FRAUEN BEWEGEN - stadtrundbrief der Münchner grünen - Grüne München

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FRAUEN BEWEGEN - stadtrundbrief der Münchner grünen - Grüne München
greta
stadtrundbrief der Münchner grünen                   April 2016

WIE FEMINISTISCH
SIND DIE GRÜNEN?
DA IST NOCH LUFT
NACH OBEN

HASS UND SEXISTISCHE
GEWALTPHANTASIEN
IM INTERNET
WIE WIR MIT ANGRIFFEN
UMGEHEN KÖNNEN

                                  FRAUEN
                                 BEWEGEN
                                 FEMINISMUS UND EMANZIPATION

   FEMINISMUS UND EMANZIPATION                                 1
FRAUEN BEWEGEN - stadtrundbrief der Münchner grünen - Grüne München
INHALT
APRIL 2016

                                                                                   Foto: Andreas Gregor
FRAUEN
                                                                                                          Frauen bewegen? Wen denn, was
                                                                                                          denn? Die Welt, natürlich.
                                                                                                          Aber auch: Wozu wollen wir Frauen

BEWEGEN
                                                                                                          denn bewegen? Dazu, die Welt zu
                                                                                                          bewegen – und ihr Leben selbst in die
                                                                                                          Hand zu nehmen.
FEMINISMUS UND EMANZIPATION
                                                                                  3 Editorial

                                                                                  4 Mein Münchenbild

10   Feminismus heute – wer               16   Equal Care – eine sozial-          6 Grüne Jugend
     braucht das, was soll das                 politische Aufgabe
     und wo soll es hinführen?                 Perspektiven der feministischen    7 Hier schreibt
     Sarah Wetzel und Lydia Dietrich im        Wohlfahrtsstaatsforschung            der Vorstand
     Gespräch über Geschlechterrollen          Von Sabrina Schmitt
     und Frauenrechte
     Von Gudrun Lux
                                                                                 20 Bericht aus dem Stadtrat

                                                                                 22 Aus den Ortsverbänden
12   Von Terroristinnen                   17   Weg mit dem Dreck?
     und Terroristen                           Sexistische Gewaltphantasien
                                                                                 24 5 Fragen an …
     Denken drückt sich in Sprache aus         werden im Netz alltäglich.
                                                                                                          Barbara Epple und Romanus Scholz
     Von Thomas Rose                           Wie sollen wir damit umgehen?
                                               Von Margarete Bause
                                                                                 25 Pro & Contra
                                                                                                          Brauchen wir eine strikte
14   Wie feministisch sind                18   Nachgefragt                                                Frauenquote bei den Grünen?
     die Grünen?                               Doris Wagner
     Wir sind weiter als andere Par-           15 Jahre Frauen in der            26 Personalia
     teien, es ist aber immer noch Luft        Bundeswehr:
     nach oben!                                Gleichstellung erreicht?
     Von Katharina Schulze
                                                                                 28 Meldungen
                                               Udo Philipp
                                               Frauen und Rente:                 30 Berichte Landesausschuss
15   5 Gründe, warum                           Im Alter Almosen?                    & Stadtversammlungen
     Feminismus das Leben
     schöner macht                             Peter Heilrath
                                               Gleichberechtigung im
                                                                                 32 Sonderseite Atomausstieg
     (Bei Nummer 3 sind wir fast
     vom Stuhl gekippt!)                       Filmgeschäft: Warum führen
     Von Hanna Sammüller-Gradl                 Frauen selten Regie?              33 Grüner Terminkalender

2                                                                                                                               GRETA 04.2016
FRAUEN BEWEGEN - stadtrundbrief der Münchner grünen - Grüne München
EDITORIAL

                              Emanzipiert
                              in rosa

                              A
                                        usgerechnet am Weltfrauentag hat meine Tochter darauf bestanden, ein rosa
                                        Kleid anzuziehen. Es war schon ziemliches Theater, sie davon zu überzeugen,
                                        dass unbedingt noch ein Hemdchen drunter muss. Dann brachte mein Mann
                                        das Kind im Wunsch-Outfit zur Krippe: Rosa Kleidchen, rosa Gummistiefel-
                              chen, weißes Mützchen mit Blümchen dran. Ich musste lachen: Voll emanzipiert mein
                              Kind! Es entscheidet selbst, was es anziehen will.
                                  Das Thema Feminismus und Emanzipation, das wir in diesem Heft in Angriff
                              genommen haben, hat uns manches Kopfzerbrechen bereitet. Was hat es eigentlich
                              mit dem Feminismus auf sich? Das Frauenwahlrecht haben wir hier längst erkämpft,
                              der Emma-Feminismus einer Alice Schwarzer ist Frauen meiner Generation meist
                              zumindest fremd. Irgendwo zwischen Alphamädchen, #aufschrei, #pinkstinks und
                              #ausnahmslos versuchen viele, die Herausforderungen anzugehen, denen Frauen – und
                              Männer – sich seit vielen Jahren in immer neuen Varianten stellen. Gemeinsam mit
                              Lydia Dietrich, Leiterin der Gleichstellungskommission des Stadtrats, und Sarah Wetzel,
                              Sprecherin der LAG Queer und der BAG Lesbenpolitik, habe ich mich auf die Suche nach
                              Ideen, Gedanken und Ansätzen gemacht (Doppelinterview Seite 10 bis 12). Viele Auto-
                              rinnen und Autoren haben weitere, manchmal überraschende, Aspekte beleuchtet.
                                  Eine Sonderseite – ein thematischer Text außerhalb unseres Schwerpunkts – ist
                              mir wichtig. Ludwig Hartmann, unser Fraktionsvorsitzender im Landtag, setzt sich
                              gemeinsam mit vielen anderen vehement dafür ein, dass die beiden Reaktoren in
                              Gundremmingen schneller als geplant vom Netz genommen werden; darüber schreibt
                              er für uns (Seite 32). Am 11. März jährte sich der GAU von Fukushima zum fünften Mal.
                              Am 26. April werden es 30 Jahre ein, dass der GAU in Tschernobyl Europa und die Welt
                              erschütterte. Für nicht wenige, die sich bei uns Grünen engagieren, war dieser GAU das
                              „politische Erweckungserlebnis“. Die Gefahren der Atomkraft sind trotz der Kehrtwende
                              Angela Merkels nach Fukushima nicht gebannt. Wir Grüne bleiben dran.

                              Viele gute Ideen und viel Spaß mit GRETA wünscht Euch

                              Für die Redaktion
                              Andreas Gregor, Gudrun Lux, Thorsten Siefarth, Claude Unterleitner

                              P.S.: Ihr erreicht uns jetzt auch unter greta@gruene-muenchen.de

FEMINISMUS UND EMANZIPATION                                                                                        3
FRAUEN BEWEGEN - stadtrundbrief der Münchner grünen - Grüne München
MEIN MÜNCHENBILD

Renaturierung
Von Josef Ganslmeier

4                      GRETA 04.2016
FRAUEN BEWEGEN - stadtrundbrief der Münchner grünen - Grüne München
München gehört zu den am stärksten versiegelten
                                                                                             mit
                              Städten Deutschlands. Diese Versiegelung wird
                              mit dem gegenwärtigen Bauboom noch zunehmen.
                                                                                         machen!
                              Obwohl man es in unserer Stadt kaum erwartet, so              Was ist Dein
                                                                                       Münchenbild? Schick es
                              finden sich doch vereinzelt Flächen, die von der Natur   uns mit kurzer Beschrei-
                              zurückerobert werden. Eine dieser Flächen ist das            bung an greta@
                              ehemalige Bahnbetriebswerk München Ost an der             gruene-muenchen.de
                              Baumkirchner Straße.                                              Danke!

FEMINISMUS UND EMANZIPATION                                                                                       5
FRAUEN BEWEGEN - stadtrundbrief der Münchner grünen - Grüne München
GRÜNE JUGEND MÜNCHEN

Frauen, engagiert euch!
Von Anne Steuernagel

A
         m 8. März war Frauentag und alle Welt von der Deut-       kümmern sich Frauen ehrenamtlich oder unbezahlt um Ange-
         schen Bahn bis Facebook hat der Hälfte ihrer Nutzer*in-   hörige, Notleidende oder Flüchtlinge, nur nicht um ihre eigene
         nen dazu gratuliert, dass sie dem schlechter bezahlten,   Interessenvertretung? Haben gesellschaftliche Stereotypen so
         mit weniger Macht betrauten und (weltweit) rechtlich      eine große Macht über unser Verhalten, dass sich die Mehrheit
meist benachteiligten Geschlecht angehören. Gleichzeitig wird      der Frauen mit dem status quo zufrieden gibt?
der Kampf für Frauenrechte beansprucht von rechtpopulisti-             Über die Antworten auf diese Fragen kann ich nur mutma-
schen und rechtsradikalen Kreisen, die politisch für rückwärts-    ßen, ich könnte überlegen, ob sich Frauen heutzutage nicht mehr
gewandte Frauenbilder stehen, um den eigenen Rassismus zu          benachteiligt fühlen oder ob sie zufrieden sind mit den Rollen,
rechtfertigen. Wenn man heute noch etwas von der Frauenquote       die sie innehaben. Schließlich könnte ich es auch auf die allge-
hört, dann nur, dass Unternehmen sie verfehlt haben oder dass      meine „Politikverdrossenheit“ und ein Gefühl der Machtlosigkeit
ein weiteres Unternehmen eine Selbstverpflichtung zu einer         schieben.
Frauenquote umgeht, indem es von Anfang an festlegt, einen             Aber wie die Antworten auf diese Fragen auch lauten mögen,
Frauenanteil von 0% erreichen zu wollen. Außerdem werden           wir, die GRÜNE JUGEND München, werden uns mit diesem
Frauen von der Gesellschaft noch immer regelmäßig ungerecht        Ist-Zustand nicht einfach zufriedengeben! Vielmehr bieten wir
behandelt – sie werden mit anderen Maßstäben beurteilt als         jungen Frauen und Mädchen eine Plattform, um für ihre Über-
Männer, geht es nun um ihre Sexualität oder ihre Träume und        zeugungen und für eine gleichberechtigte Stellung in der Gesell-
Ziele.                                                             schaft zu kämpfen. Unser Ziel ist es, mehr Frauen zu motivieren
     Angesichts solcher Zustände stehe ich ratlos da: Warum        sich an der politischen Arbeit und der gesellschaftlichen Debatte
springen Frauen nicht in kollektiver Entrüstung auf und fordern    zu beteiligen. Nur so können wir Veränderungen bewirken und zu
die Rechte ein, die ihnen zustehen? Warum sinkt die Wahlbe-        den „Heldinnen unserer eigenen Geschichte“ werden.
teiligung auch bei Frauen von Wahltag zu Wahltag und warum

6                                                                                                                    GRETA 04.2016
FRAUEN BEWEGEN - stadtrundbrief der Münchner grünen - Grüne München
HIER SCHREIBT DER VORSTAND

Fokus: Verkehr und Integration
Von Heidi Schiller und Beppo Brem

Liebe Freundinnen
und Freunde!
Gehen wir zurück auf Anfang: Im Januar gingen wir auf Vor-
standsklausur. Unser Ziel: Themenschwerpunkte für 2016
erarbeiten und daraus eine Planung fürs erste Halbjahr erstellen
für unsere politische Arbeit in München. Gesagt – getan.
                                                                      Ein Südbahnhof
    Das Ergebnis: 1) Wir konzentrieren uns bis zur Sommerpause
auf Veranstaltungen und Aktionen zu Verkehr und Integration. 2)
                                                                      für München? Wir
Grüne Kernthemen Umwelt und Energie begleiten uns natürlich
immer. 3) Wir wollen Impulse setzen und sichtbar sein im Stadt-       diskutieren Chancen
                                                                      und Anforderungen
bild, gerade zwischen den Wahlen.
    So organisierten wir im Februar die Diskussion „Keine Flucht
ohne Grund“, die gut besucht war und zu der uns dankbare
Zustimmung aus dem Publikum erreichte. Im März folgte die
Mahnwache zu Fukushima. Die Staatsregierung meint ja immer
noch, Erneuerbare Energien ausbremsen zu müssen, während              Fünf-Prozent-Hürde genommen haben. Ein kleines Mosaikstein-
das Fracking-Gespenst ungestraft herumgeistern darf. Beide            chen für den Erfolg in Sachsen-Anhalt waren auch die Spenden
Veranstaltungen waren in der Innenstadt plakatiert, und diese         des Kreisverbands München und einzelner Münchner Grüner –
Präsenz per Plakat wollen wir bis zu den Sommerferien zeigen.         danke allen, die unserer Bitte um Unterstützung gefolgt sind!
    In den nächsten Wochen und Monaten folgen unter anderem               Unklar bleibt, wie sich nun Regierungen bilden können, denn
die Veranstaltung „Ein Südbahnhof für München!“ zum Regional-         durch erschreckend starke Nationalpopulisten in allen drei Län-
bahnhof Poccistraße im Rahmen der Aktionswoche „Vorstadt-             dern wird keine Regierungskoalition einfach weitermachen kön-
frühling“ des OV Zentral, die Verkehrskonferenz der Region 14         nen. Schon die Ergebnisse der Kommunalwahl in Hessen zuvor
und unser Auftritt beim Corso Leopold (wir haben uns etwas Be-        haben Euch sicher so erschüttert wie uns. Der – verständlichen
sonderes überlegt, also merkt Euch den 11./12. Juni vor). Ihr seht,   – Schockstarre müssen wir mit aller Kraft politische Sachlichkeit
nicht alles stemmen wir ganz alleine. Das wäre weder machbar          entgegensetzen, auch und gerade in den sozialen Medien. Wir
noch nötig oder gar klug. Wenn Ihr in Eurem OV etwas plant, das       sind überzeugt, dass sich die Rechtspopulisten in den realen
„aufs Plakat gehört“, dann sprecht uns an. Wenn es passt, finden      Mühen der Parlamente schnell selbst entlarven.
wir gerne einen Platz in der Öffentlichkeit für Eure Aktionen.            Wir wünschen Euch einen Grünen Frühling! Bestimmt sehen
    Wie wunderbar Verkehrspolitik laufen kann, hat uns im             wir uns beim Kleinen Parteitag, auf der nächsten Stadtversamm-
März die Entscheidung in Erlangen gezeigt: Dort haben sich            lung Ende April oder bei einer TeaTime. Werft einfach einen Blick
60 Prozent der Wähler*innen für die Stadtumlandbahn, eine             auf die Terminliste und zwei oder drei, immer wieder, auf unsere
Tram, entschieden. Unterstützt unter anderem von prominenten          Internetseite.
CSU-Vertretern, wie dem Innenminister und Erlanger Abgeord-
neten Joachim Herrmann. Auch Augsburg, ebenfalls CSU-re-              Euer Stadtvorstand
giert, findet Trams richtig klasse und baut aus, was die Schiene      Heidi, Beppo, Wolfgang, Katrin, Gudrun und Alexander
hält. Warum die Münchner CSU ihre Tramphobie pflegt – wir
wüssten es auch gern. Sei’s drum: Wir arbeiten hier mit einigen
Umweltinitiativen und Verkehrsverbänden an einer gemeinsa-
men Aktion. Denn gemeinsam geht‘s bekanntlich besser.
    Mehr als fünfzig Grüne sind zu unserem Münchner Wahl-                                                           Der Vorstand
Watching am 13. März ins Jennifer Parks am Holzplatz gekom-                                                         der Münchner Grünen
men. Wir freuen uns über das bärenstarke grüne Ergebnis in
Baden-Württemberg und darüber, dass unserer Freundinnen
und Freunde in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt jeweils die
                                                                                                  Wolfgang Leitner, Gudrun Lux, Alexander
                                                                                                  König, Katrin Habenschaden, Heidi Schil-
                                                                                                  ler, Hermann „Beppo“ Brem (v.l.)
FEMINISMUS UND EMANZIPATION                                                                                                             7
FRAUEN BEWEGEN - stadtrundbrief der Münchner grünen - Grüne München
SCHWERPUNKT

                   F
                  BE
8             GRETA 04.2016
FRAUEN BEWEGEN - stadtrundbrief der Münchner grünen - Grüne München
47 Prozent der Grünen im
                                        neuen baden-württem-
                                        bergischen Landtag sind
                                        Frauen. Auf Platz 2 in der
                                        gleichmäßigen Verteilung
                                        der Geschlechter landet die
                                        CDU mit lediglich 17 Pro-
                                        zent Frauen. Interessant
                                        ist, dass die grüne Frau-
                                        enförderung sich offen-
                                        bar auch dann noch zeigt,
                                        wenn es wie im dortigen
                                        Wahlsystem gar keine
                                        Quotierungsmöglichkeit
                                        gibt. Haben wir Grüne es
                                        also geschafft?
                        SCHWERPUNKT
                       FEMINISMUS UND
                                        F
                                                eminismus und Emanzipation
                                                – wie weit sind wir Grüne, was
                        EMANZIPATION            fehlt noch, welche Baustellen

 RAUEN
                                                gibt es in der Gesellschaft und:
                                        Ist unsere Idee von Feminismus eigent-
                                        lich für alle gültig? Wir haben ein paar
                                        Aspekte rund um die Frauenbewegung
                                        rausgegriffen und versucht zu beleuch-
                                        ten. Erschreckend ist zum Beispiel
                                        Margarete Bauses Bericht darüber, wie

EWEGEN
                                        sie als Politikerin geschlechtsspezifischen
                                        Angriffen ausgesetzt ist. Thomas Rose
                                        und Katharina Schulze schreiben in ihren
                                        Texten durchaus selbstkritisch über den
                                        Stand bei uns Grünen – Tom setzt sich
                                        dabei mit geschlechtergerechter Sprache
                                        auseinander und Katha fragt: Wie femi-
                                        nistisch sind wir Grüne eigentlich? Von
                                        geschlechtsspezifischer Care-Arbeit über
                                        Renten bis zu Frauen in der Regie oder
                                        in der Bundeswehr – in diesem Schwer-
                                        punkt steckt eine Vielfalt von Themen
                                        rund um Feminismus und Emanzipati-
                                        on. Erschöpfend ist er wie immer nicht.
                                        Was die Frauenbewegung erreicht, was
                                        noch erreicht werden muss und wie wir
                                        die Dinge anpacken, ist und bleibt in der
                                        Diskussion – und im Fluss.

 SCHWERPUNKT
 FEMINISMUS UND EMANZIPATION                                                      9
 FEMINISMUS UND EMANZIPATION
FRAUEN BEWEGEN - stadtrundbrief der Münchner grünen - Grüne München
FEMINISMUS HEUTE –
                                 WER BRAUCHT DAS,
                                WAS SOLL DAS UND WO
                                SOLL ES HINFÜHREN?
                                Sarah Wetzel und
                                Lydia Dietrich im
                                  Gespräch über
                                Geschlechterrollen
                                und Frauenrechte
                                      Von Gudrun Lux

                                                                                                                                         Fotos: Andreas Gregor
Lydia, was bedeutet es für Dich, Feministin zu sein?                können. Das wird inzwischen ganz anders akzeptiert als vor 30
Lydia: Feministin zu sein bedeutet für mich, eine frauenpoliti-     Jahren, als ich angefangen habe, politisch aktiv zu sein. Aber
sche Sichtweise einzunehmen, die darauf abzielt, eine absolute      natürlich ist da noch eine Menge Luft nach oben.
Gleichstellung zu erreichen – in jedem Punkt, in jedem Bereich,     Welche Punkte sind es denn für Dich, Sarah, die jetzt konkret
ohne Wenn und Aber.                                                 angegangen werden müssen?
Auch Du bist Feministin, Sarah ...                                  Sarah: Die Gleichstellung auf monetärer Ebene zum Beispiel –
Sarah: Ja, definitiv. Ich bin aus Überzeugung Queer-Feministin,     der Equal Pay Day fand auch dieses Jahr wieder im März statt.
das heißt: Es geht mir nicht nur um die Gleichstellung der Frau –   Frauen werden nach wie vor für gleichwertige Arbeit schlech-
die auch relevant ist –, sondern es geht auch darum, Sexualität     ter bezahlt. Ein Thema, das für mich wichtig ist, sind sexuelle
und Identität mitzudenken.                                          Übergriffe. Die Verschärfung des Paragraphen 177 muss akut
Lydia, was hat denn die Frauenbewegung schon erreicht?              angegangen werden.
Lydia: Sehr viel. Es kommt darauf an, wie weit man zurückgeht,      Wer ist denn in aller Regel Opfer sexueller Übergriffe?
angefangen beim Frauenwahlrecht. In Sachen Gleichstellungs-         Sarah: Opfer sind immer noch vor allem vermeintliche Minder-
politik hat sich auch in den vergangenen dreißig Jahren viel        heiten. Frauen, natürlich, die immer noch als das „schwache
getan, ich nenne als Stichpunkte Frauen in Führungspositionen,      Geschlecht“ gelten. Die Übergriffe auf sie sind sexuell, aber auch
generell im beruflichen Leben, die Vereinbarkeit von Beruf und      verbal. Es geht aber natürlich weiter, insbesondere in Berlin hat
Familie. Insgesamt ist eine Aufmerksamkeit geschaffen worden        sich eine große Dynamik der Aggression gegen schwule Männer
dafür, dass Frauen ein eigenständiges Leben führen wollen und       entwickelt. Auch Migrant*innen sind häufig betroffen.

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Lydia: Frauen sind keine „Minderheiten“! Ich mag diesen Begriff
auch im Zusammenhang mit Lesben, Schwulen und transidenten
Menschen nicht. Denn wenn man von „Minderheiten“ spricht,
ist man schnell dabei, den Eindruck zu erwecken, dass für diese
                                                                         „Es gibt für mich keine
Gruppen Sonderrechte gefordert werden. Wir brauchen da mehr
Selbstverständlichkeit von Rechten für alle. Übrigens sind in
                                                                         ‚typisch weibliche‘
meiner Erfahrung Frauen auch gerade dann Opfer geworden,
wenn sie sehr selbstbewusst auftreten und Rechte für sich in             Eigenschaft“
Anspruch nehmen. Das können Männer oft schwer akzeptieren.
So werden auch Lesben oft Opfer, weil die für Männer gewohn-
te „Anbagger-Schiene“ nicht funktioniert – sie reagieren dann
gerne aggressiv. Auch Frauen in Führungspositionen werden oft          scheinlich so, dass Frauen in der Tendenz sensibler oder kreativer
in einer Weise angegriffen, die Männer so nicht erleben.               sind. Aber ich bin definitiv nicht kreativ und ich bin manchmal
Sarah: Natürlich geht es nicht um eine zahlenmäßig Minderheit,         sensibel und manchmal nicht. Ich bin definitiv der Meinung, dass
sondern um die Stigmatisierung eines Geschlechts.                      mehr Frauen in Führungspositionen müssen, weil einfach 50
„Minderheit“ also als Abgrenzung zur Dominanzgesellschaft?             Prozent der Menschen Frauen sind. Ich bin allerdings nicht der
Sarah: Genau. Und genau das gilt es zu berichtigen. Für mich           Meinung, dass wir das brauchen, weil Frauen dort neue Wege
gehört die Dekonstruktion von Geschlecht zu meinem feministi-          beschreiten können. Diese Differenzierung zwischen den Ge-
schen Ansatz dazu und davon sind wir noch sehr weit entfernt.
Lydia, würdest Du denn sagen, Frauen sind die besseren Men-
schen?
Lydia: Die Frage kann ich schwer beantworten. Ich weiß nichts
damit anzufangen ...
Ich frage mal anders: Es gibt viele, die sagen, wir bräuchten
mehr Frauen in Entscheidungspositionen, weil Frauen voraus-
schauender, teamfähiger, kreativer sind ...
Lydia: Das ist definitiv so. Frauen sind in der Regel reflektierter.
Sie überprüfen oft mehr, bevor sie entscheiden. Das wir ihnen
auch oft vorgeworfen. Männer entscheiden schneller. Frauen
sprechen sich ab, kommunizieren, lassen andere Meinungen in
ihr Denken mit einfließen. Diese stärkere Kommunikation und
Reflexion führt sicherlich dazu, dass sie, wenn sie in Führungspo-
sitionen sind, eher konsensorientiert sind. Das ist wichtig, macht
ihnen aber auch Probleme. Ich halte es aber für den besseren
Weg, es so zu machen.
                                                                       schlechtern lehne ich aus voller Überzeugung ab, weil ich glaube,
                                                                       das ist ein Konstrukt.
                                                                       Lydia: Es ist eine Vision zu sagen: Wir brauchen die Auflösung
                                                                       der sozialen Geschlechter. Aber wir haben nunmal einen Status
                                                                       Quo, der begründet sich auf Sozialisation. Wir haben de facto
                                                                       viele Lücken, wenn es um das Thema Gleichberechtigung und
                                                                       Gleichstellung geht. Ich muss anerkennen, dass das so ist, um
                                                                       einen Schritt nach dem anderen machen zu können.
                                                                       Sarah: Da sind wir uns einig. Der Status Quo ist, dass es die Kon-
                                                                       struktion von Geschlechtern, die Zuschreibungen und Tatsachen
                                                                       wie die Unterrepräsentation von Frauen in bestimmten Ämtern
                                                                       oder den Gender Pay Gap gibt. Mein Ansatz ist allerdings, die
                                                                       Differenzierung nicht zu manifestieren, sondern auf die Auflö-
                                                                       sung der sozialen Geschlechterrollen hinzuwirken.
                                                                       Würdet Ihr also sagen, Männer und Frauen unterscheidet per se
                                                                       erstmal nichts?
                                                                       Sarah: Ich schon. Das sind alles Menschen.
Sarah: Frauen sind Menschen und Menschen sind alles mögli-             Lydia: Ich tu mich schwer damit aufgrund dessen, was ich für
che, aber es gibt für mich nichts, was eine „typisch weibliche“        Erfahrungen haben. Rein in der Theorie hat Sarah vollkommen
Eigenschaft ist. Das sind für mich Zuschreibungen, die durchaus        recht. Aber aus der Praxis heraus tue ich mich schwer, da ein
der Sozialisation entsprechend wichtig sind. Derzeit ist es wahr-      klares „Ja“ zu sagen.

SCHWERPUNKT
FEMINISMUS UND EMANZIPATION                                                                                                           11
FEMINISMUS UND EMANZIPATION
Was bedeutet denn dann das Mutter-Sein?
Sarah: Was ich auch nicht von der Hand weisen kann ist, dass
es in der Regel Frauen sind, die Kinder bekommen. Es gibt ja
auch Transidentitäten. Mutterschaft ist aber tatsächlich eines
der Themen, weshalb die Debatte um die Dekonstruktruktion
der Geschlechter schwierig ist. Spannend ist aber doch nicht
die Frage, wer das Kind bekommt, sondern wie damit weiter
umgegangen wird. Unlängst gab es die Debatte darüber, dass
Frauen bereuen, ein Kind bekommen zu haben – Regretting mo-
                                                                   Sarah: Frauenrechte sind Menschenrechte und Menschenrechte
therhood. Die Debatte hat neue Wege aufgezeigt und die Frauen
                                                                   gelten universal. Es gibt durchaus einen „weißen Feminismus“,
weggebracht von dieser gesellschaftlichen Zuschreibung, dass
                                                                   ich kann mich da nicht ausschließen. Ich werde als Frau und
eine Mutter immer alles dafür tut, dass das Kind glücklich ist.
                                                                   Lesbe doppelt diskriminiert, aber nicht dreifach als Frau, Lesbe
Wir sind da von Gleichstellung noch unglaublich weit entfernt.
                                                                   und Nicht-Weiße. Ich beschäftige mich zur Zeit intensiv mit
Tatsächlich gleichberechtigte Beziehungen, in denen sich Mann
                                                                   weltweit unterschiedlichen feministischen Strömungen, etwa
                                                                   dem „Womanismus“ schwarzer Frauen, der sich teilweise als
                                                                   Gegenbewegung zum als westlich empfundenen Feminismus
„Den westlichen                                                    versteht. Ich glaube aber grundsätzlich, dass wir Feministinnen
                                                                   uns nicht gegeneinander ausspielen lassen sollten. Den westli-

Feminismus können                                                  chen Feminismus können wir nicht über alles stellen, auch nicht
                                                                   in der Diskussion um Geflüchtete.

wir nicht über alles
                                                                   Lydia: Ich nehme immer wieder teil an Weltkonferenzen zu Frau-
                                                                   enrechten. Selten habe ich so viele Bürgermeisterinnen erlebt
                                                                   wie auf diesen Weltkonferenzen. Und die kommen aus afrika-

stellen“                                                           nischen Ländern, aus Indonesien, Indien – nicht aus Deutsch-
                                                                   land. Sie haben zum Teil andere Themen, beispielsweise ist die
                                                                   Gesundheitsvorsorge, insbesondere rund um Geburten, sehr
                                                                   wichtig und da erreichen diese Frauen sehr viel. Da ist eine Ent-
                                                                   wicklung in Gange, die vielleicht dazu führt, dass wir irgendwann
und Frau gleichviel und gleichintensiv um ein Kind kümmern,
                                                                   merken, dass wir einiges nachzuholen haben.
sind echt selten. Nach wie vor ist es in der Regel so, dass der
Mann arbeiten geht und die Frau zu Hause bleibt.
Lydia: Aus den Unterschieden kann man eben nicht ableiten,
dass eine Frau, die dieses oder jenes nicht tut, eine „schlechte
Mutter“ sei. Umgekehrt gibt es bei Männern andere Zuschrei-
bungen. So wird angenommen, dass Fürsorge für Kinder nicht im
                                                                               Lydia Dietrich
gleichen Maße vorhanden sei, wie bei Müttern. Männer, die ei-
nen anderen Weg gehen und Verantwortung für Kinder überneh-                    Jahrgang 1960, ist seit 2002 grüne Stadträtin und
men, sind häufig mit Vorurteilen, Abwertungen und Nachteilen                   seit 2006 Vorsitzende der Stadtratskommission
im Arbeitsleben und im sozialen Umfeld konfrontiert. Da muss                   zur Gleichstellung von Frauen. Sie hat als Kran-
sich noch ganz viel tun. Die Stadt hat allerdings mit dem Ausbau               kenschwester und Mitarbeiterin bei Landtags-
von Betreuungsangeboten schon viel getan, damit Frauen und                     abgeordneten gearbeitet. Im Stadtrat vertritt sie
Männer Berufs- und Familienleben verbinden können.                             uns im Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft, im
Lydia, Du hast Dich dafür stark gemacht, dass weibliche Ge-                    Gesundheitsausschuss und im Verwaltungs- und
flüchtete in München separat untergebracht werden. Warum?                      Personalausschuss.
Lydia: Wir wissen, dass geflüchtete Frauen häufig sexuelle
Gewalt erlebt haben. In den Unterkünften sind besonders Frauen
nicht geschützt, manche gehen nachts nicht zur Toilette aus
realer oder gefühlter Gefahr vor Übergriffen. Deshalb brauchen                 Sarah Wetzel
sie einen Schutzraum und eine entsprechende Betreuung. Die
Regierung von Oberbayern wollte das nicht, denn sie meinte,                    Jahrgang 1986, ist seit 2013 Sprecherin der Lan-
die Frauen müssten in den männerdominierten Unterkünften                       desarbeitsgemeinschaft (LAG) Queer der bayeri-
befriedend wirken. Im Januar wurde in der Rosenheimer Straße                   schen Grünen und seit 2016 Sprecherin der grünen
aber dann doch eine Unterkunft nur für Frauen eröffnet, darüber                Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Lesbenpolitik.
bin ich sehr froh.                                                             Sie studierte Medientechnik, Politik und Soziolo-
Mit den Geflüchteten kommen diverse Kulturen hier her. Ist                     gie und engagiert sich insbesondere im Bereich
Feminismus eigentlich ein westlich-europäisches Konzept oder                   Queerpolitik, und Feminismus und konkret zu den
lässt es sich auf andere Kulturen übertragen?                                  Schwerpunkten Gesellschaft und Bildung.

12                                                                                                                   GRETA 04.2016
Von Terroristinnen
und Terroristen
SPRACHE SCHAFFT DENKEN UND SPRACHE IST VERRÄTERISCH,
DENN UMGEKEHRT GILT: DENKEN DRÜCKT SICH IN SPRACHE AUS
Von Thomas Rose

                                                                              Rache ist selten eine
A
           n einer Ampel steht ein Auto. Die   findet Google etwa 4,4
           Frau sitzt am Steuer, ihr Mann
           daneben. Als die Ampel auf grün
                                               Millionen Treffer und neun
                                               Mal so viele (39,4 Mio.) für
                                                                              gute Ratgeberin
           schaltet, sagt der Mann: „Es        den einzelnen Begriff „Bür-
ist grün“. So beginnen Ehedramen. Was          ger“. Bei Arbeitnehmerinnen
meint er damit? Soll die Frau losfahren,       und Arbeitnehmern ist das                    nachlässigt und Terroristinnen unter den
soll sie „endlich“ losfahren? Was erlaubt      Verhältnis 1:35. Sucht man nach „Ter-        Teppich kehrt, drückt damit auch aus: Für
er sich eigentlich?                            roristinnen und Terroristen“ steigt das      mich sind Frauen die besseren Men-
     Der Psychologe und Kommunikati-           Verhältnis auf 1:50 an und „Straftäter“      schen. Sie sitzen seltener im Gefängnis
onswissenschaftler Friedemann Schulz           findet man 300-mal häufiger als „Straftä-    und führen weniger Kriege. So klingt die
von Thun hat solche und ähnliche Situa-        terinnen und Straftäter“. Auch in grünen     Rache der Frau gegenüber dem Mann: Ihr
tionen analysiert und daraus eine Theorie      Texten, etwa in der letzten GRETA, ist das   seid die Populisten, wir die Guten. Rache
entwickelt, die als Kommunikationsquad-        Verhältnis nicht ausgeglichen. Da wird       ist aber selten eine gute Ratgeberin. Wer
rat bekannt ist. Demnach kann alles, was       im selben Text der Genderstar verwendet      sie ausübt, macht sich selbst unnötig
gesagt wird, auf vier Arten verstanden         (Politiker*innen), nur um kurz später von    klein. Sie mag verständlich sein, schade
werden: In jeder Aussage steckt eine           „den Terroristen“ zu sprechen. In einem      ist sie trotzdem. Vielleicht geht diese
Information, die für sich genommen ohne        anderen Text werden „Rechtsterroristen“      Interpretation auch zu weit, denn vieles
Wertung ist. Dass die Ampel gerade auf         genannt, als ob es Beate Zschäpe nie         ist einfach eingeübte Kommunikation, die
grün gesprungen ist, mag interessant sein      gegeben hätte. Und bei Rechtspopulisten      nicht mehr hinterfragt wird. Wie sonst
für jemanden, der sich gerade nach den         (Google-Verhältnis 1:2.600) übersieht        kämen Peinlichkeiten wie „Liebe Mitglie-
Kindern auf der Rücksitzbank umgedreht         selbst die GRETA geflissentlich Frauke       derinnen und Mitglieder“ zustande, bei
hat. Daneben verbindet jede Aussage            Petry und Erika Steinbach.                   denen der Sender oder die Senderin nicht
auch einen Appell und fordert zu etwas             Warum nutzen selbst reflektierte Grü-    für eine Sekunde nachgedacht haben
auf: Fahr bitte los! Mit jeder Aussage         ne keine geschlechtergerechte Sprache        kann? Genau dieses Nachdenken ist beim
vermittelt man zusätzlich etwas über           im negativen Zusammenhang? Zwar sind         „miteinander reden“ aber so wichtig.
sich selbst: Der Beifahrer hat es eilig und    unter den Kriminellen deutlich weniger            Die Frau an der Ampel hat sich üb-
möchte weiter – das ist die Selbstoffen-       Frauen als Männer, aber das ist in vielen    rigens dazu entschieden, ausschließlich
barungsebene. Zu allem kommt noch die          Bereichen so. Es gibt weniger Manage-        auf dem Informationsohr zu hören und
Beziehungsebene. Man stelle sich vor,          rinnen als Manager und dennoch nutzen        antwortet: „Dankeschön. Ich fahre los.“
dass statt des Ehemanns der 17-jährige         Grüne gerne die doppelte Nennung. Sie        Das Schöne an der Kommunikation ist,
Sohn daneben säße. Würde er denselben          verbinden damit den Appell: Denkt die        dass man sich frei entscheiden kann, wie
Satz genauso sagen? Zumindest würde            Frauen mit und nehmt wahr, dass es auch      man eine Botschaft aufnimmt. Manchmal
seine Mutter vermutlich anders reagieren.      Frauen in der genannten Gruppe gibt!         wenigstens.
     Die Schwierigkeit im Alltag besteht       Durch das explizite Nennen der weibli-
darin, dass jede Botschaft immer Anteile       chen Form soll die männliche Dominanz
von allen vier Ebenen besitzt – mal mehr       aufgebrochen und Raum für Weiblichkeit
und mal weniger. Und dass das, was von         geschaffen werden. Aber meist nur im
einer Senderin zum Beispiel als Selbstof-      positiven Umfeld.                                           Thomas Rose
fenbarung gemeint ist, auf der Appellebe-          Das Kommunikationsquadrat zeigt                         Diplom-Pädagoge
ne verstanden wird.                            auf, dass wir bei allem, was wir sagen,                     2011 bis 2015 Mitglied des
     Sucht man im Internet nach dem            ein Stück von uns selbst offenbaren. Wer                    Stadtvorstandes
Begriffspaar „Bürgerinnen und Bürger“,         Rechtspopulistinnen sprachlich ver-

SCHWERPUNKT
FEMINISMUS UND EMANZIPATION                                                                                                             13
FEMINISMUS UND EMANZIPATION
Wie feministisch
sind die Grünen?
WIR SIND WEITER ALS ANDERE PARTEIEN,
ES IST ABER IMMER NOCH LUFT NACH OBEN!
Von Katharina Schulze

E
         in wesentliches Ziel (der Grünen)   nes Frauenmentoring durchgeführt und
         ist die Verwirklichung der Rechte   in Tandems gearbeitet, viel diskutiert und
         und Interessen von Frauen.“ So      frauenpolitische Aktionen entwickelt.
         steht es in unserem Frauenstatut.        Als Stadtvorsitzende war mir das The-
Der Anspruch stimmt. Man kann es auch        ma sehr wichtig. Der März war immer der
                                                                                            Thema Gleichstellung und Frauenförde-
so formulieren: Wir sind weiter als andere   „still
5 Gründe, warum Feminismus
das Leben schöner macht
(BEI NUMMER 3 SIND WIR FAST VOM STUHL GEKIPPT!)
Von Hanna Sammüller-Gradl

                                             benkutterkapitänin doch nichts für mich     ein Recht auf meinen Körper. Und ein
                                             ist, bin ich trotzdem glücklicher als mit   feucht-fröhliches Tinder-Date macht
                                             einer aufgezwungenen Rolle als Hausfrau.    mich nicht zum Freiwild.
                                             Und umgekehrt.

1.       Meine Speckröllchen
         gehören mir!
Dank Feminismus gehört mein Körper mir
und nicht der öffentlichen Debatte. Wenn
ich Lust auf tonnenweise Chips, Scho-
kolade und Eis habe, spüle ich diese mit     3.       Better be Binge-
                                                      watching!
                                                                                         5.       Zusammen sind wir
                                                                                                  weniger allein
                                                                                         Feminismus verbindet. Zusammen mit
Freude noch mit einem kühlen Bierchen
                                             Dank Feminismus und der Forderung           anderen kämpfe ich für meine Rechte,
runter. Ich bin mehr als mein Körper. Go
                                             nach authentischeren Heldinnen zieht        diskutiere über unsere gesellschaftlichen
fuck yourself, Bikinifigur!
                                             die Filmindustrie nach und beglückt uns     Bedingungen und lache über so manch
                                             mit Serien wie „Orange is the new black“,   krudes Rollenbild. Wir tauschen uns on-
                                             „Homeland“ oder „Two broke girls“. Danke    line, auf Demos, in Mentoring-Program-
                                             Feminismus, dass du unsere verregneten      men und an der Kloschlange aus. Wir
                                             Wochenenden gerettet hast!                  unterstützen uns gegenseitig. Und dabei
                                                                                         stellen wir fest: Wir sind mit unseren
                                                                                         Zielen, Träumen und auch Ängsten nicht
                                                                                         allein. In unserer durchoptimierten Welt
                                                                                         sollen Frauen klaglos Kinder, Körper und
                                                                                         Karriere im Griff haben. Wie erhellend ist
                                                                                         da das Gespräch mit der vermeintlichen

2.       Mein Jodeldiplom
         und ich
Egal wie dumm meine Entscheidungen
                                                                                         Superwoman, die uns von ihrem ge-
                                                                                         scheiterten Start-up erzählt. Niemand ist
                                                                                         perfekt – und das ist auch gut so.

                                             4.
sind – es bleiben meine. Amerikanische
Studien haben ergeben: Die Konse-
                                                      My body, my rules,
quenzen einer Entscheidung sind für                   my pleasure
Menschen weit einfacher zu akzeptieren,      Oben, unten, rechts, links, hinten, vorne
wenn die Entscheidung selbst getroffen       oder auch gar nicht. Was mit meinem                        Hanna
wurde. Ich entscheide, wie ich mir das       Körper passiert oder auch nicht entschei-                  Sammüller-Gradl
Geld für meinen Lebensstil organisiere.      de ich. Und zwar bei jeder Gelegenheit                     „Emanzepanze“, Juristin und
                                                                                                        grünes Basismitglied,
Wenn mir nach dreimonatiger Seekrank-        neu. Weder ein Eheversprechen noch                         ehem. Stadtvorsitzende
heit einleuchtet, dass der Beruf als Krab-   eine ausgegebene Taxifahrt begründen                       OV Haidhausen

SCHWERPUNKT
FEMINISMUS UND EMANZIPATION                                                                                                      15
FEMINISMUS UND EMANZIPATION
Equal Care –
eine sozialpolitische Aufgabe
PERSPEKTIVEN DER FEMINISTISCHEN
WOHLFAHRTSSTAATSFORSCHUNG
Von Sabrina Schmitt

D
          er 29. Februar 2016 wurde von        tigte ihre wöchentliche Arbeitszeit für
          einigen Initiativen zum Equal        maximal zwei Jahre auf bis zu 15 Stunden
          Care Day ausgerufen. Der Tag soll    reduzieren, wenn sie einen pflegebe-
          verdeutlichen, dass Care-Arbeit,     dürftigen Angehörigen in häuslicher
also Sorge-Tätigkeiten wie beispielsweise      Umgebung pflegen. Auf den ersten Blick
Kinderbetreuung und die Pflege alter und       erscheint das Gesetz den gut 70 Prozent
kranker Menschen, gesamtgesellschaft-          pflegenden Frauen* eine Perspektive auf
lich betrachtet immer noch implizit oder       einen beruflichen Wiedereinstieg und
explizit Frauen* zugewiesen wird. Die          damit bessere Chancen auf Arbeitsmarkt-
Gründe hierfür sind, wie die feministische     partizipation in Lewis Sinne zu ermögli-
Wohlfahrtsstaatsforschung gezeigt hat,         chen. Aus der feministischen Wohlfahrts-

                                                                                                                                        Foto: Birgit Erbe
auch in vergeschlechtlichten Sozialpoliti-     staatforschung wissen wir jedoch, dass
ken zu finden.                                 die Nutzung solcher Maßnahmen oft
    Schon Anfang der neunziger Jah-            nach einer Geschlechterbias und nach
re wies Jane Lewis in ihrem Artikel            dem sozialem Status erfolgt. In Bezug auf
„Gender and Welfare Regimes: Further           das Familienpflegezeitgesetz würde das
                                                                                                Die ausgeführten Überlegungen zu
Thoughts“ darauf hin, dass sozialpoliti-       bedeuten, dass die geschaffenen Anreize
                                                                                           Effekten des Familienpflegezeitgesetzes
sche Maßnahmen in Europa nach dem              entweder überwiegend von Vollzeit-er-
                                                                                           auf Geschlechtergerechtigkeit können
männlichen Ernährermodell konzipiert           werbstätigen pflegenden Männern
                                                                                           problemlos auf andere sozialpolitische
sind und Care-Arbeit in die Familie (und       genutzt werden oder nur von denjenigen
                                                                                           Gesetzgebungen, wie beispielsweise das
damit an Frauen*) delegiert wird. Diese        Angehörigen, die während und nach der
                                                                                           Betreuungsgeld, übertragen werden. So
familialistische Politik führt nach Lewis zu   Pflegephase problemlos zu einem nied-
                                                                                           wird mit Blick auf Lewis Analyse deutlich,
Strukturen der Geschlechterungleichheit,       rigeren Gehalt arbeiten können. So wird
                                                                                           dass dem deutschen Wohlfahrtsstaats-
die Frauen in der Arbeitsmarktpartizipa-       das Gesetz zwar unter Umständen die
                                                                                           modell und seinen Sozialpolitiken trotz
tion und damit in ihren sozialen Rechten       Arbeitsmarktpartizipation von einzelnen
                                                                                           zahlreicher Reformen nach wie vor eine
beschneidet. Sie kommt letztlich zu dem        gut verdienenden pflegenden Frauen (und
                                                                                           vergeschlechtliche Arbeitsteilung zu
Schluss, dass geschlechtergerechte             Männern) verbessern, für den Großteil der
                                                                                           Grunde liegt. Um das zu ändern, muss
Sozialpolitik „de-familialisierend“ wirken     pflegenden Frauen wird es jedoch keine
                                                                                           Care-Arbeit als gesamtgesellschaftliche
muss. Sie muss also so strukturiert sein,      Entlastung von Care-Arbeit in häuslichen
                                                                                           Aufgabe und nicht nur als sozialstaatlich
dass Frauen* von familialer Care-Arbeit        Pflegearrangements zur Folge haben. Die
                                                                                           subventionierter Liebesdienst in der Fami-
und die Familie als Ort der Daseinsvorsor-     familialisierende Wirkung des Gesetzes
                                                                                           lie gesehen werden. Und dazu sind leider
ge entlastet werden.                           wird auch auf wohlfahrtsstaatlicher
                                                                                           noch viele Aktionen und Equal Care Days
    Wie steht es heute, mehr als zwan-         Ebene deutlich. Denn das Familienpfle-
                                                                                           notwendig.
zig Jahre nach Lewis’ Analyse, mit der         gezeitgesetz hat zum Ziel, die (wesent-
geschlechtergerechten Sozialpolitik in         lich kostengünstigere) häusliche Pflege
Deutschland? Betrachten wir doch exem-         gegenüber der institutionellen Pflege zu
plarisch das 2015 in Kraft getretene Fami-     stärken. Damit delegiert es Care an die
lienpflegezeitgesetz. Mit dem Anspruch,        private, häusliche Sphäre und verstärkt                    Sabrina Schmitt
die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf         eine vergeschlechtlichte Arbeitstei-                       Frauenakademie München
zu verbessern, schafft das Gesetz einen        lung im Wohlfahrtsstaat, die Care als                      wissensch. Mitarbeiterin
Rechtsanspruch auf Familienpflegezeit.         Aufgabe der Familie und nicht der öffent-                  ForGenderCare
                                                                                                          OV Haidhausen
Auf dessen Grundlage können Beschäf-           lichen Daseinsvorsorge versteht.

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Weg mit dem Dreck?
  SEXISTISCHE GEWALTPHANTASIEN WERDEN IM NETZ ALLTÄGLICH.
  WIE SOLLEN WIR DAMIT UMGEHEN?
  Von Margarete Bause

  S
         oll man darüber reden oder es        und dem politisch entgegenzutreten. Das        den krassesten Fällen Anzeige erstattet.
         einfach ignorieren? Soll man sich    ist gut so! Denn Hatespeech ist nicht nur          Aber was macht das mit Frauen, was
         über den Hass öffentlich empö-       ein individueller Angriff auf eine einzelne    macht das mit mir? Der erste Impuls ist:
         ren oder ihn abgebrüht an sich       Person, sondern ein Anschlag auf unsere        Ekel. Der zweite: Weg mit dem Dreck,
  abtropfen lassen? Das sind Fragen, die      Grundwerte und unsere Demokratie.              sofort löschen, ignorieren, keine Zeit
  sich im Moment viele stellen. Soll man      Claudia Roth ist gegen die übelsten Ver-       und Energie darauf verschwenden. Aber
  der Hatespeech im Netz durch öffentliche    hetzungen vor Gericht gegangen, Katrin         das Gift ist in der Welt und lässt sich
  Skandalisierung eine noch größere Auf-      Göring-Eckardt hat in einem vielbeach-         nicht so einfach ungeschehen machen.
                                              teten Video einiges von dem Müll, der sie      Deshalb ist meine Strategie mittlerweile:
                                              täglich erreicht, vorgelesen und deutlich      Ich akzeptiere den Ekel und schaue mir

Ich akzeptiere                                gemacht, dass sie sich davon nicht ein-
                                              schüchtern lässt.
                                                   Gerade bei Frauen – und darauf
                                                                                             den Ekelerreger genau an. Gezielt gehe
                                                                                             ich auf die Seite des Verfassers, sehe mir
                                                                                             sein Profil an, informiere mich über seine
den Ekel und                                  kommt es mir hier an – kommt noch eine
                                              weitere, besonders widerwärtige Dimen-
                                                                                             Person, seine Posts, seine Bildsprache.
                                                                                             Aus dem anonymen virtuellen Angreifer

schaue mir den                                sion dazu: hier toben sich die Giftspritzer
                                              mit ihren sexuellen Gewaltphantasien
                                                                                             wird so ein realer Mann. Gegen diesen
                                                                                             Mann kann frau vorgehen: ihn outen, ihn

Ekelerreger
                                              aus. Jede von uns, die in der Öffentlichkeit   blockieren, ihn anzeigen. Und dabei fällt
                                              steht, kann zuhauf Beispiele nennen. Ei-       auf: Meist tauchen dieselben Namen und
                                              nige Einblicke von meiner Facebookseite:       Gesichter auf, es sind gar nicht so viele

genau an                                      „Hoffentlich erfährt die Dame auch mal
                                              eine schöne Massenvergewaltigung von
                                                                                             und sie sind nicht anonym.
                                                                                                 Mein Fazit: Wir Frauen sollten über
                                              diesem Pack. Das Problem ist nur, diese        sexistische Hass-Attacken offen und
  merksamkeit und Bühne geben? Tut man        Gutmenschen sind so hässlich, da geht          selbstbewusst sprechen, wir sollten sie
  den Hetzern damit vielleicht noch einen     keiner bei …“ schreibt ein Marc Warne-         nicht ignorieren oder verschweigen. Am
  Gefallen? Oder gibt man die übelsten Dro-   cke. Ein Herbert Wiese postet ein Video,       besten ist es mit wachem Auge zu agieren
  hungen und Beleidigungen an die Polizei     in dem eine halbnackte Frau von einem          – dann kann man auch besser kämpfen!
  weiter, löscht sie und schweigt ansonsten   Mann ausgepeitscht wird. Und das: „Die
  über den ekelhaften Dreck, der sich auf     sollte auf ein Drehkreuz und geöffnet
  der eigenen Facebookseite ergießt?          werden. So eine friegide kuh.“ (Recht-
      Mittlerweile entscheiden sich immer     schreibfehler im Original). Rene Balzer,
  mehr Leute dafür, offensiv mit den          der Verfasser dieser infamen Gewaltphan-                      Margarete Bause
  Attacken umzugehen und machen die Ge-       tasie, posiert auf seinem Profilbild mit                      Fraktionsvorsitzende Landtag
  waltphantasien und Morddrohungen im         einer Maschinenpistole. Klar – das wird                       Mitglied der Richter-
  Netz publik, um so über das Ausmaß der      alles sofort gelöscht, vorher als Beweis                      Wahl-Kommission
                                                                                                            OV Schwabing
  Enthemmung und Verrohung aufzuklären        gesichert, der Verfasser blockiert und in

  SCHWERPUNKT
  FEMINISMUS UND EMANZIPATION                                                                                                        17
  FEMINISMUS UND EMANZIPATION
NACHGEFRAGT

Doris Wagner, MdB,                            Udo Philipp,                                   Peter Heilrath,
Verteidigungsausschuss:                       Rentenkommission des                           Filmproduzent:
15 Jahre Frauen in der                        Bundesvorstandes:                              Gleichberechtigung im
Bundeswehr:                                   Frauen und Rente:                              Filmgeschäft: Warum füh-
Gleichstellung erreicht?                      Im Alter Almosen?                              ren Frauen selten Regie?

D                                             F                                              R
         urch den Schlamm robben und                  ast zwei Drittel aller heute berufs-             egisseurinnen haben es tatsäch-
         Panzer fahren? Das ist doch                  tätigen Frauen werden eine Rente                 lich bisher schwerer als Regisseu-
         nichts für Frauen! So will es das            unter 700 Euro beziehen. Armut                   re, sich am Markt durchzusetzen.
         traditionelle Rollenbild. Und tat-           im Alter ist vorprogrammiert.                    Es ist nicht so einfach zu sagen,
sächlich: Auch 15 Jahre nach der Öffnung      Kein Industrieland hat ein so niedriges        wieso das so ist, aber wenn man sich die
der Bundeswehr für Frauen liegt der           Rentenniveau wie wir. Im Durchschnitt          Zahlen ansieht, kann man eine systema-
Anteil der Soldatinnen am militärischen       der OECD ist die Rente um 73% höher als        tische Benachteiligung nicht leugnen.
Personal nur bei knapp elf Prozent – ohne     bei uns. Nur wer 45 Jahre lang mehr als        Die ist sicher nicht programmatisch, aber
den Sanitätsdienst wären es sogar nur         1.800 Euro brutto verdient, kann im Alter      mindestens unbewusst. Während an
sieben. Die Zahl der Frauen, die derzeit      der Sozialhilfe entkommen.                     den Filmhochschulen in Deutschland 42
den Rang einer Generalin bekleiden, lässt          Frauen sind doppelt betroffen: Sie        Prozent der Regieabsolvent*innen Frauen
sich an genau zwei Fingern abzählen.          verdienen viel weniger und können meist        sind, gingen in den letzten zehn Jahren
    Der Hauptgrund für diese mäßige           nicht 45 Jahre lang arbeiten. Kein Prob-       nur 15 Prozent der Fernsehregieaufträge
Bilanz besteht in der noch immer sehr         lem, sagt die Bundesregierung. Die meis-       an Regisseurinnen. Bei der ARD hat man
männlich geprägten Kultur der Bundes-         ten Frauen sind schließlich verheiratet.       das Problem schon erkannt, das ZDF, bei
wehr: Die Leistung von Frauen wird oft        Außerdem gibt es die Grundsicherung im         dem einige Sendeplätze eine regelrecht
nicht anerkannt. Beurteilungen, Beförde-      Alter. Ein vornehmes Wort für Sozialhilfe.     frauenfreie Zone sind, tut sich da beson-
rungen, ja selbst die Bekleidung orientie-    Frauen sollen trotz beträchtlicher Lebens-     ders schwer. Viele Frauen können noch im
ren sich – zumindest inoffiziell – häufig     leistungen (Job, Kinder, Alterspflege) von     beschützten Umfeld des Debütfilms ihre
an der Beschaffenheit des männlichen          Almosen leben? Ein Schande!                    ersten Projekte realisieren. Wenn dann
Körpers. Teilzeitarbeit bedeutet meist             Die Rente muss Frauen ermöglichen,        aber die Budgets steigen, werden ihnen
das Aus für die Karriere. Sexismus im         im Alter auf eigenen Füßen zu stehen. Wir      Chancen oft verwehrt. Ich bin normaler-
täglichen Umgang bleibt ein Problem.          müssen daher das Rentenniveau für Ge-          weise sehr vorsichtig mit Quoten, aber
Konkrete Zielvereinbarungen für Frauen        ringverdiener*innen gezielt anheben, so        als Impuls, um verharzte Strukturen zu
in Führungspositionen, ein Mentor*in-         dass jede Frau, die den größten Teil ihres     durchbrechen, können sie auf jeden Fall
nenprogramm und familienfreundlichere         Lebens gearbeitet, Kinder erzogen oder         helfen – und das sollte hier der Fall sein.
Arbeitsbedingungen sollen dies nun än-        andere Menschen gepflegt hat, im Alter         Insbesondere glaube ich auch an den not-
dern und mehr Frauen für die Streitkräfte     eine ausreichende Rente bekommt. Ohne          wendigen Effekt auf die Erzählkultur: Der
begeistern. Aus der Frauenforschung           Bedürftigkeitsprüfung und ohne Konfis-         Blick auf Geschichten sollte die sozialen
wissen wir aber: Geschlechtergerecht          zierung privater Ersparnisse. Für Verheira-    Strukturen eines Landes wiederspiegeln
wird ein Unternehmen oder eine Organi-        tete sollten die Rentenansprüche addiert       können. Deswegen unterstütze ich die
sation erst, wenn der Anteil der Frauen an    und jeweils zur Hälfte an die Ehepartner       Initiative „Pro Quote Regie“ in der sich
der Belegschaft mindestens 30 Prozent         ausgezahlt werden, damit Frauen im Alter       Filmemacherinnen zusammengeschlos-
erreicht. Bis dahin ist es noch ein weiter    nicht ihren Ehemann um ein Taschengeld         sen haben.
Weg.                                          bitten müssen.

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Veranstaltungen
Februar 2016

Zwischen Orient                          Der frühere israelische Premierminister Ehud Barak         Mit:
                                         bezeichnete den Staat Israel einst als „Villa im           Prof. Dr. Johannes Becke
und Okzident                             Dschungel“ – aber seit der Gründung des Staates            Ben-Gurion-Lehrstuhl für Israel- und Nahoststudien
Wohin geht die                           durch aschkenasische Juden hat sich Israel in vieler-      Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg
israelische Gesellschaft?                lei Hinsicht an seine Nachbarstaaten angepasst: Das
                                         orientalische Judentum gewinnt kulturell wie politisch
                                         an Einfluss, Religion und Staat scheinen zunehmend
— Montag, 04.04.16, 19.00 Uhr            verflochten. Der Vortrag diskutiert die unterschiedli-
— München Herzog-Wilhelm-Str. 24         chen Einflüsse auf die israelische Gesellschaft sowie
— 8,- Euro/ erm. 7,- Euro                ihre Auswirkungen auf die mögliche Erneuerung
                                         eines regionalen Friedensprozesses.

Die EU im                                Palästina erhält so hohe Summen an Hilfsgeldern wie        Mit:
                                         kaum eine andere Region der Welt. Ihr Zweck: Hilfe         Rudolf Rogg
Nahostkonflikt                           beim Aufbau eines unabhängigen Staates. Doch ein           ehem. Leiter der Gesellschaft für internationale
Was kann internationale Zusammenar-      Staat Palästina ist ferner denn je, und die Situation in   Zusammenarbeit in Ramallah, seit Oktober 2015
beit nach dem Scheitern der bisherigen   den besetzten Gebieten spitzt sich katastrophal zu.        in der Eschborner GIZ-Zentrale
Friedensbemühungen (noch) bewirken?      Die EU und ihre Mitgliedsländer engagieren sich mit
                                         hohen finanziellen Beiträgen. Was ist der Effekt?
                                         Rudolf Rogg war sieben Jahre lang Leiter der Ge-
— Mittwoch, 06.04.16, 19.00 Uhr          sellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in
— München, Herzog-Wilhelm-Str. 24       Ramallah und hat die Prozesse vor Ort mitverfolgt.
— 8,- Euro/ erm. 7,- Euro                Welche Einschätzung hat er heute? Welche Pro-
                                         grammansätze werden angesichts der erodierenden
                                         Gesamtsituation verfolgt?

Der Kampf um Strom                       Die Energiewende will nicht so richtig in Gang             Mit:
                                         kommen, denn Atomausstieg allein reicht nicht. Seit        Prof. Dr. Claudia Kemfert
Die wirtschaftlichen Chancen einer       Angela Merkel mit der »Energiewende« den Turbo             Energieökonomin, Leiterin der Abteilung Energie,
klugen Energiewende                      ein- und die Atomkraftwerke ausschaltete, herrscht         Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für
                                         in puncto Energieversorgung Chaos. Das Erneuer-            Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, Autorin von
                                         bare-Energien-Gesetz soll erst abgeschafft werden,         Kampf um Strom. Mythen Macht und Monopole
— Donnerstag, 07.04.16, 19.00 Uhr        dann wieder nicht, Offshore-Windparks werden
— München, Herzog-Wilhelm-Str. 24       mit viel Wind gestartet, dann gestoppt. Stromnetze         Moderation:
— 8,- Euro/ erm. 7,- Euro                werden geplant, aber nicht gebaut. Lobbyisten unter-       Jutta Höcht-Stöhr
                                         schiedlichster Herkunft beherrschen die Diskussion.        Leiterin der Evangelischen Stadtakademie
                                         Doch die Zeit drängt. Wie könnte die Energiewende          München und
                                         in Deutschland wieder Fahrt aufnehmen?                     Dr. Manuel Schneider
                                                                                                    oekom e.V. und Münchner Forum Nachhaltigkeit

Klimaflucht                              Stärker als die derzeitigen regionalen Kriege und          Mit:
                                         Konflikte wird in Zukunft der Klimawandel ganze            Dr. Hermann E. Ott
                                         Länder und Regionen unbewohnbar machen.                    Senior Adviser globale Nachhaltigkeits- und
                                         Die meisten Schätzungen gehen davon aus, dass in           Wohlfahrtsstrategien, Wuppertal Institut für Klima,
— Donnerstag, 28.04.16, 19.00 Uhr        den nächsten Jahrzehnten 250 bis 300 Millionen             Umwelt, Energie
— München, Orange-Bar,                  Klimaflüchtlinge aus ihrer Heimat vertrieben werden.
   Zirkus-Krone-Str.10, 6. Stock         Welche Szenarien gibt es heute? Hat der Klimagip-
— Eintritt frei                          fel in Paris Entscheidendes daran geändert? Oder
                                         braucht es neue Verfahren und neue diplomatische
                                         Initiativen, um die Pioniere einer effektiven Klimapoli-
                                         tik zusammen zu bringen?

Petra Kelly Stiftung, Reichenbachstraße 3a, 80469 München, Tel: 089/ 24 2 67 30                     info@petra-kelly-stiftung.de, www.petrakellystiftung.de
BERICHT AUS DEM STADTRAT
Von Markus Viellvoye

Neue Mobilität: Schluss
mit Privilegien für Autos
Eine Synthese der Planungen von Wohn-
raum und Mobilität war der Inhalt eines
Pressegesprächs, zu dem Paul Bickelba-
cher und Herbert Danner Anfang Februar
eingeladen hatten. Neben großräumigen
Mobilitätskonzepten, die den Autoverkehr
nicht mehr in der gewohnten Weise privi-
legieren, präsentierten die grünen Stadt-
räte vor allem eine Neubewertung des
Stellplatzbedarfs und eine mutige Reform
der Stellplatzsatzung, wodurch Flächen
und Gelder frei werden können – beides
äußerst knappe und wertvolle Güter für
die Schaffung bezahlbaren Wohnraums in
München.
    „Alle Investitionen für eine Stadt der   einen höherem Anteil autoreduzierten          werden (etwa für die vertraglich geregelte
kurzen Wege und einen guten Umwelt-          beziehungsweise autofreien Wohnens zu         Nutzung von ÖPNV-Zeitkarten oder den
verbund sind gute Investitionen in den       generieren.                                   Kauf von Lastenrädern oder E-Bikes) –
Klimaschutz und die Lebensqualität –             Der zweite Schwerpunkt der Anträge        anstatt wie bisher in einen anonymen
denn die besten Klimaschutzmaßnahmen         lag auf der Reduzierung von Stellplätzen      Topf zu wandern, der irgendwo in der
bleiben Stückwerk, wenn die Bewohner         und damit einhergehender Flächen- bzw.        Region ausgegeben wird.
lange Wege mit dem Auto zurücklegen          Kostenersparnis. Paul Bickelbacher: „Die          Außerdem sollen in großen städti-
müssen,“ beschreibt Herbert Danner die       Münchner Stellplatzsatzung ist nicht          schen Siedlungsgebieten die erforder-
Zielrichtung eines achtteiligen Antrags-     mehr zeitgemäß. Sie treibt die Baukosten      lichen Stellplätze zukünftig in Gemein-
pakets, das bei diesem Anlass vorgestellt    in die Höhe und produziert Stellplätze, die   schafts-Tiefgaragen errichtet werden
wurde.                                       niemand braucht. Das wird insbesondere        – womöglich betrieben von der Park&Ri-
    Um in neu geplanten Baugebieten die      beim Bau von gefördertem Wohnen deut-         de-GmbH.
Voraussetzungen für eine zukunftsfähige      lich, dessen Bewohner sich keineswegs
Mobilität zu schaffen, setzen die Grünen     alle ein Auto leisten wollen oder können.
auf umfassende Mobilitätskonzepte. Bis-      Nicht umsonst klagen auch die städti-
her wird in den Bebauungsplänen meist        schen Wohnungsbaugesellschaften über
                                                                                           Ereignisse von Köln, Kon-
der unbefriedigende Status Quo im Viertel    den Zwang, grundsätzlich für jede Woh-        sequenzen in München
im Wesentlichen fortgeschrieben. „Sind       nung einen Stellplatz bauen zu müssen.
die nächsten Knoten noch leistungsfä-        Bis zu 50 Prozent Leerstand findet man in     Durch die Berichterstattung zu den
hig?“ und „braucht es einen zusätzlichen     den Tiefgaragen der GWG und Gewofag.          sexuellen Übergriffen in der Silvester-
Bus?“ – das sind meist die wesentlichen      Dieses nutzlos investierte Geld fehlt bei     nacht in Köln und in anderen deutschen
Fragen, die beantwortet werden. Nötig        Sanierung und Neubau von Wohnungen.           Städten hat das Thema „Gleichstellung“
wäre es aber, Ziele zu einem möglichen           Wir Grüne haben daher beantragt,          in der öffentlichen Debatte plötzlich eine
umweltverträglichen Modal-Split zu           die Stellplatzsatzung so zu überarbeiten,     ungeahnte Konjunktur erlangt – beför-
formulieren, die Maßnahmen an neuen          dass Stellplätze entweder gar nicht oder      dert vor allem von Protagonisten, die
Mobilitätszielen zu orientieren und auch     in deutlich reduzierter Anzahl gebaut wer-    bisher nicht gerade als Vorkämpfer für
die umliegenden Quartiere mit einzube-       den müssen, wenn Mobilitätskonzepte           die Rechte der Frauen aufgefallen sind.
ziehen. Die Mobilitätskonzepte haben         vorliegen. Die erforderliche Stellplatzab-    Frauen wurden hemmungslos instru-
das Ziel, die Nahmobilität zu fördern, den   löse muss dabei zweckgebunden vor Ort         mentalisiert, um altbekannte Vorurteile
öffentlichen Nahverkehr zu verbessern,       für nachhaltige Mobilitätsoptionen der        gegen Menschen anderer Herkunft und
Mobilitätsstationen einzurichten und         Bewohnerinnen und Bewohner eingesetzt         anderer Hautfarbe zu bekräftigen. Dass

20                                                                                                                     GRETA 04.2016
die öffentliche Aufmerksamkeit sich auf      sowohl die Frauenhäuser als auch die          Diese Institution wurde auch nach dem
  „Sex-Gangster“ oder einen „Sex-Mob“          spezifischen Münchner Präventionsange-        Zweiten Weltkrieg in Form der sogenann-
  konzentriert, verschleiert und verharmlost   bote dem Bedarf entsprechend auszubau-        ten Landfahrerstelle weitergeführt, bis sie
  das Ausmaß der sexuellen Gewalt in un-       en und auszustatten. Dazu gehört auch         erst 1970 wegen Grundgesetzwidrigkeit
  serer Gesellschaft. Die weit überwiegende    eine umfassende Aufklärungsarbeit in          aufgelöst wurde.
  Zahl einschlägiger Verbrechen findet im      den Schulen, in den Integrationskursen
  häuslichen Kontext statt. Sexuelle Gewalt    und den Flüchtlingsunterkünften. Auch
  an Frauen ist alltäglich in Deutschland.     im Münchner Nachtleben und insbeson-          Interfraktioneller Antrag:
  Sicherlich: Es wäre ein Fehler, die Augen    dere auf der Wiesn besteht Handlungs-         Münchner Lesbenzentrum
  davor zu verschließen, dass Menschen         bedarf, Aufklärungs- und Schutzmaßnah-
  aus bestimmten soziokulturellen Prä-         men sind deutlich zu verstärken. Darüber
                                                                                             Vor rund zehn Jahren haben Lydia Dietrich
  gungen ihrer Herkunftsgesellschaften         hinaus braucht auch die Stadt München
                                                                                             und Thomas Niederbühl damit begonnen,
  sexistische Frauenbilder und patriarchale    ein Konzept, wie sexistische Werbung im
                                                                                             sich für ein öffentlich gefördertes Lesben-
  Verhaltensmuster mitbringen. Dennoch         öffentlichen Raum unterbunden werden
                                                                                             zentrum einzusetzen. Anfangs fanden sie
  ist Gewalt gegen Frauen als gesamtge-        kann – wenigstens den schlimmsten
                                                                                             kaum Gehör, doch Schritt für Schritt wur-
  sellschaftliches Phänomen zu begreifen       Entgleisungen, die nicht auch noch mit
                                                                                             den die Widerstände überwunden und
  – daraus sind die notwendigen Schlüsse       öffentlichen Aufträgen belohnt werden
                                                                                             nun gibt es einen fraktionsübergreifenden
  zu ziehen.                                   dürfen!
                                                                                             Konsens: In einem gemeinsamen Antrag
       Neben der nur auf Bundesebene
                                                                                             forderten CSU, SPD, Die Grünen – rosa
  zu verwirklichenden Reform des Straf-
                                                                                             liste, ÖDP/Linke und FTB die Einrich-
  rechts hat auch die Kommunalpolitik der
  sexuellen Gewalt gegen Frauen und den
                                               Ein Denkmal für Sinti und                     tung eines Lesbenzentrums, mit dessen
  ihr zugrunde liegenden Einstellungen ent-    Roma in München                               Konzeption das Sozialreferat beauftragt
                                                                                             werden soll.
                                                                                                  Lydia Dietrich: „In München fehlte bis-
                                               In München soll ein Denkmal zur Erinne-
                                                                                             her eine Begegnungsstätte für lesbische
                                               rung an Geschichte und Verfolgung der
Sinti und                                      Sinti und Roma in München entstehen.
                                               Fraktionsvorsitzender Florian Roth hat
                                                                                             Frauen, die nach wie vor massiv von Dis-
                                                                                             kriminierung und Ausgrenzungen betrof-
                                                                                             fen sind. Lesbisches Leben in München
Roma waren                                     dazu einen Wettbewerb für ein Kunst-
                                               werk im öffentlichen Raum beantragt.
                                                                                             ist kaum sichtbar, daher ist es wichtig,
                                                                                             dass lesbische Frauen einen Ort haben,

in München
                                               Auch einen passenden Ort gibt es schon:
                                                                                             an dem sie sich austauschen, beraten und
                                               Den Sinti-Roma-Platz im Stadtbezirk
                                                                                             gegenseitig unterstützen können.“
                                               Schwanthalerhöhe, wo der Bezirksaus-

jahrhundertelang
                                                                                                  Thomas Niederbühl: „Gerade das
                                               schuss sich bereits mehrmals einstimmig
                                                                                             Sub-Schwulenzentrum zeigt, wie eine
                                               für ein solches Denkmal ausgesprochen
                                                                                             zentrale Verknüpfung von psychosozi-

Opfer
                                               hat. Die Schwanthalerhöhe hat einen
                                                                                             alen Projekten, Selbsthilfe, Kultur und
                                               engen Bezug zu dieser Volksgruppe,
                                                                                             Kommunikation die schwule Szene stärkt
                                               denn viele alteingesessene Münchner
                                                                                             und die Stadt bereichert. In der lesbischen
                                               Sintifamilien waren auf dem ehemaligen
                                                                                             Community bestand da für mich immer
                                               Pferdemarkt am Lindengarten in der
                                                                                             eine Lücke, die jetzt endlich geschlos-
                                               Kazmairstraße oder in verschiedenen
                                                                                             sen wird. Damit setzt eine Mehrheit im
  gegenwirken. Ein von Lydia Dietrich und      Funktionen auf dem Oktoberfest tätig.
                                                                                             Stadtrat ein deutliches Zeichen, lesbische
  Dominik Krause erarbeitetes Antragspa-           Sinti und Roma waren in München
                                                                                             Bürgerinnen gleich zu behandeln.“
  ket benennt einige Handlungsfelder:          Opfer einer langen Verfolgungsgeschich-
      München hat zwar ein breites Ange-       te, die nicht erst mit der NS-Gewaltherr-
  bot an Präventions- und Hilfsmaßnah-         schaft begann – und auch nicht mit ihr
  men. Doch die Wartelisten für einen Platz    endete. In München wurde bereits 1899         IMPRESSUM
  im Frauenhaus zeigen, dass das Angebot       in der Polizeizentrale der reichsweit erste   Herausgegeben von der Stadtratsfraktion
  den tatsächlichen Bedarf nicht decken        ‚Nachrichtendienst für die Sicherheits-       Bündnis 90/Die Grünen – rosa liste
  kann. Daher ist es dringend an der Zeit,     polizei in Bezug auf Zigeuner‘ gegründet.     gruene-fraktion-muenchen.de

                                                                                                                                       21
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