Geschäftsberichte 2020 2018 - Spital Thurgau AG

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Geschäftsberichte 2020 2018 - Spital Thurgau AG
Kantonsspital Frauenfeld
              Kantonsspital Münsterlingen
              Psychiatrische Dienste Thurgau
              Klinik St. Katharinental

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Geschäftsberichte 2020 2018 - Spital Thurgau AG
E DITORIAL
Gemeinsam erfolgreich durch die Krise                                                          1

B E I T R ÄG E T H U R M E D G E S E L L S C H A F T E N
Organe                                                                                         2
Sehr viel war 2020 durch Corona geprägt – aber nicht alles                                     3
Covid-19 in Psychiatrie und Rehabilitation                                                     8
Isolationsstationen – im Spannungsfeld zwischen Organisation und persönlicher Betroffenheit   11
«Ich bin unheimlich stolz auf j­eden Einzelnen unseres Teams.»                                14
Intensivmedizin im Angesicht der Covid-19-Pandemie                                            17

S P I TA L T H U R GAU AG: DA S JA H R 2 0 2 0 I N Z A H L E N
Lagebericht Spital Thurgau                                                                    21
Bilanz                                                                                        23
Erfolgsrechnung                                                                               24
Geldflussrechnung                                                                             25
5-Jahres-Übersicht                                                                            26
Anhang zur Jahresrechnung 2020                                                                27
Antrag über die Verwendung des Bilanzgewinnes                                                 27
Erläuterungen zur Jahresrechnung                                                              28
Bericht der Revisionsstelle                                                                   34
Patientenstatistiken                                                                          36
Qualitätsbericht                                                                              41
Personalstatistiken                                                                           46

t h u r m e d G r u p p e: DA S JA H R 2 0 2 0 I N Z A H L E N
Organigramm thurmed Gruppe                                                                    49
Lagebericht thurmed Gruppe                                                                    50
Bilanz                                                                                        52
Erfolgsrechnung                                                                               53
Geldflussrechnung                                                                             54
Anhang zur Jahresrechnung 2020                                                                55
Erläuterungen zur Jahresrechnung                                                              57
Bericht der Revisionsstelle                                                                   63

FAC H KO M PE T E N Z E N
Kantonsspital Frauenfeld, Kantonsspital Münsterlingen                                         65
Klinik St. Katharinental, Psychiatrische Dienste Thurgau                                      66
Zentrale Medizinische Dienste, Zentrale Dienste und thurmed Gesellschaften                    67

Geschlechtsneutrale Bezeichnungen
Wenn auf den nachfolgenden Seiten die weibliche Form nicht der
männlichen Form beigestellt ist, so ist der Grund dafür allein die
bessere Lesbarkeit. Wo sinnvoll, ist selbstverständlich immer auch die
weibliche Form gemeint.
Geschäftsberichte 2020 2018 - Spital Thurgau AG


Gemeinsam erfolgreich
durch die Krise

von lic. iur. Carlo Parolari, Verwaltungsratspräsident Spital Thurgau und thurmed

D
         ie Pandemie hat im vergangenen Jahr vie-         Es ist mir ein Anliegen, im Namen des Verwaltungs-
         les, ja beinahe unser ganzes Leben auf           rates allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herz-
         den Kopf gestellt. Mitte Januar konnten wir      lich für ihren grossartigen und selbstlosen Einsatz
noch den Spitalneubau Horizont in Frauenfeld in           in dieser schwierigen und belastenden Situation
Betrieb nehmen und mit überwältigendem Erfolg             zu danken. Mein besonderer Dank richtet sind an
der interessierten Bevölkerung vorstellen. Wenige         die Mitglieder der Geschäftsleitung unter der Füh-
Tage darauf wurde wegen des Coronavirus eine              rung unseres CEO, Dr. Marc Kohler. Ihnen allen ist
«gesundheitliche Notlage von internationaler              es zu verdanken, dass die Gesundheitsversorgung
Tragweite» ausgerufen und der Bundesrat hat in            im Kanton Thurgau stets auf hohem Niveau ge-
der Schweiz einen nationalen Lockdown verfügt.            währleistet war und unsere Unternehmensgruppe
Seither dominieren das Virus und die Massnahmen           dieses Krisenjahr sowohl organisatorisch als auch
zu dessen Bekämpfung unser Leben und den Ar-              wirtschaftlich erfolgreich meistern konnte.
beitsalltag. Diese ausserordentliche Zeit stellt uns
alle vor grosse Herausforderungen – bezüglich             Die beiden Akuthäuser, die psychiatrischen Diens-
Gesundheit, Familie, Sozialverhalten, Wirtschaft,         te und die Rehaklinik innerhalb der Spital Thurgau
Politik und Gesellschaft.                                 und die übrigen Tochtergesellschaften wurden
                                                          von der Pandemie unterschiedlich betroffen. In
In ganz besonderem Ausmass waren aber die                 der Spital Thurgau konnte der Unternehmensver-
Gesundheitsinstitutionen und all ihre Mitarbeiten-        lust in Grenzen gehalten werden. Es ist deshalb
den betroffen. Unsere Ärztinnen und Ärzte sowie           ausserordentlich erfreulich, dass die thurmed
die Pflegenden an vorderster Front und alle wei-          Gruppe im Berichtsjahr 2020 aller Widrigkeiten
teren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den             zum Trotz in wirtschaftlicher Hinsicht zwar unter
zentralen Diensten und in den Tochterunterneh-            Budget, aber dennoch deutlich positiv abschlies-
men haben sich in dieser Krisensituation in bewun-        sen konnte. Gemeinsam konnten wir dieses aus-
dernswerter Weise für die zahlreichen Erkrankten          serordentliche Jahr erfolgreich meistern.
eingesetzt. Waren zu Beginn der Krise vor allem
Flexibilität, Entschlossenheit und Mut gefragt, for-      Die enge Zusammenarbeit zwischen der Spital
derte die zweite Welle überdurchschnittliche Leis-        Thurgau und den Schwesterunternehmen, die in-
tungsbereitschaft und Durchhaltekraft. Auch die           ternen Synergien und das unternehmerische Han-
strategische und die operative Führung der Spital         deln auf allen Stufen sind die Schlüsselelemente
Thurgau AG waren in der Bewältigung dieser Pan-           für den Erfolg der thurmed Gruppe im schweiz-
demie stark gefordert.                                    weiten Vergleich. Dies hat sich in der aktuellen
                                                          Krisensituation einmal mehr deutlich gezeigt. ❚

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Geschäftsberichte 2020 2018 - Spital Thurgau AG
GESCHÄFTSBERICHT 2020

Organe

                        ➔ V E R WA LT U N G S R AT T H U R M E D/S P I TA L T H U R GAU
                           (von links nach rechts)
                           Dr. med. Bruno Haug
                           Christa Thorner-Dreher
                           Dr. oec. Anna-Katharina Klöckner, Vizepräsidentin
                           lic. iur. Carlo Parolari, Präsident
                           Prof. Dr. oec. Michèle Sutter-Rüdisser
                           Prof. Dr. oec. Urs Brügger
                           Prof. Dr. med. Markus von Flüe

                        ➔ G E S C H Ä F T S L E I T U N G S P I TA L T H U R GAU
                           (von links nach rechts)
                           Dr. oec. publ. Peter Heri, MPH, CFO
                           PD Dr. med. Stefan Duewell, Ärztlicher Direktor Kantonsspital Frauenfeld
                           PD Dr. med. Thomas Neff, MBA, Ärztlicher Direktor Kantonsspital
                           ­M ünsterlingen
                           Stephan Kunz, MBA, Spitaldirektor Kantonsspital Münsterlingen /
                           Verwaltungsdirektor Psychiatrische Dienste Thurgau
                           Dr. med. Stefan Goetz, Ärztlicher Direktor Klinik St. Katharinental
                           Dr. sc. techn. Marc Kohler, CEO
                           Norbert Vetterli, dipl. Ing. BSc/FH, EMBA, Spitaldirektor Kantonsspital
                           Frauenfeld / Klinikdirektor Klinik St. Katharinental
                           Dr. oec. publ. Christian Schatzmann, CIO
                           Agnes König, MHA/MPH, Pflegedirektorin Kantonsspital Münsterlingen
                           Dr. biol. hum. Ralf-Peter Gebhardt, Spitaldirektor Psychiatrische
                           Dienste Thurgau

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Geschäftsberichte 2020 2018 - Spital Thurgau AG
Sehr viel war 2020 durch Corona
geprägt – aber nicht alles

von Dr. sc. techn. Marc Kohler, CEO Spital Thurgau und thurmed

N
         ach einem sehr erfreulichen Start wurde       angepasst und für die Zukunft vorbereitet. Damit
         im Geschäftsjahr 2020 ab Mitte März alles     steht die Spital Thurgau im Quervergleich weiter
         anders: Corona respektive Covid-19 do-        als innovativ, effizient, finanziell gesichert und stra-
minierte auch die Aufgaben und Verantwortun-           tegisch sehr gut positioniert da. Einen wichtigen
gen der Spital Thurgau AG – und der gesamten           Beitrag dazu leisten die zahlreichen kleineren Leis-
thurmed Gruppe – für die Thurgauer Bevölkerung         tungserbringer, welche in der thurmed Gruppe
fast vollständig. 2020 wurde so zu einem extrem        in den letzten gut 10 Jahren aufgebaut wurden.
anspruchsvollen, für die Mitarbeitenden und die        Sie sind gut aufeinander abgestimmt, gleichen
Kaderpersonen physisch und auch psychisch aus-         Schwankungen in der Nachfrage im Kerngebiet
gesprochen belastenden Jahr. Qualitativ wurden         der Gruppe etwas aus, bringen die im Umfeld so
zwar erneut hochstehende und überdurchschnitt-         notwendige economy of scale und stabilisieren
lich gute Ergebnisse erreicht – bei Covid-Erkrank-     die Gruppe auch finanziell – das wurde 2020 mit
ten wie auch «normalen» Patientinnen und Pa­           der Covid-Pandemie deutlich bewiesen.
tien­ten –, aber die finanziellen Ergebnisse des
Gesamtunternehmens fielen tiefer als üblich aus.       Die wichtigste Aufgabe der Spital Thurgau AG ist
So schliesst die Spital Thurgau AG das Geschäfts-      die qualitativ hochwertige Versorgung der Thur-
jahr 2020 mit einem Verlust von Fr. 2,154 Mio. ab,     gauer Bevölkerung – gerade auch in Krisenzeiten.
während in der thurmed Gruppe dank der guten           Deshalb legen wir grossen Wert auf die interne
Marktpositionierung der kleineren weiteren Un-         Analyse und Qualität unserer medizinischen Ergeb-
ternehmen ein konsolidierter Gewinn von Fr. 5,385      nisse und das Benchmarking mit vergleichbaren
Mio. erwirtschaftet werden konnte.                     Spitälern im In- und Ausland. Gerade in der Covid-
                                                       19-Pandemie wurden nach und nach immer mehr
Ende 2019 standen die Anzeichen für das Ge-            vergleichbare Parameter (Erfassung von ange-
schäftsjahr 2020 eigentlich gut. Im Januar wurde       steckten Personen, Überlebensraten, Komplikatio-
der Neubau «Horizont» im Kantonsspital Frauenfeld      nen usw.) publiziert, und die Behandlungsergeb-
mit einem äusserst erfolgreichen Tag der offenen       nisse in der Spital Thurgau lagen generell etwas
Tür der breiten Bevölkerung gezeigt (deutlich über     besser als vergleichsweise erwartet. Das gilt für die
10’000 Besuche) und gefeiert. Ende Februar wur-        besonders heikle Intensivpflege, wie die oft an der
de das neue Gebäude in einem weiteren Kraftakt         Grenze des Machbaren laufenden Notfall- und
innert sehr kurzer Zeit bezogen. Die Prozesse laufen   Normalstationen. Daneben mussten in den «Hoch-
seit Beginn praktisch reibungslos. Überall im Unter-   zeiten» der Pandemie, besonders während Lock-
nehmen wurde 2020 viel weiterentwickelt, gebaut,       down-Phasen in den Monaten April bis Juni und

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Geschäftsberichte 2020 2018 - Spital Thurgau AG
GESCHÄFTSBERICHT 2020

             November bis Dezember, zahlreiche elektive Be-        ringerte sich total um 0,2%, in den Akuthäusern
             handlungen (v.a. Operationen) auf Anordnung           um ca. 3,5%. Wichtig ist dabei, dass die Spital
             des Bundesrates verschoben werden. Nur so konn-       Thurgau die Kapazitäten aufgrund der laufend
             ten die Sicherheit und Behandlungsqualität der        grösseren Nachfrage und dem stetig steigenden
             Covid-19-Patientinnen und Patienten bestmöglich       Kostengewicht (case mix), welches tendenziell
             gewährleistet und gleichzeitig auch nicht Ange-       auch den steigenden Pflegeaufwand spiegelt,
             steckte angemessen geschützt werden. Deshalb          gegen Ende 2020 um 30 Betten im Akutbereich
             sind die Behandlungsergebnisse im Jahr 2020 aus-      und weitere 6 Betten in der Psychiatrie erhöhte.
             serhalb von Covid-19 auf dem gewohnt hohen            Dazu wurden entsprechend ca. 50 zusätzliche
             Niveau. Die Verschiebungen weniger dringender         Stellen (FTE) geschaffen – patientennah in der Pfle-
             Eingriffe hatte aber auch seinen Preis: gerade äl-    ge, bei den Ärzten, in der Medizintechnik und bei
             tere Menschen warteten oft zu lange mit dem not-      weiterem Fachpersonal. Dadurch lag das Budget
             wendigen Spitalaufenthalt, sei dies aus Rücksicht     2020 deutlich über den Zahlen des Vorjahres. We-
             auf Covid-19-Erkrankte oder aus Angst vor einer       gen Corona und dem Lockdown wurden diese
             Ansteckung, was die spätere Behandlung im Spital      neuen Kapazitäten aber nie genutzt, sondern
             oder in der Rehabilitation oft etwas erschwerte       viele Betten standen während Monaten leer und
             oder auch die Heilungszeiten verlängerte. Interes-    «generierten» hohe Ertragsausfälle gegenüber
             sant ist auch die Entwicklung in den Psychiatri-      Plan, die finanziell nie kompensiert wurden. Um-
             schen Diensten Thurgau: die stationäre Auslastung     gekehrt haben diese Zusatzstellen es aber erst
             ging während dem Lockdown und auch gegen              ermöglicht, dass die Spital Thurgau die Pandemie
             Ende Jahr leicht zurück, lag aber sonst über dem      spitalseitig für den ganzen Kanton sowohl in der
             Vorjahr. Diese Steigerung ist aber kaum auf ­Corona   ersten wie auch in der zweiten Welle schon fast
             zurückzuführen, und auch die ambulanten psychi­       erstaunlich gut bewältigen konnte. Die nachweis-
             atrischen Angebote zeigen im Jahresverlauf eine       baren Zusatzkosten dafür waren allerdings im-
             leicht steigende Nachfrage.                           mens: sehr viele Überstunden und externes Zusatz-
                                                                   personal (IPS und auch Isolierstationen) über total
             Ergebnisse der Spital Thurgau AG                      ca. 5 Monate, Zusatzmaterial/-geräte (IPS, Not-
             Im Jahr 2020 wurden insgesamt 31’320 stationäre       fallstationen und die temporäre Wiederinstand-
             Fälle behandelt (–2,4% gegenüber 2019), in den        setzung des alten Bettenturms in Frauenfeld), aus-
             beiden Akutspitälern Frauenfeld und Münsterlin-       serordentlich viel Schutz-, Hygiene- und Desinfek-
             gen betrug der Rückgang 3,6% auf das ganze            tionsmaterial, die Zugangsbewachung und vieles
             Jahr. Das ambulante Volumen (Taxpunkte) ver-          mehr. Diese Zusatzkosten wurden für die 1. Welle

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Geschäftsberichte 2020 2018 - Spital Thurgau AG


vom Kanton im Umfang von ca. Fr. 7,8 Mio. auch          die Spitalpharmazie Thurgau (SPTAG) und die
abgegolten, zusammen mit einem Teilausgleich            Spitalcampusapotheke (SCAAG), und gesteigert
für die Ertragsausfälle (ca. Fr. 1,5 Mio. gegenüber     hat sich auch die Pathologie Enge (PIE) in Zürich.
IST 2019), womit allerdings ca. Fr. 9,3 Mio. Ertrags-   Gut gehalten hat sich die thurmed Immobilien
ausfall gegenüber Plan 2020 erfolgswirksam für          AG (TIAG) und nur leicht unter Budget haben die
die Spital Thurgau AG blieben. Als Fazit und Lehren     Radiologie-Nordost (RNO) mit ihren Standorten
aus der Coronapandemie bleiben:                         (Romanshorn, St. Gallen, Heerbrugg), die weiteren
• Die Spital Thurgau war imstande, die ausseror-        Radiologien (RIWAG und RABAG), die Praxis Stor-
   dentliche Lage und Belastung durch Covid-­19         chen (PGS, Stein am Rhein), das Rheumatologi-
   im Kanton gut, effizient und qualitativ hochwer-     sche Versorgungszentrum (RVZ, Weinfelden) sowie
   tig (outcome) zu bewältigen.                         die Sportpraxis (SAS) abgeschlossen. Sie alle haben
• Die physische und psychische Belastung der            primär die Ertragsausfälle während dem Lock­
   Mitarbeitenden, speziell patientennah Arbei-         down zu spüren bekommen und diese im Sommer
   tender, war ausserordentlich hoch und hinter-        und Frühherbst nur teilweise wieder aufholen
   lässt nach wie vor Spuren. Weit über 100 Mitar-      ­können. Mehr getroffen wurde die elektive Vari-
   beitende sind im Laufe 2020 selber positiv            zenchirurgie in der Venenklinik, welche leicht ne-
   getestet worden und fielen so für eine gewisse        gativ abschliesst. Sehr stark unter hohen Umsatz­
   Zeit aus, was die Lage an Spitzentagen echt           ausfällen gelitten hat die gesamte Wäscherei-
   kritisch gemacht hat. Einige Mitarbeitende sind       Gruppe, wo sich massive Rückschläge bei Hotels
   selber schwer erkrankt und kämpfen nach wie           und Restaurants mit signifikanten Einbussen im
   vor mit den Folgen.                                   Gesundheitswesen zu einem Umsatzrückgang von
• Finanziell hat der Kampf gegen Covid-19 auch           ca. 25% gegenüber Plan kumuliert haben. Für den
   in der Spital Thurgau AG deutlich negative Fol-       Aufbau der neuen Wäscherei in Pfaffnau wurden
   gen und sogar einen Verlust (Fr. –2,154 Mio.)         trotz diesen harten Krisenzeiten namhafte und
   bewirkt. Hauptgrund ist, dass das Gros der Er-        solide Kunden neu gewonnen. Dennoch blieb
   tragsausfälle gegenüber Plan selber getragen          das Gesamtergebnis der Wäschereien Corona-
   werden musste.                                        bedingt negativ.

Weitere thurmed Unternehmen                             In Summe über alle Gesellschaften (ohne die Spi-
Sie alle waren natürlich auch durch Covid-19 be-        tal Thurgau AG) konnte ein schöner Gewinn erzielt
troffen, allerdings sehr unterschiedlich. Klar profi-   und die Budgetziele 2020 mindestens teilweise
tiert von der stark gestiegenen Nachfrage haben         erreicht werden. Unter den schwierigen Rahmen-

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Geschäftsberichte 2020 2018 - Spital Thurgau AG
GESCHÄFTSBERICHT 2020

             bedingungen ist das als grosser Erfolg zu werten.      arbeiterzufriedenheit ist heute im kompetitiven
             Es zeigt sich, dass sich die verschiedenen Stand-      Umfeld und Kampf um die besten Leute ein ent-
             beine der thurmed Gruppe gerade auch in der            scheidender Erfolgsfaktor, dem wir speziell Sorge
             Krise bewähren, zum Teil antizyklisch verlaufen        tragen und wo wir auch entsprechend positive
             und so den erfreulichen Markterfolg wie auch die       Feedbacks erhalten.
             finanziellen Ergebnisse der Gruppe klar positiv
             stabilisieren. Aus unserer Sicht ist 2020 ein Beweis   Ausblick
             für die risikoaverse, marktorientierte, langfristig    Sehr vieles musste im Jahr 2020 auf die Herausfor-
             vorausschauende und wohl auch nachhaltige              derungen von Covid-19 ausgerichtet und auch
             Qualität der Strategie, welche immer besser zum        «ertragen» werden. Das hat uns oft an die Leis-
             Tragen kommt. Natürlich steigt mit der Diversifizie-   tungsgrenzen gebracht. Die Spital Thurgau und
             rung der Gruppe auch der Aufwand für die Ko-           die thurmed Gruppe sind das Rückgrat der Ge-
             härenz und die Bewältigung von ausserordentli-         sundheitsversorgung im Kanton. Dieser grossen
             chen Lagen, das haben die Kaderverantwortli-           Verpflichtung sind wir uns bewusst und nehmen
             chen sehr deutlich gespürt.                            die Herausforderung auch immer wieder an. Es
                                                                    freut uns, wenn diese Leistungen durch die Politik
             Insgesamt konnte die ganze thurmed Gruppe im           und Gesellschaft auch wiederholt gelobt werden,
             Geschäftsjahr 2020 einen – in Anbetracht der Um-       sei es ganz allgemein oder sehr oft auch im Rah-
             stände – erfreulichen konsolidierten Gewinn von        men persönlicher Schicksale von Patientinnen
             Fr. 5,385 Mio. verbuchen. Dabei drehte sich lange      und Patienten. Leider ist diese Pandemie per Ende
             nicht alles um Corona, sondern es wurden auch          Jahr bei Weitem noch nicht überwunden, und
             wichtige Weichen für die Weiterentwicklung der         auch die ersten Monate des Jahres 2021 waren
             Gruppe gestellt, namentlich in den Bereichen           ganz wesentlich davon geprägt. Das macht es
             Weiterentwicklung und Aktualisierung der medi-         immer schwieriger, die Mitarbeitenden für immer
             zinischen Angebote nach neustem Stand, Sorti-          neue Höchstleistungen zu motivieren. Bis jetzt ist
             mentsoptimierung (Medikamente, Implantate),            das ziemlich gut gelungen, aber auch wir werden
             Kostensenkungen im Einkauf, Qualitätsmessung           – wie die ganze Bevölkerung – langsam etwas
             und sehr viel auch im Bereich von Human Ressour-       müde durch all die Belastungen und die Dauer
             ces: Einsatzplanung der Mitarbeitenden, Weiter-        der Covid-19-Krise. Deshalb ein grosser Dank an
             bildung, attraktive Anstellungsbedingungen, Per-       alle, speziell aber an die Mitarbeitenden, für ihren
             sonaladministration und – in ausserordentlichen        grossen, hochwertigen und unermüdlichen Ein-
             Lagen ganz wesentlich – Kommunikation. Mit­            satz!                                             ❚

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Geschäftsberichte 2020 2018 - Spital Thurgau AG

Geschäftsberichte 2020 2018 - Spital Thurgau AG
GESCHÄFTSBERICHT 2020

             Covid-19 in Psychiatrie
             und Rehabilitation

             von Dr. biol. hum. Ralf-Peter Gebhardt, Spitaldirektor Psychiatrische Dienste Thurgau,
             Dr. Marko Hurst, Stv. Chefarzt Ambulante Erwachsenenpsychiatrie Psychiatrische Dienste Thurgau,
             und Dr. med. Stefan Goetz, Ärztlicher Direktor Klinik St. Katharinental

            D
                     er Historiker Malte Thiessen beschreibt        frage und Belegung weitestgehend stabil, Covid-
                     Seuchen als die sozialsten aller Krankhei-     19-bedingt mussten dort jedoch teilweise deutli-
                     ten. Die Welt verändert sich für alle Men-     che Anpassungen im Stationsalltag und bei den
             schen und jeder macht die Erfahrung, dass zu den       therapeutischen Angeboten vorgenommen wer-
             alten Sorgen neue hinzukommen: existenzielle,          den. Für die Patienten und Patientinnen stellten
             gesundheitliche, finanzielle und soziale. Für Men-     die neuen Hygienemassnahmen eine grosse He-
             schen mit psychischer Vulnerabilität bedeutet die      rausforderung dar. Manche der Regeln – wie das
             Pandemie mit all ihren Einschränkungen, neu            Maskentragen – waren gewöhnungsbedürftig
             hinzugekommenen Risiken, kollektiv geschürten          und wirkten nur auf den ersten Blick leicht umsetz-
             Ängsten und extremer medialen Präsenz einen            bar. Bei genauerem Hinschauen erschweren die
             zusätzlichen Stressfaktor. Bereits bestehende so-      Masken aber die Kommunikation insbesondere
             ziale Spannungen verschärfen sich und treten           für Ältere und Hörbehinderte. Ausgesprochen kri-
             umso klarer zutage, je länger die Pandemie an-         tisch wirkte sich die Massnahme des Besuchsver-
             dauert. Für diese Menschen sind wir da.                bots aus, da die Besuche bei längeren rehabilita-
                                                                    tiven Aufenthalten eine wichtige Stütze sind und
             Während die Psychiatrie und die Klinik St. Katha-      die Zusammenarbeit mit den Angehörigen für den
             rinental den ersten Coronalockdown im Frühjahr         Erfolg wesentlich ist. Patienten und Patientinnen,
             2020 zwar mit wirtschaftlichen Einbrüchen und          welche von Covid-19 betroffen waren, litten unter
             der temporären Schliessung von Angeboten, an-          der Isolation, was wiederum für das betreuende
             sonsten aber weitestgehend unbeschadet über-           Personal eine zusätzliche Herausforderung dar-
             standen, sind die laufenden Auswirkungen der           stellte.
             zweiten Welle seit Herbst 2020 gravierender und
             dauerhafterer Natur. Das ersehnte Zurück in die        Seit Ende November 2020 werden alle unsere Pa-
             Normalität ist in weite Ferne gerückt. Die erforder-   tienten und Patientinnen vor der stationären Auf-
             lichen Veränderungen waren je nach Arbeitsort          nahme mit dem Antigen-Schnelltest getestet.
             unterschiedlich. Bei den ambulanten psychiatri-        Dadurch, zusammen mit den penibel umgesetz-
             schen Angeboten der Erwachsenenpsychiatrie             ten Hygienemassnahmen, erreichen wir einen
             und der Kinder- und Jugendpsychiatrie blieb die        hohen Sicherheitsstandard. Selbstverständlich ist
             Nachfrage unvermindert hoch, die Termine wur-          die Psychiatrische Klinik Münsterlingen auch für
             den vermehrt auch telefonisch oder per Video-          die Aufnahme von Covid-19-positiv getesteten
             konsultation durchgeführt. Im stationären Bereich      Patienten und Patientinnen zuständig, wenn de-
             von Psychiatrie und Rehabilitation blieb die Nach-     ren psychische Erkrankung dies erfordert. Diese

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werden isoliert in einem Einzelzimmer behandelt,      chigen Lockdowns tiefe Spuren hinterlassen und
Ansteckungen auf den Stationen konnten durch          die unternehmerische Risikoaversion in der Zukunft
diese Massnahmen bislang vermieden werden.            nachhaltig verstärken.
Wir sind dadurch in der Lage, auch weiterhin alle
psychiatrischen und rehabilitativen Behandlungs-      Für das kommende Jahr schauen wir auf die an-
angebote zur Verfügung zu stellen – und es könn-      gestrebte Durchimpfung der Bevölkerung. Die
te gut sein, dass diese in den kommenden Zeiten       Impfungen beginnen in der Spital Thurgau bereits
notwendiger werden denn je. Die psychische            im Januar 2021 und mit jeder geimpften Person
Belastung in der Bevölkerung hat inzwischen spür-     wächst die Hoffnung, dass wir eine Waffe gegen
bar zugenommen, was wir auch in der Behand-           das Virus und seine Mutationen gefunden haben.
lung registrieren. Empirisch zeigte eine Umfrage      Trotz der Erwartung, die wir ins Impfen legen, wei-
der Universität Basel zur psychischen Belastung in    sen Experten weltweit darauf hin, dass uns die
der zweiten Covid-19-Welle (Swiss Corona Stress       Seuche noch länger begleiten wird. Aus psychi-
Study: www.coronastress.ch), dass der psychische      atrischer Sicht liegen uns deshalb nicht nur
Stress im Vergleich zum Frühjahr 2020 deutlich zu-    Hygiene­massnahmen am Herzen, sondern auch
genommen hat. Während der Anteil der befrag-          psychohygienische Massnahmen. Wir erlauben
ten Personen, die schwere depressive Symptome         uns daher zum Schluss, aus den 10 Schritten für
hatten, im Frühjahr «nur» 9% betrug, belief er sich   die psychische Gesundheit der WHO zu paraphra­
im November 2020 auf 18%. Besonders stark be-         sieren:
troffen waren davon junge Leute sowie Personen,
die finanzielle Einbussen erfahren. Die belasten-     Bleiben Sie in Kontakt mit anderen Menschen,
den Zukunftsängste haben durch die Mutationen         wenn es «face to face» nicht geht, dann elektro-
des Virus und die sich abzeichnende Pandemie          nisch oder sogar altmodisch mit einem handschrift-
in der Pandemie im Januar 2021 nochmals zusätz-       lichen Brief. Bleiben Sie aktiv, physisch wie auch
liche Nahrung erhalten.                               geistig, nutzen Sie die Zeit, um ein neues Hobby zu
                                                      entdecken, online eine Sprache zu lernen, ein Buch
Wir gehen deshalb stark davon aus, dass uns in        zu lesen oder die schönen Wiesen und Felder des
Psychiatrie und Rehabilitation die mittel- und        Kantons Thurgau zu durchstreifen. Akzeptieren Sie
langfristigen Auswirkungen von Covid-19 in den        das, was ist, erfreuen Sie sich sowohl der temporä-
kommenden Jahren noch zunehmend beschäf-              ren Verlangsamung in Ihrer Freizeit als auch der
tigen werden. Aber auch in der Wirtschaft werden      hohen Relevanz und Notwendigkeit Ihrer Tätigkeit
die schmerzhaften Erfahrungen eines mehrwö-           in der Gesundheitsbranche.                       ❚

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Isolationsstationen – im
Spannungsfeld zwischen Organisation
und persönlicher Betroffenheit
von Agnes König, MHA/MPH, Pflegedirektorin Kantonsspital Münsterlingen,
und Doris Rathgeb, Pflegedirektorin Kantonsspital Frauenfeld

Im Januar 2020 häuften sich die Meldungen aus            unter grossem Zeitdruck organisatorisch und
der Millionenstadt Wuhan in China über die Ent-          personell vorzubereiten und den korrekten und
wicklung und Verbreitung einer neuartigen Lun-           sicheren Umgang mit den Schutzmaterialien
generkrankung. Mitte Februar 2020 gab die WHO            zu schulen.
der Erkrankung den offiziellen Namen «Covid-19»,
was für «Corona Virus Desease 2019» steht.              Im März 2020 wurden die Akutspitäler der Spital
                                                        Thurgau aufgefordert, die vom Kanton verlangten
 «Covid-19 – was ist das genau?»                        Kapazitäten bereitzustellen. Parallel zur IPS-Erwei-
 Das Krankheitsbild war auch für uns Pflegende          terung, erfolgte der Auf- und Ausbau von Isola­
 neu. Damit verbunden viele Fragen und Ängs-            tionsstationen für die Pflege und Betreuung von
 te. «Wie gefährlich ist diese Krankheit? Wie kann      Covid-19-Patienten. Innerhalb nur weniger Tage
 man sich und andere vor einer Ansteckung               standen 40–50 Isola­tionsbetten bereit und der
 schützen? Wie gross ist die Gefahr, an einer           ­Ausbau auf 50–70 (Stufe 2) bzw. auf 70–100 Betten
 Coronainfektion zu sterben? Auch wenn wir               ­(Stufe 3) war geplant. Im Frühjahr reichte die
 den Umgang mit Infektionskrankheiten ge-                 Stufe 1 aus. Im Herbst stieg die Anzahl an Covid-19-
 wohnt waren, hat uns Covid-19 grossen Respekt            Patien­ten rasant an. Bereits nach kurzer Zeit waren
 eingeflösst.                                             die rund 100 Isolationsbetten in beiden Akutspitä-
                                                          lern nahezu konstant voll belegt.
Die Schweiz stand wegen der raschen Ausbreitung
des Virus in Italien in erhöhter Alarmbereitschaft.      «Organisatorisch und personell
Die Tessiner Spitäler isolierten Personen mit Grippe­    eine grosse Herausforderung»
symptomen und stellten sie notfalls unter Quaran-        Um Ansteckungen möglichst zu verhindern,
täne. Am 25. Februar 2020 wurde ein erster Fall          trennten wir Verdachtsfälle und an Covid-19
des neuartigen Coronavirus bestätigt. Das BAG            Erkrankte konsequent von anderen Patientin-
lanciert die Informationskampagne «So schützen           nen und Patienten. So hatten wir immer mehr
wir uns».                                                Isolierzimmer definiert und eingerichtet. Unter
                                                         Zeitdruck mussten wir die Kapazitäten laufend
 «Aufmerksam, aber auch besorgt verfolgten               aufstocken, das Schutzmaterial organisieren
 wir die Entwicklungen»                                  und das zusätzliche Personal rekrutieren.
 Sobald die ersten Covid-19-Fälle in Italien be-
 kannt wurden, war uns bewusst, dass auch der           Für die Pflege der Patienten in den Isolationssta-
 Kanton Thurgau betroffen sein wird. Bald hatten        tionen braucht es eine bis zwei zusätzliche Pflege­
 wir alle Hände voll zu tun, um die behördlichen        fachpersonen in jeder Schicht. In den ausgelas-
 Entscheidungen umzusetzen. So galt es, sich            teten Monaten zwischen Oktober 2020 bis Januar

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GESCHÄFTSBERICHT 2020

             2021 waren das über alle Isolationsstationen der      «Disziplin und Empathie»
             Spital Thurgau rund 20 zusätzliche Stellen.           Der unberechenbare Krankheitsverlauf löste
                                                                   auch bei uns viele Ängste aus. Kranke spüren
             Gleichzeitig zur Bereitstellung von zusätzlichen      Verschlechterungen häufig selbst nicht, diese
             Personalressourcen müssen die Behandlungs­            treten jedoch sehr schnell ein. Wir konnten uns
             teams für die Arbeit auf den Isolationsstationen      auf Gelerntes und Erfahrungswerte nicht mehr
             vorbereitet, fortlaufend mit aktuellem Wissen aus-    verlassen. Aufmerksamkeit und kompetentes
             gestattet und insbesondere auch legitimiert wer-      Reagieren auch in Ausnahmesituationen haben
             den, die Umsetzungen gemäss den internen Vor-         uns in jedem Augenblick gefordert. So war die
             gaben einzufordern und durchzusetzen.                 Sorge, «einen Moment zu verpassen», unsere
                                                                   ständige Begleiterin.
              «Erfahrungen buttom-up einfliessen lassen»
              Wissensvermittlung fand in regelmässigen             Auch für die Angehörigen ist ein Spitalaufent-
              Schulungen, innerhalb der Teams und direkt           halt von an Covid-19 Erkrankten eine absolute
              am Krankenbett statt. Es blieb jedoch für uns        Ausnahmesituation. Das stark eingeschränkte
              alle ein hoher Anspruch, uns immer zeitnah           Besuchsrecht war für Patienten und Angehörige
              über neuste Entwicklungen und Erkenntnisse           eine weitere grosse emotionale Belastung.
              auf dem Laufenden zu halten. Unsere Erfah-
              rungswerte und Rückmeldungen «von der                Patientinnen, Patienten als auch uns selbst galt
              Front» wurden gehört und halfen, Abläufe ge-         es, mit allen Mitteln vor einer Ansteckung zu
              zielt und zeitnah zu optimieren.                     schützen. Das bedeutet für uns jedoch auch
                                                                   eine ständige Gratwanderung zwischen strik-
             Eine Covid-19-Diagnose löst bei Patienten viele       tem Einhalten der Schutzmassnahmen und per-
             Fragen, Sorgen, Unsicherheit, Ängste – auch Angst     sönlicher Zuwendung.
             vor dem Sterben – aus. Die Patienten leiden an
             schweren Symptomen wie Husten, Atemnot, Mü-          Die Planung von ausreichend Pflegefachpersonen
             digkeit und hohem Fieber. Der Krankheitsverlauf      für die Isolationsstationen gehört zur permanenten
             ist unberechenbar und kann sich innert kürzester     Führungsaufgabe. In den vergangenen Monaten
             Zeit abrupt verändern. Das «Isoliert-sein» ist für   kamen bedrohlich hohe Ausfälle von an Covid-19
             Patienten gleichermassen wie für Angehörige          angesteckten Mitarbeitenden dazu. Während im
             eine sehr schwierige Situation.                      Frühling die Zahl der infizierten Mitarbeitenden sehr
                                                                  gering war, waren es im Herbst zeitweise bis zu
                                                                  40 Personen, die täglich an Covid-19 erkrankten

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und den Engpass verstärkten. Die Ersatzplanung       Dank der enormen Hilfsbereitschaft, der ge-
erfordert weitere Personalrotationen, zahlreiche     genseitigen Solidarität innerhalb der Häuser als
Zusatzeinsätze der Mitarbeitenden und perso­nelle    auch standortübergreifend konnten wir die
Unterstützung aus den umliegenden Gesundheits­       grosse Zusatzbelastung bewältigen und die
institutionen.                                       notwendige Kraft für die Betreuung von Pa­
                                                     tientinnen und Patienten über Wochen und
Als Belastung für die Behandlungsteams kommen        Monate aufbringen.
die Angst, sich selber mit Covid-19 anzustecken,
die Unvorhersehbarkeit über den Verlauf der Pan-     Mit diesem Effort konnten wir für zahlreiche,
demie, die anhaltende Belastung, eine gewisse        äusserst schwierige Situationen immer wieder
Hilflosigkeit und Ermüdungserscheinungen hinzu.      Lösungen finden und die Gesundheitsversor-
Die sorgfältige Teamarbeit, das Angebot für die      gung jederzeit vollumfänglich sicherstellen.
psychologische Unterstützung und das gemein-
same Tragen von ethisch anspruchsvollen Situa-      Abschliessend lässt sich festhalten, dass die Or-
tionen bilden weitere wichtige Säulen für die Ar-   ganisation der Isolationsstationen seit Beginn der
beit auf der Isolationsstation.                     Pandemie auf die Verarbeitung der politischen,
                                                    rechtlichen oder fachlichen Vorgaben, das Tref-
 «Empathische Führung und Solidarität»              fen von tragfähigen Entscheidungen, die per­
 Den vielen Unsicherheiten und Sorgen begeg-        manente Anpassung der Bedingungen und die
 neten unsere Führungspersonen mit einem stets      ­kontinuierliche Information angewiesen ist. Die
 offenen Ohr. Wir fühlten uns gehört und ernst       ­Coronapandemie rüttelt an der gewohnten Plan-
 genommen. Auch sehr dankbar waren wir, dass          barkeit. Der Spitalbetrieb wird auf die Fähigkeit
 trotz Personalknappheit in der Dienstplanung         von Flexibilität geprüft und verlangt nach neuen
 auf die Verlängerung der Schichten verzichtet        Eskalationsprogrammen. Die Erfahrungen der
 wurde.                                               letzten Monate machen deutlich, dass das Sicher-
                                                      stellen einer fachlich und menschlich kompeten-
 Besonders schätzten wir auch die tatkräftige         ten Behandlung und Pflege dieser Patienten auf
 Mitarbeit von Leitungspersonen «direkt am          die Anpassungsfähigkeit und Beweglichkeit des
 Bett». Organisatorische und administrative Auf-      gesamten Spitals und schlussendlich auf den gros-
 gaben wurden auf ein absolutes Minimum re-           sen Einsatz und die Leistungsbereitschaft, auf die
 duziert, Prioritäten zugunsten des Teams und         Zusammenarbeit und Solidarität eines jeden ein-
 der Patienten neu gesetzt und Sicherheit in          zelnen Mitarbeitenden ankommt.                  ❚
 unsicheren Situationen vermittelt.

13
GESCHÄFTSBERICHT 2020

             «Ich bin unheimlich stolz auf
             ­jeden Einzelnen unseres Teams.»

             PD Dr. med. Stefan Duewell, Ärztlicher Direktor Kantonsspital Frauenfeld, führte das Interview mit
             Dr. med. Simone Bochsler (SB), Ärztliche Leiterin Notfall Kantonsspital Frauenfeld, und
             Godehard Berghoff (GB), Leiter Notfall Kantonsspital Münsterlingen

             Das SARS-CoV-2-Virus erreichte Europa über                 ­ ieder aktiviert, die Armee kam zur Hilfe. Ausser-
                                                                        w
             Italien. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie            dem wurde ein separater Notfall eingerichtet. Im
             die Bilder aus Norditalien sahen?                          KSM war das nicht so extrem. SB: Beide Standorte
             SB: China war weit weg und wir haben gedacht,              ­haben sehr gute Unterstützung durch die ver­
             dass dieses Virus verebbt, bevor es überhaupt in            antwortlichen Ärztinnen der Infektiologie Spital
             unserer Nähe ist. Als dann Italien in diesem schwe-       T­ hurgau erhalten.
             ren Ausmass getroffen wurde, war dies wie ein
             Schock. GB: Uns erging es genauso. Die Ängste             Hat man Patientenschicksale nachverfolgt?
             im Team waren plötzlich spürbar – was erwartet            SB: Solange der Patient im Hause war, hat man
             uns, wie schlimm wird es, auch so schlimm wie in          den Verlauf verfolgt. Ist er immer noch auf der
             Italien?                                                  Intensivstation, konnte er auf die Station verlegt
                                                                       werden, wie geht es ihm? Hat er es geschafft?
             Wie haben Sie sich vorbereitet?                           Dies war ein Bedürfnis für die Mitarbeitenden und
             GB: Wir führten sehr schnell erste Besprechungen.         hat auch geholfen, damit umzugehen. GB: Es war
             Wir haben uns für eine zweite Notfallspur entschie-       immer ein «Aufsteller», wenn ein Patient das Spital
             den und entsprechend einen Stufenplan erstellt,           verlassen konnte.
             welcher bis heute Bestand hat. Wir haben z. B. den
             Covid-Patienten fixe Kojen zugeteilt und andere           Im Sommer haben beide Standorte ein
             Patienten zeitweise ins Ambulatorium ausgela-             ­Debriefing gemacht und die Situation analy-
             gert. SB: Wir mussten einen zweiten Notfall aus           siert. Was waren die wichtigsten Punkte?
             dem Nichts schaffen. Die Abläufe mussten fest-            SB: Jeder Mitarbeitende hatte individuell Proble-
             gelegt, Materialien organisiert und Arbeitsschich-         me mit der Verarbeitung der ganzen Situation.
             ten geplant werden. Wir kannten die Erkrankung             Die Wertschätzung der Mitarbeitenden war sehr
             zu wenig. Man hatte keine Vorstellung, wie die             wichtig, denn sie machen einen super Job. GB:
             Prognose eines erkrankten Patienten aussieht und          Durch die Rapporte haben Mitarbeitende erfah-
             welche Behandlungsoptionen bestehen. Es wurde             ren, dass die durch sie getroffenen Massnahmen
             kontinuierlich angepasst und optimiert, es kamen          geholfen haben. Von ärztlicher Seite und der In-
             immer neue Erkenntnisse hinzu.                             tensivstation haben wir viele Rückmeldungen
                                                                        erhalten. Die engmaschige Information an das
             Wie haben Sie die Zusammenarbeit zwischen                  gesamte Team war sehr wichtig.
             den Kantonsspitälern Münsterlingen (KSM) und
             Frauenfeld (KSF) empfunden?                               Wie war die Vorbereitung auf die zweite Welle?
             GB: Das KSF hatte einen anderen Auftrag als das           SB: Wir konnten besser einschätzen, womit wir es
             KSM. Am KSF wurde das alte Bettenhochhaus                 zu tun haben werden. Wir haben keinen zweiten

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Notfall mehr eingerichtet. GB: Im KSM haben sich     Was lief anders gegenüber der ersten Welle?
die Abläufe gegenüber der ersten Welle nicht         SB und GB, positiv: Viel mehr Routine, keine Dis-
verändert.                                           kussionen zu Schutzmaterial, jeder wusste, was zu
                                                     tun ist. Es waren Standards zur Diagnostik vorhan-
Sie waren sich wohl bewusst, dass das, was da        den, die Pflege kannte die Abläufe, Therapieop-
kommt, kein Sprint sein wird, sondern eher ein       tionen waren bekannt. Negativ: Die Grenze der
Marathon?                                            Machbarkeit, die psychische und physische Be-
GB: Wir mussten da irgendwie durch. Wir hatten       lastung der Mitarbeitenden war erreicht.
ja nicht mehr Personal als zu normalen Zeiten. Wir
haben jede Schicht so gut bewältigt, wie es eben     Was war die grösste Herausforderung
ging. Es haben alle schneller gearbeitet, die Ka-    als Führungsperson?
derärzte waren sehr präsent. Dieses Miteinander      SB und GB: Tagtäglich den Mitarbeitenden Moti-
hat geholfen.                                        vation und Zuversicht zu vermitteln, dass wir es als
                                                     Team schaffen werden. Das war immens.
Sie sind beide Führungspersonen. Sie arbeiten
viele Stunden und tragen Verantwortung für die       Was war das positivste Ereignis in den letzten
ganze Abteilung. Wie schaffen Sie das?               12 Monaten für Sie persönlich?
SB: Wir haben unsere eigenen Grenzen aufgezeigt      SB: Die Erkenntnis, wie weit ein Team kommen
bekommen. Die Positivität, die Power ins Team zu     kann, wenn es zusammensteht und jeder Einzelne
bringen, war irgendwann kaum mehr möglich.           versucht, seinen Teil beizutragen. GB: Ich bin un-
Wir mussten da einfach durch. GB: Das Leben hat      heimlich stolz auf jeden Einzelnen unseres Teams,
nur noch in der Klinik stattgefunden. Zu Hause hat   wie sie alle das letzte Jahr gemeistert haben –
man nur gegessen und geschlafen.                     wirklich toll. Wir hatten teilweise fast 100 Patienten
                                                     pro Tag. Das Maximum vor Corona war um die
Im Vergleich zur ersten Welle blieben in der         80 Patienten. SB: Man darf nicht vergessen, dass
zweiten die normalen Notfälle nicht weg.             ­Covid-19 unseren Alltag extrem beeinflusst. In den
GB: In der Regel war morgens um 10.00 Uhr der         letzten Wochen, mit Entspannung der Situation,
Notfall gefüllt. An extremen Tagen hatten wir in-     habe ich die Freude an der Medizin zurückerhal-
nerhalb von zwei Stunden 30 Patienten, davon          ten und Freude, wieder andere Krankheitsbilder
die Hälfte isoliert. SB: Emotional wurde es viel      zu sehen und die Patienten zu behandeln. GB:
schwieriger, man hat viel mehr Schicksale miter-      Das ist ­richtig. Dieser normale Notfallalltag mit
lebt, wir haben Patienten verloren. Die Einzel-       wenig ­Covid-Patienten, wo oft mit wenig ganz
schicksale haben die Mitarbeitenden beinah            viel erreicht werden kann, ist wirklich schön.     ❚
nicht mehr ertragen.

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Intensivmedizin im Angesicht
der Covid-19-Pandemie

von PD Dr. med. Thomas A. Neff, MBA, Ärztlicher Direktor Kantonsspital Münsterlingen

A
         n das reale Auftreten einer Pandemie           Zweischichtsystem gearbeitet. Aufgrund des Ver-
         haben wohl nur wenige von uns je ge-           botes aller elektiven Eingriffe und ambulanten
         glaubt. SARS, MERS, Ebola und andere           Sprechstunden konnten für die Intensivstation
epidemische Krankheiten – andernorts ja, aber           personelle Ressourcen freigespielt werden. Diese
sicher nicht bei uns! Mit dem ersten Auftreten der      zusätzlichen Fachkräfte wurden in einem Schnell-
zunächst noch rätselhaften Lungenerkrankung in          durchlauf auf der Intensivstation eingearbeitet,
China Anfang 2020 herrschte immer noch die              jede Unterstützung war willkommen.
Überzeugung, dass wir auch diesmal verschont
bleiben würden. Doch es kam anders. Covid-19            Zum Schutz vor Ansteckung des Personals im Um-
verbreitete sich rasend schnell über die globa­         gang mit den Covid-19-Erkrankten wurden innert
lisierten Handelsstrassen und Reisewege, kam            kürzester Zeit Konzepte erarbeitet. Schutzmäntel,
stetig näher, und schon bald erreichten uns Schre-      Schutzbrillen, Gesichtsschilder, FFP2-Schutzmas-
ckensbilder aus Norditalien und unserem Süd­            ken, doppelte Handschuhe, korrektes An- und
kanton Tessin. Das Virus war in der Schweiz ange-       Ausziehen, als «schmutzig» und «sauber» farblich
kommen. Beängstigend eindrücklich die über-             getrennte Zonen. Alles musste erlernt und geübt
lasteten Spitäler und Intensivstationen.                werden, auf der Station selbst gedrehte Lehr­
                                                        videos dienten als Anleitung. Dringend war auch
In angespannter Erwartung                               die Beschaffung zusätzlicher Gerätschaften wie
Noch war es ruhig am Bodensee. Unsere ultima-           Beatmungsgeräte, Infusionspumpen, Nierenersatz-
tive Chance, die verbleibende Zeit im Angesicht         geräte, Intensivbetten und vieles andere mehr,
des realen Ernstes der Lage zur Vorbereitung zu         notabene alles ausserhalb des regulären Budget-
nutzen. Wir wurden angewiesen, zusätzliche In-          prozesses. Grosse Sorgen bereiteten Lieferschwie-
tensivplätze zu schaffen. Eine Erhöhung der regu-       rigkeiten bei unzähligen kritischen Medikamenten
lären 12 auf 32 Intensivbetten am Kantonsspital         und Verbrauchsmaterialien. Dies als Folge dessen,
Münsterlingen, bis zu 20 Plätze bei 9 regulären         dass uns Corona gegenüber anderen Teilen der
Betten sollten es am Kantonsspital Frauenfeld sein.     Welt erst verzögert erreichte, der Markt gab vieles
Insgesamt eine 2,5-fache Erhöhung der Kapazi-           nicht mehr her. Dennoch waren wir nun bereit, so
täten. Dieser Infrastrukturaufbau sollte möglichst      gut es eben ging.
rasch geschehen – in einem noch nie dagewe-
senen Kraftakt, die Zeit drängte.                       Die erste Welle
                                                        Nach einer fast gespenstischen Ruhe dann plötz-
Die Dienstpläne mussten neu geschrieben wer-            lich die brachiale Realität – Covid-19 hatte uns
den, in den Spitzenmonaten wurde sogar in einem         erreicht!

17
GESCHÄFTSBERICHT 2020

             Die Patienten kamen, einer nach dem andern,          Auffällig sind die im Durchschnitt langen Liege-
             wurden intubiert, künstlich beatmet, benötigten      zeiten bei Covid-19-Patienten. Oftmals bleibt es
             Katheter in Venen und Arterien, unzählige Infu­      nicht beim primär erkrankten Organ, der Lunge,
             sionspumpen daran angeschlossen. Die verfüg-         sondern nach und nach sind auch weitere Orga-
             baren Intensivbetten waren, trotz der massiven       ne und Organsysteme betroffen. Viele Patienten
             Aufstockung, bald ein knappes Gut. Covid-19,         liegen über Wochen bei uns, 63 Tage ist die bisher
             Lungenversagen, so die immer gleichlautende          längste Liegedauer bis zur Entlassung in die Re-
             Diagnose. Das Virus wurde schnell Teil unseres       habilitation. Solche Momente der Verabschie-
             Berufsalltags und einer dramatischen Routine.        dung wiegen viel auf an Erschöpfung, Aufopfe-
             Die Behandlungsrichtlinien waren geschrieben,        rung, aber auch an Nachdenklichkeit und Trauer
             wurden laufend angepasst. Wir mussten erken-         über Verläufe, die nicht zu einem guten Ende
             nen, dass Covid-19-Patienten anders sind, dass       führen.
             sie neue Herausforderungen und bisher nicht ge-
             kannte Anforderungen an die Therapie mit sich        Intermezzo
             bringen. Bauchlage, schwierige Beatmung, lang-       Nach wochenlangem Ringen um unzählige Pati-
             wierige Verläufe und das Wissen darum, dass es       entenleben kehrte allmählich wieder Ruhe ein.
             keine erprobten medikamentösen Therapien gibt.       Social Distancing, Händehygiene, die ausseror-
             Studium der Literatur und Austausch mit Kollegin-    dentliche Lage mit Lockdown, geschlossenen
             nen und Kollegen im In- und Ausland halfen uns,      Schulen, dicht gemachten Grenzen, Versamm-
             das Krankheitsbild besser zu verstehen. Schnell      lungsverbot, Ausgangssperre usw. schienen zu
             wurde klar, dass der Behandlungsaufwand eines        greifen. Die Infektionszahlen nahmen ab, der
             Covid-19-Patienten, u.a. wegen der strikten Isola-   Druck auf die Intensivstation liess nach, und mit
             tionsmassnahmen, ungleich aufwendiger als der-       dem Austritt der letzten Covid-19-Patienten von
             jenige eines Nicht-Covid-19-Patienten war.           der Intensivstation Ende Mai kehrten auch die uns
                                                                  unterstützenden Helfer wieder an ihre ange-
             Patienten pflegen, umlagern, Medikamente auf-        stammten Arbeitsplätze zurück. Der normale All-
             ziehen und verabreichen, Infusionen richten, Flä-    tag kehrte wieder ein. Doch war nun wirklich alles
             chendesinfektion, Visiten in Vollmontur, schweiss-   vorbei, «courant normal» auf der Intensivstation?
             gebadet wieder raus aus dem Zimmer. Dies alles       Wie wir alle wissen nein, bei Weitem nicht!
             mit der nötigen Ruhe, fast schon abgeklärt, um
             keine Fehler zu machen, um nichts zu riskieren.      Denn trotz einer anfangs naturgemäss nur lang-
                                                                  sam wieder ansteigenden und kaum wahrnehm-

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baren exponentiellen Entwicklung der Corona-            monatelangen Kampf gegen das Virus einstellen,
fälle über die Sommermonate hinweg, wurde in            das war von vornherein klar.
unserem Land dem Ruf nach Öffnung und Rück-
kehr zur Normalität rasch, in manchen Augen zu          Und so schreiben wir mittlerweile März 2021. Die
rasch, nachgegeben. Ein schöner Sommer zwar,            Covid-19-Patienten sind immer noch da. Zwar hat
in trügerischer Ruhe und mit vermeintlicher Zuver-      sich bei deren Versorgung eine gewisse Routine
sicht, dass Corona überstanden ist. «Wir können         eingestellt, jedoch ist die Situation nicht weniger
Corona», so die Politik. Und selbst, als in unseren     fordernd. Tag für Tag die gleichen Herausforde-
Nachbarländern die Zahlen bereits wieder be-            rungen und Probleme, ein Auf und Ab, Überleben
drohlich anstiegen und Massnahmen zurück­               und Tod nahe beieinander. Das zehrt an den phy-
kamen, wurde bei uns in der Schweiz weiter ge-          sischen und psychischen Kräften eines jeden Ein-
öffnet, wurden gar Grossveranstaltungen wieder          zelnen. Wie lange geht das noch so weiter, wie
zugelassen. Wir beobachteten die Fallzahlen mit         lange reichen die Kräfte noch, so fragen sich alle.
zunehmender Besorgnis und wussten schon früh,
dass wir uns auf eine zweite, vielleicht viel hefti-    Hoffnung und Dank
gere und länger dauernde Welle vorzubereiten            Mit der langersehnten Möglichkeit einer Impfung
hatten, sowohl personell als auch materiell.            herrscht trotz der aktuell wieder ansteigenden
                                                        Fallzahlen und angesichts einer dritten Welle Hoff-
Die zweite Welle                                        nung auf ein baldiges Ende der Pandemie. Dies
Sie waren wieder da! Noch im Oktober ein erster         wäre auch bitter nötig, denn die Mitarbeitenden
Covid-19-Patient, dann füllte sich die Intensivsta-     sind ob der Dauerbelastung müde und erschöpft.
tion in bekannter Manier, Schlag auf Schlag. Wie-       Über die letzten Monate gab es nur wenig Erho-
derum mussten Operationen abgesagt werden,              lung, keine Ferien – wie ein nicht endender Ma-
damit zusätzliches Personal erneut auf die Inten-       rathonlauf kommt es einem vor. Dennoch haben
sivstation verschoben werden konnte. Per Dekret         die vergangenen Monate geprägt. Das Team ist
der Regierung, mit viel Verständnis unserer priva-      zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammenge-
ten Partnerkliniken der Region, wurde uns diesmal       wachsen. Allen Widrigkeiten zum Trotz ist es ge-
auch deren Fachpersonal zur Verfügung gestellt.         lungen, zusammenzustehen und die unendlichen
Jede Fachperson wurde gebraucht, mehr denn              Herausforderungen zum Wohle der Patienten
je, auch Studenten, freiwillige Hilfskräfte, ein bun-   gemeinsam zu meistern. Dafür gebührt allen Mit-
tes Potpourri an hoch motivierten Mitarbeitern. In      arbeitenden auf der Intensivstation unendlicher
dieser zweiten Welle mussten wir uns auf einen          Dank!                                            ❚

19
Spital Thurgau AG:
Das Jahr 2020 in Zahlen


Lagebericht Spital Thurgau

von Dr. oec. publ. Peter Heri, MPH, CFO Spital Thurgau und thurmed

D
        as Finanzergebnis der Spital Thurgau zeigt      Thurgau markante Mehrkosten, ein Teil davon
        einen Verlust von Fr. 2,154 Mio. Dieses ne-     konnte durch die Auflösung von Arbeitgeberbei-
        gative Ergebnis entstand im Wesentlichen        tragsreserven aufgefangen werden. Die Kosten für
durch die behördlich verordneten Massnahmen             den Übergang des ab 2021 gültigen neuen Kader-
im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie               arzt-Rahmenvertrags wurden in den Honorarkos-
und den daraus, vor allem in der Akutsomatik,           ten berücksichtigt. Die Personalnebenkosten lagen
resultierenden Ertragsausfälle und Zusatzkosten.        durch den pandemiebedingten Wegfall von Aus-,
Die konsequente Führung in Krisenzeiten, das wir-       Fort- und Weiterbildungskosten und Personal­
kungsvolle Kostenmanagement, die positive Ent-          anlässen tiefer als im Vorjahr. Innerhalb der Sach-
wicklung der Psychiatrischen Dienste und der            kosten nahmen die Kosten für Medikamente und
Unterstützungsbeitrag des Kantons zur Bewälti-          Materialien trotz des Kantonsbeitrags an den pan-
gung der Covid-19-Pandemie verhinderten ein             demiebedingten Mehraufwand deutlich zu. Im
grösseres Defizit.                                      Berichtsjahr wurde in Frauenfeld das neue Betten-
                                                        hochhaus bezogen, die Sonderkosten für den Um-
Geschäftsverlauf und wirtschaftliche Lage               zug und den Tag der offenen Tür sind ebenso wie
Für das Geschäftsjahr 2020 blieben die tariflichen      die dadurch erhöhten Abschreibungen und Miet-
Rahmenbedingungen konstant, alle wichtigen              kosten in der Erfolgsrechnung berücksichtigt. Mit
­Tarife blieben gegenüber 2019 unverändert. Der         dem Bezug der neuen Bauten sank dafür der Auf-
 Gesamtumsatz nahm gegenüber dem Vorjahr um             wand für Unterhalt und Reparaturen.
 1% zu. Die stationären und ambulanten Ertragsaus-
 fälle in der Akutsomatik wurden durch die Umsatz-      Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
 steigerungen in der Psychiatrie und der Rehabili-      Die Spital Thurgau weist 2020 im Stellenplan über
 tation kompensiert. Zusätzlich wurde der Kantons-      alle Stellenkategorien (Mitarbeiter, Lernende und
 beitrag für die pandemiebedingten Ertragsaus­fälle     Praktikanten) 3’039 (Vorjahr 2’981) Vollzeitstellen
 als Umsatz verbucht und über alle Fälle hat sich       aus, welche von 3’486 (Vorjahr 3’394) Mitarbeiten-
 die Fallschwere im Berichtsjahr, und damit der Er-     den, 333 (Vorjahr 307) Lernenden und 149 (Vorjahr
 trag, erhöht. Der Personalaufwand stieg per Saldo      132) Praktikanten besetzt sind. Der durchschnittli-
 um 3%. Die Besoldungen nahmen durch die Lohn-          che Beschäftigungsgrad der Mitarbeitenden lag
 erhöhung und das Stellenwachstum zu. Die Kosten        bei 75% (Vorjahr 74%).
 für das Zusatzpersonal für die Pandemiebewälti-
 gung wurden durch den Kantonsbeitrag abgefe-           Risikobeurteilung
 dert. Bei den Sozialleistungen verursachten die        Um die Übereinstimmung des Jahresabschlusses
 Auswirkungen der per Anfang 2020 in Kraft ge­          des Unternehmens mit den anzuwendenden Rech-
 tretenen Reglementsrevision der Pensionskasse          nungslegungsregeln und die ordnungsgemässe

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GESCHÄFTSBERICHT 2020

             Unternehmensberichterstattung zu gewährleisten,            Forschungs- und Entwicklungstätigkeit
             wurden interne Vorkehrungen getroffen. Diese              An allen vier Standorten der Spital Thurgau werden
             ­beziehen sich auf Buchhaltungssysteme und -ab-           in verschiedenen Fachbereichen eigene Studien
              läufe ebenso wie auf die Erstellung des Jahresab-        durchgeführt oder Daten für Studien Dritter er-
              schlusses. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden          fasst. Verantwortlich für die strikte Einhaltung der
              keine Risiken identifiziert, die zu einer wesentlichen   ­Patientenrechte bei Studien ist die Ethikkommission.
              Korrektur der im Jahresabschluss dargestellten Ver-
              mögens-, Finanz- und Ertragslage des Unterneh-           Aussergewöhnliche Ereignisse
              mens führen könnten.                                     Das Jahr 2020 wurde signifikant durch die Covid-
                                                                       19-Pandemie beeinflusst. Die Auswirkungen auf die
             Die IKS-Prüfung umfasste die jährlich geprüften           Ertragslage sind oben beschrieben. Weitere nen-
             Bereiche der Führung, der Finanzen und der Infor-         nenswerte aussergewöhnliche Ereignisse, welche
             matik sowie als Schwerpunkte die Anlagen und              die Ertrags- oder Vermögenslage massgeblich
             das Personal. Allen Bereichen wurde ein gutes             beeinflussen würden, sind im Geschäftsjahr keine
             Funk­tionieren der Kontrollen sowie eine vollstän­        eingetreten.
             dige Dokumentation attestiert.
                                                                       Zukunftsaussichten
             Bestellungs- und Auftragslage                             Die Covid-19-Pandemie und die in diesem Zusam-
             Die Anzahl stationärer Patienten in den beiden            menhang durch den Bund und die Kantone ver-
             Akutspitälern Frauenfeld und Münsterlingen nahm           ordneten Massnahmen werden den Geschäftsver-
             gegenüber dem Vorjahr um 3,6% auf 27’332 ab.              lauf auch 2021 beeinflussen. Die Geschäftsleitung
             Deren mittlere Verweildauer blieb unverändert bei         und der Verwaltungsrat analysieren und beurteilen
             6,0 Tagen und der CMI nahm um 4,1% auf 0,980              die Entwicklung laufend und ergreifen die notwen-
             zu. Der Anteil zusatzversicherter Patienten stieg um      digen Massnahmen zur Bewältigung der Covid-
             0,1 Prozentpunkte auf 15,2%. 54% der stationär be-        19-Pandemie. Trotz diesen negativen Einflüssen
             handelten Personen sind weiblich, 46% männlich.           wird die finanzielle Basis der Spital Thurgau solide
             In den Psychiatrischen Diensten nahm die Anzahl           bleiben, so dass weiterhin in Arbeitsplätze, Infra-
             stationärer Patienten um 4,4% und die Anzahl              struktur und Medizintechnik investiert und damit
             ­Pflegetage um 3,1% zu. In der Klinik St. Katharinen-     die Attraktivität als Arbeitgeber und die Qualität
              tal wuchs die Zahl der stationären Patienten in          der Gesundheitsversorgung hochgehalten werden
              der Rehabilitation im Vorjahresvergleich um 8,3%         kann.                                             ❚
              und die Anzahl Pflegetage um 7,2%.

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ZAHLEN


Bilanz
am 31. Dezember 2020 (in tausend Schweizer Franken)

➔    Aktiven                                                  Erläuterungen              2020               2019

Flüssige Mittel                                                          1              20’556             25’096
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen                               2              65’969             73’706
Übrige kurzfristige Forderungen                                          3              75’503            45’936
Nicht fakturierte Dienstleistungen                                       4               9’334             14’964
Vorräte                                                                  5                889                753
Aktive Rechnungsabgrenzungen                                                            12’837              2’485
Umlaufvermögen                                                                         185’088            162’940

Finanzanlagen                                                            6              91’056            113’302
Sachanlagen                                                              7              39’920             37’216
Immaterielle Werte                                                       8               2’340              2’585
Anlagevermögen                                                                         133’316            153’103

Total Aktiven                                                                          318’404            316’043

➔    Passiven

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen                         9               6’890              8’612
Kurzfristig verzinsliche Verbindlichkeiten                               10             10’991              1’024
Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten                                    11             20’839            23’306
Passive Rechnungsabgrenzung und kurzfristige Rückstellungen              12             20’146             16’559
Kurzfristiges Fremdkapital                                                              58’866             49’501

Langfristig verzinsliche Verbindlichkeiten                               13              6’000             14’250
Langfristige Rückstellungen                                                            188’734            184’734
Langfristiges Fremdkapital                                                             194’734            198’984

Aktienkapital                                                                           10’000            10’000
Gesetzliche Kapitalreserve                                                               2’400              2’400
Gesetzliche Gewinnreserve                                                                 160                150
Freiwillige Gewinnreserven                                                              52’244            55’008
– Statutarische und beschlussmässige Gewinnreserven                            1’860              1’860
– Gewinnvortrag                                                               52’538             48’278
– Jahreserfolg                                                                –2’154              4’870
Eigenkapital                                                             14             64’804             67’558

Total Passiven                                                                         318’404            316’043

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