INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG - NR. 186 | MÄRZ 2016 - DIE KIRSCHE - baselland.ch
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INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG NR. 186 | MÄRZ 2016 DIE KIRSCHE... MUSEUM.BL GEWINNT PRIX EXPO 2015 > SEITE 7 EIN VORZEIGEMODELL TALENTFÖRDERUNG MUSIKSCHULEN BASELLAND > SEITE 14 AUTOBAHN A18 NEUER BELAG FÜR WENIGER LÄRM > SEITE 30
SEITE 2 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 SEITE 3 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 INHALT PRECOPS – WENN DER COMPUTER EINBRÜCHE VORAUSSAGT 17 Mit Hilfe der Software «Precobs» werden bei der Polizei Basel-Landschaft seit Herbst 2014 alle Daten im Zusammenhang mit Einbrüchen im Baselbiet erfasst. Der Artikel zeigt auf, wie die Software funktioniert und welche Auswirkungen sie hat. Im Interview sagt Regierungsrat Isaac Reber, wie es um die Sicherheit im Kanton steht. STANDORTFÖRDERUNG – ALLES UNTER EINEM (NEUEN) DACH 20 Am 1. Januar 2016 hat die Standortförderung Baselland ihre Arbeit auf- genommen. Sie ist eine neu geschaffene, eigenständige Dienststelle in der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion. Geleitet wird die Standort- förderung durch Thomas Kübler. 3,8 MIO. FRANKEN FÜR DEN BASELBIETER SPORT 23 EDITORIAL Jahresbilanz 2015 des Swisslos Sportfonds Baselland: 2015 hat der Regierungsrat den Sport im Kanton und in der Region mit 3,8 Mio. Franken LIEBE LESERIN, LIEBER LESER aus dem Swisslos Sportfonds Baselland unterstützt. Das Sportamt, Vieles ist neu bei der ersten Ausgabe im 2016! Das Augenfälligste ist das komplett überarbeitete das den Fonds verwaltet, bearbeitete im Jahr 2015 insgesamt 797 Unterstüt- Layout: Die Texte laufen neu über zwei Spalten, die Bilder sind farbig und freie Flächen lockern zungsgesuche. Text und Bild auf. Ab dieser Ausgabe erscheint das Heft nur noch digital und wird im Intranet und Internet des Kantons publiziert. Insgesamt zieht mehr Leichtigkeit ins Erscheinungsbild, welches von der Agentur Stauffenegger und Stutz als Teil des einheitlichen Auftritts des Kantons Basel- ARTIKEL Landschaft erarbeitet wurde. IMPRESSUM Das einzige, was im Asylwesen bestand hat, ist die Veränderung 4 Bildungsangebot für Minderjährige Asylsuchende 6 Nummer 186, März 2016 Neu sind auch zwei Serien, die mit der aktuellen Ausgabe starten. Mit der Reihe «Meine Wahl» 46. Jahrgang Kleine Kirsche, grosse Ehre: Museum.bl gewinnt Prix Expo 2015 7 Herausgegeben von der Landeskanzlei werden Bilder vorgestellt, die Mitarbeitende aus der Kunstsammlung ausgewählt haben. Im Museumsbar. Wissen kompakt – Neu im Museum 10 des Kantons Basel-Landschaft Interview erzählen sie, warum sie sich für dieses Werk entschieden haben. Den Anfang macht Ralf Internet: www.bl.ch Serie: Meine Wahl 12 Erscheint vierteljährlich Klossner, Betriebsleiter der Kaserne Liestal mit dem Bild «Schlacht bei Bibrakte» (Interview S. 12). Die Talentförderung Musikschulen Baselland – Ein Vorzeigemodell 14 Redaktionskommission: «Mobile Computing als Quantensprung für unsere Polizei» 19 Catia Allemann-Gagliano Die zweite Serie widmet sich dem Thema «Ernährung und Genuss». Die Artikel möchten die Baselbieter Verwaltung goes Online 22 Adrian Baumgartner Mitarbeitenden des Kantons für ein nachhaltiges und genussvolles Ernährungs- und Konsumver- Pia Bechter Blyb sportlich Aktiv und Organisiert 24 Bartolino Biondi halten sensibilisieren und ihnen helfen, sich im Ernährungsdschungel besser zurechtzufinden und 395 Sportlerinnen und Sportler erhalten das Baselbieter Sportabzeichen 25 Nic Kaufmann die Tipps im eigenen Alltag umzusetzen (S. 28). Dieter Leutwyler Hansjörg Thommen leitet seinen 100. Kindersport-Kurs 26 Deborah Murith Drei Baselbieter Leistungssportler profitieren von der Spitzensport- Rolf Wirz Seit Monaten beschäftigt sich Europa mit dem Thema Flüchtlinge. Auch die Schweiz, die Kantone förderung der Armee 27 Redaktorin: und Gemeinden haben entsprechende Vorkehrungen getroffen. Im Interview berichtet Rolf Rossi, Serie Ernährung und Genuss: Die Lust an der Nachhaltigkeit 28 Erna Truttmann, Landeskanzlei Leiter Koordinationsstelle für Asylbewerber, über die aktuelle Lage (S. 4). Ergänzt wird das Rathausstrasse 2, 4410 Liestal Neuer Belag auf der Autobahn A18 – für weniger Lärm 30 Feedback und Anregungen zum Infoheft: Interview mit einem Artikel zum Bildungsangebot für minderjährige Asylsuchende (S. 6). Papierberge und Datenschrott: Aussonderung von Unterlagen aus Erna Truttmann, Telefon 061 552 50 33 E-Mail: erna.truttmann@bl.ch Explorer-Ablage 32 Ein ganz anderes Thema ist die Talentförderung der Musikschulen Baselland. Das Programm Impressionen und Vorschau 34 Personalnachrichten: fördert musikalisch besonders begabte Schülerinnen und Schüler. In der Schweiz nimmt Agnesa Syla, Dienstleistungszentrum Personal Mein liebster Ort im Baselbiet 36 Telefon 061 552 90 21 die Talentförderung Baselland eine Vorreiterrolle ein. Lesen Sie mehr im Interview auf Seite 14. Mein App-Tipp 37 E-Mail: agnesa.syla@bl.ch Redaktionsschluss der Nummer 187: Ich hoffe, dass Ihnen das neue Infoheft gefällt und Sie es gerne lesen. Auf Ihre Rückmeldung 3. Juni 2016 freue ich mich. Einen guten Start in den Frühling! INFO Zum Titelbild: Seifenblasen mit Kirschenduft in der Ausstellung Ab dieser Ausgabe erscheint das Heft nur noch digital. Es wird im Intranet (mit den «Die Kirsche … und eine Blueschtfahrt nach Tokyo» Personalnachrichten) und auf der Internetseite des Kantons publiziert. Pensionierte Mit- (Foto: Georgios Kefalas, Museum.BL) arbeitende, welche die Personalnachrichten als PDF erhalten möchten, schicken bitte eine E-Mail an die Redaktorin (kommunikation@bl.ch). Erna Truttmann
SEITE 4 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 SEITE 5 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 «DAS EINZIGE, WAS IM ASYLWESEN BESTAND HAT, IST DIE VERÄNDERUNG» Seit Monaten beschäftigen sich Europa und die Schweiz mit dem Thema «Flüchtlingswelle» oder «Flücht- gen an die altersentsprechende Betreuung gerecht zu wer- lingskrise». Die vielen Menschen auf der Suche nach einer besseren Zukunft lösen Mitgefühl und Solida- den. Das UMA-Heim in Arlesheim ist eine Lösung, um die rität aus, aber auch Ängste und Ablehnung. Mitten in diesem Spannungsfeld arbeitet Rolf Rossi, Leiter der Gemeinden befristet auf zwei Jahre zu entlasten. Koordinationsstelle für Asylbewerber. Sie unterstützen das Staatssekretariat für Migration bei der Rolf Rossi, es ist ein politisch sensibles Parkett, auf dem Der Kanton hat keine eigenen Asylzentren. Wie funktioniert Einrichtung von Bundeszentren, ein Beispiel ist das Regis- Sie sich bewegen. Mit der steigenden Anzahl an illegal Ein- die Verteilung auf die Gemeinden? trierzentrum in Muttenz. Weshalb braucht es solche Zentren reisenden in der Schweiz steigt sicher auch der Druck auf Jeden Nachmittag zwischen 14 und 16 Uhr erfahren wir in Baselland? das Asylwesen und auf ihre Koordinationsstelle. vom Bund, welche Personen am nächsten Tag in Baselland Der Raum in den bestehenden Bundeszentren wird knapp. Rolf Rossi: Ja, das ist so. Seit der zweiten Hälfte 2015 ver- ankommen. Manchmal sind es zwei, manchmal drei, aber Die Neustrukturierung des Asylbereichs sieht darum dezen- zeichnen wir deutlich mehr Asylsuchende. Normalerweise auch mal zehn oder aber gar keine. Für diese müssen wir tralisierte Bundeszentren für Asylsuchende vor. Wenn der entspannt sich die Situation über die Wintermonate deutlich. sofort einen Platz in einer Gemeinde finden. Kanton Raum für Bundeszentren zur Verfügung stellt, zum Das war diesmal nicht der Fall. Die meisten Flüchtenden, Beispiel das Registrierzentrum in Muttenz mit einer Kapa- die über die Balkanroute kommen, hatten bisher andere Was ist dabei die besondere Herausforderung? Rolf Rossi, Leiter der Koordinationsstelle für Asylbewerber zität von bis 500 Flüchtenden, dann werden die dort anwe- (Foto: Volksstimme) Ziele als die Schweiz. Das kann sich ändern. Dann werden Damit wir diese Menschen rasch und sinnvoll zuweisen senden Asylsuchenden unserem Kanton als aufgenomme- mehr Menschen bei uns ankommen. können, braucht es immer eine gewisse Anzahl an freien ne Asylsuchende angerechnet und innerhalb des Kantons Plätzen. Die Gemeinden sind guten Willens, ihren Anteil der Auf was achten Sie bei der Zuteilung? gilt dasselbe für die Gemeinde. Dem Kanton bringen Bun- Was heisst das in Zahlen? Asylsuchenden zu übernehmen. Aber für viele Gemeinden Per Gesetz müssen die Gemeinden ein Prozent ihrer Ein- deszentren Mieteinnahmen und für unsere Gemeinden Im letzten Jahr ersuchten in Europa etwa doppelt so viele ist die Bereitstellung von Wohnraum eine Herausforderung. wohnerzahl aufnehmen. Wie wir die Menschen konkret auf entstehen längerfristig weniger Soziallasten. Menschen um Asyl als im Jahr zuvor. In der Schweiz war Wir sind in engem Kontakt. Wichtig ist, dass wir langfristig die Gemeinden verteilen, darf aber nicht nur von diesen der Anstieg vergleichsweise moderat. Trotzdem: Diesen alle Gemeinden gleich behandeln. Zahlen abhängen. Es kommen Menschen aus etwa 60 Na- Trotzdem scheint es schwierig, Standorte zu finden. Sie Januar kamen 3618 Asylsuchende in der Schweiz an. Das tionen, zurzeit vor allem aus Afghanistan, Syrien, Eritrea und haben oft mit Widerstand zu kämpfen. sind rund 1200 weniger als im Dezember 2015, aber 50 Sie meinen eine gerechte Verteilung. Einige Gemeinde- dem Irak. 60 bis 70 Prozent sind allein reisende Männer im Widerstand ist übertrieben. Es ist der demokratische Pro- Prozent mehr, als es in einem durchschnittlichen Januar der präsidenten, allen voran der Liestaler Stadtpräsident Lu- Alter zwischen 20 und 35 Jahren, der Rest Familien oder zess bei vielen Projekten, dass alle ihre Ansicht und ihre Fall ist. Der Kanton Basel-Landschaft muss 3,7 Prozent die- kas Ott, kämpfen für eine Offenlegung der Aufnahmequo- Frauen mit Kindern. Wir können diese Menschen nicht ir- Anliegen einbringen und allenfalls durchsetzen können. Da- ser Asylsuchenden unterbringen. ten. Was sagen Sie zu dieser Forderung nach mehr gendwie zusammen würfeln. Wir berücksichtigen zudem mit müssen Verwaltungsangestellte leben können. Sonst Transparenz? die zur Verfügung stehenden Wohnräume und die Bedürf- sollte man aufhören. Sie arbeiten seit bald 20 Jahren auf der Koordinationsstelle Ich verstehe das Anliegen der Gemeinden. Wer mehr Asyl- nisse der Gemeinden. Wer eine Kollektivunterkunft unter- Es gibt zudem in der Bevölkerung auch Menschen, die sich für Asylbewerber. Haben Sie eine vergleichbare Situation suchende aufnimmt, riskiert später, mehr Sozialhilfeempfän- hält, will diese füllen, damit die Unterhaltskosten durch die für Asylsuchende engagieren. Seit September haben wir in schon erlebt? ger unterstützen zu müssen. Eine Veröffentlichung von Auf- Entschädigungen des Bundes zumindest gedeckt sind. Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz ein Götti-System für Zur Zeit des Kosovo-Kriegs in den Jahren 1998 und 1999 nahmequoten dient meines Erachtens weder den Gemeinden die Flüchtlinge. Das Projekt «Salute» bietet Freiwilligen die war das Schweizer Asylwesen mit über 42‘000 und über noch dem Kanton bei der Erfüllung der gesetzlichen Aufga- Seit diesem Februar betreibt der Kanton ein Erstaufnahme- Möglichkeit, in überschaubarem Rahmen Asylsuchende im 47‘000 Asylgesuchen stärker unter Druck als wir es jetzt be. Eine solche Statistik ist immer nur eine Momentaufnah- heim für unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA). Alltag zu unterstützen. sind. me mit wenig Aussagekraft. Die Zahlen wechseln täglich. Das widerspricht eigentlich der Aufgabenteilung von Kanton Gerade bei kleinen Gemeinden kann das innert kurzer Zeit und Gemeinden. Auch Sie engagieren sich nun seit 2000 als Leiter dieser Was sind die Aufgaben der Koordinationsstelle für Asylbe- ein ganz anderes Bild ergeben. Wenn zum Beispiel der Asyl- Das ist im Grunde richtig. Der Kanton kann aber Erstaufnah- Koordinationsstelle. Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit? werber und wie viele Mitarbeitende haben Sie? antrag einer Familie angenommen wird, dann bleibt sie im meheime führen. Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Das einzige, was im Asylwesen Bestand hat, ist die Verän- Aktuell arbeiten wir mit 310 Stellenprozenten. Da bin ich mit Dorf, sie zählt aber nicht mehr für die Statistik. Das reicht Asylsuchenden, also von Kindern und Jugendlichen bis 18 derung. Die Voraussetzungen ändern sich ständig. Der vor- eingerechnet. Die Koordinationsstelle verteilt die Asylsu- dann aus, um von einer überdurchschnittlich hohen Aufnah- Jahren, hat im letzten Jahr über 50 Prozent zugenommen. hin angesprochene demokratische Prozess ist komplex. Das chenden auf die Gemeinden, verteilt die finanziellen Ent- mequote auf eine ungenügende Quote zu wechseln. Der Zudem hat es immer mehr 7- bis 14-Jährige unter diesen macht es für mich spannend und interessant. schädigungen des Bundes an die Gemeinden und hat auch Entscheid, ob die Quoten veröffentlicht werden, trifft die Kindern. Für die Gemeinden ist es enorm schwierig, den eine Aufsichtspflicht gegenüber den Gemeinden. Regierung. Bedürfnissen der Kinder und den gesetzlichen Anforderun- Interview: Isabelle Pryce
SEITE 6 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 SEITE 7 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 BILDUNGSANGEBOT FÜR MINDERJÄHRIGE ASYLSUCHENDE Der Bund rechnet für 2016 mit etwa gleich vielen Asylsuchenden wie im vergangenen Jahr (rund 40‘000) und weist dem Kanton Basel-Landschaft gemäss Verteilschlüssel 3,7 Prozent aller Asylsuchenden zu. Darunter sind «Alleinreisende», Familien mit Kindern sowie unbegleitete Kinder und Jugendliche. Kinder und Jugend- liche haben gemäss Bundesverfassung einen Anspruch auf Schulunterricht. Die ausserordentliche Situation von Flüchtlingskindern stellt den Kanton dabei vor eine neue Herausforderung. Im Kanton werden die Asylsuchenden mit einer Zuwei- ASYLSUCHENDE KINDER UND JUGENDLICHE sungsquote von neu einem Prozent auf die Gemeinden IM BASELBIETER BILDUNGSWESEN verteilt. Im Jahr 2015 sind dem Kanton Basel-Landschaft Derzeit werden minderjährige Asylsuchende auf der Volks- Das Ausstellungsteam freut sich gemeinsam mit Regierungsrätin Monica Gschwind (vlnr): Jürg Pfister, Geschäftsführer ScNat; Marc Limat, Leiter Museum.BL; Pit Schmid, Ausstellungsleiter; Sarah Wirth, wiss. Assistentin; Monica Gschwind, Vorsteherin BKSD; Caroline Schmidt, Szenografin; gut 200 asylsuchende Kinder und Jugendliche zugewiesen schule mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ), intensiv DaZ Hannes Geisser, Jury Prix Expo. worden, davon rund ein Viertel im Vorschulalter, ein Viertel oder in Fremdsprachenintegrationsklassen unterstützt. Auf zwischen 4 und 12 Jahren, d.h. schulisch auf der Primarstu- der Primarstufe werden im Schuljahr 2015/16 drei solcher fe, und die Hälfte zwischen 13 und 18 Jahren, d.h. auf den Fremdsprachenintegrationsklassen geführt, auf der Sekun- Sekundarstufen I und II. darstufe I inzwischen neun, wovon drei während des lau- KLEINE KIRSCHE, GROSSE EHRE: fenden Schuljahres eingerichtet wurden. Auf der Sekundar- stufe II werden die Jugendlichen hauptsächlich in MUSEUM.BL GEWINNT PRIX EXPO 2015 RECHT AUF BILDUNG Integrations- und Berufswahlklassen (IBK) gefördert. Dieses Gemäss der Schweizer Bundesverfassung haben Kinder Angebot stand bisher im Kanton Basel-Stadt zur Verfügung Das Museum.BL hat mit der Ausstellung «Die Kirsche ... und eine Blueschtfahrt nach Tokyo» den Prix Expo und Jugendliche einen Anspruch auf ausreichenden und und wird neu auch im Kanton Basel-Landschaft aufgebaut. 2015 gewonnen. Der Preis zeichnet Ausstellungen aus, welche die Faszination der Natur und der Naturwis- unentgeltlichen Volksschul-Unterricht. Das Bildungsgesetz Seit dem zweiten Semester des aktuellen Schuljahres lau- senschaften einem breiten Publikum fachlich kompetent und erlebnisorientiert vermitteln. erweitert diesen Anspruch auf eine den Fähigkeiten ent- fen die ersten zwei IBK-Klassen im Kanton. sprechende Bildung bis zum Abschluss der Sekundarstufe Im Baselbiet weiss man, was man an der Kirsche hat. Man am Kirschenduft und landen beim Kirschblütenfest «Hana- II. Dabei stellt die ausserordentliche Situation von Flücht- geniesst die «Chirsibluescht» im Frühling und die frischen mi» in Tokyo. Am Anfang steht eine Fahrt auf einer Suzuki lingskindern den Kanton Basel-Landschaft vor neue Her- ÜBERDIREKTIONALE ARBEITSGRUPPE Kirschen von Juni bis August. Auch der Baselbieter Kirsch Jahrgang 1974, die durch die blühende Kirschenregion führt. ausforderungen: Die Kinder und Jugendlichen wurden nicht «BILDUNGSANGEBOTE FÜR ASYLSUCHENDE» ist allseits bekannt. Dem Ausstellungsteam des Museum. Die filmische Motorradfahrt zeigt die Veränderung der An- hier sozialisiert und sind bei ihrer Ankunft der deutschen Im Februar 2016 hat der Regierungsrat eine überdirektio- BL war das nicht genug. Es ging dem kleinen Früchtchen bautechniken der letzten 50 Jahre: Kirschbäume in Obst- Sprache nicht mächtig. Der mitgebrachte Bildungsrucksack nale Arbeitsgruppe Bildungsangebote für Asylsuchende nach und sprach mit Biologen, Obstbauern, Historikerinnen, gärten, in Baumalleen, als lockere Hochstammwiesen und kann vom Analphabetismus bis zum hohen Bildungsstan- eingesetzt. In dieser sind unter der Leitung des General- einem Parfümeur, Grossverteilern, einem Schreiner und in modernen Niederstammanlagen. dard variieren. Die Flucht kann weitere die Lebenssituation sekretariats der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion die letztlich auch mit Japanexperten. Und es zeigte sich: In der erschwerende Faktoren, wie Trennung von der Familie, un- zuständigen Dienststellen für die Primarstufe und die Se- kleinen Kirsche steckt die ganze Welt. sicherer Aufenthaltsstatus, beengte Wohnverhältnisse, er- kundarstufen I und II sowie die Asylkoordination vertreten. EINE AUSSTELLUNG ZUM MITMACHEN schwerte berufliche Perspektiven der Eltern sowie kulturel- Die Arbeitsgruppe soll schnell, flexibel und unter situati- Von Anfang an arbeiteten Pit Schmid und die wissenschaft- le und religiöse Unterschiede mit sich bringen. Bei Kindern vem Beizug der weiteren betreffenden Akteure, insbeson- GESCHICHTEN ERZÄHLEN liche Assistentin Sarah Wirth mit der Gestalterin Caroline und Jugendlichen, die ihr Heimatland wegen Kriegsereig- dere auch der Gemeinden, die Grundlagen zu den notwen- Doch wie packt man ein derart vielfältiges Wissen in eine Schmidt zusammen. Die erfahrene Szenografin macht die nissen oder anderen Notsituationen verlassen mussten, digen Anpassungen der bestehenden Bildungsangebote einzige Ausstellung? «Indem man eine Geschichte erzählt», Geschichte der Ausstellung erlebbar: Auf der Wiese liegend kommen oft sehr belastende weitere Erfahrungen dazu. erarbeiten. sagt Ausstellungsmacher Pit Schmid. Es ist die Geschichte verfolgen Kinder den Hochzeitsflug einer Drohne, neben Diesen Umständen muss bei der Beschulung von asylsu- einer «Blueschtfahrt» mit dem Motorrad. Besucherinnen einem grossen Brenngeschirr diskutieren Erwachsene, wel- chenden Kindern und Jugendlichen besondere Beachtung Christa Sonderegger, Leiterin Stab Recht, Vorsitzende der Arbeitsgrup- und Besucher der Ausstellung gehen durch eine Kirschen- cher Schnaps wohl in den Riechproben steckt. An spieleri- pe «Bildungsangebote für Asylsuchende» geschenkt werden. landschaft, sehen den Bienen beim Bestäuben zu, riechen schen Stationen falten Besucherinnen und Besucher aller
SEITE 8 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 SEITE 9 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 Altersgruppen Kirschblüten-Origami, verpassen sich ein MUTIG UND UNKONVENTIONELL Kirschen-Tatoo oder wetteifern an einem eigens dafür kon- Die Ausstellung überrascht mit einer Fülle an Grafiken, Vi- struierten Förderband beim Sortieren verschiedener Kir- deos und Hörspielsequenzen, obwohl Pit Schmid den haus- schensorten. hälterischen Umgang mit dem Ausstellungsbudget betont: «Wir legen grossen Wert darauf, die jeweiligen Talente der In der Ausstellung wandelt man zwischen Kirschbäumen in Beteiligten einzubeziehen», sagt er. So wurde der Film über allen Stadien – mal blühend, mal Früchte tragend, mal im die Kirschenberufe zwar mit einem Profikameramann, aber Herbstkleid oder auf einer Obstwiese mit Holzleitern, Kir- unter der Regie der Ausstellungsassistentin Sarah Wirth schenkartons und blauen Blachen, wie sie die japanischen gedreht. Die Sprechrollen des Hörspiels übernahmen Hanamibesucher benutzen. In Erntekratten, am Baum- grösstenteils Mitarbeitende des Museums. Für die Regie schüttler oder im Picknickkoffer sind kleine Bildschirme wurde ein Profi engagiert, aber das Skript und die Songs versteckt. Wer auf der Wiese Platz nimmt und einen Kopf- stammen vom Ausstellungsmacher. Er erklärt: «Das Mu- hörer ans Ohr hält, erfährt in einem kurzen Video, wie in seum.BL hat aus der Not eine Tugend gemacht: Weil wir modernen Anlagen Kirschen von den Bäumen geschüttelt im Rahmen des Budgets nicht alle Produktionsteile an werden oder was die Kirsche mit Rockabilly-Musik zu tun Fremdfirmen vergeben können, ist das Team nicht nur für hat. Und auch die gehäkelten Kirschen, die an den Kopfhö- die Recherchen und die inhaltlich fundierte Umsetzung rern baumeln, sind nur ein Beispiel für die detailreiche In- verantwortlich, sondern stellt auch mal einen Filmbeitrag szenierung von Caroline Schmidt. von A bis Z selber her oder packt beim Aufbau mit an.» Das Mutter und Tochter verfolgen den musikalischen Hochzeitsflug einer Drohne. Resultat wirkt dementsprechend eigenständig und unver- EINLADUNG ZUR VERNISSAGE: DER URSPRUNG wechselbar. UNSERER HEIMAT LIEGT IN DER FREMDE Für das Team des Museum.BL ist der Preis eine wunder- Eingewandert bare Anerkennung seiner Arbeit. Lobte die Jury in ihrer Lau- datio doch ausdrücklich die mutige und teilweise unkonven- In der kommenden Ausstellung im Museum.BL dreht tionelle Umsetzung. Die Ausstellung sei liebevoll und sich alles um die Herkunft dessen, was wir heute als detailreich gestaltet und werde von einem eigenwilligen Heimat empfinden. Hörspiel und diversen Kurzvideos begleitet. Die Jury Prix Expo schätzte insbesondere die multidisziplinäre Herange- Was haben der Indische Ozean und der Eiffelturm mit hensweise, die Naturwissenschaften, Kulturgeschichte und dem Baselbiet zu tun? Die Ausstellung «Eingewandert. Soziologie verbindet. Die innovative Darstellung erlaube es, Wie das Fremde Heimat wird» zeigt an zwölf Beispielen, sanft von einer Perspektive in die andere zu gleiten und wie die prägenden Elemente der Region zu uns gekom- biete einen ausgezeichneten Zugang zu den Naturwissen- men sind. Wer in der Fremde seine Baselbieter Heimat schaften. erklärt, wird von Jurahöhen sprechen, von Burgen, von unserem Dialektdeutsch, von typischen Pflanzen und Der Prix Expo wird seit 2003 alljährlich von der Akademie Tieren. Doch all die Elemente unserer Region haben ihre der Naturwissenschaften Schweiz ScNat verliehen und ist Vergangenheit in der Fremde. mit 10‘000 Franken dotiert. Die Ausstellung «Die Kirsche … und eine Blueschtfahrt nach Tokyo» ist noch bis zum 4. Zur Vernissage der neuen Ausstellung sind Sie herzlich April 2016 geöffnet. eingeladen: Freitag, 20. Mai 2016 um 18 Uhr. Die stimmungsvolle Umsetzung sorgt für einen entspannten Museumsbesuch. Museum.BL (Text und Fotos)
SEITE 10 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 SEITE 11 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 Die erste Museumsbar am 1. Dezember 2015. Die Veranstaltung nahm die Gäste mit auf eine Reise in die faszinierende Welt der Leuchttiere. Insekten auf dem Teller. Christian Bärtsch, Gründer von «Essento», machte dem Publikum im Februar Insekten als Eiweiss-Lieferant schmackhaft. (Fotos: Museum.BL) MUSEUMSBAR. WISSEN KOMPAKT – samenterei einst federführend war, sehen Sie im Museum. NÄCHSTE MUSEUMSBAR BL in der Ausstellung Seidenband. Kapital, Kunst & Krise. Dienstag, 5.4.2016 NEU IM MUSEUM.BL Direkt vom Bauernhof – Seide made in Switzerland KURZ UND UNGEZWUNGEN Den Feierabend mal etwas anders geniessen: Mit einem Bier und einer Prise Wissen. Museumsbar. Wissen Mit der Museumsbar geht das Museum.BL, das Haus für Dienstag, 7.6.2016 kompakt. Die neue Feierabend-Reihe des Museum.BL. Nächste Gelegenheit: 5. April 2016. alle Generationen, neue Wege der Vermittlung. Neben Real digital – moderne Archäologie in 3D «Mein Museum», der monatlich stattfindenden Kinderver- Neuerdings öffnet das Museum.BL fünfmal im Winterhalb- umsbar Einblick in hauseigene Forschungsresultate, präsen- anstaltung, gibt es nun ein Pendent für Erwachsene – wenn jeweils 17.30–18.00 Uhr, Barbetrieb bis 19.30 Uhr jahr seine Türen nach den üblichen Schliesszeiten nochmals: tiert Neuheiten innerhalb der Sammlungsgebiete und be- auch in etwas anderem Format: Auf lockere Art erweitert Freier Eintritt, exkl. Konsumation Die neue Veranstaltung Museumsbar. Wissen kompakt lädt leuchtet noch kaum bekannte Arbeitsmethoden. Oder sie die neue Veranstaltung das in den Ausstellungen vermittel- zu einem halbstündigen Wissensinput nach Feierabend ein. wirft Licht auf besondere Phänomene der laufenden Aus- te Wissen und gewährt Blicke hinter die Kulissen des Mu- www.baselland.ch/Museumsbar.320858.0.html Und wer will, kann bleiben und an der stimmungsvollen stellungen. Und dies alles einfach zugänglich, aktuell und seumsalltags und dies kurz nach Feierabend. Museumsbar über eben Gehörtes diskutieren, mit dem Re- mit regionalem Bezug. Dabei zeigt sich der riesige Schatz ferenten ins Gespräch kommen und in lockerer Atmosphä- an Wissen, den Archäologie und Museum Baselland beher- Das Konzept macht Sinn: Der neue Treffpunkt bietet Gele- re den Feierabend geniessen. bergt und laufend erweitert. genheit, sich auf kurzweilige Weise von der Arbeit loszusa- gen, Spannendes zu lernen und dabei Freunde und Kollegen zu treffen. Kurzum: Den Feierabend mal etwas anders zu AKTUELL MIT REGIONALEM BEZUG 5. APRIL: DIE RÜCKKEHR DER SEIDENRAUPE geniessen, bevor man sich definitiv auf den Heimweg Ob leuchtende Käfer, Pilze und Algen im Baselbiet und in Gast der nächsten Museumsbar vom Dienstag, 5. April 2016 macht. Und spät muss es nicht werden: Die halbstündigen der Tiefsee, ob proteinreiche Insekten wie Mehlwürmer und ist der Seidenraupenzüchter Ueli Ramseier. Der Präsident Referate beginnen nämlich bereits um 17.30 Uhr, die Bar ist Hausgrillen zum menschlichen Verzehr oder moderne Ar- des Vereins «Swiss Silk» – einer Gruppe von Bauern, die sich bis 19.30 Uhr offen. Die Museumsbar kann aber auch eine chäologie in 3D – die Themen der Museumsbar sind ab- der Rückkehr der Seidenproduktion in die Schweiz verschrie- lange Nacht eröffnen: Noch schnell eine Prise Wissen kon- wechslungsreich und spiegeln das Museum.BL. Für die ben hat – berichtet vom Anbau des weissen Maulbeerbaums sumieren, bevor man in den Ausgang geht. Themensuche bilden dessen Ausstellungen und die fünf und der Aufzucht der empfindlichen Seidenraupe über das kantonalen Sammlungen von Archäologie und Museum Abwickeln des Seidenfadens bis hin zum fertigen Stoff. Die Simone Ochsner, Bildung und Vermittlung Museum.BL Baselland einen wunderbaren Fundus: So bietet die Muse- Seidenband-Produktion, in der die Region Basel mit der Po-
SEITE 12 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 SEITE 13 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 MEINE WAHL Besuch bei Ralf Klossner, Betriebsleiter Kaserne Lies- tal, 29. Februar 2016 Warum haben Sie sich für dieses Werk entschieden? Ralf Klossner: Das Gemälde «Schlacht bei Bibrakte» von Fritz Pümpin haben wir nicht im Depot ausgewählt, es kam durch einen glücklichen Zufall an seinen heutigen Standort – dem Führungsraum des Kommandanten in der Kaserne Liestal. Vor einigen Jahren schenkte uns die Familie Pümpin Waffen aus dem Nachlass des 1972 verstorbenen Gelterkinder Ma- lers, Bodenforschers und Kaufmanns Fritz Pümpin. Wir liessen die Karabiner und Langgewehre restaurieren, damit sie in der Kaserne sicher platziert werden konnten. Die Fa- milie Pümpin erwähnte in diesem Zusammenhang das Ge- mälde «Schlacht bei Bibrakte» von 1957, das Pümpin an- lässlich der Basler 2000-Jahrfeier für die Ausstellung «Die Schweiz zur Römerzeit» in der Basler Mustermesse malte. Nach dieser Ausstellung wurde das Bild in die Kaserne Lies- tal, in das Rapportzimmer des Kommando-Traktes versetzt. Es befand sich also schon einmal in diesem Raum an dieser Ralf Klossner mit dem Kommandanten, Oberst i Gst Christoph Wand! Nur wusste jetzt niemand mehr, ob das Werk noch Abegglen vor dem Gemälde von Fritz Pümpin. existiert und wo es sich befindet. Recherchen ergaben, dass Oberst i Gst Christoph Abegglen. Aus diesem Grunde sind sichts der tausenden von gemalten Kriegern auf der Lein- sich das Gemälde in der Sammlung Kunstkredit von Archäo- wir offen für zeitgenössische Werke. Im Gang zum Kom- wand wäre das ziemlich viel Geld. Künstler: Fritz Pümpin (1901–1972) logie und Museum Baselland befindet, jedoch in schlech- mandoraum sind eher historische Werke platziert – das Werk: Schlacht bei Bibrakte, 1957, Ölmalerei auf grundiertem Pavatex, Sammlung Kunstkredit, Archäologie und Museum Baselland, Inv.Nr. K1 tem Zustand sei. Wir fragten an, ob wir das Gemälde wieder erwähnte Gemälde von Pümpin und seine Kohlezeichnun- In welchen Momenten hat Sie das Werk in Ihrer Arbeit 776 im Kommandoraum präsentieren dürften, zusammen mit gen – während im Gang zum Haupttrakt zeitgenössische schon beeinflusst? den Waffen aus der Sammlung Pümpin. Die Verantwortli- Kunstwerke zu sehen sind. Kunst und Kultur erachte ich als Wenn ich den Kommandoraum betrete und dann gleich die chen für die Kunstsammlungen des Kantons fanden den wichtige Bestandteile unserer Gesellschaft. Als Gemeinde- «Schlacht bei Bibrakte» sehe, dann denke ich schon oft: Raum im Kommandotrakt ideal für die Präsentation und rat von Pfeffingen bin ich ausserdem selber Mitglied der «Mein Gott!! Musste das wirklich sein? Hätte man das nicht konnten bewirken, dass das nun gereinigte und restaurierte Kulturkommission. anders lösen können?» Dieser Gedanke beeinflusst meine Gemälde seit April 2015 in diesem Raum in neuer Pracht Arbeit. Das Gemälde löst eine pazifistische Reaktion bei mir mit hellen, leuchtenden Farben strahlt. Ich freue mich sehr Gibt es Reaktionen von Personen, die in Ihr Büro kommen? aus – obwohl oder gerade weil es eine Schlacht darstellt. darüber und auch dass über das Bild ein Kontakt zur Familie Ja, sehr viele! Meistens positive Reaktionen. Interessant Pümpin entstanden ist. ist, dass viele Besucher beim Betreten des Raumes stehen Dina Epelbaum, Kuratorin Kunstsammlung Baselland (Interview und Fotos) bleiben und ein paar Worte über ihre Eindrücke verlieren. Was bedeutet Ihnen das Werk in Ihrem Arbeitsalltag? Viele erwähnen die passende Umgebung, in der Tat passt Ich sehe es fast täglich, ebenso wie die Serie der Kohle- der Rahmen perfekt zur Holztäferung des Raumes. Die Leu- zeichnungen im Gang zum Führungsraum. Pümpin hat die- te freuen sich auch über Erzählungen zur Entstehungsge- se zwischen 1944 und 1945 an der Landesgrenze bei Lör- schichte des Werkes. Ich erzähle dann gerne, wie Fritz rach skizziert. Sie zeigen Internierte, Militär, Zeltlager. Ich Pümpin als versierter Amateur-Historiker ins Burgund ge- mache mir darüber oft Gedanken, gerade die Kohlezeich- reist ist, um die Gegend zu studieren, wo die Schlacht bei nungen rufen gemischte Gefühle hervor, weil sie einen Be- Bibrakte im Jahre 58 v.Chr. stattgefunden hat. Aufgrund zug zur Aktualität herstellen, das Thema Grenze ist bekannt- überlieferter Aufzeichnungen hat der Maler versucht, eine lich zurzeit sehr brisant. Auch die anderen Kunstwerke aus möglichst genaue Darstellung dieses gewaltigen Schlacht- der Sammlung Kunstkredit in der Kaserne sollen sensibili- geschehens wiederzugeben. Anscheinend wurde Pümpin sieren. Die Vermittlungsarbeit ist für uns zentral – sowohl mal gefragt, wieviel er für dieses Gemälde erhalten würde. für mich als auch für den Kommandanten der Kaserne, Seine träfe Antwort war: «Feuf Batze pro Chrieger». Ange-
SEITE 14 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 SEITE 15 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 DIE TALENTFÖRDERUNG MUSIKSCHULEN Weshalb wurde im Kanton Basel-Landschaft ein spezielles sätzlich ein Nebenfach. Dazu kommen Ergänzungsfächer Talentförderungsprogramm geschaffen? Wie kam es dazu? wie Gehörbildung und Musiktheorie. Der Besuch von Klas- BASELLAND – EIN VORZEIGEMODELL Thomas Waldner: Seit mehr als 50 Jahren ermöglichen die senstunden und dem Talenttreff ist Pflicht. Ebenso wird die Musikschulen Baselland einem breiten Kreis interessierter Mitwirkung in Kammermusikgruppen, Ensembles oder Or- Die Talentförderung Musikschulen Baselland (TFBL) fördert musikalisch besonders begabte Schülerinnen Kinder und Jugendlichen den Zugang zu musikalischer Bil- chester vorausgesetzt, ist aber für die jungen Musikerinnen und Schüler. Ein ausgebautes Fächerangebot bietet eine umfassende Ausbildung an: zeitlich erweiterter dung. Unsere Kernaufgabe ist deshalb die musikalische und Musiker selbstverständlich, genauso wie tägliches in- Hauptfachunterricht, Unterricht im Nebenfach (z.B. Klavier), Musiktheorie- und Gehörbildung, Ensemble- und Breitenförderung. Knapp ein Prozent unserer Schülerinnen tensives Üben. Im Durchschnitt beträgt die zeitliche Belas- Orchesterarbeit. Thomas Waldner, Geschäftsführer und gleichzeitig Schulleiter der Musikschule Arlesheim, und Schüler zeigt aber eine deutlich überdurchschnittliche tung durch Unterricht und Proben rund vier bis fünf Stunden erklärt, was das Talentförderungsprogramm im Kanton Basel-Landschaft so einzigartig macht und warum es musikalische Begabung. Für diese Talente haben wir mit und für individuelles Üben zirka zehn Stunden pro Woche. im breiten Angebot der Musikschulen einen unverzichtbaren Platz einnimmt. dem Förderprogramm die nötigen Rahmenbedingungen für Hinzu kommen Konzerte und Auftritte. eine optimale Entwicklung geschaffen. Eine individuelle und stringente musikalische Laufbahnbegleitung können nur die Ist dieses zeitliche Engagement neben normalem Schulun- Musikschulen bieten. Der Grund ist naheliegend: Wir unter- terricht und anderen Freizeitaktivitäten überhaupt möglich? richten und fördern unsere Kinder und Jugendlichen unab- Die Vereinbarkeit von Schule und musikalischer Entwicklung hängig von ihrer Schulstufe vom Kindergarten bis zum Ein- ist sehr anspruchsvoll und verlangt den Schülerinnen und tritt an eine Hochschule. Ein Berufsstudium als mögliches Schülern eine hohe Leistungsbereitschaft ab. Für die jungen Ziel war ein weiterer Grund für die Einführung der Talentför- Musiker/innen ist aber die Beschäftigung mit Musik ein zen- derung. Die Schweizer Musikhochschulen stehen heute in traler Lebensinhalt von beinahe existenzieller Natur. Daraus einem internationalen Umfeld. Der dadurch entstehende entspringen die sehr hohe Eigenmotivation und der starke Konkurrenzdruck ist enorm und Studierende aus der Schweiz Leistungswille. Stundenentlastungen sind durchaus mög- sind stark untervertreten, weil in anderen Ländern die mu- lich. Eine kantonale Regelung existiert zwar nicht, aber sikalische Förderung bereits viel fortgeschrittener ist. Mit Schulleitungen versuchen mit den Beteiligten gemeinsam Unterstützung des Förderprogramms haben unsere Schü- individuelle Lösungen zu finden. lerinnen und Schüler wenigstens die Chance, in diesem Konkurrenzkampf zu bestehen. Wie erfolgt die Leistungsbeurteilung und Qualitätskontrolle der Schülerinnen und Schüler, die vom Talentförderungs- Was sind die Voraussetzungen für die Aufnahme in die Ta- programm unterstützt werden? lentförderung? Die Schülerinnen und Schüler müssen regelmässig ihr Kön- Wenn eine Schülerin oder ein Schüler eine deutliche Bega- nen und ihre Fortschritte an Podiumskonzerten präsentieren. bung und hohe Leistungsbereitschaft zeigt, spricht die In- Diese sind öffentlich und finden zweimal jährlich statt. Im strumentallehrperson eine Empfehlung aus. Es folgt ein Anschluss daran gibt eine Talentjury, bestehend aus einem Eintrittsgespräch mit der Schulleitung, Lehrer/in, Schüler/ Team von zwei Fachexpertinnen oder Fachexperten, den in und Eltern. Zentrale Frage dabei ist, ob die Schülerin oder Schüler/innen ein Feedback. Bei Unklarheiten oder fragli- der Schüler die Anforderungen und Bedingungen der Ta- chen Leistungen erfolgt ein Gespräch mit der zuständigen lentförderung erfüllen kann. Verläuft das Gespräch positiv, Schulleitung. Weil die Talentjury alle Podiumskonzerte (ca. muss der/die Schüler/in als letzte Hürde eine Aufnahmeprü- 20 pro Jahr) besucht, sichern wir damit einen kantonal ein- fung mittels Vorspiel vor einer Fachjury bestehen. Die Auf- heitlichen Qualitätsstandard. Zusätzlich basiert die Quali- nahmeprüfung findet einmal jährlich statt. Im Durchschnitt tätskontrolle auf jährlichen schriftlichen Leistungsberichten spielen etwa 25 Schülerinnen und Schüler vor, davon wer- der Lehrpersonen in den Haupt- und Nebenfächern sowie den erfahrungemäss etwa zwei Drittel aufgenommen. Prin- auf Beobachtungen der Schulleitungen. zipiell ist der Eintritt in die Talentförderung für Schülerinnen und Schüler im Alter von 12 bis 20 Jahren möglich, welche Wie finanziert sich die Talentförderung? Können sich Eltern Unterricht an einer Musikschule im Kanton Baselland besu- von Musik begabten Kindern und Jugendlichen dieses För- chen. derungsprogramm finanziell leisten? Gemäss Trägerschaftsprinzip finanzieren die Gemeinden Wie ist das Talentförderungsprogramm aufgebaut? die Musikschulen. Es liegt deshalb in ihrer Kompetenz, wie- Neben einem umfassenden Fächerangebot und einer schul- viel zusätzliche Unterstützung sie in das Talentförderpro- übergreifenden Struktur werden die Schülerinnen und Schü- gramm investieren wollen und können. Der Elternbeitrag ler auf ihrem musikalischen Weg von Fachpersonen beraten schwankt deshalb je nach Gemeinde zwischen 2200 bis und begleitet. Sie besuchen im Hauptfach zeitlich erweiter- 4500 Franken pro Jahr. Ist das Budget für die Talentförde- Die Schülerinnen und Schüler müssen regelmässig ihr Können und ihre Fortschritte an Podiumskonzerten präsentieren. (Fotos: Musikschule Arlesheim) ten Instrumental- und Gesangsunterricht und belegen zu- rung zusätzlich plafoniert, können nicht alle begabten Schü-
SEITE 16 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 SEITE 17 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 VORSCHAU WENN DER COMPUTER EINBRÜCHE VORAUSSAGT Die nächsten öffentlichen Podiumskonzerte mit Schülerin- nen und Schülern der Talentförderung Musikschulen Basel- Mit Hilfe der Computer-Software «Precobs» werden bei der Polizei Basel-Landschaft seit Herbst 2014 alle Da- land finden vom 20. bis 25. Juni 2016 statt. ten im Zusammenhang mit Einbrüchen im Kanton Baselland erfasst. Da Einbrüche nach bestimmten Mustern ausgeübt werden, kann die Software einen nächsten Zeitpunkt und Ort vorhersagen. Weitere Informationen unter: www.talentfoerderung.ch Die Software «Precobs» ist mittlerweile weitherum bekannt. oniert unspektakulär wie ein Börsen-Computerprogramm, Aber sie ist kein Wundermittel, dank dem das Phänomen der das die Kursentwicklung voraussagt und entsprechende LEISTUNGSVEREINBARUNG ZWISCHEN BKSD UND VMBL Einbruchskriminalität fortan vom Tisch ist. «Precobs» ist als Aktienkäufe und -verkäufe empfiehlt, wie es die Basler Zei- Der Verband Musikschulen Baselland (VMBL) ist Träger der ein Teil des Ganzen und letztlich als eine von Dutzenden von tung einst treffend formulierte. Das Kurzwort «Precobs» Talentförderung und vertritt die Anliegen der Talentförderung Massnahmen zu betrachten, die im Kanton Basel-Landschaft steht übrigens für «Pre Crime Observation System». auf politischer Ebene. Zwei Mitglieder aus dem VMBL haben im Zusammenhang mit den insbesondere im Jahr 2014 stark Einsitz im Talentrat, welcher die Aufsicht über die Talentför- angestiegenen Einbruchszahlen ergriffen worden waren. Die Süddeutsche Zeitung formuliert es so, dass die Software derung hat und die mittel- und langfristige Strategie bestimmt. «Precobs» hat sich mittlerweile als ein wichtiges Element für nicht nach der Wahrheit, sondern nach Korrelationen sucht: Seit dem 30. Juni 2015 ist eine Leistungsvereinbarung zwi- die gesamtheitliche Lagedarstellung und Beurteilung im Be- «Wenn auf A und B oft genug C gefolgt ist, geht sie davon lerinnen und Schüler in die TFBL aufgenommen werden. schen der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) und reich Einbruchsdiebstahl herauskristallisiert. Es liefert, ge- aus, dass wahrscheinlich auch beim nächsten Mal C folgen Diese Ungleichbehandlung ist unbefriedigend. Der Verband dem VMBL in Kraft, in welcher der Kanton die Weiterführung paart mit dem Know-how der Kriminalisten, zeitliche und wird, wenn A und B zusammen auftreten. Dann schlägt sie der Musikschulen Baselland (VMBL) als Träger der TFBL der Talentförderung sichert. Finanziert werden damit die räumliche Indikatoren für eine lageorientierte Einsatzplanung. Alarm.» Und weiter: «Die Software findet Zusammenhänge strebt seit langem eine kantonal einheitliche Lösung an, da- Durchführung der Aufnahmeprüfungen, die Qualitätssiche- zwischen Daten, die dem Menschen verborgen bleiben. Auf- mit unsere hochbegabten Schülerinnen und Schüler am rung und die Geschäftsstelle. Die Hauptkosten für das Schul- Alle Massnahmen zusammen, darunter auch die personal- gabe der Polizisten ist es, die Ergebnisse richtig zu bewerten.» Förderprogramm teilnehmen können – unabhängig von ihrer geld tragen weiterhin Eltern und Gemeinden. intensive sichtbare Präsenz auf den Strassen, führten er- Wohngemeinde. freulicherweise zu einem markanten Rückgang der Ein- bruchszahlen. Welchen Anteil «Precobs» daran effektiv hat, ZAHLEN AUS DEN LETZTEN FÜNF JAHREN Wieso ist die Talentförderung Musikschulen Baselland TALENTFÖRDERUNG MUSIKSCHULEN BASELLAND IN lässt sich kaum ausweisen, weil präventive Massnahmen Im Kanton Basel-Landschaft werden mit «Precobs» alle schweizweit ein Vorbild? KÜRZE nie wirklich messbar sind. Die Polizei ist und bleibt in diesem Einbrüche im Kanton erfasst. Ort, Einbruchswerkzeug, Der Kanton Basel-Landschaft ist der erste Kanton in der − Gründung im Jahr 2007 von vier Musikschulen mit 26 teil- Kontext gefordert. Haustyp und Beute sind wichtige Faktoren, mit welchen Schweiz gewesen, der die Musikschulen als vollwertige und nehmenden begabten Schüler/innen. In der Folge übernahm eine Prognose entwickelt werden kann. Das System zeigt eigenständige Schulart im kantonalen Bildungsgesetz ver- der VMBL die Trägerschaft der Talentförderung. SUCHE NACH KORRELATION dann an, wo Alarm geschlagen werden muss und wo mit ankert hat. Damit nimmt unser Kanton schweizweit eine − Heute nehmen etwa 65 Schüler/innen am Programm TFBL Aber wie funktioniert die medial wiederholt als «Wunder- der grössten statistischen Wahrscheinlichkeit in den nächs- Vorbildfunktion ein. Eine entsprechende Gesetzgebung teil, was knapp einem Prozent der gesamten Zahl der Mu- waffe» gefeierte Software «Precobs» wirklich? Sie funkti- ten sieben Tagen eingebrochen wird. kennen nur gerade die Kantone Luzern, Genf und seit kur- sikschüler/innen im Kanton BL entspricht. zem auch Zug. Auf dieser Basis war es möglich, alle Musik- − 14 der 15 Musikschulen im Kanton BL sind in der TFBL dabei. schulen des Kantons in die Netzwerkstruktur der TFBL ein- Die Regionale Musikschule Laufental-Thierstein plant den zubinden. Wir haben uns bewusst für dezentrale Strukturen Beitritt aufs neue Schuljahr 2016/17, sofern die Delegierten- entschieden. Das heisst, die Schülerinnen und Schüler der versammlung der Musikschule im Mai 2016 zustimmt. Somit TFBL bleiben weiterhin an ihren Musikschulen, sind aber wäre die Talentförderung für alle Musikschüler/-innen flä- zusätzlich in die Strukturen der TFBL eingebunden. Beson- chendeckend im Kanton BL zugänglich. ders hervorzuheben ist auch die Zusammenarbeit mit der − Der Kanton BL unterstützt mittels Leistungsvereinbarung Talentförderung des Kantons Basel-Stadt, die unseren Schü- den VMBL in Bezug auf die Talentförderung Musikschulen ler/innen die sehr wichtige Nähe zur Musikhochschule er- Baselland. möglicht. Aus diesen Gründen gilt unser Talentförderungs- − Schüler/innen profitieren von einem umfassenden Fächer- modell inzwischen als Vorbildmodell bei der Entwicklung angebot mit Instrumentalunterricht, Ensemble- und Orches- von neuen kantonalen Förderprogrammen in der Schweiz. terarbeit, Gehörbildung und Musiktheorie sowie Beratung und Begleitung durch Fachlehrpersonen. Carine von Däniken, Bereichsleitung Musikschulen, Amt für Volksschu- − Regelmässige Leistungskontrolle und Qualitätsbeurteilung len (Interview) der teilnehmenden Schüler/innen durch eine Fachjury. − Die administrativen Kosten werden durch Beiträge der Mu- sikschulen und des VMBL gedeckt. Eltern und Gemeinden tragen die Unterrichtskosten. − Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Talentförde- rung des Kantons Basel-Stadt. «Precobs» unterteilt ein Gebiet in Zonen und schlägt bei drohenden Einbrüchen Alarm.
SEITE 18 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 SEITE 19 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 Bei der Erstellung der Prognose geht die Software von der These aus, dass Einbrecher an einen bekannten Tatort oder ein bekanntes Quartier zurückkehren. Ein Phänomen, das Beat Krattiger, Chef der Hauptabteilung Sicherheit und Ord- nung der Polizei Basel-Landschaft, nicht erstaunt: «Sie ken- nen die Anfahrtswege, die Objekte, sie wissen, wo Kom- plizen für die Übergabe der Beute unbemerkt warten können und sie kennen auch die Fluchtwege.» Bei einem «Precobs-Alarm» bezeichnet das System auf der Baselbieter Landkarte eine ca. 300 Meter grosse Zone, in der demnächst ein Einbruch zu erwarten ist. Dann kann die Einsatzplanung gegen Einbrecher starten. Gefüttert wurde das Programm mit Zahlen aus den letzten fünf Jahren. Da- runter fallen Daten wie die Art des Deliktguts, ob die Ein- brecher in ein Einfamilien- oder Mehrfamilienhaus einge- Die Einbrüche im Baselbiet sind beträchtlich zurückgegangen und es gab viele Anhaltungen von mutmasslichen Einbrechern. Dies ist nicht stiegen sind, die Art des Einbruchs (zum Beispiel ein nur, aber auch eine Folge der Einführung der Software «Precobs». Einbruch mit Geissfuss oder Schraubenzieher) sowie die (Fotos zvg / Archiv Polizei Basel-Landschaft) Einbruchszeit. Nun, als Krattiger im ersten Halbjahr 2014 «Precobs» – diese DAS GRINSEN IST VERFLOGEN digitale Kristallkugel, die Einbrüche prophetisch voraussagen «MOBILE COMPUTING ALS QUANTENSPRUNG Es gibt und gab Zeiten, als «Precobs» im Baselbiet bis zu soll – in Baselbieter Polizeikreisen vorstellte, soll ein Grinsen zwölf Alarmzonen gleichzeitig ausgab. «Dann gilt es durch über die Gesichter gehuscht sein: «Kann man da auch Lotto- FÜR UNSERE POLIZEI» Kriminalanalysten entsprechend Prioritäten auf die grössten zahlen eingeben?», wurde er gefragt. Das Grinsen ist inzwi- Erfolgschancen zu setzen, um die knappen Ressourcen er- schen verflogen. Dennoch: Die Erfahrung zeigt, dass die Ein- folgreich einzusetzen», sagt Krattiger. In der Folge definiert brecher auf die neue Situation reagieren. Die Bekämpfung der Herr Regierungsrat Reber, hat Ihre Polizei mit der Einbre- ernsthaft gefährdet werden soll. Die Sicherheitsdirektion die Polizei das Einsatzgebiet und baut das Einbrecher-Ab- Einbruchskriminalität bleibt trotz «Precobs» auch weiterhin das chersoftware «Precobs» den «Stein der Weisen» gefunden? wird ihren substanziellen Sparbeitrag leisten. Im Personal- wehrdispositiv auf. «Precobs» hilft vor allem, die Datenmen- altbekannte Katz-und-Maus-Spiel zwischen Räuber und Polizei. Reber: Mit der Einführung von «Precobs» – als erster Kanton bereich gibt es allerdings Limiten, denn bereits zwischen gen zu bearbeiten. Die Polizei der Stadt Zürich hat «Precobs» Und der beste Einbrecherjäger ist und bleibt der Bürger. notabene – hat die Polizei Basel-Landschaft sicher einen gu- 2011 und 2015 haben wir netto 70 Stellen abgebaut. als erste Schweizer Polizei vor Basel-Landschaft eingeführt. ten Riecher bewiesen, das zeigen schon allein die Erfolge der Mittlerweile hat auch der Kanton Aargau nachgezogen. Meinrad Stöcklin, Leiter Externe Kommunikation Polizei Basel-Landschaft letzten Monate! Aber allein damit ist es natürlich nicht getan. Im Hinblick auf die Sicherheit: Wie sehen da die Perspekti- Es braucht wie immer auch den Menschen, den Polizisten, ven aus? die Polizistin dahinter, die zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Die sehr gute und erfolgreiche Arbeit unserer Polizei hat mit SEHR SICHERER KANTON BASEL-LANDSCHAFT – die Polizistinnen und Polizisten durch die Nutzung neuster Ort das Richtige tun. Aber «Precobs» ist sicher eine deutliche dazu geführt, dass das Projekt «Mobile Computing» bis jetzt KRIMINALSTATISTIK 2015 Technologien in ihren administrativen Tätigkeiten entlastet Verbesserung, eine in meinen Augen effiziente Unterstützung alle Sparhürden genommen hat und voraussichtlich noch 2015 ging die Anzahl der registrierten Straftaten um 2‘636 werden, damit sie vor Ort auf den Strassen präsent sein bei unserem Schwerpunktthema, der Einbruchskriminalität. diesen Sommer von der Regierung an den Landrat über- Fälle oder 16 Prozent auf 14‘068 Fälle zurück. Das nach wie und effizienter arbeiten könnten. wiesen wird. vor mit Abstand grösste Problem stellten auch im Jahre Die Einbruchszahlen sind im vergangenen Jahr deutlich zu- Mit «Mobile Computing» wird unsere Polizei draussen im 2015 die Einbruchdiebstähle dar. Daher bildete die Ein- VERKEHRSUNFÄLLE HABEN LEICHT ZUGENOMMEN rückgegangen. Laufen wir nun Gefahr, dass die Polizei we- Einsatz noch effizienter arbeiten können, etwas plakativ bruchsbekämpfung auch 2015 den Schwerpunkt der poli- Nach einem langjährig rückläufigen Trend nahmen die Ver- gen der harten Sparvorgaben, die Sie mit zu verantworten könnte man auch sagen: Tablet statt Rapportblock. Halter- zeilichen Arbeit im Kanton Basel-Landschaft. Dass die er- kehrsunfälle im Kanton Basel-Landschaft im vergangenen haben, nicht mehr so streng patrouillieren kann und die und Fahndungsabfragen zum Beispiel sollen dann direkt vor griffenen konzertierten Aktionen und Massnahmen greifen, Jahr erstmals wieder leicht zu. Es wurden 1‘142 Verkehrs- Einbruchszahlen wieder steigen? Ort gemacht werden können, ohne Rückfragen an die Zen- belegen die Zahlen eindrücklich. Nach mehreren Jahren mit unfälle verzeichnet, was einer Zunahme um 12 Prozent ent- Wir alle im Regierungsrat sind überzeugt, dass wir nur mit trale. Und auch Einsatzrapporte werden dann direkt vor Ort steigenden Einbruchszahlen konnte 2015 erstmals ein sig- spricht. Dieser Anstieg ist auf mehr Unfälle mit nur Sach- vereinten Anstrengungen einen ausgeglichenen Kantons- praktisch fertig ausgefüllt, die Zeit raubende Nachbearbei- nifikanter Rückgang erzielt werden. Die Einbruchdiebstähle schaden zurückzuführen, wohingegen die Unfälle mit haushalt wieder hinbekommen. Da muss jeder dazu bei- tung im Büro entfällt weitgehend. «Mobile Computing» sanken um 29 Prozent auf 1‘686 Fälle. Personenschäden stabil geblieben sind. Unfallursache Num- tragen, da kann und will ich «meine» Direktion nicht aus- dürfte nochmals einen Quantensprung darstellen für unse- mer 1 blieb auch 2015 die Unaufmerksamkeit vor der Miss- nehmen. re Polizei, wenn es darum geht, effizient und effektiv zu POLIZEIPRÄSENZ AUF DER STRASSE ERHÖHT achtung des Vortrittrechts. Es ist uns allen aber auch klar, dass es absolut unrealistisch arbeiten. Wir werden damit unsere Präsenz «draussen» Im Jahr 2015 wurden fast 3‘000 zusätzliche Arbeitsstunden ist, bei der Polizei Basel-Landschaft einen Personalabbau nochmals massiv erhöhen können – für mehr Sicherheit! allein in die Einbruchsprävention investiert und diverse Per- Die detaillierten Statistiken sind unter: um zehn Prozent zu vollziehen, wenn die aktuell gute bis sonen- und Fahrzeugkontrollen durchgeführt. Künftig sollen www.polizei.bl.ch (Bereich Statistiken) einsehbar. sehr gute Sicherheitslage in unserem Kanton nicht wirklich Interview: Kommunikation SID (Foto: Martin Töngi)
SEITE 20 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 SEITE 21 | INFOHEFT | 186 | MÄRZ 2016 Die Standortförderung setzt in der Ausgestaltung der Steu- verschiedene Dienststellen der Bildungs-, Kultur- und Sport- er- und Finanz-, Bildungs-, Arbeitsmarkt-, Verkehr-, Raum- direktion zusammen. In allen Fragen der Arealentwicklung, und Energiepolitik an und bringt die Sicht der Wirtschaft ein. des Arealmonitorings und der Veräusserung und des Zu- Die Standortförderung: kaufs von kantonseigenen Arealen ist eine enge Absprache − unterstützt bestehende Unternehmungen auf Basis mit der Bau- und Umweltschutzdirektion unabdingbar. Of- eines Key Account Managements, in welchem die fensichtlich ist ferner der enge Bezug zur Finanz- und Kir- Schlüsselunternehmungen des Kantons mit besonde- chendirektion beziehungsweise zur Steuerabteilung. Und rem Fokus begleitet werden; nicht unterschätzt werden darf die Bedeutung des Faktors − betreibt einen Welcome Desk, der die Informations- Sicherheit für die Attraktivität eines Standorts. und Beratungs-Bedürfnisse von bestehenden und neuen Unternehmungen (KMU und Internationale) abdeckt; KÖPFE DER STANDORTFÖRDERUNG − führt ein kompetentes Beobachtungssystem im Bereich Zurzeit arbeiten in der Standortförderung fünf Personen. der privaten und öffentlichen Areale und Immobilien: Dazu werden eine Assistenz und eine berufserfahrene Per- Geeignete Areale können und sollen einer wirtschaftli- son für die Unternehmenspflege rekrutiert. Schliesslich chen Nutzung verfügbar gemacht und entwickelt werden sieben Personen fest bei der Standortförderung Thomas Kübler, Leiter Standortförderung Baselland. (Foto: Schaerli) werden und es wird gezielt darüber informiert. Die tätig sein und sich rund 670 Stellenprozente teilen. Dazu Entwicklung ausgewählter Areale wird angestossen, wird bei Bedarf eine Praktikumsstelle besetz. unterstützt und/oder begleitet. STANDORTFÖRDERUNG – − unterstützt eine Innovationspolitik im oben skizzierten Alice Bögli ist für die Arealentwicklung verantwortlich und Sinne. Hier wird intensiv mit den Partnern von BaselA- kam über das Projekt Wirtschaftsoffensive zur Standortför- ALLES UNTER EINEM (NEUEN) DACH rea.Swiss und i-Net zusammengearbeitet. derung. Aufgaben und Ziele: Nachhaltiges und qualitatives Wachstum Alle guten Rahmenbedingungen und attraktiven Areale nut- Sibylle Pauli ist für die Unternehmenspflege verantwortlich Am 1. Januar 2016 hat die Standortförderung Baselland ihre Arbeit aufgenommen. Sie ist eine neu geschaf zen wenig, wenn sie nicht bekannt sind. Der Standortpro- und kam über die Wirtschaftsoffensive, wo sie das Wel- fene, eigenständige Dienststelle in der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD). Die Standortförde- motion kommt deshalb grosse Bedeutung zu. Mit ihr soll come Desk aufbaute, zur Standortförderung. rung ist aus der Zusammenlegung des vormaligen verwaltungsexternen Projekts Wirtschaftsoffensive und den ein aktives Marketing auf strategisch wichtigen Zielmärkten bereits in der VGD angesiedelten Funktionen Bestandespflege, Volkswirtschaftliche Grundlagen und Umset- und -regionen sichergestellt werden. Die Stärken der Regi- Thomas Stocker ist der «Chefökonom» der Standortförde- zung des Wirtschaftsförderungsfonds entstanden. Geleitet wird die Standortförderung durch Thomas Kübler. on und insbesondere des Kantons Basel-Landschaft werden rung und unser volkswirtschaftliches Gewissen. Er war herausgestrichen und bekannt gemacht. Die Standortpro- zuvor im Generalsekretariat der Volkswirtschafts- und Ge- Der Kanton Basel-Landschaft strebt ein nachhaltiges, qua- forschen über 150 Personen aus dem Universitätsspital motion erfolgt vorab in Kooperation mit den Nordwest- sundheitsdirektion tätig. litatives Wirtschaftswachstum an. Ein besonderes Augen- Basel und dem ETH-Institut für Systembiologie im Innova- schweizer Kantonen und unter Nutzung der gemeinsamen merk wird auf die Produktivität und Innovationskraft der tionspark in Allschwil und die Nachfrage nach Räumlichkei- Vereinigung BaselArea.Swiss und der Vermarktungsstelle Melanie Zeiter war ebenfalls bereits in der Verwaltung tätig Wirtschaft gelegt. In der Folge ist Innovationsstrategie denn ten entwickelt sich rege. des Bundes (Swiss Global Enterprises, S-GE). und betreute das kmu-Info-Desk, setzte das Wirtschafts- auch ein wesentliches Element der kantonalen Wirtschafts- förderungsgesetz um beziehungsweise zeichnete für die strategie. Mit der Eröffnung des Switzerland Innovation Park Unterstützungsprojekte aus dem Wirtschaftsförderungs- Basel Area in Allschwil wurde ein wichtiger Schritt in diese STANDORTFÖRDERUNG NIMMT ZENTRALE WO IST DIE STANDORTFÖRDERUNG ZU FINDEN? fonds verantwortlich. Richtung getan. Der Standort Allschwil ist ein wichtiger ROLLE EIN Die Standortförderung Baselland befindet sich derzeit beim Pfeiler im Netzwerk des nationalen Innovationsparks, der Die Standortförderung Baselland nimmt eine zentrale Rolle KIGA in Pratteln. Ab Sommer 2016 wird die Standortförde- Neu zum Team gestossen ist per 1. Januar 2016 Thomas an fünf Standorten präsent ist. In Allschwil wird eine Infra- in der Erarbeitung und Umsetzung der kantonalen Wirt- rung in den neuen Lokalitäten an der Amtshausgasse 7 in Kübler. Er ist Ökonom und arbeitete bei BAKBASEL Econo- struktur mit Räumlichkeiten bereitgestellt, in der sich For- schaftsstrategie ein. Ihre Aufgaben lassen sich mit Stand- Liestal zu finden sein. Bereits heute können Sie und andere mics, der Schweizerischen Nationalbank und bei verschie- schungsprojekte von Unternehmen und Hochschulen der ortetablierung – Standortentwicklung – Standortpromotion Interessierte uns aber via Internet und Newsletter besuchen denen Banken in leitender Stellung, bevor er eine eigene Region Basel unter einem Dach verwirklichen lassen. Die umschreiben. Die Standortentwicklung will wirtschafts- und verfolgen: www.economy-bl.ch Beratungsunternehmung gründete. Zuletzt hatte er ver- enge räumliche Zusammenarbeit wird zu Synergien und freundliche Rahmenbedingungen schaffen und staatliche schiedene Verwaltungsratsmandate inne und unterstützte neuen Innovationen führen. Der Standort Allschwil konzen- Dienstleistungen für Bestandsunternehmen erbringen. Sie die regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaften im triert sich auf die Life Sciences, ist die Nordwestschweiz bildet die Voraussetzung für einen produktiven, innovativen DIREKTIONSÜBERGREIFENDE ZUSAMMENARBEIT Laufental und in den Bezirken Dorneck-Thierstein und war europaweit doch der bedeutendste Life Sciences Cluster. und wettbewerbsfähigen Standort. Die Standortetablierung Eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Standort- als Ökonom für weitere wirtschaftspolitische Organisatio- Auf engstem Raum wird hier die ganze Wertschöpfungs- bezweckt die Ansiedlung von Firmen durch das Setzen förderung ist die enge und möglichst reibungslose Zusam- nen beratend tätig. kette von Forschung und Entwicklung, über die Produktion nachhaltiger Anreize und effizienter staatlicher Förderung menarbeit über die Direktionsgrenzen hinweg. In der Inno- bis hin zu Marketing und Vertrieb angeboten. Bereits heute und Hilfestellung. vationsstrategie arbeiten die Standortförderung und Thomas Kübler, Leiter Standortförderung Baselland
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