Flow: Ein Frauenmagazin erobert den Markt - Chancen und Risiken der Generation Smartphone - Ringier
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D MO Flow: Ein Frauenmagazin erobert den Markt Unternehmensmagazin März 2015 Chancen und Risiken der Generation Smartphone
inhalt 4 10 4 I m Netz zu Hause Unsere Kleinen beherrschen die Medien wie die Grossen. Die Chancen und Risiken der Digital Grown Ups – und die damit verbundene Heraus forderung für Eltern und Medien. 10 D ie Tage danach Nach dem Attentat auf «Charlie Hebdo» berichten sie für Blick aus Paris: Adrian Meyer und Philippe Rossier. Ein Making-of. 12 Ein neugieriger Clown tritt ab In seiner satirischen Nachrichtenschau erklärt Jon Stewart die Realität. Jetzt hört er auf. Eine Rückschau. 16 Blickpunkt Ringier Die besten Pressefotos des Quartals. 24 18 Interview Das Frauenmagazin «Flow» ist das Juwel im Hause Gruner + Jahr. Warum diese Zeitschrift unter ihren Leserinnen als «Brainspa» gilt, erklärt Chefredak torin Sinja Schütte. 26 20 20 Digitaltrends 2015 Den Hipster-Bart oder Hoodie sucht man beim CEO von Ringier Digital vergebens. Um Trends und Geschäfts 12 ideen aufzuspüren, ist Thomas Kaiser still und unaufgeregt unterwegs. 24 Inhouse Sie sind unser ganzer Stolz – und schon werden sie uns untreu: Ringier Journalistenschüler berichten von ihren Gastredaktionen im Ausland. ingier trifft Stars 26 R George Clooney küsst und umarmt sie. Dass er ihren Namen nie weiss, verzeiht ihm Ringier Hollywood- Korrespondentin Marlène von Arx grosszügig. ichael Ringier 28 M 16 Der Tod des Journalismus – eine Erkenntnis nach 70 Minuten auf dem Crosstrainer. alk 29 T Fragen ans Management. nter uns 30 U Nachruf / Dienstjubiläen / Buch-Tipps. Cover: Gian Paul Lozza / 13Photo FEEL CONNECTED Impressum Herausgeber: Ringier AG, Corporate Communica- tions. Leitung: Edi Estermann, CCO, Dufourstras- se 23, 8008 Zürich. Chefredaktorin: Bettina 4 Bono. Redaktionelle Mitarbeit: Ulli Glantz (visuelle Umsetzung), René Haenig, Peter Hossli, Adrian Meyer, Nina Siegrist. Übersetzer: Xavier Pellegrini/Textes.ch (Französisch), Claudia Bodmer (Englisch), Ioana Chivoiu (Rumänisch), Lin Chao/Yuan 18 Pei Translation (Chinesisch). Korrektorat: Regula Osman, Peter Hofer, Kurt Schuiki (Deutsch), Patrick Morier-Genoud (Französisch), Claudia Bodmer (Englisch), Mihaela Stănculescu (Rumänisch). Layout /Produktion: Nadia Lattmann, Zuni Halpern, Basilius Steinmann (Schweiz), Jinrong Zheng (China). Bildbearbeitung: Ringier Redaktions Services Zürich. Druck: Ringier Print Ostrava und SNP Leefung Printers. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit Einverständnis der Redaktion. Auflage: 12 400 Exemplare. DOMO erscheint in Deutsch, Französisch, Englisch, Rumänisch und Chinesisch. Fotos: Getty Images, Philippe Rossier, Charly Hug, Keystone, Adrian Bretscher, Dirk Schmidt, Handout DOMO – März 2015 | 3
Kinder und Medien Generation Smartphone Im Netz zu Hause Unsere Kleinen beherrschen die neuen Medien wie die Grossen. Umgeben von Bildschirmen, wachsen sie zu «Digital Grown Ups» heran. Chancen und Risiken einer neuen Welt. Text: Nina Siegrist 4 | DOMO – März 2015 DOMO – März 2015 | 5
Kinder und Medien V or nicht allzu langer Zeit war doch alles noch ganz anders: Jungs bauten Städte aus Lego, trugen Auto- • Sara Signer Wann gebe ich meinem Kind ein eigenes Handy? Im Moment bekommen viele eines ab erforscht die rennen auf der Carrera-Bahn aus. Auf Mediennutzung der Oberstufe. Wichtig ist eine kont- dem Pausenplatz balgten sie sich mit von Kindern. rollierte Finanzierung – mit Prepaid- Kameraden, nur um wenig später den Sie arbeitet als oder Kinderabos. Der Stress der mitgebrachten Znüni mit ihnen zu wissenschaftliche permanenten Verfügbarkeit ist nicht Mitarbeiterin im teilen. Mädchen experimentierten mit Bereich Medien zu unterschätzen, gerade bei Teen- Mamas Make-up, sehnten sich nach bildung der Päda agern, die in ihrer Identität noch einem dieser «Willst du mit mir gogischen Hoch nicht gefestigt sind. Depressionen, gehen?»-Zettel, die so oft unter den schule, vertritt Müdigkeit und schlechte Schulleis- die Schweiz beim Schulbänken kursierten, und harrten internationalen tungen werden vermutlich künftig aus, bis endlich mal wieder «Dirty Forschungsprojekt zunehmen. Dancing» im Fernsehen kam. Und «EU Kids Online» Ist das die Hauptgefahr für die heute? Heute bauen die Jungs immer und ist Mutter «Digital Natives»? einer dreijährigen noch Städte und messen sich auf Tochter. Persönlich befürchte ich auch, dass Rennpisten. Allerdings virtuell, auf wir hier eine Generation «heranzüch- Tablets, Smartphones oder Compu- ten», die eine sehr tiefe Frustrati- tern, mit Hilfe von Games wie «Mine- onstoleranz hat. Jedes Bedürfnis, sei craft» oder «Need for Speed». Die es Langeweile, Einsamkeit oder Mädchen posten das Foto vom neuen Spieltrieb, wird medial sofort befrie- Look auf Facebook, Mamas Make-up sei Dank. Und während sie darauf «Digital Natives werden digt. Warten mag niemand mehr –das sehe ich täglich bei meiner dreijähri- eine tiefe Frustrations- warten, dass ER sie endlich anchattet gen Tochter. (und zwar ausserhalb des Gruppen- Gibt es Daten zur Internetnutzung chats auf WhatsApp oder Kik!), sehen von Kindern? sie sich auf YouTube ein paar Tanz- Filmchen an. Von Taylor Swift – wer zur Hölle schaut denn noch «Dirty toleranz haben» Im Rahmen des Projekts EU Kids Online, das in 33 Ländern durchge- führt wurde, haben wir erhoben, Dancing»? Ach ja, die Schulhof-Rau Frau Signer, einige Medienpädago- men sollte man schauen, was dem dass die 9- bis 16-Jährigen durch- fereien, die gibt es immer noch. Mit gen empfehlen die 3-6-9-12 Regel: Entwicklungsstand entspricht: Ein schnittlich 88 Minuten pro Tag im Cyber-Mobbing trifft man den Gegner Kein Bildschirm unter 3 Jahren, dreijähriges Kind hat eine Aufmerk- Internet sind. Spannend: Die mobile allerdings noch härter – diffamierende keine eigene Spielkonsole vor 6, kein samkeitsspanne von fünf bis zehn Nutzung steigt stark an, Kinder sind Bilder und Bemerkungen und ein paar Internet vor 9 und kein unbeaufsich- Minuten, es hält Medieninhalte für «on the go» permanent im Internet. Klicks reichen. Den Znüni teilt man tigtes Internet vor 12. Sind Sie damit real, versteht keine Dramaturgien Damit wird es auch immer schwie- dann lieber in Form eines Bildes auf einverstanden? oder Dialoge. Filme oder Filmchen riger, Regeln durchzusetzen. Was Instagram – Social-Network-Freunde Ich halte diese Regel für realitätsfern schauen macht deshalb vor fünf sagen Sie, wie lange dürfen z. B. 7- bis muss man schliesslich ebenso bei – sie basiert auf einer bewahrpädago- Jahren wenig Sinn. Es sei denn, es 16-Jährige pro Tag Medien nutzen? Laune halten wie die «echten». gischen Grundhaltung, die Kinder sind einfache Inhalte, die wiederholt Wenn ein Kind pro Tag drei Stunden • vor den bösen Einflüssen von Medien werden. Kleine Kinder brauchen freie Zeit hat, dann finde ich es in deren Eltern Bücher als unverzicht- die auf diesen breiten Strassen lauern, Foto: Brian Finke, Geri Born, Rita Palanikumar/13Photo, Handout Das Handy als Spielkamerad beschützen will. Medien sind aber nämlich nicht ständig was Neues, Ordnung, wenn es eine Stunde am bar bezeichnen, das Buch selbst auch sind nicht virtuell, sondern real. und Begleiter mittlerweile integraler Bestandteil sie können 100 Mal das Bärenlied- Tag TV schauen, gamen oder chatten als wichtiges Medium betrachten. Kleine Kinder Bewegen sich Kinder im Internet zu imitieren ihre Das Leben der «Digital Natives», jener unseres Lebens. Eltern nutzen an- Filmchen anschauen, verstehen darf. Die Breite der Freizeitaktivi Gibt es sinnvolle Regulierungsmass- Eltern – und wol furchtlos? Generation, der das Internet quasi in dauernd Medien. Zum Beispiel die jedes Mal ein neues Detail. täten darf sich einfach nicht nur auf nahmen, wie eine Anzahl iPad- len deshalb auch Tatsächlich sind die Ergebnisse hier die Wiege gelegt wurde, ist gleichzei- Mütter, die mit dem Smartphone auf Was sagt die Forschung, ab wann Mediennutzung konzentrieren. Der Halbstunden-Gutscheine pro Woche? Medien nutzen. besorgniserregend: 25 Prozent der tig einfacher und komplizierter gewor- dem Spielplatz nicht selten Familie nutzen Kinder heute Smartphones Mix machts! Dem Kind so eine gewisse Eigenver- Verbote bringen von uns befragten 9- bis 16-Jährigen da nichts. den. Neue Medien sind omnipräsent, und Job organisieren. Kinder sehen oder Tablets? Was, wenn man Kinder trotz ver- antwortung zu geben, macht Sinn. Am in der Schweiz kommen übers Inter- in den USA besitzen 78 Prozent der Eltern als Vorbilder – und wollen Eine amerikanische Studie hat erho- einbarten Limits nicht vom TV oder wichtigsten ist aber, dass Eltern sich net in Kontakt mit Fremden. 7 Pro- 12- bis 17-Jährigen ein eigenes Handy, deshalb auch Medien nutzen. Verbo- ben, dass die Anzahl Kinder unter Smartphone wegkriegt? dafür interessieren, was Kinder für zent haben gar schon Fremde getrof- in der Schweiz sind es 2014 sogar te bringen da nichts. acht Jahren, die bereits mobile Gerä- Das werde ich von Eltern oft gefragt. Games spielen, welche Chats sie wie fen – rund zwei Drittel der Eltern 98 Prozent der 12- bis 19-Jährigen. Bei Es ist also in Ordnung, wenn ein drei- te nutzen, sich in den letzten zwei Und dann frage ich immer zurück, nutzen und was sie im Internet ma- wussten nichts davon. Und: Oft fast allen handelt es sich um ein jähriges Kind mit einem iPhone spielt? Jahren auf 72 Prozent fast verdoppelt was denn die Eltern in der Freizeit so chen. Man muss nicht permanent da- fanden die Treffen nicht in öffentli- Smartphone. Die Internetnutzung hat Natürlich gibt es Einschränkungen: hat. In Europa dürfte das ähnlich machen. Viele sitzen nämlich selbst neben sitzen, aber es ist wie damals, chen Räumen statt, weil die Jugend- längst den Fernsehkonsum überholt. Je jünger Kinder sind, desto wichti- sein, in Asien wären die Zahlen ver- den ganzen Abend vor dem Fernse- als wir in unserer Kindheit aus dem lichen sich sehr bewusst sind, dass Während Medienkritiker lange Zeit ger ist es, dass sie mit möglichst un- mutlich noch etwas höher. Und in her oder am Tablet. Wie soll ein Kind Haus gingen: Wir mussten sagen, wo sie das nicht machen dürften. Es ist die warnenden Zeigefinger hochhiel- terschiedlichen Sinnen die Welt er- Afrika, wo das Smartphone oft den lernen, sich anders zu beschäftigen, wir hingehen, mit wem und was wir deshalb eine elterliche Pflicht, sich ten, ist man heute liberaler. Schliess- kunden – Dinge riechen, ertasten. Bei Computer ersetzt, steigen die Han- wenn Eltern ihm keine Alternativen da machen. Auch das Internet ist eine dafür zu interessieren, was das eige- lich bringt der technologische Fort- der Wahl von Medien und Program- dynutzungs-Zahlen. zeigen? Es ist erwiesen, dass Kinder, Tür nach draussen, und die Gefahren, ne Kind im Internet macht. schritt auch Vorteile. In einem Punkt sind sich Medienwissenschaftler, Politiker, Pädagogen und Psychologen aber einig: Medienkompetenz wird Die beliebtesten in der digitalisierten Welt zur Über lebensstrategie. Und um diese bei Apps im Kindern und Jugendlichen zu fördern, Kinderzimmer braucht es Bildung, elterliche Fürsor- Kik – chatten unter Skipe – plaudern Snapchat – Fotos YouNow – online Instagram – digita Facebook – sozia WeChat – versen Viber – Alternative YouTube – das WhatsApp – SMS ge und ganz viel neues Wissen. Freunden mit Livebild für den Augenblick posieren les Fotoalbum les Netzwerk den, teilen, spielen zu Skype Portal für Filme per Internet 6 | DOMO – März 2015 DOMO – März 2015 | 7
Kinder und Medien Soll man Kinder und Jugendliche Spiele, TV-Programme und Internet- DIE ONLINE-KIDS UND IHRE GEWOHNHEITEN seiten selbst auswählen lassen? Am besten studiert man mit seinen Kindern das TV-Programm, wählt gezielt Sendungen oder Filme aus. Diese Aushandlungsprozesse kön- nen anstrengend sein, gehören aber zum Lernprozess. Bei Spielen emp- fehle ich Eltern, sich z. B. auf der Homepage Pegi.info darüber zu in- formieren, worum es im Spiel geht, für welches Alter es geeignet ist und ob man im Spiel online mit anderen, fremden Spielern in Kontakt kommt. Bei der Internetnutzung sind Abspra- chen wichtig. Von «Kindersicherun- gen», die problematische Seiten sperren, halte ich nichts. Das erhöht den Reiz – und irgendjemand aus der Klasse hat immer freien Internet zugang. Besser, man besucht mit dem Kind auch mal eine ungeeignete Lars Niedermann, 12 Jianqi He, 15 Celine Adu, 14 Seite und klärt es auf. Gleiches gilt z. B. für die «Tagesschau»: Sie ist Sohn von Iso Niedermann, Leiter Sohn von Lillian He, Teilnehmerin eines Jugendpro- voller Krieg, Konflikte, Katastrophen Sportredaktion Schweizer Illustrierte, Kommunikationsverantwortliche, gramms von Cecilia Dei-Anang, und abstrakter Inhalte. Man sollte Ringier Schweiz Ringier China President Ringier Ghana sein Kind langsam an dieses Format Meine Eltern haben mir vor kurzem Seit ich etwa zehn Jahre alt bin, Morgens lese ich auf meinem Smart- heranführen und Gesehenes bespre- ein Samsung Galaxy geschenkt. Ich nutze ich mein Smartphone für alle phone Bücher – nicht während der chen. lasse es aber während der Schule möglichen Dinge, die Spass Schule, aber in der Pause. Ich mag Ab 13 Jahren kann man bei Facebook zu Hause, im Unterricht müsste ich machen: Ich chatte und spiele Romantik-, Abenteuer- und einen Account eröffnen. Zu früh? es sowieso abgeben. Oft chatte ich Games. Mein Lieblingsspiel heisst Fantasy-Geschichten. Den Compu- Tatsache ist, dass Kinder durch- mit Freunden über eine App Modern Wars. E-Mails schreibe ter nütze ich für die Hausaufgaben, schnittlich mit neun Jahren erstmals namens Kik. In der Klasse gab das ich eigentlich nie. Ich habe auch um Mails zu schreiben und Filme zu im Internet unterwegs sind und mit schon Ärger – weil ein Mitschüler einen Laptop, aber den benutze ich zehn oder elf Jahren oft schon ein nicht, er ist alt und langweilig. Im DAS SAGT DIE MUTTER: Profil bei einem Social Network ha- DAS SAGT DER VATER: Internet besuche ich Seiten wie ben. Wenn alle Klassenkameraden Renren oder WeChat. Ich glaube «Alle meine Kinder «Lars geht sehr irgendwo Mitglied sind, sollten El- nicht, dass meine Eltern kontrollie- nützen das Internet vernünftig mit • tern ihr Kind nicht ausschliessen, der Anteil der Kinder, die nie Bücher werden in anderen Ländern auch indem sie es ihm verbieten. Man lesen – in Deutschland sind es von Erwachsenen oft genutzt. War- DAS SAGT DIE MUTTER: sehr verantwor- sollte den Account aber gemeinsam Ein Viertel der 23 Prozent. Gelesen werden vor al- um keine Kids-News-Seite in Gratis- Medien um. Er hält einrichten, klarmachen, was es für 9- bis 16-Jährigen lem Gratiszeitungen. Interessant: zeitungen? «Jianqi nutzt Medien tungsbewusst. Konsequenzen hat, wenn man Bilder in der Schweiz Bereits ein Fünftel aller Jugendli- sich an Regeln und kommen übers Fürchten Sie sich vor dem Tag, an dem verantwortungs- Das Einzige, was mir bei Facebook oder Instagram hoch- Internet in Kon takt mit Fremden. chen über 14 Jahren liest Bücher und Ihre Tochter ihr erstes eigenes Handy schaltet die Geräte lädt: Man gibt seine Rechte für dieses 7 Prozent haben Zeitungen nur noch digital. bekommt, chattet und Social-Media- voll. Schade ist, dass manchmal Sorgen Bild ab und hat keine Kontrolle mehr gar schon Fremde Haben Medienhäuser eine Verant- Accounts eröffnet? nach der vereinbar- darüber, wo und wie es verwendet getroffen – rund wortung ihren jüngsten Konsumenten Nein. Ich kenne mich ja gut aus. Nur er News nicht mehr bereitet, ist die Zeit, wird. zwei Drittel der gegenüber? hoffe ich, dass die dann erhältlichen ten Zeit aus.» Liest die junge Generation überhaupt Eltern wussten nichts davon. Was ich vermisse, sind explizite Virtual-Reality-Brillen irgendeine gedruckt liest. Die die sie vor dem TV noch? Der Kinder- und Jugendbuchabsatz Kinderangebote. Ich frage mich, warum niemand in der Schweiz Möglichkeit bieten, dass ich als Mutter mit ihr zusammen diese vir- darauf gemobbt wurde. Über Mittag lese ich Zeitungen, vor digitalen Medien verbringen.» steigt! Gleichzeitig steigt aber auch Kindernachrichten macht – diese tuellen Räume besuchen kann. allem den Sportteil. Am TV gucke vermitteln Informa- ich «Simpsons» und «Galileo», eine schauen. Fernsehen darf ich nur am Wissenschaftssendung. Ich lese tionen nur bruch- Wochenende, nie unter der Woche. gerne Comics und Krimis. Pro Tag Ich darf keine Horrorfilme schauen stückhaft.» Know-how für die Webseiten für Eltern www.jugendundmedien.ch, www.mpfs.de (Infoset Medienkompetenz). Kurse in der Schweiz: www.swisscom.ch/medienkurse, darf ich eine Stunde gamen. Am liebsten spiele ich Minecraft auf und keine, die als «PG-16» oder älter eingestuft werden. Social Network Grossen – Tipps Englisch: www.kidsrisk.org/images/MediaGuide.pdf, www.pbs.org/parents/childrenandmedia www.projuventute.ch/ Medienkompetenz.2092.0.html der Xbox. Manchmal filmen ein Freund und ich uns mit dem iPod ren können, was ich da tue, sie haben ja auch keinen Zugang zu Accounts habe ich nicht. Aber mit meinem Handy chatte und texte ich und Links Ratgeber Medien-Kids. Bewusst umgehen mit allen Wissenschaftliche Ergebnisse Touch beim Gamen – wenn ich ein meinem WeChat-Freundeskreis. gerne. Anderen Kindern würde ich Medien – von Anfang an (Eveline Hipeli). www.eukidsonline.ch, Filmchen auf YouTube lade, frag Zeitungen und Zeitschriften lese raten, nicht mit Fremden zu chatten Englisch: Mapping the Media. A Media Literacy www.netchildrengomobile.eu ich aber vorher meine Eltern. Im ich nicht. Nachrichten schaue ich, und keine persönlichen Details zu Guidebook (Hoffmann, Gregg). Smarte Apps für Kids Fiete, Wonderkind, Internet bin ich bisher unsichtbar, aber ich lade lieber TV-Serien oder verraten. Ansonsten sind Medien Kurse Kinder- und Jugendorganisationen sowie Dr. Panda, Kindergarten EduPlay Lite, Bubl Tap. es gibt nur ein Foto von mir auf Basketball-Videos runter. Was und Chats nicht so schlecht, wie Telekomanbieter bieten immer öfter Medienkompe Siehe auch www.apps-und-moritz.ch, Instagram, und das sehen nur Kinder nicht tun sollten? Erwach- viele denken – man kann oft was tenz-Workshops für Kinder, Eltern und Lehrer an. www.commonsensemedia.org/app-lists Leute, denen ich das erlaube. senen-Videos runterladen. lernen. 8 | DOMO – März 2015 DOMO – März 2015 | 9
Je suis Charlie Paris, 7.1.2015 Die Tage danach Nach dem Attentat auf «Charlie Hebdo»: A m Mittag des 7. Januars, bei der ersten Eilmeldung, da verstan- Adrian Meyer und Philippe Rossier fahren für den wir im Blick-Newsroom in Zürich zunächst nicht, wie einschneidend die Schweizer Boulevardzeitung Blick nach die Attacke in Paris sein sollte. «Pariser Satiremagazin: Verletzte bei Die Attentate in Paris wurden von ner Fisch. Gegen T V-Mannschaften wie CNN hatten wir keine Chance bei andere Journalisten vor Ort sahen und hörten. Filterten aus einem vor- Paris. Ein Making-of bewegender Tage. Schiesserei in Zeitungsredaktion». Eine Meldung unter vielen. Aus Ver- den Medien so nah begleitet wie kaum der Jagd nach Breaking News. Des- halb fokussierten wir uns nicht auf gefilterten Abbild der Wirklichkeit Geschichten heraus. Und bildeten Text: Adrian Meyer letzten wurden Tote, ermordet von eine Tragödie die flüchtigen Attentäter oder das eine blosse Medienrealität ab. islamistischen Fanatikern. Zwölf zuvor. Social Media zweite Attentat in e inem jüdischen Dass diese nicht immer der eigent Tote in der Redaktion von «Charlie spielten eine Supermarkt, sondern suchten Hinter- lichen Realität entspricht, merkten Hebdo», als Rache für deren Moham- entscheidende grundgeschichten. wir vor Ort. Wir erhielten von der med-Karikaturen. Noch sprachen Rolle: Via Twitter Die unzähligen Journalisten verharr- Redaktion den Auftrag, in den Pari- wir es in der Blick-Redaktion nicht und Facebook ten am Tatort. Dabei konnten wir ser Banlieues eine Moschee zu be aus, aber wir dachten es: Das ist verbreiteten keine 50 Meter weiter ungestört suchen, in denen sich die Attentäter Europas 9/11. Journalisten und Gespräche mit Trauernden führen. angeblich radikalisiert hatten. Frei- Augenzeugen Mehrere Male brachen die Menschen lich: Die Moschee existierte nicht Paris, am Tag danach laufend Bilder von mitten im Gespräch in Tränen aus. mehr, sie war vor neun Jahren ab Gegen 16 Uhr kam der Anruf der der Jagd nach den Sie konnten nicht fassen, was gesche- gerissen worden, wie wir feststellten. Blick-Chefredaktion. Ich solle nach Attentätern. hen war. Und noch weniger, warum. Handy und Internet liessen uns Paris. Hektik. Um 17.30 Uhr ging der Erstaunlich, mit Die ersten Bilder übermittelten wir ebenfalls in einem kritischen Mo- letzte TGV des Tages. Ein Fotograf welcher Sorgfalt: am Mittag der Redaktion, so, wie wir ment im Stich: Als sich 1,5 Millionen musste her. Blick-Fotograf Philippe Gerüchte wurden das die folgenden Tage stets taten: Menschen am Sonntag, dem 11. Janu- Rossier sagte sofort zu. Das Sekreta- als solche indem wir in einem Café oder Res- ar zum Gedenkmarsch bei der Place riat reservierte Tickets und Hotel. Ein gekennzeichnet, taurant das WLAN anzapften. Die de la République versammelten, Fotos: Philippe Rossier, Joel Saget/AFP, Sean Gallup/Getty Images, Julien Warnand/EPA/Keystone kurzes Briefing mit der Chef gröbere Falschmel- Dateien waren für Daten-Roaming zu brach das Handynetz zusammen. redaktion. Und ab auf den Zug. Erst dungen blieben gross. Nach einer kurzen Pause ging Wir steckten mitten in der Masse während der Fahrt nach Paris konn- aus. Der grösste es wieder auf die Strasse. fest, konnten uns kaum vorwärts ten wir in Ruhe über die nächsten Schnitzer lieferten bewegen, mussten aber dringend Tage nachdenken: Wo gehen wir als die Medien mit Nah dran dank Twitter unsere Geschichte und Bilder über- Erstes hin, mit wem sprechen wir, dem Bild der Dank Social Media und einer Arbeits- mitteln. welche Geschichte erzählen wir? Wie Staatschefs, die kollegin im Blick-Newsroom stiessen Mühevoll kämpften wir uns aus der lange wir in der Stadt bleiben wür- nur scheinbar den wir noch am gleichen Abend auf eine Menge und landeten zufällig in den, wussten wir nicht. So lange wie Trauermarsch zweite Geschichte. Wir trafen eine einem Internetcafé. Ein schmudde- nötig. Am Ende waren es vier Tage. anführten. Vor Ort junge Muslimin, die nach dem Atten- liges Lokal, wie man es in Zeiten Wie geht es Paris, am Morgen nach war allen klar, dass tat auf offener Strasse bedroht wur- drahtlosen Internets nur noch selten dem Attentat? Diese Frage führte uns die Politiker nicht de, weil sie ein Kopftuch trug. Sie findet. Dessen Festnetz war unsere Richtung Tatort im 11. Arrondisse- mitten unter den wohnte wenige Hundert Meter neben Rettung. In einer muffigen, mit ment, zur unscheinbaren Rue Nicolas- Leuten gingen. der Redaktion von «Charlie Hebdo» dunklem Holz verkleideten Telefon- Appert. Der Tatort war von der Polizei Doch die mediale und traute sich nicht mehr auf die kabine meldeten wir uns in Zürich. weiträumig abgesperrt. Vor der Ab- Inszenierung war Strasse. Ihre Erlebnisse beschrieb sie Am Abend, nach der überwältigen- sperrung empfingen uns niedergeleg- offenbar wichtiger auf Facebook. Diesen Post sah unse- den Demonstration für die Rede te Blumen, brennende Kerzen und als die Realität. re Kollegin zufällig. Sie war mit der freiheit, verliessen wir die Stadt mit trauernde Menschen. Und eine Horde Muslimin befreundet und schickte einem versöhnlichen Gefühl. Die Journalisten. Sobald jemand Blumen uns ihren Kontakt. Angst vor Europas 9/11 war verflogen. niederlegte, stürzten sich die TV-Ka- Smartphone und Social Media waren Denn lauter als die Verteufelung aller Adrian Meyer und Philippe meramänner auf die Szene. Ein un während der Reportage unverzicht- Muslime waren in den Tagen stets die Rossier mitten im Trauermarsch gestörtes Gespräch mit trauernden bar. Via Twitter verfolgte ich die Jagd Beschwichtigungen: dass man isla- (ganz oben). In Paris war nach Bürgern war dort unmöglich. Jene, nach den Attentätern, sah, was ande- mistische Fanatiker nicht mit dem dem Attentat die Medienwelt die etwas sagen wollten, wurden von re Journalisten in Paris berichteten, Islam an sich verwechseln solle. versammelt. Die beiden Journalisten umzingelt. Es war klar: welche Gerüchte die Runde machten. Europa reagierte auf den Terror Blick-Reporter suchten deshalb Der Schweizer Blick ist im Vergleich Ich sah dasselbe wie die Blick-Redak- erstaunlich besonnen. Der grosse vor Ort die Nische. zu den anwesenden Medien ein klei- toren Zürich. Sie beschrieben, was Rachefeldzug blieb aus. 10 | DOMO – März 2015 DOMO – März 2015 | 11
Fernsehen Ein neugieriger Clown tritt ab Keiner erklärt die Realität besser als Jon Stewart in seiner satirischen Nachrichtensendung. Jetzt hört er auf. Eine Rückschau. Text: Peter Hossli Ü • Foto: Benjamin Lowy/Getty Images, Jason Reed/Reuters. UPI Photo/Imago, Handout, Scott Gries/Picture Group/face to face, Getty Images (3) ber seine Eitelkeit stolperte der heit. Was seit 16 Jahren sein Marken- York Times» als «begabten Clown mit Anchorman. Brian Williams, 55 zeichen ist. Jeweils um elf Uhr nachts grosser Neugierde». Ein Clown sagt und Moderator beim US-TV-Sender verwebt er Spott und Schalk zu einer Perfektionist: stets die Wahrheit, und er bringt die Jon Stewart vor NBC, überhöhte einen Einsatz als halbstündigen Nachrichtensendung. der Sendung. Menschen dann zum Lachen, wenn Reporter im Irak. Der Hubschrauber, Mit immer gleichem höherem Ziel: es zum Weinen nicht reicht. in dem er damals flog, sei im Früh- die Wahrheit so gut wie möglich zu Doch damit ist bald Schluss. Einen ling 2003 von Granaten getroffen schildern. Tag nach der Sendung zu Brian Wil- • worden. Was den Piloten zu einer liams kündigte Jon Stewart – unter Notlandung in der Wüste zwang. Lachen statt Weinen Auftritt zweier Tränen – seinen eigenen Abgang an. Grossen: Barack Die Geschichte tönt heldenhaft und Damit änderte er den Journalismus. Obama war der Wohl im Herbst hört Stewart auf. «Wo spektakulär. Nur: Sie ist erfunden. Stewart, Moderator einer Witz-Sen- erste amtierende soll ich mich künftig allabendlich Ein anderer Helikopter geriet unter dung, hat seit Jahren mehr Glaub- US-Präsident, informieren?», twitterte dazu auf Beschuss und musste sofort landen. würdigkeit als herkömmliche Repor- der Jon Stewarts geregt und treffend der ehemalige «Daily Show» be- Just zerfetzten US-Journalisten Wil- ter. Komplizierte Themen erklärt er suchte. Zu seinen US-Präsident Bill Clinton, 68. liams, bezichtigten ihn tagelang als verständlich. Bigotte Politiker ent- Gästen gehörten Was Stewart tut, weiss er noch nicht. Lügner. Letzten Februar trat er ab, larvt er, ebenso korrupte Manager. auch Bill und Vielleicht geht er nach Hollywood. seine Ehre wohl für immer verloren. Treffend beschreibt ihn die «New Hillary Clinton. 2013 nahm er eine Auszeit und führte Heuchelei entlarven Einer aber sah das Gezänk um Wil- liams etwas anders – wie so oft. Jon Stewart, 52 und Anchorman der «Daily Show», entlarvte die Heuche- lei der Ankläger – der Journalisten. Sicher, über Williams machte sich Stewart lustig: Wie andere föhnfri- sierte Moderatoren sei er vor allem von sich selbst eingenommen, glau- be, Teil der Geschichte zu sein. Dann aber zeigte Stewart auf, wie die US-Medien vor dem Einmarsch in den Irak die Lügen der US-Regierung verbreitet hatten. Was über einer Million Menschen das Leben kostete. Die Invasion ist ein zentraler Grund für das heutige Chaos im Nahen und Mittleren Osten. «Endlich wird einer zur Rechenschaft gezogen wegen Lügen zum Irakkrieg», sagte Stewart und verdichtete mit bitterbösem Sarkasmus messerscharf die Wahr- 12 | DOMO – März 2015
Fernsehen • Regie bei einem Spielfilm. «Ich habe einige Ideen», sagte er am TV. Und • Der tiefe Fall eines Demonstration amerikanischen warum hört Stewart auf? «Weil ich «Ich habe mehr für mehr Vernunft Minarette auf unter der Woche wieder mal mit in den USA: meinem Auto als meiner Familie essen möchte», sagte Ende Oktober 2010 luden die in der Schweiz stehen»: Fernsehstars der Vater von zwei Kindern. «Mehre- re Quellen haben mir versichert, dass Kabarettisten Jon Stewart Journalisten haben in einer Stephen Colbert verhöhnte das das ganz nette Menschen sind.» (l.) und Jon Schweizer Verbot Demokratie eine grosse Verant- Stewart zur «Rally von Minaretten wortung. Sie müssen die Wahrheit «Stop hurting America» to Restore Sanity in der «Daily sagen, lügen dürfen sie nicht. Er hinterlässt ein Publikum, das lie- and/or Fear» nach Show» im Weil er log, hat Brian Willams, 55, Washington. November 2009. ber lachend als ernsthaft die Nach- seinen Job verloren. Er war der richten erfährt. Das aber sehr wohl Star unter den amerikanischen versteht, wie Medien funktionieren Nachrichtenmoderatoren. Seit – dank Stewart. Er hat ihnen aufge- dem 2. Dezember 2004 führte er zeigt, wie dümmlich TV-Sender zu- durch «NBC Nightly News», die weilen Quoten bolzen. Wie sie sich in Hauptabendnachrichten des dumpfem Zank verstricken, statt US-Senders NBC. Dafür erhielt er echte Debatten zu führen. So bodig- jährlich ein Salär von 10 Millionen te er mit einem Auftritt im Herbst Dollar. Williams war sein Geld 2004 die CNN-Talk-Sendung «Cross- wert. Mit durchschnittlich fire». Bei dieser Sendung kläffen sich ja nicht immer die Fische liefern.» Letterman, 69, verschaffte ihm beim zeigte Empathie für die Opfer, war Landes verschandeln. «Vermutlich 9,3 Millionen Zuschauern steht ein linker und ein rechter Talker ge- Selbstkritisch fügt er an: «Er erhält MTV 1993 eine eigene Sendung. Sie selbst eines. New York, die Stadt, die gibt es einfach ganz viele Minarette die Sendung an der Spitze der genseitig an. «Warum tut ihr das?», sehr viele Fische von uns.» floppte. Sechs Jahre später erhielt er er so liebt, war angegriffen worden. in der Schweiz.» Der Komiker liess sie amerikanischen News-Shows. fragte Stewart die Kläffer. Und er trat die «Daily Show» bei Comedy Central US-Präsident Bush behauptete spä- zählen. Und kam auf vier Türme. Seit 10. Februar moderiert Brian nach: «Stop hurting America», bat er Ein Junge aus New Jersey – und veränderte das amerikanische ter, der Irak hätte ein Arsenal Mas- Stewart zuckte die Schultern, rollte Williams nicht mehr. Sein Lohn ist sie, «hört auf, Amerika weh zu tun.» Stewart wuchs in New Jersey auf, in Fernsehen wie die US-Politik. senvernichtungswaffen – und mar- die Augen. «Ich habe mehr Minarette sistiert. Weil er Glaubwürdigkeit So löste er eine Debatte mit Folgen Sichtweite Manhattans. Er studierte Wochenlang rangen nach den Präsi- schierte nach Bagdad. Die meisten auf meinem Auto montiert», sagte es und Vertrauen verloren hat. aus. CNN setzte «Crossfire» ab. Psychologie. «Mein wichtigster Ent- dentschaftswahlen im Herbst 2000 Journalisten marschierten gedank- – und blendete einen mit Minaretten Der gross gewachsene Kerl hatte Stewart beschmutze die Presse und scheid war aber der Umzug nach New George W. Bush, 68, und Al Gore, 66, lich mit, stellten jahrelang nur zahme verzierten Chevy ein. Seufzend seine Einsätze als Kriegsreporter die Politik nicht mit Dreck, schrieb York», sagte er in einem Radio um Stimmen in Florida. Stewart aber Fragen. Nicht so Stewart. Niemand wandte er sich an alle Schweizer: überhöht dargestellt. Während die «New York Times». Er zeige nur, interview. Auf der anderen Seite des zeigte, wie brüchig und letztlich zeigte deutlicher, wie die US-Regie- «Wie ist es möglich, dass ihr so be- der Irak-Invasion 2003 war wie dreckig die Politik und die Presse Hudson Rivers eröffnete sich ihm unfair die Demokratie in den USA ist. rung das Volk vor dem Krieg anlog. kannt seid für eure Neutralität – und Williams ein «embedded report- wirklich seien. «Wenn Stewart Fische eine neue Welt. Auf schummerigen Dass Wahlen mit Geld und nicht mit jetzt unternehmt ihr trotzdem einen er», reiste mit US-Soldaten. in einem Bottich angelt», zitiert das Club-Bühnen witzelte er als Kabaret- Argumenten gewonnen werden. Ein linkischer Liberaler derart aggressiven Schritt?» Damals berichtete er korrekt, ein Blatt den Fox-News-TV-Journalisten tist, jobbte in Bars, moderierte bei In der ersten Sendung nach den Ter- Er steht zu seiner Vorliebe für libera- Bissige Beobachtungen bescherten vor ihm fliegender US-Helikopter Greg Gutfeld (50), «müssen wir ihm «Comedy Central». TV-Legende David roranschlägen von 9/11 weinte er, le Demokraten in den USA, seiner ihm grossen Erfolg. Erfolg, der ihn sei beschossen worden. Zwölf Abneigung der konservativen Repu- reich machte. Laut «TV Guide» ver- Jahre später, Williams war blikaner. Gleichwohl kritisiert er die diente Stewart zuletzt zwischen 25 mittlerweile nicht mehr Journalist ER WAR IHR ZIEHVATER UND VORBILD: DIESE DREI KABARETTISTEN Linken. Er verspottete US-Präsident und 30 Millionen Dollar jährlich – so Barack Obama, 53, weil er im Januar viel wie kein anderer Anchorman. sondern Moderator, erzählte er die Geschichte anders. Sein Hub- VERDANKEN JON STEWART IHREN ERFOLG. am Marsch für die Opfer des Atten- Allein schaffte Stewart das nicht. schrauber sei ins Visier geraten tats auf die «Charlie Hebdo»-Redak- Er förderte etliche andere Kabarettis- und musste nach einem Treffer ten und verhalf ih- notlanden. Soldaten, die mit ihm nen zu grossen Kar- flogen, dementierten. Just kamen «Wo soll ich mich künftig rieren (siehe Box). andere Berichte von Williams Stephen Colbert, 50, unter Verdacht, die Realität nicht allabendlich informieren?» war einer seiner Korrespondenten richtig abgebildet zu haben. Zu viel für NBC. Der Sender stellte Bill Clinton , US-Präsident 1993 - 2001 und startete 2005 Williams für vorerst sechs Monate «The Colbert Re- frei. Kaum jemand glaubt, dass der port». Darin gibt er gefallene Star seine Ehre retten tion fehlte. Und weil er sich zu wenig einen erzkonservativen Nachrichten- und jemals zurückkommen kann. um Veteranen kümmerte, die aus Moderator, den er genüsslich persif- dem Irakkrieg Heim kehrten. lierte. Stephen Colbert, 50 Bassem Youssef, 40 John Oliver, 37 Die Schweiz nahm er auf die Schippe, Allein beim Hohn blieb es nicht. Ste- Noch vor Jon Stewart kam Stephen Colbert Ende Januar 2011 kam der Arabische Frühling Als Jon Stewart im Sommer 2013 einen als sie im November 2009 an der Urne wart und Colbert schrieben gescheite 1997 zur «Daily Show». Er war einer der satiri- von Tunesien nach Ägypten. Der ägyptische Spielfilm drehte, überliess er dem Briten Ja zu einem Bauverbot für Minarette Bücher und zogen Ende Oktober 2010 schen Korrespondenten, die mit fabrizierten Herzchirurg Bassem Youssef versorgte auf John Oliver den Job als Moderator. Der sagte. Mit Lob begann der böse Spott: nach Washington – zur «Rally to Res- Nachrichten die Welt erklärten. Colbert gab dem Tahrir-Platz Verwundete. Inspiriert von Kabarettist aus Birmingham kam im Juli «Schweizer können alles», so Ste- tore Sanity and/or Fear», einer De- einen erzkonservativen Journalisten – und Jon Stewart, begann er eine satirische 2006 zur «Daily Show». Sein trockener, wart. «Dass sie auch hassen können, monstration, bei der die Vernunft verhöhnte so erzkonservative Journalisten. Nachrichtensendung auf YouTube. Millionen glasklarer britischer Humor war oft das war bisher mir nicht bekannt.» Mina- hergestellt und die Angst beendet 2005 erweiterte er die Figur zur Sendung schauten zu. Youssef startet die TV-Sendung Highlight der Sendung. HBO gab ihm 2014 rette?, höhnte er. «Minarette, Kirch- werden soll. Mit ihnen marschierten «The Colbert Report». Diesen September «Al-Bernameg» – «Das Programm» –, in der eine eigene Sendung: «Last Week Tonight türme – die Architektur ist meine 215 000 Menschen. Es seien zehn Mil- entsteigt Colbert der Fiktion und übernimmt er die Politiker Ägyptens verhöhnte. 2014 with John Oliver». Höchst satirisch befasst liebste Sache an der Religion.» Natür- lionen hier, mokierte sich Stewart über von David Letterman die «Late Show». setzte er die Sendung ab – aus Angst. er sich darin mit sehr ernsthaften Themen. lich würde er Verständnis zeigen, andere Demos. Colbert twitterte so- wenn die Bauwerke die Skyline eines gar: «Es kamen sechs Milliarden.» 14 | DOMO – März 2015 DOMO – März 2015 | 15
BLICKPUNKT RINGIER An dieser Stelle stellt DOMO regelmässig die besten Fotos vor, die im vergangenen Quartal in Ringier-Titeln publiziert wurden. Ringier Fotos des Quartals Vier Bilder aus China, Deutschland und der Schweiz. Ein rockender Bundesrat, ein Fotograf als «Pilzexperte» und ein Weltmeister auf lauten Sohlen. SEDRIK NEMETH Fotograf Illustrierte im Backstage-Bereich bei Wenzhou, einer Stadt im Süden Chinas. 1 JULIE BODY Bildredaktion der alljährlich stattfindenden «Mir gefiel dieses Blau-Weiss des Verleihung der Swiss Awards gelungen. Holzes», sagt Fotograf Yu. Er hatte das 1 In einem alten deutschen Kinderlied heisst es: «Zeigt her eure Füsse, zeigt her eure Schuh ...» Wenn man die Füsse Die sind so etwas wie eine Mischung aus Oscar und Nobelpreis (natürlich nicht so bedeutend). «Das war nur Holzbrett von einer seiner Geschäfts- reisen mitgebracht – und konnte es nun für seine Food-Fotoproduktion und die Schuhe auf diesem Bild sieht, möglich, weil ich Bastian Baker schon verwenden. das im Westschweizer Wochenmagazin auf einer Tournee durch Japan L'Illustré erschien, stutzt man begleitete», sagt Bretscher. Auch Baker automatisch. Zum einen wegen der und Burkhalter kennen sich (beide sind ANDREAS MÜLLER Fotograf ungewöhnlichen Perspektive – zum Westschweizer), und als der Musiker anderen gerade wegen dieser Schuhe. den Politiker zu einer spontanen ANTJE BERGHÄUSER Bildredaktion Für eine Serie über Weltmeister in Randsportarten porträtierte Fotograf Sedrik Nemeth unter anderem auch Jam-Session einlud, bot sich der Fotograf an, den Politiker kurz in Bakers Künstlergarderobe zu lotsen. 4 Oft ist es so, dass Fotografen mit ihren Bildern dazu beitragen, über Missstände aufzuklären. Es gibt aber Daniel Leveillé aus Genf. Der 19-Jährige Dort angekommen, gabs erst mal ein auch Momente, wo Fotografen ist Champion im Stepptanz, und die Bier für jeden, und nach kurzer Zeit praktische Aufklärungshilfe leisten. Schuhe sind sein wichtigstes lockerte sich die Stimmung auf. So geschehen bei Andreas Müller, der Sportgerät. «Ich wollte nicht einfach Während Burkhalter und Ehefrau für die Titelgeschichte «Fluchtpunkt eines dieser unzähligen typischen lauthals «My baby and I; Oh down to Deutschland» im Magazin Cicero eine Stepptanzfotos reproduzieren», sagt the river we ride» sangen, machte sich Flüchtlingsfamilie und deren Kleinkind Nemeth. Zudem störten ihn die Spiegel Bretscher still ans Fotografieren. Sein im bayerischen Erding besuchte. Die im Tanzstudio ungemein. Fotograf Bild wurde anschliessend vom Büro kleine Uranus ist neun Monate alt, seit Nemeth darf nicht selbst im Spiegel zu des Bundesrats sogar hochoffiziell zum vier Monaten hustet das Mädchen sehen sein, er will Bewegung ins Bild Abdruck freigegeben! ständig. Ihr Vater Sahed kommt aus bekommen, und er möchte diese Afghanistan, ihre Mutter Nada aus speziellen Schuhe zeigen. Er bittet Syrien. Zwei Kriegsflüchtlinge, die sich Daniel, sich auf den Boden zu setzen, BIN YU Fotograf in Deutschland kennen- und lieben ihm seine Füsse entgegenzustrecken lernten. Mit der Kleinen leben sie jetzt und dazu ein zweites Paar seiner KAISER WANG Bildredaktion in einem sechs Quadratmeter kleinen Schuhe wie ein Jongleur in die Luft zu werfen. Und was macht der Fotograf? Er legt sich auf den Bauch und drückt 3 «So ein bisschen Gemüse fotografieren – was ist das schon?», mag sich manch einer denken. Nun, es Raum. Küche und Bad teilen sie sich mit drei weiteren Flüchtlingsfamilien. Insgesamt wohnen zwölf Menschen wie in «Schlafposition» ab. «Ist doch wird grosser Aufwand für Food-Foto- auf knapp 80 Quadratmetern. Im eigentlich ganz einfach», scherzt grafie betrieben. Auch bei Betty’s Verlauf des Interviews berichtet der Nemeth. Wir finden: ein grossartiges Kitchen in China. Dort gibt es eine Vater der kleinen Uranus, dass es in Bild! Rubrik, in der Leser regelmässig ihrem Zimmer überall Schimmelpilz verraten, wie sie ihren Backofen habe – an den Wänden, unterm verwenden, um Kuchen und Brot zu Fussboden. Und er erzählt, dass er alles ADRIAN BRETSCHER Fotograf backen oder Gerichte zuzubereiten. mit Wandfarbe überstrichen habe, der Fotograf Bin Yu wollte für das Gericht Schimmel aber immer wieder NICOLE SPIESS Bildredaktion aus gebratenem Gemüse die Farben durchdringe. Der Fotograf ist 2 Ein Rockstar und ein Ex-Bundes- präsident sowie Vorsitzender der OSZE, der mit seiner Ehefrau zum Song der frischen Karotten und Spargeln hervorheben. So entschied er sich für ein schwarzes Backblech. Allerdings ist schockiert. Vor allem darüber, dass diesen Leuten keiner hilft und ihnen sagt, wie man so ein Problem lösen «The River» von Bruce Springsteen sein Objekt der Deckel einer Keksdose. kann. «Der Mann hatte wirklich keine abrockt! Wann bekommt man so etwas Die erhitzte Yu so mit Feuer, bis sie sich Ahnung, dass man die Wände zuerst schon zu sehen? Noch dazu in der eher schwarz färbte und wie ein altes mit einem Schimmelpilzentferner beschaulichen Schweiz, wo seit jeher Backblech aussah. Das Holz, auf dem behandeln muss. Ich sagte ihm, dass eine besondere Zurückhaltung geübt das Blech liegt, hat ebenfalls eine man ein solches Mittel in der Apotheke wird. Adrian Bretscher ist dieser spezielle Geschichte. Es stammt von kaufen könne. Er war mir so dankbar Schnappschuss für die Schweizer einem verlassenen Schiff aus dafür.» 16 | DOMO – März 2015 DOMO – März 2015 | 17
BLICKPUNKT RINGIER An dieser Stelle stellt DOMO regelmässig die besten Fotos vor, die im vergangenen Quartal in Ringier-Titeln publiziert wurden. 2 3 4
Interview Sie ist das Juwel aus dem Verlagshaus INSPIRATION - IDEEN - EINBLICKE - ANSTÖSSE - INSPIRATION - IDEEN - EINBLICKE 3 EXTRAS ✻ 1 ILLUSTRIERTER WOCHENPLANER ✻ 2 FENSTER- Gruner + Jahr: Die «Flow». DOMO blickt hinter STICKER das Geheimnis des Frauenmagazins, das als Kreativität erfordert den Mut, Sicherheiten loszulassen. ERICH FROMM (1900 –1980) «Brainspa» gilt. PSYCHE Warum uns Achtsamkeit in der Partnerschaft gelassen macht SIMPLIFY Alleinsein fällt uns oft schwer, dabei kann es so schön sein KREATIVITÄT Kleine Zeichenstunde NUMMER 2 THEMA: MUT & VERLETZLICHKEIT Text: Bettina Bono. Fotos: Dirk Schmidt Duits0213_CoverlabelDL_NEU.indd 1 03-01-14 10:46 Das stimmt. Aber unser Zugang ist INSPIRATION - IDEEN - EINBLICKE - ANSTÖSSE - INSPIRATION - IDEEN - EINBLICKE 2 EXTRAS ✻ ILLUSTRIERTER BRIEFUMSCHLAG ✻ ACHTSAMKEITS- 2000 konzentrierte sich der Mensch anders. Unsere Texte sind entrüm- im Schnitt zwölf Sekunden auf ein SCHREIBBUCH pelt. Wir versuchen nicht, Gedan- Thema. 2013 sind es noch acht. ken zu verdichten. Im Gegenteil: Manche Dinge lernt man am besten in der Stille, manche im Sturm. «Flow» zählt 140 Seiten – das ist viel Wir nehmen die Leserinnen mit auf für ein paar Sekunden. WILLA CATHER (1873 – 1947) eine Gedankenreise. Wir liefern An- Das genau könnte das Geheimnis VERÄNDERUNG Was dich dazu bringt, deine Komfortzone zu verlassen PSYCHE Wie Schreiben gegen Grübeln hilft, den Kopf klärt und uns stärkt stösse, zeigen andere Sichtweisen von «Flow» sein. «Flow» verschafft SELBER MACHEN Schöne Scherenschnitte NUMMER 3 THEMA: WAGEN & AUSRUHEN auf, aber erklären nicht das Leben. den Menschen einen Flow – einen Duits0314_Covercard_Def.indd 1 02-04-14 10:12 Duits0314_Cover_Def.indd 3 02-04-14 10:11 INSPIRATION - IDEEN - EINBLICKE - ANSTÖSSE - INSPIRATION - IDEEN - EINBLICKE Unsere Sprache ist entspannt, EXTRAS ✻ 1 GIRLANDE ✻ 27 MACH-DIR- Tätigkeitsrausch, den Zustand nichts Appellatives. Ausrufezeichen völliger Vertiefung. Daher auch KEINE-SORGEN- KARTEN Bettina Bono (l.) zu Besuch bei «Flow»-Chef- redaktorin Sinja Schütte (r.) in Hamburg. finden Sie pro Ausgabe drei Stück. der Name dieses Heftes. «Flow» Wahre Größe zeigt sich darin, auch im Kleinen groß zu sein. CHARLES SIMMONS (1893 – 1975) entschleunigt – und das ist wahr- Frau Schütte, es gibt Dinge, die Auch sonst scheinen Sie alle gängigen scheinlich unbezahlbar. vergisst man nie: den ersten Kuss. Die Regeln, die allgemein für Frauen PARTNERSCHAFT So fühlt sich der Alltag nach einer Trennung an ZEITGEIST Warum es vollkommen egal ist, was andere über dich denken SELBER MACHEN Granny Squares häkeln erste Zigarette. Die erste «Flow»? magazine gelten, zu ignorieren. Welche Bedeutung kommt den diver- NUMMER 5 THEMA: KLEIN & GROSS Ich erinnere mich sehr gut an den Wir machen in vielem das Gegen- sen Papiersorten zu, die Sie für das Moment, als die erste deutsche teil: keine Frauen auf dem Cover, INSPIRATION - IDEEN - EINBLICKE - ANSTÖSSE - INSPIRATION - IDEEN - EINBLICKE EXTRAS ✻ 5 POSTKARTEN ✻ 365-TAGE-FLOW- Heft verwenden? «Flow» fertig war. Mir wurde keine fetten Schlagzeilen, keine Wir drucken auf bis zu acht ver- KALENDER bewusst, wie schmerzhaft es für Beauty, keine Mode – dafür Illustra- schiedenen Papieren. Das Cover, mich wäre, wenn die Fachpresse tionen und viel Text. Die Musik steckt nicht in den Noten. Sondern in der Stille dazwischen. die Papiergeschenke, und je nach dieses Produkt zerreissen würde. Themenschwerpunkt verwenden WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756 – 1791) Da steckte so viel von mir drin – Warum stellen Sie ältere Bücher vor? wir raues offenporiges, samtiges GUTE ORTE Wie Frauen Treffpunkte für Kreative schaffen ZEITGEIST Warum es so guttut, sich an schöne Momente zu erinnern «Flow» ist mein Baby. Weil sie wichtig und toll sind – nicht oder glänzendes Papier. Wir gehen IDEE Fotos machen für dein Blog NUMMER 6 THEMA: ZUSAMMEN & ALLEIN weil sie neu sind. «Flow» muss davon aus, dass sich Menschen ger- Duits0614_Covercard_02.indd 1 14-10-14 13:19 Wie hat «Flow» Ihr Herz gewonnen? man nicht kaufen, um mitreden zu ne mit Papier befassen. Besonders INSPIRATION - IDEEN - EINBLICKE - ANSTÖSSE - INSPIRATION - IDEEN - EINBLICKE EXTRAS ✻ HANDLETTERING- Über das gute Gefühl, wenn man können. Wir nehmen die Aktualität Frauen lieben Blöcke, Schreibhefte, ÜBUNGSBUCH ✻ BÜCHER- KÄRTCHEN das Heft anfasst und anschaut. Die bewusst raus. Briefpapier ... Papier ist etwas sehr Texte konnte ich leider nicht lesen. Ich achte nicht auf die Vernunft. Sie empfiehlt immer nur, was ein anderer gern möchte. Sinnliches. Denn «Flow» wurde von zwei Hol- Warum soll ich denn «Flow» kaufen? ELIZABETH GASKELL (1810 –1865) länderinnen erfunden. Das Konzept «Flow» ist das Magazin, das sich Gleichzeitig ist «Flow» auf Social ist sehr durchdacht: Schriften, Zeit nimmt. Ein Magazin für Frau- Media aktiv. Kein Widerspruch? NUMMER 7 Farben, Bildsprache, Papier greifen en, die in der Rushhour des Lebens Duits0714_Cover_DEF.indd 3 08-12-14 16:16 Unsere Leserinnen sind keine sehr fein ineinander und wirken stecken und versuchen, Ruhe zu Seit 2008 ist Papier-Nerds. Sie sind online. zusammen auf vielen Ebenen. Man finden – für sich zu erkennen, was «Flow» auf dem Anstelle einer grossen Webseite spürt sofort die positive Stimmung wirklich wichtig ist. niederländischen setzten wir von Anfang an auf des Heftes. Markt erfolgreich. Facebook und Instagram. Die Blog- Männer lesen keine «Flow»? Im November 2013 ger besprachen die neue «Flow» Sie vertrauten darauf, dass es ande- Doch, schon. Viele sagen das aber lancierte G+J die lange und ausgiebig. Das half uns ren auch so geht. nicht gerne laut. Auch hier im erste deutsche enorm. Es war wie ein Lauffeuer. Ich war mir sicher, dass dieses lie- Verlag sprechen einige männliche Ausgabe als Wir waren mit dem ersten Heft bevolle Konzept ankommen würde. Kollegen lächelnd vom Bastelheft. Lizenzausgabe von technisch ausverkauft, sodass die G+J steht für intelligenten Inhalt Sanoma Media erste Ausgabe noch während der und hochwertige Zeitschriften. Netherlands. 2015 Angebotszeit auf eBay für € 25,– «Flow» war wie ein kleiner Schatz, persönlich werden erstmals versteigert wurde. Auf Instagram Sinja Schütte, «Flow»-Chefredaktorin der unserer Philosophie entspricht. acht Ausgaben pro haben wir heute 10 000 Follower. Wir wussten, wenn wir 40 000 Geburtsdatum: 14. 9. 1970 Jahr erscheinen. Diesen Account pflege ich zum «Wir machen das Stück verkaufen, kommen wir ohne Familie: Ehemann Sven (Fotograf, Die Druckauflage Grossteil selbst. Anzeigen aus. Dass es so viele mehr Journalist, Filmemacher), Töchter beträgt 220 000 anspricht, war eine Überraschung. Frida, 8, und Emmi, 4 Stück. «Flow» hat Dann wissen Sie sicherlich, was Ihre Ich erhielt Leserbriefe, die sagen: Karriere: Kam 1998 als Trainee zu G+J, 25 000 Abonnen- Leserinnen so posten? «Endlich gibt es ein Heft, das mich baute «Living at home online» auf, ten. Ein Heft kostet Erscheint eine neue «Flow», posten versteht. Ihr sprecht mir aus dem arbeitete zehn Jahre für «Brigitte» € 6,95. sie oft «Flow»-Bilder und schreiben Gegenteil» Herzen.» Wir scheinen hier wirklich (u. a. Redaktionsleiterin «Brigitte darunter: «Ich freu mich so. Wenn einen Zeitgeist getroffen zu haben. Balance»), seit Juni 2013 Chefredakto- ich heute Abend nach Hause rin «Living at home» und «Living komme, dann lege ich mich mit der Dabei schreiben Sie über Familie, online», seit November 2013 zusätzlich Flow ins Bett.» Sehen Sie, genau das Freundschaft, Kochen, Reisen, Chefredaktorin von «Flow» war die ursprüngliche Idee dieses porträtieren Menschen – Themen, die Ohne kann ich nicht sein: Süsses – Heftes: Es will das Dieser-Moment- auch andere Zeitschriften behandeln. Kekse, es muss im Kopf krachen gehört-mir-Gefühl auslösen. 18 | DOMO – März 2015 DOMO – März 2015 | 19
Digitaltrends Ringiers Mann dafür. «Ich bin stets unterwegs, gehe auf Firmen zu, bin dort, wo Projekte angeschoben, diskutiert und weiter- gebracht werden.» Büro? Ablage? Braucht er nicht mehr. Vor fünf Jah- fürs Digitale ren hörte er auf, Dokumente auszu- drucken. «Ich speichere alles in der Cloud, teile es dort mit Kollegen, die jederzeit darauf Zugriff haben.» Als er kürzlich einen neuen Laptop be- nötigte, dauerte es wenige Minuten, diesen einzurichten. «Früher musste Eine «Start-up»-Garage sucht man bei Thomas Kaiser da einer mindestens einen halben Tag lang Dateien herumschieben.» vergebens. Ebenso Hipster-Bart oder den im Silicon Intelligente Blumentöpfe Valley obligaten Hoodie. Der CEO von Ringier Digital ist «Nichts ist vor Vernetzung sicher», titelte die «Frankfurter Allgemeine» eher still und unaufgeregt unterwegs – um Trends auf- kürzlich. Wer hat sich nach der Rück- kehr aus dem Urlaub nicht schon zuspüren und neue lukrative Geschäfte zu erschliessen. geärgert, weil die Zimmerpalme vertrocknet war. Das französische Text: René Haenig. Fotos: Karl-Heinz Hug Unternehmen Parrot, eher bekannt für Fahrzeugelektronik und Droh- W enn Thomas Kaiser, 48, seinen Blick aus dem Fenster schwei- fen lässt, dann hat der Chief Execu- sität St. Gallen), beschäftigt sich seit 1995 mit der Entwicklung von Unter- nehmen im Bereich neue Medien. • Thomas Kaiser am nen, stellte auf der CES einen intelli- genten Blumentopf vor. Er besitzt einen integrierten Wassertank sowie Sitz von Ringier tive Officer (CEO) von Ringier Digital Als CEO verantwortet er derzeit On- Digital in Flamatt. Sensoren, die Feuchtigkeit, Tempe- derzeit verschneite Hügel und Wäl- line-Marktplätze wie Autoscout24. ratur, Licht und Düngemittelstand der vor Augen. Kaisers aktueller ch, Jobs.ch und Immoscout24.ch; messen. Eine dazugehörige Smart- A rbeitsplatz in Flamatt FR ist, wenn eCommerce-Unternehmen wie Dein- phone-App verfügt über eine Daten- • man so will, die «Start-up-Garage» deal.ch, Geschenkidee.ch und Qua- bank mit den Licht- und Wasserbe- des international tätigen Medienhau- lipet Digital sowie Digital-Marketing- Sesam, öffne dich! dürfnissen Tausender von Pflanzen. ses Ringier. Nur ist die «Garage» in Dienstleister wie Omnimedia. Sein Im Hotel der Zu- Die Pflanze im Topf wird so automa- diesem Fall ein hochmoderner vier- Rüstzeug holte er sich bei Bertels- kunft, das derzeit tisch bewässert, der Besitzer kann es am Fraunhofer- stöckiger Bau, der neben der Auto- mann und Burda in Deutschland. Institut in Stuttgart aber auch manuell per Smartphone bahn A12 liegt. Die führt von der Kaiser ist up to date, was die digitale erprobt wird, benö- steuern. Hauptstadt Bern nach Vevey – quasi Entwicklung angeht. Auf sein Büro tigen Gäste keine Kaiser ist immer wieder in den USA in den «wilden Westen» der Schweiz. könnte er verzichten. «Das klassische Schlüssel mehr – zwischen Ost- und Westküste unter- und den Champag- Und während im legendären Silicon Denken, dass man seinen festen Ar- ner serviert künftig wegs, informiert sich in Blogs und bei Valley, dem damaligen Wilden Wes- beitsplatz hat, verschwindet», ist er der Roboter aufs Events über Trends. «Ich schaue ten der USA, einst Büffel weideten, überzeugt. Er selbst ist ein Beispiel Zimmer. Leuten permanent über die Schulter. grasten in Flamatt früher vor allem Milchkühe. Die Zeiten ändern sich – und Kaiser hat in Flamatt vor allem eines vor Augen: die digitale Zu- kunft! Internet verlässt Bildschirm Die Entwicklung geht schnell voran – und smart. «Smart Living», «Smart Entertainment», «Smart Mobility» lauten die Schlagworte. Nicht erst seit der Konsumgütermesse CES in Las Vegas spricht alle Welt vom «Internet der Dinge». Kaiser sagt: «Das Internet, wie wir es kennen, verlässt den Bildschirm und schlüpft in Alltagsgegenstände hinein.» Es gibt aktuell viele Entwicklungen – sinnvolle und weniger sinnvolle –, die das Alltagsleben angenehmer und einfacher machen werden. Eine riesige Geschäftschance – auch für Ringier. Kaiser, studierter Betriebswirtschaf- ter der renommierten HSG (Univer- 20 | DOMO – März 2015 DOMO – März 2015 | 21
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