EKMintern OKTOBER 2019 - Magazin für Haupt- und Ehrenamtliche in der EKM - EKMD
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EKM intern Magazin für Haupt- und Ehrenamtliche in der EKM OKTOBER 2019 Schnittpunkte __Seite 7 Hier gegebenenfalls ein Stichwort mit kurzem erklären- dem Untertitel als Anreißer zur aktuellen Ausgabe. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 30 Jahre Friedliche Revolution – Interview mit Propst i.R. Heino Falcke 10 11 Kollektenmittel 2021 – Informationen zu Antrag und Vergabe 12 Ehrenamt in der EKM – Neue Serie „Gesicht zeigen!“
INHALT Inhalt AKTUELL 3 ››Landesbischof Kramer in Amt eingeführt.................3 DIALOG 4 ››Entscheidungen mit Herz und Verstand.................. 4 WELTANSCHAUUNGEN 7 Liebe Leserinnen und Leser, ››Evangelisch-methodistische Kirche .........................7 wissen Sie noch, wo Sie am 9. November 1989 wa- INTERVIEW 8 ren? Wie haben Sie diese Herbsttage erlebt, in de- nen Menschen mit Kerzen und Gebeten Revolution ››Ein Zukunftsversprechen, das noch nicht eingelöst machten? Keiner, der diese Ereignisse bewusst er- ist............................................................................. 8 innert, ist davon unberührt geblieben. GEMEINDE BAUEN 10 Nun sind seither 30 Jahre vergangen. Gedenkfei- ern, Themenabende und Vortragsreihen erinnern ››Schwerpunkt: Kirche in ländlichen Räumen.......... 10 an die Ereignisse der Friedlichen Herbstrevolution. ››Institution eröffnet einen Raum für Bewegung....... 10 Diese nicht nur als historisches Ereignis zu erin- GEISTLICHES WORT 11 nern, sondern sich zu vergegenwärtigen, wie aktu- ell viele Ziele und Forderungen der demonstrieren- AKTUELL 11 den Menschen von damals heute noch sind, dazu ››Konficastle 2020...................................................... 13 ruft der ehemalige Erfurter Propst Dr. Heino Falcke ››Engel am Zug: Ökumenische Bahnhofsmission...... 13 in einem Interview auf, dass Sie im Heft auf den Seiten 8 und 9 nachlesen können. ››Wahlaufruf für Thüringen ...................................... 14 ››30 Jahre Friedliche Herbstrevolution – Ihre Redaktion der EKMintern Erinnerungen.......................................................... 15 ››Rundschreiben Kollektenmittel 2021....................... 16 BÜCHER 21 SEMINARE / FORTBILDUNGEN 22 KIRCHENMUSIK 29 STELLEN 30 RUNDFUNK 30 I MPRESSUM ISSN 1865-0120 Bildnachweise: Redaktionsschluss für die November-Ausgabe: 4. Oktober 2019 EKM/Solveig Grahl (2) (S. 3), Inga Hanke (S. 5), Privat Redaktionsschluss für die Dezember-Ausgabe: (2) (S. 6), Landeszentrale für politische Bildung in 11. November 2019 Niedersachsen und Sachsen-Anhalt (S. 6), epd-Bild/ Herausgeber: Landeskirchenamt der Evangelischen Norbert Neetz (S. 7), EKM/Diana Steinbauer (S. 8), Kirche in Mitteldeutschland, Michaelisstraße 39, 99084 Privat (S. 10), Evangelischer Kirchenkreis Halle-Saal- Erfurt, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kirchenrat kreis (S. 10), Reisemission Leipzig (S. 12), CVJM Sachsen- Ralf-Uwe Beck (v. i. S. d. P.) Anhalt (S. 13), Antje Kirsten (S. 13), EKM (S. 14), epd- Redaktion: Diana Steinbauer, Tel. 0361 / 51 800-151 Bild / Uwe Schönfeld (S. 15), EKM (S. 17), Privat (S. 17), ekmintern@ekmd.de, www.ekmd.de > Service > EKM intern EKD (S. 18), epd-Bild/Jürgen Blume (S. 18), Uta Sand- Rubrik Dialog: Susanne Sobko, susanne@sobko.de, hop (S. 19), epd-Bild/Jens-Ulrich Koch (S. 20), Tel. 03691 / 88 39 85 Herder Verlag (S. 21), Mitteldeutscher Verlag (S. 21), Satz und Layout: EKM Grafikteam, Stephan Arnold Verlag: Wartburg Verlag GmbH, Weimar EKD (S. 31), EKM (S. 32) Vertrieb und Anzeigen: Evangelisches Medienhaus GmbH, Blumenstraße 76, 04155 Leipzig Titelmotiv: Ronald Reinicke unter Mitarbeit von Aboservice: Runa Sachadae, Tel. 0341 / 711 41-34, Fax -50, Bea Berthold und Stephan Arnold, Foto: Very Barth abo@emh-leipzig.de Anzeigenservice: Liane Rätzer, Tel. 0341 / 711 41-35, Fax -50, anzeigen@emh-leipzig.de Gedruckt auf: Circle volume white, 100 % Recyclingpapier 2 EKM intern 10/2019
AKTUELL Landesbischof Kramer in Amt eingeführt Vor gut zehn Jahren wurde die Evangelische Kirche in Mit- teldeutschland gegründet. Nun hat die EKM ihren zweiten Bischof bekommen. Friedrich Kramer wurde als Nachfol- ger von Ilse Junkermann in sein Amt eingeführt. Magdeburg (epd). Der neue Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, hat zum Wiedereintritt in die Kirche aufgerufen. „Wir sind die einzige Ex, die sich freut, wenn Sie wiederkommen“, sagte der Theologe bei seiner Amtseinführung am 7. September im Magdeburger Dom St. Mauritius und Katharina. Zu den zahlreichen Gästen des Festgottesdienstes zählten neben den beiden Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (Sach- sen-Anhalt, CDU) und Bodo Ramelow (Thüringen, Linke) auch der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbi- schof Heinrich Bedford-Strohm, die Vorsitzende der Syno- de der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Irmgard Schwaetzer, und die Bischöfe der katholischen Bi- Nach 500 Jahren habe Wittenberg endlich einen Bischof, stümer Magdeburg und Erfurt, Gerhard Feige und Ulrich betonte Ministerpräsident Haseloff, der wie Kramer in der Neymeyr. Lutherstadt wohnt. Er freue sich auf die Zusammenarbeit, Den Festgottesdienst zur Amtseinführung leiteten der die in der Diaspora-Situation, in der sich die Christen in der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Han- mitteldeutschen Gesellschaft befänden, vor großen Heraus- novers, Ralf Meister, der Kirchenpräsident der Evange- forderungen stehe, sagte der CDU-Politiker auch im Namen lischen Kirche der Pfalz, Christian Schad, und Marianne seines Thüringer Amtskollegen Ramelow. Christiansen, Bischöfin im Bistum Haderslev der Dänischen Kramer blicke realistisch auf die Entwicklung der Kirche, Volkskirche. Bei dem Gottesdienst erhielt Kramer auch sein sagte Bedford-Strohm. Er beschönige nichts, strahle aber Bischofskreuz. Von der Domgemeinde, für die der Bischof Aufbruch statt Resignation aus. Seine langjährigen Erfah- einen Predigtauftrag hat, bekam er eine purpurne Stola. rungen an der Schnittstelle von Politik und Gesellschaft Meister würdigte den neuen Bischof als lebensfrohen prädestinierten ihn zum „Pontifex“, zum Brückenbauer, und glaubensstarken Menschen, der „im Osten Deutsch- erklärte der EKD-Ratsvorsitzende. Er habe Kramer nach den lands geprägt worden ist und eine große Weite mitbringt, ersten gemeinsamen Beratungen mit den leitenden Bischö- um Menschen für die Frohe Botschaft zu begeistern“. Ihn fen bereits als Bereicherung wahrgenommen. erwarte ein Amt mit vielfältigen Dimensionen, betonte Magdeburgs katholischer Bischof Gerhard Feige versprach Meister: „Evangelisch, ökumenisch und in der tiefen Ver- eine Fortsetzung der guten ökumenischen Zusammenarbeit bundenheit mit dem Judentum.“ Schad ermutigte den Hob der beiden Kirchen. Christen seien gemeinsam herausgefor- bywinzer und leidenschaftlichen Sänger Kramer dazu, ein dert, das Evangelium auf Mitteldeutsch zu buchstabieren, singender Landesbischof zu sein, „der mit seiner Begeiste- erklärte er. Sein Erfurter Kollege Neymeyr hatte bereits bei rung ausstrahlt auf andere“. der Amtseinführung im Gottesdienst assistiert. EKM intern 10/2019 3
DIALOG Entscheidungen mit Herz und Verstand Vom 5. bis 27. Oktober werden innerhalb der EKM neue setzen. Man kann also längerfristig denken und arbeiten. Gemeindekirchenräte (GKR) gewählt. Wir sprachen dazu Erfahrungsgemäß sind sechs Jahre schneller um als man mit OKonsR Andreas Haerter, Referatsleiter im Gemeinde- denkt. dezernat des Landeskirchenamtes. Außerdem, viele klagen über den hohen Aufwand für die Durchführung demokratischer Wahlen. Der würde sich bei Welche Funktion hat ein Gemeindekirchenrat genau? kürzeren Wahlperioden noch einmal erhöhen. Der GKR ist das Leitungsgremium der Kirchengemeinde. Er leitet zusammen mit dem Pfarrer/der Pfarrerin und den Sind Sie zufrieden mit der diesjährigen Kandidaten- anderen Mitarbeitern im Verkündigungsdienst die Kirchen- findung? gemeinde. Wir hören ja meist nur etwas, wenn es Probleme gibt. Da haben wir immer wieder dazu beraten müssen, dass nicht Also quasi das demokratische Parlament der Kirche? so viele Kandidaten gefunden wurden, wie ursprünglich ge- Demokratisch gewählt ja – wir sind ja gerade dabei, die plant, oder auch weniger als für die Bildung eines eigenen GKR-Mitglieder für eine neue Legislatur zu wählen. Par- Gemeindekirchenrates notwendig. Insgesamt hieß es, dass lament greift allerdings bezüglich der Aufgaben zu kurz, es schwierig war, Kandidaten zu finden. da der GKR in der Person des Vorsitzenden auch für die Ausführung der Beschlüsse verantwortlich ist. Es gibt kein Was passiert in Gemeinden, in denen sich nicht ge- weiteres ausführendes Organ. nug Kandidaten gefunden haben? Für einige Gemeinden wurden noch Verfahren zum Zusam- Wie ist die Geschichte der Gemeindekirchenräte? menschluss mit anderen Kirchengemeinden zum 1. Januar Die GKR sind im Zuge der wachsenden Selbstverwaltung 2020 gestartet. Dafür ist es jetzt natürlich zu spät. In den der Kirche entstanden. Dabei ist die Entwicklung und die anderen gestalten die Kreiskirchenräte die Übergänge. Die Zuschreibung von Entscheidungskompetenz abhängig von Lösung erfolgt in der Regel über die Bildung gemeinsamer der Geschichte und den Traditionen der einzelnen Kirchen. GKR für mehrere Kirchengemeinden. Heute gehört die Leitung von Kirchengemeinden durch den Gemeindekirchenrat, den Kirchenvorstand oder das Pres- Haben Sie Tipps, wie die Arbeit in den Räten effektiv byterium in der Evangelischen Kirche in Deutschland zum und erfolgreich gestaltet werden kann? Standard. Einführungsveranstaltungen in den Kirchenkreisen mit den Kreiskirchenämtern, gute Vorbereitung der Sitzungen, Ver- Welche Aufgaben müssen erledigt werden? abredungen zur Gesprächskultur und gesetzte Zeitrahmen Der GKR hat sowohl „geistliche“ und inhaltliche Leitungs- sind auf jeden Fall hilfreich. aufgaben, zum Beispiel bei der Gottesdienstgestaltung, bei der Ausführung der Lebensordnung oder der Gestal- Gibt es Erfahrungen aus Kirchengemeinden, die bei- tung von inhaltlichen Angeboten der Kirchengemeinde. spielgebend sein könnten? Dazu kommen Verwaltungsaufgaben wie Haushalt sowie Ich kenne Kirchengemeinden, die eine gute Aufgabenver- Gebäude- und Grundstücksverwaltung, wobei das eine oft teilung zwischen den Mitgliedern vorgenommen haben, so mit dem anderen zusammen hängt. dass viele mitarbeiten und niemand überfordert wird. Auch die Bildung von Fachausschüssen kann helfen, die Sitzun- Teilweise geht es um sehr spezielle Themen, zum gen des GKR zu entlasten und in den Ausschüssen weitere Beispiel im Bau- und Rechtsbereich. Müssen Gemein- Personen mit Fachkompetenz einzubinden. dekirchenräte Experten sein? Natürlich freut sich jeder GKR über Mitglieder, die Spezial- Wie läuft Ihrer Erfahrung nach die Zusammenarbeit wissen mitbringen. Das ist aber keine zwingend notwendige zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen in den Gemein- Voraussetzung für die Mitarbeit. Viele Entscheidungen im den? GKR lassen sich mit gesundem Menschenverstand, einem Das ist sehr unterschiedlich. Wichtig ist, dass beiderseits Herz für die Gemeinde und dem Willen, die Kirchengemein- geklärt wird, was man voneinander erwarten und sich zu- de voran zu bringen, treffen. Manche Entscheidungen wer- muten darf. den sachlich von den Kreiskirchenämtern vorbereitet und/ oder begleitet. Viele Kirchenkreise bieten nach der Neu- Gibt es auch Konkurrenzdenken? konstituierung der GKR auch Fortbildungen gemeinsam mit Das soll vorkommen, ist aber nicht die Regel. Arbeitsaufga- den Kreiskirchenämtern an. Es muss sich also niemand vor ben gibt es ja genug und wenn man gut verabredet, wo sich der Arbeit im GKR fürchten. jeder und jede mit den jeweiligen Stärken einbringt, kann man sicher mehr erreichen. Ein Gemeindekirchenrat muss sich sechs Jahre bin- den. Widerspricht das nicht dem heutigen Wunsch Was empfehlen Sie Pfarrern für die Zusammenarbeit vieler Menschen nach kurzzeitigem ehrenamtlichem mit ihren Gemeindekirchenräten? Engagement? Sagen Sie, was geht, lassen Sie Platz für das Engagement Ja, das ist sicher so. Aber dem gegenüber steht die Möglich- der Ehrenamtlichen. Begleitung ist oft wichtiger als das ei- keit, nach einer Einarbeitungszeit in sechs Jahren Neues gene Tun. Das erfordert am Anfang oft mehr Kraft, als es anzudenken, zu beschließen und dann auch noch umzu- selber zu tun, aber es lohnt sich. 4 EKM intern 10/2019
DIALOG Und umgekehrt? Gab es schon ernsthafte Krisen Auch die Zeit der Hauptamtlichen ist endlich. Deshalb ist in Gemeindekirchenräten? wichtig zu klären, was der GKR zuerst vom Pfarrer erwartet Ja, meist wenn die Chemie unter- und was eventuell auch von anderen übernommen werden einander oder zwischen GKR und kann. Hauptamtlichen nicht stimmt. Was brauchen Gemeindekirchenräte, um zufrieden Wie wird dann verfahren? arbeiten zu können? Oft wird der Superintendent oder der Gute Vorbereitung der Sitzungen und damit hoffentlich Regionalbischof hinzugezogen, über Zeit, um über inhaltliche Themen sprechen zu können. den Gemeindedienst kann Hilfe zur Viele GKR wünschen sich auch, einmal gemeinsam über Konfliktlösung gesucht werden. einen Bibeltext nachzudenken und so für den Dienst und den Alltag gestärkt zu werden. Was wünschen Sie den neuen Räten? Wie kann die Landeskirche unterstützen? Dass sie das, was sie sich vorneh- Wir werden die Texthefte „Recht für Gemeindekirchenrä- men, auch tatsächlich erreichen, te“ und „Bausteine für die GKR-Arbeit“ neu auflegen. Bei oder mindestens einen guten Teil rechtlichen Regelungen und den Papieren, die so ins Land davon. Ich wünsche ihnen Freude Andreas Haerter geschickt werden, können wir versuchen, uns immer wie- an der Arbeit und eine gute Gemein- der mal in die Schuhe eines GKR-Mitgliedes zu stellen, um schaft miteinander. so auf die Dinge zu schauen. Das Interview führte Susanne Sobko. Kontakt: OKonsR Andreas Haerter, Referatsleitung Rechtsfragen Gemeinde, Kirchenmusik, Urheberrecht, Bildung Kirchengemeinden und Kirchenkreise und Geschäftsführung der Gremien Michaelisstraße 39, 99084 Erfurt, Tel. 0361/51 800-311, Fax -309, Andreas.Haerter@ekmd.de Impulse für den Frieden Friedenstheologisches Lesebuch zur EKD-Synode Das friedenstheologische Lesebuch „Auf dem Weg zu ei- men. Denn wer sich für den Frieden und die Gewaltfreiheit ner Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens“ ist jetzt engagieren will, kann ja an ganz unterschiedlichen Stellen erhältlich. Der Sammelband bündelt die theologischen ansetzen: bei der Frage, wie wir uns im Alltag begegnen, und ethischen Grundlagen zum Begriff der Gewaltfreiheit, beim Umgang miteinander im Netz, politisch im Einsatz wirft Schlaglichter auf die derzeitigen Herausforderungen für Demokratie und Menschenrechte, im Ausland in der für den Frieden sowie die aktuellen Debatten und bietet Entwicklungszusammenarbeit oder bei der Frage nach Kli- abschließend Einblicke in die praktische Friedensarbeit in magerechtigkeit.“ Deutschland und weltweit. Damit bildet er eine Grundlage Renke Brahms, der Friedensbeauftragte des Rates der für die Beratungen der Synode der Evangelischen Kirche in EKD, der die Entstehung des Buches maßgeblich begleitet Deutschland (EKD) vom 10. bis 13. November in Dresden, hat, hob die Aktualität der Fragestellung hervor: „Ange- auf der die aktuellen friedenstheologischen Herausforde- sichts der aktuellen Friedensgefährdungen brauchen wir rungen diskutiert werden sollen. „Das Lesebuch ist aber ein neues Nachdenken über den Frieden. Und wir brauchen nicht nur eine wunderbare Grundlage für eine engagierte gute Beispiele von Friedensstifterinnen und Friedensstif- Debatte auf der Synode“, betont Irmgard Schwaetzer, Prä- tern, damit deutlich wird, wie Frieden heute möglich ist. ses der Synode der EKD. „Es bietet all denen innerhalb wie Deshalb verbindet das Buch beides: grundsätzliches Nach- außerhalb der evangelischen Kirche, die sich persönlich für denken und eine Fülle beispielhafter Projekte und Entwick- den Frieden einsetzen wollen, einen guten Überblick und lungen.“ Ansatzpunkte für die eigenen Fragestellungen und The- Das Buch „Auf dem Weg zu einer Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens. Ein friedenstheologisches Lesebuch“ ist bei der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig erschienen und kostet 35 Euro. Die Printausgabe kann im Buchhandel (ISBN 978-3-374-06058-0) oder unter www.eva-leipzig.de bestellt werden. Online ist der Text verfügbar unter: https://newsletter.ekd.de/r/ZnkYAL411580ms3003.html. EKM intern 10/2019 5
AKTUELL Wahl des Regionalbischofs Kandidaten für Meiningen-Suhl Entscheidung zur EKM-Herbstsynode im November Auf ihrer Herbsttagung vom 27. Tobias Schüfer wurde 1967 in Eisenach geboren. Stark ge- bis 30. November in Erfurt wird prägt durch die Junge Gemeinde, studierte er nach dem die Landessynode der Evangeli- Abitur und dem Dienst als Bausoldat Evangelische Theo- schen Kirche in Mitteldeutsch- logie in Halle, Tübingen und Jena. Nach seinem Vikariat land (EKM) das Amt des Regional- in der Kirchengemeinde Arnstadt war er von 2001 bis 2008 bischofs für den Propstsprengel Pfarrer in Urnshausen/Rhön, gleichzeitig hatte er die Stel- Meiningen-Suhl neu besetzen. le des Kreisjugendpfarrers inne. Seit 2008 ist er Regionaler Zur Wahl stehen eine Kandida- Studienleiter für die Vikarsausbildung der EKM und der tin und ein Kandidat, die der Bi- Landeskirche Anhalt. Außerdem war er langjähriges Mit- schofswahlausschuss nominiert glied im Verwaltungsrat für das Zinzendorfhaus Neudie- hat: Pfarrerin Jacqueline Barraud- tendorf. Seit einer Ausbildung in Organisationsentwick- Volk aus Marktbreit in Bayern lung und Gemeindeberatung war er ehrenamtlich in der und Pfarrer Tobias Schüfer aus Gemeindeberatung der EKM tätig. Er war Sprecher von Ra- Erfurt. Die Stelle ist seit März dioandachten für MDR Thüringen und ist stellvertretender vakant, da die ehemalige Regi- Vorsitzender der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft Jacqueline Barraud-Volk onalbischöfin, Pröpstin Kristina Thüringen. In der Kirchengeschichtlichen Forschung hat Kühnbaum-Schmidt, als Landes- er sich der Theologischen Fakultät Jena im Nationalsozi- bischöfin zur Nordkirche gewechselt ist. alismus gewidmet. Tobias Schüfer ist verheiratet und hat Jacqueline Barraud-Volk wurde 1964 geboren und ist zwei erwachsene Söhne. in Lahr im Schwarzwald aufgewachsen. Nach dem Abi- Der Propstsprengel Mei- tur studierte sie in Erlangen und Tübingen Evangelische ningen-Suhl umfasst die Theologie. Sie gehört zur Evangelisch-Lutherischen Kirche sieben Kirchenkreise Arn- in Bayern, war Vikarin in Augsburg, später Pfarrerin in stadt-Ilmenau, Bad-Sal- Ingolstadt und Bobingen. Derzeit ist sie Pfarrerin in Markt- zungen-Dermbach, Hen- breit am Main und im Schuldienst eines Gymnasiums tä- neberger Land, Hildburg- tig. Zudem arbeitet sie als Rundfunkpredigerin. Sie ist seit hausen-Eisfeld, Meinin- mehr als zehn Jahren Mitglied der Landessynode der Bay- gen, Rudolstadt-Saalfeld erischen Landeskirche und der Synode der Evangelischen und Sonneberg. Super- Kirche in Deutschland (EKD). Zudem ist sie Mitglied und intendent Ulrich Lieber- erste Vizepräsidentin der Generalsynode der Vereinigten knecht aus Bad Salzun- Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschland (VELKD). gen hat derzeit die Leitung Sie gehört zum Leitungskreis der Landkirchenkonferenz, des Sprengels als amtie- die sich mit der Situation der Kirchengemeinden im länd- render Propst inne. lichen Raum beschäftigt. Seit 2016 arbeitet sie als Vorsit- Tobias Schüfer zende des EKD-Beirates für Chancengerechtigkeit. Jacque- line Barraud-Volk ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. App „KonterBunt“ Strategien aus Argumentationstrainings Eine neue App soll Menschen dabei unterstützen, gegen Stammtischparolen zu argumentieren. „KonterBUNT“ prä- sentiert Strategien aus Argumentationstrainings und gibt Tipps zum Umgang mit menschenfeindlichen Ansichten. Zudem lassen sich in einem kleinen Computerspiel ver- schiedene Reaktionen ausprobieren. Die App gibt es kosten- los für Geräte mit den Betriebssystemen Android und iOS. Angeboten wird sie von den Landeszentralen für politische Bildung in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. https://konterbunt.com 6 EKM intern 10/2019
WELTANSCHAUUNGEN Mitteldeutschland gilt als Kernland der Reformation. Es gilt aber auch als ein Landstrich, in dem immer weniger Menschen einer der beiden Kirchen angehören. Was Menschen glauben und für wahr halten, hat sich in den vergange- nen Jahren immer stärker individualisiert. Auch auf dem Gebiet der EKM gibt es immer neue religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen. In der Serie „Weltanschauungen“ stellen wir sie in EKM intern vor. Evangelisch-methodistische Kirche Von Dr. Andreas Fincke te Geistliche können sich wechselseitig vertreten. Die EmK Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) ist eine betreibt nach wie vor umfangreiche Sozialarbeit. Soziales evangelische Freikirche. Die Gemeindeglieder finanzieren Engagement ist den Methodisten von Anfang an in die Wie- mit ihren (freiwilligen) Beiträgen den kirchlichen Haushalt. ge gelegt. Sie hatten bereits vor mehr als 100 Jahren (1908) Zentral ist zudem die engagierte Mitarbeit Vieler. Mitglied ein „Soziales Bekenntnis“ formuliert. Für Methodisten gilt: wird man durch das Bekenntnis zu Christus, welches in „Eine Kirche, die sich nur um sich selbst dreht, ist eigentlich einem Gottesdienst vor der Gemeinde gesprochen wird. keine Kirche.“ Die EmK in Deutschland ist Teil einer weltweiten „Uni- ted Methodist Church“. Als Begründer des Methodismus Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter: gelten John Wesley (1703–1791) und sein Bruder Charles www.emk.de | www.ack-sachsenanhalt.de | (1707–1788). Beide waren engagierte und unermüdliche www.ack-thueringen.de Erweckungsprediger. Es ging ihnen nie darum, eine eigene beziehungsweise neue Kirche zu gründen, sondern allein darum, die Freude und den Ernst des Evangeliums zu ver- künden. So sind sie Urheber einer Frömmigkeitsbewegung geworden, aus welcher später die EmK entstand. Den genannten Predigern ging es um eine Erneuerung des religiösen Lebens, um Erweckung, Bekehrung bezie- hungsweise Heiligung des Lebens, um Bildung und um Hin- wendung zu den sozial Schwachen. Dieses Bemühen um ein methodisch ernsthaftes Glaubensleben brachte ihnen den Spottnamen „Methodisten“ ein, der später sogar zum offiziellen Namen dieser Kirche wurde. Auf dem europäischen Kontinent fasste der Methodismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Fuß. Zum einen geschah dies durch zurückkehrende Auswanderer, aber auch durch Missionare verschiedener Methodistenkirchen. Im deutschsprachigen Raum begann der Methodismus mit Christoph Gottlob Müller (1785–1858) in Württemberg. In Sachsen geht die Bewegung auf den aus den USA zurück- gekehrten Erhard Wunderlich zurück. Er verbreitete seine Ideen ab 1850. Die methodistische Mission stieß seinerzeit auf den (zum Teil heftigen) Widerstand der etablierten Kir- chen. Es war weniger die Theologie, die manchem missfiel; Anstoß erregte vielmehr die Herkunft aus dem Ausland und die demokratische Organisation des Methodismus. Erst ab 1919 konnten sich die Methodisten in Deutschland relativ frei entwickeln – jedoch nicht lang, weil schon bald die Beschwernisse durch die beiden deutschen Diktaturen zu- nahmen. Heute leben in Deutschland etwa 50.000 Mitglieder und Angehörige der Methodisten. Nennenswert verbreitet ist die EmK vor allem im Raum Stuttgart, im Erzgebirge sowie im Vogtland. Neben der sakramental verstandenen Taufe gibt es ein eigenes Aufnahmeritual, mit welchem sich die neuen Glieder vor der Gemeinde zur Taufe und zu ihrem Glauben an Jesus bekennen beziehungsweise bekräftigen, dass sie zur EmK gehören wollen. Zwischen der EmK und der Evangelischen Kirche besteht Die Ägidienkirche am Fuße der Krämerbrücke in Erfurt. Sie seit mehr als 30 Jahren volle Kirchengemeinschaft. So kön- ist die älteste von Methodisten benutze Kirche der Welt und nen die Gläubigen die Gottesdienste der jeweils anderen befindet sich seit 1957 im Eigentum der Evangelisch-metho- Kirche besuchen, am Abendmahl teilnehmen und ordinier- distischen Kirche in Ostdeutschland KdöR. EKM intern 10/2019 7
TITELTHEMA Ein Zukunftsversprechen, das noch nicht eingelöst ist 2019 ist das Jahr der Erinnerungen an bedeutende Ereig- etwa gleichzeitig in den osteuropäischen Ländern vom Bal- nisse unserer Geschichte. Die erste Demokratie auf deut- tikum bis Rumänien aufgestanden war. Gorbatschows Pe- schen Boden entstand vor 100 Jahren 1919 in Weimar. Die restroika-Politik hatte das ausgelöst, aber der Mauerstaat Bundesrepublik wurde heuer 70 Jahre alt und besonders DDR mauerte wieder. Unsere Anfrage bei den Kirchen zeigte, auch der Ereignisse vor 30 Jahren im Herbst der Friedli- sie begriffen, was sich in unserm Land zusammenbraute, chen Revolution wird in diesen Tagen gedacht. ein Umsturz mit unabsehbaren Folgen. Fast alle Kirchen Heino Falcke, ehemals Propst des Sprengels Erfurt, hat beteiligten sich und konstituierten in aller Form eine öku- diese besondere Zeit erlebt und mitgestaltet. Im Interview menische Versammlung in Dresden. mit EKMintern erinnert er sich und zieht Bilanz. Dieser Vorgang hat für mich etwas Exemplarisches, ei- nen Modellcharakter für heute und morgen. Konfessionell Propst Dr. Falcke, in diesen Tagen erinnern wir uns an getrennte Kirchen lassen sich in einer akuten Krisensitu- die Friedliche Revolution vor 30 Jahren. Sie haben auch ation zusammenrufen, organisieren eine Beratungs- und im Vorfeld dieser Ereignisse die Menschen ermutigt, Handlungsgemeinschaft und rufen Christen und Kirchen ihre Meinung, ihren christlichen Auftrag in die Gesell- zu bestimmtem gemeinsamen Handeln auf. Wenn wir uns schaft hineinzutragen Warum war es Ihnen wichtig, daran erinnern, weckt das sofort die Frage: Könnte das heu- dass Christen ihre Stimme erheben – auch im kirchen- te wieder dransein? feindlichen Sozialismus? Ich habe immer darauf hin- Vorher war es schon zu den Friedensgebeten in der gearbeitet, dass sich Chris- Erfurter Lorenzkirche und den daraus hervorgehen- ten, dass sich die Kirchen den Demos gekommen. Wie schätzen Sie deren Be- von ihrem Auftrag her in die- deutung ein? ser Gesellschaft engagierten. In Erfurt gab es Friedensgebete schon seit 1978 jeden Dass sie, die Christen, sich Donnerstag meist nur mit einer Minigemeinde, aber mit nicht ins Private zurückzie- ganz wichtiger Kontinuität. Denn immer, wenn sich poli- hen, nicht innerlich emigrie- tisch Bedrohliches abzeichnete, schwoll die Zahl der beun- ren und warten, bis der Spuk ruhigten und verantwortlich denkenden Teilnehmer an. Im vorüber ist; dass sie sich aber Herbst 1989 füllten sie in Erfurt mehrere Kirchen. Die Frie- auch nicht anpassen und zu densgebete gaben dann auch den Demonstrationen ihr Da- Mitläufern werden. Eine vom tum. In Leipzig war es der Montag, in Erfurt der Donnerstag. christlichen Auftrag her be- In Erfurt zogen wir über den Stadtring und riefen: „Schließt stimmte kritische Solidarität euch an!“. Mit dieser Impulsgeberrolle hat die Kirche die und konkret unterscheidende Religionspolitik des Staates unterwandert. Der Staat wollte Mitarbeit, dafür bin ich einge- die Kirche ins unpolitisch Private abdrängen, marginalisie- treten. Inspiriert haben mich ren. Gerade in diesem relativ staatsfreien Raum sammelten zunehmend die ökumenische sich nun die Kritiker der SED-Politik, weil hier unzensierte Bewegung und der Weltrat Nachrichten ausgetauscht, die wirklichen Fragen frei disku- der Kirchen in Genf. Durch tiert werden konnten. Hier fanden die alternativen Friedens- Propst Dr. Heino Falcke ihn konnten wir in unserem Umwelt- und Dritte-Weltgruppen relativen Schutz und so- Mauerstaat an den Chancen gar Aktionsmöglichkeiten. Im Herbst 1989, als das marode und Aufgaben der Christenheit in unserer globalisierten SED-System implodierte, brach das Widerstandspotential Welt teilnehmen. Ich bin in den siebziger Jahren selber ak- aus den Kirchen auf und der marode Staat hatte dem nichts tiv in die Arbeit des Ökumenischen Rates eingestiegen. Der mehr entgegenzusetzen. fasste 1983 die Herausforderungen der Welt in einem Auf- bruchsprozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung Dann kamen der Fall der Mauer und die Einigung der Schöpfung zusammen. Der Kirchenbund nahm das auf Deutschlands. Waren damit die Ziele der Ökumeni- und der Ökumenekreis in Dresden kam auf die Idee, in der schen Versammlung realisiert? immer maroder werdenden DDR brauchen wir solch einen An eine Vereinigung Deutschlands war während der Arbeit Aufbruchsprozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewah- der Ökumenischen Versammlung überhaupt nicht zu den- rung der Schöpfung. Da bin ich gleich hingefahren und ken. Unser Handlungsziel konnte nur die Veränderung der habe gesagt: Da will ich mitmachen. DDR zu einer freien Demokratie mit friedenspolitischer, so- zialer und ökologischer Ausrichtung sein. Erst im Dezember Das rief den Unmut der Staatsführung hervor. Sie ha- wurde aus dem Ruf „Wir sind das Volk“ der Ruf „Wir sind ben dennoch nicht geschwiegen, sondern zu dritt den ein Volk“. Ob die „Zwei+Vier-Verhandlungen“ zur Vereini- Aufruf publiziert, die Menschen sollten benennen, was gung Deutschlands führen würden, war bis ins Jahr 1990 sich in der DDR ändern müsse. Was hat das ausgelöst? durchaus ungewiss. Allerdings nahm die Vereinigungsper- Auf diesem Aufruf bekamen wir eine sensationelle Reso- spektive alle Gedanken und Hoffnungen in Anspruch. Das nanz von über 10.000 Zuschriften. Plötzlich zeigte sich, veränderte die Situation radikal. Der Systemwechsel vom auch in der DDR gibt es eine Zivilgesellschaft, wie sie ja realexistierenden Sozialismus zur bundesrepublikanischen 8 EKM intern 10/2019
TITELTHEMA Ordnung war jetzt das Thema. Der Horizont der Ökumeni- Hintergrund schen Versammlung aber war die Überlebenskrise der glo- balisierten Welt. Dieser Krise war nicht mit einem System- Propst i. R. Dr. Dr. h. c. Heino Falcke wurde am 12. Mai wechsel zu begegnen, er forderte zu einem Wandel beider 1929 in Riesenburg (Westpreußen) geboren. Er studierte Systeme heraus. Auch die Handlungsebenen und Akteure nach Kriegsende Evangelische Theologie in Berlin, Göt- wurden gewechselt. Die Basisgruppen gerieten in Verges- tingen und Basel und arbeitete als Wissenschaftlicher senheit, viele Mitstreiter der Friedlichen Revolution reihten Assistent bei Karl Barth. Anschließend war er fünf Jahre sich in die Bundestagsparteien ein als „ehemalige Bürger- als Gemeindepfarrer, danach zehn Jahre als Direktor rechtler“, wie sie nun hießen, viele setzten ihr Engagement des Predigerseminars in Gnadau bei Magdeburg tätig. in zivilgesellschaftlichen Engagements und Einrichtungen 1973 wurde er zum Propst des Sprengels Erfurt-Nord- fort. Die Bedeutung der Ökumenischen Versammlung lässt hausen berufen, den er bis zu seinem Ruhestand 1994 sich nicht auf die Friedliche Revolution eingrenzen und da- leitete. Auch in dieser Position verlor er nie den Kon- mit sozusagen abheften. Ihre Problemstellungen haben sich takt zur Basis, er pflegte einen engen Kontakt zu den bis heute noch verschärft. Auf dieser Linie ist die Aktualität Gemeinden und ihren Mitarbeitenden und ermutigte der Ökumenischen Versammlung zu sehen. sie zu ihrem öffentlichen Auftrag, auch in der Diktatur. Gleichwohl möchte ich noch einmal auf die Friedliche In seinem Vortrag „Christus befreit – darum Kirche für Revolution zurückkommen. Wie beurteilen Sie die andere“ vor der Synode des DDR-Kirchenbundes im Bedeutung der Kirche für sie? Jahr 1972 trat er für einen „verbesserlichen Sozialis- Am erstaunlichsten waren die Friedensgebete! Das Innerste mus“ ein, in dem eine ebenso „verbesserliche Kirche“ christlicher Frömmigkeit gewann die größte politische Wir- einen wichtigen Auftrag hat. Dieses Plädoyer für po- kung. Wenn die Gemeindeglieder die Gebete mit Kyrie elei- litische Freiheit und gesellschaftliche Mündigkeit hat son schlossen, klatschten die vielen anderen Beifall zum In- viele bestärkt, aber auch innerkirchlich kontroverse halt der Gebete. Dann stand ein katholischer Pfarrer mit der Diskussionen und staatlichen Widerstand ausgelöst. Altarkerze am Ausgang und an ihr zündeten die Teilnehmer Immer wieder rief er die Christen im Land zu „konkret ihre Demokerzen an. Das war der Befreiungsvorgang, der unterscheidender Mitarbeit“ und zu „kritischer Soli- aus der Kirche in die politische Öffentlichkeit der Straße darität“ mit der DDR-Gesellschaft auf. Vor allem die führte. Die erste große Versammlung auf dem Domplatz war Friedens- und Umweltgruppen ermutigte Falcke immer ungeplant, aber mit spontanen Sprechchören riefen sich wieder zur Mitarbeit in Kirche und Gesellschaft. Auf der die Versammelten gruppenweise wechselseitig zum politi- VI. Vollversammlung des ÖRK 1983 in Vancouver brach- schen Handeln auf. Die Kirchen erwiesen sich also als Orte te er den Antrag für die Vorbereitung eines Friedens- der Befreiung und Ermächtigung zum politischen Handeln. konzils ein. 1988/89 war er stellvertretender Vorsitzen- Unmittelbar damit verbunden ist der Aufruf zur Gewalt- der der Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, freiheit, deren Symbol die Kerzen waren. Jahrzehntelange Frieden und Bewahrung der Schöpfung in der DDR. Friedensarbeit der evangelischen Kirchen war dem voraus- gegangen. 1983 lud die westdeutsche Friedensbewegung Falcke als Redner zur großen Friedenskundgebung in den Welche Bedeutung hat für uns heute die Erinnerung Bonner Hofgarten ein. Die Universität Bern ehrte ihn an 1989? 1984 mit der theologischen Ehrendoktorwürde. In den Sie ist ein Zukunftsversprechen, das noch nicht eingelöst 1990er Jahren gehörte Falcke zu den Initiatoren der ist. Nach der Aufkündigung des INF-Vertrages müssen die „Erfurter Erklärung“, die eine neue, gerechtere Poli- Kirchen einmütig gegen einen Rückfall in den Kalten Krieg, tik in Deutschland forderte. Bis heute setzt er sich für für ein Atomwaffenverbot und eine neue Friedensordnung Frieden und Gerechtigkeit ein, wie erst jüngst im „Öku- für Europa eintreten. Gegen nationalistische rechtsradikale menischen Appell für einen deutschen Beitritt zu dem Regression muss das „Abendland“, das christlich sein will, UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen“. für eine humane Migrationspolitik eintreten. Angesichts der Klimaentwicklung könnten wir uns alle vom Beispiel Greta Thunbergs zeigen lassen, wie man sich heute recht an die Ökumenische Versammlung erinnern kann. EKM intern 10/2019 9
GEMEINDE BAUEN Die Rubrik „Gemeinde bauen“ will Impulse, Anregungen und Ideen für die Arbeit in den Kirchen- gemeinden und für deren Entwicklung in Zeiten des Strukturwandels geben – service- und praxisorientiert. Start der Rubrik war ein Interview mit dem Leiter des Referats „Gemeinde und Seelsorge“, Dr. Thomas Schlegel, und Oberkir- chenrat Christian Fuhrmann, dem Leiter des Dezernats Gemeinde in der EKM. Schwerpunkt: Kirche in ländlichen Räumen Der Großteil der Gemeinden in der EKM befindet sich auf Thomas Schlegel zu diesem Thema haben wir im Januar- dem Land. Der ländliche Raum hat sich spürbar verändert heft dieses Jahres in EKMintern veröffentlicht. Im April ist und tut dies weiterhin. Dieser Umstand bestimmt unser in dieser Reihe der Artikel „Luftholen nach dem zweiten kirchliches Handeln, das Nachdenken über die Situation Scheitern: Ein Blick unter die noch glatte Oberfläche der sowie die Konzepte für diesen besonderen Raum. kirchlichen Arbeit auf dem Land“ von Matthias Heinrich, Unter der Rubrik „Gemeinde bauen“ soll das Stichwort Superintendent im Kirchenkreis Salzwedel, erschienen. „Kirche in ländlichen Räumen“ deshalb immer wieder und In dieser Ausgabe von EKMintern beschreibt Werner Mey- verstärkt thematisiert werden. Den ersten Beitrag von Dr. knecht die Situation im Pfarrbereich Wettin. Institution eröffnet einen Raum für Bewegung Kirchgruppen im Pfarrbereich Wettin Ein Beitrag von Werner Meyknecht aufgaben zu bündeln und zugleich das Gemeindeleben in den einzelnen Orten zu stärken. Der bisherige Stand des Ausgangslage Strukturprozesses ist in der Veröffentlichung „Neudenken: Der Pfarrbereich Wettin befindet Impulse für Gemeindeentwicklung im Evangelischen Kir- sich im nördlichen Saalekreis. chenkreis Halle-Saalkreis. Der neue Kirchengemeindever- Zu ihm gehören 21 Orte mit 18 band Wettin und seine Kirchgruppen“ dokumentiert. In der Kirchen. Er ist in den zurücklie- Konzeptionierung der neuen Struktur entstand die Idee der genden Jahrzehnten kontinuier- Kirchgruppen. lich gewachsen. Die einzelnen Orte weisen unterschiedliche soziokulturelle, demografische und landschaftliche Prägungen auf. Wie in vielen ländlich ge- prägten Regionen ist auch im Pfarrbereich Wettin die demo- grafische Situation von Abwan- derung und Alterung geprägt. Der damit einhergehende strukturelle Rückbau wird in den betroffenen Orten stark emotional wahrgenommen. Werner Meyknecht In den einzelnen Orten gibt es hochengagierte Gemeindeglie- der. Mit großem persönlichem Einsatz tragen sie das örtli- che Gemeindeleben. Ein Großteil von ihnen engagiert sich schon sehr lange. Alle sind emotional stark mit „ihrer Kir- che“ im Ort verbunden. So verwundert es nicht, dass sich viele der Engagierten über die Zukunft ihrer Gemeinden sorgen. Nach jahrelangen Erfahrungen von staatlichem, gesellschaftlichem und kirchlichem Rückbau wird dem vermeintlichen Niedergang ein gewisser, fast schon stoi- scher Trotz entgegengesetzt. Oft fehlt aber die nötige Kraft für Veränderungen und Neuansätze. Im Ergebnis klagen viele der Engagierten darüber, sich in ihrem Engagement allein zu fühlen. Strukturprozess Mit Blick auf die GKR-Wahlen 2019 wurde ein Strukturpro- zess im Pfarrbereich mit dem Ziel begonnen, Verwaltungs- 10 EKM intern 10/2019
GEMEINDE BAUEN Die Kirchgruppen schaft gleiches Stimmrecht bei allen Entscheidungen der Die Kirchgruppen sind der Versuch der Institution Kirche, Kirchgruppe. einen Raum für Bewegung zu eröffnen und Außengrenzen Die Mitarbeit in der Kirchgruppe kann jederzeit beendet durchlässig zu gestalten. (Vgl. Strack: Alles Organisation werden. Mitglieder bekommen eine Berufungsurkunde vom oder was? Kirche im Spannungsfeld von Bewegung, Or- GKR. Die Übergabe und damit Aufnahme in die Kirchgrup- ganisation und Institution, in: Pastoraltheologie 10/2008, pe erfolgt in einem ansprechenden Rahmen. Die Beendi- 372–383.) gung der Mitarbeit erfolgt ganz einfach durch Rückgabe der Bei den Kirchgruppen handelt es sich um formal mög- Berufungsurkunde. lichst niedrigschwellige Arbeitsgruppen vor Ort. Sie küm- Die Kirchgruppen treffen sich selbstständig. Sie bestim- mern sich um „ihre Kirche“ und bieten so gerade Menschen, men aus ihrer Mitte einen Sprecher, der die Treffen organi- die sich vor allem mit der Kirche im Dorf identifizieren, eine siert und leitet sowie die Verständigung mit dem GKR und Beteiligungsmöglichkeit. der Planungsrunde sicherstellt. Die Treffen und Aktionen In die Gruppen kann jeder berufen werden, der bereit der Gruppe dienen der Pflege der Gemeinschaft und der ist, sich zu engagieren. Kirchenmitgliedschaft ist keine Pflege der Kirchgebäude. Die dazu nötigen Formen werden Voraussetzung. Die demografischen Herausforderungen von den Gruppen entwickelt, erprobt und etabliert. Dabei betreffen Dorfgemeinschaft und Kirchengemeinde. Viele unterstützt die Projektgruppe „Geistliches Leben“, die im gesellschaftliche Anliegen und Sorgen sind ähnlich. Die Pfarrbereich im Zuge des Strukturprozesses gegründet wur- zahlreichen Kirchbauvereine in der EKM zeigen die Bereit- de, die Ideenfindung. schaft, sich für den Erhalt des Kirchengebäudes im eigenen Dorf zu engagieren. Die Kirchgruppe bietet die Chance, dass Hinweis: Die Broschüre „Neu denken. Impulse für die sich Interessierte und Engagierte niedrigschwellig organi- Gemeindeentwicklung im Evangelischen Kirchenkreis sieren. Es ist keine Vereinsgründung nötig. Die Kirche stellt Halle-Saalkreis“ können Sie unter der folgenden Internet den notwendigen institutionellen Rahmen. Alle Mitglieder adresse herunterladen: https://t1p.de/fted der Kirchgruppe haben ungeachtet von Kirchenmitglied- Geistliches Wort GEISTLICHES WORT Von Propst Dr. Christian Stawenow, Eisenach-Erfurt Wie es dir möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend – gib Der Monatsspruch macht Mut, nach dem zu handeln, was davon Almosen. Wenn dir wenig möglich ist, fürchte dich möglich ist, ob viel oder wenig, ganz nach dem Herzensan- nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben. Tobias 4,8 liegen. Wenn wir an die Geschwister in Tansania denken, Das passt gut. Eben sind unsere Gäste aus Tansania abge- könnte ich, könnten wir wohl mehr tun. Man muss nicht reist, der Bischof aus der Konde-Diözese, eine Superinten- viel Aufhebens um die Almosen machen. Jesus sagt schon, dentin und ein Pfarrer. Tansania gehört zu den ärmsten dass dabei die linke Hand nicht wissen solle, was die rechte Ländern unserer Erde. Ein Pfarrer oder eine Pfarrerin be- tut. Wir haben uns mit unseren Partnerkirchen in Tansania kommt monatlich 61 Euro Gehalt, dazu kommen Gratifika- vor allem darauf geeinigt, Gebet, Besuche und gegensei- tionen aus der Gemeinde und vielleicht auch Erträge aus tigen Austausch von Erfahrungen in den Vordergrund zu der privaten Landwirtschaft, so dass noch einmal ein ähn- stellen, geistliche Schätze zu teilen. Ohne einen angemesse- licher Betrag zusammen kommt. Zusammen ist das etwa nen materiellen Ausgleich wären unsere Gebete und Reden so viel, wie eine beim Staat angestellte Krankenschwester jedoch Frömmelei. Mich jedenfalls holt der Monatsspruch bekommt, aber nur die Hälfte von dem, was ein staatlicher aus dem Buch Tobias auf den Teppich der Realität des bi- Lehrer verdient. Die Dozenten der Bibelschule in Matema blischen Zeugnisses (siehe auch Jakobus 2, 15-16). Er legt haben keine derartigen „Nebeneinkünfte“. Die Mitarbei- mir nahe, mich von der materiellen Lebenswirklichkeit der tenden der Konde-Diözese teilen sich zu Weihnachten die Geschwister in Tansania berühren zu lassen. Zuwendung des sogenannten Christmas Cake, Spenden von Mitarbeitenden unserer Kirche – etwa 30.000 Schillin- Wer sich am Christmas-Cake beteiligen möchte, ge (circa 12 Euro) für jede und jeden der Empfängerinnen kann eine Spende überweisen: Leipziger Missionswerk, und Empfänger. IBAN: DE37 3506 0190 1608 7000 10. Spendenzweck: Christmas Cake. EKM intern 10/2019 11
Willkommen auf Informationsreisen für Geistliche und Gemeindemitarbeiter Vom Erbe der Waldenser und Hugenotten über Bibelschmugel in Österreich bis zur Reformation in Slowenien Gemeinsam mit dem Gustav-Adolf-Werk, der Euro- In Österreich war die Reformation fast zwei Jahrhunderte lang verboten und konnte nur dank illegaler Bibelverteilung fortbestehen. In Slowenien sorg- päischen Kulturroute der Hugenotten- und Waldenser ten für die Übersetzung der protestantischen Bibel Primož Trubar und sein e.V. sowie der Europäischen Kulturroute der Reforma- Schützling Jurij Dalmatin. tion laden wir Sie auf zwei besondere Informations- Erleben Sie mit uns die geheimen Wege der protestantischen Bibel- reisen auf den Spuren evangelischer Diaspora ein. schmugler und die Wirkungsstätten der slowenischen Reformatoren. Die Anhänger von Petrus Valdes in Südfrankreich verbreiteten die Bibel in der Als Geistlicher, Referent, Dozent, GAW-Mitglied, Gemeinde-, Vereins- oder Volkssprache bereits im 12. Jhd. und werden als Vorreiter der Reformation Chorleiter sind Sie und Ihre Mitarbeiter mit Begleitpersonen herzlich will- betrachtet. Doch sowohl die Waldenser als auch knapp 340 Jahre später die kommen, Menschen, Kultur und Glauben an faszinierenden Orten zu erleben. Hugenotten, die sich den Gedanken Luthers angeschlossen haben, mussten Frankreich als Verfolgte verlassen. Die bewegende Geschichte der beiden Kir- Während der Informationsreisen erleben Sie eine gesellige Atmosphäre und chen erinnert ein Stück an die aktuellen Zeitgeschehnisse. offenen Austausch unter den Mitreisenden und erhalten sachdienliche Infor- mationen zur Planung einer Studienreise für Ihre Zielgruppe. Folgen Sie den Spuren der Waldenser und der französisch-reformierten Reisen Sie binnen 3 Jahren mit uns in das gleiche Land mit min. 21 Perso- Kirche durch Europa und begegnen Sie deren heutigen Gemeinden. nen, erstatten wir Ihren Kostenanteil. Bleder See - Copyrights: FVA Slowenien Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser Weg des Buches und Spuren von Primož Trubar 6 Tage Informationsreise vom 19.04. - 24.04.2020 7 Tage Informationsreise vom 03.05. - 09.05.2020 DEUTSCHLAND - SCHWEIZ - FRANKREICH ÖSTERREICH - SLOWENIEN Abfahrt: Offenbach; Anmeldeschluss: 13.01.2020 Abfahrt: Leipzig Leitung: Diakon Ulrich Hirsch Leitung: Pfarrer i. R. Dr. Arndt Haubold (ehem. Geschäftsführer GAW-Württemberg) (Vorsitzender des GAW in Sachsen) * Preis p. P. im DZ mit Halbpension: € 585 / € 675 * weitere Informationen folgen in Kürze; Interessierte sind (Gruppenverantwortliche/Begleitpersonen); EZ-Zuschlag: € 125 herzlich willkommen, sich bereits im Voraus anzumelden. BEGEGNUNGEN UND BESONDERHEITEN: BEGEGNUNGEN UND BESONDERHEITEN: Offenbach: Begegnung mit der Frz.-Reformierten Kirche Begegnungen mit den ev. Gemeinden u. a. in Ortenburg, Oberderdingen: Führung im Aschingerhaus Ramsau, Schladming, Arriach Grossvillars: Museum Waldenserhäusle Benediktinerstift Lambach: Klosterführung Führung im Kloster Maulbronn (UNESCO-Welterbe) Ramsau: Wanderung auf dem kleinen Toleranzweg Wanderführung vom Rheinfall bis nach Rheinau Stockenboi: Besuch der Bichlkapelle Lenzburg: Museum Burghalde Fresach: Besuch des Ev. Diözesanmuseums Aarberg: Geführter Rundgang an der Alten Aare Villach: Wanderung entlang der Alten Römerstraße Genf: Internationales Museum der Reformation Bled: Lesewanderung am See, Besuch der Burg Kulturlesewanderung von Valleiry nach Chancy Ljubljana: Stadtführung Calw: Waldensische Turmuhrenfabrik PERROT u.v.m. Rasica: Primož-Trubar-Museum u.v.m. WEITERE INFORMATIONSREISEN 2020 (Preise für Begleitpersonen auf Anfrage) 6 Tage ISRAEL p. P. im DZ € 595 5 Tage ITALIEN - Apulien p. P. im DZ € 495 5 Tage SPANIEN - Andal. p. P. im DZ € 595 Nazareth - Bethlehem - Jerusalem u.v.a. Bari - Cisternino - Lecce - Ostuni u.v.a. Granada - Córdoba - Sevilla - Málaga u.v.a. 19.01. - 24.01.2020 | Anmeldung bis 18.10.19 16.03. - 20.03.2020 | Anmeldung bis 16.12.19 09.03. - 13.03.2020 | Anmeldung bis 09.12.19 ReiseMission - ökumenisch und weltweit • Telefon: 0341 308 541-0 • Fax: 0341 308 541-29 Jacobstraße 8-10, D-04105 Leipzig • www.reisemission-leipzig.de • info@reisemission-leipzig.de Studienreisen • Pilgerreisen • Gemeindereisen • Begegnungsreisen • Chor- und Konzertreisen
Grenzerfahrung und Gemeinschaftserlebnis AKTUELL Einladung zum Konficastle 2020 Konficastle ist bereits seit fast 20 Jahren ein wichtiges Event Grenzerfahrung und Gemeinschaftserlebnis, Begegnung für Konfirmandinnen und Konfirmanden während ihrer und Austausch. Sie lernen Jugendliche aus vielen Teilen Konfi-Zeit. In vier Tagen erleben sie ein abwechslungsrei- der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands kennen und ches Programm auf Schloss Mansfeld. Action und Erlebnis, erleben vor allem eine Verkündigung von christlichen Glau- bensinhalten, die auf ihre Lebens- und Erfahrungswelt ab- gestimmt ist. Dafür sorgen nicht zuletzt die Jugendmitar- beitenden, die hier begeistert von ihrem Glauben erzählen. Neben thematischen Einheiten im Plenum, Kleingruppen- arbeit, verschiedenen Workshops und einem Geländespiel wird auch der Aktionskünstler Mr. Joy dabei sein. Kirchengemeinden und -kreise können sich jetzt für Kon- ficastle anmelden. Sechs Durchgänge mit je 85 Teilnehmen- den werden angeboten. Termine 2020: 31. Januar bis 3. Februar, 7. bis 10. Februar, 21. bis 24. Februar, 28. Februar bis 2. März, 6. bis 9. März, 13. bis 16. März Anmeldung und Informationen unter: www.cvjm-sachsen-anhalt.de | www.konficastle.de Engel am Zug Erfurter Bahnhofsmission erhält eigenes Domizil Erfurt (epd). Die Erfurter Bahnhofsmission soll ein eigenes Die Planungen sehen laut Schönemann einen Begegnungs- Domizil erhalten. Dafür sei ein Pavillon vor den Bahnstei- raum für die „Gäste“, einen Besprechungsraum, der auch gen drei bis acht geplant, sagte der Vorsitzende des Vereins als Büro diene, sowie sanitäre Einrichtungen für die Mit- Ökumenische Bahnhofsmission Erfurt, Hubertus Schöne- arbeiter der Mission vor. Die Bahn schätze die Gesamtkos- mann. Der etwa 40 Quadratmeter große Neubau soll bis ten auf 252.000 Euro. Planung und Bau seien wegen der November 2021 fertiggestellt sein. komplexen Statik und des zu gewährleistenden Bahnbe- triebs langwierig und teuer. Die Bahn AG übernehme die Planungskosten von 89.000 Euro sowie die laufenden Be- triebs- und Nebenkosten von etwa 9.000 Euro pro Jahr. Eine Finanzierung in Höhe 100.000 Euro habe bereits die Vereinigte Kirchen- und Klosterkammer Erfurt zugesagt, wei- tere 40.000 Euro kämen von der Share-Value-Stiftung Erfurt. Die Pax Bank Stiftung wolle 2.000 Euro geben und 4.500 Euro stammten aus Einzelspenden. Damit fehlten nur noch 26.000 Euro für das Vorhaben, freute sich Schönemann. Am ICE-Knotenpunkt Erfurt wird nach seinen Angaben seit einigen Jahren die erste Bahnhofsmission in Thüringen aufgebaut. Die „Engel am Zug“ engagierten sich seit 2016, inzwischen sei eine Gruppe der insgesamt 20 Freiwilligen jeden Freitagnachmittag im Einsatz. Versuchsweise wird dieser Dienst seit September auf den Sonntagnachmittag ausgedehnt. 2017 war der gemeinnützige Trägerverein „Ökumenische Bahnhofsmission Erfurt e.V.“ gegründet worden. Die Angebote der Bahnhofsmission umfassen in Erfurt unter anderem unterstützende Umsteigehilfen für Men- Hubertus Schönemann (rechts), Vorsitzender des Vereins schen mit Handicap, kleinere Hilfsdienstleistungen sowie Ökumenische Bahnhofsmission Erfurt, zeigt gemeinsam Gesprächsangebote. Allein 2018 seien Helfer der Mission da- mit Jens Walker , Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Bahn- bei Ansprechpartner für 1.500 Menschen gewesen, so Schö- hofsmission, ein Bild des geplanten Pavillons. nemann. Zudem seien in 260 Fällen tiefere seelsorgliche Ge- spräche geführt und Kriseninterventionen – zum Beispiel für Zugführer nach Personenschäden – nötig geworden. EKM intern 10/2019 13
AKTUELL Gesicht zeigen, wählen gehen! Aufruf der evangelischen und der katholischen Kirche zur Landtagswahl in Thüringen Am 27. Oktober wird in Thüringen ein neuer Landtag ge- »Suche Frieden und jage ihm nach.« (Psalm 34,15) wählt. Die evangelische und die katholische Kirche for- Frieden kann nur dort gelingen, wo Menschen bereit sind, dern alle Bürgerinnen und Bürger auf: Bitte nutzen Sie friedfertig zu sein, dem Anderen Frieden und Glück zuzu- Ihr Wahlrecht! gestehen. Diskriminierungen, Ausgrenzungen und Gleich- Im 30. Jahr nach der Friedlichen Revolution erinnern wir gültigkeit stehen dem inneren Frieden in unserem Land uns dankbar daran, dass die vielen Menschen guten und entgegen. friedlichen Willens demokratische Verhältnisse erkämpft haben. Sie haben im Herbst 1989 für freie und geheime »Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Wahlen demonstriert. Heute geht es darum, das Wahlrecht Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.« nicht brach liegen zu lassen. Für eine lebendige Demokratie (Genesis 2,15) kommt es auf jede und jeden an. Die menschengemachte Klimakrise stellt uns vor entschei- dende Fragen. Wir stehen in Verantwortung vor Gott, seiner Die Kirchen in Thüringen treten für die einzigartige Wür- gesamten Schöpfung mit unseren Kindern und Enkeln. Un- de jedes Menschen und die Gleichheit aller Menschen vor ser Gebet, unser persönlicher Lebensstil und unsere politi- Gott ein. Das Christentum setzt keine kulturellen und eth- schen Entscheidungen sind gleichermaßen wichtig. nischen Grenzen. Minderheitenschutz, Religionsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit sind für uns nicht verhandelbar. Das sind für die Kirchen Grundlagen politischen Handelns. Wir sind gegen jede Form von Hass und Hetze, von Gering Wir empfehlen allen Bürgerinnen und Bürgern, vor der achtung und Ausgrenzung von Migranten und erst recht Wahl zu prüfen, was die Parteien zu diesen Handlungsfel- gegen jede Form von Antisemitismus. dern ankündigen, um daran die eigene Wahlentscheidung auszurichten. Eine Gesellschaft, in der alle gut leben können, braucht Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung: Landesbischof Bischof Friedrich Kramer Dr. Ulrich Neymeyr »Gerechtigkeit erhöht ein Volk ...« (Sprüche 14,34) Ev. Kirche in Mitteldeutschland Bistum Erfurt Erfahrene Ungerechtigkeit ist Anlass für viele zwischen- menschliche Konflikte. Die Schere zwischen existenzbedro- hender Armut und unvorstellbarem Reichtum geht auch in unserem Land auseinander. Daraus resultieren sozia- le Spannungen. Es geht um eine wirkliche Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Wohlstand. Bezahlbarer Wohnraum auch im Alter, eine gerechte Verteilung der Ar- beit und ein ausreichendes monatliches Einkommen sind wichtige Ziele für gesellschaftliche Gerechtigkeit. 14 EKM intern 10/2019
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