Organisati- unabhängig von der Familie selbstständig und wer- on: UNRISD-Direktor Paul Ladd, Botschafterin Jutta Schmitz, Bonns Oberbür- teorientiert erhalten“, erklärte Thomas Bruch, Unter- germeister Ashok Sridharan und Isabell Kempf, Leiterin UNRISD-Büro Bonn (v.l.) nehmer und Gründungsvorstand der Stiftung, bei der Gründung. Die Gründungsvorständin und leitende Mit- arbeiterin der Suchmaschine Ecosia.org, Genica Schäf- 22. UN-Organisation nimmt Arbeit – gen, fügte hinzu: „Diese Unternehmen setzen eine Ver- UNRISD auf dem UN Campus Bonn mögensbindung um, die sicherstellt: Keine Generation Als 22. Organisation der Vereinten Nationen hat An- von Verantwortungseigentümern kann ein Unterneh- fang des Jahres 2020 das Büro des United Nations Re- men leerräumen und Vermögen entnehmen. In diesem search Institute for Social Development (UNRISD) seine Sinn gehört das Unternehmen sich selbst, es dient nicht Arbeit am UN Campus Bonn aufgenommen. den Shareholdern, sondern seinem Zweck. UNRISD ist ein autonomes Forschungsinstitut im Mit dieser Idee können Blackrock-Chef Larry Fink UN-System, 1963 gegründet. „Bei UNRISD konzentrie- und seine Anleger womöglich nicht so viel anfangen. ren wir uns auf die sozialen Dimensionen der nachhal- Doch wer weiß? Vielleicht greift Fink sie in einem sei- tigen Entwicklung. Damit stehen für uns die Menschen ner nächsten Jahresbriefe an die Wirtschaftselite auf… im Zentrum von Forschung, Politik und Handeln für Lothar Schmitz, eine transformative Veränderung unserer Gesellschaf- Wirtschaftsjournalist, Bonn ten“, so UNRISD-Direktor Paul Ladd. Ihre Ansprechpartner/-innen CSR-Kompetenzzentrum Rheinland Michael Pieck, Pressesprecher Tel. 0228 2284-130 pieck@bonn.ihk.de Unternehmensgründung und -sicherung Regina Rosenstock Tel. 0228 2284-181 rosenstock@bonn.ihk.de CSR Kompetenzzentrum Rheinland Rebekka Griepp Tel. 0228 2284-186 griepp@bonn.ihk.de Die Wirtschaft März 2020 17
TITELTHEMA Interview mit Stephan Grabmeier, Autor und Kreativberater „Die Welt zu einem besseren Ort machen“ Soziale Verantwortung und Nachhaltig- Seit August 2019 arbeitet er als Part- keit sind für Stephan Grabmeier mehr als ner von Hans Reitz, seiner Agentur circ Schlagworte. Auf vielen seiner Karrieresta- und Prof. Muhammad Yunus, Friedensno- tionen befasste und befasst er sich mit die- belpreisträger 2006, im Grameen Creati- sen Themen. Grabmeier zählt zu den füh- ve Lab. Zudem engagiert er sich als „Busi- renden Vordenkern für Innovation, New ness Angel“ für Start-ups. 2018 gründete Work und Transformation zur Nachhaltig- er die Stiftung und Bildungsinitiative „Next keit. Bis Mitte vergangenen Jahres war der Entrepreneurs“. Im Oktober erschien sein Bonner Chief Innovation Officer von Kien- neues Buch „Future Business Kompass – baum Consultants International in Köln. der Kopföffner für besseres Wirtschaften“. 18 Die Wirtschaft März 2020
TITELTHEMA „Die Wirtschaft“: Herr Grabmeier, weshalb ma- Stephan chen Sie sich für „Social Entrepreneurship“ stark? Grabmeier (r.) mit Friedensno- Stephan Grabmeier: Das liegt in meiner Natur. Ich belpreisträger habe mich schon immer für eine gerechte und in- Muhammed klusive Welt eingesetzt. In meiner Schulzeit stand Yunes, der den Umweltschutz im Vordergrund, und ich bin groß Begriff „Social geworden in der Zeit von „Atomkraft? Nein danke“, Business“ neu definiert hat. was die heutige „Friday for Future“-Bewegung ist, das waren auch meine ersten Demonstrationen. Ich bin in Bayern groß geworden und da gab es viele Themen, gegen die es sich zu demonstrieren lohn- te, etwa die Wiederaufbereitungsanlage Wackers- dorf oder den Rhein-Main-Donau-Kanal, so wie es heute den Hambacher Forst gibt. Mein Streben, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, hat bis heute nicht nachgelassen, im Gegenteil. Und im Berufsleben? Zum ersten Mal mit dem Thema Social Business bin ich 2008, 2009 in Berührung gekommen. Das war zu Zeiten, als ich bei der Deutschen Telekom Ich hoffe es. für Change Management und Future Work verant- In meinem ak- wortlich war und mein damaliger CEO René Ober- tuellen Buch mann vom Davoser Weltwirtschaftsforum zurück- „Future Busi- kam. Dort hatte er Professor Muhammad Yunus ness Kompass“ kennengelernt und meinte, dass er die Idee vom So- habe ich genau cial Business verstanden habe und nun eine Initia- die Indikato- tive bei der Telekom starten wolle, wie man Social ren dazu gesucht und gefunden. Wir werden noch und Business in Einklang bringen und Geschäfts- viele Geschäftsmodelle erleben, die viel mehr auf modelle neu denken könne. Kooperation sowie soziale und ökologische Prob- lemlösungen setzen. Allerdings sehe ich auch, dass Im Anschluss haben Sie sich verstärkt mit dem wir die Gemeinwohlorientierung verlernt haben. Thema befasst. Was ist der Unterschied zu nor- Dazu wurden wir durch die ökonomischen Wirt- malen Geschäftsmodellen? schaftsmodelle in den letzten 250 Jahren geprägt. Es gibt laut Professor Yunus sieben Prinzipien des Die Prinzipien unserer Betriebswirtschaft fußen Social Business. Der wesentliche Unterschied ist, auf Egoismus und auf Wettbewerb. Das ist aller- dass das Geld, das verdient wird, nicht der Gewinn- dings immer eine Win-Lose-Situation. Kooperati- maximierung und der Ausschüttung an Shareholder on erzeugt Win-Win. Und unsere Probleme auf der dient, sondern immer wieder in den Investitionskreis- Welt lösen wir nicht in Konkurrenz, sondern nur in lauf direkt ins Unternehmen zurückfließt. Und es be- Gemeinschaft, in Kooperation. Wir hatten in der deutet auch, Probleme in der Welt mit Unternehmer- Vergangenheit schon immer wertebasiertes Unter- geist zu lösen. Wenn man allerdings in die heutige nehmertum – Bosch, Siemens, Krupp oder Miele, westliche Start-up-Szene schaut, dann sieht man, die auch für das Gemeinwohl gesorgt haben. Lei- dass 50 bis 60 Prozent der Produkte oder Services, der sind viele von ihrem wertebasierten Weg abge- die dort entwickelt werden, kein Mensch braucht. Es kommen. Den Mittelstand allerdings prägt das we- ist teilweise ein Potenzieren unserer Wohlstandsge- sentlich deutlicher als Vertreter aus dem DAX. Wir sellschaft, in der wir noch fauler werden und den ex- müssen vielerorts wieder zu unseren unternehme- orbitanten Wohlstand, den wir schon haben, auswei- rischen Tugenden zurück. ten. Aber grundlegende Probleme lösen wir viel zu wenig. Wenn wir wollen, dass wir unseren Planeten Was raten Sie Gründern? enkeltauglich an die nächste Generation übergeben Wenn man heute gründet, sollte man daran den- wollen, dann müssen wir Unternehmertum und un- ken, welche Probleme wir in der Welt haben. Wie sere Haltung für Wirtschaften neu denken. kann man sie lösen, ein guter Unternehmer wer- den und einen Beitrag für das Gemeinwohl leisten? Es gibt immer mehr Unternehmen, die sich sozi- Nur so können wir die Welt enkelfähig halten. Ver- al engagieren. Gibt es eine Änderung in der Ar- antwortungsvolle Gründer gibt es immer mehr, das beitswelt? stimmt mich hoffnungsvoll. Die Wirtschaft März 2020 19
Sie können auch lesen