KIRCHENBLATT - KATHOLISCHE KIRCHE VORARLBERG
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KirchenBlatt Nr. 47 I Donnerstag, 21. November 2013 Einzelpreis: € 1,- I www.kirchenblatt.at frauenZEIT Nummer 16 | 21. November 2013 …der Wunsch verschont zu bleiben, taugt nicht… _ editorALIA _BERUFung _frauenHOF _literaturTIPPS _frauenTERMINE _eintauchen&auftauchen Heute mit frauenZEIT 2 Verwurzelt. Fabian Jochum: Priesterweihe in in Feldkirch. 8 Jean Goss. Erinnerungen an einen „anony- men“ Heiligen. 9 Spiritualität im Alter. Fulbert Steffensky: Män- tel des Glaubens. Christusfigur von Sr. crispina lang in der kapelle des bildungshauses batschuns / Foto: hannes mäser Strahlend. Christkönig. Vor 88 Jahren wurde das Fest eingeführt - in einer Zeit, in der Monar- chien in ganz Europa untergingen. Christus ist der König, der bleibende, so die Botschaft. Christus, der König Wie ein guter König kann er Richtung geben und dafür sorgen, dass wir bekommen, was wir brauchen. Die Christusfigur in der Kapel- le des Bildungshauses Batschuns zeigt einen König, der den üblichen Darstellungen we- nig entspricht: kein Thron, kein Zepter, kein Am Christkönigssonntag feiern wir das königliche Gesicht des Christ-Seins. Purpurmantel, keine Diener und Berater. Es scheint heute andere Könige zu brauchen. Solche, die durch Einfachheit und Lebens- freude bestechen. Tanzende. pb
2 Im Gespräch 21. November 2013 Vorarlberger KirchenBlatt Fabian Jochum wird am 23. November von Bischof Benno Elbs zum Priester geweiht Auf ein wort Politik, nicht Partei Wurzeln schlagen V olkes Seele schäumt. Ende und auf Jesus bauen September hat der „Souve- rän“ einen neuen Nationalrat bestimmt. Acht Wochen spä- ter nuscheln die, die vor der Wahl Kanzler und Vizekanzler und Finanzministerin waren: „Tschuldigung, aber wir hatten Priesterweihen sind mittlerweile rar ge- Präsenz zeigen. Eine einzelne prägende ja keine Ahnung.“ Was eigent- worden. Umso größer ist die gespannte Priestergestalt, die ihm den Weg zum Pries- lich so viel heißt wie: „Ätsch, Freude bei allen Beteiligten, wenn es wieder ter vorgezeichnet hätte, gab es nicht im Le- ihr hattet ja keine Ahnung.“ soweit ist. Wenige Tage vor seiner Weihe ben von Fabian Jochum. Auch wenn er einen besuchte das KirchenBlatt den Hörbranzer Onkel hat, der als Kartäuser-Mönch im Allgäu D as Problem ist nun nicht die sachlich unmöglich ex- akte Prognose zukünftiger Steu- Fabian Jochum an seiner neuen Wirkungs- stätte in Feldkirch. lebt. Mit 16, 17 Jahren begann Jochum, sei- ner Berufung klarer nachzuspüren. Nach der Matura absolvierte er zunächst seinen Zivil- er-Einnahmen. Das Problem Dietmar Steinmair ersatzdienst in Form eines Volontariates bei ist, dass es in Österreich keine den Salesianern Don Boscos - in Tijuana / Me- Spitzenpolitiker/innen gibt, die Die Bücherregale in der Kaplanswohnung, xiko, nahe der Grenze zu den USA. Die Situ- staatsmännisch denken. Die unmittelbar neben dem Dompfarramt in der ation war vor zehn Jahren noch nicht so dra- der Wahrheit - sie ist zwar bit- Feldkircher Herrengasse, sind noch nicht alle matisch wie im derzeitigen Drogenkrieg, der ter, aber nicht hoffnungslos - gefüllt. Oben drauf stehen CD-Sammlungen den Norden Mexikos beherrscht. In einem verpflichtet sind, die den Men- mit Werken von Tschaikowski und Beetho- „oratorio“ der Salesianer, einer Pfarre ähn- schen diese Wahrheit erklären, ven. Daneben die Taschenbuchausgabe des lich, war Jochum für die Jugendlichen da, die die richtig (vor-)rechnen, die vielbändigen „Lexikons für Theologie und oft zum Fußballspielen auf den Sportplatz ka- Vorschläge für die notwendigen Kirche“. Auf dem Sideboard, unter der neuen men, half mit, dass manch einer im „orato- Spar-Reformen machen, die die Ikone, liegt das Brevier - in Latein. rio“ seinen Pflichtschulabschluss nachholen nötigen Entscheidungen fällen konnte - und somit die Drogenbande nicht und sie auch durchsetzen. Der große Tag. Wie gehabt also, verstaubte die einzige Zukunft bleiben musste. „In Me- Kirche? Nein. In einer Gesprächspause zückt xiko habe ich gelernt, nie zu sagen: Es geht D er deutsche Alt-Bundes- kanzler Helmut Schmidt betonte immer, dass die ers- Fabian Jochum sein Smartphone, hört mal schnell eine Nachricht ab und schmunzelt. Selbstredend hat er einen Facebook-Account. nicht“, fasst er die wichtigste Lehre seines Auslandsjahres in Worte. Neben den Salesianern und der bei ihnen te Aufgaben einer Regierung Mit ziemlich vielen Freunden übrigens. Auf groß geschriebenen Jugendarbeit lernte Jo- nicht die geistig-moralische einem Foto trägt er ein Shirt mit der Auf- chum im anschließenden Studium von Theo- Führung sei, sondern das nüch- schrift: „Keep calm and trust in God“ - („Bleib logie und Latein in Innsbruck die Jesuiten terne, pragmatische Lösen von ruhig und vertraue auf Gott“). Müßiggang ist und die ignatianische Spiritualität kennen. Problemen. Gewählte und auf aber Jochums Sache nicht, vielmehr die enga- Beide Orden zogen ihn an, dennoch wollte den Staat vereidigte Politiker/ gierte Gelassenheit. Sein Terminkalender ist Jochum letztlich Diözesanpriester werden: innen machen im Grunde ei- voll, mit Diensten in der Pfarre, Bibelrunden, aufgrund der großen Vielfalt, die hier der nen der schwierigsten Jobs die- Religionsunterricht. Und im Augenblick na- Priesterberuf biete. ser Welt. Wie kann es gelingen, türlich mit den Vorbereitungen für den gro- dass Politiker/innen das tun, ßen Tag am Samstag. Auch für Bischof Ben- Berufung. Die Frage nach dem Priesterbe- wofür sie gewählt sind? no Elbs ist es eine Premiere, nämlich die erste ruf sei während seiner Jugend und in den ers- Vielleicht sollte man sie besser Priesterweihe, die er durch Handauflegung ten Studienjahren langsam gewachsen. Aber bezahlen - und genauer kont- und Gebet spenden wird. die Entscheidung, mit 23 Jahren ins Priester- rollieren. Die Parteienförderun- seminar einzutreten, kann Jochum klar fest- gen könnten dagegen getrost machen. Und das kam so: Im Advent 2007 gestrichen werden. intensivierte sich die Suche nach dem, was Gott von ihm wolle. Während eines Gottes- dienstbesuches in einer Innsbrucker Pfarre wurde Jochum bewusst, dass nun etwas „in die Welt und auf den Tisch kommen müsse“. Und klar wurde ihm die Entscheidung end- gültig auf einer langen Radfahrt in der Um- gebung Innsbrucks - mit dem Blick auf seine Studierstadt. Wenig später übersiedelte er ins Priesterseminar. Dietmar Steinmair dietmar.steinmair@kath-kirche-vorarlberg.at Der Kandidat Fabian Jochum im KirchenBlatt-Gespräch. Am Lebensform. Nur wenig nachdenklich wird Wochenende stehen Weihe und Primiz auf dem Programm. Fabian Jochum angesichts der Nachfrage,
Vorarlberger KirchenBlatt 21. November 2013 Im Gespräch 3 Thema Umfrage zu Ehe und Familie: Jetzt online Im Oktober 2014 wird in Rom eine Sonderbischofssynode zur Famili- enpastoral stattfinden. Zur Vorbe- reitung ist ein Fragebogen zu den Themen der Synode an alle Bischö- fe verschickt worden, in dessen Beantwortung sich die Situation, die Einschätzung und die Anliegen der Menschen wiederspiegeln sol- len. „Wir wollen wissen, was die Menschen denken und wie sie le- ben“, hat der Generalsekretär der Bischofssynode, Erzbischof Loren- zo Baldisseri, bei der Präsentati- on des Fragebogens gesagt. So ist derzeit wohl eine der größten Meinungsumfragen der Kirchen- geschichte im Gange. „In unserer Diözese Feldkirch ge- Der Dom von Feldkirch ist bereit für die Priesterweihe (oben). Ein lateinisches Stundenbuch - damit schieht dies durch eine direkte Be- hält der studierte Altphilologe Fabian Jochum sein Latein in Schuss (unten links). Eine Christus-Ikone - fragung der Menschen, indem alle ein Geschenk von Priesterfreunden im Wohnzimmer Jochums (unten rechts). Steinmair (4) eingeladen sind, den Fragebogen auszufüllen“, so Bischof Benno Elbs. Zeitgleich befassen sich auch der diözesane Pastoralrat, die dass er sich nun für eine lebenslange pries- seiner Auswahl bewogen. Er sieht für sich für pfarrlichen Gremien und verschie- terliche - und damit auch zölibatäre - Le- die nächsten nicht Jahre den Weg zum tra- dene Facheinrichtungen mit den bensform entscheidet. Der Verzicht auf eine ditionellen Pfarrer vorgezeichnet, der Men- Fragestellungen. eigene Familie bleibe eine lebenslange Her- schen, etwa in einer Landgemeinde, von ausforderung. Dennoch fühlt sich Jochum in der Wiege bis zur Bahre begleite, sondern als Fragebogen - Wie geht‘s den vielen pfarrlichen und persönlichen Be- „Netzwerker“. So wird er auch im Bereich Be- u Fragebogen downloaden unter ziehungen, nicht zuletzt auch in den monat- rufungspastoral der Diözese mitarbeiten. www.efz.at/umfrage lichen Treffen in einer Priesterrunde, gut auf- u Antworten ins Word-Dokument gehoben. Und dann noch. Jochum reist gerne. Im eintragen, speichern und per Mail Die priesterliche Lebensform - so provoziere Sommer war er in Kerala / Indien und lern- senden an umfrage@kath-kirche- er gerne mal in Gesprächen - sei eine „sinn- te dort ein gutes Miteinander von Christen vorarlberg.at lose“. „Sinnlos“ gemäß den Maßstäben die- und Muslimen kennen. Für die eigene Fitness ser Welt, zeichenhaft aber sinnvoll, weil sie fährt er Rad und joggt. Auf seinen Nachttisch Was auch möglich ist auf eine andere Welt, letztlich auf Gott hin- liegt „Der Weltensammler“ von Ilija Troja- u Freie Antworten mit Anliegen weise. Jochums Primizspruch lautet in Anleh- now, auch wenn der Roman im Augenblick in Sachen Ehe und Familienpasto- nung an den Kolosserbrief 2,7: „In Christus kaum Aufmerksamkeit findet. Sagt‘s und trifft ral der Kirche in Form eines einfa- verwurzelt und auf ihn gegründet.“ Das war beim Verlassen der Wohnung auf eine Mit- chen Mails an umfrage@kath- auch das Motto des Weltjugendtages in Ma- arbeiterin der Pfarre, die noch schnell eine kirche-vorarlberg.at drid 2011. Dieses und das Gedicht „Ich dein dringende Frage wegen der Priesterweihe am u Teilantworten: Auch eine teil- Baum“ von Dorothee Sölle haben Jochum zu Samstag hat. Die nächsten Wurzeln, die wird weise Beantwortung des Fragebo- Fabian Jochum wohl in Feldkirch schlagen. gens ist möglich. MMag. Fabian Jochum, geboren 1984 in u Priesterweihe durch Handlauflegung und Ge- Was damit geschieht Hörbranz, nach der Volksschule in Hörbranz bet von Bischof Benno Elbs. Alle Fragebögen, die bis 10. Jän- und dem Gymnasium in Bregenz ein Jahr in Sa 23. November, 9.30 Uhr, Dom St. Nikolaus, ner 2014 im Ehe- und Familien- Mexiko (Zivilersatzdienst), dann Studium in Feldkirch. zentrum der Diözese Feldkirch Innsbruck und Wien (Theologie, Religionspäd- u Einstimmung auf die Primiz. Abendgebet einlangen, werden von einem agogik, Klassische Philologie). und Primizsegen. Redaktionsteam ausgewertet. 2008 Eintritt ins Priesterseminar, ab 2010 Pra- Sa 23. November, 19 Uhr, Pfarrkirche St. Mar- Das so erhobene Stimmungsbild xiszeit und Religionsunterricht in Dornbirn St. tin, Hörbranz. wird von den österreichischen Bi- Martin. Zum Diakon geweiht am 9. Juni 2013, u Feierlicher Primizgottesdienst. Primizpre- schöfen im Zuge des Ad limina-Be- seit September 2013 in der Dompfarre St. Ni- digt von P. Severin Korsin SVD. suchs Ende Jänner bei Papst Fran- kolaus und an der HAK in Feldkirch tätig. So 24. November, 9.30 Uhr, Pfarrkirche St. Mar- ziskus übergeben werden. tin, Hörbranz.
4 Vorarlberg 21. November 2013 Vorarlberger KirchenBlatt Auf einen BlIck Bischof Benno Elbs im Gespräch mit Jugendlichen Der HotSpot-Talk Wo sonst angeblich eher Stille Vorarlberg, war auf vielen Ebe- herrscht und kaum Jugendliche nen ansprechend: schon vor Be- anzutreffen sind, wurden vergan- ginn des inhaltlichen Teiles kam gene Woche hitzige Diskussio- bei Livemusik und Aperitif Dis- nen und tiefgreifende Gespräche kussionsbedarf auf. geführt. Ungefähr 40 Jugendliche versammelten sich im Dompfarr- SMS an den Bischof. Schließ- amt Feldkirch, um in ungezwun- lich begann ein moderiertes Ge- gener Atmosphäre Fragen an Bi- spräch mit Benno Elbs. So ging Die 22-jährige Mira lebt dank der Hilfe von „Tscher- schof Benno Elbs zu richten: Der es anfangs um persönliche Fra- nobylhilfe eh“ im Kinderdorf Gomel. allgäuer sogenannte „HotSpot – Talk“ der gen, wie etwa um prägende Er- Berufungspastoral der Diözese eignisse im Leben des Bischofs. 50 Reisen nach Weißrussland Feldkirch und der Jungen Kirche Bevor in Kleingruppen diskutiert Vorarlberg ging unter dem Motto und Fragen erhoben wurden, die Über 25 Jahre sind seit der Nuklearkatastrophe von „voll g.stört“ in die erste Runde. per SMS an den Bischof geschickt Tschernobyl bereits vergangen - die Folgen sind aber im- Das Programm, gestaltet von ei- wurden, erörterte Sandro Dafallo, mer noch spürbar. Vor allem in der Region Gomel, die nem Team Jugendlicher aus ganz Jugendbeauftragter seiner Pfarre, von dem Unfall besonders betroffen wurde, leben heu- die Frage, ob man, um heute zu te viele Kinder und Jugendliche der zweiten Generation glauben, „voll g.stört“ sein muss. in schrecklichen Verhältnissen. Ihnen zu helfen, hat sich Als äußerst spannend erwies sich Doris Allgäuer mit dem Aktionskomitee „Tschernobyl- die Diskussion um die Fragen der hilfe eh.“ quasi zur Lebensaufgabe gemacht, schließlich Jugendlichen, bei denen es unter leistet sie dort seit über 20 Jahren humanitäre Hilfe. anderem um Homophobie und Sexismus, Kirchenbeitrag und Hilfe aus Vorarlberg. Im Rahmen ihrer 50. Reise nach um spirituelle Fragen ging. Im Weißrussland besuchte sie ihr größtes Projekt, das ers- Resümee erweckte der mit einem te weißrussische Missionskinderdorf in Gomel, welches gemütlichen Ausklang endende von Benediktiner-Samariterinnen geführt wird und über- Abend mit unbeschreiblicher At- zeugte sich selbst von der raschen Genesung der vielen mosphäre bereits Vorfreude auf Kinder. Neben der gegenseitigen Fürsorge der Kinder tra- den nächsten Talk im Dezember. gen dort sicherlich auch die Hippotherapie, die kontinu- Der Bischof im Gespräch mit Jugendlichen. mathis severin Rapp ierliche Unterstützung aus Vorarlberg, Saatgut und die Medikamente, die Allgäuer mitbringt, bei. Ihr neuestes Projekt ist der Bau eines Hauses für Maria - eine alleiner- ziehende Kleinbäuerin, die sich der Not dreier Waisen- GottesdienstWerkstatt mit Dr. Bernward Konermann hauskinder angenommen hat. Vieles hat sich dank der Hilfe von „Tschernobylhilfe eh“ bereits getan: eine Palliativstation einer Poliklinik und Gottes Gegenwart feiern eine Kirche wurden gebaut. Zudem konnten medizini- sche Apparate, Betten und Pflegemittel besorgt werden Um in der Vielfalt liturgischen und eine Behindertenwerkstatt erhielt Sport- und Frei- Handelns, Betens und Verkün- zeiteinrichtungen. Weitere Hilfe ist dennoch notwendig: dens eine neue Glaubwürdigkeit Bankverbindung: Ktnr: 10281718113, BLZ 58000 und Authentizität zu erlangen, haben sich 32 motivierte Priester und Laien vergangenes Wochen- ende in St. Arbogast zu dieser besonderen GottesdienstWerk- statt getroffen. Der Regisseur und Dramaturg Bernward Koner- Körperübungen lockerten die mann nutzte dabei seine Erfah- „GottesdienstWerkstatt“. nägele rungen als Mann des Theaters für eine Bühne, die mehr ist als eine – und vielmehr spürbar machen, Bühne, nämlich für das „heilige was Präsenz und Gegenwart im Spiel“ der Liturgie. Durch überra- Gottesdienst meint. Sinn und Zu- schende Aktionen, einfache Kör- sammenhänge der einzelnen Tei- per- und Sprechübungen oder le des Gottesdienstes erschlossen durch lustige Anekdoten konn- sich den Teilnehmer/innen neu - Maria hat drei Waisenhauskinder bei sich zu Hause aufge- te er rasch die Aufmerksamkeit ließen sich neu reflektieren und nommen. allgäuer der Teilnehmer/innen gewinnen verinnerlichen. matthias nägele
Vorarlberger KirchenBlatt 21. November 2013 Vorarlberg 5 Tag der Kinderrechte am 20. November AusFRauenSICHT Kinderrechte gelten das ganze Jahr Glücksmomente Am 20. November war der Tag der Kinder- rechte. Zu diesem Anlass gab es eine Verteil- aktion mit Süßigkeiten und Informationen zu guter Handlungsleitfaden und zwingen uns Erwachsene immer wieder, die Perspektiven von Kindern ernst zu nehmen. Mit unserer K ennen Sie die Geschichte der weisen Frau, die eine Handvoll Bohnen morgens den Kinderrechten in Form einer Postkarte. Verteilaktion wollten wir einmal mehr das Be- in die Tasche steckt und tags- In Feldkirch, Rankweil und Dornbirn mach- wusstsein für einen respekt- und liebevollen über bei jeder schönen Erfah- ten die Mitarbeiter/innen der Katholischen Umgang mit Kindern in jedem Lebensbereich rung und geglückten Aufga- Jugend und Jungschar auf die Kinderrechte schärfen“, erklärt Nadin Hiebler, Vorsitzende be eine Bohne von der einen aufmerksam. Die diesjährige Postkartenakti- der Katholischen Jugend und Jungschar Vor- Seite auf die andere wandern on mit dem Spruch „Ich bin da!“ wies auf die arlberg. Ziel der Kinderrechte ist die Siche- lässt. Abends dann ist sie er- Notwendigkeit der Achtung von Kindern und rung des materiellen Wohlbefindens von al- freut, wie viele Glückserfahrun- ihren Rechten hin. „Die Kinderrechte sind ein len Kindern und ihren Familien. corinna peter gen sie den ganzen Tag über erlebte. Es geht darum, die- se Momente wahrzunehmen, zu merken: Wir sind reich be- Maria Rast in Schruns schenkt. Scheinbare Kleinigkei- ten werden zu Schätzen. Das Ein Zuhause Gefühl der Dankbarkeit für die geschenkten Momente wird in- tensiv erlebt. Eine erfreuliche Wende gibt es beim Flüchtlingshaus Maria Rast in Schruns zu verzeichnen: Auf- W issen wir eigentlich, was wir täglich erleben? Wir stehen in der Schlange, und je- grund der Änderung der Besitz- mand lässt uns vor, wir gehen verhältnisse kann der Mietver- in einer belebten Straße, und trag nun doch über das Ende des plötzlich lächelt uns jemand Jahres 2013 hinaus verlängert zu, sie bekommen Kenntnis und das Haus weiterhin als Her- von einem guten nachhalti- berge für Asylwerber/innen ver- gen Projekt, sie zeigen Mut und wendet werden. Dieses ist seit haben Erfolg in eigener Sache. dem Jahr 2004 zu einem vorüber- Momente, die wir bewusst erle- gehenden Zuhause für rund 270 ben, sind kostbar. In ihnen liegt Frauen, Männer und Kinder ge- Maria Rast ist nicht nur ein Flüchtlingshaus, sondern zeigt auch die gute wahrer Reichtum. Die Wochen- worden. Zusammenarbeit mit Gemeinden, Bevölkerung, Pfarren und Vereinen. caritas zeitung „Die Zeit“ druckt seit vielen Jahren die Rubrik „Was mein Leben reicher macht“ mit wundervollen kleinen Wun- P. Josef Bachmann Meininger Minis dern des Alltags. verstorben sind zweite Sieger Geboren in Winikon (Luzern) trat Josef Bachman 1942 in das Rund einen Monat ist es her, dass die Meininger Minis mit ih- E in Beitrag zur positiven Ver- änderung der Welt: beim ei- genen Bewusstsein ansetzen, Noviziat der Jesuiten in Balzers rem Projekt „Jugend hilft“ - ein eine Haltung der Achtsamkeit (FL) ein und legte 1944 seine ers- Projekt für „Tischlein deck dich“ und Dankbarkeit einüben. Wir ten Gelübde ab. Nach dem Philo- beim 19. regionalen Jugendpro- entwickeln Visionen und ver- sophiestudium folgten vier Jahre jektwettbewerb den ersten Preis breiten - im Gegensatz zur un- Interstitien im Kolleg Stella Ma- gewannen (das KirchenBlatt be- glückheischenden Tagespresse - tutina in Feldkirch, bevor er in richtete). Und weil das Projekt gute Geschichten zur Nachah- Innsbruck Theologie studierte, so beispielhaft ist, haben sie sich Freude über den zweiten Platz mung. wo er am 25. Juli 1954 zum Pries- nicht nur für den Interregionalen herrschte bei den Meininger ter geweiht wurde. Das Kolleg Jugendprojekt-Wettbewerb in St. Minis. Kasimir Höhener. Stella Matutina wurde ihm für 31 Gallen qualifiziert, sondern dort Jahre zur Lebensdestination als am 16. November auch gleich Religions- und Philosophielehrer. den zweiten Platz abgeräumt. Auch an der Lehrerbildungsan- Damit hat sich ihre Sammelak- stalt und im Oberstufenrealgym- tion von Lebensmitteln und Hy- nasium in Feldkirch war er tätig. gieneartikeln für „Tischlein deck Am 13. November verstarb P. Jo- dich“ - und damit für Menschen sef Bachmann im 92. Lebensjahr in Not - gleich dreifach bezahlt friederike winsauer im Clara-Spital in Basel. gemacht. Redaktion Berichte: simone rinner
6 Thema 21. November 2013 Vorarlberger KirchenBlatt Der Kern bleibt, die Formen der Liturgie aber haben sich im Laufe der Jahrhunderte verändert - die Ausstellung in der Diözesanbibliothek spannt dabei einen Bogen aus dem Damals ins Heute. Mathis, Furxer, Nägele, Rinner Unter dem Titel „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ widmet sich die Ausstellung in der Diözesanbibliothek der Liturgie im Wandel Als die Kanzel das Feld räumte Es gibt sie noch - jene Menschen, die sich te. Über die Jahrtausende hinweg veränderte zum Zweiten Vatikanischen Konzil und der daran erinnern, dass der Pfarrer die Messe sich die äußere Form, während der Kern be- Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concili- mit dem „Rücken zum Volk“ und auf Latein stehen blieb. So war es für die heutige Großel- um“, die vor 50 Jahren verabschiedet wurde. gelesen hat. Warum das heute anders ist tern-Generation oft noch selbstverständlich, - das beleuchtet die neue Ausstellung von dass der Priester ihnen den Rücken zuwand- Hugo Rahner in Feldkirch. Lesend und Archiv und Bibliothek der Diözese, die ab te und seine Predigt von der Kanzel aus hielt. schauend begegnet man so unerwarteten heute für Besucher/innen geöffnet ist. Volksaltar, Volkssprache und gemeinsame Schätzen wie einem Hausaltar aus der Bi- Feier prägen heute das Bild und es sind Ver- schöflichen Sammlung, Messgewändern, Veronika Fehle änderung, die beeindrucken und wirken: „Als Pontifikalhandschuhen oder einer Hand- Ministrant musste ich noch das Stufengebet schrift des jungen Theologen Hugo Rahner, „Wo zwei oder drei in meinem Namen ver- auf Lateinisch aufsagen können - auch wenn die kurz vor seiner Priesterweihe 1929 im Ex- sammelt sind, da bin ich mitten unter ih- ich davon kein Wort verstanden habe. Die erzitienhaus in Feldkirch-Tisis verfasst wurde. nen“, das sagte Jesus zu seinen Jüngern und Einführung der Messfeier in der Mutterspra- Die Handschrift ist in Kürze übrigens auch als benannte damit, was bis heute Wesenszug der che habe ich dann wie eine große Befreiung Nachdruck über die Bibliothek erhältlich. Kirche ist - die Gemeinschaft. Und um diese empfunden“, erinnert sich u. a. Bischof Dr. 50 Jahre Liturgiekonstitution ist der Anlass Gemeinschaft entwickelte sich bereits im frü- Benno Elbs. Und mit dieser „Befreiung“ und der Ausstellung. Aber die Ein- und Ausblicke, hesten Christentum eine Form der Gedächt- dem Weg dorthin beschäftigt sich die aktu- die sie bietet, führen direkt an jene Orte, an nisfeier. Also das, was man heute wohl als elle Ausstellung der Diözesanbibliothek im denen sich bis heute die Menschen um den- Geburtsstunde der Liturgie bezeichnen könn- Kloster Altenstadt. selben Kern versammeln - auch wenn sich die Formen verändert haben. Die Lebenswelt der Gläubigen. „Wir ha- ben uns bewusst dafür entschieden, durch einzelne Bilder und Ausschnitte den Einfluss 50 Jahre Liturgiekonstitution der Liturgie auf die Lebens- und Vorstellungs- welt der Gläubigen schlaglichtartig zu be- Fr 22. November, ab 19 Uhr: Festakt im Pfarr- leuchten. Die Diözese Feldkirch bietet dazu zentrum Altenstadt und Ausstellungseröffnung einen reichen Schatz aus über 1000 Jahren. im Kloster Feldkirch-Altenstadt, Klosterstraße 2. Anliegen der Ausstellung ist es, Interesse zu n Öffnungszeiten: die Ausstellung im Kloster wecken und die Besucher/innen zu motivie- Altenstadt ist bis Juni 2014, Di und Mi von 14- ren, Liturgie als Ausdruck lebendigen Glau- 17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. bensleben zu erfahren“, verweist Diözesan- n Führungen: für Interessierte, Gruppen oder archivar Mag. Michael Fliri auf die großen Schulklassen werden Führungen nach Vereinba- Entwicklungslinien. rung angeboten. So ist die Schau ein Streifzug, der ausgehend n Kontakt: T 05522 3485-431 vom letzten Abendmahl, seinen Darstellun- E bibliothek@kath-kirche-vorarlberg.at oder Der Hausaltar ist in der Ausstellung gen in der Kunst, den mittelalterlichen Hand- www.kath-kirche-vorarlberg.at/bibliothek ebenso vertreten wie Kunst und Textiles. schriften und der Kirchenmusik hinführt
Vorarlberger KirchenBlatt 21. November 2013 Kultur 7 Das Bochabela String Orchestra tourt mit Adventkonzerten durch Vorarlberg termine Südafrika trifft Europa: Adventkonzerte Neue Welten tun sich auf Das Bochabela String Orchestra bringt Werke von J. S. Bach, F. Schu- bert, A. Dvorák, J. Strauss Vater und Sohn u. a. sowie afrikanische Traditi- Das Jugendorchester zeigt, dass Musik onals zur Aufführung. Grenzen überwindet und neue Perspektiven schafft, für Einzelne und für ganze Völker. An den Abenden sind immer auch Sie macht unheimlich Freude und verwan- Musiker/innen aus Vorarlberg mit delt damit Herzen und Köpfe. Nachhaltig. dabei – vom Chor des Musikgymna- siums bis zu Evelyn Fink. Das macht Patricia begle jeden Abend spannend und einma- lig, es entstehen neue Klänge und Vergangenheit. „Bochabela“ ist der Name Interpretationen. eines Townships der südafrikanischen Stadt Bloemfontein, übersetzt werden kann er mit n Sa 30. November, 18 Uhr „wo die Sonne aufgeht“. Townships wurden Laurentiuskirche, Bludenz im Zuge der Apartheid-Politik für „Nicht-Wei- Gottesdienst ße“ errichtet, damit die Trennung von Rassen auf allen Ebenen durchgeführt werden konn- n So 1. Dezember, 11 Uhr te. Trotz der gesetzlichen Abschaffung dieser Dom St. Nikolaus, Feldkirch Politik vor 20 Jahren lebt sie noch heute in Gottesdienst den Köpfen und Herzen der Menschen. n So 1. Dezember, 18 Uhr Perspektive. Bochabela war auch der Ort, an Firma Omicron, Klaus dem der amerikanische Kontrabassist Peter special guest: Herbert Walser-Breuss Guy Ende der 1990er Jahre begann, Kindern Musikunterricht zu geben. Das außergewöhn- Die Sonne geht auf durch die afrikanische Lebensfreude n Mo 2. Dezember, 20 Uhr liche daran war, dass er schwarzen Kindern und die Begeisterung für Musik. Die Jugendlichen haben TAK Theater Liechtenstein, Schaan Instrumente näher brachte, die zuvor weißen dabei die Vergangenheit der Rassendiskriminierung hinter sich Kindern vorbehalten waren. Guys Liebe zur gelassen und gehen einen guten Weg in die Zukunkft. christa n Di 3. Dezember, 19 Uhr Musik und zu den Kindern waren jene An- Gasthaus Löwen, Tosters triebskräfte, die aus diesen kleinen Anfängen Musikant/innen-Stammtisch mit ein Musik-Förder-Programm erwachsen ließ, Evelyn Fink das so manchen in Staunen versetzt. Heu- te sind rund 500 Kinder und Jugendliche im Orchester ist es wichtig, dass es spielen kann“, n Fr 6. Dezember, 20 Uhr „Mangaung String Programme“ mit dabei, sie weiß Christa aus eigener Erfahrung. Während Landeskonservatorium, Feldkirch haben dort nicht nur Heimat gefunden son- das Orchester in der Heimat wenig Anerken- special guest: Chor des Musikgym- dern auch Zukunftsperspektiven. nung findet, sind die Menschen in Europa nasiums Feldkirch begeistert. Im Dezember steht nun die drit- Klang. Als der Vorarlberger Musiker Klaus te Europa-Tournee an. Acht Tage davon sind n Sa 7. Dezember, 13 Uhr Christa im Rahmen eines Festivals das Or- die südafrikanischen Musiker/innen in Vor- Bergstation Palüdbahn, Brand chester kennen lernte, war er begeistert von arlberg, spielen in Schulen, Gottesdiensten Ständchen für die Gäste im Restau- der Lebendigkeit der jungen Menschen und und ihre eigenen Konzerte. Dabei wird gestri- rant Goona ihrer Art, Musik zu machen. „In Südafrika ist chen, getanzt, getrommelt und gesungen. Die klassische Musik nichts Selbstverständliches, Jugendlichen tun dies mit einer großen Natür- n Sa 7. Dezember, 20 Uhr niemand spielt sie, weil er sie ‚nett‘ findet, lichkeit, Musik ist für sie eine Form, ihre Ge- Reichshofsaal, Lustenau dort ist sie etwas Großes. Die jungen Musiker/ fühle auszudrücken - auch dort wo ihre Spra- special guest: Chor des Musikgym- innen empfinden es als Traum, das zu erler- che dafür längst nicht mehr ausreicht. nasiums Feldkirch nen. Sie sind extrem dankbar dafür“, erzählt Christa. „Die Sprache der Menschen dort ist Austausch. Bei all dem treffen die Südafri- Der Reinerlös der Konzerte kommt sehr weich. Das wirkt sich auf ihre Klangvor- kaner/innen auf „Weiße“, die ihnen so ganz zur Gänze dem „Mangaung String stellung aus. Sie spielen viel weicher als wir anders begegnen als jene in ihrem Land. Programme“ zugute. Wenn Sie das hier, es fällt ihnen sogar schwer, hart und Freundschaften werden geknüpft. Kultureller Projekt finanziell unterstützen wol- eckig zu spielen“, berichtet Christa von sei- Austausch findet auf sehr persönlicher Ebene len: „musik in der pforte“, nen Erfahrungen. statt. Mittlerweile hat er auch andere Formen Bochabela String Orchestra, gefunden: Reginald Teys aus Bloemfontein Kt.Nr. 031-007-42976, BLZ 20604 Lebendig. Vor drei Jahren organisierte Chris- studiert am Feldkircher Konservatorium, Ta- Infos zum Kartenvorverkauf und ta die erste Tournee nach Europa, letztes Jahr bea Christa aus Klaus ist derzeit im Rahmen zum Projekt sowie zum Freundes- die zweite. Österreich, Deutschland, Schweiz eines Schüleraustausches in Bloemfontein. kreis, der die Arbeit unterstützt fin- und Belgien wurden seither bereist. „Für ein Und sie werden nicht die einzigen bleiben. den Sie unter: www.pforte.at
8 Thema 21. November 2013 Vorarlberger KirchenBlatt NACHGEFRAGT Erinnerung an einen „anonymen“ Heiligen mit Zukunft Wie ein Sämann ... Der Mensch hinter dem Feind Jean Goss war ein „Militanter“ wie er im Buche steht: kämpfe- Er war ein Soldat, wie ihn sich eine Armee Gewaltfreiheit und Kirche. Jean Goss risch, streitbar, engagiert, aktiv. nur wünschen kann. Bereit, sich zu opfern, und Hildegard Mayr (sie heiraten 1958) ste- Irgendwie radikal. „Von einer sich der Gewalt anzuvertrauen, den Feind hen in der Tradition gewaltfreien Handelns Härte und Klarheit“, sagt Pfarrer niederzumachen. Aber Jean Goss wechselte nahe bei Mahatma Ghandi oder Martin Lu- Rudi Siegl nachdenklich, „wie die Fronten, wurde durch eine Erfahrung ther King. Ihr Lebenszeugnis steht im Dienst Buchenholz“. Er hat Jean Goss „umgedreht“ und predigte Versöhnung auf der vom christlichen Evangelium inspirier- zu seiner Zeit als Pfarrer in Nen- dem Weg der Gewaltlosigkeit Jesu. ten Gewaltfreiheit, das von der institutionel- zing mehrfach in Vorarlberg ge- len katholischen Kirche nur sehr zögerlich hört und gesprochen. WALTER L. BUDER aufgenommen wird. Im Internationalen Ver- Doch „dahinter steckte ein fein- söhnungsbund fand das Ehepaar Goss einen fühliger, einfühlsamer Mensch, Am 20. November 1912 ist er in Caluire, ei- Rahmen und eine Plattform für die Verwirkli- er war voller Menschlichkeit“, nem Dorf in den Hügeln um Lyon, zur Welt chung ihrer Berufung, Versöhnung und Frie- sagt Siegl, und nach einer klei- gekommen. Er war der Älteste der sehr armen den zu bringen, auf Wegen, die zuerst und nen Nachspürpause: „... ja, rei- Familie Goss. Dass das Leben ein Kampf ist, zuletzt vom Geist des Evangeliums Christi in- ne Menschlichkeit.“ Auch nach lernte er früh. Aber auch, dass es Werte gab. spiriert sind. den vielen Jahren ist der nach Glauben, Hoffnung, Liebe, Zuneigung, Ge- Mit Ghandi und King galt auch für Jean Goss: wie vor aktive „Friedensarbeiter“ rechtigkeit kannte der katholische Christ. „Man muss die Wahrheit aussprechen, das Siegl immer noch von der Radi- Aber zuerst war da der Krieg. 1939 wird er ein- Unrecht anprangern, so wie Jesus es getan kalität des Franzosen fasziniert. gezogen, wird hochdekorierter Unteroffizier. hat. (…) Dieser Weg ist so mächtig wie die Tage- und nächtelang tötet er befehlsgemäß Atombombe. Er kann alle ungerechten Struk- den deutschen Feind, deckt den Rückzug in turen auf der ganzen Welt verwandeln.“ Sei- den Schützengräben um Lille. Aber dann „ei- ne Worte seien in vieler Menschen Ohren nes Tages, mitten im Zweiten Weltkrieg - es und Herzen gelegt. war 1940, kurz vor meiner Gefangennah- me - erwachte ich plötzlich, wie außer mir“, schreibt er - 40 Jahre später - in einem Brief. Literaturtipps: „Mit einer ungeheuren Kraft brachen Friede Gewaltfreiheit und Freude in mir aus. (...) Ich war erfüllt von Pfr. Rudi Siegl erinnert sich Vertrauen, Gewissheit und Frieden, völlig un- n Hildegard Goss-Mayr u.a., Jean Goss - Mysti- an Jean Goss. STEIINMAIR verständlich ...“ Er erkennt den Menschen ker und Zeuge der Gewaltfreiheit. Patmos-Ver- im „Feind“ bzw. hinter dem „Feindbild“ und lag 2012. „Seine Achtung vor dem Men- lernt, dass die Menschlichkeit des Menschen n Hildegard Goss-Mayr, Wie Feinde Freunde schen und seiner Würde, das im Zentrum des christlichen Glaubens steht. werden. LIT-Verlag 2008. war uns damals eigentlich ganz Das ist das Wunder der Bekehrung im Leben n Richard Deats, Aktive Gewaltfreiheit auf der unverständlich, rational kaum des Jean Goss. Dessen Botschaft und Wahr- ganzen Welt. Zu beziehen beim Internationa- nachvollziehbar, obwohl man heit lebt er seit 1948. Er richtet sein Leben da- lern Versöhnungsbund, österreichischer Zweig, schon damit liebäugelte.“ - Doch nach aus, bricht mit dem Militär, indem er Lederergasse 23/3/27, 1080 Wien. de facto stand dann die seelsorg- seine militärischen Auszeichnungen zurück- www.versoehnungsbund.at liche Arbeit im Vordergrund. gibt. Aber „Goss war schon inspirie- rend und motivierte uns auch, die Friedensarbeit in der Kirche voranzubringen“, so Siegl. Wie ein Sämann habe Jean Goss seine Gedanken zur Gewaltfrei- heit gestreut. Das biblische Bild spricht deutlich. Mancher Same ist auf guten Grund gefallen und ist sogar aufgegangen. In Afrika, Asien, Lateinamerika und auch in Europa ist das der Fall. Man- cher ging wohl verloren, aber da kann man nicht sicher sein. Im Unterholz der Träume, Wünsche und Sehnsüchte der Menschheit sind sie gut geborgen und war- ten auf ihre Zeit, die kommen Jean Goss (1912-1991), prophetischer Zeuge der Gewaltfreiheit. In der kriegerischen Gewalt des 20. Jahr- wird ... WALTER L. BUDER hunderts bezeugt er den Kampf mit den Waffen der Liebe und der Wahrheit. INT. VERSÖHNUNGSBUND
Vorarlberger KirchenBlatt 21. November 2013 Glaube 9 zur person Fulbert Steffensky, geb. 1933 in Rehlingen/Saar, Studium der katholischen und evangeli- schen Theologie, 13 Jahre Bene- diktinermönch in der Abtei Ma- ria Laach, 1969 Konversion zum Protestantismus, 1972-75 Profes- sur für Erziehungswissenschaft Fulbert Steffensky an der FH Köln, 1975-1998 Pro- trat mit den rund fessor für Religionspädagogik an 100 Teilnehmer/ der Universität Hamburg, von innen ins Gespräch 1969 bis zu ihrem Tod 2003 ver- und erzählte zum heiratet mit Dorothee Sölle, lebt großen Thema „Spiri- jetzt in Luzern, verheiratet mit tualität“ aus seinem der katholischen Theologin Li Leben und seinen Hangartner. Ansichten. Begle (2) Am 20. November 2013 wurde ihm der deutsche ökumenische Predigtpreis in der Kategorie „Le- benswerk“ verliehen. u www.predigtpreis.de Mäntel des Glaubens Fulbert Steffensky blickt mit seinen 80 Jahren auf viel Lebenserfahrung zurück. Als Theologe hat er diese immer auch als Glaubenserfah- rung reflektiert und damit intensiviert und vertieft. Aus diesem Reichtum schöpfte er bei einem Seminar im Bildungshaus St. Arbogast. patricia begle Eingeladen wurde Steffensky von „ALTER-na- wie Fremdsprachen gesprochen werden. „Es Toleranz. Steffensky vergleicht Glaubenstra- tiv“, einer Bildungsplattform, die Bildungs- gibt eine Äußerlichkeit, die an unserer Inner- ditionen auch mit Sprachen, „die mir die To- angebote für ältere Menschen organisiert. lichkeit baut“, weiß der Theologe. Seine Art, ten vorgewärmt haben. Ich schreibe von den „Spiritualität als geformte Aufmerksamkeit“ mit unzeitgemäßen Ritualen und Begriffs- Toten ab. Man zitiert, wenn man glaubt.“ lautete der Titel. Der deutsche Religionspädo- deutungen umzugehen liegt nicht in deren Ab- In diesem Vergleich stellt der Theologe fest: goge befreite in seinen Ausführungen den Be- schaffung sondern in deren Neuinterpretation. „Gott spricht im Dialekt des Katholizismus, griff „Spiritualität“ von hochgesteckten An- der Muslime, der Buddhisten,... wer wagte sprüchen und brachte ihn auf den Boden es, ihnen das Heil abzusprechen?“ Hier ist der Realität. Spiritualität ist „Handwerk“ und Toleranz gefragt, die aber nicht willkürlich „Arbeit“, manchmal „schön“, oft auch „lang- „Es gibt keine Got- ist, sondern dort Widerstand leistet, wo z.B. weilig“. teserkenntnis ohne Menschenrechte nicht respektiert werden. Barmherzigkeit.“ Rituale. Dieses Handwerk ist nicht Genies Mit diesen Worten Gerechtigkeit. „Spiritualität ist Tätigkeit. vorbehalten, ein Mensch kann es erlernen setzt Steffensky einen Sie ist Gerechtigkeit. Es gibt keine Gotteser- wie lesen, schreiben und kochen. Was es dafür klaren Maßstab. kenntnis ohne Barmherzigkeit. Wer in Gott braucht ist „Aufmerksamkeit auf das Leben“ eintaucht, taucht neben dem Armen wieder – auf dessen Schönheiten und Zerstörungen. Tradition. Damit schafft er Zugang zu Tra- auf.“ Mit diesen Worten führt Steffensky den Außerdem sind Regeln und Methoden nö- dition. „Wir kommen nicht aus dem Nichts. Zuhörenden ein Kriterium vor Augen, das tig, feste Orte und Zeiten zum Beispiel oder Unsere Toten haben uns Mäntel ihres Glau- Maßstab ist in der Auseinandersetzung mit fixe Abläufe von Handlungen und Worten. bens hinterlassen. (...) Ich kann mit Traditi- den unterschiedlichsten Glaubensströmun- Rituale. Steffensky sieht in Ritualen eine der onen brechen und ich kann sie weiterentwi- gen, mit denen wir heute konfrontiert sind. großen Schönheiten. Schon beim ganz ein- ckeln. Wer Traditionen nur rezitiert, verrät fachen Anzünden einer Kerze wird das Inne- sie.“ Steffensky versteht sich in der Rolle des Dank. Der Blick auf den „Mantel“ von Fulbert re, die Wünsche, nach außen gesetzt und zu Glaubenden oder Betenden als „Gastgeber Steffensky ist befreiend. Eine Teilnehmerin Theater, zu Figur, zu Tanz. „Die Kirche muss von Worten und Bildern“, der „die Weltan- fasst dies am Ende des Tages mit folgenden ein Tanzverein werden.“ schauungen und Hoffnungen nicht zu den Worten zusammen: „Dass es Menschen gibt, meinen machen muss“. Denn Rituale und die verdichtet und umfassend sagen, was wir Neu deuten. Wenn Rituale nicht ganz ver- Traditionen tragen nur, wenn sie in Freiheit suchen, in sehr poetischer Sprache ... ach ist standen werden und fremd sind, können sie vollzogen werden. das schön, dass es solche Menschen gibt.“
10 Thema 21. November 2013 Vorarlberger KirchenBlatt Je wärmer das Wasser, desto heftiger die Wirbelstürme Tropische Wirbelstürme, Erdbeben, Starkregen und Überflutungen – extreme Wetterereignisse werden weltweit häufiger. Ob der Grund dafür beim Klimawandel liegt und was von der Weltklimakonferenz in Warschau zu erwarten ist, darüber gibt die Klimaforscherin und Meteorologin Helga Kromp-Kolb Auskunft. interview: susanne huber Wie ernst sind Ihrer Meinung nach die Gefahren, jenen Regionen, in denen die Meeresoberflä- mungen – wenn die entsprechenden Abfluss- dass Naturkatastrophen durch den Klimawandel chentemperatur mindestens 27°C beträgt. Sie systeme nicht vorhanden sind und das Was- in Zukunft zunehmen werden? können aus diesem Gebiet heraus wandern, ser nicht abfließen kann – ist eindeutig mit Helga Kromp-Kolb: Da gibt es Unterschiede. verlieren aber, sobald das Meer kühler wird, dem Klimawandel größer. Statistische Aus- Erdbeben zum Beispiel haben mit dem an Energie. Manchmal kommen sie noch als sagen gibt es aber auch hier wie bei den Hur- Klimawandel jedenfalls kurzfristig nichts zu starke Tiefdruckgebiete nach Europa, aber rikans noch nicht. tun. Tropische Wirbelstürme wie Hurrikans nicht mehr als Wirbelstürme. und Taifune entstehen, wenn das Meer eine Derzeit findet in Warschau die Weltklimakonfe- bestimmte Oberflächentemperatur hat. Das Mitteleuropa, auch Österreich, war nicht nur renz statt. Bis Ende 2015 soll ein allgemein ver- heißt: Je wärmer es ist, desto intensiver kön- heuer von starken Überflutungen und Hoch- bindliches Klimaschutzabkommen stehen. Was nen sie werden. Und wenn der Klimawandel wasser betroffen. Spielt auch hier der Klima- sollte es beinhalten? Welche Schritte sind nötig? dazu führt, dass das Meer wärmer wird – und wandel eine Rolle? Helga Kromp-Kolb: Ziel muss sein, dass wir das tut er eindeutig – dann können auch Wir- Helga Kromp-Kolb: Auch hier ist eindeutig, bis Mitte des Jahrhunderts im Wesentlichen belstürme intensiver werden und zunehmen. dass aus einer wärmeren Luftmasse mehr ohne Treibhausgasemissionen auskommen. Da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Die Wis- Regen auf einmal aus der Atmosphäre fallen Das ist ein bisschen radikal formuliert; die senschaft tut sich allerdings schwer damit zu kann. Das Potential für heftigere Niederschlä- meisten sprechen von einer Reduktion der sagen, dieser Taifun, nehmen wir als Beispiel ge und damit auch für mehr Überschwem- CO2-Emissionen von minus 80 oder minus den aktuellen Wirbelsturm „Haiyan“, hätte 90 Prozent. Damit das gelingt, ist es wichtig ohne Klimawandel nicht stattgefunden. Um im Klimaschutzabkommen auch wesentliche hier statistisch etwas sagen zu können, Schritte für eine Reduktion der Treibhausgas- braucht man sehr viele Anlassfälle, sehr viele emissionen in den Jahren davor festzulegen, Taifune und längere Zeiträume. nicht nur für 2050. Ich finde es problema- tisch, dass das Abkommen erst 2020 in Kraft Gilt das auch für die Philippinen, die ja in einer treten soll, denn de facto heißt das, dass bis Region liegen, wo es sehr oft zu tropischen dahin nicht viel passieren wird. Wir müssten Wirbelstürmen kommt? aber jetzt schon agieren. Helga Kromp-Kolb: Im letzten Bericht des UN-Weltklimarates, der 1988 ins Leben ge- Was den Klimaschutz betrifft, dauert alles viel zu rufen wurde, um Risiken der globalen Erwär- lange. Was erwarten Sie sich von der Konferenz? mung zu beurteilen, steht ganz klar drinnen, Helga Kromp-Kolb: Es hätte schon gehandelt dass im Atlantik intensive Stürme häufiger werden müssen, wir sind hinten nach. Aber geworden sind. Für den Pazifik – die Philip- ich glaube, es hat keinen Sinn, diese Sitzun- pinen liegen im Pazifischen Ozean – gibt es gen knapper anzusetzen, denn die Politik ist noch kein hinreichendes Zahlenmaterial, um nicht reif dafür, etwas zu tun. Ich erwarte mir das aufzuzeigen. Dr. Helga Kromp-Kolb ist Klimaforscherin und ehrlich gesagt nicht sehr viel von dieser Kon- Meteorologin. Die Professorin leitet in Wien ferenz. Es ist ein Gastgeberland, das keine ho- Wie entsteht ein Hurrikan? das Institut für Meteorologie der Universität hen Ambitionen den Klimaschutz betreffend Helga Kromp-Kolb: Es ist so, dass zwischen für Bodenkultur und das Zentrum für Globalen hat. Solche Konferenzen sind nicht die Orte, fünf Grad nördlicher und südlicher Breite, Wandel und Nachhaltigkeit. Zu den Fachgebieten wo große Revolutionen passieren. Ich hoffe, also am Äquator, keine Wirbelstürme entste- der Wienerin zählen u. a. Umweltmeteorologie dass die Hausaufgaben gemacht werden, hen, sondern nördlich und südlich davon in und Umweltforschung. kromp-kolb sprich dass das Inhaltsverzeichnis des Klima-
Vorarlberger KirchenBlatt 21. November 2013 Thema 11 Philippinen: Die Caritas hilft nach der Taifun-Katastrophe „Es ist ein Riesendesaster“ Das verheerende Ausmaß der stellen, die es in der Stadt gibt.“ Verwüstung durch den Taifun Bestätigte Zahlen der Opfer ste- „Haiyan“ auf den Philippinen hen derzeit noch aus. Laut Schät- ist auch fast zwei Wochen nach zungen sollen 11 Millionen Men- der Katastrophe noch sichtbar. schen von der Taifun-Katastrophe Doch die Hilfe läuft langsam an. betroffen sein; 2,5 Millionen sind auf Nahrungsmittelhilfe angewie- Eingestürzte Häuser, abgetragene sen; 600.000 Menschen sind zu Dächer, Berge an Trümmern und Binnenflüchtlingen geworden. Die Müll, umgestürzte Bäume und anfangs geschätzte Zahl der Regie- Masten, Leichensäcke. Bilder der rung von mehr als 10.000 Todes- Verwüstung sind es, die sich Tho- opfern wurde auf 3621 korrigiert. mas Preindl bei seiner Ankunft vor Taifun „Haiyan“ fegte mit mehr als 300 Stundenkilometern über ein paar Tagen in Tacloban offen- Hilfe läuft langsam an. Ange- die Philippinen. Viele Experten sagen, die Zunahme extremer Wetter baren. Die Hauptstadt der Insel sichts dieses enormen Ausmaßes ereignisse ist auf den Klimawandel zurückzuführen. reuters Leyte ist von der Taifunkatas- der Verwüstung „gestaltet sich die trophe auf den Philippinen am Hilfe schleppend, das ist das gro- stärksten betroffen. „Die Stadt ist ße Problem. Doch sie läuft lang- komplett zerstört, am Boden. Es sam an. Ich hoffe, dass sich die schutzabkommens erstellt wird. Ein wesent- liegen immer noch Leichensäcke Lage bald entspannt“, so Preindl. licher Punkt dabei ist, festzulegen, welches herum. Der Gestank ist entsetz- Auf dem Flughafen in Tacloban Land wie viel CO2-Emissionen reduziert und lich. Nur große Straßenzüge sind stapeln sich Nothilfegüter, lau- bis wann. Vielleicht beschleunigt sich der geräumt, kleine Nebenstraßen fend landen Transportmaschinen Prozess von selber, wenn es den Menschen in sind nach wie vor voller Schutt. Es des Militärs, aber auch internati- den verschiedenen Ländern gelingt Druck zu gibt keinen Strom. Die Situation onale Flugzeuge und Helikopter machen. In Österreich spielt bei den Regie- ist extrem“, schildert der Caritas- mit Hilfsgütern für die Taifun-Op- rungsverhandlungen meines Wissens die Kli- Katastrophenhelfer die Lage. fer. Angesichts der Plünderungen mafrage keine prominente Rolle. Wir werden in Tacloban hat sich die Lage laut aber nicht von unseren CO2-Emissionen her- Erschütternd. Der Tiroler spricht Thomas Preindl beruhigt. „Militär unterkommen, wenn das nicht ein gemein- von einem „Riesendesaster. So et- und Polizei sind stark präsent und sames Ziel der gesamten Bundesregierung ist. was habe ich noch nicht gesehen, versuchen Ruhe reinzubringen.“ weder nach dem Tsunami, noch Was Österreich betrifft, so sind wir in Sachen Kli- nach dem Erdbeben auf Haiti“, Schwere Regenfälle. Die Hilfe ma innerhalb der EU eines der Schlusslichter ... sagt Thomas Preindl schockiert. der Caritas Österreich konzen- Helga Kromp-Kolb: Ja. Und das ist völlig un- „Die Menschen versuchen irgend- triert sich derzeit schwerpunkt- verständlich, weil wir eine extrem umweltbe- wie über die Runden zu kommen. mäßig auf den Norden Cebus, wusste Bevölkerung haben und auf kommu- „Wir brauchen eine Man sieht Leute, die am Straßen- einer Nachbarinsel Leytes. „Auch naler und regionaler Ebene sehr viel passiert. tiefgreifende Ver rand sitzen, andere schlafen zwi- hier ist faktisch jedes Haus zer- Es gibt viele Initiativen, wo es nicht nur änderung unseres schen all den Trümmern; wieder stört. Immer wieder regnet es darum geht, CO2-Emissionen mit technolo- Wirtschaftssystems. andere sammeln Wellblech, um massiv. Die Leute haben kein gischen Maßnahmen zu reduzieren, sondern Wenn die Anreize sich eine Notunterkunft zu bau- Dach über dem Kopf, die Straßen wo auch Fragen des Lebensstils und der Werte so gesetzt sind, dass en; Menschenschlangen bilden sind voll mit Frauen und Kindern angegangen werden. nur Geld, Prestige sich bei den wenigen Trinkwasser- mit Schildern in Händen, auf de- und Macht zählen, nen steht: ,Helft uns. Wir brau- Können Sie ein Beispiel geben? brauchen wir uns chen Essen und Wasser‘. Viele Helga Kromp-Kolb: Es gibt schon eine ganze nicht wundern, wenn Menschen sind noch abgängig. Reihe von Vorzeigebetrieben wie GEA von Natur und Menschen Die Leute sind verzweifelt, wissen Heinrich Staudinger oder die Zotter Schoko- ausgebeutet werden.“ nicht, wie es weitergeht“, berich- laden Manufaktur. Als primäres Ziel sehen helga kromp-kolb tet Thomas Preindl. Gemeinsam sie nicht mehr möglichst viel zu verdienen, mit seinem Kollegen Andreas sondern einer Region oder einer Gruppe Zinggl unterstützt und begleitet von Menschen ein erfülltes Leben zu ermög- er vor Ort die lokalen Partner der lichen. Da geschieht viel, daran wird auch an Caritas Österreich bei Koordinie- Schulen gearbeitet. Um den Klimawandel zu rungs- und Logistikmaßnahmen stoppen, brauchen wir eine tiefgreifende Ver- zur Verteilung von Nahrungsmit- änderung unseres Wirtschaftssystems. Wenn Der Tiroler Thomas Preindl, teln, Hygieneartikeln, Wassercon- die Anreize so gesetzt sind, dass nur Geld, Katastrophenhelfer der Caritas, tainern und Schlafmatten. Hilfe Prestige und Macht zählen, dann brauchen ist derzeit auf den Philippinen, von außen ist dringend nötig. wir uns nicht wundern, wenn Natur und um die Menschen vor Ort zu unter- u Caritas Spendenkonto: Menschen ausgebeutet werden. stützen. caritas PSK 7.700.004, BLZ 60.000
Sonntag Christkönigssonntag – Lesejahr C, 24. November 2013 Friedenskönig „Denkt um!“ Beharrlich und klar bleibt Jesus: „Denkt euch eine andere Form des Miteinander!“ Es bleibt ein fundamental wichtiger Beitrag zum Neudenken der Weltordnung, bis heute und gerade heute. Jesus lebt das. Durch ihn hindurch, durch seine Art zu argumentieren und mit anderen umzugehen wird die Königsherrschaft Gottes sichtbar. Ein König, der Versöhnung, Freiheit und Frieden bringt Evangelium geführt hat. Der Herr hat zu dir gesagt: Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein, Lukas 23,35b–43 du sollst Israels Fürst werden. Alle Ältesten Israels kamen zum König von Hebron; Auch die führenden Männer des Volkes der König David schloss mit ihnen in verlachten ihn und sagten: Anderen hat Hebron einen Vertrag vor dem Herrn, er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, und sie salbten David zum König von Israel. wenn er der erwählte Messias Gottes ist. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, 2. Lesung dann hilf dir selbst! Über ihm war eine Tafel Kolosser 1,12–20 angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und fähig gemacht, Anteil zu haben am Los auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht der Heiligen, die im Licht sind. Er hat und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? uns der Macht der Finsternis entrissen Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. und aufgenommen in das Reich seines Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir für unsere Taten; dieser aber hat nichts die Erlösung, die Vergebung der Sünden. Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, an mich, wenn du in deiner Macht als König der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. kommst. Jesus antwortete ihm: Heute noch Denn in ihm wurde alles erschaffen im wirst du mit mir im Paradies sein. Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller 1. Lesung Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die 2 Samuel 5,1–3 Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Alle Stämme Israels kamen zu David nach Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle Hebron und sagten: Wir sind doch dein in ihm wohnen, um durch ihn alles zu Fleisch und Bein. Schon früher, als noch versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden Saul unser König war, bist du es gewesen, der wollte er zu Christus führen, der Friede Israel in den Kampf und wieder nach Hause gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.
frauenZEIT Nummer 16 | 21. November 2013 …der Wunsch verschont zu bleiben, taugt nicht… _editoriALIA _BERUFung _frauenHOF _literaturTIPPS _frauenTERMINE _eintauchen&auftauchen
2 editoriALIA Der Wunsch verschont zu bleiben Als meine Töchter selbständig wurden und von Hilde Domin beschreibt mit einem dramatischen Bild zuhause auszogen, beschlossen wir das „Projekt“: wir unsere menschliche Existenz: „Wir werden eingetaucht reisen in die Hauptstädte Europa, jedes Jahr in eine und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen…“Wir andere. Diesen Sommer fuhren wir gemeinsam nach können unserem Schicksal nicht ausweichen, so scheint Stockholm. In der letzten Nacht überfiel uns um 2.00 Hilde Domin zu sagen. Wir können es nicht vermeiden, Uhr morgen ein Einbrecher, plötzlich stand ein Mann dass das Leben uns hart angeht und dass wir unterge- in unserem Zimmer, der eiligst die Flucht ergriff, als ich taucht werden. Wir können das Leiden nicht vermeiden. in Panik zum Schreien begann. Ich wurde glücklicher- „Wir werden durchnässt bis auf die Herzhaut.“ weise wach. Gleich vorweg, es ist alles gut ausgegangen und wir hatten Glück. Geblieben ist ein Gefühl der Wie verständlich doch der Wunsch, der Kelch des Unsicherheit, eine leise Angst. Eine Unsicherheit, die Schicksals möge an uns vorübergehen. ich vorher nicht kannte, legte sich wie ein Schleier über Doch, so Hilde Domin: dieser Wunsch taugt nicht. Es viele meiner Aktivitäten. Ich war plötzlich unsicherer taugt nicht der Wunsch, ohne Tränen leben zu wollen. beim Autofahren, nachts beim Nachhause gehen, hatte mehr Sorge um meine Töchter in ihren jeweiligen Stu- Es taugen die Bitten, dass „bei Sonnenaufgang die Taube dienstädten…Wie schnell es gehen kann, was alles hätte den Zweig vom Ölbaum bringe…“, dass die Frucht so passieren können, wie schutzlos sind wir letztlich, selbst bunt wie die Blume sei…“. Ja, es taugen die Bitten, dass in Räumen, in denen wir uns sicher wähnen… wir entlassen werden aus der Flut, aus der Löwengrube, aus dem feurigen Ofen. Doch Flut, Löwengrube und In dieser Zeit fiel mir das Gedicht von Hilde Domin feuriger Ofen hinterlassen Spuren: wir werden „immer „Bitte“ (sh. Rückseite) wieder in die Hände. Ja, der versehrter“, und doch gleichzeitig „immer heiler“. Wunsch verschont zu bleiben, taugt nicht. Es kann Welche Hoffnung. uns alle jeder zeit mit einem Schicksalsschlag treffen. Natürlich ist so eine Erfahrung mit dem Dieb im Hotel- Liebe Frauen, ich wünsche Ihnen in diesen Herbst und zimmer mitten in der Nacht verhältnismäßig harmlos, kommenden Winter hinein die Gewissheit, unsere angesichts all der Leiden und der Not, die auch passiert Wunden mögen uns nicht zerstören, sondern unser und präsent ist, aber es hat mich einmal mehr aufge- Leben möge mit all seinen Versehrungen immer heiler, weckt: der Wunsch, verschont zu bleiben, taugt nicht. ganzer, erwachsener werden. Wie ist es mit dem Gott-Vertrauen angesichts übler Erfahrungen und Schicksalsschlägen? Alles Gute für Sie, Ihre Friederike Winsauer Durch die Tage den Weg gehen oft vor Wänden stehen und nicht weiter wissen manchmal das Ziel vor Augen zum Greifen nahe und dann weit zurückgeworfen wie an den Anfang alles umsonst dann plötzlich und - ganz wie von selbst - die MITE. Quelle unbekannt
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