Gemeinsam schneller helfen - geschäftsbericht 2015 - Aktion Deutschland Hilft

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geschäftsbericht 2015

Gemeinsam schneller helfen

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Gemeinsam schneller helfen - geschäftsbericht 2015 - Aktion Deutschland Hilft
editorial

                                                                                                                                           Liebe Leserin, lieber Leser,
                                                                                                                                           das Jahr 2015 barg für uns als Bündnis und unsere Mitglied-        – die Werte Toleranz, Solidarität und Partnerschaft weisen
                                                                                                                                           sorganisationen besondere Herausforderungen. Nach dem              die Richtung für die Aufgaben in der Not- und Katastrophen-
                                                                                                                                           schrecklichen Erdbeben in Nepal mit über 8.600 Toten, galt         hilfe, insbesondere jetzt für Flüchtlinge. Daher startet Aktion
Inhalt                                                                                                                                     die Hilfe den 2,8 Millionen obdachlosen und verletzten Men-        Deutschland Hilft in 2016 eine Initiative zu diesen Werten.
                                                                                                                                           schen. Nahrungsmittel, Wasser, medizinische Hilfe, und not-
3        Editorial                                                                                                                         dürftige Unterkünfte halfen, das Überleben zu sichern.              Auch die Gesellschaft für deutsche Sprache trug der Entwick-
4        Wir über uns                                                                                                                                                                                         lung Rechnung und kürte „Flüchtlinge“ zum Wort des Jahres.
                                                                                                                                           Im Fokus unserer Arbeit im zweiten Halbjahr waren die viele        Alles hat zwei Seiten, somit gibt es zum Wort des Jahres ein
6        Einsatzfall 2015 Erdbeben Nepal                                                                                                   tausenden Menschen, die aus ihren Heimatländern flohen,             Pendant: „Gutmenschen“ wurde zum Unwort 2015 erklärt.
10       Einsatzfall 2015 Hunger und Flucht Südsudan                                                                                       weil dort Krieg herrscht. Familien, aber auch alleinreisende       Die Begründung: „Als Gutmenschen wurden 2015 insbeson-
14       Einsatzfall 2015 Flut Myanmar/Südasien                                                                                            Männer, alleinreisende Frauen mit ihren Töchtern und Söh-          dere auch diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der
16       Einsatzfall 2015 Hilfe für Flüchtlinge        Verantwortlich für den Inhalt Manuela Roßbach                                       nen, alte, gebrechliche Personen machten sich auf lange be-        Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf
                                                       Redaktion Kai Mirjam Kappes, Moritz Wohlrab                                         schwerliche Wege der Flucht, weil sie zuhause um ihr Leben         Flüchtlingsheime stellen. Mit dem Vorwurf Gutmensch, Gut-
22       Kommunikation und Fundraising                 Mitarbeit Christine Sadli (Finanzen), Leo Frey (Projektfinanzen)                     fürchteten. Noch nie in der Geschichte unseres Bündnisses          bürger oder Gutmenschentum werden Toleranz und Hilfsbe-
25       Dank an institutionelle Großspender           Auflage: E-Reader                                                                   mussten wir unsere Hilfe auf drei Ebenen leisten: in den           reitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfer-
26       Finanzen                                      Gestaltung und Produktion www.media-team-huerth.de                                  Herkunftsregionen der Flüchtlinge (also zum Beispiel in den        syndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert.“
                                                       Stand Oktober 2016                                                                  Nachbarländern Syriens), in den Durchgangsländern (etwa in
54       Ausblick 2016                                                                                                                     den Balkanstaaten) sowie hier bei uns in Deutschland.               Für uns gilt: Wir sind stolz auf die vielen unermüdlichen Gut-
56       Start der Initiative #CSRhumanitär                                                                                                                                                                   menschen in den von unseren Mitgliedsorganisationen be-
58       Organisation                                                                                                                      Natürlich bekommen auch wir deutlich zu spüren, dass das           treuten Flüchtlingseinrichtungen und Flüchtlingsprojekten.
                                                                                                                                           Thema Flüchtlingshilfe emotional aufgeladen ist. Zum Bei-          Genauso stolz sind wir auf unsere Spenderinnen und Spender.
Impressum                                                                                                                                  spiel in Kommentaren auf unserer Facebook-Seite. Eine krea-        Dank ihnen konnten wir im Jahr 2015 Spenden in Höhe von
                                                       Bildnachweise – privat: S. 3 – Alice Smeets: S. 4 – Aktion Deutschland              tive Antwort darauf: Die im Bericht vorgestellte Online-Spen-      über 60 Millionen Euro sammeln. Nur dadurch waren wir in
Herausgeber                                            Hilft/Timm Schamberger: Titel, S. 6-9; Boris Kahlich: S. 22 (o.), privat:           denaktion „Hass Hilft“, bei der jeder Hasskommentar in eine        der Lage, sowohl Flüchtlingen als auch den Betroffenen von
Aktion Deutschland Hilft e. V.                         S. 22 (u.); Stefan Trappe: S. 24 (o.), S. 41; Jörg Loeffke: S. 51; Sebastian        Ein-Euro-Spende zugunsten von Flüchtlingen und Aussteigern         Naturkatastrophen – in 2015 besonders denen der Erdbeben
Willy-Brandt-Allee 10–12                               Goedecke: S. 55 – Timm Schamberger: S. 19 (o.) – Johanniter/Fernando                aus der rechten Szene umgewandelt werden kann. Eine ande-          in Nepal, des Hungers im Südsudan und der Flut in Myanmar
53113 Bonn                                             Gutiérrez Juárez: S. 10-11, S. 12 (o.), S. 13 – Help: S. 12 (u.) – JUH/Minzaya:     re Antwort: Zu verdeutlichen, wofür wir als Bündnis stehen         – effektiv zu helfen.
Telefon +49 228 / 242 92-0                             S. 14 – Malteser International: S. 15 – DPA/Hadi Mizban: S. 16 (l.) – World
Telefax +49 228 / 242 92-199                           Vision/Suzy Sainovski: S. 16 (r.), S. 17 – ASB: S. 19 (u.) – arche noVa: S. 20 –
www.Aktion-Deutschland-Hilft.de                        privat: S. 29 – Habitat for Humanity/Ezra Millstein: S. 31, S. 35 – Reuters/                                                                 Herzliche Grüße
info@Aktion-Deutschland-Hilft.de                       Feisal Omar: S. 33 – Islamic Relief: S. 51 – ichtv: S. 56 – Presse- und Infor-
                                                       mationsamt der Bundesregierung: Steffen Kugler: S. 58 (o.) – Roland                                                                            Ihr     Ihre
                                                       Rossner: S. 58 (u.) – Christian Kage: S. 59 – Jonas Banken: S. 60 – privat: S. 61

                                                       Das Foto auf der Titelseite zeigt die Hilfe der Bündnisorganisationen
                                                       von Aktion Deutschland Hilft nach dem schweren Erdbeben in Nepal.                                                                  Bernd Pastors       Manuela Roßbach
                                                                                                                                                                                           Vorsitzender       Geschäftsführerin

     2                                                                                                                                                                                                                                                                          3
Gemeinsam schneller helfen - geschäftsbericht 2015 - Aktion Deutschland Hilft
Die acht Phasen
                                                                                                                                                                                                          eines Einsatzfalls
                                                                                                                                                                                                          1.   Alarmierungsphase
                                                                                                                                                                                                          Das Büro von Aktion Deutschland Hilft ist an verschiedene
                                                                                                                                                                                                          Katastrophen-Frühwarnsysteme angeschlossen. Wenn ent-
                                                                                                                                       Im nächsten Schritt werden 90 Euro an die Mitgliedsorgani-         sprechende Meldungen eintreffen, wird mit den Bündnispart-
                                                                                                                                       sationen von Aktion Deutschland Hilft weitergeleitet. Die Ver-     nern unverzüglich die Schwere der Katastrophe eingeschätzt.
                                                                                                                                       teilung erfolgt nach einem festgelegten Verteilungsschlüssel,
                                                                                                                                                                                                          2. Ausrufen des Einsatzfalls
                                                                                                                                       der sich an der Kapazität und den Projektumsetzungsmög-
                                                                                                                                                                                                          Mehrere Faktoren spielen bei der Bewertung von Katastro-
                                                                                                                                       lichkeiten der Organisationen orientiert. Gelder erhalten nur      phen eine Rolle: Hierbei müssen sowohl die Schwere der Ka-
                                                                                                                                       die Organisationen, die diese beantragt haben und die vor          tastrophe als auch die Möglichkeiten der Betroffenen, sich
                                                                                                                                       Ort aktiv sind. Von den 90 Euro dürfen die Mitgliedsorganisa-      selbst zu helfen, berücksichtigt werden.
    wir über uns                                                                                                                       tionen maximal 7 Euro für Aufwendungen wie die Auswahl,
                                                                                                                                                                                                          3. Die Hilfe startet
                                                                                                                                       Vorbereitung und Koordination der Projekte einsetzen. Die
                                                                                                                                                                                                          Die Bündnispartner von Aktion Deutschland Hilft ergreifen
                                                                                                                                       verbleibenden 83 Euro fließen in Hilfsprojekte wie den Bau
                                                                                                                                                                                                          alle notwendigen Maßnahmen der Nothilfe. Jene Organisa-
                                                                                                                                       von Notunterkünften oder die Versorgung mit Hilfsgütern.

    Gemeinsamkeiten nutzen,
                                                                                                                                                                                                          tionen mit bestehenden Strukturen im betreffenden Land
                                                                                                                                                                                                          sind dabei besonders schnell einsatzbereit.
                                                                                                                                       Die Hilfsorganisationen
    von Unterschieden profitieren                                                                                                      13 Mitgliedsorganisationen bilden das Bündnis: action medeor,      4. Spendenaufruf
                                                                                                                                                                                                          Die Bündnispartner wenden sich mit einem gemeinsamen
                                                                                                                                       ADRA Deutschland, der Arbeiter-Samariter-Bund, AWO Inter-
                                                                                                                                                                                                          Spendenaufruf an die Öffentlichkeit.
                                                                                                                                       national, CARE Deutschland-Luxemburg, Habitat for Huma-
                                                                                                                                       nity Deutschland, „Help – Hilfe zur Selbsthilfe“, Islamic Relief   5. Katastrophen-Fonds
    „Bündnis deutscher Hilfsorganisationen“ steht im Logo von       Die Spenden                                                        Deutschland, die Johanniter, Malteser International, der Pa-       Bei großen Katastrophen zählt jede Minute. Um direkte Hilfs-
    Aktion Deutschland Hilft geschrieben. Oftmals prangt un-        Bei schweren Erdbeben, Wirbelstürmen, Überschwemmungen,            ritätische Gesamtverband, World Vision Deutschland und             maßnahmen zu ermöglichen, verfügt Aktion Deutschland
                                                                                                                                                                                                          Hilft über einen Katastrophen-Fonds. Dank dieser Gelder
    ter dem Logo zudem auch das Bündnismotto „Gemeinsam             Dürren oder kriegerischen Auseinandersetzungen kommt es zu         die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Über
                                                                                                                                                                                                          können die Bündnispartner unmittelbar erste Maßnahmen
    schneller helfen“. Die Gemeinsamkeiten identifizieren, ist von   einem gemeinsamen Spendenaufruf. Spenden können dabei auf          den Paritätischen sind derzeit elf weitere Organisationen im
                                                                                                                                                                                                          einleiten.
    großer Bedeutung – denn nur durch gemeinsames und ab-           unterschiedlichen Wegen geleistet werden: Online über www.         Bündnis integriert: arche noVa, Bundesverband Rettungs-
    gestimmtes Agieren kann das Ziel erreicht werden: schnelle      Aktion-Deutschland-Hilft.de, telefonisch über die Spendenhotline   hunde, DEMIRA, Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners,        6. Koordinierungsmaßnahmen
    Nothilfe. Andererseits machen auch Unterschiede das Bünd-       0900 55 102030, mittels Überweisungsträger, Homebanking oder       Hammer Forum, Handicap International, HelpAge Deutsch-             Sowohl in der Phase der Nothilfe als auch in der Phase des
    nis aus: Denn sowohl die Mitgliedsorganisationen als auch die   per Charity-SMS mit dem Inhalt ADH10 an die Nummer 81190 (da-      land, Kinderhilfswerk Stiftung Global Care, LandsAid, SODI         Wiederaufbaus fallen dem Bonner Aktionsbüro Koordinie-
                                                                                                                                                                                                          rungsaufgaben zu. Die Absprachen dienen einer möglichst
    Kuratoriumsmitglieder decken unterschiedliche gesellschaft-     durch werden 10 Euro gespendet, von denen 9,83 Euro direkt an      und TERRA TECH.
                                                                                                                                                                                                          schnellen und effektiven Unterstützung der betroffenen
    liche Bereiche ab – und stehen damit für die bundesdeutsche     das Bündnis gehen). Spender können gezielt für einen bestimm-                                                                         Menschen.
    Gesamtgesellschaft.                                             ten Einsatzfall spenden oder allgemein für „Nothilfe weltweit“.    Transparenz und Qualität
                                                                    Insgesamt gehen von 100 Euro, die an Aktion Deutschland            Die Mitgliedsorganisationen haben sich verpflichtet, ihre Ar-       7. Öffentlichkeitsarbeit/Fundraising
                                                                    Hilft gespendet werden, zehn Euro ab. Diese zehn Euro fließen       beit an den nationalen und internationalen Richtlinien der         Um bestmögliche Hilfe leisten zu können, kümmert sich das

    Die Strategie                                                   in die Aktions- und Betriebskosten, Informationsarbeit und         humanitären Hilfe auszurichten. Diese anerkannten Richt-
                                                                                                                                                                                                          Aktionsbüro parallel um die Gewinnung weiterer Spenden.
                                                                                                                                                                                                          Je mehr die Öffentlichkeit über die Not der Menschen erfährt,
    Die Mitgliedsorganisationen verfügen allesamt über jahr-        Qualitätssicherung. Die Informationsarbeit ist wichtig, um         linien sind zugleich Voraussetzung für die Vergabe von Mit-
                                                                                                                                                                                                          desto größer ist die Unterstützung für die Opfer.
    zehntelange Erfahrungswerte in der humanitären Hilfe –          Aufmerksamkeit für Krisen und Katastrophen zu schaffen und         teln durch das Auswärtige Amt, die Europäische Union und
    diese Erfahrung wird zusammengeführt, um infolge einer          die Öffentlichkeit über die Hilfsprojekte für Menschen in Not      die Vereinten Nationen. Zudem waren Mitgliedsorganisati-           8. Evaluierung
    großen Naturkatastrophe oder bei einer humanitären Krise        zu informieren. Unter Aktions- und Betriebskosten fallen die       onen von Aktion Deutschland Hilft an der Erstellung des Ver-       Ein wichtiger Schritt für die Sicherstellung von effektiven
    Menschen in Not zu helfen. So werden Überschneidungen           laufenden Kosten des Bündnisbüros, die Kosten für die Spen-        haltenskodex des Bundesverbandes entwicklungspolitischer           Hilfsleistungen ist die kritische Nachbetrachtung der geleis-
                                                                                                                                                                                                          teten Arbeit. Dies dient dazu, dass alle an der Hilfe Beteiligten
    oder Versorgungslücken während der Phase der Nothilfe und       derbetreuung, die Ausstellung von Spendenquittungen und            Nichtregierungsorganisationen (VENRO) beteiligt; das Bünd-
                                                                                                                                                                                                          aus ihren Fehlern lernen und spätere Einsatzfälle noch zielge-
    des späteren Wiederaufbaus erkannt und möglichst vermie-        für den Versand von Sammeldosen. Aktion Deutschland Hilft          nis hat sich im Mai 2008 dem Sphere Project angeschlossen          richteter durchgeführt werden. Darum investiert das Bündnis
    den. Die Organisationen ergänzen sich und profitieren von        legt großen Wert auf Qualitätssicherung. Um das hohe Quali-        und ist dort im Vorstand vertreten. Dieses widmet sich den         ein Prozent der Spenden in eine unabhängige Evaluierung der
    den Stärken und Strukturen der anderen – zugunsten von          tätsniveau zu halten, werden die Hilfsprojekte der Mitglieds-      Mindeststandards in der humanitären Hilfe.                         Hilfsmaßnahmen.
    Menschen in den Krisengebieten; in der Regel im Ausland, in     organisationen von externen Gutachtern überprüft – um aus
    Ausnahmefällen aber auch innerhalb Deutschlands.                den Ergebnissen Lehren für die Zukunft ziehen zu können.

                                                                                                                                            www.Aktion-Deutschland-Hilft.de/wir-ueber-uns
4                                                                                                                                                                                                                                                                             5
Gemeinsam schneller helfen - geschäftsbericht 2015 - Aktion Deutschland Hilft
IN KÜRZE
Gemeinsam schneller helfen

                                                                                                                                                                                                                                   Am 25. April 2015 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,8
                                                                                                                                                                                                                                   auf der Richterskala den Himalaya-Staat Nepal. Nur 17 Tage
                                                                                                                                                                                                                                   später bebte die Erde erneut heftig. Fast 9000 Menschen
                                                                                                                                                                                                                                   verloren ihr Leben, es gab mehr als 22.000 Verletzte, über
                                                                                                                                                                 Das Erdbeben hat das alte Haus der taubstummen Latimaya           600.000 Häuser wurden zerstört. Noch Ende 2015 lebten
                                                                                                                                                                 Karki restlos zerstört. Latimaya ist ein besonderer Name:         rund 2,8 Millionen Menschen in Notunterkünften. Die bei-
                                                                                                                                                                 „Lati“ heißt „taub“, „Maya“ steht für „Mädchen“. Dabei ist        den Beben gelten als die tödlichste Katastrophe in der Ge-
                                                                                                                                                                 sie schon 62 Jahre alt. Sie hat keinen Mann und keine Kinder,     schichte des Landes.
                                                                                                                                                                 aber einen Neffen, der beim Hausbau mitgeholfen hat. Jetzt
                                                                                                                                                                 bewohnt Latimaya, die in einem nahegelegenen Imbiss das
                                                                                                                                                                 Geschirr wäscht, ein Modellhaus von Malteser International
                                                                                                                                                                 – und ist froh darüber.                                         innerhalb von drei Tagen aufgebaut – gut und günstig. Aber
                                                                                                                                                                                                                                 langfristig will niemand in ihnen wohnen: Wände und Dächer
                                                                                                                                                                 schweren Erdbeben im vergangenen Jahr einschließlich einer      aus Wellblech lassen die Kälte eindringen und halten die Son-
                                 einsatzfall erdbeben nepal                                                                                                      funktionieren Wasser- und Sanitärversorgung in den Dörfern      ne draußen, es zieht und es ist finster.
                                                                                                                                                                 zu seinen Aufgaben.
                                                                                                                                                                                                                                 Ein Übergangshaus
                                                                                                                                                                 „Cash for Work“-Programme
                                 Streben nach Perfektion                                                                                                         Häuser haben so viele Funktionen: Gleich nach einer Natur-
                                                                                                                                                                                                                                 kostet 2500 Euro
                                                                                                                                                                                                                                 In der Ortschaft Pangretar zeigt uns Arno Coerver die Alterna-
                                                                                                                                                                 katastrophe ist es am wichtigsten, die Menschen vor Regen       tive zu diesen „Behelfsunterkünften“. Er nennt sie „Transitio-
                                 Arno Coerver von Malteser International                                                                                         und Kälte zu schützen. Sie brauchen Zeltplanen und Isomat-      nal Houses“ („Übergangshäuser“). „Sie zu bauen dauert etwa
                                 baut Übergangshäuser                                                                                                            ten, und zwar schnell. Es geht um „Disaster Relief“, also um    25 Tage und kostet 2500 Euro“, sagt er. Der Trick: Die wich-
                                                                                                                           Arno Coerver arbeitet seit 2007       Nothilfe. Das ist die erste Runde in einem Rennen gegen die     tigsten Teile sind so konstruiert, dass sie auch für ein späteres,
                                                                                                                           für Malteser International.           Zeit. Die zweite Runde heißt Wiederaufbau. Die Menschen         dauerhaftes Haus taugen. So sind die Säulen aus Bambus mit
                                                                                                                                                                 sollen wieder in menschenwürdige Häuser ziehen, die es ih-      Teer imprägniert, um sie haltbarer zu machen. Und die Fun-
                                                                                                                                                                 nen ermöglichen, ihr tägliches Leben aufzunehmen und auch       damente werden aus Beton gegossen, um später, wenn die
                                                                                               aufzubauen ist, aber viele Jahrzehnte hält, das erdbebensicher    wirtschaftlich auf die Beine zu kommen. Diese Häuser sollen     Bewohner wieder Geld zur Verfügung haben, weitere Stock-
                                                                                               ist, aber gleichzeitig traditionellen Bauformen und Wohnbe-       einige Jahre lang halten, sie sollen bezahlbar und so einfach   werke tragen zu können. Die Außenwände sind zwar nach
                                                                     China
                                                                                               dürfnissen entspricht:                                            konstruiert sein, dass die künftigen Bewohner selbst bezie-     wie vor aus Wellblech, aber innen mit Sperrholz verkleidet.
                                                         nepal
                                                                                                                                                                 hungsweise die Dorfgemeinschaft einen großen Teil des Auf-      „Dazwischen bildet sich eine Luftschicht, die isoliert“, erklärt
                                                Indien                                         Das Problem ist, dass es dieses                                   baus unter entsprechender Anleitung übernehmen können.          Arno Coerver. Die Bewohner müssen also nicht frieren, bis sie
                                                                                                                                                                                                                                 endlich ein „permanent house“ („dauerhaftes Haus“) bauen
                                                                                               Haus nur im Traum gibt.                                           Dafür gibt es beispielsweise „Cash for Work“-Programme:         können, das zu errichten pro Stockwerk etwa zwei bis drei Mo-
                                                                                               Aber es gibt Menschen, die versuchen, diesen Traum zu ver-        Hilfsorganisationen   wie   Malteser   International   bauen    nate dauern wird.
                                                                                               wirklichen. Arno Coerver ist einer davon. Seit er 1986 zum        Musterhäuser und stellen Baumaterialien kostenlos zur Ver-
                                                                                               ersten Mal als Helfer nach Nepal kam, hat er zahllose Arten       fügung. Im Gegenzug helfen die Bewohner aktiv mit beim          So löst Malteser International von Anfang an rasch die drän-
                                                                                               kennengelernt, wie Menschen leben: Nach einem großen Erd-         Neubau ihrer Häuser und Dörfer. Teil des Programms sind in      gendsten Probleme der Menschen, ohne deren langfristige
                                                                                               beben im Osten des Landes half er zunächst als Projektma-         vielen Fällen Handwerkskurse, bei denen die Bewohner bei-       Bedürfnisse außer Acht zu lassen. Bis diese „Übergangshäu-
                                 Nach einer Katastrophe zählt der Bau von Unterkünften zu      nager beim Aufbau erdbebensicherer Dorfschulen. Als Anfang        spielsweise lernen, wie man eine Mauer lotrecht hochzieht       ser“ in Serie gehen, wird allerdings noch Zeit verstreichen:
                                 den drängendsten Aufgaben. Dabei kann man nicht allen         der 90er-Jahre Flüchtlinge aus Bhutan ins Land kamen, plante      oder einen Dachstuhl aus Bambus baut. Die kostengünstigen       Vorerst handelt es sich bei dem Haus, vor dem Coerver steht,
                                 Zielen gleichermaßen gerecht werden. Aber man kann es         er im Süden Nepals Flüchtlingsunterkünfte.                        Häuser werden von gut ausgebildeten Handwerkern gebaut,         um ein Modellhaus, das gebaut wurde, damit die Bewohner es
                                 versuchen.                                                    Nach einem Jahr Studium in England und sieben Jahren Ar-          die dank ihrer neu erworbenen Fähigkeiten sogar ein viel bes-   in Augenschein nehmen und anschließend selbst nachbauen
                                                                                               beit in Mauretanien engagierte sich Coerver in einem Pro-         seres Auskommen haben können als vor dem Erdbeben. Und          können. Vor allem aber müssen es Regierungsbeamte erst ge-
                                 Es gibt ein Haus, das am preiswertesten, am stabilsten und    gramm, das Flüchtlingen aus Sierra Leone ein Leben in ihrer       die den Wiederaufbau beschleunigen.                             nehmigen. Die Situation unterscheidet sich also gar nicht so
                                 am einfachsten zu bauen ist. Ein Haus, dessen Materialien     Heimat ermöglichen sollte. 2007 stieß er auf Malteser Inter-                                                                      sehr von den Bebauungsplänen, von denen Häuslebauer auf
                                 nicht nur vor Ort verfügbar und ökologisch nachhaltig sind,   national und war zunächst in Sri Lanka, dann in Myanmar im        Bleibt die Frage, wie lange so ein Haus halten soll. Dabei      der Nordhalbkugel ein Lied singen können. Bekommt das Mo-
                                 sondern auch am längsten halten. Ein optimal isoliertes       Einsatz. Seit 2011 lebt er wieder in Nepal, dem Heimatland sei-   kommt Arno Coerver wieder ins Spiel. „Temporary Houses“         dellhaus den Segen der Regierung, winkt für jedes neue Haus
                                 und belüftetes Haus. Ein Haus, das innerhalb weniger Tage     ner Frau. Hier gehört der Wiederaufbau von Häusern nach den       („Behelfsunterkünfte“) kosten ihm zufolge 300 Euro und sind     ein Bauzuschuss.

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Gemeinsam schneller helfen - geschäftsbericht 2015 - Aktion Deutschland Hilft
Gemeinsam schneller helfen

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                                                                                                                                                                                                                                       • Verteilung von Zelten, Zeltplanen, Matratzen und
                                                                                                                                                                                                                                         Wasserkanistern
                                                                                                                                                                                                                                       • Unterstützung der lokalen Suchmannschaften durch
                                                                                                                                                                                                                                         Rettungshunde
                                                                                                                                                                                                                                       • Bereitstellung von sauberem Trinkwasser, Hygieneartikeln
                                                                                                                                                                                                                                         und Nahrungsmittelpaketen
                                                                                                                                                                                                                                       • Entsorgung von Trümmern und Aufräumarbeiten
                                                                                                                                                                                                                                       • Ausgabe von Werkzeugen und Neubau von Häusern sowie
                                                                                                                                                                                                                                         Schulgebäuden
                                                                                                                                                                                                                                       • Medizinische und psychosoziale Betreuung von
                                                                                                                                                                                                                                         Betroffenen
                                                                                                                                                                                                                                       • Aufbau von Kinderzentren
                                                                                                                                                                                                                                       • Rehabilitation von Kläranlagen und Trinkwasseraufberei-
                                                                                                                                                                                                                                         tungsanlagen
                                                                                                                                                                                                                                       • Verteilung von Rollstühlen und Krücken sowie Rehabili-
                                                                                                                                                                                                                                         tationsmaßnahmen
                                                                                                                                                                                                                                       • Bau von Behelfsunterkünften und Übergangshäusern
                                                                                                                                                                                                                                       Beteiligte Bündnisorganisationen

                                                                                            Lal Bahadur und seine Frau Ful Maya werden von HelpAge unterstützt.        Eine Hütte mit Wellblechdach

                             Die neue Zeitrechnung des Herrn Bahadur
                                 Alte Menschen leiden besonders unter den Folgen des Erdbebens

                                 Die Zeit seit dem Erdbeben unterteilt Lal Bahadur auf seine         Es sind Menschen wie er, derer sich HelpAge annimmt: Äl-          oder etwas Unvorhergesehenes passiert, können sie sich nicht
                                 Weise: Da waren zunächst die Monate unter der zugigen               tere Menschen, die schon vor dem Beben mit dem Nötigsten          mehr aus eigener Kraft aus der Not herausarbeiten.
                                 Regenplane, die ihm ein Nachbar geschenkt hat. Das Stück            auskommen mussten. Oftmals sind es Menschen, die nicht
                                 Plastik habe immerhin den Regen ferngehalten – wenn                 aufstampfen, sich nicht empören und auch nicht gegen die          Hier setzt HelpAge an: Unmittelbar nach dem Erdbeben ver-
                                                                                                                                                                                                                                                                       über den Paritätischen
                                 auch nur von oben. Den Boden bekamen er und seine Frau              Regierung demonstrieren, der vorgeworfen wird, auf Hilfsgel-      teilten Helfer Bargeld an über 10.500 Haushalte mit besonders
                                                                                                                                                                                                                                                                       im Bündnis aktiv:
                                 Ful Maya kaum trocken. Dann kam die Zeit, als HelpAge die           dern zu sitzen anstatt sie einzusetzen. Lal Bahadur sagt: „Ich    bedürftigen älteren Menschen. Wie das Geld verteilt wurde,
                                 Wellbleche für das Dach vorbeigebracht hat, die der Wind            danke den Göttern für die Hilfe für die Menschen, die vom Erd-    legten die HelpAge-Mitarbeiter gemeinsam mit Mitgliedern
                                 nicht mehr so leicht davonblasen konnte. Dann die Zeit der          beben betroffen sind.“                                            des lokalen Gemeinderates fest. Als es darum ging, die Men-
                                 „Dignity Kits“, zu deutsch etwa „Ausstattung für Würde“ –                                                                             schen vor dem nahenden Winter zu schützen, verteilten Hel-
                                 Päckchen mit Rasierzeug, Suppen, Tellern, Löffeln. Und mit          Bargeld, Wellblech und Werkzeug                                   fer Wellblech für Dächer und Wände, Werkzeug, Decken, So-
                                 richtigen Bettdecken – endlich brauchten sie sich nachts                                                                              larlichter – zudem wurden Betroffene im Bau winterfester
                                 nicht mehr mit den aus Kleidung und Säcken selbst zusam-            In Nepal zeichnen sich Entwicklungen ab, die viele Länder         Unterkünfte geschult. Die Haushalte erhielten weiteres Geld
                                 mengenähten Provisorien zuzudecken.                                 des globalen Südens schon seit Jahrzehnten prägen: Weniger        zum Wiederaufbau dazu – nicht mehr bedingungslos wie un-
                                                                                                     Kinder als früher müssen für mehr Alte aufkommen; immer           mittelbar nach dem Erdbeben, sondern gegen den Nachweis,
                                 Scheinbar unbewegt zählt er die Stationen auf. Jammern              weniger Familien leben generationenübergreifend beisam-           dass sie beim Wiederaufbau selbst mit Hand angelegt haben       Für die Betroffenen der beiden Erdbeben erhielt
                                 scheint nicht die Sache von Lal Bahadur zu sein. Er hat kein        men. Angehörige besonders der niedrigeren Kasten migrieren        – nach dem Prinzip „Cash for Work“.                             Aktion Deutschland Hilft Spenden in Höhe von über
                                 Land und kein Haus, das ist so, wieso große Worte machen?!          auf der Suche nach Arbeit in die Städte, in andere Teile Nepals
                                 65 Jahre ist er alt und hat es immer verstanden, von wenig          oder in die Golfstaaten. Längst nicht alle verdienen dort ge-                                                                     26 Millionen Euro
                                 zu leben. Nur wenn er vom Erdbeben erzählt, wird er laut und        nug Geld, um ihren Eltern, die zu Hause zurückbleiben, davon
                                 gestenreich: Er erzählt vom Lärm, vom Umfallen der Häuser.          etwas zukommen zu lassen. Wenn deren Kräfte schwinden                                                                             Ihre Spende hilft!
                                                                                                                                                                            www.Aktion-Deutschland-Hilft.de/nepal
                             8                                                                                                                                                                                                                                                                      9
Gemeinsam schneller helfen - geschäftsbericht 2015 - Aktion Deutschland Hilft
IN KÜRZE
Gemeinsam schneller helfen

                                                                                                                                                                                                          Als sich 2011 im Sudan der Süden vom Norden abspaltete,
                                                                                                                                                                                                          war die Hoffnung auf ein besseres Leben groß. Doch seit im
                                                                                                                                                                                                          Dezember desselben Jahres der Bürgerkrieg ausgebrochen
                                                                                                                                                                                                          ist, herrscht im jüngsten Staat der Welt, dem Südsudan,
                                                                                                                                                                                                          eine humanitäre Katastrophe. Millionen von Menschen
                                                                                                                                                                                                          sind auf Hilfe angewiesen, leiden Hunger und sind auf der
                                                                                                                                                                                                          Flucht vor den nicht enden wollenden Kämpfen. Verschärft
                                                                                                                                                                                                          wird die Situation durch die hohe Inflation und weiter stei-
                                                                                                                                                                                                          gende Nahrungsmittelpreise, die bereits viele lokale Mär-
                                                                                                                                                                                                          kte zusammenbrechen ließen. 90 Prozent der Südsudane-
                                                                                                                                                                                                          sen leben nach UN-Angaben unterhalb der Armutsgrenze;
                                                                                                                                                                                                          jedes dritte Kind unter fünf Jahren gilt als unterernährt.

                                  einsatzfall hunger und flucht südsudan
                                                                                                                                          Schwer unterernährte Kinder behandeln die Johanniter

                                  Nahrung, Saatgut und Aufklärung                                                                         mit therapeutischer Aufbaunahrung

                                                                                                                                          „Wir möchten verhindern, dass Menschen an Unterernährung      ersten sechs Lebensmonaten zu stillen und wie die Ernäh-
                                                                                                                                          sterben oder wegen fehlender Lebensmittel ihre Heimat ver-    rung der ganzen Familie abwechslungsreich gestaltet werden
                                  Die Johanniter kämpfen gegen Unterernährung und Fluchtursachen                                          lassen müssen“, fasst Johanniter-Projektkoordinatorin Linda   kann. Zur Vorbeugung gehört auch eine Verbesserung der Hy-
                                                                                                                                          Zimmermann die Ziele des Programms zusammen. Wegen            gienesituation in den Dörfern.
                                                                                                                                          des Bürgerkriegs sind die Preise für Nahrungsmittel extrem
                                                                                                                                          gestiegen, viele Menschen können sich keine Lebensmittel      Damit sich die Menschen in Western Bahr el Ghazal lang-
                                                                                                                                          mehr leisten.                                                 fristig selbst versorgen können, unterstützt der Partner „Tier-
                                                                                                                                                                                                        ärzte ohne Grenzen“ die Johanniter bei der Tiergesundheit
                                                      Sudan               Die kleine Sadik schaut noch etwas verunsichert, aber sie hat   In den Gesundheitsstationen der Provinz überwachen ge-        und beim Gemüseanbau. Bauern werden im Anbau von Ge-
                                                                          das Schlimmste überstanden. Unterernährt hatte ihre Mutter      schulte Mitarbeiter den Ernährungszustand von Kindern         treide und Gemüse für Trocken- und Regenzeiten geschult. Sie
                                                                          sie in ein Krankenhaus in Wau im Südsudan gebracht. Dort        unter fünf Jahren sowie von schwangeren oder stillenden       erhalten Werkzeuge wie Hacken und Schaufeln, mit denen sie
                                                      Süd-    Äthiopien   kam sie dank energiereicher Aufbaunahrung schnell wieder        Frauen. Sie sind am stärksten gefährdet. Schwer unterer-      die Felder bearbeiten. Über Gutscheine können sie das Saat-
                                                      sudan
                                                                          zu Kräften. Ohne Behandlung hätte sie an den Folgen der         nährte Kinder behandeln die Johanniter mit therapeu-          gut kaufen, das sie anpflanzen möchten. Von Frauen geführte
                                                                          Unterernährung sterben können.                                  tischer Aufbaunahrung, einer Erdnuss-Paste, die wichtige      Familien erhalten zudem je drei Hühner. Eier und Fleisch ver-
                                               DR Kongo
                                                                                                                                          Nährstoffe wie Fette, Eiweiße, Vitamine und Mineralien        bessern die Ernährung der Familie und dienen als zusätzliche
                                                                          Solche speziellen Angebote wie in Wau gibt es nur wenige in     enthält. Leicht unterernährte Kinder und Frauen versor-       Einkommensquelle.
                                                                          den ländlichen Gegenden im Südsudan. Die Johanniter haben       gen sie mit zusätzlichen Nahrungsmitteln wie Mehl, Öl
                                                                          daher ein umfassendes Programm zur Ernährungssicherung          und Zucker.                                                   „Bei meinem jüngsten Projektbesuch im November 2015
                                                                          begonnen. In der Provinz Western Bahr el Ghazal versorgen                                                                     war die erste Gemüseernte gerade eingeholt und die Men-
                                                                          die Helfer des Bündnismitglieds unterernährte Kinder und        Mütter helfen Müttern                                         schen mit den Vorbereitungen für die Aussaat von Erdnüs-
                                                                          schwangere oder stillende Frauen mit therapeutischer Zu-        Um lebensbedrohender Unterversorgung vorzubeugen, klä-        sen und Sorghum beschäftigt“, berichtet Linda Zimmer-
                                                                          satznahrung oder Lebensmitteln, klären über Säuglings- und      ren die Helfer zudem Eltern über Säuglings- und Kleinkind-    mann. „Es ist schön zu sehen, dass wir den Menschen dabei
                                                                          Kleinkind-Ernährung auf und unterstützen die Familien beim      Ernährung auf. In sogenannten „Mother-to-mother-support“-     helfen, trotz der unsicheren Umstände gestärkt in die Zu-
                                                                          Gemüseanbau.                                                    Gruppen wird besprochen, wie wichtig es ist, Babys in den     kunft gehen zu können.“

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Gemeinsam schneller helfen - geschäftsbericht 2015 - Aktion Deutschland Hilft
Gemeinsam schneller helfen

                                                                                                                                                                        „Der Krieg lässt die
                                                                                                                                                                                                                                            Die Hilfe im Südsudan
                                                                                                                                                                        Preise steigen“
                                                                                                                                                                                                                                           • Bereitstellung von Medikamenten und Nahrungsmitteln

                                                                                                                                                                        Johanniter-Projektleiterin                                         • Unterstützung bei landwirtschaftlichen Projekten

                                                                                                                                                                        Abigael Nyukuri über die Ziele                                     • Aufbereitung von sauberem Trinkwasser

                                                                                                                                                                        ihrer Organisation                                                 • Verteilung von Hygieneartikeln und Gesundheits-
                                                                                                                                                                                                                                             prävention
                                                                                                                                                                                                                                           • Bau von Brunnen
                                                                                                                                                                        Im südsudanesischen Jur River County haben die Johanniter
                                                                                                                                                                                                                                           • Trinkwasserversorgung an Schulen
                                                                                                                                                                        im vergangenen Jahr ein Ernährungsprojekt ausgeweitet, um
                                  „Vieles ist für uns selbstverständlich“                                                                                               55.000 Menschen zu helfen, die von einer akuten Hungers-
                                                                                                                                                                                                                                           • Ausbildung von medizinischem Personal
                                                                                                                                                                                                                                           • Unterstützung von Cholerapatienten und Menschen,
                                                                                                                                                                        not bedroht sind.
                                                                                                                                                                                                                                             die unter Schlafkrankheit leiden

                                  Help-Landeskoordinatorin Anne Mandiamy                                                                                                Was machen die Johanniter im Südsudan?
                                  freut sich über Erfolge ihrer Arbeit                                                                                                  Wir wollen die Ernährungssituation in Jur River County um-
                                                                                                                                                                        fassend verbessern. Mit unserer Unterstützung werden Kin-          Beteiligte Bündnisorganisationen

                                                                                                                                                                        der und ihre Mütter in Gesundheitsstationen auf Mangel-
                                                                                                    Stellen Sie Entwicklungen fest?                                     erscheinungen untersucht. Stellen wir eine Unterernährung
                                                                                                    Ja, ganz klar: Durch unsere Projektarbeit sind kaum noch Aus-       fest, geben wir ihnen spezielle Zusatznahrung.
                                                                                                    brüche von Krankheiten zu verzeichnen, die durch unsauberes
                                                                                                    Wasser verursacht werden – wie etwa Cholera. In den letzten         Warum ist dieses Projekt notwendig?
                                                                                                    Monaten wurden auch weniger unterernährte Kinder in un-             Die politische Situation im Südsudan ist sehr instabil. Es gibt
                                                                                                    sere Gesundheitszentren eingeliefert, was mich ungemein             viele gewalttätige Konflikte. Die lokale Bevölkerung muss
                                                                                                    freut. Ehemalige Kindersoldaten haben durch unsere Projekte         flüchten. In den Regionen, in die sie flieht, herrscht oft Lebens-
                                                                                                    ein Handwerk erlernt und verfügen über ein Einkommen, ha-           mittelknappheit, weil der Krieg die Preise steigen lässt. So
                                                                                                    ben also eine Perspektive. Das motiviert mich riesig, weiter zu     auch in Jur River. In den langen Dürreperioden verstärkt sich
                                                                                                    machen.                                                             dann der Bedarf an humanitärer Hilfe.

                                                                                                    Was würden Sie gerne künftig realisieren?                           Ist die Hilfe langfristig angelegt?
                                                                                                    Mein Wunsch ist, dass wir in weiteren Bundesstaaten aktiv           Ja. In der Region werden Hühner und Saatgut verteilt, da-
                                                           Help-Koordinatorin Anne Mandiamy         werden können – der Bedarf ist ungemein groß. Auch Projekte         mit die Bevölkerung sich langfristig durch Landwirtschaft
                                                                                                    in den Bereichen Bildung und Kinderschutz wären eine sinn-          ernähren kann. Die Menschen lernen, wie sie Lebensmittel
                                                                                                                                                                                                                                                   über den Paritätischen
                                  „Help – Hilfe zur Selbsthilfe“ engagiert sich seit 2011 im Süd-   volle Ergänzung.                                                    länger haltbar machen und wie sie eigenes Saatgut ge-                      im Bündnis aktiv:
                                  sudan. Das Bündnismitglied sichert die Ernährungsgrund-                                                                               winnen können. Zusätzlich unterstützen wir die Menschen
                                  lage, den Zugang zu Trinkwasser und die sanitäre Versor-          Was war der emotionalste Moment während Ihrer Arbeit                beim Bau von Latrinen.
                                  gung von rund 36.000 Vertriebenen und Bewohnern in den            für Help?
                                  Bundesstaaten Western Bhar el Ghazal und Warrap. Zudem            Da gab es einige. Man vergisst oft, wie selbstverständlich
                                  errichtet Help zwölf Behandlungszentren in Lakes, um              vieles für uns ist. Erst kürzlich während einer Begehung für
                                  unterernährte Kinder unter fünf Jahren und schwangere wie         neue Brunnen erzählte mir ein Dorfältester, dass sein Dorf
                                  stillende Frauen zu behandeln.                                    einst aus 700 Haushalten bestanden hat. Nun verlassen die
                                                                                                    Einwohner das Dorf – sie haben einfach nicht genug Wasser
                                  Was hat Help bisher im Südsudan erreicht?                         für Mensch und Tier. Die einzige verfügbare Wasserquelle ist                                                                           Für die Notleidenden im Südsudan
                                  Schon einiges: Tausende Menschen haben dank Help Zugang           Regenwasser und ein Brunnen, der vier Stunden zu Fuß ent-                                                                              erhielt Aktion Deutschland Hilft
                                  zu Trinkwasser. Unsere Hygiene-Botschaften erreichten al-         fernt ist. Sie schlafen oft hungrig ein, weil sie kein Wasser zum                                                                      Spenden in Höhe von knapp
                                  lein 2015 über 100.000 Menschen – das kann sich sehen las-        Kochen haben. Der Mann schämte sich mir gegenüber, dass er
                                  sen. Und auch die Kinder und Mütter oder die schwangeren          so schmutzig vor mir stehen musste – aber die Dorfbewohner                                                                             100.000 Euro
                                  Frauen, die wir gegen Unterernährung behandeln, machen            können sich und die Kleidung kaum waschen. Da wurde mir
                                  mir immer wieder klar, wie notwendig unsere Arbeit ist.           wieder bewusst, was Wasserknappheit bedeutet.                                                 Johanniter-Helferin Abigael Nyukuri      Ihre Spende hilft!
                                                                                                                                                                              www.Aktion-Deutschland-Hilft.de/suedsudan
                             12                                                                                                                                                                                                                                                                    13
Gemeinsam schneller helfen - geschäftsbericht 2015 - Aktion Deutschland Hilft
IN KÜRZE
Gemeinsam schneller helfen

                                                                                                                      Mit Zyklon „Komen“ kamen im Juli
                                                                                                                      und August 2015 heftige Regenfälle     wurde über den Münchner Flughafen abgewickelt. So wurden
                                                                                                                      und starke Winde nach Südasien         aus Bayern – wie bereits erwähnt – ein Ultraschallgerät, zwei     Die Hilfe in Myanmar
                                                                                                                      und führten dort in vielen Ländern     5000-Liter-Falttanks, Rollstühle, ein Sauerstoffgenerator und     und anderen Ländern Südasiens
                                                                                                                      zu großen Überschwemmungen,            ein EKG-Monitor auf den Weg nach Myanmar gebracht.
                                                                                                                      Schlammlawinen und Sturzfluten –
                                                                                                                                                                                                                              • Bereitstellung von Medikamenten und Nahrungsmitteln
                                                                                                                      besonders betroffen war Myanmar:       Mit dieser Ausstattung konnten täglich rund 50 Patienten be-
                                                                                                                                                                                                                              • Unterstützung bei landwirtschaftlichen Projekten
                                                                                                                      Mehr als 1,6 Millionen Menschen in     treut und behandelt werden. Die Klinik war auf einem Boot
                                                                                                                                                                                                                              • Aufbereitung von sauberem Trinkwasser
                                                                                                                      zwölf Regionen waren unmittelbar       eingerichtet, um in die Überschwemmungsgebiete vordrin-
                                                                                                                      von Fluten und Erdrutschen betrof-     gen zu können.                                                   • Verteilung von Hygieneartikeln und Gesundheits-
                                                                                                                                                                                                                                prävention
                                                                                                                      fen. Fast 400.000 Haushalte muss-
                                                                                                                                                                                                                              • Bau von Brunnen
                                                                                                                      ten evakuiert werden. Über 970.000
                                                                                                                                                                                                                              • Trinkwasserversorgung an Schulen
                                                                                                                      Hektar Ackerland wurden zerstört,
                                  einsatzfall flut myanmar/südasien                                                   sodass die Reisernte erheblich be-                                                                      • Ausbildung von medizinischem Personal

                                                                                                                      droht war. Neben Myanmar waren                                                                          • Unterstützung von Cholerapatienten und Menschen,
                                                                                                                                                                                                                                die unter Schlafkrankheit leiden
                                                                                                                      auch Bangladesch, Indien, Pakistan,
                                                                                                                      Vietnam und Nepal betroffen.

                                  Gemeinsame Hilfe                                                                                                                                                                            Beteiligte Bündnisorganisationen

                                  aus Hessen und Bayern
                                  Zwei Parität-Organisationen engagierten sich vereint in Myanmar
                                                                                          Am 29. August 2015 vermeldete TERRA TECH über Face-                                              Warnhinweise über Megaphon
                                                                                          book: Gemeinsam mit DEMIRA hat TERRA TECH heute einen
                                                                                          Hilfstransporter, ausgestattet mit Ultraschallgeräten, Rollstüh-
                                                                                                                                                             Katastrophenvorsorge
                                                                                          len, zwei 5000-Liter-Falttanks, einem Sauerstoffgenerator und
                                                                                          Trinkwasserentkeimungstabletten für 8 Millionen Liter Wasser,      von Malteser International
                                     pakistan            nepal                            per Flugzeug nach Myanmar geschickt. Im Staat Rakhaing wer-        hat Schlimmeres verhindert
                                                                             myanmar      den damit zwei mobile Kliniken ausgestattet.
                                                                                                                                                             Alleine in Myanmar waren mehr als 1,6 Millionen Menschen
                                                  indien                                  Die Marburger Helfer von TERRA TECH und die Münchner DE-           von der Flut betroffen. Doch in den von Malteser International
                                                                                          MIRA-Kollegen kooperierten vor Ort mit der Partnerorganisation     betreuten Projektdörfern in und um Sittwe, der Hauptstadt
                                                         bangladesch                      „Myanmar Chefs Association“. Die Hilfe richtete sich unter an-     des Staates Rakhaing, gab es dank der in Katastrophenvor-
                                                                                          derem an die Dörfer Shwetun Pyu und Minbyu im Bundesstaat          sorge geschulten Dorfbewohner weder Tote noch Verletzte.                                        über den Paritätischen
                                                                                                                                                                                                                                                             im Bündnis aktiv:
                                                                                          Rakhaing. Beide Dörfer wurden von den Fluten des Flusses Le-       „Unsere Frühwarnung hat funktioniert“, sagt Länderkoordi-
                                                                                vietnam
                                                                                          myo überschwemmt und waren zeitweise nur per Boot erreich-         nator Johannes Kaltenbach. „Die von uns eingerichteten Ka-
                                                                                          bar. Der Schlamm reichte hier oft bis zur ersten Etage.            tastrophenvorsorgeteams hatten alle Bewohner informiert.
                                                                                                                                                             Alle hatten sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht oder waren
                                                                                          Der akute Plan sah vor, knapp 6000 Menschen mit einem Reis-        evakuiert worden. Die Teams teilten uns direkt über Han-
                                                                                          vorrat zu versorgen, der zwei Wochen reicht. Das entsprach ei-     dy mit, welche Hilfe die Dörfer brauchen.“ Im Rahmen einer
                                                                                          ner Lieferung von 25 Tonnen Reis – hinzu kamen 100.000 Ta-         ersten Fluthilfe versorgten die Malteser 1500 Einwohner mit
                                                                                          bletten zur Wasserdesinfektion. Zudem wurde die Bevölkerung        Kleidung, Küchen- und Hygieneartikeln, Wasserfiltern, De-         Für die Betroffenen der Flut erhielt
                                                                                          beim Bau von Notunterkünften aus Bambus unterstützt.               cken, Schlafmatten und Moskitonetzen. Anschließend bau-          Aktion Deutschland Hilft
                                  Gemeinsam schneller helfen – in Myanmar wurde das                                                                          ten sie von den Fluten beschädigte Schulen wieder auf und        Spenden in Höhe von rund
                                  Bündnismotto vorbildlich umgesetzt: Zwei Organisati-    Klinik auf Boot eingerichtet                                       säuberten verunreinigte Trinkwasserquellen. Bereits seit 2005
                                  onen, die über den Paritätischen Gesamtverband Aktion   Nach Rücksprache mit den Behörden des Bundesstaats Rak-            schult Malteser International die Bewohner in und um Sittwe      440.000 Euro
                                  Deutschland Hilft angeschlossen sind, bündelten ihre    haing wurde auch eine mobile Klinik eingerichtet. Die Liefe-       in Katastrophenvorsorge, bildet dort Vorsorgeteams und führt
                                  Aktivitäten.                                            rung des benötigten medizinischen Materials aus Deutschland        Trainings durch.                                                 Ihre Spende hilft!
                                                                                                                                                                  www.Aktion-Deutschland-Hilft.de/flut-myanmar
                             14                                                                                                                                                                                                                                                       15
Gemeinsam schneller helfen - geschäftsbericht 2015 - Aktion Deutschland Hilft
IN KÜRZE
Gemeinsam schneller helfen

                                                                                                                                                                                                                                         Weltweit sind inzwischen etwa 60 Millionen Menschen in-
                                                                                                                                                                                                                                         nerhalb und außerhalb ihrer Heimatländer auf der Flucht
                                                                                                                                                                                                                                         – so viele, wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Sie
                                                                                                                                                                                                                                         fliehen vor Kriegen, Hunger oder aus wirtschaftlicher Not.
                                                                                                                                                                                                                                         Dabei führt ihr Weg oft in die Nachbarländer, seit 2015 auch
                                                                                                                                                                                                                                         verstärkt nach Mitteleuropa. Hier ist Hilfe gefragt – sowohl
                                                                                                                                                                                                                                         in den Krisenregionen selbst, als auch auf den zahlreichen
                                                                                                                                                                                                                                         Fluchtrouten und in Deutschland. Oft fehlt den Menschen
                                                                                                                                                                                                                                         dabei das Nötigste. Eine sichere Unterkunft, Hygieneartikel,
                                                                                                                                                                                                                                         Nahrung und sauberes Wasser sind vielerorts Mangelware.
                                                                                                                                                                                                                                         Die Bündnismitglieder von Aktion Deutschland Hilft sind
                                                                                                                                                                                                                                         an allen Stationen der Flucht aktiv – aber auch in den Her-
                                                                                                                                                                    Eine warmherzige und motivierte Pädagogin: Lehrerin                  kunftsregionen, um Fluchtursachen zu bekämpfen.
                                                                                                                                                                    Gulpari, die selbst aus Syrien fliehen musste und nun für
                                                                                                                                                                    World Vision im Nordirak arbeitet.

                                                                                                                       Shirin spielt im Kinderzentrum am            für Kinderrechte und Kinderschutzmaßnahmen. Seit Kurzem           auch zur Selbstfürsorge, denn nur stabile Menschen können
                                                                                                                       liebsten mit dem Hula-Hoop-Reifen.           bringt außerdem ein Bücherbus Lesestoff zu den Kindern.           traumatisierten Menschen helfen. Gulpari schult nun selbst
                                                                                                                                                                                                                                      weniger erfahrene Lehrkräfte und widmet sich auch beson-
                                  einsatzfall hilfe für flüchtlinge                                                                                                 In der Syrerin Gulpari haben Shirin und viele andere Schul-       ders den Lebenskompetenzen von Mädchen. „Unsere vielen
                                                                                                                                                                    kinder eine sehr motivierte und erfahrene Lehrerin. Gulpari       praktischen Übungen hier lassen die Kinder aktiv werden. Es
                                                                                                                                                                    hat 27 Jahre lang als Grundschullehrerin in Syrien gearbeitet.    ist kein trockener Unterricht.“
                                                                                                                                                                    „Ich habe fast alle Fächer unterrichtet, aber Mathematik war

                                  „Lasst uns lernen!“                                                                                                               mein Fachgebiet.“ Gulpari floh vor drei Jahren mit ihrer Familie
                                                                                                                                                                    vor dem Krieg in ihrer Heimat und kam in die kurdische Auto-
                                                                                                                                                                    nomieregion im Nordirak. Sie wollte dort aber nicht in einem
                                                                                                                                                                                                                                      Positive Veränderungen bei den Kindern zu sehen, motiviert
                                                                                                                                                                                                                                      Gulpari und das Projektteam am meisten. Dass traurige Kin-
                                                                                                                                                                                                                                      der wieder lachen können, verschlossene, verängstigte oder
                                  World Vision sorgt dafür, dass Flüchtlingskinder im Irak Bildung erhalten                                                         Flüchtlingslager leben und wohnt daher in der Stadt Zakho.        aggressive Kinder plötzlich Nähe suchen oder dass sie eben
                                                                                                                                                                    Zuerst war sie dort damit beschäftigt, ein neues Zuhause für      im Hula-Hoop-Reifen tanzen. Gulpari freut sich als Lehrerin
                                                                                                                                                                    ihre Familie einzurichten und in der Fremde anzukommen,           über die wiedererwachte Lust am
                                  Den Krieg aus dem Kopf zu bekommen, ist für Kinder im             Anfangs stand das Ziel im Vordergrund, in kinderfreundlichen    aber dann wollte sie doch gerne wieder Kinder unterrichten.       Lernen: „Eine meiner Schüle-
                                  Nordirak alles andere als einfach. In zwei großen Flüchtlings-    Räumen ein pädagogisches Angebot zu machen, da die mei-         „Ich habe meine Freunde nach Arbeitsmöglichkeiten gefragt         rinnen sagte zu mir: Ich wuss-
                                  lagern nahe der Stadt Dohuk ist es World Vision gemeinsam         sten Kinder keine irakischen Schulen besuchen konnten und       – und im April 2015 meinen Job gefunden.“                         te gar nicht, dass man so viele
                                  mit Partnern gelungen, Schulen und kinderfreundliche Räu-         der Alltag im Flüchtlingslager ihnen wenig positive Anre-                                                                         Sachen lernen kann, ich dachte
                                  me in einen Ort der Hoffnung zu verwandeln.                       gungen bietet. Inzwischen geht es um eine sinnvolle Ergän-      „… als würde ich meine                                            immer, man würde in der Schu-
                                                                                                    zung des normalen Schulunterrichts, der an den staatlichen                                                                        le nur Buchstaben lernen.“
                                  Die zehnjährige Shirin steckt ihre Energie am liebsten in einen   Schulen für die meisten Flüchtlingskinder jedoch nur an drei
                                                                                                                                                                    eigenen Kinder unterrichten“
                                  wirbelnden Hula-Hoop-Reifen. „Ich mag aber auch den Eng-          Tagen in der Woche organisiert werden kann.                     Eine Beziehung zu ihren neuen Schülern zu finden, fiel ihr
                                  lischunterricht”, sagt sie und trägt der World-Vision-Mitarbei-                                                                   nicht schwer: „Da meine eigenen Kinder und die Kinder hier
                                  terin Suzy Sainovski singend das englische Alphabet vor.
                                                                                                    Bilder, Spiele, Theaterstücke                                   dasselbe durchgemacht haben, kommt es mir so vor, als wür-
                                                                                                                                                                    de ich meine eigenen Kinder unterrichten. In Syrien dachte ich
                                  Das Angebot des Projekts „Let us learn“, das mit Spenden-         In den kinderfreundlichen Räumen werden Geschichten er-         manchmal als Mutter: Warum gebe ich meine Zeit für andere         Der zwölfjährige
                                  mitteln von Aktion Deutschland Hilft in der kurdischen            zählt, phantasievolle Dinge gebastelt und Bilder gemalt,        Kinder statt für meine eigenen? Aber hier habe ich kein Pro-      Khalaf hat die
                                  Autonomieregion umgesetzt wurde, richtet sich an rund             Spiele angeboten, Theaterstücke entwickelt und Fragen zum       blem damit, den ganzen Tag zu unterrichten. Bildung ist wirk-     Zelte im Flücht-
                                  600 Kinder und Jugendliche, an deren Eltern und an lokale         Leben erörtert – nach einer Methodik, die besonders auf die     lich sehr wichtig für die Kinder.“                                lingslager und einen
                                  Lehrkräfte. Die Familien in den Zeltlagern gehören Minder-        Bedürfnisse von Kindern in Krisen eingeht. Bewegungsspiele                                                                        Fluss gemalt. „Früher bin
                                  heiten wie den Jesiden an und flohen nach Massakern aus            etwa können bei traumatisierten Kindern Verkrampfungen lö-      Der Syrerin gefällt die Vielfalt der pädagogischen Aufgaben       ich zu Hause immer in
                                  der Region Sinjar in die Gegend von Dohuk. Auch die Lehr-         sen, und kreative Aktivitäten in der Gemeinschaft stärken ihr   in dem Projekt, und sie hat in Workshops auch noch dazu           einem Fluss geschwom-
                                  kräfte sind Flüchtlinge.                                          Gefühl der Selbstwirksamkeit. Das Projekt sensibilisiert auch   gelernt, etwa für den Umgang mit Trauma-Problemen oder            men“, sagt er.

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Gemeinsam schneller helfen - geschäftsbericht 2015 - Aktion Deutschland Hilft
Gemeinsam schneller helfen

                                                                                                                                                                             Der ASB betreibt in ganz Deutschland Flüchtlingsunterkünfte – wie zum Beispiel hier im fränkischen Herzogenaurach.

                                                                                                                                                                             Flüchtlingshilfe in Deutschland:
                                                                                                                                                                             Eine Aufgabe von historischem Ausmaß
                                                                                                                                                                             Bis zu 10.000 Flüchtlinge kamen im Jahr 2015 täglich in          suche, boten Sprachkurse und berufliche Förderung an, halfen
                                                                                                                                                                             Deutschland an, um Schutz vor Krieg, Verfolgung und Armut        bei Behördengängen, organisierten Freizeitangebote und hal-
                                                                                                                                                                             zu suchen. Viele von ihnen waren erschöpft, hungrig und trau-    fen speziell Flüchtlingen mit Behinderung.
                                                                                                                                                                             matisiert. Diese Menschen mit dem Notwendigen zu versor-
                                                                                                                                                                             gen, sie medizinisch zu betreuen und ihnen so schnell wie
                                                                                                                                                                             möglich ein Dach über dem Kopf zu geben, war eine Aufgabe
                                                                                                                                                                             von historischem Ausmaß. Bündnismitglieder wie der Arbei-
                                                                                                                                                                             ter-Samariter-Bund und die Arbeiterwohlfahrt, die Johanniter
                                                                                                                                                                             und die Malteser stellten sich als Partner der Kommunen die-
                                                                                                                                                                             ser Aufgabe. Dabei kamen den Organisationen die bewährten
                                                                                                                                                                             ehrenamtlichen Strukturen im Katastrophen- und Bevölke-
                                                                                                                                                                             rungsschutz ebenso zugute wie ihre Expertise in der Versor-
                                                                                                                                                                             gung und Betreuung von Menschen in Not.

                                                                                                                alle Grafiken:
                                                                                                                                                                             Im Mittelpunkt standen die Einrichtung von Notunterkünften
                                                                                                                Stand Ende 2015
                                                                                                                                                                             und Erstaufnahmeeinrichtungen sowie die Unterstützung
                                                                                                                                                                             der ankommenden Menschen mit Hilfsgütern, Hygienearti-
                                  Flüchtlingshilfe in den Durchgangsländern                                                                                                  keln oder Spielzeug für die Kinder. In vielen Hundert Einrich-
                                  Im Jahr 2015 unterstützten action medeor und ADRA Flüchtlinge auf den griechischen Inseln Lesbos, Chiros und Kos mit medizinischem         tungen waren Tausende ehrenamtliche Helfer rund um die
                                  Equipment und verteilen Hilfsgüter. In Italien halfen die Malteser und Islamic Relief bei der Versorgung von Flüchtlingen – zum Beispiel   Uhr in der Flüchtlingshilfe aktiv. Sie betreuten unbegleitete
                                  auf der Insel Lampedusa. In den Balkanländern Serbien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Montenegro halfen beispielsweise der            Minderjährige, gaben medizinische Hilfe, unterstützten psy-
                                  ASB, ADRA, CARE, Habitat for Humanity, Help, HelpAge und World Vision Flüchtlingen mit Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln. Außer-         chologisch traumatisierte Flüchtlinge und Folteropfer, richte-
                                  dem ging es bei den Hilfsmaßnahmen darum, Flüchtlinge in die Gesellschaft vor Ort zu integrieren.                                          ten Kinderstuben ein, halfen bei der Wohnungs- und Arbeits-

                             18                                                                                                                                                                                                                                                                             19
Gemeinsam schneller helfen

                                                                                                                                                                     Die Flüchtlingshilfe im Ausland                                 Die Flüchtlingshilfe in Deutschland
                                                                                                                                                                     • Verteilung von Lebensmitteln, Trinkwasser, Kleidung,          • Bau und Betreuung von Notunterkünften, Gemeinschafts-
                                                                                                                                                                       Zelten und Decken                                               unterkünften, Wohnheimen und Erstaufnahmestellen
                                                                                                                                                                     • Unterstützung mit Medikamenten und medizinischem              • Sozialberatung und Koordination mit Freiwilligen-
                                                                                                                                                                       Equipment                                                       initiativen
                                                                                                                                                                     • Aufklärungsarbeit zu asylrechtlichen Fragen                   • Angebot von Sprachkursen, Erste-Hilfe-Kursen und Freizeit-
                                                                                                                                                                                                                                       angeboten für Flüchtlinge
                                                                                                                                                                     • Bereitstellung von Sanitärcontainern und Hygieneartikeln
                                                                                                                                                                                                                                     • Beratung und finanzielle Unterstützung von bestehenden
                                                                                                                                                                     • Einsatz von mobilen medizinischen Teams
                                                                                                                                                                                                                                       Vereinen und Initiativen, die sich im Ehrenamt um Flücht-
                                                                                                                                                                     • Unterstützung von Flüchtlingen aus Mali durch die Be-           linge bemühen
                                                                                                                                                                       reitstellung von Brennmaterialien, Nahrungsmitteln und
                                                                                                                                                                                                                                     • Angebot von Begleitdiensten
                                                                                                                                                                       Viehfutter
                                                                                                                                                                                                                                     • Bereitstellung von Kleiderkammern und Verteilung von
                                                                                                                                                                     • Trainings in Erster Hilfe
                                                                                                                                                                                                                                       Hygienepaketen
                                                                                                                                                                     • Schaffung von Möglichkeiten, Handys aufzuladen und
                                                                                                                                                                                                                                     • Medizinische Versorgung der Ankommenden
                                                                                                                                                                       WIFI zu nutzen
                                                                                                                                                                                                                                     • Beratung in rechtlichen und sozialen Fragen
                                                                                                                                                                     • Aufbau von winterfesten Übergangszelten und Bereit-
                                                                                                                                                                       stellung von permanenten Unterkünften                         • Psychosoziale Betreuung
                                  Slackline und Climbing: Viele Vereine führen mit Flüchtlingen unterschiedlichste Freizeitaktivitäten durch.
                                                                                                                                                                     • Einrichtung von Kinderzentren
                                                                                                                                                                     • Verteilung von Schulmaterialien

                                  Flüchtlingshilfe in Sachsen                                                                                                        • Psychologische Betreuung

                                  arche noVa und CARE unterstützen Vereine beim Integrationsprozess                                                                                                                   Beteiligte Bündnisorganisationen

                                  Tausende Menschen kommen nach Europa, wo sie auf ein                 sam in Kleingruppen bearbeitet werden. Nach Abschluss
                                  sicheres Leben hoffen. Seit vielen Monaten wird das Thema            des dreimonatigen Kurses sind die Flüchtlinge in der Lage,
                                  Flüchtlinge deshalb auch in Deutschland auf politischer und          sich in Alltagssituationen zu verständigen und sich dadurch
                                  gesellschaftlicher Ebene kontrovers und heftig diskutiert. Vor       in ihrer Umgebung besser zurechtzufinden. Arbeitshefte
                                  allem in Sachsen treffen Menschen, die vor Krieg, Gewalt und         und Materialien werden aus Spendengeldern finanziert.
                                  religiösen Extremisten geflohen sind, auf eine wachsende
                                  Welle von Fremdenfeindlichkeit. Die Hilfsorganisation arche        • „Babyparty“ im Mütterzentrum Zwickau: Das Mütterzen-
                                  noVa (über den Paritätischen Gesamtverband beim Bündnis              trum möchte sowohl alleinreisenden Müttern mit Klein-
                                  organisiert) hat sich daher bewusst zum Ziel gesetzt, ehren-         kindern als auch Schwangeren helfen, die mit dem deut-                                                                           über den Paritätischen
                                  amtliches Engagement und Initiativen zu unterstützen, die            schen Gesundheitssystem nicht vertraut sind. Deshalb                                                                             im Bündnis aktiv:

                                  sich für die Flüchtlinge einsetzen – in Kooperation mit dem          steht ihnen das Mütterzentrum als Ansprechpartner für
                                  Bündnismitglied CARE und mit Unterstützung von Aktion                verschiedenste Fragen zur Seite, wie etwa: Wie und wo wird
                                  Deutschland Hilft.                                                   die Geburt ablaufen, wo können sie die Grundausstattung
                                  Gemeinsam wurde ein Fonds aufgelegt, der Mittel für den In-          für das Baby besorgen?
                                  tegrationsprozess von Geflüchteten in Sachsen bereithält. Ge-
                                  meinnützige und wohltätige Vereine und Initiativen, die sich       • „Climbing for All“ – Förderverein Kombi-Nation aus
                                  für die Betreuung von Asylsuchenden und Flüchtlingen enga-           Dresden: Soziale Kontakte erleben, Netzwerke bilden und
                                  gieren und ihnen beim Ankommen, Orientieren und Einleben             Hilfe zur Selbsthilfe sind die drei Schwerpunkte beim För-
                                  helfen, können bei arche noVa einen Antrag auf Übernahme             derverein Kombi-Nation. Bei verschiedenen Freizeitaktivi-     Für die Flüchtlingshilfe erhielt Aktion Deutschland Hilft Spenden in Höhe von über
                                  von Sachkosten in Höhe von bis zu 500 Euro stellen.                  täten wie Klettern und Schwimmen begegnen Flüchtlinge
                                  Drei Beispiele:                                                      Ehrenamtlichen aus den Bereichen Pädagogik, Wissen-                                                              2o Millionen Euro
                                                                                                       schaft, Sozialarbeit und Medizin. Mithilfe des Fonds konnte   Zudem ruft das Bündnis seit 2012 für den Einsatzfall „Flüchtlingshilfe Syrien“ auf.
                                  • Deutsch-Grundkurs des Vereins „Integration statt Isolation“        der Besuch von Kletter- und Schwimmhallen und die Repa-       Hier beträgt der Spendenstand 9 Millionen Euro.
                                    aus Plauen: 15 ehrenamtliche Helfer geben 50 Flüchtlingen          ratur von Kletterschuhen finanziert werden.
                                    Deutschunterricht. Sie erhalten Arbeitshefte, die gemein-                                                                                                                           Ihre Spende hilft!
                                                                                                                                                                      www.Aktion-Deutschland-Hilft.de/fluechtlingshilfe
                             20                                                                                                                                                                                                                                                                     21
kommunikation und fundraising

                                                                                                                                      Pressemitteilungen                                                 Workshop
     Die Abteilungen Kommunikation und Fundraising arbeiten in Bonn im Büro von Aktion Deutschland Hilft eng zusammen.                Im Jahr 2015 versendete Aktion Deutschland Hilft insgesamt         Am 12. Mai lud Aktion Deutschland Hilft Mitarbeiter von
     Schließlich gehen ihre Aufgaben Hand in Hand und bilden ein wichtiges Fundament für die Arbeit von Aktion Deutschland Hilft:     21 Pressemitteilungen an die deutschen Medien. Die meisten         Bundestagsabgeordneten zu einem Austausch über „Hu-
     Mit Pressearbeit, Online-Aktivitäten oder klassischer Werbung informiert das Bündnis die breite Öffentlichkeit über seinen       Mitteilungen widmeten sich den Einsatzfällen in Nepal, My-         manitäre Hilfe im kriegerischen Konflikt ein: Frauen und
     Einsatz bei humanitären Katastrophen. Bei Veranstaltungen, telefonisch, über Mailings oder Publikationen treten die Fundrai-     anmar und Südsudan sowie der Flüchtlingshilfe. Weiteres            Kinder im Fokus“. Die deutsch-afghanische Journalistin
     sing-Mitarbeiter mit den Spendern in Kontakt und bemühen sich um Unterstützung. Im Jahr 2015 zeigte das Bündnis zudem mit        Thema: die Katastrophenvorsorge und deren vielfältiger Nut-        und TV-Moderatorin Khatera Yusufi berichtete von der Si-
     Workshops und Infoständen Präsenz.                                                                                               zen – schließlich macht sich jeder investierte Euro in die Kata-   tuation in Afghanistan. Sie selbst floh als Achtjährige mit
                                                                                                                                      strophenvorsorge um ein Vielfaches bezahlt. Auch der Tag der       ihrer Familie aus dem Land und zeigte den Teilnehmern des
     Veranstaltungen                                                                                                                  Freundschaft, der Welttag der Humanitären Hilfe, der Welt-         Workshops einen ganz persönlichen Einblick in die Gefühls-
                                                                                                                                      flüchtlingstag und die Auszeichnung mit dem Typo3-Award             welt afghanischer Frauen, die Flucht, Gewalt und Verfol-
                                                                                                                                      für die neue ADH-Webseite waren Pressemitteilungen wert.           gung erleiden mussten. Yusufi setzt sich als Schirmherrin
                                                                                                                                                                                                         des Nationalen Komitees in Deutschland besonders für die
                                                                                                                                                                                                         Arbeit von UN Women zur Stärkung von Frauen in Afgha-
                                                                                                                                                                                                         nistan ein. Kristina Wojtanowski und Caspar Schwedes,
                                                                                                                                                                                                         Experten für Notfallpädagogik bei den Freunden der Erzie-
                                                                                                                                                                                                         hungskunst Rudolf Steiners, sprachen über die Arbeit der
                                                                                                                                                                                                         Hilfsorganisation im Nordirak. Selbst gemalte Bilder trau-
                                                                                                                                                                                                         matisierter Mädchen und Jungen gaben den Teilnehmern
                                                                                                                                                                                                         einen berührenden Einblick in die durch Krieg und Flucht
                                                                                                                                                                                                         verletzten Seelen.

     Am Bündnisstand in Frankfurt drehte sich alles um die             Preisverleihung im Bonner „Haus der Geschichte“: Die
     Themen Katastrophenhilfe und Unterstützung für                    Gewinner Frederik Elting, Katharina Scharlowski, Susanne                                                                          Gastbeiträge
     Flüchtlinge.                                                      Zülke und Christina Brunner mit Bündnis-Geschäftsführerin                                                                         Die Gastbeiträge in den Veröffentlichungen von Aktion
                                                                       Manuela Roßbach sowie Moderator und Jurymitglied Volker                                                                           Deutschland Hilft stammen von renommierten Persönlich-
     Die Flüchtlingshilfe war auch für Aktion Deutschland Hilft das    Groß von Radio Bonn/Rhein-Sieg (v.l.).                                                                                            keiten aus Forschung, Politik und Wissenschaft. Im März
     beherrschende Thema des Jahres 2015. Dies wurde auf dem                                                                                                                                             schrieb Dr. med. Oliver Schwarz über den Umgang mit trau-
     Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit in Frankfurt/Main        Zum zweiten Mal gab es zum Internationalen Tag der Freund-                                                                        matisierten Menschen. In seinem Gastkommentar ging er
     deutlich: Das Nothilfe-Bündnis informierte vom 2. bis zum 4.      schaft am 30. Juli einen Geschichtenwettbewerb. Das Motto      Publikationen                                                      auf die schwierige Situation für Berichterstatter in Krisensi-
     Oktober an seinem Stand am Mainkai umfassend darüber, in          in diesem Jahr: Freundschaft kennt keine Grenzen. Als Ko-      Vor allem ein Thema stand im Jahr 2015 im Fokus vieler Publika-    tuationen ein. Einerseits soll das Informationsbedürfnis der
     welcher Form sich seine Bündnisorganisationen in Deutsch-         operationspartner konnte Aktion Deutschland Hilft die Deut-    tionen: die Flüchtlingshilfe. Gleich in zwei NOTRUF-Magazinen      Öffentlichkeit befriedigt, andererseits den traumatisierten
     land, aber auch in den Durchgangs- und Herkunftsregionen          sche Post AG, das Bonner Haus der Geschichte, das Modehaus     wurde der Schwerpunkt auf dieses Thema gesetzt. Die Redak-         Menschen mit Respekt begegnet werden – ein Drahtseilakt.
     für Flüchtlinge engagieren. Besucher erhielten die Möglich-       Gudrun Sjödén und das Hotel Mercedes in Bonn gewinnen.         teure beleuchteten umfassend die Hilfe in den Herkunftsregi-       In Einzelfällen können durch Schilderung eines traumatischen
     keit, weitere Einblicke in alle Bereiche der humanitären Hilfe    Insgesamt gab es über 80 Einsendungen, die von der Jury ge-    onen, den Durchgangsländern und den Aufnahmeländer und             Erlebnisses auch beim Zuhörer Bilder im Kopf entstehen. Trau-
     zu gewinnen. Auf großen Fotowänden wurde gezeigt, in wel-         lesen, begutachtet und bewertet wurden. Die Gewinner wur-      lieferten Hintergrundinformationen. Hinzu kamen Berichte über      mata können folglich auch über Generationen hinweg „ver-
     chen Ländern die Bündnismitglieder von Aktion Deutschland         den mit der Preisverleihung am 30. Juli im Bonner Haus der     die Einsatzfälle „Flut Myanmar“, „Hunger und Flucht Südsudan“,     erbt“ werden. Der Prozess wird transgenerationale Traumati-
     Hilft in den letzten Jahren nach Wirbelstürmen, Erdbeben oder     Geschichte geehrt. Die Preisverleihung fand mit 16 Berichten   über Hilfsprojekte im Nahen Osten und dem Gazastreifen, über       sierung genannt.
     Überschwemmungen für Menschen in großer Not aktiv wa-             und Meldungen in der Presse bundesweit Beachtung.              den Kampf gegen Ebola und es wurde ein Jahr nach der Flut auf      Im September befasste sich Prof. Dr. med. Joachim Gar-
     ren. Aktionen haben die Besucher zum Mitmachen animiert                                                                          dem Balkan eine Bilanz gezogen. Zudem erschien der „Ein-Jahr-      demann mit der Gesundheitsfürsorge für Flüchtlinge in
     – darunter ein Glücksrad mit Katastrophenhilfe-Quiz und ein                                                                      danach“-Bericht über den Einsatzfall im Nordirak. Auf 32 Seiten    Deutschland. Ein 2010 aufgestellter Leitfaden legt nahe,
     Länderraten auf einer großen Weltkarte. Zudem konnten sie                                                                        konnten sich Spender ein umfassendes Bild über die Arbeit der      sich in Bezug auf Grundversorgung und Nothilfe an den
     Notfallnahrung probieren, wie sie die Mitgliedsorganisationen                                                                    Mitgliedsorganisationen anhand von Interviews, Reportagen und      umfangreichen Erfahrungen von internationalen Hilfsorga-
                                                                                     Stockholm | Est. 1976

     an unterernährte Menschen in Hungergebieten verteilen.                                                                           Berichten machen. Ein NOTRUF-Magazin hatte das Thema „Haiti        nisationen zu orientieren. Generell gilt, dass Flüchtlingen in
                                                                                                                                      – fünf Jahre nach dem Erdbeben“, ein weiteres Heft informierte     Deutschland die gleiche Versorgung zusteht wie jedem an-
                                                                                                                                      über die Hilfe der Bündnispartner nach dem Erdbeben in Nepal.      deren deutschen Staatsbürger.

22                                                                                                                                                                                                                                                                        23
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