FAIR WOHNEN - Die Mietervereinigung Österreichs

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FAIR WOHNEN - Die Mietervereinigung Österreichs
FAIR WOHNEN
                                                                                                                                                             JUNI 2022

                                                                                                           DAS MAGAZIN DER MIETERVEREINIGUNG ÖSTERREICHS

                                                                                                                                         Große MVÖ-Umfrage:

                                                                                                                            So mietet
Österreichische Post AG - MZ 02Z033986 M - Mietervereinigung Österreichs, Reichsratsstraße 15, 1010 Wien

                                                                                                                        Österreich
                                                                                                                                          CO2-Steuer muss
                                                                                                                                          die Richtigen treffen
                                                                                                                                          MVÖ fordert Gerechtigkeit

                                                                                                                                          Bestellerprinzip:
                                                                                                                                          Verbesserung nötig
                                                                                                                                          Analyse zum Maklergesetz

                                                                                                                                          Was gilt bei
                                                                                                                                          Kurzzeitvermietung?
                                                                                                                                          Rechtstipps für Mieter

                                                                                                                                          Kleine Wohnung,
                                                                                                                                          große Rückzahlung
                                                                                                                                          Mieter bekommt Geld zurück
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                           Rechtsberatung in Miet- und Wohnrechtsfragen
                           Rückforderung von überhöhten Miet- und
                           Betriebskosten, illegalen Ablösen und Kautionen
                           Beistellung von JuristInnen bei
                           Mietrechtsstreitigkeiten
                           Beratung und Hilfe bei Mietzinserhöhungen
                           Überprüfung von Maklerprovisionen
                           Mietvertragsberatung
www.mietervereinigung.at   Hilfreiche Online-Services
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FAIR WOHNEN        INHALT
                                                                                                                                                                             OGH

                                                     »Jede Mieterhöhung heizt
                                                     die Teuerung weiter an«
                                                     Oliver Picek, Chefökonom des
                                                     Momentum Instituts, im Inter-
                                                     view mit MVÖ-Präsident Georg
                                                     Niedermühlbichler.
                                                     Seite 4

So mietet Österreich
Die große Mitglieder-Umfrage
der MVÖ zeigt, wie Österreich
mietet und was es braucht, um                                                                                                         Liebe Leserin, lieber Leser,
leistbares Wohnen zu sichern.
Seite 12                                                                                                                              wie kommen wir raus aus Gas, aus Heizöl, aus
                                                                                                                                      fossilen Energien?

                                                                                                                                      Grundsätzlich ist eine CO2-Besteuerung kein
                                                     CO2-Steuer muss                                                                  schlechter Ansatz – wenn sie die Richtigen
                                                     die Richtigen treffen                                                            trifft. Doch im Juli startende CO2-Steuer trifft
                                                     MVÖ, SPÖ und Volkshilfe for-                                                     im Fall von Mietern die Falschen. Mieter kön-
                                                     dern, die Vermieter in die                                                       nen sich ihr Heizsystem nicht aussuchen und
                                                     Pflicht zu nehmen und die                                                        ohne die Zustimmung des Vermieters auch
                                                     CO2-Steuer fair zu gestalten.                                                    nicht ändern.
                                                     Seite 18
                                                                                                                                      Damit löst sich auch der intendierte Len-
                                                                                                                                      kungseffekt der CO2-Steuer in Luft auf. Denn
Endlich: »Wohnschirm« für Mieter ist da                                                                                               Vermieter werden nicht zum Austausch ihrer
Fonds zur Delogierungsprävention gestartet                                                                                        9   Heizungsanlagen angehalten, da die Mehrkos-
Vertragliche Wertsicherungsvereinbarung:                                                                                              ten durch die neue Steuer zur Gänze vom Mie-
Was darf der Vermieter wirklich?                                                                                                 10   ter getragen werden müssen.
Bestellerprinzip: Verbesserungen nötig
MVÖ analysiert Entwurf zum Maklergesetz                                                                                          20   Eine ernsthafte Klimapolitik muss da anset-
MVÖ OÖ: Über 1,8 Millionen Euro für Mitglieder erkämpft                                                                               zen, wo die Investitionsentscheidung getrof-
Bericht über die Landeshauptversammlung                                                                                          22   fen wird – beim Vermieter. Das neue deutsche
Was gilt bei Kurzzeitvermietungen?                                                                                                    Modell, wonach Vermieter an den CO2-Kos-
Die aktuelle Situation in Wien am Beispiel Airbnb                                                                                24   ten beteiligt werden, wäre ein mögliches Vor-
Betriebskosten: Kontrolle der Abrechnung lohnt sich                                                                                   bild. Je schlechter die Energiebilanz eines Ge-
Worauf Mieter achten sollten                                                                                                     26   bäudes ist, desto mehr CO2-Kosten trägt der
Mietervereinigung trauert um Franz Böck                                                                                               Vermieter (siehe Artikel auf Seite 18). Ein sol-
Vizepräsident der Mietervereinigung verstorben                                                                                   27   ches System schafft Anreize, in klimafreundli-
2 Kilo Mietrecht, bitte!                                                                                                              che Heizformen und energetische Sanierun-
Schwergewicht zum Lesen und Nachschlagen                                                                                         28   gen zu investieren.
Kleine Wohnung, große Rückzahlung
MVÖ holt über 3.000 Euro für Mieter zurück                                                                                       29   Die extremen Preissteigerungen bei Energie
Recht auf Reparatur                                                                                                                   und die jüngste Erhöhung der Richtwert- und
Hannes Heide über den Reparaturbonus                                                                                             30   Kategoriemieten haben Mieter überproportio-
Plus:                                                                                                                                 nal belastet. Die Regierung ist nun dringend
MVÖ intern ... 32          AGB ... 34      Servicestellen ... 36                                                                      gefordert, die CO2-Steuer noch vor ihrem Start
Wie ist das eigentlich? ... 38           MVÖ historisch ... 39                                                                        neu, fair, und klimapolitisch wirkungsvoll
                                                                                                                                      zu reparieren – sonst werden ab Juli die letz-
IMPRESSUM
                                                                                                ÖAK                                   ten Reserven der Mieter buchstäblich sinnlos
Herausgeber, Medieninhaber, Redaktion:               Druckauflage: 32.375 Exemplare
                                                                                           Österreichische

Mietervereinigung Österreichs,                       (ÖAK, Jahresschnitt 2021)                               Auflagenkontrolle        verheizt.
Reichsratsstraße 15, 1010 Wien,                      Coverfoto: istockphoto.com
Tel. 05 01 95, Fax Dw 92000                          Zur besseren Lesbarkeit werden in FAIR WOHNEN                                    Herzlichst, Ihr
E-Mail: zentrale@mvoe.at, www.mietervereinigung.at   personenbezogene Bezeichnungen, die sich zugleich
Geschäftsführung: Georg Niedermühlbichler            auf Männer und Frauen beziehen, in der im Deutschen
Chefredaktion: Georg Niedermühlbichler               üblichen männlichen Form angeführt, also z. B.
Redaktion: Elke Hanel-Torsch, Martin Ucik            »Mieter« statt »MieterInnen« oder »Mieterinnen und
                                                                                                                                      Georg Niedermühlbichler
Produktion: Martin Ucik                              Mieter«. Dies soll jedoch keinesfalls eine Geschlechter-
Anzeigenleitung: Monika Jurisic                      diskriminierung oder eine Verletzung des Gleichheits-
Hersteller: Walstead NP Druck GmbH                   grundsatzes zum Ausdruck bringen.                                                                          FAIR WOHNEN 2/22     3
FAIR WOHNEN - Die Mietervereinigung Österreichs
FAIR WOHNEN IM GESPRÄCH

4   FAIR WOHNEN 2/22
FAIR WOHNEN - Die Mietervereinigung Österreichs
»Jede Mieterhöhung
            heizt die Teuerung
            weiter an«
            Im großen Fair-Wohnen-Interview spricht Oliver Picek, Chefökonom des
            Momentum Instituts, mit MVÖ-Präsident Georg Niedermühlbichler über
            Teuerung, Mietpreis-Spirale und Möglichkeiten, die explodierenden
            Wohnkosten in den Griff zu bekommen.

            Georg Niedermühlbichler: Die In-           der überall – in allen Produkten, Gü-     Die Europäische Zentralbank, die
            flation liegt in Österreich bei 7 Pro-     tern und Dienstleistungen – direkt        kurzfristige Zinsen setzt, steckt in
            zent, im Euroraum sogar noch dar-          oder indirekt drinnen steckt. So wie      einem Dilemma. Erhöht sie die Zin-
            über. Warum steigen die Preise der-        das Blut den Körper versorgt, so treibt   sen, würgt sie die Wirtschaft ab. Ir-
            zeit so stark an?                          Energie die Weltwirtschaft an. Bleiben    gendwann sinkt dadurch auch die In-
                                                       die Energiepreise lange genug hoch,       flation, aber zu welchem Preis? Wirt-
            Oliver Picek: Der Schuldige an der ak-     geben die Unternehmen ihre gestie-        schaftseinbruch, hohe Arbeitslosigkeit,
            tuellen Teuerung ist letztlich Wla-        genen Kosten weiter an die Preise.        sinkende Kaufkraft.
            dimir Putin. Schon vor dem Angriff         Manche schlagen noch ein Körberl-
            Russlands auf die Ukraine hat er weni-     geld drauf für Extra-Gewinne, wie ge-     Im Moment spekuliert die Zentral-
            ger Gas nach Europa geliefert, nur die     rade mancher Stromversorger oder          bank darauf, dass die hohen Energie-
            langfristig vereinbarte Liefermenge.       Ölkonzern.                                preise von selbst einen Wirtschafts-
            Das hat zur Verfünffachung der Gas-                                                  einbruch verursachen und die Teue-
            preise geführt, das zieht den Strom-       Wie lässt sich die Rolle der Europäi-     rung von selbst sinkt. Und vielleicht
            preis mit nach oben. Auch der Ölpreis      schen Zentralbank (EZB) in der ak-        hofft sie auch, dass der Krieg bald vor-
            und damit die Treibstoffpreise sind        tuellen Entwicklung einschätzen?          bei ist. Dann sinken die Rohstoffprei-
            stark gestiegen, weil Russland zweit-      Ist eine Zinserhöhung im Euroraum         se wieder. Dann muss sie nicht mit der
            größter Ölexporteur der Welt ist.          ein Mittel, um die Lage in den Griff      »Zinskeule« kommen und selbst ein-
                                                       zu bekommen?                              mal fest auf die Wirtschaft hinhauen -
            Warum steigen auch andere Preise                                                     mit allen Kollateralschäden wie höhe-
            wie die für Lebensmittel?                                                            rer Arbeitslosigkeit.
                                                       »Die Europäische
            Oft steckt in dem Preis eines Produkts
            Gas oder Strom drinnen, das zur Pro-        Zentralbank, die                         Preissteigerungen treffen nicht alle
                                                                                                 gleich. Wen trifft die Inflation am
            duktion verwendet wird. Zumindest
            Treibstoff aber ist für den Transport
                                                        kurzfristige Zin-                        stärksten?

            überall drinnen. Neben menschlicher        sen setzt, steckt in                      Die Preiserhöhungen sind im Mo-
Foto: MVÖ

            Arbeitskraft, Kapital und Land ist Ener-                                             ment für Reiche wie Arme recht ähn-
            gie der vierte große Produktionsfaktor,    einem Dilemma.«                           lich. Nur klar ist: Arme können mit

                                                                                                                  FAIR WOHNEN 2/22     5
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FAIR WOHNEN IM GESPRÄCH

                                                             den Teuerungen schlechter umgehen.        Also zum Beispiel einen Mindestlohn
                                                             Leute mit viel Geld können sich ent-      bei 1.800 Euro durch die Kollektivver-
                                                             scheiden: Konsumieren sie ihren Le-       träge einziehen, und die niedrigen
       »Stromerzeu-                                          bensstandard einfach weiter und spa-
                                                             ren etwas weniger, oder tun sie das
                                                                                                       Einkommen bei den Lohnsteigerun-
                                                                                                       gen besser aussteigen lassen.
 ger und Mineral-                                            nicht. Arme haben diese Reserven
                                                             oder Ersparnisse gar nicht, auf die sie
                                                                                                       Drittens: Die Teuerung direkter an-
                                                                                                       gehen. Die Regierung könnte einen
  ölkonzerne ver-                                            zurückgreifen können.                     Preisdeckel auf den Grundbedarf

 dienen sich gera-                                           Bei den Reichen fällt der Treibstoff
                                                                                                       eines Haushalts bei Strom und Gas
                                                                                                       verordnen, einen Preisdeckel bei den
  de eine goldene                                            mehr ins Gewicht, weil die mehr
                                                             Autos besitzen. Bei den Armen fal-
                                                                                                       Mieten, und auch die Gewinnspan-
                                                                                                       nen der Mineralölkonzerne deckeln.
  Nase mit ihren                                             len dagegen die Lebenshaltungskos-
                                                             ten ins Gewicht – Lebensmittel, Strom,
                                                                                                       Stromerzeuger und Mineralölkonzer-
                                                                                                       ne verdienen sich gerade eine golde-
Preissteigerungen,                                           Gas, Miete. Wer jetzt gerade am Land      ne Nase mit ihren Preissteigerungen,

  während viele
                                                             wohnt, weit mit dem Auto in die Arbeit    während viele nicht mehr wissen, wie
                                                             pendelt, und in einer schlecht ge-        sie mit der Teuerung zurechtkommen
  nicht mehr wis-                                            dämmten Wohnung noch eine Gas-
                                                             oder Ölheizung hat, der hat ein gewal-
                                                                                                       sollen.

sen, wie sie mit der                                         tiges Problem.                            Sind Einmal-Gutscheine ein proba-
                                                                                                       tes Mittel?
Teuerung zurecht-                                            Wie könnten Menschen entlastet
                                                             werden, die besonders unter den           Das Problem bei Gutscheinen ist, dass
 kommen sollen.«                                             Preissteigerungen leiden?                 jeder gleich viel bekommt. Der mit
                                                                                                       5.000 Euro brutto im Monat im aus-
                                                                                                       gezeichnet isolierten Eigenheim mit
                                                                                                       niedrigen Energiekosten genauso wie
                                                                                                       die Alleinerzieherin mit 1.600 Euro in
                                                                                                       der schlecht isolierten Wohnung mit
                                                                                                       teurer Gastherme. Ist es also die best-
                                                                                                       mögliche Maßnahme? In Zeiten einer
                                                                                                       Teuerung nicht. Da geht es darum, den
                                                                                                       am stärksten Betroffenen am meisten
                                                                                                       zukommen zu lassen. Das Kriterium
                                                                                                       erfüllen Gutscheine nicht.

                                                                                                       Mit Mai steigen die Richtwert- und
                                                                                                       Kategoriemieten um fast 6 Prozent –
                                                                                                       das ist die größte Erhöhung seit der
                                                                                                       Einführung der Richtwertmieten im
                                                                                                       Jahr 1994. Wie wirkt sich die Stei-
                                                                                                       gerung der Mieten auf die Inflation
                                                                                                       aus?

                                                                                                       Jede Mieterhöhung heizt die Teue-
                                                                                                       rung weiter an. Aber man muss auch
Oliver Picek im Gespräch mit Georg Niedermühlbichler in der MVÖ-Zentrale.                              aufpassen. In der allgemeinen Teue-
                                                                                                       rungsrate, die wir alle zwei Wochen
                                                             Zunächst einmal müssten die Sozial-       in der Zeitung lesen, spielen Mieten
                                                             leistungen steigen – Mindestpension,      eine zu geringe Rolle. Deren Anteil ist
                                                             Mindestsicherung, Arbeitslosengeld        nur ein Zwanzigstel, weil es auch Be-
                                                             und Notstandshilfe. Es gibt eine Gren-    sitzer von Eigentumswohnungen oder
                                                             ze – die Armutsgefährdungsschwelle –      Häusern gibt. In der Realität ist das für
                                                             über die man arme Haushalte heben         alle Mieter viel mehr - fast jeder Mie-
                                                             müsste, damit sie mit Krisen wie einer    ter muss mehr als nur ein Zwanzigstel
                                                             Pandemie oder einer solchen Teue-         seines monatlichen Einkommens für
                                                             rung besser umgehen können.               die Miete ausgeben. Die Inflationsra-
                                                                                                                                                   Fotos: MVÖ

                                                             Das zweite wäre, die Löhne im unteren     te der Mieter wird daher deutlich hö-
                                                             Bereich vor der Teuerung zu schützen.     her ausfallen.

6    FAIR WOHNEN 2/22
FAIR WOHNEN - Die Mietervereinigung Österreichs
Droht uns eine Mietpreis-Spirale?         muss. Aber auch einen Teil der Ener-
                                          giekosten des Vermieters.
Wir sind seit schon seit Jahren mit-
tendrin. In den letzten 10 Jahren wur-    Für Mietverträge müsste daher gel-
de der Warenkorb, den wir im Durch-       ten: Die Energiepreise müssen in Zei-
schnitt konsumieren, um rund ein          ten einer so hohen Teuerung aus dem
Fünftel teurer. Aber die Mieten sind      Verbraucherpreisindex herausgerech-
um die Hälfte gestiegen. Sie haben        net werden, der in den Mietverträgen
daher auch die Teuerung insgesamt         üblicherweise als »Wertsicherung« die
in die Höhe getrieben. Während der        Mieterhöhung festlegt. So lässt sich die
Pandemie gab es eine Pause, die Mie-      Teuerung zumindest etwas dämpfen.
ten stiegen kaum mehr. Aber jetzt geht
es wieder voll los. Zunächst die Richt-
wertmieten, und jetzt ziehen die Pri-
vatvermieter nach.

Wer zum Beispiel Mitte August einen
Mietvertrag abgeschlossen hat mit
einer »Wertsicherungsklausel«, der
hat mittlerweile eine Mieterhöhung
von über 10 Prozent am Tisch. Bei
einer Miete von 1.000 Euro macht
das 100 Euro zusätzlich aus. Das wird
in den nächsten Monaten einen or-
dentlichen Preisschub bedeuten, der
dann die Grundlage für einen Teil der
nächsten Mieterhöhung ist.

Ist die Koppelung der Mieten an den
Verbraucherpreisindex überhaupt
sinnvoll? Gäbe es andere Indikato-
ren wie zum Beispiel Kerninflation
oder Baukostenindex, die gerechter
oder treffsicherer wären?
                                          Beim Interview in der MVÖ-Zentrale: Georg Niedermühlbichler und Oliver Picek.
Zum einen könnte man die Mieterhö-
hung herausrechnen, sodass nicht          Die Mieten sind schon über die letz-                              »Der
                                                                                                               Vermieter
die jetzige Mieterhöhung schon zur        ten Jahre deutlich stärker gestiegen
nächsten beiträgt und so die Miet-        als die Inflation und fressen einen                             wälzt einen Teil
preisspirale durchbrechen. Fast noch
wichtiger sind aber die Energiepreise,
                                          immer größeren Anteil des Einkom-
                                          mens. Vielen Menschen bleibt also                               seiner Energie-
die laut Verbraucherpreisindex den
größten Anstieg ausmachen. Durch
                                          weniger Geld für andere Ausgaben.
                                          Wie wirkt sich das gesamtwirtschaft-                           rechnung auf den
steigende Preise für Gas und Öl wird
das ganze Land ärmer, weil wir das
                                          lich aus?                                                         Mieter ab.«
aus dem Ausland zukaufen müssen.          Es verteilt um. Hohe Mieten nehmen
Der Kuchen wird kleiner; ein Kuchen-      den Menschen mit wenig Einkommen
stück fehlt künftig, solange die Preise   Geld weg, und geben es jenen mit viel
hoch sind. Den Verlust des fehlenden      Geld. Wieso? Wer besitzt die Immobi-
Stücks muss man gerecht aufteilen.        lien, die Wohnungen, die Häuser? Das
Doch berechnet man die Mieterhö-          sind hauptsächlich Menschen, die viel
hung aufgrund der allgemeinen Teue-       Geld haben und hohe Einkommen er-
rung, sind die Energiekosten drinnen.     zielen. Diese Menschen bekommen
                                          dann höhere Zahlungen von Leuten,
Was passiert dann? Der Vermieter          die viel weniger Geld haben als sie.
wälzt einen Teil seiner Energierech-      Das ist ein großes Verteilungsprob-
nung auf den Mieter ab. Der Mieter        lem. Es schwächt auf Dauer auch die
zahlt doppelt. Seine eigenen höheren      Wirtschaft als Ganzes, weil Menschen
Energiekosten, die er sowieso zahlen      mit wenig Geld mehr davon ausgeben

                                                                                                                          FAIR WOHNEN 2/22   7
FAIR WOHNEN - Die Mietervereinigung Österreichs
FAIR WOHNEN IM GESPRÄCH

                                                             müssen. Das sorgt für Konsum und                Grundbedürfnis, das wir alle haben.
                                                             Arbeitsplätze.                                  Dieses Grundbedürfnis darf nicht als
                                                                                                             Wertanlage missbraucht werden. Was
                                                             Was ließe sich gegen die unverhält-             kann man tun? Zum Beispiel die Wert-
                                                             nismäßig steigenden Wohnkosten                  steigerung von Wohnungen, Immo-
                                                             unternehmen?                                    bilien und Grundstücken für Private
                                                                                                             und Firmen zu 100 Prozent besteuern.
                                                             Um die unmittelbaren Symptome zu                Dann kann eine Immobilienfirma nur
                                                             bekämpfen: Die Mieterhöhungen jetzt             Gewinn machen, wenn sie Wohnun-
                                                             einmal für 1-2 Jahre aussetzen. Nicht           gen auch vermietet, aber nicht wenn
                                                             nur die im Altbau, in Gemeinde- und             sie auf eine Wertsteigerung spekuliert
                                                             Genossenschaftswohnungen, son-                  und so die Preise hinauftreibt. Das gilt
                                                             dern auch die in privaten Neubauver-            auch für Private. Vielleicht sollte man
                                                             trägen - sonst galoppiert uns die Teue-         so weit gehen, dass ich als Bewohner
                                                             rung tatsächlich davon, wenn die Bun-           einer Stadt nur eine Wohnung oder
                                                             desregierung nicht direkter eingreift.          nur ein selbst bewohntes Haus besit-
                                                             Man könnte auch überlegen, erneut               zen darf.
                                                             eine Mietpreisbremse einzuziehen für
                                                             alle aktuellen Mietverhältnisse – wie           Das zweite Problem ist ja, dass pri-
                                                             bei den Altbaumieten.                           vate Firmen viele teure Eigentums-

    »Vielleicht
             sollte                                                                                          wohnungen, die sich immer weni-
                                                             Um die Ursachen zu bekämpfen,                   ger Menschen leisten können, bauen.
   man so weit                                               braucht es zunächst eine realistische
                                                             Analyse. Gemeinde- und Genossen-
                                                                                                             Stattdessen bräuchte es leistbare Miet-
                                                                                                             wohnungen. Dafür brauchen die Ge-
gehen, dass ich als                                          schaftswohnungen dämpfen die Mie-
                                                             ten zwar etwas, aber sie konnten die
                                                                                                             nossenschaften und Gemeinden billi-
                                                                                                             ge Grundstücke. Eigentlich sollte man
 Bewohner einer                                              generelle Explosion der Mieten nicht            ein Vorkaufsrecht der Stadt einfüh-

  Stadt nur eine
                                                             verhindern. Es braucht also stärkere            ren bei jedem Verkaufswunsch eines
                                                             Eingriffe des Staates.                          Grundbesitzers in einer Stadt. Mit
Wohnung oder nur                                             Welche können das sein?
                                                                                                             einer Steuer von 100 Prozent auf Wert-
                                                                                                             steigerungen wären dann für die Stadt
ein selbst bewohn-                                           Der Grundsatz müsste sein, das spe-
                                                                                                             oder für die Republik auch genug Ein-
                                                                                                             nahmen da, um den Privateigentü-
tes Haus besitzen                                            kulative Finanzkapital aus dem Woh-
                                                             nungsmarkt herauszuhalten. Geeig-
                                                                                                             mern die Grundstücke abzukaufen.

       darf.«                                                neter Wohnraum ist ein wichtiges                Danke für das Gespräch.

Oliver Picek und Georg Niedermühlbichler beim Fair-Wohnen-Interview in der Zentrale der Mietervereinigung.

8    FAIR WOHNEN 2/22
FAIR WOHNEN - Die Mietervereinigung Österreichs
FAIR WOHNEN      AKTUELL
                                                                                                                                                                                                                                                                                          OGH

Endlich:
»Wohnschirm«                                                                                                                                                                                                                                                       zu verhindern und Personen
                                                                                                                                                                                                                                                                   mit Mietrückständen finanziell
                                                                                                                                                                                                                                                                   zu unterstützen. Seitens des Mi-

für Mieter ist da
                                                                                                                                                                                                                                                                   nisteriums geht man davon aus,
                                                                                                                                                                                                                                                                   dass bis Ende 2023 5.500 Haus-
                                                                                                                                                                                                                                                                   halte unterstützt werden.

                                                                                                                                                                                                                                                                   Aufstockung gefordert
                                                                                                                                                                                                                                                                   Ob die Dotierung des »Wohn-
                                                                                                                                                                                                                                                                   schirms« ausreicht, wird sich
Schon vor zwei Jahren – kurz nach Beginn der                                                                                                                                                                                                                       zeigen. Bei Bedarf müsse die-
Pandemie – hat die Mietervereinigung einen                                                                                                                                                                                                                         ser jedenfalls aufgestockt bezie-
                                                                                                                                                                                                                                                                   hungsweise über 2023 hinaus
Fonds zur Delogierungsprävention gefordert.                                                                                                                                                                                                                        verlängert werden, erklärt MVÖ-
Nun steht der »Wohnschirm« endlich bereit.                                                                                                                                                                                                                         Präsident Niedermühlbichler.
                                                                                                                                                                                                                                                                   Auf der einen Seite ist die Pan-

A
                                                                                                                                                                                                                                                                   demie noch nicht vorbei, auf der
      m 16. März 2020 trat in Ös-   weiter Druck für den Hilfsfonds,                                                                                                                                                                                               anderen Seite setzt die Rekord-
      terreich der erste Corona-    eine Pressekonferenz im Feb-                                                                                                                                                                                                   Teuerung mit explodierenden
      Lockdown in Kraft. Am 23.     ruar 2021 folgte; parallel wur-                                                                                                                                                                                                Energiepreisen und weiter stei-
März forderte die Mietervereini-    de in Abstimmung mit weiteren                                                                                                                                                                                                  genden Mieten (Richtwerterhö-
gung (MVÖ) erstmals die Ein-        Organisationen wie der Volks-                                                                                                                                                                                                  hung) den Mietern zu.
richtung eines neuen, bundes-       hilfe die Schaffung des Fonds                                                                                                                                FAIR WOHNEN
                                                                                                                                                                                                                                             SEPTEMBER 2020

                                                                                                                                                                                                 DAS MAGAZIN DER MIETERVEREINIGUNG ÖSTERREICHS

weiten Solidarfonds, der Mieter     vorangetrieben.                                                                                                                                                                                                                Laut Statistik Austria stellen die
mit Zahlungsschwierigkeiten                                                                                                                                                                                                                                        Wohnkosten bereits jetzt für
                                                                         Österreichische Post AG - MZ 02Z033986 M - Mietervereinigung Österreichs, Reichsratsstraße 15, 1010 Wien

vor dem Verlust ihrer Wohnun-       Arbeit der MVÖ wirkt                                                                                                                            Mietervereinigung fordert rasches Handeln:

                                                                                                                                                                                    Sicher-Wohnen-
                                                                                                                                                                                                                                                                   825.000 Menschen in Österreich
                                                                                                                                                                                    Fonds gegen
gen bewahrt. Im Juni erneuerte      Reichlich spät, aber immerhin                                                                                                                   Wohnungskrise                                                                  eine schwere finanzielle Belas-
die MVÖ angesichts alarmieren-      doch kündigte schließlich im                                                                                                                                                                 MVÖ erkämpft Sieg
                                                                                                                                                                                                                                 für Mieter vor OGH
                                                                                                                                                                                                                                 Voller Einsatz für Mieterrechte

                                                                                                                                                                                                                                 »Wien hält
                                                                                                                                                                                                                                 zusammen«
                                                                                                                                                                                                                                                                   tung dar. Bei 228.000 Menschen
der Zahlen - 500.000 Menschen       Juni der damalige Sozialminis-                                                                                                                                                                                                 (das sind rund 9 Prozent aller
                                                                                                                                                                                                                                 Michael Ludwig im Interview

                                                                                                                                                                                                                                 Wohnen mit
                                                                                                                                                                                                                                 Hund und Katz
                                                                                                                                                                                                                                 Tipps für Tierfreunde

                                                                                                                                                                                                                                 Der neue Betriebs-

waren arbeitslos, 1,3 Millionen     ter Wolfgang Mückstein an, 24                                                                                                                                                                                                  Mieter) kam es in den letzten 3
                                                                                                                                                                                                                                 kostenspiegel
                                                                                                                                                                                                                                 Preistreiber im Fokus

in Kurzarbeit – die Forderung in    Millionen Euro für einen Fonds               Fair-Wohnen-Titel                                                                                                                                                                 Monaten zu Mietrückständen.
einer großen Pressekonferenz.       bereitzustellen, um Delogierun-            vom September 2020.                                                                                                                                                                 Weitere 732.000 Menschen rech-
                                    gen im Zuge der Corona-Kri-                                                                                                                                                                                                    nen in den kommenden 3 Mo-
Die September-Ausgabe von           se zu verhindern. Die hartnä-                                                                                                                                                                                                  naten mit Zahlungsschwierig-
Fair Wohnen brachte den Si-         ckige Arbeit der MVÖ hat sich                                                                                                                                                                                                  keiten bei ihren Wohnkosten.
cher-Wohnen-Fonds als Titel-        nicht nur für betroffene Mieter
geschichte, im Oktober ging         bezahlt gemacht – auch gesamt-                                                                                                                                                                                                  So funktioniert der Schirm
die MVÖ in einer gemeinsa-          gesellschaftlich ergibt sich eine                                                                                                                                                                                               Der »Wohnschirm« soll Kos-
men Pressekonferenz mit SPÖ-        positive Bilanz, denn ein Euro                                                                                                                                                                                                  ten decken, die zur Sicherung
Wohnbausprecherin Ruth Be-          aus dem Hilfsfonds vermeidet                                                                                                                                                                                                    der Wohnung notwendig sind
cher erneut in die mediale Of-      Folgekosten von über 12 Euro.                                                                                                                                                                                                  – also Mietrückstände, Anwalts-
fensive. Die Bundesregierung                                                                                                                                                          Wohnschirm                                                                    und Gerichtskosten, sofern die-
reagierte jedoch (noch) nicht,      »Wohnschirm« aufgespannt                                                                                                                        Infos im Internet:                                                              se nicht selbst gedeckt werden
weshalb MVÖ-Präsident Georg         Die Einrichtung des Hilfsfonds                                                                                                                                                                                                  können. Die Höhe der Leistung
Niedermühlbichler im Dezem-         sollte schließlich länger als                                                                                                                                                                                                   ist nicht gedeckelt. Wenn die
ber einen Appell an die Verant-     Mücksteins Amtszeit dauern.                                                                                                                                                                                                     Wohnung auf Dauer nicht mehr
wortlichen richtete: »Die Regie-    Erst am 5. Mai 2022 stellte dessen                                                                                                                                                                                              leistbar ist, kann der Umzug in
rung muss nun rasch handeln,        Nachfolger Johannes Rauch den                                                                                                                                                                                                   eine vorhandene, leistbarere
sonst riskiert sie Delogierungen    nun »Wohnschirm« genannten                                                                                                                          https://wohnschirm.at                                                       Wohnung unterstützt werden.
und Obdachlosigkeit.«               Fonds vor. Bis Ende des Jahres                                                                                                                                                                                                  Betroffene Mieter können sich
                                    2023 stehen nun also bundes-                                                                                                                                                                                                    österreichweit an 28 Anlaufstel-
Gemeinsam mit der Arbei-            weit 24 Millionen Euro zur Ver-                                                                                                                                                                                                 len wenden – Details dazu siehe
terkammer machte die MVÖ            fügung, um Wohnungslosigkeit                                                                                                                                                                                                    https://wohnschirm.at.

                                                                                                                                                                                                                                                                              FAIR WOHNEN 2/22     9
FAIR WOHNEN - Die Mietervereinigung Österreichs
FAIR WOHNEN STEIERMARK
               FALL

                               Vertragliche
                           Wertsicherungs-
                             vereinbarung:
                               Was darf der
                         Vermieter wirklich?
          Warum es sich für Mieter lohnen kann, bei einer Erhöhung der Miete einen
          Blick in den Mietvertrag zu werfen und die Wertsicherungsvereinbarung zu
                  überprüfen, erklären die Experten der Mietervereinigung Steiermark.

10 FAIR WOHNEN 2/22
V
     or weg ist festzuhal-                                           keiner gültigen Rechtsgrundla-        den Vermieter geltend gemacht
     ten, dass folgender Arti-                                       ge beruht. Dadurch konnte der         werden. Vorsicht: Ein Verzicht
     kel nicht auf die gesetzli-                                     Familie künftig die Bezahlung         der Geltendmachung durch
che Wertsicherung (Kategorie-                                        eines monatlichen Betrages von        den Vermieter stellt keinen Wi-
und Richtwertsystem) eingeht,                                        insgesamt Euro 168,09 Euro er-        derruf der Vereinbarung dar,
wo eine genaue Anpassung der                                         spart werden.                         weshalb der Vermieter, natür-
Miete, wie der Name schon sagt,                                                                            lich unter Voraussetzung einer
durch Gesetz erfolgt.                                                Damit man von einer rechts-           gültigen Vereinbarung, jeder-
                                                                     konformen vertraglichen Wert-         zeit eine Anpassung der Haupt-
Die Mietervereinigung Steier-                                        sicherungsvereinbarung ausge-         miete für die Zukunft vorneh-
mark prüfte kürzlich den Miet-                                       hen kann, sollten folgende Kri-       men kann. Wichtig ist zu beach-
vertrag einer Jungfamilie und                                        terien erfüllt sein:                  ten, dass bei Mietverhältnissen
stellte fest, dass keine Wertsi-                                                                           außerhalb des MRG (betrifft in
cherung im Mietvertrag veran-                                        Der Mietvertrag muss, wie be-         erster Linie Mietverträge über
kert war. Der Vermieter richtete                                     reits erwähnt, über eine aus-         Ein- und Zweifamilienhäusern)
bloß ein Schreiben an die Mieter,                                    drückliche Regelung der Wert-         bzw. bei teilweiser Anwendung
indem er erklärte, dass er auf-                                      sicherung verfügen. Bei münd-         des MRG (betrifft unter ande-
grund der gegenwärtigen allge-                                       lichen Mietverträgen sollte es        rem Mietverträge über Neu-
meinen Teuerung nunmehr die          Mag. Marion Raidl               darüber eine schriftliche Verein-     bauten ohne Verwendung öf-
Hauptmiete anheben wird. Wei-          ist Juristin der              barung geben. Selbstverständ-         fentlicher Förderungsmittel),
                                     Mietervereinigung
ter führte dieser begründend             Steiermark.                 lich sind auch mündliche Abre-        der Vermieter die Erhöhung der
dazu aus, dass der Mietvertrag                                       den zwischen den Mietparteien         Hauptmiete auch rückwirkend,
bereits im Jahr 2014 abgeschlos-                                     zulässig, doch aufgrund einer         innerhalb eines Verjährungs-
sen wurde und es noch nie zu                                         möglichen erschwerten Beweis-         zeitraumes von drei Jahren, gel-
einer Erhöhung der Hauptmiete                                        führung im Falle eines Rechts-        tend machen und nachverrech-
kam, weshalb es jetzt an der Zeit                                    streits, wenig empfehlenswert.        nen kann. Bei Mietverhältnissen
sei, die Miete dahingehend zu                                        Weiters muss angegeben wer-           im Vollanwendungsbereich des
erhöhen. Die Mietervereinigung                                       den, in welchem Ausmaß eine           MRG (betrifft vorwiegend Miet-
Steiermark konnte die Familie                                        Hauptmieterhöhung zu erwar-           verhältnisse über Altbauten, die
beruhigen, indem sie dieser klar          Rat & Hilfe                ten ist. Für Mietverhältnisse         vor dem 1.7.1953 errichtet wur-
machte, dass das Schreiben auf      Angebot und Außen-               mit einem fix vereinbarten Be-        den und aus mehr als zwei Miet-
                                    stellen der Mieterver-           trag, der neben der Hauptmie-         gegenständen bestehen), ist
                                    einigung Steiermark:             te auch die Betriebskosten und        eine solche Rückforderung nicht
                                                                     die Umsatzsteuer umfasst (Pau-        erlaubt.
                                                                     schalmietzins), wird der ge-
                                                                     samte Pauschalbetrag wertge-          Schließlich ist noch zu bemer-
                                                                     sichert. Bei fast allen Mietver-      ken, dass Mieter Rückforde-
                                                                     hältnissen wird als Grundlage         rungsansprüche hinsichtlich
                                       mietervereinigung.at/738/
                                    Leistungsumfang-Zustaendigkeit
                                                                     der Wertsicherung der Haupt-          unberechtigter bzw. unrichtiger
                                                                     miete die Veränderung des Ver-        Hauptmieterhöhungen im Rah-
                                                                     braucherpreisindex (VPI) ver-         men der Wertsicherung durch
                                                                     einbart. Dieser wird monatlich        den Vermieter haben. Diese ver-
                                                                     aufgrund der Entwicklung der          jähren gem. § 1486 Z 4 ABGB in-
                                                                     allgemeinen Lebenskosten von          nerhalb von drei Jahren.
                                                                     der Statistik Austria berechnet
                                                                     bzw. verlautbart (ist unter www.      Fazit: Der geschilderte Fall be-
                                                                     statistik.at im Internet abruf-       weist, dass es sich immer lohnt,
                                                                     bar) und ist in der Vereinbarung      einen Blick in den Mietvertrag
                                                                     zu nennen. Schließlich muss           zu werfen. Bei Unsicherhei-
                                                                     noch das Ausgangsmonat bzw.           ten, ob die durch den Vermieter
                                                                     Ausgangsjahr, von dem aus             geltend gemachte Wertsiche-
                                                                     die Berechnung vorzunehmen            rung zulässig ist oder nicht bzw.
                                                                     ist, festgelegt werden. Zumeist       ob diese auch richtig berech-
                                                                     ist dies das Monat und Jahr der       net wurde, lassen Sie sich ger-
                                                                     Mietvertragsunterzeichnung.           ne bei unseren Beratungsstellen
                                                                                                           aufklären.
                                                                     Wenn all diese Formerfordernis-
                                                                     se erfüllt sind, liegt eine gültige
                                                                     vertragliche Wertsicherungsver-
                                                                     einbarung vor und kann durch

                                                                                                                      FAIR WOHNEN 2/22 11
FAIR WOHNEN     THEMA

12 FAIR WOHNEN 2/22
So mietet
                                       Österreich
                                       Die große Mitglieder-Umfrage der Mietervereinigung zeigt, wie Österreich wohnt
                                       und mietet. Die Ergebnisse machen deutlich, wo die größten wohnpolitischen Bau-
                                       stellen liegen und was es braucht, um leistbares Wohnen zu sichern.

                                       Ö
                                            sterreich gilt international                                                                                              Die Gruppe der Mieter unter-
                                           als Land der Mieter. Mit                                                                                                   teilt sich in drei größere Sekto-
                                           einer Mietquote von 43                                                                                                     ren: 16% leben in Gemeinde-
                                       Prozent liegt man im europäi-                                                                                                  wohnungen, 40% in Genossen-
                                       schen Spitzenfeld – nur in der Durchschnittliche Wohnfläche pro Wohnung in m2                                                  schaftswohnungen und 44% in
                                       Schweiz (58%) und in Deutsch-                                                                                                  meist privaten Mietwohnungen.
                                       land (49%) gibt es anteilig       Hauseigentum                                                         142                     (siehe Grafik unten).
                                       mehr Haushalte, die zur Miete
                                       wohnen.                                                                                                                        Miete nach Segmenten,
                                                                         Wohnungseigentum                               84                                            Anteil in Prozent
                                       Was die Wohnsituation betrifft,
                                       bestehen zwischen Mietern und               Gemeindewohnung 61        61                                                                               16
                                       Haus- bzw. Wohnungseigentü-                                                                                                                         Gemeindewohnung
                                       mern signifikante Unterschiede.
                                       Hauseigentümer wohnen hier-
                                                                                   Genossenschaftswohnung 70      70                                                    44
                                       zulande durchschnittlich auf                                                                                                   Private Hauptmiete
                                       doppelt so großer Fläche wie die            Private Hauptmiete             70                 Quelle: Statistik Austria
                                       Mieter (siehe Grafik rechts).
                                                                               0                30           60          90        120                      150
                                                                                                                                                                                                            40
                                       Umgekehrt stellt sich die Situa-                                                                                                              Genossenschaftswohnung
                                       tion bei den Wohnkosten (Miete, Anteil der Wohnkosten am Haushalts-Einkommen in Prozent
                                                                                                                  Quelle: Statistik Austria
                                       Betriebskosten, Zinsen für Kre-                                                                                                                          Quelle: Statistik Austria

                                       dite, Heizung, Energie, Instand- Hauseigentum       11
                                       haltung) dar. Haushalte in pri-                                                                                                Die Mietervereinigung hat im
                                       vaten Mietwohnungen geben
                                       im Schnitt 30% ihres Einkom-
                                                                        Wohnungseigentum            16                                                                Herbst 2021 mehr als 1.400 Mit-
                                                                                                                                                                      glieder in einer großen, ano-
Foto: istockphoto.com, Grafiken: MVÖ

                                       mens fürs Wohnen aus, Genos-                                                                                                   nymisierten Online-Umfrage
                                       senschafts- und Gemeindemie- Gemeindewohnung                               25                                                  von Reichmann Research Con-
                                       ter rund ein Viertel, während                                                                                                  sulting zu ihren Wohnverhält-
                                       Wohnungseigentümer mit 16%                                                                                                     nissen befragt. Wie hoch sind
                                       und Hauseigentümer mit 11%
                                                                        Genossenschaftswohnung                   24                                                   die tatsächlichen Wohnkosten?
                                       anteilig die geringsten Aufwen-                                                                                                Empfinden die Mieter die Höhe
                                       dungen stemmen müssen (siehe     Private Hauptmiete                                           30                               ihrer Miete als gerechtfertigt?
                                       Grafik rechts).                                                                                                                Die Antworten sprechen für sich.
                                                                               0            5           10         15         20         25                      30

                                                                                                                                                                                   FAIR WOHNEN 2/22 13
FAIR WOHNEN        THEMA

Wohnkosten
Die Ergebnisse der MVÖ-Um-
frage zeigen in Bezug auf die
Wohnkosten (Miete inkl. Be-
triebkosten, Heizung, Strom)
deutliche Unterschiede zwi-
schen den Sektoren Gemein-             Monatliche Wohnkosten nach Wohnverhältnis, in Prozent
de-, Genossenschafts- und Pri-
vatwohnungen. Zwei von drei
Haushalten, die in einer Ge-                                                                       < 700 €                    > 900 €
meindewohnung mieten, haben            Gemeinde-
Wohnkosten von bis zu 700 Euro         wohnung                                 64                                  16           20
im Monat – in Genossenschafts-
und Privatwohnungen bleibt                                              < 700 €                                > 900 €
nur einer von drei Haushalten          Genossenschafts-
unter dieser Grenze. Der Anteil        wohnung                    32                          33                          35
jener, die über 900 Euro pro Mo-
nat an Wohnkosten stemmen
                                                                            < 700 €                      > 900 €
müssen, liegt bei den Befrag-
                                       Private
ten bei 16% in Gemeindewoh-
                                       Hauptmiete                  34                        23                         43
nungen, steigt bei Genossen-
                                                          0            20               40               60              80             100
schaftswohnungen auf 35% und
                                                                                                                                              Quelle: MVÖ-Umfrage
erreicht in Privatwohnungen gar
43% (siehe Grafik rechts).

Befristungen                           Monatliche Wohnkosten nach Art des Mietvertrags, in Prozent
Eklatant unterscheiden sich die
Wohnkosten auch zwischen
befristeten und unbefristeten
Mietverhältnissen. Befristungen
sind fast ausschließlich im pri-                                 < 700 €                       > 900 €
vaten Segment anzufinden, wo           Befristeter               22               24                             54
im Bestand beinahe schon jeder         Mietvertrag
zweite Vertrag befristet ist (47%).
Der Anteil an Befristungen im
Bestand steigt von Jahr zu Jahr,
denn drei von vier neuen priva-                                               < 700 €                         > 900 €
ten Mietverträgen werden nur           Unbefristeter
noch befristet abgeschlossen.          Mietvertrag
                                                                      38                        25                       37
Marginal ist der Befristungsan-
                                                          0            20               40               60              80             100
teil in Wohnungen von Gemein-                                                                                                                 Quelle: MVÖ-Umfrage
den (3%) und gemeinnützigen
Bauvereinigungen (6%).

Befristete Mietverträge sind           Finden Sie die Höhe Ihrer Miete gerechtfertigt? Angaben in Prozent
deutlich teurer als unbefriste-
te. In der MVÖ-Umfrage muss-           Befristeter Mietvertrag                               Unbefristeter Mietvertrag
te mehr als die Hälfte der Mie-
ter mit einem befristeten Vertrag
mehr als 900 Euro an Wohnkos-
ten stemmen, während dies bei                                     23
unbefristeten Verträgen nur 37%                           Miete
                                                          angemessen
betraf (siehe Grafik rechts).
                                                                                                                                        45
Nur 23% der Befragten mit                                                                    55      Miete
                                                                                                     zu hoch
                                                                                                                         Miete
                                                                                                                         angemessen
einem befristeten Vertrag be-                   Miete
                                                zu hoch
werten die Höhe ihrer Miete als
angemessen, 77% finden sie zu              77
hoch. Bei Mietern mit unbefris-
tetem Vertrag liegt das Verhält-
                                                                                                                                              Quelle: MVÖ-Umfrage
nis bei 45:55 (siehe Grafik rechts).

14 FAIR WOHNEN 2/22
Angemessene Wohnkosten?
                Bis zu welchem Betrag emp-
                finden Mieter in Österreich die
                Höhe ihrer Wohnkosten insge-
                samt als angemessen? Die MVÖ-
                Umfrage zeigt, dass Wohnkos-
                ten von bis zu 700 Euro von der     Finden Sie Ihre monatlichen Wohnkosten gerechtfertigt? Angaben in Prozent
                Mehrheit noch als gerechtfertigt
                bewertet werden. Ihre Wohn-
                kosten von bis zu 500 Euro be-                   Betrag       zu hoch angemessen                                                  weiß nicht, k.A.
                werten nur 14% der Befrag-
                ten als zu hoch, 75% jedoch als               < 500 €          14                               75                                11
                angemessen.
                                                            501-700 €                 38                                      59
                In der Bandbreite von 501-700
                Euro steigt der Anteil jener, die           701-900 €                         52                                  33                  5
                ihre Wohnkosten als nicht an-
                gemessen empfinden, auf 38%.              901-1.100 €                          64                                      33
                Ab 701 Euro steigt dieser Anteil
                auf 52% und erreicht bei Wohn-              > 1.100 €                                 76                                     23
                kosten jenseits der 1.100-Euro-
                                                                          0              20               40            60             80                100
                Marke bereits 76% (siehe Grafik
                                                                                                                                                                Quelle: MVÖ-Umfrage
                rechts).

                Der MRG-Effekt
                Bei einer Analyse nach Bau-         Wohnkosten gerechtfertigt? Wohnkosten nach Bauperioden, Angaben in Prozent
                perioden der Miethäuser zeigt
                sich – schwach, aber doch –
                der preisdämpfende Effekt des                   Baujahr                            zu hoch angemessen                               weiß nicht, k.A.
                Mietrechtsgesetzes (MRG). In
                vor 1945 errichteten Gebäuden               vor 1919                    40                                   52                      8
                (sogenannten »Altbauten«) hält
                eine knappe Mehrheit der Mie-              1919-1945                      48                                   49
                ter ihre Ausgaben fürs Wohnen
                für angemessen. Danach kehrt              1946-1970                           50                                  46
                sich dieses Verhältnis um. Einen
                Hinweis, dass seit Jahrzehnten            1971-2000                            57                                    41
                zu wenige leistbare Mietwoh-
                nungen auf den Markt kommen,                 ab 2000                                  70                                     30
                liefern die Daten ab 2000: Für
                                                                          0              20               40            60             80                100
                70% der Mieter sind die Wohn-
                                                                                                                                                                Quelle: MVÖ-Umfrage
                kosten in diesen Häusern »viel
                zu hoch« bzw. »zu hoch« (siehe
                Grafik rechts).
                                                    Belastung durch Wohnkosten nach Wohnverhältnis, in Prozent
                Belastung durch Wohnkosten
                Bei der Wohnkosten-Belastung
                der befragten Haushalte zeigt                                        groß spürbar                    gering                           k.A.
                sich, dass diese für mehr als       Gemeinde-
                zwei Drittel der Mieter im pri-     wohnung                     20                   33                           42
                vaten und im gemeinnützigen
                Sektor groß bzw. spürbar ist. In                                 groß spürbar                                       gering
                Gemeindewohnungen stellen           Genossenschafts-
                die Wohnkosten für jeden Fünf-      wohnung                     17                         56                                26
                ten eine große, für jeden Dritten
                eine spürbare Belastung dar;
                für 42% und damit die größte                                     groß spürbar                                     gering
                                                    Private
                Gruppe im Vergleich bleibt die                                 16                       53                                 29
Grafiken: MVÖ

                Belastung hier jedoch gering        Hauptmiete
                                                                          0              20               40            60             80                100
                bzw. nicht spürbar (siehe Gra-
                                                                                                                                                                Quelle: MVÖ-Umfrage
                fik rechts).

                                                                                                                                             FAIR WOHNEN 2/22 15
FAIR WOHNEN       THEMA

Gleichwertige
Wohnung verfügbar?
Ein deutliches und gleichzeitig
alarmierendes Ergebnis lieferte
unsere einfache Frage: »Wenn
Sie am Ende des Monats ihre
Wohnung wechseln müssten,            Könnten Sie zum selben Preis eine gleichwertige Wohnung beziehen? Angaben in Prozent
könnten Sie Ihrer Ansicht nach
zum selben Preis eine gleich-        Wohnkosten als angemessen empfunden                   Wohnkosten als zu hoch empfunden
wertige Wohnung beziehen?«
Hier antworteten insgesamt 83%                                2
                                                              Ja
der Befragten mit einem klaren                                     5
                                                                   k.A.
                                                                                                                               13
Nein. Gar nur 2% jener Mieter,                                                                                                   Ja
die ihre Wohnkosten als ange-
messen bewerteten, konnten
sich vorstellen, eine gleichwer-
                                                                                                                                      14
tige Wohnung zu finden!
                                     93                                                   73                                            k.A.
                                     Nein                                                 Nein
Selbst jene, die ihre Wohnkos-
ten in der aktuellen Wohnung
als (viel) zu hoch einschätzten,
rechneten im Fall eines Woh-
                                                                                                                                               Quelle: MVÖ-Umfrage
nungswechsels zu 73% mit einer
Verschlechterung (siehe Grafik
rechts).
                                     Erhalten Sie Betriebskostenabrechnungen? Angaben in Prozent
Betriebskostenabrechnungen
Mieter haben ein gesetzliches
Recht auf Betriebskostenab-                                                                                                   ja nein, k.A.
rechnungen. Wie die Praxis der       Gemeinde-
MVÖ zeigt, kann es sich lohnen,      wohnung                                              95                                     3
die Abrechnung zu kontrollie-
ren (siehe Artikel auf Seite 26 in                                                                                            ja nein, k.A.
diesem Heft). Dazu muss man          Genossenschafts-
sie freilich überhaupt erst erhal-   wohnung                                              95                                     3
ten haben. Sowohl im Gemein-
debau als auch im geförderten
                                                                                                             ja nein, k.A.
Wohnbau wird fast allen Mie-
                                     Private
tern die Abrechnung zugäng-
                                     Hauptmiete                                 74                                       23
lich gemacht, wie die MVÖ-Be-
                                                        0           20               40              60             80                100
fragung ergab. Rund jeder vierte                                                                                                               Quelle: MVÖ-Umfrage
Privatmieter gab jedoch an, kei-
ne Abrechnungen zu erhalten
(siehe Grafik rechts).
                                     Zufriedenheit mit der Hausverwaltung, in Prozent
Hausverwaltung
Mietern werden zwar die Kosten
für die Hausverwaltung verrech-                              zufrieden wenig zufrieden                    nicht zufrieden             k.A.
net, ein Mitspracherecht bei der     Gemeinde-
Bestellung dieser haben sie aber     wohnung                 23                      41                            33
nicht. Im Anwendungsbereich
des MRG können für die Haus-                                                zufrieden wenig zufrieden                nicht zufrieden
verwaltung 3,80 Euro je Quad-        Genossenschafts-
ratmeter Nutzfläche und Jahr         wohnung                       41                            38                         19
verrechnet werden – das macht
bei einer 70-Quadratmeter-
                                                                         zufrieden wenig zufrieden          nicht zufrieden      k.A.
Wohnung immerhin 293 Euro
                                     Private
im Jahr aus. Nur rund ein Drittel
                                     Hauptmiete                35                           32                    26
der Mieter ist mit der Leistung
                                                        0           20               40              60             80                100
ihrer Hausverwaltung zufrieden
                                                                                                                                               Quelle: MVÖ-Umfrage
(siehe Grafik rechts).

16 FAIR WOHNEN 2/22
Umfrage zeigt                                                     Fachleute vor Probleme stellt.     MVÖ tritt dafür ein, dass ein
Handlungsbedarf auf                                               Die MVÖ tritt daher für kla-       Makler vom Auftraggeber (in der
Die große MVÖ-Umfrage unter-                                      re und nachvollziehbare Miet-      Regel ist das der Vermieter) be-
mauert, dass Wohnen vor allem                                     zinsobergrenzen ein. In einem      zahlt wird.
im privaten Sektor zunehmend                                      Zu- und Abschlagskatalog sol-      Das Justizministerium hat vor
unleistbar wird. Ein Grund                                        len die Zuschläge auf maximal      kurzem einen Gesetzesentwurf
dafür ist, dass bereits bei der                                   25% vom Richtwert gedeckelt        vorgelegt, der das Bestellerprin-
Mehrzahl aller privaten Miet-                                     werden.                            zip in Österreich verankern soll.
verhältnisse das Mietrechtsge-                                                                       Doch der Entwurf bietet in sei-
setz (MRG) mit seinen ohne-                                       Außerdem treten wir für die Ab-    ner Erstfassung Umgehungs-
hin schwammigen Preisgren-                                        schaffung des Lagezuschlags        möglichkeiten. Die MVÖ hat
zen nicht mehr zur Anwendung                                      ein, der nur die Infrastruktur-    deshalb in einer Stellungnahme
kommt, da der Geltungsbereich                                     leistungen der Gemeinde wi-        Änderungen eingefordert (sie-
des Gesetzes auf einen längst         Mitglied werden             derspiegelt, aber keinen per-      he Artikel auf Seite 20 in diesem
vergangenen Errichtungszeit-        Unterstützen Sie unse-        sönlichen Leistungseinsatz des     Heft).
raum der Gebäude (1945!) ab-        re Arbeit für leistbares      Liegenschaftseigentümers.
                                     Wohnen durch eine
stellt. Dadurch wird der Anwen-         Mitgliedschaft:
                                                                                                     Kautionskosten senken
dungsbereich des Gesetzes im                                      Um die Teuerungsspirale im Be-     Allein die Kaution verschlingt
Verhältnis zum Wohnungsange-                                      reich der Mieten anzuhalten,       derzeit drei bis sechs Brutto-
bot immer kleiner.                                                soll die automatische Valorisie-   Monatsmieten. Kautionen sol-
                                                                  rung gestoppt werden.              len der Höhe nach mit maximal
Ein zweiter Grund ist die ra-                                                                        zwei Bruttomonatsmieten be-
sante Zunahme der befristeten         mietervereinigung.at/709/
                                                                  Für alte Möbel, deren wirt-        schränkt werden.
Mietverträge, die Mietern nicht         RegistrierungsModule      schaftliche Lebensdauer über-
nur wichtige Rechte nehmen,                                       schritten ist, soll keine Möbel-   Faire Rechtsdurchsetzung
sondern auch die Wohnkos-                                         miete mehr verrechnet werden       Der Weg zum Recht darf nicht
ten in die Höhe treiben. Bei je-                                  dürfen.                            durch bürokratische und finan-
dem Wohnungswechsel werden                                                                           zielle Hürden versperrt sein. Die
unter anderem Kosten für Um-                                      Einschränkung der                  Durchsetzung sämtlicher Rech-
zug, Kaution, Provision, Ummel-                                   Befristungsmöglichkeiten           te und Pflichten aus dem Wohn-
dung etc. fällig.                                                 Gesichertes und leistbares Woh-    recht muss ohne Kostenrisiko
                                                                  nen ist eine Grundvorausset-       im Außerstreitverfahren abge-
Zentrale Forderungen                                              zung, um am sozialen Leben         wickelt werden können.
der Mietervereinigung                                             einer Gesellschaft teilhaben zu
Konkrete Vorschläge, wie Woh-                                     können. Befristungen bedeu-        Leerstandsabgabe
nen wieder leistbar werden                                        ten nicht nur Unsicherheit für     Durch lang leer stehende Woh-
könnte, liegen seitens der Mie-                                   die Mieter, sondern steigern       nungen wird der verfügba-
tervereinigung seit langem auf                                    außerdem die Gesamtwohnkos-        re Wohnraum künstlich ver-
dem Tisch. Zentrale Forderun-                                     ten. Die MVÖ fordert eine Min-     knappt. Die MVÖ fordert, dass
gen sind:                                                         destvertragsdauer von 5 Jahren.    Leerstände nach sechs Mona-
                                                                  Außerdem soll der Befristungs-     ten verpflichtend gemeldet wer-
• Ein Mietrecht für alle mit kla-                                 abschlag mindestens 50 Prozent     den müssen und eine Abgabe
ren Mietzinsobergrenzen,                                          betragen und Mieter sollen je-     für Wohnungen und Geschäfts-
                                                                  derzeit kündigen können.           räumlichkeiten, die unbegrün-
• eine Einschränkung der                                                                             det länger leer stehen.
Befristungsmöglichkeiten,                                         Betriebskosten senken
                                                                  Jahr für Jahr werden den Mie-      Strafen bei Mietwucher
• sowie eine Senkung der Be-                                      tern Kosten, die eigentlich der    Im Normalfall werden Vergehen
triebs- und Kautionskosten.                                       Hauseigentümer zu tragen hät-      gegen Gesetze auch geahndet.
                                                                  te, weiterverrechnet. Grund-       Das Mietrecht soll hier keine
Ein Mietrecht für alle                                            steuer, Versicherungsprämien       Ausnahme darstellen. Derzeit
Der Anwendungsbereich des                                         und Verwaltungshonorar sollen      gibt es für Vermieter, die über-
MRG soll auf alle Mietverhält-                                    aus dem Betriebskostenkatalog      höhte Mieten verlangen, außer
nisse ausgedehnt werden.                                          entfernt werden.                   einer drohenden Rückzahlung
                                                                                                     keine Konsequenzen. Die MVÖ
Klare Mietzinsobergrenzen                                         Maklerprovision für                fordert daher für vorsätzlich und
Das Fehlen von klaren gesetz-                                     Mieter abschaffen                  wiederholt überhöhte Mieten
lichen Richtlinien für Zu- und                                    Der Abschluss eines Mietvertra-    Verwaltungsstrafen. Die einge-
Abschläge im Richtwertsystem                                      ges kommt Mieter teuer. Mak-       hobenen Beträge sollen für so-
hat zu einem Wildwuchs von                                        lerprovisionen erhöhen die tat-    zialen Wohnbau zweckgebun-
Zuschlägen geführt, der selbst                                    sächlichen Wohnkosten. Die         den werden.

                                                                                                                FAIR WOHNEN 2/22 17
FAIR WOHNEN      AKTUELL
                  FALL

CO2-Steuer muss
die Richtigen treffen
Ab Juli startet in Österreich die neue CO2-Steuer. Geht es nach der Bundes-
regierung, bleiben die entstehenden Mehrkosten zur Gänze an den Mietern
hängen. Während die Mieter ihr Geld buchstäblich verheizen müssen, bleibt
ein klimapolitischer Lenkungseffekt aus. Mietervereinigung, SPÖ und Volkshilfe
fordern, die Vermieter in die Pflicht zu nehmen.

N     achdem die Bundesregie-
      rung seit Monaten sämt-
      liche Appelle, die von
den Teuerungen ohnehin stark
                                                           Mieter haben es
                                                           nicht in der Hand
                                                           Während Haus- und Wohnungs-
                                                           eigentümer die Möglichkeit ha-
                                                                                               die Mieter ihr Heizsystem gar
                                                                                               nicht ändern können. Die Ver-
                                                                                               mieter, die dies ändern könnten,
                                                                                               würden jedoch von Mehrkosten
belasteten Mieter zu entlas-                               ben, CO2-Mehrkosten durch           gar nicht berührt. »Die zahlen
ten, nachhaltig ignoriert und                              den Wechsel auf nicht-fossile       keinen Cent. Somit löst sich der
damit rund 500.000 Haushal-                                Heizsysteme zu vermeiden, ha-       Lenkungseffekt in Luft auf. Das
ten in Österreich im Mai eine                              ben es Mieter nicht selbst in der   Konzept muss repariert werden.
satte Mieterhöhung von fast                                Hand. Der Mieter kann die Hei-      Es müssen jene zur Kasse gebe-
6 Prozent beschert hat, klopft                             zung gegen den Willen des Ver-      ten werden, die es auch in der
das nächste Teuerungspaket,                                mieters nicht tauschen, bleibt      Hand haben.«
schönfärberisch als »ökosozia-                             aber auf den CO2-Mehrkosten
le Steuerreform« bezeichnet,                               sitzen. Allein in Wien sind rund    Mieter haben wenig

                                     100
schon an der Tür. Die neue CO2-                            500.000 Mietwohnungen mit           Einfluss auf Verbrauch
Steuer wird Wohnen vor allem                               Gasheizungen ausgestattet.          MVÖ-Präsident Georg Nieder-
die rund 1,5 Millionen Haushal-                                                                mühlbichler erklärte »zum oft
te, die mit Öl oder Gas heizen,       Euro Mehrkosten      In einer gemeinsamen Presse-        gehörten zynischen Rat, man
sukzessive verteuern.                 werden durch die     konferenz kritisierten Mieter-      solle doch beim Verbrauch spa-
                                    CO2-Steuer auf einen   vereinigung (MVÖ), SPÖ und          ren: Beim Verbrauch zu spa-
                                     durchschnittlichen
Ab Juli gilt: eine Tonne CO2 kos-    Haushalt im Altbau
                                                           Volkshilfe die CO2-Steuer als       ren durch Verhaltensänderung,
tet 30 Euro. Dieser Preis wird ab       zukommen.          »weder sozial noch ökologisch«      etwa Sparen beim Heizen, beim
2023 jährlich steigen und 2025                             und forderten die Bundesre-         Duschen, durch das Abdichten
bereits 55 Euro betragen. Je nach                          gierung auf, das Gesetz noch        zugiger Stellen macht nur rund
Sanierungsgrad und Energieef-                              vor Inkrafttreten zu reparieren     10 Prozent aus. Der überwiegen-
fizienz des Gebäudes und des                               und Vermieter in die Pflicht zu     de Teil der Heizkosten hängt da-
Heizsystems wird das Mietern                               nehmen.                             von ab, wie die Heizungsanlage
ordentlich Geld kosten. Wer mit                                                                ist, wie die Wärme verteilt wird
Gas heizt, wird anfangs in einer                           Vermieter in die                    und wie der Dämmzustand
60-Quadratmeter-Wohnung in                                 Pflicht nehmen                      des Gebäudes ist - und das ist
einem durchschnittlichen Wie-                              SPÖ-Klimasprecherin Julia Herr      Vermietersache.«
ner Altbau rund 100 Euro Mehr-                             sagte, dass die CO2-Steuer »dem
kosten pro Jahr haben. 2025,                               Klima gar nichts bringen« wür-      »Es kann nicht sein, dass auf der
wenn der CO2-Preis auf 55 Euro                             de, weil sie die Falschen tref-     einen Seite Mieter über die CO2-
gestiegen ist, werden die Mehr-                            fe. Die Regierung argumentie-       Steuer mehr bezahlen müs-
kosten bereits rund 180 Euro                               re mit Lenkungseffekten – diese     sen, damit sich auf der anderen
ausmachen.                                                 würden jedoch ausbleiben, weil      Seite Vermieter zurücklehnen

18 FAIR WOHNEN 2/22
SPÖ-Klimasprecherin Julia Herr, Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger und MVÖ-Präsident Georg Niedermühlbichler: »Die CO2-Steuer muss die Richtigen treffen!«

                        und Investitionen in klima-                          Deutsches Stufen-Modell                                                          gespart. Das soll Anreize für
                        freundlichere Heizformen und                         Eine mögliche Lösung zeigt                                                       eine energetische Sanierung
                        energetische Sanierungen er-                         Deutschland gerade vor. Dort                                                     von Wohnungen setzen. In wel-
                        sparen können«, kritisierte                          sollen ab Anfang 2023 die Ver-                                                   che Stufe die eigene Mietwoh-
                        Niedermühlbichler.                                   mieter an den CO2-Kosten be-                                                     nung fällt, sollen Mieter jährlich
                        »Die CO2-Steuer schafft hier kei-                    teiligt werden. Je schlechter die                                                mit der Heizkostenabrechnung
                        ne Lenkungswirkung. Es ist un-                       Energiebilanz eines Gebäudes                                                     erfahren. Geprüft wird, ob das
                        gerecht und auch klimapolitisch                      ist, desto mehr soll künftig der                                                 Modell perspektivisch auf Daten
                        völlig verfehlt, wenn der CO2-                       Vermieter einen Teil der CO2-                                                    in den Energieausweisen umge-
                        Preis für den Betrieb dieser Hei-                    Kosten für ein Wohngebäude                                                       stellt werden kann.
                        zungen den Mietern aufgebür-                         übernehmen.
                        det wird.«                                                                                                                            »Es braucht eine faire Lösung«
                                                                             Die Abstufung der Kosten erfolgt                                                 In einem ersten Schritt muss

                                                                                                                                     90%
                        Soziales und Ökologisches                            in zehn Stufen. Je schlechter das                                                aber die Bundesregierung den
                        gemeinsam denken                                     Gebäude gedämmt und je älter                                                     Grundfehler der CO2-Steuer be-
                        Volkshilfe-Direktor Erich Fen-                       die Heizung ist, umso höher fällt                                                heben: Der CO2-Preis muss vom
                        ninger betonte, dass die Ein-                        die CO2-Last für den Vermieter                         der CO2-Kosten bei        Vermieter getragen werden, der
                        führung der CO2-Bepreisung                           aus und umso größer die Entlas-                         Wohnungen mit            Einbau und Austausch der Hei-
                        die Ärmere, Pensionisten und                         tung für Mieter. Bei Wohnungen                         schlechter Energie-       zung in der Hand hat.
                                                                                                                                   bilanz sollen die Ver-
                        Arbeitslose am stärksten treffe.                     mit einer besonders schlechten                        mieter übernehmen,
                        Soziales und Ökologisches müs-                       Energiebilanz übernehmen die                           sieht das deutsche        In einem zweiten Schritt kann
                        se immer gemeinsam gedacht                           Vermieter 90 Prozent und die                               Modell vor.           es dann darum gehen, die Kos-
                        werden: »Zehn Prozent der Men-                       Mieter 10 Prozent der CO2-Kos-                                                   ten je nach Energiebilanz des
                        schen belasten die Wohnkosten                        ten. Nur noch Mieter in sehr gut                                                 Gebäudes aufzuteilen. »Die
Foto: Elisabeth Mandl

                        extrem stark, für weitere 50 Pro-                    gedämmten Häusern, die dem                                                       Vermieter müssen an den Kos-
                        zent sind sie eine große Heraus-                     Energiestandard EH55 entspre-                                                    ten beteiligt werden. Es braucht
                        forderung. Die CO2-Steuer ist                        chen, sollen den vollen CO2-                                                     eine faire Lösung. So wie es jetzt
                        etwas für die Eigentümer, nicht                      Preis selbst zahlen – dort wird                                                  ist, darf es nicht bleiben«, for-
                        für die Mieter.«                                     aber auch bei der Heizenergie                                                    derte Niedermühlbichler.

                                                                                                                                                                              FAIR WOHNEN 2/22 19
FAIR WOHNEN      ANALYSE

Bestellerprinzip:
Verbesserungen nötig
Eine Novelle des Maklergesetzes soll dafür sorgen, dass Mieter ab 2023 nur noch
dann eine Provision an den Makler bezahlen müssen, wenn sie diesen selbst beauf-
tragt haben. Damit steht eine langjährige Forderung der Mietervereinigung (MVÖ)
vor der Umsetzung. Doch der vom Justizministerium vorgelegte Gesetzesentwurf
hält (noch) nicht, was er verspricht – wie eine Analyse der MVÖ-Experten zeigt.

A
      b 2023 soll in Österreich     Wohnungssuche beauftragt hat,                              Vorbild Deutschland
      für Mieter das sogenann-      keine Provision mehr zahlen.                               Erklärtes Ziel des Gesetzesent-
      te »Bestellerprinzip« bei     Das Justizministerium legte im                             wurfs ist es, zur Entlastung der
Maklerprovisionen gelten. Da-       März einen Gesetzesentwurf                                 Wohnungssuchenden beizutra-

                                                                            55
mit ist gemeint, dass derjenige,    vor und rechnet damit, dass                                gen. Der einfachste Weg wäre
der einen Makler beauftragt die-    sich Mieter jährlich rund 55 Mil-                          also, einen an Mieter gerichteten
sen auch bezahlt –in den meis-      lionen Euro an Maklerprovision                             Provisionsanspruch des Mak-
ten Fällen ist das der Vermieter.   sparen.                               Millionen Euro       lers generell auszuschließen.
Bisher konnte der Makler vom                                              pro Jahr sollen      In Deutschland, wo das Bestel-
Mieter im Regelfall zwei Mo-        Entwurf mit Lücken                  Wohnungssuchende       lerprinzip 2015 eingeführt wur-
                                                                        in Österreich durch
natsmieten an Provision kassie-     Die MVÖ-Experten haben den          das Bestellerprinzip   de, besteht für Makler ein Provi-
ren, auch wenn er vom Vermie-       vorliegenden Gesetzesentwurf          künftig sparen.      sionsverbot gegenüber Mietern.
ter beauftragt wurde.               gründlich geprüft, einige Lü-                              Nur bei Vorliegen einer Ausnah-
                                    cken gefunden und in einer Stel-                           me darf doch eine Provision ver-
Künftig soll der Mieter, wenn       lungnahme Anfang Mai Verbes-                               einbart werden: wenn der Mie-
er den Makler nicht mit der         serungen eingemahnt.                                       ter den Makler selbst schriftlich

20 FAIR WOHNEN 2/22
i Bestellerprinzip
                                                                                                                                       in Deutschland
                                                                                                                                      Das deutsche System wirkt.
                                                                                                                                      Einer Studie im Auftrag des
                                                                                                                                      Berliner Justizministeriums
                                                                                                                                      zufolge ist empirisch keine
                                                                                                                                      Überwälzung der Makler-
                                                                                                                                      kosten auf die Miete zu er-
                                                                                                                                      kennen. Auch die Anzahl
                                                                                                                                      an öffentlich zugänglichen
                                                                                                                                      Inseraten für Mietwohnun-
                                                                                                                                      gen blieb konstant. Weitere
                                                                                                                                      Effekte: Vermieter setzten
                                                                                                                                      vermehrt auf Selbstvermark-
                                                                                                                                      tung (der Anteil stieg von
                                                                                                                                      29% auf 52%). Die anfangs
                                                                                                                                      auch in Deutschland geäu-
                                                                                                                                      ßerte Befürchtung, die Bera-
                                                                                                                                      tungsqualität bei der Anmie-
                                                                                                                                      tung einer Wohnung nehme
                                                                                                                                      für Mieter tendenziell ab, hat
                               beauftragt hat und der Mak-                                       Auftrag des Mieters tätig wird.      sich nicht bestätigt. »Die Zu-
                               ler aufgrund dieses Auftrags tä-                                  Die Beweislast sollte den Mak-       friedenheit der Mieter mit
                               tig wird und eine Wohnung be-                                     ler treffen.                         der Beratungsqualität ist bei
                               schafft, über die schließlich                                                                          der Vermietung durch den
                               auch ein Mietvertrag zustande                                     Raum für Umgehungen                  Vermieter oder Vormieter
                               kommt. Die Beweispflicht für                                      Der österreichische Entwurf          sogar höher als durch den
                               diesen Ablauf trifft den Makler.                                  lässt leider auch breiten Raum       Makler«, hält die Studie fest.
                                                                                                 für Umgehungsversuche. So
                               Kein Provisionsverbot                   Studie: Aus-              sieht der Entwurf vor, dass der
                               Der Gesetzesentwurf des öster-         wirkungen des              Makler dann eine Provision vom
                               reichischen Justizministeriums       Bestellerprinzips in         Mieter verlangen kann, wenn er      heißt. Das wird in der Praxis
                                                                       Deutschland
                               zieht kein Provisionsverbot                                       eine zu vermietende Wohnung         vom Mieter kaum zu beweisen
                               mit vom Makler zu beweisen-                                       ohne Einverständnis des Ver-        sein.
                               der Ausnahme ein – stattdessen                                    mieters inseriert. Es ist gängi-
                               wird formuliert, dass der Makler                                  ge Praxis, dass Makler und Ver-     MVÖ fordert Verbesserungen
                               mit dem Mieter eine Provision                                     mieter – wenn nicht ohnehin         Die MVÖ fordert, dass bei einer
                               vereinbaren kann, wenn ihn                                        eine unmittelbare oder mittel-      Provisionsforderung des Mak-
                               dieser als »erster Auftraggeber«      https://www.bmj.de/DE/      bare Beteiligung am Unterneh-       lers diesen auch die Beweis-
                                                                    Ministerium/ForschungUnd
                               mit der Vermittlung des Miet-         Wissenschaft/Evaluation_    men des anderen besteht – oft       pflicht für das Vorliegen einer
                                                                    Mietrechtsnovellierungsge-
                               vertrages beauftragt hat. Die Be-    setz/MietNovG_Eval_node.     über eine langjährige Zusam-        Ausnahme des Provisionsver-
                               weislast, dass der Makler schon        html?fbclid=IwAR1n6B-      menarbeit in einem Nahever-         botes trifft. Außerdem sollten
                                                                      dKSgOI2aBWEz5l53hO-
                               vom Vermieter beauftragt wurde,          DeJvZGOBl3PKHof-         hältnis zueinander stehen. Es ist   sämtliche Streitigkeiten zwi-
                                                                     WuF7GVwYufoghlBch2I8
                               trifft denjenigen, der sich darauf                                also durchaus denkbar, dass der     schen Mietern und Maklern be-
                               beruft. In der Praxis wird dies                                   Vermieter dem Makler diver-         treffend der Provision im wohn-
                               der Mieter sein, dem die Erbrin-                                  se Objekte zur Kenntnis bringt,     rechtlichen Außerstreitverfah-
                               gung des Beweises jedoch kaum                                     ohne das ausdrückliche Einver-      ren geregelt werden können,
                               möglich ist.                                                      ständnis zum Inserieren oder        damit ein einfacher Zugang zum
                                                                                                 anderweitigen Bewerben zu er-       Recht ohne Prozesskostenrisiko
                               Die MVÖ fordert, dass sich die                                    teilen. Dann wäre der Mieter        geschaffen wird.
                               Regelung am funktionierenden                                      provisionspflichtig. Die Provi-
Foto: Kerkez/istockphoto.com

                               (siehe Info-Kasten rechts) deut-                                  sionspflicht für den Mieter ent-    Wird der vorliegende Geset-
                               schen Bestellerprinzip anlehnt:                                   fällt nur dann, wenn er bewei-      zesentwurf nicht überarbeitet,
                               ein klares Provisionsverbot für                                   sen kann, dass Vermieter und        dann ist fraglich, ob es über-
                               Makler gegenüber dem Mie-                                         Makler »zumindest ansatzwei-        haupt zur gewünschten Entlas-
                               ter – mit der Ausnahme, dass                                      se« zusammenwirken, wie es in       tung von Wohnungssuchenden
                               der Makler im schriftlichen                                       den Erläuterungen zum Entwurf       kommen wird.

                                                                                                                                               FAIR WOHNEN 2/22 21
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