Gestalten wir unsere Zukunft - Gerade jetzt! - IV-Oberösterreich
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DAS MAGAZIN DER INDUSTRIE Juli/August 2020 NEUES TEAM FÜR DEN STANDORT „MIT EINER STARKEN INDUSTRIE AUS DER KRISE!“ Welche Schritte notwendig sind, um den Standort stark aufzustellen und wie Österreich bei Digitalisierung, Forschung und Technologie ins europäische Spitzenfeld kommen kann. Vereinigung der österreichischen Industrie, Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien Österreichische Post AG, MZ 03Z034897 M Gestalten wir unsere Zukunft. Gerade jetzt! ECONOMICS CORNER COMEBACK OBERÖSTERREICH Wie sich die Industrie immer Mit Entlastung und Investitionsanreizen Zuversicht trotz wieder neu erfindet Seite 2 zu neuer Stärke Seite 4 hoher Betroffenheit Seite 10
economics corner/Gastkommentar The Spirit of Industry oder der unbändige Wille, sich immer wieder neu zu erfinden Warum es nach der Corona-Krise wichtig ist, die Tugenden der Industrie wiederzuentdecken. D as Kompetenzzentrum für Angstsparen in den USA Politikversagen bei der Konjunkturbelebung Verhaltensökonomie am IHS Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte vs. Sparquote in den USA seit Dezember 2019 in Form von Angstsparen. Die verfügbaren „Insight Austria“ hat kürzlich Einkommen sind durch das Stimulus-Paket 15 erhoben, wie die Menschen in (u.a. 1.200 USD Helikoptergeld für die meis- Österreich nach der Corona- ten Haushalte) um sagenhafte 12 Prozent (!) 10 Krise anders denken, fühlen und entschei- im April gestiegen und trotzdem sind die Kon- Polikversagen den werden. Das Ergebnis: Ein Großteil der sumausgaben um 13 Prozent gesunken. Das Verhaltensänderungen im täglichen Leben 5 ist ein Lehrbuchbeispiel dafür, dass die Politik wird vermutlich erhalten bleiben und so zu dort an ihre Grenzen stößt, wo Motivieren Quelle: Bureau of Economic Analysis, Daten vom Juni 2020 einem neuen Lebensstil führen, zu einem 0 statt Regulieren angesagt ist. Was wir jetzt „neuen Retro“. Die Menschen ziehen sich Dez '19 Jan '20 Feb '20 Mär '20 Aprr '20 brauchen, ist Mut und Optimismus. Das lässt zurück, konzentrieren sich auf sich selbst, -5 sich nicht von der Politik verordnen, sondern auf den nächsten Tag, auf ihre unmittelbare muss vorgelebt werden. Hier kommt die dritte Umgebung und sie befolgen die von der Tugend der Industrie ins Spiel – der „Spirit of -10 Politik aufgestellten Regeln. Industry“ oder ihr unbändiger Wille, sich im- mer wieder neu aufzustellen, neu zu erfinden Die Frage ist: Wollen wir diesen Zustand -15 und mutig nach vorne zu blicken. des neuen Biedermeier wirklich? Hier drei verfügbare Einkommen privater Konsum Trugschlüsse, die uns zu dieser „Schock- Und eines zu guter Letzt: Industrie steht starre“ führen, und drei Gründe, warum uns Die verfügbaren Einkommen sind durch ein Stimulus-Paket gestiegen, trotzdem sind die auch für Größe. Damit ist nicht die Größe im gerade die Tugenden der Industrie heraus- Konsumausgaben gesunken. Mut und Optimismus lassen sich nicht von der Politik verordnen. herkömmlichen Sinn gemeint, die mit Markt- bringen können. anteilen und Ressourcenverbrauch verbun- Effizienz. Der zweite Trugschluss ist die Ab- jedenfalls in Zukunft eher strategisch geplant, den ist, sondern die Größe in den Köpfen Weltoffenheit. Der erste Trugschluss aus kehr vom Effizienzprinzip. Die Politik hat ein und nicht aufgrund einer politischen Kompe- – die Weltoffenheit, die Neugierde und der der Corona-Krise ist das Hinterfragen der gespanntes Verhältnis zum Begriff „Effizienz“ tenzzersplitterung mit großen Effizienzver- Blick in die Zukunft. Genau diese Größe wird Globalisierung und der Mobilität. Wert- – nicht zuletzt, weil sie scheinbar über unend- lusten einfach nur „passieren“. Die Industrie jetzt benötigt, um aus dem Kokon des „neu- schöpfungsketten sind nur dann fragil, liche Ressourcen in Form von Zwangsabga- hingegen steht zur Tugend der Effizienz – von en Biedermeier“ wieder herauszubrechen. wenn sie nicht diversifiziert sind. Eine Ant- ben verfügt. Klar fühlt man sich auf den ers- der Produktion über die Arbeitsteilung bis hin wort auf Corona ist daher nicht weniger, ten Blick mit einer Reserve von Spitalsbetten zum Erreichen der Klimaziele. sondern mehr Globalisierung. Dort, wo sicherer, wenn eine Pandemie ausbricht. Aber KONTAKT Menschen Waren und Ideen austauschen, es gibt nach wie vor keinen Grund, mit den Optimismus. Der dritte Trugschluss ist die Clemens Wallner, entstehen weder Kriege noch Intoleranz. eingesetzten Mitteln der Steuerzahler nicht Hoffnung, dass der Staat einen selbsttra- Wirtschaftspolitischer Koordinator Die Industrie mit ihren globalen Lieferket- sorgsam umzugehen. Die in der Krise kurzfris- genden Aufschwung herbeizaubern kann. der IV: clemens.wallner@iv.at ten ist hier im Lead. tig rasch verfügbare Notfallbettendichte sollte In den USA erleben wir derzeit ein massives GASTKOMMENTAR Der Staat als Feind und Wohltäter Die Kollateralschäden. Was die Corona-Krise bei den Menschen angerichtet hat. Aber endlich darf auch positiv über Wirtschaft und Markt geredet werden. Z u den ernüchternden Erkennt- dann herbeigejubelt, als ob wir alle aus dem Gesundheitssystem aufgebaut hat, dem kann Niemand ist bisher aber auf die Idee gekom- nissen aus der Corona-Krise ge- Gefängnis befreit worden wären. in der Krise auch keine EU-Solidarität helfen. men, Modelle dafür zu entwickeln, wie man hört, wie groß die Wehleidigkeit Zweifellos darf sich Europa bei Medikamenten jene rund 300 Milliarden Euro, die auf di- der Menschen in der modernen Die Maskenpflicht, eine simple medizinisch- und Schutzausrüstungen nicht vollkommen versen Sparbüchern und Konten der Öster- Welt ist. Unter dem Eindruck der prophylaktische Maßnahme, wird jetzt zu auf nicht-europäische Produzenten verlassen. reicher liegen, in den Kapitalmarkt speisen ersten Angst wurden die Ausgangsbeschrän- einer „Beleidigung des Bürgersinns“ stilisiert Auch Vorräte an Gesundheitsmaterial, wie sie und damit für die Wirtschaft nutzbar ma- kungen anstandslos akzeptiert und kaum oder als „Komödie“ lächerlich gemacht, ob- Österreich einmal gehabt hat, müssen wieder chen könnte. Der Vorschlag, den Sparern ließ der Druck nach, wurden sie so darge- wohl ein Blick nach Deutschland reichen angelegt werden. Unternehmensanleihen schmackhaft zu ma- stellt, als ob es sich um eine Schikane der würde, ihre Notwendigkeit einzusehen. Das chen, durfte nicht einmal diskutiert werden. Selbstmitleid führt zur paradoxen Haltung, Diese Notwendigkeit darf aber nicht dazu den Staat als Feind zu betrachten und zu- führen, den Propagandisten einer De-Globa- Zu den positiven Überraschungen der CO- „Zu den positiven gleich alles von ihm zu erwarten. Diese Infan- lisierung auf den Leim zu gehen. Gerade ein VID-19-Zeit gehört, dass nun Markt, Wirt- tilisierung einer ganzen Gesellschaft könnte Land wie Österreich, das vom Export lebt, schaft, Unternehmertum, Wettbewerb, Überraschungen der sich noch als einer der größeren Kollateral- kann sich solchen Illusionen nicht hingeben. Gewinn keine Schimpfwörter mehr sind. schäden der Krise herausstellen. Immer noch gibt es Leute, die sich wünschen, Man möchte hoffen, dass das in der Post- COVID-19-Zeit dass die Volkswirtschaft „zumindest etwas Corona-Welt anhält. gehört, dass nun Das anscheinend grenzenlose Versprechen des Staates, Geld für jeden und alles, vom zurückgefahren“ wird. Das ist angesichts einer halben Million Arbeitsloser und tausender Markt, Wirtschaft, Taxi-Gutschein bis zu den diversen „Solidari- täts-, Kunst-, Gemeinde-Milliarden“ herzuge- akut gefährdeter Unternehmen entweder weltfremd oder zynisch. Ökonomische Uto- Unternehmertum, ben, hat sich bei vielen Bürgern als Anspruch niedergeschlagen. Sie halten es für selbst- pisten verbreiten schon wieder die Anschau- ung, man müsse die „vorhandene“ Arbeit nur Wettbewerb, Gewinn verständlich, dass ihnen jetzt auch ein Essen besser verteilen. im Wirtshaus bezahlt wird. Auf die Idee, sie keine Schimpfwörter könnten ihren Heurigen-Ausflug vielleicht mit Kaum je zuvor ist so viel übers Geld geredet der Bankomat-Karte vom Konto bezahlen, worden wie jetzt: Das Geld des Staates, das er mehr sind.“ kommen sie gar nicht. Jede obskure NGO nicht hat, aber mit vollen Händen ausgibt; das hält sich für staatstragend und möchte ihren Geld, das die Bürger vom Staat bekommen Spendenausfall vom Staat ersetzt bekommen. wollen, ob er es hat oder nicht; das Geld, das Regierung gegen die Bevölkerung handle. In der COVID-19-Krise hat sich die Un- man am besten den „Reichen“ wegnehmen Fotos: Winkler Die Lockerung der jedenfalls in Wien nicht ersetzlichkeit des Nationalstaates erwiesen. sollte, um die Schulden, die gemacht werden Hans Winkler, Journalist und langjähriger Leiter wirklich strengen Bewegungsfreiheit wurde Ein Staat, der in guten Zeiten kein stabiles müssen, abzutragen. der Wien-Redaktion der „Kleinen Zeitung“ 2 Juli/August 2020 | iv-positionen
Leitartikel/Aktuelles Zukunft bleibt Job der Industrie „Der produzierende Sektor ist der Wertschöpfungsmotor unserer Volkswirtschaft. Auf die Stärke der Industrie – und der mit ihr verbundenen An jedem Arbeitsplatz in der Sektoren – kommt es für Österreich gerade jetzt an. Industrie hängen zwei weitere in den Dienstleistungsbranchen. D Mit unserer starken Industrie IV-MEINUNG ie schwerste Wirtschaftskrise zu fördern. Eigenkapital muss endlich mit werden wir besser und schneller aus seit dem Zweiten Weltkrieg hat Fremdkapital gleichgestellt werden. der Krise herauskommen, als etwa nicht nur Umsätze und Erträge, dienstleistungsdominierte Länder.“ sondern auch die Stimmung in Das alles sind keine „Geschenke“ an Unter- den Keller rasseln lassen. Umso nehmen, sondern notwendige Investitio- F. Peter Mitterbauer, wichtiger ist es, das Vertrauen der Betriebe in nen für einen nachhaltigen Weg aus der Vorstandsvorsitzender der Miba AG die Zukunft durch die richtigen standortpoli- Krise und damit für Arbeitsplätze sowie tischen Maßnahmen wiederaufzubauen. Op- hohe Lebensqualität in unserem Land. Die timismus und investitionsgetriebenes Wachs- Industrie hat bereits während der Finanz- tum sind der sicherste Weg aus der Krise. und Wirtschaftskrise 2008 bewiesen, dass auf ihre Leistungen für den Standort auch Die Industriellenvereinigung hat sich dafür in fordernden Zeiten Verlass ist. Die Stärke eingesetzt, dass die Bundesregierung kluge der Industrie ist heute wichtiger denn je und ausgewogene Prioritäten setzt, um den für neue Wertschöpfung und Beschäfti- „Diese Krise kennt Wirtschaftskreislauf zu stärken, Wachstum gung – sie braucht aber die entsprechen- keine Gewinner, nur unterschiedlich zu generieren und Arbeitsplätze zu sichern den industrie- und standortpolitischen Betroffene. Unternehmen, bzw. zu schaffen. Mit der Senkung etwa Rahmenbedingungen. denen es gelingt, die Chancen der untersten Stufe des Einkommensteuer- der Digitalisierung zu nutzen, tarifs setzt die Regierung eine Maßnahme, Die neue IV-Spitze rund um Präsident können diese V-förmige mit der der Faktor Arbeit entlastet und der Georg Knill ist Garant für eine innovative, Konsum gestärkt wird. Investitionsprämie starke Industrie, die Wachstum, Arbeit und Erholung schaffen.“ und degressive Abschreibung sind weitere Stabilität sichert und dafür konsequent an Andreas Bierwirth, von der IV empfohlene Maßnahmen, um jenen weiteren Verbesserungen arbeitet, Vorstandsvorsitzender wirkungsvoll Investitionen und Liquidität die unsere Unternehmen und ganz Öster- der Magenta Telekom der Unternehmen zu stärken. (Siehe dazu reich weiterbringen. Die Zukunft ist und den Bericht auf Seite 4.) bleibt mehr denn je Job der Industrie. Entscheidend ist nun, dass der Kurs fort- gesetzt wird, die Betriebe zu entlasten und Ihr Investitionen zu fördern. Denn der Weg aus der Krise ist für Unternehmen und Standort noch weit. So ist es wichtig, die im „Es braucht kurzfristig Regierungsprogramm festgelegte Senkung staatliche Überbrückungshilfe, der Körperschaftsteuer auf 21 Prozent zeitnah umzusetzen. Dies ist ein starkes die rasch ankommt. An langfristigen wie nachhaltig wirksames Instrument, um Maßnahmen ist nun der Moment, Investitionen und damit Beschäftigung an- jahrelang diskutierte zukurbeln. Von großer Bedeutung ist auch, Christoph Neumayer, Schritte wie die Reduktion der die Eigenkapitalstärkung von Unternehmen IV-Generalsekretär Lohnnebenkosten umzusetzen.“ Herbert Decker, Geschäftsführer Maschinenfabrik Liezen und Gießerei Ges.m.b.H. AKTUELLES IN KÜRZE POSTING DES MONATS GRAFIK DES MONATS ZAHL DES MONATS Vergangene Krisen haben gezeigt, wie wichtig eine starke Industrie für den wirt- schaftlichen und sozialen Erfolg eines Lan- des sind. Wie die Grafik des Monats zeigt, Bereich steht für mehr als 28 Prozent der heimischen Gesamtwertschöpfung und ist damit wichtiger Träger für Wohlstand und hohe Lebensqualität im Land. Dieser 8 verfügt Österreich mit seinem starken Wirtschaftsbereich sichert damit rund eine Nach Rang 10 im Jahr 2018 und Platz 9 im industriellen Rückgrat über ausgezeichne- Million Arbeitsplätze – das ist rund jeder Vorjahr konnte sich Österreich beim dies- te Voraussetzungen. Der produzierende vierte Job in Österreich. jährigen „European Innovation Scoreboard" auf Position 8 verbessern. Rot-Weiß-Rot punktet vor allem bei Kooperationen und Die Industrie in Österreich als Motor für Wachstum Verbindungen im FTI-Bereich. Zu den Stär- (Wertschöpfung in % der Gesamtwertschöpfung) ken zählen zudem die F&E-Investitionen des privaten Sektors oder Schutzanmeldungen 55,1% Servoindustrieller Sektor von geistigem Eigentum. Aus IV-Sicht ist der Trend zwar erfreulich, es gibt aber weiteres Potenzial. Seit 15 Jahren pendelt Österreich 28,8% Produzierender Bereich zwischen den Rängen 6 und 11. (Industrie und Bau) Sachgütererzeugung 18,7% (Industrie im engeren Sinn ohne Energie und Bau) 21,9% Industrie (mit Energiewirtscha, aber ohne Bau) Fotos: Getttyimages, Michalski Quelle: Stask Austria, iwi Juli/August 2020 | iv-positionen 3
Wirtschaftspolitik Entlastung und Investitionsanreize für ein erfolgreiches Comeback Wie die Krise überwunden werden soll, war Thema bei der Regierungsklausur im Juni. Dabei wurde eine Reihe von IV-Empfehlungen aufgegriffen. H eimische Wirtschaftsforscher Investitionen stärken 3 Monate wird diese Maßnahme um wei- bezeichneten die im Juni an- Angekündigt hat die Regierung unter an- tere sechs Monate verlängert, wodurch gekündigten Maßnahmen derem eine Investitionsprämie in der Höhe Betriebe in Summe um rund 6 Mrd. Euro der Bundesregierung, um die von 7 Prozent sowie eine zusätzliche Prämie entlastet werden. Folgen der Corona-Krise zu von weiteren 7 Prozent bei Investitionen in mindern, als „ein ordentliches Paket“. Ak- Digitalisierung, Ökologisierung und Gesund- Entlastung der arbeitenden tuelle Zahlen der Nationalbank belegen heitswesen/Life Science. Das entlastet Unter- Menschen & Stärkung des Konsums das ökonomische Ausmaß der Pandemie: nehmen um rund 1 Mrd. Euro. Zudem plant Mit der Senkung der untersten Stufe des Vom Start des Lockdown am 16. März bis die Politik, künftig Eigenkapital zu fördern. Lohn- und Einkommensteuertarifs auf Mitte Juni lag das Bruttoinlandsprodukt um Ein konkretes Modell ist noch ausständig, 20 Prozent (von bisher 25 Prozent) rück- 16,8 Mrd. Euro unter dem Vergleichswert die IV plädiert für die Abzugsfähigkeit fiktiver wirkend mit 1. Jänner wurde ein langjäh- des Vorjahres und um 18 Mrd. Euro unter Eigenkapitalzinsen. Sinnvoll ist zudem die an- riger Vorschlag der Industrie aufgegriffen, dem, was laut Wirtschaftsprognosen für die- gekündigte degressive Abschreibung in Höhe womit der Faktor Arbeit entlastet und der se Zeitspanne zu erwarten gewesen wäre. von 30 Prozent pro Jahr. Aus IV-Sicht fördern Konsum gestärkt wird. In diese Richtung beide Maßnahmen Investitionen und stärken wirken kann auch der einmalige Familien- Auch für die Industrie bietet das Konjunk- die Liquidität der Unternehmen. bonus in Höhe von 360 Euro pro Kind. turpaket – bei umsichtiger und rascher Umsetzung – eine klare Perspektive für Krisen-Unterstützung Unternehmen und Beschäftigte sowie für Unternehmen Mut und Optimismus Potenzial für den Standort. Für Betriebe Eine Entlastung um rund 2 Mrd. Euro für IV-Fazit: Es braucht Mut und Optimismus, bringt es eine Entlastung von knapp 13 Unternehmen bringt der Verlustrücktrag für um den Arbeits- und Wirtschaftsstandort Mrd. Euro. Wichtig ist, dass eine Reihe von 2018 und 2019. Demnach können Verluste gemeinsam wieder stark aufzustellen, um Empfehlungen der Industriellenvereinigung des Jahres 2020 mit Gewinnen aus den Jah- Arbeitsplätze sichern und vor allem wieder aufgegriffen wurde. Im Vorfeld hatte sich ren 2018 und 2019 ausgeglichen werden. aufbauen zu können. Die angekündigten die IV für Maßnahmen eingesetzt, die In- Die Rückmeldungen aus den Betrieben zei- Maßnahmen können einen wichtigen Im- vestitionen stärken, arbeitende Menschen gen, dass die Auswirkungen der Corona-Kri- puls für den Standort und damit für die entlasten, den Konsum ankurbeln sowie se noch längere Zeit anhalten werden. Sinn- Menschen in Österreich auslösen, um die unter Druck geratene gesunde Unter- voll ist daher, dass der Fixkostenzuschuss Krise schnell und vor allem erfolgreich be- nehmen unterstützen. ausgebaut und verlängert wird. Statt bisher wältigen zu können. AKTUELLE INDUSTRIEPOLITIK Das Erneuerbaren Ausbau Gesetz steht ante portas Bis 2030 soll der gesamte Strombedarf durch erneuerbare Energie gedeckt werden. Die IV plädiert für ein auf Wettbewerb beruhendes Förderregime. M it rund einer Milliarde Euro pro Aus IV-Sicht machen es diese beiden auch den Einstieg in ein ambitioniertes als er bislang für die Förderung von Öko- Jahr soll künftig die Bereitstellung politischen Vorgaben zwingend erforder- Hochfahren der Einspeisung von Grü- strom gewählt wurde. erneuerbarer Energie über einen lich, mit den vorhandenen Mitteln unter nem Gas in das Gasnetz. Damit wird der direkten Beitrag der Stromkunden geför- höchstmöglicher Kosteneffizienz die maxi- bestehenden, gut ausgebauten Gas-In- Gerade weil es wichtig ist, die gesetzten dert werden. Im Regierungsprogramm ist male Menge an erneuerbarem Strom zu er- frastruktur eine zentrale Rolle in einem politischen Ziele für Maßnahmen gegen den dieser Betrag als ein Jahres-Maximum des zeugen. Dadurch könnten zwei Interessen künftigen klimaneutralen Energiesystem Klimawandel zu erreichen, plädiert die IV mit Unterstützungsvolumens formuliert, das unter einen Hut gebracht werden: jenes zugewiesen. Im Gegensatz zu einer Markt- Nachdruck für eine echte Marktintegration im dreijährigen Mittel nicht überschritten der Errichter und Betreiber an Planungs- prämie, wie sie nach derzeitigem Stand der sämtlicher erneuerbarer Technologien. Nur werden darf – eine Obergrenze sozusagen. sicherheit und jenes der Stromkunden nach Diskussion für die Einspeisung von Öko- ein auf Wettbewerb beruhendes Förderre- Gleichzeitig soll das Erneuerbaren Ausbau Begrenzung der Ökostromkosten. strom geplant ist, soll für Grünes Gas ein gime wird für jene Akzeptanz in der Bevöl- Gesetz (EAG) zentrales Element sein, um Quotenmodell eingeführt werden. Dieses kerung und den Unternehmen sorgen, die es das hochambitionierte politische Ziel zu er- Marktorientierter Zugang definiert Mengenanteile, die Gasversorger braucht, den Anteil erneuerbarer Energie, der reichen, bis 2030 den gesamten Strombe- Neben der deutlichen Ausweitung der erreichen müssen. Das verspricht einen im Gesamtenergiemix derzeit bei etwas über darf durch erneuerbare Energie zu decken. Ökostromproduktion bedeutet das Gesetz von Beginn an marktorientierteren Zugang, 30 Prozent liegt, signifikant zu erhöhen. An der Marktwirtschaft darf nicht gesägt werden Mit der Novelle zum Forstgesetz darf keine Gruppe einseitig belastet werden, betont die IV. D ie Kritik am Begutachtungsentwurf wirtschaftliche Schwächen des geplanten Gravierende wirtschaftliche Folgen benötigt, oder schlicht keine ausreichende für die Novelle zum Forstgesetz war Vorhabens. Besonders negativ sieht die In- Zweifelhaft ist die Berufung im Gesetz auf das Lagerkapazität aufbringen kann. laut und notwendig. Demnach soll dustrie, dass „ein Gesetz, das zum Abschluss Allgemeininteresse. Das wirtschaftliche Risi- das Landwirtschaftsministerium heimische bestimmter Verträge zwingt, massiv in die Pri- ko des Schädlingsbefalls wird mit der Novelle Stattdessen fordert die IV verhältnismäßige holzverarbeitende Betriebe unter gewissen vatautonomie und damit das Grundrecht auf lediglich auf eine andere Gruppe, nämlich die Lösungsansätze, die keine Gruppe einseitig Voraussetzungen zur Übernahme österrei- Eigentum eingreift“. Das Vorhaben kollidiert holzverarbeitende Industrie, übergewälzt. belasten. „Die nachhaltige Waldbewirtschaf- chischen Holzes verpflichten können. Hin- aus IV-Sicht mit EU-Recht, konkret mit der Für betroffene Betriebe würde eine Abnah- tung würde beispielsweise bereits durch tergrund ist der zunehmende Schädlings- Warenverkehrsfreiheit. Denn eine Abnahme- meverpflichtung gravierende wirtschaftliche Wiederbewaldung von Kahlflächen oder befall der Fichte, der wichtigsten Baumart präferenz heimischer Produkte könnte auch Folgen verursachen. Konkretes Beispiel: Forstschutzmaßnahmen gefördert“, heißt es. in Österreich. als eine mengenmäßige Einfuhrbeschränkung Wenn Schadholz zu wirtschaftlich unvertret- Bessere Rahmenbedingungen im Transport- qualifiziert werden. Ihre EU-rechtlichen Be- baren Bedingungen abgenommen werden, Bereich würden inländische Holztransporte In ihrer Stellungnahme sowie im direkten denken hat die IV zudem in einem Schreiben oder eine Abnahme erfolgen muss, obwohl und -Abnahmen stärken. Zudem plädiert Kontakt mit dem Ministerium verwiesen an für den Binnenmarkt zuständigen EU- der holzverarbeitende Betrieb eine höhe- die Industrie für F&E-Zusammenarbeit im IV-Experten auf massive rechtliche und Kommissar Thierry Breton formuliert. re Holzqualität für die Weiterverarbeitung Bereich der Waldresilienz. 4 Juli/August 2020 | iv-positionen
Wirtschaftspolitik Corona-Kurzarbeit und die „Phase 3“ Auch nach dem 30. September braucht es ein praxisgerechtes Kurzarbeitsmodell, das zudem Leistungsanreize und Qualifizierungselemente stärkt. Kosten für Nichtleistungszeiten dürfen nicht zulasten der Betriebe gehen. D ie COVID-19-Krise führ- zweiten Junihälfte lag die Zahl der Perso- mit 1. März 2020 in Kraft getreten und Corona-Kurzarbeit erreichen können und te ab Mitte März 2020 zu nen in laufenden Kurzarbeitsprojekten wie- auch auf bestehende Kurzarbeitsanträ- die geltende AMS-Kurzarbeitsrichtlinie einem extremen Anstieg der der deutlich unter einer Million. ge anzuwenden. Auf der Homepage des Beihilfen zeitlich auch mit 30. September Arbeitslosigkeit. Die Zahl der Arbeitsministeriums ist ein entsprechender 2020 begrenzt, gilt es jetzt zeitgerecht Arbeitslosen stieg im Zeitraum Die Kurzarbeit leistet einen wesentlichen „COVID-19-Kurzarbeit-Leitfaden Perso- ein praxistaugliches Kurzarbeitsmodell für 15. März bis 13. April um 223.105 und Beitrag zur Beschäftigungssicherung. Das nalverrechnung“ (mit Musterbeispielen) danach („Phase 3“) sicherzustellen. Die erreichte am 13. April 2020 mit 533.621 Zusammenspiel von Gesetz, AMS-Richt- sowie eine aktualisierte Fassung der „FAQ Industriellenvereinigung setzt sich dafür den Höchststand. Seit dem 14. April ist die linie und Sozialpartnervereinbarung führt COVID-19-Kurzarbeit“ abrufbar. ein, dass Kosten für Nichtleistungszeiten, Arbeitslosigkeit rückläufig. Mit der COVID- bei der Abrechnung der Kurzarbeit jedoch insbesondere der Sozialversicherung, nicht 19-Kurzarbeit gelang es, die Entwicklung zu hoher Komplexität. Diesbezüglich wurde Unbürokratische Kurzarbeitsprojekte zulasten der Betriebe gehen, Leistungsan- am Arbeitsmarkt zu stabilisieren, mit Ende im Juni eine Änderung des Arbeitsmarkt- Da Betriebe, die mit 1. März 2020 in reize und Qualifizierungselemente gestärkt Mai 2020 wurden rund 1,3 Mio. Arbeits- servicegesetzes (Beihilfen bei Kurzarbeit) die Kurzarbeit eingestiegen sind, be- werden. Kurzarbeitsprojekte müssen zu- plätze gesichert. Im Laufe des Monats Juni kundgemacht, die auf Klarstellungen ab- reits mit Ende August den bestehenden dem möglichst unbürokratisch abgewickelt sank die Zahl der Arbeitslosen weiter, in der zielt. Die Änderungen sind rückwirkend Rahmen von 3 plus 3 Monaten bei der werden können. Technologieoffensive muss jetzt starten Geht es nach der Industrie, muss gerade jetzt die angewandte Forschung massiv forciert werden. W oran denken Menschen Produktionsstandort Österreich ausbauen. bei den Schlagworten Sicherstellung der technologieintensiven Künstliche Intelligenz, Produktion von forschenden Unternehmen, Autonomes Fahren, Ro- (Wieder-)Ansiedlung ausländischer Techno- botik oder neue Werk- logieunternehmen und systemrelevanter stoffe? An Forschung, Technologie, Inno- Produktionen in Österreich. vation und deren Bedeutung für heimische Schlüsselindustrien. Dieser Bereich kann Digitalisierung in Österreich weiter voran- aber noch viel mehr, wie die Corona-Krise treiben. Digitale Transformation nützen, immer stärker vor Augen führt. Einerseits um Konkurrenzfähigkeit auszubauen, Wert- können nur – von der pharmazeutischen schöpfungsketten abzusichern, robuste Industrie entwickelte – Medikamente und Systeme in der betrieblichen Praxis zu rea- Impfstoffe die Pandemie endgültig beenden. lisieren und die Entwicklung innovativer Ge- Andererseits belegen immer mehr Studien, schäftsmodelle weiterzutreiben. dass sich F&E-aktive Unternehmen durch höhere Widerstandskraft und Regenera- Österreich zum „Tech for Green“-Cham- tionsfähigkeit in Krisenzeiten auszeichnen. pion machen. Weltweite Herausfor- derungen wie Klimawandel und Res- Dort wo angewandte F&E stattfindet, Diese ist bereits im Regierungsprogramm die IV für eine zusätzliche Technologie- sourcenknappheit brauchen intelligente entstehen mehr neue Jobs, höhere Pro- verankert. Angesichts der schon in der Ver- milliarde mit Budgettranchen von jeweils Technologie-Entwicklung und Fokus duktivität, mehr Exporte und zusätzliche gangenheit bestehenden Finanzierungs- 250 Mio. Euro pro Jahr von 2021 bis 2024. auf den Ausbau der technologischen Investitionen. Was liegt also näher, als ge- lücken sollten jetzt Nägel mit Köpfen ge- Kompetenzführerschaft. rade jetzt der angewandten Forschung den macht werden, fordert die IV. Das bedeutet Was es für eine nötigen Schub zu verleihen, um sogar noch vor allem, einen „echten“ Budgetsteigerungs- Technologieoffensive braucht Österreich zum Life Science-Zentrum im gestärkt aus der Krise herauszufinden? Seit pfad im Forschungsfinanzierungsgesetz zu FTI-Fundament stärken. Den Policy-Mix aus Herzen Europas ausbauen. Stärkung des Beginn der COVID-19-Krise tritt die Indus- verankern, das sich gerade in Begutachtung Forschungsprämie und attraktiver direkter Life Science-Standorts, um die Abhängig- triellenvereinigung verstärkt dafür ein, eine befindet. Zudem sollten die F&E-Mittel der F&E-Förderung, wie themenoffene Program- keiten von Asien zu reduzieren und neue „Technologieoffensive“ für die angewandte Nationalstiftung sowie des Österreichfonds me ausbauen, erforderliche Zukunftsqualifika- technologiezentrierte Investitionen sowie Forschung zu starten. verstetigt werden. Darüber hinaus plädiert tionen und Innovationsnachwuchs absichern. Arbeitsplätze nach Österreich zu holen. IV-UPDATE Nur ein starkes „Horizon Europe“ erzeugt echten Impact Das nächste EU-Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“ entscheidet darüber, ob Europa in Zukunft zur Spitze der führenden Technologiestandorte zählt. H eimische Unternehmen sind Europa- sowie ihr 750 Mrd. Euro schweres Recovery- internationale Vernetzung an. Die IV plädiert und ausgebaut werden soll außerdem die meister im laufenden Forschungs- Programm „Next Generation EU“. Letzteres daher dafür, dass sich die Bundesregierung europäische Technologieführerschaft in in- rahmenprogramm „Horizon 2020“. soll „Horizon Europe“ zumindest um zusätz- in den anstehenden Verhandlungen klar für dustriellen Kernbereichen (z.B. IKT, Klima Vor allem bei Informations- und Kommuni- lich 13,5 Mrd. Euro stärken, insbesondere die ein zukunftsorientiertes EU-Budget mit Fo- und Energie, Mobilität) sowie bei Schlüs- kationstechnologien, Mobilität und Energie Bereiche „Gesundheit“, „Digitalisierung, Indus- kus auf Forschung, Digitales, Technologien seltechnologien und Zukunftsfeldern (wie glänzt „Made in Austria“. Mit 1,5 Mrd. Euro trie und Raumfahrt“ sowie „Klima, Energie und und Infrastrukturausbau sowie für ein starkes Artificial Intelligence, High Performance an eingeworbenen Mitteln konnte Öster- Mobilität“. Allerdings reichen aus IV-Sicht die „Horizon Europe“ einsetzt. Computing, Cyber Security). Die durch den reich sein Ziel bereits vor Ablauf des Pro- nun vorgesehenen 94,4 Mrd. Euro nicht aus. „Green Deal“ gesetzten ambitionierten Kli- gramms erreichen. Für einen echten Impact fordert die Industrie Industrie als Teil der Lösung für maziele erfordern zudem die zielgerichtete – wie auch das Europäische Parlament – min- Antworten auf den Klimawandel Förderung von Forschung, Technologie und 2021 startet das Nachfolgeprogramm „Hori- destens 120 Mrd. Euro (in 2018er-Preisen). Bei der budgetären Ausstattung ist es Innovation. Diese entscheiden schließ- zon Europe“. Sein Budget hängt am Mehrjäh- aus Sicht der IV notwendig, die 2. Säule lich darüber, welche Rolle Europa in den rigen Finanzrahmen (MFR) 2021-2027, der Für frühzeitige technologische Weichen- in „Horizon Europe“ mit mehr als 60 Pro- nächsten Jahren im globalen Wettbewerb aktuell verhandelt wird. Im Zuge der COVID- stellungen und die erfolgreiche Positionie- zent der Mittel auszustatten. Forciert wer- einnehmen wird. Fest steht, die Industrie ist Foto: Gettyimages 19-Krise präsentierte die Europäische Kom- rung in strategischen Wertschöpfungsketten den soll damit die Kooperation zwischen wesentlicher Teil der Lösung für Antworten mission einen neuen Vorschlag für den MFR kommt es auf die intensive europäische und Wissenschaft und Wirtschaft. Gefestigt auf den Klimawandel. Juli/August 2020 | iv-positionen 5
Thema COVERSTORY ZUR PERSON Der neue IV-Präsident Georg Knill wurde am 2. Jänner 1973 geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kin- der. Seine berufliche Laufbahn be- gann er 1993 in der Knill Gruppe, für die er unter anderem in der Schweiz, Großbritannien, Frankreich und Deutschland tätig war. Seit 2007 ist er Geschäftsführender Gesell- WEBTIPP schafter der Knill Gruppe und Auf- Ein Kurzvideo zur Antritts-Presse- sichtsratsvorsitzender der Rosendahl konferenz des neuen IV-Präsidiums Nextrom GmbH. Bereits seit 2001 finden Sie im youtube-Kanal der ist der steirische Unternehmer durch Industriellenvereinigung: sein Engagement in der Jungen In- www.youtube.com/Industrieland dustrie innerhalb der IV aktiv. Er war bis 2008 Vorsitzender der Jungen Industrie Steiermark. 2007 wurde er in den Vorstand der IV-Steier- mark und in den IV-Bundesvorstand aufgenommen. Im Präsidium der IV- Steiermark ist Knill seit 2012 tätig, seit 2016 als deren Präsident. „Forschung, Technologie und „Die Industrie ist Innovation sichern der beste Garant Österreichs für den Weg aus Wohlstand, Arbeits- der Krise.“ plätze und damit den IV-Vizepräsidentin sozialen Frieden.“ Sabine Herlitschka IV-Vizepräsident Philipp von Lattorff FORSCHUNGSQUOTE UND „WACHSTUM, ARBEITSPLÄTZE UND TECHNIKGRADUIERTE ERHÖHEN“ NACHHALTIGKEIT KOMBINIEREN“ Vizepräsident Philipp von Lattorff Vizepräsidentin Sabine Herlitschka Neuer Vizepräsident der IV ist Philipp von Lattorff. Er ist seit 2013 Geschäftsführer Neue Vizepräsidentin der IV ist Sabine Herlitschka. Sie ist seit 2014 Vorstandsvorsit- der Boehringer Ingelheim RCV GmbH & Co KG. In der Industriellenvereinigung leitet zende der Infineon Technologies Austria AG und zudem Mitglied des österreichischen von Lattorff seit 2013 den IV-Ausschuss „Forschung, Technologie und Innovation“, Rates für Forschung und Technologieentwicklung sowie Vorsitzende von ECSEL Joint zudem ist er im IV-Bundesvorstand aktiv und Vizepräsident der IV-Wien. Der neue Undertaking. In der Industriellenvereinigung ist sie seit 2015 im IV-Bundesvorstand IV-Vizepräsident unterstreicht die Rolle der Industrie als Zukunfts- und Wohlstands- aktiv sowie Vizepräsidentin der IV-Kärnten. Ein besonderes Anliegen ist ihr die ös- motor: „Forschung, Technologie und Innovation sichern Österreichs Wohlstand, terreichische und europäische FTI-Politik: „Forschung, Technologie und Innovation Arbeitsplätze und damit den sozialen Frieden. Die Industrie trägt maßgeblich dazu sind ein geopolitisch strategischer Faktor. Sie entscheiden wesentlich über Wohl- bei.“ Die Hälfte der heimischen FTI-Investitionen entfällt auf die Industrie. Als Zie- stand und Wettbewerbsfähigkeit“, so Herlitschka. In diesem Sinne sei die Ausrich- le für die Zukunft formuliert von Lattorff, dass die Forschungsquote bis 2030 auf tung des Mehrjährigen Finanzrahmens, also des EU-Budgets, entscheidend, wo es 4 Prozent des BIP angehoben wird, Österreich im europäischen Digitalisierungs-Index unter anderem um eine stärkere Ausstattung des EU-Forschungsrahmenprogramms (DESI) unter die Top-3 kommt und der Anteil der Technikgraduierten um 20 Prozent „Horizon Europe“ geht. Mit Blick auf den „Green Deal“ der EU formuliert die neue gesteigert wird. IV-Vizepräsidentin das Ziel „Wachstum, Arbeitsplätze und Nachhaltigkeit kombinieren zu können“. Produktion in Europa sei ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Her- litschka verweist auf die gerade jetzt besonders bedeutsamen Arbeitsplatzeffekte durch die Industrie: „Ein Arbeitsplatz in der Industrie führt zu zumindest drei weite- ren Arbeitsplätzen. Das zeigt, dass die Industrie der beste Garant für den Weg aus der Krise ist.“ 6 Juli/August 2020 | iv-positionen
Reindustrialisierung muss standortpolitische Priorität haben! Der neue IV-Präsident Georg Knill will Innovation, Technologie und Digitalisierung stärken, um den Standort Österreich in Europa an die Spitze zu bringen. Im Interview mit den iv-positionen erläutert er seine Schwerpunkte. Herr Präsident, Sie übernehmen die Wie lässt sich das sicherstellen? Wachstum braucht Finanzierung… Spitzenfunktion der Industriellenvereinigung Knill: Indem wir zeigen, welch wichtiger Part- Knill: …und für Wachstumsfinanzierung ist in fordernden Zeiten… ner für die Menschen in unserem Land die der Kapitalmarkt von großer Bedeutung. Knill: …aber auf einem soliden Fundament, Industrie ist. Wir sind Garant für Stabilität, Er ist in Österreich noch nicht stark genug denn mit starkem Einsatz und hoher Exper- Treiber für Innovation und Motor für Wohl- ausgeprägt. Wir setzen uns daher dafür ein, tise hat die IV in den vergangenen Jahren stand. Wir stehen – im engeren Sinn – für den Zugang zum Kapitalmarkt zu stärken, wichtige Verbesserungen für den Arbeits- 22 Prozent der nationalen Wertschöpfung die Kosten für einen Börsegang zu senken, und Wirtschaftsstandort Österreich umge- und beschäftigen eine Million Menschen. Meldepflichten zu vereinfachen und natür- setzt, seien es die realisierten Entlastungen Gemeinsam können wir die großen Heraus- lich den Kapitalmarkt für die Öffentlichkeit bei den Lohnnebenkosten, die umgesetzte forderungen unserer Zeit – Digitalisierung, attraktiver zu gestalten. Arbeitszeitflexibilisierung oder die Anhe- Klimawandel oder Wirtschaftskrise – zum bung der Forschungsprämie. Dafür gebührt Vorteil der Menschen bewältigen. Und ge- meinen Vorgängern großer Dank. meinsam können wir die hohe Lebensqualität in Österreich sichern und stärken, wenn die „Wir müssen Rahmenbedingungen stimmen. Genau dafür rasch die „Gemeinsam brauchen wir mehr Entlastung für arbeitende Menschen und Unternehmen sowie mehr In- richtigen Schritte können wir die hohe vestitionen in Zukunftstechnologien. setzen, um den Lebensqualität in Was ist Ihre Vision für den Standort in den nächsten Jahren? Konsum zu Österreich sichern Knill: Wir werden einen Masterplan für Öster- stärken, Kosten zu reich für die kommenden vier Jahre erarbei- und stärken, wenn die ten und vorlegen. Klar ist: Österreich muss zu senken und Kapital den Besten gehören, nicht zuletzt im Bereich Rahmenbedingungen Innovation, Technologie und Digitalisierung. zu sichern.“ stimmen.“ Letztere hat durch Corona einen kräftigen Schub erhalten. Österreich ist hier aber nur im Mittelfeld – wir müssen jedoch ins Spitzen- IV-Präsident IV-Präsident feld kommen. Dafür brauchen wir auch Men- Georg Knill Georg Knill schen mit den richtigen Qualifikationen. Wir müssen insgesamt das Wachstum forcieren und gleichzeitig mehr Effizienz etwa in Ver- waltung, Bildung, Pensionen oder Gesund- Welche Chancen hat Europa Die Krise ist für die Industrie noch lange heitssystem bringen, ohne das Leistungsspek- im Wettbewerb mit den USA und China? nicht ausgestanden. Was braucht der Knill: Europa muss wieder stärker werden Industriestandort Österreich jetzt besonders? – und das geht nur mit einer starken, inno- Knill: Wir brauchen ein wirksames, ent- „Europa muss vativen Industrie. Der europäische „Green schlossenes Krisenmanagement, um den Deal“ – richtig gemacht – oder das europä- Standort Österreich wieder stark aufzustel- wieder stärker ische Forschungsrahmenprogramm „Horizon len. Wir müssen rasch die richtigen Schritte setzen, um den Konsum zu stärken, Kos- werden – und Europe“ sind dafür wesentliche Instrumente. Die deutsche EU-Präsidentschaft mit dem ten zu senken und Kapital zu sichern. Die Hilfs- und ersten Konjunkturmaßnahmen das geht nur mit Motto „Gemeinsam. Europa wieder stark machen“ spielt für die notwendigen Wei- der Regierung in der Höhe von insgesamt einer starken, chenstellungen eine zentrale Rolle. 50 Mrd. Euro sind wichtig für die Bekämp- fung der unmittelbaren Folgen der Krise, innovativen Wie würden Sie Ihr Amtsverständnis aber wir brauchen neben einer Verlängerung als neuer IV-Präsident umschreiben? der Kurzarbeit etwa auch die Vorziehung Industrie.“ Knill: Freiheit und Unabhängigkeit sind be- sinnvoller öffentlicher Investitionen in die sondere Werte für die Industriellenvereini- Infrastruktur oder die Senkung der Lohnne- IV-Präsident gung, die uns ausmachen und unsere Arbeit benkosten. Auch bei der Körperschaftsteu- Georg Knill prägen. Dazu kommt das Prinzip Verantwor- er müssen wir etwas tun und sie – wie im tung. Wir tragen als Industrie große Verant- Regierungsprogramm vorgesehen – auf 21 wortung für Österreich. Die Menschen in Prozent senken, denn das ist wichtig zur Ka- diesem Land können uns vertrauen, dass wir pitalsicherung und zudem ein Standortsignal trum zurückzunehmen. Wir müssen daher in unsere Verantwortung für die Arbeitsplät- auch für internationale Investitionen. Und Österreich Input und Output in ein besseres ze, für die Unternehmen und für Österreich Investitionen sind in den nächsten Jahren Verhältnis bringen. Wachstum und Effizienz wahrnehmen. Dieser Verantwortung stelle eines der Top-Themen. Die notwendige Re- sind die zwei Stellschrauben dafür, wie wir ich mich, gemeinsam mit meinem Team und industrialisierung in Österreich und Europa diese Krise – als Staat – langfristig wieder zu- mit den Mitgliedern der Industriellenvereini- muss standortpolitische Priorität haben. rückverdienen können. gung, sehr gerne. Juli/August 2020 | iv-positionen 7
Aktuelles IV-Initiative: Mit Zuversicht und Optimismus aus der Krise Mit ihrem Online-Schwerpunkt „Wir nehmen’s an“ zeigte die Industrie einen positiven Weg in die Zukunft. D ie Auswirkungen der Corona- Zudem erklärte die IV, welche konkreten Maß- Mehr als 120 Postings, die zielgruppenge- Material verbreiteten den Claim der Initiati- Pandemie haben Wirtschaft nahmen notwendig sind, um Wachstum und recht auf Facebook, Instagram, LinkedIn und ve. Damit konnte die IV alleine in den ersten und Gesellschaft mit voller Beschäftigung zu sichern und zu stärken. Youtube adaptiert wurden, sowie Video- 7 Wochen rund 7 Mio. Menschen erreichen. Wucht getroffen. Das Land steht heute vor der größten Herausforderung seit Jahrzehnten. Neben WEBTIPP attraktiven Rahmenbedingungen und kon- Die Sujets, weitere Kernbotschaften sowie junkturstärkenden Maßnahmen braucht es das Video zur Initiative finden Sie unter: aus Sicht der Industrie Zuversicht und Opti- https://www.industrie4oe.at/. mismus, um die Krise zu bewältigen. Passend dazu hat die Industriellenvereini- gung im Mai und Juni ihre aktuelle Online- Initiative „Wir nehmen’s an“ lanciert. Auf reichweitenstärksten Nachrichtenportalen (u.a. orf.at, krone.at, kurier.at, oe24.at) so- wie in den sozialen Netzwerken vermittelten Unternehmer, Führungskräfte und Mitarbei- ter aus allen Wirtschaftsbereichen einen positiven Weg in die Zukunft. Rund 7 Mio. Menschen erreicht Kommuniziert wurden zudem die Leistungen der Industrie während der Krise für das Land. Denn Corona hat deutlich gezeigt: Österreich und die Menschen brauchen die Industrie – die Industrie braucht aber auch die Menschen. IV-UPDATE Krisen sind Labore für die Zukunft Auf IV-Initiative beschäftigte sich die „Arbeitsgruppe Post Corona“ mit möglichen Auswegen aus der Krise und wie man sich auf die nächste vorbereiten kann. W ie wir aus der Krise kommen und Klimawandel und Tracing-Strategie und den Aufbau eines nur gemeinsam und systemisch bewältigt uns auf die nächste vorbereiten Digitalisierung zentrale Faktoren Surveillance-Systems für den niedergelas- werden. Als die wesentlichen resilienz-rele- können – damit beschäftigte Die Experten empfahlen unter anderem senen Bereich. Zudem seien Strukturen er- vanten Faktoren wurden evidenzbasiertes sich die von der IV initiierte interdisziplinä- treffsichere, zeitlich begrenzte Unterstüt- forderlich, die eine flexible Zusammenarbeit (Krisen-)Management, sinnvolle und trans- re „Arbeitsgruppe Post Corona“. Vertreten zungsmaßnahmen der überdurchschnittlich über mehrere Ebenen – von der Gemeinde- parente Verwendung von Daten, Interdis- waren in dieser Experten aus Wirtschaft, stark betroffenen Bevölkerungsgruppen. über die Bundesebene bis zur europäischen ziplinarität, Partizipation, Verständigung Arbeitsmarkt, Nachhaltigkeit, Bildung, Sozia- Im Bildungsbereich sollten „Blended- Ebene – sicherstellt. auf gemeinsame Standards und verantwor- lem, Zivilgesellschaft, Public Health, Pharma, Learning“-Konzepte an Schulen entwickelt tungsvolles Handeln genannt. Recht, Politik, Ethik, Kultur, Psychologie und werden. Zudem müssten digitale Kompe- Fazit der Arbeitsgruppe: Krisen sind auch Soziologie. Dabei ging es um die Folgen- tenzen bei Pädagogen rasch ausgebaut Labore für die Zukunft. Im Kontext der Pan- abschätzung aktueller politischer Maßnah- werden. Um Menschen in Beschäftigung demie-Erfahrung bleiben die zentralen Zu- WEBTIPP men, Erfolgsfaktoren und Empfehlungen zur zu bringen, brauche es – neben der Unter- kunftstreiber Klimawandel und Digitalisie- Der Bericht der „Arbeitsgruppe Post Bewältigung der Krise bis Sommer 2021. stützung bestehender Arbeitsverhältnisse rung bestimmende Faktoren, hinzu kommt Corona“ kann auf der IV-Website Es wurden Vorschläge erarbeitet, wie Wirt- – zusätzliche Anreize für Neueinstellungen. die Notwendigkeit zu verstärkter Zusam- www.iv.at unter Publikationen schaft und Gesellschaft längerfristig krisen- Im Gesundheitsbereich plädierten die Ex- menarbeit auf nationaler, europäischer und abgerufen werden. robust ausgerichtet werden könnten. perten für die Entwicklung einer Contact globaler Ebene. Komplexe Systeme können Ein positives Bild zur gesellschaftlichen Zukunft des Landes Das Projekt „überMorgen“ leistet einen Beitrag zur Diskussion über die Entwicklung Österreichs. D ie COVID-19-Krise hat eine gesell- Österreichischen Roten Kreuz und Unter- Solide Evidenzbasis themen und Grundwerte der Wirtschaft und schaftliche und wirtschaftliche Unsi- stützung der ERSTE Stiftung im vergan- Diesem liegt eine solide Evidenzbasis aus Gesellschaft auf. Dabei geht es weniger um cherheit verursacht. In den nächsten genen Jahr unter dem Titel „überMorgen“ unterschiedlichen Quellen zugrunde: eine eine Analyse als um einen Aufruf und eine Monaten ist mit wesentlichen Weichenstel- stattfand. Grundsätzliche gesellschaftliche Studie zu aktuellen gesellschaftspolitischen Motivation, wie mit den Herausforderungen lungen für die Zukunft zu rechnen – umso Zukunftsfragen wurden in acht Veranstal- Fragen, Diskussions- und Fachbeiträge umgegangen werden sollte, um Fortschritt wichtiger sind gut fundierte Zukunftsbilder, tungen in fünf Bundesländern mit mehr als sowie Ergebnisse aus den Diskursveran- zu erreichen. Angesichts der aktuellen Situa- wie sie eine Gesellschaft, die sich positiv 1.000 Teilnehmern aus allen gesellschaftli- staltungen und dem IV-ZukunftsMonitor. tion gewinnt das Zukunftsbild noch an Rele- entwickeln will, gerade jetzt braucht. chen Schichten diskutiert. Zahlreiche Rück- Dieses vom Institut für empirische Sozial- vanz: Die Corona-Krise spitzt wirtschaftliche meldungen machen deutlich: Das Projekt forschung (IFES) und der Universität Wien und gesellschaftliche Problemlagen zu, die Diskurs mit mehr „überMorgen“ hat einen gesellschaftspoli- entwickelte Instrument macht allgemeine auch im Zukunftsbild thematisiert werden, als 1.000 Teilnehmern tischen Nerv getroffen. Eine der zentralen gesellschaftliche Trends, Wahrnehmungen etwa Verteilungsfragen, Geschlechterver- Das Zukunftsbild des Projekts „überMor- Leistungen war es, geschützte Räume für zu bestimmten Themen und den allgemei- hältnisse, Chancen- und Generationenge- gen“ leistet dazu einen Diskussionsbeitrag. offene Diskurse und konstruktiven Streit nen Zustand der Gesellschaft messbar und rechtigkeit. In diesem Sinne leistet die IV „Welche Gesellschaft wollen wir sein?“ lei- zu schaffen. Die Ergebnisse der Diskurse liefert umfassende empirische Daten über mit dem gesellschaftspolitischen Zukunfts- tete als Kernfrage des Diskurses, der auf wurden verdichtet und ein Zukunftsbild in Gegenwartsbewertungen und Zukunftsein- bild einen Beitrag zur Diskussion über die Fotos: IV Initiative der IV in Kooperation mit dem 99 Thesen entwickelt. schätzungen. Die Thesen greifen die Kern- Zukunft und Entwicklung Österreichs. 8 Juli/August 2020 | iv-positionen
Junge Industrie JI fordert mehr Ganztags- angebote bei Kinderbetreuung Das Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschäftigt viele JI-Mitglieder sehr, wie eine Umfrage deutlich gezeigt hat. W enig überraschend, denn Vereinbarkeit dies wurde und wird auch medial thematisiert, se- hen auch die JI-Mitglieder die größten Hindernisse für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf neu denken in Österreich in fehlenden oder inadäquaten Betreuungsmöglichkeiten. „Qualitativ hoch- Aufgrund des großen Interesses der JI-Mit- wertige, ganztägige und leistbare Angebote glieder – tausend Dank für die vielen Ant- bei Krippen, Kindergärten oder Volksschulen worten! – an unserer Umfrage zu Kinder- müssen flächendeckend zur Verfügung ste- betreuung, Karenzzeiten und Co. wird die hen“, forderte daher auch Nikolaus Griller, „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ein JI-Bundesvorsitzender Stv. sowie Leiter der zentrales JI-Thema bleiben. Überhaupt könn- JI-Taskforce „Vereinbarkeit Familie und Beruf“. te die Zeit kaum eine bessere sein, um auch Eine große Herausforderung seien zudem die Familie und Beruf zu wenig Aufmerksamkeit Zu diskutieren sind außerdem weitere Maß- neue Wege auszuprobieren. Während des langen Schließzeiten im Sommer. widmet, sondern auch die Betriebe selbst nahmen, um Einbußen bei Karriere und Ein- Lockdown haben viele erste Erfahrungen mit (72 Prozent). kommen durch die Entscheidung für Kinder den Themen Homeoffice, aber auch Home- Beim Thema Karenz wird mehrheitlich möglichst abzumildern, wie Griller betonte: schooling gemacht. Sowohl Arbeitgeber als möglichst hohe Flexibilität und Wahlfreiheit „Wir werden uns auch in unseren Unterneh- „Steuerliche Entlastungen, Formen der auch Arbeitnehmer sind aktuell wohl bereiter gewünscht – wobei allerdings von vielen men überlegen müssen, was wir hier verbes- Familienbesteuerung oder auch Verbesse- denn je, Arbeit neu zu denken. Flexiblere Re- auch das Überdenken veralteter Rollen- sern können. Allerdings muss die Politik den rungen bei den Pensionsanrechnungszeiten gelungen bei der Arbeit sind aber nur ein Teil bilder gefordert wird. Das betrifft offenbar Unternehmen auch Gestaltungspielraum – wir sollten alle Optionen diskutieren und der Lösung. Ich lebe in eher ländlichem Ge- nicht nur die Politik, die laut 81 Prozent der lassen, um die von den Eltern gewünschte uns auch Best Practice-Beispiele im inter- biet, meine Kinder sind bereits Teenager – wir Mitglieder dem Thema Vereinbarkeit von Flexibilität zu gewährleisten“, so Griller. nationalen Umfeld anschauen.“ haben alle Erfahrungen machen dürfen, von denen auch viele JI-Mitglieder im Rahmen der Umfrage berichtet haben: Unzureichen- des Betreuungsangebot im Allgemeinen, we- „grenzenlose“ JI-OÖ bringt IN KÜRZE nig oder gar keine Optionen am Nachmittag und vom Sommer reden wir lieber nicht. Bundestagung MINT-Initiative Aber angestoßen durch Corona tut sich bei der in Krems auf nächstes Level Sommerbetreuung vielleicht einmal was. Der JI-Bundesvorstand konnte die Themen der N B un ist es fix: Die JI-Bundestagung ereits 27 Coaches der JI-OÖ, wie zum ein zukunft.lehre.österreich. Unser Ziel ist Umfrage auch mit Bundesministerin Christine wird von 8. bis 10. Oktober in Krems/ Beispiel Stefan Wagner (JOSKO Fens- es, nicht nur Studierende, sondern auch Aschbacher diskutieren. Erfreulicherweise Donau stattfinden. Unter dem Motto ter und Türen GmbH), Markus Huemer Lehrlinge bei ihren zukunftsweisenden Ent- sind ihr Verbesserungen für Familien ein zen- „grenzenlos“ sind inhaltliche Programmpunk- (CEO Polytec Holding AG) oder Peter Fronius scheidungen bestmöglich zu unterstützen trales Anliegen. Österreich sollte danach stre- te zu den US-Wahlen und China ebenso ge- (Fronius International GmbH) helfen jungen und in weiterer Folge als Mentor zu be- ben, zum familienfreundlichsten Land zu wer- plant wie das Austesten von grenzenloser Menschen bei der Studienwahl und laden zu gleiten“, so JI-OÖ-Vorsitzender Maximilian den. Klar ist dabei, dass es nicht eine große (VR-)Technologie. Besichtigt werden etwa einem persönlichen Coaching in ihr Unter- Priglinger (Biohort GmbH). Zudem soll eine Patentlösung gibt. Viele Maßnahmen werden das niemals in Betrieb genommene Atom- nehmen ein. Bewerber erfahren, welche Kooperation mit der TU Wien das Angebot ineinandergreifen müssen. Ein Beispiel kenne kraftwerk Zwentendorf, Geberit in Potten- Jobs die heimischen Betriebe im Angebot in die Bundeshauptstadt bringen. „Das Stu- ich aus meiner eigenen Zeit als Vorsitzender brunn und Metadynea am Donauhafen. Die haben und welche umfassenden Chancen dium in einem MINT-Fach ist anspruchsvoll. der JI-Salzburg: Wir haben damals angesto- Junge Industrie NÖ/Bgld. wird während der mit einem (MINT-)Studium bereits bei Job- Deshalb ist es wichtig, sich vorab gut zu ßen, dass Kinder auch von Tagesmüttern in Tagung selbstverständlich alle notwendigen einstieg in Aussicht stehen. Ab Dezember informieren. MINToring leistet dazu einen Betriebswohnungen betreut werden können Sicherheitsauflagen berücksichtigen. 2020 richtet sich das Angebot nicht mehr wichtigen Beitrag“, so TU Wien-Rektorin – nicht jedes Unternehmen kann gleich einen nur an angehende Studierende und Erstse- Sabine Seidler. Betriebskindergarten aus dem Boden stamp- Erste Infos wurden bereits an JI-Mit- mestrige, sondern auch an künftige Lehrlin- fen. Diese pragmatische Lösung wurde mitt- glieder verschickt, die Einladung erfolgt ge, die sich bei der Auswahl des passenden lerweile nicht nur in Salzburg, sondern auch WEBTIPP im Sommer. Kontakt für Rückfragen: Lehrberufs noch unschlüssig sind. „Möglich in anderen Bundesländern ermöglicht. coaches.MINT-ist-Zukunft.at niederoesterreich@jungeindustrie.at macht dies eine Kooperation mit dem Ver- Deutlich wurde in unserer Umfrage aber auch, dass wir alle als Gesellschaft gefordert sein werden: Alte Rollenbilder sind zu hinter- fragen, denn prinzipiell wünschen sich auch unsere Mitglieder z.B. mehr Wahlfreiheit bei der Karenz und auch deren Akzeptanz. Da werden gerade wir als Unternehmer und Füh- rungskräfte gefordert sein. Herzlichst Euer Andi Wimmer, Bundesvorsitzender der Jungen Industrie IMPRESSUM Herausgeber, Medieninhaber und Redaktion: Vereinigung der Österreichischen Industrie (Industriellenvereinigung), Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien, Tel.: 01/711 35-2308, E-Mail: positionen@iv.at, Homepage: www.iv.at, ZVR: 806801248, LIVR-N.: 00160, EU-Transparenzregister Nr.: 89093924456-06, Vereinszweck gemäß § 2 Statuten: Die Industriellenvereinigung (IV) bezweckt, in Österreich tätige industrielle und im Zusammenhang mit der Industrie stehende Unternehmen sowie deren Eigentümer und Führungskräfte in freier und demokratischer Form zusammenzufassen; ihre Interessen besonders in beruflicher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu vertreten und wahrzunehmen, industrielle Entwicklungen zu fördern, Rahmenbedingungen für Bestand und Entschei- dungsfreiheit des Unternehmertums zu sichern und Verständnis für Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu verbreiten. Fotos: Gettyimages, IV Oberösterreich Chefredaktion: Susanne Stissen, Robert Albrecht, Stefan Tilsner. Lektorat: Brigitte Mayr, Heidi Abentung. Verantwortlich für den Inhalt: Mathias Burtscher, Joachim Haindl-Grutsch, Johannes Höhrhan, Eugen Stark, Claudia Mischensky, Gernot Pagger, Ingrid Puschautz-Meidl, Michaela Roither, Irene Schulte. Für den Inhalt der letzten drei Seiten zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Grafik: Petra Matovic, Nina Mayrberger. Druck: BULU - Buchdruckerei Lustenau GmbH, 6890 Lustenau. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300, Unternehmensgegenstand: Information zu industrie- und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Siehe auch unter www.iv.at Fotos (Cover bzw. Coverstory): Alexander Müller, gettyimages, IV-Burgenland, IV-Kärnten/gettyimages, IV-NÖ/gettyimages, IV-OÖ, IV-Salzburg/gettyimages, IV-Tirol/Frischauf, IV-Vorarlberg/iStock/ilkercelik, IV-Wien/gettyimages Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Endungen verzichtet. Die verwendeten Bezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechter gleichermaßen. Juli/August 2020 | iv-positionen 9
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