Eiskalt - Zeitschrift der Quartiervertretung Stadtteil IV 22. Jahrgang Nummer 89 Dezember 2017s
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Quavier_8917.e$S.qxp_Layout 1 27.11.17 10:58 Seite 1 Q UAV I E R Zeitschrift der Quartiervertretung Stadtteil IV · 22. Jahrgang · Nummer 89 · Dezember 2017s Eiskalt
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Quavier_8917.e$S.qxp_Layout 1 27.11.17 10:58 Seite 3 E D I T O R I A L I N H A L T Aus der QUAV 4 4 Impressum 5 Zum Thema 8 Winterdienst 8 Das Leben wärmen 9 Jürg Krähenbühl Sabine Schärrer Richard Pfister Denkmal 9 Co-Präsident Geschäftsführerin Vize-Präsident Eiswerkstatt 11 Eiskalt Regenbrand 11 JK: Wenn ich «Eiskalt» höre, fällt mir Margaret Thatcher ein, die eiserne Lady. Sie hat mal gesagt: Eisprinzessin 13 «Es gibt so etwas wie die Gesellschaft gar nicht.» Jeder soll für sich schauen. So war auch ihre Politik. Sie zerschlug alles Gemeinschaftliche, z. B. die britische Eisenbahn. Privatisierung und totaler Polarnacht 13 Individualismus waren angesagt. Auch in der Schweiz haben wir eine eiserne Lady. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, das Schweizer Fern- Veranstaltungen 14 sehen zu zerschlagen. Fernsehen sei Privatsache, sagt Frau Rickli. Und hat eine scheinheilige Debatte um die TV-Gebühren angezettelt. Für 1 Franken pro Tag können alle Haushalte in der Schweiz viele Momo-Syndron 17 einheimische Programme schauen. Lehrreiches, Unterhaltsames, Spannendes. Ich denke oft an meine verstorbenen Eltern, die im hohen Alter im Fernsehen um die Welt reisten. Sie schauten Schillerndes Wort 17 meistens die Schweizer Sender, private Trash-Sender verabscheuten sie. Wieso wollen uns Frau Rickli und ihre Maulhelden das Fernsehen wegnehmen? Was ist ihre Motivation? Zerstörungswut? Carte Blanche 19 Profilierungssucht? Mangelnde Empathie? Ihre Argumentation macht mich wütend. Und sie han- delt wie einst Frau Thatcher: eiskalt! Heisse Grüsse 19 SCHÄ: Mein «Eiskalt» ist zuerst privater Natur: In schlechtester Erinnerung sind mir die eiskalten Schulen 20 Zehen und Hände beim Schlittschuhlaufen. Wie soll man eine halbwegs anständige Figur machen und der mütterlichen Ambition nach einer hübsche Bogen kurvenden Tochter gerecht werden? Der Theorie und Praxis 20 Versuch wurde schnell abgebrochen, weil hoffnungslos. Trotzdem, als es vor 6 Jahren darum ging, die Eisfläche der Ka-We-De vor der Sparwut des Gemeinderats zu retten, gab's kein Zögern. Statt QUAVIER war hier 21 mit eiskalten Füssen stürzten wir uns mit heissen Ohren in die Politik und erreichten den Erhalt nicht nur der Eisbahn, sondern des gesamten Kulturdenkmals. Passt eigentlich nicht schlecht zu 2 Bücher 21 Jürgs Plädoyer gegen den grassierenden Kahlschlag im Service Public. Auch für die Ka-We-De gab's ja Privatisierungspläne, z.B. als Funzone des Tierparks. Das Gemeinwesen soll seine Schätze hüten! Fleisch und Haber 23 Das heisst nicht, dass wir als NutzerInnen uns einfach zurücklehnen können. Finanzen sind immer knapp, es braucht unsere Beteiligung: politisch, tatkräftig und in gemeinsamem Engagement. Wir Füller 25 können versichern - das macht Spass, stärkt alte und bringt neue Beziehungen und gibt heisse Hörspaziergang 25 Backen statt kalter Füsse! Melden Sie sich bei der Jobbörse auf Seite 7. RP: Spontan fällt mir der 9. November in Belfast ein. An jenem Tag trug die Schweizer Fussball- Wettbewerb 27 nationalmannschaft dort ein entscheidendes Spiel gegen Nordirland aus. In der 58. Minute musste bzw. durfte Ricardo Rodriguez beim Stande von 0 : 0 einen Penalty treten. Alle wussten: Es könnte Neu und Jubiläen 27 die Entscheidung sein, ob die Schweiz an die Weltmeisterschaft 2018 fährt oder nicht. In ähnlich emotionsgeladenen Situationen sind auch schon Weltfussballer gescheitert. Nicht so Ricardo Kleininserate 27 Rodriguez: Er nahm Anlauf und traf. Später sagte er: «Du musst einfach eiskalt sein. Und das war Titelbild: ich.» – Fussball ist nicht das Leben. Aber auch im Leben gibt es Situationen, in denen es wichtig sein Zum letzten Mal kann, die Nerven nicht zu verlieren. Ruhig Blut zu bewahren. Auf das Wesentliche zu fokussieren. länger eiskalt – im Z. B. dann, wenn ein «Service public» veränderten Realitäten angepasst wird, wie etwa bei der Post. Horner 2012 . . . auf Man kann sich von Emotionen leiten lassen und über den Verlust des Status quo klagen. Oder man dem Egelsee! kann die Frage stellen: Was brauchen wir im Zeitalter von Internet und Smartphone wirklich von der Post? Sind das primär traditionelle Poststellen oder eher andere Leistungen? Ich meine: auf diese Weise können wir mehr erreichen. Präsidium und Geschäftsstelle wünschen Ihnen nicht zu kalte, sondern schöne, besinnliche und Foto: besonnene Festtage! Lukas Lehmann, Bern QUAVIER 89/17 |3
Quavier_8917.e$S.qxp_Layout 1 27.11.17 10:58 Seite 4 S E I T E 4 etc.) selber finanzieren. Die QUAV 4 wurde ein- QUAV 4 wird gegen die geplante Umwandlung Aus der QUAV 4 geladen, um zu besprechen, ob allenfalls mehr von Wohn- zu Dienstleis-tungsnutzung an Synergien mit dem Stadtteil möglich seien. dieser privilegierten Wohnlage Einsprache Wettbewerb BEmotion Base erheben, zumal dahinter kein zwingendes (Ersatz der BEA-Festhalle) Mitwirkung Velorouten Bern Ost Bedürfnis steckt. Die BERNEXPO AG beabsichtigt, die heutige Der vom Vertreter der QUAV 4 eingebrachte Festhalle durch eine etwa doppelt so grosse Vorschlag zur Querung der Kleinen Allmend Der Berner Umwelttag – ä Flirt mit neue Halle, BEmotion Base genannt, zu erset- wurde vom Dialog Nord nicht goutiert, sodass Zuekunft zen, und schrieb dazu einen Wettbewerb für die IG Allmenden davon absieht, eine eigene Der Berner Umwelttag feiert 2018 den 10. Architekten, Bauingenieure und Landschafts- Stellungnahme abzugeben. Die Burgfeldver- Geburtstag mit einem Neuauftritt. Der Tag soll planer aus. Dieser wurde im November abge- treter fordern die Querung nur als Alternative, «ä Flirt mit Zuekunft» sein: Die Gäste sollen schlossen und juriert. In der Jury waren vier Ex- aber nicht als Schnellroute, dafür die Anbin- Neues entdecken, Überraschendes erleben perten aus den Stadtteilen IV und V vertreten. dung ans Quartier beim Pumptrack.Wichtig ist und die gemeinsame Zeit geniessen. Aus Von neunzehn Projekten kamen drei in die ihnen die direkte Verbindung via Zirkusplatz einem Flirt kann bekanntlich auch mehr wer- engere Wahl. Den ersten Rang belegte das Pro- über die Grosse Allmend zum Stadionplatz. den und so kann aus einer Aktion am Umwelt- jekt, welches das Raumprogramm am besten Ebenso wird eine Lichtsignalanlage an der tag ein längerfristiges Engagement für eine umsetzt. Es erfüllt die Zielsetzungen für eine zu- Kreuzung Zentweg/Bolligenstrasse gefordert. nachhaltige Zukunft entstehen. künftige und flexible Nutzung der Halle als Ver- Die Fachstelle Lokale Agenda 21 der Stadt anstaltungs- und Kongresscenter am besten. Mitwirkung Poststellenschliessungen Bern ist für die Koordination verantwortlich. Im zweiten Rang landete das Projekt mit der Die QUAV 4 ist enttäuscht über den erneuten Getragen wird der Tag jedoch von den Bewoh- besten Architektur, einem schönen Holzbau. Abbau der Poststellen. Nach 2020 bevorzugt nerInnen der Stadt, die in den Quartieren ein Im dritten Rang, wurde der Vorschlag mit dem sie den zentralen Standort Burgernziel als abwechslungsreiches Programm zusammen- besten Aussenraum und der besten Verbin- Poststandort und wünscht, dass für alle auf- stellen, zu dem alle eingeladen sind. Der Berner dung zur Grossen Allmend und zum Stadion- gehobenen Poststellen eine möglichst gut Umwelttag findet im Rahmen des Weltum- platz prämiert. Diese Lösung benötigt einen ausgestattete Partneragentur mit langen welttages statt, der seit 1972 jeweils am 5. Juni kleinen Teil des Zirkusplatzes als Vorplatz zum Öffnungszeiten eingerichtet wird. Es ist darauf durchgeführt wird. hinteren Eingang. Die Jury bestimmte, dass der zu achten, dass zumindest einer dieser Stand- Möchtest du gemeinsam mit Nachbarn erste Preis überarbeitet werden muss, um die orte sich besonders für die Bedürfnisse der oder Freunden am Berner Umwelttag 2018 gleiche Qualität in Architektur und Aussen- KMU eignet (Zufahrt, Grossendungen, Öff- eine Aktion oder ein Projekt auf die Beine stel- raum wie die beiden andern Projekte zu errei- nungszeiten etc.) Diese Standorte (Ostring, len? Wir freuen uns auf euer Engagement für chen. Vertreter der Jury und aus dem Quartier Egghölzli, Thunstrasse) sind mit den Quartier- ein lebenswertes Quartier. werden den ersten Preisträger bei der Über- delegierten und KMU-Vertretern zu sichern. Alle Infos auf http://www.bern.ch/the- arbeitung begleiten. Jürg Krähenbühl men/umwelt-natur-und-energie/nachhaltig- Baugesuch Lombachweg 35 keit/umwelttag Neue Begegnungszonen Die unter höchstem Schutz stehende Villa Stei- Der Delegiertenversammlung der QUAV 4 ger (s. S. 20) gehört seit 2015 dem Staat Qatar Entwicklung Nachnutzung Egelsee wurden durch Anwohnervertreter drei neue und soll laut Baugesuch von einem Wohn- Stadtgärtner Christoph Schärer informiert die Projekte für Begegnungszonen vorgestellt: Ans- gebäude in eine Botschaft, also ein Bürogebäu- QUAV 4, dass Stadtgrün Bern die Federführung helmstrasse, kleiner Schermenweg und Ringol- de, umgenutzt werden. Das ist zonenwidrig des Projekts «Nachnutzung Entsorgungshof» tingenstrasse. Letztere ist eine logische Erwei- und verlangt eine bedeutende Ausnahme. übernommen hat. Für die Planung sind terung der zu kleinen Zone an der Wendschatz- Bezüglich Umbauvorhaben kann nichts Nach- mehrere, zum Teil unsichere Komponenten zu strasse. Alle drei Gesuche wurden von den De- teiliges festgestellt werden, der hohe Schutz- berücksichtigen: legierten mit 19 zu 1 Stimmen genehmigt. status verhindert grössere Eingriffe auch im • Planung Stadtteilpark Wyssloch von 2005 Innern. Das Gesuch verlangt von 10 möglichen (Nutzungs- und Gestaltungskonzept) IG Allmenden endlich offiziell begrüsst nur einen Abstell- Das lange erwartete erste Treffen zwischen platz, weist dafür 9 Stadt und IG Allmenden zu den laufenden Pro- Veloplätze im Keller jekten rund um die Allmenden fand statt. Es aus. Die Botschaft sei, gibt eine Arbeitsgruppe, welche die Revision laut Ausnahmege- des Richtplans Wankdorf und allenfalls die von such, in diesem Quar- der IG Allmenden verlangte Aktualisierung des tier sicherer gelegen Gestaltungkonzepts Kleine Allmend begleiten als im Schweizerhof. wird. Allerdings kann man bei den anderen Bot- Austausch mit dem schaften (China, Tür- Nationalen Pferdezentrum (NPZ) kei, Irak etc.) sehen, Das NPZ sucht mehr Quartierkontakt und was unter Sicherheit Zusammenarbeit. Es ist in einer etwas schwie- im Wohnquartier ver- rigen Lage, muss sich als eigenständige Genos- standen wird: hohe senschaft (Beteiligungen Armasuisse, Bund, Gitterzäune mit Sta- Stadt Bern, BEA, Reiter- und Zuchtverbände cheldrahtrollen. Die Hoffentlich wieder: Bar au lac. Foto: zvg 4 | QUAVIER 89/17
Quavier_8917.e$S.qxp_Layout 1 27.11.17 10:58 Seite 5 • Entscheid über neue Schulstandorte 2017 der kritischen Verkehrssituation am Zentweg Impressum • Konzept des Stadtplanungsamtes zur Nach- zu verhindern, erhob die QUAV 4 Einsprache QUAVIER erscheint 4mal jährlich nutzung Entsorgungshof und wurde darauf von der neuen Investoren- Herausgeberin: Quartiervertretung des • Diverse aktive Zwischennutzungen gruppe REIBer-Sarl über das geplante Vorge- Stadtteils IV, Postfach 257, 3000 Bern 6 • Anfrage Familientreff für Räumlichkeiten hen informiert. Geschäftsstelle: Sabine Schärrer, Tel. 031 351 95 75 • Zustand der Räumlichkeiten Offenbar nehmen sich die neuen Eigen- (Beantworter), info@quavier.ch • Hängige Einsprache gegen die Zwischen- tümer Zeit, den Umbau verantwortungsvoll Webmaster: Franz Keller, webmaster@quavier.ch und Nachnutzung und im Sinne eines positiven Beitrags zum Co-Präsidenten: Richard Pfister, Bolligenstrasse 14c, 3006 Bern • Eventuelle neue Ideen Quartierleben zu entwickeln. Seit anfangs Jahr Jürg Krähenbühl, Staufferstrasse 6, 3006 Bern Die Bar au Lac beendete Ende September wurden in einem Wettbewerb mögliche Auflage: 15 500 Exemplare den dreimonatigen Versuchsbetrieb. Was Nutzungskonzepte entwickelt. Das Resultat Redaktionsadresse: QUAVIER, Postfach 257, nachher passiert, ist unklar, doch sollten alle sei nicht ein fixes Projekt, sondern eine sich 3000 Bern 6, Tel. 031 351 95 75 (Beantworter) Zwischennutzungen weitergehen können. Als entwickelnde Nutzungsmischung, die den redaktion@quavier.ch Nächstes steht ein Auswertungsgespräch mit bautechnischen, städtebaulichen und gesell- Redaktion: Peter Blaser (pb), Rita Jost (rj), Johannes Einsprechern und Beteiligten bevor. Stadtgrün schaftlichen Ansprüchen gerecht werden soll. Künzler (jkü), Andreas Rapp (ar), Muriel Riesen (mr), Bern wird mit den möglichen Interessenten Aus Quartiersicht positiv ist die Absicht, in die- Alice Sommer (as) die Nachnutzung diskutieren. Das weitere sem Entwicklungsprozess auch das Quartier Inserate: Länggass Druck AG, Länggassstr. 65, Postfach 726, 3000 Bern 9, Tel. 031 307 75 73, Vorgehen wird so lange als möglich breit und einzubeziehen, und dass die geplante Nut- haering@ldb.ch, www.ldb.ch offen angelegt. Die neue Mitwirkungsphase zung mindestens 50% Wohnungsanteil in Inserateschluss: 7.2.2018 soll 2018 beginnen. (pb) verschiedenen Preissegmenten und Wohn- Layout: MediaDesign Bern, Franz Keller (fak) formen beinhalten soll. keller@mediadesign-bern.ch Ein Wahrzeichen entwickelt sich . . . Die Zeit bis zur Baubewilligung wird auf Druck: Länggass Druck AG, Bern, Wer kennt ihn nicht, den eindrücklichen, von zirka drei Jahre veranschlagt, was eine Zwi- Veranstaltungshinweise bitte an: weit her sichtbaren Bau, der seit Jahrzehnten schennutzung nahe legt. Die Adresse Oster- QUAVIER, Postfach 257, 3000 Bern 6, events@quavier.ch die Grenze zwischen den Gemeinden Bern und mundigenstrasse 93 soll dank der geplanten QUAVIER Nr. 90, März 2018, ist dem Thema Ostermundigen markiert? Ursprünglich vom breiten Kulturnutzung ein Zeichen für den «LACHEN» berühmten Architekten Hans Brechbühler neuen Aufbruch setzen. Junge Kunstschaffen- gewidmet. Wenn Sie etwas beitragen möchten, tele- fonieren Sie der Redaktion (031 351 95 75) oder mai- entworfen, dessen bekanntestes Werk die de verschiedener Sparten, die mietfrei zu Gast len Sie an redaktion@quavier.ch. Gewerbeschule ist, wurde das PTT-Hochhaus sein werden, können ein ideales Experimen- Redaktionsschluss: 14.2.2018 von einem anderen Architektenteam ausge- tierfeld bespielen, sind doch mit der bereits an Erscheinungsdatum: 9.3.2018 führt und ist im Inventar der Denkmalpflege zwei Standorten im Galgenfeld eingemieteten aufgeführt. Hochschule der Künste sowie dem Kontakt zum Literaturinstitut Biel und anderen tel der geplanten Bauhöhe und sind im Quar- Kunstkanälen beste tier Burgfeld nicht sichtbar. Voraussetzungen für Gebäudedimension: Das über 100 m hohe einen lebendigen Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Wohn- Kultur-Output gege- gebiet Burgfeld hat – insbesondere durch den ben. Schattenwurf – negative Einflüsse auf die Die QUAV 4 freut Wohnqualität der Bevölkerung. sich auf eine kreative Emissionen durch Baulärm: Es ist nicht er- Zwischenzeit und ein sichtlich, in welchem Ausmass und Zeitraum ebenso kreatives Um- der Baulärm Emissionen verursacht. Es wird bauprojekt unter Ein- ein enges Monitoring gefordert. bezug der Quartier- Mehrverkehr: Die erhöhte Nutzung lässt interessen. Die Ein- bedeutenden Mehrverkehr befürchten. Es sprache konnte zu- wird ein Massnahmenkonzept zum Schutz der rückgezogen werden, angrenzenden Wohnquartiere gefordert. gegen das Verspre- chen der Verkehrs- Aktuelle Planungen im Stadtteil IV Nach dem Auszug der SWISSCOM, nach planung, die Verkehrssituation am Zentweg Gemeinderat Michael Aebersold und Liegen- einer interimistischen Eigentümerschaft mit eingehend zu prüfen. Sabine Schärrer schaftsverwalter Fernand Raval orientierten zweifelhafter Adresse in Gibraltar, nach lan- die QUAV 4 über die aktuellen Projekte der gem Leerstand sowie dem Scheitern der Idee, Einsprache «Bären-Hochhaus» Finanzdirektion im Stadtteil IV: hier das neue kantonale Polizeizentrum unter- Ostermundigen • Tramdepot Burgernziel: Es besteht eine hohe zubringen, schien das Unkraut auf den unge- Der Quartierverein Burgfeld hat beim Regie- Wahrscheinlichkeit, dass das Baugesuch nutzten Flächen die Überhand zu gewinnen. rungsstatthalteramt gegen die Überbauungs- Ende 2017 eingereicht, der Baustart im Jahr Dann kam ein Lebenszeichen in Form eines ordnung Bärenareal in Ostermundigen Ein- 2018 und der Wohnungsbezug ab 2020 erfol- Baugesuchs für eine neue Zufahrt auf einem sprache erhoben. Die Kritikpunkte sind: gen kann (Info-Veranstaltung s. S. 6). der Bahngleise. Um mehr über deren Zweck zu Profilhöhe: Die Profile entsprechen mit • Tierparkrestaurant: Die Planung für die Re- erfahren und die mögliche Verschlechterung lediglich 38 m nur wenig mehr als einem Drit- novation des Restaurants mit neu 300 hin- QUAVIER 89/17 |5
Quavier_8917.e$S.qxp_Layout 1 27.11.17 10:58 Seite 6 dernisfreien Plätzen ist in Bearbeitung. Sie kamen die gegensätzlichen Haltungen zum denen das Alpine Museum immer wieder fügt sich in die Gesamtplanung des Tierparks Ausdruck: Totaler Erhalt (alle Verkehrsanlagen einen Dialog über die Zukunft der Alpen an- mit neuen Spielbereichen und Lift-Zugang inkl. Brunnen), Entfernung des Welttelegra- stösst. ein. phendenkmals, Helvetiaplatz eher als Quar- (alps-Newsletter) • Volksschule Kirchenfeld: Das Projekt hat alle tierplatz und die kritische Haltung, dass ein politischen Hürden genommen, der Baube- Wettbewerbsverfahren unter diesen ein- Kunst Im Öffentlichen Raum ginn ist aber durch Einsprachen aus der schränkenden Vorgaben kaum Sinn macht. (KIÖR): Kunstplätze im Quartier Nachbarschaft blockiert. Der Gemeinderat stellt den Antrag für den Das Konzeptpapier zur KIÖR wurde unter Ein- • Volksschule Manuel: QUAVIER hat bereits Planungskredit an den Stadtrat, lässt aber bezug der Quartierkommissionen erarbeitet. darüber berichtet (QUAVIER Nr. 86, März 2017, offen, wie das Nutzungskonzept als Grundlage Letztes Jahr wurde mit «Himmel von Bern» am und Nr. 87, Juni 2017) zum Wettbewerb formuliert werden soll. Freudenbergerplatz ein erstes Projekt durch- • Egelsee Wyssloch: Die Federführung liegt Die QUAV 4 wird aufgefordert, zwei Fach- geführt, das leider zu wenig Aufmerksamkeit zwar bei der Direktion für Tiefbau, Verkehr expertInnen zu melden. Anna Schafroth als erhielt. Mit dem Kulturprozent aus Tiefbau- und Stadtgrün, aber die Unterstützung bei Präsidentin des Kirchenfeldleists und Kunst- projekten stehen nun mehr Mittel zur Verfü- der Überführung von der Zwischen- zur historikerin, sowie Rudolf Rast für die QUAV 4 gung, so dass in allen Stadtteilen im Turnus Nachnutzung ist wichtig. werden einstimmig gewählt Die inhaltliche von etwa 2–3 Jahren weitere Projekte ausge- • Volksschule Wyssloch: Der Projektierungs- Diskussion für das Mandat muss noch disku- führt werden können. Pro Stadtteil soll eine kredit von 3 Mio. für das neue Schulhaus tiert und beschlossen werden. (pb) Kulturgruppe als ständige Ansprechpartnerin (Ganztagesschule) und die Tagesschule im geschaffen werden (siehe Job-Börse Seite 7). Bauernhaus Franken ist gesichert. Diese koordiniert zwischen KIÖR und Quartier- • Helvetiaplatz: Der Stadtrat soll demnächst kommissionen, die immer in die Entscheide den Planungskredit sprechen (siehe unten). einzubeziehen sind. Auch über Ort und Inhalt Gemeinderat Aebersold äussert Verständnis Breite Allianz für das Alpine Museum der Kunstprojekte sollen sich die Quartiere für die Haltung der QUAV 4, dass die Ver- der Schweiz äussern. Die ersten Projekteingaben werden besserungen am Freudenbergerplatz mehr Interessengruppen verschiedenster Couleur auf Ende Jahr erwartet. (pb) drängen als die Neugestaltung des Helvetia- haben sich an den Bundesrat gewendet und platzes. sich für das Alpine Museum der Schweiz stark Von Seiten der QUAV 4 wird gefragt, welche gemacht: Haltung die Finanzdirektion zum Anliegen der • Über 40 Forschende der Interakademischen IG Elfenau und der QUAV 4, den Bauernhof Kommission Alpenforschung (ICAS) betonen Elfenau längerfristig als Stadtbauernhof um- in einem offenen Brief die Bedeutung eines zugestalten, einnimmt. Die Antwort lautet: innovativen Alpinen Museums für die Der Gemeinderat sucht zuerst das direkte schweizerische Alpen- und Gebirgsfor- Gespräch mit dem heutigen Pächter und will schung. sich ein Bild vor Ort machen, ist aber offen für • Die Umweltschutzorganisationen WWF neue Entwicklungen und kurzfristige Verän- Schweiz und Pro Natura halten in einem derungen als Übergangslösungen, dies aber Schreiben an Bundesrat Alain Berset fest, nur unter Respektierung der finanziellen dass das Alpine Museum eines von ganz Machbarkeit und der bestehenden Verträge wenigen Museen in der Schweiz sei, welches mit dem Pächter. aktuelle Umwelt- und Nachhaltigkeits- themen präsentiert. Der temporäre Himmel. Foto: zvg Helvetiaplatz • Der Schweizer Tourismus-Verband, der Ver- Über die Ergebnisse des zweiten Workshops band Schweizer Tourismusmanager, die für die Neugestaltung des Helvetiaplatzes Konferenz der regionalen Tourismusdirekto- Burgernziel- wurde in der Tagespresse berichtet. Dabei ren und die Höhere Fachschule für Tourismus Informationsveranstaltung (IST) schreiben in einem Rund um das Areal des Tramdepots stehen Brief an den Gesamtbun- wichtige Schritte bevor: Die Erneuerung desrat, dass der Schweizer der Werkleitungen ist erfolgt, die Neu- Tourismus auch in Zu- gestaltung des Burgernziel-Kreisels und kunft das Alpine Museum die Wohnüberbauung sind aufgegleist. als weitsichtige und fun- Welche Bauarbeiten sind wann geplant? dierte nationale Dreh- Am Donnerstag, 14. Dezember, 19.30 scheibe für aktuelle Wis- Uhr, informieren die Gebäudeversicherung sensvermittlung brauche. Bern (GVB), die Wohnbaugenossenschaft •Die Internationale Al- Acht (wbg8), Losinger Marazzi AG und das penschutzkommission Tiefbauamt der Stadt Bern über den aktu- CIPRA würdigt die origi- ellen Stand der Dinge. Die Veranstaltung ist nellen, interaktiven, an- öffentlich. Sie findet im Erdgeschoss der schaulichen, aber auch Pfarrei Bruder Klaus (Ostring 1a) statt. pointierten und provozie- Willi Egloff Denkmal: weg oder nicht weg? Foto pb renden Ansätze, mit 6 | QUAVIER 89/17
Quavier_8917.e$S.qxp_Layout 1 27.11.17 10:58 Seite 7 Neues Angebot für Kinder im Stadtteil IV Die Stadt Bern will im Stadtteil IV ein neues offenes Spiel- und Treffangebot für Kinder von 6 bis 12 Jahren etablieren. Der Dachverband für die offene Arbeit mit Kindern in der Stadt Bern (DOK, www.spieleninbern.ch) wird eine Analyse erstellen und Angebotsvarianten ausarbeiten. Ein wichtiger Schritt für die Realisierung des Angebots wird die Bildung einer Trägerschaft sein. Der Auftrag gründet auf einer Forderung aus tionen für die Bevölke- dem UNICEF-Label «Kinderfreundliche Ge- rung werden am 20. meinde», welches die Stadt Bern 2016 erhalten Februar 2018 an der hat, und einer interfraktionellen Motion des öffentlichen Delegier- Stadtrats. Auch aus der Bevölkerung und der tenversammlung der QUAV 4 gingen entsprechende Anfragen ein. QUAV 4 präsentiert und Der Bedarf wurde während verschiedenen diskutiert (siehe Kas- Spielaktionen im Stadtteil IV durch die Fach- ten). Im Laufe des Jahres stelle DOK Impuls ermittelt. 2018 soll die Träger- schaft gebildet werden, Analyse kurzgefasst mit der gemeinsam die Der Stadtteil IV ist auf verschiedenen Ebenen Feinplanung gemacht sehr heterogen. Die einzelnen Quartiere unter- wird. Das neue Angebot scheiden sich stark bezüglich Einkommen, soll 2019 starten. Zugänge zu Grünraum im nahen Wohnumfeld Nathalie Herren, DOK Wo entsteht das neue Angebot? Foto: Manuel Abella der Kinder und Bevölkerungszusammen- setzung. Eine weitere Charakteristik sind die für Kinder schwer überwindlichen Barrieren QUAV4 JOBBÖRSE – Wirken Sie mit an Projekten für unseren Stadteil wie Autobahn und Autobahnzubringer. Ob- Auf das Jahresende präsentiert Ihnen QUAVIER erstmals die «Jobbörse». Immer wieder bieten wohl im Stadtteil IV am zweitmeisten Kinder sich interessante Mitmachgelegenheiten mit viel Potenzial zur Verbesserung unserer Netz- wohnen, lassen sich die Angebote für Kinder, werke, unseres Wohnumfelds oder der Lebensqualität im Quartier. Auf die Schnelle ist es welche unentgeltlich, selbstbestimmt und jeweils schwierig, die richtigen Personen zu finden, weil der Pool der Delegierten und Ihrer niederschwellig sind, an einer Hand abzählen. Organisationen beschränkt ist, und die gleichen Akteurinnen bereits überall engagiert sind. Wir sind jedoch überzeugt, dass das Potenzial an MitbewohnerInnen, die sich für Aufgaben Jetzt braucht‘s das Quartier im Stadtteil interessieren und einspannen lassen, grösser ist. Geben Sie uns Recht – melden Um das neue Angebot im Stadtteil zu veran- Sie sich als freiwillig Mitarbeitende auf einen der spannenden Jobs, die unten beschrieben kern, soll eine Trägerschaft aus dem Stadtteil sind – herzlichen Dank für Ihr Mittun und viel Spass mit der neuen Aufgabe und ihren neuen gegründet werden, welche dem DOK ange- Gspänli! schlossen sein wird. Dafür braucht es enga- gierte Frauen und Männer, die sich für das freie KUNSTPLÄTZE – TEMPORÄRE KUNST IN DEN STADTTEILEN Spielen von Kindern einsetzen wollen (siehe QUAV4 sucht: Ein Team von 3–7 Personen aus verschiedenen Gebieten unseres Stadtteils, Job-Börse auf dieser Seite). Die Trägerschaft die sich über eine gewisse Zeit als «Arbeitsgruppe Kunstplätze» zur Verfügung stellen. Aus wird unter anderem die Aufgabe haben, ge- ihrer Mitte werden der KIÖR 2 Mitglieder für die Jury gemeldet. Mehr Infos unter: meinsam mit dem neuen Team das Angebot http://www.bern.ch/themen/kultur/kulturfoerderung/kunst-im-oeffentlichen-raum im Stadtteil zu entwickeln, zu verankern und ! einen Teil der Finanzierung (Mitgliederbeiträ- TRÄGERSCHAFT OFFENE ARBEIT MIT KINDERN IM STADTTEIL IV ge, Fundraising u. a.) sicherzustellen. QUAV4 sucht: Ein Team von einigen Personen aus verschiedenen Gebieten unseres Stadt- teils, die bereit sind, sich in einer Trägerschaft und als Partner des DOK für das neue Spiel- So geht’s weiter und Treffangebot für Kinder in unserem Stadtteil zu engagieren. Basierend auf der Analyse werden verschiede- ne Angebotsvarianten erarbeitet. Die Informa- BEGRÜSSUNGSANLÄSSE FÜR NEUE QUARTIERBEWOHNERINNEN QUAV4 sucht: Ein Team von 6 bis 12 Personen zur Neugestaltung der beliebten Begrüssungs- anlässe, welche die Stadt Bern 2-mal jährlich durchführt. Gemeinsam mit Ihnen möchten Ihre direkte Mitwirkung wir einen spannenden und persönlich geführten Quartierspaziergang entwickeln, der mit Was fehlt Ihnen im Stadtteil IV? Was möch- der Zeit von einer selbstständigen Gruppe «QuartierbotschafterInnen» übernommen wird. ten Sie anders haben? Schreiben Sie an: Besonders gefragt sind auch mehrsprachige BegleiterInnen. QUAV 4, Postfach 257, 3000 Bern 6, oder mailen Sie an info@quavier.ch. Es ist geplant, die neuen Arbeitsgruppen an der Delegiertenversammlung vom 21. Januar Ihre Anregungen werden an die QUAV4 (KIÖR) oder 20. Februar 2018 (DOK, Begrüssungsanlässe) zu wählen. Bei Interesse bewerben weitergeleitet. Besuchen Sie auch unsere Sie sich bitte mit kurzen Angaben zu Person und Motivation sowie der Angabe, bei welcher Website unter www.quavier.ch und teilen Gruppe Sie mittun möchten, unter: Sekretariat QUAV4, c/o Sabine Schärrer, Brunnadern- Sie uns dort Ihre Meinung mit. strasse 91, 3006 Bern, oder info@quavier.ch, falls kein Mail vorhanden: Telefon 079 253 50 84. QUAVIER 89/17 |7
Quavier_8917.e$S.qxp_Layout 1 27.11.17 10:58 Seite 8 T H E M A Winterdienst in der Stadt Bern Eiskalt Die eiskalte Jahreszeit naht. Deshalb hat sich QUAVIER mit dem Chef des stadt- Wenn der Egelsee zufriert, die Aare bernischen Winterdienstes, Rolf Müller vom Tiefbauamt der Stadt Bern, unter- dampft, die kahlen Äste in der Muriallee halten und ihm Fragen zur Schneeräumung etc. gestellt. weisse Spitzen tragen, dann ist es . . . eiskalt. QUAVIER: Wie viele eigene und fremde Mit- Als wir diese Nummer planten, war es gera- arbeiter haben Sie bei Grosseinsätzen zur de glutheiss, der Sommer lag in seiner Verfügung? hitzigen Schlusskurve, und eisig klirrten R. Müller: Bei einem Volleinsatz (Pflügen und höchstens die Würfel im Getränkeglas. Aber Streuen des gesamten Strassen- und Trottoir- «eiskalt» schien uns ein verlockendes netzes) stehen 197 eigene und 23 Mitarbeiten- Thema für eine Winterausgabe. Ein Adjek- de von Drittfirmen sowie 101 eigene und 23 tiv, das für vieles steht: für frostige Tempe- Fahrzeuge von Drittfirmen im Einsatz. raturen, gefühllose Beziehungen, rück- sichtslose Methoden, aber auch Welche Prioritäten setzen Sie beim Salzen für Spass und Sport, Hobbys und und der Schneeräumung? Leidenschaften, leckere Desserts Wir sprechen von Dringlichkeiten, die in den und Kinderschleckereien. Und neustens so- entsprechenden Zeiten erledigt sein müssen. gar für Nobelpreiswürden. Mit seiner Erfin- Innerhalb von 3 Stunden: dung des Kryo-Elektronenmikroskops, das Im harten Einsatz. Foto: zvg • Hochleistungs- und Hauptverkehrsstrassen, Zellproben schockgefriert und so im Mole- Strassen mit ÖV kül quasi die Zeit anhält, hat der Wer entscheidet, wann und wo es losgeht? • Strassen zu Bahnhöfen, Spitälern, Sanitäts- Lausanner Biochemiker Jacques Einer unserer Einsatzleiter entscheidet auf- posten, Polizei, Feuerwehr und hochfrequen- Dubochet in der Zwischenzeit be- grund der Wetterlage und des Strassenzu- tierten Industrieanlagen kanntlich den Nobelpreis gewonnen. stands über die Auslösung eines Einsatzes. • Haltestellen des ÖV Entscheidend ist der Strassenzustand (gefro- • Wichtige Fussgängerverbindungen, Treppen Wir haben uns in dieser Ausgabe weniger ren, glatt, schneebedeckt). Sobald eine Gefähr- und Velohauptrouten komplizierten eisigen Dingen zugewandt, dung für die Strassenbenutzer besteht, wird haben Leute getroffen, die aus irgendeinem Innerhalb von 7 Stunden ein Einsatz ausgelöst. Grund im Stadtteil IV mit Eis zu tun haben. • Quartierstrassen, Fusswegverbindungen, Und ausserdem zwei Autorinnen und zwei Treppen von Schulen Basieren die Einsätze nur auf der Wettervor- Autoren aus dem Quartier gebeten, uns • Industrie- und Gewerbeanlagen hersage? einen Text zum Thema zu schreiben. • Hochfrequentierte öffentliche Parkplätze Die Einsätze basieren auf der Wettervorher- sage, auf fünf Glatteis-Frühwarn-Messstellen Innerhalb von 11 Stunden alles Übrige Lesen Sie die Beiträge zum Thema – am auf dem Gebiet der Stadt Bern, die uns mit besten in der warmen Stube bei einer Tasse aktuellen Messwerten versorgen, auf den per- Wann und warum salzen Sie mit Streusalz dampfendem Kakao (oder Tee, Kaf- sönlichen Beobachtungen des Einsatzleiters oder Salzlake (Sole), wann streuen Sie fee oder Grogg) und geniessen Sie und auf Meldungen von gefährlichen Stras- Splitt? die Jahreszeit. Wir wünschen Ihnen senzuständen, die zum Beispiel von Bernmobil Auf den Strassen und Trottoirs kommt fast viel Vergnügen, eine besinnliche Advents- oder von der Polizei an die Einsatzleitung wei- ausschliesslich Salz, das zum Teil mit Sole an- zeit und einen guten Start ins Neue Jahr. tergegeben werden. gefeuchtet wird, zum Einsatz. Splitter wird auf der Strasse nur bei sehr tiefen Temperaturen Die Redaktion Gibt es viele Beschwerden? (ausserhalb des Wirkungsgrades von Streu- Natürlich kommt es jedes Jahr zu Beschwer- salz) ausgebracht. PS: Der Stadtteil IV hat übrigens eine ruhm- den. Es sind aber im Verhältnis zur Anzahl Auf den Trottoirs hat Streusplitt gegenüber reiche Eissportgeschichte. Der Benutzer der öffentlichen Infrastrukturen dem Salz den Vorteil, dass es liegen bleibt. Die legendäre NHL-Spieler Mark relativ wenige. Der Standard des Winterdiens- Feuchtigkeit, die sich tagsüber bei Tauwetter Streit soll seine ersten Goals auf tes – machen wir zu viel oder zu wenig? – steht bildet, friert nachts vielfach. So haben wir be- Egelsee-Eis geschossen haben. immer wieder zur Debatte. Auch zu den Aus- reits ein abstumpfendes Streumittel auf dem Und der 1930 gegründete SC Bern spielte wirkungen des Winterdienstes auf die Pflan- Gehweg, das den Belag griffig macht. seine ersten Matchs an der Kirchenfeld- zen und Bäume gibt es immer wieder Fragen. strasse 70, dort wo heute Tennisbälle Streumittel Einsatz Wirkungsgrad Temperatur fliegen. Auf Ka-We-De-Eis schliesslich Stadtgebiet Volle Wirkung bis – 6º C Wie informieren Sie die Bevölkerung? 1 spielten nebst dem SCB noch fünf wei- Trockensalz 1. Wahl oder max. Einsatz mit Unter folgendem Link sind viele Informatio- bis – 16º C 1. Dringlichkeit red. Wirkung tere Clubs (Rot-Blau Bern, Marzili, Läng- nen zum Thema Winterdienst in der Stadt Bern Stadtgebiet Volle Wirkung bis – 2º C gasse, Polar und Weissenbühl) ihre 1 zu finden: http://www.bern.ch/politik-und- Salzsole 1. oder 2. max Einsatz mit bis – 16º C Heimspiele. Und 1959 und 1965 wurde Dringlichkeit reduzierter Wirkung verwaltung/stadtverwaltung/tvs/tiefbau- der SCB hier Schweizer Meister! Trottoirs, Treppen amt/downloads/zahlen-und-fakten-zum- Split Abstumpfend bei grosser Kälte winterdienst.pdf (pb) 8 | QUAVIER 89/17
Quavier_8917.e$S.qxp_Layout 1 27.11.17 10:58 Seite 9 T H E M A Das Leben wärmen Sie hat mich kalt erwischt, letzten Samstag in muss ich an sie denken. An die bettelnde Frau es auch etwas Kaltes an sich hat, jemandem der Altstadt! Ich war müde. Wir hatten den und meine kaltherzige Reaktion. auf der Strasse einfach Geld zu geben. Sie ganzen Tag Unterricht mit den 5.KlässlerInnen. Wie hätte ich ihr Leben wärmen können? meint, wir hätten den Bettler dann zwar los Danach bin ich in die Stadt geeilt, um noch Ich rede mit Bea Friedli, unserer Sozialdiakonin. und unser Gewissen beruhigt, die Gründe für etwas zu besorgen. Nun wartete ich auf den Für sie ist es in einer solchen Situation wichtig, seine Not seien aber nicht einmal genannt, Bus. Gedankenversunken schaute ich auf mein ihr Gegenüber erst einmal wahrzunehmen. geschweige denn aus dem Weg geräumt. Smartphone. Da stand sie plötzlich vor mir. Eine offene Begegnung zu ermöglichen. Sie Ich war dankbar um dieses Gespräch mit Schaute mich an. Eine kleinere Frau, so gegen weiss, dass oftmals nicht das Geld das Problem Bea Friedli. Ich weiss, dass auch sie sich immer die siebzig, ganz normal gekleidet. Trug zwei ist, sondern dass die Probleme tiefer liegen. wieder mit diesen Fragen auseinandersetzt. Taschen. Offen und freundlich sprach sie mich Daher verteilt sie auf der Strasse nur selten Und genau dies ist doch das Wichtige: Es gibt an und fragte: «Hätten Sie zwei Franken für Geld. Stattdessen sucht sie das Gespräch mit keine einfache Lösung. Wir müssen die Fragen mich?» Ich war perplex! Überrumpelt wies ich der bettelnden Person. Nimmt sich Zeit, wenn offenhalten. Uns immer wieder herausfordern sie mit einem betretenen «Nein» ab. es geht. Und zuweilen weist sie sie darauf hin, lassen. Und nicht fertig werden mit dem, was Vierundzwanzig Stunden später, ich stehe welche Stelle weiterhelfen könnte. Beratungs- das Leben immer wieder erkalten lässt. Denn beim Eingang der Petruskirche. Draussen tobt stellen gibt es nämlich viele, aber oft fehlen den wir leben nicht im Paradies. Aber jeden Tag ein Herbstgewitter. Drinnen ist es warm, die Menschen die Informationen. Für Leute ohne bekommen wir neue Chancen, das Leben zu Kirche ist besonders schön eingerichtet für festen Wohnsitz gibt es in Bern z. B. die Passan- wärmen. Und wenn wir sie einmal verpassen, den bevorstehenden Gottesdienst zum Thema tenhilfe. Hier nimmt man sich Zeit, und bietet so wie ich neulich, wird wieder eine neue «Liebe». Trotz des nasskalten Wetters kommen an, – allenfalls mit Hilfe anderer Stellen – kommen. So findet die Liebe den Weg aus der die Leute. Die Stimmung in der Kirche ist feier- grundlegend bei der Verbesserung der Lebens- Kirche hinaus. So findet die Liebe den Weg in lich: Die stimmungsvolle Musik, der kerzen- situation zu helfen. Dies ist auch Bea Friedli die Kirche. Und so ist es eigentlich gedacht. beleuchtete Raum, Texte und Gedanken zur wichtig: die Menschen nachhaltig unterstüt- Dass wir das Leben wärmen. Liebe wärmen unser Leben. Während der Feier zen zu können. Daher ist sie der Meinung, dass Pfarrerin Barbara Preisig D E N K M A L rücken musste. Aus Bern Ost verlautete, auch Eiskalte Winter in der Elfenau seien «Stein und Bein ge- froren». – Die grimmigen Verhältnisse mach- Nach 1895 ging die Zahl der kalten Wintermonate «schlagartig» zurück: Waren bis te sich folgende Werbung zunutze: «. . . Fahr- dann durchschnittlich 60 Tage Schnee normal, lag von 1895 – 1987 nur noch an ten im Schneegestöber oder undurchdring- rund 46 Tagen Schnee; ab 1988 sogar nur an 27 Tagen. Aber es gab auch im 20 Jh. lichen Nebel . . . auf schlüpfrigen, verschneiten extrem kalte Winter: oder vereisten Strassen . . . was ficht Sie dies an, wenn Sie einen OPEL REKORD besitzen . . .» Am 3. Januar 1929 meldete die Post, dass in Bern Anfangs Februar wurde die Rheinschifffahrt Dabei standen just in jenen Tagen die Opel- «infolge starken Schneefalls» die Briefkasten- lahmgelegt. In Italien blieben Züge im Schnee Werke still – wegen Kälteschäden! leerer ihre Fahrräder nicht mehr benützen kön- stecken, und in den Häusern fehlte das Trink- nen, sondern ihre Touren zu Fuss ausführen wasser, weil die Leitungen vereisten. – Mitte 1963 überrollte erneut eine riesige Kältewelle müssen. Deshalb werde mit der Leerung schon Monat herrschten in Deutschland bis zu 42 Europa. Über Bern erschien – hellgrell bis «25 bis 30 Minuten vor der auf den Leerungs- Grad Kälte. Der Frost sei so stark, «dass dicke fahlgrün – ein Nordlicht. Wieder kam es zu täfelchen angegebenen Zeit» begonnen. – In Äste von den Bäumen wie Glas abbbrechen». Bränden, Stromausfällen, vereisten Weichen der Stadt wurde der Mehr als 100 Dampfer froren in der Ostsee ein, und Tramtüren; massenhaft verendete das Falkenplatz zu einem sogar Eisbrecher. – In Bern lag der Kälterekord Wild im Wald. Und wieder froren die Seen zu; «Dorado» für Schlitt- bei minus 23 Grad. Die Kohlenhändler baten Zürich feierte «Seegfrörni»: «Von allen Seiten ler, Schlittschuhläu- die Kundschaft, «von Angstkäufen abzu- her kam das Volk, jung und alt, pelzverkleidete fer und Skifahrer. Als sehen». Der Bielersee fror zu, und in Thun Damen mit weissen oder schwarzen Pudeln, «grossen Übelstand» schlossen die Schulen, weil man sie nicht mehr die grüne oder violette Decken trugen und empfand eine heizen konnte. In Basel beriet der Grosse Rat ebenso vorsichtig über das Wasser liefen wie Mutter, dass an «Kältebeihilfen» für Arbeitslose. ihre Meisterinnen, unter denen sich auch der Talseite «die solche mit hohen Absätzen befanden.» – Auf Durchfahrt für Im Februar 1956 überzog ebenfalls eine sibiri- dem Egelsee würden es eher Damen mit Autos nicht un- sche Kälte das ganze Land. Aus Genf wurde be- Dackeln und Stiefeln gewesen sein. tersagt ist». Die richtet, die Hafenwächter hätten «alle Hände (ar) Kinder seien voll zu tun, um Schwäne und anderes Geflügel Eislaufmode 1929. noch zu uner- aus dem Eis zu kratzen». – In Bern barsten Quellen: Grafik aus «BUND» fahren, um recht- innert 4 Tagen 7 Radiatoren und 13 Wasser- – Historisches Lexikon der Schweiz vom 20.1.1929 zeitig zu bremsen! leitungen, sodass die Feuerwehr 28mal aus- – Tageszeitungen «BUND», Berner Tagblatt, Tagwacht QUAVIER 89/17 |9
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Quavier_8917.e$S.qxp_Layout 1 27.11.17 10:58 Seite 11 P O R T R Ä T Julia Wiebelt, die Geschäftsführerin, emp- Exakt minus 13,5 Grad fiehlt übrigens Pistazie. Dieses Gelato aus der Eiswerkstatt sei für sie der absolute Favorit. Wann hat Eiscreme die richtige Temperatur? In der «Eiswerkstatt» beim Und sie teste das Angebot überall auf der Welt. Bärengraben ist dies bei genau minus 13.5 Grad. Die gebürtige Konstanzerin freut sich schon auf den nächsten Sommer. Dann werden wie- Dann ist das Eiswerkstatt-Eis schön cremig, op- Genen», sagt er, schon seine italienische der täglich bis zu 200 Liter Eis über den Tresen timal aromatisch und lässt sich gut ins Cornet Nonna habe Gelati produziert und verkauft. gereicht. Im Winter sind es etwas weniger. oder in den Becher streichen. Die jüngste Ber- Der wahre Renner unter den exotischen Denn, so Baumann, der Berner liebt zwar Glace, ner Gelateria bietet ganzjährig frische Eis- Eigenkreationen ist . . . Ragusa! Tatsächlich: aber im Winter denkt er noch zu wenig daran. creme an, produziert vor Ort, ohne künstliche Beim Bärengraben wird wohl das weltweit Die Eiswerker möchten das ändern. Wem es in Farbstoffe, dafür mit Milch aus dem Emmen- einzige Gelato produziert, das wie die be- der kalten Jahreszeit zu kühl ist, um eisleckend tal, Pistazien aus Sizilien, Vanille aus Madagas- rühmten Schoggistengeli aus dem Berner Jura auf der Strasse herum zu spazieren, der kann kar und Haselnüsse aus dem Piemont. schmeckt. Nota bene mit der offiziellen Geneh- sich die einzelnen Sorten ja auch zum Indoor- Für dieses Angebot ist die Eiswerkstatt migung von Ragusa-Boss Daniel Bloch, der sie Genuss kaufen. Und wenn es auf dem Desser- soeben – nach nicht einmal einem Betriebs- getestet und für gut befunden hat. Diese Glace buffet mal Gelb-Schwarz (für den YB-Meister- jahr – mit dem 1. Platz beim «Best of Swiss auf Giandujabasis mit ganzen Haselnüssen schaftssieg) sein soll, dann gibt’s dank Black Gastro» in der Kategorie «On the Move» (Take und Schoggistückli ist übrigens eine der kniff- Vanilla und Mango & Passionsfrucht in der Away) ausgezeichnet worden. ligsten in der Herstellung. Der Eiswerkstatt- Gelateria ja auch hierfür die nötigen Zutaten. Gelataio hatte lange, bis sie seinen hohen An- Rita Jost Überraschende Farben sprüchen genügte. Mangoorange, caramelbraun, basilikumgrün, safrangelb, zwetschgenblau . . . leuchtet das Eigene Rezepte eiskalte Angebot in der Vitrine. Im Winter sind Die Eisproduktion ist ein komple- es 12 verschiedene Sorten, im Sommer gar xes Handwerk. Darum lässt deren 22. Die rabenschwarze «Black Vanilla» sei Thomas Baumann seine «Eiswer- eine ihrer bestverkauften, verrät Thomas ker» in Italien bei einem Fach- Baumann, der Besitzer des Restaurants «Altes mann ausbilden. Denn er weiss: Tramdepot» in seiner neuen kleinen Eis-Bar im jede Sorte hat ihr eigenes Rezept Eingangsbereich, wo früher die Bernshow des und muss separat hergestellt Tourismusbüros zu sehen war. Der Gastronom werden. Die Zuckerbeigabe vari- hat sich mit dieser Gelateria einen Traum iert nämlich je nach Beschaffen- erfüllt. Er habe «die Gelati sozusagen in den heit der zugegebenen Rohstoffe. fragte sie und schaute mich blinzellos an. Ihre sonst immer vier fünfundneunzig kosteten. Regenbrand weissen Haare schimmerten dabei noch blau- Sowas, dachte ich, und überlegte mir, wie es er als sonst. Was mit mir sein solle, fragte ich wäre, wenn plötzlich in meinem Leben alles Jeden Donnerstag irritiert zurück und erst, als mich Vreni Keller verdreht und andersrum wäre, als bis jetzt. startete ich mit ei- darauf aufmerksam machte, merkte ich, dass Dann gäbe es plötzlich Regenbrand, Erwach- nem doppelten Es- ich am ganzen Körper zitterte. Schnell nahm senengärten, Sitzseile und feuerkalten Frost- presso in der Luisen- ich einen zu grossen Schluck Espresso, um mich wein. Dann hätte ich zwei Brüder und einen strasse. Ich liess Ge- aufzuwärmen, und merkte, dass der eiskalt Esel. Auch nicht schlecht. Gute Besserung, danken und das war, obwohl wie sonst dampfend und makellos sagte Frau Loosli, als ich das Lokal verliess, ich blaue Bähnli an mir duftend. Ob das was mit der Erderwärmung zu setzte gerade zur Erklärung an, dass es mir vorbeiziehen, das tun hat, ging es mir spontan durch den Kopf, blendend ging, ich wollte ja schliesslich nicht ich immer noch so aber das müsste ja dann genau umgekehrt zum Nummer Eins Thema der Quartiertra- nannte, obwohl es inzwischen ja meistens rot sein. Ich beschloss, das mit dem kalten Espres- scherei werden, als ich das grosse Schild vor war, und versuchte mit einem Blick in meinen so, der ja offensichtlich keiner war, denn sonst der Eingangstür stehen sah: Donnerstag Ru- kleinen und feinen Terminkalender zu eruie- würde er ja nicht dampfen, nicht weiter zu dra- hetag. Es war nicht mehr zu verdrängen, dass ren, was die Woche noch mit sich bringen matisieren und meinen Tag normal fortzuset- sich dieser Tag einen Scherz mit mir erlaubte. würde. Gerade war ich dabei, das zu klein ge- zen. Ich holte mir also traditionsgemäss die 10 Uhr: Unmögliches wieder zurückdrehen, schriebene Etwas am Samstag um 9 Uhr zu Dinkel-Orangengüezi aus dem zweiten Regal schrieb ich am Samstag in den Terminkalen- entschlüsseln, da kam Vreni Keller auf mich links und stellte mich damit an die Kasse. Neun der, denn vorher hatte ich keine Zeit dafür, zu, die ebenfalls ihre Donnerstage im Quar- vierundfünfzig, sagte Frau Marti, und als ich in und stieg in das blaue Bähnli, das roter nicht tier-Café startete. Wir waren eine ganze Gang meinem Portemonnaie keine Zweirappenstü- hätte sein können. von Pensionierten. Was ist denn mit Ihnen, cke finden konnte, realisierte ich, dass die Kekse Désirée Scheidegger Jüngste (erste) Pubikation: Désirée Scheidegger, Aaregeflüster, Knapp Verlag, Olten 2017. QUAVIER 89/17 | 11
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Quavier_8917.e$S.qxp_Layout 1 27.11.17 10:58 Seite 13 E I S P R I N Z E S S I N Kalte Nasen, warme Herzen Samstag, 3. November 2017, 16.00 Uhr, sieben bahn verschlingen zwei Freundinnen mit Wetter stundenlang draussen und das tut Grad Celsius, grau verhangener Himmel und Heisshunger eine Portion Pommes. Sie müsse ihnen gut», erzählt eine Mutter. Als Kind habe Nieselregen seit dem frühen Morgen. Die immer einmal am Tag rausgehen, erklärt mir sie selbst sommers wie winters die Ka-We-De einzigen Menschen, die mir auf dem Weg zur die eine, sonst werde sie «zablig». Ausserdem besucht. Ein Vater lacht und findet, er sei nie Eisbahn begegnen, sind zwei abenteuerliche lasse sie so keine Chance auf ein neues Erlebnis gerne «schlöflen» gegangen, aber jetzt müsse Gestalten mit ihren zotteligen Hunden. aus, fügt die andere ernst hinzu. er halt. «Augen zu und durch», lacht er, wäh- Nach einer langen Badesaison präsentiert Und wie sehen es die Eltern der Kinder? rend im Hintergrund andere Väter ihre sich die Ka-We-De ab heute wieder als Eisbahn. «Meine zwei ‹Eiskinder› sind trotz kaltem HockeyanerInnen anfeuern: «duene stöckle, Auf der Eisfläche ein dünner Film Wasser und mach es Foul, leg ne, – schiess!» Du meine Güte. siebzehn unentwegte Eisläufer. Doch, es lohne sich, zusammen mit den Kin- «Weshalb sitzt ihr nicht vor dem Fernseher dern auf die Eisbahn zu kommen. Man treffe und schaut euch eine coole Serie an?», frage sich als Eltern wieder, während sich der Nach- ich zwei kleine Eisprinzessinnen. «Nein, zu- wuchs bei Regen und Kälte gemeinsam aus- hause war es langweilig», meint die eine über- toben könne. «Warum sind Sie nicht in der zeugt, während sie mich unter einer dicken Stadt beim Shoppen und Käfelen?», frage ich Mütze hervor strahlend angrinst. «Wenn wir ein nicht mehr ganz junges Eiskunstlaufpaar. zum Schlöflen kommen, weiss ich, dass bald «Seit 25 Jahren üben wir hier Eiskunstlauf und Weihnachten ist. Zuhause ist es danach immer das macht uns Freude und ist gut so». sehr gemütlich». «Jungs, warum seid ihr nicht «Für uns ist die Ka-We-De ein zweites zusammen beim Fifa Gamen?» Auch für die Wohnzimmer!» Wenn es also jemandem in Hockeyaner ist die Sache eindeutig. «Wenn kei- diesem Winter beim Shoppen, Fernsehgucken ne Eishockeymannschaft auf dem grossen Feld oder Käfelen langweilig werden sollte – die Ka- spielt, können wir hier gemeinsam trainieren. We-De hat das eisig-frische Angebot und sorgt Ich will sowieso gerne Hockeyspieler werden.» Trotz tiefer Temperaturen: schwungvoller bei lustvoll Aktiven für warme Herzen. Auf dem kleinen Mäuerchen neben der Eis- Eistanz auf der Ka-We-De. Text und Foto: Anna Hauser (19) Doch etwas ver- Der Baum in der Polarnacht sucht man in Vardö, in diesem baum- Bern ist eine bäumige Stadt. Es wachsen hier wärmer als zehn Grad, im Winter ist es eiskalt, losen und deshalb rund 40'000 Bäume – Ahorne, Linden, Ross- die Polarnacht dauert zwei Monate. Vom 23. auch leblosen Ort, kastanien, Platanen, Eichen, Hainbuchen, November bis Ende Januar erhebt sich die Son- am Leben zu erhal- Eschen, Kiefern, Birken, Apfelbäume und so ne nicht mehr über den Horizont. Da macht im ten: Einen einzel- weiter. Da lässt sich tief durchatmen. Ein Hafenstädtchen Vardö, das auf einem – durch nen Baum. Dieser schöner Laubbaum schenkt uns mit seinen einen kleinen Tunnel mit dem Festland ver- Baum wird stets rund 200'000 Blättern pro Tag zehn bis fünf- bundenen – Inselchen liegt, bloss glasiges liebevoll gepflegt und umsorgt, sei es eine zehn Kilo Sauerstoff. Dämmerlicht für einige Stunden zaghaft die Eberesche oder ein Vogelbeerbaum. Im Win- Nacht zum Tag. Das Leben in Vardö ist hart, die ter packt man ihn warm ein – und hofft, dass Von einem so berauschenden Reichtum an Fischerei in der Barentssee hat an Bedeutung er die eiskalte Zeit der Polarnacht übersteht. Bäumen können die Menschen in Vardö nur verloren. Viele der rund 2000 Einwohner sind Wenn es jedoch wieder nicht gelingt, ihn träumen. In diesem abgelegenen Dorf im arbeitslos. Die weiten, nackten Hügel des Fest- durch die Eiszeit zu bringen, hält man erneut hohen Norden Norwegens gibt es keine Bäu- landes, wo Rentiere dürres Gras und Moos fres- Ausschau nach einem neuen, möglichst wi- me, die Atemluft produzieren oder bei zau- sen, sind nur wenige hundert Meter hoch und derstandsfähigen jungen Pflänzchen. Die- berhafter sommerlicher Mitternachtssonne fallen als schroffe Klippen ins Meer ab. In den sem gibt man im eigentlich chancenlosen dazu animieren, unter ihren Blätterdächern Felsen nisten Möwen. Über den Flühen kreisen arktischen Klima dann wieder eine Chance. zu flanieren. Es gibt auf dieser kargen Land- Adler. Und eine vom Schweizer Architekten zunge unweit der russischen Grenze, wo Peter Zumthor errichtete Gedenkstädte lässt Wie gut wir es in Bern doch haben – ob im Europa ans Eismeer grenzt, weder Ahorne einen erschaudern: Sie erinnert an das grau- milden Frühling, im heissen Sommer, im her- noch Eichen, weder Kiefern noch Birken. Das same Schicksal von 77 Frauen und 14 Männern, ben Herbst oder im kalten Winter. Von unse- raue arktische Klima und die salzhaltige Luft die im 17. Jahrhundert hier wegen Hexerei auf ren 40'000 Bäumen können die Menschen in lassen das nicht zu. Im Sommer wird es kaum dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Vardö nur träumen. Walter Däpp Walter Däpp, Journalist. Neustes Buch: «Langsam pressiere» (Zytglogge-Verlag) mit 100 berndeutschen Radio-SRF-Morgengeschichten, inkl. CD.. (ca. Fr. 29.–) Walter Däpp, Steigerweg 22, 3006 Bern, 079 408 16 82, www.walterdäpp.ch QUAVIER 89/17 | 13
Quavier_8917.e$S.qxp_Layout 1 27.11.17 10:58 Seite 14 V E R A N S T A L T U N G E N I M S T A D T T E I L I V Bernisches Historisches Museum Museum für Kommunikation «1968 SCHWEIZ» Wechselausstellung zu 1968 und dem Von Höhenfeuern, Smartphones und Cyborgs bewegten Jahrzehnt Dauerausstellungen Info Museum für Kommunikation, Helvetiastr. 16, 3005 Bern Tel. 031 357 55 55, communication@ mfk.ch, www.mfk.ch Kunsthalle Bern bis 10.12. Stefan Burger 22.12.–4.2. Cantonale Berne Jura 10.1. Führung | mit Kaffee und Kuchen | 14.00 Uhr 20.1. Kunstgeheimnis – Entdeckungsreisen für Kinder von 6–11 J. | 14–16 Uhr Dauerausstellungen | siehe www.bhm.ch Führungen Jeden Sonntag 11 Uhr 30.1. Führung | 12.30 Uhr, anschl. Mittagessen | Anm. am Vor- tag Info Bernisches Historisches Museum, Helvetiaplatz 5, 3000 Bern 6, Tel. 031 350 77 11, info@bhm.ch, www.bhm.ch Info Kunsthalle, Helvetiaplatz 1, 3005 Bern, Tel. 031 350 00 40, info@kunsthalle-bern.ch; www.kunsthalle-bern.ch Naturhistorisches Museum Zentrum Paul Klee ab 10.11. Weltuntergang Ende ohne Ende (Sonderausstellung) bis 7.1. 10 American Artists: After Paul Klee Dauerausstellungen | siehe www.nmbe.ch ab 6.12. Klee im Krieg Führungen Jeden ersten Mittwoch des Monats 18 Uhr und am folgenden Donnerstag 12.15 Uhr (Dauer ca. 1 Std.) Führungen jeden Sa 15 Uhr, So 12 Uhr und 13.30 Uhr, Di 12.30–13 Uhr Kunst am Mittag 3./4.1. Dora Strahm: Morgen geht die Welt unter! So 10.30–11.45 Uhr Familienmorgen (Kinder ab 4 J.) 19/20.1. Musik im Rausch – Höllensturz mit Deborah Mar- Yoga am Mittag Mi 12.15 – 13.15 Uhr chetti | 20.30 Uhr 25.–27.1. Durch die Gänge – Das letzte Mahl | 18.30 Uhr Kindermuseum Creaviva 23.2. Peter Schneider – Weltuntergang! | 19.30 Uhr bis 7.1. «Boxes» Interaktive Ausstellung 19.–23.2. Winterbergs Bestiarium – Apokalypse mit Uwe Kunst am Samstag 9.30–12 Uhr (ausser Schulferien) | ab 7 J. Schönbeck und Dr. Christian Kropf | je 19.30 Uhr (Türe & Offenes Atelier | tägl. (ausser Mo) 12 Uhr, 14 Uhr, 16 Uhr | Fam. mit Kindern ab 4 J. Bar 18.30 Uhr) | Vorverkauf: Starticket uva. Fünfliber-Werkstatt | Sa, So und während der Schulferien Info Naturhistorisches Museum, Bernastr. 15, 3005 Bern, 10–16.30 Uhr | für Fam. Tel. 031 350 71 11, contact@nmbe.ch, www.nmbe.ch 27.–29.12. Klee im Winter (Ferienkurs) | 10 – 16 Uhr | 7 – 12 J. 13.–14.1. Hinterglasmalerei | 10 – 16 Uhr | Kurs f. Erw. Alpines Museum der Schweiz 11.1./8.2. Blaue Stunde Begegnung mit P.K. im Atelier | bis 7.1.18 Wasser Unser Sechs Entwürfe für die Zukunft /8.3. 17 – 18.30 Uhr | Kurs f. Erw. ab 23.2. Schöne Berge. Eine Ansichtssache 27.1./24.2. Mit Klee ins Wochenende | 9.30 – 12 Uhr | Kurs f. Erw. bis 25.2. Biwak 20 Constructive Alps 2017, Nachhaltiges Sanieren Info Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3, 3006 Bern, und Bauen in den Alpen Tel. 031 359 01 01, kontakt@zpk.org, www.zpk.org Info Alpines Museum der Schweiz, Helvetiaplatz 4, 3005 Bern, Tel. 031 350 04 40, info@alpinesmuseum.ch, www.alpinesmuseum.ch Schweizer Schützenmuseum Lasse deine Schätze funkeln! (Sonderaustellung mit auserlesenen Stücken aus der Sammlung des Museums) Psychiatrie-Museum der Schweiz 12.12. Führung | 18 Uhr (bilden → [Bilder) → bilden] Werke aus der Kunst- 27.2. Themen-Abend Rudolf Münger und der Zug der Ber- therapie ner Schützen zum Eidg. Schützenfest Aarau 1924 | 18 Uhr Daueraus- Psychiatrie-Geschichte | Sammlung Walter Morgen- | Fr. 10.– | Anm. bis 25.2. stellungen thaler | Mi–Fr 14–17 Uhr, Sa auf Voranmeldung Info Schweizer Schützenmuseum, Bernastr. 5, 3005 Bern, Info Psychiatrie-Museum, Bolligenstr. 111, 3000 Bern 60, Tel. 031 351 01 27,info@schuetzenmuseum.ch, Tel. 031 930 97 56, altorfer@puk.unibe.ch www.schuetzenmuseum.ch StattLand www.stattland.ch Campus Muristalden Muristrasse 8 Öffentliche Rundgänge im Stadtteil IV: café philosophique jeweils 11.30–13.30 Uhr | Bistro 13.12. Bern top secret | 18 Uhr | ab Rathausplatz bis Bundesar- 28.1. mit Imre Hofmann chiv | Fr. 25.–/20.– Kinder bis 12 J. gratis 25.2. mit Urs Marti Info Verein StattLand, Tel. 031 371 10 17, info@stattland.ch Info Tel. 031 350 42 50 (Sekretariat Muristalden) 14 | QUAVIER 89/17
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