Jahresrückblick 2020 - Shareholder Value Management AG

 
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Jahresrückblick 2020 - Shareholder Value Management AG
31. Dezember 2020                                                                                          Seite 1 von 6

                  Jahresrückblick 2020
                  Was für ein Jahr. 2020 kann sicher ohne Übertreibung als „epochal“ bezeichnet
                  werden. Galten die Hauptsorgen der (westlichen) Anleger zu Jahresbeginn vor
                  allem dem latenten Handelskonflikt zwischen den USA und China, gepaart mit
                  der Hoffnung auf einen absehbaren Wechsel im Weißen Haus, so traten diese
                  Aspekte ab dem Frühjahr zumindest zeitweise in den Hintergrund.
                  Das Übergreifen der Coronapandemie von China auf die restliche Welt sorgte im
                  März an den globalen Aktienmärkten für einen massiven Markteinbruch mit
                  Drawdowns von über 40% in der Spitze. Darauf folgte noch im März eine der
                  rasantesten Erholungen der Börsengeschichte, die etwa den S&P 500 um bis zu
                  60 % nach oben katapultierte. Von dieser Entwicklung profitierte ab April auch
                  der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen wieder.

                  Quelle: Axxion S.A., eigene Darstellung Stand: 30.12.2020
                  Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen

                  Ausschlaggebend für die Markterholung war in erster Linie die konzertierte
                  Aktion von Regierungen und Notenbanken, die die Märkte mit Liquidität fluteten
                  und gleichzeitig massive Stützungspakete für die Wirtschaft auf den Weg
                  brachten. Erst vor wenigen Wochen hat die EZB ihr Anleihekaufprogramm (PEPP)
                  noch einmal um weitere 500 Milliarden Euro auf nun schon insgesamt 1.850
                  Milliarden Euro aufgestockt. Daneben weckte die rasche Erholung Chinas die
                  Hoffnung auf eine baldige Erholung der Weltwirtschaft.

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31. Dezember 2020                                                                                          Seite 2 von 6

                  Jahresrückblick 2020
                  Auch die Entwicklung mehrerer Impfstoffe sorgte für Optimismus, der auch durch
                  neue Lockdowns in Europa im Winter nicht wesentlich beeinträchtigt wurde. Zum
                  Jahresende zeigen sich viele Indizes auf neuen Höchstständen oder weisen
                  zumindest ein ähnliches Niveau wie zu Jahresbeginn auf.

                  Also nichts gewesen?
                  Die Liquiditätsflut lässt Aktien alternativlos erscheinen. Langfristig wirft sie aber
                  neue Fragen auf. Denn die Notenbanken und damit die Staaten sitzen nun auf
                  einer Rekordverschuldung ohne das klar ist, wie sie dort wieder herunter-
                  kommen. Das Risiko inflationärer Tendenzen hat zugenommen, erste Anzeichen
                  kommen aus dem Immobilienmarkt und auch dem Anstieg von Sachwerten. Und
                  es gibt weitere Ungewissheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen Folgen der
                  Pandemie. Zum Jahreswechsel sind viele Staaten erneut in einen Lockdown
                  gegangen oder haben die bestehenden Maßnahmen verschärft. Gleichzeitig
                  profitieren manche Unternehmen, die bei Anlegern stark gefragt sind, von den
                  Sonderfaktoren der Coronapandemie. Lieferdienste beispielsweise ersetzen
                  geschlossene Restaurants und Kneipen. Aber sind diese Effekte nachhaltig und
                  rechtfertigen sie die hohen Bewertungen?
                  Schon seit bald einem Jahrzehnt spielen fundamentale Kennzahlen an den
                  Aktienmärkten immer weniger eine Rolle. Diese Tendenz hat sich 2020
                  beschleunigt, auch wenn sich diese Bewertungslücke im vierten Quartal wieder
                  etwas geschlossen hat. Zwar rechtfertigen niedrigere Zinsen eine höhere
                  Bewertung zukünftiger Cashflows auf Grund des geringeren Diskontierungs-
                  zinssatzes. Dennoch zeigten wachstumsstärkere Titel zuletzt Bewertungen wie zu
                  Zeiten des Neuen Marktes. IPOs gehen mit einem Vielfachen des Jahresumsatzes
                  an die Börse, ohne entsprechende Gewinne vorweisen zu können. Der
                  Elektroautobauer Tesla ist an der Börse mittlerweile mit dem 30-fachen seines
                  Umsatzes bewertet und damit so viel wert wie quasi alle anderen Automobil-
                  hersteller zusammen. Es mag eine gute Firma sein, aber die Euphorie und die
                  Überteuerung sind nicht mit unseren Prinzipien des Value-Investing vereinbar.
                  Wir wollen lieber wunderbare Firmen zu fairen Preisen kaufen als Mondpreise zu
                  bezahlen.
                  Die Entwicklung zeigt einerseits, wie sehr Angst und Gier Aktienmärkte treiben,
                  und andererseits, wie wenig Ratio und Geduld eine Rolle spielen. Diese Mischung
                  erhöht die Anfälligkeit für Enttäuschungen und damit für Rückschläge. Sie zeigt
                  aber auch, dass private Anleger weniger den fundamentalen Wert eines
                  Investments durchschauen und oft Hypes hinterherlaufen.

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                  Jahresrückblick 2020
                  Wie hat sich der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen in
                  diesem Umfeld entwickelt?
                  Unser primäres Ziel im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ist die Vermeidung
                  des permanenten Kapitalverlustes bei langfristigem Erhalt und Zuwachs des
                  Vermögens. Konkret heißt das, dass wir eine aktienmarktähnliche Rendite bei
                  deutlich geringeren Schwankungen anpeilen. Im Vergleich zum DAX ist uns hier in
                  diesem Jahr fast eine Punktlandung gelungen.
                  Vor dem Hintergrund des euphorischen, dabei aber nicht immer rationalen
                  Marktumfeldes haben wir das Fondsportfolio konsequent auf Qualitäts-
                  unternehmen mit einem stabilen Geschäftsmodell und strukturellen Wett-
                  bewerbsvorteilen ausgerichtet. Unser Fokus liegt dabei in erster Linie auf
                  Unternehmen, welche die Krise stabil überdauern oder sogar gestärkt aus ihr
                  hervorgehen werden. Deshalb haben wir in diesem Jahr den Anteil an „Modern
                  Value“-Unternehmen weiter ausgebaut.

                  Solche „Modern Value“-Unternehmen verfügen durch ihren Wettbewerbsvorteil
                  über einen wirtschaftlichen „Burggraben“ (engl. Moat), der für Preis-
                  setzungsmacht sorgt und es ihnen ermöglicht, höhere Kosten an Kunden
                  weiterzugeben. Daher sind sie dann auch weniger anfällig für Inflation. Auch sind
                  sie deutlich besser durch die Krise gekommen. Solche Qualitätsmerkmale findet
                  man meist bei größeren Firmen.

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                  Jahresrückblick 2020

                  Quelle: Axxion S.A., eigene Darstellung, *Composite Performance unter Berücksichtigung der Aktien,
                  Absicherung, Kasse, Anleihen, Edelmetalle und Sonstiges Stand: 30.12.2020
                  Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen

                  Im Jahr 2020 haben die „Modern Value“-Unternehmen im Portfolio signifikant
                  zur Performance des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen beigetragen, wie aus
                  der Graphik ersichtlich ist. secunet Security Networks (2,30%), Amazon (2,16%)
                  und Gruppo MutuiOnline (1,49%) haben 2020 den größten positiven Wertbeitrag
                  zur Wertentwicklung geleistet. secunet ist zum 31. Dezember auch die größte
                  Portfolioposition des Fonds mit 6,18%. Das Unternehmen gehört zu den
                  Gewinnern der Digitalisierung der Öffentlichen Verwaltung. Corona wirkt hier wie
                  ein Katalysator, aber auch ohne die Pandemie ist das Potenzial gewaltig. Das
                  chinesische Pendant zu Amazon Alibaba haben wir zum Jahresende stark
                  reduziert, weil nach dem geplatzten Börsengang der Tochter Ant Financial unklar
                  ist, welchen Einfluss die chinesischen Behörden künftig auf das Geschäftsmodell
                  haben werden.
                  Wir haben im vergangenen Jahr unsere Watchlist stark erweitert und neue
                  Positionen aufgebaut. Einige dieser Titel haben wir seit Jahren beobachtet. Dazu
                  zählen Addtech, Essilor Luxottica, Oracle, Roche, Recordati, Grenke oder ABInBev,
                  wenn auch teilweise erst einmal mit kleineren Positionen. Rücksetzer wie bei den
                  beiden letztgenannten ermöglichen uns Einstiegschancen zu der von uns
                  geforderten Sicherheitsmarge, auf die wir teilweise seit Jahren gewartet haben.

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                  Jahresrückblick 2020
                  Neben den „Modern Value“-Unternehmen halten wir im Portfolio des Frankfurter
                  Aktienfonds für Stiftungen Aktien, die nach den Kriterien des klassischen
                  „Graham“-Value“ ausgewählt wurden. Hier liegt der Fokus vor allem auf dem
                  Realwert der Unternehmen. Solche Unternehmen sind besonders im zyklischen
                  Bereich zu finden. Die Liquiditätsschwemme, die an den Kapitalmärkten seit der
                  Finanzkrise von 2008 zu verzeichnen ist und die sich im Zuge der Corona-
                  pandemie noch einmal verstärkt und verfestigt hat, hat dazu geführt, dass
                  Investoren auf der Suche nach Rendite weniger auf die Realwerte eines
                  Unternehmens achten. Klassische Graham-Value-Werte wie der Flugzeug-
                  abfertiger John Menzies, der Betreiber von Sozialwohnungen und- dienst-
                  leistungen Mears oder der Telekomanbieter Freenet waren hingegen weniger
                  gefragt. John Menzies und Mears zählen mit dem Handelskonzern Metro zu den
                  Aktien mit dem größten negativen Performancebeitrag im Jahr 2020.

                  Quelle: Axxion S.A., eigene Darstellung Stand: 30.12.2020
                  Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen

                  Die Aktien aus diesem klassischen Value-Bereich haben wir überprüft und
                  hinsichtlich ihrer zukünftigen Perspektiven neu analysiert. Einige von ihnen, wie
                  Mears, Menzies oder Freenet, haben so niedrige Bewertungen, dass ein Verkauf
                  auf diesem Niveau uns bisher nicht sinnvoll erschien. Hier liegt sicherlich auch
                  das größte Aufholpotential des Fonds. Insbesondere kleinere Werte, die bis dato
                  extrem gelitten hatten, wurden im vierten Quartal mit einer Hoffnung auf ein
                  Anziehen der Konjunktur wiederentdeckt. Wir haben in diese Erholungsphase
                  Titel abgebaut oder reduziert, wenn das erreichte Kursniveau das zuließ.

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                  Jahresrückblick 2020
                  Dazu gehören u.a. Metro, Hornbach, oder Hargreaves, aber auch zyklischere
                  Aktien wie Sixt oder Bertrand.

                  Die Steuerung der Aktienquote
                  Während es uns durch die aktive Steuerung der Aktienquote bis Mitte März
                  gelungen war, die Rücksetzer deutlich zu reduzieren, kostete diese Strategie
                  naturgemäß mit der abrupten, unerwarteten Erholung der Märkte ab Mitte März
                  Performance. Auch im weiteren Verlauf des Jahres ergab sich durch
                  Absicherungen ein leichter negativer Beitrag. Allerdings ist die Absicherung Teil
                  des Konzeptes, dass primär darauf ausgerichtet ist, niedrigere Schwankungen als
                  der Gesamtmarkt zu erzielen. Wir haben dies zwar erreicht. Dennoch sind wir mit
                  den Ergebnissen der letzten drei Jahre nicht zufrieden. Die Schwächephase von
                  Value und die Verwerfungen, die durch Angst und Gier ausgelöst werden, stellen
                  für unseren Ansatz Opportunitäten dar, die wir nicht ausreichend genutzt haben.
                  Mit seinem über verschiedene Value-Stile diversifizierten Portfolio konnte der
                  Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen 2020 eine Wertentwicklung von 0,66 %
                  erzielen, seit Auflegung 169,27%. Gleichzeitig lagen die Volatilität und die
                  MaxDrawdowns im Vergleich zum DAX und zu europäischen Nebenwerten (MSCI
                  European Smaller Companies) deutlich niedriger, was im Einklang mit unseren
                  Anlagezielen steht. Insbesondere über die letzten 9 Monate zeigt sich die Stärke
                  des Konzeptes mit einer stabilen und schwankungsarmen Wertentwicklung von
                  in den letzten drei Monaten 7,51 % und in den letzten sechs 15,57 %.

                  Was bleibt als Fazit?
                  Im neuen Jahr erwarten wir aufgrund der akkommodierenden Politik der
                  Zentralbanken ein grundsätzlich positives Umfeld für Aktien, da für Anleger
                  weiterhin TINA, there is no alternative, gilt. Die hohen Bewertungen an den
                  Aktienmärkten, in Verbindung mit den kurzfristig unklaren konjunkturellen
                  Perspektiven, können aber immer wieder zu Rücksetzern führen. Wir werden
                  deshalb auch weiterhin unser Hauptaugenmerk auf die Qualität der
                  Unternehmen legen und die Aktienquote aktiv steuern. Mit unseren Positionen
                  im Modern Value-Segment sind wir sehr gut aufgestellt. Gleichzeitig bieten
                  unsere Graham-Value-Positionen einen Performancehebel, wenn sich die Märkte
                  wieder stärker auf die Realwerte der Unternehmen konzentrieren. Damit verfügt
                  der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen in jedem Börsenwetter über das
                  passende Rüstzeug.

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