Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung - Priwallbewohner
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Juni 2020 | Ausgabe 23 Die Nachbarschaftszeitung für die Bewohner des Priwalls Finger weg vom Priwall: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen weitere Bebauung Bild: Karl Erhard Vögele Gemeinschaft der Priwallbewohner e. V. 1
Inhalt Impressum 2 Vorwort 3 Dank an die BIN 5 Bürgerinitiative für Nachhaltigkeit BIN 7 Einheitsbuddeln 11 Das Band zwischen Bäumen und Menschen 12 Aufnahmeantrag 13 Vogelschutz und Naturwerkstatt 16 Textildruck Felssteine im Wald 18 Entwässerung 19 Als der Priwall grenzenlos wurde 21 Corona Glosse Aus der Geschichte des Priwalls - Folge 8 22 24 & Stickerei Volksschule auf dem Priwall 28 HerzhaftSüßMee(h)r 29 Bei uns gibt es nicht nur Unsere Blaufahrt 30 alles von der Stange, Rückblick 32 wir erfüllen auch Ihre Vorschau 35 individuellen Wünsche. Impressum Torstraße 1 · 23570 Travemünde Herausgeber: Gemeinschaft der Priwallbewohner e.V. Fon 04502 - 78 89 87 c/o Wiekstraße 16, 23570 Travemünde www.priwallbewohner.de www.baginski-media.de Spendenkonto: Volksbank Lübeck IBAN: DE87 2309 0142 0032 1625 02 BIC: GENODEF1HLU Redaktion: Amanda von Wildenradt Mecklenburger Landstr. 46, Tel. 0175 522 1112 AvW211@posteo.de WOLFGANG HINZ Eckhard Erdmann, Heike Spiegelberg , Lothar Reinhard Mineralölhandel Thomas Krohn und Marina-Service GmbH Satz, Anzeigen und Druck: Martin Baginski Design Torstraße 1, 23570 Travemünde Tel. 0 45 02 / 788 987, Mobil 01 63 / 776 13 39 martin@baginski-media.de WIR vom Priwall Nr. 24 erscheint im Dezember 2020 Redaktionsschluss: 01.11.2020 Mecklenburger Landstraße 1B · 23570 Lübeck Anzeigenschluss: 01.11.2020 Tel.: 0 45 02 / 23 51 · Fax: 0 45 02 / 63 86 Auflage 1500 2
Liebe Leserinnen und Leser, jetzt liegt sie vor Ihnen - die neueste Ausgabe unserer Nachbarschaftszei- tung „WIR vom Priwall“. Ein Jahr ist es her, dass wir ankündigten, die langjäh- rige Chefredakteurin Johanna Rosen- wald werde aus privaten Gründen ihre Tätigkeit einstellen. Einige Zeit sah es so aus, dass die mit einer Auflage von mittlerweile 1500 Exemplaren und so- wohl bei Priwallbewohnern als auch bei Travemündern beliebte Zeitung nicht weitergeführt werden konnte. Doch jetzt haben wir nach unserem Aufruf im Der Lockdown hat das neue Redaktionsteam vor besondere vorigen Juni-Heft ein kleines, neues Re- Herausforderungen gestellt, so mußten wir uns für daktionsteam bilden können, das sich Besprechungen u.a. draußen treffen - Bild: A. v. Wildenradt gerade erprobt und mit viel Zeit, Fleiß, Ideen und großem Engagement der die Historie und zu Aktuellem, informativ, unter- Aufgabe widmet, „WIR vom Priwall“ weiterzu- haltsam, aber auch kritisch und mahnend, gern führen. Ganz komplett sind wir noch nicht. Das mal den Finger in die Wunde legend, wenn es Team wird sich deshalb erst in der nächsten Aus- denn notwendig sein sollte. Wir werden zudem gabe vorstellen. Unternehmen, Vereinen und Einrichtungen öfter Gelegenheit geben, sich selbst vorzustellen. Da Bedanken möchte ich mich auf jeden Fall zuerst „WIR vom Priwall“ kostenlos verteilt wird, muss bei Johanna Rosenwald, die viele Jahre nicht nur sich die Zeitung über Werbung finanzieren. Da- die „gute Seele“ der Zeitung war, sondern auch für wird in bewährter Weise das Team von Mar- mit fundiertem Fachwissen dafür sorgte, dass tin Baginski Design aus Travemünde sorgen, das wir mehrmals im Jahr ein professionell produ- die Anzeigen akquiriert und auch für das Layout ziertes Heft mit umfassenden und interessanten und den Druck zuständig ist. Geschichten über den Priwall vorlegen konn- Der Vorstand und das Redaktionsteam freuen ten. Der Dank gilt selbstverständlich auch allen sich auf die neue Ära des „WIR vom Priwall“. Autoren, Fotografen, „Lieferanten“ von Bildern und Informationen sowie den vielen Helfern, Herzliche Grüße von Eckhard Erdmann die dafür sorgten, dass „WIR vom Priwall“ stets Vorsitzender Gemeinschaft der Priwallbewohner rechtzeitig in die Briefkästen verteilt wurde. Das sage ich im Namen des gesamten Vorstands und damit auch für alle Mitglieder der Bewohnerge- Kurt‘s Bistro meinschaft. Wir würden uns freuen, wenn wir auch künftig Anregungen sowie Tipps für The- men und Beiträge erhalten, damit unsere Zei- tung wie gewohnt eine große Vielfalt vom Ge- schehen auf „unserem“ Priwall darstellen kann. Uhr geöffnet täglich ab 6.30 nke Was sich bewährt hat, sollte nicht verändert Brötchen • Geträ werden. Nach diesem Grundsatz wird das Heft Priwall- Zeitungen weiterhin sein kleines und handliches Format Imbiss ünde/Priwall Frühstück 23570 Travem behalten. Bleiben wird auch die breit gefächer- ec kle nb urge r Landstr. 40 M te Berichterstattung zu Themen, die uns als Pri- Grillgerichte 45 02 / 65 64 Kebab Tel. 0 wallbewohner bewegen: mit Geschichten über 3
BISTRO & CAFÉ Vorderreihe 24a · Travemünde · Tel.: 88 66 58 Täglich 11.00 - 18.00 Uhr - Montag Ruhetag Souvenirs · Geschenkartikel Vorderreihe 35 23570 Travemünde Tel. (04502) 63 05 Fax (04502) 63 16 e-Mail: Foto.FBraz@t-online.de Fotokopien · Fotoarbeiten · Passbilder 4
Dank der Priwaller an die BIN ! An dieser Stelle bedankt sich die Gemeinschaft der Priwallbewohner e. V. bei der BIN und allen Mitstreitern vom Priwall, aus Travemünde, Lübeck und Umgebung für ihr Engagement bei der Verhinderung der Bebauung der Kohlen- hof-Spitze. Hat doch die BIN den Zeitgeist rechtzeitig er- kannt, und sich der Verhinderung zur Bebauung der Kohlenhof-Spitze angenommen. So gelang es der BIN von Beginn an auch politi- sche Parteien einzubinden. Auch von Seiten der BIP (Bürgerinitiative behut- same Priwallentwicklung e. V. ) nochmals Dank Bilder: K. E. Vögele an die BIN, hat sie doch eine wichtige Forde- rung der BIP (keine Umsetzung der weiteren Dies war der Höhepunkt der bis dahin schon touristischen Bebauung des Teilgebietes 2 und öffentlichkeitswirksamen Aktionen der BIN. der kleinen Teilfläche 1) übernommen. Die finanziellen Rücklagen der BIP stehen somit weiterhin zur Verfügung, um ggf. rechtliche Un- terstützung zu gewährleisten, wenn es um die kleine Teilfläche 1 geht. Eine Multifunktionsfläche, die auf der Teilfläche 1 entstehen soll und deren baurechtlichen Pla- nungen müssen kritisch beobachtet werden. Be- schlüsse der Bürgerschaft sind auch revidierbar. Am 12.Oktober 2020 dann der Aufruf : Im Vorwege gab es schon die ersten Proteste zur Travemünder Woche auf der Travemünder Sei- te, zeitgleich der Protest auf der Kohlenhof-Spitze. Aber damit nicht genug, so run- dete das Kaffeetrinken „Feine Kaffeetafel“ und zum Jahres- abschluss die Veranstaltung auf dem Stützpunkt der Kanuten an der Kohlenhof-Spitze die Aktio- nen der BIN ab. Bild: B. Scheel 5
Bilder: K. E. Vögele überregional gab es TV- Berichte im Schleswig- Holstein Magazin. Stetig erhöhte sich so der Druck auf die Ent- scheider in der Verwaltung und Politik, der Bür- germeister äußerte sich: „Keine Bebauung der Kohlenhof-Spitze“. Zum Jahresende 2019 gab es das gemeinsame Treffen aller bei den Kanuten. Parallel zur Diskussion „Keine Bebauung der Kohlenhof-Spitze“ gab es eine positive Entwick- lung bei den Planungen zur Umsetzung des „Landschaftsschutzgebietes Küstenwald ”. Neben der gesetzlich vorgeschriebenen Öf- fentlichkeitsbeteiligung lud die Verwaltung im Vorwege zu einer Informationsveranstaltung am 03.11.2019 in die Aula der Stadtschule in Trave- münde ein. Die Einsichtnahme in die Unterlagen zur Verord- nung „Landschaftsschutzgebiet Küstenwald” fin- det in Lübeck statt. Die BIN hat den Zeitgeist rechtzeitig erkannt Die Bürger haben dann die Möglichkeit inner- und die vielzitierte Bürgerbeteiligung der Ver- halb von der gesetzlichen Frist Eingaben/Ver- waltung/Politik umgesetzt und es nicht bei Lip- besserungsvorschläge einzureichen. Dieses Ver- penbekenntnissen belassen. fahren gilt auch für Verbände und Behörden. Mit der Unterzeichnung durch den Bürgermeis- Die gut organisierte Öffentlichkeitsarbeit der ter ist mit dem Frühherbst 2020 zu rechnen, BIN trug ihre Früchte, die Treffen der BIN damit hat dann die Verordnung „Landschafts- waren immer gut besucht und fanden im- schutzgebiet Küstenwald“ Rechtskraft. mer mehr Zulauf. Parallel wurde die BIN von E. Erdmann der örtlichen Presse unterstützt, aber auch 6
Die Bürger*innen-Initiative für Nachhal- tigkeit (BIN) Priwall und Travemünde: „Wie wollen wir leben?“ Heike Spiegelberg Die Bürger*innen Initiative BIN konzentrierte Frau Gutschmidt, wie hat bei Ihnen dieses En- sich im Jahr 2019 vor allem auf die Forderung, gagement in Travemünde begonnen? das gesamte Kohlenhofgelände unter Land- Ich wohne seit 2015 ganzjährig in Travemünde schaftsschutz zu stellen und von einer weiteren und bin auf das Bauvorhaben „Waterfront“ zu Bebauung abzusehen. Damit soll der Restbe- spät aufmerksam geworden, als die politischen stand des Waldes auf dem Priwall vor weiterer Entscheidungen dafür schon längst gefallen wa- Zerstörung und Kommerzialisierung nach dem ren. Dann fiel mir auf, dass in ganz Travemünde Bau der Waterfront (jetzt Beach Bay) gerettet für verschiedenste Bauvorhaben, aber manch- werden. „Deshalb fordern wir für Travemünde mal auch ohne ersichtlichen Grund, sehr schnell Bilder: jr und Priwall eine nachhaltige, sozialverträgliche sehr viele alte Baumbestände gefällt wurden. Entwicklung, eine Stärkung des Naturschutzes Der Wert dieser Bäume scheint, trotz der ver- sowie die Förderung heimischer Artenvielfalt breiteten Besorgnis über den Klimawandel, we- Das bedeutet: Keine Bebauung am Kohlenhof!“ nig im Bewusstsein verankert zu sein. Sie sind unabdingbare Elemente für unser Überleben, und in ihrer Kapazität nicht schnell einmal durch Nachpflanzung von jungen Pflanzen ersetzbar. Ein offenes Ohr für meine Besorgnis fand ich dann bei Katja Mentz und Carl Howe, die Er- fahrungen mit dem „Lindenbündnis“ hatten. Im Mai 2019 gab es in Travemünde ein erstes Tref- fen in kleinem Kreis. Wir formulierten unsere Schwerpunktthemen, die im Juli auch in dem Flyer „Wie wollen wir leben?“ gemeinsamen Ausdruck fanden. Die Zahl der Teilnehmen- den an unseren Treffen wuchs stetig und sehr schnell. Bilder: B. Scheel An der entstandenen Bettenburg und den damit einhergehenden Veränderungen für Natur, Ver- kehr und sozialem Miteinander auf dem Priwall ist nun wenig zu ändern, aber nicht nur Trave- münder, sondern auch befremdete Touristen setzten in verschiedenen Aktionen der BIN ein deutliches Zeichen, dass es jetzt genug ist. Dorothee Gutschmidt ist eine der Frauen und Männer aus Travemün- de, vom Priwall und aus Lübeck, die die BIN gegründet haben. Bild: D. Gutschmidt 7
Gerne stehen wir Ihnen bei allen Fragen rund um Ihre Gesundheit zur Verfügung. Ihr Team der Nordland-Apotheken in Travemünde. Vorderreihe 39 · Tel.: 04502 - 22 11 Am Dreilingsberg 7 · Tel.: 04502 - 22 24 8
Auf welche Reaktionen stießen Sie in Trave- BIN zu unterstützen. Das wurde dann auch so münde? beschlossen. Seitdem stellen wir unseren Saal Es war überraschend, wie schnell eine große Re- als Versammlungsraum zur Verfügung und ha- sonanz auf erste Aktionen und auf die Infos am ben aktiv an den Aktionen und Diskussionen Stand auf dem Wochenmarkt entstand. Es war der BIN teilgenommen. so, als ob sich viele Bürger*innen von ihren po- litischen Vertretern bisher überhaupt nicht wahr- Welches sind Ihre Hauptanliegen bei der Un- und ernstgenommen fühlten. terstützung der BIN? Am wichtigsten und am dringendsten war, dass Und auch Touristen, die die Stadt und den Pri- das Kohlenhofgebiet unter Landschaftsschutz wall von früher kannten, äußerten ihr Befrem- gestellt wird. den. Binnen kürzester Zeit schlossen sich dem Das ist nun fast gelungen, wenn auch die Be- kleinen Kreis Bilder: H. deshalb weitere Engagierte an und Tlotzek es war, als ob viele Bürger*innen auf das Ange- bot von Aktionen nur gewartet hätten. Auf den öffentlichen Protest gegen die Bebauung des Kohlenhofs zu Beginn der Travemünder Woche folgte im Oktober die Menschenkette mit ca. 1000 Teilnehmenden – ein überraschender Er- folg mit einer guten Medienresonanz und dann in guter Stimmung trotz Novemberwetter die „Feine Kaffeetafel“ am Traveufer. In Hinsicht auf den Kohlenhof ist jedenfalls ein Teilerfolg gesichert. Wie geht es weiter? Es gilt weiterhin wachsam zu sein und den An- liegen des Naturschutzes Gehör zu verschaffen. Bild: K.E. Vögele Durch eigenen achtsamen Umgang mit Ressour- schlüsse dazu in der Bürgerschaft noch ausste- cen und Umwelt kann jede/r einen eigenen Bei- hen und der vordere Teil anders genutzt werden trag leisten und die „Welt verbessern“. Bei der soll. BIN kann man sich gemeinsam für nachhaltige, Die weiteren wichtigen Anliegen werden im Fly- achtsame, ökologische Konzepte für Travemün- er benannt: auch das soziale Miteinander muss de und Priwall einsetzen. Unser zu schützender fair sein, und die Bewohner, die ganzjährig in Lebensraum Küstenregion umfasst Dünen, Steil- Travemünde leben und arbeiten, müssen faire ufer, Strand, Flußufer, Trave, Küstenwald und Fi- Arbeitsbedingungen und bezahlbaren Wohn- scherkleinstadt, Fährverkehr, Kreuzfahrtschiffe, raum finden können. Es geht ganzheitlich dar- Feriengäste und Tagestouristen, Sportboothäfen. um, wie wir leben wollen. Das versuchen wir in unserem Naturfreunde- Jörg Lambrecht gehört seit 28 Jahren dem Ver- haus umzusetzen: ganzjährige Arbeitsplätze für ein „Naturfreunde Lübeck“ an und ist seit 13 die Mitarbeitenden, regionale, fair gehandelte Jahren im Vorstand aktiv, zur Zeit als 1. Vorsit- und zunehmend vegetarische Mahlzeiten für zender und als Hausreferent. unsere Gäste, Solarzellen auf dem Dach. Das ist unsere Lebensform, die immer weiter entwickelt Herr Lambrecht, wie sind Sie auf die BIN und wird. ihre Anliegen aufmerksam geworden? Mir sind die Flyer in die Hände gefallen, die von Worin sehen Sie die nächsten dringenden der BIN verteilt wurden und auf denen ein Kon- Themen für die BIN? zept von Nachhaltigkeit in vielen Aspekten an- Erst einmal in der Verkehrsproblematik auf dem gestrebt wird. Das hat mir gefallen, und ich habe Priwall. So kann es nicht weitergehen, und die den Vorstand der Naturfreunde Lübeck gebe- Hansestadt Lübeck muss einen Plan machen, ten, sich diesen Anliegen anzuschließen und die den Autoverkehr und den zugeparkten Zustand 9
der Mecklenburger Landstraße auf der Halbin- sich aufmerksam gemacht. Dadurch werden wir sel zu reduzieren. Vielleicht durch die Schaffung zu Thementreffen eingeladen, wie z.B. dem Kli- von größeren Parkplätzen vor dem touristischen maforum der Hansestadt Lübeck. Dort will ich Gebiet, auf denen die Autos abgestellt werden unsere Positionen gerne vertreten. können. Und dann wird es zunehmend ein Pro- blem sein, dass die Mitarbeitenden im Touris- Die BIN und andere Bürger*innen haben in mus wegen der vielen Ferienwohnungen keine kurzer Zeit viel erreicht: Ende Januar 2020 ver- bezahlbaren Wohnungen finden werden. Man kündete Bürgermeister Lindenau bei der Trave- könnte die bestehenden Blocks, in denen jetzt münder Stadtteilkonferenz, dass die Bebauung z.B. die Bestände der Stadtbibliothek unter- des Kohlenhofgeländes vom Tisch ist. Im Februar gebracht sind, stehen lassen und zu günstigen teilte Herr Hollesen mit, dass er die Kaufverträ- Wohnraum umbauen. ge auflösen werde und kommentierte: „Ich beu- ge mich den demokratischen Beschlüssen und Wie geht es weiter? sehe meine geschäftliche Niederlage ein.“ Die An unserem Marktstand haben wir die Erfahrung entstandenen Schäden durch die Veränderungen gemacht, dass sich mehr ältere Menschen als auf dem Priwall können nicht rückgängig ge- die Jungen für diese Themen interessierten. Wir macht werden, aber es bleibt die Aufgabe, best- sollten mehr mit den jungen Leuten in Trave- möglich mit den Folgen umzugehen und nach- münde ins Gespräch kommen. Die BIN hat vor haltige Konzepte für die Zukunft zu entwickeln. allem durch die Menschenkette die Politik auf Vorderreihe 51a · 23570 Travemünde Telefon 04502 - 55 81 Café & Restaurant Kaisergarten & Landungsbrücken Restaurant Vorderreihe 52 · 23570 Travemünde Telefon (04502) 41 99 www.kaisergarten-travemuende.de www.landungsbruecken-restaurant.de 10
Einheitsbuddeln bei uns auf dem Priwall Das sogenannte »Einheitsbuddeln« ist eine wiederkehrende Aktion am Tag der Deutschen Einheit, initiiert vom Land Schleswig-Holstein, an welcher sich die Gemeinschaft der Priwallbe- wohner e.V. engagiert beteiligt. Der zuständige Revierförster Hr. Neumann, stiftete zehn Ahorn-Bäume, viele interessierte Priwallbewohner, ebenso Vertreter der Politik, Mitstreiter der BIN sowie Vertreter der Natur- freunde rundeten die Aktion ab. Nach getaner Arbeit gab‘s zur Stärkung unter den frisch gepflanzten Bäumen Kaffee und Ku- chen. Bilder: K.E. Vögele Der Rosenhof stellte einen Bereich zur Bepflan- zung am Fleet zur Verfügung. Auch im Bereich bei der zentralen „Grommelts Wiese“ wurden gemeinsam weitere Plätze für Bäume ausgewählt. Ein neuer Wald entsteht so E. Erdmann zwar noch nicht, aber die dünnen Bäumchen im Alter von fünf bis sechs Jahren verjüngen den bestehenden Wald. JEDER nachgepflanzte Baum unterstützt langfristig den Kampf gegen den Klimawandel! 11
Das uralte Band zwischen Bäumen und Menschen Viele fragen: “Warum werden augenscheinlich Sicht des Vogelschutzes auf der Priwallwiese gesunde, kraftvolle Bäume im Naturschutzge- sehr, da die 1950/52 gepflanzten, inzwischen biet Südlicher Priwall geschlagen?“ hochaufgewachsenen Pappeln für die Mehrzahl der Wiesenvögel ein stark störendes Element darstellen, das offenbar ausschlaggebend für den starken Einbruch der Kiebitzbestände am Ende der 1960er Jahre gewesen war und eine Wiederbesiedelung in entsprechenden Zahlen bis heute verhindert hat. Andererseits wird durch die Fällungen keine der in den Gehölzbeständen brütenden Vogelarten gefährdet, da diese auch in niedrigeren Bäumen und Büschen brüten. +++ Wussten Sie schon? : Bäume geben u.a. flüchtige organische Ver- Bild: AvW bindungen (Phytonzide) ab, die unser Immun- system aktivieren. Sie atmen wie wir Sauerstoff Hier dazu die am 10.02.2020 herausgegebene mit der Luft ein, den sie zur Energiegewinnung Pressemeldung der Stadt Lübeck: brauchen. Mit Ihren Wurzeln sind sie in der Lage zu schmecken und zu tasten. Ihre individuelle +++ Pappeleinschlag im Naturschutzgebiet Eigenart, das Wasser mittels regelmäßiger Pump- Südlicher Priwall bewegungen im Stamm hinauf nach oben zu Fällung ist aus Verkehrssicherungsgründen not- drücken, funktioniert ähnlich wie unser Herz- wendig – Gewinn für Wiesenvögel schlag. Amanda von Wildenradt Der Bereich Stadtwald Lübeck wird in den nächsten Tagen im Naturschutzgebiet Südlicher Priwall Pappeln an den Weg- rändern um die Große Wiese herum fällen. Die Fällung ist aus Verkehrssicherungsgrün- den notwendig geworden. Aufgrund der beiden großen Salzwasserüberschwemmun- gen in 2017 und 2019 haben die am Rande der seinerzeit hoch mit Ostseewasser über- fluteten Wiese stehenden Bäume so starke Salzschäden davongetragen, dass sie be- reits ganz oder teilweise ab- starben. Bild: AvW - Naturschutzgebiet Südlicher Priwall Der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e.V. begrüßt diese Maßnahme auch aus 12
An die Gemeinschaft der Priwallbewohner e. V. z. Hd. Herrn E. Erdmann Wiekstraße 16 www.priwallbewohner-ev.de 23570 Lübeck-Travemünde erdmann.eckhard@t-online.de Aufnahmeantrag Ich beantrage hiermit, in die „Gemeinschaft der Priwallbewohner e. V.“ aufgenommen zu werden: Vor- und Zuname: Geboren am: Straße/Hausnummer: PLZ/Ort: E-Mail (falls vorhanden): Mit dem Eintritt in den Verein stimme ich der Weitergabe von Daten (Namen, Adresse) im Rahmen der Mitgliederliste auf begründete Nachfrage anderer Mitglieder des Vereins zu. Datum Unterschrift Einzugsermächtigung Ermächtigung zum Einzug von Forderungen mittels Lastschrift. Hiermit ermäch- für das Kalenderjahr tige ich die Gemeinschaft der Priwallbewohner widerruflich, den von mir jährlich zu entrichtenden Beitrag in Höhe von 12,- € mittels Lastschrift einzuziehen. 20 Vor- und Zuname: Name der Bank: Straße/Hausnummer: IBAN: PLZ/Ort: BIC: Datum Unterschrift 13
TH Vorderreihe 26 · 23570 Travemünde Tel.: 0 45 02 - 7 88 88 50 · Fax: 7 88 88 65 · optik.hinsch@gmail.com Geöffnet: Mo. - Fr. 10.00 - 13.00 u. 14.00 -18.00 Uhr · Sa. 10.00 - 13 Uhr Amtl. anerkannte Sehteststelle für Passfotos sofort Professionelle Führerscheinbewerber zum Mitnehmen Brillenglasbestimmung Kontaktlinsenanpassung unendlich lecker 2 x in Travemünde • Vorderreihe 15 • Vorderreihe 64a Unser Kiosk darf geöffnet bleiben! Alle Speisen und GetränkeAußer Haus! Zeitschriften, Zigaretten, Süßwaren usw. Lieferservice Täglich ab 10 Uhr geöffnet! & Abholservice Kaiserallee 59, Travemünde ✆ 0 45 02 - 7 40 55 14
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Vogelschutz auf dem Priwall – der Klimawandel macht sich auch hier bemerkbar letzten Jahren. Die hier brütenden Brandgänse überwintern an der Nordsee, unsere Kiebitze hingegen fliegen größtenteils bis nach Frankreich oder auf die Iberische Halbinsel. 75 Brandgänse, 4 Graureiher, 63 Stockenten, 188 Lachmöwen, 42 Kiebitze: Dies ist ein Teil der Ergebnisse der heutigen (03.03.2020) Vogel- zählung auf der großen Wiese, dem Kernstück im Naturschutzgebiet „Südlicher Priwall“. Es ist ein buntes Treiben zu beobachten, wenn man sich auf den Weg durch das Gebiet begibt. Nicht Durch den Klimawandel veränderte Zugzeiten nur auf der Wiese, wo die aus dem Süden zu- und -strecken machen sich bei einigen Vögeln rückkehrenden Watt- und Wiesenvögel die Brut- allerdings bemerkbar: Kurzstreckenzieher kön- saison einleiten, auch auf dem Wasser der Trave nen ihr Zugverhalten an die Witterung anpassen. und auf der Pötenitzer Wiek mit der Seeschwal- Sie kommen also zurück, wenn die Temperatu- beninsel kann man viele verschiedene Wasser- ren milder werden und das geschieht momen- vogelarten beobachten. Mit etwas Glück kann tan immer früher. Andere Arten verzichten sogar man sogar einen Eisvogel entdecken. komplett auf den Abzug in ein entferntes Win- Betreut wird dieses einzigartige Gebiet vom terquartier – so konnte unser langjähriges Kra- Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer nichpaar auf der Priwallwiese den kompletten e.V. (LPV). Um die heimische Flora und Fauna Winter über beobachtet werden. des Priwall zu erhalten und zum Teil wieder auf- Mit dem zeitigeren Erwachen der Natur geht leben zu lassen, erfolgen regelmäßige Kontrol- auch ein größeres Nahrungsangebot einher, so- len, um notwendige Schutzmaßnahmen zu er- dass bei einigen Arten mit einem früheren Brut- greifen oder bereits bestehende anzupassen und beginn zu rechnen ist. Dies wurde in den letzten zu verbessern. Vor Ort übernimmt diese Aufga- Jahren vielerorts schon beobachtet. Sollte es al- ben das Team der Naturwerkstatt Priwall unter lerdings entgegen aller Erwartungen doch noch der Leitung von Sina-Katharina Wohlgemuth in zu einem späten Wintereinbruch kommen, kann Zusammenarbeit mit zwei jungen Freiwilligen, das verheerende Folgen für den Bruterfolg und die nach der Schulzeit ein Freiwilliges Ökologi- somit für die Bestandsentwicklung einer Art ha- sches Jahr auf dem Priwall absolvieren. Unter- ben. Wie sich dies in den kommenden Jahren stützt werden sie von Kollegen des LPVs sowie entwickeln wird, ist noch nicht ganz sicher. Klar vielen ehrenamtlichen Helfern. ist aber, dass diese Entwicklungen bei geplanten In diesem Jahr ist das frühe Ankommen der Zug- Schutzmaßnahmen berücksichtigt werden müs- vögel auffällig. Bereits im Januar sind die ersten sen. Kiebitze und Brandgänse auf den Priwall zurück- Zurzeit beschäftigt sich die Naturwerkstatt Pri- gekehrt – drei bis vier Wochen früher als in den wall mit Vorbereitungen für die Brutsaison der 16
Wiesenvögel, die unmittelbar vor der Tür steht. jetzt an unseren vielfältigen Streifzügen durch Hierfür wurden bereits einige vorbereitende die Natur teilnehmen. So bieten wir unter an- Maßnahmen ergriffen: Die Wiese wurde im derem vogelkundliche Führungen, einen litera- Sommer von Schafen und Wasserbüffeln be- rischen Abendspaziergang, Strandexkursionen weidet, um das Gras kurzzuhalten. Da Wie- oder Fahrradwanderungen auf dem Priwall und senvögel wie der Kiebitz auf Flächen mit einer in dessen Umgebung an. Informationen zu niedrigen Vegetation angewiesen sind, stellt dies Veranstaltungen der Naturwerkstatt finden Sie eine wichtige Schutzmaßnahme dar. Prädatoren auf unserer Homepage (www.dummersdorfer- können so schon früh erkannt und Gelege und ufer.de) oder direkt über die Naturwerkstatt Küken verteidigt werden. Zusätzlich wurden im (04502/9996465). südlichen Bereich der Wiese einige Büsche ent- fernt, um den offenen Charakter der Brutfläche Team Naturwerkstatt Priwall zu erhalten. Als weiterer Schutz wird im März ein Prädatoren- Schutzzaun aufgestellt, um Gelege vor Füchsen und Wildschweinen zu schützen. Wir hoffen so, den posi- tiven Bruterfolg des letzten Jahres mit 25 flügge gewordenen Kiebitz- jungen auch in diesem Jahr weiter unterstützen zu können. Wer Fragen zur Vogelwelt oder zu anderen umweltrelevanten The- men auf dem Priwall hat, ist herz- lich eingeladen, sich in unserem Betreuungs- und Informationszen- trum „Naturwerkstatt Priwall“ zu melden. Der erste Bauabschnitt der Natur- werkstatt entstand bereits 2015. In diesem Jahr ist nun auch der Bau Bilder: Naturwerkstatt des zweiten Abschnitts abgeschlossen worden und das Büro in den Neubau umgezogen. Des Weiteren wird hier im Sommer eine Ausstel- lung eröffnet, die über die Vogelwelt und die Geschichte des Naturschutzes auf dem Priwall zwischen Trave und Ostsee informiert. Besucher sollen einen Einblick in die vielfältigen Lebens- räume und Besonderheiten auf dem Priwall er- halten und für die Natur und ihren Schutz be- geistert werden. exklusive Mode Im Zuge der Ausstellungseröffnung wird auch Vorderreihe 25a das aktuelle Umweltbildungsangebot erweitert. 23570 Travemünde Derzeit planen wir neben den bereits bestehen- Tel. 04502 - 77 02 08 den naturkundlichen Führungen auch Veranstal- Mobil 0170 - 2037246 tungen und Workshops zu verschiedenen natur- www.rund-naund.de kundlichen Themen, etwa zur Gestaltung eines eigenen insektenfreundlichen Gartens oder zur Anfertigung von Nisthilfen für verschiedene Vo- gelarten. Wer lieber draußen unterwegs ist, kann schon 17
Felssteine im Wald sollen bleiben Von Thomas Krohn Über viele Monate wurden in einem Waldstück gegenüber der Ersten Düne der Ferienanlage Beach Bay (ehemals Waterfront) Felssteine und andere Steinbrocken abgekippt. Auch auf der Kohlenhofspitze neben der Anlage des Kanusportvereins wurden zent- nerschwere Findlinge aufgetürmt. Von Priwallbewohnern wird vermutet, dass die Steine im Zuge der Bauarbeiten der Waterfront-Ferienanlage und der Passatpro- menade im Erdreich gefunden und anschließend im Wald deponiert wurden. Die teilweise riesi- kein Handlungsbedarf, da Natur- beziehungs- gen Haufen waren seit Langem ein Ärgernis vor weise Lesesteinhaufen zum Beispiel Reptilien, allem für Umweltschützer. Befürchtet wurde, Amphibien und Igeln als Unterschlupf oder dass durch das Gewicht der Steine die Baum- Winterquartier dienen können, sagte Stadtspre- wurzeln geschädigt und der Boden verdichtet cher Hansjörg Wittern. Anfang Februar fing eine würde. Deshalb hatte die Lübecker GAL-Frakti- Baufirma an, Teile des Steinhaufens an der Fe- on gefordert, die Steine zu entfernen. Auch die rienanlage abzufahren. Ein Teil blieb allerdings Gemeinschaft der Priwallbewohner wurde ak- liegen. Ende Februar gab es dann von der Stadt tiv. Vorsitzender Eckhard Erdmann nahm Kon- eine neue Information: An beiden Stellen könn- takt zur Unteren Naturschutzbehörde auf. Vor ten die Findlinge liegenbleiben, teilte Sprecherin allem vor dem Hintergrund, dass der Bereich Nicole Dorel mit. Aus Sicht von Stadtwald und zum künftigen Landschaftsschutzgebiet gehöre, Kurbetrieb erfüllten sie Biotopfunktionen. Es werde nicht befürchtet, dass Unrat dazu zusätz- lich abgelagert werde. Der bezaubernde Buchladen... müssten die Steine unverzüglich weggeräumt werden, forderte er. Das erste Haus in der Vorderreihe Für die Stadt Lübeck sind die Steinhaufen am 23570 Travemünde Kohlenhof eine „Ansammlung von Naturstei- nen unbekannter Herkunft“. Aus Sicht des Na- Telefon: 04502 - 76 59 882 turschutzes bestehe hinsichtlich der Natursteine www.buchanker.de 18
Tiefe Pfützen auch nach leichten Regenfällen Von Thomas Krohn Wenn Hochwasser, Sturm und Starkregen den der Stadt gemeldet. Er sagt, dass 2005 bei der Priwall heimsuchen, ist die Gefahr von Über- Verlegung von Leerrohren für Kabelfernsehen schwemmungen besonders groß. So passiert im einige der Siele zur Regenentwässerung beschä- Januar 2019, als der Fährplatz und große Teile digt und anschließend nicht repariert worden der Mecklenburger Landstraße unter Wasser seien. Hinweise der Verwaltung, dass bei einer standen. Doch auch kurze und leichtere Re- Sanierung der Mecklenburger Landstraße die genfälle sorgen auf der Halbinsel für Probleme. Entwässerung der Fußwege berücksichtigt wer- Gehwege werden überflutet, sind mitunter un- den sollen, hält er nicht für akzeptabel, weil eine passierbar, und vor Grundstückszufahrten bilden Sanierung frühestens in sechs bis acht Jahren sich tiefe Wasserkuhlen. Ein Zustand, der von et- geplant sei. Kritisiert wird von Eckhard Erdmann lichen Bewohnern beklagt wird. zudem, dass die Pflastersteine auf den Grund- stückszufahrten durch Baumaßnahmen zerstört Wer während oder nach Regenfällen auf dem worden seien. Auch durch das Parken zwischen Gehweg entlang der Mecklenburger Landstraße Fußweg und Fahrbahn seien Mulden entstan- zur Fähre oder zurück laufen will, hat mehrere den, was zur Folge habe, dass das Regenwasser Möglichkeiten, die Hindernisse trockenen Fu- dort nur schwer ablaufen könne. „Wir fordern ßes zu überwinden. Die erste: In Gummistiefeln die Verwaltung auf, in einem ersten Schritt die durch die Pfützen waten. Die zweite: Mindes- noch vorhandene Entwässerung zu säubern und tens drei Meter weit springen. Die dritte: Auf die zumindest notdürftig instand zu setzen“, sagt Straße ausweichen. Letztere ist wegen des oft der Gemeinschafts-Vorsitzende. hohen Verkehrsaufkom- mens gefährlich. Drei Meter können jedenfalls aus dem Stand allenfalls Spitzensportler sprin- gen. Und Gummistiefel hat nicht jeder Spazier- gänger dabei. So bleibt manchmal nur der Weg über die Seitenstrei- fen der Fahrbahn, die aber entweder bereits im Matsch versunken sind oder ebenfalls un- ter Wasser stehen. Und Bild: A. v. Wildenradth wenn Grundstückseinfahrten überquert werden müssen, bekommt man trotzdem nasse Füße, Die Stadt widerspricht: „Uns ist keine Beschä- denn diese sind häufig überschwemmt, weil das digung der wenigen vorhandenen Abläufe be- Kopfsteinpflaster abgesackt ist und sich Kuhlen kannt“, sagt Stadtsprecher Hansjörg Wittern. 80 gebildet haben, in denen das Wasser knöchel- Prozent der Mecklenburger Landstraße hätten hoch steht. überhaupt keine Regenentwässerung. Es gebe einige wenige Straßenabläufe, die jedoch nicht Eckhard Erdmann, Vorsitzender der Gemein- angeschlossen seien, da keine Regenwasserlei- schaft der Priwallbewohner, hat das Problem tung vorhanden sei. „Diese Abläufe versickern.“ nach zahlreichen Beschwerden von Anliegern Unterlagen über die Rohrverlegungen vor 15 19
Jahren habe die Stadt nicht mehr. Die Netz Lü- im Sommer in Strandnähe werden ja leider auch beck GmbH habe 2015 im Gehwegbereich Ka- Parkverbote ignoriert.“ Nur bauliche Maßnah- bel verlegt. „Hier wurde ordnungsgemäß ein men könnten ein Parken verhindern. „Wir wer- Planverfahren eingeleitet und auch eine Abnah- den prüfen, ob die Möglichkeit besteht“, ver- me durchgeführt.“ Eine Beschädigung von Ab- spricht Hansjörg Wittern. läufen sei aufgrund der Trassenführung aber sehr unwahrscheinlich. Hinsichtlich der Schädigungen der Zufahrten zu den Grundstücken weist der Stadtsprecher darauf hin, dass für den „ordnungsgemäßen Un- terhaltungszustand“ die jeweiligen Eigentümer der Grundstücke verantwortlich seien. Sie seien nach dem Straßen- und Wegegesetz des Landes Schleswig-Holstein Begünstigte durch die Nut- zung der Überfahrt und damit in der Unterhal- tungslast. Im Rahmen der Streckenkontrolle wür- den alle öffentlichen Verkehrsflächen regelmäßig begangen. „Wenn Gefahrenstellen auffallen, werden diese natürlich umgehend beseitigt.“ Dass durch das Parken im Seitenstreifen Beschä- Lena Niebuhr Inhaberin 23570 Travemünde digungen auftreten, sei korrekt. „Das Parken ist Tel. 04502 / 88 68 77 hier aber erlaubt, und aufgrund des Parkdrucks Mobil 0177-867 89 94 lena.niebuhr@gmx.de Termine nach tel. Vereinbarung bei Ihnen zu Hause nsmi ttel Lebe Feinsten vom BI O L A D EN HAFERKO RN e Naturprodukt HAFERKORN Naturprodukte täglich frisches Brot vom Freibackhaus Kai Pachalli Jahrmarktstr. 1, 23570 Travemünde gegenüber der Priwallfähre Tel. 04502 / 77 08 20, Fax 77 08 21 20
Als der Priwall grenzenlos wurde Von Thomas Krohn Die Mauer in Berlin fiel am 9. November 1989. gruppen, darunter der Passat Chor, der Eichhol- Grenzübergänge wurden geöffnet, wahre Men- zer Fahnenzug Jäger und Schützen sowie Blas- schenmassen strömten von Ost- nach West- kapellen aus Klütz und Warnow, sorgten für die deutschland und umgekehrt. Auf dem Priwall, musikalische Begleitung des Ereignisses. Auch der Halbinsel, die direkt an der damaligen Zo- Roswitha Pape (76) aus Travemünde war dabei. nengrenze lag, wurden die Barrieren jedoch erst „Am Strand kamen uns bereits die ersten Men- knapp drei Monate nach dem Mauerfall besei- schen aus dem Osten entgegen. Alle jubelten, tigt. Am 3. Februar 1990 war es so weit: Mehre- viele schwenkten Fähnchen“, erinnert sie sich. re Tausend Menschen machten sich auf, um das Am Grenzhäuschen der DDR mussten die Pas- Ereignis zu feiern. santen ihre Pässe vorzeigen, denn offiziell über- traten sie eine Staatsgrenze. Angekündigt war die Öffnung bereits einige Tage zuvor in den Medien. „Wir hatten in der Zeitung Harald Loos (47) aus Johannstorf bei Pötenitz darüber gelesen und wollten auf jeden Fall da- war bei der Grenzöffnung nicht dabei, hat aber bei sein“, erinnern sich Magda (84) und Wilfried viele Erinnerungen an die DDR-Zeit. „Wir konn- (82) Moll. Das Ehepaar wohnt seit 1979 in Tra- ten von unserem Hof aus immer das Maritim vemünde. Es fuhr mit der Fähre auf den Priwall. sehen und dachten, da kommen wir nie hin.“ Ein Shuttlebus der Lübecker Verkehrsgesellschaft Nachdem die Grenze geöffnet war, besuchte brachte die vielen Menschen zur Grenze, die er als damals 17-Jähriger zum ersten Mal Trave- eigentlich erst um 10 Uhr geöffnet werden soll- münde. „Wir standen vor dem riesigen Hotel te. Doch wegen des großen Ansturms machten und staunten ungläubig. So einfach geht das, das die Grenzer das Tor am Strand bereits eine halbe kann doch eigentlich nicht sein.“ Stunde vorher auf. Rolf Fechner, gebürtiger Tra- vemünder, Heimatforscher und Autor, beschreibt in seinem Buch „Die Halbin- sel Priwall 1900 - 1990“ die Ereignisse von damals. Die Grenzöffnung sei damals ein Provisorium gewesen, durch den Sand am Strand in den anderen Teil Deutschlands zu stapfen, war auf Dauer zu umständlich. Deshalb sei am 12. April 1990 ein Übergang - jedoch nur für Archivbilder von Rainer Jatsch-Kösling Fußgänger und Radfahrer Starkgemacht für die Grenzöffnung auf dem Pri- - über die Mecklenburger Landstraße eröffnet wall hatten sich der damalige Vorsitzende des worden. Es habe aber noch zwei Jahre gedau- Gemeinnützigen Vereins Travemünde (GVT), ert, bis auch Kraftfahrzeuge die Grenze passie- Hans Hagelstein, und die frühere Pötenitzer Bür- ren durften. „Vehementer Widerstand kam von germeisterin Gundula Frehse. Die Grenzöffnung den Wochenendhausbesitzern und vom Verein geriet zu einem wahren Volksfest. Der GVT, der der Priwallbewohner. Sie befürchteten, dass es TSV Travemünde und die Gemeinschaft der Pri- mit der Ruhe auf der zuvor beschaulichen Halb- wallbewohner schenkten kostenlos Bier und insel vorbei sein könnte.“ Diese Haltung habe Säfte aus und verteilten Kuchen. Mehrere Musik- sich letztlich aber nicht durchgesetzt, zumal die 21
Am 3. Oktober 1990 feierten die Trave- münder mit ihren mecklenburgischen Nachbarn das Fest der Deutschen Ein- heit. Symbolisch dafür wurde am Ein- gang des Pötenitzer Schlosses eine da- mals zwei Meter große Eiche gepflanzt. Auf einem Schild, das heute noch steht, ist der Name des Baums zu lesen: „Pö- tra“ - eine Kombination aus den ersten Silben der Gemeindenamen. Zur Erin- nerung an den 30. Jahrestag der Gren- Mecklenburger Landstraße jahrhundertelang die zöffnung gab es am 2. Februar ein Treffen in Verbindung zwischen Dassow und Travemünde Pötenitz am Strandübergang 1 direkt am Priwall. gewesen sei. Der damalige GVT-Vorsitzende Anschließend lud die Ortsteilvertretung Pötenitz Hagelstein habe darauf hingewiesen, dass die zu einer Feier in das Bürgerhaus ein. Auch etli- Straße diese Funktion durch eine widernatürli- che Priwallbewohner nahmen an der Veranstal- che Grenzziehung nicht eingebüßt haben könn- tung teil. te. Mein schönster Corona-Alptraum Von Thomas Krohn Neulich hatte ich einen Traum. Kaum noch Au- Contest. Eine Krise hat die Realität auf das We- toverkehr und -lärm auf dem Priwall, man kann sentliche reduziert, anderes ist unwichtig gewor- als Fußgänger ohne Probleme und ungefährdet den. die Mecklenburger Landstraße überqueren. Kein Andrang und Geschimpfe an der Fähre, alle Dann bin ich aufgewacht. Und habe gemerkt: verhalten sich diszipliniert und besonnen. Eine Es war gar kein Traum. Da bin ich erst mal raus- idyllische Ruhe allüberall. Die Strände sind wie gegangen und habe die himmlische Ruhe auf leergefegt, genug Platz zum Spazierengehen dem Priwall genossen. Und habe dann weiter- und Sonnenbaden. Bei Edeka gibt es reichlich geträumt. Von einer Zeit vor allem ohne Corona, freie Parkplätze, an der Kasse und beim Bäcker aber auch von einem künftig lebenswerten Pri- herrscht sogar am Wochenende kein Gedränge. wall - ohne überfüllte Strände, im Wald parken- Nachbarn helfen sich gegenseitig beim Einkau- de Autos, zubetonierte Promenaden und wei- fen, kümmern sich um Menschen, die nicht mo- tere Hotels oder Ferienwohnungen. Von einem bil sind. endlich ausgewiesenen Landschaftsschutzge- biet Nördlicher Priwall und einem nachhaltigen Es ist auch keine Rede mehr von einer weiteren Schutz der Halbinsel überhaupt. Träumen ist ja Bebauung bei Beach Bay, nichts mehr zu hören erlaubt. von einem Kletterpark oder anderen Baupro- jekten. Und: Aus der öffentlichen Debatte und den Medien sind Themen, die zuvor noch die Welt zu beherrschen schienen, plötzlich fast ausnahmslos verschwunden. Keine Greta, keine Diskussionen über Gendersprache, auch nichts über die Frage, ob es vielleicht mehr als zwei Geschlechter gibt und über Unisextoiletten. Mit einem Mal sind lebensnotwendige Dinge wichtiger als „der“ Wendler, Oliver Pocher, die Fußball-Bundesliga und der Eurovision Song Bild: A. v. Wildenradth 22
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Aus der Geschichte des Priwalls: Achte Folge - 1934 – 1949 Zusammengestellt von Wolf Rüdiger Ohlhoff. Überarbeitet und fortgesetzt von E. Erdmann 1934 bis 30.9. in seinem Zelt oder Holzhäuschen Neben Segelyachten, Rettungs- und Fischerboo- wohnen. Im Winter überwachte und bewachte ten entstanden ab 1934 auf der Schlichting-Werft ein Wächter der Kurverwaltung die Behausun- für die Reichsmarine 17 Räumboote, 11 Torpe- gen, um herbst- und winterliches Bewohnen der dofangboote, 37 Fluchtsicherungsboote und 54 Holzhäuser wegen Brandgefahr beim Heizen Schnellboote. mit Öfen zu unterbinden. In diesem Jahr wurde ein neues Trinkwasser- 1931 = 180 Wochenendhäuser Pumpwerk mit zwei Tiefbrunnen für den zuneh- 1963 = 375 Wochenendhäuser menden Wasserbedarf der industriellen Anlagen 2005 = 438 Wochenendhäuser auf dem Priwall gebaut. Bis dahin gab es nur die Wasserversorgung durch Hausbrunnen. 4.9.1939 Am 14.Juni wurde der zivile Flugverkehr auf Ein Standortbefehl des Seeflug-Horstkomman- dem Priwall eingestellt. Der Flugplatz ist danach danten Oberst Witte unmittelbar nach Ausbruch bis 1945 ausschließlich militärisch genutzt wor- des 2. Weltkrieges vom 3.9. lautete: „ Es ist be- den. kanntzugeben, dass ab morgen, 4.9., 10 Uhr, der Priwall einschließlich Zeltstadt von allen 1935 Nichtangehörigen der Wehrmacht zu räumen Auf Grund der allgemeinen Aufrüstung in ist. Ausgenommen sind die Familien aller Wehr- Deutschland und der zunehmend militärisch machtsangehörigen einschl. der Angestellten ausgerichteten Forschungen in der E-Stelle unter und Arbeiter der Wehrmacht. Weiterhin wurde Aufsicht des Reichsluftfahrtministeriums entstan- der Betrieb der Mittel- und Norderfähre einge- den zahlreiche Neubauten. Neben Flugzeughal- stellt, der Durchgangsverkehr gesperrt und eine len, Werkstätten und Barackenlagern sind auch Personenkontrolle eingeführt. Der Strand, die Kasernen an der Mecklenburger Landstraße für Zelt-stadt und die Ferienhäuser konnten somit die Soldaten der Seefliegerausbildungsschule während des 2. Weltkrieges nicht mehr aufge- gebaut worden. Die Beschäftigungszahlen stie- sucht werden. gen rasant an. 1939 gab es in der E-Stelle 1.200, Mit Kriegsbeginn und dem weiteren Ausbau der im Luftwaffenzeugamt im nahen Mecklenburg Erprobungsstelle/ Luftwaffenzeugamt Priwall 1.400 und bei der Lufthansa auf dem Priwall 150 entstehen auf dem Priwall Baracken für Kriegs- Mitarbeiter. Die Pötenitzer Wiek wurde nach gefangene und Fremdarbeiter, im Bereich des Errichtung des Seeflughafens für die Fischer ge- heutigen Kohlenhofes und im Bereich des jetzi- sperrt. 22 von 35 Travemünder Fischern verkauf- gen Großparkplatzes des „Vereins der Wochen- ten daraufhin dem Deutschen Reich ihre Fische- endhausbesitzer „ an der Pötenitzer Wiek. reirechte auf Rentenbasis, oder ließen sich in bar Insgesamt waren während des Krieges bis zu auszahlen. 800 Kriegsgefangene und Fremdarbeiter in den Baracken untergebracht. Die Gefangenen ka- 1937 men aus Lettland, Niederlanden, Polen, Jugos- Das Zelten auf dem Priwall und die Errichtung lawien und aus der Ukraine. Die Toten wurden von leichten Holzhäusern auf dem Priwall wur- auf dem Friedhof auf der Travemünder Seite be- de immer beliebter. Schließlich musste die stattet. Hansestadt genaue „Bestimmungen für die Aufstellung von Holzhäusern und Zelten in der 1940 „Zeltstadt“ auf dem Priwall erlassen. Die Kur- Die Pferde-Rennbahn musste einem U-Bootha- verwaltung wies die Plätze an. Gegen Zahlung fen weichen (der jetzige Passathafen) einer jährlichen Gebühr konnte man vom 1.4. 24
1942 und englischen Soldaten gefangengenommen Im Frühjahr wurde auf dem Priwall zwischen wurden. Von Travemünde aus wurden die deut- Kohlenhof und Südermole ein U-Boothafen schen Kriegsgefangenen dann in die Gefange- angelegt (heutiger Liegeplatz der PASSAT und nenlager in ganz Norddeutschland weiterge- Priwall- Marina). Um das Hafenbecken herum leitet. Schon wenige Tage darauf begannen die entstanden Backsteinhallen für Montage - und britischen Besatzer mit der Demontage der mi- Lagerzwecke. litärischen Anlagen, der Flughafengebäude und der E-Stelle auf dem Priwall. Bis 1947 wurden 1943 der größte Teil der Gebäude und die Flughafen- Die Kettenfähre zum Priwall wurde durch die anlagen gesprengt. freifahrende, mit Propeller angetriebene Fähre, HANS WESTPHAL ersetzt, die die Luftwaffe auf 3.5 1945 dem Priwall zum Transport von Schwergerät und Britische Bomber der 84. Gruppe der RAF grif- Schwerlasten benötigte. Sogar Eisenbahnwag- fen die in der Lübecker Bucht vor Neustadt lie- gons und Lasten bis zu 75 Tonnen konnten da- genden, mit Häftlingen der KZs Stutthoff und mit transportiert werden. Diese in der Unterhal- Neuengamme überfüllten Schiffe CAP ARCO- tung zu teure Fähre verkaufte die HL 1951 nach NA, DEUTSCHLAND und ATHEN an. Die Schif- Göteborg und setzte bereits ab 1948 wieder fe kenterten und über 7.000 hilflose Menschen eine Kettenfähre ein. fanden den Tod. Viele Tote wurden dabei auch am Priwallstrand angetrieben, wie Einwohner 1943/45 vom Priwall berichteten. Vom Nordwestdeutschen Kraftwerk in Siems wurde eine 30.000 Volt- Einspeiseleitung nach Mai 1945 Travemünde gelegt und ein Umspannwerk am Auf dem Priwall trafen immer mehr Flüchtlin- Mühlenberg/Gneversdorfer Weg errichtet. Drei ge ein, die sich vor den heranrückenden Sow- neue 6.000 Volt-Unterwasser-Flusskabel liefer- jettruppen retten konnten. Da der Fährbetrieb ten danach Strom auf den Priwall eingestellt worden war, mussten Tausende auf primitive Weise im Freien auf dem Priwallstrand April 1945 campieren. Die in den Wehrmachtsbaracken auf Es erfolgten mehrere Luftangriffe auf Travemün- der Halbinsel untergebrachten jugoslawischen de. Ziel war der U-Boothafen und der Flugplatz Fremd-arbeiter holzten den dortigen Baumbe- auf dem Priwall. Im U-Boothafen wurde am stand in großem Umfange ab und verkauften das 8.4. das U-Boot-Begleitschiff WILHELM BAUER Holz an die Flüchtlinge. Weihnachten 45 zünde- getroffen und versenkt. Dabei kamen 1 Marine- ten die Jugoslawen eine Baracke und mehrere soldat und 17 italienische Militärinternierte ums Wochenendhäuser an. Die Grenze nach Meck- Leben. Am 23./24.4. fiel bei einem weiteren lenburg wurde schließlich von den sowjetischen Bombenangriff eine Bombe in die 1939 erbau- Besatzern abgeriegelt und blieb bis 1989 ge- te neue Handelsbank-Filiale in der Vorderreihe, schlossen. detonierte aber Gottseidank nicht. Der Blind- Nach der Kapitulation wurden die nicht zerstör- gänger konnte entschärft, die Bank aber erst ten Betriebe (Werften), die für die Kriegspro- 1952 wieder bezogen werden. duktion eingesetzt waren, von den britischen Besatzern beschlagnahmt. Für die Reparatur 2.5.1945 englischer Marinefahrzeuge gaben die Englän- Ab 14 Uhr wurden Lübeck, später auch Trave- der die Fa. Hagelstein auf dem Baggersand so- münde und der Priwall von englischen Besat- wie die Schlichting-Werft auf dem Priwall relativ zungstruppen besetzt. Auf dem Fährplatz vor schnell wieder frei. Letztere baute bis kurz nach der Vogtei an der Priwallfähre versammelten sich 1948 deutsche Marineschiffe zu KFK-Kuttern von über 10.000 deutsche Wehrmachtsangehörige, 21 – 23 m Länge um. die es in letzter Minute geschafft hatten, sich vor Das an der Vorderreihe liegende Marinewohn- den heranrückenden Sowjettruppen nach Trave- schiff KNURRHAHN diente zunächst als Quar- münde zu retten, die dann von amerikanischen tier für Heimatvertriebene und wurde dann zum 25
ersten zivilen Krankenhaus für Travemünde ein- Grommelt von der Travemünder Familie Matzen gerichtet. Da die englischen Besatzer das Schiff erworben, die den idyllisch gelegenen Reiterhof für eigene Belange einforderten, verlegte man von Grund auf renovierte, modernisierte, mit Ende 1945 das „schwimmende Krankenhaus“ in modernen Appartements für Reiterferien aus- das Kurgartenhaus am Lotsenberg. Dort konnten stattete und mit großem Erfolg weiterführt. bis zu 90 Patienten stationär versorgt werden. 16.November 1947 übernahm die Hansestadt Lübeck das Die Besetzung des Priwalls durch die Engländer Krankenhaus, 1948 erfolgte dann der Umzug in wurde im Frühjahr beendet und die Luftwaffen- die ehemaligen Kasernen auf dem Priwall. Kasernen an der Mecklenburger Landstraße Nr. 49-59 wurden nach langen Verhandlungen von 1945/46 den Besatzern geräumt, damit die Gebäude zu Aus dem im Travemünder Hafen auf Grund lie- einem Krankenhaus umgebaut werden konn- genden Motorschiff DEUTSCHLAND konnten ten. Von September bis November 48 wurden eine Menge Lebensmittel geborgen werden, die die Verwundeten und Kranken aus den noch das Ernährungsamt unter der hungernden Bevöl- bestehenden Hilfskrankenhäusern aus Trave- kerung im Ort und auf dem Priwall verteiltet. münde und dem Lübecker Raum hierher ver- legt. Das Krankenhaus, das im Kurgartenhaus August 1946 auf dem Lotsenberg untergebracht war, zieht in Die englische Militärregierung führte bei allen die ehemaligen Kasernen auf dem Priwall. Dort Einwohnern Travemündes auf dem Festland und bleibt es bis 2004. Am 16.11. wurde das Priwall- auf dem Priwall Hausdurchsuchungen durch, bei Krankenhaus offiziell mit dem Haus III eröffnet. denen nach Wehrmachtseigentum wie Waffen, Es gab 63 Betten im Parterre und 58 Betten im Uniformen etc. gesucht wurde, „wobei etliche 1. Stock, dazu eine Röntgenabteilung und eine Einwohner“ zur Rechenschaft gezogen wurden. Entbindungsstation. In den übrigen Häusern wurden ein Altersheim und ein Kinderheim mit Winter-1946/47 je 240 Betten, sowie ein Mütter- und Säuglings- Der ungewöhnlich lange und strenge Winter ver- heim mit 80 Betten untergebracht. Ende 1949 größerte die Not in Travemünde und auf dem ließ der Strom der Heimkehrer aus russischer Priwall enorm. Am 16.3. 1947 fror die Trave zu, Kriegsgefangenschaft nach, so dass das Kranken- sodass auch der Fährverkehr eingestellt werden haus um 120 Betten zugunsten des Altersheims musste, und der Priwall vom Festland abge- verkleinert werden konnte. Später erfolgte die schnitten war. Die Travemünder Fischer konnten Verlegung des Mütter- und Säuglingsheims nach erst Anfang April 1947 wieder zu ihren Fanggrün- Lübeck (Krankenhaus Ost) und das Kinderheim den in der Lübecker Bucht und bei Fehmarn aus- wurde aufgelöst. laufen. 1949 1948 wurde in einem ehemaligen Wehrmachtsgebäu- Der aus Ostpreußen vom Gut Brückendorf stam- de im Pötenitzer Weg eine Zweigstelle der Stadt- mende Pferdezüchter Karl Friedrich Grommelt schule eine Schule mit 6 Volksschulklassen auf pachtete auf dem Priwall ein Stück Land von der dem Priwall eingerichtet, in der der Unterricht Bundesvermögensstelle, baute dort mit den Tra- vorwiegend für 6-10jährige Flüchtlingskinder kehnerpferden, die er vor den heranrückenden stattfand Sowjettruppen aus Trakehnen nach Travemün- Im gleichen Jahr gründeten das Ehepaar Hans de hatte retten können, eine Trakehnerzucht und Gerda Lempe auf dem Priwall eine Ju- auf und baute einen Reiterhof auf. Die frühere gendherberge mit Zeltunterkünften. Daraus Waffenmeisterei des Fliegerhorstes und die ehe- ging 1953 die Trägerschaft „Gesellschaft für Ju- malige Jugendherberge am Fliegerweg 11 baute gendpflege und Jugendförderung Lübeck e.V.“ er zu einem Wohnhaus mit Ställen um. Ende hervor, die die Einrichtung und den Betrieb als März 1995 wurde das große Grundstück nach „Jugend-Freizeitstätte Priwall“ unter Leitung von Ablauf des Pachtvertrages und dem Tod von K.F. Ehepaar Lempe betrieb. Bis Ende der 50-er Jah- 26
re nutzte man alte Wehrmachtszelte, die dann unter den Augen von vielen Schaulustigen auf von sogenannten Hauszelten mit festen Fußbö- der Westseite des Priwalls, die sich das Spektakel den abgelöst wurden. 1952 entstanden in festen nahe der Kette der Demarkationslinie nicht ent- Gebäuden 2 Toilettenanlagen und 1958 ein To- gehen lassen wollten. Nach endlosen Verhören iletten- und Waschgebäude sowie ein Wärter- wurden die Segler dann nach 2 Tagen aus DDR- häuschen. 1961 kam dann das große Haupthaus Haft entlassen und ihre Boote erst nach längerer mit Schlafsälen; Speise- und Aufenthaltsräumen Zeit und Zahlung einer Strafgebühr völlig ausge- dazu. Die Priwall-Wochenendhaus-Siedlung räubert zurückgegeben. wurde wieder ihrer Zweckbestimmung zuge- führt. Die Wasserwacht des „Deutschen Roten Kreu- Eine Reihe von Häuschen dienten als Notunter- zes” ist auf dem Priwall stationiert, in den Jahren künfte für Flüchtlinge. 1953 und 1961 wird der jetzige Wachturm errich- tet bzw. der Anbau erstellt. In den Jahren 73/75 3.7.–7.7.1949 wird der hölzerne Miniturm durch den Beton- Zur 1. Travemünder Woche nach dem Krieg turm ersetzt. waren 150 Jachten am Start. Am 5.7. kenterten bei einer Regatta infolge einer Gewitterbö um (Wichtigste Quelle: Thorsten Albrecht: Trave- 13 Uhr etliche Boote. Sieben Jollen trieben ans münde. Vom Fischerort zum See- und Kurbad. sowjetisch besetzte Ufer ab, direkt hinter der Chronik. Kleine Hefte zur Stadtgeschichte. Hrg. Grenze auf dem Priwall. 5 Boote konnten, be- Archiv der Hansestadt Lübeck. Heft 19. Bilder drängt durch Vopos, nach der Bö wieder vom stammen aus der Sammlung Rolf Fechner. Bilder Ufer ablegen und sich paddelnd zur Trave ret- aus der Sammlung Rolf Fechner. Weitere Bilder ten. 2 „Piraten“, 1 Kieler und 1 Hamburger finden Sie in dem Bildband von Rolf Fechner: Boot, wurden jedoch von der Volkspolizei fest- Die Halbinsel Priwall. 1900-1990. Sutton Verlag, genommen, ihre Boote an Land gezogen und Erfurt, 2014.) nach Rostock abtransportiert. Alles dies geschah 27
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