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WINTER 2019/20 Gut, dass wir uns haben! Perfekt beleuchtet Hammer Baum Wenn aus Nachbarn Einrichtungstipps rund um Das Richtfest ist gefeiert – Freunde werden Licht und Lampen es gibt noch freie Wohnungen
Liebe Mitglieder, das ganze Leben ist ein Prozess und Veränderung gehört unbedingt dazu. Dass sich D inge weiterentwickeln, liegt in I N H A LT der Natur der Sache. Wir bauen heute 3 Richtfest Hammer Baum Besonderer Bau, besondere Feier anders als vor h undert Jahren. Wir richten uns anders ein und unsere Arbeitsplätze 6 Stadtentwicklung Grünflächen vs. Wohnraum sehen anders aus. Und das ist gut so, denn in 7 Aktuelles vielen Bereichen des Alltags ist Stillstand Brandschutz, Wintervögel, E-Scooter Rückschritt. 8 Sauberes Trinkwasser Forschungsprojekt Ultrafiltration Und so war es wieder einmal an der Zeit, un- 9 Aktuelles serem Mitgliedermagazin „bei uns“ ein wenig Tiefgaragenstellplätze, Anlagen-Jubiläen frischen Wind einzuhauchen. Sie finden in 10 CO2-neutral wohnen dieser Ausgabe neben einer neuen Gestaltung Ist das möglich? auch einige neue Inhalte und Rubriken. Wir 12 Aus Nachbarn werden Freunde Mitglieder berichten möchten Sie damit informieren und unterhal- ten gleichermaßen. Das Ergebnis halten Sie in 16 Gemeinsam ins Alte Land So schön war unser Ausflug den Händen – oder Sie lesen es auf Ihrem 18 Aktuelles Tablet oder Smartphone, denn auch diese Jubiläen, Minisolaranlagen, Bertini-Preis Funktion haben wir zeitgemäßer gestaltet. 20 Interview mit Anjes Tjarks Chef der Grünen-Bürgerschaftsfraktion Gefällt es Ihnen? Lassen Sie es uns wissen und 22 CRES-Studie 2019 haben Sie viel Freude mit diesem Heft! Hamburger Mieten im Vergleich 23 Schlafen Sie gut! Ein Ratgeber für entspannte Nächte IN D HEF T ER 24 Perfekt beleuchtet M E XKL IT TE: Ihr Wohnraum ins rechte Licht gesetzt USIV RABA E COU TT- PON S 28 Ausflüge und Veranstaltungen Wir haben viel mit Ihnen vor 36 Mensch, Kinners! Die Kinderseite Monika Böhm Vorstandsmitglied 37 Hamburg erleben Freizeit-Tipps Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien Rätsel Foto: Jochen Quast 38 schöne Weihnachtstage und einen gesunden und Musical-Tickets gewinnen glücklichen Start ins neue Jahr. 39 Kochrezept, Impressum
3 R I C H T F E ST H A M M E R B A U M Alles andere als typisch Hamburger vom Grill und Songs von Cat Stevens und Johnny Cash: So feierten wir im September unser Richtfest im Hammer Baum. Eher untypisch, passte aber perfekt. Schließlich ist auch unser Neubau nicht ganz typisch für unsere 1904. Text: Ewelina v. Lewartowski-Jansen, Fotos: Hermann Jansen Bausenatorin Frau Dr. Dorothee Stapelfeldt mit unserem Vorstand Monika Böhm und Holger Westphal sowie dem Polier René Pluqett nach den Richtreden. WINTER 2019/20
4 Hamburger vom Grill, Songs von Johnny Cash Unser Richtfest am Hammer Baum feierten wir – passend zum Pro- jekt – eher untypisch. W as ist eigentlich typisch 1904? Großzügig geschnittene Woh- nungen mit Balkonen und Ter- rassen. Eine überdurchschnitt- lich gute Ausstattung mit Auf- zügen, Einbauküchen, schicken Bädern, Glasfaser anschluss und neuerdings auch Corner-Heizungen (Strahlungsheizung an der Decke). Eine wohldurch- dachte Gebäudetechnik, die Energieressourcen und den Geldbeutel schont – zum Beispiel mit einer Pho- tovoltaikanlage für die Produktion von Mieterstrom. Und nicht zuletzt: bezahlbare Nutzungsgebühren. Nun, all das bietet unser Neubau im Hammer Baum auch. Trotzdem ist das Projekt untypisch für unsere Genossenschaft. Denn: „Erstmals in unserer über 100-jährigen Geschichte haben wir ein Be- Ein Prosit auf den Neubau Bausenatorin Dr. Dorothee standsgebäude abgerissen“, erklärte Vorstandsmit- Stapelfeldt (links) und glied Monika Böhm in ihrer Festrede den rund 180 Vorstandsmitglied Monika Gästen beim Richtfest. Böhm. Üblicherweise wird das gern verschwiegen. Wir machen kein Hehl daraus. Nicht jedes alte Gebäude ist erhaltenswert. Unsere alte Wohnanlage am Ham- mer Baum ist dafür eins der besten Beispiele. Zum Teil noch aus Trümmerteilen erbaut, war die Bausub- stanz nach knapp 60 Jahren weitgehend marode. WINTER 2019/20
5 „Ich freue mich sehr über das uneigennützige Engagement Ihrer Genossenschaft.“ BAUSENATORIN DR. DOROTHEE STAPELFELDT Eine Sanierung hätte weitaus mehr Kosten verursacht mehr Regularien“, gab Monika Böhm bereits auf dem als Nutzen gebracht. Deshalb entschieden wir uns in Richtfest zu bedenken. „Das ist ein Zielkonflikt, der Abstimmung mit unseren dort lebenden Mitgliedern das Wohnen immer teurer macht und den man nicht schon vor über zehn Jahren, das Haus abzureißen. aushebeln kann.“ Das neue Gebäude sollte nicht nur aufgrund der Wohnung Zugleich bestärkte sie die Senatorin aber und Baumaterialien deutlich länger bewohnbar bleiben. „Wir sucht dankte ihr dafür, dass sie sich gegen die Einführung bauen hier 61 großzügig geschnittene Familienwoh- nungen und 8 barrierefreie 2-Zimmer-Wohnungen“, so Familie eines Mietendeckels in Hamburg eingesetzt hatte: „Bleiben Sie weiter so hartnäckig, auch gegenüber Monika Böhm. Also Wohnungen, die in Hamm stark Für unseren Neubau Ihrem Koalitionspartner, und kämpfen Sie für das nachgefragt werden, aber kaum vorhanden sind. „Hier am Hammer Baum Bündnis für das Wohnen. Sie sind auf dem richtigen leben zwar viele jüngere Leute und junge Paare. Aber nehmen wir gerne Weg für das bezahlbare Wohnen, und wir Genossen- sobald Nachwuchs geplant ist, ziehen sie weg, weil es noch Bewerbungen schaften stehen an Ihrer Seite.“ hier fast nur kleine Wohnungen gibt.“ Ein Manko, das von Mitgliedern Nur wenige Wochen später hat sich die Situation früher oder später zur Überalterung des Stadtteils füh- entgegen. Voraus- grundlegend verändert. Immer mehr Bundespolitiker ren wird. setzung ist, dass fordern einen Mietendeckel für ganz Deutschland. Um das zu verhindern, haben wir den Neubau ganz sie im Besitz eines Und die Grundsteuer ist ebenfalls noch in der bewusst vorwiegend familiengerecht konzipiert. Sprich: Wohnberechti- Schwebe. Monika Böhm: „Bei dieser Entwicklung mit Grundrissen von 75 bis 105 Quadratmeter Wohn gungsscheines im überlegen wir ernsthaft, ob wir unsere nächsten fläche und – völlig aus freien Stücken – zu 100 Prozent 1. oder 2. Förderweg Projekte auf Eis legen sollten. Denn das Bauen ist öffentlich gefördert und das ohne Vorgaben der Stadt. sind. Interessierte nicht nur extrem teuer geworden. Wird der Mie- Wobei wir sowohl Wohnungen im ersten als auch im melden sich bitte bei tendeckel tatsächlich bundesweit eingeführt und zweiten Förderweg anbieten. Monika Böhm: „So haben Daniela Martinez un- die Grundsteuer nicht an Hamburger Verhältnisse Familien mit kleinen und mit mittleren Einkommen die ter Tel. 040 423008- angepasst, wird das Bauen zum existenzbedro- Chance, hier ein schönes und bezahlbares Zuhause zu 51 oder per Mail an henden Verlustgeschäft. Besonders für uns Genos- finden.“ martinez@1904.de senschaften.“ Das macht Hamburg sozial gerecht und lebenswert Ein Konzept, das Bausenatorin Dr. Dorothee Stapel- feldt nicht nur ausgesprochen gut gefiel. In ihrem Gruß- wort hob sie auch die Bedeutung solcher Projekte her- vor. Für sie sei es „ein Beweis für die Verlässlichkeit“ unserer 1904. „Sie leisten einen wichtigen Beitrag für eine sozial gerechte und lebenswerte Metropole, und ich freue mich sehr über das dauerhafte und das wirk- lich sehr uneigennützige Engagement Ihrer Genossen- schaft.“ Inzwischen ist es jedoch fraglich, ob wir tatsächlich auf Dauer solche Projekte noch realisieren können. „Grundsteuer, Mietpreisbremse, Erbbaurechte: Der Staat will günstige Mieten, aber gleichzeitig entstehen immer WINTER 2019/20
6 Z U K U N F T S F R AG E N Stadtentwicklung Was ist wichtiger: Wohnungen oder Grünflächen? So soll Hamburg Grüne Großstadt grün Mit rund 310 m2 Grünfläche pro bleiben Einwohner ist IM FRÜHJAHR 2019 Hamburg Spitzen- verabschiedete die reiter unter den deutschen Hamburger Bürger- Metropolen. schaft einen 20-Punkte-Plan für den Naturschutz und das Wachstum der Stadt. Die Eck- punkte: Zehn Pro- zent der Landesflä- che werden unter Naturschutz gestellt. Der Anteil der Land- schaftsschutzge- biete soll auf 18,9 Prozent fixiert wer- Sollten für neue Wohnungen Grünflächen geop- Naturschutzbund, der Hamburgs Grün erhalten soll. den, die Flächen des fert werden? Im Mai entschied die Bürgerschaft: Das macht die Sache aber nicht wirklich einfacher, Biotopverbundes nein! Hamburgs Bürger sind sich da nicht so einig. im Gegenteil. „Es ist ein Zielkonflikt, der eigentlich auf 23,2 Prozent. Was ist den Hamburgern wichtiger: mehr bezahl- nicht auflösbar ist“, sagt Wandsbeks Bezirksamtsleiter barer Wohnraum oder der Erhalt von Grünflächen? Thomas Ritzenhoff. WIRD EIN TEIL In dieser Frage sind sie tief gespalten. Das zeigt eine Ihm ist wichtig, dass die Quartiere gut durch- DIESER FLÄCHEN repräsentative Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung, mischt bleiben.: „Jeder soll möglichst in dem Stadtteil BEBAUT, muss an die im September veröffentlicht wurde. 46 Prozent wohnen können, den er sich wünscht.“ Das Problem: anderer Stelle eine der Befragten würden auf Grünflächen verzichten, In Hamburg sind Grundstücke nur begrenzt verfüg- gleich große Fläche wenn dafür mehr Wohnungen gebaut werden. 41 bar. Ritzenhoff: „Deshalb wird es immer Grünflächen ausgewiesen werden Prozent sind strikt dagegen. Sie meinen, dass keine geben, die bebaut werden.“ Wobei er noch nicht – zwingend inner- weiteren Grünflächen geopfert werden dürfen. einmal Großprojekte im Sinn hat: „Wir haben zahl- halb von Hamburgs „Auch wenn das bedeuten kann, dass Wohnungen reiche Erben von Einzelhäusern, die auf ihrem Grund- Landesgrenzen. knapp sind und Mieten steigen“, heißt es in der Stu- stück ein zweites Haus bauen wollen.“ die. Ein zweites Paris will der Bezirksamtschef an der Text: Ewelina von Lewartowski-Jansen, Fotos: iStock WEITERHIN SOLL Ein Dilemma. Denn generell sieht die Mehrheit Elbe nicht entstehen sehen: „Ganze Grünzüge dürfen die Qualität der Na- den Wohnungsbau als Zukunftsthema Nummer eins. hier nicht angetastet werden.“ Seine Strategie: „Für tur verbessert wer- Auch dass Hamburg wächst, sei gut, sagen 69 Prozent den Wohnungsbau suchen wir nach Flächen, die den, zum Beispiel der Befragten – selbst die Mehrheit derjenigen, die schon versiegelt sind. Zum Beispiel große Einzelhan- durch das Anlegen Grünflächen erhalten wollen. Die Frage ist also: Wie delsflächen, die aufgestockt werden können.“ von Blühwiesen in bekommt man Wohnungsbau und Naturschutz un- Trotzdem bleibt es ein Spagat. Thomas Ritzen- Parks und Renaturie- ter einen Hut? hoff: „Wahrscheinlich wird es immer Proteste gegen rungen von Bächen. Grundsätzlich ist die Frage geklärt. Im Mai schloss Bauprojekte geben. Unsere Aufgabe ist es, eine ge- die Hamburger Bürgerschaft einen Vertrag mit dem meinsame Basis mit allen Beteiligten zu finden.“ WINTER 2019/20
7 STA DT N AT U R G U T E R R AT Alle Vögel sind schon Sicher feiern da? Leider nicht. Bei Brandschutz an Silvester der letzten Stunde der Wintervögel, der jähr- lichen Vogel-Zähl-Aktion des NABU Hamburg, kam ein bedenklicher Rückgang der Hambur- dürfen auch nicht ger Amselpopulation Bitte die verkauft werden. ans Licht. Wachsend hingegen ist der Bestand Zeiten einhalten Verwenden Sie bitte Geknallt werden darf ausschließlich original der Buntspechte (Foto). Vom 10. bis zum 12. ausschließlich von verpackte Produkte mit Januar können Sie mithelfen, in Gärten und abends um 18 Uhr am diesen Angaben. Parks die Anzahl und Art der gesichteten Vögel 31. Dezember bis 1 Uhr morgens am 1. Januar. Auf die zu dokumentieren. Aus den bundesweiten Straße gehen Ergebnissen ergibt sich ein sehr detailliertes Bild Vorbereitet sein Dass es strengstens davon, wie es um unsere Wintervögel bestellt ist. Wappnen Sie sich untersagt ist, in gegen Irrläufer, indem Treppenhäusern, aus Teilnahmebögen zum Download, Online-Formulare und Hinweise zur Sie vor dem Silvester dem Fenster oder vom Zuordnung der Arten gibt es unter www.nabu.de abend alle Fenster und Balkon aus Raketen (Balkon-)Türen abzuschießen, versteht verschließen, außerdem sich von selbst. Dachluken und -fenster, Dennoch Jahr für Jahr Lüftungsklappen, eine der häufigsten E L E K T RO - RO L L E R Kellertüren und Brandursachen an Garagentore. Silvester: Feuerwerks- körper, die unter Anleitungen Dachüberständen, lesen Carports und Balkonen gezündet wurden. Ein Versehen, das Halten Sie also bitte immer wieder passiert: unbedingt einen Böller für draußen ausreichenden werden für Tischfeuer- Sicherheitsabstand zum werk gehalten. Werfen Völlig von der Rolle? Sie also sicherheitshal- ber vor dem Feiern nächsten Gebäude, gehen Sie bis an die Straße oder die nächste Warum Angst vor E-Scootern berechtigt ist noch einmal einen Kreuzung. Empfohlen genauen Blick auf die wird ein Sicherheitsab- Rund 9.000 Fahrten per Elektro-Roller finden täglich in Hamburg statt. Die Verpackungsangabe. stand von 200 Metern flink dahingleitenden Gefährte gehören seit vergangenem Juli zum Stadtbild. Für den Privatgebrauch zum nächsten Haus. Eine repräsentative Umfrage der Online-Plattform ScooterExperten.de hat zulässig sind übrigens nun ergeben, dass die Roller jene Fahrzeuge sind, vor denen Fußgänger am ausschließlich meisten Angst haben – mehr noch als vor Autos. Im Gegenzug geben 36 Pro- Feuerwerkskörper der Am nächsten Tag zent der E-Scooter-Nutzer an, auch alkoholisiert zu fahren. Derweil meldet Klassen I (Feuerwerks- Für Ihren Silvester-Abfall Fotos: NABU/F.Derer, iStock die Hamburger Polizei, dass der häufigste Verkehrsverstoß auf den Rollern spielwaren) und II sind Sie selbst verant- das Fahren unter Alkoholeinfluss sei, während die Hamburger Kliniken seit Ein- (Kleinfeuerwerk). wortlich. Bitte ent- führung der Mietfahrzeuge einen eklatanten Anstieg der Operationen nach Klasse III (Mittelfeuer- fernen Sie ihn am Rollerunfällen verzeichnen. Die Angst ist also berechtigt und strengere Regle- werk) und IV (Großfeu- Neujahrstag. Vielen mentierungen wie Helmpflicht und Alkoholverbot sind überfällig. erwerk) sind tabu und Dank! WINTER 2019/20
8 F O R S C H U N G S P RO J E K T B E I U N S E R E R 1 9 0 4 Ultrafilter gegen Legionellen Ultrafiltrationsanlage „Phoenix GT 1“ der Firma Seccua, wie sie in unserer Wohnanla- ge im Sievekingdamm eingebaut wird. D ie aktuelle Trinkwasserverordnung verpflichtet unsere Legionellen sind ein natürlicher Bestandteil des Bodens, sie kommen Genossenschaft, in ausgewählten Wohnanlagen alle in natürlichen Gewässern und damit auch überall in der Wasserver- drei Jahre eine Untersuchung des Trinkwassers auf sorgung vor. Von dort werden sie in die Leitungsnetze unserer Ge- Legionellen durchzuführen. Im Rahmen der in diesem bäude gespült. Legionellen leben von toten Bakterien, brauchen also Jahr durchgeführten Untersuchung wurde in circa ständig Nachschub aus dem Stadtnetz. Bei der Filtration werden 1,5 Prozent der Proben eine Legionellenkonzentration gefunden, die diese Legionellen und weitere Fremdstoffe bereits am Hauseingang über dem Grenzwert liegt. aus dem Wasser entfernt. Dadurch wird den Legionellen in der Trink- Bei der Auswertung der Analyseergebnisse der betroffenen Wohn- wasseranlage unseres Gebäudes die Lebensgrundlage entzogen. anlagen haben wir festgestellt, dass alle Befunde innerhalb der vom Als zweites Ziel wird angestrebt, die Temperaturen des warmen Nutzer beeinflussten Bereiche lagen. Die im Einflussbereich der Genos- Wassers von aktuell 60 Grad auf 45 Grad abzusenken. Hierdurch senschaft liegenden Anlagenteile waren alle ohne Befund. Hier zeigt sich, ließen sich die Kosten für die Aufheizung des warmen Wassers, dass trotz aller Informationen das individuelle Wohnverhalten maßgeb- wenn die Wohnanlage über eine zentrale Warmwasserbereitung lich ist und nicht im Einflussbereich unserer Genossenschaft liegt. verfügt, erheblich senken, ohne eine Gefahr von Legionellenbildung Besonders im Leitungsbereich zwischen Zirkulationsleitung und im Trinkwasser zu begünstigen. Ein toller Mehrwert für unsere Mit- Abnahmestelle in der Wohnung können sich im stehenden Wasser glieder, da sie hierdurch direkt über ihre Betriebskostenabrechnung Legionellen bilden. Durch regelmäßige Wasserentnahmen können an den sinkenden Warmwasserkosten partizipieren würden. Ein Sie als Bewohner der Legionellenbildung entgegenwirken. weiterer sehr positiver Nebeneffekt ist die Reduzierung des Dieses Nutzungsverhalten wird leider nicht von allen Mitglie- CO2-Ausstoßes. dern beherzigt. So kann ein einzelner Nutzer die gesamte Trinkwas- Dieses Projekt wird auch vonseiten des Gesundheitsamtes der seranlage gefährden. Für diese Problemstellung gibt es aktuell noch Stadt Hamburg begleitet. So ist sichergestellt, dass alle behördlichen keine Lösung. Anforderungen eingehalten werden. Unsere Genossenschaft nimmt daher an einem Forschungspro- Fotos: iStock (2), Seccua jekt der Universitäten Kiel und Dresden teil, das einen technischen Wenn Sie weitere Informationen zu dem Thema oder zu dem Lösungsansatz verfolgt. Hierzu wird im Keller im Hausanschlussraum Hersteller der Ultrafiltrationsanlage nachlesen möchten, emp- eine Ultrafiltrationsanlage aufgebaut, die das gesamte ins Gebäude fehlen wir Ihnen den Besuch der Homepage der Firma Seccua: kommende Leitungswasser filtert. www.seccua.de WINTER 2019/20
9 F R E I E T I E F G A R AG E N - ST E L L P L Ä T Z E WOHNJUBILÄEN UNSERER W O H N A N L AG E N : 70 Jahre Kratzen, frieren, zittern … 1. Januar Passiert Ihnen das auch im Winter? Dann haben Smidtstraße wir etwas für Sie, das Ihnen das ersparen kann! 2 und 4, Mieten Sie doch einfach für Ihr Auto einen Tiefgaragen- Quellenweg 29 platz. Das geht auch befristet, zum Beispiel von und 31, 1. Dezember 2019 bis zum 31. März 2020. Dann hat Ihr Perthesweg 23–27 Auto es schön warm und Sie müssen nicht kratzen und frieren. Und während die anderen noch ihr Auto von Schnee und Eis befreien, sind Sie schon unterwegs. 65 Jahre Freie Stellplätze stehen in folgender Tiefgarage zur Verfügung: 1. Januar Moorbekring in Volksdorf. Die Dauer der Anmietung sollte mindestens zwei Monate betragen. Königsreihe 33 Für Fragen, insbesondere zum Mietpreis der Tiefgaragenstellplätze, steht Ihnen Susanne Barth gerne telefonisch unter 040 423008-52 zur Verfügung. 55 Jahre W W W.1 9 0 4 . D E – H A B E N S I E I D E E N ? 1. Januar Saseler Mühlen- weg 30, 30 a und 30 b, Zinnkrautweg 2–10 Sollten aufgrund der Jubiläen in den Wohnanlagen Gemeinschaftsaktivitäten geplant werden, sind wir ger- ne bereit, bei der Planung und Durchführung zu helfen. Über eine Nachricht würden wir uns freuen. Unsere 1904 plant derzeit die Neugestaltung unserer Internetseite. Auch um diese auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen. Hierzu haben wir für die Zukunft schon einige Ideen. Aber eventuell fällt Ihnen ja auch noch etwas ein, was Sie dort bisher vermisst haben? Wir würden uns freuen, wenn Sie uns dazu eine E-Mail an info@1904.de schreiben würden. Die Internetseite soll schließlich auch in erster Linie für unsere Mitglieder sein. Nur mit Ihrem Feedback können wir entsprechend besser werden! WINTER 2019/20
10 K L I M A S C H U T Z PA K E T CO2-neutral wohnen: Ist das machbar? Text: Ewelina von Lewartowski-Jansen, Fotos: Stocksy, Jochen Quast (2) Trotz Modernisierung und Neubau: Noch immer stoßen Gebäude in Deutschland jährlich 120 Millionen Tonnen CO2 aus. Das soll sich ändern. 2030 dürfen es nur noch 70 Millionen Tonnen sein. So steht es im neuen Klimaschutzgesetz. Ist das machbar? WINTER 2019/20
11 P äckchen“, „Nullnummer“, „nutzlos“. Kaum hatte die Große Koalition das Klimaschutzpaket veröffentlicht, hagelte es von Wissenschaftlern, Umweltverbänden und der Oppo- sition Kritik. Mit den geplanten Maßnahmen seien die Ziele nicht zu erreichen. Sprich: den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um Monika Böhm Alexandra Chrobok mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 zu drücken und 2050 klimaneutral zu leben und Vorstand der Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften e. V. zu wirtschaften. Viele forderten eine deutlich schärfere Kommentar: Variante. Dabei steckt im Klimapaket zumin- dest im Bereich Bauen und Wohnen schon Die Chance nutzen viel drin: Ab 2021 kostet der CO2-Ausstoß Geld. Pro Ist das neue Klimaschutzpaket der große le aufhalten. Jede dieser Forderungen ist Tonne sind das zunächst zehn Euro im Wurf? Als Gesamtkonzept vielleicht also ein Investitionskiller. Denn letztlich Jahr, die bis 2025 auf 35 Euro erhöht wer- nicht. Im Gebäudesektor bietet es aller- führen sie dazu, dass insbesondere den den. Das macht Erdgas und Heizöl teurer. dings einiges an Potenzial. Für sich allein sozial verantwortlichen Wohnungsunter- Zum Ausgleich sollen die EEG-Umlage genommen könnte es durch die deut- nehmen Geld fehlt – für den Neubau gesenkt und das Wohngeld um zehn Pro- liche Aufstockung der Fördermittel sogar und die energetische Modernisierung zent erhöht werden. durchaus die gesteckten Ziele erreichen. ihres Bestands. Die Anreize aus dem Kli- mapaket? Sie verpuffen. Ab 2026 ist der Einbau neuer Ölheizungen Es steht aber nicht allein, sondern kon- weitgehend verboten. Der Austausch al- kurriert mit einem bundesweiten Mie- Mehr denn je wäre es an der Zeit, ein ter Ölheizungen gegen klimafreundliche tendeckel, massiven Beschränkungen für bundesweites Gesamtkonzept für das Systeme soll zu 40 Prozent bezuschusst Modernisierungsumlagen und anderen Wohnen zu entwickeln. Hamburg hat werden. Regularien, die das Wohnen bezahlbar dafür mit dem Bündnis für das Wohnen machen sollen. Die Krux: Keine dieser schon gute Vorarbeit geleistet. Zusam- Die Förderung energetisch optimierter politischen Forderungen wird das Woh- men mit dem Klimaschutzpaket bietet Häuser (KfW-Effizienzhäuser) soll um nen in Deutschland tatsächlich bezahlbar sich eigentlich eine wirklich gute Chance zehn Prozent steigen. Außerdem sollen machen. Ausschließlich massive Investiti- – für das bezahlbare Wohnen, den künftig energetische Sanierungsmaß- onen in den Neubau können den Woh- Klimaschutz und sozialen Frieden im nahmen steuerlich gefördert werden. nungsmarkt entlasten und die Preisspira- Land. Da sehr viele Wohnungsbaugenossen- schaften steuerbefreit sind, haben sie von der Förderung nichts. Für solche Unternehmen soll es direkte Zuschüsse geben. Nur: Genau hieran könnte das Projekt Euro notwendig sind, um die Klimawende im Die energetischen Standards für Neubau Treibhausreduktion schon scheitern. Durch Gebäudebereich zu schaffen. Den Klima- und Modernisierung sollen erstmals 2023 den Bauboom fehlen der Baubranche Fach- plan-Architekten scheint das bewusst zu sein, auf den Prüfstand kommen. kräfte. Der Markt ist nahezu leer gefegt, die immerhin ist eine deutliche Ausweitung der Auftragsbücher sind teils bis auf Jahre voll. Förderung vorgesehen. Und zu guter Letzt: Die Rahmenbedin- Inzwischen mussten sogar Arbeiten verscho- Zur gleichen Zeit fordern aber immer gungen für Mieterstrom sollen so schnell ben werden, weil keine Handwerker zu be- mehr Politiker einen bundesweiten Mieten- wie möglich verbessert werden. kommen sind – übrigens auch bei den Ham- deckel und denken laut darüber nach, die burger Wohnungsbaugenossenschaften. Eine Grundsteuer und die zukünftige CO2-Beprei- Strategisch ist das eine Kehrtwende. Bis- zusätzliche Modernisierungswelle wird die sung die Vermieter bezahlen zu lassen. Das her forcierte die Bundesregierung den Klima- Branche so nicht stemmen können. motiviert wenig, in energetische Modernisie- schutz im Gebäudesektor vor allem durch Die fehlende Manpower ist es jedoch rungen zu investieren. Umso mehr, da die immer strengere Vorschriften und laufend nicht allein, die den Kritikern des Klimaschutz- Baukosten bereits jetzt stark gestiegen sind höhere Anforderungen. Jetzt setzt sie ver pakets am Schluss recht geben könnte. Es ist und mit einer neuen, zusätzlichen Moderni- stärkt auf finanzielle Anreize und die Hoff- auch eine Frage des Geldes: Der Spitzenver- sierungswelle mit Sicherheit noch weiter stei- nung, dass ganz Deutschland die Handwerker band der Wohnungswirtschaft GdW geht gen würden. bestellt, um die Häuser auf Vordermann zu davon aus, dass allein für die vermieteten Ge- Fazit: So wird das leider nichts mit klima- bringen. bäude in Deutschland jährlich sechs Milliarden neutralem Wohnen. WINTER 2019/20
12 „Ich habe hier nicht nur eine neue Wohnung gefunden. Wir sind alle eine große Familie geworden.“ MARIA Rahlstedt Randi und Maria (mit Hawa und Hila) Im Januar 2019 wurde die Wohnanlage der alle Türen offen. Irgendwann stand Maria verlassen. Wenn ich mal in den Keller Wohnungsbaugenossenschaft Gartenstadt vor mir und hat sich vorgestellt. Wir waren muss, parke ich meine Töchter bei ihr. Wandsbek in der Sieker Landstraße bezo- uns sofort sympathisch. Wenn eine von uns einkaufen geht, fragt gen. Gleich am Tag der Wohnungsübergabe MARIA: Ja, zwischen uns stimmte es auf sie die andere, ob sie etwas braucht. Im lernten sich die zweifache Mutter Maria Anhieb. Wir waren sofort auf einer Wel- Sommer waren wir sogar zusammen mit und die allein lebende Randi kennen, die lenlänge. den Kindern an der Ostsee. seither glücklich Tür an Tür leben. Wie oft seht Ihr Euch? Klingt nach ziemlich bester Nachbar- RANDI: Nahezu täglich. Die beiden Mäuse schaft … Wie habt Ihr Euch kennengelernt? klingeln mittlerweile allein bei mir. Und RANDI: Ja, das ist es auf jeden Fall! RANDI: Dadurch, dass dieses Haus ganz Maria versorgt mich regelmäßig mit lecke- MARIA: Ich habe hier nicht nur eine neue neu gebaut wurde, sind alle gleichzeitig rem selbst gekochten Essen. Wohnung gefunden. Wir Nachbarn sind eingezogen. An den Einzugstagen standen MARIA: Ich kann mich immer auf Randi eine große Familie geworden. WINTER 2019/20
13 Aus TÜR AN TÜR Nachbarn werden Freunde Die nette Familie nebenan, die hilfsbereite Rentnerin von gegenüber: Mit den Menschen, die mit uns im selben Quartier leben, kann sich eine beglückende Gemeinschaft entwickeln. S o bunt ist es sonst fast nie im Le- „Wenn Familien schrumpfen, die globalisierte ben! In einer Nachbarschaft treffen Arbeitswelt die Reste verstreut und die Sozi- Menschen verschiedenen Alters, un- alleistungen schwinden, ist der Nachbar oft terschiedlichster Herkünfte, Lebens- Aus Geselligkeit und Alltags der Einzige, der noch vor Ort ist“, bestätigt wege und -entwürfe aufeinander. Erdtrud Mühlens, Initiatorin des Netzwerk Und ja, mit Nachbarn kann man sich streiten. In hilfe wird Freundschaft Nachbarschaft, einer bundesweiten Initiative Hamburg hat es ein Gartenzwerg sogar schon zur Förderung von Gemeinsinn und Koopera- einmal durch drei Instanzen geschafft, bis zum Die Herkunft des Wortes Nachbar verrät, tion. Vor allem durch gemeinsame Aktivitäten Oberlandesgericht. Viel öfter sind Nachbarn je- welch lange Tradition solche Formen der ge- lernt man sich näher kennen und wagt, einan- doch ein großes Glück. Nachbarn, das sind die genseitigen Unterstützung haben. Nachbar der zu vertrauen. Menschen, die uns auf unkomplizierte Weise hat sich aus dem mittelhochdeutschen Wort Oft entwickeln sich nachbarschaftliche wortwörtlich nahe sind. Wir teilen mit ihnen nachgebur für „naher Bauer“ entwickelt. In Freundschaftsbeziehungen ganz geruhsam als den Alltag: schöne Momente wie das Sommer- Zeiten, als Menschen vor allem auf dem Land unspektakuläre Mischung aus Geselligkeit und fest im Hof, traurige Anlässe wie den Tod des lebten, war es meist der nächste Bauer, der in Alltagshilfe. „Ach, kommen Sie doch mal auf hilfsbereiten Herrn von schräg gegenüber, der der Not helfen konnte. „Kein Mensch ist so einen Kaffee rein.“ Beim nächsten Urlaub wer- immer für alle im Haus die Pakete angenommen reich, dass er nicht einen Nachbarn brauchte“, den die Schlüssel ausgetauscht – und per hatte. Mit unseren Nachbarn ärgern und wun- besagt ein ungarisches Sprichwort. Studien WhatsApp Schnappschüsse vom Strand und dern wir uns über den ganz normalen Wahnsinn, zeigen sogar, dass solche Kontakte die Ge- herzliche Grüße gesendet. Und über die Zeit zum Beispiel über die Baustelle an der nächsten sundheit stärken. Psychologen der University merkt man, wie gern man sich hat. Oder wie Fotos: Steven Haberland Kreuzung, die schon seit Wochen nervt. of Michigan/USA beobachteten: Je besser der Philosoph Wilhelm Schmid die Freuden Durch all die kleinen Begegnungen und sich ein Mensch unter seinen Nachbarn auf- der Freundschaft beschreibt: „Wie beglü- Gespräche entsteht das Gefühl, im Viertel zu gehoben fühlt, desto geringer ist sein Risiko, ckend, dass da jemand ist, der mich im Blick Hause zu sein. Häufig sind es die Nachbarn, die einen Herzinfarkt zu erleiden. hat, jemand, dem es nicht egal ist, ob ich exis selbstverständlich da sind, wenn man kurzfris Gerade in Großstädten wird diese Res- tiere, der mich vielmehr fragt, wie es mir geht, Text und Interviews: Almut Siegert tig eine helfende Hand, ein Backrezept oder source der alltäglichen Zufriedenheit und des wo ich bin und was ich mache.“ eine Zwiebel benötigt. Nachbarn kennen den Wohlbefindens wieder bewusster gepflegt goldrichtigen Tipp für die Balkonbepflanzung, und gefeiert. In Hamburg etwa ist bereits je- füttern die Katze, leeren den Briefkasten oder der zweite Haushalt ein Singlehaushalt. Bun- haben auch Lust auf einen kurzen Plausch zwi- desweit sind es laut Zensus fast 40 Prozent, schen Mülltonne und Treppenhaus. mehr als ein Drittel davon ist im Rentenalter. WINTER 2019/20
14 Neustadt Familie Steinbach „Das Schönste an und Familie da Silva unserer Freund- Man kann sagen, dass es Liebe auf den schaft: Wir müs- ersten Blick war, als Evelyn (Foto links) sich bei ihrem Einzug in die Wohnanlage der sen uns nicht Allgemeinen Deutschen Schiffszimmerer- Genossenschaft bei Miriam und ihrer extra verabreden, Tochter Anna Carolina vorstellte, die in der Wohnung eine Etage über ihnen um uns zu sehen. wohnten. Uns trennt nur „Es hat auf Anhieb gepasst“, beschreibt Evelyn den ersten Kontakt vor rund sechs eine Treppe.“ MIRIAM Jahren. „Die Tür ging auf. Wir sahen uns an und hatten uns sofort etwas zu sagen.“ Seitdem sehen sich die Familien regelmäßig, mal zufällig auf dem Flur, mal für einen spontanen Kaffee, für einen Spieleabend oder eine gemeinsame Pizza. Evelyn macht Anna manchmal die Haare. „Evelyn kann das so gut wie keine andere. Sie ist darin eine wahre Künstlerin“, lobt die Studentin. „Unsere Freundschaft ist wie ein steter Fluss. Die Wege sind kurz. Uns trennt nur eine Treppe“, sagt die Tanzlehrerin Miriam, die vor vielen Jahren aus dem brasilia- nischen São Paulo nach Hamburg gekom- men ist. „Es sind vor allem die Kleinigkeiten, die unseren Alltag schön machen. Wenn zum Beispiel einer in der Weihnachtszeit Kekse backt, bringt er welche zum Probieren vor- bei“, meint Evelyn. Es ist aber auch die ge- meinsame Wellenlänge: Evelyn empfindet ihre Nachbarin als wunderbare Ratgeberin. „Miriam hat immer Geduld. Wenn ich ein Problem habe und mit ihr gesprochen ha- be, entscheide ich hinterher bedachter und klüger.“ Den Zusammenhalt der Frauen finden auch Evelyns Sohn Jermaine und ihr Mann Andreas wunderbar. „Hier ist immer etwas los. Wir können uns aufeinander verlassen“, sagt Andreas. Und es wird natürlich auch zu- sammen gefeiert. Miriam und Anna waren selbstverständlich eingeladen, als Evelyn und Andreas geheiratet haben. Beide Familien lieben die zentrale Lage in der Neustadt. „Wir wohnen hier zwischen Landungsbrü- cken, St. Pauli und Innenstadt wirklich im Herzen der Stadt“, finden alle – und das soll noch sehr lange so bleiben. Gemeinsam. WINTER 2019/20
15 I PP 1904 T Kontakte knüpfen leicht gemacht Mit Nachbarn in Kontakt zu kommen, ist nicht schwer. Zum Beispiel in unseren Nachbar-Treffs und Servicewohnanla- „Ohne unsere gen. Hier ein paar Ideen für den Start: Gruppe wäre HAMM Praktisch: Sie haben einen Platten und ich einsamer .“ wissen nicht, wie man ein Rad flickt? Dann besuchen Sie Peter Börnchen in HILDEGARD seiner Fahrradwerkstatt. Mittwochs von 14 bis 18 Uhr hilft er, Drahtesel wieder flottzumachen. In den Wintermonaten bitte vorher telefonisch bei Herrn Börnchen anmelden unter der Telefon- nummer 0170 3462645. In geraden Kalen- derwochen können Sie danach gleich Alstertal nebenan im Nachbar-Treff noch eine Runde Doppelkopf spielen. Die „Zockerrunde“ vom Treffpunkt EIMSBÜTTEL Saselberg Lecker belegte Brötchen, knackiges Ge- müse, Obst, Kaffee: Dieses Marktfrüh- Seit 2017 engagiert sich die pensionierte Erziehungswissenschaftlerin Jutta Naujokat- stück gibt’s jeden zweiten und vierten Gravert im Treffpunkt Saselberg, einem Nachbarschaftstreff der Allgemeinen Deut- Donnerstag ab 9 Uhr im Nachbar-Treff schen Schiffszimmerer-Genossenschaft. Sie organisiert dort Aktivitäten wie „Nach- Eimsbüttel. Die gemütliche Art, mit net- barn kochen und essen zusammen“ und den Spieleabend mit der selbst ernannten ten Leuten ins Gespräch zu kommen. „Zockerrunde“ am Mittwoch (Foto und Interview). Daraus sind tiefe Freundschaften gewachsen, so hat sich etwa eine privat organisierte Frühstücksgruppe gebildet. WANDSBEK Yoga mit Waldemar Schuller: Jeden Wann wird gespielt? dass die Tür offen steht. Dann trauen sich Mittwoch ab 19:30 Uhr können Sie Kör- JUTTA: Immer mittwochs um 18.30 Uhr, die Leute, reinzukommen und mitzuma- per- und Atemübungen lernen, die den dreimal im Monat. Eigentlich sind zwei chen. Körper und Geist stärken. Stunden zum Spielen geplant, aber oft WILHELM: Ich bin seit fünf Jahren Wit- geht es länger. Und hinterher stehen wir wer. Vor etwa einem Dreivierteljahr bin UND SONST SO? noch vor der Tür und quatschen. ich zur Gruppe dazugestoßen und bin In unseren Servicewohnanlagen Am Sehen Sie sich auch sonst? jetzt regelmäßig dabei. Mühlenteich in Wandsbek und Berner MONIKA: Auf jeden Fall. Sonja begleitet Was wird gespielt? Au in Farmsen veranstalten die Bewoh- mich zum Beispiel manchmal beim Gassi- HILDEGARD: Viele Kartenspiele, Skip-Bo, ner jeden Sonntag einen Café-Nach gehen mit dem Hund. Viele haben über Phase 10, Tridomonio, Schach oder Mühle. mittag. Wohnen Sie in Stellingen, Barm- WhatsApp Kontakt. Wir treffen uns häu- Wozu wir gerade Lust haben. Es ist groß- bek oder Winterhude, können Sie auch fig beim Suppensamstag oder unterneh- artig, wie Jutta die Gruppe zusammen- die Nachbar-Treffs der Baugenossen- Text: Ewelina v. Lewartowski-Jansen men gemeinsam Ausflüge. hält. Ganz ehrlich: Ohne das hier wäre ich schaften dhu und Hamburger Wohnen Wohin geht es? einsamer. Wir warten jetzt nur noch da- besuchen. SONJA: Zum Beispiel nach Finkenwerder, rauf, dass Brigitte, die Französin ist, einen Jork oder Buxtehude. Oder wir machen Sprachkurs im Treffpunkt anbietet. Aktuelle Veranstaltungen eine Hafenrundfahrt. BRIGITTE: Na, mal sehen! Findet eigent- finden Sie ab Seite 28. KARL-WALTER: Es ist unheimlich wichtig, lich der Literaturkurs noch statt? Weitere Infos: www.1904.de WINTER 2019/20
16 E H R E N A M T L I C H E N -A U S F L U G Schön war’s! Mit einem Ausflug ins Alte Land haben wir uns bei unseren Ehrenamtlichen bedankt. Petrus beschenkte uns mit einem perfekten R Spätsommertag. und 50 Ehrenamtliche aus unseren Nach- stärkt. Weiter ging es mit Kultur – die selbstverständlich bar-Treffs Hamm und Eimsbüttel sowie nicht fehlen durfte. Wir besuchten das Heimatmuseum aus den Servicewohnanlagen Berner Au Altes Land. In festliche Tracht gekleidet gaben uns In- und Am Mühlenteich hatten sich für den grid Jochim und Jan Meinschien einen geschichtlichen Ausflug am Samstag, den 21. September, Überblick über die Entstehung und Besiedelung des angemeldet. Alten Landes, und wir konnten uns einen Eindruck ver- Alle zwei Jahre veranstalten wir einen Ausflug für schaffen, wie die Menschen vor einigen Hundert Jahren unsere 1904-Ehrenamtlichen als Dankeschön für ihr hier lebten. Der Höhepunkt des Tages war dann sicher- Engagement. Die Ehrenamtlichen in den Nachbar-Treffs lich die Besichtigung des Herzapfelhofes. Hein Lühs gestalten das Programm im Schwerpunkt mit, das heißt, persönlich, Eigentümer des Hofes, war in bestechender ein Großteil der dortigen Aktivitäten und Angebote Form. Mit viel Witz, Herz und Kompetenz wurden wir wird von ihnen mit Leben gefüllt. Das Engagement in schnell zu Apfelexperten. Eine Verköstigung rundete den Servicewohnanlagen ist ebenso vielfältig und das Ganze ab. Damit sind nicht der bei Ankunft einge- macht das Zusammenleben der Mitglieder in den deckte Kaffeetisch mit schmackhaftem Apfel- und Pflau- Wohnanlagen noch angenehmer. Ziel unseres Ausflugs menkuchen gemeint, sondern die frisch aufgeschnittenen war das Alte Land südwestlich von Hamburg. Nach ei- Äpfel, der Apfelsaft und das ein oder andere Schnäps ner guten Stunde Fahrt im bequemen Reisebus erreich- chen. Zu guter Letzt durften unsere Ehrenamtlichen noch ten wir unser erstes Ziel in Jork, im Herzen des Alten selber ernten – unter dem Motto: Der selbst gepflückte Landes. Im Restaurant „Hotel Altes Land“ bekamen wir Apfel schmeckt immer noch am besten! Fotos: 1904 unser leckeres und reichhaltiges 3-Gänge-Mittagessen. Es war ein toller Tag, den wir mit unseren Ehrenamt- Für den Rest des Tages waren wir also ausreichend ge- lichen verbringen durften. Die 1904 sagt danke. WINTER 2019/20
17 In Tracht gekleidet Die beiden Experten Teilnehmer- (ganz rechts im Bild) bericht haben uns unter ande- rem durch das Heimat- museum geführt. Mag das Ehren- amt für die meisten von uns fast eine Selbst- verständlichkeit sein, so freut uns doch die Wert- schätzung durch unsere 1904. In diesem Jahr war es ein gelun- gener Ausflug in das bekannte (doch unbekann- te) Alte Land, ein schöner Tag mit vielen Infor- mationen über die Entstehung des Alten Landes, seine Historie sowie die Traditi- on und nicht zuletzt seine heutige Struktur als eines der größten Obst anbaugebiete Nordeuropas. Hautnah konn- ten wir den Obstanbau und die Erzeugnisse erleben und wurden nicht nur mit den dortigen Äpfeln verwöhnt. Im Restaurant Danke dafür, „Hotel Altes Land“ 1904. konnten sich alle beim Mittagessen stärken. John Gruel Ehrenamtlicher und Mitgliedervertreter WINTER 2019/20
18 AKTUELLER HINWEIS IN GEDENKEN AN UNSEREN E H E M A L I G E N M I TA R B E I T E R Bitte nicht! Horst Behrens Minisolaranlagen für den Balkon sind für Mietwohnungen nicht geeignet. ist nach schwerer Krankheit am 20. September 2019 im Alter von 83 Jahren verstorben. Herr Behrens war über 25 Jahre als Hausmeister in un- serer Genossenschaft für den Bezirk Hamm tätig. Er war der erste hauptberufliche Haus- meister unserer Ge- nossenschaft. Wir und auch viele unserer Mitglieder haben Herrn Behrens stets Die Industrie denkt sich, auf der Suche nach neuen Absatzmärkten, fortlaufend neue als zuverlässigen, Produkte aus und bringt diese in den Verkauf. Nicht immer sind diese Neuheiten für den immer freundlichen gedachten Einsatzzweck geeignet. Ein aktuelles Beispiel sind die Plug-in-Solarmodule für und hilfsbereiten Foto: Hermann Jansen, Carsten Thun, iStock, Text Bertini-Preis: Ewelina v. Lewartowski-Jansen Balkon und Terrasse. Die Hersteller versprechen, dass die Minisolaranlagen den gewonnenen Strom ganz einfach über die Steckdose ins Stromnetz der Wohnung einspeisen und der Mitarbeiter schätzen Strom dort sofort verbraucht wird. Eine einfache Installation ganz ohne Fachbetrieb, die zudem ein gewisses Maß an Energieeinsparung ermöglicht. gelernt. Unser beson- Auf den zweiten Blick ergeben sich aber Zusammenhänge, die die Anbieter der Mini- deres Mitgefühl gilt solaranlagen lieber verschweigen. Aus Sicht unserer Genossenschaft sind solche Anlagen NICHT genehmigungsfähig. In einem Mehrfamilienhaus kann die elektrische Anlage einer seiner Frau und seinen Wohnung nicht separat betrachtet werden. Über den Hausanschluss und das hausinterne Angehörigen. Wir Stromnetz sind alle Stromleitungen und damit auch die einzelnen Wohnungen miteinander werden sein Andenken verbunden. Die Auslegung der Stromleitungen, der Stromzähler und Sicherungseinrich- tungen ist in unseren Liegenschaften nicht für diese neue Technik geschaffen. in Ehren halten. Hier kann es zu Schäden an der elektrischen Anlage, den angeschlossenen Geräten oder im schlimmsten Fall zu Bränden kommen. Die komplizierten Wechselwirkungen und Vorstand, Aufsichtsrat deren Folgen lassen sich nicht vorhersagen, da bei der Errichtung der Elektroanlage niemand und Mitarbeiter der an Plug-in-Solarmodule gedacht hat. Sollten unsere Hausmeister bei den regelmäßigen Begehungen der Wohnanlagen entsprechende Installationen entdecken, werden wir das Wohnungsgenossen- betroffene Mitglied zur Demontage auffordern. schaft von 1904 e.G. WINTER 2019/20
19 G R AT U L AT I O N Für mehr Zivilcourage Unsere Stiftung ist jetzt Förderer des Bertini-Preises. In diesem Jahr wurde unsere Stiftung P rojektarbeiten für Zivilcourage und ge- in den Verein Bertini-Preis e. V. aufge- gen das Vergessen einsetzen. Allein in nommen. Eine großartige Nachricht! diesem Jahr erhielten 50 Jugendliche Mit dem Preis würdigt der Verein junge den Preis. Michaela Schwarz-Jochmann Hamburgerinnen und Hamburger, die Der Name geht zurück auf den Ro- Wir gratulieren zu ihrem 25-jährigen Jubiläum ganz herzlich. sich gegen Fremdenhass, Antisemitis- man „Die Bertinis“ von Ralph Giordano. mus, Verfolgung und Gewalt in unserer In dem Buch schildert der Hamburger Stadt einsetzen. Wir teilen diese Ideale Schriftsteller das Schicksal seiner Familie und Ziele. Deshalb freuen wir uns sehr, während der NS-Diktatur, die geprägt 25 Jahre bei dass wir als Mitglied und Förderer den Bertini-Preis dauerhaft unterstützen war von Verfolgung, Erniedrigung und Angst. Er erzählt von Hamburgern, die der 1904 und auf diese Weise vielleicht noch mehr junge Menschen motivieren kön- damals wegschauten, und von Ham- burgern, die oft unter Einsatz ihres Le- Michaela Schwarz-Jochmann nen, sich zu engagieren. Denn genau bens den verfolgten Menschen halfen. diese Vorbildfunktion hat der Bertini- Traditionell wird der Bertini-Preis am beging am 24. Oktober 2019 Preis. Gedenktag für die Opfer des National- ihr 25-jähriges Jubiläum 1998 ins Leben gerufen, wird er sozialismus am 27. Januar verliehen. bei unserer Genossenschaft. Schülern und Jugendlichen im Alter von Weitere Informationen erhalten Sie 14 bis 21 Jahren verliehen, die sich in unter: bertini-preis.hamburg.de Michaela Schwarz-Jochmann übt eine ganz besondere Tätigkeit in unserem Unterneh- men aus. Was früher die Registratur oder das Archiv mit vielen Akten und Ordnern war, ist heute ein digitales Archiv, also nur noch ein Computer. Bereits Anfang der 1990er-Jah- re führte unsere Genossenschaft, als eines der ersten Unternehmen in Hamburg, das elektronische Archiv ein. Heute sind alle Schriftstücke digital gespeichert. Dabei ist Michaela Schwarz-Jochmann verantwortlich für das Scannen aller Dokumente unserer 1904. Eine wichtige Aufgabe, die auch ein gutes Organisationstalent und ein sehr sorg- fältiges Arbeiten voraussetzt. Denn wenn einmal ein Brief oder ein Dokument falsch zugeordnet wird, kann man dieses kaum mehr wiederfinden. Vorstand, Aufsichtsrat und Kollegen der 1904 gratulieren Michaela Schwarz-Joch- mann zu ihrem 25-jährigen Jubiläum ganz herzlich und wünschen weiterhin viel Er- folg und Freude bei der Bewältigung der zukünftigen Aufgaben. WINTER 2019/20
20 „Die Stadt muss Genossenschaften I N T E RV I E W den Wohnungsbau erleichtern“ Anjes Tjarks, Chef der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, über die Genossenschaftsidee, Klimaschutzauflagen und darüber, warum er nicht von einem Häuschen im Grünen träumt. bei uns: Wie wohnen Sie? Damit es auch künftig ausreichend preisge- ANJES TJARKS: Gut. Meine fünfköpfige Fami- bundenen Wohnraum gibt, muss sein Um- lie lebt seit Herbst vergangenen Jahres in ei- schlag gedeckelt werden. ner eigenen Wohnung in der Neuen Mitte Altona. Zuvor hatte ich immer private Ver- Wie wollen Sie erreichen, dass Investoren mieter. Einer war Arzt und total nett. burger Genossenschaft. Da merke ich haut- preisgebundene und mit staatlichen Aufla- nah, dass gerade Wohnungsgenossenschaf- gen versehene Wohnungen errichten? Sie träumen nicht von einem Häuschen im ten eine sehr gute Lösung sind, das Wohnen Aus meiner Sicht müssen jene Akteure, die Grünen? in einer Stadt zu organisieren. dauerhaft preisgebundene Wohnungen zur Nein. Ich bin in einem Reihenhaus in Jenfeld Verfügung stellen, stärker als bisher zum Zu- groß geworden. Nach dem Aus der Straßen- Warum? ge kommen. Die Stadt sollte mehr und in- bahn Ende der Siebzigerjahre war die Ver- Genossenschaften verkaufen ihre Woh- tensiver mit diesen Akteuren sprechen, ih- kehrsverbindung ins Stadtzentrum ohne Au- nungen nicht, sondern behalten sie über nen vorrangig öffentliche Grundstücke für to sehr schlecht. Nein, ich möchte urban viele Jahrzehnte. Dadurch können sie bezahl- den Wohnungsbau anbieten und ihnen beim wohnen. Die meisten Wege erledige ich mit bare Mieten garantieren. Das Ziel muss sein, Grundstückspreis entgegenkommen. Die zu- dem Rad. Ich habe kein Auto und genieße die dass Wohnungen von sogenannten Be- letzt deutlich gestiegenen Bodenpreise ma- Nähe zum Bahnhof Altona. Es fühlt sich so an, standshaltern gebaut werden. Sicher, auch chen es schwer, bezahlbaren Wohnraum an- als hätte ich einen eigenen Fernbahnhof. diese Unternehmen müssen schwarze Zah- zubieten. len schreiben. Ihre Investitionen müssen sich Warum wohnen Sie nicht in einer Genos- aber erst über einen langen Zeitraum, sagen Der Senat will öffentliche Grundstücke senschaftswohnung? wir 50 oder 60 Jahre, refinanzieren. Das ist auch an Genossenschaften fast nur noch in Das hat sich leider nicht ergeben. Ich habe anders als beispielsweise bei einem Projekt- Erbpacht vergeben. Woher kommt dieses mich einige Male gekümmert, aber die War- entwickler, der nach 15 Jahren seine Investiti- Misstrauen? tezeiten waren zu lang. Mein Bruder wohnt on wieder zurückhaben und dann beim Ver- Das ist kein Misstrauensvotum gegenüber aber glücklich und zufrieden bei einer Ham- kauf einen großen Gewinn realisieren will. den Genossenschaften. Wenn aber die Stadt WINTER 2019/20
21 über viele Jahrzehnte ihre Grundstücke ver- kauft, dann gehört sie eines Tages nicht mehr den Bürgerinnen und Bürgern, und die verlieren die Möglichkeit, demokratisch zu gestalten. Die Politik hat stets die Aufgabe, eine Stadt treuhänderisch für nachfolgende Generationen zu verwalten. In Hamburg gibt es die Schiffszimmerer- und die Buchdruckergenossenschaft. Allein ihre Namen besagen, dass sie eine lange Tradition haben. Finden Sie, dass das die falschen „Treuhänder“ sind? Wie gesagt, Wohnungsgenossenschaften gehören zu jenen Wohnungsunternehmen, denen die Stadt den Bau von Wohnungen erleichtern muss. Aber nach der Privatisie- rungs-Arie in den 90er-Jahren, als öffentliche Unternehmen und Immobilien reihenweise verscherbelt wurden, haben viele Menschen gemerkt, dass das der falsche Weg ist. Im Übrigen: Das Hafenentwicklungsgesetz schreibt seit Anbeginn fest, dass dort keine Grundstücke an Unternehmen verkauft, sondern nur vermietet beziehungsweise verpachtet werden dürfen. Die Hafenunter nehmen haben damit kein Problem, und dem Hafen Hamburgs hat das auch nicht ge- schadet. Die Baukosten steigen seit einigen Jahren dramatisch. Energetische Maßnahmen spielen dabei eine erhebliche Rolle. Wie soll Wohnen bezahlbar bleiben? Durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen. Standardisierung kann helfen, auch der soge- nannte Acht-Euro-Bau, bei dem die Miete diesen Wert nicht übersteigt, ist ein guter Weg. Zudem setze ich auf neuartige Bauma- terialien, die billiger sind. Zu guter Letzt kann die Holzbauweise helfen, die Baukosten in den Griff zu bekommen. In der HafenCity wird derzeit ein Hochhaus in Holzbauweise Anjes Tjarks, 38, errichtet. Es geht also. ist Lehrer für Politik und Englisch und ste Neubau ist aber leider viel teurer. Zu- Kritiker klagen, dass Umweltschutzaufla- führt seit 2015 die dem sind die Hauptpreistreiber beim Woh- Grünen-Bürgerschafts- gen das Wohnen verteuern. Was entgeg- fraktion in Hamburg. nungsbau eher andere Faktoren wie etwa Das Interview führte Oliver Schirg,Fotos: Frank Siemers nen Sie dieser Kritik? Er gilt als einer der die Grundstückskosten. Man kann also Wir alle merken gerade, dass wir dringend wichtigsten Politiker günstig und energieeffizient zugleich bauen, ernsthaften Klimaschutz betreiben müssen. der Grünen in der und das sollten wir angesichts der Aufgabe, Die Zukunft unseres Planeten und unserer Hansestadt. hier ein Menschheitsproblem anzugehen, Lebensgrundlagen sollte uns viel wert sein. auch tun. Deswegen ist für mich klar, dass Ganz konkret kann man sagen, dass es Un- man sich immer die Kostengruppen beim ternehmen gibt, die in Hamburg preisge- Bauen anschauen muss. Pauschale Vorwürfe dämpften Acht-Euro-Wohnungsbau mit sind aber häufig nur eine Ausrede, nicht das vernünftigen energetischen Standards hinzubekommen, was andere hinbekom- (KfW 40/55) realisieren können – der mei- men. WINTER 2019/20
22 C R E S - ST U D I E 2 0 1 9 Die Hamburger Hochgerechnet auf den gesamten Hamburger Mietwohnungsmarkt beträgt der Studie zufolge die monatliche durchschnittliche Nettokaltmiete pro Durchschnittsmiete Quadratmeter 8,21 Euro. 90 Prozent aller Mieten lie- gen unter 10,89 Euro pro Quadratmeter und fast 70 Prozent der Hamburger Mieten zwischen 6,19 und liegt bei 8,21 €/m2 10,24 Euro pro Quadratmeter. Die Bestandsmieten liegen im Durchschnitt um 1,03 Euro pro Quadratme- ter unterhalb des Hamburger Mietenspiegels von 2017. Diese Zahlen verdeutlichen, wie günstig Men- Im Rahmen der CRES-Studie wurden schen in Wohnungen Hamburger Genossenschaften wohnen. Deren Durchschnittsmiete lag Ende ver- 270.000 Mietverträge untersucht. gangenen Jahres bei 6,77 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche netto kalt. Selbst neu vermietete Woh- Von explodierenden Mieten könne in nungen sind mit 7,66 Euro pro Quadratmeter bezahl- bar. Die CRES-Studie belegt die Aussage von Monika Hamburg nicht die Rede sein – die Böhm, Vorstandsvorsitzende des Hamburger Woh- Genossenschaften haben daran ihren nungsbaugenossenschaften e. V.: „Die Genossen- schaften sind die Mietpreisbremse der Stadt.“ wohlverdienten Anteil. Typisch Hamburg Wie teuer ist das Wohnen in Hamburg wirklich? ist die rote Back- steinarchitektur Der Streit über die Beantwortung dieser Frage hat der 1920er-Jahre, sich in Hamburg in den vergangenen Monaten erheb- hinter der es sich gut lich verschärft. Kritiker beklagen, in der Hansestadt wohnen lässt – auch sei es für Menschen mit normalem oder geringem in Gegenden mit Einkommen nicht mehr möglich, eine bezahlbare Durchschnittsmie- Wohnung zu finden. ten, wie etwa hier Die Wohnungswirtschaft argumentiert, dass man in Barmbek-Nord (Symbolbild) zwar von einem angespannten Wohnungsmarkt, aber keineswegs von einer Wohnungsnot sprechen könne. Wer etwas flexibel bei seiner Wohnortwahl sei, könne sehr wohl in der Hansestadt eine bezahl- bare Wohnung finden. Besonders angespannt sei der Wohnungsmarkt in jenen Vierteln, die derzeit beson- ders nachgefragt würden. Für diese These liefert die vor wenigen Tagen veröffentlichte größte Studie zum Hamburger Miet- Text: Oliver Schirg, Foto: © Ajepbah / Wikimedia Commons (Symbolfoto) wohnungsmarkt Belege. Prof. Dr. Marco Wölfle vom Center for Real Estate Studies (CRES) untersuchte im Auftrag der Wohnungswirtschaft, dazu gehören auch die Wohnungsbaugenossenschaften, „echte“ Daten von rund 270.000 Mietwohnungen. Das ist gut ein Drittel des gesamten Mietmarktes. Der Wissenschaftler kam zu dem Schluss, dass der Hamburger Mietwohnungsmarkt funktioniere und weitere Regelungen durch die Politik fehl am Platze seien. Mieter könnten in der Elbmetropole nach wie vor ausreichend Angebote zu fairen Kon- ditionen finden. Von explodierenden Mieten könne generell nicht die Rede sein, so Prof. Dr. Marco Wölfle. WINTER 2019/20
23 N AC H T R U H E Schlafen Sie gut! Mal wieder eine miese Nacht gehabt? Dann gehören Sie zu dem Drittel der Deutschen, die sich einen besseren Schlaf wünschen. Mit diesen Tipps kommen Sie ihrem Ziel näher. In Ruhe Unter Strom müde werden Ob es wirklich gesund- heitsschädigend ist, sich in Gleich nach dem Sport ins der Nacht elektromagne- Bett. Zwei Gläschen Wein tischen Feldern auszuset- zum „Tatort“. Zum späten zen, wie sie durch Fernse- Abendessen drei Gänge her, Handys und Radiowe- und danach noch einen cker entstehen, ist bisher Espresso. Keine guten nicht endgültig geklärt. Ideen! Alles, was den Or- Fakt ist aber: Leuchtende ganismus aufwühlt (er- Displays, Signalleuchten höhter Puls, Koffein) und und elektrisches Surren dem Körper (schweres Es- mindern die Schlafqualität sen, Alkohol) oder Hirn deutlich. Wer darauf ver- (aufwühlende Bilder) Ar- zichtet, macht also nichts beit bereitet, hindert uns falsch. am gesunden Einschlafen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, verzichtet zwei Stunden vor dem Zu- Klimaschutz Wenn der Körper nachts bettgehen auf Schlafräu eine hohe Raumtempera- ber. Übrigens: Dazu zählen tur ausgleichen muss, auch psychisch fordernde raubt dies Energie und Situationen wie etwa Pro- sorgt für einen unruhigen blemgespräche. Schichtarbeit Schnarch- Schlaf. Empfehlenswert Ausreichend Als Schichtarbeiter wissen Sie, dass gesunder Schlaf Alarm sind maximal 18 °C. Darü- ber hinaus spielt die Luft- Knapp ein Drittel der schlafen für Sie besonders wichtig Menschen schnarcht, feuchtigkeit eine Rolle. Zu Damit der Organismus ist. Das heißt: in völliger trockene Luft reizt die Männer mehr als Frauen sich wirklich erholen kann, Dunkelheit (Verdunke- Schleimhäute, über zu und je älter, desto häu- braucht er innerhalb von lungsrollos) und Stille (alle feuchte freuen sich Haus- figer. Wenn laute Ge- 24 Stunden mindestens Geräte aus). Mediziner staubmilben und Schim- räusche und Unregelmä- sieben Stunden Schlaf. Je- empfehlen Schichtarbei- mel. Optimal: Vor dem ßigkeiten zu hören sind: der Zweite kommt jedoch tern vier Stunden Schlaf Schlafengehen die Hei- Ab zum HNO-Arzt! Das nur auf höchstens sechs direkt nach der Arbeit zung abschalten, 15 Minu- Risiko für Herz-Kreis- (TK-Schlafstudie 2017). und zwei bis drei zusätz- ten bei weit geöffnetem lauf-Erkrankungen, Diabe- Tipp: Führen Sie ein paar liche am Nachmittag. So Fenster lüften und zum tes und Demenz ist durch Wochen lang ein Schlafta- wird der Schlaf bestmög- Schlafen komplett schlie- die mangelnde Sauerstoff- gebuch, worin Sie jeden lich verteilt. ßen. Morgens erneut lüf- versorgung erhöht. Morgen ihre Zubettgeh- ten, um die Raumluft mit und Aufwachzeit notieren frischem Sauerstoff anzu- sowie ihre körperliche reichern – denn davon Macht garantiert müde und seelische Verfassung. Die einschläferndsten Fakten der Welt von der verbrauchen wir nachts Foto: Photocase So finden Sie heraus, was Herkunft der Artischocke bis zur Geschichte der um die 160 Liter. Ihnen guttut und wie viel indonesischen Post. Schlaf Sie benötigen. „Das langweiligste Buch der Welt“ (Atlantik Verlag) WINTER 2019/20
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