Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung - Priwallbewohner

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Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung - Priwallbewohner
Juni 2020 | Ausgabe 23

                                                    Die Nachbarschaftszeitung
                                                    für die Bewohner des Priwalls

                           Finger weg vom Priwall:
                           Mehr als 1000 Menschen
                           demonstrieren
                           gegen weitere Bebauung
Bild: Karl Erhard Vögele

                                                     Gemeinschaft der
                                                          Priwallbewohner e. V.
                                                                              1
Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung - Priwallbewohner
Inhalt
Impressum                                               2
Vorwort                                                 3
Dank an die BIN                                         5
Bürgerinitiative für Nachhaltigkeit BIN                 7
Einheitsbuddeln                                        11
Das Band zwischen Bäumen und Menschen 12
Aufnahmeantrag                                         13
Vogelschutz und Naturwerkstatt                         16

                                                              Textildruck
Felssteine im Wald                                     18
Entwässerung                                           19
Als der Priwall grenzenlos wurde                       21
Corona Glosse
Aus der Geschichte des Priwalls - Folge 8
                                                       22
                                                       24     & Stickerei
Volksschule auf dem Priwall                            28
HerzhaftSüßMee(h)r                                     29    Bei uns gibt es nicht nur
Unsere Blaufahrt                                       30      alles von der Stange,
Rückblick                                              32      wir erfüllen auch Ihre
Vorschau                                               35
                                                              individuellen Wünsche.

Impressum                                                     Torstraße 1 · 23570 Travemünde
Herausgeber: Gemeinschaft der Priwallbewohner e.V.                  Fon 04502 - 78 89 87
c/o Wiekstraße 16, 23570 Travemünde
www.priwallbewohner.de                                            www.baginski-media.de
Spendenkonto: Volksbank Lübeck
IBAN: DE87 2309 0142 0032 1625 02
BIC: GENODEF1HLU
Redaktion: Amanda von Wildenradt
Mecklenburger Landstr. 46, Tel. 0175 522 1112
AvW211@posteo.de
                                                                                 WOLFGANG HINZ
Eckhard Erdmann, Heike Spiegelberg , Lothar Reinhard                                   Mineralölhandel
Thomas Krohn                                                                  und Marina-Service GmbH
Satz, Anzeigen und Druck: Martin Baginski Design
Torstraße 1, 23570 Travemünde
Tel. 0 45 02 / 788 987, Mobil 01 63 / 776 13 39
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WIR vom Priwall Nr. 24 erscheint im Dezember 2020
Redaktionsschluss: 01.11.2020
                                                            Mecklenburger Landstraße 1B · 23570 Lübeck
Anzeigenschluss: 01.11.2020
                                                              Tel.: 0 45 02 / 23 51 · Fax: 0 45 02 / 63 86
Auflage 1500

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Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung - Priwallbewohner
Liebe Leserinnen und Leser,
jetzt liegt sie vor Ihnen - die neueste
Ausgabe unserer Nachbarschaftszei-
tung „WIR vom Priwall“. Ein Jahr ist es
her, dass wir ankündigten, die langjäh-
rige Chefredakteurin Johanna Rosen-
wald werde aus privaten Gründen ihre
Tätigkeit einstellen. Einige Zeit sah es
so aus, dass die mit einer Auflage von
mittlerweile 1500 Exemplaren und so-
wohl bei Priwallbewohnern als auch bei
Travemündern beliebte Zeitung nicht
weitergeführt werden konnte. Doch
jetzt haben wir nach unserem Aufruf im                       Der Lockdown hat das neue Redaktionsteam vor besondere
vorigen Juni-Heft ein kleines, neues Re-                              Herausforderungen gestellt, so mußten wir uns für
daktionsteam bilden können, das sich                         Besprechungen u.a. draußen treffen - Bild: A. v. Wildenradt
gerade erprobt und mit viel Zeit, Fleiß,
Ideen und großem Engagement der                      die Historie und zu Aktuellem, informativ, unter-
Aufgabe widmet, „WIR vom Priwall“ weiterzu-          haltsam, aber auch kritisch und mahnend, gern
führen. Ganz komplett sind wir noch nicht. Das       mal den Finger in die Wunde legend, wenn es
Team wird sich deshalb erst in der nächsten Aus-     denn notwendig sein sollte. Wir werden zudem
gabe vorstellen.                                     Unternehmen, Vereinen und Einrichtungen öfter
                                                     Gelegenheit geben, sich selbst vorzustellen. Da
Bedanken möchte ich mich auf jeden Fall zuerst       „WIR vom Priwall“ kostenlos verteilt wird, muss
bei Johanna Rosenwald, die viele Jahre nicht nur     sich die Zeitung über Werbung finanzieren. Da-
die „gute Seele“ der Zeitung war, sondern auch       für wird in bewährter Weise das Team von Mar-
mit fundiertem Fachwissen dafür sorgte, dass         tin Baginski Design aus Travemünde sorgen, das
wir mehrmals im Jahr ein professionell produ-        die Anzeigen akquiriert und auch für das Layout
ziertes Heft mit umfassenden und interessanten       und den Druck zuständig ist.
Geschichten über den Priwall vorlegen konn-          Der Vorstand und das Redaktionsteam freuen
ten. Der Dank gilt selbstverständlich auch allen     sich auf die neue Ära des „WIR vom Priwall“.
Autoren, Fotografen, „Lieferanten“ von Bildern
und Informationen sowie den vielen Helfern,                            Herzliche Grüße von Eckhard Erdmann
die dafür sorgten, dass „WIR vom Priwall“ stets               Vorsitzender Gemeinschaft der Priwallbewohner
rechtzeitig in die Briefkästen verteilt wurde. Das
sage ich im Namen des gesamten Vorstands und
damit auch für alle Mitglieder der Bewohnerge-

                                                        Kurt‘s Bistro
meinschaft. Wir würden uns freuen, wenn wir
auch künftig Anregungen sowie Tipps für The-
men und Beiträge erhalten, damit unsere Zei-
tung wie gewohnt eine große Vielfalt vom Ge-
schehen auf „unserem“ Priwall darstellen kann.                                               Uhr geöffnet
                                                                           täglich ab 6.30
                                                                                                 nke
Was sich bewährt hat, sollte nicht verändert                               Brötchen • Geträ
werden. Nach diesem Grundsatz wird das Heft           Priwall-             Zeitungen
weiterhin sein kleines und handliches Format           Imbiss                                ünde/Priwall
                                                             Frühstück      23570 Travem
behalten. Bleiben wird auch die breit gefächer-                               ec kle nb urge r Landstr. 40
                                                                            M
te Berichterstattung zu Themen, die uns als Pri-           Grillgerichte           45  02  / 65 64
                                                                  Kebab     Tel. 0
wallbewohner bewegen: mit Geschichten über

                                                                                                             3
Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung - Priwallbewohner
BISTRO & CAFÉ
    Vorderreihe 24a · Travemünde · Tel.: 88 66 58
    Täglich 11.00 - 18.00 Uhr - Montag Ruhetag

             Souvenirs · Geschenkartikel

                                Vorderreihe 35
                                23570 Travemünde
                                Tel. (04502) 63 05
                                Fax (04502) 63 16
                                e-Mail: Foto.FBraz@t-online.de

      Fotokopien · Fotoarbeiten · Passbilder
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Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung - Priwallbewohner
Dank der Priwaller an die BIN !
  An dieser Stelle bedankt sich die Gemeinschaft
  der Priwallbewohner e. V. bei der BIN und
  allen Mitstreitern vom Priwall, aus Travemünde,
  Lübeck und Umgebung für ihr Engagement
  bei der Verhinderung der Bebauung der Kohlen-
  hof-Spitze.

  Hat doch die BIN den Zeitgeist rechtzeitig er-
  kannt, und sich der Verhinderung zur Bebauung
  der Kohlenhof-Spitze angenommen.
  So gelang es der BIN von Beginn an auch politi-
  sche Parteien einzubinden.

  Auch von Seiten der BIP (Bürgerinitiative behut-
  same Priwallentwicklung e. V. ) nochmals Dank                                           Bilder: K. E. Vögele
  an die BIN, hat sie doch eine wichtige Forde-
  rung der BIP (keine Umsetzung der weiteren          Dies war der Höhepunkt der bis dahin schon
  touristischen Bebauung des Teilgebietes 2 und       öffentlichkeitswirksamen Aktionen der BIN.
  der kleinen Teilfläche 1) übernommen.

  Die finanziellen Rücklagen der BIP stehen somit
  weiterhin zur Verfügung, um ggf. rechtliche Un-
  terstützung zu gewährleisten, wenn es um die
  kleine Teilfläche 1 geht.
  Eine Multifunktionsfläche, die auf der Teilfläche
  1 entstehen soll und deren baurechtlichen Pla-
  nungen müssen kritisch beobachtet werden. Be-
  schlüsse der Bürgerschaft sind auch revidierbar.

  Am 12.Oktober 2020 dann der Aufruf :

                                                                   Im Vorwege gab es schon die
                                                                   ersten Proteste zur Travemünder
                                                                   Woche auf der Travemünder Sei-
                                                                   te, zeitgleich der Protest auf der
                                                                   Kohlenhof-Spitze.

                                                                   Aber damit nicht genug, so run-
                                                                   dete das Kaffeetrinken „Feine
                                                                   Kaffeetafel“ und zum Jahres-
                                                                   abschluss die Veranstaltung auf
                                                                   dem Stützpunkt der Kanuten an
                                                                   der Kohlenhof-Spitze die Aktio-
                                                                   nen der BIN ab.

Bild: B. Scheel
                                                                                                    5
Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung - Priwallbewohner
Bilder: K. E. Vögele

                                                  überregional gab es TV- Berichte im Schleswig-
                                                  Holstein Magazin.

                                                  Stetig erhöhte sich so der Druck auf die Ent-
                                                  scheider in der Verwaltung und Politik, der Bür-
                                                  germeister äußerte sich: „Keine Bebauung der
                                                  Kohlenhof-Spitze“.

Zum Jahresende 2019 gab es das gemeinsame
Treffen aller bei den Kanuten.

                                                  Parallel zur Diskussion „Keine Bebauung der
                                                  Kohlenhof-Spitze“ gab es eine positive Entwick-
                                                  lung bei den Planungen zur Umsetzung des
                                                  „Landschaftsschutzgebietes Küstenwald ”.
                                                  Neben der gesetzlich vorgeschriebenen Öf-
                                                  fentlichkeitsbeteiligung lud die Verwaltung im
                                                  Vorwege zu einer Informationsveranstaltung am
                                                  03.11.2019 in die Aula der Stadtschule in Trave-
                                                  münde ein.
                                                  Die Einsichtnahme in die Unterlagen zur Verord-
                                                  nung „Landschaftsschutzgebiet Küstenwald” fin-
                                                  det in Lübeck statt.
Die BIN hat den Zeitgeist rechtzeitig erkannt     Die Bürger haben dann die Möglichkeit inner-
und die vielzitierte Bürgerbeteiligung der Ver-   halb von der gesetzlichen Frist Eingaben/Ver-
waltung/Politik umgesetzt und es nicht bei Lip-   besserungsvorschläge einzureichen. Dieses Ver-
penbekenntnissen belassen.                        fahren gilt auch für Verbände und Behörden.
                                                  Mit der Unterzeichnung durch den Bürgermeis-
Die gut organisierte Öffentlichkeitsarbeit der    ter ist mit dem Frühherbst 2020 zu rechnen,
BIN trug ihre Früchte, die Treffen der BIN        damit hat dann die Verordnung „Landschafts-
waren immer gut besucht und fanden im-            schutzgebiet Küstenwald“ Rechtskraft.
mer mehr Zulauf. Parallel wurde die BIN von                                               E. Erdmann
der örtlichen Presse unterstützt, aber auch
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Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung - Priwallbewohner
Die Bürger*innen-Initiative für Nachhal-
 tigkeit (BIN) Priwall und Travemünde:
 „Wie wollen wir leben?“ Heike Spiegelberg
 Die Bürger*innen Initiative BIN konzentrierte      Frau Gutschmidt, wie hat bei Ihnen dieses En-
 sich im Jahr 2019 vor allem auf die Forderung,     gagement in Travemünde begonnen?
 das gesamte Kohlenhofgelände unter Land-           Ich wohne seit 2015 ganzjährig in Travemünde
 schaftsschutz zu stellen und von einer weiteren    und bin auf das Bauvorhaben „Waterfront“ zu
 Bebauung abzusehen. Damit soll der Restbe-         spät aufmerksam geworden, als die politischen
 stand des Waldes auf dem Priwall vor weiterer      Entscheidungen dafür schon längst gefallen wa-
 Zerstörung und Kommerzialisierung nach dem         ren. Dann fiel mir auf, dass in ganz Travemünde
 Bau der Waterfront (jetzt Beach Bay) gerettet      für verschiedenste Bauvorhaben, aber manch-
 werden. „Deshalb fordern wir für Travemünde        mal auch ohne ersichtlichen Grund, sehr schnell     Bilder: jr
 und Priwall eine nachhaltige, sozialverträgliche   sehr viele alte Baumbestände gefällt wurden.
 Entwicklung, eine Stärkung des Naturschutzes       Der Wert dieser Bäume scheint, trotz der ver-
 sowie die Förderung heimischer Artenvielfalt       breiteten Besorgnis über den Klimawandel, we-
 Das bedeutet: Keine Bebauung am Kohlenhof!“        nig im Bewusstsein verankert zu sein. Sie sind
                                                    unabdingbare Elemente für unser Überleben,
                                                    und in ihrer Kapazität nicht schnell einmal durch
                                                    Nachpflanzung von jungen Pflanzen ersetzbar.
                                                    Ein offenes Ohr für meine Besorgnis fand ich
                                                    dann bei Katja Mentz und Carl Howe, die Er-
                                                    fahrungen mit dem „Lindenbündnis“ hatten. Im
                                                    Mai 2019 gab es in Travemünde ein erstes Tref-
                                                    fen in kleinem Kreis. Wir formulierten unsere
                                                    Schwerpunktthemen, die im Juli auch in dem
                                                    Flyer „Wie wollen wir leben?“ gemeinsamen
                                                    Ausdruck fanden. Die Zahl der Teilnehmen-
                                                    den an unseren Treffen wuchs stetig und sehr
                                                    schnell.
    Bilder: B. Scheel
 An der entstandenen Bettenburg und den damit
 einhergehenden Veränderungen für Natur, Ver-
 kehr und sozialem Miteinander auf dem Priwall
 ist nun wenig zu ändern, aber nicht nur Trave-
 münder, sondern auch befremdete Touristen
 setzten in verschiedenen Aktionen der BIN ein
                         deutliches     Zeichen,
                         dass es jetzt genug ist.

                         Dorothee Gutschmidt
                         ist eine der Frauen und
                         Männer aus Travemün-
                         de, vom Priwall und
                         aus Lübeck, die die
                         BIN gegründet haben.

Bild: D. Gutschmidt                                                                                7
Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung - Priwallbewohner
Gerne stehen wir Ihnen bei allen Fragen
          rund um Ihre Gesundheit zur Verfügung.
    Ihr Team der Nordland-Apotheken in Travemünde.
          Vorderreihe 39 · Tel.: 04502 - 22 11
         Am Dreilingsberg 7 · Tel.: 04502 - 22 24

8
Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung - Priwallbewohner
Auf welche Reaktionen stießen Sie in Trave-          BIN zu unterstützen. Das wurde dann auch so
münde?                                               beschlossen. Seitdem stellen wir unseren Saal
Es war überraschend, wie schnell eine große Re-      als Versammlungsraum zur Verfügung und ha-
sonanz auf erste Aktionen und auf die Infos am       ben aktiv an den Aktionen und Diskussionen
Stand auf dem Wochenmarkt entstand. Es war           der BIN teilgenommen.
so, als ob sich viele Bürger*innen von ihren po-
litischen Vertretern bisher überhaupt nicht wahr-    Welches sind Ihre Hauptanliegen bei der Un-
und ernstgenommen fühlten.                           terstützung der BIN?
                                                     Am wichtigsten und am dringendsten war, dass
Und auch Touristen, die die Stadt und den Pri-       das Kohlenhofgebiet unter Landschaftsschutz
wall von früher kannten, äußerten ihr Befrem-        gestellt wird.
den. Binnen kürzester Zeit schlossen sich dem        Das ist nun fast gelungen, wenn auch die Be-
kleinen   Kreis
  Bilder: H.     deshalb weitere Engagierte an und
             Tlotzek
es war, als ob viele Bürger*innen auf das Ange-
bot von Aktionen nur gewartet hätten. Auf den
öffentlichen Protest gegen die Bebauung des
Kohlenhofs zu Beginn der Travemünder Woche
folgte im Oktober die Menschenkette mit ca.
1000 Teilnehmenden – ein überraschender Er-
folg mit einer guten Medienresonanz und dann
in guter Stimmung trotz Novemberwetter die
„Feine Kaffeetafel“ am Traveufer.

In Hinsicht auf den Kohlenhof ist jedenfalls
ein Teilerfolg gesichert. Wie geht es weiter?
Es gilt weiterhin wachsam zu sein und den An-
liegen des Naturschutzes Gehör zu verschaffen.                                               Bild: K.E. Vögele
Durch eigenen achtsamen Umgang mit Ressour-          schlüsse dazu in der Bürgerschaft noch ausste-
cen und Umwelt kann jede/r einen eigenen Bei-        hen und der vordere Teil anders genutzt werden
trag leisten und die „Welt verbessern“. Bei der      soll.
BIN kann man sich gemeinsam für nachhaltige,         Die weiteren wichtigen Anliegen werden im Fly-
achtsame, ökologische Konzepte für Travemün-         er benannt: auch das soziale Miteinander muss
de und Priwall einsetzen. Unser zu schützender       fair sein, und die Bewohner, die ganzjährig in
Lebensraum Küstenregion umfasst Dünen, Steil-        Travemünde leben und arbeiten, müssen faire
ufer, Strand, Flußufer, Trave, Küstenwald und Fi-    Arbeitsbedingungen und bezahlbaren Wohn-
scherkleinstadt, Fährverkehr, Kreuzfahrtschiffe,     raum finden können. Es geht ganzheitlich dar-
Feriengäste und Tagestouristen, Sportboothäfen.      um, wie wir leben wollen.
                                                     Das versuchen wir in unserem Naturfreunde-
Jörg Lambrecht gehört seit 28 Jahren dem Ver-        haus umzusetzen: ganzjährige Arbeitsplätze für
ein „Naturfreunde Lübeck“ an und ist seit 13         die Mitarbeitenden, regionale, fair gehandelte
Jahren im Vorstand aktiv, zur Zeit als 1. Vorsit-    und zunehmend vegetarische Mahlzeiten für
zender und als Hausreferent.                         unsere Gäste, Solarzellen auf dem Dach. Das ist
                                                     unsere Lebensform, die immer weiter entwickelt
Herr Lambrecht, wie sind Sie auf die BIN und         wird.
ihre Anliegen aufmerksam geworden?
Mir sind die Flyer in die Hände gefallen, die von    Worin sehen Sie die nächsten dringenden
der BIN verteilt wurden und auf denen ein Kon-       Themen für die BIN?
zept von Nachhaltigkeit in vielen Aspekten an-       Erst einmal in der Verkehrsproblematik auf dem
gestrebt wird. Das hat mir gefallen, und ich habe    Priwall. So kann es nicht weitergehen, und die
den Vorstand der Naturfreunde Lübeck gebe-           Hansestadt Lübeck muss einen Plan machen,
ten, sich diesen Anliegen anzuschließen und die      den Autoverkehr und den zugeparkten Zustand

                                                                                                   9
Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung - Priwallbewohner
der Mecklenburger Landstraße auf der Halbin-        sich aufmerksam gemacht. Dadurch werden wir
sel zu reduzieren. Vielleicht durch die Schaffung   zu Thementreffen eingeladen, wie z.B. dem Kli-
von größeren Parkplätzen vor dem touristischen      maforum der Hansestadt Lübeck. Dort will ich
Gebiet, auf denen die Autos abgestellt werden       unsere Positionen gerne vertreten.
können. Und dann wird es zunehmend ein Pro-
blem sein, dass die Mitarbeitenden im Touris-       Die BIN und andere Bürger*innen haben in
mus wegen der vielen Ferienwohnungen keine          kurzer Zeit viel erreicht: Ende Januar 2020 ver-
bezahlbaren Wohnungen finden werden. Man            kündete Bürgermeister Lindenau bei der Trave-
könnte die bestehenden Blocks, in denen jetzt       münder Stadtteilkonferenz, dass die Bebauung
z.B. die Bestände der Stadtbibliothek unter-        des Kohlenhofgeländes vom Tisch ist. Im Februar
gebracht sind, stehen lassen und zu günstigen       teilte Herr Hollesen mit, dass er die Kaufverträ-
Wohnraum umbauen.                                   ge auflösen werde und kommentierte: „Ich beu-
                                                    ge mich den demokratischen Beschlüssen und
Wie geht es weiter?                                 sehe meine geschäftliche Niederlage ein.“ Die
An unserem Marktstand haben wir die Erfahrung       entstandenen Schäden durch die Veränderungen
gemacht, dass sich mehr ältere Menschen als         auf dem Priwall können nicht rückgängig ge-
die Jungen für diese Themen interessierten. Wir     macht werden, aber es bleibt die Aufgabe, best-
sollten mehr mit den jungen Leuten in Trave-        möglich mit den Folgen umzugehen und nach-
münde ins Gespräch kommen. Die BIN hat vor          haltige Konzepte für die Zukunft zu entwickeln.
allem durch die Menschenkette die Politik auf

 Vorderreihe 51a · 23570 Travemünde
        Telefon 04502 - 55 81

 Café & Restaurant Kaisergarten &
   Landungsbrücken Restaurant
     Vorderreihe 52 · 23570 Travemünde
           Telefon (04502) 41 99
     www.kaisergarten-travemuende.de
   www.landungsbruecken-restaurant.de

10
Einheitsbuddeln bei uns auf dem Priwall
    Das sogenannte »Einheitsbuddeln« ist eine
    wiederkehrende Aktion am Tag der Deutschen
    Einheit, initiiert vom Land Schleswig-Holstein,
    an welcher sich die Gemeinschaft der Priwallbe-
    wohner e.V. engagiert beteiligt.
    Der zuständige Revierförster Hr. Neumann,
    stiftete zehn Ahorn-Bäume, viele interessierte
    Priwallbewohner, ebenso Vertreter der Politik,
    Mitstreiter der BIN sowie Vertreter der Natur-
    freunde rundeten die Aktion ab.

                                                      Nach getaner Arbeit gab‘s zur Stärkung unter
                                                      den frisch gepflanzten Bäumen Kaffee und Ku-
                                                      chen.

Bilder: K.E. Vögele

    Der Rosenhof stellte einen Bereich zur Bepflan-
    zung am Fleet zur Verfügung.

    Auch im Bereich bei der zentralen „Grommelts
    Wiese“ wurden gemeinsam weitere Plätze für
    Bäume ausgewählt. Ein neuer Wald entsteht so
                                                                                         E. Erdmann
    zwar noch nicht, aber die dünnen Bäumchen
    im Alter von fünf bis sechs Jahren verjüngen
    den bestehenden Wald. JEDER nachgepflanzte
    Baum unterstützt langfristig den Kampf gegen
    den Klimawandel!

                                                                                                11
Das uralte Band zwischen Bäumen
        und Menschen
        Viele fragen: “Warum werden augenscheinlich      Sicht des Vogelschutzes auf der Priwallwiese
        gesunde, kraftvolle Bäume im Naturschutzge-      sehr, da die 1950/52 gepflanzten, inzwischen
        biet Südlicher Priwall geschlagen?“              hochaufgewachsenen Pappeln für die Mehrzahl
                                                         der Wiesenvögel ein stark störendes Element
                                                         darstellen, das offenbar ausschlaggebend für
                                                         den starken Einbruch der Kiebitzbestände am
                                                         Ende der 1960er Jahre gewesen war und eine
                                                         Wiederbesiedelung in entsprechenden Zahlen
                                                         bis heute verhindert hat.
                                                         Andererseits wird durch die Fällungen keine der
                                                         in den Gehölzbeständen brütenden Vogelarten
                                                         gefährdet, da diese auch in niedrigeren Bäumen
                                                         und Büschen brüten. +++

                                                         Wussten Sie schon? :
                                                         Bäume geben u.a. flüchtige organische Ver-
Bild: AvW                                                bindungen (Phytonzide) ab, die unser Immun-
                                                         system aktivieren. Sie atmen wie wir Sauerstoff
        Hier dazu die am 10.02.2020 herausgegebene       mit der Luft ein, den sie zur Energiegewinnung
        Pressemeldung der Stadt Lübeck:                  brauchen. Mit Ihren Wurzeln sind sie in der Lage
                                                         zu schmecken und zu tasten. Ihre individuelle
        +++ Pappeleinschlag im Naturschutzgebiet         Eigenart, das Wasser mittels regelmäßiger Pump-
        Südlicher Priwall                                bewegungen im Stamm hinauf nach oben zu
        Fällung ist aus Verkehrssicherungsgründen not-   drücken, funktioniert ähnlich wie unser Herz-
        wendig – Gewinn für Wiesenvögel                  schlag.
                                                                                       Amanda von Wildenradt
        Der Bereich Stadtwald Lübeck
        wird in den nächsten Tagen im
        Naturschutzgebiet Südlicher
        Priwall Pappeln an den Weg-
        rändern um die Große Wiese
        herum fällen. Die Fällung ist
        aus Verkehrssicherungsgrün-
        den notwendig geworden.
        Aufgrund der beiden großen
        Salzwasserüberschwemmun-
        gen in 2017 und 2019 haben
        die am Rande der seinerzeit
        hoch mit Ostseewasser über-
        fluteten Wiese stehenden
        Bäume so starke Salzschäden
        davongetragen, dass sie be-
        reits ganz oder teilweise ab-
        starben.                                                     Bild: AvW - Naturschutzgebiet Südlicher Priwall
        Der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer
        Ufer e.V. begrüßt diese Maßnahme auch aus

        12
An die
                                                    Gemeinschaft der
                                                         Priwallbewohner e. V.
                                                                z. Hd. Herrn E. Erdmann
                                                                Wiekstraße 16
www.priwallbewohner-ev.de                                       23570 Lübeck-Travemünde
                                                                erdmann.eckhard@t-online.de
Aufnahmeantrag
Ich beantrage hiermit, in die „Gemeinschaft der Priwallbewohner e. V.“ aufgenommen zu werden:
Vor- und Zuname:

Geboren am:

Straße/Hausnummer:

PLZ/Ort:

E-Mail (falls vorhanden):

Mit dem Eintritt in den Verein stimme ich der Weitergabe von Daten (Namen, Adresse) im Rahmen der
Mitgliederliste auf begründete Nachfrage anderer Mitglieder des Vereins zu.

Datum                       Unterschrift

Einzugsermächtigung
Ermächtigung zum Einzug von Forderungen mittels Lastschrift. Hiermit ermäch-       für das Kalenderjahr
tige ich die Gemeinschaft der Priwallbewohner widerruflich, den von mir jährlich
zu entrichtenden Beitrag in Höhe von 12,- € mittels Lastschrift einzuziehen.       20
Vor- und Zuname:                                   Name der Bank:

Straße/Hausnummer:                                 IBAN:

PLZ/Ort:                                           BIC:

Datum                       Unterschrift

                                                                                                     13
TH               Vorderreihe 26 · 23570 Travemünde
                       Tel.: 0 45 02 - 7 88 88 50 · Fax: 7 88 88 65 · optik.hinsch@gmail.com
                       Geöffnet: Mo. - Fr. 10.00 - 13.00 u. 14.00 -18.00 Uhr · Sa. 10.00 - 13 Uhr
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                                                                  • Vorderreihe 15
                                                                 • Vorderreihe 64a

                                                                           Unser Kiosk darf
                                                                           geöffnet bleiben!
                                                                             Alle Speisen und
                                                                         GetränkeAußer Haus!
                                                             Zeitschriften, Zigaretten, Süßwaren usw.

 Lieferservice Täglich ab 10 Uhr geöffnet!
 & Abholservice
                Kaiserallee 59, Travemünde
                         ✆ 0 45 02 - 7 40 55

14
Klamotten
          & mehr

   Wir drucken auch Ihr Wunschmotiv
        individuell auf Ihre Klamotte.

                                         15
Vogelschutz auf dem Priwall –
der Klimawandel macht sich auch hier bemerkbar
                                                     letzten Jahren. Die hier brütenden Brandgänse
                                                     überwintern an der Nordsee, unsere Kiebitze
                                                     hingegen fliegen größtenteils bis nach Frankreich
                                                     oder auf die Iberische Halbinsel.

75 Brandgänse, 4 Graureiher, 63 Stockenten,
188 Lachmöwen, 42 Kiebitze: Dies ist ein Teil
der Ergebnisse der heutigen (03.03.2020) Vogel-
zählung auf der großen Wiese, dem Kernstück
im Naturschutzgebiet „Südlicher Priwall“. Es ist
ein buntes Treiben zu beobachten, wenn man
sich auf den Weg durch das Gebiet begibt. Nicht      Durch den Klimawandel veränderte Zugzeiten
nur auf der Wiese, wo die aus dem Süden zu-          und -strecken machen sich bei einigen Vögeln
rückkehrenden Watt- und Wiesenvögel die Brut-        allerdings bemerkbar: Kurzstreckenzieher kön-
saison einleiten, auch auf dem Wasser der Trave      nen ihr Zugverhalten an die Witterung anpassen.
und auf der Pötenitzer Wiek mit der Seeschwal-       Sie kommen also zurück, wenn die Temperatu-
beninsel kann man viele verschiedene Wasser-         ren milder werden und das geschieht momen-
vogelarten beobachten. Mit etwas Glück kann          tan immer früher. Andere Arten verzichten sogar
man sogar einen Eisvogel entdecken.                  komplett auf den Abzug in ein entferntes Win-
Betreut wird dieses einzigartige Gebiet vom          terquartier – so konnte unser langjähriges Kra-
Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer           nichpaar auf der Priwallwiese den kompletten
e.V. (LPV). Um die heimische Flora und Fauna         Winter über beobachtet werden.
des Priwall zu erhalten und zum Teil wieder auf-     Mit dem zeitigeren Erwachen der Natur geht
leben zu lassen, erfolgen regelmäßige Kontrol-       auch ein größeres Nahrungsangebot einher, so-
len, um notwendige Schutzmaßnahmen zu er-            dass bei einigen Arten mit einem früheren Brut-
greifen oder bereits bestehende anzupassen und       beginn zu rechnen ist. Dies wurde in den letzten
zu verbessern. Vor Ort übernimmt diese Aufga-        Jahren vielerorts schon beobachtet. Sollte es al-
ben das Team der Naturwerkstatt Priwall unter        lerdings entgegen aller Erwartungen doch noch
der Leitung von Sina-Katharina Wohlgemuth in         zu einem späten Wintereinbruch kommen, kann
Zusammenarbeit mit zwei jungen Freiwilligen,         das verheerende Folgen für den Bruterfolg und
die nach der Schulzeit ein Freiwilliges Ökologi-     somit für die Bestandsentwicklung einer Art ha-
sches Jahr auf dem Priwall absolvieren. Unter-       ben. Wie sich dies in den kommenden Jahren
stützt werden sie von Kollegen des LPVs sowie        entwickeln wird, ist noch nicht ganz sicher. Klar
vielen ehrenamtlichen Helfern.                       ist aber, dass diese Entwicklungen bei geplanten
In diesem Jahr ist das frühe Ankommen der Zug-       Schutzmaßnahmen berücksichtigt werden müs-
vögel auffällig. Bereits im Januar sind die ersten   sen.
Kiebitze und Brandgänse auf den Priwall zurück-      Zurzeit beschäftigt sich die Naturwerkstatt Pri-
gekehrt – drei bis vier Wochen früher als in den     wall mit Vorbereitungen für die Brutsaison der

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Wiesenvögel, die unmittelbar vor der Tür steht.     jetzt an unseren vielfältigen Streifzügen durch
Hierfür wurden bereits einige vorbereitende         die Natur teilnehmen. So bieten wir unter an-
Maßnahmen ergriffen: Die Wiese wurde im             derem vogelkundliche Führungen, einen litera-
Sommer von Schafen und Wasserbüffeln be-            rischen Abendspaziergang, Strandexkursionen
weidet, um das Gras kurzzuhalten. Da Wie-           oder Fahrradwanderungen auf dem Priwall und
senvögel wie der Kiebitz auf Flächen mit einer      in dessen Umgebung an. Informationen zu
niedrigen Vegetation angewiesen sind, stellt dies   Veranstaltungen der Naturwerkstatt finden Sie
eine wichtige Schutzmaßnahme dar. Prädatoren        auf unserer Homepage (www.dummersdorfer-
können so schon früh erkannt und Gelege und         ufer.de) oder direkt über die Naturwerkstatt
Küken verteidigt werden. Zusätzlich wurden im       (04502/9996465).
südlichen Bereich der Wiese einige Büsche ent-
fernt, um den offenen Charakter der Brutfläche                               Team Naturwerkstatt Priwall
zu erhalten. Als weiterer Schutz
wird im März ein Prädatoren-
Schutzzaun aufgestellt, um Gelege
vor Füchsen und Wildschweinen zu
schützen. Wir hoffen so, den posi-
tiven Bruterfolg des letzten Jahres
mit 25 flügge gewordenen Kiebitz-
jungen auch in diesem Jahr weiter
unterstützen zu können.
Wer Fragen zur Vogelwelt oder zu
anderen umweltrelevanten The-
men auf dem Priwall hat, ist herz-
lich eingeladen, sich in unserem
Betreuungs- und Informationszen-
trum „Naturwerkstatt Priwall“ zu
melden.
Der erste Bauabschnitt der Natur-
werkstatt entstand bereits 2015. In
diesem Jahr ist nun auch der Bau                                                      Bilder: Naturwerkstatt
des zweiten Abschnitts abgeschlossen worden
und das Büro in den Neubau umgezogen. Des
Weiteren wird hier im Sommer eine Ausstel-
lung eröffnet, die über die Vogelwelt und die
Geschichte des Naturschutzes auf dem Priwall
zwischen Trave und Ostsee informiert. Besucher
sollen einen Einblick in die vielfältigen Lebens-
räume und Besonderheiten auf dem Priwall er-
halten und für die Natur und ihren Schutz be-
geistert werden.                                                         exklusive Mode
Im Zuge der Ausstellungseröffnung wird auch                                 Vorderreihe 25a
das aktuelle Umweltbildungsangebot erweitert.                             23570 Travemünde
Derzeit planen wir neben den bereits bestehen-                       Tel. 04502 - 77 02 08
den naturkundlichen Führungen auch Veranstal-                        Mobil 0170 - 2037246
tungen und Workshops zu verschiedenen natur-                              www.rund-naund.de
kundlichen Themen, etwa zur Gestaltung eines
eigenen insektenfreundlichen Gartens oder zur
Anfertigung von Nisthilfen für verschiedene Vo-
gelarten.
Wer lieber draußen unterwegs ist, kann schon

                                                                                                     17
Felssteine im Wald sollen bleiben
Von Thomas Krohn
           Über viele Monate wurden in einem
           Waldstück gegenüber der Ersten Düne
           der Ferienanlage Beach Bay (ehemals
           Waterfront) Felssteine und andere
           Steinbrocken abgekippt. Auch auf der
           Kohlenhofspitze neben der Anlage
           des Kanusportvereins wurden zent-
           nerschwere Findlinge aufgetürmt. Von
           Priwallbewohnern wird vermutet, dass
           die Steine im Zuge der Bauarbeiten
der Waterfront-Ferienanlage und der Passatpro-
menade im Erdreich gefunden und anschließend
im Wald deponiert wurden. Die teilweise riesi-     kein Handlungsbedarf, da Natur- beziehungs-
gen Haufen waren seit Langem ein Ärgernis vor      weise Lesesteinhaufen zum Beispiel Reptilien,
allem für Umweltschützer. Befürchtet wurde,        Amphibien und Igeln als Unterschlupf oder
dass durch das Gewicht der Steine die Baum-        Winterquartier dienen können, sagte Stadtspre-
wurzeln geschädigt und der Boden verdichtet        cher Hansjörg Wittern. Anfang Februar fing eine
würde. Deshalb hatte die Lübecker GAL-Frakti-      Baufirma an, Teile des Steinhaufens an der Fe-
on gefordert, die Steine zu entfernen. Auch die    rienanlage abzufahren. Ein Teil blieb allerdings
Gemeinschaft der Priwallbewohner wurde ak-         liegen. Ende Februar gab es dann von der Stadt
tiv. Vorsitzender Eckhard Erdmann nahm Kon-        eine neue Information: An beiden Stellen könn-
takt zur Unteren Naturschutzbehörde auf. Vor       ten die Findlinge liegenbleiben, teilte Sprecherin
allem vor dem Hintergrund, dass der Bereich        Nicole Dorel mit. Aus Sicht von Stadtwald und
zum künftigen Landschaftsschutzgebiet gehöre,      Kurbetrieb erfüllten sie Biotopfunktionen. Es
                                                   werde nicht befürchtet, dass Unrat dazu zusätz-
                                                   lich abgelagert werde.

                                                       Der bezaubernde Buchladen...
müssten die Steine unverzüglich weggeräumt
werden, forderte er.
                                                     Das erste Haus in der Vorderreihe
Für die Stadt Lübeck sind die Steinhaufen am                 23570 Travemünde
Kohlenhof eine „Ansammlung von Naturstei-
nen unbekannter Herkunft“. Aus Sicht des Na-             Telefon: 04502 - 76 59 882
turschutzes bestehe hinsichtlich der Natursteine            www.buchanker.de
18
Tiefe Pfützen auch nach leichten
Regenfällen Von Thomas Krohn
Wenn Hochwasser, Sturm und Starkregen den            der Stadt gemeldet. Er sagt, dass 2005 bei der
Priwall heimsuchen, ist die Gefahr von Über-         Verlegung von Leerrohren für Kabelfernsehen
schwemmungen besonders groß. So passiert im          einige der Siele zur Regenentwässerung beschä-
Januar 2019, als der Fährplatz und große Teile       digt und anschließend nicht repariert worden
der Mecklenburger Landstraße unter Wasser            seien. Hinweise der Verwaltung, dass bei einer
standen. Doch auch kurze und leichtere Re-           Sanierung der Mecklenburger Landstraße die
genfälle sorgen auf der Halbinsel für Probleme.      Entwässerung der Fußwege berücksichtigt wer-
Gehwege werden überflutet, sind mitunter un-         den sollen, hält er nicht für akzeptabel, weil eine
passierbar, und vor Grundstückszufahrten bilden      Sanierung frühestens in sechs bis acht Jahren
sich tiefe Wasserkuhlen. Ein Zustand, der von et-    geplant sei. Kritisiert wird von Eckhard Erdmann
lichen Bewohnern beklagt wird.                       zudem, dass die Pflastersteine auf den Grund-
                                                     stückszufahrten durch Baumaßnahmen zerstört
Wer während oder nach Regenfällen auf dem            worden seien. Auch durch das Parken zwischen
Gehweg entlang der Mecklenburger Landstraße          Fußweg und Fahrbahn seien Mulden entstan-
zur Fähre oder zurück laufen will, hat mehrere       den, was zur Folge habe, dass das Regenwasser
Möglichkeiten, die Hindernisse trockenen Fu-         dort nur schwer ablaufen könne. „Wir fordern
ßes zu überwinden. Die erste: In Gummistiefeln       die Verwaltung auf, in einem ersten Schritt die
durch die Pfützen waten. Die zweite: Mindes-         noch vorhandene Entwässerung zu säubern und
tens drei Meter weit springen. Die dritte: Auf die   zumindest notdürftig instand zu setzen“, sagt
Straße ausweichen. Letztere ist wegen des oft        der Gemeinschafts-Vorsitzende.
hohen Verkehrsaufkom-
mens gefährlich. Drei
Meter können jedenfalls
aus dem Stand allenfalls
Spitzensportler     sprin-
gen. Und Gummistiefel
hat nicht jeder Spazier-
gänger dabei. So bleibt
manchmal nur der Weg
über die Seitenstrei-
fen der Fahrbahn, die
aber entweder bereits
im Matsch versunken
sind oder ebenfalls un-
ter Wasser stehen. Und                                                                    Bild: A. v. Wildenradth
wenn Grundstückseinfahrten überquert werden
müssen, bekommt man trotzdem nasse Füße,             Die Stadt widerspricht: „Uns ist keine Beschä-
denn diese sind häufig überschwemmt, weil das        digung der wenigen vorhandenen Abläufe be-
Kopfsteinpflaster abgesackt ist und sich Kuhlen      kannt“, sagt Stadtsprecher Hansjörg Wittern. 80
gebildet haben, in denen das Wasser knöchel-         Prozent der Mecklenburger Landstraße hätten
hoch steht.                                          überhaupt keine Regenentwässerung. Es gebe
                                                     einige wenige Straßenabläufe, die jedoch nicht
Eckhard Erdmann, Vorsitzender der Gemein-            angeschlossen seien, da keine Regenwasserlei-
schaft der Priwallbewohner, hat das Problem          tung vorhanden sei. „Diese Abläufe versickern.“
nach zahlreichen Beschwerden von Anliegern           Unterlagen über die Rohrverlegungen vor 15

                                                                                                       19
Jahren habe die Stadt nicht mehr. Die Netz Lü-     im Sommer in Strandnähe werden ja leider auch
beck GmbH habe 2015 im Gehwegbereich Ka-           Parkverbote ignoriert.“ Nur bauliche Maßnah-
bel verlegt. „Hier wurde ordnungsgemäß ein         men könnten ein Parken verhindern. „Wir wer-
Planverfahren eingeleitet und auch eine Abnah-     den prüfen, ob die Möglichkeit besteht“, ver-
me durchgeführt.“ Eine Beschädigung von Ab-        spricht Hansjörg Wittern.
läufen sei aufgrund der Trassenführung aber sehr
unwahrscheinlich.

Hinsichtlich der Schädigungen der Zufahrten
zu den Grundstücken weist der Stadtsprecher
darauf hin, dass für den „ordnungsgemäßen Un-
terhaltungszustand“ die jeweiligen Eigentümer
der Grundstücke verantwortlich seien. Sie seien
nach dem Straßen- und Wegegesetz des Landes
Schleswig-Holstein Begünstigte durch die Nut-
zung der Überfahrt und damit in der Unterhal-
tungslast. Im Rahmen der Streckenkontrolle wür-
den alle öffentlichen Verkehrsflächen regelmäßig
begangen. „Wenn Gefahrenstellen auffallen,
werden diese natürlich umgehend beseitigt.“
Dass durch das Parken im Seitenstreifen Beschä-      Lena Niebuhr
                                                     Inhaberin                23570 Travemünde
digungen auftreten, sei korrekt. „Das Parken ist                              Tel. 04502 / 88 68 77
hier aber erlaubt, und aufgrund des Parkdrucks                                Mobil 0177-867 89 94
                                                                              lena.niebuhr@gmx.de

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                    vom Freibackhaus
                  Kai Pachalli
      Jahrmarktstr. 1, 23570 Travemünde
           gegenüber der Priwallfähre
     Tel. 04502 / 77 08 20, Fax 77 08 21

20
Als der Priwall grenzenlos wurde
   Von Thomas Krohn
   Die Mauer in Berlin fiel am 9. November 1989.      gruppen, darunter der Passat Chor, der Eichhol-
   Grenzübergänge wurden geöffnet, wahre Men-         zer Fahnenzug Jäger und Schützen sowie Blas-
   schenmassen strömten von Ost- nach West-           kapellen aus Klütz und Warnow, sorgten für die
   deutschland und umgekehrt. Auf dem Priwall,        musikalische Begleitung des Ereignisses. Auch
   der Halbinsel, die direkt an der damaligen Zo-     Roswitha Pape (76) aus Travemünde war dabei.
   nengrenze lag, wurden die Barrieren jedoch erst    „Am Strand kamen uns bereits die ersten Men-
   knapp drei Monate nach dem Mauerfall besei-        schen aus dem Osten entgegen. Alle jubelten,
   tigt. Am 3. Februar 1990 war es so weit: Mehre-    viele schwenkten Fähnchen“, erinnert sie sich.
   re Tausend Menschen machten sich auf, um das       Am Grenzhäuschen der DDR mussten die Pas-
   Ereignis zu feiern.                                santen ihre Pässe vorzeigen, denn offiziell über-
                                                      traten sie eine Staatsgrenze.
   Angekündigt war die Öffnung bereits einige Tage
   zuvor in den Medien. „Wir hatten in der Zeitung    Harald Loos (47) aus Johannstorf bei Pötenitz
   darüber gelesen und wollten auf jeden Fall da-     war bei der Grenzöffnung nicht dabei, hat aber
   bei sein“, erinnern sich Magda (84) und Wilfried   viele Erinnerungen an die DDR-Zeit. „Wir konn-
   (82) Moll. Das Ehepaar wohnt seit 1979 in Tra-     ten von unserem Hof aus immer das Maritim
   vemünde. Es fuhr mit der Fähre auf den Priwall.    sehen und dachten, da kommen wir nie hin.“
   Ein Shuttlebus der Lübecker Verkehrsgesellschaft   Nachdem die Grenze geöffnet war, besuchte
   brachte die vielen Menschen zur Grenze, die        er als damals 17-Jähriger zum ersten Mal Trave-
   eigentlich erst um 10 Uhr geöffnet werden soll-    münde. „Wir standen vor dem riesigen Hotel
   te. Doch wegen des großen Ansturms machten         und staunten ungläubig. So einfach geht das, das
   die Grenzer das Tor am Strand bereits eine halbe   kann doch eigentlich nicht sein.“
   Stunde vorher auf.
                                                                           Rolf Fechner, gebürtiger Tra-
                                                                           vemünder, Heimatforscher
                                                                           und Autor, beschreibt in
                                                                           seinem Buch „Die Halbin-
                                                                           sel Priwall 1900 - 1990“ die
                                                                           Ereignisse von damals. Die
                                                                           Grenzöffnung sei damals ein
                                                                           Provisorium gewesen, durch
                                                                           den Sand am Strand in den
                                                                           anderen Teil Deutschlands
                                                                           zu stapfen, war auf Dauer
                                                                           zu umständlich. Deshalb
                                                                           sei am 12. April 1990 ein
                                                                           Übergang - jedoch nur für
Archivbilder von Rainer Jatsch-Kösling
                                                                           Fußgänger und Radfahrer
   Starkgemacht für die Grenzöffnung auf dem Pri-     - über die Mecklenburger Landstraße eröffnet
   wall hatten sich der damalige Vorsitzende des      worden. Es habe aber noch zwei Jahre gedau-
   Gemeinnützigen Vereins Travemünde (GVT),           ert, bis auch Kraftfahrzeuge die Grenze passie-
   Hans Hagelstein, und die frühere Pötenitzer Bür-   ren durften. „Vehementer Widerstand kam von
   germeisterin Gundula Frehse. Die Grenzöffnung      den Wochenendhausbesitzern und vom Verein
   geriet zu einem wahren Volksfest. Der GVT, der     der Priwallbewohner. Sie befürchteten, dass es
   TSV Travemünde und die Gemeinschaft der Pri-       mit der Ruhe auf der zuvor beschaulichen Halb-
   wallbewohner schenkten kostenlos Bier und          insel vorbei sein könnte.“ Diese Haltung habe
   Säfte aus und verteilten Kuchen. Mehrere Musik-    sich letztlich aber nicht durchgesetzt, zumal die

                                                                                                     21
Am 3. Oktober 1990 feierten die Trave-
                                                              münder mit ihren mecklenburgischen
                                                              Nachbarn das Fest der Deutschen Ein-
                                                              heit. Symbolisch dafür wurde am Ein-
                                                              gang des Pötenitzer Schlosses eine da-
                                                              mals zwei Meter große Eiche gepflanzt.
                                                              Auf einem Schild, das heute noch steht,
                                                              ist der Name des Baums zu lesen: „Pö-
                                                              tra“ - eine Kombination aus den ersten
                                                              Silben der Gemeindenamen. Zur Erin-
                                                              nerung an den 30. Jahrestag der Gren-
Mecklenburger Landstraße jahrhundertelang die      zöffnung gab es am 2. Februar ein Treffen in
Verbindung zwischen Dassow und Travemünde          Pötenitz am Strandübergang 1 direkt am Priwall.
gewesen sei. Der damalige GVT-Vorsitzende          Anschließend lud die Ortsteilvertretung Pötenitz
Hagelstein habe darauf hingewiesen, dass die       zu einer Feier in das Bürgerhaus ein. Auch etli-
Straße diese Funktion durch eine widernatürli-     che Priwallbewohner nahmen an der Veranstal-
che Grenzziehung nicht eingebüßt haben könn-       tung teil.
te.

Mein schönster Corona-Alptraum
Von Thomas Krohn
Neulich hatte ich einen Traum. Kaum noch Au-       Contest. Eine Krise hat die Realität auf das We-
toverkehr und -lärm auf dem Priwall, man kann      sentliche reduziert, anderes ist unwichtig gewor-
als Fußgänger ohne Probleme und ungefährdet        den.
die Mecklenburger Landstraße überqueren. Kein
Andrang und Geschimpfe an der Fähre, alle          Dann bin ich aufgewacht. Und habe gemerkt:
verhalten sich diszipliniert und besonnen. Eine    Es war gar kein Traum. Da bin ich erst mal raus-
idyllische Ruhe allüberall. Die Strände sind wie   gegangen und habe die himmlische Ruhe auf
leergefegt, genug Platz zum Spazierengehen         dem Priwall genossen. Und habe dann weiter-
und Sonnenbaden. Bei Edeka gibt es reichlich       geträumt. Von einer Zeit vor allem ohne Corona,
freie Parkplätze, an der Kasse und beim Bäcker     aber auch von einem künftig lebenswerten Pri-
herrscht sogar am Wochenende kein Gedränge.        wall - ohne überfüllte Strände, im Wald parken-
Nachbarn helfen sich gegenseitig beim Einkau-      de Autos, zubetonierte Promenaden und wei-
fen, kümmern sich um Menschen, die nicht mo-       tere Hotels oder Ferienwohnungen. Von einem
bil sind.                                          endlich ausgewiesenen Landschaftsschutzge-
                                                   biet Nördlicher Priwall und einem nachhaltigen
Es ist auch keine Rede mehr von einer weiteren     Schutz der Halbinsel überhaupt. Träumen ist ja
Bebauung bei Beach Bay, nichts mehr zu hören       erlaubt.
von einem Kletterpark oder anderen Baupro-
jekten. Und: Aus der öffentlichen Debatte und
den Medien sind Themen, die zuvor noch die
Welt zu beherrschen schienen, plötzlich fast
ausnahmslos verschwunden. Keine Greta, keine
Diskussionen über Gendersprache, auch nichts
über die Frage, ob es vielleicht mehr als zwei
Geschlechter gibt und über Unisextoiletten.
Mit einem Mal sind lebensnotwendige Dinge
wichtiger als „der“ Wendler, Oliver Pocher, die
Fußball-Bundesliga und der Eurovision Song
                                                     Bild: A. v. Wildenradth
22
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                   Mein Urlaub im Grünen               23
Aus der Geschichte des Priwalls:
Achte Folge - 1934 – 1949
Zusammengestellt von Wolf Rüdiger Ohlhoff. Überarbeitet und fortgesetzt von E. Erdmann
1934                                                 bis 30.9. in seinem Zelt oder Holzhäuschen
Neben Segelyachten, Rettungs- und Fischerboo-        wohnen. Im Winter überwachte und bewachte
ten entstanden ab 1934 auf der Schlichting-Werft     ein Wächter der Kurverwaltung die Behausun-
für die Reichsmarine 17 Räumboote, 11 Torpe-         gen, um herbst- und winterliches Bewohnen der
dofangboote, 37 Fluchtsicherungsboote und 54         Holzhäuser wegen Brandgefahr beim Heizen
Schnellboote.                                        mit Öfen zu unterbinden.
In diesem Jahr wurde ein neues Trinkwasser-          1931 = 180 Wochenendhäuser
Pumpwerk mit zwei Tiefbrunnen für den zuneh-         1963 = 375 Wochenendhäuser
menden Wasserbedarf der industriellen Anlagen        2005 = 438 Wochenendhäuser
auf dem Priwall gebaut. Bis dahin gab es nur die
Wasserversorgung durch Hausbrunnen.                  4.9.1939
Am 14.Juni wurde der zivile Flugverkehr auf          Ein Standortbefehl des Seeflug-Horstkomman-
dem Priwall eingestellt. Der Flugplatz ist danach    danten Oberst Witte unmittelbar nach Ausbruch
bis 1945 ausschließlich militärisch genutzt wor-     des 2. Weltkrieges vom 3.9. lautete: „ Es ist be-
den.                                                 kanntzugeben, dass ab morgen, 4.9., 10 Uhr,
                                                     der Priwall einschließlich Zeltstadt von allen
1935                                                 Nichtangehörigen der Wehrmacht zu räumen
Auf Grund der allgemeinen Aufrüstung in              ist. Ausgenommen sind die Familien aller Wehr-
Deutschland und der zunehmend militärisch            machtsangehörigen einschl. der Angestellten
ausgerichteten Forschungen in der E-Stelle unter     und Arbeiter der Wehrmacht. Weiterhin wurde
Aufsicht des Reichsluftfahrtministeriums entstan-    der Betrieb der Mittel- und Norderfähre einge-
den zahlreiche Neubauten. Neben Flugzeughal-         stellt, der Durchgangsverkehr gesperrt und eine
len, Werkstätten und Barackenlagern sind auch        Personenkontrolle eingeführt. Der Strand, die
Kasernen an der Mecklenburger Landstraße für         Zelt-stadt und die Ferienhäuser konnten somit
die Soldaten der Seefliegerausbildungsschule         während des 2. Weltkrieges nicht mehr aufge-
gebaut worden. Die Beschäftigungszahlen stie-        sucht werden.
gen rasant an. 1939 gab es in der E-Stelle 1.200,    Mit Kriegsbeginn und dem weiteren Ausbau der
im Luftwaffenzeugamt im nahen Mecklenburg            Erprobungsstelle/ Luftwaffenzeugamt Priwall
1.400 und bei der Lufthansa auf dem Priwall 150      entstehen auf dem Priwall Baracken für Kriegs-
Mitarbeiter. Die Pötenitzer Wiek wurde nach          gefangene und Fremdarbeiter, im Bereich des
Errichtung des Seeflughafens für die Fischer ge-     heutigen Kohlenhofes und im Bereich des jetzi-
sperrt. 22 von 35 Travemünder Fischern verkauf-      gen Großparkplatzes des „Vereins der Wochen-
ten daraufhin dem Deutschen Reich ihre Fische-       endhausbesitzer „ an der Pötenitzer Wiek.
reirechte auf Rentenbasis, oder ließen sich in bar   Insgesamt waren während des Krieges bis zu
auszahlen.                                           800 Kriegsgefangene und Fremdarbeiter in den
                                                     Baracken untergebracht. Die Gefangenen ka-
1937                                                 men aus Lettland, Niederlanden, Polen, Jugos-
Das Zelten auf dem Priwall und die Errichtung        lawien und aus der Ukraine. Die Toten wurden
von leichten Holzhäusern auf dem Priwall wur-        auf dem Friedhof auf der Travemünder Seite be-
de immer beliebter. Schließlich musste die           stattet.
Hansestadt genaue „Bestimmungen für die
Aufstellung von Holzhäusern und Zelten in der        1940
„Zeltstadt“ auf dem Priwall erlassen. Die Kur-       Die Pferde-Rennbahn musste einem U-Bootha-
verwaltung wies die Plätze an. Gegen Zahlung         fen weichen (der jetzige Passathafen)
einer jährlichen Gebühr konnte man vom 1.4.

24
1942                                                  und englischen Soldaten gefangengenommen
Im Frühjahr wurde auf dem Priwall zwischen            wurden. Von Travemünde aus wurden die deut-
Kohlenhof und Südermole ein U-Boothafen               schen Kriegsgefangenen dann in die Gefange-
angelegt (heutiger Liegeplatz der PASSAT und          nenlager in ganz Norddeutschland weiterge-
Priwall- Marina). Um das Hafenbecken herum            leitet. Schon wenige Tage darauf begannen die
entstanden Backsteinhallen für Montage - und          britischen Besatzer mit der Demontage der mi-
Lagerzwecke.                                          litärischen Anlagen, der Flughafengebäude und
                                                      der E-Stelle auf dem Priwall. Bis 1947 wurden
1943                                                  der größte Teil der Gebäude und die Flughafen-
Die Kettenfähre zum Priwall wurde durch die           anlagen gesprengt.
freifahrende, mit Propeller angetriebene Fähre,
HANS WESTPHAL ersetzt, die die Luftwaffe auf          3.5 1945
dem Priwall zum Transport von Schwergerät und         Britische Bomber der 84. Gruppe der RAF grif-
Schwerlasten benötigte. Sogar Eisenbahnwag-           fen die in der Lübecker Bucht vor Neustadt lie-
gons und Lasten bis zu 75 Tonnen konnten da-          genden, mit Häftlingen der KZs Stutthoff und
mit transportiert werden. Diese in der Unterhal-      Neuengamme überfüllten Schiffe CAP ARCO-
tung zu teure Fähre verkaufte die HL 1951 nach        NA, DEUTSCHLAND und ATHEN an. Die Schif-
Göteborg und setzte bereits ab 1948 wieder            fe kenterten und über 7.000 hilflose Menschen
eine Kettenfähre ein.                                 fanden den Tod. Viele Tote wurden dabei auch
                                                      am Priwallstrand angetrieben, wie Einwohner
1943/45                                               vom Priwall berichteten.
Vom Nordwestdeutschen Kraftwerk in Siems
wurde eine 30.000 Volt- Einspeiseleitung nach         Mai 1945
Travemünde gelegt und ein Umspannwerk am              Auf dem Priwall trafen immer mehr Flüchtlin-
Mühlenberg/Gneversdorfer Weg errichtet. Drei          ge ein, die sich vor den heranrückenden Sow-
neue 6.000 Volt-Unterwasser-Flusskabel liefer-        jettruppen retten konnten. Da der Fährbetrieb
ten danach Strom auf den Priwall                      eingestellt worden war, mussten Tausende auf
                                                      primitive Weise im Freien auf dem Priwallstrand
April 1945                                            campieren. Die in den Wehrmachtsbaracken auf
Es erfolgten mehrere Luftangriffe auf Travemün-       der Halbinsel untergebrachten jugoslawischen
de. Ziel war der U-Boothafen und der Flugplatz        Fremd-arbeiter holzten den dortigen Baumbe-
auf dem Priwall. Im U-Boothafen wurde am              stand in großem Umfange ab und verkauften das
8.4. das U-Boot-Begleitschiff WILHELM BAUER           Holz an die Flüchtlinge. Weihnachten 45 zünde-
getroffen und versenkt. Dabei kamen 1 Marine-         ten die Jugoslawen eine Baracke und mehrere
soldat und 17 italienische Militärinternierte ums     Wochenendhäuser an. Die Grenze nach Meck-
Leben. Am 23./24.4. fiel bei einem weiteren           lenburg wurde schließlich von den sowjetischen
Bombenangriff eine Bombe in die 1939 erbau-           Besatzern abgeriegelt und blieb bis 1989 ge-
te neue Handelsbank-Filiale in der Vorderreihe,       schlossen.
detonierte aber Gottseidank nicht. Der Blind-         Nach der Kapitulation wurden die nicht zerstör-
gänger konnte entschärft, die Bank aber erst          ten Betriebe (Werften), die für die Kriegspro-
1952 wieder bezogen werden.                           duktion eingesetzt waren, von den britischen
                                                      Besatzern beschlagnahmt. Für die Reparatur
2.5.1945                                              englischer Marinefahrzeuge gaben die Englän-
Ab 14 Uhr wurden Lübeck, später auch Trave-           der die Fa. Hagelstein auf dem Baggersand so-
münde und der Priwall von englischen Besat-           wie die Schlichting-Werft auf dem Priwall relativ
zungstruppen besetzt. Auf dem Fährplatz vor           schnell wieder frei. Letztere baute bis kurz nach
der Vogtei an der Priwallfähre versammelten sich      1948 deutsche Marineschiffe zu KFK-Kuttern von
über 10.000 deutsche Wehrmachtsangehörige,            21 – 23 m Länge um.
die es in letzter Minute geschafft hatten, sich vor   Das an der Vorderreihe liegende Marinewohn-
den heranrückenden Sowjettruppen nach Trave-          schiff KNURRHAHN diente zunächst als Quar-
münde zu retten, die dann von amerikanischen          tier für Heimatvertriebene und wurde dann zum

                                                                                                    25
ersten zivilen Krankenhaus für Travemünde ein-     Grommelt von der Travemünder Familie Matzen
gerichtet. Da die englischen Besatzer das Schiff   erworben, die den idyllisch gelegenen Reiterhof
für eigene Belange einforderten, verlegte man      von Grund auf renovierte, modernisierte, mit
Ende 1945 das „schwimmende Krankenhaus“ in         modernen Appartements für Reiterferien aus-
das Kurgartenhaus am Lotsenberg. Dort konnten      stattete und mit großem Erfolg weiterführt.
bis zu 90 Patienten stationär versorgt werden.
                                                   16.November
1947 übernahm die Hansestadt Lübeck das            Die Besetzung des Priwalls durch die Engländer
Krankenhaus, 1948 erfolgte dann der Umzug in       wurde im Frühjahr beendet und die Luftwaffen-
die ehemaligen Kasernen auf dem Priwall.           Kasernen an der Mecklenburger Landstraße Nr.
                                                   49-59 wurden nach langen Verhandlungen von
1945/46                                            den Besatzern geräumt, damit die Gebäude zu
Aus dem im Travemünder Hafen auf Grund lie-        einem Krankenhaus umgebaut werden konn-
genden Motorschiff DEUTSCHLAND konnten             ten. Von September bis November 48 wurden
eine Menge Lebensmittel geborgen werden, die       die Verwundeten und Kranken aus den noch
das Ernährungsamt unter der hungernden Bevöl-      bestehenden Hilfskrankenhäusern aus Trave-
kerung im Ort und auf dem Priwall verteiltet.      münde und dem Lübecker Raum hierher ver-
                                                   legt. Das Krankenhaus, das im Kurgartenhaus
August 1946                                        auf dem Lotsenberg untergebracht war, zieht in
Die englische Militärregierung führte bei allen    die ehemaligen Kasernen auf dem Priwall. Dort
Einwohnern Travemündes auf dem Festland und        bleibt es bis 2004. Am 16.11. wurde das Priwall-
auf dem Priwall Hausdurchsuchungen durch, bei      Krankenhaus offiziell mit dem Haus III eröffnet.
denen nach Wehrmachtseigentum wie Waffen,          Es gab 63 Betten im Parterre und 58 Betten im
Uniformen etc. gesucht wurde, „wobei etliche       1. Stock, dazu eine Röntgenabteilung und eine
Einwohner“ zur Rechenschaft gezogen wurden.        Entbindungsstation. In den übrigen Häusern
                                                   wurden ein Altersheim und ein Kinderheim mit
Winter-1946/47                                     je 240 Betten, sowie ein Mütter- und Säuglings-
Der ungewöhnlich lange und strenge Winter ver-     heim mit 80 Betten untergebracht. Ende 1949
größerte die Not in Travemünde und auf dem         ließ der Strom der Heimkehrer aus russischer
Priwall enorm. Am 16.3. 1947 fror die Trave zu,    Kriegsgefangenschaft nach, so dass das Kranken-
sodass auch der Fährverkehr eingestellt werden     haus um 120 Betten zugunsten des Altersheims
musste, und der Priwall vom Festland abge-         verkleinert werden konnte. Später erfolgte die
schnitten war. Die Travemünder Fischer konnten     Verlegung des Mütter- und Säuglingsheims nach
erst Anfang April 1947 wieder zu ihren Fanggrün-   Lübeck (Krankenhaus Ost) und das Kinderheim
den in der Lübecker Bucht und bei Fehmarn aus-     wurde aufgelöst.
laufen.
                                                   1949
1948                                               wurde in einem ehemaligen Wehrmachtsgebäu-
Der aus Ostpreußen vom Gut Brückendorf stam-       de im Pötenitzer Weg eine Zweigstelle der Stadt-
mende Pferdezüchter Karl Friedrich Grommelt        schule eine Schule mit 6 Volksschulklassen auf
pachtete auf dem Priwall ein Stück Land von der    dem Priwall eingerichtet, in der der Unterricht
Bundesvermögensstelle, baute dort mit den Tra-     vorwiegend für 6-10jährige Flüchtlingskinder
kehnerpferden, die er vor den heranrückenden       stattfand
Sowjettruppen aus Trakehnen nach Travemün-         Im gleichen Jahr gründeten das Ehepaar Hans
de hatte retten können, eine Trakehnerzucht        und Gerda Lempe auf dem Priwall eine Ju-
auf und baute einen Reiterhof auf. Die frühere     gendherberge mit Zeltunterkünften. Daraus
Waffenmeisterei des Fliegerhorstes und die ehe-    ging 1953 die Trägerschaft „Gesellschaft für Ju-
malige Jugendherberge am Fliegerweg 11 baute       gendpflege und Jugendförderung Lübeck e.V.“
er zu einem Wohnhaus mit Ställen um. Ende          hervor, die die Einrichtung und den Betrieb als
März 1995 wurde das große Grundstück nach          „Jugend-Freizeitstätte Priwall“ unter Leitung von
Ablauf des Pachtvertrages und dem Tod von K.F.     Ehepaar Lempe betrieb. Bis Ende der 50-er Jah-

26
re nutzte man alte Wehrmachtszelte, die dann       unter den Augen von vielen Schaulustigen auf
von sogenannten Hauszelten mit festen Fußbö-       der Westseite des Priwalls, die sich das Spektakel
den abgelöst wurden. 1952 entstanden in festen     nahe der Kette der Demarkationslinie nicht ent-
Gebäuden 2 Toilettenanlagen und 1958 ein To-       gehen lassen wollten. Nach endlosen Verhören
iletten- und Waschgebäude sowie ein Wärter-        wurden die Segler dann nach 2 Tagen aus DDR-
häuschen. 1961 kam dann das große Haupthaus        Haft entlassen und ihre Boote erst nach längerer
mit Schlafsälen; Speise- und Aufenthaltsräumen     Zeit und Zahlung einer Strafgebühr völlig ausge-
dazu. Die Priwall-Wochenendhaus-Siedlung           räubert zurückgegeben.
wurde wieder ihrer Zweckbestimmung zuge-
führt.                                             Die Wasserwacht des „Deutschen Roten Kreu-
Eine Reihe von Häuschen dienten als Notunter-      zes” ist auf dem Priwall stationiert, in den Jahren
künfte für Flüchtlinge.                            1953 und 1961 wird der jetzige Wachturm errich-
                                                   tet bzw. der Anbau erstellt. In den Jahren 73/75
3.7.–7.7.1949                                      wird der hölzerne Miniturm durch den Beton-
Zur 1. Travemünder Woche nach dem Krieg            turm ersetzt.
waren 150 Jachten am Start. Am 5.7. kenterten
bei einer Regatta infolge einer Gewitterbö um      (Wichtigste Quelle: Thorsten Albrecht: Trave-
13 Uhr etliche Boote. Sieben Jollen trieben ans    münde. Vom Fischerort zum See- und Kurbad.
sowjetisch besetzte Ufer ab, direkt hinter der     Chronik. Kleine Hefte zur Stadtgeschichte. Hrg.
Grenze auf dem Priwall. 5 Boote konnten, be-       Archiv der Hansestadt Lübeck. Heft 19. Bilder
drängt durch Vopos, nach der Bö wieder vom         stammen aus der Sammlung Rolf Fechner. Bilder
Ufer ablegen und sich paddelnd zur Trave ret-      aus der Sammlung Rolf Fechner. Weitere Bilder
ten. 2 „Piraten“, 1 Kieler und 1 Hamburger         finden Sie in dem Bildband von Rolf Fechner:
Boot, wurden jedoch von der Volkspolizei fest-     Die Halbinsel Priwall. 1900-1990. Sutton Verlag,
genommen, ihre Boote an Land gezogen und           Erfurt, 2014.)
nach Rostock abtransportiert. Alles dies geschah

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