Foto des Jahres von Boris Roessler - DJV Hessen
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Deutscher Journalisten-Verband ISSN 1861-9517 Landesverband Hessen e. V. Ausgabe 4 Gewerkschaft der Journalisten 2022 Foto des Jahres von Boris Roessler Mediengesetz: Weiterbildung: Ortsverbände: Weihnachts-Satire: Offene Kanäle geschont, Das Seminarangebot Wo die Vorsitzenden Knorrs Klassiker Bürgerradios gestärkt im ersten Halbjahr engagiert sind endlich verfilmt Seite 1 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Aus dem Inhalt Editorial: Sparen ja, aber bitte nicht an der falschen Stelle ................................................................................... 3 Organ des Landesverbandes Hessen (Rheinbahnstraße 3, 65185 Pressefoto-Wettbewerb: Wiesbaden) und des Deutschen Wie Boris Roesslers Foto des Jahres zustande kam ............................................................................. 4 Journalisten-Verbandes e. V., Ge- Wie groß die Resonanz auf die 16. Auflage war .................................................................................... 6 werkschaft der Journalisten. Kommentar zur Qualität des Fotojournalismus . .................................................................................. 8 33. Jahrgang, Dezember 2022 Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk: Herausgeber: Was von Buhrows Brandrede geblieben ist ........................................................................................... 9 Deutscher Journalisten-Verband „Journalismus im Hintetrland“: Landesverband Hessen e. V. Best-Practice-Beispiele jenseits des Mainstreams ............................................................................... 11 V. i. S. d. P.: Rechtstipp: Knud Zilian Arbeitsplatzkündigung nicht klaglos hinnehmen ................................................................................ 12 Redaktion: Hessisches Mediengesetz: Jens Brehl (bre), Offene Kanäle und Bürgerradios können aufatmen ............................................................................ 13 Andreas Lang (ala), Weiterbildung: Koordination: Das vielfältige Seminarangebot des DJV Hessen ................................................................................ 14 Andreas Lang Bundesverbandstag in Lübeck: Schlussredaktion: Geht doch mit digitalen Abstimmungen .............................................................................................. 17 Andreas Lang, Maik Schulz Titelbild: Wolfgang Kühner Anzeigen: Axel Häsler Anschrift der Redaktion: Rheinbahnstraße 3 65185 Wiesbaden Telefon: 06 11-3 4 1 9 1 24 Telefax: 06 11-3 4 1 9 1 30 E-Mail: info@djvhessen.de Homepage: www.djvhessen.de Erscheinungsweise: viermal jährlich Für Mitglieder im DJV Hessen ist der Heftpreis im Mitgliedsbeitrag enthal- ten. ISSN 1861-9517 Gestaltung und Herstellung: MSB VVW GmbH & Co. KG, Gotha Foto: ala Veröffentlichungen, die nicht Orts- und Bezirksverbände: ausdrücklich als Stellungnahme Neue Reihe: Wo und wie die Vorsitzenden engagiert sind . ................................................................ 18 des DJV-Vorstandes gekennzeich- net sind, stellen die persönliche Ortsverband Darmstadt: Europa-Abgeordneter Gahler zu Gast .................................................................................................. 20 Meinung des Verfassers dar. Für un- verlangt eingesandte Manuskripte Satire: kann keine Haftung übernommen „Erna, der Baum nadelt!“ – endlich auch im Bewegtbild ................................................................... 20 werden. Nachdruck, auch auszugs- Kolumne: weise, nur mit Genehmigung des Kontrapunkte gegen Krisen ................................................................................................................... 22 Herausgebers. Fachausschuss Freie: Neuer Titel, neues Gesicht, neue Impulse ........................................................................................... 23 „Fotografen haben Namen“: Achtung: Erhebung wird kommendes Jahr fortgesetzt ....................................................................................... 24 Texte für die nächste „Blickpunkt“- Jenaer Medienrechtliche Gespräche: Ausgabe müssen an maxala@ Instrumente für Jugendmedienschutz an der Hand ............................................................................ 25 online.de eingereicht werden. Rezension: „Titanic“-Chefredakteur gibt Romandebüt .......................................................................................... 28 Seite 2 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Endlich wieder ein Jahr der Begegnungen A A uch das Jahr 2022 war ein schwieriges, wenngleich es wie- der aufwärts ging. Man konnte sich wieder begegnen, Aug‘ in Aug‘ diskutieren, philosophieren oder nsonsten ist es ein Jahr des Sparens – aber bitte nicht an der falschen Stelle. Gerade Gewerkschaften – wie auch Berufsverbände – sind ein wich- auch einfach nur quatschen. Das hatte tiger Bestandteil unserer Demokra- lange gefehlt in den Hochzeiten der Pan- tie. Und doch verzeichnen alle einen demie. Und so habe ich mich auch sehr deutlichen Mitgliederschwund. Wir gefreut, dass wir die Siegerehrung unse- als DJV Hessen sind noch gut auf- res Fotowettbewerbs Hessen/Thüringen gestellt, auch weil unsere Serviceleis- in diesem Jahr – nach zwei Jahren der As- tungen gut und wichtig für die Mit- kese – wieder in Präsenz feiern konnten. glieder sind. B esonders habe ich mich gefreut, dass die neue Landtagspräsidentin, Astrid Wallmann, sich sehr schnell bereit erklärt V or allem der Rechtsschutz ist zur- zeit stark gefragt, in Zeiten der Krisen kein Wunder. Wer Einkom- hatte, hierfür (so wie alternierend in Thü- mensverluste hinnehmen muss, soll- ringen die dortige Landtagspräsidentin te sich an unsere Geschäftsstelle in Birgit Pommer) die Schirmherrschaft zu Wiesbaden wenden und prüfen las- übernehmen. Und auch für die Siegereh- Knud Zilian, Landesvorsitzender sen, ob gemäß unserer Beitragsord- rung war sie eine wahre Bereicherung. Sie DJV Hessen nung ein zeitweiliges Absinken der outete sich schnell als Freundin der Foto- (Foto: Wolfgang Kühner) Beiträge möglich ist. grafie. I n meiner Rede hielt ich aber auch nicht hinterm Berg, dass gerade unsere Kolleginnen und Kollegen Bildjournalisten U nd damit will ich unseren Damen in der Geschäfts- stelle danken für ihren Einsatz für die Mitglieder. Dank auch an auch unseren Geschäftsführer Adrian Jäckel, der immer noch keinen leichten Stand haben: Dumpingpreise für sich sehr schnell in die rechtlichen Problematiken einge- Bilder, oft keine Namensnennung der Urheber der Bilder in arbeitet hat. Danken will ich auch meinen Kolleginnen und Print und Online und die Tatsache, dass einige Medien auch Kollegen im Vorstand, dass wir zusammen so gut durch noch preiswertere oder gar kostenlose Bilder von Einsatzkräf- die Pandemie und hoffentlich auch die Ukraine-Krise ma- ten der Feuerwehr übernehmen, als sie von Fotojournalisten növriert sind. zu erwerben. Das verzerrt den Wettbewerb, das darf nicht sein, das werden wir als DJV-Hessen immer wieder monieren, bei Politik und Leitung von Einsatzkräften. Diese machen einen guten Job. Der Job der Bildjournalisten ist, darüber mit ihren I hnen/Euch, lieber Mitglieder wünsche ich berufliche Erfolge, gesegnete Festtage und einen guten Start ins neue Jahr. Bildern zur Berichterstattung beizutragen. Euer Knud Zilian Frohe Festtage und einen besinnlichen Jahresausklang im Kreis der Familie oder mit guten Freunden und Kollegen Für das neue Jahr 2023 Gesundheit und c W. MINICH viel Glück O Foto: Wolfgang Minich Seite 3 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Monumentaler Grabstein Foto-Wettbewerb Hessen-Thüringen: dpa-Fotograf Boris Roessler gelingt bedrückendes Foto des Jahres – Beste Serie von Steve Bauerschmidt Foto des Jahres: Inmitten einer niedergebrannten Waldfläche bei Münster in Südhessen löschen Feuerwehrleute nach tagelangem Kampf letzte Glutnester. Foto: Boris Roessler Es bildete nicht – wie in den nommen, für die von den auch ein Zeichen der Hoff- weil auf dieser Blickebene die beiden Vorjahren – den Um- DJV-Landesverbänden Hes- nung aus. Denn Roessler hat Dramatik der Naturkatastro- gang mit der Pandemie in sen und Thüringen berufene den Ausschnitt so gewählt, phe in der Umgebung von Hessen ab. Es drückte auch Jury des Fotowettbewerbs dass die Straßenkreuzung, Münster im südhessischen nicht die Konsequenzen des Hessen-Thüringen ragte es die die Szenerie während Kreis Darmstadt-Dieburg Ukrainekriegs im benach- unter den Einreichungen der Nachlöscharbeiten an gar nicht zum Ausdruck ge- barten Thüringen aus. Und von immerhin 55 Teilneh- Glutnestern durchschnei- kommen wäre. Stattdessen dennoch kam auch das Foto merinnen und Teilnehmern det, ein Kreuz auf einem hat er mittels Drohne eine des Jahres 2022 an einer der heraus. granitschwarzen Grabstein Draufsicht gewählt. Damit Katastrophen dieser Zeit bildet. Überhaupt ist seine konnte Roessler zum einen und wie sie sich in unserer In all der Schwärze und Tris- Aufnahme eine durchdachte die exakte Position des vom Region niederschlagen nicht tesse, die die verkohlten Komposition, kein schneller Straßenverlauf gebildeten vorbei. Baumstämme auf den ers- Schnappschuss. symbolischen Kreuzes wäh- ten Blick verbreiten, strahlt len, konnte aber auch das Boris Roessler hatte es Mit- die Aufnahme des Frankfur- Sie beginnt damit, dass er Ausmaß der hektarweiten te August nach einem Wald- ter dpa-Fotografen bei ein- nicht klassisch aus der Ho- Zerstörung auf der abge- brand in Südhessen aufge- gehender Betrachtung doch rizontalen fotografiert hat, brannten Waldfläche ver- Seite 4 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien deutlichen, die das Motiv deutungsvolle Details. Der dominiert. Und die Macht- gelbe Traktor und der blaue losigkeit des Menschen und Grubber zum Beispiel, mit seiner Hilfsmittel, in diesem denen der Agrar-Künstler Fall spielzeugkleiner Feuer- seine Solidarität mit der Uk- wehrfahrzeuge und noch raine zum Ausdruck bringen winzigerer Löschschläuche, will. im Angesicht einer tagelang ungebändigten Naturgewalt Solche gute Nachrichten vor Augen führen. Hand- werden von Lesern und werkskunst eines profes- Zuschauern in ihrer News sionellen Fotojournalisten Fatigue nicht nur eingefor- eben, die den ersten flüch- dert, sie verdienen auch tigen Blick des Betrachters Aufmerksamkeit, wie sie in bannt und in dessen ge- diesem Fall nur guter Foto- danklicher Fortsetzung in journalismus produzieren der Fantasie aus einem Bild kann. Constructive Journa- einen Film entstehen lässt. lism mit der Kamera. Oder Mit einem Plot, wie er in wie es Laudator Matthias einem schnellen Tweet oder Haupt abstrahierend aus- einem Post mit wenigen Zei- drückte: „Die in den Fotos chen nicht erzählt werden erkennbare notwendige prä- kann. zise Bedienung des schwe- ren Geräts und der trotz Drohne aufsteigen allem aufgewirbelte Staub lassen Landtagspräsidentin Astrid Wallmann gratuliert Boris Roessler. lassen sich mit etwas gu- Foto: Wolfgang Kühner tem Willen vielleicht sogar Dabei, so erzählt Roess- auf die Weltpolitik übertra- ler im Gespräch mit dem die Symbolik, der verstören- nem Siegerbild inszeniert gen: Denn die politischen „Blickpunkt“ war die Auf- de Kontrast zwischen dem, hat, zu formulieren, bleibt Ereignisse in diesem Jahr nahme ursprünglich so gar was sein sollte und dem was dem Betrachter überlassen. führen schmerzhaft vor Au- nicht geplant. Zunächst geblieben ist. Die Folgen ei- Es ist nicht sein erstes Foto, gen, dass der Wunsch nach wollte er nur am Ball blei- nes Waldbrands, nicht ver- das er für den Pressefoto- Frieden großen Aufwand ben, die Einladung von Feu- sinnbildlicht durch züngeln- wettbewerb eingereicht hat, bedeuten kann.“ erwehrleuten zu Restlösch- de Flammen, sondern durch aber das erste, das er per arbeiten annehmen. Keine das, was sie übrig gelassen Drohne aufgenommen hat. Große Politik kondensiert aufschreckenden lodernden haben. Diese Komposition auf einem kleinen Thürin- Flammen mehr, sondern war der Jury die Siegesprä- Weitere Drohnen- ger Acker. Im Fall der bes- nur noch die Tristesse ver- mie von 2000 Euro wert. aufnahme prämiert ten Serie wäre dieses Pa- brannter Erde. Die aber im- radebeispiel von Fotojour- mer noch so heiß war, dass Eigentlich, so Matthias Interessanterweise hat die- nalismus nicht ohne eine sie nicht gefahrlos betreten Haupt, Abteilungsleiter In- ses Hilfsmittel zu gleich weitere Fertigkeit möglich werden konnte. formation und Kommunika- zwei Bestprämierungen gewesen: der Pflege von tion im Sparkassen- und Gi- geführt. Denn auch die Kontakten und Netzwer- „Auf dem Boden sah das roverband Hessen-Thürin- beste Serie von Steve Bau- ken. Am Vorabend seiner alles nicht sonderlich spek- gen, in seiner Laudatio wür- erschmidt aus dem thürin- einsamen Aktion hatte der takulär aus.“ Was sich als de das menschliche Auge in gischen Nesse-Apfelstädt Landwirt Bauerschmidt an- das Glück eines findigen einem Waldstück hoch auf- entfaltet erst aus luftiger gerufen und den Fotografen Fotografen herausstellen ragende grüne Bäume er- Höhe betrachtet ihre volle dazu gebeten. „Es war sein sollte. Was zunächst nach warten. Stattdessen hier ein Wirkung: Das Peace-Zei- Wunsch, dieses Zeichen in einer fruchtlosen Dienst- apokalyptischer Blick auf chen, das ein Landwirt in die Welt zu tragen und sicht- reise roch, entpuppte sich eingeknickte und verkohlte sein Feld bei Erfurt gepflügt bar zu machen.“ Dank eines dank Roesslers Improvisa- Stämme, wie Mikadostäbe hat, ist vom Boden aus nicht professionellen Fotografen, tionsgabe und Geistesge- auf einer riesigen Waldflä- sichtbar. Seine Genese und des Fotowettbewerbs der genwart als Chance. Denn che verteilt. „Was in einem der imposante 200-Meter- DJV-Landesverbände Hes- er ließ eine Drohne aufstei- intakten Wald aufgerichtet Durchmesser des Endergeb- sen und Thüringen und des gen – und gewann damit sein sollte, liegt hier am Bo- nisses erschließen sich erst Appells des Hauptsponsors eine ganz andere Perspek- den zerstört.“ Eine fiktive mit dem exklusiven Blick hat es seine Wirkung ent- tive. Die so viele Facetten Inschrift auf dem stilisier- von oben herab. Die Sym- faltet. vermittelt: das Ausmaß, die ten Grabstein mit schwarzer biose aus Boden- und Luft- beschränkten Hilfsmittel, Platte, den Roessler mit sei- aufnahmen enthüllen be- Andreas Lang Seite 5 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Ohne Worte 55 Fotografinnen und Fotografen beteiligen sich an 16. Auflage des gemeinsamen Fotowettbewerbs der DJV-Landesverbände Hessen und Thüringen Der Fotowettbewerb der DJV-Landesver- bände Hessen und Thüringen bleibt eine Marke, in der Branche, in der Landespoli- tik und bei den Sponsoren. Mit diesem guten Gefühl konnten die Organisatoren nach der Preisverleihung zur 16. Auflage Ende November den Hessischen Landtag wieder verlassen. Der hessische Landesvorsitzende Knud Zilian konnte nicht oft genug betonen, wie sehr solch ein Format vom Austausch beim gemeinsamen Betrachten in Prä- senz profitiert – eine Möglichkeit, die die Pandemie zwei Jahre lang verwehrt hatte. Zilian hob dies in seiner Eröffnungsrede im Forum des Landtags hervor, bei den Tonaufnahmen für die Homepage und Ein bisschen Frieden: Peace-Zeichen auf einem Acker bei Erfurt. Foto: Steve Bauerschmidt die Social-Media-Kanäle des DJV Hessen, aber auch im Smalltalk vor den Bildern, die Vorstandsmitglied Axel Häsler und der Preisverleihung präsent sind. Die neue erreichen, meinte Wallmann in Anspielung der Frankfurter Fotograf Wolfgang Minich hessische Hausherrin Astrid Wallmann etwa auf die Vereidigung des damaligen in stundenlanger Arbeit arrangiert hat- nahm sich dafür fast zwei Stunden Zeit, hessischen Umweltministers Joschka Fi- ten. „Gute Fotos benötigen für Informa- lobte die Qualität der Einreichungen. „Dank scher für das Kabinett von Holger Börner tionen nur einen Augenblick. Sie können guter Fotografien werden Dinge sichtbar in Turnschuhen. Oder sie bündelten einen ohne Worte Geschichten erzählen. Sie gemacht, die dem Auge und der Wahrneh- historischen Moment in einer Aufnahme, dokumentieren, wie sich Mode, Städte mung sonst entgangen wären“, würdigte so wie die Menschen, die am 9. November und Natur verändert haben“, formulierte sie. Sie formten eine Realität mit, die uni- 1989 die Berliner Mauer erklommen. der hessische DJV-Chef im Vorwort zum versell verständlich sei, unabhängig von Ausstellungskatalog den Anspruch an vi- Sprache und Nationalität. Als Zeitzeugnis- Herausragende Beispiele fotografischer suellen Qualitätsjournalismus. se könnten sie mitunter ikonischen Status Kunst, wie sie der Fotowettbewerb her- Der unter vielfach erschwerten Rahmen- bedingungen produziert werden muss. So vergaß Zilian nicht, auf die prekäre Situation vieler Fotografinnen und Foto- grafen hinzuweisen. Nicht nur drückten manche Verlage ihre Honorare, griffen eher auf Bilder von Einsatzkräften zurück oder beauftragten Redakteure, kosten- schonend mal eben noch zum Smart- phone zu greifen. Bei der Publikation werde auch immer wieder der Name des Urhebers unterschlagen, eine sich ver- breitende Untugend mangelnder Wert- schätzung und wirtschaftlich schädlich für das Eigenmarketing. „Universell verständlich“ Guter Brauch ist es beim Fotowettbe- werb, dass die Landtagspräsidentinnen die Schwindelfrei: akrobatische Motorradshow vor dem Gothaer Rathaus. Foto: Jacob Schröter Schirmherrschaft übernehmen – und bei Seite 6 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien straße aufmerksam geworden, habe ihn überholt und sich an einer Stelle platziert, an der er den Kontrast zu den leuchtend gelben Rapsfeldern vor der Kulisse der nordthürin- gischen Stadt habe hervorheben können, berichtete der Fotograf. Mit der Kategorie „Umwelt und Natur“ schließlich schließt sich der Kreis hin zum Foto des Jahres. Mit einem allegorischen Bild, das die Folgen des Hitzesommers für die Landwirtschaft im Vogelsbergkreis im besorgten Blick eines Bauers konzentriert, hat Lucas Bäuml, Redaktionsfotograf der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, das The- ma Klimawandel aufgegriffen, das auch dem Foto des Jahres von Boris Roessler zugrunde liegt. Besorgter Blick: Landwirt Peter Hamel überprüft den Wasserstand eines Trinkwassertanks. Foto: Lucas Bäuml Bäuml nannte das Pressefoto Hessen-Thü- ringen in einem Atemzug mit renommier- vorbringe, verdeutlichten auch den Un- Die Rubrik „Sport und Freizeit“ gewann ten Wettbewerben wie der „Rückblende“ terschied zwischen vermeintlichem Kön- Christoph Keil aus Nordhausen mit dem der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei nen mit dem eigenen Smartphone und bestdotierten Schnappschuss, der gleich- oder den World Press Foto Award. Ins- genuiner Professionalität von Fotogra- wohl wehtut. Für den Fuß des Verursachers gesamt sind die mehrere hundert Einrei- finnen und Fotografen mit geschultem im rechten Winkel im Gesicht des gegne- chungen der 55 Fotografinnen und Foto- Blick, unterschied die Landtagspräsiden- rischen Spielers sah der Foulende zu recht grafen, aus denen die achtköpfige Jury un- tin zwischen Wunsch und Wirklichkeit. gelb-rot. ter Vorsitz von DJV-Landesvorstandsmit- Weswegen sie eigene Versuche allenfalls glied Axel Häsler die Qual der Wahl hatte, an die heimische Wand hänge, während In der Kategorie „Technik und Verkehr“ spie- weniger von den Pandemiefolgen geprägt ihr Büro Aufnahmen der Frankfurter Foto- gelte sich einmal mehr die Nähe des Uk- gewesen und strahlten tendenziell wieder grafin Barbara Klemm zierten. rainekriegs wider. Die Aufnahme von Marco mehr Leichtigkeit und Augenzwinkern aus. Kneise, Redakteur der „Thüringer Allgemei- Auch weil das öffentliche Leben wieder Sechs Kategorien ne“ in Nordhausen, zeigt einen Marder-Pan- mehr Motive dafür hergibt. Oder um es ausgeschrieben zer auf dem Weg zum Ringtausch nach Slo- in den prägnanten Worten des Landes- wenien. Sie steht exemplarisch dafür, dass vorsitzenden Knud Zilian auszudrücken: In sechs Kategorien sind die Besten ge- ein gutes Bild eine Mischung ist aus Intuition „Bilder vom Schreibtisch im Home Office kürt worden. In der Rubrik „Menschen und Inszenierung: Auf dem Weg zur Arbeit zu machen, das geht gar nicht.“ und Momente“ überzeugte Jacob Schröter sei er auf den Spezialtransport auf der Land- ala aus Erfurt mit seinem Bild „Akrobatik in schwindelerregender Höhe“ mit einer Ein- lage von Hochseilartisten auf dem Gothar- dusfest in Gotha. Fun fact am Rande: Als die Aufnahme des streng geometrisch von Seilen umspannten Rathausturms wäh- rend der Laudatio auf der Leinwand einge- spielt wurde, wäre beinahe das Thüringer Vorstandsmitglied Bernd Seydel aufge- standen, um sich den Preis abzuholen. Er hatte eine nahezu identische Aufnahme dieser außergewöhnlichen Konstellation gemacht. Wofür zwei professionelle Foto- grafen eben ein Auge haben … In der Kategorie „Kultur und Gesell- schaft“ zeigt das Siegerfoto des freien Frank- furter Bildjournalisten Frank Rumpenhorst Zuschauer in einem Open-Air-Kino vor der farbgewaltigen Skyline der Bankmetropole im Abendlicht. Eine Szenerie, wie sie zwei Der Krieg so nah: Ein Marder-Panzer wird durch Nordthüringen transportiert. Foto: Marco Kneise Jahre lang nicht möglich gewiesen ist. Seite 7 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Sie haben‘s drauf Gut, dass es den Pressefotowettbewerb der DJV-Landesverbände von der Demonstrationsfront aus. Wenn sie mit der Kamera in Hessen und Thüringen gibt. Auch und gerade 15 Jahre nach der Hand nur schief angeschaut würden, sei das noch harmlos. seiner Premiere. Das sagt sich auch der Hauptsponsor, der „Darüber können wir mittlerweile hinwegsehen.“ Schärfer treffen Sparkassenverband Hessen-Thüringen, und trägt ihn weiter mit. die unverhohlenen verbalen Attacken und Beleidigungen, auch Das zeigten die angeregten Gespräche der politischen Prominenz in der kleinsten Stadt. „Die kommen dann von Menschen, vor den ausgestellten Bildern im Hessischen Landtag. Und das mit denen man Wochen zuvor eine ganz andere Geschichte drückte sich – allem voran – in der ungebrochen hohen Qualität gemacht habt“, beschreiben Thüringer Fotografen verstörende der Wettbewerbsbeiträge aus, aus denen die Fachjury Jahr für Erfahrungen. Der Gedanke, sich vorsorglich mit Pfefferspray zu Jahr wählen muss. Mit anderen Worten: Die Fotografinnen und wappnen, ist jedenfalls nicht mehr weit. Qualitätsjournalismus Fotografen aus Hessen und Thüringen haben’s drauf. unter Rechtfertigungszwang. Vor allem aber kann der Landesverband mit diesem Format ein Da machen sich die Sorgenfalten festangestellter Fotografen wie wirksames Schlaglicht werfen auf die Arbeitsbedingungen der Roessler eher klein aus, der von den steigenden Anforderungen an (überwiegend freiberuflichen) Fotografinnen und Fotografen die großen Agenturen berichtete, maßgeschneidertes Bildmaterial im Land. Und diese können aus erster Hand erzählen von den auch für kleine Redaktionen zu liefern. Diese Erwartungshaltung Umständen, unter denen dennoch klasse Aufnahmen gelingen. und die geografischen Distanzen erhöhen den Zeitdruck, stellen Von dem besonderen Blick etwa auf den Straßenverkehr, der auf im redaktionellen Alltag immer seltener die Bedingungen, um den offenen Transporter mit einem Marder-Panzer gelenkt wird, eine preisverdächtige Aufnahme zu inszenieren. der dann abgefangen und vor einem leuchtend gelben Rapsfeld vor Harzer Kulisse in den Fokus genommen wird. Wie sehr das in Hessen und Thüringen dennoch gelingt, davon legt auch die 16. Auflage des Fotowettbewerbs Hessen-Thüringen ein Oder von den Tagen und Nächten, die in der Hochphase der eindrückliches visuelles Zeugnis ab. Und animiert Sponsoren wie den Pandemie im Auto verbracht wurden, weil die Redaktionen Sparkassenverband Hessen-Thüringen, diese besondere Form der nicht mehr erreichbar waren. Also wurde improvisiert, Öffentlichkeitsarbeit mit ungebrochenem Engagement zu fördern. unter wegs editier t, und als Nahrungsquelle diente hauptsächlich die Tankstelle, berichtete der Urheber des Foto Das Video zur Preisverleihung auf YouTube: https://www. des Jahres, Boris Roessler. youtube.com/watch?v=ArzEkv5vBc8 Der Ausstellungskatalog: https://www.djv-hessen.de/ Beklemmender fallen die Berichte der Kollegen aus Thüringen landesverband/pressefoto-wettbewerb – Anzeige – Weil wir gute Nachrichten brauchen. Verschwörungstheorien. Alternative Fakten. derten Lösungen für Medienschaffende: von der Gezielte Falschmeldungen. Guter Journalismus Absicherung gegen Berufsunfähigkeit bis hin zur ist heute wichtiger denn je. Genau hinschauen. privaten Altersvorsorge. Denn ohne Sicherheit Kritisch hinterfragen. Fundiert und unabhängig keine Unabhängigkeit. Jetzt Beratungs- berichten. Wir von der Presse-Versorgung halten termin vereinbaren! Ihnen dafür den Rücken frei! Mit maßgeschnei- Ihre www.presse-versorgung.de PV_22_015_AZ_Blickpunkt_Halbjahr2_2022_182x126_V2.indd 1 09.12.22 10:30 Seite 8 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Die Ruhe nach Buhrows Sturm Was von der Brandrede des scheidenden ARD-Vorsitzenden geblieben ist – und welche Rolle hr-Intendant Florian Hager zukommt War da nicht ein Grundrau- Augen-Prinzip bei Abschlüs- schen im Hamburger Über- sen oder Genehmigungsvor- see-Club? Hatte Tom Buhrow behalten. Kein Wort davon, da nicht Anfang November dass die seinerzeit wiederum eine mediale Revolution aus- eine Reaktion waren auf die gerufen? Weniger von allem, Causa Jürgen Emig. Der eins- gegossen in einen Genera- tige Sportchef war wegen Be- tionenvertrag? Als Privatmann stechlichkeit, Beihilfe zur Be- wohlgemerkt hat er seine stechung und Untreue im Amt Thesen zur Programmreform zu einer Gefängnisstrafe und im edlen Ambiente angeschla- einer Schadenersatzleistung gen, nicht als WDR-Intendant an den hr verurteilt worden. und schon gar nicht als zu die- sem Zeitpunkt amtierender Unbequeme ARD-Vorsitzender. Was ist aus Kreuzverhöre seinem Plädoyer zur Moderni- sierung des öffentlich-recht- Die Ruhe nach Buhrows Navi- lichen Rundfunks geblieben? gationskurs für die Öffentlich- War das nur ein Pfeifen im Rechtlichen im Überseeclub Walde oder ein Weckruf für die trügt jedenfalls. Die öffentli- Lordsiegelbewahrer des öf- che Erregung mag abgeebbt fentlich-rechtlichen Systems? sein, hinter den Kulissen hält sie an. Das Eigenleben in der Mit dem Abstand einiger Wo- rbb-Chefetage wird die an- chen und mit der Abkühlung deren ARD-Anstalten teuer der medialen Hyperventilation Stabile Säule in der Brandung: die Öffentlich- zu stehen kommen. Aktuell bleibt der Eindruck, dass die Rechtlichen versuchen sich wacker zu halten im nicht (mehr) mit öffentlichen Sturm der öffentlichen Debatten. Foto: ala Abschiedsrede des ARD-Vor- Tribunalen, aber mit subtilen sitzenden sich einreiht in die Botschaften und kritischen periodischen Nabelschauen darauf reagiert haben, sind die richtung einer solchen unab- Kreuzverhören hinter ver- zum Ist- und Soll-Zustand der hessischen Landespolitiker, hängig und frei von Zwängen schlossenen Ausschusstüren. klassischen audiovisuellen Me- die das „Hessische Gesetz zur und Proporzen agierenden Weitere Anhörungen in den dien. Die ob ihrer besonderen, Modernisierung medienrecht- Geschäftsstelle, die an wech- Landtagen, erst recht in den nämlich gebührenfinanzierten licher Vorschriften“ geschärft selnde Gremienvorsitzende ostdeutschen, dürften nicht Verantwortung um ihre gesell- und die Kontrollmedien des berichtet nicht, eher die Auf- bequem werden, für die Inten- schaftliche Relevanz ringen. hr gestärkt haben. Am Dorn- lösung eines Anachronismus. dantinnen und Intendanten busch wird tatsächlich eine nicht und auch nicht für den Mit Buhrow mal wieder mit Geschäftsstelle für den Rund- Der Medienstaatsvertrag soll neuen Klassensprecher, den etwas mehr Theaterdonner. funk- und Verwaltungsrat ein- entsprechend angepasst wer- ARD-Vorsitzenden Kai Gniffke Am Ende seiner langen öffent- gerichtet, eine Forderung, die den, hat Axel Wintermeyer, vom SWR. lich-rechtlichen Karriere geht der DJV-Landesvorsitzende Chef der Hessischen Staats- es ihm offenbar auch um sein und langjährige Gesamtper- kanzlei, angekündigt. Und sei- Im Kern hatte und hat Buhrow Vermächtnis. Der Schlussak- sonalratsvorsitzende Knud nem Bundesland das moderns- ja recht: So wird es nicht mehr kord ist dennoch verklungen. Zilian seit Jahren erhoben hat. te Mediengesetz Deutschlands lange weitergehen mit ARD Die öffentliche Aufregung hat Jetzt kommt das eigene Büro attestiert. Das klingt fast so und ZDF. Die Selbstherrlich- sich genauso gelegt wie nach also, mit der Folge, dass die revolutionär wie Buhrows Kurs- keiten beim rbb waren nicht den Eigenmächtigkeiten, die Gremienmitglieder sich nicht buch für ARD und ZDF. deren Todesstoß. Sie waren sich die Senderspitze des rbb länger an die Senderspitze aber ein fatales Indiz, was im herausgenommen hat. wenden müssen, um sensib- Wintermeyer glaubt, damit System möglich ist. Buhrow le Fragen stellen zu können dem Anspruch auf Checks and signalisiert, dass er nicht nur hr-Gremien oder Auskünfte zu erhalten. Balances beim hr ausreichend verstanden hat, sondern aus unabhängiger Ganz abgesehen davon, dass Genüge getan zu haben. Verzweiflung Mut schöpft. ein solches Büro in anderen Schließlich verfolge der Sen- Für ihn ist es an der Zeit, Eine der wenigen, die mittler- ARD-Anstalten gängige Praxis der bereits eine überzeugende weiterzudenken: Ausbruch weile öffentlichkeitswirksam ist: Ein Fortschritt ist die Ein- Compliance-Praxis mit Vier- aus dem dualen System von Seite 9 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien ARD und ZDF, Kassensturz bei den Leistungen im linea- ren Bereich und im kulturellen Engagement, „eine Art verfas- sungsgebende Versammlung für unseren neuen, gemein- nützigen Rundfunk“ und dar- aus abgeleitet einen Genera- tionenvertrag – Tom Buhrow, der Konrad Adenauer der Öffentlich-Rechtlichen, Vater eines neuen Grundgesetzes für ARD und/oder ZDF und/ oder was auch immer von ih- nen bleibt. Hoffnungsträger Hager Aktiv gestalten würde der 64-Jäh- rige ein solches ohnedies nicht Digital native unter den Analogen: Für das senderinterne mehr. Das wären in der nächsten Vorstellungsvideo haben die Jungen im hr-Intendant Florian Hager Intendantengeneration vielleicht auch in Rotlicht getaucht. Repro: ala noch Yvette Gerner (55) von Ra- Und dann ist auch Hager von der dio Bremen, vor allem aber der Wirklichkeit im öffentlich-rechtli- zur Programmgestaltung umzu- auf dem Intendantengipfel mit neue ZDF-Intendant Nobert chen Gefüge eingeholt worden. wandeln. seinem SWR-Kollegen Kai Gniff- Himmler (51) und dernoch recht In der ersten Empörungswelle ke, zu dem der DJV-Ortsverband neue hr-Chef Florian Hager (46). um die fragwürdigen Führungs- Auch Hager ist nach der ersten Wiesbaden im Oktober mit ein- Er ist der Newcomer in der Füh- praktiken beim rbb ist Hager in Erregungskurve rhetorisch wie- geladen hatte (siehe Artikel im rungsriege, hat vor zehn Mona- die PR-Offensive gegangen, hat der in die Reserve gegangen, vorherigen Blickpunkt). ten Manfred Krupp beerbt. Mit den Schaden fürs System nicht wiederholt in öffentlichen Stel- Vorschusslorbeeren ist Hager, kleingeredet und besonnen er- lungnahmen allenfalls sein Nar- Und so ist Tom Buhrows ARD- in der ARD kein Unbekannter, klärt, warum er den hr davor rativ von der Krise als Chance zur Sinfonie mit dem Paukenschlag in seine neue Führungsverant- gefeit sieht. Der Gründungs- Weiterentwicklung, vertrauens- im Übersee-Club mit leisen Ak- wortung gestartet. Skeptisch be- geschäftsführer des öffentlich- bildenden Maßnahmen und gu- korden ausgeklungen. Er hat in äugt von den Verteidigern des rechtlichen Jugendkanals funk tem Programm als Antwort auf großer Besetzung aufgespielt linearen Programms in Radio ist zumindest ein Semi-digital- schlechtes Management und und das Thema groß variiert, und TV hat er das Programm- native, weiß die beiden medialen die erdrückende Marktmacht mit Crescendo und Fortissimo. schema forsch aufgebrochen. Welten zu vereinbaren, ist resi- der Streamingdienste, dem ei- Aber auf Spotify läuft schon der Manchen Liebhabern gehen die lient und eloquent genug, um gentlichen Kontrahenten der Öf- übernächste Song. Störungen in den Hör- und Seh- Druck von allen Seiten auszu- fentlich-Rechtlichen. So äußerte ala gewohnheiten zu weit. halten und in produktive Energie sich der hr-Intendant etwa auch Was das Millionendefizit im hr-Haushalt zur Folge hat Nicht nur die Erwartungshaltungen als erster Full-Digital- vor dem Gremium an. Nicht nur um finanziell handlungsfähig Intendant der ARD lasten schwer auf Florian Hager, den Neuen zu bleiben und von der Inflation nicht erstickt zu werden. „Wir am Dornbusch. Ganz praktisch muss sich der 46-Jährige mit werden in den kommenden zehn Jahren erleben, dass die digitale Altlasten auseinandersetzen, die immer weniger Spielraum für die lineare Mediennutzung einholt“, prognostizierte er. Innovation und digitale Transformation lassen. Die Folge, die im öffentlichen Teil nur skizziert wird: Der hr werde Der Kassensturz beim hr, über den Mitte Dezember der (noch) kleiner werden, speziell im linearen Programmangebot. Rundfunkrat befand, weist ein beträchtliches Defizit von Damit will der Intendant aber auch insgesamt flexibler werden. 44 Millionen Euro aus. Im Haushaltsplan für 2023 stehen „Mit unseren Programmangeboten müssen wir für die Menschen Aufwendungen in Höhe von 597 Millionen Euro Erträge von in Hessen relevant bleiben“, gibt Hager als Strategie vor. „Das ist knapp 553 Millionen gegenüber. Größte Hypothek bleiben die am Ende unsere wichtigste Legitimation.“ Rückstellungen für die Altersvorsorge. Schwacher Trost für die Haushalter im hr: Wenige Tage zuvor hatte „Wir müssen uns völlig neu aufstellen, um auch in Zukunft der benachbarte SWR mitgeteilt, dass er seinen Haushalt 2023 mit unserem Auftrag gerecht werden zu können“, kündigte Hager einem Fehlbetrag von rund 147 Millionen Euro kalkuliert. ala Seite 10 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Aus der Umklammerung Welche neuen Wege vier Journalismus-Projekte gehen – Dritte Station der DJV-Reihe von „Journalismus im Hinterland“ Wie kann Journalismus fernab der etab- „Tsüri“ fing laut Simon Jacobi, Chefredak- lierten großen Medienhäuser aussehen? teur und Verleger, als Selbsthilfeprojekt Und welche Chancen bieten sich freien für angehende Journalist:innen an. Die Journalisten? Fünf alternative Journalis- beiden großen Tageszeitungen in der mus-Projekte aus Deutschland, Öster- Stadt würden seit Jahren Stellen abbau- reich und der Schweiz gaben Anfang De- en. Zudem sei die Zielgruppe „ein eher zember Einblicke. Es war die dritte Ver- älteres Publikum“. Diese Lücke hätten die anstaltung der Reihe „Journalismus im Journalismus-Studenten schließen und Hinterland“. Organisiert vom DJV-Bun- junge Menschen mit konstruktivem und desfachausschuss Freie fand sie dieses partizipativem Journalismus an relevante Mal in Konstanz (Baden-Württemberg) Themen heranführen wollen. „Die Welt statt. Das Motto: „Hinterland – Journa- braucht unser Projekt nicht. Aber Zürich listische Grenzgänger im Dreiländereck vermutlich schon“, sagen sie selbst. „Tsü- – Kleine und große Projekte: Wie sie sich ri.ch“ sollte es eigentlich nur zwei Jahre finanzieren und was wir daraus lernen geben. Von der Gründung eines neuen können“. Medienhauses hatten sie Abstand ge- nommen. Alle hätten ihnen abgeraten. Vorgestellt wurden nicht nur Inhalte und Auch jenseits der Hauptstraße „Es sei nicht finanzierbar, die Medien- Möglichkeiten der Teilhabe für Rezipient:in- gedeiht kreativer Journalismus. krise zu groß.“ Nun gibt es das Angebot nen. Thematisiert wurden zudem alternati- Foto: ala immer noch. ve Finanzierungsmodelle, also über Anzei- genkunden und Abonnements hinaus. Bei berichtete. Das Online-Magazin „Seemoz“ Der Weg, den die Macher einschlugen, diesen journalistischen Projekten bieten die gibt es seit 2007, „Kontext“ startete 2011 und habe Vor- und Nachteile. „Der Vorteil: Wir Macher:innen den Rezipient:innen eine wei- „Tsüri.ch“ vier Jahre später. haben Tsüri konsequent vom Inhalt herge- tere Option neben den Informationskanälen dacht, weil ein Geschäftsmodell für zwei der großen Zeitungsverlage und Rundfunk- „Am Gemeinwohl orientiert“ Jahre unnötig ist. Der Journalismus steht häuser und sorgen damit für ein breiteres bis heute im Zentrum. Der Nachteil: Wer Angebot und Diversität. Die Macher:innen von „Karla“ sagen: „Der etwas gründet und keine Ahnung hat, wie bisherige Journalismus findet keine Antwor- Geld zu verdienen ist, hat es schwer. Das Am Vormittag lag der Fokus auf dem noch ten auf die Herausforderungen unserer Zeit. Aufbauen von Geschäftsmodellen hat jungen Angebot „Karla“. Bei dem Konstan- Eher verschärft er mit seiner Klickgetrieben- viel Zeit und Kraft gekostet. Aber es hat zer Stadtmagazin dreht sich alles um „eine heit noch die Verrohung des öffentlichen funktioniert.“ Werbung, Veranstaltungs- neue Art des Lokaljournalismus“, wie sie Diskurses und forciert die gesellschaftliche sponsoring und die Unterstützung über selber sagen. „Multimedial, partizipativ und Spaltung.“ Mit ihrem Modell wollen sie da- die Community finanzierten inzwischen gemeinwohlorientiert.“ Die Macher:innen her gemeinnützigen Lokaljournalismus ma- das Portal. sagen, „dass man die Welt heute nur ver- chen. „Der nicht auf Profite aus ist, sondern stehen kann, wenn man sie aus verschiede- sich am Gemeinwohl orientiert.“ Sie wollen Zweiten Gedanken entwickeln nen Blickwinkeln betrachtet. Faktenbasiert. nach eigener Aussage Journalismus, Partizi- Frei von Ideologie“. Am Nachmittag boten pation und Bildung miteinander verbinden. Der Protest um Stuttgart 21 und die Un- drei weitere Projekte Einblicke in ihren Alltag: „Wir wollen mit karla den Bürger:innen die zufriedenheit mit der Berichterstattung die Stadtmagazine „Tsüri“ aus Zürich und Möglichkeit bieten, einzutauchen und selbst der etablierten Medien führte zur Grün- „Seemoz“ aus Konstanz, die Stuttgarter Wo- zu erleben, was Journalismus und aktive Mit- dung der Stuttgarter Wochenzeitung chenzeitung „Kontext“ und der Radiosender gestaltung bedeuten.“ „Kontext“. Mittlerweile erscheint sie „Proton“ aus dem österreichischen Bundes- seit elf Jahren einmal in der Woche als land Vorarlberg. Die Redaktion fokussiere sich dabei auf Onlinezeitung und einmal als Beilage Schwerpunktthemen statt auf das Abbilden in der Wochenendausgabe der „TAZ“, Während sich die Gründer:innen von „Kar- vom Tagesgeschehen wie es lokale Tages- wie Redakteur Oliver Stenzel erklärte. la“ vor gut zwei Jahren zusammenschlossen, zeitungen in der Regel machen. Auch werde Sie sei werbefrei und unabhängig, trage sie im Mai eine große Crowdfunding-Aktion von der ersten Sekunde der Recherche Par- sich durch Spenden. „Kontext“, so be- ins Leben riefen und im November dann tizipation mitgedacht. Die Vision sei, „Karla“ schreiben es die Macher:innen selbst, mit dem Magazin online gegangen sind, zu einer „mutigen und progressiven Denk- zeichne sich durch eine unabhängige gibt es die anderen journalistischen Projekte fabrik für Stadt und Region zu machen“. Redaktion und als Verein für ganzheit- schon länger. Das Älteste ist der freie Radio- „Karla“ ist werbefrei. Die Finanzierung läuft lichen Journalismus aus. Geboten wür- sender „Proton“. Seit 1999 sendet er, wie über Abos, Förderungen, Spenden und Ein- den lange Texte, zweite Gedanken und Rainer Roppele, Mitgründer und Moderator, nahmen aus Eintritten und Seminaren. Recherche. Seite 11 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Abseits des Herkömmlichen Während Idealismus und Passion zwar unabdingbar sind, kann mit „Seemoz“ in Konstanz bildete sich ebenfalls ihnen allein wohl kaum der Le- aus einer Unzufriedenheit heraus. Nämlich bensunterhalt bestritten werden. über die der „konservativen Tageszeitung“. Bleibt die Bezahlung im Journalis- Das Team bestehe aus einer „kleinen Grup- mus aus, kann er eigentlich nur pe Journalist:innen und Fachleute“, die „das als Hobby und Ehrenamt, nicht Geschehen im Bodenseeraum engagiert aber als Beruf betrieben werden. und konstruktiv begleiten“. Sie verstehen Hoffnung machen da Projekte sich „als alternatives Medienprojekt“. Sie wie „Karla“, „Tsüri“ und „Kon- bieten Bildungsveranstaltungen an und fi- text“. Sie spiegeln den Wunsch nanzieren sich als Verein über Werbebanner nach Veränderungen in der Medi- und Spenden. enlandschaft und denken gleich- zeitig Entlohnung mit. Sie wollen Bei „Proton“ gehe es in erster Linie darum, frischen Journalismus und weg Gruppen und Menschen, die keinen Zugang von den Arbeitsweisen der oft- zu den lokalen Medien haben, die Möglich- mals „konservativen Medienhäu- keit zu bieten, ihre jeweilige Kultur, Sprache, sern“, die sich – auch aufgrund Weltsicht und vieles mehr öffentlich zu der eigenen Strukturen – meist machen, wie Rainer Roppele, Mitgründer an ein älteres Publikum richten, und Moderator, erklärte. Der Radiosen- ja fast schon klammern. Tragen der beschreite nicht nur Wege abseits des neue Journalismus-Modelle sich Innovation statt Tradition: Neue Modelle Mainstreams, er sei auch multikulturell und bereichern die Medienlandschaft, müssen sich und die Mitarbeitenden finanziell, mehrsprachig aufgestellt. Die Sendungen am Ende aber auch rechnen. Foto: ala rütteln sie damit nicht nur ordent- würden hauptsächlich von ehrenamtlichen lich an den Monopolstellungen Sendungsmacher:innen gestaltet. Vor Ort vieler alteingesessener Verlage, gebe es noch einen privaten sowie einen öf- aufrecht zu erhalten, doch bei den Personal- sie bereichern in jedem Falle die Medien- fentlich-rechtlichen Rundfunksender. kosten wird es dann wieder schwieriger. Bei landschaft. Hanna Maiterth „Proton“ werden Inhalte seit Beginn an von Steter Kampf ums Überleben Ehrenamtlichen produziert. Bei „Seemoz“ Im Netz: reicht es, wenn überhaupt, nur für einen mitt- Deutlich wurde in den Vorträgen auch, wie leren dreistelligen Betrag, wie die Macher https://karla-konstanz.de/ groß die Herausforderung der Finanzierung sagten. Indes haben „Kontext“ und „Tsüri“ https://tsri.ch/ bleibt. So gelingt es den Macher:innen in buchstäblich immer wieder ums Überleben https://www.seemoz.de/ der Regel zwar über Förderungen, Spenden kämpfen müssen. Bei „Karla“ wird sich noch https://radioproton.at und Mitgliedsbeiträge den regulären Betrieb zeigen, wie gut sie gerüstet sind. https://www.kontextwochenzeitung.de/ Keine Angst vor einer Klage Der Rechtstipp: Im Poker um den Erhalt des Arbeitsplatzes keine guten Karten aus der Hand geben Heutige Zeiten machen klar, drei Wochen ab Gründen rechts- So weit geht auch die Novellie- es geht aus Sicht des Arbeit- Erhalt des Kün- unwirksam ist, rung des Nachweisgesetzes, nehmers nicht immer nur um digungsschrei- so muss er in- wenn es in § 4 Nr. 14 dem Arbeit- den Erhalt eines Arbeitsplatzes. bens. So sieht nerhalb von drei geber auferlegt, auf genau diese Denn bei dem aktuellen Fach- es § 4 Satz Wochen nach Frist hinzuweisen: „(…) das bei kräftemangel ist natürliche 1 im Kün- Zugang der der Kündigung des Arbeitsver- Fluktuation angezeigt. Umso digungs- schriftlichen hältnisses von Arbeitgeber und mehr sollte ein Arbeitnehmer schutzge- Kündigung Arbeitnehmer einzuhaltende keine Angst davor haben, etwa setz vor: Klage beim Verfahren, mindestens das im Rahmen einer Kündigungs- „Will ein Ar- Arbeits- Schriftformerfordernis und die schutzklage gegen seinen Ar- beitnehmer gericht auf Fristen für die Kündigung des beitgeber vorzugehen. geltend ma- Feststellung Arbeitsverhältnisses (…)“. chen, dass eine erheben, dass Dabei sind grundlegende Dinge Kündigung so- das Arbeitsver- Der Arbeitsplatz kann es Wert zu beachten. Zum einen die Frist zial ungerecht- hältnis durch die sein, zum einen für dessen Er- für die Erhebung einer Kündi- fertigt oder Kündigung nicht halt zu kämpfen, aber auch um gungsschutzklage. Diese beträgt aus anderen aufgelöst ist.“ diesen nicht einfach für umsonst Seite 12 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien herzugeben. Ob eine Abfindung beitsplatz unserer Mitglieder ver- Das deutsche Arbeitsrecht ist ausbildungsvertretung und den drin ist, lässt sich nicht pauschal teidigen. Auch wenn das Mitglied eine Sammlung von vielen Ein- Betriebsrat zu vergessen. sagen. Eine Prüfung im Einzelfall nicht unbedingt will, so sollte um zelgesetzen. Ein gutes Blatt lässt ist genauso erforderlich wie ein jeden Preis um diesen gerungen sich insoweit nur dann generie- Viele Stellen und Gegebenheiten Verfahren im Einzelfall. Das gro- werden. Denn der Arbeitgeber ren, sofern insoweit eine weiträu- können den Kündigungsschutz ße Pokerspiel vor den Arbeits- muss stets zu spüren bekom- mige Prüfung erfolgt, vom Mut- stärken. Je stärker dieser Schutz, gerichten ist in jedem Fall durch men, dass eine Kündigung sozia- terschutzgesetz über den Schutz desto stärker die Abfindung. Dies eine Kündigungsschutzklage le Existenzen gefährdet. Je besser Schwerbehinderter bis hin zum führt letztlich zu guten Karten auf erstmal eröffnet. die Karten des Arbeitnehmers Entgeltfortzahlungsgesetz und der Hand, um das Pokerspiel um sind, desto höher die Abfindung. viele weitere Bestimmungen die Höhe der Abfindung vor den Für unsere Mitglieder tue ich ge- Der Kündigungsschutz kann in- mehr. Um nicht das Berufs- deutschen Arbeitsgerichten zu nau das: so gut es geht den Ar- soweit gemessen werden. bildungsgesetz oder die Jugend- gewinnen. Adrian Jäckel Vom Kahlschlag verschont Neues hessisches Mediengesetz verschont Offene Kanäle und stärkt die Bürgerradios – LPR wird zur Medienanstalt Hessen Seit Anfang Dezember gilt in Hessen ein neu- ren. Für die ehrenamtlich betriebenen Radios es Gesetz zur Modernisierung medienrecht- in Darmstadt, Frankfurt, Wiesbaden, Rüs- licher Vorschriften. Das seit 34 Jahren im selsheim, Marburg, Kassel und Eschwege Kern unverändert gebliebene „Gesetz über stellt die Novelle die Partizipation des Nicht- den privaten Rundfunk in Hessen“ (HPRG) kommerziellen Lokalen Hörfunks (NKL) an ist vom hessischen Landtag durch das „Hes- der digitalen Entwicklung, insbesondere bei sische Gesetz über privaten Rundfunk und der technischen Verbreitung, sicher. neue Medien“ (HPMG) ersetzt worden. Die Förderung von Medienkompetenz wird Das Gesetz ist die Grundlage der Arbeit der im neuen Gesetz zu einer zentralen Aufgabe LPR Hessen, die jetzt nicht mehr „Hessische der Medienanstalt – durchaus eine Wert- Landesanstalt für privaten Rundfunk und schätzung des Gesetzgebers der bisherigen neue Medien“, sondern kurz und bündig Arbeit der in Kassel angesiedelten Anstalt. Medienanstalt Hessen heißt. Die Gesetzes- Damit wird neben den klassischen Regulie- novelle war angesichts der Medienentwick- rungsaufgaben erstmals auch ein verbind- lung und fortschreitender Digitalisierung licher Rahmen für die Präventionsarbeit der überfällig, sorgt für erforderliche Anpassun- Medienanstalt und deren Finanzierung fest- gen an den aktuellen Medienstaatsvertrag gelegt. Medienkompetenz gilt als Schlüs- Jörg Steinbach ist Vorsitzender der Versamm der Länder und gleicht die hessische Rechts- selqualifikation für Teilhabe und Chancen- lung der LPR Hessen, die neuerdings schlicht lage an die veränderte Situation der Medien gleichheit in der digitalen Gesellschaft. Medienanstalt Hessen heißt. Foto: ala in Hessen an. Seit vielen Jahren leistet die Medienanstalt In den vier Offenen Kanälen, die in Offen- in Kindertagesstätten und Schulen erfolgrei- anstalt Hessen jährlich mehr als 400.000 bach, Gießen, Fulda und Kassel als Bürger- che Arbeit zur Förderung der Medienkompe- Euro. Das Geld aus der Rundfunkabgabe fernsehen von der Medienanstalt Hessen tenz von Kindern und Jugendlichen. Auch für dient ausschließlich der Entwicklung und betrieben werden, soll es Änderungen ge- Eltern, Lehrer und Erzieher gibt es entspre- Förderung der digitalen technischen Infra- ben. Zu einem befürchteten Kahlschlag bei chende Angebote. Künftig soll nicht allein struktur zur Verbreitung von privaten Hör- den Offenen Kanälen wird es aber nicht dem Nachwuchs, sondern auch den älteren funkprogrammen in Hessen und damit als kommen. Der Gesetzgeber hat auf Kritik aus „Silver Surfern“ gezeigt und erklärt werden, Instrument zur Sicherung von Medienviel- den vier Städten und auf Vorschläge aus der wie man sich gut und vor allem sicher in der falt. Wie diese Förderaufgabe ab dem Jahr Medienanstalt reagiert und den ursprüngli- digitalen Welt bewegt. 2026 weiter gewährleistet werden kann, lässt chen Gesetzentwurf verändert. Jetzt hat die das neue Gesetz aktuell noch offen. Medienanstalt die Option, Medienbildungs- Rundfunkabgabe zentren einzurichten und deren Betrieb im droht zu entfallen Für die privat-kommerziellen Rundfunk- Zusammenspiel mit zwei Offenen Kanälen – Veranstalter bietet die Lockerung der Wer- auch im Interesse lokaler Vielfalt – weiterhin Sorgen bereitet der Medienanstalt der bisher beregeln im neuen Gesetz neue Finanzie- zu finanzieren. An einer Lösung für die wei- geplante Wegfall der Rundfunkabgabe, die rungsmöglichkeiten. Die bisher bestehende teren zwei Offenen Kanäle wird gearbeitet. kommerzielle Hörfunkveranstalter für ihre Pflicht zur landesweiten Ausstrahlung von UKW-Verbreitung in Hessen zu entrichten Werbung für die Veranstalter in Hessen sieht Die sieben Bürgerradios in Hessen werden haben. Diese Abgabe soll Ende des Jahres das neue Gesetz nun nicht mehr vor. durch das neue Gesetz eine Stärkung erfah- 2025 auslaufen, dann fehlen der Medien- Jörg Steinbach Seite 13 4/2022
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Vielfältig wichtig: Die Seminare des DJV Hessen für unsere Mitglieder Die Bilanz der Seminare des DJV Hessen 2022 und die Aussicht auf das Angebot im ersten Halbjahr 2023 Reden, zuhören, lernen – all dies geht Miteinander direkt zu reden ist schließ- Journalismus ist ein Markt, doch wie prä- auch sehr gut online. 2022 haben wir das lich doch das Beste. sentiere ich mich und welche Honorare mit dem Seminarangebot des DJV Hes- kann ich fordern? sen wieder bewiesen. Alle 14 Seminare Um mittelfristig reagieren zu können, fanden virtuell statt. Es ging u.a. um steht vorerst die Seminarplanung für die Contentmarketing wurde und wird als Zu- Podcast-Formatentwicklung, Kalender Monate bis zur Sommerpause (Januar bis kunft im Print- und Onlinemarkt geprie- als Chance für Journalisten*innen und Juli) fest. sen. Für viele Journalisten*innen ist es darum, was man gegen Hatespeech tun bereits die Gegenwart. Aber wie erstelle kann. Alle Seminare wurden sehr gut ge- Der Themenmix wird beibehalten bzw. ich ein Produkt? Wie verhandele ich über nutzt, wobei es bei einigen Beschränkun- ausgebaut um möglichst allen Fragen/ Verträge und Vergütung? gen in der Teilnehmerzahl geben muss- Ansprüchen unserer Mitglieder gerecht te. Für diese Seminare gibt es eine neue zu werden. Als Gesamtpaket bringen die Seminare Chance – versprochen. uns alle weiter. Die Kurz-Übersicht über die Seminare: Eine persönliche Bitte habe ich: Nutzt die Der Markt verändert sich. Resonanzbögen! Gebt uns, gerne auch Podcast sind ja (meistens) sehr schön mündlich und persönlich Eure Einschät- und machen (auch meistens) viel Spaß, Wir verändern uns auch, aber unser jour- zung zu den Seminaren und bringt Eure aber wie verdiene ich als Journalist*in da- nalistischer Anspruch bleibt erhalten. Seminarwünsche ein. Nur so können wir mit Geld? gemeinsam noch besser werden. 2023 starten wir wieder durch und hoffen über das gesamte Jahr auch einige Semi- nare in Präsenz durchführen zu können. Rolf Skrypzak Seminarkoordinator DJV Hessen Anmeldungen/Informationen DJV Landesverband Hessen e.V. Rheinbahnstraße 3, 65185 Wiesbaden, www.djv-hessen.de E-Mail: info@djvhessen.de; Tel. (0611) 3419124; Fax (0611) 3419130 Alle Termine gelten unter Vorbehalt. Bitte informieren Sie sich über die Homepage des DJV Hessen. Danke. Seite 14 4/2022
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