Gemeindeblatt in Hamburg - Kirche - Evangelisch-reformierte Kirche in Hamburg
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Evangelisch-reformierte Kirche in Hamburg Gemeindeblatt 45. Jahrgang Nr. 3 C 2218 April 2020 | Mai 2020 "ES WIRD GESÄT VERWESLICH UND WIRD AUFERSTEHEN UNVERWESLICH." (1. Korinther 15,42 - Monatsspruch April)
INHALT Inhaltsverzeichnis 16 ERINNERUNGEN WACH HALTEN 6 Eine bewegende Begegung von Jugenli- EINBLICKE / AUSBLICKE chen mit David Murlakov, einem Überle- 4 #digitalekirche - von Sinnfluencern, benden des NS-Regimes. JAHRESLOSUNG 2020 hashtags und Kirche im digitalen Raum. (k)eine Frage des Glaubens Ein Vater, sein kranker Sohn, hilflose 3 Editorial Jünger und Jesus. Eine Geschichte von ungläubigem Glauben und glaubendem 4 Zur Jahreslosung 2020 Unglauben. 5 Einblicke - Ausblicke 7 Ermutigungen 8 Aus dem Kirchenrat 7 9 Blickpunkt SEID GETROST! Ermutigungen in 13 Berichte unsicherer Zeit 15 Buchtip Zwei Texte, die Mut machen. Von unserem Kirchenpräsidenten 16 jugen@ref Martin Heimbucher und dem Franziska- nermönch Richard Hendrick. 20 Verdichtet 2
EDITORIAL WILLKOMMEN LIEBE LESERINNEN UND LESER, Absage aller Veranstaltungen bis Wir leben in turbulenten Zeiten. Ende April Wir Pastor*innen und die Vikarin wollen unser Bestes Natürlich haben Sie es schon in den Nachrichten ge- geben mit Ihnen in Kontakt zu bleiben, Wege finden, der hört oder in der Zeitung gelesen: Als Maßnahme zur Vereinzelung entgegenzutreten und uns mit Gottes Wort Eindämmung der Corona-Epidemie sind seit Mitte zu ermutigen. März in Hamburg alle öffentlichen und nichtöffentlichen Sie möchten besucht werden? Sie möchten mit uns spre- Veranstaltungen untersagt – unabhängig von der Teil- chen? Wir sind für Sie da. Rufen Sie uns an. nehmerzahl. Diese Allgemeinverfügung des Senats gilt Aktuell suchen wir nach Möglichkeiten, Sie über unsere zunächst bis einschließlich 30. April 2020. Website und auf dem Postweg mit Andachten und/oder Aus diesem Grunde müssen leider auch alle unsere Ver- Videobotschaften zu begleiten. Gerade für die Ostertage anstaltungen einschließlich der Gottesdienste ausfallen. suchen wir nach einer Form gemeinsam Gottesdienst zu Wie es ab Mai weitergeht, war zu Redaktionsschluss feiern - räumlich getrennt und doch verbunden (Infos auf noch nicht bekannt. Wir hoffen sehr, dass wir in abseh- der Website und durch email/Post). barer Zeit wieder zu einem normalen Gemeindeleben Die Ehrenamtlichen beim „Frühstück für alle gehören“ zum zurückkehren können. großen Teil zur Risikogruppe der Älteren. Evtl. finden sich Unsere Website wird laufend aktualisiert. Unter www. Jüngere, die Lust haben, bei diesen Frühstücken mitzuhel- erk-hamburg.de/Termine finden Sie Informationen zu fen. den Veranstaltungen, unter www.erk-hamburg.de/Ak- Haben Sie noch Anregungen und Ideen, wie Sie sich ein- tuelles finden Sie allgemeine Hinweise. Darüber hinaus bringen können? Dann melden Sie sich bei uns. Wir alle stehen die MitarbeiterInnen in der Kanzlei sowie die Pa- müssen erst entwickeln und ausprobieren, was zur Zeit stores Ihnen bei Fragen zur Verfügung. möglich und hilfreich ist. Darüber hinaus gibt es zur Zeit im Internet viele neue und Mareike Budack, Präses des Kirchenrats kreative kichliche und spitituelle Angebote. Gehen Sie auf Entdeckungsreise. Ulrike LItschel, Reiner Kuhn, Friederike Schmid (Vikarin) und Thomas Raape Titelbild: Jüdische Mikwe in Speyer (Foto: T. Raape) 3
JAHRESLOSUNG 2020 (K)EINE FRAGE DES GLAUBENS ZUR JAHRESLOSUNG 2020 Ein verzweifelter Aufschrei aus dem Mund eines Vaters, hin- und hergerissen zwischen Resignation und Hoffnung. Denn dieser Va- ter hat einen kranken Sohn. Heute würden wir sagen, der Sohn litt an Epilepsie. Damals sagte man: „Er ist von einem bösen Geist be- sessen“. Aber was macht das schon für einen Unterschied? Alles hat der Vater versucht - hat Zeit, Geld und Hoffnung investiert. Am Ende blieben immer nur die Enttäuschung - und der böse Geist. Aber er gibt nicht auf, natürlich nicht. Die Jünger werden zum nächsten Strohhalm, an den er sich klammert. Sie geben ihr Bestes – vergeblich. Dann betritt Jesus die Szene, erfasst die Si- Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen, www.verlagambirnbach.de tuation, fragt nach, hört zu. Der Vater redet von den gefährlichen äußeren Umständen, „Wenn du aber etwas kannst, so erbarme liche möglich ist, ja dass Wunder möglich die verhängnisvoll mitspielen, wenn ein Anfall dich unser und hilf uns!“ sind, ist so groß, dass er es wagt, diese Bitte, kommt: Die offene Feuerstelle im Haus oder In diesem Hilferuf des Vaters wird die ent- ja diese Forderung überhaupt zu stellen. der Brunnen vor der Tür. Alles kann zur töd- scheidende Gottesfrage gestellt. Der Vater Dazu gehört Mut. Denn das Risiko der Ent- lichen Falle werden, wenn das Kind fällt. Der will nicht wissen, wer oder was Gott ist – täuschung ist groß. Und sicher ist er schon oft Vater ist am Ende – nicht nur mit seinem Be- grundsätzlich und im Besonderen. Der Vater enttäuscht worden. Je konkreter und klarer richt. Alles ist gesagt. Der Punkt ist erreicht, will nur noch eines wissen: Kannst du uns eine Bitte ist, desto konkreter und klarer ist wo nichts weiterhilft als die Tat – kein Platz helfen – ja oder nein? Kannst du meinen auch die mögliche Enttäuschung. Manchmal mehr für Unterredungen und Diskussionen. Sohn von seinem Leiden befreien und mich würde ich auch gerne im Gebet vor Gott tre- von meinem Mitleiden erlösen - ja oder nein? ten mit den Worten: „Wenn du etwas kannst, Kannst du sein Leben und mein Leben verän- dann…“. Aber was, wenn Gott nicht reagiert? JAHRESLOSUNG 2020 dern und heilen – hier und jetzt – ja oder nein? Vielleicht sind unsere Gebete und Bitten oft so Herr ich glaube; Nur das ist entscheidend. allgemein, so zurückhaltend aus Angst, von Der Glaube und der Mut des Vaters in dieser Gott enttäuscht zu werden. hilf meinem Unglauben! Geschichte beeindrucken mich. Der Vater ist Der Vater geht jedenfalls das Risiko ein, und Markus 9,24 zwar nicht gutgläubig, aber er ist doch gut Jesus weist ihn nicht zurück und auch nicht gläubig. Sein Glaube daran, dass das Unmög- zurecht. 4
JAHRESLOSUNG 2020 Aber - er lässt auch nicht einfach die Wunder- Glauben zugesprochen, ja zugemutet, dass die Kirche belächeln, totschweigen oder ein- tat folgen. Er nimmt vielmehr die Bitte des Va- der Vater nun seinen ganzen Unglauben Je- fach ignorieren. Ich kann daran glauben, weil ters auf. Jesus aber sprach zu ihm: „Du sagst: sus zumuten kann. So wird dieser Schrei zum ich zugleich rufen kann: Hilf meinem Unglau- Wenn du kannst - alle Dinge sind möglich Glauben. Indem der Vater seinen Unglauben ben! Aktuell glaube ich daran, dass in diesen dem, der da glaubt.“ eingesteht, widersteht er ihm. Indem er die turbulenten, seltsamen und unsicheren Zeiten Dies ist keine billige Retourkutsche von Jesus, eigenen Grenzen erkennt, überschreitet er die Liebe siegen wird und nicht der Egoismus. der nun dem Vater den Ball einfach zurück- zugleich diese Grenzen. Der Glaube an Gott Ich kann daran glauben, weil ich gleichzeitig spielen will – womöglich, um die eigene Ohn- wird Glaube in Gott! Im Schrei nach Got- rufen kann: Hilf meinem Unglauben! macht zu verschleiern. Im Gegenteil, Jesus will tes Hilfe wird der Glaube geboren. Der eine Und ich glaube daran, dass Menschen - Sie den Vater mit hineinnehmen in den Heilungs- Schrei entspringt im anderen: Ich glaube - und ich - in Gottes Namen etwas bewegen prozess. Der Vater soll erkennen und später hilf meinem Unglauben! und verändern können – auch hier in der Re- auch erfahren, dass Glauben nicht nur heißt, Und vom Ende der Geschichte möchte ich formierten Kirche in Hamburg. Und das, ob- an etwas oder jemanden zu glauben, sondern nun nur noch sagen: Jesus hat den Jungen wohl wir auch immer wieder unsere eigenen dass der Glaube selbst, dass sein Glaube le- geheilt. Grenzen erfahren. Ich kann daran glauben, bensverändernde Kraft hat. weil ich gleichzeitig rufen kann: Hilf meinem Es fällt mir nicht leicht, in Worte zu fassen, Unglauben! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. was und wieviel diese Geschichte mir be- Das bedeutet nicht: "Gott wird's schon ma- deutet. Für mich ist der befreiende Schrei Kann ich dieser Geschichte glauben? chen." Das bedeutet auch nicht: "Du musst des Vaters Ausdruck der befreienden Erfah- Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben! alles selber machen." Sondern das bedeutet: rung: Ich kann auch um den Glauben bitten. "Lass dich heute, jetzt auf Gottes Kraft mitten Wäre der Glaube eine Charakter- oder We- Thomas Raape unter uns ein! Lass Gottes gute Kräfte zu bei sensstärke, die man hat oder nicht hat, wäre dir selbst!" Das wiederum kann der Vater nicht er eine Eigenschaft oder Fähigkeit, die man glauben. erlernen und einüben muss - ich wäre nicht Pastor geworden. Aber nun habe ich diesen „Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich Weg gewählt. Und ich glaube daran, dass glaube; hilf meinem Unglauben!“ Gott es gut meint mit seiner Schöpfung und Das ist wie der Schrei des Neugeborenen, das den Menschen, dass er in dieser Welt wirkt nach der Luft schnappt, von der es umgeben und erfahren werden kann - auch wenn so ist. Dieser Schrei ist Lebenskraft: Lebenskraft, viele Nachrichten, die aktuellen Ereignisse die die lebensfeindliche Macht nicht leug- und oft auch die eigene Erfahrung dagegen net - aber sich ihr auch nicht unterwirft. Die sprechen. Ich kann daran glauben, weil ich Nähe Jesu, die Nähe Gottes, macht im Vater zugleich rufen kann: Hilf meinem Unglauben! Redaktionsschluss der den Glauben so stark, dass er in voller Klarheit seinen Unglauben Jesus vor die Füße werfen Ich glaube daran, dass die Kirche in dieser nächsten Ausgabe: kann. Welt immer noch etwas zu sagen hat und „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt“. dass sie diese Welt mitgestalten kann und 7. Mai 2020 Mit diesen Worten hat Jesus dem Vater so viel sich einmischen muss, auch wenn so viele 5
EINBLICKE / AUSBLICKE Mode abtun, die wieder vergeht. Andererseits kation im GEP, fest. „Wer Teil der Alltagskul- #DIGITALEKIRCHE haben Luther und Zwingli zu ihrer Zeit mit tur sein will statt nur bewusst aufgesuchtes dem Buchdruck geschickt ein neues Medi- Sonntagsvergnügen, muss das akzeptieren, Eine „Pfarrerin für Kirche im digitalen Raum“? um genutzt, um die frohe Botschaft Jesu zu sonst wird dieser Wunsch nie Wirklichkeit.“ Fürbitten im Gottesdienst per App? Eine re- verbreiten. Und auch wenn wir uns von der im Dass es immer problematisch ist, wurde gelmäßige Abendandacht auf Twitter? Dies vergangenen Jahr veröffentlichten Studie, die auch beim Hansebarcamp deutlich: durch und viel mehr verbirgt sich hinter dem Begriff u.a. eine Halbierung der Kirchenmitglieder- die warnenden Hinweise des hamburgischen „Digitale Kirche“ oder, wie in den Sozialen zahlen bis 2060 prognostiziert, nicht bange Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar Medien üblich, als Hashtag: #digitalekirche. machen lassen sollten, kann doch nicht ein- ebenso wie durch den Bericht von Josephine Einige der Menschen, die auf Instagram oder fach alles bleiben, wie es war. Thies Gundlach, Teske – Pastorin aus Schleswig-Holstein mit Twitter, in Podcasts oder per YouTube-Kanal in Vizepräsident des Kirchenamts der EKD, for- weit über 16.000 Followern bei Instagram – der Kirche aktiv sind, kamen im Januar beim derte in zeitzeichen 2/2020 zu Recht, die Kir- über Pöbeleien und Beschimpfungen in den Hansebarcamp der Nordkirche zu Wort. Das che dürfe das Kleiner-Werden nicht erleiden, Sozialen Medien. Andererseits ist es ermuti- Gemeinschaftswerk der Evangelischen Pub- sondern müsse es gestalten. gend, wenn Theresa Brückner, die eingangs lizistik (GEP) hat sich des Themas ebenfalls „Eine Kirche, die bei den Menschen sein will, erwähnte Berliner „Pfarrerin für Kirche im angenommen und Mitte Februar das Con- kommt – bei allen berechtigten Bedenken digitalen Raum“, im Deutschlandfunk von tent-Netzwerk yeet gestartet. Es „verbindet insbesondere gegen Facebook als Firma Seelsorge im Netz erzählt, von Chats über Sinnfluencer, die ihren Glauben, Sinnfragen und gesellschaftlichen Akteur – nicht umhin, sehr persönliche Themen wie Krankheit oder und wichtige gesellschaftliche Fragen thema- sich dort kommunikativ zu Wort zu melden, Tod und dass es ihr gelingt, Menschen wieder tisieren“, so GEP-Direktor Jörg Bollmann. wo Menschen miteinander über alles reden, neugierig auf Kirche zu machen. Nun könnte man angesichts der vielen Angli- was sie bewegt“, stellt Hanno Terbuyken, Wenn Sie neugierig auf #digitalekirche ge- zismen den Kopf schütteln und das Ganze als langjähriger Leiter der Digitalen Kommuni- worden sind, suchen Sie doch einmal auf Instagram nach @theresaliebt oder nach @seligkeitsdinge_, hören Sie rein in die Po- dcasts „Netztheologen“, „Tischgespräche“ oder „Wortkollektiv“ – letzterer aus der refor- mierten Kirche. Oder Sie machen mit bei der @twomplet, die jeden Abend um 21 Uhr auf Twitter gebetet wird. Nicht alles ist für jede das Richtige – wie in der „analogen“ Kirche auch muss jeder selbst entscheiden, was seinen geistlichen Bedürfnissen und theolo- gischen Interessen am besten entspricht. Unser Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit wird das Thema #digitalekirche im Blick be- halten und freut sich über Stimmen aus der yeet, das evangelische Content-Netzwerk, bringt Menschen zusammen, die mit ihren Videos, Podcasts, Gemeinde dazu. Posts und Stories zu einem konstruktiven Dialog in den Sozialen Medien beitragen wollen. © GEP Katrin Wippich 6
ERMUTIGUNGEN LOCKDOWN Wir beten und erinnern uns. Ja, es gibt Angst. Aber da muss kein Hass worden, dass sie ihre Geburtstagsfeier absa- gen muss. Wegen Corona. Monatelang hatte sein. Ja, es gibt Isolation. Aber da muss keine sie sich darauf gefreut und so vieles schon Ja, es gibt Angst. Einsamkeit sein. Ja, es gibt Panikkäufe. Aber vorbereitet. Ein runder Geburtstag mit all ihren Ja, es gibt Isolation. da muss keine Gemeinheit sein. Ja, es gibt Lieben. Und das geht jetzt nicht. Ganz schön Ja, es gibt Panikkäufe. Krankheit. Aber die Seele muss nicht krank bitter. Und dann sagte sie noch: „Ich hab‘ Ja, es gibt Krankheit. werden. Ja, es gibt auch den Tod. Aber es wird Angst. Ich hab‘ Angst, was jetzt noch alles auf Ja, es gibt sogar den Tod. immer eine Wiedergeburt der Liebe geben. uns zukommt.“ ABER Wach auf in die Möglichkeiten, die du hast, „In der Welt habt Ihr Angst“, sagt Jesus. Im Sie sagen, dass man in Wuhan nach so vielen heute dein Leben zu gestalten. Augenblick muss man dazu nicht viel sagen. Jahren des Lärms die Vögel wieder singen hört. Heute atme. Ja, wir haben Angst. Weil wir nicht wissen, Sie sagen, dass nach nur wenigen Wochen Heute höre genau hin - hinter dem hämmern- was noch alles auf uns zukommt. Innerhalb Ruhe der Himmel nicht mehr voller Rauch ist, den Lärm deiner Panik singen wieder die Vögel. weniger Tage hat sich so viel in unserem Le- sondern blau und grau und klar. Der Himmel klart auf. ben verändert. Auch in der Kirche: Wir haben Sie sagen, dass in den Straßen von Assisi die Der Frühling steht vor der Tür. unsere Gottesdienste abgesagt. Unsere Kon- Menschen über die Plätze hinweg für einan- Und wir sind umgeben von Liebe. firmationen verschoben. Bestattungen dürfen der aus offenen Fenstern singen, damit die Öffne die Fenster deiner Seele, und wenn es nur noch unter freiem Himmel stattfinden. Wie Einsamen vertraute Klänge um sich hören. dir auch nicht gelingt, die Menschen quer werden wir in diesem Jahr Karfreitag und Os- Sie sagen, dass ein Hotel im Westen von Ir- über den leeren Platz zu erreichen - singe! tern feiern? Wir wissen es noch nicht. Umso land kostenfreie Mahlzeiten an Menschen lie- Richard Hendrick (Franziskaner), 13.3.2020 wichtiger ist mir heute die Fortsetzung des Je- fert, die ans Haus gefesselt sind. (aus dem Englischen übersetzt) sus-Wortes: „In der Welt habt ihr Angst. Aber Eine junge Frau, die ich kenne, ist heute damit seid getrost!“ Wenn so Vieles wegbricht, wird beschäftigt, Flyer mit ihrer Telefonnummer in das wichtig, was uns Halt gibt. „Seid getrost.“ der Nachbarschaft zu verteilen, damit die Al- Wir haben Menschen, mit denen wir uns jetzt ten jemanden haben, den sie anrufen können. Kirchen, Synagogen, Moscheen und Tempel „ABER SEID GE- austauschen können, Geschwister, Freunde, Nachbarn. Mit denen wir darüber reden kön- bereiten sich darauf vor, die Wohnungslosen, Kranken und Erschöpften willkommen zu heißen. TROST!“ nen, was uns Angst macht. Wir können einan- der Mut zusprechen. Einander trösten: „Seid getrost.“ Überall auf der Welt werden die Menschen EIN BRIEF AN DIE GEMEINDEN Liebe Schwestern und Brüder, ich möchte ruhiger und denken nach. Überall auf der Welt VOM KIRCHENPRÄSIDENTEN gern, dass genau das der Grundton wird in nehmen die Menschen ihre Nachbarn auf DER EV.-REF. KIRCHE all dem, was wir in diesen Tagen sagen und neue Weise wahr. Überall auf der Welt erwa- DR. MARTIN HEIMBUCHER tun: „Seid getrost“. Ja, viele unserer Vorhaben chen Menschen mit einer neuen Realität, um müssen wir auf Eis legen. „Aber seid getrost.“ zu erkennen, wie groß wir wirklich sind, Sehr geehrte Damen und Herren, Es ist jetzt auch eine Zeit, wo Gutes unter uns wie wenig Kontrolle wir wirklich haben, liebe Schwestern und Brüder, wachsen kann. was wirklich wichtig ist, vorgestern rief mich meine Schwester an. Sie Genauso erlebe ich die Stimmung in unseren um zu lieben. war ziemlich geknickt. Denn ihr war klar ge- Gemeinden, im Moderamen und in unserem 7
AUS DEM KIRCHENRAT Kirchenamt. Nach dem Erschrecken kommt die Entschlossenheit: Das wollen wir jetzt KIRCHENSTEUER- DAMIT SIE NICHTS miteinander durchstehen. Und dann kommen schon die ersten guten Ideen, was wir trotz al- UND SPENDENBE- VERPASSEN ledem jetzt tun können: miteinander telefonie- ren, chatten, skypen, in Verbindung bleiben, SCHEINIGUNGEN Das Gemeindeblatt erscheint alle zwei Mona- meinetwegen am Fenster und durch die Haus- te und bringt neben Berichten und anderen türen hindurch. Und wir können füreinander An dieser Stelle haben wir bereits zuvor da- Beiträgen Informationen zu Veranstaltungen beten. Niemand muss sich jetzt allein gelassen rüber berichtet, dass die Buchhaltung un- unserer Gemeinde. Gerne würden wir Sie fühlen. Darauf werden wir achten. serer Gemeinde im Herbst letzten Jahres aber auch zwischendurch per E-Mail auf ak- „Aber seid getrost.“ Das macht Mut. Und das von einem externen Steuerberatungsbüro tuelle Termine hinweisen. Wir haben dazu in ist kein leeres Gerede. Denn: Es kommt von Je- übernommen wurde. Der Datenaustausch der Kanzlei folgende thematische Verteiler sus, der Angst kennt, der extreme Todesangst zwischen dessen Buchhaltungssoftware und eingerichtet: durchstehen musste, Und der von Gott da hin- unserem Verwaltungsprogramm, mit dem • Glaube & Theologie durchgeführt wurde. Und der herausgerissen die Bescheinigungen erstellt werden, konnte • (Kirchen-)Musik wurde aus dieser Angst - ins Leben. noch nicht vollständig durchgeführt werden. • Kultur 0 ja, wir werden Ostern feiern, nach diesen Daher findet der Versand der Kirchensteu- • Gesellschaft & Politik Wochen der Passion. Wir wissen noch nicht er- und Spendenbescheinigungen für 2019 • Kinder & Familie genau, wie. „Aber seid getrost.“ in diesem Jahr später als in den Vorjahren • Freizeiten In herzlicher Verbundenheit grüßt Sie mit ei- statt. Uns ist bewusst, dass Sie auf Ihre Be- nem Dank für alles Durchtragen und Mithelfen lege warten. Wir arbeiten derzeit gemeinsam In unseren Gemeindezentren, bei Gemeinde- in Gemeinde und Kirche und Nachbarschaft Ihr mit unseren Dienstleistern intensiv an dieser nachmittagen und Gesprächskreisen haben Martin Heimbucher Aufgabe und erwarten, die Bescheinigungen Sie die Möglichkeit, sich in die Verteiler einzu- schnellstmöglich versenden zu können. tragen, die Sie interessieren. Sie können aber NEUER VORSITZ Falls Sie Ihre Einkommensteuererklärung schon vorher bei Ihrem Finanzamt einreichen auch eine E-Mail mit dem Betreff „Eintrag in Verteiler“ an kanzlei@erk-hamburg.de schi- IM DIAKONEN- möchten, wenden Sie sich bitte an die Kanz- lei unter kanzlei@erk-hamburg.de oder Tel. cken und die Verteiler angeben, in die wir Sie aufnehmen sollen. KOLLEGIUM 040/30 100 40. Katrin Wippich, Ich danke Ihnen allen für Ihr Verständnis und Vorsitzende des Ausschusses Andrea Kaske ist in der Februarsitzung des Kir- für die geleistete finanzielle Unterstützung. für Öffentlichkeitsarbeit chenrates zur Vorsitzenden des Diakonenkolle- giums gewählt worden. Sie hatte dieses Amt Jörn Becker, Kassahalter vor einigen Jahren schon einmal inne, und wir sind dankbar, dass sie erneut bereit ist, diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Ulrike Litschel, Vorsitzende Predigerin 8
BLICKPUNKT BLICK PUNKT ALLE AKTUELLEN TERMINE FINDEN SIE AUCH UNTER WWW.ERK-HAMBURG.DE Wichtige Informationen zu unseren Veranstal- Mi. 06.05. 10.00 Gesprächskreis Altenhof (U. Litschel) - Alten- tungen hof Do. 07.05. 19.00 „Bücherwurm“ – theologischer Lesekreis Aufgrund der Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Co- (R. Kuhn) - Ferdinandstraße ronavirus finden im April keine Veranstaltungen statt. Wir hoffen natürlich, im Mai wieder gemeinsam ein aktives Ge- Sa. 09.05. 17.00 Gottesdienst (U. Litschel) - Altenhof meindeleben gestalten zu können. Dies hängt allerdings von der Sonntag, 10.05. 11.00 Familiengottesdienst - Ferdinandstraße weiteren Entwicklung ab. Die Termine im Mai stehen daher unter Vorbehalt. Im Zweifelsfall informieren Sie sich über unsere Websi- Do. 14.05. 15.00 Gemeindenachmittag (U. Litschel) te oder fragen Sie in der Kanzlei bzw. bei den Pastor*innen nach. Palmaille s. S. 11 Wenn Ihnen einige Ankündigungen bekannt vorkommen, liegt es Sa. 16.05. 17.00 Gottesdienst (T. Raape) - Altenhof daran, dass wir ausgefallene Veranstaltungen in den Mai verscho- ben haben. Sonntag, 17.05. 10.00 Gottesdienst (T. Raape) - Palmaille Was die Gottesdienste an Karfreitag und Ostern betrifft: Natürlich werden wir Gottesdienste anbieten - gemeinsam im Geist Mo. 18.05. 19.30 Bibelgesprächskreis (U. Litschel) Ferdinandstraße und doch räumlich getrennt. Wir suchen noch nach geeigneten For- maten. Fragen Sie nach in der Kanzulei oder bei den Pastor*innen. Mi. 20.05. 15.00 Gemeindenachmittag (T. Raape/F. Schmid) Wir werden auch versuchen, Sie über andere Kanäle aktuell zu infor- Ferdinandstraße s. S. 11 mieren (Telefon, Post, E-mail). Christi Himmelfahrt Do. 21.05. 18.00 Gottesdienst (T. Raape) - Ferdinandstraße 19.00 Konzert mit dem dänischen Chor MAI „Saint Annae Family Choir“ s. S. 12 Fr. 22.05. 15.30 Konzert mit dem dänischen Chor „Saint Annae Family Choir“ - Altenhof s. S. 12 Sa. 02.05. 17.00 Gottesdienst (U. Krumm) - Altenhof Sa. 23.05. 17.00 Gottesdienst mit Abendmahl (U. Litschel) Sonntag, 03.05. 10.00 Gottesdienst (U. Krumm) Altenhof mit Predigtnachgespräch - Ferdinandstraße Sonntag, 24.05. 10.00 Gottesdienst mit Abendmahl (U. Litschel) Di. 05.05. 16.00 Führung durch die Ausstellung „David Hock- Ferdinandstraße ney. Die Tate zu Gast“ (R. Kuhn) - Bucerius Kunstforum s. S. 11 Mo. 25.05. 19.00 Theater mit der Gemeinde: „Der Geizige“ 19.00 Atemarbeit nach Middendorf (T. Raape) (R. Kuhn) - Thalia Theater s. S. 12 Ferdinandstraße 19.00 Literaturkreis „Die Leseratten“ (U. Litschel/T. Raape) - Palmaille 9
BLICKPUNKT BLICK PUNKT ALLE AKTUELLEN TERMINE FINDEN SIE AUCH UNTER WWW.ERK-HAMBURG.DE Fr. 29.05. 19.00 Kino in der Palmaille (U. Litschel) Palmaille s. S. 12 KOLLEKTENPLAN 02./03.05. Kinder- und Jugendarbeit unserer Gemeinde ERK-HH Sa. 30.05. 17.00 Gottesdienst (R. Kuhn) - Altenhof 09./10.05. Unterstützung von Erholungsmaßnahmen für Bedürftige ERK 16./17.05. Sozialküche Beregszas in der Ukraine VIII Pfingstsonntag 21.05 Diakonie Katastrophenhilfe ERK Sonntag, 31.05. 10.00 Gottesdienst (R. Kuhn) - Palmaille 23./24.05. Kirchen helfen Kirchen ERK Pfingstmontag 30./31.05. Kinderheim Neve Hanna VIII Mo. 01.06. 10.00 ökum. Gottesdienst (U. Litschel) - Wohlerspark 01.06. Unterstützung von Menschen mit Behinderungen in unserer Kirche ERK Do. 04.06. 17.30 Führung durch die Ausstellung: 06./07.06. Partnerkirchen der Norddeutschen Mission und „Max Beckmann“ (R. Kuhn) - Kunsthalle s. S. 11 der vereinten Mission ERK Fr. 05.06. 19.30 Orgelnacht – Orgelreise durch Europa (M. Imbruno/D. Lübking) - Palmaille Sa. 06.06. 17.00 Gottesdienst (U. Litschel) - Altenhof Sonntag, 07.06. 11.00 Familiengottesdienst - Ferdinandstraße Mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern… Dagmar Lübking hat angefangen, in den Familiengottesdiensten be- kannte Choräle mehrstimmig singen zu lassen. Dabei wird ein einfa- ches sogenanntes Quodlibet („wie es gefällt“) dem Bekannten hin- zugefügt. Die Wirkung ist phänomenal! In der Osterzeit werden wir NEUE REIHE FÜR ALTE MUSIK so Lied 99 „Christ ist erstanden“ mehrstimmig singen und schätzen Orgelnacht lernen. Zudem wird Psalm 47 „Singt mit froher Stimm“ den Kreis der Eine Orgelreise durch Europa vorgeschlagenen Gesänge erweitern. Viel Freude beim Musizieren in Freitag, 5. Juni, 19.30 Uhr den Gottesdiensten! Palmaille Reiner Kuhn 19.30 Uhr: Matteo Imbruno (Amsterdam) 21.00 Uhr: Dagmar Lübking an der Orgel von Jürgen Ahrend ZU GAST IN UNSEREN RÄUMEN: Pause mit Wein und kleinem Imbiss Ferdinandstraße: PERKI Hamburg (indonesische Gemeinde), Der Eintritt ist frei, Kollekte für die Kirchen- jeden Sonntag ab 16.00 Uhr musik Palmaille: Evangelisch-koreanische Open Door Gemeinde in Hamburg, jeden Sonntag ab 14.00 Uhr 10
BLICKPUNKT VERANSTALTUNGEN UND INFOS VERSTORBEN SIND: GETAUFT WURDEN: WARUM EIGENTLICH THEOLOGIE? Gemeindenachmittag Mittwoch, 20. Mai, 15.00 Uhr Ferdinandstraße Haben Sie sich schon mal gefragt, wie man auf die Idee kommt, Theologie zu studieren? Ich mich auch. DAVID HOCKNEY. DIE TATE ZU GAST WEIL WIR AM LEBEN TEILNEHMEN Diese Frage hat mich durch acht Jahre Studi- Was macht die Kunst WOLLEN: GUTES HÖREN! um bis zum Tag des ersten theologischen Ex- Dienstag, 5. Mai, 16.00 Uhr Gemeindenachmittag amens begleitet, und leicht ist mir die Antwort Bucerius Kunst Forum Donnerstag, 14. Mai, 15.00 Uhr nie gefallen. Gott? Komplizierte Geschichte. Palmaille Wer in die Theologie einsteigt, der merkt bald, Mit David Hockney präsentiert das Bucerius dass eindeutige Antworten schwer zu haben einen der bedeutendsten Gegenwartskünst- Immer wieder beklagen sich Gemeindeglie- sind. Grenzen verschwimmen und öffnen ei- ler Großbritanniens. Hockneys ständige der über eine schlechte Akustik in unseren nen Raum zum nachdenkenden Miteinander, Suche nach neuen Ausdrucksformen sowie Gottesdiensträumen. Eine Mitarbeiterin vom wenn das Gespräch um die letzten Dinge die Möglichkeiten und Darstellungen von HörStudio Andres wird uns in der Palmaille kreist. Aber reicht da ein Gespräch? Vielleicht Perspektive, Wahrnehmung und Realität sind besuchen und mit uns gemeinsam die Hör- als fortgesetzter Weg, auf den es sich einladen zentrale Aspekte der Schau. Ebenso zeigen schleife im Gottesdienstraum ausprobieren. lässt. Seien Sie dazu herzlich willkommen am seine einfühlsamen Porträts und intimen Außerdem wird sie uns die neueren Entwick- Gemeindenachmittag, an dem ich ein Stück Aktdarstellungen Hockneys feines Gespür lungen der Hörtechnik vorstellen und Ihre von meinem Weg mit der Theologie vorstelle: für zwischenmenschliche Beziehungen. Um Fragen beantworten. Ich freue mich auf viele von den Fragen und Zweifeln, von den glück- 15 Uhr treffen wir uns im Gemeindezentrum Interessierte. lichen Momenten, aber auch vom Ärger, der Ferdinandstr. zum Kaffee. Die Führung im Ulrike Litschel mich dabei stets und ständig begleitet hat. Bucerius beginnt um 16 Uhr. Der Eintritt Friederike Schmid kostet 6,- Euro. Ich bitte um Anmeldung in der Kanzlei. MAX BECKMANN WEIBLICH-MÄNNLICH Reiner Kuhn Was macht die Kunst Donnerstag, 4. Juni, 17.30 Uhr, Kunsthalle Max Beckmann ist einer der großen Künstler der REGELMÄSSIGE TERMINE: Moderne. Er gilt als kraftvoller Interpret der Welt Montag 19.30 Uhr, Ferdinandstraße: Mittwoch 20.00 Uhr, Ferdinandstraße: und seiner Zeit. Die Hamburger Ausstellung unter- Männergruppe Capella reformata (D. Lübking) sucht erstmals die zahlreichen, oft widersprüchli- (1. u. 3. des Monats) chen Rollen von Weiblichkeit und Männlichkeit. Die Samstag 7.00 – 10.30 Uhr, Palmaille: Führung beginnt um 17.30 Uhr. Der Eintritt kostet Dienstag 15.00 Uhr, Kapelle Altenhof: Frühstück für alle 8,- Euro. Ich bitte um Anmeldung im Büro. Chor des Altenhofs (D. Hinzpeter) Samstag: 8.00 – 10.00 Uhr, Ferdinandstraße Reiner Kuhn Frühstück für alle 11
BLICKPUNKT „DER GEIZIGE“ NACH MOLIÈRE tungen für alle Gemeindeglieder gleicherma- KONZERT DES „SAINT ANNAE FAMILY Theater mit der Gemeinde ßen zugänglich gemacht werden. So ist jede/r CHOIR“ AUS DÄNEMARK Montag, 25. Mai, 19.00 Uhr eingeladen, das zu geben, was möglich ist, Donnerstag, 21 Mai, 18.00 und 19.00 Uhr Thalia-Theater mal weniger, mal mehr). Ferdinandstraße Reiner Kuhn Freitag, 22. Mai, 15.30 Uhr Nichts und niemand kann den Geizigen brem- Altenhof sen: Sein Geld will er lieber verschlingen, als GREEN BOOK es einem anderen in den Rachen zu werfen Kino in der Palmaille Der „Saint Annae Family Choir“ wir den Got- – eine in Zeiten von Nullzinsen und Aktien in Freitag, 29. Mai, 19.00 Uhr tesdienst an Christi Himmelfahrt mitgestalten freiem Fall vielleicht dem einen oder anderen Palmaille und im Anschluss an den Gottesdienst ein nicht ganz unbekannte Haltung. Doch sei- Konzert geben. Am Freitag wird der Chor ein ne Kinder - kaum erwachsen - wollen ihren Der schwarze Pianist Dr. Don Shirley geht Konzert im Altenhof geben. Anteil am väterlichen Kuchen abhaben und 1962 auf eine Konzert-Tournee von New York Der Familienchor des Sankt Annæ Gymnasi- spinnen zusammen mit den anderen Entrech- bis in die Südstaaten. Chauffiert wird er von ums, 2004 gegründet, ist ein vierstimmiger teten und Beleidigten seines Haushalts eine dem weißen Tony Lip, einem Mann, der sei- gemischter Chor. Er besteht aus Lehrer*in- Intrige. Als eine Schatulle samt kostbarem In- nen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs nen, und Verwandten von heutigen und halt verschwindet, regieren endlich Wahnsinn verdient. Trotz aller Gegensätze werden sie früheren Schüler*innen der Kopenhagener und Anarchie, und Molières subversive Komik langsam Freunde. Gemeinsam durchschrei- Gesangschule. Wir freuen uns, den Chor aus kann sich ungehindert entfalten. ten sie eine Zeit im Süden der USA, die von Dänemark bei uns zu Gast zu haben. Der Ein- Karten sind für 22 - Euro erhältlich. (Laut Be- Gewalt und Rassentrennung geprägt ist. tritt zu den Konzerten ist frei. schluss der Diakonie sollen Kulturveranstal- Ulrike Litschel Thomas Raape KIRCHEN KIRCHENMUSIKERIN JUGENDREFERENTINNEN AMBULANTER ALTEN- UND Ferdinandstraße 21, Dagmar Lübking, Tel: 040 4105854, Büro Ferdinandstraße 21, HOSPIZPFLEGEDIENST 20095 Hamburg Fax: 040 442542 Tel.: 040 3010404018 Winterhuder Weg 98-106, Palmaille 2, 22767 Hamburg Anne Kroll, Mobil: 0163 3449052 22085 Hamburg PASTORES Winterhuder Weg 98 (Altenhof), kroll@erk-hamburg.de Tel.: 040 22941122 Dr. Reiner Kuhn, Ebertallee 5, 22085 Hamburg Catherine Wulftange, Fax: 040 229411943 22607 Hamburg, Tel.: 040 6565594 www.erk-hamburg.de Mobil: 0163 3449051 amb-dienst@erk-hamburg.de kuhn@erk-hamburg.de wulftange@erk-hamburg.de www.ambulanter-pflegedienst- KIRCHENKANZLEI Ulrike Litschel, Palmaille 6, hamburg.de Ferdinandstraße 21, 20095 Hamburg 22767 Hamburg, ALTENHOF Tel.: 040 301004-0 Tel. und Fax: 040 382919 Winterhuder Weg 98 - 106, AMBULANTER HOSPIZ- UND Fax: 040 301004-10 litschel@erk-hamburg.de 22085 Hamburg BESUCHSDIENST Mo. – Fr. 9.00 bis 13.00 Uhr Thomas Raape, Elbchaussee 5, Tel.: 040 2294110 Tel.: 040 229411611 kanzlei@erk-hamburg.de 22765 Hamburg, Tel.: 040 18161210 Fax: 040 22941111 Fax: 040 229411943 raape@erk-hamburg.de altenhof@erk-hamburg.de hospizdienst@erk-hamburg.de KÜSTER / HAUSMEISTER www.altenhof.erk-hamburg.de Sven Schwarz GEMEINDEBLATT BANKVERBINDUNG Tel.: 040 3010040 Thomas Raape (verantwortlich), „Evang.-ref. Kirche in Hamburg“ Jan Commenz, Ulrike Krumm, IBAN: DE51200505501280170000 Vitali Futorjanski BIC: HASPDEHHXXX Esther Petersen Tel.: 040 382367 oder 3010040 gemeindeblatt@erk-hamburg.de 12
TERMINE|BERICHTE TOM UND GERRY das Gästezimmer mit einer Heizung ausge- Strandgespräche über das Leben BESUCH AUS stattet werden, so dass die Gemeinde Besu- Aufgrund der aktuellen Situation steht der cher*innen empfangen kann. genaue Termin noch nicht fest. Bei Interesse MINSK Hätten wir vor drei Jahren je gedacht, dass bitte bei Thomas Raape nachfragen. der Neubau so realisiert werden könnte? Vol- Alfred-Schnittke-Akademie ler Staunen und Respekt sehen wir, dass die Max Brauer Allee 24, 22765 Hamburg kleine reformierte Gemeinde in Minsk an ih- rem Traum festgehalten hat. Alakseij spricht Am Strand in Oevelgönne fing es an. Thomas unserer Hamburger Gemeinde erneuten Dank Raape, Pastor der Evangelisch-reformier- aus, denn ohne die Hamburger Unterstützung ten Kirche in Hamburg, und Gerhard Fiedler, wäre ein Neubau kaum denkbar gewesen. künstlerischer Leiter des Kulturfestivals al- Am Abend hat die Minsker Projektgruppe tonale, diskutieren auf ihren morgendlichen – hauptsächlich in russischer Sprache mit Hundespaziergängen am Elbstrand höchst Übersetzungshilfen – über einen weiteren Be- interessante – und häufig entscheidende – such in Richtung Minsk nachgedacht. (Foto Fragen des Alltags. Von der „Losung des Ta- links) Galina und Vitalij Futorjanski, Ulrike ges“ über politische Themen bis hin zu prak- Foto: Reiner Kuhn Patow, Hyma Roskamp und ich planen einen tischen Fragen des Lebens philosophieren Besuch der Minsker Gemeinde im Sommer. und schmunzeln sich beide die Elbe entlang. Ende Januar besuchte Presbyter Alakseij Die Freude über die neue Kirche soll in Got- Endlich ist es soweit: Sie haben ab dem 14. Fralou unsere Gemeinde für zwei Tage und tesdienst und besonderer Musik Ausdruck Mai 2020 ein Dach über dem Kopf gefunden. brachte Grüße von der Ev.-reformierten Part- finden. In der Alfred-Schnittke-Akademie werden die nergemeinde in Minsk mit. Unser Interesse Reiner Kuhn Herren gemeinsam mit Anne Römer (Gesang) richtete sich in erster Linie auf den Neubau und Martin Heider (Gitarre) im zweimonat- der Kirche, der mithilfe unserer Spenden ge- lichen Rhythmus in unterhaltsamer Weise waltige Fortschritte macht. Und so berichtete forschen, nach dem Motto: „Was Sie schon Alakseij vom Stand der Baumaßnahmen: Die immer wissen wollten, aber selten zu fragen Gemeinde ist seit Mitte 2019 in der Lage, wagen“. ihre Gottesdienste im Neubau abzuhalten Wenige Wochen nach dem Weltglückstag (Foto rechts). Die Heizung funktioniert, der geht es am ersten Abend um die Frage: Fin- Fußboden ist verlegt und die Sanitäranlagen det mich das Glück? Oder muss ich es finden? sind in Betrieb. Zudem sind der Innen- und Eine vergnügliche kleine Reise in die Tiefen Außenanstrich vollendet und die Beleuchtung der Glücksforschung – von den Hormonen installiert worden. Noch sind einige Arbeiten über den Alltag bis in die Philosophie. unerledigt: die Treppe hinauf in den zweiten Eintritt: Besucher*innen zahlen, was ihnen Stock ist ein Behelfskonstrukt und muss drin- das Glück auch immer wert ist. gend zu einem sicheren Aufgang umgebaut werden. Im zweiten Stock sind Anstriche und Thomas Raape Fußbodenarbeiten zu erledigen. Zudem soll Foto: Alasksiej Fralou 13
Berichte Was kann ich tun? - Ich suche in Second Hand Läden oder DIE ZEITEN IM - Ich frage mich: brauche ich das wirklich, bei Kleidertauschpartys, kaufe online ge- was ich gerade kaufen will? Warum möchte braucht beim Kleiderkreisel oder tausche PARADIES SIND ich es haben? Und sitzt es wirklich gut und mit Freund*innen. passt zu meinen anderen Sachen? VORBEI… - Hamburger Läden mit Öko-Mode sind z.B. Von den vielen Second-Hand-Läden in Ham- Hess natur, Glore, Marlowe nature, Maas burg, von denen einige auf edle Designerwa- … und wir alle brauchen Kleidung. Was tra- natur. Siehe auch: www.fairfashion-ham- re, andere auf Kiloware spezialisiert sind, hier gen Sie gern, was gefällt Ihnen? Und woher burg.de nur drei Beispiele: die Humana-Läden (Ger- bekommen Sie es? Was ist Ihnen wichtig? - Ich achte auf Siegel, die Anforderungen an tigstraße, Bremer Straße, Große Bergstra- Dass es gerade zur neuesten Mode gehört, faire und ökologische Herstellung stellen: ße), DRK Kiloshop (Neue Große Bergstraße), bequem ist, Ihnen gut steht, der Preis stimmt, vertrauenswürdig sind z.B. GOTS, Fairtrade, Stilbruch in Altona, Harburg und Wandsbek. Sie ein gutes Gewissen dabei haben oder: Fair Wear Foundation, bluesign, Naturtextil Ein Verzeichnis unter www.hamburg.de/se- Hauptsache sauber und nicht kaputt? IVN zertifiziert BEST. (Der „Grüne Knopf“ cond-hand Zumindest mit dem guten Gewissen ist des Entwicklungshilfeministeriums ist der- - Vielleicht lässt sich ein altes Teil noch auf- es gar nicht so einfach: Leider wird immer zeit noch zu lückenhaft.) peppen oder reparieren? Notfalls entsorgen noch der Großteil der Textilien weltweit unter in einem der Hamburger Sozialkaufhäuser schlimmen Bedingungen hergestellt. Sowohl oder bei einer Kleidersammlung mit Fair- die Umwelt als auch die Menschen, die auf Wertung-Siegel? Baumwollfeldern, in Färbereien und Näherei- - Ich engagiere mich weiter, frage in Geschäf- en arbeiten, werden oft rücksichtslos ausge- ten nach der Herkunft der Kleidung, arbeite beutet. Einen wesentlichen Teil der Verant- hier in Hamburg in der „Kampagne für Sau- wortung dafür haben die großen Konzerne, bere Kleidung“ mit (www.saubere-kleidung. egal ob es sich um billige Fast Fashion oder de), setze mich ein für ein Lieferketten-Ge- teure Markenkleidung handelt. Aber ob wir setz, das (für global produzierte Waren ge- wollen oder nicht: Indem wir Kleidung kaufen, nerell) von den Unternehmen Auskunft über tragen auch wir dazu bei, dass Menschen- und Verantwortung für die Herstellungsbe- und Arbeitsrechte verletzt und die Umwelt dingungen entlang der gesamten Lieferket- zerstört werden. te verlangt (www.lieferkettengesetz.de): da- mit es selbstverständlich wird, dass Umwelt Nein, ich möchte nicht daran beteiligt sein, bewahrt und Menschenrechte nicht verletzt dass an meiner Jeans Kinder mitarbeiten werden! müssen, statt zur Schule zu gehen; dass Kerstin Montanus lebensnotwendige Gemüsegärten von Kleinbauern den pestizidbelasteten Baum- wollplantagen weichen; dass Menschen für wenige Cent Stundenlohn schuften, und, und, und... 14
Berichte Hauswald, Thomas Raape und Christine Mal- Mutter krank und überfordert, der Vater Al- KLIMAFASTEN branc, die sich über weitere Gemeindeglieder koholiker und gewalttätig. Als die Großmutter freuen, die Lust haben, an diesem Thema mit- stirbt - die einzige Person, die ihm im Leben in 2020 - WIE GEHT zuarbeiten. Liebe zugetan war - folgt der freie Fall. Da wir aufgrund der aktuellen Situation noch ES WEITER? keinen Termin für das nächste Treffen festge- Dominik Bloh war noch ein Teenager, als sei- legt haben, melden Sie sich bitte bei Interesse ne Geschichte auf den Straßen Hamburgs be- Nachdem sich 2019 in der Zeit vor Ostern in der Kanzlei. Wir werden Sie dann über die gann. Mehr als ein Jahrzehnt schlief er immer eine kleine Gruppe traf, um unter dem Leitge- Termine der nächsten Treffen informieren. wieder auf Bänken oder unter Brücken und danken „Klimaschutz & Klimagerechtigkeit“ Christine Malbranc versuchte, trotz Kälte, Hunger und Einsamkeit Erfahrungen und Anregungen auszutau- ein gewisses Maß an Normalität aufrechtzu- schen, die Sinne zu schärfen und gemeinsam erhalten. Zwischen Schule, Hip-Hop und Bas- vegetarische/vegane Speisen zu probieren, ketballplatz. entstand der Wunsch nach dieser Fastenakti- on weiterzuarbeiten und dabei über individu- DOMINIK BLOH: „Unter Palmen aus Stahl“ ist seine Lebensge- schichte. Darin erzählt Bloh, Jahrgang 1988, elle Handlungsmöglichkeiten hinauszugehen. Eine andere Gruppe hatte sich schon damit „UNTER PALMEN in eigenen Worten, wie das Leben ganz unten in Deutschland spielt. Und wie er sich heraus- befasst, Ziele der Nachhaltigkeit in unserer Gemeinde umzusetzen. Bei der Beschaffung AUS STAHL“ gekämpft hat. Ein Buch, das von Mut handelt und von der Courage, sich und sein Leben zu von Papier und Kaffee wurden bereits Verän- ändern. Dominik lebt heute in einer kleinen derungen erreicht. DIE GESCHICHTE EINES Wohnung und hat einen Job. Nun möchten wir auf dem Weg zu einer öko- STRASSENJUNGEN Es ist dies kein schönes, aber ein notwendi- fairen Gemeinde die nächsten Schritte gehen. ges Buch. Es zeigt, wie wichtig die Initiative Uns stellen sich zunächst viele Fragen: Wie unserer Kirche und das „Frühstück für alle“ lässt sich z.B. im Kirchenalltag für Veranstal- ist und wie dankbar es von den Betroffenen tungen und Bewirtung zukunftsfähig einkau- angenommen wird. fen, ohne unsere Küster zu sehr zu belasten? Mein persönlicher Blick auf diese Menschen, Wie könnten wir in unseren Freizeithäusern die mir täglich begegnen, hat sich durch die- Energie/(warmes) Wasser einsparen? Las- ses Buch verändert. sen sich umweltfreundliche Reinigungs- und Lore Wachsmuth Hygienemittel in unseren Gemeindezentren einsetzen? Darüber hinaus möchten wir Anregungen geben zu zukunftsfähigem Konsum in ver- schiedenen Bereichen des täglichen Lebens (s. den nebenstehenden Artikel über ökofaire Dies ist die Geschichte eines jungen Men- Kleidung). schen, der unverschuldet in die Obdachlo- Wir, das sind bisher Kerstin Montanus, Ive sigkeit gerät. Das Elternhaus ist kaputt, die 15
jugend@ref ERINNERUNG dankenswerter Weise bereit erklärt hatte, unserer bunt gemischten Gruppe aus jugend- das Gespräch ein wenig strukturieren und akzentuieren zu können. Hierbei benannten WACH HALTEN lichen A-Teamern, Konfirmanden und deren Freunden von sich und seinen Erlebnissen wir die frühe, „unbekümmerte“ Kinder- und Jugendzeit, den Einmarsch der Deutschen zu erzählen und gemeinsam ins Gespräch zu Wehrmacht in David Murlakows Heimatstadt, Insbesondere für Jugendliche ist es wahr- kommen. Insgesamt kamen so am Nachmit- das Thema Freunde und Familie sowie die scheinlich eine Sache, wenn auch eine wich- tag des 15.02.2020 etwa dreißig Jugendliche Themen Arbeitslager, Konzentrationslager tige, von den Ereignissen zwischen 1933 und zusammen, die diese außergewöhnliche Ge- und Befreiung. Insgesamt ging es uns nicht 1945 zu lesen, vielleicht die eine oder andere legenheit zur Begegnung mit einem Zeitzeu- zuletzt darum, den wechselseitigen Aus- Dokumentation im Nachrichtenkanal anzu- gen der Nazi-Herrschaft wahrnehmen wollten tausch und das Gespräch zu ermöglichen. So schauen oder auch etwas im Geschichtsun- und gespannt das Treffen mit David Murlakow hat David Murlakow uns seine Erfahrungen terricht darüber zu erfahren. Eine ganz andere und seiner Lebensgefährtin Frau Grünbaum nicht nur in Form eines Vortrags vermittelt, Sache ist es jedoch, einem Menschen zu erwarteten. Den Kontakt hatte unser Ge- sondern wir haben immer wieder kurze Un- begegnen, der diese Zeit selbst erlebt hat, meindeglied und ehemaliger Präses Dieter terbrechungen eingebaut, während derer wir der vom faschistischen Terror in direktester Friederich Duwe hergestellt, bei dem wir uns uns in Form von kleineren „Murmelgruppen“ Weise und hautnah betroffen war und davon an dieser Stelle sehr, sehr herzlich bedan- über das Gehörte austauschen konnten und in einem Gespräch aus eigener Erfahrung be- ken! Vor unserem gemeinsamen Gespräch auch darüber, welche Gefühle dabei in uns richten und erzählen kann. trafen wir uns zunächst, um uns mit einigen wach wurden. Das gab uns dann auch die Zumindest ließ sich dieser Eindruck während Aspekten der NS-Zeit zu beschäftigen und Möglichkeit zu direkten Rückfragen an David eines gemeinsamen Nachmittags mit David unterschiedliche Themenfelder zu benen- Murlakow, z.B. auch zu Ereignissen, die er in Murlakow gewinnen, einem inzwischen 96 nen, anhand derer wir der Lebensgeschichte seinem Buch „Trotzdem...“ geschildert hatte. jährigen Mann jüdischen Glaubens, der sich von David Murlakow begegnen wollten, um So entwickelte sich ein sehr intensives und dichtes, manchmal auch beklemmendes Gespräch, und Reiner Kuhn und ich haben in unserer langjährigen Arbeit mit Jugendlichen selten eine derart aufmerksame, sensible und konzentrierte jugendliche Zuhörerschaft er- lebt. Hier nur ein Beispiel dessen, was David Murla- kow erlebt hat: Er erzählt, wie er eingepfercht in einem Eisenbahnwaggon, der eigentlich für Viehtransporte genutzt wird, zwei Tage und Nächte ohne Essen und Trinken vor den Toren von Auschwitz ausharrt, bis durch einen blo- ßen und für ihn glücklichen Zufall entschieden wird, dass die darin befindlichen Gefangenen in ein anderes Lager nach Österreich umge- Foto: Kai Müller leitet werden sollen, weil die Eisenbahnwag- 16
jugend@ref Kräfte nicht mehr ausreichen, müssen die in ihre Gespräche vertieft waren. Das hatte Stufen ohne den Stein hinaufsteigen und wer- vielleicht auch damit zu tun, dass David Mur- den, oben angekommen, von einem SS-Mann lakow die von ihm erzählten Erfahrungen im in die Schlucht hinuntergestoßen. David Mur- Jugendalter gemacht hatte, als junger Er- lakow nimmt sich vor, der Abkommandierung wachsener in der Zeit zwischen dem 15. und zu diesem Steinbruch unter allen Umständen 20. Lebensjahr, in eben jener Lebensphase zu entgehen. Zwar bleibt ihm keine andere also, in der sich auch die meisten Jugendli- Möglichkeit, als sich in die lange Schlange chen aus unserer Gruppe aktuell befinden. von Häftlingen einzureihen, um auf die ange- Was uns alle jedoch zutiefst beeindruckt hat, ordnete Tätowierung der Häftlingsnummer dass David Murlakow trotz der vielen grausa- zu warten. Doch er fängt irgendwann an, sich men Erlebnisse und Verluste von Schwestern leicht tänzelnd hin und her zu bewegen, was und Brüdern und Verwandten ins Leben zu- ihm in der großen Masse von Menschen er- rückgefunden hat, das Leben erneut zu umar- möglicht, anderen unbemerkt den Vortritt zu men gelernt hat und bis auf den heutigen eine lassen. So entgeht er letztlich der Tätowie- große Lebensfreude ausstrahlt. Foto: Reiner Kuhn rung und bleibt ohne Nummer, so dass ihm Wir wollten diesen außergewöhnlichen Nach- persönlich durch dieses kleine Täuschungs- mittag mit einer letzten Frage beenden, die gons später für die Zwecke der Deutschen manöver die grausame Prozedur im Stein- wir uns überlegt hatten: Warum machen Sie Wehrmacht benötigt würden. Während dieser bruch erspart bleibt. sich mit 96 Jahren immer noch auf den Weg zwei Tage sieht er immer wieder die rauchen- Dies ist lediglich eines von vielen Beispie- und erzählen Ihre Geschichte? Und was wün- den Kamine der Krematorien, in denen im len, deren Erzählung in unserer Gruppe fas- schen Sie sich von den jungen, nachwach- Vernichtungslager Auschwitz Tag und Nacht sungslose Gesichter hinterließ. Berührt und senden Generationen? die Leichen der ermordeten Menschen ver- dankbar wurden dann gerade auch die kurzen Im Prolog seines Buches „Trotzdem...“ gibt es brannt werden, und er riecht beständig den Unterbrechungen genutzt, um den direkten zu Beginn eine Stelle, die sich vielleicht als durchdringenden Gestank von verbranntem Kontakt zu suchen und sich auszutauschen, eine Antwort auf diese Fragen verstehen lässt menschlichem Fleisch. Im österreichischen und in der Essenspause wurde beinahe aus- und die hier abschließend zitiert sei, um die Arbeitslager Mauthausen wird zunächst allen nahmslos die Möglichkeit wahrgenommen, Erinnerung wach zu halten. David Murlakow neu Angekommenen eine Nummer in den das Buch von David Murlakow zu erwerben schreibt: „Ich wollte nicht in den Schreckens- Arm tätowiert, bevor sie zur „Arbeit“ in den und es sich von ihm persönlich signieren zu bildern jener Jahre untergehen, es musste ein naheliegenden Steinbrüchen abkommandiert lassen. Frau Grünbaum nutzte währenddes- Leben geben, wo keine KZs mehr vorkommen werden. Dort muss man, beladen mit einem sen die Zeit, um sich mit den Jugendlichen – nie mehr!“ mindestens zehn Kilo schweren Stein, die 186 zu unterhalten und ins Gespräch zu kommen. Stufen des Steinbruchs hinaufsteigen. Oben Reiner Kuhn und ich benötigten als Leitungs- Catherine Wulftange angekommen, wird man gezwungen, den team dieser Veranstaltung mehrere Anläufe, mühsam hinaufgeschleppten Stein wieder hi- um die Gruppe schließlich nach über zwei nunterzuwerfen. Diese Prozedur wird sieben Stunden des intensiven Austauschs zu einer Mal täglich durchgeführt, vier Mal morgens, gemeinsamen Abschlussrunde zusammen- drei Mal am Nachmittag. Diejenigen, deren zubekommen, weil alle in kleinen Gruppen 17
jugend@ref WENN GROSSES meleien ging es dagegen beim Kegeln zu. Jungen gegen Mädchen brachten auf der doch noch viel faszinierender sind als jedes „gefakte“ Bild. Wir ließen uns die Stimmung KLEIN WIRD... Kegelbahn des Gehörlosenvereins in der Ber- nadottestraße die Kugel ins Rollen und die nicht verhageln, und insgesamt war es eine schöne, fröhliche und bunte Zeit, die wir in Bahn zum Wanken. Bei netter Bedienung und den Ferien miteinander verbringen durften. ausgelassener Stimmung durften wir dort Dass es mit der Verbreitung von Corona so so richtig in Schwung kommen. Die beiden schnell noch so „viel bunter kommen würde“ Teams boten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. und vor allem so ganz und gar nicht erfreu- lich, hätten wir zu dem Zeitpunkt, wie wohl die meisten, nicht gedacht. Nun müssen wir leider für die kommende Zeit geplante Aktio- nen absagen bzw. verschieben, wo immer das möglich ist. Das ist sehr schade und traurig, aber wir denken im Interesse aller. Vielleicht liegt eine Chance darin, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dass wir auch in dieser Sache das Große nicht zu groß Flaschenpost, Foto: Kai Müller machen und das Kleine nicht übersehen, das ...oder andersrum, staunt man manchmal wünsche ich uns allen von Herzen. Bleiben wir nicht schlecht über die Folgen und Effekte. in „guten Zeiten-schlechten Zeiten“ - auch So erging es uns auch bei unserem Besuch im „GZSZ“ – gesund, zuversichtlich, solidarisch, 3D-Museum in der Hamburger Meile, wo wir Girl-Team, Foto: Anne Kroll zugewandt. mit einer bunten Kinderschar einen Tag unse- Anne Kroll res noch bunteren Kinder-Ferienprogramms Etwas erschöpft, aber glücklich ging es da- verbrachten. nach heim, und wir freuten uns bereits auf den Neben den erstaunlichen Fotos, die wir dank nächsten und letzten Ausflug des Ferienpro- der 3D-Hintergründe erstellen konnten, gramms zu Hagenbecks Tierpark. In der Hoff- erfuhren wir interessante Details, wie täu- nung, dass die wunderbare Frühlingssonne schend echt manche Bilder im Internet oder uns auch am Donnerstag scheinen würde... in Zeitschriften wirken, die jedoch mit der Re- Dazu hatte sie leider gar keine Lust, und das alität wenig zu tun haben. Wetter bescherte uns Regen, Hagel, Sturm Es war ein Riesenspaß, selber ein paar harm- und Kälte. lose „Fake-Bilder“ zu produzieren und gleich- So mussten wir unseren geplanten Ausflug zeitig einmal mehr wortwörtlich vor Augen zu in den Zoo kurzerhand auf das Aquarium be- haben, wie leicht wir uns täuschen lassen und schränken. Das aber ist nichtsdestotrotz mit deshalb nicht alles glauben sollten, was wir Haifisch, Muräne, Krokodil und Co., absolut sehen. einen Besuch wert. Wir stellten einmal mehr Ganz und gar real und völlig ohne Schum- fest, dass die echten Wunder der Natur dann Hagenbecks Tierpark, Foto: Anne Kroll 18
jugend@ref JUGEND-TERMINE MAI 2020 Alle Veranstaltungen unserer Gemeinde werden aufgrund der aktuellen Situation bis Ende April ausgesetzt. Die Termine für Mai geben wir unter Vorbehalt bekannt, damit ihr planen könnt. WENN EUCH DIE DECKE AUF DEN KOPF FÄLLT UND/ODER IHR GESPRÄCHSBEDARF HABT, BIN ICH IN DIESEN TUBULENTEN ZEITEN AUCH FÜR EUCH DA - PER HANDY, WHATSAPP, SMS ETC. BLEIBT GESUND. EURE CATHERINE. Sa. 06.06. 14:00 – 18:00 Konfirmanden-Treff mit R. Kuhn und C. Wulftange Ort: Ferdinandstraße 21 So. 07.06. 11:00 Familiengottesdienst für alle Danach: Gemeinsames Essen und Waffelbacken Fr. 19.06. - So. 21.06. Ex und Hopp Wochenende in Ratzeburg mit A. Kroll und C. Wulftange Treffpunkt: Ferdinandstraße 21 19
VERDICHTET ISS, WAS ICH DIR GEBE NACH HESEKIEL 2 UND 3 Stell dich auf deine Füße, Menschensohn, ruft mich die Stimme Gottes hoch vom Thron. Auf meine Füße stellt mich hin der Geist. Er sendet mich zu seinem Volk, das dreist sich auflehnt: Haus der Widerspenstigkeit, seit Väterzeiten bis in unsre Zeit. Nicht fürchten soll ich mich, soll einfach sprechen, an ihrer Kraft wird meine nicht zerbrechen. Sie hören oder nicht - doch das sei klar: dass ein Prophet in ihrer Mitte war. Deshalb darf ich nicht widerspenstig sein, was Gott mir gibt, verleibe ich mir ein. Das zu beschreiben, fällt mir nicht so leicht: Er heißt mich essen, was die Hand mir reicht, fängt an, mir eine Rolle hinzubreiten, beschrieben ganz und gar von beiden Seiten, mit Klagen, Seufzern: nichts als Weh und Leid, des Lebens ungeheure Bitterkeit. Jesaja Rolle, Quelle: www.facsimile-editions.com Die langen schweren Sätze soll ich kauen, Ein wahres Wort ist manchmal schwer zu schlucken, mir meinen Magen füllen, sie verdauen. viel leichter ist es oft, es auszuspucken. Die Schriftenrolle muss durch meinen Schlund, Hesekiel hat am eignen Leib erfahren, so öffne ich gehorsam meinen Mund. dass Mut und Mühe nicht vergebens waren. Beim Essen aber hab ich dann entdeckt, Erfüllt von Gottes Wort kann ihm gelingen, dass diese Rolle süß wie Honig schmeckt. die harte Stirn der Menschen zu durchdringen. Ulrike Krumm Impressum Herausgeber: Evangelisch-reformierte Kirche in Hamburg, E-Mail: gemeindeblatt@erk-hamburg.de Ferdinandstraße 21, 20095 Hamburg Herstellung: Druckerei Wulf, Hamburg Redaktion: Jan Commentz, Holger Fink, Ulrike Krumm Papier: Circle Volume White von IGEPA - ausgezeichnet mit dem Esther 20 Petersen, Thomas Raape (verantwortlich) Blauen Umweltengel, dem EU Eco-Label und FSC®-zertifiziert
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