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18952 UG 19.8.2004 16:34 Uhr Seite 2 KGS PBC PCP Forum 4 / 2004 Forum 4 / 2004 Internet Links (Auswahl) 4 / 2004 KGS PBC PCP Forum Kulturgüterschutz (KGS) Protection des biens culturels (PBC) Protezione dei beni culturali (PBC) Protection of Cultural Property (PCP) Bam (Iran), 2004 Inhalt www.seismo.ethz.ch/ Website Schweizerischer Erdbebendienst (SED) / Swiss Seismological Service www.bwg.admin.ch/ Website des Bundesamtes für Wasser und Geologie. Angegliedert ist die Koordinationsstelle für Erdbebenvorsorge (KSEV) Theme: Earthquakes and cultural property Contenu Contenuto Content Thème: Séismes et biens culturels Thema: Erdbeben und Kulturgüter Tema: Terremoti e beni culturali www.sgeb.ch/ Website der Schweizer Gesellschaft für Erdbebeningenieurwesen und Baudynamik Bam (Iran), 2002 www.planat.ch/ Website der Nationalen Plattform Naturgefahren (PLANAT) Titelbild / Couverture / Immagine di Bruno Hostettler 1 copertina / Cover Editorial www.bebende.ch/ Website zum Buch «Erdbeben in der Schweiz» Im Dezember 2003 wurde die iranische Stadt www.iaee.or.jp/ Website der International Association for Earthquake Engineering (JAP) Bam – ein UNESCO-Weltkulturgut – durch ein Patrick Smit 5 www.eeri.org/ Website des Earthquake Engineering Research Institute, Oakland (USA) Erdbeben weitgehend zerstört. Die Bilder Entstehung von Erdbeben zeigen die historische Stätte vor (grosses Bild) www.noezsv.at/wastun/erdbeben/erdbeben.htm Erdbeben-Website aus Österreich und nach (kleiner Bildausschnitt) der Katastrophe. Schweizerischer Erdbebendienst 18 www.zamg.ac.at/HistSeism/start_hist.html Hist. Erdbebenforschung in Österreich Ein Vergleich der beiden Bilder verdeutlicht, welche Bauteile bei Erdbeben besonders Historische Erdbeben www.seismo.uni-koeln.de/edu/ Erdbebenstation Bensberg, Deutschland gefährdet sind (Erhebungen, Zinnen, Türme in der Schweiz usw.). Negativ kann sich auch die Topographie auswirken (z.B. Lage auf einem Hügel). Einführungen, Entstehung von Erdbeben, Glossar, Überblick über historische Erdbeben, Links usw. Olivier Lateltin 29 www.iaag.geo.uni-muenchen.de/sammlung/Bebenallg.html Le risque sismique et les www.g-o.de/index.php?cmd=focus_detail2&f_id=69&rang=3 En décembre 2003, la ville de Bam (Iran), qui http://lbs.hh.schule.de/welcome.phtml?unten=/themen/erdbeben/beben-100.htm (Linksammlung) fait partie du patrimoine mondial de l'UNESCO, mesures prises par la a été en grande partie détruite par un séisme. Les photos montrent la ville avant et après la Confédération catastrophe. 38 KGS Adressen La comparaison des deux photos permet de voir quels sont les éléments de construction Hans Laupper les plus touchés en cas de séisme (créneaux, Teilbericht tours, etc). La topographie peut elle-aussi avoir des répercussions négatives (p. ex. édifices «Erdbeben und Kulturgüter» situés sur une colline). Rino Büchel 46 Adresses PBC Indirizzi PBC Addresses PCP Nel dicembre del 2003, la città iraniana di Konkrete Massnahmen Bam, patrimonio culturale dell'UNESCO, è im engeren KGS-Bereich Bundesamt für Bevölkerungsschutz Web: www.bevoelkerungsschutz.ch stata distrutta da un terremoto. Le immagini Kulturgüterschutz (Navigation: Kulturgüterschutz) mostrano il sito storico prima e dopo la Monbijoustrasse 51 A www.kulturgueterschutz.ch catastrofe. 52 Da un confronto delle due immagini risulta Thomas Wenk 3003 Bern chiaramente che merli, torri, ecc. sono gli Erkenntnisse elementi architettonici più minacciati in caso di Fax: +41 (0)31 324 87 89 terremoto. Anche la situazione topografica può aus Ingenieurssicht avere un'influenza negativa (per es. posizione in cima ad una collina). Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbereichs Kulturgüterschutz Pierino Lestuzzi 59 Chef Recherche parasismique Rino Büchel rino.buechel@babs.admin.ch 322 51 84 In December 2003, an earthquake ripped through the Iranian city of Bam, a UNESCO expérimentale en Suisse world heritage site, causing widespread Beitragswesen, Administration damage. The pictures show the historic sites Verena Bigler verena.bigler@babs.admin.ch 323 94 01 before (large picture) and after (inset) the Stefan Thurnherr 68 disaster. Kulturgüterverlust nach Erd- Ausbildung A comparison of the two pictures clearly shows what structures are at particular risk beben: Versicherungsfragen Eveline Maradan rose-eveline.maradan@babs.admin.ch 322 52 56 (battlements, towers etc.). The topographical features of the city, if it is located on a hillside Roberto Piantoni 77 Sekretariat, Administration for example, can exacerbate the situation. Denise Pittet denise.pittet@babs.admin.ch 322 52 74 Terremoto Puglia e Molise, 2002 Hans Schüpbach Fotos: © Keystone Information, Internationales (Silvio Fiore / AP Hasan Sarbakhshian) Links / KGS Adressen Umschlag Hans Schüpbach hans.schuepbach@babs.admin.ch 322 51 56
Forum 4 / 2004 Bruno Hostettler Editorial Bewusster Umgang mit Naturgefahren, auch im Kulturgüterschutz Mit der durch die Plattform Naturgefahren (PLANAT) neu erarbeiteten Strategie «Sicherheit vor Natur- gefahren» soll der Schutz der Bevölkerung im Sinne eines wirkungsvollen Risikomanagements optimiert werden. Gleichzeitig soll die Koordination im Be- reich der Vorbeugung verbessert werden. Auch der im Auftrag des Bundesrates erstellte Bericht «Erdbe- Bruno Hostettler ben und Kulturgüter» (vgl. S. 38–45 im vorliegenden stellvertretender KGS Forum) ist in dieser Optik zu sehen. Direktor des Bundesamtes für Bevölkerungs- schutz (BABS) und Mitglied der PLANAT. D ie Vorbeugung, als Teil einer Gesamt- politik, ist auch im Bereich der Natur- gefahren ein zentrales Anliegen der Gesell- Gefahrenabwehr zu einer umfassenden Ri- sikokultur, stattfinden muss. In Zukunft wird es also nicht mehr darum gehen, wie wir schaft. Damit soll ein Beitrag zum Schutz uns vor einzelnen Gefahren schützen sol- der Menschen, der natürlichen Lebens- len, sondern welche Sicherheit zu welchem grundlagen und der Sachwerte geleistet Preis erhältlich ist oder erhältlich sein soll. werden. Da die für den Schutz zur Verfü- Obwohl der Vollzug der Massnahmen ge- gung stehenden Mittel begrenzt sind, müs- gen Naturgefahren – insbesondere auch im sen aber die einzelnen möglichen Schutz- Bereich Erdbeben – primär den Kantonen massnahmen jeweils auf ihre grösstmögli- obliegt, hat der Bund in den vergangenen che Wirksamkeit im Verhältnis zu den ein- Jahren wesentliche Impulse zu einem be- gesetzten finanziellen Mittel überprüft wer- wussteren Umgang mit Naturgefahren ge- den. Daraus geht klar hervor, dass auch im geben. Im Jahre 1997 hat der Bundesrat die Naturgefahrenbereich ein Wechsel von ei- nationale Plattform Naturgefahren (PLANAT), ner sektoriellen Behandlung zu einer inter- eine ausserparlamentarische Kommission, disziplinären Planung, d.h. von einer reinen ins Leben gerufen. Als strategisches Organ und als Koordinationsstelle im Bereich der Impressum KGS Forum PBC PCP No. 4/2004 Vorbeugung vor Naturgefahren berät die PLANAT die zuständigen Fachstellen sowie © Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS), den Bundesrat. Im Hinblick auf eine Stär- Kulturgüterschutz (KGS), Bern 2004 kung des Risikobewusstseins hat sie als Schwerpunkt ihrer Tätigkeit eine Strategie Herausgeber/Editeur/Editore/Editor: Bundesamt für «Sicherheit vor Naturgefahren» erarbeitet. Bevölkerungsschutz (BABS), Fachbereich Kulturgüterschutz (KGS). Konzept/Concept/Concetto/Concept: Rino Büchel, Hans Diese Strategie wurde im August 2003 vom Schüpbach, Eveline Maradan, Verena Bigler, Denise Pittet. Bundesrat zur Kenntnis genommen; mit de- Redaktion/Rédaction/Redazione/Editing+Layout: Hans ren Umsetzung hat man das Eidgenössi- Schüpbach. sche Departement für Umwelt, Verkehr, Übersetzungen/Traductions/Traduzioni/Translations: Corinne Aubert, Anne-France Marescot (f), Marinella Polli, Caroline Winiger Energie und Kommunikation (UVEK) beauf- (i), Elaine Sheerin (e). tragt. Auflage/Tirage/Tiratura/Edition: 3000; 4. Jahrgang. Adresse/Adresse/Indirizzo/Address: BABS, KGS, Monbijoustrasse Weil Erdbeben, mit sichtbaren Auswirkun- 51A, 3003 Bern. Tel. +41 (0)31 322 52 74. Fax +41 (0)31 324 87 89. Web: www.kulturgueterschutz.ch ; www.bevoelkerungsschutz.ch gen, in unserem Lande eher seltene Ereig- KGS Forum PBC PCP, No. 5: Dez./Déc./Dic./Dec. 2004 nisse sind, ist die Sensibilisierung für das Erdbebenrisiko in der Bevölkerung gering. 1
PCP PBC KGS Dies führte dazu, dass die Erdbebenvorsor- ge bisher stark vernachlässigt wurde. Mit der vorliegenden Ausgabe des KGS Fo- rums sollen die Auswirkungen von Erdbe- ben auf Kulturgüter aufgezeigt, mögliche Massnahmen zum Schutz und zur Behe- bung von Schäden diskutiert und damit die Verantwortlichen auf allen Stufen sensibili- siert werden. Damit kann ein Beitrag zum Schutz und zur Erhaltung des reichen und vielfältigen kulturellen Erbes in unserem Land geleistet werden. turels. En 1997, le Conseil fédéral a créé une commission extraparlementaire, la plate-forme nationale dangers naturels (PLANAT). En tant qu'organe stratégique et organe de coordination dans le domaine de Prendre conscience des dangers la prévention des dangers naturels, PLANAT naturels pour mieux protéger les biens conseille les services spécialisés et le Con- Ill. 1: culturels Suite au seil fédéral. En vue d'un renforcement de la tremblement de prise de conscience des risques existants, terre de 1964 à La nouvelle stratégie «Sécurité face aux la plate-forme s'est fixé pour objectif princi- Sarnen (OW), dangers naturels», développée par la plate- pal la création d'une stratégie nommée différents bâti- forme «Dangers naturels» (PLANAT), devrait ments ont dû être «Sécurité face aux dangers naturels». Cette protégés. permettre de mieux protéger la population stratégie a été soumise au Conseil fédéral Les fissures à la grâce à une gestion des risques efficace. en août 2003. Le Département fédéral de fassade de l’église En outre, PLANAT souhaite optimiser la co- l'environnement, des transports, de l'énergie sont bien percep- ordination dans le domaine de la prévention. tibles à gauche de et de la communication (DETEC) a été la photo (Photo: Le rapport «Séismes et biens culturels», chargé de la mise en œuvre. Archives fédérales rédigé sur mandat du Conseil fédéral (cf. des monuments pp. 38–45, Forum PBC), va également Etant donné que les séismes avec consé- historiques; AFMH). dans ce sens. quences visibles sont rares dans notre pays, la population est peu sensible aux La prévention revêt une importance parti- risques de tremblement de terre. La pré- culière dans le domaine des dangers na- vention en la matière a donc fortement été turels. En effet, elle est indispensable à la négligée jusqu'ici. protection des hommes, des bases d'exis- tence et des biens matériels. Etant donné La présente édition de Forum PBC montre que les fonds à disposition sont limités, il les effets des tremblements de terre sur les est nécessaire de tester l'efficacité de biens culturels et présente les différentes chaque mesure de protection existante en mesures de protection et de prévention exis- fonction des moyens financiers pouvant être tantes dans le but de sensibiliser les res- engagés. Il semble évident que le domaine ponsables à tous les niveaux et de contribuer des dangers naturels ne doit plus être traité à la protection du patrimoine culturel très au niveau sectoriel mais doit être planifié de diversifié de notre pays. manière interdisciplinaire, ce qui signifie qu'il faut passer de la simple défense contre les Bruno Hostettler dangers à une véritable gestion des risques. Directeur suppléant OFPP, A l'avenir, il ne s'agira plus de savoir comment membre PLANAT nous devons nous protéger de chaque dan- ger. Il faudra plutôt se demander quels moy- ens de sécurité sont ou devraient être dis- ponibles et à quel prix. Bien que l'exécution des mesures en cas de danger naturel – en particulier en cas de séisme – incombe en premier lieu aux can- tons, la Confédération a beaucoup investi ces dernières années pour favoriser la prise de conscience vis-à-vis des dangers na- 2
Forum 4 / 2004 Calamità naturali e protezione dei beni culturali La nuova strategia «Al sicuro dai pericoli naturali», elaborata dalla Piattaforma na- zionale pericoli naturali (PLANAT), intende migliorare la protezione della popolazione grazie ad una gestione efficace dei rischi. Nel contempo, la PLANAT mira ad ottimiz- zare il coordinamento nel campo della pre- venzione. Gli stessi obiettivi vengono posti dal rapporto «Terremoti e beni culturali» redatto su incarico del Consiglio federale ad una cultura del rischio radicata. In futuro (v. pagg. 38–45). non si tratterà quindi più di valutare sem- plicemente il modo in cui proteggersi da La prevenzione riveste un ruolo centrale singole minacce, bensì quale sicurezza è anche nell'ambito delle calamità naturali. o deve essere ottenibile a quale prezzo. Essa è infatti indispensabile per contribuire Nonostante la realizzazione delle misure alla protezione delle persone, delle basi di protezione dai pericoli naturali, in parti- vitali naturali e dei beni materiali. Dato che colare nel campo dei terremoti, competa i mezzi di protezione disponibili sono limi- principalmente ai Cantoni, negli ultimi anni tati, il rapporto tra singola misura di prote- la Confederazione ha fornito importanti zione e costi finanziari deve essere il più stimoli per rafforzare la consapevolezza del possibile vantaggioso. Ne consegue che rischio costituito dalle calamità naturali. Nel anche nel campo delle calamità naturali è 1997 il Consiglio federale ha istituito una necessario passare da una visione setto- commissione extraparlamentare in materia, riale ad una pianificazione interdisciplinare, la Piattaforma nazionale pericoli naturali ossia dalle semplici misure di protezione (PLANAT). In qualità di organo strategico e di coordinamento nel campo della pre- venzione dei pericoli naturali, la PLANAT funge da consulente degli enti competenti e del Consiglio federale. Essa ha foca- lizzato la sua attività su una strategia denominata «Al sicuro dai pericoli naturali». Il Consiglio federale ha preso conoscenza di questa strategia nell'agosto del 2003, e ha incaricato il Dipartimento federale del- l'ambiente, dei trasporti, dell'energia e delle comunicazioni (DATEC) di realizzarla. Dato che i terremoti, in particolare quelli con effetti visibili, sono estremamente rari nel nostro Paese, la popolazione è poco sen- sibile a questa minaccia. È per questo mo- tivo che la prevenzione nel campo dei terre- moti è stata finora molto trascurata. La presente edizione di Forum PBC rac- coglie testimonianze degli effetti dei terre- moti sui beni culturali e dà spazio alla dis- cussione sulle possibili misure di protezione e di ripristino dei danni, nell'intento di sensi- bilizzare i responsabili a tutti i livelli, e nella speranza di contribuire alla protezione ed alla conservazione del patrimonio culturale del nostro Paese. Bruno Hostettler Vicedirettore UFPP, membro PLANAT 3
PCP PBC KGS A concerted approach to natural hazard management also for cultural property protection The «Protection against Natural Hazards» strategy developed recently by the National Platform for Natural Hazards (PLANAT) should optimise the protection of the popu- lation in terms of effective risk management, as well as improve the co-ordination of pre- ventive measures. The report «Earthquakes and Cultural Property» commissioned by the Federal Council (cf. pp. 38–45) in this issue Although the execution of preventive mea- of PCP Forum) fits into this context. sures, particularly in relation to earth- quakes, primarily falls to the cantons, the Natural hazard prevention, as part of overall Confederation has in recent years provided prevention policy, is a central concern of so- real incentives for the development of a ciety. It should help protect the population, concerted approach to natural hazards. For its natural vital resources and its property. example, the Federal Council set up an ex- Due to limited financial resources, individu- tra-parliamentary commission – the Natio- al protective measures should be assessed nal Platform for Natural Hazards (PLANAT) in terms of their possible effectiveness rela- in 1997. As the strategic body and co- tive to the funding available. As a conse- ordination office for natural hazard pre- quence, natural hazard prevention must shift vention, PLANAT advises the relevant from a sectoral approach to interdisciplinary authorities and the Federal Council. To planning, i.e. from pure hazard defence to a raise awareness of the risks involved, it comprehensive risk management culture. In developed the «Protection against Natural future, prevention should not only concern Hazards» strategy, which was approved by protection from individual hazards, but also the Federal Council in August 2003. The what level of security is or should be possible Federal Department for the Environment, at what price. Transport, Energy and Communications (DETEC) was put in charge of its imple- mentation. Since earthquakes of significant magnitude rarely occur in Switzerland, the general pub- lic is rather poorly informed of the risk they pose. Consequently, earthquake mitigation until now has been largely overlooked. This issue of PCP Forum will examine the impact of earthquakes on cultural property, discuss possible measures to protect and limit damage, and in doing so, raise aware- ness of earthquake risks among those responsible at all levels. It is hoped that this will help protect and preserve Switzerland's rich and diverse cultural heritage. Bruno Hostettler Deputy Director FOCP, member of PLANAT 4
Forum 4 / 2004 Patrick Smit Entstehung und Auswirkungen von Erdbeben Dr. Patrick Smit Stv C Einsatz, Die Gefahren und Schrecken durch Erdbeben rings um das Projektleiter Einsatzkonzept Mittelmeer sowie in Kleinasien waren den einheimischen Erdbeben, Menschen seit je bekannt. Die Ursachen dieser Katastrophen Bundesamt für Bevölkerungs- und auch die Ausbreitung der aus ihnen gewaltsam schutz (BABS), hervorbrechenden Energie blieben aber bis in die Neuzeit Nationale Alarm- zentrale (NAZ). Gegenstand von phantasiereichen Spekulationen. Entsprechend äusserte sich die Reaktion der Menschen lange Zeit darin, das Phänomen Erdbeben in mythologische oder religiöse Vorstellungen einzubauen. Der nachfolgende Beitrag erklärt die Entstehung und die Auswirkungen von Erdbeben, wie sie dem heutigen Stand der Forschung entsprechen. A usgangspunkt der systematischen Un- tersuchung von Auswirkungen solcher Naturphänomena war das Erdbeben von Lis- fassen die seismologischen Observatorien die Auswirkungen jedes stärkeren Erdbe- bens systematisch und klassifizieren diese sabon vom 1. November 1755 (Magnitude z.B. mit Hilfe der europäischen makroseis- ca. 8,7), welches in West-, Zentral- und mischen Skala, EMS-98 (Tab. 1, 2; S. 8/9). Nordeuropa sehr gut verspürt wurde. In «Candide» beschreibt Voltaire die katastro- Im Jahre 1761 erkannte der Engländer John phalen Auswirkungen dieses Erdbebens: Michell aufgrund der Auswertung der Aus- «... Ils sentent la terre trembler sous leurs wirkungen des Ereignisses in Lissabon, dass pas; la mer s’élève en bouillonnant dans le sich die Erschütterungen von Erdbeben als port, et brise les vaisseaux qui sont à l’ancre. elastische Vibrationen im Erdboden fortbe- Des tourbillons de flammes et de cendres wegen. Der französische Physiker und Che- couvrent les rues et les places publiques; miker Louis Gay-Lussac verglich 1823 les maisons s’écroulent, les toits sont erstmals die Energieausbreitung rings um renversés sur les fondements, et les fonde- einen Erdbebenherd mit der Ausbreitung von ments se dispersent; trente mille habitants Schallwellen in der Luft. Schliesslich wur- de tout âge et de tout sexe sont écrasés den im Laufe des 19. Jahrhundert die unter- sous des ruines. ... Voici le dernier jour du schiedlichen Erdbebenwellen identifiziert monde! s’écriait Candide...». und physikalisch beschrieben (vgl. Abb. 5, S.12). Nach diesem Erdbeben wurden alle Ge- Mit Hilfe eines elektromagnetischen Seis- meinden Portugals aufgefordert, die wäh- mographen registrierte Luigi Palmieri 1856 rend und nach dem Ereignis gemachten Be- erstmals seismische Bodenbewegungen, obachtungen mittels Fragebögen zu be- die durch die vulkanischen Aktivitäten des schreiben. Damit war die Methode der ma- Vesuvs verursacht wurden. Die ersten ar- kroseismischen Beschreibung eines Erdbe- beitsfähigen Seismographen wurden um bens eingeführt. «Makroseismisch» heisst, 1880 vom Amerikaner James Alfred Ewing dass alle ohne Hilfe von Instrumenten ge- konstruiert. Die Aufzeichnung der Boden- machten Wahrnehmungen zur Beschrei- bewegungen geschah über einen kippbaren bung eines Erdbebens dazu dienen, um die mechanischen Hebel auf einer rotierenden Fragen «wo», «wann» und «wie stark» sys- Kreisscheibe. Der englische Bergbauinge- tematisch beantworten zu können. Heute er- nieur John Milnes erkannte gegen Ende des 5
PCP PBC KGS 19. Jahrhunderts die Notwendigkeit von welt- Kontinente dank einer Reihe geophysika- umspannenden Seismographennetzen zur lischer und geologischer Beobachtungen systematischen Erfassung von Erdbeben- neuen Auftrieb. Sie bildeten den Grundstein wellen, die eine unentbehrliche Grundlage für die Theorie der Plattentektonik, die seit für die instrumentelle Lokalisierung von Erd- Ende der 1960er Jahre das geologische beben sind. In der ersten Hälfte des 20. Jahr- Weltbild unserer Erde revolutionierte hunderts waren in Zürich (Erdbebenwarte (Abb. 3, 4; S. 11). Degenried), Basel (Sternwarte Binningen), Neuenburg (Sternwarte) und Chur (Kantons- Die Gefährdung der Schweiz durch Erdbe- schule) mechanische Seismographen mit ben ist je nach Region als klein bis mittel grossen Pendelmassen (bis zu 20 Tonnen) einzustufen. Die Geschichte hat allerdings in Betrieb, welche von den Schweizer Wis- gezeigt, dass zerstörende Erdbeben zwar senschaftlern de Quervain und Piccard ent- selten, aber doch prinzipiell auftreten kön- wickelt worden waren. nen. Jene Gebiete in denen heute Erdbe- ben-Aktivität festzustellen ist, sind auch die Trotz Einführung der seismographischen Gebiete in denen in Zukunft grössere Erd- Registrierungen gegen Ende des 19. Jahr- beben zu erwarten sind. Zudem wird das hunderts wurde die Stärke eines Erdbebens Risiko eines Schadens auch durch die Qua- bis in die 1930er Jahre ausschliesslich mit lität der Bausubstanz (man denke vor allem Hilfe der makroseismischen Skala beschrie- an ältere Gebäude) und die Dichte der Be- ben. 1935 führte Charles Richter die Magni- siedlung und Industrialisierung bestimmt. tude ein, welche aufgrund der maximalen Bezieht man diese Faktoren in eine Beur- Amplituden auf Seismogrammen die Stärke teilung mit ein, ergibt sich ein beträchtliches eines Erdbebens angibt. Im Gegensatz zur Schadenspotenzial durch Erdbeben in der Intensität ist die Magnitude ein Mass für die Schweiz, das volkswirtschaftlich keinesfalls mechanische Energie, die während eines vernachlässigt werden darf. Erdbebens freigesetzt wird (vgl. Tab. 1). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Kenngrössen von Erdbeben auch die ersten globalen Epizentrenkarten veröffentlicht, die ausschliesslich auf makro- Nachfolgend werden zum besseren Ver- seismischen Beobachtungen beruhten. Wie ständnis einige Begriffe erklärt, die in der aus den modernen Karten der Erdbebenher- Seismologie zur Beschreibung eines Erd- de hervor geht, die auf instrumentelle Daten bebenherdes gebräuchlich sind. aufbauen, konzentrierten sich die Erdbeben auf relativ schmale Gürtel rund um den Glo- Epizentrum und Hypozentrum bus. Eine befriedigende Erklärung der Ver- Der Ort an der Erdoberfläche, senkrecht über teilung der Erdbebenherde konnten die Wis- dem Erdbebenherd, wird als Epizentrum senschaftler damals noch nicht geben. bezeichnet. Im Epizentrum starker Erdbe- ben sind meist auch die grössten Schäden Die Vorstellung driftender Kontinente geht zu verzeichnen. Das Hypozentrum, d.h. der auf den deutschen Geophysiker, Meteoro- unterirdische Erdbebenherd, wird mittels in- logen und Polarforscher Alfred Wegener strumenteller Aufzeichnungen ermittelt. Der (1880–1930) zurück, der sich 1912 erstmals Erdbebenherd kann nur theoretisch als gegen das fixistische Weltbild der damali- punktförmige Quelle angesehen werden, gen Geologie aussprach. Er war der erste denn in Wirklichkeit besitzt er immer eine Geowissenschaftler, der interdisziplinär ar- flächenhafte Ausdehnung, die von etwa zehn beitete und Argumente aus allen Disziplinen Metern (für ein Erdbeben der Magnitude 3) der Geowissenschaften zusammentrug, um bis zu mehreren hundert Kilometern (für ein seine Vorstellungen von den driftenden Kon- Erdbeben der Magnitude 9) reicht. tinenten zu beweisen. Alfred Wegener hatte zwar gewisse Anfangserfolge, doch seine Mit seismischen Aufzeichnungen (Seismo- mobilistischen Ideen eilten ihrer Zeit voraus grammen) von mindestens drei Stationen und fanden bei der Mehrheit seiner Kolle- können die Koordinaten des Epizentrums gen keine Zustimmung. Vor allem konnte und die Tiefe eines Erdbebenherdes be- Wegener keine befriedigende Erklärung für stimmt werden. Die Zuverlässigkeit dieser die Kräfte geben, die notwendig sind, um Bestimmung hängt neben der Lage der Sta- die Kontinente zu bewegen. Erst Anfang der tionen und der Ablesegenauigkeit ganz ent- 1950er Jahre erhielt die Idee der driftenden scheidend von der Kenntnis der Struktur des 6
Forum 4 / 2004 Untergrundes ab. Für Erdbeben in der den zunehmend, im Zürichsee- und Napf- Schweiz wird mit den heute existierenden gebiet ca. 30 km mächtig ist. permanenten seismischen Messnetzen eine Lokalisiergenauigkeit von 1–2 km erreicht Magnitude (Abb. 1 und 2). Seit etwa 1935 wird die Stärke eines Erdbe- bens mittels der Magnituden-Skala (auch Die Herdtiefe von Erdbeben reicht bis zu 700 Richter-Skala genannt) angegeben. Die km. Neben den in allen Erdbebenzonen vor- Magnitude ist ein logarithmisches Mass für handenen oberflächennahen Erdbeben die im Erdbebenherd freigesetzte Energie Abb. 1, oben: (bis 30 km Tiefe) sind mitteltiefe (bis 150 und wird aus der maximalen Boden- Permanentes km) und tiefe Erdbebenherde (bis 700 km) bewegung berechnet. Die maximale Ampli- Erdbeben- allerdings nur in Gebieten zu finden, wo auf tude eines Seismogramms befindet sich Stationsnetz des Schweizerischen Grund grossräumiger tektonischer Verschie- immer im Bereich der S- oder Oberflächen- Erdbebendienstes bungen Teile der kalten, bruchfähigen Erd- wellen. (SED). Sämtliche kruste ins Erdinnere abtauchen (z.B. Japan, Stationen sind Fidji-Tonga Graben). Neben der Richter-Magnitude sind auch durch ein komplexes noch andere z.T. zuverlässigere Methoden Übermittlungsnetz Im Alpengebiet sind dagegen keine Erdbe- zur Berechnung der Magnitude im Gebrauch, mit der ben festgestellt worden, die tiefer als 15–20 welche die Amplitude der P-WelIen (Raum- Registrierzentrale km liegen. Bemerkenswert ist allerdings, wellen-Magnitude, mb) oder der Oberflä- in Zürich verbunden (SED, dass in einigen Gebieten des Alpenvorlandes chenwellen (Oberflächenwellen-Magnitude, 2003). (Region Freiburg, Napfgebiet, Baselland, Ms) in bestimmten Frequenzbereichen be- Zürichsee und Frauenfeld) Erdbeben in nützen. Abb. 2, unten: 25–30 km Tiefe aufgetreten sind. Dies deu- Starkbeben- Messstationen in tet auf tektonische Verschiebungen in loka- Die bei Erdbeben freigesetzten Energien der Schweiz (SED, len Störungszonen der tieferen Erdkruste umfassen einen sehr grossen Bereich. Da 2003, ergänzt). hin, die bei Basel ca. 26 km und, nach Sü- eine Magnitudenstufe etwa einer Änderung der Energie um den Faktor 32 entspricht, wird bei einem Weltbeben der Magnitude 8 ungefähr eine Million mal mehr (seismische) Energie freigesetzt als bei einem leichten (immer noch spürbaren) Erdbeben der Ma- gnitude 4. Es ist daher auch sofort einseh- bar, dass selbst eine grössere Anzahl von kleinen Erdbeben nicht die Rolle eines ein- zigen starken Erdbebens beim Spannungs- abbau in der Erdkruste ersetzen und so die- ses verhindern kann. Das Auftreten kleiner Erdbeben ist eher als Indiz für Ort und Wahr- scheinlichkeit eines grösseren Erdbebens zu werten als für einen wesentlichen Abbau von Spannungen. Intensität Seit Mitte des 19. Jahrhunderts werden Erd- beben mit Hilfe von verschiedenen Intensi- täts-Skalen und der Beschreibungen der beobachteten Auswirkungen bzw. Schäden systematisch klassifiziert. In Europa wurde 1998 die zwölfstufige EMS-98 Skala (Euro- pean Macroseismic Scale) eingeführt, die heute in den meisten Ländern einheitlich in Gebrauch ist. In den USA wird traditionell die ebenfalls zwölfstufige MM-Skala (Modi- fied Mercalli) benützt. Die Intensität wird immer mit römischen Ziffern angegeben. Meist sind die Skalen auf bestimmte typi- sche Bauweisen in einem Land zugeschnit- ten und lassen sich daher schlecht verein- 7
PCP PBC KGS Tab. 1: Magnitude und Intensität. Die Parameter der Bodenbewegungen sind als Maximal- beträge aufzufas- sen und wider- spiegeln nur näherungsweise die wirklichen Verhältnisse. Der Zusammenhang zwischen Magni- tude und den anderen Mess- grössen ist von der Herdtiefe abhängig. In der nebenste- henden Tabelle wurde eine Herdtiefe von 10–15 km ange- setzt. Abkürzungen: terungen verstanden, die hauptsächlich M = Magnitude von der Magnitude des Erdbebens und der a = Beschleunigung v = Geschwindigkeit Entfernung vom Erdbebenherd abhängt. d = Verschiebung Sie beträgt in der Regel bei Magnitude 3 g = Erdbeschleunigung wenige Sekunden und bei einem mittel- starken Erdbeben der Magnitude 5 höch- heitlichen. In der Praxis werden in Publi- stens zwanzig bis dreissig Sekunden. Die kationen oft die Epizentral-Intensität und mit Seismographen messbare, zum gros- die maximal beobachtete Intensität gleich- sen Teil nicht spürbare zeitliche Länge ei- gesetzt. Erstere ist ein Mittelwert aus einer nes Seismogramms ist allerdings wesent- Vielzahl von Beobachtungen an verschiede- lich grösser. Dominierend sind hier die nen Orten im Epizentralgebiet, letztere ist Oberflächenwellen, die zu einer relativ lang eine Einzelbeobachtung, wobei die örtlichen andauernden seismischen Aufzeichnung Bedingungen sehr wohl zu einem höheren beitragen. Sie sind wegen den niedrigen Wert im Vergleich zur Epizentral-Intensität Frequenzen und folglich sehr kleinen Be- führen können. Erfahrungsgemäss ist die schleunigungen praktisch nicht spürbar, maximale Intensität bei einem Erdbeben oft können aber sehr wohl zu grossen Ver- um 0,5–1 Einheit grösser als die Epizentral- schiebungen führen und sind daher vor al- Intensität. Eine Ausnahme bildet der Fall, lem bei Bauwerken mit grösseren Dimen- wenn die maximal beobachtete Intensität sionen (z.B. Brücken) von Bedeutung. An weit weg vom Epizentrum liegt. Tab. 1 (oben) einigen Stauanlagen der Schweiz (z.B. zeigt ungefähr das Verhältnis zwischen Ma- Wägitalersee) werden die Oberflächenwel- gnitude und Intensität, in Tab. 2 (S. 9) findet len selbst sehr weit entfernter starker Erd- sich eine vereinfachte Definition der EMS- beben z.B. in Japan oder Mittelamerika 98 Skala. regelmässig mit den kontinuierlichen Mes- sungen der Lotabweichungen an fest in- Dauer der Bodenerschütterung stallierten langen Pendeln erfasst. Ein weiterer wichtiger, meist unterschätzter Parameter für die Entwicklung eines Scha- dens besteht in der Dauer der Erschütte- rung. Darunter wird im engeren Sinn meist die Dauer der starken, spürbaren Erschüt- 8
Forum 4 / 2004 EMS-98 Intensität Beschreibung der maximalen Wirkungen Inicht fühlbar. IIkaum bemerkbar: Nur sehr vereinzelt von ruhenden Personen wahrgenommen. IIIschwach: Von wenigen Personen in Gebäuden wahrgenommen. Ruhende Personen fühlen ein leichtes Schwingen oder Erschüttern. Hängende Gegenstände schwingen leicht. IV deutlich: Im Freien vereinzelt, in Gebäuden von vielen Personen wahrgenommen. Einige Schlafende erwachen. Beobachter spüren leichtes Schwanken des Gebäudes. Die Erschüt- terungen sind nicht angsterregend. Geschirr und Fenster klirren, Türen klappern. V stark: Im Freien von wenigen, in Gebäuden von den meisten Personen wahrgenommen. Viele Schlafende erwachen. Wenige werden verängstigt. Beobachter spüren starkes Schüt- teln und Schwanken des Gebäudes. Hängende Gegenstände pendeln stark, kleine Objekte werden verschoben. Türen und Fenster schlagen auf und zu. Fensterglas kann zerbrechen. Flüssigkeit in vollen Behältern schwappt über. Tiere werden unruhig. VI leichte Gebäudeschäden: Viele Personen erschrecken und flüchten ins Freie. Wenige Personen verlieren das Gleichgewicht. Einige Gegenstände fallen um. An vielen Häusern, vornehmlich in schlechterem Zustand, entstehen leichte Schäden, wie feine Mauerrisse und das Abfallen von z.B. kleinen Verputzteilen. Grosstiere sind erschreckt. VII Gebäudeschäden: Die meisten Personen erschrecken und flüchten ins Freie. Viele haben Gleichgewichtsstörungen, speziell in oberen Stockwerken. Möbel werden verschoben. Ge- genstände fallen in grossen Mengen aus den Regalen. Wasser schwappt aus grossen Gefässen, Tanks und Pools. An vielen Häusern solider Bauart treten mässige Schäden auf (kleine Mauerrisse, Abfall von Putz, Herabfallen von Schornsteinteilen). Vornehmlich Ge- bäude in schlechtem Zustand zeigen grössere Mauerrisse und Einsturz von Zwischenwän- den. VIII schwere Gebäudeschäden: Viele Personen verlieren das Gleichgewicht. Möbel können umfallen. Grosse Gegenstände fallen oder rutschen vom Tisch. Grabsteine werden versetzt oder fallen um. An vielen Gebäuden einfacher Bausubstanz treten schwere Schäden auf, d.h. Giebelteile und Dachgesimse stürzen ein. Einige Gebäude sehr einfacher Bauart stür- zen ein. IX zerstörend: Allgemeine Panik unter den Betroffenen. Personen werden zu Boden gewor- fen. Viele Standbilder und Säulen fallen um. Wellen in weichen Böden sichtbar. Sogar gut gebaute, gewöhnliche Bauten zeigen sehr schwere Schäden und teilweisen Einsturz tra- gender Bauteile. Viele schwächere Bauten stürzen ein. X sehr zerstörend: Viele gut gebaute Häuser werden zerstört oder erleiden schwere Beschä- digungen. XI verwüstend: Die meisten Bauwerke, selbst einige mit gutem erdbebengerechtem Konstruktionsentwurf und -ausführung, werden zerstört. XII vollständig verwüstend: Nahezu alle Bauwerke werden zerstört. Tab. 2: Vereinfachte Definition der Entstehung von Erdbeben ten Zeitabständen immer wieder auftritt, Europäischen dann spricht man von einem seismisch ak- Makroseismischen Erdbeben sind Bruchvorgänge in der Erd- tiven Bruch bzw. Bruchsystem. Geologi- Skala; EMS-98, vgl. auch Tab. 1, S. 8 kruste als Folge von überhöhten Scherspan- sche Untersuchungen und instrumentelle (GRÜNTHAL 1998, nungen im Gestein. Hervorgerufen werden Beobachtungen an bekannten Bruchsys- modifiziert). die Spannungen durch langsame unter- temen (z.B. San Andreas Bruchsystem an schiedliche Bewegungen in der Erdkruste der Westküste der USA) haben gezeigt, und diese wiederum durch Konvektions- dass Spannungen in der Erdkruste prinzi- strömungen im tieferen Erdmantel. Werden piell sowohl durch plötzlich auftretende Erd- die Spannungen so gross, dass die Festig- beben als auch durch langsames, stetiges, keit bestimmter Erdschichten, meist entlang nicht seismisches Kriechen wieder abge- schon existierender Störungszonen, über- baut werden können. Die Zahl und Stärke schritten wird, dann kommt es zu einem von Erdbeben in einem Gebiet hängt we- räumlich mehr oder weniger ausgedehnten sentlich davon ab, wie schnell der Span- Bruch. Wenn dieser Vorgang in bestimm- nungsaufbau vor sich geht. 9
PCP PBC KGS nen sind, ist weitgehend Definitionssache. Nachbeben zeigen in der Regel mit fort- schreitender Zeit abnehmende Stärke und geringere Häufigkeit. Es gibt allerdings Aus- nahmen von dieser Regel. Beispielsweise traten vier Monate nach dem schweren Erd- beben im Friaul (Norditalien) vom 6. Mai 1976 zwei Nachbeben von praktisch gleicher Stär- ke wie das Hauptbeben auf (Magnitude 6,5). Bei der Bestimmung der Gefahr durch Erd- beben müssen die Auswirkungen von Nach- beben berücksichtigt werden. Oft treffen sie Die Lage eines Bruches sowie die Orien- ja schon durch das Hauptbeben geschwäch- tierung der Verschiebung der angrenzen- te Bauten und können deshalb zum totalen den Erdschollen kann bei einem sehr star- Einsturz der Bauwerke oder mindestens zu ken Erdbeben oft anhand der sichtbaren weiteren Schäden führen. Die Wahrschein- geologischen Phänomene an der Erdober- lichkeit ist jedoch gering, dass selbst star- fläche ermittelt werden. Die grössten bis- ke Nachbeben weitere schwere Schäden her beobachteten permanenten Verschie- verursachen oder ähnliche Auswirkungen bungen traten 1906 bei einem Erdbeben haben werden wie das Hauptbeben. Nach- der Magnitude 8,5 nördlich von San Fran- beben haben jedoch nachhaltige Auswirkun- cisco (bis 6 m horizontal) und 1964 bei ei- gen auf die Rettungs- und Bewältigungs- nem der Magnitude 9,2 in Alaska (bis 3 m arbeiten. Aus Sicherheitsgründen musste vertikal) auf. Beim Weltbeben in Chile von etwa die Rettungskette Schweiz während 1960 (Magnitude 9,5) wurde der Bruch an ihres Einsatzes in Erzincan (Türkei, März der Erdoberfläche auf einer Länge von 800 1992) die Rettung eines Verschütteten we- km beobachtet. Bei den meisten Erdbeben gen der Gefährdung durch starke Nachbe- dringt der Bruchvorgang allerdings nicht bis ben abbrechen. zur Erdoberfläche durch und ist daher auch nicht direkt sichtbar und messbar. In vielen Fällen können aber die Dimension und der Plattentektonik Mechanismus der Bewegung indirekt durch die Auswertung instrumenteller Aufzeich- Das Prinzip der weltweiten plattentektoni- nungen ermittelt werden. schen Verschiebungen beinhaltet, dass die In der Schweiz sind aktive Brüche an der Erdoberfläche aus mindestens sieben gros- Erdoberfläche ausserordentlich schwer zu sen und mehr als zehn kleinen ca. 100 km entdecken. Der Grund dafür liegt hauptsäch- dicken Lithosphären-Platten besteht, die lich in den grossräumigen geologischen sich mehr oder weniger unabhängig von ein- Sedimentstrukturen, die vorhandene neo- ander bewegen und dabei von ausgedehn- tektonische (aktive) Bruchsysteme im tiefe- ten Konvektionszellen im Erdmantel ange- ren Untergrund überdecken können. Aus- trieben werden (Abb. 4). serdem sind natürlich auch starke Erdbe- Das teilweise aufgeschmolzene, zähflüs- ben mit entsprechend grossen Verschiebun- sige Magma lässt solche Konvektionszellen gen sehr selten. aufgrund der ungleichmässigen Wärme- verteilung im Erdinnern zu. Die in Richtung Nachbeben und Betrag unterschiedlichen Bewegungen Erdbeben, die häufig unmittelbar nach einem der Lithosphären-Platten führen in den Rand- grösseren Erdbeben im selben Epizentral- bzw. Kontaktzonen zum stetigen Aufbau von gebiet auftreten, bezeichnet man als Nach- Spannungen, die ruckartig und kontinuier- beben. Das Zeitfenster für Nachbeben reicht lich abgebaut werden. je nach Stärke des Hauptbebens von eini- Das deutlichste Kennzeichen der Platten- gen Tagen bis zu einigen Monaten. Welche ränder ist die Anhäufung von Erdbeben und Erdbeben noch unter Nachbeben einzuord- Vulkanen, die als grossräumig zusammen- hängende, mehr oder weniger schmale Zo- nen auf einer Weltkarte erscheinen. Die weitaus aktivste Erdbebenzone der Erde zieht sich rund um die Pazifische Platte und erzeugt über 90% der weltweit freigesetz- ten Erdbebenenergie. 10
Forum 4 / 2004 Abb. 3, rechts: Ungefährer Verlauf der Plattengrenze zwischen der Eurasischen und Afrikanischen Platte sowie Richtung und Drift-Geschwindig- keit der Afrikani- schen Platte. Im Rheingraben bei Basel bricht die Eurasische Platte auseinander (Riftzone). Abb. 4, unten: Schematische Darstellung der Lithosphären- Platten der Erde (FRAMPTON et al., 2000, modifiziert). 11
PCP PBC KGS Ausbreitung von Erdbebenwellen Abb. 5: Schema zur Ausbreitung der Die von Erdbeben schlagartig freigesetzte unterschiedlichen Energie breitet sich durch die Erde nach al- Erdbebenwellen. len Seiten fort. Materialteilchen (man denke an einen Würfel) werden angestossen und nehmen portionsweise Energie auf, um dann deformiert (zusammengepresst, auseinan- dergezogen, verbogen oder verdreht) zu wer- den. Dabei ändern sie ihre Form (Scherung) und ihr Volumen (Kompression oder Stre- ckung). Sie geben dadurch die Bewegungs- energie an die benachbarten Teilchen wei- ter und kehren gleichzeitig in einer gedämpf- ten Schwingung zu ihrer ursprünglichen Gestalt zurück (Elastizität). Alle Teilchen- bewegungen überlagern sich zu einer Wel- le. Je nach Art und Richtung der Teilchen- bewegungen entstehen verschiedene Wel- lenarten. In der Seismologie unterscheidet man ent- sprechend ihrem Ausbreitungsweg grund- sätzlich zwischen Raum- und Oberflächen- wellen. Raumwellen pflanzen sich durch das Erdinnere fort. Je nach Schwingungsrichtung treten Raumwellen entweder als Kompres- sionswellen (P ➞ primär) oder als Scher- Entwicklung der Seismizität in einem Ge- wellen (S ➞ sekundär) auf. Oberflächen- biet gemacht werden müssen. Dies ist auf wellen werden bei Erdbeben mit geringer der Basis der Erdbeben-Geschichte eines Herdtiefe beobachtet und breiten sich mit Landes nur sehr beschränkt möglich. Aus- relativ geringer Geschwindigkeit entlang serdem sind statistische Modelle, die dies- der Erdoberfläche aus. Theoretisch kann bezüglich die Zukunft beschreiben können man die Oberflächenwellen je nach dem bisher nur im Ansatz und auch nur für lokal Wellentyp in Rayleigh-Wellen und Love- sehr begrenzte Gebiete entwickelt worden. Wellen einteilen. Während Rayleigh-Wel- len elliptisch polarisiert sind, schwingen Unter dem Ausdruck Erdbeben-Risiko ver- Love-Wellen horizontal und quer zur Aus- steht man ganz allgemein die Wahrschein- breitungsrichtung. lichkeit eines Schadens oder eines Verlusts infolge Erdbebens. Einer Definition der UNESCO folgend, setzt sich das Risiko aus Erdbeben-Gefährdung und Risiko drei multiplikativen Komponenten zusam- men: Aussagen über die Erdbeben-Gefährdung in * Gefährdung (Wahrscheinlichkeit für das einem Gebiet sind bis heute vorwiegend sta- Auftreten von Erdbeben pro Zeiteinheit tistischer Natur, d.h. mit der Angabe der zu in einem bestimmten Gebiet), erwartenden Stärke eines Erdbebens an ei- * Anfälligkeit für Schäden (beeinflussbar nem Ort ist immer die Wahrscheinlichkeit durch gezielte Vorkehrungen gegen des Auftretens verbunden. Der Anschaulich- Schäden), keit halber wird sehr oft auch von der rezi- * Quantitative Einschätzung der gefährde- proken Grösse, der statistischen Wieder- ten Objekte (Bedeutung für die Allge- kehrperiode gesprochen. Sinnvollerweise meinheit, ökonomische und soziologi- sollten Karten, in denen die Erdbeben-Ge- sche Konsequenzen). fährdung für ein Gebiet beschrieben ist, im- mer einen vorausschauenden Charakter ha- Schadenbeben ben. Sonst wäre die Aussage wertlos oder Erfahrungen haben gezeigt, dass bei einem nur von historischem Interesse. Dies bedeu- Erdbeben der Magnitude > 5,5 vor allem tet nun allerdings, dass mehr oder weniger dann mit Schäden grösseren Ausmasses gesicherte Annahmen über die zukünftige gerechnet werden muss, wenn das Epizen- 12
Forum 4 / 2004 trum direkt unter oder in der Nähe einer Würde sich das Basler Erdbeben von 1356 grösseren Stadt auftritt. Entscheidend ne- heute ereignen, wären Gebäudeschäden ben der Nähe des Erdbebens ist ausser- von rund 45 Milliarden Franken zu erwar- dem die Herdtiefe, die generell von 0–700 ten. Gemeinsam mit den Mobiliarschäden km variieren kann. Es ist allerdings zu be- (15 Milliarden Franken), Infrastrukturschä- merken, das tiefe Erdbeben (300–700 km) den (5–10 Milliarden Franken) sowie den nur in wenigen Gebieten der Erde vorkom- durch Betriebsunterbrüche verursachten men, vor allem in sogenannten Subduk- Kosten (10–15 Milliarden Franken) käme tionszonen um den Pazifik, wie z.B. Fidji- man auf einen Gesamtschaden von rund Tonga, Japan und an der Westküste Süd- 80 Milliarden Franken. Diese Summe ent- amerikas. In praktisch allen Subduk- spricht knapp 20% des Bruttoinland- tionszonen sind mitteltiefe Erdbebenherde produktes der Schweiz von 2002. (80–300 km) zu beobachten, die, vor al- lem wenn sie über Magnitude 7 liegen, zu Einfluss des Untergrundes ausgedehnten Schadengebieten führen Ein oft unterschätzter aber wichtiger Faktor können. bei der Bestimmung der Erdbeben-Gefähr- dung besteht im Einfluss des Untergrundes. Erdbeben in geringer Tiefe (bis 80 km) sind So werden z.B. durch mehr oder weniger die weitaus häufigste Ursache für katastro- mächtige, lockere Bodenschichten beträcht- phale Schäden. Das Schadensbild zeigt liche Veränderungen in der Frequenz und Abb. 6: dabei im Epizentralgebiet die grössten Schä- Amplitude der ursprünglichen Bodenbewe- Mutmassliche den, die aber mit zunehmender Entfernung gung hervorgerufen. Solche Resonanz- Schadenverteilung, wenn sich das abnehmen. effekte können sowohl verstärkend als Basler Erdbeben von 1356 heute ereignen würde (aus: SCHMID, SCHRAFT, 2000). 13
PCP PBC KGS auch abschwächend wirken und beziehen Nach einem Erdbeben sich immer auf einen bestimmten charak- * Ruhe bewahren und dabei feststellen, ob teristischen Frequenzbereich. Ebenso kön- jemand in der Umgebung verletzt wurde. nen lang anhaltende hochfrequente Vibra- Erste Hilfe leisten. tionen beim Zusammentreffen ungünstiger * Radio hören. Verhaltensanweisungen der Verhältnisse im Untergrund (wie z.B. bei zuständigen Behörden befolgen. sandigem Boden und hohem Grundwas- * Auf Nachbeben gefasst sein, daher sich serspiegel) Bodeninstabilitäten erzeugen, selber und Verletzte schützen. die zum totalem Verlust der Tragfähigkeit * Vorsicht vor herunterfallenden losen Tei- für Bauten führen. len. Nicht an Aussenmauern aufhalten. * Elektrizität, Strom, Wasser und Gas überprüfen und bei Beschädigung abstel- Verhaltensempfehlungen len (Haupthahnen, -sicherung). * Gebäude und Umgebung auf mögliche Erdbeben führen in den meisten Fällen nur gefährliche Schäden oder Feuerherde zu kurz andauernden starken Erschütterun- überprüfen (einsturzgefährdete Bauwer- gen, die spätestens nach einer Minute wie- ke, offene Kamine, elektrische Kurz- der abgeklungen sind. schlüsse, beschädigte Gasleitungen). Feuerherde löschen und der Polizei, Feu- Vorsorge erwehr oder der bezeichneten Meldestel- Im Voraus überlegen und besprechen, wie le mitteilen. man sich bei einem Erdbeben in verschie- * Nicht sofort mit den Aufräumungsarbei- denen Situationen verhalten würde. ten beginnen. * Hauptschalter und -hahnen für elektri- * Nicht mit dem Auto herumfahren, um schen Strom, Wasser und Gas kennen Schäden zu besichtigen. Lösch- und Ret- und wissen wie man sie bedient. tungsaktionen dürfen nicht gestört wer- * Gebäude und Wohnungen auf lockere den. Kamine, Dachziegel und Verputzteile an * Nicht unnötig telefonieren, da das Netz Wänden und Decken überprüfen und den Hilfs- und Rettungsdiensten zur Ver- wenn nötig Schäden beseitigen lassen. fügung stehen muss. * Aufhängung und Befestigung von schwe- ren Lampen, Bücherregalen und ande- ren gefährdeten Einrichtungsgegen- Bibliographie ständen überprüfen. Mängel beheben, evtl. Sicherungen anbringen. * FRAMPTON S., CHAFFEY J., HARD- * Wichtige Telefonnummern gut sichtbar WICK J. und MCNAUGHT A. 2000: Na- notieren (Polizei, Feuerwehr, Ambulanz tural Hazards. 2nd edition. Hodder & usw.). Stoughton. * Notgepäck (u.a. persönliche Ausweise, * GRÜNTHAL G. 1998 (Editor): Euro- persönliche Medikamente) bereit halten. pean Macroseismic Scale 1998. Cahiers du Centre Européen de Géo- Während eines Erdbebens dynamique et de Séismologie, Conseil * Im Innern von Gebäuden möglichst rasch de l’Europe, vol. 15, Bruxelles. einen Platz aufsuchen, wo man gegen * SCHMID E., SCHRAFT R. 2000: Versi- herabfallende Teile geschützt ist. Dies ist cherungsdeckungen sind heute unzurei- z.B. in Türrahmen oder unter einem soli- chend – Was, wenn in der Schweiz die den Tisch, Pult oder Bett. Erde bebt? Swiss Re, Zürich. * Zum Schutze vor herabfallendem Mau- erwerk, Verputz, Glas und unbefestigten Einrichtungsgegenständen nicht zu den Dieser Text ist Bestandteil des Einsatz- Ausgängen stürzen. konzeptes für den Fall eines Erdbebens * Im Freien von Aussenwänden wegge- in der Schweiz, welches von der Arbeits- hen (Abstand mindestens eine halbe gruppe «Einsatzkonzept Erdbeben» des Gebäudehöhe). Offene Flächen aufsu- Bundes (BABS, BWG, SED) erarbeitet chen. wurde (vgl. Beitrag Lateltin, S. 29–37, Massnahme Nr. 7). Kontakt: Dr. Patrick Smit, smp@naz.ch 14
Forum 4 / 2004 Tremblements de terre: origine et manifestation Ce texte fait partie du plan d'intervention en cas de séisme en Suisse élaboré A l'origine de l'analyse systématique des par le groupe de travail «Concept d'in- effets de ce phénomène naturel se trouve le tervention en cas de tremblement de tremblement de terre de Lisbonne du 1er no- terre» de la Confédération (OFPP, vembre 1755. D'une magnitude de près de OFEG, SSS), voir la contribution de 8,7, il a été ressenti en Europe occidentale, M. Lateltin, pp. 29–37, mesure no 7). centrale et septentrionale. Suite à cet Personne de référence: événement, toutes les communes du Por- Patrick Smit, smp@naz.ch tugal ont été priées de consigner leurs observations au moyen de questionnaires. Ainsi est née la méthode d'enquête macro- Les premières cartes des épicentres des sismique des séismes. Aujourd'hui, les ob- séismes mondiaux ont été publiées au début servatoires sismologiques enregistrent du 20e siècle. Elles se basaient alors ex- systématiquement les effets de tout clusivement sur des observations macro- tremblement de terre d'une certaine im- sismiques. Comme l'indiquent les cartes portance et les classent, p. ex. à l'aide de modernes de foyers sismiques, élaborées l'échelle macrosismique européenne EMS- à partir de données instrumentales, les 98 (tableaux 1 et 2). tremblements de terre se concentrent autour du globe sur des ceintures relativement L'Anglais John Michell (1761) a découvert étroites. que les secousses sismiques se propa- geaient dans le sol sous forme de vibrations C'est à Alfred Wegener (1880–1930), géo- élastiques et, en 1823, le physicien et chi- physicien, météorologue et chercheur polaire miste français Louis Gay-Lussac a comparé allemand, que l'on doit la théorie de la dérive pour la première fois la propagation d'énergie des continents. Il a été le premier géographe autour d'un foyer sismique à celle des ondes à étayer sa thèse en travaillant de manière sonores dans l'air. Au cours du 19e siècle interdisciplinaire et en réunissant des argu- enfin, les diverses ondes sismiques ont été ments tirés de toutes les disciplines géo- identifiées et décrites en termes physiques scientifiques. Mais c'est seulement au début (cf. illustr. 5, p. 12). des années cinquante que l'hypothèse de En 1856, Luigi Palmieri a été le premier à Wegener a suscité un regain d'intérêt, grâce enregistrer les vibrations du sol au moyen à une série d'observations scientifiques. Ces d'un sismographe électromagnétique, en dernières ont formé la base de la théorie de mesurant celles engendrées par l'activité la tectonique des plaques, qui a révolutionné volcanique du Vésuve. Les premiers sismo- les conceptions géologiques (illustr. 3 et 4, graphes fiables ont été construits vers 1880 p. 11) à la fin des années soixante. par l'Américain James Alfred Ewing. A la fin du 19e siècle, l'ingénieur des mines anglais Pour la Suisse, les tremblements de terre John Milnes a reconnu la nécessité d'un représentent une menace de faible à moy- réseau mondial de sismographes pour en- enne en fonction des régions. L'histoire a registrer les ondes sismiques de manière montré que les séismes destructeurs y systématique, ces dernières constituant la étaient rares, mais cependant envisa- base indispensable de la localisation des geables. Le risque de dommages est en tremblements de terre au moyen d'appareils. outre déterminé par la qualité du matériel Même s'il était possible d'effectuer des de construction (notamment pour les bâti- enregistrements sismographiques dès la fin ments anciens) et par la densité de l'ha- du 19e siècle, la force des tremblements de bitation et de l'industrialisation. Si l'on tient terre a été décrite, jusque dans les années compte de ces facteurs dans l'évaluation des 1930, exclusivement au moyen de l'échelle risques dus aux tremblements de terre, il macrosismique. En 1935, Charles Richter apparaît que les dommages potentiels en a introduit la notion de magnitude qui, cal- Suisse sont considérables et que leurs culée d'après les amplitudes maximales d'un conséquences sur l'économie ne doivent en sismographe, indique la force d'un tremble- aucun cas être négligées. ment de terre. A la différence de l'intensité, la magnitude est la mesure de l'énergie mécanique libérée lors d'un séisme (cf. ta- bleaux 1 et 2, p. 8 et 9). 15
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