Innovation 14 - I Life Sciences Schlüsseltechnologie: FluoresScience I Moderne Operationsmikroskope und Methoden - Zeiss
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Das Magazin von Carl Zeiss Innovation ISSN 1431-8040 14 ■ Life Sciences Schlüsseltechnologie: FluoresScience ■ Moderne Operationsmikroskope und Methoden ■ Rund ums Auge
Inhalt Editorial Optik in allen Bereichen des modernen Lebens 3 Im Fokus Das Phänomen Fluoreszenz 4 Licht auf neuen Wegen – Bewegende Momente in der konfokalen Mikroskopie ❚ Dr. Gerald Kunath-Fandrei 11 (Lebende) Zellen sichtbar machen 14 Vom Anwender OPMI Pentero – das Operationsmikroskop der Zukunft 18 Innovative Dentalmikroskopie in Japan: Patientenkommunikation wird immer wichtiger ❚ Dr. Mitsuhashi 22 Augenoptik in Anwendung Ophthalmologie, Vision 2020 26 Multimedia-Beratung beim Augenoptiker 30 Schmutzabweisende Oberflächen: Nanotechnologie auf dem Brillenglas 32 Rund, eckig, Kunststoff, Metall, farbig… welche Brille passt zu mir? 34 Reale und virtuelle Welten verschmelzen 36 Durchblick mit Datenbrille: HMDs von Carl Zeiss 38 Leserbefragung Die Leserbefragung 39 Aus aller Welt Im Süden viel Neues – Tiefseefauna bei Neuseeland ❚ Dr. Birger Neuhaus, Dr. Carsten Lüter, Jana Hoffmann 40 Schlammpackung für David 44 Die Identifikation von Farbpigmenten ❚ Marcello Picollo 46 Per Express zum Mars 50 Carl Zeiss nimmt Kontakt zum Kometen Churyumov-Gerasimenko auf 52 Zeiss’sche Asteroiden im Weltraum 55 Auszeichnungen reddot Design Award 56 Photonics Circle Of Excellence Award und R&D 100 Award 56 R&D 100 Award 57 Produktreport Für passionierte Fotografen: Zeiss Ikon 58 T* ZM-Bajonett Objektive 58 Zeiss Victory FL – neue Dimensionen der Beobachtung 58 Ein neues Zeitalter der digitalen Fluoreszenzmikroskopie: Axio Imager 59 Die neue Dimension in der Fluoreszenz-Stereomikroskopie 59 Impressum 59 2 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004
Editorial Optik in allen Bereichen des modernen Lebens Zu Beginn des dritten Jahrtausends, am Anfang des Optik als Plattform 21. Jahrhunderts, gibt es nur wenige Lebensbereiche, die für die virtuelle Realität nicht in irgendeiner Weise von Techniken, die Licht als In- formation und zur Kommunikation nutzen, berührt wer- Modernes Leben und effiziente Arbeitsprozesse erfordern den. Nicht umsonst spricht man häufig vom Jahrhundert immer schneller und umfassender zur Verfügung stehen- des Photons. Auf Schritt und Tritt begegnen wir – oftmals de Informationen. Möglich wird das unter anderem auch unbemerkt – der Optik. Selbst Prozesse, die vordergrün- mit Datenbrillen, die die real betrachtete Umgebung mit dig nicht mit Optik in Verbindung gebracht werden kön- virtuellen Objekten und Darstellungen überlagern. Der nen, sind oftmals erst durch deren Einsatz möglich: die Automechaniker der Zukunft sieht so einerseits die Repa- Chipindustrie wäre ohne optische Systeme nicht möglich. raturanleitung eines Motors und andererseits den realen Viele Beiträge in dieser Ausgabe sind hierfür ein Indiz. Motor. Fluoreszenztechniken spüren Moderne optische Techniken molekulare Zusammenhänge auf für alte Kunstwerke Naturwissenschaftler suchen von jeher Antworten auf Mit optischen Untersuchungsmethoden, beispielsweise Fragen zum Aufbau und der Funktionalität von Organen Mikroskopie, werden heute Kunstwerke vor einer geplan- und Geweben, von einzelnen Zellen und Zellbestandtei- ten Restaurierung eingehend untersucht. Solche Unter- len. Und viele Wege führen zum Ziel. Fluoreszenzmikro- suchungsergebnisse tragen stets zur Auswahl der einsetz- skopische Bilder machen Strukturen und Funktionen baren Restaurationsmethoden bei. Michelangelo stellte in sichtbar. Schon lange ist die Fluoreszenzmikroskopie über Florenz vor genau 500 Jahren die weltberühmte Skulptur die Untersuchung von Bakterien und Viren hinaus. Sie ist David fertig. Der David aus der biblischen Sage von David heute und in Zukunft eines der wichtigsten Forschungs- und Goliath. Nach eingehender Prüfung verschiedener werkzeuge in den Naturwissenschaften geworden. Fluo- Methoden ist nun die Restauration abgeschlossen. reszenztechniken sind die Grundlage vieler moderner Methoden in den Life Sciences. Modernste Mikroskop- Optik für den systeme erkennen schwächste Fluoreszenzsignale, lösen passionierten Fotografen überlappende Fluoreszenzspektren auf und dokumentie- ren mit höchster Geschwindigkeit und Präzision dynami- Nicht von ungefähr weckt der Name der ersten Photo- sche Prozesse. Carl Zeiss – von Anfang an wegweisend in kamera aus dem Hause Carl Zeiss Erinnerungen an die der Entwicklung der Fluoreszenzmikroskopie – stellt die große Zeit der deutschen Photoindustrie. Hinter dem weltweit führenden Technologien für die Fluoreszenz zur Namen steckt ein sorgfältig durchdachtes Kamerasystem, Verfügung. Unserem Fokus auf die Schlüsselmethode mit dem Anspruch, die Messsucherkamera neu zu defi- haben wir einen Namen gegeben: FluoresScience von nieren. Schon das eigenständige Design spricht dafür, Carl Zeiss. dass Carl Zeiss dies gelungen ist. Vor allem sind es jedoch die einfache Handhabung und viele technische Aspekte Optik in der Medizin der Kamera sowie die Leistung der Objektive, die diesen Anspruch untermauern. Chirurgische Eingriffe in aller Welt werden seit einem hal- ben Jahrhundert durch Operationsmikroskope aus dem Oktober 2004 Hause Carl Zeiss unterstützt. Die Ansprüche der Chirur- gen an Operationsmikroskope haben sich im Laufe der Zeit von einer klassischen Vergrößerungshilfe hin zu einer Informations- und Kommunikationszentrale verändert. Die Aussagen einer ganzen Reihe von Nutzern vermitteln eine überaus positive Resonanz des Carl Zeiss Konzepts für Operationsmikroskope. Dr. Dieter Brocksch Innovation 14, Carl Zeiss, 2004 3
Das Phänomen Fluoreszenz Bild 1: Von jeher suchen Biologen und Leuchterscheinungen absorbiert, dann mehr oder weniger Gliazellkultur aus den optischen Nerven (Sehnerv) Mediziner Antworten auf die Fra- lang gespeichert, regen im weiteren eines Goldfisches. Astrocy- gen: Wie ist die Zelle aufgebaut? Lumineszenz (lateinisch lumen = Licht) Verlauf Elektronen zu Quantensprün- ten wurden mit einem Anti- Welche Bausteine sind zuständig ist die Fähigkeit eines Körpers zu gen in ein höheres Energieniveau an serum gegen GFAP (glial fibrillary acidic protein), für welche Prozesse? Wie funk- leuchten, wenn er von einer Licht- und senden schließlich beim Zurück- einem Intermediärfilament, tioniert die einzelne Zelle? Wie quelle angestrahlt wird. Streng wis- kehren dieser Elektronen in ihr vor- identifiziert (grüne Fluo- agiert die Zelle im Gewebever- senschaftlich ausgedrückt handelt es heriges, tieferliegende Niveau neues, reszenz). Oligodendrocyten exprimieren Myelin-spezi- band? sich um die optische Strahlung eines energieärmeres Licht von größerer fische Ganglioside auf ihrer Antworten gibt den Forschern – physikalischen Systems, die beim Wellenlänge im sichtbaren Bereich Oberfläche, die mit einem neben vielen anderen Untersu- Übergang von einem angeregten Zu- aus. Leuchterscheinung und Anstrah- monoklonalen Antikörper nachgewiesen wurden (rote chungsmethoden – auch die Fluo- stand zum Grundzustand entsteht. lung sind streng gekoppelt: wird der Fluoreszenz). Alle Zellkerne reszenzmikroskopie. Ihre Bilder Durch die Anregung im UV-, IR- oder Körper nicht mehr angestrahlt, so sind mit DAPI blau gefärbt. helfen, den Aufbau der Zelle und sichtbaren Bereich des Lichts wird ei- verschwindet auch die Leuchterschei- ihrer Bestandteile sowie die Me- ne Lichtemission ausgelöst. nung. Aufnahme: Prof. Dr. Martin Bastmeyer, chanismen in ihr zu verstehen. Eigen-, Primär- und Sekundärfluo- FSU Jena Längst ist die Fluoreszenzmikro- Phosphoreszenz und reszenz stellen Variationen der Fluo- skopie über die Untersuchung Fluoreszenz reszenz dar. Und die Fluoreszenz wird von Bakterien und Viren hinaus manchmal auch als Photolumines- zu einem der wichtigsten Werk- Die Lumineszenz lässt sich in zwei zenz bezeichnet. zeuge für die Forschung in der Phänomene unterteilen: Phosphores- Setzt eine chemische Reaktion Medizin, in Naturwissenschaften zenz und Fluoreszenz. Bei der Phos- Energie frei, kann diese auch in Form geworden. Fluoreszenz ist heute phoreszenz hält das Leuchten des von Licht erfolgen: Chemolumines- die Grundlage vieler moderner Körpers an, auch wenn er nicht mehr zenz oder Chemisches Licht genannt. Methoden in den Life Sciences. angestrahlt wird. Fluoreszenz ist die Ein bekanntes Beispiel ist das von der Fähigkeit bestimmter chemischer Polizei eingesetzte Luminol, das in Substanzen, kurzwellige Lichtenergie Verbindung mit Blut blaugrün leuch- aufzunehmen und scheinbar gleich- tet. Eine besondere Art der Chemie- zeitig als langwelliges Licht wieder lumineszenz ist die Biolumineszenz. abzustrahlen: unsichtbare, kurzwelli- Als Biolumineszenz bezeichnet man ge Lichtanteile etwa des Tageslichtes in der Biologie die Fähigkeit von Lebe- mit hoher Energie (z.B. UV-Licht oder wesen, selbst oder mit Hilfe von Sym- Röntgenstrahlung) werden zunächst bionten Licht zu erzeugen. Kurze Geschichte der Fluoreszenz Viele Jahrhunderte später beobachtete Nicolás Monardes (1493-1588) Das Phänomen Fluoreszenz wurde bereits vor Tausenden von Jahren am Extrakt von Lignum beobachtet. Aber erst heute verstehen wir die Erscheinung und können nephriticum – ein damals empfohlenes Arzneimittel den Vorgang kontrollieren und nutzen. Erscheinungen, die wir heute bei Nierenbeschwerden – mit den Begriffen Fluoreszenz und Phosphoreszenz bezeichnen, wurden im Jahre 1565 erstmals schon 1500 Jahre vor Christus in chinesischen Büchern erwähnt. Lumineszenzerscheinungen. Nicolás Monardes 1493 –1588 4 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004
Athanasius Kircher Johann Wilhelm Ritter In seiner „Farbenlehre“ (1602-1680) beschreibt in (1776-1810) entdeckte beschreibt auch Johann seinem Buch „Ars Magna beim Experimentieren mit Wolfgang von Goethe Lucis et Umbrae“ die Silberchlorid an der (1749-1832) die fluoreszie- Wirkung eines Holz- Universität Jena 1801 das renden Lichterscheinungen. extrakts von Lignum ne- ultraviolette Ende des Er fordert die Leser auf „… phriticum in Wasser und Spektrums. tauche ein frisches Stück erörtert die Nutzung von Baumrinde der Rosskasta- Glühwürmchen als Haus- nie in ein Glas mit Wasser, beleuchtung. sofort erscheint eine rein himmelblaue Farbe.“ Athanasius Kircher Johann Wilhelm Ritter Johann Wolfgang v. Goethe 1602 –1680 1776 –1810 1749 –1832 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004 5
Der Erfinder des Kaleido- 1845 entdeckte Sir Sir George Gabriel Stokes skops, Sir David Brewster John Frederick William (1819-1903) bezeichnet (1781-1868), beschreibt Herschel (1792-1871) 1852 die Leuchterschei- 1833 die rote Strahlung das Phänomen der nung des Minerals Fluss- von Chlorophyll. Fluoreszenz in einer spat (Calciumfluorid) als Chininlösung. Fluoreszenz. Sir David Brewster Sir John Frederick William Herschel Sir George Gabriel Stokes 1781 –1868 1792 –1871 1819 –1903 6 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004
Biolumineszenz ist somit eine spezielle reniformis. Aequorea victoria verwen- special Art der Lumineszenz, die verschiede- det Aequorin, ein Ca2+-abhängiges FluoresScience von Carl Zeiss ne Funktionen im Tier- und Pflanzen- primäres Photoprotein. Da es im Lau- reich erfüllt. Dazu gehört einerseits fe der Reaktion nicht wie das Lucife- Fluoreszenzmikroskopie – die Schlüsseltechnik vieler das Anlocken von Beute, aber auch rin chemisch umgewandelt wird, son- moderner Methoden in den Life Sciences um Lebens- Partnern. Warn- und Droh- sowie dern nach der Emission des Lichts in funktionen sichtbar zu machen. Mit immer differenzier- Kommunikationssignale sind andere seinen Ausgangszustand zurück- teren Fluoreszenzanwendungen kommt die Forschung Funktionen. Biolumineszenz wird in gelangt, ist es unbegrenzt wiederver- den molekularen Zusammenhängen im Zellinneren Bild der Natur auch als Abschreckung und wertbar. Das grüne Leuchten dieser für Bild auf die Spur. Tarnung eingesetzt. Bekannt sind Quallen entsteht durch die Kombina- Phänomene wie das Meeresleuchten, tion von GFP (Green Fluorescent Carl Zeiss war von Anfang an wegweisend in der Ent- verursacht von Plankton wie bei- Protein) mit dem Aequorin. wicklung der Fluoreszenzmikroskopie. Mikroskopop- spielsweise der Dinoflagellat Noctilu- Gentechnisch modifizierte GFP-Va- tische Systeme machen heute schwächste Fluoreszenz- ca, die auf Strömungsveränderungen rianten spielen eine tragende Rolle in signale erkennbar, lösen überlappende Fluoreszenz- mit der Aussendung von Licht reagie- der aktuellen naturwissenschaftlichen spektren auf und dokumentieren mit höchster Auf- ren. Leuchtkäfer, Leuchtkrebse und Forschung. Bereits 1994 wurde ge- nahmegeschwindigkeit dynamische Lebensprozesse. Fische nutzen die Biolumineszenz für zeigt, dass GFP mit anderen Protei- Komplexe Applikationen werden breiten Anwender- vielfältige Funktionen. Auch Leucht- nen gekoppelt werden kann ohne gruppen zugänglich gemacht. bakterien sind bekannt. Das Bakte- dass die fluoreszierenden Eigen- rium Vibrio Fischeri vermehrt sich z. B. schaften von GFP verloren gehen und Die wachsenden Anforderungen an mikroskopoptische auf toten Salzwasserfischen und lässt ohne dass die Funktion der Proteine, Systeme sind mit LSM 5 LIVE und Axio Imager pro- sich leicht beobachten, wenn man an die GFP gekoppelt wurde, verlo- blemlos realisierbar. Unserem Fokus auf die Schlüssel- einen toten Salzhering einige Zeit ren geht. methode in der Erforschung des Lebens haben wir aufbewahrt. Häufig wird die Biolumi- Weitere Lumineszenzarten sind die einen Namen gegeben: FluoresScience von Carl Zeiss. neszenz durch Oxidation des Natur- Elektro- und die Kathodolumines- stoffs Luciferin unter Mithilfe des En- zenz. Bei der Elektrolumineszenz er- zyms Luciferase Energie in Form von folgt die Anregung durch elektri- Licht freigesetzt. schen Strom wie beispielsweise bei Eine etwas andere Art der Licht- Leuchtdioden. Im Falle der Kathodo- Bild 2: Kleinhirn (Ratte), Super- erzeugung, nämlich durch Photopro- lumineszenz wird durch den Beschuss oxiddismutase (blau), teine, verwenden die Qualle Aequo- mit Elektronen angeregt (Beispiel: Glial Fibrillary Acidic rea victoria und die Koralle Renilla Fernsehbildschirm). Protein (gelb) Institut für Medizinische Neurobiologie Magdeburg. Max Haitinger Alexander Jablonski Albert Hewett Coons (1868–1946) prägte 1911 (1898-1980) stellt 1935 (1912-1978) und Melvin den Begriff Fluorochrom sein Modell zur Erklärung Kaplan entwickeln ab 1950 und gilt als Begründer der Fluoreszenz vor: die Immunfluoreszenz- der modernen Fluores- Ein Fluorochrom besitzt technik, die in den Natur- zenzmikroskopie und der unterschiedliche energeti- wissenschaften zu Auf- Fluorochromierungs- sche Formen, sogenannte sehen erregenden Ergeb- technik. Singulett-Zustände nissen auf dem Gebiet der (S0, S1, S2...). Zellforschung führte. Max Haitinger Alexander Jablonski Albert Hewett Coons 1868–1946 1898 –1980 1912 –1978 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004 7
Bild 3: Fluoreszenz ist die Grundlage vieler details Endothelzellen, Kern (blau: DAPI), F-Aktin moderner Methoden in den Life (grün: Bodipy-Fl), Sciences. Insbesondere die fluoreszie- Nominierung für den Deutschen Mitochondrien renden Proteine mit Beginn der Zukunftspreis (rot: Mitotracker Red). 1990er Jahre zu einer Schlüsselme- thode bei der Suche nach den Ge- Das Entwicklerteam um Dr. Ulrich Der Deutsche Zukunftspreis wird heimnissen des Lebens geworden. Simon, Dr. Bernhard Zimmermann als Preis für Technik und Inno- Mit immer neueren und differenzier- und Ralf Wolleschensky aus vation vom Bundespräsidenten teren Fluoreszenzanwendungen wie dem Unternehmensbereich Mikro- verliehen. Mit dem Preis werden FRET, FRAP oder FlAsH ist man heute skopie ist für die marktreife Ent- jährlich in einem nationalen den molekularen Zusammenhängen wicklung des Laser Scanning Leistungsvergleich hervorragende im Zellinneren auf der Spur. Mikroskops LSM 510 META für technische, ingenieur- oder natur- Anfangs wurde die Fluoreszenzmi- den Deutschen Zukunftspreis wissenschaftliche Innovationen kroskopie als so genannte Durchlicht- 2004 nominiert worden. ausgezeichnet. Eine Bewerbung Fluoreszenzmikroskopie praktiziert. um den Preis ist ausgeschlossen. Die um ein Vielfaches effizientere Das Vorschlagsrecht zum Deut- Auflicht-Fluoreszenzmikroskopie löste schen Zukunftspreis obliegt den das Durchlichtverfahren weitgehend führenden deutschen Einrich- ab. tungen aus Wissenschaft und Das moderne Auflichtverfahren Wirtschaft. Das Projekt „LSM 510 hat einen entscheidenden optischen META“ wurde vom Bundesver- Vorteil: Das Objektiv wirkt zugleich band der Deutschen Industrie auch als Kondensor. Damit ist der vorgeschlagen. Lichtstrahl optimal ausgerichtet. www.zeiss.de www.deutscher-zukunftspreis.de www2.uni-jena.de/biologie/zoologie Fluoreszenzoptische Instrumente von Carl 1904 1913 1935 1982 August Köhler veröffentlicht seine Arbeiten Der erste Apparat, um die Fluoreszenz sichtbar Mit dem Lumineszenzmikroskop nach Die Entwicklung des ersten Laser-Scan- über das Ultraviolett-Mikroskop. zu machen und auch zu messen, wurde durch Ellinger-Hirt wurde hauptsächlich Intravital- Mikroskops durch Carl Zeiss legte die Basis Entwicklungen von H. Lehmann und Stanis- mikroskopie betrieben. für die heute hochaktuelle dreidimensionale laus von Prowazek ab 1913 vorangetrieben. Das Rekonstruktion von Zellstrukturen in der erste optische Gerät, das noch den Namen Fluoreszenzmikroskopie. Lumineszenzmikroskop trug, stellte Carl Zeiss schon 1913 vor. 8 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004
Zeiss 1986 2001 2002 2004 Mit der Konstruktion der Mikroskope der Im LSM 510 META ist eine optimale Mit ApoTome können in der konventio- Einhundert Jahre nach Köhlers Erfindung Axio Baureihe in SI-Bauweise und mit der Umsetzung des konfokalen Prinzips wie nellen Mikroskopie optische Schnitte des „Ultraviolett-Mikroskops“ präsentiert ICS-Optik leistete Carl Zeiss einen weiteren in keinem zweiten System realisiert. Es durch fluoreszenzmarkierte Proben – Carl Zeiss mit dem Mikroskop Axio Imager wichtigen Beitrag für die Weiterentwicklung ermöglicht die Aufnahme von Mehrfach- z.B. zur dreidimensionalen Darstellung einen weiteren Meilenstein in der Fluores- der Fluoreszenzmikroskopie. fluoreszenzen ohne Zugeständnisse an von Nervenzellen – sehr schnell in zenzmikroskopie. Auflösung und Effizienz. höchster Qualität erstellt werden. Innovation 14, Carl Zeiss, 2004 9
When was the last time you saw something for the first time? Carl Zeiss: FluoresScience The new generation of Carl Zeiss fluorescence imaging systems will lead you to ground-breaking discoveries in live cell sciences. zeiss.com/FluoresScience
Licht auf neuen Wegen – Bewegende Momente in der konfokalen Mikroskopie Biologen und Mediziner dringen gestellungen aus den Brennpunk- immer weiter in die Welt des ten der Life Sciences wie z.B. der Mikrokosmos vor. Innovative op- Zell- und Entwicklungsbiologie, tische Mikroskopsysteme helfen, der Immunologie, der Virologie Abläufe in Zellen besser zu ver- oder der Onkologie könnten zum stehen und präzise Einblicke in ersten Mal mit dem Fokus auf die zelluläre Wechselwirkungsmecha- Dynamik analysiert werden. Kon- nismen zu gewinnen. sequent für die biomedizinische Ein neues optisches Konzept Anwendung maßgeschneidert, lie- von Carl Zeiss besitzt jetzt das Po- fert das neue Konzept einzigarti- tenzial, die Frage nach der – bis- ge, hochaufgelöste Bildserien – her eher vermuteten als exakt be- und das sowohl in Ort und Zeit. schriebenen Geschwindigkeitsdy- Carl Zeiss öffnet damit ein neues namik von Lebensprozessen neu Zeitfenster in der konfokalen Fluo- zu adressieren. Wesentliche Fra- reszenzmikroskopie. Innovation 14, Carl Zeiss, 2004 11
Leben in Bewegung Lebenszyklus Lebende Zellen kommunizieren blitz- von Drosophila Melanogaster schnell. Grundlage dafür sind elektro- chemische Transportmechanismen, wie sie z.B. in den neuronalen Schalt- stellen des Gehirns ablaufen. Die Schaltvorgänge dirigieren die mensch- lichen Sinne, entscheiden über die Zellteilung Lernfähigkeit, bestimmen das kreati- befruchteter Eizellen ve Potenzial oder rufen das Gedächt- von Insekten nis ab. Zelluläre Stoffwechselvorgän- ge steuern Atmungs- und Verdau- ungsprozesse. Zelluläre Mobilität er- möglicht komplexe Bewegungs- und Entwicklungsabläufe. Schnelle Reaktion Viele dieser fundamentalen Prozes- von Nervenzellen se und Wechselwirkungen zwischen auf äußere Reize Zellen, aber auch die Prozesse inner- halb einer Zelle, werden bislang nur in „Momentaufnahmen“ dokumen- tiert. Viele einzelne, kontinuierlich auf einer Zeitachse aneinandergereihte „Momentaufnahmen“ lassen die Be- wegung erahnen. Aber die lückenlose Dokumentation der sich tatsächlich abspielenden Dynamik in lebenden Zellen – also der „Hochgeschwindig- keitsfilm” – bleibt weitgehend ver- borgen. Strukturen in Bewegung Eine hohe Ortsauflösung ist vor allem dann zwingend notwendig, wenn die Kommunikations- und Interaktions- prozesse von Zellstrukturen, Zellen und Organismen im Detail verfolgt und analysiert werden sollen. Wenn sich zum Beispiel ein große Anzahl 1 sehr kleiner Organismen oder zellulä- rer Partikel sehr schnell bewegen. Die Bild 1: Größe vieler Bakterien und vor allem Zeitkonstanten ausgewähl- ter zellulärer Prozesse. von Viren liegt nahe oder unterhalb der lichtmikroskopischen Auflösungs- grenze (Bakterien: 500 nm ... 2 m, Viren: 20 nm ... 200 nm). Das bedeu- 12 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004
tet, dass diese Organismen bzw. Par- Bild 2: Bewegung von Erythro- tikel zwar als „Lichtpunkte“ bzw. ein- blasten während eines zelne Pixel im Lichtmikroskop lokali- Herzschlagzyklus im 8 Tage siert werden können, sie sind aber alten Mausembryo. GFP-Expression, Farb- weder in Form noch in Struktur cha- kodierte Projektion über rakterisiert. die Zeit, aufgenommen mit Doch nicht nur diesen sehr kleinen 88 Bildern pro Sekunde, Präparat: Dr. Mary Strukturen ist man auf der Spur. Kon- Dickinson, Biological fokale Mikroskope bestechen gerade Imaging Center, Caltech durch ihre Fähigkeit, Objekte in ihrer Pasadena, USA. Dreidimensionalität durch die Auf- nahme von 3D-Bildstapeln aus vielen optischen Schnitten zu erfassen. Alle in der Natur vorkommenden Organis- men sind dreidimensional und häufig aus tausenden von Zellen aufgebaut. Lebende Modellorganismen wie der Fadenwurm Caenorhabditis elegans und die Taufliege Drosphila melano- gaster werden von den Biologen wegen ihrer kurzen Lebenszyklen be- vorzugt untersucht. Der Forscher erhält so Resultate in kurzer Zeit und mit vertretbarem Auf- wand. Aber auch die Entwicklungs- stadien differenzierter Modelle wie Zebrafisch oder Maus werden von 2 Entwicklungsbiologen seit Jahren er- forscht. Solche Modellsysteme in 3D zu er- etwa 20-mal mehr als bisher, „filmt“ Mit dem neuen optischen Konzept fassen und die zeitliche Veränderung das neue konfokale System bei des LSM 5 LIVE kann der Modellbau- dieser räumlichen Komplexität in ho- gleichzeitig herausragender Bildqua- kasten der Natur umfassender und her Bildaufnahmefrequenz und Emp- lität von 512 x 512 Bildpunkten und schneller als je zuvor charakterisiert findlichkeit aufzuzeichnen, dies stellt einer außergewöhnlichen Empfind- werden: mikroskopische Bildserien, höchste Ansprüche an jedes Fluo- lichkeit „bewegende Momente“. die endlich der räumlichen Komple- rescence Imaging System. Mit dieser rasanten Scangeschwin- xität und der zeitlichen Dynamik die- digkeit gelingt es nun, die Bewe- ser Lebewesen Rechnung tragen. Hat Mikroskopie gungsbahnen von Zellorganellen, bisher der konfokale Mikroskopiker in Bewegung Bakterien und Viren lückenlos zu ver- in der Regel ein hochaufgelöstes, folgen. zweidimensionales Bild pro Sekunde „Fundamentale Prozesse in der leben- Bei reduzierten Bildformaten (z.B. aufgenommen, bildet er jetzt in der den Zelle lassen sich optimal nur in 512 x 50 Pixel) lassen sich jetzt kon- gleichen Zeit sein Untersuchungs- Bewegung verfolgen und verstehen.“ fokale Bilder im Millisekunden-Takt objekt dreidimensional ab. Mit diesen Diese Überlegung stand am Anfang aufnehmen, konfokale „Line scans“ schnellen 4D-Bildstapelserien können eines neuen, bahnbrechenden konfo- sogar im Mikrosekunden-Takt. Damit Wissenschaftler jetzt einen exklusiven kal-analytischen Gerätekonzepts von bleiben selbst schnelle „Geistesblit- Blick hinter die Kulissen des Lebens Carl Zeiss: des LSM 5 LIVE. Mit bis zu ze“ in neuronalen Strukturen nicht werfen: brillanter und informativer 120 konfokalen Bildern pro Sekunde, länger im Dunkeln. als je zuvor. Dr. Gerald Kunath-Fandrei, Carl Zeiss, AIM-PM, www.zeiss.de. Beispiele und weitere Informationen zum LSM 5 LIVE finden Sie unter www.movingmoments.de. Innovation 14, Carl Zeiss, 2004 13
(Lebende) Zellen sichtbar machen 2 3 Mikroskope zählen zu den ältes- ten wissenschaftlichen Instrumen- ten, um die Strukturen des Le- bens sichtbar zu machen. Ohne sie wären die modernen Biowis- senschaften undenkbar. Aber eines der Hauptprobleme in der Mikro- skopie biologischer Objekte ist deren Kontrastarmut. Nur dort, wo Kontrast vorhanden ist oder wo ein solcher durch kontraststei- gernde Mittel wie selektive Farb- stoffe hergestellt werden kann, lassen sich Strukturen sichtbar machen. Im einfachen Lichtmikro- skop – im sogenannten Hellfeld – können nur gefärbte Proben op- timal beobachtet werden. Wis- senschaftler mussten deshalb lan- ge Zeit ihre Proben entsprechend präparieren und einfärben. Durch- sichtig wie lebende Zellen sind, konnten sie anfangs nicht ausrei- chend gut beobachtet, dokumen- tiert und analysiert werden. Erst mit Hilfe zusätzlicher optischer Komponenten drang man lichtmi- kroskopisch in die Zellstrukturen vor: lebende Zellen wurden sicht- bar gemacht. 1 14 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004
Bild 1: Inverses Mikroskop Axiovert 200. Bild 2: Zellen im Phasenkontrast (Ph). Bild 3: Zellen im Differentiellen Interferenzkontrast (DIC). Bild 4a: PC12 Zellen im Phasen- kontrast. Bild 4b: PC12 Zellen kontrastiert mit PlasDIC. details Zellen sind die kleinsten Funktionseinheiten eines Körpers. Verschiedenen Zelltypen erfüllen verschie- dene Aufgaben: jeder Zelltyp erfüllt eine ganz spe- zielle Aufgabe. Die Körpergewebe setzen sich je nach Funktion aus Zellen eines oder unterschiedlicher Typen zusammen. Die Gewebe wiederum machen die einzelnen Körperteile in ihrer jeweils spezifischen Art und Weise funktionsfähig. Mit ähnlichen und ergänzenden Funktionen bilden die Gewebe Organe. Organe bilden Systemgruppen. Systemgruppen 4a 4b bilden letztendlich den Körper in seiner Gesamtheit. Die Körper der Lebewesen auf der Erde, besonders der menschliche Körper, stellen ein faszinierendes Zellen – Cellulae – nannte der engli- Methode entwickelt: die Phasenkon- Gesamtkunstwerk von äußerster Komplexität dar. sche Physiker Robert Hooke 1667 die trastmikroskopie. Das von Ernst Ru- Verschiedene Körpersysteme und deren Einzelteile Strukturen, die er bei der Betrach- ska Mitte des 20. Jahrhunderts ent- ermöglichen im ständigen Zusammenspiel die Funk- tung mit Hilfe einer Lupe an Kork- wickelte Elektronenmikroskop stieß tionen, die unser Leben ausmachen. Damit dieses gewebe entdeckte. Bei der Beobach- dann die Tür in eine um den Faktor Zusammenspiel einwandfrei ablaufen kann, müssen tung von Zellen konnte man im acht- 1000 kleinere Mikrowelt auf. Selbst die einzelnen Organe ähnlich wie alle Zahnrädchen zehnten und neunzehnten Jahrhun- einzelne Untereinheiten von Eiweiß- und Bauteile einer Maschine – direkt oder indirekt dert trotz schon verbesserter Mikro- molekülen werden damit sichtbar miteinander verbunden sein und miteinander skope nicht viel erkennen. Zellen sind gemacht. kommunizieren. In seiner heutigen, dem jeweiligen mit wenigen Ausnahmen durchsichti- Die Lichtmikroskopie schien da- Lebensraum angepassten „Bauweise“ ist dieses ge Körper: ohne geeignete optische mals überholt. Aber im Elektronenmi- Zusammenspiel das Ergebnis eines langen evolutio- Hilfsmittel sind sie mehr oder weni- kroskop kann nach langwierigen, nären Prozesses. ger strukturlose Klumpen. Zu den aufwendigen Vorbereitungsschritten Pionieren in der Nutzung der Mikro- nur tote, präparierte Materie betrach- Unter der Bezeichnung Tissue Engineering werden skopie gehört beispielsweise der Bak- tet werden. Ganz anders im Licht- sowohl einfache Zellkulturen als auch in zunehmen- teriologe Robert Koch, der unter dem mikroskop: mit dem Blick auf lebende dem Maße komplexere, dreidimensionale Zellsysteme Mikroskop die Erreger von Tuberkulo- Zellen können Forscher „live“ dabei genutzt. Die moderne Zell- und Gewebekultur ist se, Cholera und Milzbrand entdeckte. sein, wenn Zellen wachsen, sich tei- heute in den Naturwissenschaften unverzichtbar. Koch nutzte als Erster ein von Ernst len oder fortbewegen. Ein entschei- Sie ist in allen naturwissenschaftlichen Forschungs- Abbe entwickeltes Immersionsobjek- dender Vorteil für die modernen einrichtungen als eine Alternativmethode zum Tier- tiv. Erst Mitte der 1930 Jahre wurde Naturwissenschaften des 21. Jahr- versuch etabliert. Die Bearbeitung vielfältiger wissen- eine sinnvoll einsetzbare optische hunderts. schaftlicher Fragestellungen erfordert definierte Zellpopulationen oder Einzelzellen, die nur in Kulturen gewonnen, beobachtet und analysiert werden können. Strukturelle und funktionale Ergebnisse aus Zell- und Gewebekulturen gehen in die Grundlagen- forschung ein. Innovation 14, Carl Zeiss, 2004 15
Bild 5: Zellen mit Tusche gefärbt, Hellfeld. Bild 6: Myocard-Zelle kontrastiert mit VAREL. Bild 7a: Menschliche Eizellen (ICSI-Verfahren, vor der Injektion) kontrastiert mit PlasDIC. Bild 7b: Menschliche Embryonen kontrastiert mit PlasDIC. 5 6 Schiefe Beleuchtung Phasenkontrast Differential Inter- ferenz Kontrast Mit der schiefen Beleuchtung wurde Die erste, die biologische Forschung bereits zu Beginn der Mikroskopie nachhaltig beeinflussende und verän- Die zweite bekannte und weltweit versucht Präparate sichtbar zu ma- dernde optische Methode war das verwendete Methode zur Darstellung chen. Um die schiefe Beleuchtung Phasenkontrastverfahren. Der hollän- ungefärbter Präparate wurde in den zu realisieren, können verschiedene dische Physiker Frits Zernike ent- 1940er und 1950er Jahren begonnen Techniken zum Einsatz kommen. Die wickelte dazu um 1935 das optische zu entwickeln. Die Entwicklung des einfachste Methode ist die teilweise Prinzip des Phasenkontrastmikro- DIK (Differential Interferenz Kontrast) geschlossene Kondensorblende oder skops. 1953 erhielt er dafür den Phy- geht zurück auf Untersuchungen bei das Bild der Lichtquelle seitlich zu sik-Nobelpreis. Er verkaufte sein Pa- Reichert in Wien. Zuerst modifizier- versetzen. tent an Carl Zeiss und so kamen An- ten 1955 Francis Smith und Maurice fang 1940 die ersten Phasenkontrast- Françon ein Polarisationsmikroskop einrichtungen auf den Markt. Die für den Zweck. Georges Nomarski Zernike erhielt 1953 den Physik- Wissenschaftler waren mit dieser Er- gab den entscheidenden Anstoß: er Nobelpreis für die von ihm findung einen großen Schritt weiter. änderte die Platzierung des Wollas- angegebene Phasenkontrastme- Sie konnten nun sogar lebende Zellen ton-Prismas im Strahlengang. Mit thode, im Besonderen für seine während der Teilung beobachten: dem Interferenz-Kontrast-Mikroskop Erfindung des Phasenkontrast- Kurt Michel, Entwickler bei Carl Zeiss entstehen reliefartige Bilder. Diese Art mikroskops. in Jena, drehte 1943 damit den ersten der Mikroskopie gehört heute zu den Frits Zernike, Niederländischer Physiker Film einer mitotischen Zellteilung. Standard-Abbildungsverfahren. Phasenkontrasteinrichtungen ergänz- Mikroskope mit Differential Inter- ten ab Mitte des 20. Jahrhunderts die ferenz Kontrast nach Nomarski wur- Lichtmikroskope und ermöglichten den von Carl Zeiss 1965 in den Markt Nomarski entwickelte in den unter festen optischen Bedingungen eingeführt. 1950er Jahren das heute reproduzierbare Bildergebnisse zu er- weltweit am häufigsten genutzte zielen. Das Phasenkontrast-Verfahren DIC-System. ist das am weitesten verbreitete Ver- fahren zur optischen Kontrastierung transparenter Präparate. Georges Jerzy Nomarski, Polnischer Physiker und Optik-Theoretiker 16 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004
details Die meisten modernen High- Tech-Mikroskope Elektronen und Rastertunnelmikroskope bieten zwar faszinierende Einblicke in Nano-Welten, eignen sich jedoch nicht dazu, lebende Zellen zu untersuchen. Das bleibt bis auf weiteres der Lichtmikroskopie vorbehalten. 7a 7b Hoffman PlasDIC Kohärenzblende polarisations- unempfindlicher Modulationskontrast Bereich Die Mikroskopie dicker lebender Ob- Der Hoffman Modulationskontrast ist jekte ist in der mikroskopischen Rou- eine Art schiefe Beleuchtung, die mit tine oft mit Problemen verbunden. Plastikschale optischen Elementen aus der Polari- Beim Phasenkontrast sind dicke + Präparat sationsmikroskopie realisiert wird. Objektbereiche kritisch, da der soge- Dieses Kontrastverfahren war eine nannte Halo-Effekt die Bildinforma- der ersten optischen Methoden, Zell- tion an dicken Stellen überlagert und kulturzellen, die in Plastikgefäßen teilweise verfälscht. Prinzipiell greift wachsen, reliefartig sichtbar zu ma- man dann zum Differential-Interfe- Objektiv chen. Großen Erfolg hatte die Metho- renz-Kontrast, der aber nur optimal de beim Einsatz von Mikromanipula- unter Verwendung von Glasträgern tionstechniken in der Reproduktions- arbeitet. medizin. PlasDIC gilt als ein neuartiges po- larisationsoptisches Durchlicht-Diffe- VAREL-Kontrast rential-Interferenzkontrastverfahren, bei dem im Gegensatz zum konven- Polarisator polarisations- Für die Arbeit an Geweben und le- tionellen DIC nach Smith bzw. No- + Prisma empfindlicher benden Zellen in Kulturgefäßen ist marski linear polarisiertes Licht erst Bereich die Kontrastierungsmethode Variab- nach dem Objektiv erzeugt wird. Mit ler Reliefkontrast entwickelt worden, der Entwicklung der Kontrastierme- Analysator bei der Phasenkontrast und schiefe thode PlasDIC wurde zum ersten Mal einseitige Beleuchtung gemischt wer- der Einsatz der Differential-Interfe- den. Durch Verschieben einer Zusatz- renz-Kontrast-Mikroskopie an Zellen blende in radialer Richtung von in Plastikgefäßen möglich: durch die außen nach innen werden nachei- zum Patent angemeldete veränderte nander einseitiges Dunkelfeld, der Anordnung der optischen Kompo- VAREL-Kontrast als Überlagerung nenten kann in doppelbrechenden von Phasenkontrast und schiefem Gefäßen ohne Einschränkung mikro- Hellfeld und schließlich schiefes Hell- skopiert werden. www.zeiss.de/mikro feld eingestellt. Innovation 14, Carl Zeiss, 2004 17
Vo m A n w e n d e r OPMI Pentero – das Operations- mikroskop der Zukunft Bild 1: AutoBalance. Seit einem halben Jahrhundert un- Bild 2 (Mitte): terstützen Operationsmikroskope Operationsmikroskop aus dem Hause Carl Zeiss die Ar- OPMI® PenteroTM. beit der Chirurgen in aller Welt. Bild 3: Der Anspruch eines Neurochirur- Auf Knopfdruck in gen an ein Operationsmikroskop Balance (Touchscreen). hat sich im Laufe der Zeit von ei- Bild 4: ner klassischen Vergrößerungshil- Benutzerfreundliche fe mithin zu einer Informations- Lösungen für das OP-Personal. und Kommunikationszentrale ver- ändert. Das neue OPMI Pentero für die Neuro- und Wirbelsäulen- chirurgie verbindet Grundanfor- derungen mit umfangreichen Zusatznutzen: Intraoperative Dia- gnostik, Integration einer kom- pletten Videokette, Einbindung des Operationsmikroskopes in die Informations- und Kommunika- tions-Infrastruktur des Kranken- hauses und benutzerfreundliche Lösungen für das OP-Personal. Wie gut die Resonanz auf dieses Konzept ist, können am besten die Anwender vermitteln. 1 18 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004
Die besten Grund- Einfach genial, eigenschaften genial einfach Daniel L. Barrow M.D., Atlanta, USA Während des OP-Betriebs muss das „Jedes Mikroskop, mit dem ich bisher OPMI Pentero den unterschiedlichs- gearbeitet habe, verfügte über die ten Anforderungen gerecht werden, Grundfunktionen Vergrößerung, Optik d.h., die gestellten Aufgaben präzise und Beleuchtung. Das Pentero vereint und schnell erfüllen. diese grundlegenden Funktionen in einem äußerst innovativen und kreati- Prof. Dr. Volker Seifert, Frankfurt, ven Design, das nicht nur dem Chirur- Deutschland gen, sondern dem gesamten OP-Team „Früher war das Ausbalancieren des großen Bedienkomfort bietet.“ Mikroskops immer ein etwas zeitauf- 3 wändiger Vorgang. Das neue Autoba- Dr. Andreas Raabe, Frankfurt, lanciersystem des Zeiss-Mikroskops ver- Deutschland: kürzt die Vorbereitungszeit erheblich „Für den Neurochirurgen bedeutet das und ist eine große Hilfe – besonders für Pentero einen weiteren Schritt nach den Assistenten, dessen Aufgabe das vorn. Es ist die einmalige Kombination Ausbalancieren des Mikroskops norma- der Eigenschaften, die dieses Mikroskop lerweise ist.“ so wertvoll für mikrochirurgische Ein- griffe macht. Das Gerät ist sehr kom- Robert F. Spetzler, M.D., Phoenix, USA pakt und hat dennoch eine große „Wenn das Mikroskop steril abgedeckt Reichweite und lässt viel Kopffreiraum. ist, braucht man sich nicht mehr mit Besonders gut hat mir der schnelle einem unhandlichen Drape herumzu- Autofokus gefallen, die Laser-Fokussier- ärgern, das der Krankenschwester und hilfe für manuelles Fokussieren, sowie dem Chirurgen ständig im Weg ist. Jetzt die Bewegungsmöglichkeiten, die bei sorgt ein Ansaugsystem dafür, dass sich der Operation eine präzise Feineinstel- das Drape vollständig an das Mikroskop lung erlauben, ohne dass man die anschmiegt.“ Bremsen lösen muss.“ 4 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004 19
5 Bild 5: Integrierte digitale Intraoperative Diagnostik – Visualisierung erstes Operationsmikroskop mit optional vollständig integrierter Unterstützung Auch in den OP hat das digitale Zeit- für fluoreszenzgestützte alter Einzug gehalten. Die elektroni- Angiographie und Tumor- resektion. sche Archivierung von Patientenda- ten und präsentationsfähige Videos Bild 6: werden für den Chirurgen immer Einbindung des Opera- tionsmikroskopes in die wichtiger. Informations-Kommuni- kations-Infrastruktur des Robert F. Spetzler, M.D., Phoenix, USA Krankenhauses. „Als Chirurg spreche ich natürlich oft Bild 7 und 8: mit Kollegen und kann daher feststel- Eine komplett integrierte len, dass der Aufzeichnung von Opera- digitale Videokette in einem Operationsmikroskop. tionen und Operationstechniken eine herausragende Bedeutung zukommt. Hier eröffnet die neue digitale Schnitt- stelle völlig neue Möglichkeiten. Bei- spielsweise lässt sich das Gerät in das Krankenhaussystem integrieren, und ich kann die digitalen Bilder an meinem Schreibtisch betrachten und sie online bearbeiten. Die Aufzeichnung und Ver- breitung von Informationen wird da- durch enorm erleichtert.“ Einbindung in den Krankenhaus-Ablauf Die Integration des OPMI Pentero in die Informations- und Kommunika- tionsinfrastruktur des Krankenhauses wird immer mehr gefordert. Dazu ge- 6 20 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004
hören u.a. die Abfrage präoperativer Prof. Dr. Volker Seifert, Frankfurt, Befunde, die Speicherung wichtiger Deutschland Daten der Operation oder der Aus- „Besonders in der Gruppe der Glioblas- tausch während der Operation mit tom-Patienten hängt das Operations- Kollegen an anderen Standorten. ergebnis ganz entscheidend davon ab, Die Kommunikations-Schnittstellen dass der Tumor vollständig entfernt des OPMI Pentero ermöglichen die wird. Die neue, integrierte Funktion zur komplette Verwaltung dieser Daten. fluoreszenzgestützten Tumorresektion im Neuro Operationsmikroskop von Prof. Dr. Volker Seifert, Frankfurt, Zeiss bietet dem Chirurgen hierfür ein Deutschland hochwirksames und sehr hilfreiches In- 7 „Neuronavigation ist inzwischen aus strument.“ der Neurosurgerie nicht mehr wegzu- denken. Im Hinblick darauf stellt das Robert F. Spetzler, M.D., Phoenix, USA neue Mikroskop von Zeiss einen gewal- „Die Möglichkeit, eine Angiographie auf tigen Fortschritt dar. Es ermöglicht die so einfache Art durchzuführen und da- Einspiegelung der verschiedensten Neu- bei auch noch die Blutgefäße oder das ronavigationsdaten in Farbe in beide Aneurysma manipulieren zu können, Okulare des Neurochirurgen.“ stellt für den Neurochirurgen eine un- glaublich faszinierende Neuerung dar.“ Intraoperative Diagnostik Fazit Das OPMI Pentero bietet die Mög- Daniel L. Barrow M.D., Atlanta, USA lichkeit innovativer Fluoreszenzverfah- „Das Pentero ist ein von Chirurgen für ren, mit denen Tumore und Gefäß- Chirurgen gestaltetes Operationsmikro- 8 erkrankungen während der Operation skop. Es vereinigt die allerneueste Tech- dargestellt und aufgezeichnet werden nologie in einem kompakten, innovati- können. ven und brillanten Design. Carl Zeiss hat Leistungsfähigkeit,Wirksamkeit und Ergonomie kombiniert und ein Mikro- skop kreiert, das die Wirbelsäulen- und Neurochirurgie auf ein neues Niveau www.zeiss.com/unique anhebt.“ Innovation 14, Carl Zeiss, 2004 21
Innovative Dentalmikroskopie in Japan: Patientenkommunikation wird immer wich 1 Bild 1: Japan ist das Land auf der Welt, heute standardmäßig drei CCD Zahnarztvorsorge Dentalmikroskop OPMI®PROergo. in dem neueste Technologien mit Videokameras für die Dokumen- in Japan Tradition und Kultur Hand in Hand tation eingesetzt. Bild 2: gehen. Beispiele finden sich über- Mit rund 85.000 Zahnärzten Im April 2004 wurde das staatliche Dr. Mitsuhashi am Dental- mikroskop, Patientin mit all im Alltagsleben: von Frauen im und nahezu 70.000 Zahnarztpra- Krankenversicherungswesen (NHI) Datenbrille. traditionellen Kimono, die MP 3 xen bei einer Bevölkerungszahl umfassend reformiert, um der Kos- hören, bis zu den letzten Elektro- von 127.790.000 gehört Japan zu tenexplosion zu begegnen. Seither nikneuheiten. Wo sonst werden den Ländern mit der höchsten müssen die Patienten 30 % der Be- Flachbildfernseher in den Mode- Zahnarztdichte weltweit. Seit der handlungskosten selbst tragen und farben der Saison angeboten oder Einführung von Operationsmikro- zugleich höhere monatliche Versiche- das neueste Mobiltelefon mit in- skopen in die Zahnheilkunde rückt rungsbeiträge bezahlen. Darüber hi- tegrierter zwei Megapixel Digital- auch die Dokumentation ins Ram- naus sieht die Regierung auch eine kamera? penlicht. Neben verbessertem Se- Kürzung der Arzthonorare vor. Das Interesse der Japaner an hen und höherem Arbeitskomfort Während die Mehrzahl der Zahn- innovativen Technologien kommt für den Arzt sind die Dokumen- ärzte in Japan dazu übergegangen auch zunehmend in der Medizin tationsmöglichkeiten am Dental- ist, innerhalb des staatlichen Gesund- zum Ausdruck. Bei Operationsmi- mikroskop ein entscheidendes Ar- heitssystems NHI kostengünstige Be- kroskopen werden in Japan schon gument für den Kauf. handlungen durchzuführen, kristalli- 22 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004
tiger details Drei Umstände veranlassen Zahnärzte in Japan, ihre Behandlungen qualitativ hochwertig zu dokumentieren und dem Patienten sichtbar zu machen: ■ Kommunikation und Information Der Zahnarzt kann dem Patienten jederzeit zeigen, wo die potentiellen Zahnprobleme liegen und wie diese am besten zu behandeln sind. ■ Abrechnung und Bezahlung Infolge der Gesundheitsreform muss der Zahnarzt seine Patienten von der Notwendigkeit bestimmter Behandlungen überzeugen, die nicht mehr von der staatlichen Krankenversicherung erstattet werden. Diese Kosten muss der Patient aus eigener Tasche bezahlen. ■ Sicherheit und Verantwortung Falls während oder nach einer Operation Komplika- tionen auftreten, kann der Arzt die Behandlung nachvollziehen und nach möglichen Ursachen und Abhilfen suchen. 2 siert sich eine zweite Gruppe heraus, ten die Möglichkeit einer Mitbe- dass man rasch fertig wird, um zur die hochinnovative Technologien ein- obachtung. Der Zahnarzt kann dem Arbeit zu kommen. Aber wie oft setzt, um über das normale Maß Patienten z.B. am Monitor den Zu- schaut man eigentlich seinen Rücken hinausgehende, höherwertige Zahn- stand seiner Zähne vergrößert dar- an? Selbst wenn man den Hals ver- behandlungen anbieten zu können. stellen und notwendige Behandlungs- renkt oder einen Spiegel zu Hilfe Von diesem Trend profitiert auch die schritte besprechen sowie ihm ziel- nimmt, ist es schwierig den eigenen Dentalmikroskopie: Vom japanischen gerichtete Anleitungen zur Mund- Rücken zu betrachten. Sehen wir das Gesundheitssystem NHI wird der Ein- hygiene geben. Muttermal oder den Hautfleck dort? satz von Mikroskopen für Zahnbe- Einer dieser innovativen Zahnärzte ist Tatsächlich können wir nicht sehen, handlungen nicht erstattet, obwohl Dr. Mitsuhashi. Er hat ein Dokumen- ob auf unserem Rücken etwas nicht mit dem Mikroskop vielfach und bes- tationsverfahren entwickelt, das bei stimmt. sere Ergebnisse erzielt werden. Der seinen Patienten auf sehr positive Re- Und in unserem Mund? Das Prob- Zahnarzt muss also den Patienten sonanz stößt: „Die meisten Men- lem sind nicht so sehr die Vorder- von den Vorteilen einer mit dem schen schauen sich ihr Gesicht nur zähne, denn wir sehen, ob sie gelb Mikroskop durchgeführten Behand- einmal am Tag genau an, und zwar werden oder ob das Zahnfleisch zu- lung überzeugen. im allgemeinen morgens, wenn man rückweicht. Aber wie steht es mit der Modernste Dentalmikroskope von noch müde oder unrasiert ist. Man Rückseite der Vorderzähne oder dem Carl Zeiss bieten daher für die Patien- wäscht sich das Gesicht und sieht zu, hinteren Mundbereich? Die meisten Innovation 14, Carl Zeiss, 2004 23
Bild 3: Dr. Mitsuhashi am Dental- mikroskop, Patientin mit Datenbrille. Bild 4: Dr. Mitsuhashi in seiner Praxis. 3 Patienten wissen nicht, was genau wendige Behandlung erläutern kann mit ihren Zähnen nicht in Ordnung und sofort eine Reaktion des Patien- ist, weil sie es nicht sehen können. ten erhält. Natürlich hängt die Qualität der „Die Patienten sehen ganz deut- Zahnbehandlung in hohem Maße lich, dass der Einsatz eines Mikro- vom Sehvermögen des Arztes ab. Ein skops die Behandlungsqualität ver- Dentalmikroskop kann die Behand- bessert. Ein weiterer Nutzen liegt da- lungsqualität gegenüber einer Be- rin, dass der Patient ein sichereres Ge- handlung mit bloßem Auge drastisch fühl bei allen Behandlungsschritten steigern.” hat. Es ist auf diese Weise auch viel Um seinen Patienten den Zustand einfacher, den Patienten von seiner ihrer Zähne und die Vorteile des Eigenverantwortung für die Gesund- Mikroskops zu veranschaulichen, lässt heit seiner Zähne zu überzeugen. 4 Dr. Mitsuhashi die Patienten eine Da- Außerdem lässt sich nicht leugnen, tenbrille (Head Mounted Display – dass das HMD auch einen gewissen HMD) tragen, während sie im Be- Unterhaltungswert besitzt und den handlungsstuhl liegen. Wenn das meisten Patienten hilft, ihre Angst HMD an ein Dentalmikroskop mit in- vor dem Zahnarzt zu überwinden. tegrierter CCD Kamera angeschlos- Eine Zahnbehandlung sollte nicht als sen wird, erscheint das vergrößerte etwas Furchteinflößendes, sondern Bild der Zähne auf dem Monitor der als etwas Angenehmes empfunden Datenbrille. Diese Kombination ge- werden” erklärt Dr. Mitsuhashi. stattet es dem Patienten, die Unter- suchung in Echtzeit mitzuverfolgen. Dabei sieht er das gleiche Bild wie Dr. Jun Mitsuhashi, Dental Mitsuhashi, Tokyo der Zahnarzt, so dass dieser die not- 24 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004
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Augenoptik in der Anwendung Ophthalmologie, Vision 2020 VISION 2020: Das Recht zu Sehen Die Vision 2020 hat sich die Be- endlich der ganzen Gemeinschaft. Sie ist eine weltweite Initiative der kämpfung der vermeidbaren sehen also, Blindheit wirkt sich auf Internationalen Agentur zur Ver- Blindheit zum Ziel gesetzt. Bis ganz verschiedenen Ebenen aus. Da hütung von Blindheit (Internatio- zum Jahr 2020 soll die Zahl der viele Familien in der Dritten Welt kei- nal Agency for the Prevention of Fälle auf 20 Millionen gesenkt ne Rücklagen bilden können, kann Blindness – IAPB) und der Weltge- werden. Was genau versteht man ein Verdienstausfall über mehrere sundheitsbehörde (World Health unter vermeidbarer Blindheit? Tage hinweg oder selbst an einem Organization – WHO) zusammen Bei vermeidbarer Blindheit handelt Tag verheerende Folgen haben. mit internationalen nicht-staat- es sich um alle Formen der Blindheit, lichen Organisationen. die durch wirksame gesundheitspoli- In welchem Durchschnittsalter tische Maßnahmen oder durch die erblinden die Menschen in den Die Initiative Vision 2020 feiert 2004 aktuell verfügbaren Behandlungsme- Entwicklungsländern? ihren 5. Geburtstag. Am 14. Oktober thoden ausgemerzt werden können. Ich glaube nicht, dass es hierfür 2004 findet der Welt-Seh-Tag statt. Ursachen sind beispielsweise Vitamin- ein Durchschnittsalter gibt. Die ge- Als eines der Unternehmen der ers- A-Mangel, Trachom, Onchozerkose fährdetsten Altersgruppen sind wahr- ten Stunde unterstützt Carl Zeiss die- und grauer Star. Die verbreitetsten scheinlich Kinder und ältere Men- se Initiative. Ziel und Auftrag der Initi- vermeidbaren Leiden sind wohl der schen. Bei älteren Menschen besteht ative Vision 2020 ist die Beseitigung graue Star und das Trachom. die Gefahr, dass sie an grauem Star unnötiger Blindheit in der Welt und erkranken, wohingegen Kinder an allen Menschen das Recht zu Sehen Welche Folgen hat in der Dritten Vitamin-A-Mangel leiden. In einigen einzuräumen. Welt eine Erblindung für den Regionen Afrikas, aber auch in ande- 20/20 ist in den USA die Bezeich- Betroffenen und seine Familie? ren Ländern weltweit, spielt das Tra- nung für optimale Sehfähigkeit. Zu- Blindheit ist tatsächlich eine Haupt- chom als Ursache für Blindheit bei gleich steht die Zahl für das Jahr ursache für Produktivitätsverluste in Kindern eine wichtige Rolle. 2020. „Vision 2020“ hat zum Ziel, der Dritten Welt und beschränkt sich dass bis zum Jahr 2020 möglichst in ihren Auswirkungen nicht nur auf In der westlichen Welt leiden vor niemand mehr unnötig blind sein den Erblindeten selbst. Vielmehr ist allem Menschen über 70 an grau- soll. die ganze Familie mitbetroffen, da sie em Star. Wie ist das in Indien? für den Blinden sorgen muss. Das be- In Indien tritt der graue Star im einträchtigt auch die Produktivität der Allgemeinen ein Jahrzehnt früher anderen Familienmitglieder und letzt- auf. Dafür gibt es mehrere Gründe: 26 Innovation 14, Carl Zeiss, 2004
Bild 1: Augenuntersuchung in der dritten Welt. 1 genetische Ursachen, die Ernährung, ren. Wichtig dabei ist eine gute Ab- facts die Einwirkung von UV-Strahlen, stimmung zwischen den beteiligten schwerer Flüssigkeitsmangel und das Stellen. Als zweiter Schritt müssen Fakten zum Thema Blindheit Öl, das überall zum Kochen verwen- die personellen Voraussetzungen für det wird. All diese Faktoren werden die Krankheitsbekämpfung geschaf- Rund 45 bis 50 Millionen Blinde leben auf der Erde. Der mit dem höheren Kataraktrisiko in fen werden. Und schließlich ist eine Anteil der Entwicklungsländer beträgt dabei 90%. Und Indien in Zusammenhang gebracht. angemessene Infrastruktur erforder- mindestens 5 Millionen Menschen erblinden jedes Jahr lich, damit das Personal auch einge- neu. Die Menschen in Entwicklungsländern tragen ein Wir wird der graue Star derzeit setzt werden kann. Die Kombination 10-mal höheres Risiko blind zu werden als Menschen in den Entwicklungsländern dieser drei Faktoren wird zum Ziel in Industrieländern. 80 Prozent der Blindheit auf dieser behandelt? Ist der Eingriff teuer? führen; es ist nur eine Frage der Zeit Erde wären verhütbar. 90 Prozent aller blinden Kinder In einem Land wie Indien können und des Willens. Außerdem brauchen können keine Schule besuchen. 80 Prozent der blinden wir diese Operation für ca. 30 Dollar wir auch eine effektive, weltweite Erwachsenen sind aufgrund fehlender Ausbildungs- durchführen. Dabei wird der graue Koordination und müssen unsere möglichkeiten ohne Arbeit. In Afrika muss statistisch Star entfernt und eine intraokulare Ressourcen effizienter einsetzen. gesehen ein Augenarzt eine Million Menschen ver- Linse eingesetzt. sorgen (in Deutschland: 1:12.000). Zur Zeit leben mit Verglichen mit vielen anderen 10 Millionen die meisten Blinden in Indien. Dr. Rao, laut Fachliteratur gibt es Entwicklungsländern ist Indien im weltweit 45 Millionen blinde Kampf gegen die Blindheit sehr Am 27. September 2003 wurde Menschen, eine Zahl, die voraus- erfolgreich. Was ist der Schlüssel die Initiative VISION 2020 in sichtlich in den nächsten Jahr- zu diesem Erfolg? der indischen Region Andhra zehnten auf 75 Millionen steigt, Hierfür gibt es vier oder fünf Pradesh ins Leben gerufen. Es wenn nichts dagegen unter- Gründe. Erstens wird das Problem ist einer der ersten Schritte in nommen wird. Wie lässt sich diese von der indischen Regierung und den Indien vermeidbare Blindheit zu Entwicklung umkehren? Augenspezialisten in Indien als sol- bekämpfen. Unterstützt wird Die in der Vision 2020 vorgeschla- ches erkannt. Zweitens vertritt die das Vorhaben auch von genen Strategien sind ein Anfang. Regierung im Gegensatz zu vielen Dr. Gullapalli N. Rao, dem Der erste Schritt muss eine wirksame anderen Ländern eine proaktive Ein- Direktor des 1986 gegründeten Krankheitsbekämpfung sein, d.h. das stellung. Ein gutes Beispiel hierfür L.V. Prasad Eye Institute (LVPEI) Hauptaugenmerk muss den Krank- liegt ca. 15 Jahre zurück. Damals Dr. Gullapalli N. Rao in Hyderabad. heiten gelten, die zur Erblindung füh- wandte sich Indien an die Weltbank, Innovation 14, Carl Zeiss, 2004 27
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