JAHRES-BERICHT DER EVANGELISCHEN MITTELSCHULE SCHIERS 2016 / 2017

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JAHRES-BERICHT DER EVANGELISCHEN MITTELSCHULE SCHIERS 2016 / 2017
2016 / 2017
180. JAHRES-
BERICHT DER
EVANGELISCHEN
MITTELSCHULE
SCHIERS
JAHRES-BERICHT DER EVANGELISCHEN MITTELSCHULE SCHIERS 2016 / 2017
EDITORIAL
                                                                                                                                                   Verorten heisst, einen festen Platz in einem Bezugssys-
                                                                                         Orte
                                                                                                                                                   tem zuweisen. Hat die EMS den richtigen Platz?
                                                                                         Auf der Tafel, die sich in der Mitte der berühmten
                                                                                         Zilliser Bilderdecke befindet, «erkennt man zwischen      Ist sie so organisiert, dass sie ihre Funktion gut erfüllen
                                                                                         Jesus und dem Teufel die Kuppe und den Abhang des         kann? Sind von diesem Ort aus die richtigen und genü-
                                                                                         Tschumagrates mit seinen drei Felsabstürzen sowie         gend Fäden gespannt, um die Schule für unsere Schü-
                                                                                         die ‹Pizas Grischas›, die Grauen Hörner, dahinter».       lerinnen und Schüler zu einer effizienten Bildungsstätte
                                                                                         (Hugues Garcia: Zillis) Das ist die wohl älteste bild-    und damit zu einem Sprungbrett in weiterführende
                                                                                         hafte Darstellung einer Bündner Landschaft. Zudem         Ausbildungen zu machen? Eine solche Standortbe-
                                                                                         sind konkrete Landschaftsdarstellungen in der Male-       stimmung muss regelmässig vorgenommen werden,
                                                                                         rei der Romanik noch unüblich. Die Bilderdecke stellt     wenn man seinen Bildungsanspruch gut erfüllen will –
                                                                                         die Geschichte der christlichen Welt dar und der Maler    und das wollen wir.
                                                                                         bringt mit diesem konkreten Bild zum Ausdruck: Da,
                                                                                         wo ich gerade bin, da ist das Zentrum der Welt. Das ist   In ein geschlossenes Weltbild einzuführen, ist eine klar
                                                                                         nicht als Überheblichkeit, sondern rein perspektivisch    abgegrenzte Aufgabe, die durchstrukturiert und dann
                                                                                         zu verstehen: Der Ort, von wo ich die Welt sehe und zu    in pädagogisch sinnvollen Einheiten weitervermittelt
                                                                                         verstehen versuche.                                       werden kann. Antworten in einem solchen System
                                                                                                                                                   lassen sich in der Regel klar mit ja oder nein geben. Je
                                                                                         Unser Ort ist Schiers, genauer die Evangelische Mittel-   weitläufiger der Horizont wird, desto offener werden
                                                                                         schule. Es ist allerdings nicht mehr das geschlossene     die Fragestellungen und desto komplexer die Erklärun-
                                                                                         Universum der Romanik, sondern ein offenes, unbe-         gen. Wahrheit muss Hypothesen, Modellen, Plausibi-
                                                                                         grenztes Universum, in welches wir hinausblicken.         lität und möglichen Erklärungsmustern Platz machen.
                                                                                         Mit unserem Jahresbericht rücken wir nicht nur den        Das verkompliziert Wissen und Wissensvermittlung
                                                                                         Ort EMS ins Zentrum, sondern versuchen den Fäden          schon stark. Nun kommt dazu, dass in diesem offenen
                                                                                         nachzugehen, die unsere Schülerinnen und Schüler in       System permanent Veränderungen eintreten, sei es,
                                                                                         die Welt hinaus und andere von ihrem Ort aus nach         weil sich Dinge entwickeln, sei es, weil neue Fäden im
                                                                                         Schiers spannen. Mit einigen Berichten soll das Netz-     Netzwerk plötzlich ganz neue Deutungsmuster erge-
                                                                                         werk angedeutet werden.                                   ben. Dadurch wird Wissen und auch Wissensvermitt-
                                                                                                                                                   lung hochkomplex – und ebenso spannend.
                                                                                         Hat man früher noch von Weltbild gesprochen, bedient
                                                                                         man sich heute des Begriffes Netzwerk, ob nun im wis-     Lassen Sie sich mit unserem Jahresbericht einige Orte
                                                                                         senschaftlichen, sozialen oder kulturellen Bereich. Die   vorführen. Sie geben Einblicke in dieses spannende
                                                                                         schweizerische Bildungslandschaft ist auch ein sol-       Netzwerk!
                                                                                         ches Netzwerk und die EMS ein Ort darin. Mit dem Pro-
                                                                                         jekt EMS 2018 überprüfen wir die Verortung der EMS.       Christian Brosi, Direktor

Sonderwochen im Ausland
von links nach rechts

Klasse 6G, Schwerpunktfach Spanisch, Sevilla (Spanien)
Klasse 5/6G, Schwerpunktfach Biologie/Chemie, Saint-Pol-de-Léon, Bretagne (Frankreich)
Klasse 6FMS, Totnes (Grossbritannien)
Klasse 5G, Sprachaufenthalt Sommerferien, Torquay, Paignton, Totnes (Grossbritannien)
Klasse 5G, Grundlagenfach Französisch, Mulhouse (Frankreich)
Klasse 5FMS, Grundlagenfach Französisch, Colmar (Frankreich)
Klasse 6G, Schwerpunktfach Bildnerisches Gestalten, Colmar (Frankreich)
Klasse 5G, Grundlagenfach Französisch, Strasbourg (Frankreich)
Klasse 6G, Ergänzungsfach Geografie, Hamburg und Sylt (Deutschland) und Dänemark
Klasse 6G, Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht, Hamburg (Deutschland)
Klasse 6FMS, Grundlagenfach Italienisch, Milano (Italien)
Klasse 6FMS, Sprachaufenthalt Herbst, Ravenna (Italien)
Klasse 6, Ergänzungsfach Geschichte, Berlin (Deutschland)
Klasse 6G, Schwerpunktfach Musik, Wien (Österreich)
Klasse 5FMS, Debrecen (Ungarn)
Klasse 6G, Ergänzungsfach Philosophie, Griechenland

                                                                                                                                                                                                                 3
JAHRES-BERICHT DER EVANGELISCHEN MITTELSCHULE SCHIERS 2016 / 2017
inhalt

Editorial, Christian Brosi                                                   3

EMS = 180, Hans Peter Kocher                                              6–7
Projekt EMS 2018 – Ein Zwischenbericht, Hans-Andrea Tarnutzer             8–9
Erster Jahrgang startete in die zweisprachige Matura Deutsch-Englisch,
Susanne Meier                                                               10

Orte an der EMS in Szene gesetzt                                            11
   Das Schülercafé, Isabel Pingeon                                          12
   Requiem 3. Stock, Fachschaft BG, Schülerinnen und Schüler             13–17
   Gelenkter Wildwuchs im Wildpflanzengarten, Michael Grosjean et al.    18–21
   Seit 20 Jahren ein Ort von bewegten Begegnungen, Jrma Foffa
    und Reto Stiefel                                                        22

Grenzen überwinden                                                          23
   Kulturwechsel, Gastfamilie und Nadelbaum, Andrej Weidkuhn und
    Susi Weidkuhn-Schildknecht, Arath Martínez                           24–25
    Tsukuba meets Schiers – Grüsch meets Miyakonojo, Christoph und
    Sabine Nänni, Haruka Wada                                            26–27
    «No es un año en la vida, es una vida en un año», Andrina Däppen        28
    Sebastopol, CA, Ladina Locher                                           29
    Der Mitreisende wird zum Ziel, Flavia Aebli                             30

Personelles
   Abschlussprüfungen und Preise                                         31–33
   Verabschiedungen                                                      33–35
   Jubiläen und Begrüssungen                                                35

Verzeichnisse
   Schulverein                                                              36
   Vorstand und Kommissionen                                                36
   Altschierser Verein                                                      37
   Personal                                                              37–38
   Schülerinnen und Schüler                                              39–41

Statistiken
   Herkunft der Schülerschaft                                               42
   Klassenbestände                                                          42

Betriebszahlen
   Betriebsrechnung und Bilanz der EMS                                      44
   Betriebsrechnung und Bilanz des Stipendienfonds                          45
   Gaben 2016 für Betrieb und Stipendienfonds                               45

                                                                             5
JAHRES-BERICHT DER EVANGELISCHEN MITTELSCHULE SCHIERS 2016 / 2017
Während meiner Schierser Jahre kam ich in den Genuss     Aber so ist nun einmal die Mittelschullandschaft         unsere Lehrpersonen. Aber auch die Schulleitung, der
    EMS = 180
                                                                einiger legendärer Lehrpersonen. Viele Jahre besuchte    Graubündens. Historisch gewachsen und zu einem           Vorstand und der Schulverein. Als langjähriges Vor-
    Es ist für mich als neuer Präsident der EMS eine            ich den Französischunterricht bei André Merlot. «La      grossen Teil von privaten Schulen geprägt. Daraus        standsmitglied weiss ich, dass wir dazu gerüstet sind.
    schöne, aber auch anspruchsvolle Aufgabe, den mitt-         maturité n’est pas un cadeau», diesen Satz kennen        ergibt sich eine gewisse Konkurrenz, aber davon pro-     Mit dem Projekt EMS 2018, mit dem verschiedene wich-
    lerweile 180. Jahresbericht mitzugestalten. 180 Jahre,      wohl alle seine Schüler. Was an ihm aber bemerkens-      fitieren Schülerinnen und Schüler. Jede Schule hat       tige Bereiche wie Qualitätssicherung und Kommunika-
    da ist ein bisschen Ehrfurcht angezeigt! Nur wenige         wert und wohl auch einmalig war, ist die Tatsache,       ihren Charakter, ihre Ausprägung. Die Schülerinnen       tion überdacht und neu ausgerichtet werden, bereiten
    Betriebe und Institutionen in unserem Kanton, wenn          dass jede Frage individuell auf die jeweiligen Schü-     und Schüler und ihre Eltern können auswählen, wel-       wir für uns die Zukunft vor. Meine Vorstandskolleginnen
    es denn überhaupt solche gibt, können auf eine derart       lerinnen und Schüler abgestimmt war. Das heisst          che Schule sie besuchen wollen. Das gilt insbeson-       und -kollegen sind kompetent, sie bringen fachlich und
    lange, ununterbrochene Geschichte zurückschauen.            kein anderer wäre das Gleiche gefragt worden. André      dere für unser Einzugsgebiet. Für die EMS ist das        mit ihrer breiten Lebenserfahrung das nötige Rüst-
    Das allein ist schon aussergewöhnlich. Die Verände-         Merlot war ein passionierter Autofahrer. Er fuhr Alfa    eine grosse Herausforderung. Wir müssen als regi-        zeug mit. Die Schulleitung macht gute Arbeit, und das
    rungen, welche die EMS in dieser Zeit durchlief, sind       Romeo (damals ziemlich aussergewöhnlich für einen        onale Mittelschule für genügend Schülerinnen und         wird auch unter der Führung unseres neuen Direktors,
    es auch.                                                    Lehrer der EMS) und die Legende ging, dass er dabei      Schüler attraktiv bleiben. Was bedeutet das? Ich bin     Hans-Andrea Tarnutzer, der Fall sein. Am wichtigsten
                                                                stets Lederhandschuhe trug. Ich selber hatte und         überzeugt, dass in erster Linie die Qualität unserer     sind aber unsere Lehrpersonen. Sie tragen das Bild der
    Gegründet 1837 von lokalen Pfarrherren und Politi-          habe Freude an Autos. Weshalb das André Merlot           Dienstleistungen massgebend sein wird. Wir müssen        EMS nach aussen. Ihr Engagement und ihre Leistungen
    kern, sollte die Anstalt, wie die Schule damals und viele   wusste, ist mir bis heute nicht klar. Klar ist hinge-    eine gute, eine überdurchschnittlich gute Schule sein,   sind massgebend. Dafür danke ich allen.
    Jahrzehnte später noch genannt wurde, Schullehrer           gen der Satz, den ich ins Französische übersetzen        und zwar in den Augen unserer Kunden, das heisst der
    ausbilden, aber auch Schüler unterrichten, welche die       musste: «Wenn ich genug Geld hätte, würde ich mir        Schülerinnen und Schüler, aber auch deren Eltern. Das    Und jetzt kehre ich nochmals in die Vergangenheit
    Kantonsschule besuchen wollten oder denen diese ver-        einen Jaguar kaufen, umso mehr, als ich englische        ist eine anspruchsvolle Aufgabe, denn unsere Mitbe-      zurück. Die EMS ist geprägt vom «Schierser Geist».
    sagt blieb. Nach heftigem Ringen wurde 1896 beschlos-       Autos im Allgemeinen liebe.» Einen Jaguar habe ich       werber schlafen nicht. Gefordert sind in erster Linie    Das bedeutet vor allem, dass die EMS nicht nur Arbeit-
    sen, in Schiers auch ein Gymnasium zu führen. 1903          bis heute nicht, aber Konjunktiv und Subjonctiv hat                                                               geber ist. Man ist an der EMS nicht tätig, nur um sein
    wurde die Schierser Matura vom Kanton anerkannt.            André Merlot damit in meinem Hirn verankert.                                                                      Auskommen zu verdienen. Für die meisten ist die EMS
    Seit dem vorletzten Jahrhundert führen wir ein Gym-                                                                                                                           mehr. Wir wollen einen guten Job machen, nicht jeder
    nasium, das auch heute noch wesentlicher Bestand-           Während meiner Schulzeit war ich als Externer noch                                                                für sich, sondern gemeinsam, Lehrpersonen, Mitar-
    teil der EMS ist, während das ursprüngliche Seminar         ein seltener Exot. Gerade etwa 30 der über 300                                                                    beiter, Vereins- und Vorstandsmitglieder. Gleichzeitig
    zugunsten der heutigen kantonalen Pädagogischen             damaligen Schüler lebten nicht an der EMS. Kürzlich                                                               nehmen wir auf die Eigenheiten der Einzelnen so weit
    Hochschule in Chur aufgegeben werden musste.                schlossen wir das Internat, mangels Nachfrage. Den                                                                wie möglich Rücksicht und passen uns den aktuellen
                                                                alten Zeiten trauern etliche nach. Ich verstehe das,                                                              Anforderungen an, um die Zukunft der EMS zu sichern.
    In dieses Gymnasium trat ich 1971 ein. Die EMS stand        denn das Internat, mehr noch als die Schule, war in                                                               Wir wollen, dass unsere Schülerinnen und Schüler
    damals im zarten Alter von 134 Jahren. Ich wäre nie         lebensprägenden Jahren das dominierende Element                                                                   kompetent und lebenstüchtig werden, dass sie ihre
    auf den Gedanken gekommen, dass ich mich dereinst           und ersetzte häufig die eigentliche Familie. Aber die                                                             eigene Persönlichkeit stärken und den Herausforde-
    im Vorstand meiner Schule betätigen würde. Ehrlich          Zeiten haben sich geändert, und das radikal. Heute                                                                rungen des Lebens gewachsen sind. Und wir wollen,
    gesagt, wusste ich gar nicht, wie die Schule organi-        ist die EMS eine ganz andere Schule. Sie hat sich von                                                             dass sie etwas vom Schierser Geist mitnehmen: Der
    siert und wer Träger der Institution war. Das geht den      einem Internat mit vorwiegend auswärtigen Schülern                                                                Mix aus Gemeinsinn und Individualität, Tradition und
    heutigen Schülern wohl nicht anders und spielt für sie      zu einer regionalen Bündner Mittelschule mit aus-                                                                 Moderne, welcher die EMS seit 180 Jahren begleitet.
    auch keine grosse Rolle. Was zählt, sind die Schule,        schliesslich Schülerinnen und Schülern aus der Region
    die Qualität und das Angebot der EMS, die Lehrper-          gewandelt. Also eigentlich zu dem, wie ich seinerzeit                                                             Dr. Hans Peter Kocher, Präsident
    sonen und Klassenkameradinnen und -kameraden.               die EMS wahrgenommen habe.

    Für mich war die EMS damals eine willkommene Alter-         Das bringt neue Herausforderungen mit sich. Unser
    native zur Sekundarschule. Als externer Schüler war         Kundenstamm hat sich radikal geändert, dessen Pri-
    mir die EMS aber nie Heimat oder gar Familie. Ich           oritäten verschoben. Wir müssen uns intensiv mit dem
    nutzte die Dienstleistung der EMS und war froh darum.       Kanton auseinandersetzen. Nicht nur diktiert er zuneh-
    Sie bot mir spannende und bereichernde Jahre und            mend und fast vollständig, was wir wie zu machen
    eröffnete mir zahlreiche weitere Möglichkeiten der          haben, sondern von ihm kommt auch fast alles Geld für
    Ausbildung.                                                 unseren Betrieb. Das Verhältnis und die Zusammenar-
                                                                beit sind nicht immer leicht. Manchmal habe ich das
    Ohne grössere Friktionen durchlief ich die damals noch      Gefühl, der Kanton sehe uns als Konkurrenz zur Kan-
    sieben Jahre gymnasialer Bildung. Gerne erinnere            tonsschule, manchmal kommen unsere Besonder-
    ich mich an das Wintersemester der dritten Klasse.          heiten und Bedürfnisse zu kurz. Den andern privaten
    Damals hatte ich an einem einzigen Nachmittag               Mittelschulen im Kanton geht es auch nicht besser.
    Schule und kam so ausgiebig zum Skifahren. Im
    Schnitt war ich jeden 1,9. Tag der gesamten Winter-
    saison (die damals noch länger dauerte als heute)
    auf Gotschna oder Madrisa unterwegs. Natürlich
    gab es auch weniger erfreuliche Gegebenheiten.
    Etwa, als ich ins Provisorium versetzt wurde, weil
    ich in den Fächern Turnen, Zeichnen und Religion
    den Notenschnitt von 4 nicht erreichte. Bei ungenü-
    genden Noten im Folgesemester (auch in den übri-
    gen Fächern) hätte ich die Klasse repetieren müssen.
    Musenprobe hiess das, und mir ist niemand bekannt,
    der ebenfalls davon betroffen gewesen wäre. Mein
    Klassenlehrer erklärte mir, man hätte sich entschlos-
    sen, mich ins Provisorium zu versetzen, damit ich ein
    besseres Verhältnis zum Turnen bekomme (Skifahren
    gehörte nicht zu den Schulturnfächern). Das erschien
    mir persönlich absurd und völlig unnötig. Zum Glück
    bekam ich im nachfolgenden Semester einen neuen
    Turnlehrer. Zwar turnte ich weder besser noch mit
    mehr Freude, und mein Verhältnis zum Turnen änderte
    sich nicht, aber die Note war immerhin genügend.

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JAHRES-BERICHT DER EVANGELISCHEN MITTELSCHULE SCHIERS 2016 / 2017
welche zurzeit von der Projektgruppe zu Qualitäts-            des Amtes für Höhere Bildung auferlegt. All diese
    Projekt EMS 2018 – Ein Zwischenbericht
                                                                 ansprüchen weiterentwickelt werden. Zudem hat die             Bedürfnisse und Ansprüche müssen koordiniert und
    Das Projekt EMS 2018 ist schon eine «grosse Kiste»,          Gruppe bereits eine überarbeitete Version des Schul-          verträglich gemacht werden.
    die wir im Herbst 2015 angeschoben haben. Neben              leitbildes vorgelegt.
    dem Generationenwechsel in Schulleitung und Lehr-                                                                          Mit diesen eingeleiteten Massnahmen werden Instru-
    körper ist das Projekt eine grosse Herausforderung,          Seitens der Teilprojektgruppe Kommunikation wurde             mente geschaffen, die es erlauben, die EMS als zeitge-
    die es zu bewältigen gilt. Und doch genau jetzt hat es       an den Projekttagen der Wert «transparent und ver-            mässe, lernende Organisation zu bezeichnen, die
    Sinn, sich einige grundlegende Gedanken zur Schul-           bindlich» thematisiert. Die Gruppe hatte bereits im Vor-      bereit ist, die kommenden Herausforderungen anzu-
    entwicklung zu machen.                                       feld intern Daten zu «Kommunikationspannen» gesam-            nehmen. Bis der Wandel hin zu dieser neuen Kultur in
                                                                 melt, welche in den Workshops aufgegriffen wurden.            allen Köpfen und Bereichen vollzogen ist, wird es noch
    Ausgelöst wurde dieses Vorhaben durch die vom Amt            Aus den Ergebnissen der Workshops wurden Anträge              dauern. Wir bleiben dran.
    für Höhere Bildung verfügte externe Schulevaluation          für Projekte an die Schulleitung entwickelt. Anlässlich
    durch das ifes (Institut für externe Schulevaluation auf     einer Koordinationssitzung wurde entschieden, welche          Hans-Andrea Tarnutzer, Prorektor
    der Sekundarstufe II). Evaluiert wurde insbesondere          Projekte im Schuljahr 2017/2018 bereits umgesetzt
    die Funktionalität der Qualitätsmanagements. Zudem           werden können. Dies geschah auf Grund von Dring-
    liess sich die EMS zum Thema «Entwicklung des                lichkeiten und noch vorhandenen Ressourcen. Im
    Fachs Englisch im Hinblick auf eine attraktive zwei-         Schuljahr 2017/2018 wird sich die Teilprojektgruppe
    sprachige Matura» überprüfen. Die im Evaluations-            mit der Verbesserung der Koordination der Inhalte der
    bericht ausgeführten Kernaussagen und die daraus             externen Kommunikation auseinandersetzen.
    entwickelten Handlungsempfehlungen führten uns zu
    folgenden Zielsetzungen:                                     Der Hauptfokus bei der externen Evaluation im März
                                                                 2015 durch das ifes wurde, wie bereits erwähnt, auf
    1. Die Entwicklung der EMS soll bewusst und syste-           die Funktionalität des Qualitätsmanagements gelegt.
    matisch gesteuert, offen kommuniziert und transpa-           Seit Mai 2017 wissen wir, dass bis im Jahre 2021 alle
    rent dokumentiert werden.                                    Bündner Mittelschulen nach den Vorgaben von Q2E1
                                                                 zertifiziert sein müssen. Auf Grund des Standes der
    2. Die Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten der         Arbeiten in der Gruppe Qualitätsmanagement sehen
    leitenden Personen und Gremien werden im Rahmen              wir diesem Zertifizierungsprozess zuversichtlich entge-
    der konzeptionellen Überlegungen geklärt und in              gen. Die Teilprojektgruppe hat sich bisher insbesondere
    Organigrammen und Diagrammen festgelegt.                     mit den Rollen und Aufgaben einer Q-Steuergruppe
                                                                 sowie deren Anbindung an die Schulleitung auseinan-
    Diese Sätze sind schneller geschrieben als umgesetzt.        dergesetzt. Aber auch die individuelle Entwicklung der
    Eine vertiefte Problemanalyse durch die Projektleitung       Lehrpersonen sowie die Rolle des Schulrates in diesem
    führte neben der Qualitätsentwicklung auf institutionel-     Bereich wurden angesprochen.
    ler und individueller Ebene (Teilprojekt 1) zu weiteren
    Teilprojekten, die sich aufdrängten. Als Bezugsrahmen        Die Teilprojektgruppe Dokumentation hat im Juli
    für eine Schulentwicklung muss ein Qualitätsleitbild         2017 ein Dokumentationskonzept vorgelegt, welches
    vorliegen (Teilprojekt 2). In diesem legt die Schule die     die Strukturierung der Dokumentenablage sowie die
    Qualitäten fest, nach denen sie sich selber beurteilt        formalen Anforderungen an die Dokumente regelt.
    bzw. beurteilen lassen möchte. Unsere interne Kom-           Bereits im Vorfeld musste seitens des ICT-Supports
    munikation soll einfach, offen und verbindlich, die          eine Plattform für die Ablage der Dokumente vorbe-
    externe professionell sein (Teilprojekt 3). Eine Verände-    reitet werden. Nach einer Schulung im 2. Quartal des
    rung der Kommunikationskultur wird angestrebt. Damit         Schuljahres 17/18 sollen Lehrpersonen und Mitarbei-
    das erarbeitete Wissen zugänglich gemacht werden             tende sowie die Mitglieder des Vorstandes auf Grund
    kann, benötigt eine Schule ein funktionsfähiges Doku-        der Zuteilung der Berechtigungen intern, aber auch
    mentationssystem für die Ablage von Reglementen,             von aussen her, auf Dokumente zugreifen können. Eine
    Protokollen, dem Qualitätshandbuch oder Projekt-             Benutzeranleitung soll diesen Vorgang erleichtern.
    dokumenten (Teilprojekt 4). Einerseits auf Grund des
    angesprochenen Generationenwechsels, andererseits            Sehr gefordert ist zurzeit die Teilprojektgruppe Lei-
    aber auch angesichts der veränderten Aufgaben im             tungsebene. Sie versucht, die entwickelten Modelle
    Rahmen des Qualitätsreglements sowie in den                  mit den von der Schulleitung formulierten Aufgaben
    Bereichen Kommunikation und ICT drängte sich                 zu versehen, oder entwickelt aus den Aufgaben wie-
    eine Überarbeitung der Rollen und Zuständigkeiten            der neue Modelle. Dabei muss das Zusammenspiel
    auf der Ebene der Schulleitung auf (Teilprojekt 5).          mit dem Qualitätsmanagement und den Zuständig-
    Projekte sollen zukünftig nach gängigen Projektmetho-        keiten für die Projekte berücksichtigt werden. Auch
    den abgewickelt werden (Teilprojekt 6).                      die Auslagerung von Arbeiten im Bereich ICT und
                                                                 Kommunikation wird thematisiert. Der zeitliche Druck
    Die Arbeit in den Projektgruppen, welche aus Mitglie-        ist da, müssen doch recht bald einzelne Schullei-
    dern des Vereins sowie Lehrpersonen und Mitarbei-            tungspositionen neu besetzt werden.
    tenden gebildet wurden, wurde im September 2016
    aufgenommen. Bis sich die Gruppen gefunden und die           Ihren Auftrag bereits abgeschlossen hat die Teilpro-
    Aufträge geklärt waren, verstrich bereits einige Zeit. Für   jektgruppe 6, welche sich mit den Methoden der Pro-
    die Teilprojektgruppen Qualitätsleitbild und Kommuni-        jektarbeit auseinandergesetzt hat. Eine umfassende
    kation stand mit den Projekttagen Anfang April 2017          Wegleitung versehen mit den entsprechenden Formu-
    ein Termin, bis zu welchem sie einiges an Vorarbeit zu       laren soll die Projektarbeit an der EMS unterstützen
    leisten hatten. Die Gruppe Qualitätsleitbild führte auf      und vereinheitlichen. Dies gilt für Projekte, welche im
    breiter Basis (Verein, Eltern, Schülerschaft, Lehrkörper     Zusammenhang mit einem Entwicklungsschwerpunkt
    und Mitarbeiterschaft) eine Werteumfrage durch. Trotz        stehen, aber auch für andere. Oft werden uns auch
    einem guten Tool, welches eine effiziente Auswertung         Neuausrichtungen seitens des Departementes oder
    erlaubte, war der Aufwand gross. Die Ergebnisse wur-
    den auf allen Ebenen präsentiert. In den Workshops an
    den Projekttagen wurden die nach verschiedenen Krite-        1
                                                                  Q2E: Qualität durch Evaluation und Entwicklung. Ein Modell
    rien ausgewählten Werte zu Kernaussagen formuliert,          zur Umsetzung des Qualitätsmanagements an Schulen.
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JAHRES-BERICHT DER EVANGELISCHEN MITTELSCHULE SCHIERS 2016 / 2017
Im Mai 2017, dem letzten Quartal des vergangenen
      Erster Jahrgang startete in die

                                                                                                                              orte an der EMS
                                                               Schuljahres, befragten wir die 4a zu ihren positiven
      zweisprachige Matura Deutsch-Englisch
                                                               und negativen Eindrücken und Erkenntnissen des bis-
     Im Schuljahr 2016/2017 hat bei uns an der EMS             herigen Schuljahres. Von besonderem Interesse war
     die erste Klasse (20 Schülerinnen und Schüler des
     4. Schuljahres) mit der zweisprachigen Matura
                                                               dabei auch, ob die Schülerinnen und Schüler diesen
                                                               Lehrgang nach ihren gewonnenen Erfahrungen noch
                                                                                                                              in Szene gesetzt
     Deutsch-Englisch begonnen. Das hiess für die Klasse       einmal wählen oder auch weiterempfehlen würden.
     4a, dass neben vier Wochenstunden Englisch neu
     auch die Fächer Chemistry, History und Mathematics        Dazu einige Schülerstimmen:                                    Ein Schülercafé, das im Rahmen einer Maturaarbeit auf
     als immersive Fächer auf Englisch unterrichtet wurden.                                                                   die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abgestimmt
                                                               “It is hard, but I would do it again, it is worth the harder   wurde. Der 3. Stock des Westbaus – ein Ort gelebter Krea-
     Die Lehrpersonen, die einen solchen Fachunterricht        work.”                                                         tivität –, der nun vollständig umgebaut wird. Ein Wildpflanz-
     auf Englisch erteilen, müssen neben der Fachausbil-                                                                      garten als grüner Korridor. Und eine Sportanlage, die seit 20
     dung auch die C2-Prüfung, das Proficiency in English,     “English forced me to pay more attention.”                     Jahren einen Ort der Begegnung darstellt. Vier ganz spezielle
     vorweisen können, falls sie nicht selber auch Englisch-                                                                  Orte an der EMS.
     lehrpersonen sind. Es gibt zudem genaue Vorgaben          “I generally haven’t been doing so well in this sub-
     der EdK (Erziehungsdirektoren-Konferenz) über die         ject, but it really didn’t make any difference if it was in
     Anzahl von Lektionen, welche die Schülerinnen und         English or German, I understood everything that the
     Schüler in den bilingualen Fächern in den drei Jah-       teacher told us.”
     ren bis zur Matura absolvieren müssen, damit sie die
     Bedingungen für einen Abschluss «bilinguale Matura»       “Listening to teachers who speak English well and
     erfüllen.                                                 quite fast made me feel more comfortable about my
                                                               own speaking.”
     Wer sich für den bilingualen Lehrgang an der EMS
     interessiert, muss im Schuljahr zuvor die Note 5 in       “Sometimes I don’t understand which topic my col-
     Englisch erreicht haben, weiter mindestens eine genü-     leagues from other classes talk about, because
     gende Note im Fach Deutsch und selbstverständlich         I don’t know the word in German, as I have studied it
     auch genügende Noten in jenen Fächern mitbringen,         in English.”
     die neu in englischer Sprache unterrichtet werden.
                                                               “It takes more time to study, as I sometimes have
     Wir hatten einen guten Start mit unserer 4a, da alle      to look up more words, but all the talking, reading,
     willens und motiviert waren, den Extraaufwand auf         listening really improved my vocabulary.”
     sich zu nehmen, um die schwierigeren englischen Aus-
     drücke und Texte zu bewältigen.                           18 der 20 Schülerinnen und Schüler haben gesagt,
                                                               sie würden den Lehrgang «Bilinguale Matura» ganz
                                                               sicher noch einmal wählen, 2 Lernende meinten, dass
                                                               es ganz gut gehe, dass jedoch der Konkurrenzkampf
                                                               innerhalb dieser bilingualen Klasse doch sehr stark
                                                               sei.

                                                               Wir, die Lehrpersonen der 4a, sind stolz auf die gros-
                                                               sen Fortschritte, die unsere Schülerinnen und Schüler
                                                               in diesem Jahr gemacht haben, und glauben, dass
                                                               ihnen ihre sprachlichen und fachlichen Kompetenzen
                                                               in unserer globalisierten Welt von grossem Nutzen sein
                                                               werden.                                                                Von links nach rechts

                                                               Susanne Meier, Englisch- und Klassenlehrerin 4a                        Sportanlage Oberhof
                                                                                                                                      Wildpflanzengarten
                                                                                                                                      Westbau 3. Stock
                                                                                                                                      Schülercafé

10                                                                                                                                                                                            11
JAHRES-BERICHT DER EVANGELISCHEN MITTELSCHULE SCHIERS 2016 / 2017
Orte an der EMS
                                                                    Zudem begleitete ich die ganze Umbauphase und                                                            14 Ohne Farben wäre es langweilig.                Beispielsweise einem Schrank, einem

                  Das                                                                                                            Requiem
                                                                    war bei allen Entscheidungen, die getroffen wur-                                                                                                           Holzbrett, das als grosses Klemmbrett
                                                                    den, dabei. Joel Ritter, Handwerker der Schule, küm-                                                     15 Ich habe diese Ecke gewählt, da hier sehr      verwendet wird, Postern oder Plakaten
                                                                    merte sich um die verschiedenen technischen und                                                             viele Gebrauchsspuren zu sehen sind.           und von einem Regal, das über der Tür
                  Schülercafé                                       handwerklichen Arbeiten. Die Decken wurden auf
                                                                    die ursprüngliche Höhe gebracht. Dadurch wurden
                                                                                                                                                                                                                               hängt.

                                                                    die Fenster wieder vollumfänglich sichtbar und der           Der 3. Stock des Westbaus wird um-          Klasse 5ab                                     35 Der Regenschirm
                                                                    Raum wurde hell und freundlich. Der Boden wurde              fassend renoviert. Aus diesem Anlass
                  Das Schülercafé wurde im Schuljahr 2016/2017      herausgerissen, da der darunter liegende Holzboden           haben Schülerinnen und Schüler in           16 Zu wenig Licht und hängende Köpfe
                  im Rahmen meiner Maturaarbeit zu einem            nicht brauchbar war. Es wurde ein Keramikboden               Zeichnungen und Statements den                                                             Klasse 3b
                  modernen, komfortablen und trendigen Ort des      verlegt. Die Wände wurden neu gestrichen. Ausser-            Charakter dieser Räume eingefangen.         17 Ordentliche Unordnung
                  Austausches umgestaltet.                          dem wurde von der EMS-Schreinerei eine massge-               Welches Statement gehört zu welcher                                                        36 Ich habe diese Ecke gewählt, weil ich
                                                                    fertigte Küche eingebaut. Ein Ziel der Maturaarbeit war      Zeichnung? Tragen Sie die Nummern           18 Nicht jedes Gesicht zeigt, was es              diese Affen- und Punker-Esel-Skulpturen
                                                                    es, alte Möbel «upzucyceln». Ich habe während der            auf den nächsten Seiten ein. Auflösung         gedenkt zu sein.                               cool finde.
              Das Café wird von einem Schülerteam geleitet und      Sommerferien diverse Möbel restauriert. Durch diese          auf Seite 46.
              ist in den Pausen geöffnet. Es bietet einen Aufent-   Methode des Upcyclings konnten Kosten minimiert                                                          19 Alles in eine Ecke gestellt                 37 Die Bäume und alles ist chaotisch,
              haltsort für die Schülerinnen und Schüler in den      werden. Im Lounge-Bereich wurden selbst gebaute                                                                                                            und ich mag den Farbkontrast eigentlich
              Zwischenstunden. Im SC-Team sind verschiedene         Palettensessel und ein Palettensofa aufgebaut.                                                           20 Das Regal der Gefühle                          recht gut.
              Klassen vertreten. Aufräumen, Kaffee kochen, ein-     Durch die Einrichtungsgegenstände wie moderne             Klasse 6FMS
              kassieren und einkaufen gehören zu den Aufgaben,      Lampen, spezielles Geschirr und sonstige Dekora-                                                         21 Ordnung der Musik                           38 Es hat mich dazu gebracht, das zu
              die das Team zu erledigen hat. An grossen Holzti-     tionsartikel konnte dem SC ein persönlicher Charme        01 Das Lavabo                                                                                    zeichnen, da es so ein Durcheinander ist
              schen können die noch nicht erledigten Hausaufga-     verliehen werden. Die Möblierung und die Einrichtung         Erinnert ans Aufräumen, was niemand                                                           und keine Ordnung hat.
              ben gemacht werden. Der Lounge-Bereich eignet         konnten mittels Sponsoring und Freiwilligenarbeit            gerne macht                                 Klasse 5FMS
              sich auch, um vom Schulstress Abstand zu gewin-       zu einem wichtigen Teil finanziert werden. Die Schule                                                                                                   39 Gemütliche Unordnung
              nen und abzuschalten. Ausserdem bietet das Schü-      finanzierte grösstenteils den Umbau des Cafés.            02 Das Gehänge                                 22 Ein Mass voll Kunst
              lercafé die Möglichkeit, kleinere Anlässe, Klassen-                                                                                                               Ein abgenutzter Massbecher, voll mit
              treffen oder Apéros durchzuführen.                    Isabel Pingeon, Matura 2017                               03 Die Tür zur Kunst                              vielfältigen Werkzeugen                     Klasse 3c
                                                                                                                                 Ich freue mich, dass dieses Zimmer
              Umbau                                                                                                              renoviert wird, aber ich hoffe, dass die    23 Farben verschönern die Welt.                40 Toter Raum – darum fallen alle Köpfe
              Der Umbau verlief in Zusammenarbeit von Schule                                                                     Stimmung des Zimmers bleibt und                                                               herunter, aber das Regal ist immer noch
              und Schülerin. Ich war zuständig für die Einrich-                                                                  durch die Renovation der Geist des          24 Die Kraft der Kunst                            voll, da viele Spuren hervordringen.
              tung sowie das Akquirieren von Sponsorengeldern.                                                                   Zimmers nicht verschwindet.                    Egal, wie gut du bist, du kannst immer         Die Schüler sind erstaunt.
                                                                                                                                                                                besser werden.
                                                                                                                              04 Die Wandtafel                                                                              41 Nur Sand!
                                                                                                                                                                             25 Töpfe voller Kreativität                       Der Kübel ist voller Kieselsteine.
                                                                                                                              05 Die kleinen Fehler beim Zeichnen sind
                                                                                                                                 die Schlimmsten. Sie zerstören ein Bild     26 Der Notausgang                              42 In diesem Raum erwachen die Geister
                                                                                                                                 und rauben die Motivation.                                                                    der schrägen Fantasien.

                                                                                                                                                                             Klasse 4ab                                     43 War es hier jemals sauber?
                                                                                                                              Klasse 6 SF
                                                                                                                                                                             27 Mir gefällt dieser Teil des Stockes sehr
                                                                                                                              06 Neue Texturen                                  gut, weil er ein bisschen wilder ist und    Klasse 2a
                                                                                                                                                                                man immer wieder Neues entdecken
                                                                                                                              07 Schtift usprobiara isch jo guat und recht      kann.                                       44 Vor dem Waschen war das Lavabo
                                                                                                                                 und uf schwarzem Untergrund machts                                                            schwarz, danach kunterbunt.
                                                                                                                                 au no Sinn … aber seb isch jo schu a        28 Ich habe diesen Ausschnitt gewählt,
                                                                                                                                 Sauschrift gsy.                                da ich diesen Ausblick im kommenden         45 Vor diesen Schränken haben wir immer
                                                                                                                                                                                Schuljahr haben werde.                         auf den Stundenbeginn gewartet.
                                                                                                                              08 Kneipe?
                                                                                                                                                                             29 Weil diese Nische mir gefällt und sie
                                                                                                                              09 Farbflecken an der Wand, jedoch nur            speziell ist.                               Klasse 2b
                                                                                                                                 über den Pinseln! Die Wand offenbart,
                                                                                                                                 was an ihr stand!                           30 Ich habe diesen Ausschnitt gewählt,         46 Diese Zeichnung hat mich vom ersten
                                                                                                                                                                                da der Farbkreis in der Mitte mein erster      Augenblick an fasziniert.
                                                                                                                              10 Der Inhalt wurde geschützt. Tausende           Auftrag in diesem Zimmer war.
                                                                                                                                 Male auf- und zugemacht. Sichtbare                                                         47 Da mir die bunten Handabdrücke über
                                                                                                                                 Gebrauchsspuren.                            31 Ich habe diese Ecke ausgewählt, weil           der Türe als erstes aufgefallen sind, habe
                                                                                                                                                                                die vielen Bilder sehr schön aussehen          ich diesen Ausschnitt gewählt.
                                                                                                                                                                                und weil dort viel los ist.
                                                                                                                              Klasse 5ab
                                                                                                                                                                                                                            Klasse 1c
                                                                                                                              11 Das Croissant hängt schon das ganze         Klasse 4FMS
                                                                                                                                 Jahr dort und fällt extrem auf.                                                            48 Für was wird man das wohl gebraucht
                                                                                                                                                                             32 Alte Spritzkabine – dreckig und bunt           haben?
                                                                                                                              12 Der Sirup in diesem Kästchen ist noch
                                                                                                                                 übrig von der Ausstellung der letzten       33 Schrank und Ofen                            49 Die Druckerpresse von früher hat viele
                                                                                                                                 5SF-Klasse.                                                                                   grüne Flecken. Warum?
                                                                                                                                                                             34 Die Türe
                                                                                                                              13 Es braucht nur wenig Licht, um dieses          Die Türe ist umgeben von vielen sich        50 Wer hat die Wand bekleckert? Wer hat
                                                                                                                                 Durcheinander darzustellen.                    farblich unterscheidenden Dingen.              die Löcher in der Wand hinterlassen?

                                                                                                                                                                                                                                                                        13
JAHRES-BERICHT DER EVANGELISCHEN MITTELSCHULE SCHIERS 2016 / 2017
Tragen Sie hier die Nummern
14   der Statements ein.           15
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JAHRES-BERICHT DER EVANGELISCHEN MITTELSCHULE SCHIERS 2016 / 2017
Orte an der EMS
                                                                                von S. Wyss in den vergangenen 12 Jahren ein ‹Wild-

           Gelenkter
                                                                                garten› (bzw. botanischer Garten) mit ausschliesslich
                                                                                einheimischen Wildpflanzen angelegt. Der Garten

           Wildwuchs
                                                                                erstreckt sich über eine Fläche von ca. 800 m2 und
                                                                                beherbergt in fünf authentischen Lebensräumen eine
                                                                                einzigartige Artenvielfalt von ca. 500 Gefäss-Pflanzen
           im Wildpflanzen-                                                     auf kleinstem Raum. Den grössten Teil der im Gar-
                                                                                ten existierenden Pflanzen hat S. Wyss aus selber

           garten                                                               gesammeltem Samenmaterial eigenhändig angezo-
                                                                                gen, im Garten in die entsprechenden Lebensräume
                                                                                ausgepflanzt und ihre Entwicklung und ihr Wachstum
                                                                                über Jahre mit viel Engagement beobachtet ... »
          Das Schulareal rund um den EMS-Campus ist über die Jahre hin-
          weg entstanden und stetig gewachsen. Die einzelnen Orte rund          Gewonnen haben wir das Preisgeld damals leider
          um die Schulgebäude sind vielfältig, weisen einen jeweils eigenen     nicht – im Garten wuchsen die Pflanzen und die Stau-
          Charakter auf und werden daher auch unterschiedlich genutzt.          den trotzdem weiter. Die von S. Wyss erreichte und
                                                                                mit viel Liebe gepflegte Artenvielfalt überwucherte
                                                                                ohne die fachgerechte und regelmässige Pflege
                                                                                schnell. Ich suchte Rat bei Fachleuten und bat die
                      Von rechtwinklig geschnittenen Hagebuchen zu tra-         Schulleitung um finanzielle Unterstützung, damit eine
                      ditionell gepflegten Blumenrabatten und von Gera-         Liste der Artenvielfalt erstellt und über eine vielseiti-
                      nienkisten bis hin zu englischen Rasenflächen mit         gere Nutzung des Wildpflanzengartens nachgedacht
                      Gartenpavillon, alten, knorrigen Bäumen und auf-          werden konnte. In der Folge entstanden ein Nutzungs-
                      gebundenen Rosen begegnen wir auch einem Kies-            plan und ein Pflegekonzept, welche in Zukunft weiter
                      platz vor dem Schülercafé, einem Teerplatz im Hof,        ausgebaut und vor allem umgesetzt werden sollen.
                      mageren Vegetationen auf Flachdächern oder einem          Dafür verantwortlich ist nun eine bunte Gruppe enga-
                      Wildpflanzengarten rund ums Neue Phys.                    gierter Personen mit unterschiedlichen Hintergründen,
                                                                                welche mit viel Interesse die Nutzung und den Fortbe-
                      Alle diese beschriebenen Orte sind Teil des Schulareals   stand des Wildpflanzengartens zum Ziel haben, wie
                      und verdienen Aufmerksamkeit; sie verfolgen unter-        die Beiträge von Manuel Voellmy, Reto Stiefel, Marlies
                      schiedliche Ziele, dienen unterschiedlichen Zwecken,      Triacca und Nicole Ackermann zeigen.
                      werden verschiedenartig belebt und brauchen daher
                      auch eine individuelle Pflege – so auch der Wildpflan-
                      zengarten – von dessem Wert dieser Beitrag handelt.       Engagierte Fachkräfte im Wildpflanzengarten:
                                                                                Michael Künzler (Hausdienst/Umgebung) führt Arbei-
                      Vor knapp 15 Jahren, als das Neue Phys nach der           ten aus oder unterstützt die Arbeiten im Garten tat-
                      Renovation bezogen wurde, konnte die unbepflanzte         kräftig mit Werkzeugen, Maschinen, Know-how, usw.
                      Umgebung auf Initiative der Naturwissenschaftslehr-
                      personen als Wildpflanzengarten definiert werden.         Manuel Voellmy (Biologie) arbeitet an der Artenliste
                      Samuel Wyss (ehem. Chemielehrer an der EMS) hat in        und war verantwortlich für die Koordination der Arbei-
                      den darauffolgenden Jahren mit einem unbeschreibli-       ten während der Sonderwoche mit Nicole Ackermann
                      chen Engagement einen Wildpflanzengarten angelegt,        und mit den Schülerinnen und Schülern (vgl. Beitrag).
                      welchen die Schule nach seiner Pensionierung erben
                      durfte. Ganz einfach war es nicht, das Erbe anzutreten,   Marlies Triacca nutzt und pflegt den Garten im Rah-
                      weil dieser Garten niemandem konkret vererbt wurde        men des Heureka-Förderprogramms mit Schülerin-
                      und das Know-how für die kompetente Weiterführung         nen und Schülern (vgl. Beitrag).
                      eines Wildpflanzengartens in dieser Dimension an
                      unserer Schule auch nicht vorhanden war.                  Nicole Ackermann bringt beruflich viel Know-how mit.
                                                                                Sie leitet Garteneinsätze mit dem WWF, arbeitet mit
                      Ich habe mich immer wieder im Garten aufgehalten          Heureka zusammen und engagierte sich bei der Son-
                      und mich umgesehen. Ich interessiere mich für den         derwoche im Juni 2017.
                      Wildpflanzengarten, weil er ein unerschöpflicher
                      Lernort ist und uns so viele komplexe Abläufe auf-        Die Schulleitung – vertreten durch den Kaufm. Lei-
                      zeigt. So initiierte ich vor zwei Jahren in Absprache     ter Reto Stiefel – unterstützt die Aktivitäten im Gar-
                      mit S. Wyss die Teilnahme am Jubiläumswettbewerb          ten und finanzierte im letzten Jahr die Konzeptarbeit
                      von Pro Natura Graubünden, um mit dem erhofften           durch eine externe Fachperson.
                      Preisgeld den Wildpflanzengarten strukturell neu
                      auszurichten, die Artenvielfalt zu bewahren und die       Ich stelle mich im Gartenteam als Ansprechperson
                      Pflegearbeiten zu sichern. Die Projektbeschreibung        zur Verfügung. Ich initiiere, koordiniere und vermittle
                      für den Wettbewerb formulierte ich wie folgt: «In der     zwischen den verschiedenen Interessengruppen.
                      Umgebung des naturwissenschaftlichen Gebäudes
                      der Evangelischen Mittelschule Schiers (EMS) wurde        Michael Grosjean, BG und Werken

                                                                                                                                            Bild oben links: Gestaltung der Teichanlage mit dem   Karte: Die Übersicht zeigt die imposante Fläche der   Bilder oben rechts und unten: Sonderwoche 3 – Teich
                                                                                                                                            Bagger vor ca. 15 Jahren (Bild: Urs Dieterle)         Gartenanlage mit den sechs typischen Lebensräu-       pflege mit dem Ziel, die Verlandung zurückzudrängen
                                                                                Schülerinnen und -Schüler zusammen mit Lehrkräften                                                                men, wie sie S. Wyss ursprünglich angelegt hatte:     (Bilder: Luca Bäni)
                        Ein Garten für alle
                                                                                und externen Fachpersonen, tatkräftig unseren Wild-                                                               Nordseitig im Schatten der Wald; im Westen in der
                      Der Wildpflanzengarten bietet die grosse Chance, dass     pflanzengarten gemeinsam verändert haben. Ziel sollte                                                             Abendsonne das Alpinum; Richtung Süden die
                      verschiedene Interessengruppen gemeinsam ein Ziel         es sein, diesen wunderbaren Ort mit seiner vielfältigen                                                           Trockenwiese; im Schutz der Hecke die Teichanlage
                      verfolgen, einen Ort zu schaffen, der Freude bereitet.    Flora und Fauna zu sehen, zu erleben und zu geniessen.                                                            und die Ruderal Flora zwischen der Hecke und dem
                      Gerade in diesem Jahr durften wir erfahren, dass unsere                                                                                                                     Westbau (Karte S. Wyss; Beschriftung der Lebens-
                      Umgebungsverantwortlichen, Heureka- und EMS-              Reto Stiefel, Kaufm. Leiter                                                                                       räume Michael Grosjean)

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Orte an der EMS
                                                                            Scheu vor dem Unbekannten. Wir legen die Teichober-                Ich denke, dass deshalb Naturbeobachtungen und
                   Lernraum Wildpflanzengarten                                                                                                                                                              Verborgenes Entdecken
                                                                            fläche frei und drängen die Verlandung zurück.                     -erfahrungen gerade auch in der Begabtenförderung
                  Der Wildpflanzengarten ist ein Teil der Schule. Er soll                                                                      ihre Berechtigung haben. Die Fähigkeit, Natur diffe-        Der Wildpflanzengarten um das Neue Phys ist viel-
                  durch die Schule genutzt werden, er soll durch die        Nicole Ackermann, WWF Graubünden                                   renziert wahrnehmen zu können, ist sicher Vorausset-        leicht für einige Augen gewöhnungsbedürftig. Asthau-
                  Schule gepflegt werden. Ganz besonders gilt das für                                                                          zung für den verantwortungsvollen Umgang mit der            fen, Steinhaufen, aufgebrochene Erde, abgestorbene
                  die Biologie.                                                                                                                Natur. Das Naturerlebnis schafft die emotionale Basis       Büsche, rankende Pflanzen oder verblühte Samen-
                                                                             Heureka – Grünes Klassenzimmer
                                                                                                                                               für die Wertschätzung der Natur (Triacca, 2005). Die        stände entsprechen eventuell nicht der gängigen Vor-
                  Wir nutzen den Garten, um zu lernen:                                                                                         Biologin Susanne Bögeholz weist darauf hin, dass die        stellung eines Gartens. Können wir uns aber vom Bild
                  Von den 42 Baum- und Straucharten, welche die Erst-       Heureka besteht seit 2004 an der EMS, nachdem der                  Fähigkeit, eine starke Beziehung zu Naturobjekten           des aufgeräumten und gejäteten Gartens oder der
                  klässler auswendig kennen müssen, wachsen mehr            Kanton damals die eigenen Programme für Begab-                     aufzubauen, häufig auf positiv erlebten Naturerfah-         ununterbrochen blühenden Geranienpflanze vor dem
                  als 30 im Wildpflanzengarten.                             tenförderung zusammengespart hatte. Ziel des För-                  rungen beruht und dass Naturerfahrungen auch für            Zimmerfenster lösen, entdecken wir viel Leben in der
                                                                            derunterrichts von Heureka ist es, die Kinder durch                kognitiv anspruchsvolles Umwelthandeln bedeutsam            fast wild gewachsenen Gartenfläche rund ums Phys.
                  Wir nutzen den Garten, um zu verstehen:                   entdeckendes und forschendes Lernen zu fördern.                    ist, insbesondere, wo ökologische Urteilskompetenz
                  Objektträger, welche wir in den Teich hängen, werden      Der Schwerpunkt liegt dabei auf individualisierendem,              gefordert ist (Bögeholz, 2000). Der Wildpflanzengar-        Wenn Insekten ihre Eier an trockenen Pflanzen able-
                  langsam mit Algen bewachsen. Wir können die Besie-        projektorientiertem Unterricht und Denksport aus den               ten der EMS und das Projekt gemeinsam mit dem               gen, hoffen diese, dass die Pflanzenstängel nicht
                  delung neuer Flächen nachvollziehen.                      Fachbereichen Deutsch, Mathematik, Naturwissen-                    WWF und der EMS bieten uns dafür ein ideales Lern-          entsorgt werden, bevor ihre Brut ausschlüpft. Reife
                                                                            schaften und Philosophie. Auch dem Lernen mit Spiel                feld.                                                       Samenstände verteilen ihre Samen, Moose bewach-
                  Wir nutzen den Garten als Materialraum:                   und Spass, mit Kopf, Hand und Herz räumen wir Platz                                                                            sen langsam schattige Orte, Kräuter wachsen im
                  Die zweijährige Nachtkerze zeigt uns ihren Blütenauf-     ein. Eine weitere Priorität setzen wir beim Trainieren             Marlies Triacca, Mitbegründerin und Leiterin von Heureka,   Schutz grosser Findlinge, über den Teich fliegen Libel-
                  bau, die Hagebutte ihren Fruchtaufbau, die Wasser-        von Einsatzwille und Anstrengungsbereitschaft in                   dem Förderprojekt für besonders begabte Kinder an der       len und Wildbienen verstecken sich im Mark dürrer
                  pest ihre Chloroplasten und die Heuschrecken zeigen       Kombination mit Lerntechniken.                                     EMS                                                         Zweige. Der Wildpflanzengarten besticht durch seine
                  uns ihre Verbreitung.                                                                                                                                                                    Vielfalt. Die Schönheiten wachsen aber nicht in
                                                                            Die Einsätze im Wildpflanzengarten passen sehr                                                                                 Pflanzkisten an prominenter Lage – sie sind versteckt
                  Dieses Jahr haben wir in der Sonderwoche 3 vor den        gut in unser Konzept. Anfangs stand der Wissenser-                                                                             und wollen entdeckt werden.
                                                                                                                                                 „Grüne Korridore“
                  Sommerferien begonnen, den Garten zu pflegen              werb über Pflanzen und Tiere und deren Zusammen-
                                                                                                                                                «Was sind grüne Korridore?»
                  (vgl. auch den unten stehenden Beitrag von Nicole         wirken im Vordergrund. In den letzten Jahren durften                                                                           Wenn ich ein sogenanntes Unkraut (z. B. die Brenn-
                  Ackermann, WWF-GR). Auf diese Weise haben wir             wir zusammen mit dem WWF und Nicole Ackermann                      Im Laufe der Jahreszeit begeben sich Tiere auf              nessel) mit Namen kenne und weiss, dass ich dieses         Bilder von links nach
                  die Schülerinnen und Schüler für die Arbeit im Wild-      vermehrt an der Pflege und Gestaltung des Gar-                     Wanderschaft. Zum Beispiel fliegen Zugvögel nach            als Spinat essen, zu einem Tee aufgiessen oder viel-       rechts:
                  pflanzengarten angeworben: «Bei uns kannst du deine       tens mitwirken. Diese aktiven Tätigkeiten öffnen den               Süden, Fische schwimmen zum geeigneten Gewässer             leicht zu Dünger verwandeln kann oder ich dessen
                  Hände dreckig machen, damit der Garten um das             Kindern und uns neue Perspektiven und einen unmit-                 für die Eiablage und Igel suchen einen Asthaufen            Nutzen für bestimmte Insektenarten kenne, verändert        Neubepflanzung im
                  Naturwissenschaftsgebäude wieder schön wird. So           telbaren Zugang zu den offensichtlichen und verbor-                als Winterquartier. Auch Pflanzen «wandern», indem          sich meine Sichtweise. So bietet z. B. der Steinhaufen     Lebensraum «Wald»
                  stählst du deine Muskeln und schaffst neue Lebens-        genen Zusammenhängen in einem zwar begrenz-                        sie sich ausbreiten. Lebewesen wandern, um Nah-             Unterschlupf für Reptilien, der Asthaufen Verstecke        nach einem Eingriff
                  räume für tierische und pflanzliche Freunde! Zusammen     ten, aber doch unglaublich vielfältigen Lebensraum.                rung zu finden, sich den Jahreszeiten anzupassen            für Igel und Nistgelegenheiten für die Wildbienen, die     wegen Leitungsbau
                  mit Experten vom WWF entrümpeln wir den Tümpel,           Zudem erfahren die Kinder, wie der Mensch in der                   und für die Fortpflanzung. Weite Wanderschaften zu          aufgebrochene Erdfläche einen Ort für die Ansiede-         (Bild: Michael Grosjean)
                  rupfen expandierende Wildwüchse aus und verberser-        Natur in unterschiedlicher Weise Einfluss nimmt und                neuen Lebensräumen sind also für Tiere und Pflanzen         lung von Pionierpflanzen und trockene Samenstände
                  ken mit einer Hacke eine Fläche Dreck. Dann pflanzen      wie sich Lebensräume dadurch verändern.                            lebenswichtig. In der Schweiz sind Lebensräume              ergeben Nahrung für die Vögel im Winter. Wenn wir          Heureka – «Grünes
                  wir neues Leben an Orten, wo sonst monopolistische                                                                           oft wie Inseln voneinander getrennt. Dabei lauern           also nicht nur auf die Pflanzenart fokussieren, son-       Klassenzimmer»: Nicole
                  Mainstream-Pflanzen überhandnehmen würden. Dane-          Unser Engagement basiert auf der Überzeugung, dass                 unüberwindbare Hindernisse und tödliche Gefahren.           dern wissen, auf welches Umfeld jede einzelne Art          Ackermann im Gespräch
                  ben lernst du auch Spannendes über das Grüne Reich        Lehrpersonen den Auftrag haben, Umweltbildung                      Die meisten Hindernisse wurden von Menschen ge-             angewiesen ist, bekommt manch Unscheinbares                mit den Kindern
                  und spürst die Vibes der Natur.»                          und Partizipation in den Schulen zu verwirklichen                  baut: Strassen, Bahnlinien, Hochspannungsleitungen,         plötzlich einen Wert. Deshalb macht es Freude, diese       (Bild: Marlies Triacca)
                                                                            und mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam                    Staudämme, Kanäle, begradigte Bäche, Zäune, Be-             Werte zu pflegen und sich für den Fortbestand dieses
                  Manuel Voellmy, Abteilung Biologie                        umzusetzen. Gerade besonders begabte Kinder und                    leuchtungen, Mauern, versiegelte Flächen usw. Es sind       Wildpflanzengartens und dessen verborgene Schön-           Heureka – «Grünes
                                                                            Jugendliche bringen dafür gute Voraussetzungen                     Barrieren, die keinen Lebensraum bieten. Künstliche,        heiten einzusetzen.                                        Klassenzimmer»: Insekten
                                                                            mit: Sie verfügen über das intellektuelle Potenzial,               von Menschen geschaffene Barrieren sind eine Gefahr                                                                    fangen und beobachten
                                                                            die Zusammenhänge von Umweltthemen zu verste-                      für Fauna und Flora.                                        Der Wildpflanzengarten verändert sich mit den Jah-         (Bild: Marlies Triacca)
                   Das Erlebnis im «Grünen Klassenzimmer»
                                                                            hen und die nötigen Vernetzungen in ihrem Denken                                                                               reszeiten und über die Jahre hinweg. Wir wollen die
                   während der Sonderwoche 3, im Juli 2017
                                                                            zu konstruieren, haben eine Vorliebe für schwierige                Was hat das Projekt «Grünes Klassenzimmer» mit              Pflegearbeiten nicht permanent vornehmen, sondern          Mit dem Binokular in den
                  Begleitet von einem kurzen Aufschrei tauchen unsere       und komplexe Aufgaben, weisen eine differenzierte                  «Grünen Korridoren» zu tun? Mit vereinten Kräften           gezielt, immer mit einer Absicht. Biodiversität entsteht   Mikrokosmos eindringen
                  Füsse zaghaft ins dunkle Nass des Teiches – vielleicht    Beobachtungs- und Wahrnehmungsfähigkeit auf, sind                  hinterlassen wir positive Spuren im Feuchtbiotop und        durch pflegende Eingriffe, indem wir einige invasive       (Bild: Luca Bäni)
                  ist da doch ein wenig die Angst, dass das grüne Teich-    sensibel in Bezug auf Ungerechtigkeit und Leid, das                schaffen so neue Freiflächen. Unsere Ressourcen für         Arten bewusst dezimieren, um anderen Arten mehr
                  monster unsere Zehen anknabbert …?                        anderen Lebewesen zugefügt wird, lernen und enga-                  die Arbeit im Wildpflanzengarten sind begrenzt und          Raum zu gewähren. Wenn wir wissen, wie viel Land-          Heureka – «Grünes
                                                                            gieren sich mit starker Eigenmotivation und zeigen                 der Fortbestand des Gartens ist keineswegs gesi-            schaftsraum zugeteert oder einseitig genutzt wird,         Klassenzimmer»: Insekten
                  Aber es passierte nichts. Das Pflanzenwurzelgeflecht      einen grossen Drang nach Selbständigkeit.                          chert. Gerne erweitern wir unser Team mit innovati-         bilden Inseln wie der Wildpflanzengarten an der EMS        beobachten
                  unter den Füssen bildet überraschenderweise eine                                                                             ven und arbeitsfreudigen Kolleginnen und Kollegen.          einen wichtigen Baustein eines «Grünen Korridors»,         (Bild: Marlies Triacca)
                  stabile Matte zum Draufstehen. Mit den Händen reis-       Literaturnachweise                                                 Meldet euch doch bitte für eine Mitarbeit bei den           welcher sich durch das Prättigau und weit darüber
                  sen wir die verfilzten Schilf-, Binsen- und Seggenwur-    Bögeholz, Susanne, Natur erleben und gestalten. In: Politische     obenstehenden Personen. Mitarbeit können Pflanzen-          hinaus erstreckt.                                          Heureka – «Grünes
                  zeln Zentimeter für Zentimeter weg. Die längste von       Ökologie, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Lernkultur.      inventare, Beobachtungen, Matura- oder Selbständige                                                                    Klassenzimmer»: Gezielte
                                                                            Sonderheft 12: Bildung für nachhaltige Entwicklung. München:
                  moderiger Erde tropfende Wurzel ist fast ein Meter lang                                                                      Arbeiten, Gartenarbeiten oder auch Öffentlichkeitsar-       Michael Grosjean, BG und Werken                            «Jät-Aktion» für die Aus-
                                                                            Ökom-Verlag, 18. Jahrgang, März 2000.
                  und wir schmeissen sie schwungvoll auf einen Hau-         Triacca, Marlies. 2005. Die Zukunft gestalten – Bildung für eine   beiten sein.                                                                                                           saat einer Blumenwiese
                  fen. Mutig tauchen Mädchen und Jungs, einer nach          nachhaltige Entwicklung und Förderung besonders begabter                                                                                                                                  mit Marlies Triacca
                  dem anderen, barfuss ins Nass und überwindet seine        Kinder, ECHA-Diplomarbeit.                                         Nicole Ackermann, WWF Graubünden                                                                                       (Bild: Nicole Ackermann)

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Orte an der EMS

     seit 20 Jahren
     ein Ort von
     bewegten
     Begegnungen
                                                                                                                                Grenzen
     Im August 1997, also vor genau zwanzig Jahren, nahm die
     Sportanlage Oberhof ihren Betrieb auf. Der Bau mit Inves-
                                                                                                                                Überwinden
     titionskosten von fast 10 Millionen Franken konnte damals
     nur realisiert werden, weil sich eine Eigentümergemeinschaft                                                               Jedes Jahr absolvieren Schülerinnen und
     bestehend aus der Evangelischen Mittelschule, der Gemeinde                                                                 Schüler der EMS ein Austauschsemester
     Schiers und dem Bildungszentrum Palottis zusammenge-                                                                       oder -jahr, manchmal innerhalb der Landes-
     schlossen hatte. Jeder der drei Eigentümer besitzt unter-                                                                  grenzen, häufiger jedoch im Ausland. Parallel
     schiedliche Anteile entsprechend der Investitionshöhe. Diese                                                               dazu ist dann die EMS jeweils die schulische
     Anteile werden verzinst und berechtigen für die Belegung von                                                               Heimat für Gastschülerinnen und -schüler
     Benützungseinheiten.                                                                                                       aus der ganzen Welt.

               Die Sportanlage Oberhof wird durch eine unabhän-         Die Sportanlage Oberhof wird laufend mit Unter-
               gige Betriebsleitung geführt. Ein Hauswart ist für die   haltsarbeiten und Ersatz- oder Neuanschaffungen
               Gebäudereinigung und den Unterhalt zuständig. Unter-     auf dem neuesten Stand gehalten. Erste grössere
               stützt wird er von Teilzeitangestellten, die während     Investitionen mussten in diesem Jahr getätigt werden.
               der Grossreinigungen und bei den vielen Wochen-          Das Hallendach wurde erneuert und der Turnhallen-
               endbelegungen zum Einsatz kommen.                        boden einem «Retopping» unterzogen. Bereits im
                                                                        letzten Jahr wurde die gemeinsame Schnitzelheizung,
               Hauptsächlich stehen die drei Turnhallen den Eigen-      die sich unterhalb des Kraftraumes und der Schnitzel-
               tümern für ihren Turn- und Sportunterricht zur Ver-      grube befindet, komplett erneuert. Das Contracting
               fügung. Der Gymnastikraum, der Kraftraum, die            einschliesslich der Investitionskosten in eine Holz-
               Schnitzelgrube sowie das vielseitige Angebot an          schnitzelfeuerung mit redundantem Ölfeuerungs-
               Gross- und Kleingeräten ergänzt die Infrastruktur        system, um die Spitzenlasten abzudecken, haben
               für individuelles Sporttreiben.                          die Elektrizitätswerke Zürich (ewz) übernommen.
                                                                        Neben den Eigentümern der Sportanlage Oberhof
               An den Abenden wird die Anlage von Vereinen und          ist zu-sätzlich auch das neue Spital und das Alters-
               Gruppen aus dem Dorf und der Umgebung belegt.            heim der Flury Stiftung angeschlossen.
               Die Kunstturnervereinigung Graubünden trainiert
               in unserer Schnitzelgrube und an den Wochenen-           Die Sportanlage Oberhof ist aus unserer Sicht ein
               den finden verschiedenste Kurse und Trainings,           Erfolgskonzept und über die Kantonsgrenzen hinaus
               Turniere oder Wettkämpfe z. B. von graubünden-           bekannt. Sie hat dazu geführt, dass der Ort Schiers
               SPORT, dem Graubündner Turnverband oder von              und die Miteigentümer, vor allem in der Sportszene,
               Turnvereinen und Unihockeyclubs statt. Während           zu einem Begriff geworden sind.
               der Ferienzeiten werden von verschiedenen Clubs
               und Verbänden Trainingscamps durchgeführt. Die           Jrma Foffa, Betriebsleiterin,
               Unterkunft und Verpflegung wird meistens von der         und Reto Stiefel, Präsident Sportanlage Oberhof
               Evangelischen Mittelschule oder dem Bildungszen-
               trum Palottis angeboten. Die Trainingsbedingungen
               und die kurzen Wege sind für die Sportvereine ideal.
               Die meisten von ihnen sind langjährige Kunden. Oft
               kommt es vor, dass die Nachfrage grösser ist als
               die Kapazitäten. Mit Schweizer Meisterschaften
               im Geräteturnen, Versammlungen von Verbänden
               und Unternehmungen und Chorprojekten durften
               wir in den vergangenen Jahren auch Gastgeber für
               diverse Grossanlässe sein. Sehr gut frequentiert
               sind auch der Kraftraum und der Ballettsaal. Dank
               den zusätzlichen Erträgen liegt der Nettoaufwand
               jährlich in einem ansprechenden Kosten-Nutzen-
               Verhältnis. Das Betriebsdefizit wird entsprechend
               den Belegungen auf die Eigentümer aufgeteilt. Bei
               rund 4000 Belegungseinheiten der Eigentümer sind
               die Kosten für eine Turnhalle pro Stunde vergleichs-
               weise preiswert.

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grenzen Überwinden

                                                                    Kulturwechsel iM eigenen Land                               Gastfamilie für ein Jahr                                  «Hier duftet es nach Nadelbaum!»

            Kulturwechsel,                                          Ein Austauschjahr zu machen, ohne dabei das Land zu
                                                                    verlassen? Anfangs fragte ich mich, ob das überhaupt
                                                                                                                                Alltags-Orte neu gesehen
                                                                                                                                Reisen haben wir immer geliebt, und auch längere
                                                                                                                                                                                          Einen Ort zu wechseln, kann verschiedene Bedeutun-
                                                                                                                                                                                          gen haben. Im August 2016 hiess es für mich, in ein
            Gastfamilie und                                         Sinn hat, da die Kultur doch innerhalb der Landes-
                                                                    grenzen nicht gross variieren kann. Doch bereits nach
                                                                                                                                Aufenthalte in fernen Ländern haben uns immens
                                                                                                                                bereichert. Sobald die Kinder im schulpflichtigen Alter
                                                                                                                                                                                          Flugzeug einzusteigen, das mich über 8800 Kilometer
                                                                                                                                                                                          von zu Hause an einen neuen und unbekannten Ort

            Nadelbaum                                               den ersten Stunden im Welschland merkte ich, dass
                                                                    dies sehr wohl möglich ist. Als ich in Yverdon-les-
                                                                                                                                sind, treten ausgedehnte Reisen bekanntlich in den
                                                                                                                                Hintergrund. Einmal noch schafften wir den Ausbruch
                                                                                                                                                                                          mitnehmen würde. Es bedeutete eine totale Verände-
                                                                                                                                                                                          rung gegenüber dem, wie ich zu studieren, zu essen,
                                                                    Bains ankam und von meiner zukünftigen Gastmutter           und zogen für ein Jahr – ein Schuljahr - nach Mexiko.     zu sprechen und im Allgemeinen zu leben gewohnt
                                                                    abgeholt wurde, war mir ein wenig mulmig zumute,            Obwohl seither zehn Jahre vergangen sind, haben           war. Natur- und Kulturlandschaften, Städte, Felder,
            Wer ein Austauschjahr wagt, beweist Mut und gewinnt     da ich noch fast keine Französischkenntnisse hatte.         einige transatlantische Freundschaften standgehal-        Seen und Berge in der Schweiz ... Ich habe viele Orte
            neue Perspektiven auf vermeintlich Bekanntes – inklu-   Doch ich wurde sehr nett begrüsst, und auch in der          ten – Facebook sei Dank. Ich pflegte den Kontakt zu       gesehen, die für immer in meinem Gedächtnis bleiben
            sive sich selber.                                       Schule versuchten die Klassenkameraden, mir den             Maribel, der Lehrerin der damaligen 2. Primarklasse,      werden.
                                                                    Einstieg so einfach wie möglich zu machen. Da fiel mir      und unser Sohn Andrej zu seinem damaligen Schulka-
                                                                    der erste grosse Unterschied zu der deutschsprachi-         meraden Arath, Sohn ebendieser Lehrerin. Als Andrej       Den Tag meiner Ankunft in der Schweiz werde ich
                                                                    gen Schweiz auf. Es wird viel mehr und viel offener         sein 4. Gymijahr in Yverdon-les-Bains absolvierte,        niemals vergessen. Meine Gastfamilie holte mich
                                                                    gesprochen. In der Schule melden sich die Schüler           klärten wir die Möglichkeiten an der EMS ab, Arath für    am Flughafen Zürich ab, und wir fuhren mit dem Zug
                                                                    häufiger und regen auch häufiger mal Diskussionen           das nächste Schuljahr zu uns einzuladen. Es klappte,      nach Malans. Ich war überrascht von der Grösse der
                                                                    an, als dies bei uns der Fall ist. Im Bus oder Zug trifft   und wir freuten uns riesig auf das Wiedersehen und        Berge, den malerischen Dörfern, dem Blau der Seen,
                                                                    man immer auf Personen, welche mit fremden Per-             auf die Gelegenheit, Gastfamilie für ein Jahr zu sein.    vom Perfektionismus der Züge und vor allem von der
                                                                    sonen Gespräche führen. Das war anfangs noch ein                                                                      Menge des Sonnenlichts um 22 Uhr abends. Als ich
                                                                    wenig gewöhnungsbedürftig, doch man kann Gefallen           Die Küche als Ort des Austausches                         zum ersten Mal aus dem Zug stieg, waren mein ers-
                                                                    daran finden. Wenn man ein paar Wochen dort ist und         Wie Arath den Ortswechsel und sein Schuljahr in der       ter Eindruck des Ortes und meine ersten Worte: «Es
                                                                    sich an diese Sitten gewöhnt hat, fühlt sich ein Besuch     Klasse 5c erlebte, beschreibt er selber. Wir hatten uns   schmeckt sehr wie Nadelbaum hier!»
                                                                    in der Heimat plötzlich anders an.                          fest vorgenommen, ihm ein reichhaltiges und unver-
                                                                                                                                gessliches Jahr in der Schweiz zu bescheren. Einen        Wenn man von einem Strandort kommt, wo fast das
                                                                    Blick auf den Neuenburgersee                                nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Integration         ganze Jahr 30 °C herrschen, es keine Berge, kein
                                                                    Natürlich war auch die Landschaft ganz anders. Ich          leistet neben der Sprache das Essen. Unser Esstisch       Schnee im Winter, keine Züge gibt, um zur Schule oder
                                                                    bin es gewohnt, immer Berge zu sehen, doch in Yver-         wurde zum Ort Nr. 1 des Austausches. Kleine Sorgen,       sonst irgendwohin zugelangen, dann ist es verrückt,
                                                                    don gibt es keine. Dafür liegt direkt vor der Stadt der     grosse Pläne, Rezepte und kulinarische Eigenheiten        plötzlich an einem Ort zu sein, an dem es alles das und
                                                                    Neuenburgersee, auf den ich sowohl von der Schule           wurden hier besprochen. Punkto Schweizer Küche            sogar noch mehr gibt. Nun ja, das war es für mich. Ich
                                                                    als auch von meinem Zimmer aus einen wunderschö-            hatten wir mit Arath leichtes Spiel, er schätzte und      kann mich immer noch erinnern, dass mir schon bei 15 °C
                                                                    nen Blick hatte. Der See ist ein wichtiger Treffpunkt       lobte praktisch alles, was wir auftischten. Raclette      kalt war und dass ich keine Ahnung hatte, wie man sich
                                                                    für Jung und Alt, da es von Badestränden über Grill-        und Fondue avancierten rasch zu seinen Lieblings-         mit dem Zug fortbewegt. Und wie es für mich war, zum
                                                                    stationen bis hin zu Volleyballfeldern so manches gibt.     speisen, von allen Broten waren ihm «Büürli» die          ersten Mal im Winter den Schnee kennenzulernen.
                                                                    Diese Seeanlagen wurden für die Expo 02 rundum              liebsten, gerne mit Greyerzer oder mit Schoko-
                                                                    erneuert. Deshalb sind sie in einem einwandfreien           lade. Gerstensuppe war für ihn weniger exotisch als       Im Laufe des Jahres lernte ich viele neue Sachen ken-
                                                                    Zustand. Gleich neben diesen Anlagen beginnt das            etwa hausgemachte Spätzli oder selbstgebackene            nen und schätzen. So etwa die vier sehr unterschied-
                                                                    Naturreservat Champ-Pittet, ein Sumpfgebiet, durch          Kuchen. Komplett undenkbar hingegen ist in Mexiko,        lichen Jahreszeiten vom warmen Sommer über den
                                                                    welches verschiedene Lehrpfade führen. In den               Hahnenwasser unbehandelt zu trinken. Das führte           windigen Herbst, den eiskalten und weissen Winter
                                                                    Schilfwäldern dort konnte ich Schwäne und seltene           auch uns wieder einmal vor Augen, in welch privile-       bis zum bunten Frühling. Daraus folgte, dass ich beim
                                                                    Vögel beobachten. Die Uferlandschaft mit dem kla-           gierter Umwelt wir hier leben.                            Ernten der Trauben teilnehmen konnte und Ski fuhr. Ich
                                                                    ren, stillen Wasser ist einfach unbeschreiblich schön.                                                                wanderte in den Bergen und sah zum ersten Mal einen
                                                                                                                                Premieren-Orte                                            Gletscher. Das war beeindruckend. Ich schwamm in
                                                                    Après-Schule                                                In den Herbstferien wollten wir Arath einige der her-     ein paar eiskalten, aber sehr schönen Seen. Ich lernte,
                                                                    Die Stadt Yverdon-les-Bains selber hat auch eine Menge      ausragendsten Gebirgslandschaften der Schweiz zei-        wie man mit den Zügen überallhin fahren kann, sogar
                                                                    zu bieten, viele Cafés und Bars, wo man sich nach der       gen, darunter den Aletschgletscher. Auf der RhB-Fahrt     ins Ausland. Ich fuhr über die schönsten Pässe der
                                                                    Schule treffen kann. Das war für mich eine gute Mög-        über den Oberalppass ins Wallis tanzten Schneeflo-        Alpen, von denen ich zuvor noch nie gehört hatte. Ich
                                                                    lichkeit, um gemütlich mit Schulkollegen zusammenzu-        cken vor den Scheiben, für Arath der erste Schnee         lernte in wenig Zeit, Ski zu fahren und bin am Ende des
                                                                    sitzen. Dabei lernt man ziemlich viel über die Sprache      seines Lebens. Wir freuten uns, diesen speziellen         Winters ein paar Pisten – so gut wie möglich – runter-
                                                                    und die Kultur der Region. Unter den zahlreichen Sport-     Moment mit ihm erleben zu können. Es folgten viele        gefahren! Am Anfang fiel es mir zum Beispiel nicht ein-
                                                                    clubs fand ich den Volleyball Club d’Yverdon-les-Bains,     weitere Orte der Premieren für Arath, so etwa Wan-        fach, mich an das Klima zu gewöhnen, jedoch habe ich
                                                                    bei dem ich in der 4. Liga mittrainieren und -spielen       derwege (mit Bergbeiz am Ziel), Rebberge in Malans        es versucht und am Schluss erreicht. In der Schweiz
                                                                    konnte. Das Leben bei der Gastfamilie war komplett          (wimmeln bei wenigen Plus-Graden), unser Garten           lernt man, wie man Dinge tun sollte, um einen schönen
                                                                    anders als zuhause. Das lag zum einen daran, dass die       (wir haben keine Gärtner angestellt) und skifahren auf    und quasi perfekten Wohnort zu haben und von dem
                                                                    Gastmutter bis spät arbeitete, doch wenn sie zuhause        Danusa. Araths ersten Skitag im Kinderland verbinde       zu profitieren. Die Schweiz, Graubünden, Malans und
                                                                    war, sprachen wir als Übung jeden Tag über die Schule,      ich in der Erinnerung mit viel Angstschweiss meiner-      Schiers haben mich in diesen Monaten viel gelehrt.
                                                                    die Freizeit oder die Hobby. Und wenn ich mal einen         seits. Gegen Ende des Winters kurvte er frisch und        Von all dem, was ich gelernt und erfahren habe, versu-
                                                                    Fehler machte, korrigierte sie mich. Dadurch lernte ich     fröhlich die Pisten von Madrisa hinunter …                che ich das Beste in meine Zukunft mitzunehmen, um
                                                                    schnell die wichtigsten Wörter und konnte mich mit der                                                                meine eigene Umgebung zu verbessern.
                                                                    Zeit immer besser ausdrücken.                               Wie Arath auch selbst schreibt, hat er das Jahr voll
                                                                                                                                ausgekostet, viel für Schule und fürs Leben gelernt.      Arath Martínez, Austauschschüler aus Playa del Carmen,
                                                                    Zurückblickend war das Jahr in Yverdon eine einzig-         Bestimmt bleibt für ihn die Schweiz – und ganz beson-     Mexiko, in der 5c im Schuljahr 2016/2017
                                                                    artige Erfahrung, dessen Nutzen für immer anhalten          ders Schiers und Malans – ein Ort vieler interessanter
                                                                    wird. Heute noch habe ich regelmässigen Kontakt mit         Erlebnisse, lebenslanger Freundschaften und unver-        Bilder von oben nach unten:
                                                                    den Klassenkameraden. Zudem beherrsche ich jetzt            gesslicher Erinnerungen, ein Sehnsuchts-Ort. Sein         «Pozole» gekocht von Arath
                                                                    eine weitere Sprache, was nur Vorteile bedeutet. Das        Aufenthalt hat auch uns als Gastfamilie enorm berei-      Unterwegs in der RhB – die ersten Schneeflocken
                                                                    Jahr und der am Anfang nicht geringe Aufwand haben          chert. Seine Perspektive auf unsere Routinen und          Wimmlet in Malans
                                                                    sich eindeutig und ohne Zweifel gelohnt!                    unsere Alltags-Orte haben uns manches neu erleben         Ungewohnte Gartenarbeit bei Weidkuhns
                                                                                                                                lassen. Sehr erfrischend!                                 Die Schweiz duftet nach Nadelbaum (Originalaussage
                                                                    Andrej Weidkuhn über sein Schuljahr 2015/2016 am                                                                      von Arath))
                                                                    Gymnase cantonale d’Yverdon                                 Susi Weidkuhn-Schildknecht                                Erster Skitag auf Danusa
24                                                                                                                                                                                                                                                  25
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