HOC H HINAUS www.alpenverein-salzburg.at - Österreichischer Alpenverein
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HOC H H I N AU S in -s al zb urg. at | w w w.a lp enve re 25 9 | Se ptem be r 20 20 lz bu rg – M ag az in | A us ga be A lp enve re in Sa HOCH HINAUS
Editorial P ünktlich zum Sommer- unser Schutzhütten-Porte- beginn hat uns wieder feuille ziert. Klar sei auch ein ewig junges Thema an dieser Stelle festgehal- ereilt: Die Frage der Wege- ten: Regelwidriges Ver- freiheit. halten auf der Alm, und Im konkreten Fall wies uns insbesondere das Erschre- ein Vereinsmitglied auf die cken von Tieren (offenbar Sperre eines Almweges im ein Quotenbringer in den Rauriser Krumltal hin. social media) ist absolutes Dort ist über Nacht quer No-Go. Ich glaube zwar nicht, über den Fahrweg eine dass Alpenvereinsmitglieder übermannshohe Holzbarri- zu dieser seltsamen Sorte ere aufgewachsen. Darauf Mensch gehören, sollte das / eine Hinweistafel, in der das aber der Fall sein, wären Ver- berühmt-berüchtigte Tiroler einsausschlüsse die logische E N G I N E E R E D I N T H E „Kuh-Urteil“ 1 zitiert wurde, Folge. D O L O M I T E S das offenbar für alles mögli- Wege werden uns in nächs- che herhalten muss. Hinter- ter Zeit an anderer Stelle grund ist die verständliche sich in den Bergen so ab- den Haftungsregelungen für sicher noch sehr beschäftigen. Sorge der Bauern, dass sie spielt, musste eine Stellung- ausreichend hält, forderte Ich meine die zunehmende für jedes auch noch so idi- nahme des Landesverban- völlig zu Recht ein angemes- Präsenz von Radlern mit oder otische Fehlverhalten von des her, in der logischerweise senes Verhalten der Almbe- ohne Hilfsmotor auf unseren Touristen auf der Alm haft- auf die gesetzlich garantierte sucher – und es scheint noch Alpinwegen – laut derzeiti- bar gemacht freie Betretbar- ein anderes Motiv im Spiel zu ger Rechtslage zwar illegal, keit des sein: trotzdem wohl kaum zu Ein Jagdberechtigter, der mit bremsen. f d e r A l m , Touristen im Revier eher we- Vorschläge zur Bewältigung A u niger Freude hat. dieses Themas gibt es, wir Letzteres erinnert ein wenig werden uns der Diskussion da gib t’s an die Frühzeit des Salz- stellen. Aber das ist eine an- burger Alpenvereins. Zu dere, längere Geschichte, der .. (k)a Sünd . Beginn des 20. Jahrhun- wir in einer der kommenden derts erkämpfte sich unser Ausgaben den gebührenden Verein gegen härtesten Wi- Raum geben werden. derstand des da- maligen Jagdin- G e - teressenten, es werden bietes ober- handelte sich könnten. Nun ist das Krumltal halb der Waldgrenze verwie- um niemand kein alpintouristischer Kern- sen wurde. Spannend waren geringeren als raum, der Zugang dorthin die Reaktionen darauf: Zum den Thronfolger ist lang, damit bleibt die Zahl Aufschrei der Bauernschaft Erzherzog Franz der Besucher sehr über- gesellten sich Meinungen Ferdinand, den schaubar – laut Gebietsken- von Alpenvereinsmitglie- touristischen Zu- DEIN BERGSPORTSPEZIALIST IN SALZBURG nern eine Handvoll Wande- dern, die vom Alpenverein gang ins Hagen- FURTMÜHLSTRASSE 34, 5101 BERGHEIM BEI SALZBURG rer pro Woche. mehr Verständnis für die Be- und Tennenge- STORE&OUTLET ÖFFNUNGSZEITEN Trotzdem gelangte die Sa- che im Handumdrehen in die sorgnisse der Landwirte ein- forderten. birge. Die Trumpfkarte für das Ich wünsche Euch erholsame SALZBURG M O N TA G : 0 9 . 0 0 — 1 8 . 0 0 U H R Medien und wurde dort groß Mittlerweile hat sich der Pul- Tennengebirge war der und erlebnisreiche Herbst- aufgeblasen. Und weil der verdampf verzogen. Die bäu- Kauf der Söldenalm in Wer- tage in unseren schönen D O N N E R S TA G B I S S A M S TA G : 0 9 . 0 0 — 1 8 . 0 0 U H R / S A L E WA . C O M Alpenverein anscheinend für erliche Standesvertretung fenweng, die heute als Bergen! fast alles zuständig ist, was erklärte, dass sie die gelten- Dr.-Heinrich-Hackel-Hütte Euer Roland Kals 1 Im vorigen Jahr wurde ein Tiroler Almbauer zu Schadenersatz verurteilt, nachdem eine seiner Kühe eine Touristin zu Tode getrampelt hatte. Die Umstände des Falles sind aber ziemlich speziell und keinesfalls verallgemeinerbar. HOCH Hinaus |259 3
Live aus dem Vereinsleben inklettern Herbst-Ausgabe Nr. 259 – September, Oktober, November 2020 Titelseite: Herbstwanderung vom Penkkopf zum Gründegg HOCH HIN AUS von Judith Schachinger rg.at | www.alpenv erein-salzbu 259 | September 2020 Foto: Hartmut Dörschlag: – Magazin | Ausgabe Alpenverein Salzburg INHALT Wenn ihr euch an den auch an Bekannte, die Bericht der letzten Aus- sich womöglich dort gabe zum Thema In- sehr wohl fühlen. Es klusion erinnert, dann geht nämlich um Klet- habe ich angekündigt, tern und Bouldern mit dass es die Veranstal- Menschen ohne oder tung InKlettern noch mit Handicap. Es geht 22 Frauen im Alpenverein dieses Jahr geben wird. um Inklusion. Natürlich – Herzlich – Aktiv – Stark Nun haben wir schon Flo (Initiator InKlet- Sechs Frauen in besonderen Positionen den Termin: Es ist der tern), einige Mitarbeiter 6. November 2020 *innen aus dem Jugend- 24 Drei Bergsportlerinnen in Kirgistan InKlettern ist eine Ver- team und ich freuen 28 Pfiad Di, Brigitte, griaß Di, Claudia! anstaltung, zu der ALLE uns sehr, wenn wir euch 29 Anni Lapuch, Gretl Getzinger, Helma Schimke willkommen sind! Be- an diesem besonderen 03 EDITORIAL geistert eure Freunde, Tag begrüßen dürfen. Roland Kals 32 Live Aus dem Vereinsleben eure Familie und denkt Semesterabschluss-Wochenende der Alpingeier 05 Live Aus dem Vereinsleben Fragen gerne an Flo (inklettern@gmail.com) oder mich (judit.schachinger@alpenverein-salzburg.at)! INKLETTERN - Infos, Hüttentipp 34 Vorgelesen Buchtipps für Lesebegeisterte 06 Stichworte Erlebnis 38 Programm Wanderungen, Touren, Ausflüge und 07 alpin-Philosophicum Veranstaltungen-Kompakt und Informativ Aufsteigen - um oben zu sein 10 10 Hintergründe 54 Alpine ausbildung Gletscher Wichtige Kurs-Infos Hüttentipp 16 Kurz & bündig für Familien Rezepte aus der Wildnisküche 18 Live Aus dem Vereinsleben Vor 50 Jahren: K6 Spechtenseehütte ÖAV Sektion Stainach, Totes Gebirge 20 berg erleben Paragleiten – Freiheit mit Verantwortung Eignung: Kinder ab Babyalter Lage: Die Hütte liegt im Wörschachwalder Hochtal – dort wo noch der Bergbauer arbeitet. Gleich in der Nähe befindet sich der Spechtensee 24 37 Erlebnisbereiche: Bade- und Fischereimöglichkeit im Spechtensee, Spechtenseemoor, Kletterrouten, Lagerfeuer im Tipi, ! Bogenschießen detailierte Informationen zur 201920008 Touren: Einige Gipfel gibt es rundherum zu besteigen. So z. B. den Hechlstein (1.815 m, 2,5 Std.), den Hochtausing Jahreshauptversammlung (1.822 m, 4 Std. Klettersteig), den Reidling (1.911 m, 4 Std.) oder das Feldl (1.696 m, 2,5 Std.). aufgrund besonderer Bewirtschaftung: Anfang Mai bis Ende Oktober, Versammlungsbeschränkungen Ende Dezember bis Ostermontag finden Sie auf Seite 37. Hüttenwirte: Herbert und Evi - gedruckt nach der Richtlinie "Druckerzeugnisse" des Tel./Fax: +43 3688/26 66 Österreichischen Umweltzeichens, eMail: office@spechtensee.com UW-Nr. 837 Website: www.spechtensee.com Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Alpenverein Salzburg Redaktionsteam: Roland Kals, Elisabeth Katzengruber, Karl Regner, Hans Steyrer, Gudrun Wallentin und Harald Wieser. Nonntaler Hauptstraße 86, A-5020 Salzburg / Grafik: Christian Pichler / Produktion: Samson Druck GmbH, Samson Druck Straße 171, A-5581 St. Margarethen i. Lungau Quelle: DAV, ÖAV, AVS (2020). Verlags- und Herstellungsort: Salzburg, Erklärung nach § 25, Abs. 4 Mediengesetz 1981: „HOCH HINAUS“ ist die Vereinszeitschrift des Alpenvereins Mit Kindern auf Hütten. Salzburg. In ihr vertritt der Verein seine Interessen in der Öffentlichkeit. Sie dient dem Erreichen der Vereinsziele, der Information sowie der Kontaktpflege Foto: Picasa, Spechtenseehütte und Meinungsbildung. Offenlegung nach § 25, Abs. 1–3 Mediengesetz 1981: Alpenverein Salzburg: Nonntaler Hauptstraße 86, A-5020 Salzburg (100 %), Vorsitzender: Roland Kals, Ausgabe Nr. 259–September, Oktober, November 2020 4 HOCH Hinaus |259 HOCH Hinaus |259 5
Stichworte Alpin-Philosophicum A uch wenn die gegen- prominente Erlebnisverkäu- die Erlebnisdienstleister de- Dabei bieten gerade die wartsdiagnostische fer Jochen Schweizer – „Du ren hohes Erlebnispotenzial Berge den Raum dafür, uns Rede von der „Erleb- bist, was Du erlebst“. Und zu nutzen und eine entspre- ganz Anderes zu er-leben nisgesellschaft“ schon etwas wer will schon nichts sein. chend hohe Erlebnisdich- als das, was der zeitgenös- in die Jahre gekommen ist, Bergerlebnisse stehen der- te zu orchestrieren wissen. sische Erlebnis(be)trieb uns treibt weiterhin ein nicht zeit auf der Liste der bevor- Nun besteht das so angeprie- anschafft: unerwartete Au- geringer Erlebnishunger die zugten Erlebnisprodukte sene „Erleben“ aber meist vor genblicke nämlich, die unser Zielvorgaben unser Leben dadurch berei- Erlebnis Außeralltäglichkeits- chern, dass sie einfach management an. nur sind was sie sind: Auf den gut bestück- starke Momente, die ten Märkten des Erleb- keinen Zweck erfül- nishandels finden sich len müssen und uns daher vielfältige Erlebnispro- ganz oben. Die Stakeholder allem darin, die Bergzeit zum bei uns selbst sein lassen. dukte zur existenziellen Vita- der alpinen Freizeitwirtschaft Produktionszusammenhang lisierung des sonst tristesse- – Tourismus, Ausrüster, Al- mehr oder weniger gleichför- Aufsteigen bedrohten Lebenswegs. penvereine – übertreffen miger Erlebnisgeschichten sich nachgerade mit betö- zu machen, deren Storyline Und für den sollte man sich renden Erlebnisversprechen. den Drehbüchern professi- entsprechend rüsten, denn Und – ja, in den Bergen gibt oneller Erfahrungsdesigner – so unterweist uns z. B. der es viel zu erleben, weshalb folgt. Text: Jens Badura um oben zu sein Blick in die Provence vom Gipfel des Mont Ventoux. – Über die Philosophie des Bergsteigens erfordert nicht nur ein bestimmtes Maß an sportli- cher Herausforderung. Mit dem Weg nach ganz oben ist immer auch ein Pfad ins eigene Innere verbunden. Dieser Dualismus macht das Bergsteigen zur philosophi- schen Tätigkeit. Der nachweislich erste W von Harald Wieser er hoch hinauf „Alpinist“, der zu dieser steigt, findet zu sich Erkenntnis kam, war der ita- selbst. Bergsteigen als lienische Dichter, Geschichts- Bewusstseinsbildung zu schreiber und Philosoph praktizieren ist ein Vorgang, Francesco Petrarca. Er lebte den wir Francesco Petrarca von 1304 bis 1374 und gilt, verdanken, der somit zum zusammen mit Dante Alighi- Vater des Alpinismus wird, eri und Giovanni Boccaccio, wie wir ihn heute kennen. als bedeutender Vertreter des Renaissance-Humanismus. Gleichzeitig wird Berg- Vom 26. April 1336 existiert steigen zum Gegen- ein Brief, den Petrarca an stand einer philosophi- den Frühhumanisten Dio- FOTOGruppe Günther Kirchmayr, „Auf dem Hohen Göll“. Ein Klassiker für Rennradfahrer – schen Betrachtungsweise. nigi di Borgo San Sepolcro der Mont Ventoux. Einen Berg zu besteigen schrieb, in dem er ihm die 6 HOCH Hinaus |259 HOCH Hinaus |259 7
Alpin-Philosophicum Alpin-Philosophicum Besteigung des Mont Ven- Heute ist der Ventoux von Meilenstein, denn bei Petrarca eine Der wanderfreudige Italiener Der Aufstieg ins Unbekann- toux (1.909 m) in der Pro- drei Seiten über eine gut zum ersten Mal neue Natur- und handelte bei seiner „Erstbe- te, zur Offenbarung des vence schilderte. asphaltierte Straße zu errei- wurde ein Berg Landschaftserfah- steigung“ aus einem inneren Unbekannten im Menschen. Er hatte den Gipfel nicht chen. Radsportbegeisterte nicht lediglich aus rung mit, bei der Verlangen heraus. Erstmals Damit setzte sich Petrarca alleine erklommen, sondern kennen ihn als Teil der Tour praktischen Grün- sich ästhetische hatte der Mensch seinen über die, bis dahin bekann- Heute „zieren“ große Sendemasten den Gipfel. zusammen mit seinem Bru- de France oder von der „Cin- den bestiegen. Das und kontemplative Platz oben eingenommen ten Normen des christlichen der und zwei Begleitern. glés du Mont-Ventoux“, einer Zusammenfallen Sichtweisen mitei- und nicht am Fuß der Berge Mittelalters hinweg, selbst Demnach handelt es sich da- Challenge, bei der man alle von Naturerlebnis nander verbinden. mit dem ehrfürchtigen Blick wenn er am Gipfel doch bei um die erste dokumen- drei Auffahrten an einem Tag und die Rückbe- hinauf. Ein Schritt in eine wieder einen Kirchenvater tierte, gemeinsame Bergtour bewältigen muss, um in den sinnung auf sich Manche Wissen- neue Denkweise. zitierte. (!). Nachdem sie oben ange- „Club der Verrückten“ aufge- selbst bedeutet schaftler gehen kommen waren, betrachtete nommen zu werden. eine geistige Wen- heute sogar so Die Perspektive des Men- Petrarca die Landschaft und de, die Petrarca in weit, in der Bestei- schen veränderte sich da- wandte sich, angeregt durch Neben den sportlichen Leis- eine Reihe mit Pau- gung des Mont durch: Nun sah der Mensch ein zufällig aufgeschlage- tungen moderner Athleten, lus von Tarsus, Au- Ventoux einen erstmals, gottgleich von nes Wort aus den Confessio- mag die Besteigung des gustinus und Jean- kulturhistorischen oben nach unten. Jeder ein- nes des Augustinus, an sich Mont Ventoux zwar einfach Jacques Rousseau Schlüsselmoment zelne dieser 1.909 Höhen- selbst: wirken, dennoch gilt sie als stellt. an der Schwelle meter offenbarte ihm eine Petrarca sah die Natur verderblichen Ort, der nur vom Mittelalter zur Erkenntnis über sich und die und damit die Welt, im Durchgangsstation in eine Neuzeit zu sehen. Daneben Welt. Damit hielt Francesco „Und es gehen die Menschen hin, zu bestaunen Unterschied zu mit- jenseitige Welt ist, sondern gilt Petrarca aufgrund dieser Petrarca in seinem ersten die Höhen der Berge, die ungeheuren Fluten des Meeres, die breit telalterlichen Vorstel- sie besaß nun in seinen Au- ersten „touristischen“ Berg- „Tourenbericht“ fest, was im lungen, nicht mehr als gen eine eigene Wertigkeit. besteigung als Vater der Kern des modernen Alpinis- dahinfließenden Ströme, die Weite des Ozeans und die Bahnen der Gestirne einen rein feindlichen Wie in der Landschaftsma- Bergsteiger und als Begrün- mus immer noch Bestand und vergessen darüber sich selbst.“ und für den Menschen lerei der Renaissance, klingt der des Alpinismus. hat: FOTOGruppe Manfred Krenek, „Die Grundübelhörner“ . „Johann-Klettersteig, Dachstein“. „Begegnung an der Jochbergstraße“. „Am Litzlkogel". 8 HOCH Hinaus |259 HOCH Hinaus |259 9
HINTERGRÜNDE HINTERGRÜNDE prägnante Gipfelaufbauten (Hörner) oder breite, U-förmig ausgehobelte Täler zeigen. Die Mechanismen und zeitlichen Dimensionen, die zur Entstehung dieser topographischen Be- sonderheiten führen, sind allerdings immer noch wenig bekannt. Entstehung von Gletschern Gletscher können sich dort bilden, beziehungsweise bestehen bleiben, wo Teile des gefalle- nen Schnees über viele Sommer erhalten bleiben. In den Alpen befindet sich diese Grenze aktuell jenseits der 3.000 m, doch lag sie in der letzten Million Jahre zumeist deutlich niedri- ger. Gefallene Schneeflocken werden in kompaktere Eiskristalle umgewandelt, die unter der zunehmenden Auflast immer dichter werden. Wird die Auflast so groß, sodass der Reibungswiderstand mit dem Untergrund überwunden wird, kann die Eismasse unter dem eigenen Gewicht plastisch abwärts fließen. In den Sommer- monaten schmilzt es vor allem in tieferliegenden Bereichen. Wenn die Eisneubildung durch den gefallenen Schnee in den höheren Lagen (Nährgebiet) größer ist als das Abschmelzen in den tieferen Lagen (Zehrgebiet), wächst der Gletscher, bis sich ein Gleichgewicht einge- stellt hat. Gletscher reagieren, wie man in den Alpen gut erkennen kann, sehr empfindlich auf Klimaschwankungen. Heute sind weltweit die allermeisten Gletscher im Rückzug und fern eines Gleichgewichtes: Eis schmilzt nicht nur stärker im Zehrgebiet, sondern es bleibt auch zu wenig Schnee über den Sommer im Nährgebiet erhalten, sodass ausreichend neues Eis gebildet werden kann. Gletscher als effektive Landschaftsgestalter: Erosion und Ablagerung über geologische Zeitskalen Die Erosionswirkung durch das fließende Eis auf dem Untergrund macht Gletscher zu wichti- gen Landschaftsgestaltern. Sediment, das an der Basis des Eises festgefroren ist, wirkt auf das darunterliegende Gestein wie Schleifpapier. Friert das Eis selbst lokal an der Basis an, können größere Gesteinsstücke aus dem Fels gelöst werden. Wasser, das an der Basis auch in flüssiger Form vorliegen kann, kann einerseits bewegungsfördernd auf den Gletscher wirken, anderer- seits auch einen wichtigen Betrag zur Erosion leisten, vor allem wenn es unter Druck steht. In sehr kalten Regionen, wie der Antarktis, ist oft der gesamte Gletscher an der Basis angefroren und die Bewegung sowie die Erosion sind dort stark reduziert. Die Erosionsmechanismen der Gletscher sind damit völlig anders als jene von Flüssen und viele Gebirge, die in den inten- siven Kaltphasen der letzten 1 Million Jahre von Eis bedeckt waren, wurden dadurch massiv verändert. So wurden z.B. bestehende Täler zu Trögen aufgeweitet und oft weit unter das bestehende Flussniveau eingetieft. (Bild ➀ „Lauterbrunnental“) >> von Bernhard Salcher ➂ Von sensiblen Klimaanzeigern zu effektiven Landschaftsgestaltern Gletscher in der Erdgeschichte ein Maß ansteuert, wie es dieses seit vielen Millionen Jahren nicht mehr ge- I n den 4.5 Milliarden Jahren der In diesem Zeitraum war die Erde be- geben hat (Grafik „CO2 Konzentration“). Geschichte unserer Erde gab es sonders deutlichen Klimaschwankun- Dass Gletscher auf den meisten Konti- einige Perioden, in denen weite gen ausgesetzt. In den kältesten Pha- nenten und in vielen Gebirgen unserer Teile der Landmassen mit Gletschern sen waren mehr als 30 % der globalen Erde wesentlich an der Landschafts- bedeckt waren. Landmassen unter Eis, in Warmzei- entwicklung beteiligt waren, lässt sich Auch die letzte Million Jahre vor heute ten wie heute sind es nur mehr etwa an den ganz charakteristischen Sedi- war eine Zeit intensiver Vergletsche- 10 %. Gegenwärtig können wir nicht menten und Oberflächenformen er- rung, in der die globale Eisausdehnung nur in den Alpen beobachten, wie der kennen. zumeist deutlich größer war als sie menschliche Einfluss auf das globale Im Gebirge sind diese Formen oft das heute ist. Klima wirkt, und die Eisausdehnung besonders eindrucksvoll, wie z.B. Kare, Bilderklärungen am Ende des Berichts. ➀ 10 HOCH Hinaus |259 HOCH Hinaus |259 11
HINTERGRÜNDE HINTERGRÜNDE Dort, wo die Gletscher am mächtigs- tal sind, bedingt durch die reichliche endeten erst mehrere Zehnerkilometer Konsequenzen werden sich keinesfalls ten wurden, etwa in den tiefgelegenen, Fracht der Flüsse, längst Vergangenheit. vom Alpenrand entfernt. Einen guten nur kurzfristig bemerkbar machen, großen Alpentälern, wie dem Rhein-, Ob diese glazial geschaffenen Becken aktuellen Vergleich für die damalige Si- sondern auch über geologische Zeit- Inn-, oder Salzachtal war die Erosion die Produkte vieler Vereisungsphasen tuation liefert der Malaspinagletscher räume wirken. am stärksten. Es wurden bis zu einige der letzten Million Jahre sind, oder vor in Alaska. Nach dem Abschmelzen ent- Mit zunehmender Höhe werden die Zehnerkilometer lange und viele hun- allem durch die initialen Eisbedeckun- standen große, aber flachere Seen, da Täler kleiner und auch die Gletscher, derte Meter tiefe Becken ausgeschürft gen entstanden sind, und später nur die Tiefenerosion weniger fokussiert die sie einst durchflossen. Die Tiefen- und das, obwohl die Eisbedeckung nur erweitert wurden, ist ungeklärt. Die war als in den Alpentälern. schürfleistung der Gletscher nimmt während der kältesten Phasen einer flachen Talböden der verfüllten Berei- Aus den besonders flachen sind die mit der Eismächtigkeit ab, bleibt aber Eiszeit gegeben war und wohl nie viel che sind heute wichtige Siedlungs- und größten Moore des zirkumalpinen Rau- lokal in den Oberläufen von Einzugs- mehr als je 10.000 Jahre andauerte. Landwirtschaftsräume und die groben mes entstanden. In Österreich ist das gebieten bedeutsam, wie man an den Sedimente der Füllung, wie Sand und beispielsweise der Ibmer-Weidmoos heute eisfreien und oft wassergefüll- In den so geschaffenen Becken blieben Kies, bedeutende Wasserspeicher und Komplex (Bild ➄ „Ibmer Moor“ ). Noch ten Karbecken erkennen kann. meist Seen zurück. Viele wurde durch wichtiger Rohstoff. bestehende Seen werden kontinuier- Kare können bereits von kleinen den reichlichen Schutt, den die Glet- lich weiter mit Sediment befüllt und Gletschern geschaffen werden. Sie ➄ scher hinterließen, rasch wieder auf- Durch die Verfüllung der Seen (Verlan- viele werden in den nächsten Jahrtau- zeigen auch, in welch tiefen La- gefüllt. Nur sehr große Seen, wie der dung) wurde der Grundstein für die Bil- senden verschwunden sein. gen sich einzelne Gletscher in den Spalt zwischen Fels und beginnendem Gletschern bedingen eine effektive Boden- oder der Genfersee oder Seen dung wichtiger Ökosysteme geschaf- kältesten Phasen der vorangegan- Gletscher (Bergschrund) und kann wie „rückschreitende“ Erosion und fördern abseits der Haupttäler, die nur durch fen, die heute leider weitestgehend Viele könnten aber wiedererstehen und genen Eiszeiten, ganz abseits des durch ein Förderband abtransportiert z.B. die Umwandlung eines Gebirgs- kleinere Flüsse mit verhältnismäßig verschwunden sind: Zum einen für manch neuer könnte auch hinzukom- großen alpinen Eisstromnetzes, bil- werden. Unterhalb des Bergschrundes kammes zu einem scharfen Grat oder geringer Sedimentfracht gespeist Moore, zum anderen für Aulandschaf- men, wenn die Gletscher in der nächs- den konnten. Das östlichste Kar der berührt das Eis die Felswand und kann auch die Bildung von Hörnern, wenn die wurden, bestehen auch noch knapp ten deren Existenz durch die häufige ten Intensivphase der kommenden Alpen ist die „Breite Ries“ am Schnee- durch anfrieren Stücke aus der Wand Erosion von mehreren Seiten ansetzt 20.000 Jahre nach der letztmaligen Überflutung der nun flachen Talböden Eiszeit zum wiederholten Male in tief- berg in Niederösterreich auf etwa lösen. (Bild ➂ „Matterhorn“). Mit fortschreiten- Bedeckung durch die Eismassen. gefördert wurde. gelegene Täler vordringen und die Be- 1.300 m, deren helle Schutthalden Der Gletscher „frisst“ sich also durch der Erosion bleibt eine verhältnismäßig In den kältesten Phasen der voran- cken wieder von ihrer Füllung befreien. an klaren Tagen bis weit über Wien Erosionsprozesse an der Basis und flache Landschaft zurück, wo die glazi- Wunderschöne Beispiele dafür finden gegangenen Eiszeiten, zuletzt vor ca. Ob es allerdings wirklich so weit kommt, hinaus sichtbar sind. oberhalb des Gletschers gleicherma- ale Erosion nur mehr reduziert wirkt. sich z.B. in den vielen Seen des Salz- 20.000 Jahren, flossen Gletscher weit ist keinesfalls sicher, denn der Mensch Kare werden bei entsprechender Ge- kammergutes. (Bild ➁ „Wolfgangsee“ ) ins nördliche Alpenvorland und greift massiv in das Klima ein und die Ehemalige Seen im Inn- und Salzach- ➃ steinsfestigkeit auch häufig von steilen ßen langsam in die dahinterliegende Die höchsten Gipfel, Hörner und viele Felswänden begrenzt. Diese Steilheit Felswand. der höchsten Wände der Alpen befin- von Wänden oberhalb von Gletschereis Die Erosionsleistung hinter diesen Pro- den sich in Bereichen immer noch star- im Nährgebiet wird dadurch gefördert, zessen ist zwar nicht so groß, wie jene ker Vergletscherung, beispielsweise dass die Frostverwitterung bzw. die der Aushobelung der großen Alpentä- im Wallis oder dem Berner Oberland Frost-Tauzyklen etwas oberhalb des Ei- ler, sie ist aber viel stetiger, weil höhere (Bild ➃ „Obergabelhorn“). Sie weisen ses besonders intensiv sind. Lagen naturgemäß häufiger von Glet- nicht nur auf hohe Gesteinsfestigkeit Das Material, das von den Felswänden schern bedeckt sind. hin, sondern auch auf geologisch jun- ➁ herabstürzt, fällt auf das Eis oder in den Frostprozesse mit Unterstützung von ge, tektonische Heraushebung von >> 12 HOCH Hinaus |259 HOCH Hinaus |259 13
HINTERGRÜNDE HINTERGRÜNDE Gesteinsmaterial aus tieferen Abbildungsunterschriften: Krustenteilen, die dem Abtrag durch Gletscher entgegenwirkt. Grafik „CO2 Konzentrationen“ der letzten 800.000 Jahre Ein prominentes Beispiel eines Die letzte knapp 1 Million Jahre war eine Zeitspanne besonders deutlicher Kontraste zwischen Warm- und Kaltphasen. Die CO2 Werte ent- alten Gebirges mit vernach- stammen aus verschiedenen antarktischen Eisbohrkernen und wurden von Lüthi et al. 2008 (doi:10.1038/nature06949) zusammengetragen. Die höchsten Werte markieren die lässigbarer tektonischer Akti- wärmsten Phasen der Warmzeiten. Die tiefsten Werte markieren die kältesten Phasen der vität, aber intensiven Phasen Eiszeiten. Bei diesen glazialen Maxima, wie zuletzt vor 20.000 Jahren, waren die Alpen glazialer Erosion sind die skan- fast vollständig mit Eis bedeckt und nur die östlichsten und südwestlichsten Teile der Alpen dinavischen Kaledoniden. Gla- blieben von einem geschlossenen Eispanzer verschont. Die Abbildung zeigt auch, wie groß der menschliche Einfluss auf das Klima bereits ist: In keiner vorangegangen Warmzeit werden ziale Erosion hat die höheren über 300 ppm CO2 erreicht. Bereiche eingeebnet und nur Heute liegt der Wert bei über 415 ppm, ein Wert wie er wohl zuletzt vor über 5 Millionen Jah- die tiefliegenden Täler wurden ren im Miozän erreicht wurde. ausgeweitet und ausgehobelt: Bild ➀ „Lauterbrunnental“ ausgedehnte Plateauland- Das Lauterbrunnental im Berner Oberland ist ein klassisches U-Tal. Durchfließt ein Gletscher schaften stehen tiefen Fjorden ein ursprünglich nur durch Flusskraft geformtes V-Tal, weitet er dieses auf und tieft es ein. Es gegenüber. entstehen steile Flanken und Becken. Nach dem Wegfallen des glazialen Widerlagers werden die steilen Flanken instabil und anfällig für Massenbewegungen, Schutt reichert sich an den Gletscher bedingen also einer- Hängen an. Im Lauterbrunnental ist der Fels sehr stabil, und zeigt die glazial erzeugte Steil- seits Prozesse, die auf längere heit auch lange nach dem Verschwinden des Eises. Nach dem Abschmelzen entstehen oft Sicht zu einer Versteilung der Seen, die nach der Auffüllung flache Talböden bilden. Landoberfläche führen, ande- rerseits zu einer Verflachung. ➅ Bild ➁ „Wolfgangsee“ Seen abseits der Haupttäler, die von kleineren Flüssen mit geringerer Sedimentfracht ge- Prozesse nach der Eisschmelze speist werden, bestehen auch noch knapp 20.000 Jahre nach der letztmaligen Gletscher- bedeckung. Der Zinkenbach als wichtigster Zubringer des Wolfgangsees zeigt beispielhaft, wie Seen kontinuierlich mit Sediment befüllt werden. Mehr als 15.000 Jahre nach dem Ver- Insbesondere die Alpen sind ein Ge- Auch wenn heute nur mehr ein kleiner schwinden der Gletscher teilt das Sediment des Zinkenbachfächers den See zunehmend in birge, das in der letzten Million Jahre Rest von der einstigen Größe der Al- zwei Teile. Viele Seen werden auf ähnliche Weise in einigen tausenden Jahren verschwunden mehrmals zwischen geringer Verglet- pengletscher geblieben ist, zeigen uns sein. In einer kommenden Eiszeit könnten diese Seen von Gletschern aber wieder ausgeräumt scherung, ähnlich heute, und einem die Landschaftsformen vom Gebirge werden und so den Kreislauf des Werdens und Vergehens von Seen fortführen. Zustand der nahezu vollkommenen bis ins alpine Vorland welche unglaub- Bild ➂ „Matterhorn“ Eisbedeckung, hin- und herschwankte. liche Bedeutung sie für dessen Gestal- Hörner gehören mit zu den spektakulärsten Resultaten von Gebirgsvergletscherung und sind Dieses Hin- und Herschwanken ist mit tung hatten und wie sehr Mensch und Zeugen der einstigen Topographiehöhe umliegender Gebiete. Sie sind das Produkt von inten- einer Änderung der vorherrschenden Natur davon profitiert haben. siver Vergletscherung und begleitenden Frostprozessen. Gletscher bedingen die Ausbildung von steilen Felswänden, die sukzessive abgetragen wer- Erosionsprozesse verbunden und be- Die Wechselwirkungen zwischen plat- den. Zurück bleiben relativ flache Landschaften die nun von Gletschern überflossen und wei- dingt einen dauerhaft instabilen Zu- tentektonischen Prozessen, die die ter abgehobelt werden können. Dieser Kontrast – extreme Steilheit neben verhältnismäßig stand. Wenn Gletscher Täler eintiefen Alpenbildung steuern, und Klima, das flacher Topographie – zeigt das 4.478 m hohe Matterhorn und seine Umgebung eindrucks- und aufweiten, werden Talflanken stei- einen starken Einfluss auf die Erosion voll. ler und stark mechanisch beansprucht. hat, sind in geologischen Zeitdimensi- Bild ➃ „Obergabelhorn“ Mit dem Abschmelzen des Eises und onen komplex und werden noch nicht Bernhard Salcher Das Obergabelhorn (4.063 m) mit dem Gabelhorngletscher in den Walliser Alpen zeigt ein dem Fehlen des Widerlagers werden sehr gut verstanden. noch gletschergefülltes Kar. Tiefer unten zeigen sich die vom Eis jüngst freigegebenen, Studium der Geologie in Wien (1996- diese instabil. Die Folge sind gravitative Hier besteht noch großer Forschungs- polierten Felsen und die scharfen Moränenrücken die die Größe des Gletschers um 1850 2004). Anschließendes Doktorat eben- verraten. Massebewegungen (wie z. B. Bergstür- bedarf, gerade auch um die Konse- dort (2005-2008). Zwischen 2009 und ze, Felsgleitungen, Hangfließen). Berei- quenzen des menschlichen Eingreifens 2012 Postdoktorat an der ETH Zürich. che höherer Instabilität sind wiederum besser einschätzen zu können. Seit 2012 Assistenzprofessor an der Uni anfälliger, auf Klimaveränderungen Die Alpen, das geologisch wohl am Salzburg. Seit der Habilitation 2017 asso- oder tektonische Ereignisse (Erdbeben) besten untersuchte Gebirge der Welt, ziierter Professor mit dem Schwerpunkt Quartärgeologie. Dank des österreichi- Bild ➄ „Moorkomplex des Ibmer-Weidmoos“ mit Massenbewegungen zu reagieren. bieten in ihrer Vielfalt die idealen Be- Das größte Moor Österreich bildete sich nach der Verlandung eines Sees, dessen Becken im Unmittelbar nach dem Abschmelzen dingungen, diese Wechselwirkungen schen Alpenvereins hat der 1978 gebo- Zuge der letzten Vereisung nahe dem Eisrand geschaffen wurde. Es liegt etwa 30 km nörd- rene Wiener schon sehr früh die Chance lich der Alpen und bezeugt, wie weit die Gletscher in den kältesten Phasen der Eiszeiten sind Prozesse der Massenumvertei- zu studieren. bekommen, die Berg- und Gletscherwelt in das Alpenvorland vordrangen. Heute ist es durch menschlichen Eingriff stark verändert. lung am stärksten und nehmen in der der Alpen zu erkunden. Frequenz und Größe der Ereignisse mit Das Interesse an landschaftsprägenden der Zeit ab. Trotzdem, selbst in tiefen Dynamiken inalpiner und polarer Regio- Lagen der Alpen wo der zeitliche Ab- nen hat sich so weiter vertieft. stand zwischen den Eisbedeckungen Bild ➅ „Modell des Salzachtales ohne Sedimentfüllung“ bis zu 100.000 Jahre umfasst, wird die- Im Bereich der Alpenhaupttäler betrug die Eismächtigkeit der Gletscher zum Teil weit se durch Gletscher verursachte Instabi- über 1.000 m. Trotz – geologisch gesehen – zumeist nur relativ kurzer Eisfüllung war die lität möglicherweise über einen langen Tiefenerosion während der Eiszeiten enorm. In den durchs Eis geschaffenen Becken bilde- Zeitraum wirksam bleiben. ten sich nach dem Abschmelzen Seen. Nach der letzten Eisbedeckung vor ca. 20.000 Jahren sind bereits viele von ihnen wieder verfüllt. Das Bild zeigt die Form der Felsoberfläche des Salzachtales (zwischen Golling und der Stadt Salzburg), ohne Sedimentfüllung. Der Fels wurde vermutlich bis auf etwa Meeresniveau erodiert. Modell von J. Pomper mittels Software „Petrel“ (Masterarbeit Universität Salzburg, Betreuer B. Salcher). 14 HOCH Hinaus |259 HOCH Hinaus |259 15
Kurz & Bündig Zwei Lieblings-Rezepute n se re r Wil d n is k ü c h e Nicht alles ist Boulderbar aus Bouldern ist aus den Städten heute nicht mehr wegzudenken. 5 Argumente für das Klettern auf Absprunghöhe. 1 – Bouldern ist niederschwellig Porridge zum Frühstück Wer bouldern will, braucht keinen Master im Seilhandling und auch keine dicke Brieftasche. Bouldern in der Halle kann eigentlich jeder und jede, der/die mit einem gewissen Bewegungshunger ausgestattet ist und ein paar Grundregeln beherzigt. Das Porridge ist bei den Jugendgruppen sehr beliebt, weil es eine Zubereitung: Wasser zum warme, nahrhafte Mahlzeit ist. Von diesem schnell zubereiteten Kochen bringen, Haferflocken 2 – Bouldern ist kommunikativ Muntermacher ist man lange satt, was besonders bei Skitouren aber hinzugeben und aufkochen Bouldern macht unabhängig und geht auch ohne Partner. Bouldern ist kommunikativ, weil es kein stupides Gegeneinander ist auch bei Klettertouren von Vorteil ist. lassen. Restliche Zutaten un- und der Schmäh auf der Boulder-Matte erfahrungsgemäß besser rennt als auf der Psycho-Couch. termischen und gut umrühren 3 – Bouldern ist inklusiv ZUTATEN für 2 Personen bis die Flüssigkeit von den Familienfreundlicher geht selten. Weil das 8A-Problem und das 5B-Problem oft am selben Block liegen, findet ihr im Normalfall Haferflocken (ca. 250 g), Nüsse (nach Belieben), saisonales Obst, Haferflocken aufgenommen immer die „Probleme“, die zu euch passen. Boulderer sind Menschen, die Probleme suchen. Suchen nicht machen! – auf diese Zimt, Wasser, Vollmilch, oder jede andere Art von Milch, Honig zum Süßen wurde. Wenn die Haferflocken Unterscheidung legen wir Wert. gut weich sind, dann ist das Porridge fertig. Mahlzeit! 4 – Bouldern ist komplex Zimt verabreicht dem Gericht nicht nur einen ausgezeichneten Bouldern bringt eine nicht für möglich gehaltene Dynamik in die mitunter heroisch verkeilte Alpindisziplin. Kein Wunder, dass Geschmack, sondern wärmt auch den Körper! manchmal die muskelbepackte Abteilung alt aussieht, wenn es um technisch präzises Steigen oder koordinative Kreativität geht. von Robert Delleske und Judit Schachinger 5 – Bouldern ist spielerisch Bouldern ist die Wiedergeburt des Körpergefühls aus dem Geist der Verrücktheit. Steigt mit einem Lächeln ein, wie Grandmaster Loskot es einmal formulierte und probiert euch aus. Denn runterfallen tun am Ende alle. Dinkelsuppe mit Wildem Thymian Die „boulderbars“ in Salzburg und Wien haben Pionierarbeit geleistet, weil sie vorzeigten, dass es nicht damit getan ist, Den Wilden Thymian, auch als Quendel bezeichnet, findet man auf Zubereitung: Den Quendel auf Pressspanplatten bunte Griffe zu schrauben. Was zählt, ist der stimmige Mix aus Sport- Bar- und Trainingsbetrieb, sonnigen Kalkschuttfluren. Man kann ihn zu einer würzigen Brenn- im Fett andünsten und zusam- der – ganz im Sinne des Boulderns – alle Sinne anspricht. suppe verarbeiten. Ersatzweise kann man auch getrockneten Thymian men mit dem Dinkelmehl hell verwenden. rösten. Mit Wasser aufgießen, Brühwürfel hinein bröckeln, ZUTATEN für 2 Personen umrühren und etwa 15 Minu- 1 kleine Handvoll frischer oder getrockneter Wilder Thymian, ein gehäufter ten kochen. Würzen, vom Feu- EL grob gemahlenes Dinkelmehl oder Dinkelgrieß, Butter oder Öl zum er nehmen und das mit wenig Wasser pastös angerührte Anrösten, zwei Berghäferl (=1 l) Wasser, ein Gemüsebrühwürfel, Salz, Milchpulver dazu geben. Liebstöckel, Ysop, Muskat, Petersilie zum Würzen, ein EL Milchpulver, (getrockneter) Schnittlauch zum Dekorieren Sollte man zufällig auch wilden Schnittlauch gefunden haben (er wächst im Hochgebirge an manchen Orten in feuchteren Mulden), dann wäre die Sache perfekt: kleinschneiden und oben drauf! boulderbar Salzburg von Roland Kals Vermutlich größte Boulderhalle Österreichs! Tastelier täglich geöffnet DAS TASTING ATELIER FÜR auch an Sonn- und Feiertagen It's a matter of taste WEIN UND GENUSS BILDUNG Richard-Kürth-Straße 9 5020 Salzburg Unsere Wein & Genuss Schule ist wieder für Sie da, zusätzlich neu OLIVENÖL & REGIONALE IMMER NEUE nach individuellem 'Private Dining & Drinking' Prinzip. BALSAMICO THEMEN- Telefon: +43 660 11 99 212 WEIN, office@boulderbar.net KURSE Genusseminare ganz exklusiv schon ab zwei Personen, inklusive GIN ABENDE SPIRITUOSEN SEMINAR www.boulderbar.net/salzburg Wein, Häppchen und privater Sommelière ab gesamt € 180. UND PARMESAN LEBENSMITTEL Dazu wöchentlich wechselnde Themen-Workshops im Atelier oder WORKSHOP @boulderbarsalzburg unserem Stadt-Garten auf Voranmeldung. SCHAUMWEIN & WORKSHOPS CHAMPAGNER WEIN SEMINARE @boulderbar_salzburg Tastelier | Reichenhallerstraße 2 | 5020 Salzburg | www.tastelier.at | +43 (0) 680 242 71 75 ABEND 16 HOCH Hinaus |259 HOCH Hinaus |259 17
Live aus dem Vereinsleben Live aus dem Vereinsleben I m Jahr 1970 machten Mit fünf Jeeps gelangten wir auf dem wir später Trotz stundenlangem Schau- seil über den Riss hoch, dann schaufeln. Pro Fahrt können sich neun junge Studen- in halsbrecherischer Fahrt Lager 3 auf 6.700 m feln konnten wir nur ein Zelt folgt ein Quergang, kom- wir ca. 250 kg Nutzlast und ten auf den Weg nach auf der engen, kühn in den Höhe errichten wer- von den Schneemassen be- biniertes Gelände mit Fels, drei Personen befördern, Pakistan. „Auf den Weg ma- Fels gehauenen Jeepstraße den. Die nächsten Tage freien, daher steigen Dietmar Schnee und Eis und drei Me- besser und mehr als mit dem chen“ war damals noch wört- zum 100 km entfernte Ka- sind mit Expeditions- und ich wieder zu Lager 2 ab. ter unter dem Gipfel schlage Floß der Einheimischen. lich zu nehmen. Mit einem palu. alltag ausgefüllt: Las- Der Grat bis zum Gipfelturm ich den letzten Haken. Am 5. August erreichen wir Lastwagen für das ganze Den Fluß Shyok überquer- ten schleppen, Lager ist verwächtet, steil und mit Alle Vier erreichen den wieder Skardu. Nun beginnt Expeditionsgepäck und ei- ten wir mit einem primitiven aufbauen – Höhenträ- Eisbuckeln und eingelager- höchsten Punkt 7.281 m. das 16-tägige Warten, da die nem VW-Bus ging es auf Floß der Einheimischen aus ger haben wir keine. ten Schneebrettern garniert. Nur wenige Minuten sind pakistanische Luftlinie nicht eine abenteuerliche Reise: in aufgeblasenen Tierhäuten Bis jetzt hatten wir Endlich erreichen sie den uns auf dem Gipfel gegönnt, in der Lage ist uns und das dreizehn Tagen und Nächten in vielen Etappen. Dann ging Glück mit dem Wetter, Fuß des 200 m hohen Gip- Nebel, Sturm, Schnee. Die Gepäck nach Rawalpindi zu auf dem Landweg nach Ra- es mit 96 Trägern ins wun- sodass Edi, Gerd und felturmes. Nun macht sich Freude über den Gipfelsieg fliegen. Am 28. August sind walpindi. derschöne Hushe-Valley und Erich zu einem ersten Edi an die Arbeit. Der erste kommt später, jetzt gilt unse- wir endlich in Rawalpindi Natürlich hatten wir ganz of- über eine enge Schlucht in Vorstoß in Richtung Versuch scheitert. Weiter re ganze Konzentration dem und können die Heimreise fiziell um eine Genehmigung das Nangmahtal, das in östli- Gipfel animiert wur- rechts durchreißt ein Risssys- Abstieg. antreten. angesucht – immerhin wa- cher Richtung abzweigt. den, aber mangeln- Am 25. Mai 2020 trafen sich ren wir eine offizielle Alpen- Drei frühere Besteigungs- de Akklimatisation Der K6 wartet heute noch Fred, Heinzl, Erich, Christian vereins-Expedition, die sogar versuche von englischen, und fehlende Ausrüs- und ich in Kremsmünster im vom Bundespräsidenten ver- deutschen und italienischen tung für die extremen auf seine Stiftskeller. Leider konnten abschiedet wurde – aber bis Expeditionen scheiterten alle Schwierigkeiten des Gerd und Edi (Gründer der wir die Genehmigung von an den Schwierigkeiten und Gipfelturmes wären Zweitbesteigung. Bergspechte) beim Aufwär- den pakistanischen Behör- bei einer Trekkingtour, die ein zu großes Risiko ge- men der alten Geschichten den und die Versicherung ich 2005 in dieser Gegend wesen. tem den braunen Granit. Der Ein zweiter Gipfelangriff der nicht mehr dabei sein – sie für unseren Begleitoffizier in unternahm, konnte ich auch Zwei Wochen lang Riss ist leicht überhängend den anderen Kameraden sahen uns vom Himmel aus Händen hatten, dauerte es die Nordseite des K6 zu Ge- Schlechtwetter, zwei und vereist. Technische Klet- das Gipfelerlebnis bringen zu. doch einige Zeit. sicht bekommen: Unmög- K6 Nordwand 2005 Wochen Basislager. terei in über 7.000 m Höhe, sollte konnte leider wegen Charakusa-Valley. Da die Straße nach Skardu lich. Träger bringen uns Reepschnüre ersetzen Tritt- Schlechtwetter nicht verwirk- gesperrt war mussten wir Wir alle waren sehr junge aus dem Tal einige Kilo leitern. Das hat viel Zeit und licht werden. einen Charterflug organisie- Bergsteiger und Kletterer, Marillen herauf. Glücklicher- Kraft gekostet aber damit Am 1. August, nach genau ren, aber endlich am 15. Juni hatten aber bereits Expediti- weise haben wir abgepack- wurde die Tür zum Erfolg ge- sechs Wochen verlassen wir war unser erstes Ziel Skardu onserfahrung und vor allem ten Kartoffelteig dabei und öffnet. Nur nicht mehr heute, das Basislager und erreichen erreicht. eine Reihe der schwierigsten so gibt es auf 4.300 m Höhe es ist zu spät. in zwei Tagen wieder den Westalpentouren bewältigt. 120 Marillenknödel für alle – Am nächsten Tag sitzen wir Shyok. Der Fluss führt nun Am 21. Juni schlugen wir in das baut auf! zu viert am Einstieg zum Gip- Hochwasser und ist ca. 250 4.300 m Höhe unser Basis- 16. Juli 1970: Gerd und Edi felturm. Schneesturm wirbelt m breit. lager auf – direkt vor der eis- wollen heute den Weg zum Wolken von Schneekristallen gepanzerten 2.000 m hohen Gipfel vorbereiten. Gestern vom Gipfel herab, Nebel hüllt Als die Träger ausbezahlt Südwand des K6. sind wir zu viert ins Lager 3 uns ein. In der Nacht hat das werden sollen, fordern Vorläufig sahen wir nur eine gekommen, aber von den Wetter umgeschlagen. Wir sie den doppelten Chance im östlichen Teil der Zelten haben nur die First- steigen weiter, es ist unsere Preis. Als Druckmittel treten Südwand bis hinauf zum spitzen (zum Glück) heraus- letzte Chance. Mit Steigklem- die Fährleute aus Solidari- K6 SO-Grat: 1.500 Meter Matter- geschaut. men arbeiten wir uns am Fix- tät in Streik und verweigern hornnordwandgelän- die Überfahrt nach Kapalu. de die fixe Seilversiche- Lange Verhandlungen schei- 50 Jahre rung erfordern würden. Mit Glück und einer guten Spürnase entdeckten Gerd tern, trotz des Einsatzes un- seres Begleitoffiziers, der in der Zwischenzeit ein echter und ich jedoch bei einem Freund geworden ist. der ersten Erkundigungen Aus zehn Luftmatratzen, Wer oder was ist K6? Der K6 ist ein unbekannter ein 400 m hohes felsdurch- Zeltstangen und Skistöcken setztes Eisrinnensystem, Siebentausender im Karakorum ca. 50 km Luftlinie das auf einen Hängeglet- basteln wir unser Floß. Geru- entfernt von seinem berühmten Nachbarn K2. scher führt und uns an den dert wird mit den Pickeln und Unser selbstgebautes Floss. Beginn des Ostgrates leitet, den aufgesteckten Schnee- von Gerhard Haberl
Berg erleben Berg erleben Freiheit mit Verantwortung doch deutlich zu sehen- Paragleiten ist für viele von Flugschulen in praxisge- natürlich maßgeblich von den, Dachstein. Faulkogel, wohl der Inbegriff von Frei- rechter Art und Weise ver- der Größe und vom Gewicht Ennskraxn, Gosaukamm, heit. Allerdings verhält es mittelt. Ein Paragleitpilot, des Rucksackes ab, den man Tennengebirge, Hochkönig sich hier so, wie bei jeder der sich ohne Ausbildung zuvor rauf geschleppt hat. … sogar der Wilde Kaiser ist Freiheit: je größer sie ist, und Flugschein in der dritten Hier hat sich in den letzten zu sehen. Im Süden natür- desto größer muss auch Dimension bewegt, befindet zehn Jahren enorm viel ge- lich der Alpenkauptkamm. die (Eigen!-)Verantwortung sich nicht in einer Grauzone tan. Die Paragleitausrüstung Hoher Tenn, Wiesbachhorn, sein. – er befindet sich genauso ist nicht nur sicherer son- Großglockner, Sonnblick, In 3.000 Meter Höhe mit in einer tiefschwarzen Zone, dern auch leichter gewor- von Hartmut Dörschlag Hochalmspitz … Die schöns- 1.000 Meter Luft unter den wie ein Autofahrer ohne den: Paragleiter, Gurt und ten Berge, die unsere Hei- Sohlen hat man keinen Führerschein. Rettungsschirm sind deut- S chön langsam wird Flanke zwischen Gründegg mat zu bieten hat, liegen wie mehr, der einem Ratschläge Der Weg in die Freiheit führt lich unter vier Kilogramm zu mir kalt. Ich schaue und Penkkopf dreht er sich auf einem Präsentierteller erteilen kann. Ähnlich ver- demnach über eine Flug- haben. runter zu meinen hoch. Ich starte kurz nach vor mir. hält es sich, wenn man beim schule (in unserem Fall wohl Füßen, die nackt und frei ihm … und natürlich geht es Was für ein Geschenk, so et- Klettern zehn Meter über entweder über die Flugschu- Zwei Wochen nachdem ich in der Luft baumeln. Der erst einmal runter. Auf ein- was in dieser Form sehen zu dem letzten Haken steht le Salzburg in Mattsee oder auf Penkkopf und Gründ- nächste Blick geht noch tie- mal aber beginnt das Vario können. Nun fliege ich auch und einem schön langsam über Austriafly in Werfen- egg runter geschaut habe, fer, rund 1.000 Meter unter in höheren Tönen zu piep- rüber zur Ennskraxn. Die die Ideen ausgehen. Auch weng). möchte ich endlich auch auf mich, zum Penkkopf. Mir ist sen: 1 m/s aufwärts, 2 m/s Talüberquerung kostet mich hier sind Freiheit und Ver- Man sollte sich Zeit für diese die Ennskraxn runter schau- nach einem Freudensprung, aufwärts – und das, ohne mehr als 1.000 Höhenme- antwortung sehr eng mitei- Sache nehmen. Nach ersten en. Aber die Ennskraxn ist was aber keine so gute Idee dass ich wie verrückt herum ter. Ich versuche noch etwas nander verknüpft. Hüpfern am Übungshang, alles andere als ein Flug- wäre: Sieben Meter über gebeutelt werde. Höhe aufzubauen. Ein bissl fehlen zum Flugschein noch berg. Die oberen 500 Meter mir hält mich nur ein etwas Ich versuche, die Thermik zu was geht noch, aber bis zum In den 80-iger Jahren, am 40 Höhenflüge, eine theore- sind Geröll. Keine Möglich- „besseres Plastiksackerl“ in zentrieren. Es ist wohl mehr Gipfel reicht es dann doch Beginn der österreichischen tische sowie eine praktische keit von dort zu starten – für der Luft, dazwischen etliche dem Glück, als der Erfah- nicht. Aber egal, der Flug Paragleit-Geschichte, ging Prüfung. mich zumindest nicht. Aber ein bis zwei Millimeter dicke rung zuzuschreiben, dass es war wirklich einzigartig und es noch recht hemdsärme- Und dann heißt es, Erfahrun- bei meinem Flug vor zwei Leinen, die mich mit dem mich nicht wieder raus wirft alles Weitere wäre ohnedies lig zu. Nicht nur, dass man gen sammeln. Wenn man als Wochen habe ich etwas ge- Paragleiter verbinden. aus dem Thermik-Schlauch. eine Zugabe. 15 Minuten von einem Freund halt ein- „Bergflieger“ (also als Berg- sehen: Barfuß geht es rauf Vor 30 Minuten bin ich am Ich schaue auf das Vario: später landen Hubert und fach mitgenommen wurde steiger, der das Bergsteigen auf die Kraxn und weiter Gründegg auf ca. 2.100 2.200 Meter! Ja, Startüber- ich, mit einem breiten Grin- („rechts ziehen, rechts flie- mit dem Fliegen verbinden zum Kraxnkogel. Auf der Meter gestartet, jetzt bin höhung! Und es geht weiter sen im Gesicht, Flügel an gen; links ziehen, links flie- will) erstmals ganz alleine Rückseite dann über eine ich auf über 3.000 Meter. aufwärts. Hubert ist viel- Flügel, vor seinem Haus. gen – ist ja ganz einfach“), auf einem alpinen Startplatz steile Flanke runter Rich- Hubert, mein Freund, heu- leicht 200 Meter über mir es fehlten auch die Informa- steht, dann ist das ein etwas tung Faulkogel. ÜBER ALLE BERGE tiger Begleiter und so etwas etwas taleinwärts. Bei mir tionen, die von den ersten mulmiges Gefühl. Kein Flug- MIT DER FALUDRIGA JACKE – DEM LEICHTGEWICHT wie ein Local hier in Kleinarl, werden es 2.500, 2.600 und Piloten dann oft schmerz- lehrer, der sagt „jetzt passts“ Und da ist sie: eine geneig- MIT 150 GRAMM hat ein paar Minuten vor mir schließlich 3.000 Meter! haft erlebt wurden, um die auch kein „Vorflieger“, den te Wiese Richtung Süden. abgehoben. Hubert ist nun weit unter Erkenntnisse der Nachwelt man beobachten könnte. Die Luft strömt sanft von Es würde so sein wie immer, mir und fliegt rüber zur weiter zu geben. Man entscheidet selbst, unten herauf. Ideal! Ich lege das war mir schon vor dem Ennskraxn. Seit einiger Zeit Das bezieht sich einerseits wann und ob man startet. meinen Schirm auf, montie- Start klar: Er würde eine bin ich nicht nur beim Berg- auf das Verhalten dieser Zum verantwortungsvol- re meine Verfolgerkamera schöne Thermik erwischen steigen, sondern auch beim Fluggeräte und andererseits len Fliegen gehört übrigens (höchste Zeit, wieder mal und sich immer weiter hoch Paragleiten barfuß unter- auf fehlende Erkenntnisse auch die Größe, sich fürs einen Film zu drehen) und schrauben, ich würde „ver- wegs. bezüglich Thermik, Wind rechtzeitige Runtergehen starte raus. 20 Minuten spä- hungern“ und mit etwas Daher auch das zugige Ge- und Wetter. zu entscheiden, entwe- ter schaue ich runter auf Skinfit Shop Salzburg Glück einen schönen Gleit- fühl an meinen Füßen. Ein- Diese Pionierzeiten sind der weil die Verhältnis- die Kraxn und rüber zum Vogelweiderstraße 48 | 5020 Salzburg flug zustande bringen. mal drehe ich noch auf, bis endgültig vorbei. Die ge- se nicht passen oder weil Gründegg. Mo – Fr 10.00 – 18.00 Uhr | Sa 9.00 – 13.00 Uhr Tatsächlich hat Hubert einen knapp 3.100 Meter. Höhen- wonnenen Erkenntnisse man einfach nicht in der Ja, es hat schon was, das Thermikbart erwischt. An mäßig bin ich nun über dem, sind in Büchern nachzulesen Lage ist, sie einzuschätzen. Fliegen. www.skinfit.at der sonnenbeschienenen zwar weit entfernten, aber und werden insbesondere Diese Entscheidung hängt 20 HOCH Hinaus |259 HOCH Hinaus |259 21
FRAUEN IM ALPENVEREIN SALZBURG FRAUEN IM ALPENVEREIN SALZBURG Zenzi Bruckbauer Tourenführerin, Leiterin der Wochentagsgruppe, Ausbildnerin für Skitechnik im Gelände Sybille Kalas Diplombiologin, Zusatzqualifikation Erlebnis- NATÜRLICH – HERZLICH – AKTIV – STARK Besonderes Alpenvereins-Erlebnis: Ich war Seilschaftsführerin bei einer Hochtour am Ort- pädagogik (ÖAV), Referentin im Bundeslehr- team Jugend und für die Alpenverein Akademie ler von Franz Pühringer mit 18 Teilnehmern. Es war ein zu den Themen „mit Kindern unterwegs“, überwältigendes Gipfelglück für alle, trotz Megastau an Interviews & Fotos: Nicole Muigg Was sind deine Tätigkeiten und woran Erzähl uns ein besonderes Ereignis aus „Ökologie“, „Landart“, „Vielfalt bewegt! Alpen- der Kletterstelle/Nordgrat! Die Felspassage im Abstieg hast du am meisten Spaß? deiner Zeit beim Alpenverein! verein von Jung bis Alt“. Beauftragte für versicherte Franz durchgehend mit Fixseilen, die ich als Als Vorstandsmitglied leite ich, gemein- Vor einiger Zeit erhielt ich eine sehr Kinder und Familien, Mutter, Großmutter, letzte abmontierte. sam mit meinen tollen Kollegen und berührende Nachricht von einer neugierig draußen unterwegs Als ich sie aufgenommen hatte, stand ich mit den drei Kolleginnen, den Verein und vertrete SOS-Kinderdorf-Gruppe, die sich über Seilen allein da, erhielt aber nach lauten Rufen gleich Was macht dir an Deinen Tätigkeiten am dabei vorrangig die Jugend. Im Spezi- Aktivitäten im Alpenverein und auch Unterstützung. Es war eine gelungene erste Hochtour, ein- meisten Spaß? ellen ist man als Jugendteamleiterin die Kosten erkundigte. Ich konnte L drucksvoll, erlebnisreich und für immer in meinem Kopf! Ich bin gern mit begeisterten, neugierigen iebe Judit, stell dich bitte kurz allerdings sehr wenig dort, wo die AVJ selbst und eigenmächtig entscheiden, Menschen jeden Alters unterwegs! vor! eigentlich unterwegs ist. Ich sitze für dass wir die Kinder kostenlos in unse- Was macht Dir am meisten Spaß? Ich heiße Judit Schachinger und die zahlreichen organisatorischen Auf- ren nächsten Kurs mit aufnehmen. Das Die Gemeinschaft und Freude, wenn die geplanten bin 25 Jahre. Geboren und aufge- gaben viel vor dem Laptop, freue mich Gefühl, etwas „Gutes“ getan zu haben, Touren unfallfrei, anspruchsvoll, und lawinensicher Judith Waizenegger wachsen im Mühlviertel, hat mich das immer auf den wöchentlichen Besuch und dass wir im Alpenverein auch im gewählt werden, alle Teilnehmer zufrieden sind Gruppenleiterin EXEN Inklusive und Steinyetis/Zorillas Studium (Medizinische Biologie) nach in der Geschäftsstelle, bei dem alles inklusiven Bereich sehr engagiert sind, und sich auf die nächste Tour freuen! Salzburg gebracht. Aktuell schreibe ich Mögliche besprochen und erledigt wird. bestätigt mich immer wieder, dass Was sind die Tätigkeiten in deiner Funktion? an meiner Masterarbeit und arbeite Es macht mir großen Spaß, Projekte zu meine damalige Entscheidung für den Kinder und Jugendliche für das Klettern, Bouldern und Bewegung zudem im Labor an der Paracelsus- initiieren und Ideen umzusetzen. Es Alpenverein Salzburg die richtige war. an sich zu motivieren. Die Einheiten so zu gestalten, dass die Kids Privatuniversität. liegt mir sehr am Herzen, dass ich die Spaß haben und zufrieden wieder in den Alltag gehen. Planung Mit welchen ab- des Gruppenbetriebs, Termine konzipieren, Festlegung von (Lern-) Zielen. Das alles passiert in Zusammenarbeit mit dem gesamten Wie bist du zum Judit Schachinger Jugendteamleiterin im Vorstand schließenden Wor- Alpenverein ten möchtest du Team von Betreuerinnen und Betreuern. gekommen? des Alpenvereins Salzburg stellt sich uns vor andere Menschen Die „Alpen- und gewährt uns einen persönlichen Einblick zu einer ehrenamt- Wie vereinbarst du Job, Familie & deine ehrenamtliche Tätigkeit? vereinsluft“ lichen Funktion Ich sehe meine AV-Zeit v.a. während der Woche abends. Tagsüber in ihre Welt als Frau beim Alpenverein Salzburg schnupperte ich bewegen? ist auch bei mir „Alltag“. Die Wochenenden verbringe ich einfach zu 2013 zum ers- Die gemeinschaft- gerne privat am Berg. ten Mal bei einem Sommerpraktikum, Neuzugänge im Jugendteam persön- lichen Tätigkeiten erfüllen und berei- das damals vom Alpenverein angebo- lich kennenlerne (und umgekehrt) chern den gesamten Lebensbereich! ten wurde. Mir war es immer schon und dass es meinem rund 50-köpfigen Was gibt es Schöneres als täglich zufrie- Nina Pliberschnig ein Anliegen, jungen Menschen für ihr Jugendteam bei ihrer Tätigkeit gut den und mit einem Lächeln einzuschla- Jugendteam Leben was mitzugeben. Ich habe da- geht. Einmal im Jahr leite ich ein Klet- fen? Ehrenamt ist so etwas Cooles!! Wie bist du zu deiner Funktion beim Alpenverein nach noch mehrere Camps mitbetreut tercamp. Die Zeit mit kleinen Menschen gekommen? und hier in Salzburg habe ich zu Beginn führt mir immer wieder vor Augen, Ich bin durch einen Freund darauf aufmerksam geworden eine Klettergruppe unterstützt. warum ich hier richtig bin und dass das und Judit`s Energie hat mich angesteckt. Seither Circa zwei Jahre später habe ich dann alles einen Sinn macht. unterstütze ich sie und das Jugendteam bei Kletter-, die Gruppenleitung übernommen. Maria Martl Kinder- oder anderen Veranstaltungen. Schließlich wurde die Stelle der Jugend- Das klingt nach einer Menge Arbeit Instruktor Wandern & Schneeschuhwandern teamleiterin frei und nach gründlicher – Wie schaffst du es, das alles unter Motiviere mit ein paar Wörtern andere, sich Überlegung nahm ich diese verantwor- einen Hut zu bekommen? ehrenamtlich beim AV zu betätigen: Wie vereinbarst du Job, Familie & deine tungsvolle Aufgabe an. Ein gutes und konsequentes Zeitma- Es ist Zeit, Begegnungs- und Bewegungsmöglichkeit für ehrenamtliche Tätigkeit? Nicht zuletzt, weil sich die Werte des nagement ist wichtig! Ebenso eine ALLE Menschen zu schaffen. Alleine kommt man dabei Als Motto gilt: Alles geht, wenn man nur will! Alpenvereins mit meinen persönlichen hohe Einsatzbereitschaft. Aber, ich bin nicht weit! Durch Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe Motiviere mit ein paar Wörtern andere, sich recht gut decken, sondern auch weil draufgekommen, dass genau diese können wir viel erreichen! Sei dabei und hilf mit, die Welt ehrenamtlich beim AV zu betätigen: ich dem näher komme, was ich aus Vielfältigkeit meiner Aufgaben der inklusiv zu gestalten! Es ist großartig zu sehen, wenn z. B. Ehrenamt heißt auch „Verantwortung“. Frauen sind Leidenschaft gerne mache: Menschen beste Ausgleich ist. Jede Tätigkeit (ob Personen, die normal im Rollstuhl sitzen, eine Kletter- genauso befähigt und werden auch anerkannt. Ausbil- (jeglichen Alters) kennenlernen und Job, Masterarbeit, Alpenverein oder wand hochklettern. Es sind diese besonderen Momente dungskurse sind wichtig, um Menschen gut und sicher mit ihnen zusammenzuarbeiten, sich meine Freizeit) gibt mir Energie für die in denen bewiesen wird, was alles möglich ist. betreuen zu können und es stärkt auch die eigene für Dinge einsetzten, für die man selbst nächste. Wird es mir einmal zu viel, Sicherheit. Vorbilder für Frauenpower gibt es genug! brennt, und den Bergsport mit Gleich- dann zieht es mich heim ins Mühlvier- gesinnten ausüben in der wunderbaren tel, zu meiner lieben Familie. Dort kann Natur. ich am besten Abstand gewinnen. Foto: Marco Helpferer Alle Interviews sind in voller Länge auf unserer Webseite www.alpenverein-salzburg.at nachzulesen 22 HOCH Hinaus |259 HOCH Hinaus |259 23
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