Sozial Ökologisch - Alma & Lovis

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Sozial Ökologisch - Alma & Lovis
März 2020 . A 12041

Ihr Wirtschaftsmagazin von der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg

                                                               Sozial

   Ökologisch

                                           Ökonomisch

                                       Bekämpfung von Geldwäsche     Das Auktionshaus
                                       und Terrorismusfinanzierung   für Steiff-Tiere
                                       Nationale Risikoanalyse       TeddyDorado

                                                                26                      28
Sozial Ökologisch - Alma & Lovis
Unternehmen
ist einfach...
                     ... wenn Sie einen Finanz-
                     partner haben, der das
                     passende Angebot für Ihren
                     geschäftlichen Zahlungs-
                     verkehr hat.

                     S   Geschäftskonto.

  www.ksk-koeln.de
Sozial Ökologisch - Alma & Lovis
CSR: Nachhaltige Geschäftsmodelle
als Lösung globaler Herausforderungen                                                                Ihre Halle
Sozialunternehmen werden oft verkannt.      ne Beitrag macht die Welt ein bisschen
Vielfach werden sie als sozialromanti-      besser. Dabei gilt es gerade mit innova-
sche Eigenbrötler abgetan, die wenig bis    tiven Produkten oder technischen Lösun-
gar nichts von Wirtschaft verstehen. Da-    gen voran zu gehen. Wir Unternehmerin-
bei sind es Unternehmen, die sich mit ih-   nen und Unternehmer stehen dabei auf
rem wirtschaftlichen Betätigungsfeld        festen Fundamenten. Der ehrbare Kauf-
gesellschaftlichen Problemen annehmen       mann (und die ehrbare Kauffrau) wird
und versuchen zur Lö-                                          explizit im IHK-Ge-
sung beizutragen. Der                                          setz genannt – das
soziale Sektor fällt da-                                       sollten wir in unse-
bei immer als erstes:                                          rem Handeln nach au-
Inklusion, die Beschäf-                                        ßen gegenüber Liefe-
tigung von Menschen                                            ranten, Partnern und
mit      Einschränkun-                                         Kunden, aber auch
gen oder Beeinträch-                                           nach innen gegenüber
tigungen, die Integra-                                         unseren      Mitarbei-
tion von Geflüchteten                                          tern beherzigen. Un-
– das alles betrifft den                                       sere Wirtschaftsform
Bereich der Fachkräf-
tegewinnung und -si-
                                                               der sozialen Markt-
                                                               wirtschaft – ergänzt                  Ihr Büro
cherung. Ohne Fach-                                            um eine ökologische/
kräfte     wird     kein                                       nachhaltige Kompo-
Unternehmen nach-                                              nente ist das zwei-
haltig sein können, in                                         te Fundament, das es
der Zukunft noch exis-                                         auch in der Welt Glo-
tieren können.                                                 balisierung und Digi-
     Die aktuellen Dis-                                        talisierung zu bewah-
kussionen um Klima,                                            ren gilt.
Kunststoff oder Kohle verdeutlichen den          Unternehmerinnen und Unterneh-
zweiten Gestaltungsbereich von Sozial-      mer haben schon immer gesellschaftli-
unternehmen; die ökologische Kompo-         che Verantwortung übernommen – da
nente. Der Klimawandel macht sich nicht     gab es den Begriff corporate social res-
nur global bemerkbar, sondern sorgt         ponsibility noch gar nicht. Sind wir denn

                                                                                                     Ihr Haus
auch bei uns für heiße Sommer, mehr         nicht alle Sozialunternehmen im weites-
Wetterextreme und Auswirkungen auf          ten Sinn, indem wir uns für unsere Ge-
Betriebe in Bonn und dem Rhein-Sieg-        sellschaft einsetzen? Zumindest sind So-
Kreis. Hier setzen Sozialunternehmen mit    zialunternehmen keine außergewöhnliche
nachhaltigen Geschäftsmodellen an, in-      oder aussterbende Spezies wie unsere Ti-
dem sie auf alternative Rohstoffe setzen,   telgeschichte deutlich macht.
ihre Lieferketten an ökologischen (und
sozialen) Standards orientieren oder Dä-
cher begrünen, Ressourcen schonen oder
auf erneuerbare Energien in der Produk-
tion setzen.
                                                                                              Wilhelm Bouhs
                                                     Dr. Ines Knauber-Daubenbüchel
                                                                                        Hoch-, Tief-, Ingenieurbau GmbH
     Wir alle können mit unserem Ver-
halten vor Ort den globalen Herausfor-                Vizepräsidentin der Industrie-    Koblenzer Straße 23 | 53498 Bad Breisig
derungen begegnen, jeder noch so klei-         und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg        Tel.: 0 26 33/45 56-0 | Fax: 0 26 33/45 56-56
                                                                                        E-Mail: info@bouhs.de | www.bouhs.de

                                                                                                             Hallen +
                                                                                                             Bausysteme
Sozial Ökologisch - Alma & Lovis
INHALTSVERZEICHNIS

    Impressum
    Herausgeber: Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg,
                                                                                                          Editorial                          1
    Bonner Talweg 17, 53113 Bonn,
    Telefon 0228 2284-0, Fax: 0228 2284-170,                                                              Inhalt / Impressum                 2
    E-Mail: info@bonn.ihk.de, Internet: www.ihk-bonn.de

    Redaktion und Gestaltung:
                                                                                                          Aktuelles                          4
    Friedhelm Wallnisch, (verantwortlich)
    Telefon 0228 2284-132,
    E-Mail: wallnisch@bonn.ihk.de
                                                                                                          Titelthema
    Sabine Blome, Telefon 0228 2284-136,
    E-Mail: blome@bonn.ihk.de
                                                                                                          Sozial denken,
    Michael Pieck, Telefon 0228 2284-130,
    E-Mail: pieck@bonn.ihk.de
                                                                                                          wirtschaftlich handeln
    Redaktion-Fax: 0228 2284-124                                                                          Social Entrepreneur - Mehr
    Mitarbeiter/innen dieser Ausgabe:                                                                     Verantwortung wagen                 8
    Lothar Schmitz, Martina Schäfer, Ulrich Hanfeld

    Ausgabe: Februar 2020
                                                                                                          Interview mit Stephan Grabmeier,
    Erscheinungsdatum: 16. März 2020                                                                      Autor und Kreativberater
    ISSN 0176-9162                                                                                        „Die Welt zu einem
    Titelbild: Michael Marasson,                                                                          besseren Ort machen“          18
    Telefon 02241 332142, Fax: 02241 336006
    Cartoon: Burkhard Mohr                                                                                Reportagen
    Fotonachweis: Titelbild Marasson - bittedankeschoen, farizun amrod, Irina Nazarova (Adobe Stock),
    Collage Blome/Hempel, Rheinhotel Dreesen, WikiCommons, Humbold-Universität Berlin, Pflegeteam         Ein echtes Erfolgsmodell
    Wentland (4), S. Profitlich, Alma & Lovis, Alanus.edu, Estancia Verde (3), Godesburger (2), Stephan
    Grabmeier (2), REDPIXEL (Adobe Stock), CoreWillSoft (2), Meinolph Engels, GIB, Jo Hempel (3), blu-
                                                                                                          Beratungsförderung             20
    design (Adobe Stock), RCP, DatenschutzStockfoto, M. Sondermann (5), TeddyDorado (6), Barbara
    Frommann (3) IHK (16), J. Tap/Hoch Zwei (CareConcept)), Business Code, TROWISTA, artegic, AIR         Rekordbeteiligung „Ludwig 2020“
    LLOYD, Meavision Media, momentum, Gerd Altmann (Pixabay), MAGS, Wodicka, Julien Eichinger
                                                                                                          36 Mittelständler wetteifern
    (Adobe Stock), Marasson, WBG (2), peshkova (Adobe Stock), medien.de, Burkhard Weis (2)
                                                                                                          in der BTHVN-Runde           24
    Die mit Namen oder Initialen gekennzeichneten Beiträge geben die Meinung des Autors,                  Bekämpfung von Geldwäsche
    jedoch nicht unbedingt die Ansicht der Kammer wieder.
                                                                                                          und Terrorismusfinanzierung
    Nachdruck nur mit Quellenangabe. Für den Nachdruck signierter Beiträge ist die Geneh-                 Nationale Risikoanalyse        26
    migung des Verfassers erforderlich. Vervielfältigungen für den innerbetrieblichen Gebrauch
    sind gestattet. Die Zeitschrift ist das offizielle Organ der IHK Bonn/Rhein-Sieg und wird             Das besondere Unternehmen
    an kammerzugehörige Unternehmen im Rahmen der Mitgliedschaft ohne Erhebung einer
    besonderen Bezugsgebühr abgegeben.
                                                                                                          Das Auktionshaus für
                                                                                                          Steiff-Tiere: TeddyDorado      28
    Hinweis: Bei Fremdbeilagen/-beiheftern und Anzeigen handelt es sich um werbliche In-
    formationen von Anzeigenkunden. Inhalte, Aussagen und Gestaltung von Beilagen/-heftern                350 Fortbildungsabsolventen
    liegen allein in der Verantwortlichkeit des Kunden.                                                   erhielten ihre Urkunden
    Verlag, Anzeigen:
                                                                                                          Höhere Berufsbildung
    wppt:kommunikation GmbH, Treppenstraße 17-19, 42115 Wuppertal                                         auf Bachelor und Master
    Telefon: 0202 42966-13, Fax: 0202 42966-29                                                            Niveau                          32
    Verlag: k.klemp@wppt.de
    Anzeigen: az@wirtschaft-brs.de
    Internet: www.wppt.de
    Verantwortlich: Süleyman Kayaalp | Projektleitung: Kinga Klemp
                                                                                                           Verlag Spezial:
    Druckerei:
    Bonifatius GmbH Druck - Buch - Verlag, Karl-Schurz-Straße 26, 33100 Paderborn                          Dienstleister in vielen Facetten
    info@bonifatius.de | www.bonifatius.de
    Aktuell gültig: Mediadaten 2020

2    Die Wirtschaft März 2020
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                                                                     Sozial denken,
                                                                     wirtschaftlich handeln
                                                                     Social Entrepeneurship
                                                                     Wirtschaftlich handeln und gesell-
                                           Sozial                    schaftliche Verantwortung zu über-
              Ökologisch                                             nehmen muss für Unternehmen kein
                                                                     Widerspruch sein. Sogenannte „Social
                                                                     Entrepreneurs“ machen es erfolgreich
                                                                     vor, auch in der Region Bonn/Rhein-Sieg.
                                                                     Wenn von „Social Entrepreneurship“ die
                                   Ökonomisch                        Rede ist, sind Unternehmen gemeint, bei
                                                                     denen Gewinn nicht die einzige Maxime

                                                                     8
                                                                           ist, sondern die auch Mensch und
                                                                           Umwelt im Blick haben.

                                      Nationale
Unsere Region                         Risikoanalyse
Firmenberichte40                     Die Nationale Ri-
Arbeitsjubiläen44                    sikoanalyse analy-
                                      siert Stärken und
                                      Schwächen bei der
                                      Bekämpfung      von
Service
                                      Geldwäsche und der
Standortpolitik45                    Terrorismusfinanzie-
Recht und Steuern            46      rung. Unternehmen,
                                      die dem Geldwä-

                                                                                                          26
Multimedia, Gesundheit       47
                                      schegesetz verpflichtet sind, finden darin wichtige Hinweise und
Innovation, Umwelt           48      Unterstützung für die Umsetzung in ihrem Geschäftsfeld.
International49
                                      Das besondere Unternehmen: TeddyDorado
Berufsbildung und
Fachkräftesicherung50                Generationen von Kindern sind mit ihnen groß geworden, und auch
                                      Carsten Eßer konnte sich dem Reiz der
Veranstaltungskalender51
                                      Plüschtiere aus der vor 140 Jahren ge-
IHK-Börsen53                         gründeten Margarete Steiff Manufaktur
                                      nicht entziehen. Eßer ist der führende Ex-
                                      perte, wenn es um die Datierung und Ta-
                                      xierung historischer Plüschtiere mit dem
IHK Intern/DIHK
                                      berühmten „Knopf im Ohr“ geht. Vor zehn
42. Bonner Wirtschaftstalk   54      Jahren gründete der Wachtberger das
                                      weltweit erste und bis heute einzige Auk-
12 Fragen an Burkhard Weis   55
                                      tionshaus, das sich auf die Versteigerung
Cartoon/Vorschau56                   von Steiff-Stofftieren und -Teddybären

                                      28      mit hohem Sammlerwert spezia-
                                              lisiert hat.

                                                                                   Die Wirtschaft März 2020
                                                                                                                3
Sozial Ökologisch - Alma & Lovis
REPORTAGE                                       AKTUELLES

                                                                                               Das wollen Unternehmen wissen
                                                                                               Infos zum Coronavirus
                                                                                               Derzeit ändert sich die Lage rund um das
                                                                                               Virus Covid-19 nahezu stündlich. Die IHK
                                                                                               Bonn/Rhein-Sieg stellt auf ihrer Websi-
                                                                                               te     www.ihk-bonn.de/ueber-uns/bera-
                                                                                               tung-und-ser viceleistungen/coronavi-
                                                                                               rus.html#c9587 aktuelle Informationen
                                                                                               bereit. Sie sollen Unternehmerinnen und
                                                                                               Unternehmer bei der Einschätzung der
                                                                                               Lage helfen, sodass sie eventuell not-
                                                                                               wendige Maßnahmen
                                                                                               einleiten können.
                                                                                                    Wie stelle ich ei-
                                                                                               nen      betrieblichen
                                                                                               Pandemieplan        auf?
                                                                                               Wo gibt es aktuel-
                                                                                               le Infos? Eine Mitar-
                                                                                               beiterin oder ein Mit-    Für Unternehmen:
                                                                                               arbeiter ist infiziert –  Infoseite der IHK
                                                                                               was tun? Auf der Seite    Bonn/Rhein-Sieg
                                                                                               haben die Mitarbei-       zum Coronavirus
                                                                                               terinnen und Mitar-
                                                                                               beiter verschiedener Abteilungen der IHK
                                                                                               zahlreiche hilfreiche Links und Tipps für
                                                                                               Unternehmen zusammengetragen.
                                                                                                    Weitere       Informationen      unter
                                                                                               www.ihk-bonn.de | Webcode @3510

    Ideenmarkt spezial: Best of Beethoven                                                      IHK bezieht Position
    Beethoven-Produkte und -Dienstleistungen jetzt online                                      Mitmacher*innen gesucht!
    250 Jahre Beethoven - Bonn und die Region     Einzelvideos der ‚Best of Beethoven‘-An-     Im Vorfeld der Kommunalwahlen im Sep-
    Bonn/Rhein-Sieg feiert! Eine Vielzahl von     gebote ergänzen können.“ Die Industrie-      tember 2020 wird sich die IHK wieder zu den
    Musikveranstaltungen und künstlerischen       und Handelskammer veröffentlicht seit        wichtigsten wirtschaftspolitischen Themen in
    Ausstellungen locken Besucherinnen und        März in regelmäßigen Abständen auf ihrer     der Region zu Wort melden. Erstmals besteht
    Besucher aus dem In- und Ausland in die       Facebook-Seite „IHK.Bonn“ die Kurzinter-     für Mitgliedsunternehmen die Möglichkeit,
    Region. Ein prall gefüllter Veranstaltungs-   views der Ausstellerinnen und Aussteller.    bereits an der Formulierung der „Wirtschafts-
    kalender präsentiert den Künstler das ganze   Interessierte können sich nicht nur über     politischen Positionen (WiPo)“ und den daran
    Jahr über in unterschiedlichen Genres.        die Angebotsvielfalt informieren, sondern    geknüpten Empfehlungen mitzuwirken.
         Da darf auch das Angebot der Wirt-       erfahren auch die Geschichten hinter den           Als Diskussionsgrundlage finden inter-
    schaft nicht fehlen. Bereits Anfang Febru-    Produkten oder den Dienstleistungen: Wie     essierte Mitglieder einen ersten Entwurf der
    ar präsentierten sich unter der Überschrift   sind die Unternehmen auf die Ideen ge-       WiPo auf der IHK-Homepage www.ihk-bonn.
    „Best of Beethoven – Beethoven mit allen      kommen? Und wie wurden sie umgesetzt?        de | Webcode 2481. Anmerkungen und Kom-
    Sinnen“ 37 Ausstellende beim Ideenmarkt.           Zur Zeit wird über weitere Möglich-     mentare können an den IHK-Ansprechpartner
    Speziell kreierte Produkte und Dienstlei-     keiten der Veröffentlichung nachgedacht,     Michael Schmaus, E-Mail: schmaus@bonn.
    stungen rund um die Geschichte, die Vor-      um die zahlreichen Produkte und Dienst-      ihk.de Tel.: 0228 2284-140 gerichtet wer-
    lieben oder auch die Eigenarten von Ludwig    leistungen auch über das Beethoven-Ju-       den. Diese werden für die WiPos berücksich-
    van Beethoven wurden hier vorgestellt.        biläumsjahr hinaus in der Öffentlichkeit     tigt, die dann im Mai bzw. Juni von Präsidi-
         „Diese vielfältigen Kreationen und       präsentieren zu können.                      um und Vollversammlung verabschiedet wer-
    Ideen möchten wir jetzt allen zugänglich           Weitere Informationen sind bei den      den. Die endgültige Fassung wird sowohl auf
    machen - auch denen, die bei der Veran-       IHK-Ansprechpartnern Michael Pieck,          der IHK-Homepage als auch in der Kammer-
    staltung nicht dabei waren“, so Michael       E-Mail:     pieck@bonn.ihk.de,     Telefon   zeitung und der regionalen Presse veröffent-
    Pieck, Pressesprecher der IHK Bonn/           0228 2284-130 und Regina Rosenstock,         licht. Sie dient als Grundlage für die Beratung
    Rhein-Sieg. „Wir freuen uns sehr, dass wir    E-Mail: rosenstock@bonn.ihk.de, Telefon:     von Politik und Verwaltung durch die IHK in
    den Film über die Veranstaltung nun um        0228 2284-181, erhältlich.                   den kommenden Jahren.

4       Die Wirtschaft März 2020
Sozial Ökologisch - Alma & Lovis
AKTUELLES

      Wussten
       schon Sie
              ...

dass Nordrhein-Westfalen attraktivste
Region in Deutschland ist und in Europa auf
Platz drei hinter Paris und Dublin liegt?
     Ein Standortvergleich der Financial
Times Group hat ergeben, dass der Wirt-
schafts- und Investitionsstandort NRW
zu den führenden Regionen Europas zählt.
Im alle zwei Jahre durchgeführten Ran-
king „European Cities and Regions of the
Future 2020/2021“ des fDi Magazine, ei-
nem Tochterunternehmen der Financial
Times Group belegt Nordrhein-Westfalen
in zahlreichen Kategorien vordere Plätze:
Nr. 1 bei der Anwerbung ausländischer Di-
rektinvestitionen, Nr. 2 unter den zukunfts-
fähigen „Large“ bzw. „Western European
Regions“ mit mehr als vier Millionen Ein-
wohnern. Im Gesamtranking der Regionen
belegt Nordrhein-Westfalen Platz drei hin-
ter den Großräumen Paris und Dublin.
                                               Ehrung für langjährigen IHK-Vizepräsidenten
     Das positive Gesamtergebnis kom-
plettieren die durchweg hohen Bewertun-
                                               Bundesverdienstkreuz für Fritz Georg Dreesen
gen in den Kategorien „Human Capital and       Fritz Georg Dreesen, langjähriger Ge-       freuen uns mit ihm außerordentlich“, so
Lifestyle“ und „Connectivity“ sowie „Eco-      schäftsführer des Familien- und Tradi-      IHK-Präsident Stefan Hagen. Bereits seit
nomic Potential“ und „Business Friendli-       tionshotels Rheinhotel Dreesen GmbH         1990 ist Fritz Georg Dreesen in den Gre-
ness“. Nordrhein-Westfalen überzeugt hier      in Bonn-Bad Godesberg und ehemaliger        mien der IHK Bonn/Rhein-Sieg engagiert.
unter anderem mit seinem Hochschul- und        Vizepräsident der Industrie- und Han-       Von 1998 bis 2017 war er IHK-Vizepräsi-
Forschungsnetzwerk, dem großen Talent-         delskammer Bonn/Rhein-Sieg wurde am         dent. Aktuell ist er Vorsitzender des IHK-
pool an qualifizierten Fachkräften mit jähr-   18. Februar mit dem Bundesverdienst-        Tourismusausschusses.
lich rund 110.000 Absolventen sowie der        kreuz am Bande ausgezeichnet. Der Bun-           Inhaltlich setzte sich Fritz Georg
dichten Verkehrs- und Logistikinfrastruktur    despräsident ehrte damit Dreesens kon-      Dreesen im Zuge des Umzuges der Bun-
mit internationaler Anbindung.                 tinuierlichen Einsatz für die Entwicklung   desregierung von Bonn nach Berlin und
     Die Spitzenplatzierung für die An-        der Wirtschaftsregion Bonn/Rhein-Sieg.      der damit verbundenen Neuausrichtung
siedlungsstrategie („FDI Strategy“) be-        Ashok Sridharan, Oberbürgermeister der      des Tourismus in der Region Bonn in be-
gründet das Magazin mit der vielfälti-         Stadt Bonn, übernahm persönlich die         sonderem Maße für die Gründung der
gen Unterstützung, die das Land interna-       Verleihung im Bonner Rathaus.               Tourismus und Congress GmbH Bonn
tionalen Investoren bietet. Auch die Kon-           „Fritz Dreesen wirkte über Jahrzehn-   Rhein-Sieg Ahrweiler ein. Ein weiteres
zentration auf Zukunftsthemen wie Smart        te eindrucksvoll in der Bonner Stadtge-     großes Anliegen des Hoteliers war und
Manufacturing, E-Commerce, Startups,           sellschaft und darüber hinaus. Mit der      ist, die Bedeutung Ludwig van Beetho-
E-Mobilität und Künstlicher Intelligenz        Verleihung des Bundesverdienstkreuzes       ven für seine Geburtsstadt Bonn sowie
setzt, überzeugte die Juroren. „Die Aus-       wird sein herausragendes ehrenamtliches     die Region herauszustellen. Dafür setzte
zeichnung für die beste FDI-Strategie ist      Engagement für unsere Wirtschaftsregi-      er sich auch als Mitinitiator der im Juni
eine große Bestätigung unserer langjähri-      on durch die Bundesrepublik Deutschland     2013 gegründeten Förderer-Beethoven-
gen Arbeit“, so Petra Wassner, Geschäfts-      gewürdigt. Wir gratulieren Herrn Dreesen    Festspielhaus-Bonn e.G., kurz Beet-
führerin von NRW.INVEST.                       zu dieser besonderen Auszeichnung und       hoventaler Genossenschaft ein.

                                                                                                       Die Wirtschaft März 2020
                                                                                                                                    5
Sozial Ökologisch - Alma & Lovis
Open Air-Gründerfestival für digitale Innovationen in Bonn
Digital Hub Summer Slam 2020
Am Donnerstag, 4. Juni, lädt der Digital Hub,       dukte und Leistungen vor. Darüber                      digitale Experten, Entrepreneure,
Rheinwerkallee 6, 53227 Bonn, ab 14 Uhr             hinaus zeigen Unternehmen inno-                        Investoren, Gründungsinteressier-
zum dritten „Summer Slam“ ein. Das Event            vative Ideen und neue Produkte.                        te, Macher und Politiker - erwartet.
ist eine Mischung aus Information, Netzwer-         Im Anschluss findet wie jedes Jahr                     Anmeldung und weitere Infos unter
ken, Workshops und Party. Der Summer Slam           wieder die „Summer Slam Par-                           www.digitalhub.de/summerslam.
ist als Brücke zwischen Mittelstand und in-         ty“ mit einem musikalischen und                             Unternehmerinnen und Unter-
novativen Start-ups gedacht.                        kulinarischen Rahmenprogramm                           nehmer sowie Start-ups, die sich
                                                                                       www.digitalhub.de/
      Wie im vergangenen Jahr präsentieren          statt. Dabei gibt es ausreichend                       für eine Teilnahme an den Pitches
                                                                                       summerslam
auch diesmal Start-ups aus ganz Nordrhein-          Zeit zum Networking und Aus-                           oder der Expo interessieren, können
Westalen in dreiminütigen Elevator Pitches          tausch. Zu der Veranstaltung werden neben      sich beim Digital-Hub-Team, Telefon 0228
ihre Geschäftsideen. Außerdem stellen Digi-         prominenten Keynote-Speakern wieder über       4334-2600, E-Mail hello@digitalhub.de,
tale Startups aus NRW in einer Zeltexpo Pro-        2.000 Teilnehmende - u.a. Wissenschaftler,     anmelden.

    Informationsveranstaltung                       IHK-Zufriedenheitsumfrage                      DIE WIRTSCHAFT früher online lesen
    Zollbeauftragte im Unter-                       Gestaltung der Wirtschafts-                    „Digital-Abo“
    nehmen und ihre Haftung                         region zentrales Anliegen
                                                                                                   Die Online-Ausgaben von „Die Wirtschaft“
    Unternehmen, die Waren ins Ausland ver-         Die ehrenamtlich engagierten Unternehme-       werden in aller Regel einen Werktag vor der
    kaufen oder von dort beziehen, sehen sich       rinnen und Unternehmer in der IHK Bonn/        Printausgabe veröffentlicht. Außerdem er-
    wachsenden Anforderungen gegenüber. Am          Rhein-Sieg sind mit der Gremienarbeit zu-      scheinen eine gekürzte Fassung der Titel-
    Montag, 27. April, findet daher von 12:00 bis   frieden. Das zeigt eine aktuelle Umfrage un-   story und verschiedene Reportagen auf der
    16:00 Uhr im großen Sitzungssaal der IHK,       ter den 300 Mitgliedern der IHK-Vollver-       IHK-Website. Interessierte können sich jetzt
    Bonner Talweg 17, 53113 Bonn, eine Infor-       sammlung sowie der IHK-Ausschüsse. 60          mit einem kostenfreien „Digital-Abo“ mo-
    mationsveranstaltung zum Zollbeauftrag-         Prozent der Befragten schätzen besonders       natlich von der Redaktion per E-Mail über
    ten statt. In der Veranstaltung geht es um      den Austausch zu aktuellen standortpoliti-     die Veröffentlichung der Online-Ausgaben
    Pflichtverletzungen im Bereich des Zoll-        schen Fragen. Besonders wichtig ist ihnen      informieren lassen. Die Mail enthält ne-
    rechts (Schwerpunkt Importe) und Strategi-      die öffentliche Wahrnehmung der Interes-       ben einem Überblick der aktuellen Themen
    en zur Risikovermeidung. Besonderes Augen-      senvertretung gegenüber Politik und Ver-       verschiedene Links, unter denen die Aus-
    merk liegt auf den verschiedenen Verantwor-     waltung. Zentrales Anliegen ist die Mitge-     gabe als PDF oder
    tungsbereichen von unternehmenseigenen          staltung des Wirtschaftsraums Bonn/Rhein-      E-Paper herunter-
    Zollbeauftragten, betriebsfremden Dritten       Sieg im Sinne der Gewerbetreibenden. Die       geladen oder mobil
    (z. B. Speditionen) sowie der Unternehmens-     genannten Bereiche sollen daher künftig        online gelesen wer-
    leitung. Weitere Informationen zur kosten-      noch stärker in den Fokus der IHK-Arbeit rü-   den kann. Weitere
    pflichtigen Veranstaltung sind bei Tobias Im-   cken. Nun wird in den Gremien diskutiert,      Informationen und
    berge, Telefon 0228 2284-167, E-Mail: im-       welche Maßnahmen dafür eingeleitet wer-        Anmeldung       unter
    berge@bonn.ihk.de, oder unter www.ihk-          den sollen. Die Wirksamkeit soll dann in ei-   www.ihk-bonn.de |        www.ihk-bonn.de |
    bonn.de | Webcode @6492297 erhältlich.          ner neuen Umfrage überprüft werden.            Webcode @3310            Webcode @3310

6       Die Wirtschaft März 2020
Sozial Ökologisch - Alma & Lovis
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Seit Anfang des Jahres 2018 betreuen wir von wppt : kommunikation
die Kammerzeitschrift der IHK Bonn/Rhein-Sieg als neuer Verlag.
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Sozial Ökologisch - Alma & Lovis
Sozial
Ökologisch

                     Ökonomisch

             Wirtschaftlich handeln und gesellschaftliche Verantwor-
             tung zu übernehmen muss für Unternehmen kein Wider-
             spruch sein. Sogenannte „Social Entrepreneurs“ machen es
             erfolgreich vor, auch in der Region Bonn. Eine exakte De-
             finition gibt es nicht, doch klar ist: Wenn von „Social En-
             trepreneurship“ die Rede ist, sind Unternehmen gemeint,
             bei denen Gewinn nicht die einzige Maxime ist, sondern die
             auch Mensch und Umwelt im Blick haben. Wie sich beides
             – schwarze Zahlen und gesellschaftliche Verantwortung –
             kombinieren lässt, davon erzählt diese Titelgeschichte.
TITELTHEMA
REPORTAGE

                                            „BlackRock wird
                                         Nachhaltigkeit ins
                                         Zentrum seines In-
                                          vestmentansatzes
                                               rücken (…).
                                                             Larry Fink
                                                                        “
                                                     Gründer, Aufsichtsrats-
                                                vorsitzender und Vorstands-
                                       vorsitzender des weltgrößten Vermö-
                                                  gensverwalters BlackRock

   Social Entrepreneurship
   Mehr Verantwortung wagen
   Post von Larry Fink bekommt längst nicht jeder.          Nachhaltigkeitsrisiko darstellen, wie zum Beispiel
   Man muss schon Konzernchef sein und in der öko-          Wertpapiere von Kohleproduzenten.“
   nomischen Hierarchie weit oben stehen. Doch              Fink ist überzeugt: Unternehmen hätten die Ver-
   wer weiß: Mancher deutsche Unternehmenslen-              antwortung und die ökonomische Pflicht, ihren
   ker hätte den Brief, der Mitte Januar an sie adres-      Aktionären ein klares Bild darüber zu vermitteln,
   siert war, vielleicht lieber nicht erhalten. Denn er     ob sie auf die Veränderungen angemessen vor-
   enthielt einige ungewöhnliche Botschaften.               bereitet sind. Und: „Sie als Unternehmen müssen
        Larry Fink ist Chef von BlackRock, einer welt-      sich bewusst und entschieden für Ihren Zweck und
   weit agierenden Fondsgesellschaft, die nicht             Ihre Stakeholder einsetzen – für Ihre Aktionäre,
   immer für positive Schlagzeilen sorgt. Das „Han-         Kunden, Mitarbeiter und Gemeinden, in denen Sie
   delsblatt“ nennt ihn den „mächtigsten Mann der           tätig sind. Auf diese Weise wird Ihr Unternehmen
   Finanzmärkte“. Laut „tagesschau.de“ stehen hin-          langfristig prosperieren – zum Wohle Ihrer Anle-
   ter Blackrock Anlagegelder von rund sieben Billio-       ger, Mitarbeiter und der Gesellschaft als Ganzes.“
   nen Dollar. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 betrug das
   gesamte Bruttoinlandsprodukt Deutschlands rund
   3,44 Billionen Euro, also gerade mal die Hälfte.
                                                            Das Leitbild des
         „Ich bin überzeugt, dass wir vor einer fun-        „Ehrbaren Kaufmanns“
   damentalen Umgestaltung der Finanzwelt stehen“,
   schreibt Fink. Die nicht von der Hand zu weisenden       Die Worte des BlackRock-Chefs sind eine klare An-
   Klimarisiken würden Anleger zwingen, ihre zentra-        sage. Er fordert von den Unternehmen mehr Nach-
   len Annahmen zur modernen Finanzwirtschaft zu            haltigkeit ein und erinnert sie an ihre gesellschaftli-
   überdenken. Schon bald werde es zu einer erheb-          che Verantwortung. Die liegt laut Milton Friedman,
   lichen Umverteilung von Kapital kommen. Deshalb          dem 2006 verstorbenen Wirtschaftsnobelpreisträ-
   werde BlackRock „Nachhaltigkeit ins Zentrum sei-         ger, einzig darin, die Gewinne zu steigern. Das sieht
   nes Investmentansatzes rücken (…). Wir wer-              man bei BlackRock offenbar nicht (mehr) so. Und
   den uns von Anlagen trennen, die ein erhebliches         nicht nur dort. Immer mehr Unternehmen – vom

                                                                                                     Die Wirtschaft März 2020
                                                                                                                                9
TITELTHEMA

     Start-up über Mittelständler bis zu großen Fir-                                  Doris Sommer ist eine Verfechterin dieses Leit-
     men – stellen sich verstärkt ihrer Verantwortung                            bilds. An der Sozialen Marktwirtschaft schätzt sie
     und begeben sich auf den Weg zu                                             beide Wortbestandteile. „Ich bin überzeugt von
     mehr ökonomischer, ökologischer                                             der Sozialen Marktwirtschaft, und auch die Be-
     und sozialer Nachhaltigkeit.                                                zeichnung „Ehrbarer Kaufmann“ trifft es ganz gut.
          Dabei ist dieser Weg eigent-                                           Es darf in unserer Branche niemals das Ziel sein,
     lich längst geebnet. Schon die                                              höchste Gewinnmaximierung zu erzielen; das finde
     Kaufleute im Mittelalter wuss-                                              ich nicht angemessen“, sagt die Geschäftsführerin
     ten, worauf eine gute Wirt-                                                 der Pflegeteam Wentland GmbH & Co. KG in Rhein-
     schaftsordnung gründen sollte.                                              bach. Ihr Unternehmen versorgt mit rund 350 Mit-
     Um sich gegen Misstrauen und                                                arbeitern täglich über 550 Kunden in der ambulan-
     Bedrohung zu wappnen, grenz-                                                ten Pflege.
     ten sie sich mithilfe eines Ehren-                                               Zugleich ist für sie klar: „Als familiengeführtes
     kodexes gegen Betrüger ab – das                                             Unternehmen, das verschiedene Pflegedienstleis-
     „Leitbild des Ehrbaren Kauf-                                                tungen anbietet, müssen wir Geld verdienen, um
     manns“ war geboren. Es steht                                                langfristig qualitative Leistungen erbringen zu kön-
     für ein ausgeprägtes Verantwor-                                             nen.“ Der Anspruch des Unternehmens sei es, pro-
     tungsbewusstsein für das eige-                                              fessionelle und ehrliche Dienstleistungen für Men-
     ne Unternehmen, für die Gesell-                                             schen anzubieten. „Diese wiederum müssen gut
     schaft und die Umwelt.                                                      bezahlt werden, damit wir Arbeitsplätze für Mit-
          Sogar in der Weltliteratur ist                                         arbeiter und das Unternehmen langfristig sichern
     es verankert – Thomas Mann sei                                              können“, erklärt Sommer. Das alles zählt für sie zu
     Dank. Mit Johann Buddenbrook schuf er den „Ehr-         Joachim             verantwortlichem unternehmerischem Handeln.
     baren Kaufmann“ par excellence. Seinem Unter-           Schwalbach
     nehmensnachfolger schreibt der alte Buddenbrook         ist emeritierter
                                                             Professor für       Verantwortung übernehmen –
     ins Stammbuch: „Mein Sohn, sey mit Lust bey den
                                                             Internationales     Corporate Social Responsibility
     Geschäften am Tage, aber mache nur solche, dass         Management an
     wir bey Nacht ruhig schlafen können!“ Diese Ma-         der Humboldt-Uni-   Wem der Begriff „Ehrbarer Kaufmann“ zu altertüm-
     xime hat bis heute nichts an Aktualität eingebüßt.      versität Berlin.    lich ist – es gibt auch einen englischsprachigen Be-
          Und sie ist ein Pfeiler der Wirtschaftsordnung     Bild: Presse        griff, der im Grunde für eine zeitgemäße Varian-
     in Deutschland. „Das Leitbild des Ehrbaren Kauf-                            te des Konzepts vom „Ehrbaren Kaufmanns“ steht:
     manns und die Soziale Marktwirtschaft sind im                               „Corporate Social Responsibility“, kurz: CSR. Das
     Grunde eins“, sagt Prof. Dr. em. Joachim Schwal-                                                steht für gesellschaftliche Un-
     bach. „Der ehrbar, also verantwortungsvoll han-                                                 ternehmensverantwortung – und
     delnde Unternehmer verfolgt seine Unterneh-                                                     die spielt im Alltag von immer
     mensziele, ohne dabei die Ziele der Gemeinschaft                                                mehr Firmen eine Rolle.
     aus dem Auge zu verlieren.“                                                                         „Sozialunternehmen         re-
          Schwalbach ist Wirtschaftswissenschaftler                                                  agieren mit innovativen Ge-
     und emeritierter Professor an der Wirtschaftswis-                                               schäftsmodellen auf aktuel-
     senschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universi-                                                 le gesellschaftliche Fragen wie
     tät zu Berlin. Während seiner aktiven Zeit setzte er                                            beispielsweise        Klimawandel
     sich mit allen Kräften dafür ein, das Leitbild stär-                                            oder nachhaltige Produktion“,
     ker ins Bewusstsein der wirtschaftlichen Akteure                                                weiß IHK-Pressesprecher Mi-
     zu rücken. An der Humboldt-Universität forschte                                                 chael Pieck. Als Leiter des CSR-
     er nicht nur viele Jahre zum „Ehrbaren Kaufmann“,                                               Kompetenzzentrums beobach-
     sondern baute das Thema auch in seine Lehrveran-                                                tet er schon länger, dass auch
     staltungen ein.                                                                                 bei etablierten Unternehmen in
          Vor kurzem fand das Leitbild sogar erstmals Ein-                                           der Region das Engagement für
     gang in die aktuelle Fassung des „Deutschen Corpo-                                              Umweltschutz und soziale Nach-
     rate Governance Kodexes“, den die entsprechende                                                 haltigkeit wächst.
     Regierungskommission im Januar beim Bundesjus-                                                      „Für mich war CSR sogar
     tizministerium zur Prüfung und Veröffentlichung                                                 eine Motivation, mein eigenes
     eingereicht hat. Der Kodex enthält Grundsätze,                                                  Unternehmen zu gründen“, sagt
     Empfehlungen und Anregungen für Vorstände und                                                   Severine Profitlich, Inhaberin der
                                                             Michael Pieck
     Aufsichtsräte, die dazu beitragen sollen, dass die      Pressesprecher      Profitlich & Co. Immobilien KG in Bonn. Die Makle-
     deutschen börsennotierten Gesellschaften im Un-         der IHK Bonn/       rin war bis 2012 in einem Unternehmen der Immo-
     ternehmensinteresse geführt werden.                     Rhein-Sieg          bilienwirtschaft tätig. „Dort spielte CSR eigentlich

10       Die Wirtschaft März 2020
TITELTHEMA

             Doris Sommer führt mit Matt-
             hias Wentland die Geschäfte der
             Pflegeteam Wentland GmbH & Co.
             KG in Rheinbach mit 350 Beschäf-
             tigten und über 550 Kunden in der
             ambulanten Pflege. Beide sind
             überzeugt von der Sozialen Markt-
             wirtschaft und dem Leitbild des
             „Ehrbaren Kaufmanns“.

                       Die Wirtschaft März 2020
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                                                                                        merin. Was sie antreibt: Sie möchte, dass ihr Un-
                                                                                        ternehmen qualitativ eine erste Adresse auf dem
                                                                                        Markt ist. Dazu gehört für die 37-Jährige auch die
                                                                                        Weitergabe von Wissen an die nächste Generation
                                                                                        – sie bildet von Anfang an fundiert aus und ermög-
                                                                                        licht Einstiegsqualifizierungen sowie Schülerprak-
                                                                                        tika. Und sie hat sich ganz den Prinzipien guter Un-
                                                                                        ternehmensführung verschrieben.
                                                                                             Doch das ist nicht alles. „Eine besondere Mo-
                                                                                        tivation von mir ist es, auf die besonderen Belange
                                                                                        von Menschen mit Behinderung aufmerksam zu
                                                                                        machen und ihnen nach Möglichkeit Zugang zu ad-
                                                                                        äquatem Wohnraum zu verschaffen“, betont Profit-
                                                                                        lich. Das tut sie mit ihrem Unternehmen – und auf
                                                                                        dem Wege ehrenamtlichen Engagements. Die Un-
                                                                                        ternehmerin ist unter anderem im Vorstand der Be-
                                                                                        hindertengemeinschaft der Stadt Bonn aktiv. Zudem
                                                                                        wirbt sie auch öffentlich für die Prinzipien der gesell-
                                                                                        schaftlichen Verantwortung von Unternehmen, näm-
                                                                                        lich als „CSR-Botschafterin“ des CSR-Kompetenz-
     Legt großen Wert auf gute Unternehmensführung und gesellschaftliches
                                                                                        zentrums Rheinland bei der IHK Bonn/Rhein-Sieg.
     Engagement: Severine Profitlich, Inhaberin der Profitlich & Co. Immobili-
     en KG und CSR-Botschafterin.

                             gar keine Rolle“, erinnert sie sich, „das fand ich sehr
                                                                                        Solide wirtschaften, ohne Mensch
                             bedauerlich.“ Sie wollte zeigen, dass auch im Im-          und Natur auszubeuten
                             mobiliengeschäft gesellschaftliche Verantwortung           Auch Annette Hoffman und Elke Schilling waren
                             möglich und nötig ist, deshalb wurde sie Unterneh-         mit ihrem früheren Berufsweg unzufrieden. Die

       Definitionen
                                                    verantwortung ausgeführt sind, insbe-         nützigen Gesellschaft mit beschränkter
       Social Entrepreneurship                      sondere in der ILO-Grundsatzerklärung         Haftung. Viele Einrichtungen wie Kran-
       Das primäre Ziel von Social Entrepre-        über Unternehmen und Sozialpolitik, den       kenhäuser oder Kindergärten werden
       neurship ist die Lösung gesellschaftli-      OECD-Leitsätzen für multinationale Un-        aufgrund der gestiegenen wirtschaftli-
       cher Herausforderungen. Dies wird durch      ternehmen, den UN-Leitprinzipien für          chen Anforderungen als gGmbH geführt.
       kontinuierliche Nutzung unternehme-          Wirtschaft und Menschenrechte, im UN          Die gGmbH verfolgt einen gemeinnüt-
       rischer Mittel erreicht und resultiert in    Global Compact oder in der ISO 26000.         zigen oder mildtätigen Zweck, auch re-
       neuen und innovativen Lösungen. Durch        Konkret geht es beispielsweise um faire       ligiöse Hintergründe sind denkbar. Der
       steuernde und kontrollierende Mecha-         Geschäftspraktiken,      mitarbeiterorien-    Zweck ist wichtig für die Anerkennung
       nismen wird sichergestellt, dass die ge-     tierte Personalpolitik, sparsamen Einsatz     der Gemeinnützigkeit, wobei sich Hin-
       sellschaftlichen Ziele intern und extern     von natürlichen Ressourcen, Schutz von        weise dazu auch aus der Abgabenord-
       gelebt werden.                               Klima und Umwelt, ernst gemeintes En-         nung (§ 52 und § 53) ergeben. Einfach
                (Quelle: Social Entrepreneurship    gagement vor Ort und Verantwortung            gesagt bedeutet das, dass alles, was
              Netzwerk Deutschland e.V., Berlin)    auch in der Lieferkette.                      die gGmbh tut, diesem gemeinnützigen
                                                                  (Quelle: Bundesministerium      Zweck dienen muss. Um das zu garan-
       Corporate Social                                        für Arbeit und Soziales, Berlin)   tieren, sind auch der Gewinn und des-
                                                                                                  sen Ausschüttung bei der gGmbH regle-
       Responsibility (CSR)
                                                    Gemeinnützige                                 mentiert. Daher muss auch sichergestellt
       CSR ist die Verantwortung von Unter-
       nehmen für ihre Auswirkungen auf die
                                                    Gesellschaft (gGmbH)                          werden, dass die Gehälter in einem an-
                                                                                                  gemessenen Verhältnis zur Leistung des
       Gesellschaft. Dies umfasst soziale, ökolo-   Die gGmbH ist eine Abwandlung der             Unternehmens stehen.
       gische und ökonomische Aspekte, wie sie      GmbH. Folglich gelten auch die meisten               (Quelle: Gründerplattform der KfW
       etwa in international anerkannten Re-        gesetzlichen GmbH-Vorschriften für die                     und des Bundesministeriums
       ferenzdokumenten zur Unternehmens-           Gründung und Führung dieser gemein-                          für Wirtschaft und Energie)

12       Die Wirtschaft März 2020
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Modedesignerin und die Bekleidungstechnik-Inge-
nieurin waren viele Jahre in der konventionellen
Modebranche beschäftigt. Bis ihnen jeweils klar
wurde: „So wollten wir nicht mehr weiterarbeiten!“
     2011 lernten sie sich kennen, bereits bei der
zweiten Begegnung war die Idee geboren: „Wir stel-
len selbst Damenoberbekleidung her und vertreiben
sie – schick und ökologisch“, erzählt Hoffman. Sie
gründeten in Bonn die Alma & Lovis GmbH.
     Bereits bei ihrem ersten Besuch einer Messe
für nachhaltige Mode in Berlin konnten sie mit
ihrem neuen Label auf sich aufmerksam machen          „Wir wollen beweisen, dass man solide wirtschaften kann, ohne Men-
und erste Kunden gewinnen. Zum Beispiel kiss the      schen und Natur auszubeuten!“ - Annette Hoffman und Elke Schilling
inuit mit Läden in Köln und Bonn oder Fashion for     von Alma & Lovis in Bonn, die faire und ökologische Mode anbieten und
Friends aus dem Allgäu. Inzwischen finden sich        für den CSR-Preis der Bundesregierung 2020 nominiert sind.
auch in ersten herkömmlichen Modegeschäften die
nachhaltigen Produkte von Alma & Lovis.
     „Unser Antrieb: Wir wollen beweisen, dass
man solide wirtschaften kann, ohne Menschen
und Natur auszubeuten“, sagt Schilling. Produzie-
ren lassen die beiden ausschließlich in Europa und
Peru (Alpaca) in zertifizierten Betrieben, sie zah-
len faire Löhne, achten auf die Arbeitsbedingungen
in den Fabriken, auf die Haltung der Tiere bei den
Landwirten, von denen sie Wolle oder Leder bezie-
hen, und darauf, dass etwa Baumwolle ausschließ-
lich aus kontrolliert ökologischem Anbau kommt.
Als eines der ersten Modelabels in Deutschland hat
sich Alma & Lovis dazu mit dem „Grünen Knopf“
zertifizieren lassen, dem ersten staatlichen Siegel
für nachhaltige Mode.
     Geprüft werden dabei übrigens auch die Ar-
beitsbedingungen im Inland, also in der kleinen
Zentrale in Bonn, wo außer den beiden Unterneh-
merinnen fünf fest Angestellte sowie immer wieder
Studierende und Minijobber an Kreation, Vertrieb
und Marketing mitwirken sowie für die Büroarbeit
sorgen. „Die Beschäftigten wurden befragt, außer-
dem mussten wir die Arbeitsverträge vorlegen“, er-
zählt Hoffman.
     Demnächst geht das Unternehmen sogar noch
einen Schritt weiter: „Wir wollen für 2020 erstmals
eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen“, sagt Schilling.
Die „Gemeinwohl-Ökonomie“ versteht sich als kon-
kret umsetzbare Alternative für Unternehmen ver-
schiedener Größen und Rechtsformen. Auf der
Homepage des Vereins International Federation
for the Economy for the Common Good e.V. heißt
es: „Der Zweck des Wirtschaftens und die Bewer-
tung von Unternehmenserfolg werden anhand ge-
meinwohl-orientierter Werte definiert.“ Grundla-
gen seien unter anderem die Ethik der Achtung vor
der Natur und der Schutz der Erde.
     „Wir sind von der Idee dahinter überzeugt und
finden, dass alle Unternehmen viel stärker als bis-
her Verantwortung für ihr Handeln übernehmen
und dass auch die Beschäftigten viel mehr in stra-

                                                                                             Die Wirtschaft März 2020
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                       „Existieren wir in erster
                       Linie, um finanzielle
                       Interessen der Share-
                       holder zu befriedigen
                       – oder weil wir eine so-
                       ziale oder ökologische
                       Herausforderung lösen
                       möchten, also um einen
                       Beitrag zu einer besse-
                       ren Welt zu leisten?“,
                       fragt Professor Dr.
                       Stephan Hankammer
                       von der Alanus Hoch-
                       schule für Kunst und
                       Gesellschaft in Alfter.

                       tegische Entscheidungen einbezogen werden soll-           So wichtig es sei, wenn ein Unternehmen den ört-
                       ten“, begründet Hoffman diesen Schritt, „deshalb          lichen Sportverein sponsert, Kulturveranstaltungen
                       gehen auch wir diesen Schritt.“                           fördert oder Geld für den Neubau einer Kita gibt – so
                            Ende Januar wurde übrigens bekannt, dass Alma        lange dieses Engagement ein Nebenaspekt des un-
                       & Lovis für den diesjährigen CSR-Preis der Bundes-        ternehmerischen Handelns bleibe, wolle er nicht von
                       regierung nominiert wurde – als eines von 25 Unter-       „Sustainable Entrepreneurship“ sprechen.
                       nehmen in fünf Kategorien. „Die Unternehmen zei-               Die Herangehensweise der Unternehmerin oder
                       gen, dass sie sich in besonderem Maße für eine sozial,    des Unternehmers müsse vielmehr lauten: „Existieren
                       ökonomisch und ökologisch verträgliche Arbeitsweise       wir in erster Linie, um finanzielle Interessen der Share-
                       engagieren“, hieß es in einer Pressemitteilung. Verlie-   holder zu befriedigen – oder weil wir eine soziale oder
                       hen wird der Preis im Juni in Berlin.                     ökologische Herausforderung lösen möchten, also um
                                                                                 einen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten?“
                       Soziale und ökologische Ver-                                   Wie wird man „Social Entrepreneur“? Für Han-
                       antwortung gehören ins Kern-                              kammer ist die Antwort klar: „Wenn man sich sys-
                       geschäft eines Unternehmens                               tematisch Gedanken darüber macht, welche Auswir-
                                                                                 kungen das eigene unternehmerische Handeln auf alle
                       Folgt man den Überlegungen von Prof. Dr. Stephan          relevanten Akteure – von den eigenen Beschäftigten
                       Hankammer, kann man Annette Hoffman und Elke              bis zu den Lieferanten und Kunden – und auf die Um-
                       Schilling als „Social Entrepreneurs“ bezeichnen.          welt hat, wenn diese Erkenntnisse das Handeln beein-
                       Wobei dem Juniorprofessor für Nachhaltige Unter-          flussen und man dann immer wieder kritisch prüft,
                       nehmensführung und Entrepreneurship an der Ala-           ob das Handeln den aus den Erkenntnissen abgelei-
                       nus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter       teten Unternehmenszielen entspricht, und nachsteu-
                       das Wörtchen „Social“ an dieser Stelle weniger gut        ert.“ Ziel müsse es sein, nachhaltig zu wirtschaften
                       gefällt, er spricht lieber von „Sustainable Entrepre-     und zugleich auch Vorbild für andere zu sein.
                       neurship“, also nachhaltigem Unternehmertum.
                            „Eine klare, einfache Definition gibt es leider
                       nicht“, bedauert der Wissenschaftler – und wagt
                                                                                 Transparenz in der Lieferkette,
                       eine Annäherung: „Ich spreche von sozialem oder           faire Löhne, Teilhabe
                       nachhaltigem Unternehmertum, wenn ein Unterneh-           Dies trifft auch auf Arne Rohlfs zu. Der Unterneh-
                       men wichtige Aspekte sozialer und ökologischer Ver-       mer aus Much betrieb früher einige Restaurants,
                       antwortung systematisch in seinem Kerngeschäft            bevor ihn ein schwerer Motorradunfall vorüber-
                       verankert, wenn es eine entsprechende gesellschaft-       gehend aus der Bahn warf. Dann wurde er auf die
                       liche Mission hat und sein Handeln so konsequent          Moringa-Pflanze aufmerksam, die über vielfältige
                       wie möglich daran ausrichtet.“                            Mineralien, Vitamine und Nährstoffe verfügt und

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deren Blatt als Eiweißquelle der Zukunft gilt, und
hatte eine Idee: Er eignete sich relevantes Wissen
über die Pflanze an, die in manchen Kulturen auch
als „Wunderbaum“ oder „Baum des Lebens“ bezeich-
net wird, bestellte ein Kilo Moringa-Pulver, erwarb
auf E-Bay eine Kapselmaschine und stellte sein ers-
tes Nahrungsergänzungsmittel her. Später gründete
er das Unternehmen Estancia Verde, seit 2015 eine
GmbH. Inzwischen arbeitet er in Kooperation mit
Moringa-Plantagen und Moringa-Felder-Kooperati-
ven im Kongo, in Tansania und in Kenia zusammen.
In Much zählt Rohlfs zwei Festangestellte.
     Verarbeiten lassen sich vor allem die Blät-
ter und die Samen, aus denen man hochwertiges
Öl gewinnen kann. Rohlfs‘ Geschäftsmodell: Zum
einen verkauft er diese Rohstoffe in Blatt-, Pul-
ver- und Ölform, etwa an Hersteller von Nahrungs-
ergänzungsmitteln und Kosmetika. Dabei sorgt er
für eine transparente Lieferkette, zahlt den Klein-
bauern in Afrika faire Löhne und lässt alle Prozes-
se regelmäßig zertifizieren. Zum anderen produ-
ziert er selbst nachhaltige Lebensmittel, etwa einen
„Bio-Energy-Drink“ sowie einen „Moringa Bio Tee“.
Damit ist er unter anderem bei Rewe gelistet. Für
2020 plant er erstmals schwarze Zahlen.
     Natürlich könne man auch herkömmlich wirt-
schaften, Gewinne erzielen und dann etwas davon
spenden. „Doch das ist nicht mein Modell, denn
dann ist das Kind ja schon in den Brunnen gefal-
len“, betont Rohlfs. Sein Antrieb: umwelt- und so-
zialverträglich zu arbeiten, für möglichst viel Wert-
schöpfung in der Lieferkette zu sorgen und auch
die Kleinbauern am Gewinn teilhaben zu lassen.

Schwarze Zahlen und Inklusion
sind kein Widerspruch
Die Gemeinnützigkeit bereits im Firmennamen trägt
die PRIMA Bonn-Rhein-Sieg gGmbH mit Sitz in Bonn;
das kleine „g“ steht für „gemeinnützig“. Das Unter-
nehmen ist eine Tochterfirma der Stiftung Gemein-
depsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg. Diese wurde 2018
von dem Bonner Verein für gemeindenahe Psychiat-
rie errichtet, der seit 40 Jahren aktiv ist und seit 2019    Arne Rohlfs (o.l.) hat sich
als Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg gGmbH                ganz der Moringa-Pflanze
firmiert. Ziel der Bonner Stiftung ist es einerseits, Auf-   verschrieben. Er verkauft die
klärungsarbeit zu psychischen Erkrankungen zu leis-          Rohstoffe in Blatt-, Pulver-
ten, andererseits Möglichkeiten zu schaffen, damit           und Ölform und produziert
psychisch Erkrankte am gesellschaftlichen Leben              selbst nachhaltige Lebens-
teilhaben können. Ein großes Thema dabei: Teilhabe           mittel. Mit seinem Mucher
am Arbeitsleben. „Insofern ist es ein weiteres Ziel, für     Unternehmen sorgt er für eine
diese Personengruppe sowie für Menschen mit Be-              transparente Lieferkette, zahlt
hinderung einen inklusiven Arbeitsmarkt zu schaffen          den Kleinbauern in Afrika faire
und somit auch einen Beitrag für die Reduzierung             Löhne und lässt alle Prozesse
des Fachkräftemangels zu leisten“, erklärt Wolfgang          regelmäßig zertifizieren.
Pütz, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung. „Außer-
dem wollen wir Perspektiven ermöglichen!“

                                                                                               Die Wirtschaft März 2020
                                                                                                                          15
TITELTHEMA

     „Wir wollen zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und Inklusion kein Wider-
     spruch ist.“ - Wolfgang Pütz (l.), Geschäftsführer der PRIMA Bonn-Rhein-Sieg
     gGmbH, die unter anderem das inklusive Burger-Restaurant „Godesburger“
     betreibt (rechts im Bild Küchenchef Bruno Straub).

                        Dazu gründete der Verein nach und nach vier unter-       menszweck ist es jedoch, Vorbild zu sein“, stellt Pütz
                        schiedlich spezialisierte Tochterfirmen, darunter die    klar. Was er meint: Vorbild dafür, dass man auf dem
                        heutige PRIMA Bonn-Rhein-Sieg gGmbH. Diese wie-          Markt erfolgreich und gleichzeitig gemeinwohlorien-
                        derum betreibt unter anderem das Restaurant „Go-         tiert sein kann. „Die Leute sollen nicht kommen, weil
                        desburger“, nach eigenen Angaben Deutschlands            sie Mitleid haben, sondern weil es ihnen schmeckt,
                        erstes inklusives Burger-Restaurant. Hier arbeiten       weil es ihnen bei uns gefällt, weil wir sie mit unserer
                        zwölf Menschen mit und ohne Behinderung Seite            Leistung überzeugen“, betont Pütz. „Wir wollen zei-
                        an Seite. Das Restaurant wurde 2016 vom NRW-In-          gen, dass wirtschaftlicher Erfolg und Inklusion kein
                        tegrationsministerium mit dem Inklusionspreis des        Widerspruch ist.“ Mehr noch: Schwarze Zahlen seien
                        Landes NRW ausgezeichnet. Es gilt als Leuchtturm-        ein Muss, schließlich benötige man Gewinne, um das
                        projekt des ebenfalls von der Stiftung initiierten       Unternehmen voranzubringen. Aber: „Hier hält kein
                        Netzwerkes bonn-rhein-sieg-fairbindet.                   Gesellschafter die Hände auf“, erklärt Pütz, „sondern
                            Vordergründig lautet der Unternehmenszweck:          das Geld wird reinvestiert, es fließt zurück in das Re-
                        Burger-Restaurant. „Unser eigentlicher Unterneh-         staurant und dient dem Unternehmenszweck.“

                                                                     Gemeinwesen) mit der Unternehmensstrategie und den -zie-
                                                                     len verbinden. Ziel des CSR-Kompetenzzentrums ist es, CSR als
                                                                     Managementansatz KMUs näher zu bringen und für das Kon-
                                                                     zept verantwortlicher Unternehmensführung zu sensibilisieren.
     CSR, die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen,
     soll Aktivitäten des Unternehmens auf verschiedenen Hand-         Rebekka Griepp, 0228 2284-186, E-Mail: Griepp@bonn.ihk.de
     lungsfeldern (Markt, Mitarbeiter/Arbeitsplatz, Umwelt und          Michael Pieck, 0228 2284-130, E-Mail: Pieck@bonn.ihk.de

     6. April - 18.00 - 20.30 Uhr - IHK Bonn/Rhein-Sieg -            17. April - 10.00 - 12.00 Uhr - PRIOR1 -
     Wirtschaftliche Verantwortung nachhaltig und erfolg-            CSR-Freitagswerkstatt: Akzeptanz durch Gemeinwohlbilanz
     reich gestalten - www.ihk-bonn.de | Webcode: @6492317           - www.ihk-bonn.de | Webcode: @6492320

16    Die Wirtschaft März 2020
TITELTHEMA

     Wer die Prinzipien von Sozialer Marktwirtschaft
und Gemeinwohlorientierung, von CSR und „Soci-
al Entrepreneurship“ konsequent weiterdenkt, landet
fast zwangsläufig bei der Frage, wie es denn eigent-
lich um die Besitzverhältnisse von Unternehmen steht.
Im November vergangenen Jahres gründeten 30 Un-
ternehmen in Berlin die „Stiftung Verantwortungsei-
gentum“. Sie gibt einer Unternehmensform eine Stim-
me, die nach Stiftungsangaben bereits von über 200
Unternehmen in Deutschland, die heute rund 1,2 Mil-
lionen Menschen beschäftigen und für 270 Milliarden
Euro Jahresumsatz stehen, praktiziert wird.
     „Unternehmen in Verantwortungseigentum funk-
tionieren eigentlich wie Familienunternehmen, nur wird
das Unternehmen nicht automatisch an genetisch Ver-
wandte weitergegeben, sondern an Werte- und Fähig-
keitenverwandte. Damit bleibt das Unternehmen auch
                                                          Die Stadt Bonn und das Auswärtige Amt begrüßten die neue UN-Organisati-
unabhängig von der Familie selbstständig und wer-
                                                          on: UNRISD-Direktor Paul Ladd, Botschafterin Jutta Schmitz, Bonns Oberbür-
teorientiert erhalten“, erklärte Thomas Bruch, Unter-
                                                          germeister Ashok Sridharan und Isabell Kempf, Leiterin UNRISD-Büro Bonn (v.l.)
nehmer und Gründungsvorstand der Stiftung, bei der
Gründung. Die Gründungsvorständin und leitende Mit-
arbeiterin der Suchmaschine Ecosia.org, Genica Schäf-     22. UN-Organisation nimmt Arbeit –
gen, fügte hinzu: „Diese Unternehmen setzen eine Ver-     UNRISD auf dem UN Campus Bonn
mögensbindung um, die sicherstellt: Keine Generation      Als 22. Organisation der Vereinten Nationen hat An-
von Verantwortungseigentümern kann ein Unterneh-          fang des Jahres 2020 das Büro des United Nations Re-
men leerräumen und Vermögen entnehmen. In diesem          search Institute for Social Development (UNRISD) seine
Sinn gehört das Unternehmen sich selbst, es dient nicht   Arbeit am UN Campus Bonn aufgenommen.
den Shareholdern, sondern seinem Zweck.                        UNRISD ist ein autonomes Forschungsinstitut im
     Mit dieser Idee können Blackrock-Chef Larry Fink     UN-System, 1963 gegründet. „Bei UNRISD konzentrie-
und seine Anleger womöglich nicht so viel anfangen.       ren wir uns auf die sozialen Dimensionen der nachhal-
Doch wer weiß? Vielleicht greift Fink sie in einem sei-   tigen Entwicklung. Damit stehen für uns die Menschen
ner nächsten Jahresbriefe an die Wirtschaftselite auf…    im Zentrum von Forschung, Politik und Handeln für
                                    Lothar Schmitz,       eine transformative Veränderung unserer Gesellschaf-
                           Wirtschaftsjournalist, Bonn    ten“, so UNRISD-Direktor Paul Ladd.

                            Ihre Ansprechpartner/-innen
                             CSR-Kompetenzzentrum Rheinland
                             Michael Pieck, Pressesprecher
                             Tel. 0228 2284-130
                             pieck@bonn.ihk.de
                                                            Unternehmensgründung
                                                                     und -sicherung
                                                                Regina Rosenstock
                                                                Tel. 0228 2284-181
                                                           rosenstock@bonn.ihk.de

                             CSR Kompetenzzentrum Rheinland
                             Rebekka Griepp
                             Tel. 0228 2284-186
                             griepp@bonn.ihk.de

                                                                                                         Die Wirtschaft März 2020
                                                                                                                                       17
TITELTHEMA

                                                                                          Interview
                                                                               mit Stephan Grabmeier,
                                                                               Autor und Kreativberater

                       „Die Welt zu einem
                        besseren Ort machen“
                       Soziale Verantwortung und Nachhaltig-          Seit August 2019 arbeitet er als Part-
                       keit sind für Stephan Grabmeier mehr als       ner von Hans Reitz, seiner Agentur circ
                       Schlagworte. Auf vielen seiner Karrieresta-    und Prof. Muhammad Yunus, Friedensno-
                       tionen befasste und befasst er sich mit die-   belpreisträger 2006, im Grameen Creati-
                       sen Themen. Grabmeier zählt zu den füh-        ve Lab. Zudem engagiert er sich als „Busi-
                       renden Vordenkern für Innovation, New          ness Angel“ für Start-ups. 2018 gründete
                       Work und Transformation zur Nachhaltig-        er die Stiftung und Bildungsinitiative „Next
                       keit. Bis Mitte vergangenen Jahres war der     Entrepreneurs“. Im Oktober erschien sein
                       Bonner Chief Innovation Officer von Kien-      neues Buch „Future Business Kompass –
                       baum Consultants International in Köln.        der Kopföffner für besseres Wirtschaften“.

18   Die Wirtschaft März 2020
TITELTHEMA

„Die Wirtschaft“: Herr Grabmeier, weshalb ma-                   Stephan
chen Sie sich für „Social Entrepreneurship“ stark?       Grabmeier (r.)
                                                        mit Friedensno-
Stephan Grabmeier: Das liegt in meiner Natur. Ich
                                                          belpreisträger
habe mich schon immer für eine gerechte und in-            Muhammed
klusive Welt eingesetzt. In meiner Schulzeit stand       Yunes, der den
Umweltschutz im Vordergrund, und ich bin groß            Begriff „Social
geworden in der Zeit von „Atomkraft? Nein danke“,         Business“ neu
                                                           definiert hat.
was die heutige „Friday for Future“-Bewegung ist,
das waren auch meine ersten Demonstrationen. Ich
bin in Bayern groß geworden und da gab es viele
Themen, gegen die es sich zu demonstrieren lohn-
te, etwa die Wiederaufbereitungsanlage Wackers-
dorf oder den Rhein-Main-Donau-Kanal, so wie
es heute den Hambacher Forst gibt. Mein Streben,
die Welt zu einem besseren Ort zu machen, hat bis
heute nicht nachgelassen, im Gegenteil.

Und im Berufsleben?
Zum ersten Mal mit dem Thema Social Business
bin ich 2008, 2009 in Berührung gekommen. Das
war zu Zeiten, als ich bei der Deutschen Telekom        Ich hoffe es.
für Change Management und Future Work verant-           In meinem ak-
wortlich war und mein damaliger CEO René Ober-          tuellen     Buch
mann vom Davoser Weltwirtschaftsforum zurück-           „Future Busi-
kam. Dort hatte er Professor Muhammad Yunus             ness Kompass“
kennengelernt und meinte, dass er die Idee vom So-      habe ich genau
cial Business verstanden habe und nun eine Initia-      die    Indikato-
tive bei der Telekom starten wolle, wie man Social      ren dazu gesucht und gefunden. Wir werden noch
und Business in Einklang bringen und Geschäfts-         viele Geschäftsmodelle erleben, die viel mehr auf
modelle neu denken könne.                               Kooperation sowie soziale und ökologische Prob-
                                                        lemlösungen setzen. Allerdings sehe ich auch, dass
Im Anschluss haben Sie sich verstärkt mit dem           wir die Gemeinwohlorientierung verlernt haben.
Thema befasst. Was ist der Unterschied zu nor-          Dazu wurden wir durch die ökonomischen Wirt-
malen Geschäftsmodellen?                                schaftsmodelle in den letzten 250 Jahren geprägt.
Es gibt laut Professor Yunus sieben Prinzipien des      Die Prinzipien unserer Betriebswirtschaft fußen
Social Business. Der wesentliche Unterschied ist,       auf Egoismus und auf Wettbewerb. Das ist aller-
dass das Geld, das verdient wird, nicht der Gewinn-     dings immer eine Win-Lose-Situation. Kooperati-
maximierung und der Ausschüttung an Shareholder         on erzeugt Win-Win. Und unsere Probleme auf der
dient, sondern immer wieder in den Investitionskreis-   Welt lösen wir nicht in Konkurrenz, sondern nur in
lauf direkt ins Unternehmen zurückfließt. Und es be-    Gemeinschaft, in Kooperation. Wir hatten in der
deutet auch, Probleme in der Welt mit Unternehmer-      Vergangenheit schon immer wertebasiertes Unter-
geist zu lösen. Wenn man allerdings in die heutige      nehmertum – Bosch, Siemens, Krupp oder Miele,
westliche Start-up-Szene schaut, dann sieht man,        die auch für das Gemeinwohl gesorgt haben. Lei-
dass 50 bis 60 Prozent der Produkte oder Services,      der sind viele von ihrem wertebasierten Weg abge-
die dort entwickelt werden, kein Mensch braucht. Es     kommen. Den Mittelstand allerdings prägt das we-
ist teilweise ein Potenzieren unserer Wohlstandsge-     sentlich deutlicher als Vertreter aus dem DAX. Wir
sellschaft, in der wir noch fauler werden und den ex-   müssen vielerorts wieder zu unseren unternehme-
orbitanten Wohlstand, den wir schon haben, auswei-      rischen Tugenden zurück.
ten. Aber grundlegende Probleme lösen wir viel zu
wenig. Wenn wir wollen, dass wir unseren Planeten       Was raten Sie Gründern?
enkeltauglich an die nächste Generation übergeben       Wenn man heute gründet, sollte man daran den-
wollen, dann müssen wir Unternehmertum und un-          ken, welche Probleme wir in der Welt haben. Wie
sere Haltung für Wirtschaften neu denken.               kann man sie lösen, ein guter Unternehmer wer-
                                                        den und einen Beitrag für das Gemeinwohl leisten?
Es gibt immer mehr Unternehmen, die sich sozi-          Nur so können wir die Welt enkelfähig halten. Ver-
al engagieren. Gibt es eine Änderung in der Ar-         antwortungsvolle Gründer gibt es immer mehr, das
beitswelt?                                              stimmt mich hoffnungsvoll.

                                                                                                    Die Wirtschaft März 2020
                                                                                                                               19
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