Colin Allen - POLITIK BILDUNG KULTUR - Gehörlosenverband Hamburg

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Colin Allen - POLITIK BILDUNG KULTUR - Gehörlosenverband Hamburg
D  O V E N
      KLÖNSCHNACK
                                      POLITIK

                                                        Ausgabe I | 2017
                                     BILDUNG
                                      KULTUR

Colin                          HAMBURGER GEHÖRLOSENZEITUNG

Allen
DER WFD-PRÄSIDENT ZU BESUCH
                              INTERAKTIV
                              ÜBERSICHTLICH

IN DER UNIVERSITÄT HAMBURG
Colin Allen - POLITIK BILDUNG KULTUR - Gehörlosenverband Hamburg
INHALT
     MOIN MOIN
06   WFD-PRÄSIDENT COLIN ALLEN
     AN DER UNI HAMBURG

12   EU-PROJEKT „BEING DEAF
     IN AN INCLUSIVE EUROPE“
     IN POLEN

22   ARD TAGESTHEMEN: SCHLUSS-
     SATZ IN GEBÄRDENSPRACHE

24   SUPERSTAR KASSANDRA WEDEL
     IN HAMBURG!
                                       MOIN MOIN AUS HAMBURG
     POLITIK                           TAGESTHEMEN: SCHLUSSSATZ IN GEBÄRDENSPRACHE    22

28   BTHG-VERANSTALTUNG DER
     SPD HAMBURG                                                  TITELSTORY
                                                                  WFD-PRÄSIDENT
29   VERANSTALTUNG DER PARTEI                                     COLIN ALLEN AN
     DIE LINKE ZUM BTHG                                           DER UNI HAMBURG     06
30   FACHTAGUNG BARRIEREFREIER
     NOTRUF DES DEUTSCHEN
     GEHÖRLOSEN-BUNDES

     DIES UND DAS
34   RATHMANN: STELLUNGNAHME
     ZUM MHH-ARTIKEL

38   1% MEHR HÖRGESCHÄDIGTE

41   WARUM HEISST DIE ZEITUNG
     EIGENTLICH “DOVEN
     KLÖNSCHNACK?”
                                       POLITIK                    DIES UND DAS
     TECHNIK                           DGB-FACHTAGUNG             STELLUNGNAHME ZUM
                                       BARRIEREFREIER NOTRUF 30   MHH-ARTIKEL         34
49   DGS-FILME MITTELS
     QR-CODES ABRUFEN

      Gehörlosenverband Hamburg e.V.
      Bernadottestraße 126
      22605 Hamburg                    W W W. G LV H H . D E
Colin Allen - POLITIK BILDUNG KULTUR - Gehörlosenverband Hamburg
SENIOREN
                                                 SENIOREN-SEMINAR 2016        42
                                                 IN NÜRNBERG

                                                 BESUCH DES HAMBURGER         44
                                                 ALUMINIUMWERKES

                                                 TERMINE
                                                 VERANSTALTUNGEN DER          46
                                                 EV. GEHÖRLOSEN-SEELSORGE

SENIOREN                                         MUSEUMSDIENST HAMBURG        48
SENIORENSEMINAR 2016 IN NÜRNBERG            42

TECHNIK                                          SPORTSPIEGEL
DGS-FILME MITTELS
QR-CODES ABRUFEN    49                           VORWORT                      52

                                                 GERÄUSCHLOS RUDERN           54

                                                 ERFOLGREICHE                 56
                                                 TITELVERTEIDIGUNG

                                                 GEHÖRLOSEN-JUGEND-           58
                                                 FUSSBALL-MEISTERSCHAFT

                                                 DEUTSCHE GL MEISTER-         60
                                                 SCHAFTEN IM BLITZSCHACH

                                                 DEUTSCHE GL-EINZELMEISTER-   63
SPORTSPIEGEL                                     SCHAFT IM SCHNELLSCHACH

GERÄUSCHLOS               FUSSBALL-              MANNSCHAFTS-MEISTERSCHAFT    65
RUDERN               54   MEISTERSCHAFTEN   58   IM SCHACH

                                                       DOVEN KLÖNSCHNACK 3
Colin Allen - POLITIK BILDUNG KULTUR - Gehörlosenverband Hamburg
KLÖNSCHNACK
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Nächster Redaktionsschluss:
15. Februar 2017
Colin Allen - POLITIK BILDUNG KULTUR - Gehörlosenverband Hamburg
MOIN MOIN

KVORWORT
                                            uns die gesellschaftliche Teilhabe er-      geschaffen: Das Bundesteilhabegesetz.
                                            leichtern werden. Nach jetzigem Stand       Ein Schelm, der Böses denkt, wenn er
                                            ist sogar zu erwarten, dass keine signi-    hier an den Satz des römischen Dich-
                                            fikante Verbesserung für unsere Grup-       ters Horaz erinnert: „Der Berg kreißte
                                            pe eintreten wird. Wie kann das sein?       und gebar eine Maus“.
                                            Wie viel ehrenamtliche Zeit wurde von
                                            vielen Vertretern der unterschiedlichen     Besonders aus Sicht von Hamburg sind
                                            Behindertengruppierungen          einge-    die Ergebnisse dieses Prozesses er-
                                            bracht, wie viele Mühen und Aufwand,        nüchternd, auch weil wir hier in Ham-
                                            wie viele tausend Menschen gingen auf       burg schon Errungenschaften haben,
                                            die Straßen und haben #NichtMeinGe-         die weit über das hinausgehen, was im
                                            setz propagiert? Und das soll alles nicht   neuen BTHG zu erwarten ist. Ein echtes
                                            genützt haben?                              Dilemma, weil zuweilen zu befürchten
                                                                                        war, wir verlieren diese Errungenschaf-
 Moin Moin,                                 Offenbar herrscht eine große Kluft          ten. In vielen Gesprächen mit hochran-
                                            zwischen der Politik und den herr-          gigen Hamburger Behördenvertretern
 das neue Jahr 2017 wird ein spannen-       schenden Klassen und den behinder-          – allen voran mit unserer Sozialsena-
 des Jahr werden. Viele Neuerungen          ten Menschen. Es wurde groß von             torin Frau Dr. Leonhard – konnten wir
 und Veränderungen wird es geben.           Paradigmenwechsel gesprochen, vom           sicherstellen, dass wir hier mit keinen
 Ganz vorne an ist im Oktober die Wahl      Lösen des Fürsorgegedanken hin zur          Einbußen zu rechnen haben. Im Ge-
 zum Bundestag. Wird es eine neue           echten Selbstbestimmung. Es wurden          genteil sogar! Wir wollen in Hamburg
 Bundesregierung geben und wer wird         Vertreter der unterschiedlichen Behin-      weiter die Fahne hochhalten und den
 diese führen? Wird Angela Merkel auch      dertengruppierungen eingeladen, um          anderen Bundesländern vorausgehen
 ihre vierte Wahl gewinnen können?          gemeinsam mit der großen Politik und        und zeigen, was echte Teilhabe bedeu-
 Aber auch bei uns, im Gehörlosenver-       den gesetzesverfassenden Ministerien        tet. So stehen demnächst die Novellie-
 band Hamburg, stehen Neuwahlen             an diesem neuen Gesetz zu stricken.         rung des Hamburger Gleichstellungs-
 an. Zudem wird auch beim Hamburger         Mitbestimmung wurde groß geschrie-          gesetzes und auch die Überarbeitung
 Dachverband der behinderten Men-           ben, der Geist der UN-Konvention für        des Nationalen Aktionsplanes an.
 schen, der Landesarbeitsgemeinschaft       behinderte Menschen hoch beschwo-
 (LAG) neu gewählt. Wer wird hier un-       ren.                                        Das erfordert unsere volle Aufmerk-
 sere Fahnen tragen und sich weiter für                                                 samkeit … und auch die Unterstützung
 die Rechte gehörloser und behinderter      Und plötzlich soll das alles nicht mehr     aller Gehörlosen in Hamburg. Das ist
 Menschen einsetzen?                        richtig gewesen sein? Nun heißt es, die     eine der zentralen Forderungen von
                                            Mitbestimmung habe bei den behin-           unserem Weltpräsidenten der Gehör-
 Neben den Wahlen wird es auch neue         derten Menschen zu hohe Erwartungen         losen, von Colin Allen. „Jeder einzelne
 Gesetze geben. So wird zum 1. Januar       geschürt und waren schlicht und ergrei-     Gehörlose hat selbst die Aufgabe und
 2017, das in den letzten Jahren viel und   fend überzogen. Eigentlich wollte man       Verantwortung, mit dazu beizutragen,
 heiß diskutierte Bundesteilhabegesetz      ja eher „nur“ die beiden Sozialgesetz-      dass es Gehörlosen insgesamt besser
 (BTHG), in Kraft treten. Auch wenn zum     bücher SGB IX und SGB XII reformieren       geht. Es ist nicht die Aufgabe einzelner
 Zeitpunkt, zu dem ich jetzt diese Zeilen   und eine höhere Beteiligung des Bun-        weniger, die als Funktionäre irgendei-
 schreibe noch unklar ist, wie es ausse-    des an den Ausgaben der Länder er-          nem Verband vorne anstehen. Hier ist
 hen wird, welche Änderungen eventu-        wirken. „Ausgabendynamik bremsen“           JEDER gefragt! Nur gemeinsam kön-
 ell doch noch ihren Niederschlag fin-      ist da so ein Schlagwort geworden. Da-      nen wir das schaffen!“.
 den werden, ist abzusehen, dass viele      mit das Ganze aber mehr als nur nach
 behinderte Bürger vom neuen Gesetz         einer Reform aussah, hat man sich im        Wir sehen, 2017 wird kein langweiliges
 mehr als enttäuscht sein werden.           Koalitionsvertrag für diese Zusammen-       Jahr!
 Auch wir gehörlosen Menschen wer-          führung einen neuen Namen einfallen
 den nur wenige Punkte vorfinden, die       lassen und sogleich ein Gesetz daraus       Ihr Ralph Raule

                                                                                                 DOVEN KLÖNSCHNACK 5
Colin Allen - POLITIK BILDUNG KULTUR - Gehörlosenverband Hamburg
DIE
        TITELSTORY

COLIN
          COLIN ALLEN HIELT SPANNENDE
          VORTRÄGE ÜBER DIE GEHÖRLOSEN-
          BILDUNG

ALLEN       UNTEN RECHTS DER AUFRUF ZUR
          TEILNAHME AN DEM JUNIOR CAMP
              2017 DER WFD IN AUSTRALIEN!
Colin Allen - POLITIK BILDUNG KULTUR - Gehörlosenverband Hamburg
MOIN MOIN

Wer hätte das gedacht, dass das
Wiedersehen mit Colin Allen noch
in 2016 sein würde? Im April 2016
war er bereits zu Gast in Hamburg
und hinterließ nachhaltigen Ein-
druck.

Auch mit seinen 3 Vorträgen an der
Universität Hamburg beeindruckte er
die Anwesenden. Der Raum war je-
des Mal voll und die Zuschauer muss-
ten sich zum Teil auch auf den Boden
setzen.

Colin Allen hatte besonders bei sei-
nen Vorträgen den Fokus auf die Ge-
hörlosenbildung.

WFD-Präsident Colin Allen hinterläßt
großen Eindruck an der Universität Hamburg!
Er trug vor, an welchen Punkten die
UN-Behindertenrechtskonvention für
Gehörlose besonders wichtig sei. Er
sprach davon, dass wir besonders ge-
zielt die Personen informieren müss-
ten, auf die es ankäme und erinnerte
uns daran, wie wichtig es sei aktives
Mitglieder unserer Gemeinschaft zu
sein. Das erinnert an die 3 Musketie-
re mit “Alle für einen - einer für alle!”
Unsere Gemeinschaft kann nur dann
erfolgreich sein, wenn man sich ge-
genseitig unterstützt.

Besonders interessant war auch der
Aufruf von Colin sich für das Junior
Camp des WFD zu bewerben - es ist
2017 in Australien vom 11.-17. April
2017!
Mehr Infos findet ihr hier:
http://deafyouthaustralia.com/camp2017/

                                                DOVEN KLÖNSCHNACK 7
Colin Allen - POLITIK BILDUNG KULTUR - Gehörlosenverband Hamburg
MÖRDERISCHE
STILLE                        Von: Susanna Tellschaft

MEINE PREMIERE -
DOLMETSCHER-
EINSATZ IM KINO

Ich habe mich wirklich sehr
darüber gefreut, dass
Gebärdensprachdolmetscher
anwesend waren …
Colin Allen - POLITIK BILDUNG KULTUR - Gehörlosenverband Hamburg
MOIN MOIN

                                         viele verschiedene Ansichtsweisen          band Hamburg (DKS@glvhh.de), auch
                                         vorgestellt. Ich finde der Regisseur       gerne über unsere Facebook-Seite.
                                         Friedemann Fromm hat gute Arbeit           Vielen Dank.
                                         geleistet.

                                         Nach dem Film machte ich mir fol-          Infos zum Film: Der Film “Mörderi-
                                         gende Gedanken:                            sche Stille” läuft am Montag, den 9.
                                                                                    Januar 2017 um 20:15 Uhr im ZDF.
                                         Ich war es gewohnt Filme mit Unter-        Die Fachberatung zur Gebärdenspra-
                                         titeln zu sehen und manchmal hat           che erfolgte durch Susanna Tellschaft.
                                         man dabei das Gefühl, die visuell
                                         schön gestalteten Szenenbilder zu          Inhalt des Films:
                                         verpassen, da man sich ständig auf         Eine Wasserleiche taucht in der Wil-
                                         die Untertitel konzentrieren muss. Mit     helmshavener Bucht auf. Der Tote war
                                         ein wenig Übung gewöhnt man sich           Offizier der niederländischen KFOR-
Wie jedes Jahr gibt es bei uns in        daran und kann Inhalt und Szenen pa-       Truppen im Kosovo. Kriminalhaupt-
Hamburg zur Herbstzeit ein 10-tägi-      rallel verfolgen.                          kommissar Holzer (Jan Josef Liefers)
ges Filmfest, währenddessen auf elf                                                 lernt bei seinen Ermittlungen den Se-
Kinoleinwänden die ersten Produkti-      Die Situation, einen Film mit Gebär-       gellehrer Michael Kühnert und seine
onen von ca. 140 jungen nationalen       densprachdolmetschern zu sehen,            gehörlose Frau Elena kennen. Deren
sowie internationalen Filmemachern       war wirklich neu für mich. Anfänglich      Art in Gebärdensprache zu kommu-
vorgestellt werden.                      ist es mir schwer gefallen, den Blick      nizieren weckt sein Interesse. Er ist
                                         von der Leinwand ab- und den Dol-          fasziniert von Elena und dringt immer
Am Sonntag, den 02.10.16, besuchte       metschern zuzuwenden, ich wollte           tiefer in das Familiengeheimnis der
ich abends von 21:30 bis 23:00 Uhr       die schönen Bilder des Films nicht         Kühnerts vor.
eine Filmvorstellung des Films „Mör-     verpassen. An manchen Stellen war
derische Stille“ im CinemaxX Damm-       mir allerdings der Inhalt wichtiger, so-   Die Hauptdarsteller sind wie folgt:
tor in Hamburg.                          dass ich die Leinwand nicht beachte-
Ich ging davon aus, dass es dort kei-    te, um den Dolmetschern folgen zu          Jan Josef Liefers - Jan Holzer
ne Untertitel geben würde, dennoch       können. Vielleicht merke ich mir für       Sylvie Testud - Elena Kühnert
wollte ich hingehen, immerhin inte-      nächstes Mal, weiter hinten im Saal        Peter Lohmeyer - Michael Kühnert
ressierte mich, worum es in diesem       Platz zu nehmen, dann hätte man            Ivan Anderson - Amal Catack
Film gehen würde. Wieso ‚Mörderi-        mehr Überblick.
sche Stille‘ fragte ich mich und mein
Interesse war geweckt.                   Ich habe mich wirklich sehr darüber
                                         gefreut, dass Gebärdensprachdol-
Endlich im Kinosaal angekommen           metscher anwesend waren und hof-
und in der 5. Reihe Platz genommen,      fe darauf, in Zukunft öfter erleben zu
war ich überrascht, als ich zwei Ge-     können, dass Filme barrierefrei wie-
bärdensprachdolmetscher entdeckte,       dergegeben werden. Die Bedürfnisse
sie hielten sich neben der Leinwand      eines jeden Menschen diesbezüglich
auf und wechselten sich während          sind individuell; ob jemand Unterti-
des Films ab. Oft ist es im Kino sehr    tel, die Zusammenarbeit mit einem
dunkel und um die Dolmetscher ver-       Schrift- oder Gebärdensprachdolmet-
stehen zu können, standen sie im         scher bevorzugt, sollten berücksich-
Scheinwerferlicht.                       tigt werden.

Dann ging der Film los, zu Beginn        Haben Sie diese Vorstellung auch
wurde viel gesprochen, was ich na-       besucht oder in einem anderen Kino
türlich nicht alles vom Mund absehen     einen Film gesehen, der barrierefrei
konnte. Da war ich sehr glücklich über   mit    Gebärdensprachdolmetschern
die anwesenden Gebärdensprach-           gezeigt wurde? Wir freuen uns auf
dolmetscher und konnte gut folgen.       Ihre persönlichen Erfahrungsberichte,
Meine persönliche Meinung ist: Der       schicken Sie Ihr Feedback (Text oder          FOTOS: FILMFEST HAMBURG/
Film ist sehr interessant, es wurden     Video) einfach an den Gehörlosenver-          ASPEKT MEDIENPRODUKTION

                                                                                            DOVEN KLÖNSCHNACK 9
Colin Allen - POLITIK BILDUNG KULTUR - Gehörlosenverband Hamburg
… ES GEHT WEITER
- INKLUSIVES EUROPA,
DIESES MAL IN POLEN!
      Ein Bericht über das Programm
      “Being DEAF IN AN INCLUSIVE EUROPE”
MOIN MOIN

Wir haben bereits im vorhergehenden      Schon der nächste Tag brachte einen      ben und ein Recht auf politische und
Artikel über das Erasmus+ Programm       der Höhepunkte dieser Bildungsrei-       gesellschaftliche Teilhabe und zwar
berichtet, an welchem nicht nur der      se: Die Teilnahme an einem interna-      auch in ihrer Gebärdensprache. Um
Gehörlosenverband Hamburg in Ver-        tionalen Kongress an der Universität     den Reichtum und die Vielfalt der pol-
tretung für Deutschland beteiligt ist,   in Warschau, zu der verschiedenste       nischen Gebärdensprache (Polski Je-
sondern auch noch vier weitere Län-      RednerInnen, auch aus dem Ausland,       zyk Migowy - PJM) und der Gehörlo-
der. Wie bereits angekündigt, führ-      eingeladen wurden. Thema dieses          senkultur sichtbar zu machen, wurden
te uns die Reise Anfang September        Kongresses war „Deaf Have The Voice      zahlreiche GastrednerInnen eingela-
(02.09.2016 - 07.09.2016) dieses Mal     V - „From the roots to the shoots“       den, die auch aus wissenschaftlicher
nach Polen.                              (Gehörlose haben eine „Stimme“ V -       Perspektive oder durch persönliche
                                         „Von den Wurzeln bis in die Triebe“).    Erlebnisse hier ihren Beitrag leisteten.
Der Startpunkt war in Hamburg-Alto-      Überraschend war, dass fast alle Red-    Denn auch in Polen wissen viele nicht
na um 7:00 Uhr und los ging es mit       nerInnen gehörlos waren und dem-         um den Reichtum dieser Sprache und
einem Minibus in einem kleinen Team      zufolge selbst gebärdeten, wodurch       die Gemeinschaft der Gehörlosen.
zu sechst zunächst nach Warschau. Zu     die Vorträge sehr authentisch wirkten.   Diese Konferenz bot einen Einblick in
unserer Überraschung führte uns die-     Die Kommunikation wurde durch 9          bisherige Forschungsergebnisse und
se Projektwoche nicht nur an einen       DolmetscherInnen nahezu sicherge-        Projekte zu unterschiedlichen The-
Ort, sondern gleich zu mehreren. So      stellt, 3 taube und 3 hörende Gebär-     men wie:
bekamen wir, teils im Auto sitzend,      densprachdolmetscherInnen, die in        Linguistik der Polnischen Gebärden-
aber auch zu Fuß, einiges von Polen      polnische Lautsprache und Internati-     sprache, Erstellung eines Gebärden-
zu sehen.                                onale Gebärdensprache übersetzten        sprachlexikons, alternative Bildungs-
                                         und 3 junge Damen, die in die eng-       möglichkeiten für gehörlose Kinder,
Nach langer Fahrt erreichten wir         lische Lautsprache übersetzten, teils    Weiterbildungs- und Unterstützungs-
schließlich abends unsere Unterkunft     etwas lückenhaft.
in Warschau und kamen gerade noch                                                   BILD LINKE SEITE: WIR KONNTEN
rechtzeitig zum Abendessen, das un-      Es war die 5. Konferenz dieser Art,        DABEI SEIN - VON LI NACH RE:
sere polnische Partnerorganisation       doch neu war, dass diese Konferenz         M. NAJAFI NIASER, R. DORN,
(Centrum Edukacji i Wsparcia „RES-       das 1. Mal von Gehörlosen organisiert      C. PETERSEN, R. BÖLKE,
                                                                                    T. WORSECK U. V. EBMEYER, IM
GEST“ in Rzeszów) für alle organi-       wurde und nicht, wie sonst üblich,         HINTERGRUND UNIV. WARSCHAU
siert hatte. Sie begrüßte uns und die    von Hörenden. In dieser Konferenz
Teams der anderen Länder aufs herz-      sollte sichtbar gemacht werden, dass
lichste.                                 Gehörlose eine eigene „Stimme“ ha-
                                                                                    BILD UNTEN: GESPANNTES WARTEN
                                                                                    AUF DEN KONFERENZBEGINN

                                                                                           DOVEN KLÖNSCHNACK 11
BILD RECHTS: PROF. DR. MAREK
  SWIDZINSKI - AUCH SEINE WORTE
  WAREN VOLLER WÄRME,
  DANKBARKEIT UND RESPEKT
  GEGENÜBER DER GL-GEMEIN-
  SCHAFT

  BILD UNTEN: BEI SONNENSCHEIN
  UND WARMEN TEMPERATUREN
  WAR EINE PAUSE AN FRISCHER
  LUFT EINE WOHLTAT

angebote für erwachsene Gehörlose,       Kultur. Er gilt als ein großer Unterstüt-   Neben vielen anderen sehr interes-
Möglichkeiten einer aktiven Teilnah-     zer der Gehörlosengemeinschaft und          santen Vorträgen, fiel besonders der
me auf dem Arbeitsmarkt, Aufbau-         hat der Gebärdensprache in Polen,           Beitrag von Dawn Jani Birley (Schau-
seminare zur Identitätsfindung und       insbesondere an der Universität in          spielerin) aus Finnland in den Blick.
psychischen Stabilisierung, positive     Warschau, zu einem Aufschwung ver-
Einzelschicksale gehörloser Soldaten     holfen, auch durch die linguistischen       Mit ihrer Leidenschaftlichkeit für ihr
etc.                                     Sprachforschungen.                          Thema „The power of positive thin-
                                                                                     king“ („Die Kraft des positiven Den-
Sehr berührend und ergreifend war        Ähnlich wie in Deutschland bzw. Ham-        kens“) und ihrer variantenreichen
die Verehrung und Verabschiedung         burg, fuhr auch Swidzinski vor vielen       Ausdrucksform begeisterte sie sicher-
des emeritierten (= pensionierten)       Jahren in die Vereinigten Staaten,          lich jeden Zuschauer und konnte das
Prof. Dr. Marek Swidzinski (polnischer   um dort mehr über über die Sprache          Publikum für sich gewinnen. In ihrem
Linguist) der Universität Warschau.      und Kultur der Gehörlosen zu erfah-         Vortrag betonte sie, wie wichtig es
Eine große Welle der Dankbarkeit,        ren. Seine Ehrung endete mit der            sei, sich von falschen Glaubenssät-
ging nicht nur von den gehörlosen        Titulierung als „polnischer Stokoe“,        zen zu befreien. Wenn jemand sagt,
Rednern auf der Bühne aus. Während       was etwas ganz Besonderes ist. Denn         dass etwas unmöglich ist - sei dies
der Ehrung wurde ein Film gezeigt, in    William Stokoe war ein US-amerikani-        ein falscher Ansatz. Solche Begren-
welchem zahlreiche, meist gehörlose      scher Linguist, der als Professor an der    zungen beeinflussen den Menschen
Freunde, Wegbegleiter und Kollegen       Gallaudet Universität für Gehörlose         negativ und reißen ihn oftmals in
ihm ihren Dank aussprachen bzw. ge-      die Amerikanische Gebärdensprache           einen Strudel nach unten. Nur weil
bärdeten. Durch ihn haben Gehörlose      (ASL) erforschte und als „Vater“ und        man gehörlos sei, so Birley, bedeute
in Polen heute eine „Stimme“ bekom-      Wegbereiter der Gebärdensprachfor-          das nicht, dass man nicht erfolgreich
men, ein neues Selbstbewusstsein er-     schung gilt.                                sein könne und berichtete, von ihren
langt und sind Stolz auf ihre eigene                                                 eigenen positiven und negativen Er-
MOIN MOIN

                                                                                      BILD RECHTE SEITE: DAWN JANI
                                                                                      BIRLEY, IN DER 3. GENERATION
                                                                                      TAUB

fahrungen, ihren Selbstzweifeln und      man gar nicht mehr in der Lage etwas
ihrem erfolgreichen Lebensweg. Die       Positives wahrzunehmen.
Welt bestünde nun mal aus Gegen-
sätzen wie hell und dunkel, warm und     Birley hat daher für sich die 3:1-Formel
kalt und natürlich auch aus guten wie    von Dr. Barbara Fredrickson entdeckt.
schlechten Erlebnissen. Entscheidend     Das heißt, ein negatives Erlebnis soll-
sei jedoch, wie man diese bewerte.       te mit 3 positiven Erlebnissen aus-
Birley betonte, dass es wichtig sei,     geglichen werden, um für sich selbst
sich immer wieder auf das Positive zu    wieder Mut, Kraft und Zuversicht zu
konzentrieren, denn das menschliche      schöpfen und das eigene Gleichge-
Gehirn sei so aufgebaut, dass die po-    wicht wieder zu erlangen. Denn eine
sitiven Erfahrungen nur für kurze Zeit   negative und pessimistische Einstel-
im Gedächtnis blieben. Es brauche        lung bewirkt, dass auch mehr nega-
viel mehr Zeit, um z.B. Freude und       tive Erfahrungen erlebt werden. Eine
andere positiven Dinge im Gehirn         positive und optimistische Einstellung     Nach diesem bereichernden Vortrag
längerfristig zu speichern. Anders sei   zieht hingegen auch mehr positive Er-      ging es positiv gestimmt in die Pau-
dies mit negativen Erfahrungen. Sie      lebnisse nach sich. Daher sollte man       se und wir konnten uns mit anderen
werden schneller gespeichert, blei-      seine eigene Lebenssituation über-         Projektteilnehmern austauschen und
ben länger im Gedächtnis und sind        denken und sich z.B. mehr mit posi-        die vielen Inhalte der zahlreichen
dadurch auch schneller abrufbar. Das     tiv gestimmten Menschen umgeben,           Vorträge nachwirken lassen. Auch der
kann in Gefahrensituationen von Vor-     als mit schlecht gelaunten und auch        nächste Konferenztag, brachte noch
teil sein, doch hiervon handelt unser    nach den kleinen Dingen des Lebens         viel Interessantes zum Vorschein, so-
Alltag meistens nicht. Denn wenn         schauen, die Freude bereiten.              dass wir während der Fahrt noch viel
man einen „schlechten“ Tag hat, ist                                                 zu erzählen hatten.

                                                                                            DOVEN KLÖNSCHNACK 13
Denn am Nachmittag wurde unse-        Auch wenn man schon so viel über       in deutscher Sprache ging über ca. 3
re Reise fortgesetzt und führte uns   den Holocaust gelesen, gesehen und     Std. und war sehr bewegend. Das Ge-
abends nach Auschwitz, um am          gehört hatte, war es doch etwas ganz   lände ist so riesig, dass hier nur aus-
nächsten Morgen das größte deut-      anderes auf einmal auf dem Gelände     schnittweise Gebäude und bestimm-
sche Vernichtungslager während der    und vor den Gebäuden zu stehen,        te Orte besucht werden konnten.
Zeit des Nationalsozialismus zu be-   wo all die Grausamkeiten tatsächlich   Die Dokumentationen, Schautafeln,
sichtigen.                            stattgefunden hatten. Die Führung      Fotogalerien und original Exponate
MOIN MOIN

                                           GROSSES BILD: BAHNHOF
                                           BIRKENAU - HIER WAR FÜR DIE
                                           MEISTEN MENSCHEN ENDSTATION…

                                           BILD UNTEN RECHTS: BIRKENAU -
                                           EIN RIESIGES GELÄNDE, ERRICHTET
                                           1941 ALS ARBEITS- UND VERNICH-
                                           TUNGSLAGER MIT INSGESAMT
                                           6 GASKAMMERN UND 4 KREMA-
                                           TORIEN.

in Auschwitz und Birkenau waren zu-      meistens in den Gaskammern, ca. 90
tiefst erschütternd und ließen das Un-   % von ihnen waren Juden. Viele ka-
fassbare und Grausame unbegreiflich.     men auch durch Krankheit, Unterer-
In der Zeit zwischen 1940 bis 1945       nährung, Misshandlungen und medi-
wurden ca. 1,3 Millionen Menschen        zinische Versuche zu Tode.
nach Auschwitz deportiert, 1,1 Millio-
nen von ihnen starben in Auschwitz,      Heute befindet sich dort das Staat-

                                                                                   DOVEN KLÖNSCHNACK 15
Essen auf uns. Das tat gut nach ei-
                                         nem langen Tag, sodass wir für den
                                         anschließenden Stadtgang gegen
                                         Abend gut gerüstet waren.

                                         Hier sei zu erwähnen, dass nicht nur
                                         Warschau, sondern auch Krakau und
                                         Rzeszow eine wunderschöne Altstadt
                                         zu bieten haben und uns die zahlrei-
                                         chen Bauwerke, Plätze und Kirchen,
                                         Cafés und kleinen Läden sehr beein-
                                         druckten. Viel Zeit blieb nicht, aber
                                         einen kleinen Ausschnitt konnten wir

                                           BILD LINKS: AUSCHWITZ-BIRKENAU
                                           - VIELE GEFANGENE AUS GANZ
                                           EUROPA, DIE HIER NOCH LEBEND
                                           AUSSTIEGEN, KAMEN MEIST AM
                                           TAG IHRER ANKUNFT IN DIE GAS-
                                           KAMMER - OHNE DASS IHR NAME
                                           JEMALS REGISTRIERT WURDE.

                                           BILD UNTEN: VON WIE VIELEN
                                           MENSCHEN WOHL EIN EINZIGES
                                           PAAR SCHUHE GETRAGEN WURDE?

liche Museum Auschwitz-Birkenau.
Es ist nicht nur eine Gedenkstätte
und internationale Begegnungsstät-
te, sondern auch ein Holocaust-For-
schungszentrum. Es wurde von der
UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Nach dieser tief ergreifenden Be-
sichtigung steuerten wir unser letztes
Etappenziel an: Rzeszów, den Sitz un-
serer polnischen Partnerorganisation.
Auf dem Weg dorthin bot sich jedoch
die Gelegenheit, einen Zwischen-
stopp in Krakau einzulegen. Dort war-
tete in einem rustikalen Ambiente ein
genussvolles, warmes, einheimisches
MOIN MOIN

  BILD OBEN: WARSCHAU: GROSS-
  ZÜGIGE STRASSEN - AM WOCHEN-
  ENDE TEILWEISE AUTOFREI, EINE
  WOHLTAT FÜR FUSSGÄNGER

      BILD RECHTS: RZESZÓW: BEIM
    STADTBUMMEL WAR ES BEREITS
  DUNKEL, DIE INNENSTADT WIRKTE
         DURCH DIE VIELEN HELLEN
     LICHTER SCHON SEHR ROMAN-
       TISCH UND AUCH EIN WENIG
          WEIHNACHTLICH, WÄREN
     DA NICHT DIE SOMMERLICHEN
         TEMPERATUREN GEWESEN

auf jeden Fall erblicken und die lauen,
sommerlichen Abende rundeten die
ereignisreichen Tage perfekt ab.

Den Abschluss unserer Projektwoche
bildeten am letzten Tag ein Vortrag
und Workshop der gastgebenden
Organisation: Centrum Edukacji i
Wsparcia „RES-GEST“. Ihr Thema der
Projektwoche war: „Soziale Integra-
tion gehörloser Menschen in einem
inklusiven Europa“.

In ihrer Präsentation setzten sie einen
Schwerpunkt in Bezug auf die Inter-
netaktivitäten gehörloser Menschen
- Möglichkeiten und Gefahren der In-
ternetnutzung.

Eine polnische Statistik besagt, dass
in Polen ca. 80,5 % hörbehinderter        die speziell auf die Bedürfnisse Ge-     lose nicht nutzbar, nur ca. 10% der
Menschen das Internet nutzen, wo-         hörloser ausgerichtet sind.              TV-Programme haben Untertitel oder
hingegen es bei Hörenden ca. 60,6                                                  Dolmetschereinblendungen), zur Un-
% sind. Gehörlose besuchen in etwa        Das Internet wird von Gehörlosen         terhaltung (hier ist das Verhalten von
die gleichen sozialen Medien/Websi-       auch für die Bereiche Bildung ge-        Hörenden und Gehörlosen ähnlich
tes wie Hörende, d.h. z.B. Facebook,      nutzt (e-learning - hier gibt es immer   - die Unterhaltungsbranche bietet
onet.pl, wp.pl und Google, haupt-         mehr Angebote auch in Gebärden-          im Internet leichten Zugang zu Spie-
sächlich, um mit anderen in Kommu-        sprache), zur Kommunikation (Skype,      len, Filmen und Büchern). Das Ge-
nikation/Verbindung zu bleiben und        Facebook, ooVoo etc.), als Informa-      fühl der sozialen Isolation durch die
Informationen zu erhalten. Besonders      tionsquelle (Radio und die meisten       bestehende Kommunikationsbehin-
beliebt sind natürlich die Websites,      Fernsehprogramme sind für Gehör-         derung, kann durch soziale Medien

                                                                                           DOVEN KLÖNSCHNACK 17
DAS SLOWAKISCHE TEAM
                                                                                              BERICHTET ÜBER IHRE EINDRÜCKE
wie Facebook und Twitter ein wenig       auch dem Ende der Projektwoche. Zu                   DER PROJEKTWOCHE UND DIE
gemildert werden. Rund um die Welt       unserer aller Freude wurden wir von                  ERGEBNISSE DES WORKSHOPS
können neue Kontakte geknüpft oder       unseren Gastgebern zu einem wun-
Freundschaften geschlossen werden.       derbaren Abendessen eingeladen,
Zu guter Letzt ermöglicht das Inter-     bei welchem wir noch einmal gemüt-
net auch Dienstleistungen, ohne die      lich beisammen sein konnten. Der an-
Wohnung verlassen zu müssen (z.B.        schließende Spaziergang in Rzeszóws
online-Bestellungen, Nutzung von         Innenstadt verhalf nochmals dazu,
Online-Dolmetscherdiensten, die Su-      nicht nur das Abendessen, sondern
che nach einem Arbeitsplatz, etc.).      auch die vielen Eindrücke der gan-
                                         zen Woche zu verdauen. Bei einem                  dem polnischen Team, das sich mit
Wie so oft, gibt es jedoch nicht nur     abendlichen „Absacker“ saßen fast                 viel Aufwand und Herzlichkeit diesen
eine Seite der Medaille, sondern         alle noch einmal zusammen: Es wur-                Tagen gewidmet hat. Für uns war es
zwei. Die Internetnutzung birgt daher    de erzählt, gespielt und gelacht, so-             eine große Bereicherung in vielerlei
- insbesondere für Gehörlose - auch      dass das Abschiedsnehmen ein we-                  Hinsicht.
Gefahren in sich wie z.B. Spielsucht,    nig schwer fiel, denn am nächsten                 Mitte Dezember 2016 findet die
schädliche Inhalte auf Internetseiten,   Morgen sollte es bereits um 7:00 Uhr              nächste Projektwoche in der Slowakei
mangelnder Virenschutz und dadurch       wieder zurück nach Hamburg gehen.                 statt. Man darf gespannt sein, was es
Schäden an Hardware und Software                                                           von dort zu berichten gibt…
sowie Diskriminierungen über die so-     Auch hier ist wieder eine erfolgreiche
zialen Netzwerke. Diesen Angriffen       Projektwoche organisiert und durch-                               Das deutsche Team der
und Gefahren sind sie oftmals - aus      geführt worden - großer Dank gilt                                  Projektwoche in Polen
Unwissenheit - hilflos ausgeliefert.

Im anschließenden Workshop fand
ein reger Austausch darüber statt,       Das Projekt „Being Deaf in an Inclusive Europe“, ein Erasmus+ Programm mit der Referenz-Nr.
wie es mit der Inklusion gehörloser      2015-1-RO01-KA204-015071 wird finanziell durch die Europäische Kommission gefördert.
                                         Haftungsausschluss:
Menschen in den anderen 4 Ländern        Dieser Artikel gibt lediglich die Meinung der Verfasser wieder. Die Nationale Agentur und die Eu-
aussieht, die Ergebnisse und auch        ropäische Kommission sind nicht für die Inhalte und deren weiteren Verwendung verantwortlich.
ein Feedback dieser Projektwoche
wurden gruppenweise vorgetragen.         The project „Being Deaf in an Inclusive Europe“, with number 2015-1-RO01-KA204-015071, un-
                                         der Erasmus+ Programme, was funded with support from the European Commission.
                                         Disclaimer: This communication reflects only the author‘s view and that the National Agency and
Und schon wieder neigte sich ein lan-    the European Commission are not responsible for any use that may be made of the information
ger Tag dem Ende und dieses Mal          it contains.
MOIN MOIN

                                                   Besonders interessant war die Konfe-
                                                   renz an der Universität in Warschau,
                                                   sie dauerte fast 2 Tage. Dort wurde
                                                   über viele Themen berichtet, z.B.
                                                   über die Linguistik der polnischen
                                                   Gebärdensprache und den Aufbau
                                                   eines Gebärdensprach-Korpus, wie
                                                   es auch am Institut in Hamburg der
                                                   Fall ist und anderes.

                                                        BILD OBEN: GASTREDNERINNEN
                                                        DER KONFERENZ - IN DER MITTE
                                                       BIRLEY, RE. AUSSEN BELOZOVSKY

5-LÄNDER-                                           TITELBILD: DIE MARIENKIRCHE - EIN
                                                    WAHRZEICHEN DER STADT KRAKAU

KULTUR-                                            Beeindruckend war auch der Vor-
                                                   trag von Dawn Jani Birley (taub) aus

AUSTAUSCH
                                                   Finnland, die über ihre persönlichen
                                                   Erfahrungen berichtete und betonte,
                                                   wie wichtig es sei POSITIV zu denken.
                                                   Ein weiterer Vortrag von Arkady Be-

IN POLEN
                                                   lozovsky (taub) aus den USA hatte
                                                   mich ebenfalls sehr interessiert. Er
                                                   erzählte darüber, wie wichtig es sei,
                                                   sich selbstbewusst zu zeigen und sich
                                                   nicht von den Hörenden diskriminie-
                                                   ren zu lassen, sondern dagegen an-
                                                   zukämpfen.

                                                   Auch die Vortragsweise von Birley
Eine aufregende und spannende Reise liegt hinter
                                                   und Belozovsky hat mich sehr begeis-
mir und Vieles hat mich sehr beeindruckt.
                                                   tert.

                                                           DOVEN KLÖNSCHNACK 19
„ARBEIT MACHT FREI“ STEHT AUF
 DEM BOGEN ÜBER DEM EINGANG
 INS LAGER AUSCHWITZ - ES
 SOLLTE AUF DIE ANKÖMMLINGE
 BERUHIGEND WIRKEN…

        BILD UNTEN: DIE „SCHWARZE
    WAND“/TODESWAND KZ AUSCH-
  WITZ - HIER FANDEN EXEKUTIONEN
      DURCH GENICKSCHUSS STATT -
    HEUTE IST SIE EINE SEHR BEDEU-
         TENDE ERINNERUNGSSTÄTTE

Ein wichtiger Teil der Reise war auch
die Besichtigung des Konzentrations-
lagers Auschwitz-Birkenau. Es war
sehr erschreckend dort die Grausam-
keit unserer Geschichte zu sehen. Die
Führung über das Gelände, Ausch-
witz und Birkenau, war sehr gut. Zu
sehen waren noch die Gebäude und
Überreste aus der damaligen Zeit.
Die Wahrheit, wie es damals war,
wurde anhand von Bildtafeln, Fotos,
und Ausstellungsgegenständen wie
Kleidung, Schuhe, Koffer, Geschirr
etc. sehr eindrucksvoll gezeigt. Der
Aufenthalt in Birkenau war für die
Häftlinge noch viel grausamer als in
Auschwitz.

Erschreckend war auch zu hören, dass
die Asche von tausenden von Opfern
einfach im Wald verstreut wurde. In
der Buchhandlung vor dem Eingangs-
bereich können Informationsmateria-
lien und Bücher gekauft werden, die
MOIN MOIN

über das damalige „Leben“ und die
Grausamkeiten berichten. Das finde
ich sehr wichtig, damit diese furcht-
bare Geschichte nicht vergessen wird
und in Erinnerung bleibt.

Zum Glück blieb auch ein bisschen Zeit
für Stadtbesichtigungen, denn War-
schau, Krakau und Rzeszów sind wun-
derschöne Städte mit vielen Kirchen.
Auch der Papst Johannes Paul II. wur-
de in Polen geboren. Man merkt, dass
die Menschen hier noch sehr gläubig
sind und Respekt gegenüber dem
Papst und der Religion haben.

Schön war auch der Abschluss dieser
Projektwoche in Rzeszów. In einem
Workshop mit anschließender Diskus-
sion berichtete jedes Land, wie es mit
der Inklusion gehörloser Menschen
in ihrem Land aussieht und welche
Barrieren es dort gibt. Im Vergleich
zu Deutschland wurde deutlich, dass
die Entwicklung in den anderen Län-
dern noch recht langsam vorangeht.
In einigen Ländern ist die Gebärden-
sprache immer noch nicht anerkannt,
das Bildungssystem ist insgesamt
schwächer als bei uns und damit auch
die Bildung von gehörlosen Kindern
und Erwachsenen. Auch gibt es we-
nig Serviceangebote für Gehörlose,
z.B. ausgebildete Dolmetscher. Diese
Aufgabe wird oft von Familien oder
anderen Privatpersonen übernom-
men. Nicht nur in diesen Ländern,
auch bei uns gibt es noch viel zu tun,
wofür wir kämpfen müssen.

Es war schön, andere Kulturen und
Sprachen kennenzulernen und sich
austauschen zu können. Am letzten
Abend haben wir noch alle zusam-
mengesessen und viel gelacht. Es
war eine tolle Woche, aus der ich
viele Eindrücke und Erfahrungen mit
nach Hause genommen habe. Vielen
Dank!
                 Valentina Ebmeyer

                                         Das Projekt „Being Deaf in an Inclusive Europe“, ein Erasmus+ Programm mit der Referenz-Nr.
  BILD OBEN: KURZE PAUSE ZWI-            2015-1-RO01-KA204-015071 wird finanziell durch die Europäische Kommission gefördert.
  SCHEN PRÄSENTATION UND WORK-           Haftungsausschluss:
  SHOP                                   Dieser Artikel gibt lediglich die Meinung der Verfasser wieder. Die Nationale Agentur und die Eu-
                                         ropäische Kommission sind nicht für die Inhalte und deren weiteren Verwendung verantwortlich.
  BILD UNTEN: ALLE TEILNEHMER
  AUF DEM PLATZ VOR DER                  The project „Being Deaf in an Inclusive Europe“, with number 2015-1-RO01-KA204-015071, un-
  MARIENKIRCHE IN KRAKAU                 der Erasmus+ Programme, was funded with support from the European Commission.
                                         Disclaimer: This communication reflects only the author‘s view and that the National Agency and
                                         the European Commission are not responsible for any use that may be made of the information
                                         it contains.

                                                                                                     DOVEN KLÖNSCHNACK 21
ARD TAGESTHEMEN:
SCHLUSSSATZ IN
GEBÄRDENSPRACHE
                                                                                  Da half dem Halb-Italiener wohl seine
                     DER MODERATOR INGO ZAMPERONI                                 Herkunft - wie oft schwärmen wir Ge-
                     GEBÄRDETE ZUM SCHLUSS                                        hörlose davon, dass die Kommunika-
                     DER TAGESTHEMEN                                              tion in Italien mit den Italienern so ein-
                                                                                  fach ist, weil sie von Natur aus schon
                                                                                  so kommunikativ sind? Jedenfalls
                                                                                  waren wir sehr, sehr, sehr, sehr stolz
                                                                                  auf unseren gelehrigen “Schüler”.
                                                                                  Es wurde dann noch schnell ein Film
                                                                                  mit Ralph Raule gemacht, damit der
                                                                                  “Schüler” Zamperoni noch bis Sonn-
                                                                                  tag fleißig für sich selbst üben konnte
                                                                                  - und das merkte man ihm auch an,
                                                                                  wie sehr er sich da reingekniet hatte.

                                                                                  Und so kam es zur Premiere: Zum
                                                                                  ersten Mal im deutschen Fernsehen
                                                                                  sprach ein Moderator selbst in Gebär-
                                                                                  densprache und erzeugte fast nur Be-
                                                                                  geisterung bei allen Zuschauern, egal
                                                                                  ob hörend oder gehörlos. :-)

                                                                                  Die Akzeptanz der Gebärdensprache
                                                                                  ist viel höher als man denkt und wird
Der neue Moderator Ingo Zamperoni        Schlusssatz in Gebärdensprache sa-       häufig auch nicht als störend empfun-
ist der “Neue” bei den Tagesthemen.      gen?                                     den. Wir nehmen das als Ansporn für
Dort ist es Tradition, dass sich jeder                                            weitere Arbeit zur Barrierefreiheit des
Moderator mit einem eigenen unver-       Und hier passierte die schöne Über-      Fernsehprogramms durch mehr Ge-
kennbaren Schlusssatz verabschiedet,     raschung: Zamperoni und die Redak-       bärdensprache im Programm.
der dann zu seinem Markenzeichen         tion der Tagesthemen zeigten sich of-
wird.                                    fen für diese Idee und so vereinbarten
                                         wir hinter den Kulissen einen Termin
Nun hatte der Deutsch-Italiener Ingo     für das Coaching in Gebärdenspra-
Zamperoni aber gar keinen Schluss-       che.
satz gefunden und sagte dann auch
bei seiner ersten Sendung: “Isch         Am Donnerstag, den 24. November
habe gar keinen Schlusssatz” - was       2016, war es dann soweit: Ralph Rau-
angelehnt war an einen alten Wer-        le und Julia Probst fuhren zum NDR
bespot von Nescafé. Ingo Zamperoni       und trafen dort auf Ingo Zamperoni.
und die „Tagesthemen“-Redaktion          Bei Tee und Kaffee wurde dann ge-
machten aus dieser Diskussion, um        mütlich geplaudert über die Gebär-
einen passenden Schlusssatz, einen       densprache und Gehörlosigkeit sowie
kleinen Spaß und fragten einfach mal     über den Schlusssatz.
das Publikum in den sozialen Medien.
                                         Beim Üben des gefundenen Schluss-
Daraufhin hatte unsere Referentin des    satzes fiel uns auf, wie schnell Zam-
Vorstands, Julia Probst, dann die Idee   peroni in der Lage war, sich die Ge-
und schlug vor, man könne doch den       bärden einzuprägen und abzuspielen.
MOIN MOIN

    DOVEN KLÖNSCHNACK 23
KASSANDRA
WEDEL                         In der Show “Deutschland tanzt”
                              auf ProSieben trat für Bayern die
BAYERNS GOLDMARIE KASSANDRA   gehörlose Tänzerin und Schauspie-
                              lerin Kassandra Wedel an.
WEDEL ZU GAST IN HAMBURG!
                              Von Anfang an war sie der erklärte
                              Liebling des Publikums - hier waren
                              sich gehörlose und hörende Zuschau-
                              er einig: Kassandra bringt hier die
                              beste Leistung und das Zuschauen
                              macht einfach Spaß bei ihr!

                              In der Startsendung lieferten sich Kas-
                              sandra und Oliver Pocher noch ein wil-
                              des Gerangel um den ersten Platz, den
                              aber Pocher mit seiner Trump-Tanz-
                              Einlage für sich entscheiden konnte.

                              DIE ZUSCHAUER WAREN SEHR BEEINDRUCKT
                              VON KASSANDRAS AUFTRITTEN.
                              FOTO: PROSIEBEN/WILLI WEBER
MOIN MOIN

                                            ging somit als klare Favoritin in das     Gold überschüttet. Das ist eine sehr
                                            Finale. Dort zeigte sie mit ihrem Er-     schöne Anerkennung des Publikums
                                            öffnungstanz, dass sie den Sieg unbe-     und darüber freue ich mich sehr.“
                                            dingt will - was man ihr von Kopf bis
                                            Fuß anmerken konnte. Aber auch die        Und am Freitag, den 2. Dezember
                                            anderen 6 Finalisten waren hochmoti-      2016 besuchte Kassandra die Elb-
                                            viert bei der Sache.                      schule in Hamburg und berichtete
                                                                                      noch mal von ihrer Teilnahme bei
                                            Dann kam der lang erwartete Paar-         “Deutschland tanzt”. Für die Kinder
                                            tanz - ein Tango! Der Tango ist tän-      der Elbschule war es sicherlich ein
                                            zerisch die Königsdisziplin aller Tänze   ganz besonderes Erlebnis zu sehen,
                                            und darum einer der schwersten. Die       dass langsam aber sicher immer mehr
                                            Latte war also extrem hoch für Kas-       Mauern für Gehörlose eingerissen
                                            sandra und ihren Tanzpartner Andy         werden.
                                            Pohl. Und die beiden legten einen
                                            Tango hin, der alles bot, was ein Tan-    Danke für deinen Besuch, Kassan-
                                            go haben muss: Leidenschaft, Erotik,      dra! Wir haben dich sehr gerne zu
                                            Hingabe und Feuer!                        Gast gehabt! In Hamburg sagt man
                                                                                      “Tschüss!”
                                            Es war einfach ein Genuß an Tanz-
                                            kunst, was auch die Jury so bestätig-
                                            te. Umso verblüffender die Erklärung
                                            von Kassandra und Andy Pohl: “Wir         KASSANDRA TANZTE MIT ERFOLG FÜR
                                            hatten nur 2 Tage Zeit, den Tanz ein-     BAYERN! FOTO: PROSIEBEN/JENS KOCH
                                            zustudieren.”

                                            Der Zeitraum des Votings war dann
                                            ein sehr spannender: Kassandra und
                                            Pocher lieferten sich einen heißen
                                            und umkämpften Wettstreit um den
                                            Sieg, den aber am Schluss Kassandra
                                            erringen konnte mit 8 Punkten Vor-
                                            sprung auf Oliver Pocher, der für Nie-
                                            dersachsen tanzte.

                                            Kassandra über ihren Sieg: „Ich füh-
                                            le mich wie im Goldregen. Es ist wie
     GROSSE FREUDE BEIM FINALSIEG!          bei Frau Holle: Wenn man fleißig war,
      FOTO: PROSIEBEN/WILLI WEBER
                                            geht man durch das Tor und wird mit

Bayerns Beyoncé Kassandra ließ das
aber nicht auf sich sitzen und hatte eine
Kampfansage an Pocher vor dem Halb-
finale: “Über Fakegesichter lacht man
eine, aber nicht zwei oder drei Runden.
Ich werde Trump auf der Bühne besie-
gen - mit meinem Tanz, meiner Energie
und meiner Authentizität.“

Im Halbfinale überzeugte dann Kassan-
dra mit einem zeitgenössischen Tanz,
den man in der Fachsprache Contem-
porary nennt. Dieser wird meistens
barfuß getanzt und erzählt oft eine Ge-
schichte.

Kassandra gewann das Halbfinale mit                                                KASSANDRA MIT WEITEREN TEILNEHMERN
                                                                                  DER SHOW. FOTO: PROSIEBEN/WILLI WEBER
großem Vorsprung vor Pocher und

                                                                                              DOVEN KLÖNSCHNACK 25
BARRIEREFREIHEIT
IM NAHVERKEHR
                                          cker Straße (U3), Meiendorfer Weg und      haltestellen in Hamburg. Gesagt wird
                                          Uhlandstraße in Angriff genommen           nur, dass dieser weiterhin im Rahmen
                                          werden.                                    des Busbeschleunigungsprogramms
                                                                                     oder bei Instandsetzungsmaßnahmen
                                          Weitere Maßnahmen ab dem Jahr 2018         erfolgt.
                                          sind laut Senat derzeit in der Planung.

         MODERNE HALTESTELLEN WIE
     DIE HAFENCITY-UNIVERSITÄT SIND
      VON ANFANG AN BARRIEREFREI.
       FOTO: ERIK KÖRSCHENHAUSEN

100% Barrierefreiheit bei der S-Bahn
und U-Bahn in Hamburg in 10 Jahren.

Hamburg will bis Mitte des nächsten
Jahrzehnts alle U- und S-Bahn-Hal-
testellen barrierefrei ausbauen. Alle
Bahnsteige sollen bis dahin stufenfrei
erreichbar sein und über ein Leitsystem
für Sehbehinderte verfügen.

Aber die Zeit drängt: Das Personenbe-
förderungsgesetz setzt eine Deadline
bis 2022.

Der Zeitplan geht aus einer Antwort
des rot-grünen Senats auf eine Anfrage
des FDP-Bürgerschaftsabgeordneten
Wieland Schinnenburg hervor.              BERLINER TOR ERST IN 2021 BARRI-           Personenbeförderungsgesetz fordert
                                          EREFREI                                    barrierefreien Ausbau bis 2022
Laut dieser Antwort sind derzeit rund
80 % aller S-Bahn-Stationen und ca.       Bei der S-Bahn sollen bis 2019 die Sta-    Das hohe Tempo für den barrierefrei-
60% aller U-Bahnhöfe barrierefrei aus-    tionen Jungfernstieg, Kornweg, Ree-        en Ausbau im Hamburger Nahver-
gebaut.                                   perbahn, Wellingsbüttel und Königstra-     kehr kommt nicht von ungefähr. Druck
                                          ße barrierefrei ausgebaut werden. Ab       macht hier eine Neuregelung im Perso-
Derzeit wird an sieben U-Bahn-Halte-      2020 sind weitere Bahnhöfe im Zusam-       nenbeförderungsgesetz: So muss der
stellen gebaut (Klosterstern, Ohlstedt,   menhang mit anderen Baumaßnahmen           Öffentliche Nahverkehr in Deutschland
Buckhorn, Buchenkamp, Ahrensburg          geplant. Der barrierefreie Ausbau der      bis Anfang 2022 vollständig barrierefrei
West, Ahrensburg Ost, Schmalenbeck),      unübersichtlichen S-Bahn-Station Berli-    ausgebaut sein. Nur, wenn es aus tech-
bis Jahresende sollen auch an den Hal-    ner Tor ist laut Senat erst ab dem Jahr    nischen und wirtschaftlichen Gründen
testellen Merkenstraße, Hagendeel         2021 vorgesehen, wenn die Sanierung        nicht anders geht, können die Bun-
und Joachim-Mähl-Straße die Arbeiten      der Bahnbrücken dort fertiggestellt ist.   desländer begründete Ausnahmen be-
beginnen. Im kommenden Jahr sollen                                                   stimmen. Ob und in welchem Umfang
dann die Stationen Habichtstraße, Ho-     Sehr unklar bleibt der Senat dagegen       Hamburg davon Gebrauch machen
heluftbrücke, Langenhorn Nord, Lübe-      beim barrierefreien Ausbau von Bus-        wird, steht laut Senat noch nicht fest.
MOIN MOIN
Barrierefreiheit
muss auch in
der Gesundheits-
versorgung
vorhanden sein!

                                          GESUNDHEITS-
Am Dienstag, den 29. November
2016 wurde im Ernst-Deutsch-Thea-
ter in Hamburg eine interessante Zwi-
schenbilanz des Projekts “Barriere-

                                          VERSORGUNG,
freie Arzt-/Ärztinnenpraxen“ von der
Patienteninitiative und KISS Hamburg
vorgestellt.

Diese Checkliste zur Barrierefreiheit
wurde mit Hilfe von Menschen mit
Behinderungen erstellt. Dabei kam
heraus, dass viele Praxen zwar einen
                                          BARRIEREFREI?
Fahrstuhl haben, davor aber Stufen,
die dann den Zugang erschweren.
In keiner der untersuchten gynäko-
logischen Praxen gab es einen Lifter,     ben.“ Von den knapp 4.000 Praxen in       te auch: „Gesundheit ist ein Men-
um RollstuhlfahrerInnen in den gynä-      Hamburg haben sich nur 39 Praxen an       schenrecht und muss allen Menschen
kologischen Untersuchungsstuhl zu         der Untersuchung beteiligt.               diskriminierungsfrei möglich und zu-
helfen. Technische Hörhilfen gab es                                                 gänglich sein. Dies muss der Senat in
ebenfalls in keiner einzigen Praxis.      Die geringe Teilnehmerzahl der Medi-      Zusammenarbeit mit der Kassenärztli-
                                          ziner liegt aus Sicht der Organisatoren   chen Vereinigung sowie den Kranken-
Fragen der Checkliste waren unter         aber auch daran, dass es für Ärzte kei-   kassen garantieren. Es darf nicht sein,
anderem: Gibt es z.B. einen Orthopä-      ne Fördermittel für den barrierefreien    dass Menschen mit Behinderung auf-
den, der auf gehörlose Patienten ein-     Umbau der Praxis gibt. Auch gibt es       grund mangelnder Barrierefreiheit
gestellt ist? In welche Arztpraxis kön-   durch das Fall-Pauschalen-System          und nicht vergüteter Mehrkosten in
nen blinde Menschen gehen, die auf        nicht mehr Geld für die Behandlung        Gesundheitseinrichtungen       wegen
einen Blindenhund angewiesen sind?        eines behinderten Patienten, obwohl       einer längeren Behandlung ausge-
Am Ende des Projektes soll dann eine      sie oft zeitaufwändiger ist. Das The-     grenzt werden. Auch sie müssen ihre
Liste stehen, auf der Menschen mit        ma bleibt aber auf der Tagesordnung:      Ärztinnen und Ärzte frei wählen dür-
Behinderung passende Praxen finden        Die AOK Rheinland/Hamburg fördert         fen!“
können.                                   das Projekt für weitere zwei Jahre.

„Wir wollen am Ende eine Übersicht        Von Cansu Özdemir, inklusionspo-
von barrierefreien Arztpraxen im In-      litische Sprecherin der Fraktion DIE
ternet veröffentlichen, damit dieser      LINKE in der Hamburgischen Bür-
sensible Bereich endlich für Betroffe-    gerschaft, gab es dazu dieses State-
ne transparent wird“, so Christa Her-     ment: “Die im Landesaktionsplan
mann, Leiterin von KISS Hamburg.          zur Umsetzung der UN-Behinderten-
                                          rechtskonvention festgeschriebenen
„Die Skepsis unter den Ärzten ist noch    Maßnahmen zur Schaffung einer bar-
groß“, sagte Isabella Vertes-Schütter.    rierefreien   Gesundheitsversorgung
Die Intendantin des Ernst-Deutsch-        müssen ernst genommen und umge-
Theaters ist selbst Ärztin und Schirm-    setzt werden. Der Senat muss für die
herrin des Projektes. „Die Skepsis        Sicherung des Projekts finanziell Sor-
drückt sich vor allem darin aus, dass     ge tragen.“
die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte,
die sich beteiligt haben, nicht so groß   Deniz Celik, gesundheitspolitischer
ist, wie wir uns das gewünscht ha-        Sprecher der Linksfraktion ermahn-

                                                                                            DOVEN KLÖNSCHNACK 27
ANDREA NAHLES,
                                        BUNDESMINISTERIN
                                        FÜR ARBEIT UND SOZIALES

                                            JOHANNES KAHRS IST MITGLIED
                                         DES DEUTSCHEN BUNDESTAGS UND
                                                VERTRITT SEIT 1998 SEINEN
                                                  HAMBURGER WAHLKREIS

VERANSTALTUNG
DER SPD HAMBURG
ZUM BUNDESTEILHABEGESETZ
AM 29.10. FAND IM BESENBINDERHOF IN HAMBURG
DIE VERANSTALTUNG ZUM BUNDESTEILHABEGESETZ STATT

Johannes Kahrs ist Mitglied des        Sicht, also auch aus der Sicht der     Problem hatte, dass die ganzen
deutschen Bundestags und wird seit     SPD, eine Verbesserung für Men-        Protestaktionen wie #Nichtmein-
1998 von seinem Hamburger Wahl-        schen mit Behinderung darstelle.       Gesetz, das Anketten am Reichs-
kreis immer direkt in den deutschen                                           tagsufer, die Badeaktionen, die
Bundestag gewählt. Anwesend bei        Die Linie der SPD zum Gesetz war:      Demonstrationen und die Zusam-
der Veranstaltung war auch Andrea      “Das Gesetz wird kommen. Basta.”       menarbeit mit den Medien völlig
Nahles, Bundesministerin für Arbeit    Das war der Haupttenor an dem          kontraproduktiv gewesen wäre für
und Soziales.                          Abend, gleichzeitig wurde aber         das Bundesteilhabegesetz. Aus die-
                                       auch gesagt, dass die Sorgen der       sem Grund habe man weniger Geld
Eine Veranstaltung, die gut besucht    Betroffenen auf der einen Seite ver-   von Schäuble und Co bekommen,
war von Menschen mit Behinde-          ständlich sind, aber es seien auch     weil die dazu gesagt haben: “Wenn
rung, denn das Interesse der Men-      übertrieben große Sorgen im Spiel.     die Betroffenen das Gesetz nicht
schen mit Behinderung und deren                                               wollen, dann kriegen sie eben auch
Angehörigen war also groß zu er-       Nahles machte dann auch aus ihrem      kein Geld dafür.”
fahren, wie die Linie der SPD zum      Herzen keine Mördergrube und
Bundesteilhabegesetz ist. Vielleicht   stellte klar: “Die Lobby für das Ge-   Diese Aussagen der SPD waren in
wäre der Saal ganz gefüllt gewe-       setz von den Betroffenen war nicht     dieser Hinsicht nicht immer glück-
sen, wenn es einfacher gewesen         so, dass ich automatisch mehr Geld     lich gewählt, aber auch erfrischend
wäre für Rollstuhlfahrer in den Saal   für das Gesetz bekommen hätte.         offen. Im Hinterkopf kann man
zu kommen, denn gab es eben auch       Andere Gesetze werden ganz an-         also einiges für spannende Wahl-
Probleme für Rollstuhlfahrer über-     ders begleitet. Ja, also. Andere Ge-   jahr 2017 behalten und schauen,
haupt in den Saal zu kommen auf-       setze werden ganz anders beglei-       wie sehr das Bundesteilhabegesetz
grund fehlender Barrierefreiheit.      tet.”                                  trotz der sehr wahrscheinlichen Ver-
Beide betonten bei den Fragen                                                 abschiedung durch den Bundestag
zum Bundesteilhabegesetz aus dem       Dann sprang Johannes Kahrs Nah-        und Bundesrat den Wahlkampf be-
Publikum, dass das Gesetz aus ihrer    les bei und sagte, dass die SPD das    einflussen wird.
POLITIK

VERANSTALTUNG DER
HAMBURGER LINKE ZUM
BUNDESTEILHABEGESETZ
                                          Bundestag vernetzt, was zur Folge
                                          hat, dass beide sich regelmäßig aus-
                                          tauschen.

                                          Werner beschrieb auch, dass das
                                          größte Problem eigentlich ist beim
                                          Bundesteilhabegesetz: Die Realität
                                          der Menschen mit Behinderungen
                                          sei für viele Abgeordnete so weit
                                          entfernt, so dass die Große Koalition
                                          aus SPD und CDU mehrheitlich tat-
                                          sächlich der Meinung ist, dass Bun-
                                          desteilhabegesetz sei eine wirkliche
                                          Verbesserung für Menschen mit Be-
                                          hinderung. Sie selbst versucht immer
                                          wieder mit einem Tagespraktikum in
                                          einer Werkstatt oder einer ähnlichen
CANSU ÖZEDMIR (LINKE HAMBURG              Einrichtung für Menschen mit Behin-     KATRIN WERNER (BEHINDERTEN-
INKLUSIONSPOLITISCHE SPRECHERIN/          derung zu schauen, wie die Realität     POLITISCHE SPRECHERIN UND
HAMBURGISCHE BÜRGERSCHAFT)                                                        BUNDESTAGSABGEORDNETE
                                          ist und so die Bodenhaftung nicht zu
                                          verlieren.

Am 24. November 2016 lud die              Die Kritikpunkte der Linken am Bun-     Viel Hoffnung hatte Werner auch nicht
Linke Hamburg durch die inklu-            desteilhabegesetz ist auch, dass die    für die Abstimmung zum Bundesteil-
sionspolitische Sprecherin Cansu          Linke vor allem auch sehr besorgt ist   habegesetz am 01. Dezember, denn
Özedmir aus der Hamburgischen             über die schwammigen Formulierun-       große Sprünge werde es bei den Ver-
Bürgerschaft ein zur Veranstaltung        gen am Gesetz und so teilt sie auch     besserungen durch die Große Koali-
zum Bundesteilhabegesetz mit der          die Sorgen der Betroffenen.             tion aus SPD und CDU nicht geben.
behindertenpolitischen Sprecherin                                                 Das einzige, was die Linke tun wird:
und Bundestagsabgeordneten Kat-                                                   Sie wird gegen das Gesetz stimmen.
rin Werner.
                                                                                  Der Besuch der Veranstaltung war
Der Raum war sehr gut besucht, ei-                                                lohnenswert - zum einen kriegte man
gentlich war er schon fast zu klein für                                           einen tiefen Einblick in die Tagesge-
die vielen interessierten Besucher.                                               schäfte der Politik und zum anderen
                                                                                  wurde die Veranstaltung sehr gut mo-
Katrin Werner stellte die Kritikpunkte                                            deriert von Cansu Özdemir, so dass
der Linken vor zum Gesetz und be-                                                 man auch die Störenfriede der Veran-
schrieb auch gut, dass es eigentlich                                              staltung in den Griff bekommen hat
eine gute Zusammenarbeit mit den                                                  am Schluss.
Grünen gibt. Corinna Rüffer und Ka-
trin Werner kommen beide aus Trier
und sind so auch gut vor Ort und im

                                                                                          DOVEN KLÖNSCHNACK 29
BARRIEREFREIER
NOTRUF
FACHTAGUNG DES DEUTSCHEN GEHÖRLOSENBUNDES
ZUM BARRIEREFREIEN NOTRUF

DIE TEILNEHMER DER TAGUNG „DER
WEG ZU EINEM BARRIEREFREIEN
BUNDESWEITEN NOTRUF“

     RECHTES BILD OBEN: THOMAS
ZANDER (BR/“SEHEN STATT HÖREN“)
IM GESPRÄCH MIT PROF. DR. ULRICH
                           HASE
POLITIK

Am 29. November 2016 lud der Deut-        Die Fachtagung begann mit der Be-
sche Gehörlosenbund in Kooperation        grüßung durch Daniel Büter, der kurz
mit dem Bundesministerium für Arbeit      die Situation rund um den fehlenden
und Soziales zur Fachtagung “Barrie-      barrierefreien Notruf und den Pro-
refreier Notruf” im Berliner Kleisthaus   grammablauf für diesen Tag vorstell-
ein. Vom Gehörlosenverband Ham-           te. Aufgrund der Fülle an Informa-
burg nahmen der Vorsitzende Ralph         tionen werden nur die wichtigsten
Raule sowie Julia Probst, Referentin      Vorträge hier kurz vorgestellt:
für Öffentlichkeitsarbeit, teil.
                                          Als nächstes sprach Dr. Schmachten-
Viele von uns kennen das Kleisthaus:      berg, Leiter der Abteilung Teilhabe,
Es ist der Arbeitsplatz vom Behinder-     Belange von Menschen mit Behin-
tenbeauftragten der Bundesregie-          derungen, Soziale Entschädigung,
rung. Derzeit ist die blinde Ex-Leis-     Sozialhilfe im Bundesministerium für
tungssportlerin Verena Bentele die        Arbeit und Soziales. Zunächst ent-
Behindertenbeauftragte der Bundes-        schuldigte sich das Bundesministe-         dass der Notruf in Deutschland de-
regierung.                                rium für Arbeit und Soziales durch         zentral aufgebaut sei. Es gäbe seit
                                          Herrn Schmachtenberg dafür, dass           2010 eine Arbeitsgruppe “Notruf”
                                          die Schirmherrin der Fachtagung,           bei der Bundesregierung. Im Novem-
                                          Staatssekretärin Gabriele Lösekrug-        ber 2014 habe man quasi aufgege-
                                          Möller nicht anwesend war, da sie          ben, aufgrund der Tatsache, dass es
                                          nicht kommen konnte. Uns wurden            nicht geklappt habe etwas auf den
                                          die besten Wünsche der Schirmherrin        Weg zu bringen. Eine Bereitschaft,
                                          übermittelt.                               etwas im Telekommunikationsgesetz
                                                                                     Paragraph 108 in der Notruf-Sache
                                          Schmachtenberg gab in seiner Rede          zu ändern, sei im Ministerium da,
                                          zu, dass man sich in der Bundesre-         aber die Änderung werde als nicht
                                          gierung schon lange bewusst sei,           zwingend angesehen. Das Bundesmi-
                                          dass es für 2 Millionen Betroffene kei-    nisterium für Wirtschaft und Energie,
                                          nen barrierefreien Notruf gäbe. Die        Bundesministerium für Inneres und
                                          Rechnung im Bundesministerium für          das Bundesministerium für Arbeit und
                                          Arbeit und Soziales zur Anzahl der 2       Soziales stünden aber vor einer Lö-
                                          Millionen Betroffenen, Gehörlosen          sung des barrierefreien Notrufs und
                                          und Schwerhörigen, geht wohl so:           arbeiteten daran.
                                          “Wir haben 80 Tausend Gehörlo-
                                          se in Deutschland und 16 Millionen         Auch sehr spannend war der gemein-
                                          Schwerhörige. Wir rechnen dann zu          same Vortrag von Carsten Schneider
                                          der Zahl der Gehörlosen ein paar           vom Deutschen Städtetag und Deut-
                                          Schwerhörige hinzu, die nicht mehr         scher Feuerwehrverband e.V. und
                                          telefonieren können.” Realistisch ist      Andreas Korzinowski vom Nieder-
                                          diese Milchmädchenrechnung nicht           sächsischen Ministerium für Inneres
                                          - es gibt eine größere Zahl an Betrof-     und Sport. Dort wurde unter anderem
                                          fenen als diese 2 Millionen, die hier in   geschildert, wie kompliziert es sei,
                                          den Raum gestellt wurden.                  etwas aufzubauen. Man habe ein ein
                                                                                     eigenes Programm entwickelt für den
                                          Mit Blick auf die kommende Lesung          barrierefreien Notruf, das den Anfor-
                                          und Verabschiedung des Bundesteil-         derungen der Leitzentrale entsprach,
                                          habegesetzes am 1. Dezember 2016           welches dann aber leider wieder ein-
                                          erwähnte Schmachtenberg, wie sehr          gestellt wurde.
                                          die Bundesregierung auf den Rat der
                                          Menschen mit Behinderung angewie-          Nach der Mittagspause gab es eine
                                          sen sei. (Wir empfehlen hierzu auch        hochinteressante    Podiumsdiskussi-
                                          den Artikel zum Bundesteilhabege-          on mit zwei Abgeordneten aus dem
                                          setz zu lesen).                            Bundestag und sämtlichen bisherigen
                                                                                     Rednern. Angekündigt war zuerst der
                                          Besonders interessant war dann der         behindertenpolitische Sprecher der
                                          Beitrag von Dominik Röske vom Bun-         CDU, Uwe Schummer. Leider konnte
                                          desministerium für Wirtschaft und          er selbst nicht kommen und schick-
                                          Energie, denn dort wurde erzählt,          te stellvertretend seinen Kollegen

                                                                                             DOVEN KLÖNSCHNACK 31
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