Fühle deine Stadt. Wiesbaden - GO WEST - 25 JAHRE MAUERFALL JÜDISCHES LEHRHAUS SAUNA-TEST
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Fühle deine Stadt. Wiesbaden. November 2014 Nr. 28 GO WEST – 25 JAHRE MAUERFALL JÜDISCHES LEHRHAUS SAUNA-TEST ZEIGT EUCH, STUDIS AUFTANK-TIPPS FRAU VOM CHECKPOINT CHARLIE
sensor 11/14 3 Editorial / Inhalt Editorial Impressum Deutschland ist wiedervereinigt, liebe Mauerfall. Ein vom Volk ausgelöstes Martin Mengden in seiner aktuellen Verlag GLM sensor-Leser, aber Wiesbaden …, Ereignis purer Freude, das ein Jahr Kolumne gar eine Teilung der Stadt Gesellschaft für lokale Medien mbH Vertretungsberechtigter Geschäftsführer: später in der von der Politik gere- in „Wies“ und „Baden“ beschreibt. Bernd Koslowski, Veronika Madkour, … unsere eigene Stadt, die wird im- gelten Wiedervereinigung mündete, Auf jeden Fall lohnt es sich, mitein- Dr. Hans-Paul Kaus mer wieder als „geteilte“ Stadt emp- die vielen dann doch eine Spur zu ander ins Gespräch zu kommen. Das Erich-Dombrowski-Str. 2 | 55127 Mainz funden und beschrieben. Als eine schnell ging und – mit Folgen, die hat vor wenigen Tagen wieder un- (zugleich Anschrift der V.i.S.d.P.) Stadt der, zumindest mentalen, Mau- bis heute spürbar sind – eher als „An- sere gemeinsame Veranstaltungs- Eine Tochtergesellschaft der Nur das Beste Verlagsgruppe Rhein Main (VRM) ern, in der diametral gegensätzlich schluss“ denn als echte Vereinigung reihe mit dem Walhalla, „Der visio- denkende, agierende und fühlende empfunden. näre Frühschoppen“, gezeigt, diesmal Redaktions- & Anzeigenleitung Dirk Fellinghauer (Verantwortlich i.S.d.P.) für Sie. Menschen leben. Nebeneinander, so- Vielleicht ist gerade das Jubiläum zum Thema „Fremd in der eigenen Kleine Schwalbacher Str. 7 – 65183 Wiesbaden gar gegeneinander, aber viel zu sel- des Mauerfalls eine gute Gelegen- Stadt“. Einen Fotorückblick finden Tel: 0611/355 5268 Fax: 0611/355 5243 ten und viel zu wenig miteinander. heit, auch über die Mauern in Wies- Sie in dieser Ausgabe, alles rund www.sensor-wiesbaden.de An diesen Empfindungen ist sicher baden und darüber, wie wir sie zu Fall ums visionäre Wiesbaden auf der hallo@sensor-wiesbaden.de einiges dran. Aber mir scheint, dass bringen können, nachzudenken. Eine Seite wiesbadenervisionen.de. Sur- Layout/Satz Thorsten Ullrich, www.175lpi.de das Bedürfnis – interessanter- und großartige Gelegenheit bietet sich am fen Sie die mal an! Titelbild dainz.net erfreulicherweise auf beiden Seiten 9. November, wenn – als Pendant zu „Die“ Mauer ist weg, die Mauern Mitarbeiter dieser Ausgabe – wächst, dass in Wiesbaden end- einer spektakulären Aktion in Ber- müssen weg. Das findet und daran Text Anja Baumgart-Pietsch, Monika Bege, lich näher zusammenwächst, was zu- lin – Heliumballons mit persönli- glaubt mit unerschütterlichem Op- Jan-Markus Dieckmann, Sabine Eyert-Kobler, sammengenhört, dass besser zusam- chen „Mauerfall“-Botschaften in den timismus, Ihr Jan Gorbauch, Julia Gorbauch, Hendrik Jung, menlebt, wer zusammengehört. Seit Wiesbadener Himmel steigen sollen. Dirk Fellinghauer Martin Mengden, Dorothea Rector, Falk Sinß, André Werner es sensor gibt, ist es auch unser An- Vielleicht ist diese ganze Träumerei sensor-Mauerspecht Foto/Illustration Daniel Bueche, Regina Brocke, liegen, das „eine“ mit dem „anderen“ von einem „vereinten“ Wiesbaden Katharina Dubno, Julia Gorbauch, Marc „King Wiesbaden bekannt und vertraut zu aber auch einfach naiv, und das Ge- Low“ Hegemann, Simon Hegenberg, Hoch- machen. genteil bahnt sich den Weg. Am Ende schule RheinMain, Mattiaqua, Frank Meißner, Unser Land, die ganze Welt eigent- ist es vielleicht gar nicht so abwegig, Lili Judith Oberle, Kai Pelka, Wiesbaden Marketing, Christof Rickert, Jonas Werner- lich, feiert in diesem Monat 25 Jahre wie unser Verborgene-Welten-Autor Hohensee, Michael Zellmer, Veranstalter- und Herstellerfotos, Repro / ISDN Team Lektorat Hildegard Tischer, www.rbht.de Redaktions- und Anzeigenschluss: 15. des Vormonats Verteilung WV Werbevertriebsgesellschaft mbH kostenlose Auslage in Wiesbaden | Innenstadt und Vororten an über 1.000 Auslageplätzen | Gesamtauflage 40.000 Exemplare (20.000 Mainz / 20.000 Wiesbaden) Wirtschaftlich beteiligt i.S. §9 Abs. 4 LMG Rh.-Pf.: Verlagsgruppe Rhein Main GmbH & Co. KG Erich-Dombrowski-Str. 2 | 55127 Mainz phG: Verlagsgruppe Rhein Main Verwaltungsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Hans Georg Schnücker (Sprecher), Dr. Jörn W. Röper, Mainz ((( 12 ((( 17 ((( 34 Druck Druckzentrum Rhein Main GmbH & Co. KG Alexander-Fleming-Ring 2 65428 Rüsselsheim Social Media Inhalt www.facebook.com/sensor.wi www.twitter.com/sensorWI sensor Wiesbaden ist Mitglied in der Werbegemeinschaft Wiesbaden wun- 6 ))) Go West: 25 Jahre Mauerfall 18 ))) Hier tanken wir auf – 33 ))) Geschäft des Monats: derbar und Medienpartner von ECHT 11 ))) Das Weg ist das Ziel – Börse Das sensor-Team verrät Oxfam Shop Wiesbaden. für Auslandsaufenthalte Kraftquellen für die dunkle 34 ))) Der große Test: Saunen in Wir danken unseren Förderabonnenten Jahreszeit Andrea Baermann, Peter Blähser, Dennis 12 ))) Der Gang in die Tiefe: Wiesbaden Centner, Jan Deppisch, Sabine Drotleff, Fauth Jüdisches Lehrhaus 20 ))) Veranstaltungskalender 37 ))) Essen und Trinken: & Gundlach GmbH, B arbara Haase, Talley Hoban, Andreas & Mirjam Kempers-Handke, und die Perlen des Monats Dichterküche im Chiantikeller 14 ))) Wiesbaden 2040 – nach der Kerstin Hänsel, Kerstin Hennig, Sandra Hering, velophilen Revolte 28 ))) Das große 2x5 Interview 38 ))) Kleinanzeigen und das Peter Kabelitz, Sabine Krug, Sven Moritz, Jens Rödiger, Ute Schmidt, Bettina Schreiber, Katrin mit Jutta Fleck, „Die Frau Orts-Rätsel Walsdorfer, Julia Wilhelm, Mihaela Zaremba. BAEUMCHER & CO · Rheinstr. 41 - Ecke Luisenpl. · 65185 Wiesbaden | WÄSCHEHAUS ANN · Webergasse 12 · 65183 Wiesbaden vom Checkpoint Charlie“ www.sensor-wiesbaden.de/abo RIEMA DESSOUS · Grabenstr. 39 · 65549 Limburg | WÄSCHE & BADEMODEN FÜR SIE & IHN · Binger Str. 94 · 55218 Ingelheim WÄSCHE-ECKE · Pariserstr. 119 · 55268 Nieder-Olm
4 sensor 11/14 sensor 11/14 5 Sag bloß! Kolumne @ Was ist los? Schicken Sie Ihre Neuigkeiten an hallo@ Sag bloß! sensor-wiesbaden.de Falk Fatal wartet auf den Untergang Neuer Oberkriminalist im Kurhaus genießen kann. Ob mit Amtswechsel im Bundeskriminal- oder ohne Nachwuchs – die Vorbe- amt. Der bisherige stellvertretende reitungen für das glamouröse Fest in Bremer Innensenator Holger Münch allen Sälen und Salons, mit Livemu- Im Nahen Osten lodert ein Flächen- löst Jörg Ziercke sik von den Nightbirds und exklu- brand aus Chaos, Gewalt, Terror, re- als BKA-Präsident sivem Musikfeuerwerk um Mitter- ligiösem Fanatismus, Tod und Gier. ab. Der 53-jährige nacht – laufen auf Hochtouren, der In den Regionen, in denen Islamis- verheiratete Vater Vorverkauf für die begehrten Tickets ten die Oberhand haben, stillen diese zweier Söhne war ebenso: www.wiesbaden.de/silvester ihren Blutdurst an den Ungläubi- bereits in den An- gen, während auf der anderen Seite fangsjahren seiner Laufbahn 1987- Naspa wird rot der Weltkugel fanatische Christen 91 beim BKA tätig. Der Amtswech- Zum 175-jährigen Jubiläum im Jahr irgendetwas von intelligentem De- sel erfolgt bei der BKA-Herbsttagung 2015 plant die Nassauische Spar- sign faseln und einen Gott anbeten, Endzeitfilm nehmen: Roland Em- am 19. November in Mainz. kasse einen historischen Schritt – der die Erde flutet und Feuer und merich trifft auf George A. Romero. und einen klaren Schwefel auf Städte regnen lässt. In Das Resultat wäre ein erstklassiger Club-News Schnitt: Die Napsa manchen US-Bundesstaaten haben Apokalypse-Blockbuster. Aber das In der Schwalbacher Straße geht „wird rot“ und be- sie es sogar geschafft, dass der Irr- hier sind nicht die Fantasien eines zum Jahreswechsel eine Ära zu Ende. kennt sich auch glaube vom „Intelligent Design“ in Drehbuchautors, das ist die Welt im René Romahn, der den Keller-Tech- optisch zur Spar- den Lehrplänen der Schulen gelan- Herbst 2014: verrückt, krank, kaputt. noclub New Basement zu einer weit kassen-Finanz- det ist. Vor 25 Jahren fiel die Mauer in Ber- über die Stadt- gruppe. Die ersten Auswirkungen der Und während die Konflikte des Na- lin, und mit ihr ging der Warschauer grenzen hinaus Anpassung werden schon in Kürze hen Ostens langsam, aber sicher auch Pakt unter. Mit meinem kindlichen beachteten, auf- zu sehen sein, weitere Schritte fol- stellvertretend in den westlichen In- Gemüt glaubte ich damals wirklich, regenden Szene- gen sukzessive bis zum Jahr 2017. nenstädten geführt werden, bietet dass sich die Utopie einer Welt, in adresse gemacht Der Vorstandsvorsitzende Stephan Scientology in der Wiesbadener Fuß- der sich die Menschen respektieren hatte, will auf- Ziegler präsentierte, schon stilecht gängerzone Stresstests an. und friedliches miteinander leben, hören, „wenn es am schönsten ist“. in neuer Krawatte, bei einer Presse- In Afrika bricht derweil eine tod- schon bald verwirklichen könnte. Der Nachfolger steht bereit, ist aber konferenz die Pläne und die beglei- bringende Epidemie aus. Zunächst Dieser Optimismus hielt nicht lange. noch geheim. Neustart auf der ande- tende Kampagne „S kommt!“. interessiert das hierzulande nur am Ich glaube auch nicht, dass er je wie- ren Rheinseite. Der Kumi Klub, eine Rande. Afrika ist weit. Doch die Epi- derkehren wird. Die Zeichen stehen Institution, an der Mainzer Rheinal- Gastro-Neuigkeiten demie breitet sich immer weiter aus, auf Untergang. Machen wir das Beste lee, wird wiedereröffnet. Neuer Betrei- Burger-Boom ohne Ende. Skeptiker überquert Ländergrenzen und fordert daraus! ber wird David „Emparé“ Liebler, der sagen den ganzen Läden, die derzeit mehr und mehr Todesopfer. Langsam dort bereits früher als Resident auf- aus dem Boden sprießen, ein ähnli- erkennt man im Westen, dass etwas fatalerror.biz gelegt hat: „Exzessive Partys, super ches Schicksal wie den Bubble-Tea- dagegen getan werden muss. In ei- 2014/15 Stimmung und eine einmalige Atmo- oder Donutshops (der in der Fried- ner globalisierten Welt bleiben Viren sphäre sorgten früher jedes Wochen- richstraße hat wieder zu, „Tasty Do- und Bakterien nicht lange an einem ende für lange Partynächte. Unser Ziel nuts“ in der Kleinen Kirchgasse Ort, sondern verbreiten sich rasend Rekordstadt FR, 03.10.14 Wiesbaden SA, 04.10.14 FR, 10.10.14 “Enigma” ist es, an diese Erfolge anzuknüpfen, hält sich tapfer) voraus. Im Haupt- schnell. Schon bald fordert die Seu- SA, 11.10.14 von Éric-Emmanuel Schmitt aber auch frischen Wind und Verbes- bahnhof hat das „Chillers“ Preope- che die ersten Todesopfer in den USA Die erfolgreichste Romanauto- serungen mit einzubringen.“ ning für Geladene gefeiert, die of- Robert Hassler und in Europa. Noch beruhigen die rin Deutschlands lebt in “Event” fizielle Eröffnung soll in Kürze fol- Behörden. Alles ist sicher, niemand Wiesbaden. Psychologische Krimis sind das Markenzeichen von John Clancy Kurhaus-Silvester mit Kids gen. „Mit viel Glück noch dieses muss sich vor Ebola fürchten. Viel- Gastspiel N 8 9 f F . Die Frage – Wo Silvester feiern? – Jahr in Wiesbaden“ lautet die Zeit- 65 Jahre, leicht ist dem so. Doch was, wenn von Charlotte Link. Allein in gv o nRDea g mTa rCB ohr r mea n n DO, 09.10.14 “Goethes Faust II - Die Playmobilshow” ist jedes Jahr schon schwierig genug. ansage bei „Das!Burger“ in der Gra- selbstständiger Handelsvertreter nicht? Deutschland wurden bislang 17:30 Uhr! Noch schwieriger wird es, wenn noch eine weitere Frage dazukommt: Wo- benstraße. „Nassau Beef & Burger“ kündigt das „Grand Opening“ für den Vermissen Sie den Sommer, oder Dann könnte man sich mit einer neuen Droge aus den USA zubal- über 24 Millionen ihrer Bücher verkauft. Die 1963 geborene FR, 24.10.14 SA, 25.10.14 “Tag der Gnade” hin mit den Kindern? „Einfach mit- 6. Dezember an. Ebenfalls ab Dezem- freuen Sie sich auf den nahenden lern. „Cloud Nine“ heißt sie und soll Erfolgsschriftstellerin schrieb bringen“, sagt das Kurhaus, das in ber will „Horns´n´Hoofs“ mit „Steaks Winter? ähnlich wirken wie LSD. Der Neben- als 16-Jährige ihr erstes Werk, von Neil LaBute Ich freue mich richtig auf den Winter. drei Jahre später reichte sie ihr FR, 31.10.14 “Achterbahn” diesem Jahr zur bekannten rauschen- & Seafood, Wine & Whisky“ in der Er gehört zu den Jahreszeiten einfach effekt: Wer die Droge nimmt, fällt selbst getipptes 800-Seiten- Text & Foto: Julia Gorbauch, Illustration: Marc “King Low” Hegemann von Eric Assous den Silvesterparty erstmals ganz ge- Dotzheimer Straße Menschen an und frisst ihr Fleisch. dazu. Außerdem ist es doch gemütlich, Manuskript beim Rowohlt zielt Familien einlädt, auch mit den 15 überzeugen. In Man nennt sie deshalb auch die 17,- (reserviert) 9,- (ermäßigt) 19,- (Abendkasse) auf der Couch zu liegen, Kerzen anzu- Verlag ein. Viele ihrer bisher Karten unter 0611 - 98 827 340 Jüngsten im stilvollen Ambiente des der Weißenburger „Zombie-Droge“. The Walking Dead machen, zu lesen, Tee zu trinken. rund 30 Bücher wurden im Kartenvorverkauf “Tourist Information” Kurhauses die Silvesternacht zu ver- Straße hat, auf den lassen grüßen. und unter www.kammerspiele-wiesbaden.de bringen. Kinder zwischen 6 und 14 ersten Blick un- Und was gefällt Ihnen besonders gut Ganz zu schweigen von dem fort- übersetzt und verfilmt. In ihrem am Herbst? aktuellen Buch „Sechs Jahre“ An der Bergkirche Lehrstraße 6 65183 Wiesbaden Jahren können entweder gemeinsam verändert, der legendäre „Weißen- währenden Raubbau an der Natur beschreibt sie die Krebserkran- mit ihren Eltern bei stimmungsvol- burger Hof“ wieder eröffnet. Die gute Wenn bei langen Spaziergängen das und der Verschwendung der Res- fallende Laub unter den Füßen raschelt. kung und das Sterben ihrer ler Musik oder im Salon Carl Schu- Seele Marianne serviert leider nicht sourcen, mit der wir uns langsam, Schwester. Das mag ich sehr gerne. richt mit kindgerechten Angeboten mehr, aber – man glaubt es kaum, aber sicher unsere Lebensgrundlagen (Nach einer Idee von Dominik Voigtlän- eine Party nach ihrem Geschmack aber wenn man sie kennt, dann wie- Und woher schöpfen Sie Kraft, wenn zerstören. Die zunehmende Zahl an der, der mit „Rekordstadt Wiesbaden“ feiern. Für professionelle Betreuung der doch: die langjährige Besitzerin es dann doch mal zu ungemütlich und Naturkatastrophen und der Klima- den 1. Preis in der Kategorie „Kreative dunkel draußen ist? Ideen“ beim „Tourismuspreis – Für und Verpflegung wird gesorgt sein, Helene Martin kehrt im November wandel zeigen, wohin die Reise geht. meine Region“ gewann. Welche Rekorde sodass der Nachwuchs den Start ins nochmal zurück, als „Aushilfe“ beim Dann gehe ich ins Sportstudio. Ganz Man könnte diese Beobachtungen rund um Wiesbaden kennen Sie? Mail Weitere Stücke und Termine unter www.kammerspiele-wiesbaden.de neue Jahr, genau wie die „Großen“, kultigen Gänseessen. einfach. prima als Ausgangspunkt für einen an hallo@sensor-wiesbaden.de)
6 sensor 11/14 sensor 11/14 7 DDR / BRD Go West Als Zweijähriger auf der Flucht Konspirative Begegnungen „Oh ja, Mama, Lastauto fahren“, be- Die Mutter hatte einen Cousin in Bonn, er stellte den Kontakt zu ei- geisterte sich der zweijährige Junge. Er ner Fluchthilfeorganisation her. Alles lief über eine Kette von Mit- kauerte mit seinen Eltern im Dickicht. telsmännern, Namen wurden nie ausgetauscht. Auf beiden Seiten Ihre schwarzgemalten Gesichter ver- war man extrem vorsichtig. Das DDR-Regime arbeitete konzentriert 25 Jahre nach dem Mauerfall schmolzen mit der dunklen Nacht. Die an der Infiltration und Zerschlagung derartiger Organisationen und nächsten Stunden würden über die Zu- bei Verhören war die Stasi nicht zimperlich. blicken drei Ex-DDRler in Mainz kunft von Martin Leutke und seinen In den folgenden eineinhalb Jahren baute man während konspira- und Wiesbaden auf ihr Leben Eltern entscheiden - die Flucht aus der tiver Treffen gegenseitiges Vertrauen auf. „Wie in einem schlechten zurück. Sie berichten von ihnen unerträglich gewordenen DDR Film gab es Erkennungszeichen - mal eine gelbe Krawatte, mal stand bevor. eine unter den Arm geklemmte Zeitung“, weiß Leutke aus Erzäh- Bevormundung, Lügen, Stasi- lungen seiner Eltern. Am 22. August 1976 schließlich überbrachte Überwachung und der Generationenübergreifende Schikanen eine Mittelsfrau im Ostberliner Café „Unter den Linden“ die Nach- Auf dem Weg zum Kommunismus pro- richt, die Familie solle sich in der übernächsten Nacht an einem Sehnsucht nach Freiheit. pagierte die DDR-Staatsführung ein bestimmten Kilometerstein im Unterholz an der von der Stasi über- atheistisches Weltbild. Kirchen galten wachten Transitstrecke Nürnberg-Berlin verstecken. Zwischen Mit- Text Monica Bege Fotos Katharina Dubno als Zentren des Widerstandes. Martins ternacht und ein Uhr käme ein Lieferwagen. Nach einem vereinbar- Großvater stellte als Pfarrer aus Sicht der ten Erkennungsdialog wäre allen Anweisungen unbedingt Folge zu DDR-Führung einen ideologischen Geg- leisten. „Die kurze Vorlaufzeit überraschte meine Eltern“, erzählt ner dar. Stasi-Mitarbeiter protokollierten Leutke, „aber sie waren vorbereitet und hatten zu diesem Zeitpunkt akribisch den Wortlaut seiner Predigten. längst über Monate hinweg alle persönliche Gegenstände aus ihrer Schikane auch bei Martins Vater, dem Schwedter Wohnung entfernt.“ Während vieler Besuche bei An- Pfarrerssohn, ihm blieb das Abitur ver- gehörigen und Freunden versteckten sie unbemerkt Fotos, Brie- wehrt. So absolvierte er eine Ausbildung fe, handschriftliche Notizen und Urkunden in deren Kellerräumen. zum Krankenpfleger und legte seine Rei- Nach der Flucht würde die Stasi ihre Wohnung durchsuchen und feprüfung auf der Abendschule ab. Das alles beschlagnahmen. Weder verbliebene Kleidungsstücke noch anschließende Studium durfte er erst andere Gegenstände sollten Hinweise auf einen Westkontakt geben. nach enormen Verzögerungen antreten. Mit Martins Geburt im Jahr 1974 beka- Durch die Nacht in die Zukunft men die Eltern ihre Arbeitsstellen und In stockdunkler Nacht setzte der Vater Frau und Kind im Unterholz eine Plattenbauwohnung in Schwedt an ab, versteckte den Wagen in sicherem Abstand auf einem Waldweg. der Oder zugewiesen. Schlimmer noch Dann stolperte er durch die Finsternis, hatte Schwierigkeiten, seine als die Wohnung im grauen Einheits- Familie zu finden. Erst nach Mitternacht entdeckte er sie. Kurz vor bau waren die Giftschwaden, die von ein Uhr stoppte ein Lieferwagen auf dem Seitenstreifen. Männer der dort ansässigen PCK-Raffinerie, dem stiegen aus, ein schneller Wortwechsel und dann saß die Familie wichtigsten Kraftstofflieferanten der im komplett mit Styropor ausgekleideten Laderaum. Die Isolierung DDR, über die Lande zogen. Das wenige sollte die Wärmesensoren an der Grenzstation überlisten. Ladeflä- Wochen alte Baby reagierte mit nicht in chen wurden im Transitverkehr verplombt. Waren sie bei Ausreise den Griff zu bekommenden Krankheiten. intakt, konnten Transportfahrzeuge ohne weitere Kontrolle in den Neben all der Bevormundung war das Westen passieren. Unbekannt ist bis heute, ob es einen zweiten Leben nun auch gesundheitlich nicht Türmechanismus gab. Martins anfängliche Begeisterung über das mehr erträglich. „Lastauto“ wich einem unsicheren Schluchzen, „Hause fahrn“, flüsterte er. Als der Wagen nach einiger Zeit anhielt, vernahmen die Eltern die Stimmen der Grenzer. Sie gingen um den Wagen, rüttelten an den Türen. Schon ein leises Wimmern hätte sie verraten. Martin aber war glücklicherweise bereits eingeschlafen. Der Wagen rollte wieder an – sie passierten nach West-Berlin. Die Flucht barg ein enormes Risiko. Wäre sie nicht geglückt, hätte die Stasi Leutkes Eltern inhaftiert. Um nicht gegeneinander ausgespielt zu werden, hatte das Paar etwa- ige Aussagen festgelegt und ein mögliches Verhör immer wieder durchgespielt. Martin wäre zu seinen Großeltern oder in ein Pflege- heim gekommen, eine Zwangsadoption wäre aber auch möglich gewesen. „Das System war meinen Eltern unerträglich, insbesondere die permanente Gängelung durch den Staat, was Beruf, Freiheit, Erziehung oder Information anging“, sagt Leutke. „Sie waren wahnsinnig mutig und couragiert, aber nicht naiv. Ihre Vorbereitung war bis ins letzte Detail hoch- professionell. Letztlich haben sie mir ein Le- ben ermöglicht, das ich sonst so nicht gehabt Vor 38 Jahren wartete Martin Leutke im hätte. Sie haben die beste Entscheidung ihres Unterholz auf die Fluchthelfer Lebens getroffen.“
8 sensor 11/14 sensor 11/14 9 DDR / BRD DDR / BRD Wunsch nach Reisefreiheit Bauernstaat rasant auf den wirtschaftlichen Untergang zusteuern „Die Planerfüllung der Volkseigenen Be- und gibt zu bedenken, dass der im Sommer 1983 von Franz Josef triebe fand nur noch auf dem Papier statt. Strauß eingefädelte Milliardenkredit der Bundesrepublik die Exis- Weil niemand verantwortlich sein wollte, tenz der DDR möglicherweise nur verlängert hat. Jörg Zeitzmann wollte belog man sich selbst mit gnadenlos ge- Nachdem die DDR am 1. August 1975 in Helsinki die KSZE- mit seinem Volks wagen einfach in den schönten Statistiken. Jahrelang lebte die Schlussakte unterzeichnet hatte und die dort vereinbarte Wahrung Westen fahren DDR von der Substanz, verschuldete sich der Menschenrechte und Grundfreiheiten weiterhin nicht beach- beim Klassenfeind im Westen immer hö- tete, stellte Zeitzmann 1978 einen Ausreiseantrag. Doch als „Ge- her“, erinnert sich Jörg Zeitzmann an die heimnisträger“ könne man ihn unmöglich ausreisen lassen, so die frühen 70er Jahre in der DDR. Absage beim Rat des Kreises. Der SED-Genosse hatte sich als Lan- desverräter entpuppt, noch am gleichen Tag verlor er Arbeitsplatz Genosse Landesverräter und Parteizugehörigkeit. Der örtliche Pfarrer gab ihm eine Stelle als Der heute 71-Jährige wohnte mit seiner Hausmeister und die Stasi öffnete die Akte „Glöckner“. 22 inoffizi- Familie in Sebnitz, nahe der tschechoslo- elle Ermittler sollten hier ihre Berichte abheften. wakischen Grenze. Als Direktor im Amt für Arbeit und als SED Parteimitglied Provokant eingeparkt setzte er sich für einen menschlicheren Die Zeitzmanns waren Mitte dreißig, ihre Söhne sechs und acht Sozialismus, Reisefreiheit und den Weg- Jahre, eine Flucht kam für sie nicht in Frage. Doch eine Karte fall der Mauer ein. Doch seine Ideen wa- konnte noch ausgespielt werden: Der Freikauf politischer Gefange- Hinter Mauern der Grausamkeit ren unerwünscht und vieles blieb uner- ner durch die BRD war längst zum Finanzierungsmodell des maro- „Meine Lehrer verhöhnten mich, weil ich Christin war“, sagt Birgit reicht. Zeitzmann sah den Arbeiter- und den Arbeiter- und Bauernstaates avanciert. „Ich musste inhaftiert Schlicke. Als Schülerin kam sie damit zwar zurecht, begann aber, werden“, erklärt Zeitzmann und zeigt eine Fotografie seines „Tat- das ganze Staatssystem in Frage zu stellen. Oft führte sie mit ih- werkzeuges“, ein VW 1600 mit dem provokanten Schild im Seiten- rem Vater politische Diskussionen und mit 14 Jahren wusste sie, fenster: „Seit 2 Jahren will ich in die BRD. Wann kann ich endlich dass sie in der DDR nicht bleiben wollte. fahren?“. Er parkte das Auto gegenüber der SED-Kreisleitung. Kurz darauf flogen die Türen auf, Parteigenossen stoben hinaus und Vom Bildungswesen ausgeschlossen verhüllten das Auto eilig mit Decken. Fünf Polizeiwagen schossen Schlickes wohnten in Weißwasser, unweit der polnischen Gren- um die Ecke und riegelten das Gebiet ab. Sie legten den „Glöck- ze. Als Birgit zur 11. Klasse in die Oberschule wechselte, sah sie ner“ in Handschellen und brachte ihn zur Untersuchungshaft nach sich in allen Fächern einer massiven politischen Indoktrination Dresden. ausgesetzt. „Wir mussten bestimmte Zeitungen lesen, wurden Den Kindern sagten die Lehrer, ihr Vater sei ein Verbrecher, der dazu abgefragt und mussten das FDJ-Hemd tragen“, erinnert Ehefrau wurde die Arbeit als Erzieherin untersagt, sie musste nun sich Schlicke. „Bei sportlichen Pflichtveranstaltungen zu Ehren stupide Fabrikarbeit verrichten. Erpresserisch riet ihr die Stasi zur des Sozialismus gab es Schießübungen auf Menschen-Silhouetten Scheidung und Rücknahme des Ausreiseantrages. Ihr Mann kön- und Weitwurf mit Handgranaten-Dummies.“ Rebellisch verwei- ne sofort in den Westen ausreisen und sie bekäme ihren Arbeits- gerte Birgit ihre Teilnahme, der Schuldirektor tobte. platz zurück. Sie ließ sich nicht beirren. Nachdem die Eltern 1985 den Ausreiseantrag gestellt hatten, wur- de die unbequeme Schülerin von der Schule verwiesen. Der Di- Zu früh in Freiheit rektor rief zur Distanz zur „Vaterlandsverräterin“ auf, ehemalige Zeitzmann saß sechs Monate mit fünf weiteren „Politischen“ in ei- Mitschüler ließen ihr aus Angst vor Repressalien nun keine Schul- ner kleinen Zelle in U-Haft. Körperliche Gewalt blieb ihm erspart, unterlagen mehr zukommen. Der Staat bot inakzeptable Ausbil- seelische Spuren hat diese Zeit dennoch hinterlassen. Sein damals dungen zur Schweinezüchterin oder Baggerfahrerin an und selbst 23-jähriger Bruder war herzkrank. Im Osten konnte man ihn nicht Volkshochschulkurse blieben Birgit verwehrt. „Das stand einem operieren, in den Westen ließ man ihn nicht. Als sich sein Zustand Bildungsverbot gleich“, so Schlicke. Für Birgit Schlicke verblassen die rapide verschlechterte und er verstarb, hatte Zeitzmann eigentlich Die Familie wurde offensichtlich beschattet, das Telefon abgehört, Erinnerungen an den Frauenknast nicht schon die Zusage, sich in dieser Nacht noch von ihm verabschie- sämtliche Briefe geöffnet und stümperhaft mit Tesafilm wieder den zu können. Die Staatsanwältin blockte das Unterfangen we- zugeklebt. Von dem Einbruch in ihre Wohnung mit Verwanzung gen möglicher Fluchtgefahr in letzter Minute. Sie war es auch, die aller Räume erfuhren Schlickes erst aus ihrer Stasi-Akte. Freiheitsentzug. Gegen Abend wurde das mit dreieinhalb Jahren ungewöhnlich hohe Strafmaß mit den ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Worten „Wären Sie Maurer gewesen, hätten Sie nur neun Mona- Auf Feindkontakt stand Arrest In herabwürdigender Prozedur musste te bekommen“ begründete. Zeitzmann war über das Ausmaß der Schließlich gründete der Vater eine friedliche Protestgruppe Aus- Birgit Kleider, Brille und Schmuck ab- Haftdauer entsetzt. reisewilliger. Zu ihrem dritten Schweigemarsch auf dem Markt- legen, alle Körperöffnungen wurden Er wurde zum Strafvollzug nach Cottbus verlegt, sollte aber nach platz sperrte die Stasi das Areal ab und nahm sämtliche Personali- kontrolliert. Man steckte sie zu zwei nur drei Monaten wieder bei Punkt Null ankommen: Mit der gro- en auf. Tags darauf holte sie die Teilnehmer zu Einzelverhören ab. „Politischen“ in eine 3 x 4 Meter große ßen Amnestie zum 30. Jahrestag der DDR kam er im Herbst 1979 Birgit war 17 Jahre alt, als sie unterschrieb, künftig ungesetzliche Zelle. Nachts flammten alle 20 Minuten frei, war de facto kein politischer Häftling mehr. Somit blieb ihm „Zusammenrottungen“ zu unterlassen. Die Lage spitzte sich indes grelle Scheinwerfer auf, Wärter kontrol- nur die ständige Ausreise-Anfrage beim Rat des Kreises. Hoffnung weiter zu. 1987 tippte Birgit den Brief ihres Vaters an die Inter- lierten per Türspion die vorgeschriebene keimte, als man ihm nahelegte, statt beim Pfarrer doch in einem nationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt/ Liegeposition: Rückenlage mit Händen Volkseigenen Betrieb zu arbeiten. Er machte es. „Ostern 1981 hör- Main ab. Er bat um Hilfe bei der Ausreise, schilderte die alltägli- auf der Decke. Schlafentzug, ständige ten wir von meinen West-Verwandten, dass sich etwas tat. Wir chen Diskriminierungen. Über Bekannte gelangte der Brief sicher Verhöre und Erniedrigungen – in der sollten uns ruhig verhalten“, so Annelies Zeitzmann. Sie verab- nach Frankfurt. U-Haft in Cottbus nahm Birgit in kür- schiedeten sich von ihren Eltern. Am 29. Februar 1988 wurde der Vater überraschend verhaftet. zester Zeit 10 Kilo ab, hatte Haarausfall, Am 19. Juni 1981 wurde Familie Zeitzmann nicht ganz uneigen- Bei der anschließenden Hausdurchsuchung konfiszierten Stasi- bekam psychosomatische Erstickungs- nützig aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen. Für den Va- Mitarbeiter persönliche Gegenstände. Die Stasi-Ausweise trugen anfälle. Die Stasi legte ihr gefälschte ter und die beiden Söhne kassierte die DDR je 20.000 DM, für die keine Namen, nur unleserliche Unterschriften. Zwei Tage später Geständnisprotokolle des Vaters vor, in Mutter 80.000 DM. Nachdem sie im Zug den Grenzübergang Her- holten sie Birgit zu stundenlangen Kreuzverhören ab. Die zermür- Weißwasser streute sie Gerüchte, er habe leshausen überquert hatten, waren sie „in der DDR unerwünsch- benden Fragen zu ihrem Vater konterte sie mit frechen Antwor- sich in seiner Zelle erhängt. Unter den te Personen“. Heute wohnen sie in Mainz, vergessen werden sie ten, ließ dabei aber den IGFM-Brief unerwähnt. Auf den Kontakt seelischen Folgen dieses Terrors leidet diese Zeit niemals. zur Feindorganisation stand eine Strafe von zwei bis zehn Jahren Birgits Mutter bis heute.
10 sensor 11/14 sensor 11/14 11 DDR / BRD Auslandsaufenthalt Das Weg Brutalität im Frauenknast Hoheneck Nach fünf Monaten bekam Birgit mit Kirchenanwalt Wolfgang Schnur erstmals rechtlichen Beistand. Eine Farce, 1990 sollte „DER SPIEGEL“ Schnur als langjährigen Stasi-Mitarbeiter ent- ist das Ziel larven. Dann konfrontierte man die 19-Jährige mit dem IGFM- Brief. „Die Verhandlung im August 1988 fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und war reines Theater. Das Urteil stand längst fest. Ich wurde zu zwei Jahren und sechs Monaten im berüchtigten Frauengefängnis Hoheneck verurteilt“, so Schlicke. Die Welt steht offen, „Hessen total international“ „Brutale Kindermörderinnen, drei ehemalige KZ-Aufseherinnen zeigt Wege zu fernen Zielen. Das Weite suchen – und finden: bei der und einige aggressive Fälle für die Psychiatrie saßen unter ande- Infobörse „Hessen total international“ rem dort ein“, so Schlicke. „Ich hatte panische Angst vor Gewalt und Lesben, wollte nur überleben.“ Die „Politischen“ steckte man „Unsere Infobörse leistet einen wich- den USA, andere vom Freiwilligen- auch junge Berufstätige, Eltern, Leh- menden Bedeutung von grenzüber- zu den Schwerverbrecherinnen, bei Gewalt schauten die Aufse- tigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit dienst in Südafrika oder „nur“ von ei- rer sowie Akteure der Jugendarbeit schreitender Mobilität und interkul- her weg. Eine der elf Frauen in der 30-Quadratmeterzelle drohte der gesamten jungen Generation“, nem Sprachkurs. Manche wollen vor herzlich willkommen.“ tureller Kompetenz sehen die Ak- Birgit das Gesicht zu zerschneiden, sollte sie sich nachts im Dop- betont Projektkoordinatorin Hilde- allem sich selbst, viele aber auch an- Beate Fink vom Hessischen Sozial- teure der Initiatoren-Arbeitsgruppe pelstockbett über ihr bewegen. Birgit hatte Glück und wurde von gunde Rech vom Amt für Soziale deren etwas Gutes tun. Welche per- ministerium, dessen Minister Stefan in der Internationalen Jugendarbeit der „Zellenältesten“ beschützt. In Akkordarbeit nähte sie täglich Arbeit. „Gemeinsam die Welt entde- sönliche Motivation auch den An- Grüttner auch in diesem Jahr Schirm- ein zentrales Arbeits- und Aufgaben- 287 Bettbezüge. Privatsphäre gab es nicht. In Hoheneck herrschte cken“ ist das Motto der 9. Jugend- trieb gibt, als erste Anlaufstation ist herr der Veranstaltung ist, fügt hinzu: feld. Wer zur Börse kommt, kann sich militärischer Drill. Bei Appellen und Razzien wurden die Gefan- Info-Börse „Hessen total internatio- „Hessen total international“ das rich- „Hessen total international bietet die auch zu Stipendien, Auslands-BAföG genen gedemütigt, renitente Häftlinge kettete man im Arrest- Good Bye DDR - Erleichterung, den nal“, auf der sich am 29. November tige Ziel. Insgesamt 40 Anbieter und spannende Möglichkeit, sich einen und anderen Finanzierungsmöglich- keller an. In Dunkelzellen und Isolationshaft wurden die Frauen Knast überstanden zu haben Jugendliche und junge Erwachsene, Institutionen informieren über Ju- umfassenden Überblick über weltweite keiten beraten lassen. Mit Blick auf gepeinigt und seelisch gebrochen. Nicht selten gellten qualvolle die es in die weite Welt hinaus zieht, gendbegegnungen, Freiwilligenar- Projekte und Programme von Kultur- den großen Erfolg von „Hessen total Schreie durch die Nacht. Nervenzusammenbrüchen folgten ru- Eindrücke aus der dort oft unbekann- über ganz unterschiedliche Wege ins beit, Friedensdienste, Schüleraus- austauschorganisationen, lokalen und international“ in den letzten Jahren higstellende Psychopharmaka und Selbstmordversuche. Trauma- ten Zeit vor dem Mauerfall. Geblieben In Wiesbaden findet am 9. No- Ausland informieren und austau- tausch, Praktika, Au-Pair und Work regionalen Trägern der Jugendhilfe, erwarten die Veranstalter auch in die- tisiert schweigen viele ehemalige Insassen bis heute über ihre ist jedoch Verbitterung. „Die Täter wur- vember eine gemeinschaftliche schen können. Internationale Bil- & Travel-Aufenthalte. Vereinen und freien Trägern aus den sem Jahr wieder rund 1.000 Besucher. grausamen Erlebnisse. den nicht konsequent zur Rechenschaft kreative Mitmach-Aktion an- dungs-, Reise- und Begegnungspro- „Das Besondere an dieser Veran- Bereichen der außerschulischen Ju- 9. Jugend-Info-Börse „Hessen total Nach dem Mauerfall wurde Birgit entlassen. Mit ihrer Familie gezogen, das Unrechtsregime scheint lässlich „25 Jahre Mauerfall“ gramme werden vorgestellt. staltung ist, dass sie sich nicht nur gendbildung und der Internationalen international“, Samstag, 29. Novem- verließ sie Anfang Dezember 1989 die DDR. Sie musste reden, rehabilitiert. Die Bundesregierung hat statt. Was genau an diesem Ausland ist nicht gleich Ausland: bei Gymnasiasten, sondern auch bei Jugendarbeit zu verschaffen.“ ber, 10 bis 16 Uhr, Kunst- und Mu- um das Geschehene zu verarbeiten, mit „Gefangen im Stasi- es versäumt, die Stasi als verbrecheri- Tag passieren wird, steht in Nicht nur die geografischen Ziele Haupt-, Real- und Gesamtschülern sikschule – Kulturforum, Friedrich- Knast“ schrieb sie ein beeindruckendes Buch. Besucht sie heute sche Organisation publik zu machen“, unserem Bericht auf Seite 17. sind sehr unterschiedlich, sondern großer Beliebtheit erfreut“, betont Fit für die Globalisierung straße 16, gegenüber Dern’sches als Zeitzeugin Schulklassen, hinterlässt sie tiefe und lebendige so Schlickes klare Meinung. auch die inhaltlichen. Die einen träu- Hildegunde Rech, wie „grenzenlos“ Angesichts der Globalisierung und Gelände. Eintritt frei. www.hessen- men von einem High School Year in es zugeht: „Selbstverständlich sind der damit einher gehenden zuneh- total-international.de DAS NACHSTE HEIMSPIEL des SV Wehen Wiesbaden in der BRITA-Arena S.C. Fortuna Köln Samstag / 22.11.14 / 14:00 Uhr WIR ROCKEN’S. GEMEINSAM. | #wirgemeinsam Tickets an den bekannten Vorverkaufsstellen, in der Geschäftsstelle sowie im Web auf www.SVWW.de
12 sensor 11/14 sensor 11/14 13 Horizonte Horizonte Eine der Thorarollen hat während der Naziherrschaft auf dem Dachboden eines Hausmeisters überlebt. Zum In jeder Ecke der Synagoge gibt es Thoraschmuck gehören Wimpel, Mantel, Schild, Zeige interessante Details zu entdecken, bei regelmäßigen stab und Thorakrone oder zwei kleine Krönchen. Führungen werden sie genau erklärt. Ihren knapp 850 Mitgliedern bietet die jüdische Gemeinde etwa dreißig Veranstaltungen pro Woche. Auch Der Gang diese stehen grundsätzlich Besuchern von außen offen. Seit dem vergange- nen Jahr gibt es für externe Interes- in die Tiefe sierte aber sogar ein eigenes Angebot: das jüdische Lehrhaus. Teilnehmer schwärmen von bereichernden Ein- blicken. Im nun dritten Semester geht Großes Interesse beim Tag der offenen Tür, die Besu es den Veranstaltern, so sagen sie im cher lauschen den Erläuterungen von Jacob Gutmark. Vorwort zur Programmbroschüre, um Kochen, Tanzen, Talmud – die jüdische Gemeinde „die Erweiterung des Spektrums von Themen, die innerlich und atmosphä- Wiesbaden öffnet sich mit einem besonderen A ngebot risch die komplexe Vielfalt des jüdi- speziell für Besucher von außen. Das Jüdische schen Lebens in den verschiedenen Lehrhaus vermittelt vielfältige Einblicke in Religion Kulturen der Welt darstellen“. Von allen Synagogen und jüdischen und Kultur. Das Interesse ist groß, der Erkenntnis Gebetshäusern Wiesbadens ist nur gewinn – auch jenseits der Lebenswirklichkeit – ebenso. die Synagoge an der Friedrichstraße während der Reichspogromnacht im November 1938 nicht vollständig zer- stört worden. „Man hatte Angst, dass die umliegenden Gebäude in Brand hätten geraten können, auch das Po- lizeipräsidium an der Ecke Bahnhof- straße“, erläutert der Geschäftsfüh- rer der jüdischen Gemeinde, Steve Landau. 1946 konnte die aus dem tung des Kochkurses könne eben- Antworten auf Fragen, über die Jahr 1887 stammende Synagoge da- falls nachgedacht werden, da die man nie nachgedacht hat Eine Gedenktafel erinnert her wieder eingeweiht werden. In Termine immer schnell ausgebucht „Das ist unheimlich interessant. Der an das wechselhafte den 60-er Jahren wurde sie abgeris- seien. Mit dem jüdischen Lehrhaus Gang in die Tiefe beschäftigt mich Das jüdische Lehrhaus Schicksal der Synagoge. sen, und es entstand das heutige Ge- – einem Angebot der Erwachsenen- nachhaltig“, findet Daniela Neu- Veranstaltungen des jüdischen Lehr- bäude, ein lichtdurchflutetes Gottes- bildung des „lebensbegleitenden Ler- mann. Mit ihrer Lebenswirklichkeit hauses im November: haus mit zahlreichen bunten Glas- nens“ ähnlich einer Volkshochschule habe die Auseinandersetzung mit ju- 2., 11.30 Uhr, Jüdische Gemeinde, fenstern, in dem die Plätze für die – greift man die Idee einer Frankfur- ristischen Fragen aus dem Altertum Friedrichstr. 33 und Roncalli-Haus, Frauen oben auf der Empore und für ter Einrichtung aus den 20-er Jah- zwar nicht viel zu tun. Aber es sei für Friedrichstr. 26-28: Jüdischer Lehrtag: die Männer unten im Saal vorgese- ren auf. Einer Zeit, als in Wiesbaden sie eine Gelegenheit, ihren jüdischen „Liebe-Nächstenliebe-Gottesliebe“ Jede Franse des 1946 wurde die Synagoge der Jüdischen Gemeinde in der Friedrichstraße wieder hen sind. Eine der Thorarollen, aus noch etwa 3.000 Juden gelebt haben. Wurzeln nachzuspüren. Die 56-Jäh- Gebetsschals soll eingeweiht. In dem lichtdurchfluteten Gotteshaus sitzen bei Gottesdiensten die denen im Gottesdienst gelesen wird, „Das ist eine alte Tradition von Franz rige hat schon an allen Angeboten 4., 20.30 Uhr, Villa Schnitzler, Biebri- eines der 613 Ge- und Männer unten im Saal, die Frauen oben auf der Empore. hat den zweiten Weltkrieg überlebt. Rosenzweig, Martin Buber und Erich des Lehrhauses teilgenommen und cher Allee 42: Sprünge ins Meer des Verbote der Thora Ein Hausmeister, der sie auf einem Fromm. Auch in Wiesbaden war so freut sich insbesondere, wenn sich die Talmud, ab 10., montags 19 Uhr, Jü- repräsentieren. dische Gemeinde, Friedrichstr. 33: Dachboden verwahrt hatte, gab sie etwas damals schon da“, berichtet Ja- Gelegenheit bietet, die erlernten isra- der Gemeinde zurück. cob Gutmark, der Dezernent für Kul- elischen Tänze zu tanzen. Auch Ast- Israelische Tänze, 23., 9.30 Uhr, Jüdi- Schulklassen, Kirchengemeinden tur der jüdischen Gemeinde. rid Hegenbart, die das Lehrhaus über sche Gemeinde: Kochen mit Hülsen- oder andere Gruppen können sich Ziel des alten wie des neuen Lehr- jüdische Freunde kennen gelernt hat, früchten (fast ausgebucht, nächster durch die Synagoge führen und die hauses war und ist die Vermittlung nutzt die komplette Angebotspalette. Termin: 7.12.: Israelische Küche). Bedeutung diverser Besonderheiten von Wissen über die jüdische Kultur. „Es kommen Fragen auf, über die man Jeweils dienstags (außer in den Schul erklären lassen – ein Angebot, dass Ohne dabei missionieren zu wollen. zuvor nie nachgedacht hat, und man ferien und am ersten Dienstag des es schon länger gibt, seit der Ein- Herzstück des aktuellen Programms versucht, gemeinsam eine Antwort zu Monats), 20.30 Uhr, Villa Schnitzler: richtung des jüdischen Lehrhauses sind zwei Veranstaltungen mit dem finden. Für mich selbst habe ich schon Bibel, rabbinisch ausgelegt. im vergangenen Sommer aber noch Rabbiner der Gemeinde. Zum einen viel mitgenommen: Ich entdecke eine Kostenfreie Führungen durch die Sy- stärker genutzt wird. Etwa 60 Füh- wird dabei die Bibel rabbinisch aus- Welt, die jüdische, dadurch fühle ich nagoge (60 bis 90 Minuten) können rungen finden mittlerweile pro Jahr gelegt. „Die Liebe zum Text ist bei mich bereichert“, erläutert sie. Wün- jederzeit individuell vereinbart werden statt. Auch die anderen Veranstaltun- der rabbinischen Auslegung deutlich schen würde sie sich lediglich, dass unter 06 11 / 9 33 30 30 oder Lehrhaus@ gen des Lehrhauses, zu denen auch zu spüren, und die Nähe zum Text in Zukunft noch mehr Menschen von jg-wi.de Erkundungen der jüdischen Fried- ist größer“, erklärt Rabbi Avraham diesem Angebot Gebrauch machen. Außerdem gibt es im November zahl- höfe oder ein Tageskurs über „Juden Zeev Nussbaum. Man vergleiche bei Das wünscht sich auch die jüdische reiche Veranstaltungen des Kultur- Auf einer Thorarolle sind die fünf Bücher Mose in Der Geschäftsführer der Jüdischen im Iran“ gehören, sind sehr erfolg- der Veranstaltung die verschiedens- Gemeinde. „Für uns ist das eine exis- festivals „Tarbut – Zeit für jüdische hebräisch aufgeschrieben. Aus einer Thorarolle wird in Gemeinde, Steve Landau, leitet auch reich. „Im nächsten Semester wol- ten Bibelübersetzungen, von Martin tenzielle Frage. In einer Gesellschaft Kultur“: www.jg-wi.de/Tarbut jüdischen Gottesdiensten gelesen, das Lesen ist aber das Lehrhaus. Jacob Gutmark ist len wir das Angebot der Tagesse- Buber bis Martin Luther. Das zweite zu leben, die mehr über uns weiß, ist eher ein Singen. Vorstandsmitglied und Kulturdezer minare von einem auf drei auswei- Angebot des Rabbiners nennt sich sicherer“, betont Jacob Gutmark. Alle Termine und Informationen gibt Nach der Führung durch die Synagoge wurden die nent der jüdischen Gemeinde. es unter www.jg-wi.de Besucher zum Laubhüttenfest geladen, das an den ten“, erläutert Steve Landau, der das „Sprünge ins Meer des Talmud“ und Hendrik Jung Auszug aus Ägypten erinnert. Lehrhaus leitet. Über eine Auswei- findet einmal pro Monat statt. Fotos Kai Pelka
14 sensor 11/14 sensor 11/14 15 Verborgene Welten Leben in der Stadt Zeigt euch, Studis! Wer nach Wiesbaden kommt, merkt sofort: Das hier ist eine Studenten- Wiesbaden 2040 stadt. Wer diesen Satz liest, merkt so- fort: Da stimmt was nicht. Stimmt, so ganz stimmt das nämlich nicht. Man muss schon ganz genau hinschauen Klar gibt es viele Studenten in Wiesbaden. oder ganz spezielle Ecken und Events Man sieht nur so wenig von ihnen. Die Reihe Nach der velophilen Revolte aufsuchen, um zu merken: Wiesba- den ist auch eine Studentenstadt. An „Studentenfutter“ soll helfen, das zu ändern. Studenten mangelt es zwar tatsäch- Alles begann mit der Freilegung des Bachs 2015: Der Streit um einen kleinen Bach hatte sich zu ei- Jahr 2030 startete die groß angelegte Unabhän- lich nicht, aber: Wo stecken die bloß? Der Beschluss der Stadt, den Wellritzbach am Platz nem Bürgerkrieg entwickelt. Schlichtungsversu- gigkeitskampagne „Raus aus den 50ern – rein in Ganz viele ausschließlich in den Hör- der deutschen Einheit und anderswo an die Ober- che wurden unternommen, doch die Vevos ließen die eigene Stadt“. Das anschließende Referendum sälen und ansonsten im Auto oder im fläche zu legen und so allgemein nutzbar zu ma- sich von ihren Forderungen nicht abbringen: Sie unter den Bewohnern Vevo-naher Stadtteile ging Zug, weil sie zwar in Wiesbaden stu- Turniere in Volleyball, Basketball auf der Professoren sich als DJs ver- chen, war der Samen, aus dem alsbald der erste bestanden auf einem flächendeckenden Radweg- mit 73 % zugunsten der Unabhängigkeit aus. Da- dieren, aber nicht hier leben. und Futsal, allesamt ausschließlich suchen. Spross der Separation keimte. mit war es besiegelt: Die Stadt Kein Idealzustand, finden viele und mit gemischten Mannschaften. Wis- Mitglieder im Netzwerk der Wis- Damals, 2015, überwarfen sich „Wies“ war geboren. Schon um auch das Netzwerk der Wissenschaft. senschaft unterhaltsam und mitten senschaft sind die Landeshauptstadt zwei Strömungen innerhalb der nicht länger die Bezeichnung Dieses ist angetreten, langsam, aber im wahren Leben – dafür steht der Wiesbaden, die Hochschule Rhein- Stadt zum ersten Mal: Als einige der Feinde im Namen zu tra- sicher sichtbarer werden zu lassen, abendliche Science Slam, der Gegen- Main, die EBS Universität für Wirt- Stadtbewohner begannen, nach gen, benannte sich der verblie- dass Wiesbaden auch eine Studen- entwurf zu drögen Vorlesungen: Es schaft und Recht, die Hochschule ihren Vorlesungen an der Hoch- bene Teil Wiesbadens kurz da- tenstadt ist. Ein Weg zum Ziel ist die gilt, in zehn Minuten die Gunst des Fresenius, die IHK Wiesbaden und schule oder nach der Arbeit in rauf in „Baden“ um. Veranstaltungsreihe „Studentenfut- Publikums mit ungewohnt spritzig die Wiesbaden Stiftung. Weitere Mit- der Agentur an dem neuen Bach Schnell reagierten die Gastro- ter“, die im November wieder Stu- präsentierten wissenschaftlichen In- streiter sind willkommen – Kontakt zu picknicken, häuften sich im nomie, der Einzelhandel und denten der Stadt und die Stadt den halten zu gewinnen. „Studentenfut- über die städtische Stabsstelle Hoch- gleichen Maß die Beschwerden die Kulturszene auf die Spal- Studenten näherbringen will. ter meets Exground“ heißt es am 15. schulstandort, Telefon 0611/31-5692, anderer Bevölkerungsgruppen. tung: Während in Wies sich zu- Während bei der Auftaktveran- November, wenn Studis beim Film- Mail hochschule@wiesbaden.de Besonders nahmen diese An- nehmend vegane und vegeta- staltung am 13. November mit der festival willkommen sind, sich den stoß daran, dass die Bachbe- rische Restaurants ansiedelten, Schriftstellerin und Philosophin Film „Ping Pong Summer“ bei freiem www.facebook.com/studentenfutter- nutzer immer häufiger Park- Ateliers, Galerien, Agenturen, Thea Dorn zum Thema „Leben 2.0“ Eintritt anzuschauen. „My Prof is My wiesbaden plätze nutzten, um dort Fahrrä- Kneipen und sogar ein eigenes der Geist angeregt wird, geht es ei- DJ“ – ob das eine Drohung oder Ver- Wahnsinn. Nach nur 43 Jahren weisen der abzustellen. Sie wurden als Stadttheater eröffneten, die eine nen Tag später sportlich zur Sache. heißung ist, erfahren nur jene, die zu Dirk Fellinghauer seit kurzem auch in Wiesbaden Schilder „lächerliche Radler“ beschimpft, offene und freundschaftliche Das Hochschulsportteam organisiert der Party in den Kulturpalast gehen, Foto Hochschule RheinMain den Weg zur Hochschule. die wohl keine Arbeit hätten, zu Vernetzung und Kooperation der sie fahren müssten. zu pflegen begannen. Das Rad- Tic Wiesbadener Hochzeitsmesse k Es folgte eine Reaktion, die wegnetz und die Carsharing- ets heute als Vorläufer der „velo- Infrastruktur wurden ausge- onl philen Revolte“ bezeichnet wird: baut, vielerorts Parkplätze ab- ine! Die Wut und die Angst der im- geschafft und die Anschaffung mer größer werdenden Fahrrad- szene war nicht zuletzt infolge von E-Bikes finanziell geför- dert, um auch den Bewohnern im im Schloss Biebrich 8./9. November 11-18 Uhr der Beschimpfungen so dring- die uneingeschränkte Teilhabe 3x tägl. Modenschau lich geworden, dass ihre vor- an der neuen Stadtkultur zu er- mals friedlichen Demonstrati- möglichen. Dagegen waren es onen immer gewaltsamer ver- vor allem Autohäuser, schicke liefen. Die Gewalt eskalierte Currywurstbuden, Burgerläden schließlich, als bekannt wurde, und Seniorenheime, die zuneh- dass ein älterer Herr einer jun- mend das Stadtbild von Baden gen Fahrradfahrerin seinen Geh- prägten. Durch die Imageschär- stock zwischen die Speichen ge- fung verzeichneten beide Städte rammt hatte, weil sie aus Angst vor dem Straßen- netz, das viele Parkplätze kostete. Später verlor das massiven Zuzug entsprechend sympathisierender verkehr auf dem Gehweg gefahren war. Solidarisch Zerwürfnis mehr und mehr von seinem Fahrrad- Bevölkerungsteile von außerhalb. flogen seither Speichen-Reflektoren und Luftpum- bezug. Die Vevos drängten jetzt auf nichts weni- Die Städtefeindschaft war damit aber alles an- pen gegen Windschutzscheiben, Webseiten wurden ger als eine ordnungs- und wirtschaftspolitische dere als beendet: Autofahrer, die Wies durchfuh- www.Wiesbadener-Hochzeitsmesse.de errichtet, auf denen man besonders aggressive Au- Neuausrichtung der Stadt. Sie forderten unter an- ren, wurden mit Vegi-Schnitzeln und Schutzble- tofahrer und militante Fußgänger listete. Ein ext- derem die Förderung privat organisierter Straßen- chen beworfen, an den Grenzen verzeichnete man remer Flügel der sich abgekürzt „Vevos“ nennen- festkultur, Urban Gardenings, Sharing Economics unverändert massive gewaltsame Zusammenstöße den Revolutionäre setzte seine kratzenden Fahr- etc. Zaghafte Angebote seitens der Politik wurden zwischen Wies- und Badenern. radschlüssel bald auch gegen bislang unauffällig als faule Kompromisse abgetan. Aus diesem Grund begann man zu dieser Zeit mit gebliebene SUVs ein. Im Gegenzug wurden syste- Daraufhin ereignete sich etwas, das von heutigen dem Bau der Mauer, die das Bild beider Städte matisch Fahrradreifen zerstochen, Bremsbacken Stadthistorikern als „weiche Separation“ bezeich- heute, 2040, leider so maßgeblich prägt. demontiert und Radgabeln angesägt. Um das Jahr net wird: Vevo-nahe Bürger zogen massenhaft in veranstaltet von: 2025 war es unter Autofahrern üblich geworden, die Stadtteile Westend, Rheingauviertel, Bergkir- Martin Mengden keinen Wagen unterhalb einer gewissen Größe zu chenviertel, Sympathisanten der Konter-Revolu- Bild Simon Hegenberg kaufen. Nur selten wurde noch weniger als sech- tion flüchteten sich in die verbliebenen Stadtteile. zig Stundenkilometer gefahren, an Ampeln wurde Der separatistische Flügel der Vevos hatte in „ih- ® DAS BUNDESWEITE REGIONALMAGAZIN TraumHochzeit-Magazin.de nicht mehr gehalten. ren“ Stadtteilen nun die Überhand gewonnen. Im
16 sensor 11/14 sensor 11/14 17 Leben in der Stadt Geschichte Die Mauer ist weg. Seit 25 Jahren. ein Treffen mit einem Zeitzeugen und Auf großer Fahrt. Die Schüler der Wolfram-von-Eschenbach- Zum Jubiläum des Mauerfalls blickt einen Austausch mit Schülern der Al- Schule in Berlin. Zurück zu Hause, verwandeln sie ihre Eindrü cke in ein Kunstprojekt zum 25. Jahrestag des Mauerfalls. die Welt erneut auf Berlin und kommt fred-Nobel Schule in Berlin. Zurück nach Berlin. Am Abend des 9. No- in Wiesbaden und „live“ inspiriert, vember werden Stars wie Peter Gab- entwerfen die Schüler nun ein Kunst- riel, Die Fantastischen Vier, Udo Lin- projekt zum Thema „25 Jahre Mau- denberg und Paul Kalkbrenner am erfall“, das am 9. November in Wies- Bis auf den letzten Platz besetzt. Die besondere Kulisse des Brandenburger Tor auftreten, D aniel baden parallel zu den Feierlichkeiten Walhalla-Spiegelsaals als inspirierende Umgebung für Visionen. Barenboim dirigiert Beethovens „Ode in Berlin ausgestellt wird. Das Improtheater „Schwarze Oliven“ fasst das Geschehen spontan an die Freude“. Und Tausende leucht- unterhaltsam zusammen. Erdal Aslan hilft seit einem Jahr mit der multikulturellen ende weiße Ballons werden, dies Helium aus dem Walhalla, Stadtteilzeitung „Mensch Westend“ der Verständigung zwischen schon ab dem 7. November, auf ei- Botschaften aus dem Herzen In der visionären den vielfältigen Kulturen unserer Stadt auf die Sprünge. ner Strecke von 15 Kilometern ent- Wiesbaden wird so zum Teil der Ak- Minute kommt lang des einstigen Verlaufs der Mauer tion und lässt auch Mauern fallen. das Publikum zu quer durch Berlin an die ehemalige Am 9. November ab 12 Uhr sind alle Wort, hier Ab Teilung der Stadt erinnern. Hinter je- eingeladen, zum Walhalla Theater, ei- dullah Zadran, links neben ihm dem Ballon steht ein Ballonpate mit nem passend besonderen Ort für diese Thomas Pargen, seiner persönlichen Botschaft. Zum besondere Aktion, in die Mauritius- Vorsitzender des stimmungsvollen Höhepunkt des Ju- straße zu kommen. Dort bekommen Unternehmer biläums lassen die Paten am Abend die Wiesbadener Helium, um ihren netzwerks „Wirt des 9. November die Ballons auf der Ballon zu füllen und an der Schwal- schafts Forum ganzen Länge der Installation stei- bacher Straße – die als „Grenze“ zum Die Mauern Wiesbaden“. gen. Erdacht und organisiert wurde Wesend in gewisser Weise die Stadt das Ganze mit Hilfe aus Wiesbaden. Wiesbaden teilt – aufzuhängen. Ge- Die Wiesbadener Livekommunika- meinsam mit den Ballons aus Berlin Visionen müssen weg tionsagentur „circ“ ist, gemeinsam lassen die Wiesbadener ihre Ballons, mit der Berliner Agentur Kulturpro- die es im Vorfeld bei Perfect Day und jekte, maßgeblich an dem sinnlichen im Lalaland gibt, von dort mit ganz Gesungene Vision. Chris Hastrich (Chris & Taylor) will mit im Blick seinem Projekt „Trevor“ und dem Song „It get´s better“ und emotionalen Spektakel beteiligt persönlichen Botschaften zur Frage Zeichen gegen Mobbing und Homophobie setzen. – und schlägt eine Brücke in unsere „Welche Mauer möchtest Du zu Fall Stadt und durch unsere Stadt. bringen“?“ in den Himmel steigen. Vor 25 Jahren fiel „die“ Mauer. Kürzlich organisierte „circ“ eine drei- Das genaue Programm stand bei Re- Das Jubiläum feiert Berlin mit tägige Fahrt mit Schülern der Wolf- daktionsschluss noch nicht fest, wei- ram-von-Eschenbach-Hauptschule tere Infos ab 1. November auf www. Ideen aus Wiesbaden. Und Wiesbaden „Der visionäre Frühschoppen“ im Walhalla- aus Wiesbaden nach Berlin. Ziel der sensor-wiesbaden.de feiert mit Blick nach Berlin. Spiegelsaal diskutierte bei der 6. Ausgabe Aktion sollte sein, Kindern aus so- rege, inspiriert und inspirierend die Frage: zial schwachen Familien das Thema https://fallofthewall25.com/ „Deutsche Teilung“, „Mauer“ und „Le- „Fremd in der eigenen Stadt – Wie selbst- ben in der DDR“ näherzubringen. Sie Dirk Fellinghauer verständlich lebt in Wiesbaden zusammen, erlebten eine spezielle Stadtführung, Foto Lili Judith Oberle wer zusammengehört?“ ein Foto-Rückblick von Jonas Werner-Hohensee. Bericht und alle Fotos ab 30.10. auf www.sensor-wies- baden.de und www.wiesbadenervisionen.de André Muno leitet die bundesweite Klimabündnis-Kampagne „Stadtradeln“, die in diesem Sommer endlich auch in seiner Heimatstadt Wiesbaden angekommen ist. Auch für EVIM Bildung | Campus Klarenthal teiger! Quereins Gemeinsam Tag der offenen Tür 8. November • 14 Uhr bis 17 Uhr Lernen und Leben • Die Campus Grundschule • Die Campus Integrierte Gesamtschule • Die Campus Gymnasiale Oberstufe Als „Keynote“ liest „Verborgene Welten“-Autor Martin Mengden seine neue Kolumne „Wiesbaden 2040“. Auf dem Podium lauschen (v. links) Moderator Angelika Dautzenberg erklärt ihr Kunstprojekt „Belle Rue Malade – Am Kloster Klarenthal 7a, 65195 Wiesbaden Dirk Fellinghauer und die Visionäre André Muno, Petra Monsees, Angelika Von den Seiten der Stadt, die zueinander nicht finden“, zu der sie die Tel: 0611 72 44 24-14, www.campus-klarenthal.de Dautzenberg, Chris Hastrich und Erdal Aslan. Ermordung eines Straßenmusikers am Warmen Damm inspiriert hat.
Sie können auch lesen