Frauen in der grünen Branche - Galabau-Verband Österreich

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Frauen in der grünen Branche - Galabau-Verband Österreich
Ausgabe Nr. 3/2021

 4     Grüner Campus:
       Biodiversität im Boden

11
       Frauen in der
       grünen Branche
15     Das geht Josef Zotter richtig
       gegen den Strich!

18     ORF-Moderatorin und Kabarettistin
       Verena Scheitz im Interview
Frauen in der grünen Branche - Galabau-Verband Österreich
Titelstory

                                 11   Ein anderer Zugang                  GALABAU Picknick
                               		     zu Farben und Formen

    Inhalt
                                                                   18   Gießen hat etwas
                                                                        Meditatives –
                                                                 		     Verena Scheitz im
                                        Gegen den Strich         		     Interview

            Editorial
                                 15   Josef Zotter
                               		     im Gespräch
      3   Gemeinsam
    		    für Vielfalt!

            Der Grüne Campus

      4   Biodiversität
    		    im Boden

                                                                   21   Impressum

                                                                          Aktuelles

                                                                   22   Ausgezeichnetes
                                        Gartenräume              		     Engagement für
      6   Lebendige Vielfalt
                                                                 		     die Natur
    		    im Boden
                                 16   „San Sie nacha
      8   Biodiversität        		     vielleicht auch Kaiser?“
    		    von Grund auf
                                                                          Lebendiger Garten

                                                                   23   Auch Insekten
                                                                 		     brauchen was zu trinken

2
Frauen in der grünen Branche - Galabau-Verband Österreich
Editorial
                                                                                                        Grünfalt 3/2021

                                                Gemeinsam
                                                für Vielfalt
                                                  Z
                                                           wei zentrale Themenschwerpunkte er-
                                                           warten Sie in dieser Ausgabe des Grünfalt:
                                                           Biodiversität im Boden sowie das Berufs-
                                                feld im Garten- und Landschaftsbau aus weiblicher
                                                Perspektive.
                                                Gibt es frauenspezifische Themen in der grünen
                                                Branche? Was macht die grünen Berufe gerade für
                                                Frauen attraktiv? Und welche Hürden gilt es, auch
                                                heute noch zu überwinden? Im Zusammenhang mit
                                                diesen Fragestellungen hatten wir zum Podiums-
                                                gespräch geladen. Und natürlich gibt es auch in der
                                                grünen Branche sehr ähnliche Aufgabenstellungen
                                                wie in der Gesellschaft allgemein, dass aber die Tä-
                                                tigkeitsfelder deutlich vielgestaltiger sind, als weithin
                                                angenommen wird, davon sind alle Gesprächsteil-
                                                nehmerinnen überzeugt. Auch davon, dass im Sinne
                                                der Zukunftsfähigkeit, eine breite Informations- und
                                                Aufklärungskampagne rund um die grünen Berufe
                                                nötig ist.
                                                Weil auch die Bedeutung des Bodens für das ökolo-
                                                gische Gleichgewicht noch immer etwas im Dunklen
                                                liegt, wollen wir auch hier für erhellende Beiträge
                                                sorgen. Denn ein gesunder Boden ist nicht nur die
                                                Grundlage für einen lebendigen Garten, sondern
                                                langfristig auch ein fundamentaler Beitrag für unser
                                                Klima. Darüber hinaus hilft er, Starkregenereignisse
                               Marcel Kreitl,   abzufedern und Trockenperioden zu überwinden.
                               Präsident des    Sehen Sie in dieser Ausgabe, was wir gemeinsam
Garten- und Landschaftsbauverband Österreich
                                                für den Boden tun können. Und machen Sie bitte
                                                mit. Wir wollen ja schließlich alle „geerdet“ sein und
                                                am Boden bleiben.
                                                So freuen wir uns darauf, Sie für den Boden zu
                                                begeistern.

                                                                                                                     3
Frauen in der grünen Branche - Galabau-Verband Österreich
Der Grüne Campus

    Biodiversität
    im Boden
    Böden in unserem Klimagebiet sind ein wichtiges Reservoir der
    Biodiversität, Standorte für unsere Nutz- und Zierpflanzen und
    zugleich Filter für die Aufbereitung unseres Trinkwassers.

    TEXT ANDREAS BAUMGARTEN, AGES

       1

                                                                     E
                                                                          in gesunder Boden weist
                                                                          eine hohe Speicherkraft
                                                                          für Wasser und Nährstoffe
                                                                auf und hat zugleich einen großen
                                                                Porenraum, in den Wasser und Luft
                                                                leicht eindringen können: Damit
                                                                sind die optimalen Voraussetzun-
                                                                gen für ein gutes Pflanzenwachs-
       2
                                                                tum und ein intensives Bodenleben
                                                                gegeben – ein essentieller Aspekt
                                                                für die Biodiversität und damit die
                                                                Bodengesundheit. Dadurch ist die
                                                                fortdauernde Fähigkeit des Bodens,
                                                                als lebendiges Ökosystem zu funk-
                                                                tionieren, gegeben.

                                                                Auf einem Quadratmeter Fläche
                                                                leben in der obersten Bodenschicht
                                                                bis 25 cm etwa 500 g Bodenorga-
    1 Hohe Speicherkraft bei gleichzeitig großem                nismen, vor allem Bakterien, Pilze,
      Porenraum zeichnet einen gesunden Boden aus.              Algen und kleine Bodentiere sowie
                                                                etwa 30 g Regenwürmer. Bei op-
    2 Regenwürmer sind die bekanntesten Boden-                  timalem Bodenmanagement, vor
      organismen – doch in einem gesunden Boden
      gibt es noch deutlich mehr Leben ...
                                                                allem unter durchgehender Boden-
                                                                bedeckung mit Pflanzen oder leicht
                                                                abbaubarem Pflanzenmulch und

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Grünfalt 3/2021

                                                                                                                 Fotos: Adobe Stock

möglichst wenig Bodenbearbeitung         z. B. Blätter. Daraus gewinnen sie
durch Pflügen oder Umgraben              die Energie für ihre Lebenserhal-
                                                                                  Eine Bodenuntersuchung liefert
kann die Lebendmasse auf etwa            tung, verbessern das Porensystem         die nötigen Informationen für den
3 kg, davon 200 g Regenwürmer,           für Luft und Wasser und machen           verantwortungsbewussten Gärtner –
gesteigert werden. Regenwürmer           die darin enthaltenen Mineralstoffe      nur dann kann man auch sicher
                                                                                  die richtigen Impulse setzen.
sind in vielerlei Hinsicht wichtig für   wieder pflanzenverfügbar.
die Böden: Sie graben ausgedehnte        Auch die Pflanzen tragen direkt zur
Netze von Löchern, durchmischen          Fülle und Aktivität des Bodenlebens
den Boden und fressen organi-            bei: Etwa ein Viertel der Photo-
sches Material. Damit sorgen sie         synthese-Leistung der Pflanzen         tauschbaren Nährstoffgehalte.
für die Freisetzung von Nährstoffen      wird über die Wurzeln als organi-      Zusätzlich können auch Schadstof-
für andere Tiere und Pflanzen und        sche Säuren und Zucker in den          fe (z. B. Schwermetalle) untersucht
beeinflussen den Wasserhaushalt          Boden abgegeben, und dient dort        werden. Um Veränderungen im
des Bodens, die Bindung von CO2,         der Ernährung der Bodenmikro-          Boden durch die Bewirtschaftung
die Verbreitung von Samen und            organismen. Auch diese tragen zur      zu beobachten, sollten alle 4-6
vieles mehr.                             Mobilisierung der Bodennährstoffe      Jahre Bodenproben genommen
                                         für die Pflanzen bei. Damit vervoll-   und analysiert werden. Aus die-
Zu den meist noch gut mit freiem         ständigt sich der Kreislauf in einem   sen Ergebnissen kann abgeleitet
Auge erkennbaren Bodentieren             gesunden Boden. Für Landwirte          werden, ob und welche konkreten
zählen weiters Fadenwürmer,              und Gärtner ist es sehr wichtig, den   bodenverbessernden und biodi-
Milben, Asseln, Spinnen, Spring-         Zustand ihrer Böden zu kennen.         versitätfördernden Maßnahmen
schwänze und Insektenlarven. In          Eine Bodenuntersuchung liefert         durchzuführen sind. Vorrangig für
ihrem komplexen Nahrungsnetz             Informationen über den pH-Wert         den Gärtner bleibt jedoch, günstige
zersetzen diese Organismen die or-       (Säuregehalt) die Bodenart (Sand,      Voraussetzungen für ein intensives
ganische Substanz der Ernterück-         Lehm, Ton), den Humusgehalt und        Bodenleben in seiner ganzen Viel-
stände und der anfallenden Streu,        die aktuell verfügbaren und aus-       falt zu schaffen.

                                                                                                                                      5
Frauen in der grünen Branche - Galabau-Verband Österreich
D e r Gr ü ne Campus

              Lebendige Vielfalt
              im Boden
              Boden ist nicht einfach die lockere, oft nur wenig Zentimeter dicke Verwitterungsschicht
              der äußeren Erdkruste, sondern ein hochkomplexes Ökosystem. Dieses besteht aus Mine-
              ralien unterschiedlicher Art und Größe sowie aus organischer Substanz, dem Humus, der
              aus zersetzten, abgestorbenen Pflanzen und Tieren entstanden ist. Diese Bestandteile sind
              miteinander zu Ton-Humus-Komplexen verbunden, die dem Boden eine lockere Struktur
              verleihen. Zahlreiche mit Wasser oder Luft gefüllte Poren und Hohlräume durchziehen den
              Boden und bieten dem Edaphon – den Bodenlebewesen – einen Lebensraum. Eine Hand
              voll guter Gartenerde beinhaltet mehr Organismen, als es Menschen auf der Erde gibt.

              TEXT VALENTIN RIEGLER       FOTOS DIETER HAAS, KATHARINA SANDLER

              Zusammensetzung des Boden, des organischen
              Materials und der Bodenflora und -fauna.                                                                  Übrige Makrofauna
                                                                                  Pflanzenwurzeln
                                                                                                         Mikro & Mesofauna                  Regenwürmer
                                             Organische
                                             Substanz                                                                          5%
                                                                                                                          3%          12%
                                25%
                                Luft
                                                                                         10%
                45%
                Mineralische                                      85%                                               40%
                                              7%                                                5%
                Substanz                                          Humus                                             Pilze &         40%
                                                                                                                    Algen           Bakterien &
                                                                                                                                    Aktinomyzeten
                                23%
                                Wasser
                                                                                               Edaphon

                   Bodenzusammensetzung                            Organische Substanz                               Bodenflora & -fauna

                 D
                       as Edaphon umfasst alle            ten. Die Bodenfauna reicht von                 Sie besiedeln Wurzelknöllchen
                       pflanzlichen und tieri-            wenigen Mikrometer großen tieri-               von Leguminosen und können
                       schen Kleinlebewesen im            schen Einzellern bis hin zu mehre-             Stickstoff aus der Luft binden.
              Boden. Zur Bodenflora zählt man             ren Zentimeter großen vielzelligen             Pilze erschließen mit ihren Mikro-
              Bakterien, Pilze, Algen und Flech-          Organismen.                                    meter dünnen Hyphen Bodenbe-
                                                                                                         reiche, die durch Pflanzenwurzeln
                                                          Bakterien sind die kleinsten und               unerreichbar sind. An deren Spitzen
                                                          häufigsten Bodenorganismen. Sie                scheiden sie Verdauungsenzyme
                                                          können sich binnen Minuten teilen              aus, welche schwer abbaubare
                                                          – also klonen. DNA-Fragmente tau-              Substanzen zerlegen können. Fast
                                                          schen sie einfach direkt unterein-             90 Prozent aller Pflanzenarten
                                                          ander aus und können sich so sehr              gehen eine Symbiose mit Mykorrhi-
                                                          schnell an neue Umweltbedingun-                za-Pilzen ein. Dabei gibt die Pflanze
                                                          gen anpassen. Bakterien wandeln                fotosynthetisch erzeugten Zucker
                                                          in der Rhizosphäre – dem Bereich               an Pilze ab, welche im Gegenzug
                                                          rund um die Pflanzenwurzel – u. a.             Nährstoffe und Wasser liefern.
                                                          abgestorbene Pflanzenteile so um,              Sie verbinden die Wurzelsysteme
    Die Wurzelknöllchen von der                           dass sie von Pflanzen wieder als               unterschiedlicher Pflanzen, wo-
    Ackerbohne sind von Rhizobien                         Nährstoffe aufgenommen werden                  durch ein Nährstoffaustausch
    (Knöllchenbakterien) besiedelt,                       können. Eine besonders wichtige                und Kommunikation mittels
    die Luftstickstoff binden können.
                                                          Rolle für Pflanzen spielen Rhizobien.          Botenstoffen möglich wird.

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Frauen in der grünen Branche - Galabau-Verband Österreich
Grünfalt 3/2021

                                                               Wurzeln wachsen
                                                               gerne durch alte
                                                               Regenwurmgänge.

                                                                                        Maulwurfshügel sind ein Indikator
                                                                                             für eine reiche Bodenfauna.

Manche Vertreter der 62 Regen-          sind die meist 1-2 mm großen         wie Kompost verwenden und auf
wurmarten in Österreich schaffen        Springschwänze (Collembola).         Mineraldünger und Pflanzenschutz-
ein Tunnelsystem von bis zu einem       In Österreich gibt es über 400       mittel verzichten. Denn letztere
Kilometer Länge und drei Meter          Arten, manche davon springen mit     können von Bodentieren nicht auf-
Tiefe. Diese Röhren belüften den        ihrer Sprunggabel am Hinterleib
Boden, erleichtern Pflanzenwurzeln      sogar einige Zentimeter hoch.
das Vordringen in tiefe Boden-
schichten und ermöglichen es dem        Schließlich sorgen die Wirbeltiere
Boden, größere Niederschlagsmen-        als größte Bodenbewohner unter
gen aufzunehmen. Der Tauwurm            anderem für ausreichend Belüftung
(Lumbricus terrestris) ernährt sich     und Durchmischung der Boden-
von abgestorbenen Pflanzenteilen,       schichten. Ein Vertreter der wüh-
die er in seine Röhre zieht, anrotten   lenden Bodentiere, der Maulwurf,
lässt und dann verspeist.               ernährt sich von Käfern, Asseln,
                                        Tausendfüßern, Schnecken und
Arthropoden, die Gruppe der             Regenwürmern und kann so man-
Gliederfüßer – zu der Insekten,         chen Schädling in Schach halten.     genommen werden und töten diese
Tausendfüßer, Krebstiere und            Im Erdboden hat jedes Lebewe-        schlimmstenfalls ab. Der Verzicht
Spinnentiere gehören – sind an          sen eine Funktion. Sie tragen zur    auf zu intensive Bodenbearbeitung
ihrem segmentierten Körper zu           Fruchtbarkeit des Bodens und         schont das Netzwerk der Pilze und
erkennen. Ihnen kommen wichtige         damit zur Ernährung der Pflanzen     der Erhalt von unversiegelten Flä-
Funktionen der Durchmischung            bei. Daher sollte man, wenn man      chen ermöglicht einen Austausch
und Zerkleinerung des organischen       diese im Garten schützen will,       zwischen Luft und Boden. Nur
Materials zu. Bekannte Zerkleinerer     möglichst organischen Dünger         wenn Gartengestaltung und -pflege
                                                                             an die Abläufe der Natur angelehnt
                                                                             wird, kann auch dort ein gesunder
  1                                       2
                                                                             Boden erhalten werden.

                                                                             Weitere Informationen zum aktuel-
                                                                             len Interreg Projekt SYM:BIO (EFRE
                                                                             Kofinanzierung) der Bio Forschung
                                                                             Austria: www.bioforschung.at/
                                                                             projects/symbio-at-cz/

  3                                       4

                                                                               1   Steinläufer
                                                                               2   Pseudoskorpion
                                                                               3   Doppelfüßer
                                                                               4   Springschwanz

                                                                                                                               7
Frauen in der grünen Branche - Galabau-Verband Österreich
D e r Gr ü ne Campus

             Biodiversität
             von Grund auf
             Ein Plädoyer für unseren Boden –
             den Schatz, den wir mit Füßen treten.
             Das Thema „Grund und Boden“ ist eines, das uns Menschen zutiefst bewegt. Da geht es um
             Besitz, um das sprichwörtliche „Berge versetzen“ und es geht darum, das Beste aus dem
             Boden rauszuholen. Die Grundlage für satten Rasen, üppig blühende Blumen sowie präch-
             tige Sträucher und Bäume ist ein gesunder Boden. Für Garten- und Landschaftsbauer so-
             wie für alle, die in der grünen Branche aktiv sind, ist der Boden deshalb eine wesentliche
             Grundlage einer professionellen Tätigkeit. Wenn das Ökosystem „Boden“ im Gleichgewicht
             ist, dann ist natürliches Wachstum möglich. Garten- und Landschaftsbau beginnt mit
             Bodenarbeit – wir alle arbeiten mit dem Boden. Doch wie schaut es tatsächlich aus mit
             dem Boden und was können zukunftsweisende Ansätze und Grundprinzipien für den
             Umgang mit dem Boden im Garten- und Landschaftsbau sein?

             TEXT RONALD POMMER

                                               Österreich – Land der Gärten,           Das wollen die Gartenbesitzer:
                                               Land der Vielfalt                       Einen Garten, der von Grund auf
                                               Etwa zwei von fünf Österreichern        „funktioniert“
                                               verfügen über einen eigenen Gar-        Für mehr als die Hälfte der Österrei-
                                               ten. Doch die Größe dieser Grün-        cher ist der Garten vor allem ein Ort
                                               flächen variiert stark. Gesamt be-      der Erholung. In einer IMAS-Um-
                                               trachtet gibt es in Österreich rund     frage geben rund 400 der 1000 be-
                                               1.325 Quadratkilometer Gartenflä-       fragten Gartenbesitzer an, dass Sie
                                               chen im Privatbesitz. Und weil der      den Garten zur „Entschleunigung in
                                               Vergleich mit Fußballfeldern so         der Natur“ nutzen. Dieses „bewuss-
                                               beliebt ist: Ein Fußballfeld hat        te Temporausnehmen“ drückt sich
                                               durchschnittlich eine Größe von         auch in der Vorstellung von knapp
                                               0,00714 Quadratkilometern.              mehr als der Hälfte der Gartenbe-
                                               Die durchschnittliche Gartenfläche      sitzer in Österreich aus, dass der
                                               liegt hierzulande bei erstaunlichen     Garten „von selber in einem natür-
                                               374 Quadratmetern. Und rund 32%         lichen, biologischen Gleichgewicht“
                                               der Gartenbesitzer herrschen über       funktionieren sollte.
                                               mehr als 500 Quadratmetern an           Eine Frage steht nun im Raum: Was
        Österreich ist ein Land der Gärten –   Bodenfläche. Und wie es in diesen       kann jeder einzelne Gartenbesitzer
        mit diesem Besitz ist auch             Gärten um Biodiversität bestellt ist,   dafür tun, dass Österreichs Gärten,
        eine gewisse Verantwortung
        verbunden.                             daran hat die Art und Weise der Bo-     in all ihrer natürlichen Vielfalt auf
                                               denbearbeitung erheblichen Anteil.      gesundem Boden wachsen?

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Frauen in der grünen Branche - Galabau-Verband Österreich
Grünfalt 3/2021

    Ist der Nährstoff-
 haushalt im Gleich-
    gewicht, wird die
Erde zum Nährboden
   für Tiere, Pflanzen
            und Pilze.

                                                                                                                     Fotos: Adobe Stock

                                                                  „Wer weiß, wie Pflanzenwachstum unterirdisch – also im
    Nachhaltiger Gartenbau als             wenn die Pflan-
                                                                  Boden – aussieht, der erkennt gleich: Ausgereifte Systeme
    Schlüssel zu aktivem Boden-            zen im Boden
                                                                  wässern und düngen nicht die Pflanzen, sondern den Bo-
    leben                                  wachsen und
                                                                  den, der ernährt dann die Pflanzen. Das klingt sehr einfach,
    Planerische und gartenbau-techni-      dort verrotten
                                                                  ist aber technisch eine Herausforderung für ein funktionie-
    sche Arbeit im Garten dienen der       können.
                                                                  rendes Wassermanagement im Garten.“
    Optik und dem Nutzwert eines           Diesen Kreis-
    Gartens. Und sie dienen auch dem       lauf in Gang           Manuel L. Mair, MAITEC Armaturen GmbH
    Wunsch der österreichischen Gar-       zu bringen, ist
    tenbesitzer nach einem Garten der      eine große Auf-
    „funktioniert“. Einziger natürlicher   gabe für jeden
    Regulator in Bezug auf Wasser-         einzelnen Gartenbesitzer. Durch die Natur, der Freude an neuer Ar-
    und Nährstoffhaushalt eines Gar-       Vielzahl an publizierten Ratgebern,      ten- und Sortenvielfalt ist auch ein
    tens ist der Boden. Ein Boden der      spezialisierten Internetportalen         Trend, der sich in den Wünschen
    „funktioniert“ versorgt Pflanzen ge-   sowie durch die Unterstützung von        vieler Kunden ausdrückt. Naturna-
    nau so, wie sie es brauchen. Dass      professionellen Gärtnern haben wir he Gestaltungslösungen und nach-
    man bei den klimatischen Verhält-      heute völlig neue Möglichkeiten, die haltig sanfte Bearbeitung – dafür
    nissen in Zukunft nicht ohne tech-     Biodiversität im Boden gezielt zu        können wir uns alle gemeinsam
    nische Unterstützung auskommt,         fördern.                                 stark machen. Denn in jedem Gar-
    ist absehbar.                                                                   ten kann Biodiversität, von Grund
                                           Der Boden als Grundlage einer            und Boden auf leben, auch in ge-
    Der Gärtner und der Boden:             nachhaltigen Biodiversität               stalteter und strukturierter Form.
    Gestalter von Lebensraum und           Das Jahr 2021 ist erneut zum Jahr        Der Natur ist die Optik egal.
    Klimaschützer                          der Biodiversität erklärt worden.        Für Biodiversität und gesunde Bö-
    Unser Boden ist viel mehr als nur      Biodiversität im Garten bedeutet         den braucht es eine durchdachte
    der Untergrund, auf dem wir gehen.     biologische Vielfalt durch ver-          Abstimmung der einzelnen Gar-
    Durch die Pflanzen gelangt rund        schiedene Lebensbereiche und             tenelemente. Boden und Pflanzen
    die Hälfte des Kohlenstoffs in den     Ökosysteme. Abwechslung statt            stehen in Abhängigkeit zueinander
    Boden und wird dort mit anderen        Monotonie!                               und ermöglichen so das Leben im
    Nährstoffen gemeinsam gespei-          Dieses neue Bewusstsein für das          Gleichgewicht mit der Natur des
    chert. Das passiert aber nur dann,     Zusammenspiel von Mensch und             Gartens.

                                                                                                                                          9
Frauen in der grünen Branche - Galabau-Verband Österreich
D e r Gr ü ne Campus

                       Ein gesunder Boden kann
                           deutlich mehr Wasser
                       speichern als ein kranker,
                               verarmter Boden.

             Gartenprofis machen Boden gut
             Auf den Boden in den Gärten haben
             alle, die in der grünen Branche arbei-
             ten, Einfluss. Wir haben es in der
             Hand, wie Landschaften im Großen
             und im Kleinen gestaltet und be-         Deshalb ist es unserer Aufgabe,          grundlage gut und uns Menschen
             arbeitet werden. Es muss in unser        dass wir die Vielfalt in den Böden       somit auch.
             aller Interesse sein, die wertvollen     und Gärten schützen.                     Je unterschiedlicher vielfältige
             Eigenschaften des Bodens zu erhal-                                                Gärten und Landschaften gestaltet
             ten. Weil eine Diversität im Boden       Wir alle können dazu beitragen,          sind und je extensiver sie nach-
             beginnt und ein gesunder Boden           der Natur wieder mehr Platz einzu-       haltig bearbeitet werden, desto
             uns täglich bei unserer Gartenarbeit     räumen und profitieren von einem         leichter bieten sie einen passenden
             unterstützt und die Grundlage von        gesünderen Ökosystem. Das tut            Lebensraum für Nützlinge. Und im
             „funktionierenden“ Gärten ist.           den Böden als unserer Lebens-            Boden fängt dieser Lebensraum an.

                                                         Auch 2021 wurde zum Jahr der Biodiversität
                                                         erklärt. Uns muss klar werden, dass ein reich-
                                                         haltiger und lebendiger Boden uns bei unserer
                                                         gärtnerischen Arbeit unterstützt.

                                                         ÖSTERREICH VERLIERT AN BODEN UND AN
                                                         ARTENVIELFALT
                                                         Täglich wird in unserem Land die Fläche eines durchschnittli-
                                                         chen landwirtschaftlichen Betriebs verbaut. Das ist laut der öster-
                                                         reichischen Hagelversicherung, die sich seit Jahren aktiv für eine
                                                         Bodenschutzstrategie einsetzt, ein europäischer Spitzenwert.
                                                         Somit hat Österreich in den letzten 25 Jahren etwa die Agrarflä-
                                                         che des Burgenlandes verloren.
                                                         Darunter leidet nicht nur die Schönheit der Natur, sondern es
                                                         kommt dadurch auch zu einem enormen Verlust an Artenviel-
                                                         falt. Zudem fehlt dieser verlorene Boden als Wasser- und Nähr-
                                                         stoffspeicher – Überschwemmungs- und Hochwasserschäden
                                                         nehmen dadurch ebenso zu wie Dürreperioden.

10
Titelstory
                                                                                                         Grünfalt 3/2021

Ein anderer Zugang
zu Farben und Formen
Oftmals wird in den Vorstandssitzungen des GALABAU Verbandes das Thema Ge-
schlechtergerechtigkeit thematisiert und die Frage aufgeworfen, warum so wenige
Frauen an vorderster Front aktiv sind. Auch das Beschäftigungsverhältnis gerät
hinsichtlich einer ausgewogenen Aufteilung bei vielen Betrieben in eine Schief-
lage – während im Büro Frauen meist in der Überzahl sind, stellen sie „draußen“
eine Minderheit. Wir wollten der Sache auf den Grund gehen und haben Frauen der
grünen Branche zum Podiumsgespräch geladen. Aufgrund der allgemein sehr gu-
ten Auftragslage und der Tatsache, dass wir uns mitten in der Urlaubszeit befinden,
mussten einige Teilnehmerinnen absagen. Umso mehr bedanken wir uns bei jenen
Frauen, die sich Zeit für das Gespräch genommen haben.

TEXT NORBERT HINTERSTEININGER FOTOS ARCHE NOVA

                                       N
                                              atürlich steht von Anfang   sind sich aber einig, dass sich die
         Gibt es frauenspezifische            an die Frage im Raum,       Situation zwar insgesamt deut-
            Themen in der grünen
                                              ob etwas dran sei an der    lich verbessert habe, dass aber
             Branche? Diese Frage
               haben wir in einem    Vermutung, dass es auch in der       dennoch nach wie vor Frauen die
       Podiumsgespräch gestellt …    grünen Branche frauenspezifische     körperliche Arbeit nicht zugetraut
                                     Probleme gäbe. Alle Anwesenden       würde und dass (meist) ältere
                                                                          Semester nicht damit rechneten,
                                                                          dass die Frau der Chef sein könne.
                                                                          „Wo ich aber schon nach wie vor
                                                                          geschlechterspezifische Unter-
                                                                          schiede erkenne“, erörtert Andrea
                                                                          Stöger, „das ist ein anderer Zugang
                                                                          zu Farben, Formen und zur Gestal-
                                                                          tung ganz allgemein, der Frauen
                                                                          von Männern unterscheidet.“ Und
                                                                          auch wenn die Damen in der Runde
                                                                          erst etwas verhalten zustimmen,
                                                                          werden mit der Zeit immer mehr
                                                                          Beispiele gebracht, die diese These
                                                                          bestätigen. „Ich muss tatsächlich
                                                                          auch sagen“, pflichtet schließlich
                                                                          Marcel Kreitl bei, „dass unsere
                                                                          Gärtnermeisterin immer auch die
                                                                          Rosen bewundert, die sie setzt oder
                                                                          schneidet, den Burschen hingegen
                                                                          ist das fast ein bisserl egal, welche
                                                                          Blumen sie vor sich haben.“

                                                                                                                     11
Ti tel s tor y

                   „Natürlich kann die Gartenarbeit auch
                   richtig anstrengend sein. Aber der Beruf
                   des Gärtners ist wesentlich vielgestaltiger
                   als es auf den ersten Blick erscheinen mag.
                   Und genau das müssen wir auch
                   kommunizieren!“

                 Eine Hürde ist natürlich, und hier sind sich auch wieder
                 alle einig, die körperliche Anstrengung. „Der Garten-
                 arbeit haftet auch der Ruf der harten Arbeit an, was
                 sicherlich ein Grund dafür ist, dass es deutlich mehr
                 Männer in der grünen Branche gibt“, erläutert Bianca
                 Steininger, „auch wenn ich gerade bei den Meisterprü-
                 fungen sehe, dass Jahr für Jahr der Anteil an Frauen
                 steigt.“ Es kann also von einer Trendwende gesprochen
                 werden. Gerade weil der Beruf immer interessanter,
                 vielfältiger und vielschichtiger wird. „Genau das könnte
                 es auch sein, was Frauen für die grüne Branche moti-
                 viert“, vermutet Alexandra Wastell in der Vielgestaltig-
                 keit der Aufgabengebiete einen Anreiz gerade auch für
                 Frauen. „Ich denke auch“, pflichtet ihr Johanna Kreitl
                 bei, „dass das Branchenfeld sich stark erweitert hat
                 und reichhaltiger geworden ist. Während es damals,
                 als ich die Gartenbauschule besuchen wollte noch
                 geheißen hat, dass diese körperliche Arbeit nichts für
                 Frauen ist, gibt es heute soviele Betätigungsfelder,
                 dass auch immer mehr Frauen angesprochen werden.“

                                             „Ich habe den Eindruck, dass
                                             unser Berufsfeld für Frauen
                                             immer interessanter wird.“

                                             Bianca Steininger,
                                             Gartenarchitektin bei
                                             Gartengestaltung Hertl

                                             „Es ist bestimmt auch proble-
                                             matisch, dass Männer immer
                                             noch deutlich mehr verdienen
                                             als Frauen.“

                                             Heide Kreitl,
                                             Back-Office und Marketing
                                             bei Kreitl GmbH

                                             „Ein Grund, warum weniger
                                             Frauen in den Verbänden aktiv
                                             sind, liegt sicher auch an tradi-
                                             tionellen Männernetzwerken.“

                                             Alexandra Wastell,
                                             Stöger Innenraumbegrünung
                                             und Gartengestaltung

12
Grünfalt 3/2021

                             „Ich hab den Eindruck, das
                             Frauen einen ganz anderen
                             Rundumblick haben als
                             Männer.“

                             Johanna Kreitl,
                             Bereichsleiterin Gartenwerkstatt
                             bei Kreitl GmbH

                             „Ich denke, Frauen bekommen
                             heute eine deutlich bessere
                             Ausbildung und sind auch
                             sehr motiviert.“

                             Andrea Stöger,
                             Stöger Innenraumbegrünung
                             und Gartengestaltung

                             „Wir werden das Thema
                             Mitarbeitermarketing im
                             GALABAU Verband auf-
                             greifen!“

                             Marcel Kreitl,
                             Präsident des
                             GALABAU Verband Österreich

Gibt es also immer weniger frauenspezifische Problem-
felder in der grünen Branche? Nicht ganz. Überraschen-
derweise scheint ein Problem darin zu bestehen, dass
es wenig bis keine Arbeitskleidung in Damenschnitten
gibt. „Das sind oft richtige Zeltgrößen, T-Shirts, die bis zu
den Knien reichen“, ist Johanna Kreitl empört. Ein wei-
teres Problem sind die Toiletten am Arbeitsplatz. Auch
wenn grundsätzlich Männer hier das gleiche Problem
haben sollten, spitzt es sich bei Frauen anders zu.
Hier gibt es unterschiedliche Lösungsansätze – wäh-
rend manche auf Camping-Klos im Mannschaftsbus
setzen, ist für andere eine Miettoilette fixer Bestandteil
des Angebotes. „Da hat sich sicherlich etwas verändert“,
resümiert Marcel Kreitl, „während es früher fast selbst-
verständlich war, dass unseren Mitarbeitern etwas zu
trinken angeboten wird und sie Zugang zur Toilette
bekommen, wundern sich heute viele, dass wir Strom
und Wasser brauchen.“

                                                                            13
Ti tel s tor y

                           „Es ist eine echte
                      Herausforderung, gute
                      Mitarbeiter zu finden!“

                 Eine besondere Herausforderung                       Aufklärungs- und Informationskam-     Verbandstätigkeit verbinden.“ Um
                 für die grüne Branche insgesamt ist                  pagne notwendig wäre. „Ich denke      dieses Problem mit Betriebskinder-
                 es, gute Mitarbeiter zu finden. Das                  auch“, stimmt Alexandra Wastell zu,   gärten oder einem starken Netz-
                 betrifft beide Geschlechter glei-                    „dass viele gar nicht wissen, was     werk abzufedern, wäre allerdings
                 chermaßen. Was aber würde das                        ein Lanschaftsgärtner überhaupt       die Branche zu klein strukturiert.
                 grüne Arbeitsfeld gerade für Frauen                  genau macht.“ Dabei stünde der        „Sicherlich würden regionale Veran-
                 attraktiver machen? „Bestimmt                        Zeitgeist voll auf Seiten des Gala-   staltungen, die speziell für Frauen
                 muss auch ein guter Lohn gezahlt                     baus und nahezu jedes grüne The-      ausgerichtet sind, ganz generell
                 werden“, ist sich Andrea Stöger si-                  me sei voll im Trend. Diese positi-   interessant sein“, denkt Bianca
                 cher, „das muss der Leistung, dem                    ven Rahmenbedingungen würden          Steininger und stößt damit auf brei-
                 Fachwissen und dem Können ent-                       aber viel zu wenig genützt.           te Zustimmung. Und man ist sich
                 sprechen!“ Und diese Mehrkosten                                                            auch darin einig, dass Frauen auch
                 könne man sicherlich weitergeben.                    Und warum finden sich eigent-         in der grünen Branche zu wenig
                 Schließlich sei es auch für jeden                    lich so wenige Frauen in den Vor-     sichtbar sind. In diesem Sinne soll
                 Kunden selbstverständlich, dass                      standsgremien der verschiedenen       dieser Artikel einen ersten Beitrag
                 er auf eine Frage eine fundierte                     Verbände?                             leisten.
                 Antwort erhält. Und der Großteil der                 „Weil das nie das Feld der Frau
                 Kunden honoriere diese Kompetenz                     war“, ist Andrea Stöger überzeugt.
                 auch. Bianca Steininger vermutet                     „Hinzu kommt“, ergänzt Heide
                 zudem, dass in der Öffentlichkeit                    Kreitl, „dass nach wie vor Familie
                 viel zu wenig bekannt sei, wie breit                 und Haushalt oft auf den Schul-
                 das Betätigungsfeld tatsächlich                      tern der Frauen lasten. Und das
                 ist, dass also eine breit angelegte                  lässt sich schwer mit Arbeit und

                                                grüne Br              Wie vielgestaltig und vielfältig die Aufbabenbe-
                                      s   ere            a   nc
                                   un                             h   reiche und Tätigkeitsfelder in der grünen Branche
                              r

                                                                  e
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                                                                      sind, darüber informiert Sie der GALABAU Verband
                     Mitarbeiter

                                                                      sehr gerne. Wenn Sie Interesse an dem weit ge-
                                                                      steckten Berufsfeld im Garten- und Landschaftsbau
                                                                      haben, senden Sie uns doch eine E-Mail an
                                                                      office@galabau-verband.at – wir rufen Sie
                           te
                        gu

                                                                      auch sehr gerne zurück.
                               r

                                   h
                                       Me

14
Gegen den Strich
                                                                                                                     Grünfalt 3/2021

Wann ist es
genug?
Dass uns die vergangenen Monate geprägt haben, ist unbestritten.
Wo und wie findet Veränderung jetzt statt und worin liegt die
Chance, dass es besser wird als es vorher war?

TEXT JOSEF ZOTTER, RONALD POMMER        FOTOS ZOTTER SCHOKOLADE / RAUTENSTRAUCH

Josef Zotter im Gespräch darüber,       dieses gemeinschaftliche Denken         Zerstörung, damit neuer Bedarf ent-
was ihm gegen den Strich geht.          finden, zu unseren Pflichten als Teil   steht. Welch ein Irrsinn! Besitz um
                                        eines Ganzen, denn sonst kann           jeden Preis ist wirklich nicht erstre-
Wie ist das nun mit den                 es nicht funktionieren. Unsere          benswert, Raffgier ist einfach unse-
Pflichten?                              Freiheit bekommen wir nur dann          xy. Drei Fernseher und zwei Autos
Wir mussten in letzter Zeit viele       zurück, wenn wir uns auch unserer       decken keinen echten Bedarf. Viel
Themen allein bewältigen, oder          Pflichten bewusst sind. Ich bin         wichtiger als Konsum ist doch die
haben uns zumindest sehr allein         überzeugt, dass wir jetzt die Chan-     Entdeckung unserer Talente. Was
gefühlt, in der Familie, im Job. Aber   ce nützen sollten, uns neu auszu-       kann ich gut und was mach ich ger-
wir müssen einen Weg zurück in          richten.                                ne, darauf muss man sich besin-
                                                                                nen. Wir brauchen viele Talente, da-
                                                     Was brauchen wir?          mit Innovation entstehen kann. Es
                                                     Ich wünsche mir ein        gibt gerade jetzt so viele Aufgaben
                                                     neues Bewusstsein          zu lösen, sozial und ökologisch. Je-
                                                     für Qualität. So etwas     der hat ein Talent, das müssen wir
                                                     wie „Technik-Pairing“.     fordern und fördern. Nur zu konsu-
                                                     Produkte müssen wie-       mieren, ist sicher kein Talent!
                                                     der reparierbar sein
                                                     und auch nachträglich      Wie möchten wir leben?
                                                     noch verbessert wer-       Eine sinnvolle Lebensführung in der
                                                     den. Die Anschaffung       wir uns gesunde Ziele setzen wie
                                                     darf schon was kos-        Zufriedenheit. Das ist sexy. Damit
                                                     ten, aber dann müs-        auch gegenseitige Wertschätzung
                                                     sen die Ersatzteile        wieder stärker an Bedeutung
                                                     auch lange erhältlich      gewinnt. Das Leben ist kein Wett-
                                                     und ein technisches        bewerb mit dem Ziel maximaler
                                                     Upgrade muss mög-          Anhäufung von materiellem Kram.
                                                     lich sein. So etwas        Sondern Zeit, Genuss und Zufrie-
                                                     sollte im Sinne des        denheit sind wohl die höchsten
                                                     Green Deals an Be-         Besitztümer und beuten wahren
                                                     deutung gewinnen.          Reichtum. Dieses neue Werte-
                                                                                bewusstsein ist eine gesellschaft-
                                                     Brauchen wir               liche Aufgabe, die jetzt besonders
                                                     Konsum?                    brisant ist.
                                                     Es scheint, dass die
                                                     Wirtschaft derzeit
                                                     nur durch Konsum
                                                     gut funktioniert und
                                                     durch kontrollierte

                                                                                                                                 15
Gartenräume

     „San Sie nacha
     vielleicht auch Kaiser?“
     Es ist doch interessant, welche Symbolkraft nach wie vor von
     den Habsburgern ausgeht, in ganz besonderem Ausmaß von Kaiser
     Franz Joseph I. und seiner Frau Sisi. Hofburg und Schönbrunn sind
     die Touristenattraktionen schlechthin, ihr Leben ist mehrfach
     verfilmt, die Kaiserin ist Namensgeberin für ein Musical und das
     Merchandising läuft blendend.

     TEXT HANNES ETZLSTORFER FOTOS DIPL.ING. VALENTIN HABSBURG-LOTHRINGEN

       E
              rzherzogin Sophie erwarb      Auch nahbarer waren die Habsbur-
              im Sommer 1853 die Villa      ger in Bad Ischl. So ist bis heute
              in Bad Ischl samt der um-     so manches Bonmont überliefert:
     liegenden Gründe, ließ das Haus        Erzherzog Franz Carl, der Vater
     zur Kaiservilla ausbauen und einen     von zwei Kaisern (Franz Joseph I.
     Park anlegen, um es dem Kaiser-        und Maximilian von Mexiko), der
     paar zur Hochzeit zu schenken.         ebenso wie sein Sohn die Annehm-
     Und dieser Park ist in mehrfacher      lichkeiten der Kaiservilla genoss,
     Hinsicht ein Meisterwerk: Als Aus-     ließ sich im Alter gerne von Sessel-
     druck der idealisierten Natur bildet   trägern durch Bad Ischl tragen.
     er einen Kontrapunkt vor dem           Eines Tages kam es mit un-
     Hintergrund des ursprünglichen         bedarften Einheimischen des
     Bergmassivs und stellt mit den         Salzkammergutes zu einem
     an den Außengrenzen angeleg-           kurzen Wortwechsel: »Ham
     ten Baumgruppen zugleich einen         Sie Kinder?« – »Ja!« – »Auch
     Übergang von der gestalteten zur       an Buben?« – »Ja!« – »Was ist
     „wilden“ Natur. Ein reich bestückter   denn der?« – »Kaiser!« – »Haben
     Blumengarten bestand damals aus        Sie noch an zweiten Buben?«
     kreisförmig, um eine Vase grup-        – »Ja!« – »Und was is der?« –
     pierten Beeten mit einem in Blüten     »Auch Kaiser!« – »Ja, san Sie
     erstrahlenden Doppeladler direkt       nacha vielleicht auch Kaiser?«
     vor dem Kaiserzimmer.                  – Darauf Franz Carl: »Nein, das
                                            hat meine Frau net erlaubt!«
     Die Habsburger genossen die
     Sommerfrische in dem immer sehr        Die Reise aus der Reichs- und Resi-
     beschaulich gebliebenen Bad Ischl.     denzstadt Wien nach Ischl erfolgte
     Fernab der starren Etikette bei Hofe   zwar nicht per Tragsessel, dennoch
     war ihnen die Villa ein Ort der Zu-    benötigte man auch in der Postkut-
     flucht. Franz Joseph bezeichnete       sche noch zweieinhalb Tage
     Ischl als „Himmel auf Erden“ und       (1. Tag: Wien–Strengberg,
     für Elisabeth weckte die Sommerre-     2. Tag: Strengberg–Gmunden,
     sidenz Erinnerungen an ihre Kind-      3. Tag Gmunden–Ischl). Mit der
     heit im bayrischen Possenhofen.        am 21. November 1858 festlich

16
Grünfalt 3/2021

                                                 Die Gartenanlage ist ganz
                                                  dem damaligen Zeitgeist
                                                   entsprechend stark mit
                                             architektonischen Elementen
                                                               verwoben.

eröffneten Kaiserin-Elisabeth-Bahn     Die Gartenanlage war, dem Ge-
(heute: Westbahn) betrug die Fahr-     schmack der Zeit entsprechend,
zeit von Wien nach Linz mit einem      in enger Verbindung mit der Archi-
Schlag nur mehr acht Stunden. Ab       tektur konzipiert. Brunnenfiguren,
dem Jahr 1877 konnte man mit           Fontänenbrunnen und im Rasen
dem Zug erstmals von Wien              platzierte Skulpturen betonen die
bis Ischl durch fahren. Bald fanden    Mittelachse der Villa. Lorberbäume
sich in Ischl alle damaligen gekrön-   entlang der Fassade unterstreichen
ten Häupter zu einem Besuch beim       die symmetrische Ausrichtung und
Kaiser ein: vom deutschen König        Baumgruppen akzentuieren die
Wilhelm I. von Preußen (dem spä-       räumliche Tiefe der Wiesenfläche.
teren Kaiser) über den englischen      Der Gehölzbestand ist insgesamt       für die Bevölkerung geöffnet. Ab
König Eduard VII., König Carol I.      sehr beeindruckend und besteht        1926 pachtete eine Molkerei einen
von Rumänien, König Franz II. von      zum Teil aus mächtigen Solitären,     Teil des Geländes, um ein Kaffee-
Sizilien bis hin zu fernen Regenten    die optisch an den dahinter liegen-   haus zu eröffnen. Heute sind Park
wie König Chulalongkorn von Siam       den Wald anschließen.                 und Villa wieder im Privatbesitz der
und Kaiser Pedro II. von Brasilien     Der Park, der um 1900 seine ge-       Familie Habsburg-Lothringen und
waren viele Könige und Adelige zu      stalterische Hochblüte erlebte,       können gegen Eintrittsgebühr das
Gast im Salzkammergut.                 wurde nach dem ersten Weltkrieg       ganze Jahr über besucht werden.

                                                                                                                               17
GALABAU Picknick

     VERENA SCHEITZ

     Gießen hat etwas
     Meditatives
     INTERVIEW // Die beliebte ORF-
     Moderatorin Verena Scheitz ist
     auch erfolgreiche Schauspielerin und
     Kabarettistin. Sie startete ihre Kabarett-
     Karriere mit „Heilbutt und Rosen“
     (ihr aktuelles Programm läuft unter
     dem Titel „Iss was G'scheitz“) und sie
     ist mit dem „Wenzel-Test“ auch als
     Buchautorin erfolgreich. Wir trafen
     die überaus vielseitige Entertainerin
     zum Gespräch in ihrem Garten.

     INTERVIEW NORBERT HINTERSTEININGER
     FOTOS DIETER HAWLAN

18
Grünfalt 3/2021

                                                    treffen will. Und meine
                                                    Eltern hatten – wie
                                                    das halt so oft der Fall
                                                    ist – große Vorbehalte
                                                    gegen eine künstle-
                                                    rische Laufbahn. Da
                                                    hat mir der ORF sehr
                                                    geholfen, als ich auch
                                                    moderieren durfte.
                                                    Auch wenn das Mode-
Sie sind Kabarettistin, Moderato-      rieren nie mein primäres Ziel war.
rin, haben Jus und Gesang stu-         Ich wollte immer auf die Bühne, ins
diert – mit einem Wort: Sie sind       Theater und ins Kabarett. Und beim
unglaublich vielseitig. Gibt es et-    ORF bin ich zum Glück langsam
was, das Ihnen schwer fällt?           reingekommen – erst als Co-Mode-
                                       ratorin und später als Moderatorin.
Ja! Das gibt es. Nähen! Da mach        Zum Glück sag ich, weil das heute
ich gerade einen Kurs. Griechisch      alles Schlag auf Schlag geht – da
lerne ich auch, das ist auch nicht     muss man sofort zu 100% funktio-
so einfach. Es gibt so viel, das ich   nieren.
noch nicht kann und gerne lernen
möchte.                                Sie haben vorhin schon ein weite-
                                       res Talent erwähnt: Sprachen. Sie
Oftmals fällt es Menschen mit vie-     sprechen Englisch, Französisch,
len Talenten schwer, dass sie sich     Italienisch, Norwegisch, Russisch,
fokussieren und diese Talente ent-     jetzt auch noch Griechisch…
wickeln. Wie ist es Ihnen mit der
Entfaltung Ihrer Talente ergangen?     Das, was man nicht braucht! Nor-
                                       wegisch zum Beispiel (lacht). Da
Da haben Sie recht! Für mich waren     war ich sehr verliebt in einen Nor-
die schwierigsten Jahre zwischen       weger und da kann man das natür-
20 und 30. Da wusste ich nicht,        lich schon brauchen. Italiensch
was ich wirklich machen will. Am       hab ich vom Konservatorium mit-
schlimmsten war das Gerichtsjahr.      genommen, Russisch schon in der
Ursprünglich wollte ich Richterin      Schule begonnen, Englisch und
werden. Aber dann wurde mir ganz       Französisch sowieso. Und weil ich
schnell klar, dass ich diese Lebens-   jetzt öfter in Griechenland bin, will
entscheidungen für andere nicht        ich das auch ein bisschen können.

                                                                                          19
G A L A BAU Picknick

                                                    „Mein dritter Hund heißt ‚Noana‘ –
                                                    das ist nix Indianisches, sondern
                                                    Mundart, also ‚Noch einer‘.
                                                    Der war Straßenhund in Kreta.
                                                    Am letzten Urlaubstag stand
                                                    er plötzlich vor mir …“

                                                                                                Sie garteln also selbst?

                                                                                                Und nicht zu wenig! Und ich hab
                                                                                                auch viel Blödsinn gemacht im
                                                                                                Garten. Ein wunderschönes Hor-
                                                                                                tensienbeet zum Beispiel hab
                                                                                                ich angelegt, an einer Stelle, die
                                                                                                Hortensien gar nicht mögen. Die
                                                                                                habens nicht geschafft. Dort hinten
                                                                                                war ein Lavendelbeet – aber keine
                                                                                                Sonne. Naja. Aber man wünscht
                                                                                                sich halt was. Lavendel, Tulpen,
                                                                                                Rosen – das gibt immer was her.
                                                                                                Und da muss es doch einen Platz
                                                                                                dafür geben! Aber da wird der Mar-
                                                                                                cel Kreitl sicher eine Idee haben …

             Wirklich faszinierend finde ich,         Das erscheint mir ein Phänomen            Wollen Sie ausschließlich heimi-
             dass Sie laut Ihrer Website alle         unserer Zeit zu sein, dass man            sche Pflanzen?
             deutschen Dialekte können …              irgendwie immer und überall …
                                                                                                Ja, denn es hat schon einen Grund
             Naja, ich hör mich in eine Sprache       Dampf ablassen will! Über diese           wieso etwas bei uns wächst. Ich
             rein und dann kann ich das umset-        sozialen Medien wird so viel Müll         will mich nicht über die Natur stel-
             zen. Das geht irgendwie fast auto-       transportiert! Das läuft völlig un-       len. Und grundsätzlich lasse ich
             matisch. Ich kann gar nicht genau        kontrolliert und das ist das Schlim-      alles da, außer es gefällt mir gar
             sagen wie das geht … Da muss ich         me. Inzwischen werden sogar Mo-           nicht. Disteln haben ihre Berechti-
             sogar eher aufpassen, dass ich das       deratoren beschimpft, die solche          gung und auch Brennesseln. Dafür
             nicht überzeichne, dass ich das          Tiraden löschen! Bitte red doch           gibts Schmetterlinge und auch
             nicht lächerlich mache …                 mit einem Freund, denk ich mir da         Bienen bei mir im Garten!
                                                      … Und wenn du keinen Freund hast,
             Beruflich treffen Sie ganz viele         dann wirds dafür einen Grund ge-
             Menschen. An welche Begegnung            ben! Dann wärs vielleicht sinnvoll,
             können Sie sich besonders gut            dass du Geld investierst in jeman-
             erinnen?                                 den, der dir hilft. (lacht)

             Ganz viele, die zu uns kommen,           Sie sind auch Hundeliebhaberin.
             haben etwas Tolles geleistet. Das        Ich nehme an, den großen Garten
             finde ich sehr spannend. Schwer          haben Sie auch für die Hunde?
             tu ich mich mit Leuten, denen im-
             mer fad ist. Das finde ich dann nur      Meine Großeltern waren Bauern.
             schade, denn das ist Lebenszeit,         Denen gehörte dieses Areal. Meine
             mit denen diesen Leuten langweilig       Eltern wollten alles verkaufen. Ich
             ist! Allen anderen bringe ich echten     war da immer dagegen. Eine zeitlang
             Respekt und Wertschätzung entge-         war eine Pferdebesitzerin eingemie-
             gen. Aber in meinen Anfangsjahren        tet, die hatte den Garten als Koppel
             hatte ich manchmal Gäste, denen          benutzt. Jetzt haben wir wieder
             es nur ums Schimpfen gegangen            aufgepflanzt, neu eingekiest und die
             ist. Das hat mich oft geärgert. Wa-      Wiese saniert. Ein Garten ist natürlich
             rum soll sich das jemand anhören         etwas Schönes, aber eben auch viel
             wollen? Nur weil dir eine Laus über      Arbeit. Aber das Gießen am Abend,
             die Leber gelaufen ist!                  das hat schon etwas Meditatives.

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Grünfalt 3/2021

                                              Das gesamte Areal gehörte ursprüng-
                                              lich meinen Großeltern. Zwischen-
                                              zeitlich war eine Pferdebesitzerin
                                              eingemietet. Aber jetzt sind die
                                              Wiesenflächen, Sträucher und Beete
                                              wieder weitgehend revitalisiert …

                                              Arbeiten Sie also auch lieber bio-              Eine kleine Lästerbank als Rück-
                                              logisch?                                        zugsort also?

                                              Wir haben einen Biodünger und                   Ja, genau! Und weil da hinten Häu-
                                              auch wenn Bio mehr Aufwand ist …                ser gebaut werden, hab ich mir die
                                              Aber manchmal brauchts halt                     Berliner Mauer im Garten errichtet
                                              auch Chemie.                                    und ein paar Bäume hochgezogen
                                                                                              (lacht) … Ich möchte einfach ein
                                              Haben Sie auch einen Lieblings-                 bisschen meine Ruhe haben …
                                              platz?
                                                                                              Das kann ich verstehen.
                                              Ich liebe meine Hängematte heiß.                Umso mehr danke ich Ihnen,
                                              Aber es gibt viele schöne Plätze.               dass wir Ihre Ruhe ein wenig
                                              Dort hinten hab ich einen Sitzplatz,            stören durften.
                                              da wird nur blöd geredet. Kennen                Danke für das Gespräch. //
                                              Sie das? Einfach getratscht und ein
                                              bisschen gelästert. Da lässt man
                                              das Tor einen Spalt breit offen und
                                              dann kanns schon losgehn (lacht) …

IMPRESSUM
Herausgeber: Garten- und Landschaftsbauverband Österreich, 3430 Tulln, Messegelände; Präsident: Marcel Kreitl; Pressereferat: Heide
Kreitl; Sekretariat: Viktoria Kreitl, office@galabau-verband.at, www.galabau-verband.at; Blattlinie: Das GRÜNFALT bereitet als Spin-off
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schaftsbauverband Österreich; Medieninhaber, Verleger, Redaktion: Wachstumsverlag der arche nova werbeagentur gmbh, Marktplatz
14, 4310 Mauthausen, T +43 (0) 7238 / 304 30, druckunterlagen@wachstumsverlag.at, www.wachstumsverlag.at; Geschäftsführung:
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                                                                                                                                                       21
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                                                                                     Die engagierte Naturschutzarbeit im
                                                                                     Heidenreichsteiner Moor wird von einer
                                                                                     sechsköpfigen Jury ausgezeichnet.

      Ausgezeichnetes
      Engagement für
      die Natur
      Grenzüberschreitende Naturschutzarbeit sowie die Möglich-
      keit, den Naturpark sinnlich zu erleben gaben letztlich den
      Ausschlag dafür, dass das Heidenreichsteiner Moor zum
      Naturpark des Jahres 2021 gekürt wurde. Damit wird von der
      sechsköpfigen Jury auch die konsequente Naturschutzarbeit
      im nördlichen Waldviertel ausgezeichnet. „Die Moortretanlage
      und das tatsächliche ‚Eintauchen‘ in das Moor sind einzigarti-
      ge Angebote, die so in keinem anderen Naturpark zu finden
      sind“, ist Johann Thauerböck, Präsident des Verbandes der
      Naturparke Österreichs von den vielgestaltigen Möglichkeiten
      im Heidenreichsteiner Moor begeistert. Den zweiten Platz
      belegte der Naturpark Rosalia-Ko-
      gelberg, der das Potential für die
      breite Akzeptanz in der Bevölkerung
      insofern voll ausschöpft, als in zahl-                                                             www.gartenbau.at
      reichen Kooperationen viele Natur-                                                             www.bundesgaerten.at
      park-Spezialitäten entwickelt und
      auch vermarktet werden. Nummer
      drei in diesem Ranking ist die Stei-          Botanik hautnah erleben
      rische Eisenwurzen, die mit ihrem            Führungen und Veranstaltungen – Sommer bis Winter 2021
      innovativen Naturpark-Ressort
      überraschte.                                 Mittwoch 18. Aug. 2021 Freitag, 1. Oktober 2021 Samstag, 23. Okt. 2021
                                                     Sommergemüse im              Workshop                   Botanische
                                                     Versuchsgarten               Staudenpflege im           Weltreise
      Text: Verband der Naturparke Österreichs
                                                     Führung durch die
      Fotos: Horst Dolak / Dorothea Immervoll
                                                     Gemüseversuchsanlage         Herbstgarten               Spezialführung durch die
                                                     Zinsenhof                    Spezialworkshop an der     Botanische Sammlung
                                                                                  Gartenbauschule            in Schönbrunn
                                                     Samstag, 21. August 2021
                                                     Die Botanische               Freitag, 8. Oktober bis
                                                     Sammlung im                  Sonntag, 10. Okt. 2021     Sonntag, 21. Nov. 2021
                                                     Alpengarten                  5. Wiener Herbst-  Ersatz für Torf?
                                                     Belvedere                    tage im Burggarten Ausstellung, Vortrag
 Ein Tipp von                                        Spezialführung
                                                                                  Festliche botanische
                                                                                  Ausstellung
                                                     Mittwoch, 22. Sept. 2021
                                                                                                             Donnerstag, 25. Nov. 2021
                                                     Die Gärten bei               Freitag, 8. Oktober 2021
                                                     Nacht                                                   Blütenpracht im
                                                                                  Rosen wie im
                                                                                                             Palmenhaus
      Hausmesse bei Styria
                                                     Belvederegarten
                                                                                  Volksgarten
                                                                                                             Nachtführung im Schön-
                                                                                  Workshop aus Meister-
      Plant:                                         Donnerstag, 23. Sept. 2021
                                                     Die Gärten bei
                                                                                  hand im Rosarium           brunner Palmenhaus

      Sonntag, 19. September 2021                    Nacht                        Samstag, 16. Okt. 2021
      von 8 bis 14 Uhr.                              Schlosspark Schönbrunn                                  Donnerstag, 9. Dez. 2021
                                                                                  Pflanzenschätze
                                                                                  Südafrikas und             Die Goldenen Äpfel
      Die große Ausstellung für den                  Freitag, 24. Sept. 2021
                                                     Heckenschnitt in             Australiens                des Kaisers
      Gartenprofi mit vielen Firmen
                                                                                                                                         Foto: Florian Lux

                                                     Barockgärten                 Spezialführung durch die   Spezialführung durch
      aus ganz Europa.                                                            Botanische Sammlung im     die Zitrussammlung
                                                     Workshop aus
                                                     Meisterhand                  Belvedere                  in Schönbrunn

                                                     Alle Infos unter www.bundesgaerten.at
22                                                   Anmeldung unter 01 813 59 50-404 oder office@bundesgaerten.at
Lebendiger Garten
                                                                                                                             Grünfalt 3/2021

Auch Insekten
brauchen was zu trinken
Insektentränken für den Sommer
An den heißesten Tagen des Sommers ist erfrischendes Nass nicht nur
bei uns Menschen gefragt. Auch Insekten brauchen Wasser. Honigbienen
trinken gerne an Pfützen und transportieren sogar etwas davon in den
Bienenstock. Feuchter Lehm ist besonders begehrt: einige Wildbienen-
arten wie etwa die Mauerbienen bauen damit Zwischenwände zwischen
den einzelnen Brutzellen. Ihre Hauptflugzeit konzentriert sich allerdings
auf das erste Halbjahr. Schmetterlinge wie Schillerfalter und Eisvögel aber
nehmen auch jetzt noch gern Feuchtigkeit und Salze von matschigen
                                                                              Foto: Bernhard Haidler
Böden auf.

Wer keinen Platz oder die entsprechende Bör-
se hat für größere Wasserflächen im Garten,
kann mit ganz einfachen Mitteln eine gut ver-
wendbare Insektentränke gestalten: In einem
Ton-Untersetzer, einer flachen Schale oder
Vogeltränke werden ein paar größere Steine
platziert, die immer noch halb aus dem einge-
füllten Wasser ragen sollten. Von den Steinen       Foto: Alexander Haiden    Foto: Pixabay                            Foto: Pixabay

aus gelangen die Bienen sicher an ihr Lebens-
elixier, ohne darin zu versinken. Auch mit Moos, Rinden- und Holzstücken
kann die Wassertränke zugänglich gestaltet werden. Das Wasser sollte
regelmäßig gewechselt und natürlich immer wieder nachgefüllt werden.
Platziert man diese Tränke gleich unterhalb einer Wasserstelle in einem
größeren Topf mit Sumpfpflanzen (oder solchen, die Staunässe vertragen)
– wie etwa in unserem „Natur im Garten“ Musterschulgarten auf der
GARTEN TULLN – wird automatisch nachgefüllt bei jeder Wasserhahn-
benutzung. Und feuchte Erde ist dort ebenfalls verfügbar.                      Foto: Anna Leithner

Ein größeres Gefäß – etwa ein Holzbottich, eine alte Badewanne oder ein
verzinkter Metall-Zuber – bietet als Miniteich noch mehr Möglichkeiten
und kann malerisch bepflanzt werden. Dafür wird etwa eine Handbreit
lehmig-steinige Erde eingefüllt, die sich meist auch im eigenen Garten
findet, und zwar in der Schicht unterhalb der humosen dunkleren Boden-
oberfläche. Dort hinein setzt man Sumpfpflanzen, die man mit Kies, Splitt,
Schotter und/oder Steinen zusätzlich abdeckt oder befestigt: Kalmus zum
Beispiel, eine wunderbare Duftpflanze, Zungenhahnenfuß und Tannen-
wedel, der für gute Wasserqualität sorgt. Dann befüllt man das Behältnis
mit Regenwasser. Auch beim Miniteich darf eine Lande- und Ausstiegs-
brücke nicht fehlen – nicht nur für Insekten, sondern auch für ins Wasser
gefallene Kleintiere.
So hilft man dem Garten zu mehr Leben…

Nähere Informationen unter 02742/74 333
oder www.naturimgarten.at
                                                                               Foto: Joachim Brocks, Natur im Garten

Text: Anna Leithner

                                                                                                                                        23
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