Kampf gegen die Masern - Landesärztekammer ...
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www.laekb.de Brandenburgisches Ärzteblatt 6 | 2019 Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 29. Jahrgang | Juni 2019 Kampf gegen die Masern Quelle: Hans R. Gelderblom, Freya Kaulbars. Kolorierung: Andrea Schnartendorff/RKI Ärzteball der Landesärztekammer Interdisziplinäres Forum: Brandenburg Neue Fortbildungsreihe Seite 5 Seite 13 Fall zu Fall: Zu wenige Befunde Marburger Bund: Der gläserne für eine OP? Patient – besser versorgt? Seite 22 Seite 28
Jetzt online verfügbar: Ärzte Selbsthilfe Alkohol • 2-Minuten Schnelltest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums • Online-Programm zur Reduktion des Alkoholkonsums www.aerzteselbsthilfealkohol.de Ein Angebot der Landesärztekammer Brandenburg und der salus kliniken Hilfe für suchtgefährdete Kolleginnen und Kollegen Die Vertrauenspersonen der Landesärztekammer Brandenburg beraten und begleiten kollegial, auf Wunsch auch anonym. Bitte bei E-Mails in der Betreffzeile „Hilfsprogramm“ angeben. Reto Cina, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, cina@salus-lindow.de Weitere Informationen Dr. med. Jürgen Hein, 17291 Prenzlau, Tel.: 03984 808604, jue.hein@web.de unter „Arzt und Gesund- PD Dr. med. Maria-Christiane Jockers-Scherübl, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, jockers@oberhavel-kliniken.de heit“ auf www.laekb.de Dr. med. Timo Krüger, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, timo.krueger@oberhavel-kliniken.de Prof. Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Johannes Lindenmeyer, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, lindenmeyer@salus-lindow.de PD Dr. med. Gudrun Richter, 10243 Berlin/ 16278 Angermünde, Tel.: 0170 3136629, gu.richter@gmx.de Dipl.-Med. Manfred Schimann, 03046 Cottbus, mschimann@web.de Prof. Dr. med. Ulrich Schwantes, 16766 Kremmen, Tel.: 033055 22488, ulrich.schwantes@praxis-schwante.de Impressum Redaktion Das Brandenburgische Ärzteblatt erscheint Landesärztekammer Brandenburg monatlich Inhaber und Verleger Pressesprecherin: Anja Zimmermann M.A. (Doppelnummer Juli/August). Landesärztekammer Brandenburg Pappelallee 5, 14469 Potsdam Bezugsgebühr (ab Ausgabe 4/2010): Präsident: Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Telefon: 0331 505605-525 jährlich € 35,00; ermäßigter Preis für Studenten Pappelallee 5, 14469 Potsdam Telefax: 0331 505605-538 € 17,50. Einzelpreis € 3,35. Telefon: 0331 505605-520 E-Mail: aerzteblatt@laekb.de Bestellungen bitte an die Druckerei Schiemenz Telefax: 0331 505605-769 GmbH, Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus. Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt Repro, Satz, Druck, Herstellung, Herausgeber sechs Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Für Verlagswesen Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz die Mitglieder der Brandenburgischen Ärztekam- Druckerei Schiemenz GmbH mer ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus abgegolten. Zuschriften redaktioneller Art bitten wir, nur an Telefon 0355 877070 den Herausgeber zu richten. Für mit Autoren Telefax 0355 87707-128 namen gekennzeichnete Beiträge wissenschaft- Hinweise für die Autoren licher und standespolitischer Art sowie Artikel, Wenn Sie Ihre Texte im Word erfassen, achten Vertrieb die die Kennzeichnung „Pressemitteilung von …“ Sie bitte darauf, die Texte im txt- oder doc-For- Deutsche Post AG enthalten, wird keine Verantwortung übernom- mat für DOS abzuspeichern. Bitte legen Sie men. Die darin geäußerten Ansichten decken sich einen Ausdruck des Artikels dazu. Texte können nicht immer mit denen des Herausgebers. Sie die- Anzeigenverwaltung Sie mit entsprechender Betreffzeile per E-Mail nen dem freien Meinungsaustausch innerhalb der Verlagsbüro Kneiseler (aerzteblatt@laekb.de) übermitteln. Verwenden Ärzteschaft. Die Zeitschrift und alle in ihr enthal- Uhlandstraße 161, 10719 Berlin Sie Bilder für Ihren Artikel, bitte die Vorlagen tenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Telefon 030 88682873 separat zusenden und im Text vermerken, wo das Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmi- Telefax 030 88682874 Bild stehen soll. Am besten sind Fotos geeignet gung statthaft. Rücksendung nicht verlangter E-Mail: g.kneiseler@t-online.de (Aufsichtsvorlagen). Manuskripte erfolgt nur, wenn ein vorbereiteter Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 29, gültig ab 01.01.2019 Umschlag mit Rückporto beiliegt. Mit der Annah- me von Originalbeiträgen zur Veröffentlichung erwirbt der Herausgeber das uneingeschränkte Verfügungsrecht. Änderungen redaktioneller Art bleiben vorbehalten.
Brandenburgisches Ärzteblatt Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 29. Jahrgang | Juni 2019 6 | 2019 KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK Ärzteball der LÄKB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Kampf gegen die Masern – LÄKB für bundesweite Impfflicht .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Zwischenprüfung der MFA im Frühjahr 2019 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Interdisziplinäres Forum – In der Praxis sieht alles ganz anders aus! . . . . . . . . . . . 7 Bei der Landesärztekammer Brandenburg erfolgreich abgeschlossene Weiterbildungen I/2019 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 ARZT UND RECHT Von Fall zu Fall .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Rechtsprechung zur Entfernungspauschale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Seite 5 FORTBILDUNG Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Lösungen zur Kasuistik Folge 60 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 AKTUELL Der gläserne Patient 2025 – digitalisiert, registriert, kontrolliert … aber auch besser versorgt? .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Schlaganfall – 80 Prozent der Patienten leidet unter neuropsychologischen Funktionsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Kliniken Dahme-Spreewald und Ernst von Bergmann – Vielversprechende Seite 6 Kooperation .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Online-Umfrage: Umstellung der S/I/R Kategorisierung bei Antibiotika- Resistenztestungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Klinikum Niederlausitz – Neuartiger Stent-Tunnel implantiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Wenn die Arztpraxis geschlossen ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Städtisches Krankenhaus Eisenhüttenstadt – Krankenhaus schließt sich dem CLINOTEL Krankenhausverbund an .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Asklepios Klinikum Uckermark – Neubau Klinikapotheke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Weiterbildungsnetzwerk Südbrandenburg startet in die aktive Umsetzungsphase .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Zur Geschichte der brandenburgischen Seehospize (Teil 2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Seite 17 Unfallchirurgie als regionales Traumazentrum re-zertifiziert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Gewalt gegen Kinder – Mit Achtsamkeit harmonischer durch den Familienalltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 PERSONALIA Städtisches Klinikum Brandenburg – Neuer Direktor für die Radiologie . . . . 26 GLG Werner Forßmann Klinikum – Neuer Führungsspitze und Struktur . . . . . 27 Klinikum Frankfurt (Oder) – Neuer Chefarzt in der Klinik für Gefäßchirurgie .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Wir gratulieren zum Geburtstag im Juni . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Nachruf – Dr.med. Helmut Lang .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 WEITERE RUBRIKEN Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 LAVG: Infektionsschutz .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019 | 3
EDITORIAL Mal anders ausgedrückt … Liebe Kolleginnen und Kollegen, des Ministers Spahn. Um in Ruhe die Gebühren zu belasten und vorhande- veraltete Gebührenordnung für Ärzte ne Befunde bei ihnen abzufordern, ein Editorial zu schreiben ist nicht an die heutigen Verhältnisse anzupas- wäre ein Vorschlag zum Abbau der gerade meine Lieblingsaufgabe. Ange- sen, nahm sich die Bundesärztekammer Bürokratie. sichts der zur Zeit vielen neuen Schlag- (BÄK) mit den Partnern sehr viel Zeit. zeilen, besonders unseres Gesundheits- Es wurde einst, im Januar des Jahres Die Telematik war und ist ein Reizthe- ministers Spahn, fällt es schwer, sich 2016, ein Sonderärztetag abgehalten, ma. Inzwischen haben wir uns daran darüber nicht mehr aufzuregen. ohne wesentliches Ergebnis. Gutes gewöhnt, dass mindestens jeder 10. braucht eben viel (zu viel) Zeit und kos- Patient keine gültige G2-Karte hat und Spahn ist ja ein wirkliches Genie tet „nichts“. erst mal in der Häuslichkeit sucht oder und mit viel Power und Enthusiasmus mit der zuständigen Krankenkasse te- Dipl.-Med. Sigrid Schwark Foto: Thomas Kläber bei der Sache. Jede Woche packt er Im jetzt vorliegenden Referentenent- lefonieren muss. Das schafft wieder ein neues Gesundheitsthema an und wurf des Gesundheitsministeriums zur Zeit. Unsere Patienten können dann in setzt um, was vorher über Jahre nicht Neubewertung der Leichenschau ist aller Ruhe mit unseren versierten MFA möglich war. Telematik, Organspende, eine deutliche Steigerung des Honorars am Empfang ein Schwätzchen halten, Impfpflicht, Wartezeiten sind nur einige vorgesehen. Zur Zeit wird er mit den ganz leise wegen der geltenden Da- wenige Arbeitsfelder. Verbänden abgestimmt und ist dann tenschutzgrundverordnung, weil es Gegenstand eines Verhandlungsprozes- ein wenig dauert, das Abgleichen der Machen wir das Beste daraus. Wir ses zwischen BÄK und Bundesgesund- KK-Daten. haben ein dickes Fell, und umgehend heitsministerium. Zum 1.1.2020 soll wird alles umgesetzt! In aller Munde es dann soweit sein – ein Lichtblick!? Bekanntlich ist auf dem Chip der elek- ist das geplante TSVG – „Tut sich viel- Ich erwarte endlich ein sachlich nach- tronischen Krankenversicherkarte alles leicht was Gutes“?! Nun, mit dem Ge- vollziehbares Ergebnis, welches auch Wichtige (noch) nicht gespeichert. Der setz soll dafür gesorgt werden, dass wir für die Angehörigen transparent ist. Es bundeseinheitliche Medikamentenplan uns in der Praxis nicht mehr selbst mit müssen öffentliche Diffamierungen in in DIN A4 Format ist aber auch un- den fordernden, nörgelnden Patienten der Presse und Behörden über angebli- handlich. Er passt einfach nicht in die plagen müssen. Sie bekommen einen chen Abrechnungsbetrug aufhören. Brieftasche. Arzt-Termin organisiert, möglicherweise nicht beim Wunscharzt im Wunschort, Es ist gut, dass die Arzneimittelbud- „Apotheker sollen impfen dürfen“, aber egal. Über die Notwendigkeit und gets nicht wegfallen. Es gilt weiterhin verkündet der Minister in seinem Ge- Dringlichkeit können wir als Ärzte zur Aufpassen, Mitdenken, Nachrechnen setzentwurf zur Apothekenreform. Ich Zeit noch selbst entscheiden und unse- und sich regelmäßig die Statistik der denke, wir (!) können das und sollten re Fingerfertigkeit mit dem Aufkleben eigenen Verordnungen auf dem PC es uns nicht aus der Hand nehmen las- von Codestreifen trainieren. ansehen. So kommt keine Langeweile sen. Weder die Voruntersuchung dazu, auf, das Gedächtnis wird trainiert und noch die Nachbehandlung, wenn not- Die Vergütung für die Behandlung schützt so vor bekanntlich Demenz. wendig, beherrscht ein Apotheker. Es eines solchen dringenden Patienten ist für mich schon nicht zu verstehen, entspricht „annähernd“ dem Tarif ei- Ein wenig mehr Zeit haben wir noch, warum Impfstoffe erst in die Apothe- nes akut gerufenen Schlüsseldienstes. da einige Praxisbesonderheiten nicht ken geliefert werden und dann gleich Die dafür erforderliche Bürokratie wird mehr mit Kennzeichnungsnummern weiter in die Praxis. Und Geld gibt’s selbstverständlich geschaffen und von versehen werden müssen. Auch der er- dafür auch noch – pro Zeile auf den uns bezahlt, TSVG-Umlage könnte man weiterte Abrechnungszeitraum für die Rezept. das dann nennen. Gesundheitsuntersuchungen schafft uns ungeahnte freie Termine. Es bleibt also spannend. So eintönig Unverändert wird der Patient von der vor sich hin arbeiten und sich nur mit Politik hofiert. Durch eine sinnvolle Pa- So können wir die freiwerdende Zeit Symptomen und Krankheiten befassen tientensteuerung, etwa durch Überwei- sinnvoll nutzen. Die immer mehr wer- ist doch langweilig. Vielleicht wäre je sungsscheinpflicht, einer Notdienstge- denden Anfragen des Versorgungsam- ein Semester Betriebswirtschaft, Me- bühr/Unzeitgebühr (wie in Apotheken tes sind auszufüllen und wir können dizinrecht, Arbeitsrecht, Vertragsrecht praktiziert) könnte so die ungebremste uns konzentrieren auf die darin aufge- während des Medizinstudiums ganz Inanspruchnahme unseres Gesund- führten Beschwerden der Patienten, die sinnvoll. heitswesens reguliert werden. uns oft bis dahin nicht bekannt waren. Das Thema Leichenschau und deren Die Patienten bei Antragstellung ei- Vergütung ist inzwischen auch Aufgabe nes SB-Ausweises schon mit 20 Euro ■ Ihre Dipl.-Med. Sigrid Schwark 4 | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK ÄRZTEBALL DER LÄKB Tanzen als Medizin für Brandenburgs Ärzte Das Tanzorchester Cremisa sorgte für eine volle Tanzfläche Fotos: LÄKB Bild li.: LÄKB-Präsident Dipl.-Med. Schulz eröffnet den Ärzteball Bild mi: Durch den Abend führte Dr. Ingo Musche-Ambrosius Bild re.: „Zwei Meter Halbgott“: Der Arzt und Kabarettist Lüder Wohlenberg Ein rauschendes Fest feierte die seiner Eröffnungsrede. Ärztinnen und gesundheitspolitischen Biss steuerte Ärzteschaft des Landes Branden- Ärzte müssten sich mit den oft unver- der Radiologe, Notarzt und Kabaret- burg am 11. Mai 2019. Die Lan- ständlichen Ideen des Gesundheitsmi- tist Lüder Wohlenberg mit seinem me- desärztekammer Brandenburg nisters auseinandersetzen – so zum dizinischen Kabarettprogramm „Zwei (LÄKB) hatte zum Ärzteball nach Beispiel der, Apothekern das Impfen Meter Halbgott“ bei. Potsdam geladen, und mehr als zu erlauben. „Deshalb sollte uns ein Der diesjährige Ärzteball war der 300 Ärzte und Ärztinnen waren Abend der Entspannung gut tun und erste, den die Landesärztekammer dem Ruf gefolgt. Kraft geben“, so Schulz. Brandenburg seit dem Jahr 2010 aus- Durch den weiteren Abend führte richtete. „Solche Veranstaltungen ha- „In Zeiten eines Umbruchs und ver- das Vorstandsmitglied Dr. Ingo ben in anderen Landesärztekammern suchten Modernisierung von Struk- Musche-Ambrosius. Für den musi- durchaus eine Tradition. Vielleicht wird turen in unserem Gesundheitswesen kalischen Rahmen sorgte das Tan- sich das auch in Brandenburg so ent- erleben wir eine immer größer wer- zorchester Cremisa aus Wien mit wickeln“, deutete der Kammerpräsi- dende Arbeitsverdichtung in Kliniken seinem Repertoire aus Standards, dent an. und Praxen“, sagte LÄKB-Präsident lateinamerikanischen Rhythmen und Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz in Hits der Rock- und Pop-Musik. Den ■ Mark Berger, LÄKB Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019 | 5
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK IMPFEN Kampf gegen die Masern – LÄKB für bundesweite Impfflicht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzt im Kampf ge- gen die Masern auf eine Impf- pflicht. Sie soll in Zukunft für alle Kinder gelten, die eine Kita, einen Kindergarten, eine Schule oder ei- nen Hort besuchen. Vor der Auf- nahme des Kindes in eine solche Einrichtung müssten die Eltern in Zukunft einen entsprechenden Nachweis vorlegen. Das geht aus dem Referentenentwurf für das Masernschutzgesetz hervor, den Spahn Anfang Mai vorgestellt hat. „Alle Eltern sollen sicher sein kön- nen, dass ihre Kinder nicht von anderen mit Masern angesteckt Foto: Katja Fuhlert/Pixabay und gefährdet werden“, erklärte Spahn. Um dieses Versprechen zu erfüllen, sieht sein Entwurf darü- sind davon überzeugt, Impfungen ber hinaus auch eine Impfpflicht könnten die Krankheiten auslösen, vor Schätzungen zufolge wären von der für Erzieher, Lehrer und medizini- denen sie eigentlich schützen sollen. im Masernschutzgesetz vorgesehenen sches Personal vor. Impfflicht bundesweit etwa 600.000 Die Ärzteschaft warnt schon lange Menschen betroffen. Dazu zählen Mit seinem Vorstoß reagiert Spahn vor rückläufigen Impfraten. So hatte etwa 361.000 nicht geimpfte Kinder in auf die nach wie vor klaffenden Impf- die Kammerversammlung der Lan- Kitas und Schulen sowie schätzungs- lücken in Deutschland. Nach den desärztekammer Brandenburg (LÄKB) weise 220.000 Angestellte. Impfver- jüngsten Zahlen des Robert Koch-Ins- bereits im April eine bundesweite Ma- weigerern sollen Geldstrafen von bis zu tituts hatten im Jahr 2017 zwar über sern-Impfpflicht gefordert. „Eine Imp- 2.500 Euro sowie ein Ausschluss vom 97 Prozent der eingeschulten Kinder fung schützt nicht nur den Einzelnen, Kita-Besuch drohen. die erste Masernimpfung erhalten. sondern die Gesellschaft insgesamt. Bei der zweiten sank die Quote dann Daher muss der Gesetzgeber end- Der Präsident der Bundesärztekam- aber auf lediglich 92,8 Prozent – und lich handeln und eine Pflichtimpfung mer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgo- damit deutlich unter den auf EU-Ebene durchsetzen“, kommentierte LÄKB-Prä- mery, hält Strafen grundsätzlich für vereinbarten Zielwert von 95 Prozent. sident Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz richtig, zweifelt aber der Umsetzbar- Dieser gilt als Voraussetzung dafür, die den Beschluss. keit. „Ich kann mir nicht vorstellen, Krankheit auszurotten. In Brandenburg dass man Kinder mit der Polizei zum lag die Quote bei 95,5 Prozent – das Unterstützung erhielt die brandenbur- Impfen schleppt“, sagte er. Man müsse Land nimmt damit gemeinsam mit gische Ärzteschaft von der Landespo- versuchen, mit Vernunft auf die Men- Mecklenburg-Vorpommern bundes- litik. Kurz nach dem LÄKB-Beschluss schen einzuwirken. Statt auf Zwang weit die Spitzenposition ein. stimmte der Landtag in Potsdam mit solle Spahn auf Überzeugung und großer Mehrheit für eine Impfflicht in niedrigschwellige Angebote setzen. Von dieser Impfrate sind viele Län- Kitas. Den Antrag hatten Linke, CDU Trotzdem werde man „auch an eini- der in Europa weit entfernt. Das bleibt und SPD eingebracht. Nun ist die Lan- gen Strafen nicht vorbeikommen“, so nicht ohne Folgen. So sind in den 53 desregierung aufgefordert, dies umzu- Montgomery. Staaten der WHO-Europaregion mit setzen. Die Impfpflicht auf Landesebe- mehr 82.000 Menschen so viele an ne soll gelten, bis eine bundesweite Re- Masern erkrankt, wie seit zehn Jahren gelung in Kraft tritt. Außerdem forderte ■ Mark Berger, LÄKB nicht mehr. Die WHO führt dies nicht das Parlament die Landesregierung auf, zuletzt auf die Agitation von Impfgeg- auch Impfpflichten gegen weitere In- nern zurück, die gezielt Falschinfor- fektionskrankheiten zu prüfen. Neben mationen verbreiten. So glauben 48 der LÄKB plädieren auch zahlreiche Die Resolution der Landesärztekammer Prozent der EU-Bürger fälschlicherwei- weitere Landesärztekammern für die finden Sie unter https://www.laekb. se, Impfungen hätten häufig schwere Impfpflicht, darunter auch Sachsen, de/files/16A07313E50/20190410_PM_ Resolution_Impfen.pdf Nebenwirkungen. Weitere 38 Prozent Sachsen-Anhalt und Thüringen. 6 | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK REFERAT AUSBILDUNG MEDIZINISCHER FACHANGESTELLTER Zwischenprüfung der MFA im Frühjahr 2019 Am 9. April 2019 fand die dies- Insgesamt wurden 122 Auszubilden- Mit Hilfe der Zwischenprüfung ist er- jährige Frühjahres-Zwischenprü- de und Umschüler sowie sechs externe kennbar, in welchen Bereichen weitere fung für angehende Medizinische Teilnehmerinnen geprüft. Vermittlungen innerhalb der Ausbil- Fachangestellte im Land Branden- dungspraxis vorgenommen werden burg statt. Durchschnittlich erzielten die Auszu- sollten und ob ggf. Hospitationen in bildenden und Umschüler nachfolgen- anderen Praxen nötig sind, um fehlen- Die Zwischenprüfung dient der de Ergebnisse: de Ausbildungsinhalte zu vermitteln. Kenntnisstandermittlung der Teilneh- Prüfungsbereiche Erreichter Auf der Internetseite der LÄK Bran- merinnen und Teilnehmer und gibt Punktemittelwert denburg stehen dafür Hospitationsver- Hinweise zu deren Ausbildungsstand in Arbeits- u. 3,16 von 5 träge zur Verfügung (https://laekb.de/ den verschiedenen Prüfungsbereichen. Praxishygiene www/website/PublicNavigation/mfa/ Sie ist eine zwingende Zulassungsvor- Schutz vor 6,80 von 10 download/hospitationsvertrag/). aussetzung für die Teilnahme an der Infektionskrankheiten Zusätzlich können die Prüflinge auch Abschlussprüfung. Verwaltungsarbeiten 10,02 von 15 Detailauswertungen ihrer Prüfungs- Datenschutz, 3,47 von 5 leistungen im Referat Ausbildung MFA Die Prüflinge mussten in 90 Minuten Datensicherheit anfordern. insgesamt 50 programmierte Aufga- Untersuchungen 9,30 von 15 ben bearbeiten. und Behandlungen vorbereiten ■ Kathrin Kießling, Referatsleiterin Das Ergebnis der Zwischenprüfung Ausbildung MFA wird in Punkten ausgewiesen. Liegt die Insgesamt wurde ein Landesnoten- Wertung der Prüfungsleistung unter 50 durchschnitt von 3,48 erzielt. Folgende Prozent der erreichbaren Punktzahl, so Noten wurden erreicht: entsprechen die Leistungen nicht den Noten Anforderungen und das Bestehen der 1 2 3 4 5 6 Abschlussprüfung könnte gefährdet Prüflinge 2 14 38 59 9 - sein. INTERDISZIPLINÄRES FORUM – SCHWINDEL In der Praxis sieht alles ganz anders aus! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Fragestellungen zum wissenschaftli- oder ambulanter Medizin, herzlich ein. chen, arztgruppenabgestimmten und Merken Sie sich bitte jetzt schon vor: Fortbildung und Praxis – mit die- -übergreifenden Austausch gibt es sen zwei Genen ausgestattet will reichlich. 13. November 2019 sich eine neue Fortbildungsreihe 1. Interdisziplinäres Forum Weitere der Akademie Ihrer Ärztekammer Das facettenreiche Problem Schwin- „Schwindel – eine interdiszi Informationen: ab 2019 etablieren. del mit einer verwirrenden Anzahl von plinäre Herausforderung“ www.laekb.de – Arzt Ursachen und Symptomen wird 2019 -Fortbildung -Ver- Das interdisziplinäre Forum hat sich zur Diskussion gestellt werden! Fach- im Haus der Brandenburgischen Ärz- anstaltungen LÄKB zur Aufgabe gestellt, arztgruppen- kollegen verschiedenster Gebiete wer- teschaft Potsdam! (14 – 18 Uhr) -Interdisziplinäres übergreifende Probleme gemeinsam zu den ihre Kenntnisse und Erfahrungen Forum diskutieren und die jeweiligen Schnitt- darlegen. Die Veranstaltung gewinnt Referat Fortbildung stellen alltagsgerecht zu definieren. dann an praktischer Relevanz, wenn ■ Dr. med. R. Schrambke, Wissenschaftli- der Landesärztekam- cher Leiter und mer Brandenburg im Forum eine lebhafte Diskussion PD Dr.med. T. Schultz, Vorstand der Aka- Ansprechpartnerin: Die zunehmende Spezialisierung der aufkommt. demie für ärztliche Fortbildung Andrea Rabe-Buchholz Medizin erfordert geradezu eine ge- Tel: 0331/505605726 genseitige Information, Abstimmung Darauf freuen wir uns und laden alle Mail: und Auseinandersetzung im gemein- interessierten Kolleginnen und Kolle- akademie@laekb.de samen Vorgehen. gen aller Fachgebiete, ob aus klinischer Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019 | 7
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Informationsveranstaltung des KKRBB Mittwoch, 19. Juni 2019 Klinisches Krebsregister BB-B 17:00 Uhr - 19:00 Uhr Meldevergütung Meldepflicht Diskussionsrunde Anmeldung unter: presse@service.kkrbb.de Veranstaltungsort Klinisches Krebsregister für Brandenburg und Berlin gGmbH Registerstelle Berlin Potsdamer Straße 182 10783 Berlin www.kkrbb.de 8 | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Bei der Landesärztekammer Brandenburg erfolgreich abgeschlossene Weiterbildungen I/2019 Allgemeinmedizin Dr. med. Tanja Kücken Manuelle Medizin/Chirotherapie Dr. med. Verena Altensleben Simone Muehlenbrink-Mewes Annette Brauer Gülay Bozdogan-Kuran Dr. Pawel Marek Spolnik Dr. med. Said El Bali Dr. med. Alexandra Krabbe Maja Staegemann Dr. med. univ. Benjamin Fettweis Steffen Krüger Dr. med. Andreas Gnauert Sandy Luther Innere Medizin Priv.-Doz. Dr. med. Konstantin Prass MBA Dr. med. Katharina Möller Hendrik Busse Andrea Riedel Christian Pierau Eduard-Gabriel Chiru Dr. med. Sindy Rüger Dr. med. Nadir Simbrey-Chryselius Dr. med. Sabrina Dresen Conrad Staeck Dr. med. Marai Kieslinger Notfallmedizin Sophia van der Bosch Romy Meyer Dr. med. Johann Banzhaf Sandy Wendt Saad Olabi Mathias Filipowski Monika Osmolska dr. med. Iraj Maleki Miyandoab Anästhesiologie Doreen Reinbacher Laura Renne Dr. med. Dr. med. dent. Rouven Kleinke Madlen Scharff Przemyslaw Zenka Jessika Wolff Orthopädische Rheumatologie Wiebke Pontzen Augenheilkunde Kinder- und Jugendmedizin Jan Kahler Jurek Böse Palliativmedizin Alexander Kiesel Dana Kern Dr. med. Sandra Frisch Dr. med. Luise Langhans Frauke Zacharias Dr. med. Albrecht Grunske Dr. med. Annett Maschke Kinderchirurgie Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie Dr. med. Cornelia Müller Viola von Brocke Dr. med. Julia Neyer Dipl.-Med. Edelgard Noske Dana Rieß Allgemeinchirurgie Nervenheilkunde Dr. med. Katrin Schmidt Mohamed El Mahrouk Nicolas Nietzeldt Moataz Hamsho Plastische Operationen Ulrike Höhne Neurochirurgie Sven Ulrich Dr. med. Magdalena-Isabela Michling Jennifer Patzer Mohsen Yaish Schlafmedizin Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. med. Manuel Josiger Linus Michael Neurologie Dr. med. Ralf Meyer Paul van der Laan Dr. med. Ali Amouzandeh Theresa Ewald Spezielle Schmerztherapie Viszeralchirurgie Dr. med. Florian Rakers B.A. Dr. med. Annegret Damm Saleh Eltayef Dr. med. Jasmin Wegener Dr. med. Peter Kern Dr. med. Janette Mühlbach Frauenheilkunde und Psychiatrie und Psychotherapie Piotr Zbigniew Pielichowski Geburtshilfe Sylwia Salak Jennifer Proske Katharina Burdack Mandy Gelenk Psychosomatische Medizin und Spezielle Unfallchirurgie Psychotherapie Dr. med. Tassilo Böhm Innere Medizin und Angiologie Robert Kapelle Dhiraj Koneri Katharina Noll Suchtmedizinische Grundversorgung Innere Medizin und Gynäkologische Onkologie Dr. med. Martina Herzler Gastroenterologie Dr. med. Tina Siegmund Joanna Idziorek Dr. med. Susanne Wegner Neonatologie Dr. med. Carsten Zarling Lars Geerdts Alexander Kirchner Innere Medizin und Kardiologie Dr. med. Niels Rochow Olga Almann Jan Czajkowski Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019 | 9
ARZT & RECHT ARZT UND ARZTHAFTUNG VON FALL ZU FALL Diesmal: Nicht genügend Befunde für eine Operation Kasuistik zweimal täglich, behandelt. Eine Verletzung des Magens, wie sie bei der ersten Operation am Fundo- Eine 27-jährige Patientin wurde we- In einer Computertomografie (CT) mit plikationsort geschehen sei, könne gen einer erosiven Refluxösophagitis Kontrastmittel wurde kein Hinweis auf vorkommen und müsse auch bei stan- zur Operation zugewiesen. Bereits seit ein Hiatushernienrezidiv gesehen. Bei dardgerechtem Vorgehen nicht unbe- neun Jahren hatten Refluxbeschwer- zwei ÖGDs im Verlauf des auf die Ope- dingt gleich bemerkt werden. den bestanden, seit drei Jahren war ration folgenden halben Jahres wurde Pantoprazol (PPI = Protonenpumpen- ein regelrechter Kardiaschluss ohne Zusammenfassend sieht der Gut- inhibitor) angewendet worden. Ge- Hinweis auf eine Hiatushernie mit Hin- achter keine ausreichend begründete nauere anamnestische Angaben lagen weisen auf einen Reflux im gastro-öso- Indikation für die vordere Fundusman- nicht vor. Vier Monate vor der Operati- phagealen Übergang beschrieben. schette. on war bei einer ambulanten Ösopha- gogastroduodenoskopie (ÖGD) das Beanstandung Bewertung Bild einer Refluxösophagitis Grad I be- der der Haftungsfrage schrieben worden, die Kardia schloss ärztlichen Maßnahmen suffizient, keine sichtbare Hiatusher- Die Schlichtungsstelle schloss sich nie. Pathohistologisch wurden eine Die Patientin erachtete die erste Ope- dem Gutachten im Ergebnis an. geringgradige, floride Duodenitis und ration und die Nachbehandlung für eine leichtgradige chronische, unspe- fehlerhaft. Nur weniger als 10 Prozent der Pati- zifische, nicht aktive Korpusgastritis enten mit einer gastroösophagealen diagnostiziert. Eine weitere Diagnostik Stellungnahme Refluxerkrankung profitieren von einer wurde nicht vorgenommen. der Klinik chirurgischen Therapie. Auch deshalb ist die Bestätigung einer Operationsin- Nach der Operation – Bildung einer In der Stellungnahme der operieren- dikation durch Voruntersuchungen und vorderen Fundusmanschette – erfolgte den Chirurgin wird darauf verwiesen, durch die Erfüllung weiterer Kriterien während des stationären Aufenthalts dass seit neun Jahren ein therapiebe- obligat zu sichern. Hierzu zählen eine die Gabe von Tramal, Novaminsulfon dürftiger Reflux bestanden habe, seit pH-Metrie zum Ausschluss – gegebe- und Ibuhexal bis zur Entlassung am drei Jahren sei mit PPI therapiert wor- nenfalls auch Nachweis – eines patho- dritten postoperativen Tag. Am Tag den. Eine Indikation zum operativen logischen Refluxes und eine Manome- nach der Entlassung wurde die Pati- Eingriff habe bestanden, die präope- trie zum Nachweis von rein motilitäts- entin mit massiven Schmerzen im Epi- rative Gastroskopie habe nämlich das bedingten thorakalen Beschwerden. gastrium, ausstrahlend in den Rücken, Bild einer Refluxösophagitis Grad 1 Die im vorliegenden Fall präoperativ in einem anderen Krankenhaus notfall- gezeigt. durchgeführte Gastroskopie wies nur mäßig aufgenommen. Laparoskopisch eine Refluxösophagitis ersten Grades wurde ein Abszess unterhalb des lin- Gutachten auf, einen Hinweis auf eine Hiatus- ken Leberlappens gefunden, Nähte am hernie gab es bei suffizientem Kardi- linken Zwerchfellschenkel sowie Hin- Der Gutachter, Facharzt für Chirurgie, aschluss bei Indikationsstellung nicht. weise auf eine Präparation des linken hat folgende Kernaussagen getroffen: Eine differenzierte Anamnese mit Sym- Zwerchfellschenkels wurden nicht ge- ptomen wurde nicht dokumentiert. sehen. Die Fundoplikatio wurde aufge- Da außer einer präoperativen Magen- löst. Eine Magenleckage wurde in dem spiegelung ohne wegweisenden Be- Ohne Durchführung zusätzlicher Un- Kontakt: für die Fundoplikatio benutzten Fun- fund keine zusätzlichen Untersuchun- tersuchungen und diffizile präoperati- Schlichtungsstelle für dusanteil entdeckt und übernäht. Bei gen durchgeführt worden seien, könne ve Abklärung war die Operation nicht Arzthaftpflichtfragen der Präparation von Verklebungen kam er die Indikation nicht nachvollziehen. indiziert. der norddeutschen es zu einer Verletzung der Milz, diese Eine pH-Metrie und eine Ösophagus- Ärztekammern Hans-Böckler-Allee 3, musste entfernt werden. Der weitere manometrie hätten eine Indikation be- Aus dem Operationsbericht lassen 30173 Hannover postoperative Verlauf war dann kom- gründen können. Sie seien aber nicht sich keine Fehler erkennen. Tel.: 0511 353939-10 plikationslos. durchgeführt worden. oder -12 In der Krankenakte ist die Gabe von E-Mail: info@schlich- Ein halbes Jahr später wurde die Pa- Die Durchführung der Operation Schmerzmedikamenten noch am Ent- tungsstelle.de tientin wegen weiter bestehender habe dem Operationsbericht zufolge lassungstag dokumentiert. Insoweit ist www.norddeutsche- persistierender Schmerzen mit Trama- dem seinerzeit geltenden Standard keine ausreichende und damit eine feh- schlichtungsstelle.de dol, zusätzlich mit Pantoprazol 40 mg entsprochen. lerhafte stationäre Nachsorge erfolgt. 10 | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019
ARZT & RECHT Fehlerbedingt ist die Patientin zweimal selbst und ihre Folgen, hier unter ande- ■ Dr. med. Georg Kallenberger Hinweis: operiert worden. Außerdem musste rem eine weitere Operation mit Milz- Facharzt für Allgemein- u. Viszeral Weitere Fälle aus chirurgie, Ärztliches Mitglied der der norddeutschen in der Folge die Milz entfernt werden. ruptur, regelhaft als fehlerbedingter Schlichtungsstelle Aufgrund der Operationen kann es Schaden zu bewerten. Schlichtungsstelle fin- den Interessierte im künftig zu Verwachsungsbeschwerden Christine Wohlers Internet unter www. und damit zur Notwendigkeit weiterer Literatur: Rechtsanwältin der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen laekb.de, Rubrik operativer Eingriffe kommen. Ärztekammern ‚Arzt‘ – ‚Kasuistiken‘. S2k-Leitlinie: Gastroösophageale Re- Alle Fälle entstammen Fazit fluxkrankheit unter Federführung der Professor Dr. med. Walter Schaffartzik der gemeinsamen Fall- Vorsitzender der Schlichtungsstelle für Deutschen Gesellschaft für Gastroen- Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen sammlung der neun Hat der Patient nachgewiesen, dass terologie, Verdauungs- und Stoffwech- Ärztekammern in Hannover M i tg li e d s k am m e r n keine Indikation für eine Maßnah- selkrankheiten (DGVS) der norddeutschen Schlichtungsstelle. me bestand, so sind die Maßnahmen Z Gastroenterol 2014; 52:1299-1346 RECHTSPRECHUNG ZUR ENTFERNUNGSPAUSCHALE: Taxikosten sind begünstigt, Unfallkosten nicht Für die Fahrten zwischen der Entfernungspauschale von 1.188 EUR Unfallschäden bei einem Verkehrsunfall Wohnung und der ersten Tätig- (220 Tage × 18 km × 0,30 EUR). Da die grundsätzlich berücksichtigt werden. keitsstätte können Steuerpflichti- tatsächlich angefallenen Aufwendun- ge die Entfernungspauschale (0,30 gen für die öffentlichen Verkehrsmittel Aktuell haben sich die Finanzgerich- EUR für die einfache Strecke) steu- höher sind als die Entfernungspau- te Baden-Württemberg und Sachsen ermindernd ansetzen. Was auf den schale, kann der übersteigende Betrag mit dieser Thematik befasst und eine ersten Blick recht einfach klingt, angesetzt werden. Insgesamt sind profiskalische Sichtweise vertreten. Da- beschäftigt dennoch immer wie- somit 1.620 EUR als Werbungskosten nach sind sowohl Aufwendungen für der die Finanzgerichte. Aktuell absetzbar. Sach- als auch für Personenschäden ging es um die Frage, ob unfallbe- (Behandlungs- bzw. Krankheitskosten), dingte Sach- und Personenschäden Ob Taxis als öffentliche Verkehrsmit- die auf dem Weg zwischen Wohnung zusätzlich abziehbar sind. Zudem tel im Sinne dieser Vorschrift anzuse- und erster Tätigkeitsstätte entstehen, Torsten Feiertag Foto: privat war strittig, ob ein Taxi als öffent- hen sind, ist umstritten. Das Finanzge- durch die Entfernungspauschale abge- liches Verkehrsmittel gilt und wie richt Thüringen hat sich jedoch dafür golten. etwaige Aufwendungen behandelt ausgesprochen, u. a. aus folgender werden. Erwägung: Da auch Taxis allgemein Beachten Sie: Da in beiden Verfahren zugänglich sind und die Norm nicht die Revision anhängig ist, hat der Bun- Taxikosten „öffentliche Verkehrsmittel im Linien- desfinanzhof nun bald Gelegenheit, verkehr“ voraussetzt, spricht zumin- endlich für Klarheit zu sorgen. Steuerpflichtige können die Aufwen- dest der Wortlaut des Gesetzes nicht dungen für die Benutzung öffentlicher zwingend dagegen, Taxifahrten unter Quelle: Taxikosten: FG Thürin- Verkehrsmittel ansetzen, soweit sie die Privilegierung zu fassen. gen, Urteil vom 25.9.2018, Az. 3 K den im Kalenderjahr insgesamt als Ent- 233/18, rkr., unter www.iww.de, fernungspauschale abziehbaren Betrag Beachten Sie: Obwohl das Finanz- Abruf-Nr. 206322; Unfallkosten: FG übersteigen. gericht die Revision zugelassen hatte, Baden-Württemberg, Urteil vom wurde sie vom Finanzamt nicht ein- 19.1.2018, Az. 5 K 500/17, Rev. BFH Beispiel gelegt. Das Urteil ist also rechtskräftig Az. VI R 8/18, unter www.iww.de, geworden. Abruf-Nr. 202019; FG Sachsen, Urteil Ein Arbeitnehmer benutzte für die vom 18.5.2018, Az. 4 K 194/18, Rev. Fahrten von der Wohnung zu seiner Unfallkosten BFH Az. VI R 40/18, unter www.iww. ersten Tätigkeitsstätte im Jahr 2018 de, Abruf-Nr. 206506; BFH-Urteil vom sowohl den Bus als auch die Bahn. Die Nach der Rechtsprechung des Bun- 20.3.2014, Az. VI R 29/13; H 9.10 LStH Kontakt: kürzeste Straßenverbindung betrug 18 desfinanzhofs aus 2014 sind sämtliche „Unfallschäden“ Torsten Feiertag km. Die Monatskarte für den Bus hat Aufwendungen mit der Entfernungs- Steuerberater 60 EUR und die für die Bahn 75 EUR pauschale abgegolten (im Streitfall ■ Torsten Feiertag Görresstraße 9, gekostet. Insgesamt hat er in 2018 also die Kosten einer Falschbetankung). 12161 Berlin 1.620 EUR für die Tickets bezahlt. Nach der großzügigeren Meinung der Tel.: 030 859 08 60 Fax: 030 852 03 14 Finanzverwaltung können jedoch Auf- www.stb-feiertag.de Für 2018 ergibt sich eine wendungen für die Beseitigung von Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019 | 11
FORTBILDUNG AKADEMIE FÜR ÄRZTLICHE FORTBILDUNG Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA Fortbildung für Ärzte Intensivvorbereitung auf die Kurse im Strahlenschutz Facharztprüfung Allgemein- gemäß Strahlenschutzverordnung Strukturierte curriculare Fort- medizin 8P Einführungskurs im bildung „Medizinische Begut- 24. Aug. 2019 Strahlenschutz 8P Ort: Potsdam 5. Nov. 2019 achtung“ (64 Std., Modul I-III) Leitung: Dr. med. St. Richter, Teilnehmergebühr: 68 € Modul III (16 Std.) 16 P Grundkurs im Strahlenschutz 25 P Modul Innere Medizin/Allgemein- Grünheide Teilnehmergebühr: 40 € 6./7. Nov. 2019 medizin Teilnehmergebühr: 408 € 24. Aug. und 14. Sept. 2019 Spezialkurs im Strahlenschutz 21 P Ort: Potsdam Ausbilderfortbildung für die 8./9. Nov. 2019 Teilnehmergebühr: 272 € MFA-Ausbildung 16 P Teilnehmergebühr: 340 € Modul II (8 Std.) Fachübergrei- 13./14. Sept. 2019 Ort: Cottbus fende Aspekte 8P Begrenzte Teilnehmerzahl Leitung: Prof. Dr. med. habil. 7. März 2020 Ort: Potsdam C.-P. Muth, Cottbus Teilnehmergebühr: 136 € Leitung: Dipl.-Med. S. Haußmann, Modul I (40 Std.): Allgemei- Ludwigsfelde Modularer Fortbildungskurs ne Grundlagen, Zustandsbegut- Teilnehmergebühr: 272 € „Transplantationsbeauftrag- achtung, Kausalitätsbezogene Suchtmedizinische ter Arzt“ Begutachtung 40 P nach dem Curriculum der BÄK 5. Sept. 2020 Grundversorgung 50 P Modul 1: Feststellung des 10. Okt. 2020 gemäß Weiterbildungsordnung der LÄKB Todes/irreversiblen Hirnfunktions- 14. Nov. 2020 20./21. Sept. 2019 ausfalls 6P 12. Dez. 2020 Alkohol, Nikotin und Versorgungs- 6. Nov. 2019 in Potsdam Ort: Potsdam system Leitung: Prof. Dr. med. Brandt, Teilnehmergebühr: 680 € Leitung: PD Dr. med. M.-C. Prof. Dr. med. Schreiber Leitung: Dr. med. J.-M. Engel, Jockers-Scherübl, Hennigsdorf; Teilnehmergebühr: 102 € Bad Liebenwerda; Dr. med. J. Hein, Prenzlau Modul 2: 11./12. Nov. 2019 Prof. Dr. med. E. Frantz, Potsdam 25./26. Okt. 2019 Modul 3: 18. Nov. 2019 Drogen- und Medikamentenab- Anmeldung für das E-Learning Orthopädisch- hängigkeit, Substitutionstherapie, und die Präsenzmodule 2 und manualmedizinischer Notfälle, Toxikologie, Gesetzliche 3 über die Ärztekammer Berlin, Untersuchungsgang 9P Grundlagen Friedrichstr. 16, 10969 Berlin, 28. Juni 2019 b u c h t! Leitung: PD Dr. med. M.-C. a u s g e E-Mail: a.simon@aekb.de 8. Nov. 2019 Jockers-Scherübl, Hennigsdorf; Ort: Potsdam Dr. med. J. Hein, Prenzlau Weiterbildungstage Leitung: Dr. med. V. Liefring, 15./16. Nov. 2019 Motivational Interviewing Allgemeinmedizin Sommerfeld ht!P ebuc27 ausg2019 Modul 3: 7. bis 9. Nov. Teilnehmergebühr: je 136 € Leitung: PD Dr. med. M.-C. Jockers-Scherübl, Hennigsdorf; Ort: Potsdam Dipl.-Psych. Dr. phil. C. Veltrup Leitung: Dr. med. M. Gremmler, Seniorenakademie – Hoppegarten Ort: Potsdam Medizin im Wandel der Zeit Teilnehmergebühr: 850 € Teilnehmergebühr: 90 € 17. Aug. 2019 Ort: Potsdam Forum für den Hausarzt und Moderation: Dr. med. D. Möbius, Vom Bild zur Diagnose – Ultraschall und Radiographie das Praxispersonal 8P Cottbus 9. Nov. 2019 in Neuruppin Direkt zum Fortbildungs in Rettungsstelle und Notauf- angebot für Ärzte: Leitung: Dr. med. I. Musche-Am- nahme (16 Std.) 16 P brosius, Potsdam 25./26. Okt. 2019 Teilnehmergebühr: 110 € für Ort: Potsdam Ärzte, 80 € für Praxispersonal Leitung: Dr. med. B. Kissig, Potsdam Teilnehmergebühr: 272 € 12 | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019
FORTBILDUNG 1. Interdisziplinäres Forum: Psychosomatische Grundver- Schwindel – eine fachübergrei- sorgung (80 Stunden) 80 P Lösungen zur fende Herausforderung gemäß Weiterbildungsordnung der LÄKB 13. Nov. 2019 5P neuer Kurs: 2020 Ort: Potsdam Kasuistik Folge 60 Ort: Potsdam Leitung: Dr. med. R. Schrambke, Leitung: R. Suske, Werneuchen Weichteiltumor beim Kind – ein langer Teilnehmergebühr: 1.360 € Weg zur definitiven Diagnose Schorfheide Teilnehmergebühr: u85 a sg€ebucht! Antworten: 1c, 2a, 3a, 4b, 5b, 6c, 7b, Qualifikationskurs für Trans- 8d, 9b, 10b Sonographie-Grundkurs 30 P fusionsbeauftragte/Transfusi- t! au sg e b uc h 21. bis 24. Nov. 2019 onsverantwortliche 16 P Ort: Potsdam 28./29. Febr. 2020 Leitung: Dr. med. J. Berger, Ort: Cottbus Potsdam Leitung: Prof. Dr. R. Moog, Fortbildung für MFA Teilnehmergebühr: 510 € Cottbus Refresherkurse Notfallma- Teilnehmergebühr: 272 € nagement NÄPA Kombinierter 12-Stunden-Ak- 18./19. Dez. 2019 tualisierungskurs nach Strah- LNA-Refresher-Kurs 18 P Ort: Potsdam lenschutzverordnung 13 P (aufbauend auf den 40-Stunden Teilnehmergebühr: 192 € 22./23. Nov. 2019 Qualifikationskurs zum Leitenden Ort: Blankenfelde/Mahlow Notarzt) 6./7. März 2020 Forum für den Hausarzt und Leitung: Prof. Dr. med. habil. Ort: Potsdam das Praxispersonal C.-P. Muth, Cottbus Leitung: T. Reinhold, Oranienburg; 9. Nov. 2019 in Neuruppin Teilnehmergebühr: 204 € Dr. med. F. Mieck, Königs Wuster- Teilnehmergebühr: 80 € hausen Leitung: Dr. med. I. Musche-Am- Aktualisierung der Fachkunde brosius, Potsdam Teilnehmergebühr 272 € und Kenntnisse im Strahlen- schutz (8 Stunden) 9P Zentrale Weiterbildung für gemäß Strahlenschutzverordnung Grundkurs zum ABS-Beauf- tragten Arzt (40 Std.) 40 P Medizinische Fachangestellte 23. Nov. 2019 in Dahlewitz Leitung: Prof. Dr. med. habil. C.-P. Modul 1 nach dem BÄK-Curricu- von Nordwest-Brandenburg Muth, Cottbus lum Antibiotic Stewardship (ABS) 23. Okt. 2019, 14:00 bis 17:00 Uhr Teilnehmergebühr: 136 € 9. bis 13. März 2020 Ort: Neuruppin Ort: Potsdam Teilnehmergebühr: 36 € Leitung: Dr. med. M. Seewald, Leitung: Dr. med. Wiegank, Neu- Seminar Potsdam; PD Dr. med. H. Peltroche, ruppin Leitender Notarzt 40 P in Anlehnung an Empfehlungen der Cottbus Bundesärztekammer Teilnehmergebühr: 680 € Casemanagement – Fallbe- 2. bis 6. Dez. 2019 gleitung (agnes) Ort: Cottbus Fallseminar Palliativmedizin laufender Kurs Leitung: T. Reinhold, Oranienburg; (40 Stunden) 40 P Dr. med. F. Mieck, Königs Wuster- Modul I: 16. bis 20. März 2020 Nichtärztliche/r hausen Modul II: 14. bis 18. Sept. 2020 Praxisassistent/in Teilnehmergebühr: 680 € Modul III: Frühjahr 2021 laufender Kurs Ort: Potsdam Impfen in der Praxis – Leitung: Dr. med. E. Kretzschmar, Ihre Anmeldung richten Sie bitte Bernau an die LÄKB, Referat Fortbildung, Basiskurs 5P Teilnehmergebühr: 680 € Postfach 101445, 03014 Cottbus, (fachübergreifend für Ärzte und Fax: 0355 78010339, Praxismitarbeiter) Aktualisierung der Fachkunde E-Mail: akademie@laekb.de, 4. Dez. 2019, 14:00 bis 18:15 Uhr Internet: www.laekb.de. Ort: Potsdam und Kenntnisse im Leitung: Dr. med. R. Schrambke, Strahlenschutz für MTRA Direkt zum Fortbildungs Es gelten die „Teilnahmebedin- Schorfheide (8 Stunden) angebot für MFA: gungen für Fortbildungsveranstal- Teilnehmergebühr: 60 € gemäß Strahlenschutzverordnung tungen der Landesärztekammer 21. März 2020 in Cottbus Brandenburg”. Diese sind unter Leitung: Prof. Dr. med. habil. www.laekb.de (Arzt/Fortbildung/ C.-P. Muth, Cottbus Bestimmungen) einsehbar oder Teilnehmergebühr: 96 € telefonisch unter 0355 78010320 anzufordern. Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019 | 13
AKTUELL MARBURGER BUND BERLIN-BRANDENBURG Der gläserne Patient 2025 – digitalisiert, registriert, kontrolliert … aber auch besser versorgt? Der Marburger Bund Berlin-Bran- denburg veranstaltete am 29. Ap- ril 2019 das mittlerweile 15. Fo- rum „Wissen und Gesundheit“. In dieser Veranstaltungsreihe wer- den seit Jahren aktuelle politische und gesellschaftliche Themen mit Bezug zum Gesundheitswesen, üblicherweise in Zusammenarbeit mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Dr. med. Steffen König mit Vertretern aus Politik, Gesell- Foto: Anja Zimmermann M.A. schaft und Ärzteschaft diskutiert v.l.n.r. Reiner Felsberg und Lösungen für die Zukunft (GF Marburger Bund BB), gesucht. Catharina Pieroth MDA, Steffen Krach (Staatssekretär) Zum zweiten Mal fand diese Runde in Fotos: Marburger Bund enger Zusammenarbeit mit Tagesspie- gel statt. Die Medienpartnerschaft mit dem Tagesspiegel dient der Öffnung Das erste Podium war mit Vertre- Rahmen zu schaffen, damit Projekte der Diskussion mit den Lesern und tern der Politik besetzt. Steffen Krach, laufen können. Plastisch ausgedrückt, infolgedessen mit der breiten Bevölke- Staatssekretär für Wissenschaft in will das BMG die Autobahn bauen, rung. 120 Gäste folgten der Veranstal- Berlin, zeigte sich zutiefst davon über- auf der die Anbieter ihre konkreten tung mit großem Interesse. zeugt, dass an der elektronischen Ge- Lösungen laufen lassen können. Dabei Das Thema „Digitalisierung“ ist in al- sundheitsakte kein Weg vorbeiführt. ließ er keinen Zweifel daran erkennen, ler Munde. Ähnlich wie beim Begriff Er verspricht sich insbesondere Verbes- dass die elektronische Gesundheits- „Qualität“ versteht nur jeder etwas serungen in der Patientenbehandlung akte am 01.01.2021 im Regelbetrieb anders darunter. Die meisten finden und in der Forschung, immer unter laufen wird. Die Akte soll dabei kein Digitalisierung prinzipiell gut, ohne zu Beachtung des Datenschutzes. Er sieht Leitz-Ordner im klassischen Sinn sein, wissen, was sie konkret bedeutet. Der gerade Berlin mit seinen Möglichkeiten sondern ein lebendiges Instrument. Marburger Bund hat das Thema des- in einer Vorreiterfunktion. Auf der an- Die Anforderungen des BMG an den halb bewusst auf den konkreten An- deren Seite berichtete er von einer Rei- Prozess lauten dabei: Schaffung eines wendungsbereich der elektronischen se nach Australien. Hier wurde schon Mehrwertes, der Mensch steht im Gesundheitsakte – ein Schwerpunkt- vor zehn bis 15 Jahren mit der Digita- Mittelpunkt und das gemeinsame He- projekt von Bundesminister Jens Spahn lisierung begonnen. Neben dem zeitli- rangehen aller Akteure. Auf konkrete – fokussiert. chen Vorsprung wies er aber auch auf Nachfrage nach dem Mehrwert führte Die Veranstaltung begann mit der Ein- eine andere Kultur im Umgang mit den er als Beispiele die Arzneimittelthe- führung durch den ersten Vorsitzenden Daten hin, die sich erheblich von der rapiesicherheit, die Übernahme von des Landesverbandes, Peter Bobbert. deutschen Mentalität unterscheidet. Patientendaten in den Anamnesebo- Er erinnerte daran, dass der Deutsche Mit Spannung wurde der Auftritt von gen bei geplanten Therapien und die Ärztetag in Freiburg 2017 die Initial- Christian Klose, Jens Spahns Mann Steuerung der Versorgung des indivi- zündung für die bewusste und aktive für die elektronische Gesundheitsak- duellen Diabetespatienten nach Blut- Mitgestaltung der Digitalisierung durch te im BMG, erwartet. Er begann mit zuckerwerten und nicht nach strengen die Deutsche Ärzteschaft gegeben hat. der nüchternen Feststellung, dass Terminplänen an. In Bezug auf die elektronische Gesund- Deutschland im internationalen Ver- Susanne Mauersberger von der Koor- heitsakte fragte er die Diskutanten des gleich bei wohlwollender Betrachtung dinierungsstelle der Patientenverbände folgenden Podiums nach dem Reali- im hinteren Drittel liegt, oder anders empfand die Diskussion in der Vergan- tätsbezug des Zeitplanes bis zur Ein- ausgedrückt, nicht an der letzten Stelle genheit zu theoretisch. Außerdem sei- führung der Akte Anfang 2021 und steht. Er kritisierte die bisherige gesell- en die Deutschen ein Volk von Angst. dem zu erwartenden Nutzen für Ärzte schaftliche Diskussion als zu risikoori- Als Lösungsansatz forderte sie eine und Patienten. Außerdem warf er die entiert und rief zu einem chancen- bessere Einbeziehung der Nutzer. Sie Frage auf, wer denn die Akte tatsäch- orientierten Herangehen auf. Für ihn wies wiederholt und vehement auf die lich anbieten soll. liegt die Aufgabe des BMG darin, den Notwendigkeit von Erklärfilmen hin. 14 | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019
AKTUELL Catharina Pieroth, gesundheitspoli- und die Einrichtung problemlos waren, einer Stelle, ob zentral oder dezentral, tische Sprecherin der Grünen im Ab- empfand sie es als sehr schwierig, die stellt zweifellos einen Mehrwert aus geordnetenhaus, setzte sich dafür ein, ihr persönlich wichtigen Daten von Patientensicht dar, wenn die Bedie- die Daten an einer Stelle zu sammeln, verschiedenen Stellen einzuholen. Sie nung einfach gestaltet wird und bü- die nicht nur die Kassen, sondern auch sprach hier mehr aus Sicht einer Bür- rokratische Hürden abgebaut werden. Politik und Patientenverbände beteiligt. gerin, die einen Mehrwert darin sieht, Eine absolute Datensicherheit wird es Nach dem politischen folgte ein mit ihre Daten an einer Stelle komprimiert nie geben. Der Wert der Akte für die Praktikern besetztes Podium. Dr. Ulrich zur Verfügung zu haben. Aus Sicht der Ärzteschaft und damit auch rückwir- Vollmer, der den Berliner Datenschutz- Geschäftsführung beschrieb sie die kend wieder für die Patienten hängt beauftragten vertrat, überraschte datenschutzrechtlichen Hürden beim alle sehr positiv. Statt einer trocke- Austausch von medizinisch wichtigen nen Argumentation, wirkte er sehr Informationen zwischen unterschiedli- erfrischend und ging auf Nachfragen chen Häusern ihres Konzerns. aus dem Publikum ein. So zerstörte In die Diskussion wurden auch zwei er gleich die Illusion, dass der Patient Vertreter der IT-Technik einbezogen. Herr seiner Daten wäre. Er riss nur kurz Christin Rebernick, CEO der Vivy an, wer an wie vielen Stellen Zugriff GmbH, pries naturgemäß die Vorzüge auf die Daten hat. Damit knüpfte er des Systems an, insbesondere die Da- an die Aussage von Christian Klose aus tensicherheit. Vivy arbeitet mit einer der vergangenen Runde an, der kons- Kombination aus einem privaten und tatierte, dass es in Deutschland zwar einem öffentlichen Schlüssel. Die Fir- Prof. Dr. Frank Ulrich 109 Krankenkassen gibt, welche aber ma lobt derzeit 5.000 € für jeden aus, Montgomery, Präsident insgesamt nur sieben Rechenzentren der eine Sicherheitslücke im System der Bundesärztekammer nutzen. Noch deutlicher war seine entdeckt und hat bereits beschlossen, den Betrag auf 100.000 € zu erhöhen. jedoch von der Vollständigkeit und Va- Die Daten liegen auf einem Server in lidität der Daten ab. Die Entscheidung, Frankfurt. Seine Äußerung, „die Daten welche Daten in die Akte gehören, seien so sicher, dass sie auch auf einem allein den Versicherten zu überlassen, Server der NSA liegen könnten“, wur- führt zu keinem verwendbaren Daten- de naturgemäß mit viel Skepsis aufge- satz. Da die juristische Verantwortung nommen. Daniel Nill von der Berliner für die Behandlung in letzter Konse- Digitalagentur Turbine Kreuzberg emp- quenz beim Arzt liegen wird, kann fahl eher eine dezentrale Speicherung man sich auf diese Daten nicht verlas- und störte sich an dem Begriff „Akte“, sen. Notwendig ist die Definition eines welcher wie kaum ein anderer für Bü- Mindestdatensatzes, welcher durch rokratie steht. freiwillige Angaben ergänzt werden Peter Bobbert bei seiner Einig waren sich die Podiumsteilneh- kann. Wem das zu viel ist, der sollte Einführung mer darin, dass im Optimalfall in den lieber ganz Abstand nehmen, als einen Aussage, dass verschiedene Interes- nächsten zehn bis 20 Jahren um die 50 medizinisch nicht aussagekräftigen Da- sengruppen durchaus den Datenschutz Prozent der Versicherten eine elektro- tensatz zu präsentieren. vorschieben, wenn es etwas zu verhin- nische Gesundheitsakte nutzen wer- Peter Bobbert fasste die Rolle der dern oder zu verzögern gilt. Seine plas- den. Das ist die eher optimistische Ein- Ärzteschaft in diesem Prozess trefflich tische Aussage zur Funktion des Daten- schätzung und entspricht in etwa dem zusammen: „Die besondere Aufgabe schutzes gipfelte in der Aussage, „dass Nutzungsgrad des Online-Bankings. der Ärzteschaft wird es sein, insbeson- es seine Aufgabe sei, dafür zu sorgen, Der Moderator des Podiums, Han- dere auf die Funktionalität der elektro- dass die Akteure auf der vom Ministe- nes Heine vom Berliner Tagesspiegel, nischen Gesundheitsakte zu achten.“ rium geschaffenen Autobahn mit der fasste die Diskussion am Ende treffend Nur wenn die Endverbraucher bei der richtigen Geschwindigkeit fahren.“ zusammen. „Das Ministerium baut die Nutzung der Anwendung einen Mehr- Prof. Frei von der Charité zweifelte Autobahn auf der die von Firmen und wert erkennen, wird hiermit eine Ver- insbesondere den Mehrwert einer sol- Krankenkassen konstruierten Projekte, besserung unserer ärztlichen Tätigkeit chen Akte an. Wenn der Patient nicht gleichsam wie Fahrzeuge, fahren und erreicht. Sonst wird uns ein Konstrukt nur entscheidet, ob er eine solche Akte den Mehrwert erzeugen sollen. Der übergeholfen, welches wir zwar füllen will, sondern auch die Inhalte der Akte Datenschutz achtet dabei auf die Ein- dürfen, dass uns aber keinen Nutzen bestimmt, entsteht eher ein medizini- haltung der Geschwindigkeitsbegren- bringt. Und davon haben wir schon sches Poesiealbum als eine objektive, zung.“ genug. In der aktiven Mitgestaltung in der Praxis nutzbare Patientenakte. Schlussendlich muss uns allen klar liegen aber nicht zu unterschätzenden Dr. Andrea Grebe, die Vorsitzende sein, dass die Digitalisierung und auch Chancen. der Geschäftsführung von Vivantes, die elektronische Gesundheitsakte stellte exemplarisch ihre ersten Erfah- kommen werden. Das hängt nicht nur rungen mit dem System „Vivy“ vor. mit Jens Spahn zusammen. Die Zusam- ■ Dr. Steffen König, Marburger Bund Während das Herunterladen der App menfassung der individuellen Daten an Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2019 | 15
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