T gesundes neues Jahr tt - Der Markt
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Der Markt
I N M I T T E L D E U T S C H L A N D
Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Magdeburg
12 / 2 0 21
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Besinnliche Weihnachten
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und ein
gesundes neues Jahr
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GemeinsamZukunftBilden
BERUFLICH
E BILDUNG
LOHNT SIC
PACK’S ANH!
MEINE
ZUKUNFT
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Eine Initiative der:
der DIHK-Bildungs-gGmbH
EDITORIAL
Foto: privat
leben wir in der digitalen Steinzeit? Haben Sie zur Schuldenbewältigung. Wie geht es weiter? wird seine Vorgaben erfüllen können und die
sich das in den letzten Monaten auch des Öf- Steuererhöhungen oder weitere Schulden ma- Software zur Verfügung stellen. Die Heraus-
teren gefragt? Digitalisierung und IT-Moder- chen, Schuldenverlagerung in Sonderfonds? forderung liegt auf der Ebene der Länder und
nisierung werden gern groß von der Politik an- Fakt ist: Wenn Finanzmarktteilnehmer nicht Kommunen mit ihren komplexen Strukturen:
gekündigt, aber schlecht umgesetzt. davon ausgehen können, dass wir zu einer soli- 16 Bundesländer, ca. 11.000 Kommunen, die
In den verschiedenen Ausschüssen der IHK den Finanzpolitik zurückkehren, werden Schul- involviert sind. Eine neue Software in eine
Magdeburg beschäftigen sich aktuell viele Mit- den noch teurer. Wenn der Staat seine Zu- bestehende IT-Landschaft integrieren, ohne
glieder mit den Auswirkungen des Koalitions- kunftsinvestitionen zurückfährt, dann gehen realistische Strategien, eindeutige Verantwort-
vertrages auf die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt Arbeitsplätze, wirtschaftlicher Wohlstand verlo- lichkeiten, klare Strukturen – wie soll das um-
und mit der Überarbeitung und Neuausrich- ren. Hören wir auf die Kritikpunkte der jungen gesetzt werden? Um zu erreichen, dass wir
tung der Positionspapiere für die neue Legis- Generation, dass der Staat vorrangig Geld aus- nicht langsam an der Verwaltung verzweifeln
latur der Vollversammlung ab Frühjahr 2022. gegeben hat, um den Status Quo zu erhalten und virtuelle Behördengänge noch in diesem
Der Dienstleistungsausschuss prüft derzeit drei und wie wenig von diesem Geld in Zukunftsin- Jahrzehnt möglich sind, sind eine politische
Themen: Welche Erfahrungen lassen sich aus vestitionen gegangen ist, in Klimaschutz, digi- Schwerpunktsetzung sowie Gespräche mit al-
der weltumspannenden Pandemie ableiten? tale Transformation, in ein neues Bildungssys- len involvierten Organisationen, Gremien, Ge-
Welche Verabredungen zum Klimawandel und tem: »Wenn schon Schulden, dann wenigstens meinden, Ländern und dem Bund erforder-
den zu seiner Bewältigung nötigen Struktur- nachhaltig investieren!« lich. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden.
wandel wurden getroffen? Wie vollzieht sich Bringen uns die Erfahrungen aus der Co- Schauen wir in Nachbarländer wie Dänemark.
der Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft rona-Krise auch eine Beschleunigung im di- Und es gibt hervorragende Expertisen unse-
durch die Digitalisierung mit all ihren Chan- gitalen Fortschritt für Behörden? Wir als Un- rer Unternehmer, die beratend zur Seite ste-
cen und Begleiterscheinungen? ternehmer der Dienstleistungsbranche fordern hen und sich in den unterschiedlichen Sys-
In der Corona-Krise hat der Staat Rekord- das nachdrücklich. Die Bürokratie lähmt den temlandschaften bestens auskennen. Nutzen
schulden aufgebaut, aber wer muss die Schul- Unternehmergeist und führt zur Handlungs- wir diese Potenziale!
den, die größten zusätzlichen staatlichen unfähigkeit.
Schulden seit dem zweiten Weltkrieg, am Ende Mit dem Onlinezugangsgesetz sollen wir bis
bezahlen? Kurzarbeitergeld, Überbrückungs- Ende 2022 ein einheitliches Bürgerkonto be-
hilfen für Unternehmen, Kredite für Konzerne kommen, Papierakten sollen abgeschafft, die
machen den größten Teil der Summe aus, dazu Verwaltungs-IT komplett erneuert werden.
Hilfen für Menschen, Länder und Kommunen Den Wohnort ummelden, ein Auto anmel-
sowie internationale Unterstützung. Die Situ- den, Personalausweis und Reisepass beantra-
ation in den Unternehmen sieht nicht danach gen oder verlängern, insgesamt mehr als 575 Sandra Fischer
aus, dass die gezahlten Beihilfen zurückgezahlt Behördendienste sollen dann über ein einheit- Vorsitzende des Dienstleistungsausschusses
werden können. Es braucht nun klare Konzepte liches Bürgerkonto funktionieren. Der Bund der IHK Magdeburg
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TITELTHEMA
Fotos: zephyr_p - AdobeStock
Fotos: Klaus-Peter Voigt
06
Unternehmen im Porträt
Wir haben fünf Unternehmen, die ihren Firmensitz im Bezirk der IHK Magdeburg haben, besucht: den Immobilienmakler, den
Inkassounternehmer, den Motorradhändler, den Fitnesstrainer und die Floristin. Sie berichten, wie sie ihre Geschäfte unter den Bedingungen
der Corona-Pandemie führen.
TITELTHEMA IHK-REGIONAL IHK-INTERNATIONAL
16 »Glücksspiel ist ein 30 Barleber Kita-Kinder 36 Das Lieferkettengesetz
sensibles Produkt« stellen Apfelsaft selbst her kommt
Wer gewerbliches Automatenspiel als Start für das Projekt »Most Wanted« (engl. Ab dem 1. Januar 2023 gilt das
Dienstleister in Spielhallen oder Gaststätten Apfelsaft gesucht) hieß es Anfang Oktober Lieferkettengesetz für Unternehmen
anbietet, trägt Verantwortung für seine für die rund 50 Vorschulkinder der Barleber mit mehr als 3.000 Arbeitnehmern und
Spielgäste. Die Automatenwirtschaft Kitas »Barleber Schlümpfe« und »Gut Hauptverwaltung, Hauptniederlassung
hat deshalb seit längerem ihre Arnstedt«. Initiiert und organisiert wurde oder Sitz im Inland. Ab dem 1. Januar
Qualitätsinitiative gestartet. das Projekt von den Wirtschaftsjunioren 2024 sinkt die Anwendbarkeitsschwelle auf
Börde e. V. 1.000 Arbeitnehmer.
17 Digitalisierung heißt
nicht Robotik 31 Großer Preis des 38 Bier und Bratwurst
Altenpflege und Gesundheitswesen generell Mittelstands 2021 begeistern Briten
bleiben von der Digitalisierung nicht Der seit 1994 jährlich durch die Oskar- Fröhliche Stimmung auf dem
unberührt. Dabei bedeutet dies nicht den Patzelt-Stiftung ausgelobte Große Preis des Weihnachtsmarkt in Manchester. Zu
Einsatz von Robotern. Die Mitarbeitenden Mittelstands trug in diesem Jahr das Motto verdanken ist das nicht zuletzt einem
in der Pflege können effektiver entlastet »Der deutsche Mittelstand ist ein Garant für Unternehmer aus Parey, der seit mehr
werden. Stabilität und Vertrauen«. Der Preisträger als 20 Jahren im Advent deutsche
der Wettbewerbsregion Sachsen-Anhalt ist Gemütlichkeit auf die Insel bringt.
22 Ruhepol im die Antennenbau Lindemann GmbH & Co.
Corona-Wirrwarr KG aus Magdeburg. 40 Im internationalen Geschäft
Die Corona-Pandemie stellt die Welt vor an Ihrer Seite
völlig neue Herausforderungen. Die damit Das Programm »Fit für den Export«
verbundenen Auswirkungen und all das, MELDUNGEN begleitet kleine und mittelständische
was sich bisher in der Krise bewährt hat Unternehmen bei der Erschließung
und was nicht, hat André Fleischhauer, 32 Neuigkeiten internationaler Märkte. Neben individuellen
der LVM-Versicherungsfachgeschäfte in aus Wirtschaft, Politik und der Region Beratungen und länderspezifischen
Wernigerode und Blankenburg führt, Informationsveranstaltungen bilden
hautnah erfahren. branchenübergreifende Workshops
zu vielen Themen einen weiteren
Schwerpunkt. Die Workshopangebote im
1. Halbjahr 2022 im Überblick.
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BERUFSBILDUNG IHK-AKTIV IHK-SERVICE
Foto: IHK Magdeburg
Foto: IHK Magdeburg
Foto: Gesa Leefken
43 47 46
Prüfungsabsolventen Gemeinsame Forum für Vermittler
ausgezeichnet Ausschusssitzung von Versicherungen
Die IHK Magdeburg zeichnete die besten Ministerin Dr. Lydia Hüskens informiert Am 17. November 2021 fand das 12. Ver-
Prüfungsabsolventen des Jahrganges 2021 die IHK-Ausschüsse Bau und Verkehr über sicherungsvermittlerforum erstmalig in ei-
aus. Zu ihnen gehört auch Hannah Ziesche. Inhalte des Koalitionsvertrages. nem hybriden Veranstaltungsformat statt.
BERUFSBILDUNG
IHK-SERVICE IHK-AKTIV IHK-SERVICE
41 Neue Berufungsperiode 48 Wirtschaft steht vor 51 Gelungene
Am 1. November 2021 begann großen Herausforderungen Unternehmensübergabe
die neue Berufungsperiode des »Der bevorstehende Strukturwandel birgt IHK-Geschäftsführerin Susanne Eva
Schlichtungsausschusses der IHK Risiken, aber auch Chancen für unsere Dörrwand interviewte Dr. Sabine Schultze
Magdeburg. Die Berufung erfolgt für fünf Region. Um diese zu nutzen, müssen zu ihren Erfahrungen während der
Jahre. jetzt die Weichen für die Zukunft gestellt Unternehmensübergabe.
werden«, stellt Stefan Korneck, Vorsitzender
42 Ausbildung mit Bestnoten des Regionalausschusses Altmark, fest. 55 TA Luft trat am
Insgesamt 76 Prozent der Auszubildenden 1. Dezember 2021 in Kraft
in IHK-Berufen erlernen nach eigener 49 Koalitionsvertrag auf den Die TA Luft ist das zentrale Regelwerk
Aussage ihren Wunschberuf. Das ist Prüfstand gestellt zur Verringerung von Emissionen sowie
das Ergebnis der diesjährigen Sommer- »Was steht und steckt drin im Immissionen von Luftschadstoffen und
Umfrage unter Auszubildenden im Koalitionsvertrag, wo können wir legt den Stand der Technik für fast 50.000
1. Ausbildungsjahr (2020/2021) ansetzen?« Fragen, mit denen sich der genehmigungsbedürftige Anlagen in
aus Sachsen-Anhalt, Brandenburg, IHK-Dienstleistungsausschuss in der Deutschland fest.
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sitzung am 2. November 2021 kritisch
Thüringen – durchgeführt von den IHKs auseinandersetzte. 56 Amtliche Mitteilungen
der ostdeutschen Bundesländer, an der
sich knapp 4.000 Auszubildende beteiligt
haben.
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TITELTHEMA
Der
Immobilienmakler
von KLAUS-PETER VOIGT
»B
egriffe wie Fi- Produkten herrschte allenthalben, und selbst in Loburger den Zugang zu einem neuen Tätig-
xum und Provi- den Centrum-Warenhäusern des Landes klopf- keitsfeld. Anfang 1991 stand die Entscheidung
sion waren für te man mit seinen Offerten nie vergebens an, fest, sich künftig Immobilien zu widmen. Der
mich Anfang der ganz im Gegenteil. Logischerweise half der re- Einstieg gelang als Repräsentant eines gro-
1990er Jahre kei- gelrechte Gemischtwarenladen im Gepäck. Bei ßen Anbieters, erste Erfahrungen zu sammeln.
ne Fremdworte«, der Vielfalt kamen alle seine Kunden letztend- Der Markt boomte, und die Entscheidung, sich
erzählt der Mag- lich auf ihre Kosten. Der Umsatz florierte. Filor komplett auf eigene Füße zu stellen, war nur
deburger Immobilienmakler Eik Filor. Sein Start schmunzelt, wenn er rückblickend über diese eine Frage der Zeit.
in die Marktwirtschaft konnte auf erste Erfah- Erfahrungen berichtet. Der Beruf brachte ihm »Es war fast ein wenig wie heute, die Nach-
rungen in der DDR mit der Selbstständigkeit zudem ein Stückchen Freiheit, die er genoss. frage übertraf das Angebot«, erinnert sich der
aufbauen. Dort hatte er seinen »Traumberuf« Doch die Marktwirtschaft erwies sich nach Makler. Anleger verstanden schnell, welche In-
als freier Handelsvertreter gefunden und sich 1990 als gnadenlos. Wo früher Produkte vestitionen sich auf lange Sicht lohnen. Die
als Seiteneinsteiger schnell eingefuchst. Das weggingen wie warme Semmeln, hatten sich kurzen Talsohlen, die es stets geben könne,
Verkaufen von Bürsten, Lederwaren, Holzspiel- schnell Produzenten aus dem Westen etabliert seien normal. Man brauche einfach Durch-
zeug oder Kraftfahrzeugzubehör an den Ein- und mit ihren Waren die Regale erobert. Nein, haltevermögen und das richtige Gespür für
zelhandel erwies sich damals als regelrechtes den Kopf in den Sand stecken galt nicht. Fle- Grundstücke sowie Gebäude. Eik Filor spricht
Kinderspiel. Selbst die klassischen Dederon- xibilität war angesagt. Schnell erkannte der von einer starken Dynamik, die im Moment
beutel, von einer kleinen Produktionsgenos- junge Mann, wo der Trend hinging. Immobi- trotz Corona den Immobilienmarkt prägt. Ka-
senschaft im Harz hergestellt, fanden mühe- lien entwickelten sich zum Handelsobjekt ers- pital sei vorhanden, gewerbliche Objekte eben-
los ihre Abnehmer. Mangel an interessanten te Güte. Über Grundstückauktionen fand der so gefragt wie Wohngebäude. Kunden setzen
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Foto: Klaus-Peter Voigt
Hat sich im Immobiliengeschäft seine Existenz aufgebaut: Eik Filor
auf ein gutes Geschäft und trennen sich in der Hochpreisphase durch-
aus von Gewerbeimmobilien.
Bei aller Vielfalt hat sich der Makler auf das klassische Kerngeschäft
»Einfamilienhäuser konzentriert, kümmert sich um den Eigentümerwechsel von Hotels
ebenso wie von Autohäusern. Dies geschieht vornehmlich im Umkreis
gehen immer.« von rund 50 Kilometern um die Landeshauptstadt. Mehrfamilienhäu-
ser, große Bau- und Gewerbegrundstücke werden überregional vermit-
telt. Und ganz wichtig: »Einfamilienhäuser gehen immer«. Doch ohne
Eik Filor ständige Weiterbildung laufe in der Gegenwart kaum etwas. Die Bran-
che sei komplex geworden, muss sich mit dem Energiepass ebenso aus-
kennen wie mit Widerrufsbelehrungen für Verbraucher oder dem Geld-
wäschegesetz, erklärt er. Als Service nimmt bei dem Wahlmagdeburger
die Bewertung von privaten Immobilien zum Nulltarif zu. Das sieht Fi-
lor als Investition in die Zukunft an. Wer nicht die Absicht hat, sofort
zu verkaufen, erinnert sich möglicherweise in zwei, drei Jahren an ihn,
wenn das Haus doch den Besitzer wechseln soll.
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TITELTHEMA
Der
Inkassounternehmer
von KLAUS-PETER VOIGT
D
er Weg in die Selbstständig- Schafen« hörte man damals wenig. Seine Be- Zahlungsmoral leistete dazu ihren Beitrag. Viele
keit verlief bei Holger Ose werbung als selbstständiger Mitarbeiter wurde Menschen gingen zudem in die Arbeitslosigkeit
aus Ballenstedt nach ei- angenommen. Erste Lehrgänge folgten, denn und kamen mit der Situation nicht zurecht.
nem fast klassischen Mus- profunde Kenntnisse in Finanz- und Rechts- Zunehmend merkte der Ballenstedter, dass
ter. Für den Politikwissen- fragen gehörten vor allem in der Startphase es »rund um den Kirchturm« ausreichend Po-
schaftler und Lehrer stand unverzichtbar dazu. Ein Existenzgründerse- tenzial an Kunden gab. Als logische Entschei-
mit der politischen Wende minar sowie eine Inkasso-Rechtsausbildung dung sah er die Eröffnung des eigenen In-
in Ostdeutschland die Perspektive im ausgeüb- beim Bundesverband Deutscher Rechtsbeistän- kassobüros, bei dem der persönliche Kontakt
ten Beruf auf sehr wackligen Füßen. Was tun? de komplettierte die Zeit der gründlichen Vor- etwas zählt. Klinkenputzen half anfangs da-
Ein kompletter Neustart und schnell auf die bereitung. Der Lehrer saß selbst noch einmal bei, sich bekannt zu machen. Kaum einer der
Situation zu reagieren, erschien ihm als beste auf der Schulbank. Gewerbetreibenden hatte bereits Erfahrungen
Lösung. Neugierig machte eine Zeitungsanzei- »Anfang der 1990er Jahre herrschte kein damit, wie mit offenen Rechnungen umzuge-
ge. Ein überregionales Inkassobüro suchte so Mangel an Aufträgen. Rechtsanwälte, die sich hen war. Bis in die Gegenwart hält Holger Ose
nach Mitarbeitern. auch um Inkasso kümmern können, waren rar«, das Mühen um eine außergerichtliche Einigung
Doch welche Aufgaben waren damit ver- berichtet Holger Ose. Ihm ging es von Anfang für eine seiner Stärken. Das helfe, Kosten zu
bunden? »Ich machte mich schlau, kümmer- an darum, sich auch tatsächlich als Mittler zwi- vermeiden, schaffe schnell Klarheit bei allen
te mich um Informationen, denn in der DDR schen Gläubiger und Schuldner zu verstehen. Beteiligten. Ohne persönliche Gespräche seien
war diese Branche ja nahezu unbekannt«, erin- Der Einzug von fremden Forderungen von Fir- solche Lösungen selten zu erreichen. Das er-
nert sich Holger Ose. Ihm erschien die Aufga- men und Privatpersonen erreichte in kürzes- fordert Einfühlungsvermögen, denn man wis-
be durchaus interessant. Von den »schwarzen ter Zeit ein hohes Niveau. Die abnehmende se nie, auf wen man treffe.
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Foto: Klaus-Peter Voigt
Holger Ose setzt mit seinem Inkassobüro auf außergerichtliche Einigung.
Den größten Erfolg erreicht der Firmeninhaber durch die Besuche beim Schuld-
ner. »So lassen sich die individuellen Umstände am besten einschätzen und im
Regelfall maßgeschneiderte Vereinbarungen abschließen. Reden hilft, die Augen
zu öffnen«, bringt er es auf den Punkt. Stets im Fokus: Ratenzahlungen. Bei rela-
»Mit einem Besuch beim tiv kleinen Beträgen wird mit ihnen Planungssicherheit für beide Seiten erreicht.
Der Trend beim Schuldenmachen hat sich nach Holger Oses Einschätzung ge-
Schuldner lassen sich die dreht. Während sich über einen langen Zeitraum das Verhältnis von offenen Zah-
individuellen Umstände am lungen von Firmen und Privatpersonen die Waage hielten, spielen derzeit die
besten einschätzen und im Verbindlichkeiten von Unternehmen eine leicht abnehmende Rolle. Schwierig er-
weisen sich in erster Linie Insolvenzen. Da wird oft nach einem Blick hinter die
Regelfall maßgeschneiderte Kulissen klar, dass kaum etwas »zu holen« ist. Zudem macht sich die Coronakrise
Vereinbarungen bemerkbar, denn sie löst zunehmend Liquiditätsengpässe aus. Das führt teilweise
zu Zahlungsausfällen und bringt einen Dominoeffekt mit sich, der sich entlang
abschließen.« der Lieferketten fortsetzt und mehrere Betriebe in Mitleidenschaft ziehen kann.
Ohne permanente Weiterbildung geht es nach wie vor nicht. Sie bezeichnet Hol-
Holger Ose ger Ose als das A und O eines verantwortungsvollen Umgangs mit finanziellen An-
gelegenheiten. Deshalb gibt er sein Wissen unter anderem bei Existenzgründersemi-
naren ebenso weiter wie als Dozent bei privaten Bildungsträgern. Sein wichtigster
Ratschlag bleibt jedoch, stets ein freundliches Lächeln zu bewahren. Das erleichtere
es, selbst in angespannten Situationen offen für die Probleme des Anderen zu sein.
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TITELTHEMA
Der
Motorradverkäufer
von KLAUS-PETER VOIGT
I
m beschaulichen Tucheim steppt Mit der Wende suchte Gerald Müller eine gerade einmal sechs Maschinen den Besitzer.
regelmäßig der Bär. Das Dorf am neue berufliche Aufgabe. Die örtliche LPG Das änderte sich bald und die schicken Suzukis
Rande des Fiener Bruch ist durch- Pflanzenproduktion strukturierte sich um. Als erwiesen sich als Dauerbrenner, prägen neben
aus eine Größe im Endurosport. Bei Bereichsleiter sah er wenig Perspektiven in anderen renommierten Marken bis heute. »In
dem entscheiden im Gelände neben der Landwirtschaft und trat die Flucht nach manchem Jahr verkaufte ich 100 Exemplare«,
der Geschwindigkeit die Ausdauer vorn an. Ein eigenes Motorradgeschäft sollte erinnert sich Gerald Müller an die besten Um-
und Zuverlässigkeit von Motorrad entstehen. Nach der Beratung im Familienrat sätze in den Boomzeiten des Vertragshändlers
und Fahrer. Mehr als 50-mal war der örtliche gab es für die Pläne grünes Licht. Es galt, Nä- Ende der 1990er. Die anderen Dinge wurden
Motorsportclub Ausrichter von Meisterschaf- gel mit Köpfen zu machen. Eine Feldscheu- schrittweise »aussortiert«. Ersatzteile, Zube-
ten. Gerald Müller gerät regelrecht ins Schwär- ne am Ortseingang wandelte in kürzester Zeit hör und Bekleidung kamen in breitem Um-
men, wenn er davon spricht. Kein Wunder, der ihr Gesicht, wurde mit den eigenen Händen fang dazu, die eigene Werkstatt erledigt Re-
64-Jährige ging in der DDR gut 17 Jahre als zum Wohn- und Geschäftshaus umgebaut. In paraturen. Natürlich spürt der Tucheimer die
Aktiver an den Start, brachte es einmal sogar ihm öffnete schließlich 1991 das erste Mo- Einflüsse des Internethandels. Der habe »vieles
zum Titel eines Vizemeisters. Längst widmet torradgeschäft weit und breit seine Pforten. kaputtgemacht«. Doch Stammkunden schätzen
sich der Umtriebige um die organisatorischen Der Einstieg in die Selbstständigkeit war von die persönliche Beratung und die Sachkunde,
Dinge, wurde zum Vereinsvorsitzenden gewählt. einem Suchen nach dem richtigen Sortiment wollen die Ware noch anfassen, Jacken oder
Zweiräder bestimmen sein Leben. Als Zehnjäh- geprägt. Fahrräder standen damals ebenso im Hosen anprobieren. Nahezu unbezahlbar sind
riger kurvte er heimlich mit dem SR2 des Va- Ausstellungsraum wie Forst- und Gartentech- zudem die guten Ratschläge des Fachmanns,
ters auf Feldwegen, bevor irgendwann die rich- nik, denn die Kaufkraft für Motorräder fehl- wenn es beispielsweise darum geht, mit wel-
tigen Maschinen die Leidenschaft begleiteten. te noch. Im ersten Geschäftsjahr wechselten chen Maßnahmen eine Maschine am besten
10 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/21Foto: Klaus-Peter Voigt
Handelt seit 30 Jahren mit Motorrädern: Gerald Müller
über den Winter kommt. Manchmal werden beim Firmenchef zu-
dem Erinnerungen an seine Spritztouren mit dem Moped wach.
Zum Service gehört die Beschaffung von Ersatzteilen für Zweirä-
der aus DDR-Zeiten dazu. Ganz gleich, ob für Simson oder MZ.
Das Tucheimer Fachgeschäft liegt zwar abseits der großen
Orte, doch Motorradbegeisterte wissen die Beratung durch den
»In manchem Jahr Mann mit dem »Enduro-Gen« zu schätzen. Der hat sich längst
auf den »normalisierten Markt« eingestellt und ist zufrieden, die
verkaufte ich Höhen und Tiefen in der Vergangenheit überstanden zu haben.
100 Exemplare.« Andere Geschäfte schafften das nicht. Ans Aufhören denkt der
64-Jährige keineswegs. Er hofft zudem drauf, dass sein Sohn
Daniel irgendwann, wenn auch vielleicht nur im Nebenerwerb,
Gerald Müller in Vaters Fußstapfen tritt.
Nur wenige hundert Meter vom Geschäft Gerald Müllers ent-
fernt finden Wettkämpfe und Trainingsläufe der Endurosport-
ler statt. Der 1961 gegründete MC Fiener Tucheim e.V. ist mit
fast 80 Mitgliedern der zweitgrößte Verein im Dorf. Bei Wett-
kämpfen übernimmt dessen Vorsitzender zudem regelmäßig die
Aufgaben des Veranstaltungsleiters. Es geht eben keinen Mo-
ment ohne Motorräder.
DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/21 11TITELTHEMA
Der
Fitnesstrainer
von KLAUS-PETER VOIGT
I
n ländlichen Regionen scheinen 50-Jährige rund um den Kirchturm unterwegs, Die Kammer erwies sich als guter Wegbegleiter
Fitness-Studios eher die Ausnah- um für die passende Musik vor allem in Disko- bei den ersten Schritten. Eine Ausbildung als
me als die Regel zu sein. Auf den theken zu sorgen. Der Bedarf war damals rie- Trainer und Studioleiter schloss sich an. Par-
ersten Blick fehlt es dort an Men- sig, fast in jedem Ort gab es einen Jugend- allel dazu gab es ein tolles Angebot der Ge-
schen, die sich für solche Angebote club. Nach der staatlichen Prüfung, mit der es meinde. Die bot Marco Zake ein leerstehendes
interessieren. Marco Zake aus dem die begehrte »Pappe« für einen solchen Ne- Haus zum Kauf an, um dort seine Ideen um-
2.200-Seelen-Dorf Rogätz hat den benberuf gab, standen alle Türen offen. Mit zusetzen. Der überlegte nicht lange, griff zu
Gegenbeweis angetreten. Seit mehr als 25 Jah- der Wende gab es zunehmend Familien- und und baute ein Jahr an seiner Traumimmobilie.
ren funktioniert sein Konzept, das er auf seine Firmenfeiern, die Marco Zake buchten. Da lag Im Herbst 1996 war alles geschafft, die Fit-
Kunden regelrecht maßgeschneidert hat. Vor es nahe, sich mit einem eigenen Gewerbe in ness-Oase konnte öffnen. Der Start verlief
allem die Öffnungszeiten zeigen sich anders als der Marktwirtschaft zu beweisen. Doch es soll- schwierig. Skepsis gab es allenthalben, der Ruf
in der Stadt. Sonntags ist Ruhetag, und mit- te schließlich anders kommen. Rückenproble- von Studios als »Mucki-Bude« hatte landauf,
tags werden die Trainingsräume für ein paar me brachten ihn in ein Sportstudio. Das regel- landab längst die Runde gemacht. Doch das
Stunden geschlossen. mäßige Training half gesundheitlich enorm, Durchhaltevermögen zahlte sich aus. Nach kur-
Begonnen hat der Weg in die Selbstständig- und dieser Erfolg weckte den Mut für einen zer Zeit kippte der Trend, zunehmend verän-
keit vor drei Dezennien. Kurz nach der Wende kompletten Neuanfang. »Ich hatte ja als Kind derte sich das Publikum. Etwas für die eige-
suchte der gelernte Polsterer eine neue Auf- schon viel Sport getrieben, sah eine Perspekti- ne Gesundheit zu tun, ist bis in die Gegenwart
gabe für die Zukunft. Was lag näher, als aus ve in diesem Geschäftsfeld«, versichert der Ro- Auslöser für den Schritt zum Training. Heu-
dem Hobby Schallplattenunterhalter mehr zu gätzer. Erste Grundlagen für die Geschäftsidee te liegt das Durchschnittalter der Kunden bei
machen. Bereits zu DDR-Zeiten war der heute schuf ein Existenzgründerlehrgang bei der IHK. etwa 45 Jahren, von Heranwachsenden bis zu
12 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/21Foto: Klaus-Peter Voigt
Marco Zake gibt Luca Weinmann Hinweise zum richtigen Umgang mit den Trainingsgeräten.
rüstigen Senioren ist alles vertreten, ganz gleich ob beim individuellen Trai-
ning oder den zahlreichen Kursen. Die Rückenfitness, angeboten in Zusam-
menarbeit mit einer Physiotherapeutin, gehört zu den Dauerbrennern. Spin-
ning, Zirkeltraining oder Iron Pump kommen dazu. Als vor 13 Jahren EMS,
Übungen mit Elektro-Muskel-Stimulation, immer mehr um sich griff, war
man in Rogätz eines der ersten Studios, das das neue Angebot einführte.
»Ich hatte ja als Kind schon In der Fitness-Oase geht es familiär zu. »Ich kenne alle meine Kunden
mit Namen«, sagt Marco Zake. Dieses Persönliche und viel Flexibilität hal-
viel Sport getrieben, sah fen ihm, die fast neumonatige coronabedingte Schließung zu überstehen.
eine Perspektive in diesem Eine Gutscheinlösung für diese Zeit kam nicht in Frage. Durch das kom-
Geschäftsfeld.« plette Einfrieren der Mitgliedsbeiträge wurden kaum Verträge gekündigt.
Die Fördermittel trafen langsam ein, aber trugen dazu bei, die schwere Zeit
zu meistern. Um die finanzielle Durststrecke zu überstehen, ließ sich der
Marco Zake Chef in einem Handwerksbetrieb anstellen, griff für die laufenden Kosten
auf Rücklagen zurück. Das funktionierte und half, den Mut nicht zu ver-
lieren. Der Neustart verlief unter strengen Hygieneregeln. Luftreiniger un-
terstützen dabei, Vertrauen in das Training im Studio wieder aufzubauen.
Nur eines bedauert der Fitnesstrainer. Eine Feier zum 25. Geburtstag sei-
nes Hauses musste ausfallen. Doch Marco Zake will sie auf jeden Fall nach-
holen, wenn alles wieder in »geordneten Bahnen« läuft.
DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/21 13TITELTHEMA
Die
Floristin
von KLAUS-PETER VOIGT
»E
igentlich muss- gleichen Straße, waren in der langen Zeit zu Gemüse wie Blumenkohl, der stets in kürzes-
te ich beim Start bewältigen. Solche Erfahrungen zusammenge- ter Zeit ausverkauft war. Auf lokale Partner
in die Selbststän- nommen prägen zweifellos. Ebenso das Talent legt das Fachgeschäft bis heute Wert. Das fin-
digkeit nur den zu organisieren und zu improvisieren, wenn es det bei den Kunden Anklang, gelingt jedoch
Hebel umlegen«, an irgendetwas mangelt. Die Liebe zu Blumen nur eingeschränkt. Produzenten in Sachsen-
erzählt mit einem als wichtigste Klammer muss wohl keineswegs Anhalt sind rar.
Lachen Corne- extra erwähnt werden. Beim Stichwort Berufsnachwuchs wird das
lia Pommerenke. Die Inhaberin des Floristen- Kontinuität auf der einen Seite hätte für den Gesicht nachdenklich. Fachkräfte seien ge-
fachgeschäfts, nur einen Steinwurf weit vom erfolgreichen Weg der Unternehmerin kaum sucht ohne Ende, räumt die engagierte Frau
Magdeburger Hasselbachplatz entfernt, musste ausgereicht. Flexibilität und das Eingehen auf ein, die sich im Prüfungsausschuss der Floris-
vor 30 Jahren nicht lange überlegen. neue marktwirtschaftliche Bedingungen for- ten der IHK Magdeburg einbringt. Die eige-
Mit der bevorstehenden Abwicklung der derten stets aufs Neue. »Zu DDR-Zeiten gab nen Erfahrungen zählen dort, denn mehr als
Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft es kein Problem, Topfpflanzen oder Blumen- 50 Lehrlinge haben bei ihr die Ausbildung ab-
(GPG) »Cyclamen« in der Elbestadt galt es für sträuße an den Mann oder die Frau zu bringen. solviert. Wer sich zukunftsfähig aufstellen will,
die fünf dazugehörenden Blumenläden, sich Vieles wurde uns regelrecht aus den Händen darf um diesen Königsweg keinen Bogen ma-
neu aufzustellen. Zu fairen Konditionen bot gerissen. Darunter befanden sich die Alpen- chen. Ebenso nicht um die Wettbewerbe und
der sich auflösende Betrieb Mitarbeitern de- veilchen, die unsere Genossenschaft in riesi- Weiterbildungsangebote. Ihre drei Mitarbeite-
ren Übernahme an. Diese Entscheidung fiel der gen Mengen selbst heranzog und die ich in rinnen ermuntert sie deshalb ständig, an Lehr-
Floristin leicht. Seit 1972 leitete sie das Ge- ähnlicher Qualität heute gern noch anbieten gängen teilzunehmen.
schäft, in dem sie wenige Jahre vorher als Lehr- würde«, sagt Cornelia Pommerenke. Manchmal Das Berufsbild des Floristen ändert sich. Ge-
ling begonnen hatte. Drei Umzüge, stets in der gab es aus dem eigenen Anbau der GPG sogar genwärtig geht der Prozess besonders schnell.
14 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/21Foto: Klaus-Peter Voigt
In ihrem Blumenladen fühlt sich Cornelia Pommerenke gefordert.
Zeichnen am Computer, Kalkulieren mit der passenden Software oder Anfer-
tigen von Fotos beispielsweise für Internetpräsentationen sollen in die Ausbil-
»Vieles wurde uns zu dung aufgenommen werden. »Die eigene Erfahrung hat mir doch gezeigt, wie
man auf neue Trends reagieren muss«, räumt Cornelia Pommerenke ein. 1990
DDR-Zeiten regelrecht habe sie selbst noch mit dem Computer gehadert, inzwischen ist der kaum
aus den Händen gerissen. noch aus dem Geschäftsalltag wegzudenken. In Coronazeiten gewannen zudem
Facebook, Instagram, WhatsApp und die eigene Webseite an Bedeutung, hal-
Darunter befanden sich die fen Ware zu verkaufen. Selbst eine Bezahlung ist heute per PayPal problemlos
Alpenveilchen, die unsere machbar. Die pandemiebedingten Einschränkungen und die zeitweise Schlie-
Genossenschaft in riesigen ßung des Ladens ließen sich teilweise kompensieren. Das war notwendig, denn
Hochzeiten fanden ebenso wenig wie Veranstaltungen unterschiedlichster Art,
Mengen selbst heranzog die sonst unter anderem mit Tischdekorationen auszustatten waren. Ohne solche
und die ich in ähnlicher Aufträge lässt sich schwer der Alltag bewältigen. Dafür explodierten beispiels-
Qualität heute gern noch weise zum Mutter- oder Valentinstag die Umsätze. Viele Menschen kompen-
sierten fehlende Begegnungsmöglichkeiten mit einem frischen Blumenstrauß.
anbieten würde.« Kritik übt Cornelia Pommerenke an den Aufträgen der öffentlichen Hand. Aus-
schreibungen erwiesen sich als übermäßig kompliziert, die Anforderungen der
Behörden als weltfremd. Diese wünschen so regelmäßig fair gehandelte Blumen,
Cornelia Pommerenke die oft aus Kenia, Thailand oder Äthiopien kommen. Keinen Stellenwert nehmen
dagegen lokale Produzenten ein, die direkt vor der Haustür produzieren und
zweifellos CO₂-neutraler agieren. Das sei schade und ein Umdenken geboten.
DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/21 15TITELTHEMA
QUALITÄTSINITIATIVE DER DEUTSCHEN AUTOMATENWIRTSCHAFT
»Glücksspiel ist ein sensibles Produkt«
von GEORG STECKER
G
lücksspiel ist ein sensibles Produkt. Plattform für den gemeinsamen Austausch.
Wer gewerbliches Automatenspiel als Mehr Informationen unter
Dienstleister in Spielhallen oder Gast- www.gemeinsam-lernen-helfen.de
stätten anbietet, trägt Verantwortung für sei-
ne Spielgäste. Wer sich als Unternehmer für Außengestaltung
die Automatenwirtschaft interessiert, sollte das Für die Schaufenster- und die Außengestal-
unbedingt beherzigen. Die Automatenwirt- tung von Spielhallen gelten gesetzliche Re-
schaft hat deshalb seit längerem ihre Quali- gelungen. Sie sind von Bundesland zu Bun-
Foto: AWI / DAW
tätsinitiative gestartet. Mit ihr wurden Maß- desland verschieden. Wir helfen Betreibern,
nahmen ergriffen, die über die gesetzlichen diese Gesetze umzusetzen und ihre Spielhalle
Bestimmungen hinausgehen und Maßstäbe mit Rücksicht auf die kommunalen Interessen
für Qualität setzen. Beim gewerblichen Au- Georg Stecker, Sprecher des Vorstandes Dachver- und passend zur Nachbarschaft zu gestalten.
tomatenspiel bedeutet Qualität in erster Linie band Die Deutsche Automatenwirtschaft e. V.
wirksamer Jugend- und Spielerschutz. Und wir Unternehmern, die sich für die Automaten-
unterbreiten konkrete Vorschläge für eine Re- Unternehmen haben sich bereits prüfen und wirtschaft als Betätigungsfeld interessieren,
gulierung des gewerblichen Automatenspiels zertifizieren lassen, außerdem ist ein Standard empfehlen wir dringend die Mitgliedschaft in
nach klaren Qualitätskriterien. Denn die Re- der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) einem der Branchenverbände. Als Dachverband
gulierung nach quantitativen Kriterien, also auf dem Weg. sind wir überzeugt: Nur, wer in dieser Branche
nach Größe und Abstand von Spielhallen, ist auf Qualität setzt, hat eine Zukunft. Dies zei-
kontraproduktiv für den Spieler- und Verbrau- Präventionstage gen auch alle wesentlichen Regulierungsent-
cherschutz. Sie hat nachweislich dazu geführt, Wir bauen auf eine vertrauensvolle Zusam- scheidungen der Länder in den letzten Jah-
dass legale Angebote verdrängt wurden und menarbeit mit Therapie- und Hilfeeinrichtun- ren. Weitere Informationen unter:
der illegale Bereich stark gewachsen ist. Die gen. Regelmäßige Präventionstage sind eine www.automatenwirtschaft.de
Qualitätsinitiative setzt sich aus verschiede-
nen Maßnahmen zusammen, die in ihrem Zu-
AUFKLÄRUNGS-
sammenspiel die Branche als Ganzes nachhal- KAMPAGNEN
tig verändern:
Qualifizierung des Berufszugangs
SPIELHALLEN- PRÄVENTIONS-
Der Glücksspielstaatsvertrag und die Umset- ZERTIFIZIERUNG TAGE
zungsgesetze in zahlreichen Ländern sehen
die Möglichkeit einer Qualifizierung zum Be-
ruf des Automatenunternehmers durch einen
Sachkundenachweis vor, was wir ausdrücklich
begrüßen. Hierbei sind die Industrie- und Han-
delskammern wichtige Partner.
Schulungsportal
Durch geschultes Personal kann Spieler- und
Jugendschutz am besten umgesetzt werden.
Mit unserem Online-Portal für Präventions-
schulungen bringen wir akkreditierte Schu-
lungsanbieter und Automatenunternehmer zu-
sammen, um die höchstmögliche Qualität der
Schulungen zu erreichen.
www.praeventionsschulungen.de
Spielhallen-Zertifizierung
Qualität ist bei uns keine Glückssache, son- QUALIFIZIERUNG DES
BERUFZUGANGS
dern wird unabhängig und anhand von rund
100 Kriterien überprüft. Die Zertifizierung ist
AUSSEN- SCHULUNGS-
jetzt in vielen Ländern die Voraussetzung für
GESTALTUNG PORTAL
den Fortbestand der Spielhallen. Viele unserer
16 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/21Foto: Humanas Pflege GmbH & Co. KG
Dr. Jörg Biastoch, Gesellschafter der
Eine Mitarbeiterin bei der Pflegedokumentation Humanas Pflege GmbH & Co. KG
Digitalisierung heißt nicht Robotik
Altenpflege und Zeit in der Kommunikation mit Ärztinnen oder somit eine sehr große Herausforderung in der
Gesundheitswesen Ärzten, weil diese keinen Zugriff auf die Pa-
tientendaten haben. Statt eines einfachen di-
Digitalisierung darstellt. Auch in den Curricu-
la der Aus- und Weiterbildungen müssen di-
generell bleiben von gitalen Zugriffs auf alle wichtigen Informatio- gitale Ansätze eine größere Rolle spielen. Der
der Digitalisierung nen müssen diese teilweise zeitaufwendig per
Telefon beschafft werden.
Aufbau digitaler Kompetenzen ist unerlässlich.
Diese wiederum können durch digitale Schu-
nicht unberührt. Dabei Auch das Übergangs- bzw. Entlassungsma- lungen oder E-Learning-Formate durchgeführt
bedeutet dies nicht den nagement zwischen Kliniken und Pflegeein-
richtungen ist bislang nur ansatzweise digitali-
werden. Dafür ist aber neben dem Willen der
Chefetage und der Belegschaft auch der Wil-
Einsatz von Robotern. Die siert und vernetzt, wie auch die Vanessa Kubek le der Politik vonnöten.
Mitarbeitenden in der von der Technischen Universität Kaiserslautern Ein erstes Zeichen für mehr Digitalisierung
in einer aktuellen Zusammenfassung betont: in der Pflege ist durch die Verlängerung der
Pflege können effektiver »An dieser Stelle besteht Entwicklungsbedarf. Förderungen im Rahmen des Pflegepersonal-
entlastet werden. Außerdem gibt es nach wie vor erheblichen Be- Stärkungsgesetzes (PpSG) erkennbar. Diese wa-
darf an einheitlichen Schnittstellen.«1 Oftmals ren zunächst bis Ende 2021 begrenzt, wurden
von DR. JÖRG BIASTOCH funktionieren die Datenübergaben nur zwi- nun aber um zwei Jahre ausgedehnt. Hierbei
schen Modulen eines Herstellers, nicht aber steht ambulanten und stationären Pflegeein-
I
n der Altenpflege ist das Potenzial für Di- zu den Produkten anderer Anbieter. Hier ist richtungen eine einmalige Förderung in Höhe
gitalisierung ebenso vorhanden wie in der ein erhöhter Bedarf an möglichst internatio- von bis zu 12.000 Euro zu.
Logistik oder in anderen Branchen. Ers- nal gültigen Standards im Bereich der Schnitt- Ob das ausreichend ist, lässt sich nicht end-
te Schritte sind seit einigen Jahren vor allem stellen vorhanden. gültig festhalten. Viel wichtiger ist, dass Digi-
im Bereich der elektronischen Dokumentati- Am Ende ist eine stärkere Digitalisierung mit talisierung in der Pflege nicht Robotik heißt.
on schon gegangen worden. Der Pflegealltag einem Zeitgewinn auf Seiten der Pflegekräf- Es heißt viel mehr, durch digitale Lösungen die
wird mithilfe einer Software festgehalten und te zu verorten. Das heißt, die Mitarbeitenden Pflegekräfte zu entlasten, damit sie mehr Zeit
rechtssicher dokumentiert. Jedoch sind dies haben mehr Zeit für Gespräche und den Aus- für die tatsächliche Arbeit mit den Menschen
oftmals noch »Insellösungen«. Das bedeutet, tausch mit den zu pflegenden Menschen. Noch haben. Denn diese Zuwendung kann ein Ro-
dass der Austausch unter den Multiplikatoren vor den planerischen und medizinischen As- boter nicht bieten.
in der Altenpflege nicht ausreichend digitali- pekten der Pflege ist die menschliche Zuwen-
siert ist. Unter Einhaltung der aktuellen Daten- dung für die Kolleginnen und Kollegen das 1 Kubek V. (2020) Digitalisierung in der Pflege:
schutzverordnungen müssen jedoch Lösungen höchste Gut. Überblick über aktuelle Ansätze. In: Kubek V.,
her, um die Kommunikation zwischen Ärzte- Für eine stärkere Digitalisierung ist aber das Velten S., Eierdanz F., Blaudszun-Lahm A. (eds)
schaft, den Pflegefachpersonen und weiteren Wie ebenjener entscheidend. Das beginnt bei Digitalisierung in der Pflege. Springer Vieweg,
Beteiligten zu erleichtern. Schließlich verlieren Schulungen der vorhandenen Belegschaft - Berlin, Heidelberg.
die Beschäftigten in der Altenpflege wertvolle diese ist in vielen Fällen nicht digitalaffin, was
DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/21 17TITELTHEMA
ÖSTERREICH
In einem kurzen Interview
Lukrativer Markt hat uns Christoph Stelzer
einige häufig gestellte
Fragen zur Erbringung
für Dienstleister aus von Dienstleistungen in
Österreich beantwortet:
Sachsen-Anhalt? Die Dienstleistungswirtschaft ist
unverzichtbares Bindeglied zwischen
den Branchen. Kommen Wahrnehmung
und Wertschätzung in der Wirtschaft,
Österreich wird international mit Klischees in Gesellschaft und Politik zum Ausdruck?
Verbindung gebracht, wie Urlaub und Ski fahren; Man muss bei dieser Frage sicherlich
unterscheiden, um welchen Bereich der
Musical: The Sound of Music; Wiener Schnitzel; Dienstleistung es sich handelt. Es gibt
Österreicher lieben Bier und Mehlspeisen. Aber nach wie vor Bereiche, die sich gegen-
über der »klassischen Industrie« inner-
die Alpenregion hat weitaus mehr zu bieten. halb der Wirtschaft, aber auch innerhalb
der Gesellschaft und der Politik behaup-
ten müssen. Ein großer Teil ist allerdings
bereits länger anerkannt.
von CHRISTOPH STELZER
Wie schätzen Sie die Einordnung der
D
er wirtschaftliche Stellenwert ist enorm: Datenverarbeitung und Hosting. Bei den frei- Dienstleistungsbranche im Rahmen der
Die Dienstleistungsbranche ist der mit beruflichen technischen Dienstleistungen zeigt Vergabe von Finanz- und Fördermitteln
Abstand größte Wirtschaftssektor, de- sich die Forschungs- und Entwicklungsbranche im Vergleich zu produzierenden
ren Bruttowertschöpfung im Jahr 2019 bei in Österreich hoch innovativ. Wobei der größte Wirtschaftsbereichen ein?
249,36 Milliarden Euro lag, etwa 70 Prozent Umsatz aus der Unternehmensberatung sowie Bei der Finanzierung und Fördermit-
der österreichischen Gesamtwertschöpfung. von Architektur- und Ingenieurbüros stammt. telvergabe ist der Dienstleistungssektor
Der Strukturwandel in Österreich dauert an. Insgesamt ist der Dienstleistungssektor in Ös- bestimmt schlechter gestellt. Egal, ob
Waren vor rund 40 Jahren nur etwa die Hälf- terreich durch eine kleinbetriebliche Struktur bei der Unternehmensgründung in Be-
te der Erwerbstätigen im Dienstleistungssek- geprägt. Rund 90 Prozent der Unternehmen zug auf die Darlehensvergabe oder spä-
tor beschäftigt, liegt der Anteil heute schon arbeiten mit weniger als zehn Beschäftigten. ter bei größeren Unternehmensförderun-
bei etwa drei Viertel. Ein Fachkräftemangel zeigt sich insbesondere gen. Aufgrund des meistens fehlenden
Die meisten der Beschäftigten im tertiä- im Handwerk sowie im sozialen Sektor. Fast Anlagevermögen werden Dienstleister
ren Sektor arbeiten heute im Handel, in Be- jede zweite Führungskraft im sozialen Sek- tendenziell schlechter gefördert bzw.
herbergung und Gastronomie sowie im Ge- tor etwa sieht einen Mangel bei IT-Kräften schlichtweg benachteiligt. Hier muss viel
sundheits- und Unterrichtswesen. Ein Feld, (48 Prozent) und in der diplomierten Kran- mehr aus eigener (finanzieller) Kraft be-
das rasch an Bedeutung gewinnt, ist Infor- kenpflege (47 Prozent). wältigt werden.
mation und Kommunikation, z. B. IT-Dienst- Die Dienstleistungsbilanz Österreichs fällt
leistungen oder Dienstleistungen im Bereich konstant positiv aus, d. h. der Wert des Exports
Grafik: VRD stock.adobe.com
18 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/21von Dienstleistungen übersteigt den Wert des
Imports (Transport und Reiseverkehr machen
zusammen 47 Prozent der Dienstleistungsex-
porte aus). Gleichzeitig ist die Alpenrepublik
»Mit Hilfe vieler ein hochattraktiver und lukrativer Absatzmarkt
kleiner digitaler für eine große Zahl ausländischer Dienstleis-
ter, insbesondere aus anderen EU-Staaten. Be-
Tools und größerer sonders hervorzuheben als Absatzmarkt ist die
digitalisierter österreichische Industrielandschaft. Der An-
Lösungen wird die teil des produktiven Sektors am BIP liegt in
Österreich, ähnlich wie in Deutschland, deut-
Branche zunehmend lich über dem EU-Schnitt. Der Maschinenbau
digitaler.« nimmt dabei eine herausragende Rolle ein.
Unternehmen, die in Deutschland nieder-
Christoph Stelzer gelassen sind und dort eine Tätigkeit befugt
Abteilungsleiter Marktberatung, ausüben, die nach österreichischem Recht un-
Deutsche Handelskammer in Österreich ter die Gewerbeordnung fällt, dürfen diese Tä-
tigkeit vorübergehend und gelegentlich unter
den gleichen Voraussetzungen wie Inländer in
Österreich ausüben. Dabei müssen deutsche
Dienstleister dem hohen Qualitätsanspruch
Foto: DHK2020 österreichischer Kunden gerecht werden. Die
Kaufkraft lag in Österreich zuletzt stets über
Corona wird ein beschleunigter Digita- Wie gestaltet sich in Österreich in jener in Deutschland. Österreicher sind es ge-
lisierungsschub zugesprochen. Welchen Zeiten des Fachkräftemangels der Kampf wohnt, für Dienstleistungen etwas tiefer in die
Einfluss hat die Digitalisierung auf die um die qualifizierte Mitarbeiter? Tasche zu greifen, erwarten hierfür aber auch
Branche? Das Fachkräfteproblem war bereits vor Co- eine entsprechende Gegenleistung. Auch darf
Corona hat einen großen Einfluss auf diese rona in Österreich sehr präsent. Durch die die räumliche und sprachliche Nähe nicht als
Branche. Corona war nämlich ein enormer Krise hat sich dieser Mangel noch verstärkt ausreichender Faktor für einen Markterfolg in
Treiber hin zur Digitalisierung im Dienst- und in einigen Branchen sehr ernst zuge- Österreich gewertet werden. Die österreichische
leistungsbereich. Egal, ob dies den »einfa- spitzt. Beispielsweise können Unternehmen Sprache birgt viele Fallstricke. Gleichzeitig un-
chen Umstieg« vom analogen Meeting zum in der Hotellerie und Gastronomie teilwei- terscheidet sich die Mentalität der Menschen
digitalen bzw. virtuellen Format bedeutet se nicht mehr öffnen, weil Personal fehlt. in vielen Bereichen. Umfangreiche Kenntnis
oder gänzlich neue Geschäftsmodelle ent- Aber auch im industrienahen Dienstleis- von Land und Leuten ist also essenziell.
stehen lässt. Mit Hilfe vieler kleiner digitaler tungsbereichen fehlen zunehmend Fach- Im Kern geht es darum, Österreich als ei-
Tools und größerer digitalisierter Lösungen kräfte auf allen Ebenen. genständigen Markt zu begreifen und nicht
wird die Branche zunehmend digitaler. Ein etwa als Fortsatz des süddeutschen Raums. Po-
Beispiel ist die digitale Aufmaß-Ermittlung tenzielle Kunden in Österreich spüren schnell,
für Handwerker aus dem Bau- und Bau- Wir bedanken uns bei Christoph Stelzer wenn die notwendige Sensibilität für die ös-
nebengewerbe, mit der die Oberösterrei- für die Ausführungen und die Beantwor- terreichische Kultur und den österreichischen
chische Firma Digiplan erfolgreich wurde. tung der Fragen. Markt fehlt.
Als Vertretung der deutschen Wirtschaft
verfügt die Deutsche Handelskammer in Ös-
terreich (DHK) über beste Kontakte zu allen
Wirtschaftszweigen und ist der Türöffner zum
österreichischen Markt. Sie berät deutsche Un-
ternehmen zum Thema Markteinstieg und Un-
ternehmensgründung im Nachbarland und un-
terstützt aktiv bei der Suche nach passenden
Geschäfts- bzw. Vertriebspartnern in Öster-
reich.
Interessierte Unternehmer rufen weiterfüh-
rende Informationen zum Thema Internatio-
nalisierung von Dienstleistungen, #Gemeinsam
Weltweit, im Internet www.magdeburg.ihk.de,
Dokumenten-Nr. 4850792, ab.
DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/21 19TITELTHEMA
Foto: FINSOTEC GmbH
Am Wettbewerbstag bewertet die Jury Robot-Game, Roboterdesign, Forschung, Grundwerte.
FIRST LEGO LEAGUE / 2. APRIL 2022
Helfer in
Magdeburg Regionalwettbewerb
gesucht in Magdeburg
Für unseren Wettbewerb in Seit 16 Jahren findet jährlich der FIRST LEGO LEAGUE EXPLORE ist das Ein-
Magdeburg werden ehrenamtliche Regionalwettbewerb der FIRST LEGO steigerprogramm für Kinder im Grundschulal-
Schiedsrichter und Juroren LEAGUE in Magdeburg statt. ter, bei dem die Kids spielend leicht program-
für die Bewertung und mieren lernen, mit Spaß die Welt erforschen,
von SANDRA FISCHER
Unterstützung der Teams und im Team Ziele erreichen und neue Erkenntnisse
der Organisationsleitung in
verschiedenen Bereichen (z. B.
Teamwork, Technik, Forschung)
D ie First Lego League ist ein weltweites
Bildungsprogramm, das Kinder und Ju-
gendliche für Forschung und Roboter begeis-
spannend präsentieren. FIRST LEGO LEAGUE
EXPLORE Teams fahren zu einer Ausstellung,
zeigen einer Jury ihr eigenes Projekt, tauschen
und weitere Talente (Moderation, tern will. Mit dem Programm und den da- sich mit anderen Teams aus und verleben eine
Organisation) benötigt. zugehörigen Grundwerten »ENTDECKUNG«, unvergessliche Zeit.
»INNOVATION«, »WIRKUNG«, »SPAß«, »TEAM- FIRST LEGO LEAGUE CHALLENGE ist ein
Kontakt: WORK«, »INKLUSION« werden Kinder und Ju- Forschungs- und Roboterwettbewerb. Ju-
Sandra Fischer gendliche für Mathematik, Informatik, Natur- gendliche setzen sich mit einem aktuellen For-
FINSOTEC GmbH wissenschaft und Technik begeistert. FIRST schungsthema auseinander und präsentieren
Rötgerstr. 8 LEGO LEAGUE wird in Deutschland, Österreich ihre Ergebnisse vor einer Jury. Mit einem selbst
39114 Magdeburg und der Schweiz von dem Verein »HANDS on gebauten und programmierten Roboter lösen
Tel. 0391 59765444 TECHNOLOGY« veranstaltet. Jede Saison dreht die Teams bei FIRST LEGO LEAGUE CHAL-
E-Mail: info@finsotec.de sich um ein neues, spannendes und für die LENGE knifflige Aufgaben im FIRST LEGO
ganze Welt wichtiges Thema. Es gibt bei FIRST LEAGUE-Spielfeld. Am Wettbewerbstag be-
LEGO LEAGUE zwei Angebote: EXPLORE und wertet die Jury Robot-Game, Roboterdesign,
CHALLENGE. Forschung, Grundwerte.
20 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/21Kinder und Jugendliche werden an Technik
herangeführt und lernen Technik sinnvoll ein- Digitale Assistenztechnologien
zur Entlastung der Pflege
zusetzen, eigenständig und global zu denken,
Ideen zu kommunizieren und ein gutes Mit-
einander zu leben.
Diese Arbeit ist gesellschaftlich und bil- Die Verbesserung des Berufsalltags von Pflegekräften wird in Deutschland spätestens
dungspolitisch wichtig, weil die FIRST LEGO seit der COVID-19-Pandemie umfassend diskutiert. Vor diesem Hintergrund gibt es sei-
LEAGUE ein wichtiges Bildungselement in tens der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU) mit dem ego.-INKUBATOR
Hinblick auf die Zukunft darstellt. HANDS on »AWI-Lab« sowie des An-Instituts METOP GmbH mit dem Projekt »PTAH« weitreichende
unterstützt die Regionalpartner in allen Fra- Forschungs- und Entwicklungsleistungen zur Gestaltung belastungsoptimierter und ge-
gen rund um den Wettbewerb und bietet die sundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen in der Pflege mittels technischer Assistenz.
organisatorische Plattform. Die Kinder und Ju-
von Dr.-Ing. SONJA SCHMICKER
gendlichen nehmen als Team teil und werden
von erwachsenen Coaches betreut. Die Teams
eigenen sich für Schulklassen, als Arbeitsge-
meinschaften, für Bildungseinrichtungen, in
D as »AWI-Lab« ist ein durch den EFRE und
das Land Sachsen-Anhalt (LSA) geför-
dertes Projekt mit dem Ziel, die Anzahl aka-
Pflegewirtschaft. In dem dafür eingerichte-
ten Pflegelabor wird ein realitätsnahes Pflege-
szenario nachgebildet, in welchem Entwick-
Ganztagsschulen, im Hort, im Verein, in der demischer Existenzgründungen in Sachsen- lungspotenziale erkannt sowie Produktideen
Familie oder als Nachbarschaftsprojekt. Anhalt zu erhöhen. Fachlich betreut durch getestet werden können. Eine enge Vernet-
den Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft und zung besteht hier mit dem von der METOP
In diesem Jahr dreht sich alles um das Arbeitsgestaltung wird hier die Möglichkeit GmbH durchgeführten Projekt PTAH, wel-
Thema »CARGO CONNECT – Alles dreht geboten, eigene Ideen im Rahmen der Vor- ches durch Mittel des ESF und des LSA ge-
sich um Transport!« gründungsphase Realität werden zu lassen. fördert wird und im regionalen Forschungs-
Die Teams sind aufgefordert, kreative Lösun- Hierfür können die Nutzenden zur Erprobung verbund »Autonomie im Alter« eingegliedert
gen für unsere Zukunft rund um das Trans- und Weiterentwicklung auf umfassende Tech- ist. Dieses bietet Anbietern der professionel-
portwesen zu entwickeln und dabei technische nologien zugreifen, wie z. B. Exoskelette, Mo- len Pflege die Möglichkeit, Optimierungspo-
Fortschritte und globale Herausforderungen zu tion Capture-Anzüge, kollaborative Roboter, tenziale zu identifizieren und für sie passende
untersuchen. Da immer mehr Anforderungen Smart Floors und Datenbrillen. Darüber hi- Lösungen technischer Assistenz partizipativ
an Transportsysteme gestellt werden, müssen naus stehen ihnen zur Unterstützung und zu entwickeln.
wir die Art und Weise neu denken, Produk- Gewährleistung der Praxisnähe der Vorha- Dabei ergänzen sich die Angebote des AWI-
te von einem Ort zum anderen zu befördern. ben erfahrene Praxisexperten aus regionalen Labs mit den ermittelten Anforderungen in
Die Aufgaben, die es in zweieinhalb Minuten Unternehmen zur Seite. Pflegeeinrichtungen durch das Projekt PTAH.
zu lösen gilt, kommen aus verschiedenen Be- Fokussiert wird die Assistenz von Produkti- Anregungen zu unseren Projekten nehmen
reichen. Bei der Aufgabe »Frachtflugzeug ent- ons- und Dienstleistungsprozessen primär des wir gern entgegen und laden Sie ein, unsere
laden« muss ein Container aus einem Fracht- Maschinenbaus sowie der Gesundheits- und Laborräume zu besuchen.
flugzeug entladen und auf die Reise geschickt
werden. Bei anderen Aufgaben muss ein Mo-
tor von Diesel auf Elektrobetrieb umgeschaltet
werden, zur Unfallvermeidung muss der Ro-
boter sicher einparken ohne einen Unfall zu
verursachen, die Ladung eines Frachtschiffs
muss gelöscht werden, reparierte Gleise müs-
sen abgesenkt und der Zug an sein Ziel ge-
bracht werden, ein Paket muss an der Haustür
abgeliefert werden oder bei einem Schwerlast-
transport wird ein Turbinenblatt transportiert
und dabei eine Statue umfahren werden, ein
LKW-Konvoi muss gebildet werden oder eine
Brücke muss abgesenkt werden.
(Quelle: www.first-lego-league.org)
Finale des Regionalwettbewerbs
in Magdeburg am 2. April 2022
Für die CHALLENGE-Teams wird von 9 bis
18 Uhr um die besten Platzierungen gekämpft.
Bis zur letzten Minute herrscht eine extreme
Anspannung. Wird die monatelange Vorberei-
tung mit einer möglichst hohen Punktzahl be-
Foto: OVGU
lohnt, wurde das Forschungsprojekt von der
Jury innovativ und gut bewertet?
Wissenschaftlicher Mitarbeiter Erik Harnau (links) und Studentin Patricia-Nadine Hausdorf arbeiten im
www.finsotec.de / www.roboterkurse.de Pflegelabor der OVGU.
DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/21 21Sie können auch lesen
