JOURNAL 19 HERBST 2019 - Naturstiftung David
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JOURNAL 19 H ER BST 2019 Fertig: Hängeseilbrücke Mit Spannkraft über das Bärental ..............Seite 4 Schwierig: Trockenheit Vom Umgang mit dem Buchensterben...... Seite 10 Eigenartig: Hirschkäfer Wie dem Käfer geholfen wird .................. Seite 12 Nachhaltig: Elektromobile Mit Schubkraft sauber unterwegs .......Seite 24 Wiehe Ausflugsziel.............................. S. 26 Herausgegeben von der Naturstiftung David und dem Verein „Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft“
ZU DI E SE M H E FT Liebe Anwohnerinnen, liebe Anwohner, lieb Gäste, liebe Leserin, lieber Leser, jetzt ist sie da, die verbindende Attraktion: Nach intensiver Planung und kurzer Bau- zeit spannt sich eine Hängeseilbrücke über das Bärental – und lockt schon seit den ersten Wochen deutlich mehr Besu- cher in die Hohe Schrecke. Verbindend ist dieses neue touristische Element, weil es sich einpasst in die Landschaft, weil es ein Bindeglied ist in der Kette der „Thüringer Urwaldperlen“ und natürlich weil es eine Brücke schlägt zwischen Naturerleben und Regionalentwicklung. Wie es dazu kam, welche Spannungen und Hängepartien es gab und warum am Ende dank Schweizer Präzision und beharrlicher Bürgerbeteili- gung der Brückenschlag durchaus gelun- gen erscheint – davon erzählt Ihnen dieses neue Journal. Gesprochen werden muss nach diesem zweiten trockenen Sommer in Folge auch von den Auswirkungen, die das Buchensterben in der Hohen Schrecke hat. Und natürlich informieren wir Sie wie gewohnt über alles Neue im Naturschutz- großprojekt und der Region. Viel Freude beim Lesen wünschen Ihnen der Verein „Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft“ und die Naturstiftung David 2 Hohe Schrecke Journal | Nr. 19
Grußwort Die Hohe Schrecke – das ist alter Laubwald am Nordrand des Thüringer Beckens zwi- schen Thüringen und Sachsen-Anhalt. In den knapp 7.400 Hektar – davon circa 800 in Sachsen-Anhalt – umfassenden Laubwäl- dern auf dem Höhenzug sind zahlreiche sel- tene Tiere und Pflanzen beheimatet. Auf circa 2.000 der 6.500 Hektar Wald auf Thü- In einer Zeit intensiv geführter öffentlicher ringer Gebiet soll sich wieder Urwald entwi- Diskussionen über die Klimakrise und den ckeln können. Umwelt- und Naturschutz kann das Natur- Kommunen, Naturschützerinnen und Na- schutzgroßprojekt der Naturstiftung David turschützer, Waldbesitzende und der Touris- ein Vorbild für weitere Vorhaben sein. Natur- mus haben hier seit über einer Dekade bun- schutz ist in der Hohen Schrecke ein entschei- desweit ein Zeichen für das Miteinander dender Bestandteil der Regionalentwicklung von Naturschutz, Klimaschutz, Tourismus geworden. Die Partizipation der Landnutzen- und nachhaltige Regionalentwicklung ge- den, der Kommunen und ihrer Einwohnerin- setzt. Die Naturstiftung David trägt dabei als nen und Einwohner wurde zu einem Grund- Projektträger für das Naturschutzgroßpro- prinzip erhoben. Das Ringen um die jeweils jekt eine besondere Verantwortung und ko- beste Lösung war von Anbeginn fester Be- ordiniert die mit den Projektpartnern abge- standteil des Projektmanagements. Das schuf stimmten Maßnahmen. Akzeptanz für das Vorhaben. Von Anbeginn ging es darum, den alten Ich freue mich auf eine weitere länderü- Wald zu sichern und zugleich den Kommu bergreifende Zusammenarbeit im Interesse nen und Landnutzenden Chancen für eine der Regionen. Ich wünsche der Naturstif- nachhaltige Regionalentwicklung einzuräu- tung David und dem Hohe-Schrecke-Verein men. So gelang es, die Region rund um das weiterhin viel Erfolg bei ihren Projekten in ehemalige Sperr- und Militärgebiet wieder und um den „Alten Wald“. für die Bevölkerung als attraktiven Natur- raum und touristisch genutzten Lebensraum Prof. Claudia Dalbert zu gestalten. Die Hohe Schrecke versinnbild- Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft licht ein Stück gelebter deutscher Geschichte. und Energie des Landes Sachsen-Anhalt Rund um einen für den Kalten Krieg genutz ten Militärstandort ist heute eine Modellre gion für eine nachhaltige Entwicklung ent- standen. Die Menschen vor Ort können ge- meinsam mit dem Hohe-Schrecke-Verein und der Naturstiftung David mit Stolz auf ihr Na- turschutzgroßprojekt schauen. Foto: Thomas Stephan Hohe Schrecke Journal | Nr. 19 3
A KTU E LLE S Schweben über dem Talgrund Nur etwa drei Jahre hat es gedauert von der Idee bis zur Fertigstellung der neuen Hängeseil- brücke. Die ersten Wochen nach der Eröffnung Anfang Oktober zeigen, dass die Region von dem in Natur, Landschaft und Wegenetz eingepassten Bauwerk profitieren kann. Wer auf der Brücke steht, spürt die sanf- büro IPU aus Erfurt wiederum kümmerte dem gab es den Wunsch nach einer sol- ten Bewegungen. 25 Meter hoch über sich um die Gesamtkoordination sowie chen Brücke auch in der Hohen Schrecke. dem Bärental bei Braunsroda wiegt sich um Zuwegung, Ausschilderung und Park- die Brücke auf 180 Metern im Wind nach plätze. Trotz der vielen Akteure dauerte Small is beautiful links und rechts. Die Besucher, die zur der eigentliche Bau der Brücke nur etwa Es folgte ein längerer Planungsprozess. feierlichen Eröffnung am 1. Okober ge- drei Monate. Philipp Tschenett war wäh- Zuerst suchte das Planungsbüro IPU im kommen sind, müssen ihre Smartphones rend dieser Zeit verantwortlich dafür, Auftrag des Schrecke-Vereins nach geeig- sicherheitshalber einstecken, weil es so dass alles pünktlich fertig wird. Tschenett neten Standorten. Das war gar nicht so wackelig ist. Der feste Stand auf der Brü- ist Geschäftsführer der Crestageo AG, ei- einfach – denn richtig tiefe Täler gibt es cke ist wichtiger als ein Erinnerungsfoto ner Schweizer Firma, die mit dem Bau in der Hohen Schrecke kaum. Schnell kris- – man hält sich am besten mit beiden der Brücke beauftragt war. „Bauverzöge- tallisierte sich das Bärental als optimaler Händen an dem Geländer der Brücke fest. rungen waren für uns nie ein Thema“, Standort heraus. Hier ließ sich eine Brü- Doch die Brücke bewegt sich nicht nur sagt Tschenett. „Wir in der Schweiz sind cke am besten in das Wanderwegenetz in- wegen des Windes, sondern wegen der immer pünktlich, das kennen wir nicht tegrieren. Gleichzeitig liegt das Tal nahe vielen Menschen, die auf ihr laufen. Prob- anders“, fügt er hinzu und lächelt. Kein genug an öffentlichen Straßen und außer- lematisch ist die Last allerdings nicht. 270 Wunder, denn die Firma aus dem schwei- halb des Naturschutzgebietes. Am Anfang Kilogramm pro Quadratmeter trägt der zerischen Chur hat sich auf den Brücken- stand die Idee einer sehr großen Brücke 85 Zentimeter breite Holzboden durch bau spezialisiert. Ursprünglich war das über das Bärental. Verein und Kyffhäu- die massive Konstruktion, also etwa drei Kerngeschäft der Firma die Sicherung serkreis holten Hans Pfaffen, den Planer bis vier Personen pro Quadratmeter. der Berge vor Naturgefahren. Im Schwei- der Geierlay-Brücke, nach Braunsroda. Mit zer Gebirge setzten sie Anker und deckten ihm und seinen Erfahrungen, so war man Viele Beteiligte Felswände ab, um vor Lawinen und Stein- sich sicher, würde die Brückenidee schnell Die Hängeseilbrücke ist ein Projekt des schlägen zu schützen. Doch seit einigen verwirklicht werden können. Doch die Hohe-Schrecke-Vereins. Umgesetzt wurde Jahren bauen sie nun vor allem Brücken, Kommunikation hakte am Anfang etwas. es mit vielen Partnern. Allen voran dem zwei davon stehen bereits in Deutschland. Statt wie erwartet schnell die Ärmel hoch- Kyffhäuserkreis, der im Auftrag des Ver- Die eine führt in Inzigkofen in Baden- zukrempeln und eine Brücke zu planen, eins für Ausschreibung, Vergabe und Bau- Württemberg über die Donau. Die andere nahm der charmante Schweizer Bau- überwachung zuständig war. Die Natur- wurde in Mörsdorf im Hunsrück gebaut. künstler zur Verwunderung vieler zuerst stiftung David stellte die Grundstücke zur Das dortige Bauwerk war auch das Vorbild einmal Witterung in der Landschaft auf. Verfügung und übernahm die natur- für die Bärental-Brücke. Im Frühjahr 2017 Ihm ging es darum, ein Gespür für das schutzfachliche Begleitung. hatten der Hohe-Schrecke-Verein und die Gebiet und seine Besonderheit zu bekom- Das Planungs- Landrätin des Kyffhäuserkreises die Gei- men und daraus dann eine konkrete Pla- erlay-Brücke im Hunsrück besucht. Seit- nungsidee zu entwickeln. In dieser Idee 4 Hohe Schrecke Journal | Nr. 19
vereinte er dann Schwung und Schwin- tung sowie eine ökologische Bauüberwa- gung. Pfaffen wies darauf hin, dass das chung. zu überspannende Tal zu klein für eine sehr lange Brücke sei. Er schlug stattdes- Schweizer Präzisionsarbeit sen den Bau dreier kleiner Brücken rund Nach dem Planungsvorlauf konnte Mitte um das Bärental vor – einen Brückenpfad. Juni mit dem eigentlichen Bau der Brü- Das wäre jedoch sehr teuer geworden – cke begonnen werden. Fünf Mitarbei- und auch ein zu starker Eingriff in den Na- ter von Philipp Tschenett waren seitdem Einbringen der Zeitkapsel ins Brückenfundament turraum. Deshalb blieb es bei einer (klei- auf der Baustelle im Einsatz. Fachlich war neren) Brücke – durchdacht bis ins Detail. der Bau der Brücke kein Problem. „Das ist So ist der Bodenbelag aus wetterbeständi- für uns wie Lego spielen“, sagt Tschenett gen Lärchenbohlen angelegt – und nicht, verschmitzt. „Man setzt nur Teile zusam- wie auch denkbar, aus metallischen Gitter- men“. Etwas mehr steckt dann aber doch rosten. Das Holz hat unter anderem den dahinter: Zuerst wurden große Stahlzy- Vorteil, dass auch Hunde gut über die Brü- linder in den Sandstein getrieben, die so- cke geführt werden können. genannten Bodenanker. Jeweils sechs am westlichen und sechs am östlichen Rand Herausforderung Naturschutz der Brücke. Jeder Anker war 15 Meter lang. Der Brückenstandort liegt zwar nicht im Danach wurden die Betonfundamente Naturschutzgebiet Hohe Schrecke – die gegossen. Bei einer kleinen Feierstunde Flächen wurden der Naturstiftung David mit Landrätin Antje Hochwind-Schnei- aber als „Nationales Naturerbe“ von der der ist dabei am 12. August auch eine Bundesrepublik Deutschland zum Zweck Zeitkapsel mit einer aktuellen Tageszei- des Naturschutzes übertragen. Die Stif- tung und verschiedenen Planungsunter- tung konnte die Flächen für den Brücken- lagen einbetoniert. Anschließend konn- bau deshalb nur mit Erlaubnis des Bun- ten die ersten Sicherungsseile gespannt desumweltministeriums zur Verfügung werden. Die tragenden Seile sind präzise stellen. Diese Zusage gab es erst, als die auf Länge geschnitten. Nur ein Millime- Naturstiftung eine größere Ausgleichsflä- ter Unterschied hätte sofort Auswirkun- che für das Nationale Naturerbe in der gen auf die Stabilität. Planer Hans Pfaffen Hohen Schrecke zur Verfügung gestellt hatte sich bei der Berechnung der Statik hat. Auch die Naturschutz- und Forstbe- bewusst dafür entschieden, den maxima- hörde hatte die Planungen genau geprüft. len Durchhang auf fünf Meter zu begren- Das Forstamt verfügte eine Ersatzpflan- zen. Nimmt der Durchhang der Brücke zung für die Bäume, die den Brücken- zu, verringert sich gleichzeitig die Höhe fundamenten weichen mussten. Und das über Grund. Im Bärental hatte man sich Naturschutzamt forderte unter anderem für die Höhe entschieden – entsprechend eine möglichst kleine Baustelleneinrich- straff mussten die Seile gespannt werden. Foto: Stefan Schwill (Panorama), Philipp Einicke, IPU GmbH (1) Hohe Schrecke Journal | Nr. 19 5
mussten 30 meist junge Bäume gefällt werden. Kurz vor der Eröffnung mussten Kritik an der Brücke auf der Braunsrodaer Seite noch zahlrei- Über eintausend Unterschriften che abgestorbene Lärchen eingeschlagen gegen „ökologischen Massentouris- werden: „Diese Fällungen haben nichts mus“ in der Hohen Schrecke waren mit dem Brückenbau zu tun – die Bäume im Herbst 2018 gesammelt worden. hätten aufgrund ihrer Schäden ohne- Viele Menschen sahen die Planung hin entnommen werden müssen“, so die der Hängeseilbrücke kritisch. Das lag Försterin im Naturschutzgroßprojekt. vor allem auch an Gerüchten über Größe und Erschließung der Brücke. Kosten im Plan Eine Bürgerversammlung und Bau- Steigende Kosten werden bei fast jeder stellen-Exkursionen machten den Baumaßnahme kritisiert. Doch die Hänge Planungsprozess transparent. Inzwi- seilbrücke ist nicht nur in Rekordzeit um- schen hat sich die Stimmung deut- gesetzt worden – auch die Kosten blei- lich gewandelt. Viele Einwohner ben am Ende genau im vorhergesagten freuen sich über den neuen Attrak- Baufortschritt Mitte August Rahmen. 1,1 Millionen Euro hat der Bau tionspunkt. Dennoch gibt es auch insgesamt gekostet – inklusive Planung, weiterhin einige kritische Stimmen. Alles unter Kontrolle Genehmigung, Zuwegung, Baustellenein- Manche meinen, dass das Geld für Die Baustelleneinrichtung beschränkte richtung und Ersatzmaßnahmen für den die Brücke besser für das Anpflan- sich auf eine sehr kleine abgezirkelte Flä- Eingriff in die Natur. Etwa 1 Million ka- zen von Bäumen hätte genutzt wer- che. Für das östliche Brückenfundament men aus einem mit EU-Mitteln kofinan- den sollen. Andere verweisen darauf, musste keine gesonderte Baufläche einge- zierten Förderprogramm des Thüringer dass vor allem rund um Braunsroda richtet werden – die Versorgung erfolgte Umweltministeriums. Die landeseigene Wege zugeparkt werden und der von der westlichen Talseite aus mit einer Stiftung Naturschutz Thüringen gab kleine Ort mit den vielen Besuchern Seilbahn. Für die Schweizer Baufirma 50.000 Euro dazu und jeweils 25.000 Euro überfordert sei. Für den Hohe-Schre- war das alles kein Problem – man ist ge- haben der Hohe-Schrecke-Verein sowie cke-Verein ist jedoch klar: Die Inves- wohnt, mit sehr wenig Platz zu bauen. der Kyffhäuserkreis eingebracht. tition wird dazu dienen, die Regio- Die Baustraße wurde auf einem Fließ an- nalentwicklung zu fördern. Und für gelegt, so dass sie noch vor Eröffnung der Die Zweifler überzeugen den Ort Braunsroda werden schritt- Brücke wieder beseitigt werden konnte. Für die Bauleute der Crestageo AG aus weise Verbesserungen umgesetzt. Gerlinde Straka von der Naturstiftung der Schweiz wurde Braunsroda in die- David war während der Bauphase fast je- sem Sommer zu ihrem zweiten Zuhause. den Tag auf der Baustelle. Probleme gab Im Ort haben sie sich wohlgefühlt, er- Samstag, als sie die Baustelle verlassen es kaum. Als auf der Ostseite eine Rubi- zählt Geschäftsführer Tschenett. Doch hatten“. Material und verschiedene Werk- nie für den Brückenbau gefällt werden auf der Baustelle wurde ihnen anfänglich zeuge wurden gestohlen, Geräte mutwil- mussten, ließ die Stiftungsmitarbeiterin ein anderes Bild vermittelt. „Meine Firma lig zerstört. Philipp Tschenett kann nach- vorher noch einmal untersuchen, ob sich hatte in den ersten Wochen Probleme mit vollziehen, dass einigen Menschen so ein hier nicht zufällig gerade ein Fledermaus- Vandalismus und Diebstahl“, sagt Phi- Eingriff in die Natur nicht passt. „Wenn Quartier befindet. „Rückblickend lässt lipp Tschenett. „Wenn meine Kollegen eine Region wie hier aber eigentlich vom sich sagen, dass es gelungen ist, beim am Montagmorgen gekommen sind, sah Tourismus abgelegen ist und wenn man Bau der Brücke die Eingriffe auf das ab- es manchmal nicht mehr so aus wie am was bauen kann, um den Tourismus an- solut notwendige Maß zu beschränken“, zukurbeln, profitiert doch die ganze Re- so Gerlinde Straka. Für den Brückenbau gion“. So ähnlich sieht das auch Dagmar Dittmer als Vorsitzende des Hohe-Schre- cke-Vereins. „Wir haben eine Attraktion Wie komme ich zur Brücke? gesucht in der Hohen Schrecke. Nur ein- Mit der Bahn (nur Sa/So): Haltepunkt Reinsdorf fach durch den Wald zu laufen, ist zu ge- b. Artern. Der Landstraße in Richtung Ort folgen. wöhnlich, dafür kommen die Besucher In den ersten Weg rechts einbiegen. Nächsten nicht zu uns. Mit der Brücke wollen wir Weg (nach ca. 100 Metern) links in die Riedgasse. Menschen anlocken, die sich dann bei uns Foto: Joao Paolo da Cruz, CRESTAGEO AG Dann über die Hauptstraße in die Ortsmitte und erholen“, sagt sie. Dabei soll die neue Brü- vor dort die Bergstraße zur Bundesstraße. Diese cke zwar ein Highlight werden, sich aber Herausgeber: Hohe Schreck e– Alter Wald mit Zukunft e.V., Heidelbergstraße 1, 06577 Braunsroda überqueren und der Ausschilderung zur Hänge- Titelfoto: Matthias Bohnm Gestaltung und Landka ag, IPU GmbH rten: arnolddesign.de einpassen in ein Netz attraktiver Wander- seilbrücke durch die abwechslungsreiche Kultur- wege. „Im Grunde ist das Bauwerk eine Kartengrundlage Wander karte: © GeoBasisDE/TL Foto: Philipp Einicke, IPU GmbH VermGeo 2016 Anfahrt: Autobahn A71 landschaft folgen: 4 km. Richtung Braunsroda Parkplatz: Wanderparkp Abfahrt 3 Heldrungen, Der Bau der Brücke wird Ministeriums für Umwelt päischen Landwirtschaft durch die finanzielle Unterst , Energie und Umweltschutz ützung des Thüringer (TMUEN), des Euro- Mischung aus Brücke, Aussichtsturm und latz Braunsroda, sfonds für die Entwicklung Mit dem Auto: A 71, Abfahrt Heldrungen. Wan- ab Ortseingang ausgeschildert Bus/Bahn: Zug bis Bahnho f Heldrungen, (ELER) und der Stiftung Hier investieren Europa Naturschutz Thüringen und der Freistaat Thüring des ländlichen Raums ermöglicht. Baumkronenpfad“, fasst die Vereinsvor- Bus bis Haltestelle Brauns derparkplatz Braunsroda. Vom Parkplatz aus der sitzende die Idee der Hängeseilbrücke zu- roda en in die ländlichen Gebiete . Die Hängeseilbrücke ist Ausschilderung Hängeseilbrücke bzw. dem En- Wanderziel ab Braunsroda seit der Eröffnung im Oktobe und Reinsdorf mit grünen „Zur Hängeseilbrücke“ ausgesc r 2019 als Wegweisern Hängeseilbrücke sammen. Es sei zum einen ein Ausflugs- Bärental hildert. Der direkte Hin- zianwiesenweg folgen. weg je Startpunkt beträgt insgesamt ca. 6 km. Eine und Beschilderung ab Gehofe n ist vorgesehen. und Rück- Wegeführung Gefördert durch ziel von Braunsroda, Reinsdorf, Gehofen Unterstützt Siehe: https://tourismus.hohe-schrecke.de oder Oberheldrungen, zugleich aber auch die Stiftung Naturschutz durch den Thüringen Kyffhäuserkreis Wege in die Wildnis Teil des Wegeverlaufes des Thüringer Ur- ier. 100% Recyclingpap Gedruckt auf 6 Hohe Schrecke Journal | Nr. 19
Impressionen von der feierlichen Eröffnung Anfang Oktober waldpfads in der Hohen Schrecke. Wie Die ersten Wochen Aus dem Brückenbuch am Rand der Eröffnung zu hören war, Sehr schnell hat sich die Hängeseil- „Sehr schöner Wanderweg zur Brücke sollen diese Argumente und vor allem die brücke zu einem Tourismus-Magnet und eine tolle Brücke mit herrlicher konkrete Ansicht des Bauwerks inzwi- entwickelt. Und das, obwohl die Brü- Aussicht.“ schen die Stimmung auch bei vielen Kri- cke mit einem rund drei Kilometer Gabi, Ulli, Wilfried, Christine tikern zum besseren gewandelt haben. langen Fußmarsch erwandert werden muss und nicht direkt mit dem Auto „Zum Tag der deutschen Einheit sind Physik am Karabinerhaken angefahren werden kann. Mit einem wir ‚schwankend‘ und freudig über Bei der Eröffnung am 1. Oktober konn- so hohen Andrang hatte der Hohe- diese schöne Brücke gelaufen. Ein schö ten die rund 100 Gäste Zeuge werden Schrecke-Verein nicht gerechnet. Des- nes Wanderziel ist hier entstanden.“ von gleich mehreren Überraschungs- halb gab es in den ersten Tagen Prob- Heimatverein Olbersleben effekten. Den ersten brachte Architekt leme mit überfüllten Parkplätzen und Hans Pfaffen aufs Trapez: Er kündigte fehlenden sanitären Einrichtungen. „Grandioses Naturerlebnis in diesem an, Supersprinter Usain Bolt auf die Brü- Hierauf wurde – nicht zuletzt auch wunderschönen ursprünglichen Wald! cke zu holen. Dessen Management habe Dank der Stadt An der Schmücke – Wir kommen bestimmt bald wieder!“ schon zugestimmt, so Pfaffens standfeste schnell reagiert. Der Parkplatz konnte Susanne und Hella Antwort auf mehrmaliges, ungläubiges erweitert und mobile Toiletten aufge- Nachfragen. Deutlich handfester war die stellt werden. Weitere Verbesserun- „Extra aus Leipzig angereist, beglück- Lektion, die David Baselgia, stellvertre- gen sind in Planung. So sollen spätes- wünschen wir Sie zu dieser schönen tender Crestageo-Geschäftsführer, in Sa- tens zum Beginn der Wandersaison Brücke. Wir freuen uns schon auf chen Brückenstatik abhielt: Er bat die 2020 an der Brücke auch Bänke und den im nächsten Jahr begehbaren Ur- anwesende Umweltministerin Anja Sie- eine Infotafel stehen. waldpfad und begeben uns jetzt ganz gesmund und eine Schülerin aus der Re- in Familie auf die ‚Wackelbrücke‘.“ gion, ein Drahtseil so zu halten, dass es Roland, Karin, Andé, Annika, Julian ungefähr im gleichen Bogen wie bei der straff gespannnten Seils aufgenommen und David Brücke durchhängt. Sozusagen ein Mo- werden müssen. Unter großem Lachen dell der Hängeseilkonstruktion auf fünf und mit viel guter Laune waren sich alle „Eine super Idee, diese Brücke! Metern Länge. Dann hängte er an einem an diesem Tag einig: Diese Hängeseilbrü- Wir sind begeistert und haben schon Karabiner einen Rucksack an das Seil cke wird ein ganz besonderes Eingangs- Bilder gemacht und verschickt.“ – im maßstäblichen Verhältnis war die- tor zu einem ganz besonderen Walder- Fam. Jung ser ungefähr so schwer wie die Brücke lebnis. Und das „Brückenbuch“ – eine Art mit ihren Besuchern. Die beide Frauen Gipfelbuch für alle, die den schwanken- hatten ordentlich zu tun, um den Bogen den Gang schwebend überm Talgrund Fotos: Melanie Kleinod (1), Fabian Brenner (1), Stephan Arnold (1) gespannt zu halten: Ein experimentel- gut absolviert haben – wird wohl von vie- ler Nachweis für die ungeheuer großen len Erlebnissen auf diesem sehr besonde- Kräfte, die durch die Konstruktion des ren Pfad erzählen. Projekt Hängeseilbrücke Projektträger und Projektpartner: Projektplanung: Projektrealisierung: Projektfinanzierung: Eigentümer: Hohe Schrecke Journal | Nr. 19 7
A KTU E L L E S Neue Wildnisgebiete in der Hohen Schrecke Weil das Land neue Wildnisflächen ausweisen wollte, wird zukünftig auf weiteren 220 Hektar Waldflächen in der Hohen Schrecke dauerhaft die Säge ruhen. Das entspricht den Zielen des Naturschutzgroßprojektes – trotzdem hatte die Naturstiftung David einige Bedenken. Zentrale Bereiche der Hohen Schrecke ge- Garnbach und östlich der Straße Wiehe – Planungsprozess in den Jahren 2009 bis hörten zum früheren Militärübungsplatz Lossa konnte die LEG weiterhin forstwirt- 2012. Damals war die Stiftung unter an- „Lossa“ der Sowjetischen Streitkräfte. schaftlich nutzen. derem mit dem Vorschlag ins Rennen ge- Nach der Wiedervereinigung übernahm gangen, die alten Wälder oberhalb Garn- zuerst die Bundesrepublik die Militärflä- Neue Strategie des Landes bachs aus der Nutzung zu nehmen. Die che, später wurde der Flächenteil in Thü- Im Jahr 2014 hat die Landesregierung in Region war nicht gegen Waldwildnis – ringen an das Land übertragen. Dieses ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, thü- aber gegen ungenutzte Wälder direkt vor verwaltete die ehemalige Militärfläche ringenweit fünf Prozent der Waldflächen der Haustür. Die Stiftung nahm deshalb in einem von der Landesentwicklungs- aus der forstwirtschaftlichen Nutzung vom ursprünglichen Plan Abstand. Soll- gesellschaft (LEG) betreuten Sonderver- zu nehmen. Lange wurde diskutiert, wel- ten die Wälder nun doch aus der Nutzung mögen. Aus dem Sondervermögen her- che Gebiete dauerhaft der Natur überlas- genommen werden – so die Befürchtung aus wurden 2007 und 2013 Teilflächen sen werden sollen. Auch die 460 Hektar von Adrian Johst – würden der Stiftung an Privatpersonen verkauft. Als das Na- nutzbare Waldfläche in der Hohen Schre- möglicherweise Taschenspielertricks un- turschutzgroßprojekt im Jahr 2013 in die cke wurden dafür vorgeschlagen. Für die terstellt. Die Stiftung bat deshalb das Umsetzungsphase startete, war eine För- Naturstiftung David als Träger des Na- Land, nur einen Teil der 460 Hektar für derbedingung des Bundesumweltminis- turschutzgroßprojektes ein kleines Di- die landesweite Wildnis-Kulisse vorzuse- teriums, dass ab sofort keine Flächen in lemma: „Natürlich haben wir uns einer- hen. der Hohen Schrecke mehr an Privatper- seits gefreut, dass in der Hohen Schrecke sonen veräußert werden. Zuvor hatte der in weiteren Waldbereichen dauerhaft die Schwierige Verhandlungen Freistaat Thüringen sich bereits selbst Säge ruhen soll. Aber es waren hierbei Für zusätzliche Wildnisflächen in der Ho- verpflichtet, zentrale Flächen des Sonder- auch Flächen vorgesehen, die wir gemein- hen Schrecke waren fortan 220 Hektar vermögens nicht mehr forstlich zu nut- sam mit den Kommunen beim Start des vorgemerkt – ohne diese näher zu loka- zen. Lediglich Restflächen im Umfang Naturschutzgroßprojekts ausgeschlossen lisieren. Im Herbst 2018 musste es dann von 460 Hektar nordwestlich der We- haben“, so Adrian Johst von der Stiftung. plötzlich ganz schnell gehen. Und es gab gekreuzung Wetzelshain, nördlich von Der Geschäftsführer verweist auf den eine neue Herausforderung: Das Thürin- Landkarte: Stephan Arnold. Kartengrundlage: GeoBasisDE / TLVermGeo 2016 8 Hohe Schrecke Journal | Nr. 19
ger Wirtschaftsministerium benötigte für promiss gefunden. Einerseits gab es am wie beim Rabenswaldweg oder bei der zwei Infrastrukturprojekte im Thüringer Ende mehr Wildnisflächen als ursprüng- Hängeseilbrücke wird diese Tendenz zu- Wald dringend Fläche von Thüringen- lich vorgesehen – auf der anderen Seite künftig weiter verstärkt“, so Adrian Johst. Forst. Die LEG bot daraufhin die forst- sind nun genau doch diejenigen Flächen Und um das Brennholz müsse man sich lich nutzbaren Waldflächen in der Hohen für eine forstliche Nutzungsaufgabe vor- keine Sorgen machen. In unmittelbarer Schrecke als Tauschfläche an. Thüringen- gesehen, für die das beim Projektstart Nachbarschaft zu den neuen wilden Wäl- Forst stimmte dem Tausch jedoch nur noch ausgeschlossen wurde. „Ich kann dern oberhalb von Garnbach lägen weiter- unter der Bedingung zu, dass sie in der nur hoffen, dass dies nicht zu einer Ver- hin nutzbare Waldflächen – unter ande- Hohen Schrecke eine kompakte und zu- ärgerung in der Region führt“, so der Stif- rem auch die neue ThüringenForst-Fläche sammenhängende Fläche erhalten. Hier- tungsgeschäftsführer. Er verweist aber am Wetzelshain. Hier sei eine Brennholz- bei handelte es sich um die Teilfläche auch darauf, dass in den letzten Jahren selbstwerbung ebenso wie in anderen Be- nordwestlich der Kreuzung Wetzelshain ein starkes Vertrauen gegenüber der Ar- reichen der Hohen Schrecke weiter mög- – welche die Naturstiftung David auch beit der Stiftung gewachsen sei: „Die Re- lich. Auch das Thema Brandschutz werde für die Wildnisentwicklung vorgesehen gion sieht, dass insbesondere wilde und nicht vernachlässigt. Die Stiftung werde hatte. Es seien sehr schwierige Verhand- ungenutzte Wälder zahlreiche Naturin- sich dafür einsetzen, dass vor der spätes- lungen gewesen, so erinnert sich Adrian teressierte aus Nah und Fern anziehen. tens für das Jahr 2029 geplanten Einstel- Johst. Am Ende habe man einen Kom- Mit einer entsprechenden Infrastruktur lung der forstlichen Nutzung in den Na- delwaldbereichen noch ein Waldumbau erfolgt. Auch die Forstwege würden in diesem Bereich alle erhalten bleiben. Flächentausch möglich Adrian Johst von der Naturstiftung David möchte nicht ausschließen, dass es in den nächsten Jahren noch den einen oder an- deren Flächentausch gibt. „Unser Ziel ist es, dass die zukünftige Wildnisfläche möglichst kompakt und nicht zu ausge- franst ist“. Deshalb sei es durchaus denk- bar, dass einzelne Flächen, die jetzt als Wildnisflächen deklariert sind, zukünf- tig doch wieder genutzt werden – weil der Wildnis-Status auf andere Flächen im Waldinneren übertragen wird. Am Ende wird es – so ist sich Adrian Johst sicher – eine Lösung geben, mit der alle gut le- ben können. Fotos: Thomas Stephan Hohe Schrecke Journal | Nr. 19 9
NATU RSC H UTZ Von Dürre, Buchensterben und Waldumbau Nach zwei trockenen Jahren in Folge hat sich die Situation in Thüringens Wäldern zugespitzt: Nun gehört auch die Buche zu den Baumarten, die massiv unter dem Wassermangel leiden. Was bedeutet das für die Hohe Schrecke? Auf dem Weg von Wiehe nach Garnbach Buchenbestände auswirken werde. Jetzt weile so ausgetrocknet, dass sich in den sind die Schäden deutlich zu sehen. Ein- ist auch er überrascht: „Wir haben alle Poren des Lößlehms kaum mehr Was- zelne Buchen sind vollständig abgestor- nicht damit gerechnet, dass das so schnell ser befindet. Zudem kann der Boden bei ben. Die vertrockneten, blätterlosen Kro- geht“, so der Nationalparkleiter. den kurzen Regengüssen das Wasser gar nen heben sich deutlich von den noch nicht aufnehmen. Damit stehen die Bu- laubtragenden Bäumen ab. Seit Mona- Buchen stehen auf dem Trockenen chen buchstäblich auf dem Trockenen. ten beobachtet Gerlinde Straka, Waldex- Das Hauptproblem, darin sind sich die Der angeschlagene Baum kann sich im- pertin der Naturstiftung David, wie sich Waldexperten einig, ist die Bodentrocken- mer schlechter gegen Schädlinge wehren. die Trockenschäden in der Hohen Schre- heit. Der für die Hohe Schrecke in wei- Zum ersten Mal traten dieses Jahr auch cke ausbreiten. Besonders besorgniserre- ten Teilen typische Lößlehmboden spei- vermehrt Buchenschädlinge wie der Bu- gend sei dabei, dass nicht nur alte oder chert von Natur aus eigentlich sehr gut chenprachtkäfer auf. der Sonne stark ausgesetzte Buchen be- das Wasser. Aber gerade das wird jetzt troffen seien, sondern auch junge Bäume. zum Problem. Aufgrund des in der Re- Prognosen kaum möglich So wie hier sieht es in diesem Sommer gel das ganze Jahr über gut durchfeuch- Wird die Buche somit langfristig aus den auch in vielen anderen Regionen Thü- teten Bodens konnte sich die Buche hier Wäldern Thüringens verschwinden? Sol- Foto: Thomas Stephan ringens aus. Selbst im Nationalpark Hai- gut durchsetzen und zu so stattlichen che Prognosen, so Nationalparkleiter Groß- nich. Nach dem heißen Sommer 2018 Höhen hinaufwachsen – ohne dabei mit mann, könne niemand abgeben. Und hatte Nationalparkleiter Manfred Groß- ihren Wurzeln zu sehr in die Tiefe ge- warnt zugleich vor voreiligen Schlüssen. mann noch verlauten lassen, dass die Tro- hen zu müssen. Doch durch die fehlen- Eine Einschätzung, die auch Anett Wenzel ckenheit sich allenfalls langfristig auf die den Niederschläge ist der Boden mittler- teilt: „Baumarten, die wie die Buche seit 10 Hohe Schrecke Journal | Nr. 19
Jahrhunderten an das Klima Mitteleuropas amtsleiter plädiert für einen möglichst suchsfeld angelegt. Dort wird beispiels- angepasst sind, jetzt gänzlich abzuschrei- behutsamen Umbau der Wälder. So soll weise die Anbaueignung der Libanon- ben, das wäre fatal“. Die Forstexpertin ar- man die toten Bäume auch einfach ein- Zeder für die trocken-warme Region beitet als Referatsleiterin im Forschungs- mal im Wald liegen lassen. Damit könne langfristig erforscht. Sie braucht deutlich zentrum von ThüringenForst in Gotha und sich ein günstiges Mikroklima bilden und weniger Wasser als heimische Baumar- ist dort für die Themen Waldschutz und die Sämlinge neuer Bäume seien besser ten. Aber wie viele andere Baumarten Umweltmonitoring zuständig. In der Fra- vor Rehen und anderen pflanzenfressen- reagiert auch sie empfindlich auf Frost. ge nach dem richtigen Umgang mit den den Tieren geschützt. „Wer sagt denn, dass es in unserer Region Trockenschäden rät sie zu mehr Gelassen- Auch Gerlinde Straka von der Natur- trotz Klimawandels nicht auch mal wie- heit: „Ich vertraue darauf, dass die Natur stiftung David fordert ein Umdenken der einen richtigen Winter oder kräftige sich an die neuen Bedingungen anpassen bei der Bewirtschaftung der Wälder. Be- Spätfröste gibt?“, fragt Anett Wenzel. Ih- wird.“ Sie verweist im Fall der Buchen standsschonende Bewirtschaftungsfor- rer Meinung nach sei es richtig, sich nach vor allem auf die genetische Vielfalt der men müssten weiterentwickelt werden. Alternativen umzuschauen. Aber die allei- Baumart. Schon jetzt ließen sich junge Als Beispiel verweist sie auf das sensible nige Lösung sei das auch nicht. Gerlinde Buchen beobachten, die ganz offensicht- Feinwurzelsystem, über das die Bäume Straka ergänzt: „Viele meinen jetzt, die lich besser an die Trockenheit angepasst miteinander kommunizieren. Wird die- Douglasie könne ein Ersatz für die Fichte seien und beispielsweise tiefer führende ses Wurzelsystem durch den Einsatz sein. Aber in Rheinland-Pfalz habe ich vor Wurzeln ausbilden würden. schwerer Forstmaschinen zerstört, ster- kurzem flächig abgestorbene Douglasien- ben die betroffenen Bäume schneller Bestände gesehen.“ Behutsam agieren ab. Ein anderes Problem ist die Boden- Doch wie kann der Wald sich am besten verdichtung. Durch den Einsatz schwe- Aktionismus vermeiden an die veränderten Wetterbedingungen rer Forstgeräte hat sich der Boden an vie- Am Ende – darin sind sich die Waldex- anpassen? Und sollte der Mensch in die- len Stellen im Wald so stark verdichtet, perten einig – darf es keine neuen Mo- sen Prozess eingreifen? Hier gehen die dass er das Wasser kaum mehr speichern nokulturen geben, sondern einen breiten Meinungen der Waldexperten auseinan- kann. Regnet es, bleibt das Wasser nicht Mix an verschiedenen Baumarten. Und der. Während die einen vor allem eine mehr im Boden, sondern fließt durch die hier kann die Natur selbst viele Hinweise aktive Wiederaufforstung fordern und Rückegassen wieder ab. geben: Die Wildnisflächen in der Hohen Millionen neuer Bäume pflanzen wollen, Schrecke oder der Nationalpark Hainich plädieren andere dafür, die Natur mehr Eine Chance für die Eiche? sind ein Experimentierfeld der Natur, auf sich selbst zu überlassen. Zu ihnen zählt Wie der Wald sich entwickeln könnte, dem sich gut beobachten lässt, wie der Lutz Fähser. Der pensionierte Forstdirek- das zeigt beispielsweise die Eiche. Ver- Wald mit den Klimaveränderungen um- tor war lange Zeit Leiter des Stadtwaldes einfacht gesagt profitieren die Eichen da- geht. Im Nationalpark Hainich gibt es Lübeck. Dort hat er sich bereits früh für von, dass es den Buchen schlecht geht. mit über 30 verschiedenen Laubbaumar- eine behutsame und nachhaltige Wald- Denn wo sich sonst das Dach der Bu- ten genügend Material, mit dem die Na- wirtschaft eingesetzt. Wer jetzt einen ak- chenkronen vollständig schließt und nur tur experimentieren kann. Hieraus wird tiven Waldumbau fordere, der würde mit noch wenig Licht durchlässt, da entste- man auch Rückschlüsse für die Wirt- Sicherheit die Fehler der Vergangenheit hen durch das Buchensterben nun offene schaftswälder ziehen können, ist sich Na- wiederholen, warnt Fähser. „Wir Men- Stellen, wo die Eiche genügend Licht zum tionalparkleiter Manfred Großmann si- schen können nicht wirklich erfassen, wie Überleben bekommt. Doch anderswo hat cher. Bei allen wirtschaftlichen Zwängen die Klimaveränderung auf das superkom- auch die Eiche Probleme. Schnell wird müsse man den Wäldern einfach Zeit las- plexe Waldökosystem einwirkt“. Vor die- deshalb der Ruf laut nach Klima ange- sen: „Wenn der Wald gerade etwas nicht sem Hintergrund könne das Baumsterben passten „neuen“ Baumarten. Ganz in der braucht, dann ist es überzogener Aktio- auch als heilsamer Anpassungsprozess in- Nähe der Hohen Schrecke, oberhalb von nismus.“ terpretiert werden. Der ehemalige Forst- Heldrungen, hat ThüringenForst ein Ver- Bienenfresser entdeckt Gleich zehn Brutpaare des streng ge- schützten und sehr seltenen Bienen- fressers (Merops apiaster) konnten in diesem Sommer erstmals in der Hohen Schrecke nachgewiesen werden. Der Zugvogel profitiert offenbar sowohl vom wärmer werdenden Klima als auch von den Entbuschungen im Of- fenland. Er nutzt vegetationsfreie Löss- Foto: Schwoaze/pixabay.com und Lehmwände und baut dort bis zu anderthalb Meter tiefe Brutröhren. Ne- ben dem Eisvogel gehört der Bienen- fresser zu den farbenprächtigsten Vö- geln in unseren Breiten. Hohe Schrecke Journal | Nr. 19 11
A RTE NSC H UTZ Baumstubben zu Kinderstuben Artenschutz muss manchmal ungewöhnliche Wege gehen. Um dem Hirschkäfer bessere Ent- wicklungschancen zu geben, erprobt die Naturstiftung David in in der Hohen Schrecke den Bau von Hirschkäferwiegen. Bäume fällen im Sommer – jedem Na- ten im Liebeswerben. Aber für beides – schief übereinander geschoben, so dass turschützer sträuben sich da die Nacken- Liebesspiel und Kampf mit dem Neben- sie über das Halsschild des Gegners hin- haare. Und dann noch anderthalb Meter buhler – hat der Käfer sein Geweih. Dass wegragten und die Köpfe selbst sich dicht hohe Stümpfe stehen lassen. Forstwirt- es ein solches sei, suggeriert sowohl der berührten, zum Teil hoch aufgebäumt, schaftlicher Unsinn. Und doch beendeten deutsche als auch der lateinische Name: rangen sie erbittert miteinander, bis den im August sechs hundertjährige Eichen Lucanus cervus , was für „Waldbewoh- einen der Streiter die Kräfte verließen unter dem Kreischen der Motorsägen so ner“ und „Hirsch“ steht. Doch damit füh- und er zur Erde hinabstürzte. Hin und ihr Leben. Um neues Leben zu ermögli- ren uns Biologen und Volksmund auf wieder gelang es auch einem geschickte- chen. Die Stubben sollen zu Wiegen für den Holzweg. Das „Geweih“ ist der über- ren Fechter, seinen Gegner um den Leib den Hirschkäfer werden. Baumstubben große Oberkiefer des Männchens. Wie zu fassen, mit dem Kopfe hoch aufgerich- zu Kinderstuben. Denn der größte ein- der Hirsch sein Geweih, so nutzt auch der tet ließ er ihn dann einige Zeit in der Luft heimische Käfer ist da anspruchsvoll. Hirschkäfer seine Kopfauskragung, um zappeln und schließlich in die Tiefe stür- Muss er auch. Schließlich verbringt er die beim Liebeswerben die Oberhand zu be- zen. (...) Indes sah sich der Kampf grim- meiste Zeit seines Lebens unterirdisch. halten. miger an, als er in Wirklichkeit war; denn Erst als stecknadelgroßes Ei, dann als fin- Verwundungen wurden nicht beobach- gerlange Larve, schließlich als Puppe, ehe Kampfgerät und tet, außer einem leichten Bisse in einem er sich nach fünf bis acht Jahren im Un- Paarungswerkzeug Kiefer.“ Nach erfolgreichem Kampfesein- tergrund eines Frühsommertages ans Ta- „Tiervater Brehm“, zu dessen Lebzeiten satz nutzen die Sieger ihre Geweihzan- geslicht gräbt und alsbald losschwirrt. im 19.Jahrhundert noch deutlich mehr gen, um die Weibchen bei der Paarung Dorthin wo Eichensaft fließt und wo Hirschkäfer zu sehen waren, schildert festzuhalten. hoffentlich Weibchen warten. Leider oft die Kämpfe in seinem „Tierleben“: „Die „In der Hohen Schrecke kann man mit auch andere Männchen – Konkurren- geweihartigen Kiefern bis an das Ende etwas Glück das spektakuläre Schauspiel Fotos: Dr. Dierk Conrady Modellieren mit Bagger und Schredder 12 Hohe Schrecke Journal | Nr. 19
noch beobachten“, sagt der Insektenkund- kreucht und fleucht, nichts zwitschert chef Haselhuhn. „Dann werden aus den ler Andreas Weigel. Mit seinen vielen al- und summt. Das scheint sinnvoll aus Na- Kronenästen der gefällten Eichen Stücke ten Bäumen böte das Waldgebiet ideale turschutzperspektive – jedenfalls wenn geschnitten, rings um den Stamm in den Bedingungen für den Hirschkäfer. „Hier man Vögel schützen will. Für den Hirsch- Boden gerammt und mit einem Halte- stehen eben noch Bäume mit Beschädi- käfer ist das dagegen ein Problem, erklärt band am Stubben fixiert damit sie unver- gungen durch Windbruch oder Blitz- der Biologe Dierk Conrady von der Natur- rückbar sind.“ Oben drauf kommen noch schlag, an denen Saft austritt. Wenn der stiftung David. „Im Spätsommer beginnt mal große Holzstücke gegen die Wühllust im Sommer zu gären beginnt, ist das eine die Eiche, Gerbsäure aus dem Stamm, von Dachs und Schwein und dann Erde. Sammelstelle für Insekten.“ Besonders den Ästen und den Blättern im Wurzel- die Männchen schätzen den vergorenen bereich einzulagern. Das führt dazu, dass Versuch macht klug Saft. Nicht immer zu ihrem Vorteil. Denn sich Pilze, die das Holz verrotten lassen, Die Errichtung der Hirschkäferwiegen die Insektenforscher glauben, dass männ- im Bereich des Stubbens nicht ausbreiten wird mit Geldern des Naturschutzgroß- liche Hirschkäfer gelegentlich einen über können“. Den deutlichen Rückgang der projektes finanziert. Ob die Käfer die den Durst trinken und deshalb leichter Hirschkäfer in den vergangenen hundert künstlichen Kinderstuben annehmen, Opfer ihrer Feinde werden. Das wäre Jahren führen die Experten auch darauf wird Dierk Conrady erst in einigen Jah- eine Erklärung für die vierfach höhere zurück. Es gibt zwar genug Eichenstub- ren sehen. „Wir werden nächstes Jahr Todesrate der Männchen im Vergleich ben im deutschen Wald, aber die Rot- und nach Weibchen schauen.“ Da diese sich zu den Weibchen. Gefressen werden die Weißfäulepilze kommen mit ihrer Zerset- meist nicht weit von ihrem Geburtsstub- großen Käfer von Spechten, Krähen, Ei- zungsarbeit nur langsam voran, weil die ben entfernen, steht die Chance gut, dass chelhähern und Eulen. Die eiweißreichen Stubben voller Gerbsäure sind. Immerhin die Wiegen durch die vorhandene kleine Larven sind Speise von Dachsen, Wild- braucht eine Larve pro Monat 250 Kubik- Population angenommen werden und es schweinen – und von Menschen. Zumin- zentimeter (etwa einen Trinkbecher voll) bald wieder deutlich mehr Hirschkäfer in dest behauptet dies der im ersten Jahr- morsches Holz zum Leben. Da muss die der Hohen Schrecke gibt. hundert lebende römische Naturforscher Verrottung schon hurtig vorankommen, Zwanzig Jahre lang sollen die Hirsch- Plinius der Ältere: „Die großen Holzwür- damit nicht nur Kümmerlinge fast ohne käferwiegen ihren Dienst tun – und hof- mer, die man in hohlen Eichen findet und Geweih das Tageslicht erblicken. Deshalb fentlich zur Arterhaltung des wohl beein- Cossis nennt, werden als Leckerbissen be- fielen die sechs Eichen im Langental be- druckendsten mitteleuropäischen Käfers trachtet und sogar mit Mehl gemästet.“ reits im Spätsommer der Säge zum Opfer. beitragen. Besonders auf dem Gebiet der heutigen „Wir haben uns Stellen gesucht, an denen Türkei sollen die Larven als Delikatesse wir bereits Hirschkäferpopulationen loka- gegolten haben. Hirschkäfersammler, so lisiert haben“, so Biologe Conrady. Doch wird es berichtet, hätten gut verdient. allein die Eichen rechtzeitig zu fällen, be- vor die Gerbsäure – genau genommen Traditionelle Forstwirtschaft eine Mixtur aus 18 Säuren – sich in den als Problem für den Käfer Wurzeln konzentriert, reicht nicht. Um Wie dem auch sei, tatsächlich ist es der Dachs und Wildschwein von der Käfer- Mensch, der für den Rückgang der Hirsch- kinderkammer fernzuhalten, braucht es käfer sorgt. Es gibt kaum mehr Areale, in ein solides Bauwerk. Mit Minibagger, Ket- denen Eichen alt bis zum Verfall werden tensäge und Schredder sind deshalb die Fotos: Thomas Stephan dürfen – mithin fehlen Strukturen für die Männer vom Landschaftsbau Sören Ha- Larven. Dazu kommt: Im Wirtschafts- selhuhn im Wald zugange. „Rund um den wald werden die Eichen im Winter gefällt, Wurzelstock heben wir eine Grube von 80 wenn fast nichts mehr in ihren Kronen Zentimeter Tiefe aus“, erläutert Firmen- Hohe Schrecke Journal | Nr. 19 13
R EPORTAG E Entdeckungsreise für treue Spender Wer viel für Naturschutzorganisationen spendet, möchte auch wissen, ob sein Geld dort ef- fektiv eingesetzt und sinnstiftend verwendet wird. Vierzig Großspender des Umweltverbandes BUND machten sich davon im Sommer ein eigenes Bild in der Hohen Schrecke. Ein Reisebus fährt durch die engen Stra- zahlen – darauf legt der BUND wert. zeigen, was vor Ort mit ihrem Geld ge- ßen von Garnbach, an der Buswende- Entsprechend hoch sind die Erwartun- schieht, fasst Irina Jacob das Kernanlie- schleife am Ortsende hält er an, die Türen gen. Die Bundesgeschäftsstelle des gen der Spenderreise zusammen. Sie ist öffnen sich und ungefähr 40 Wanderer, BUND hat die Reise darum gemeinsam beim BUND angestellt und arbeitet im überwiegend ältere Damen und Herren, mit der Naturstiftung David minutiös Bereich der individuellen Spenderbetreu- klettern aus dem Bus, atmen die frische vorbereitet. So wurden beispielsweise ung. Das Interesse an solchen Reisen sei Waldluft ein und schauen sich neugierig alle Wege vorher abgelaufen und Gesprä- groß, sagt sie. Für die Reise in die Hohe um. Sie kommen aus ganz Deutschland, che mit den örtlichen Unterstützern ge- Schrecke habe es auch dieses Jahr wieder die meisten bereisen die Hohe Schrecke führt. Für die Naturstiftung David sind wesentlich mehr Anmeldungen als freie zum ersten Mal. Alle sind Großspender solche Besuche eine gute Möglichkeit, Plätze gegeben. für den Bund für Umwelt und Natur- das Naturschutzgroßprojekt und die schutz (BUND), einer der größten Um- Hohe Schrecke überregional bekannter Exkursion im Rabenswald weltverbände in Deutschland, der sich zu machen. Am Vorabend stimmte der Mittlerweile haben sich alle Teilnehmer seit 1976 für den Schutz der Natur stark Geschäftsführer der Naturstiftung David, vor dem Atelier von Holzkünstler Die- macht. Als nichtstaatliche Organisation Adrian Johst, die Gäste in einem Vortrag ter Krüger in Garnbach eingefunden. Sie ist der BUND auf seine Spender und Un- auf den Ausflug ein. werden von Dierk Conrady und Gerlinde terstützer angewiesen. Um sich zu be- Straka vom Naturschutzgroßprojekt be- danken und zugleich einen Einblick in Mehr Anmeldungen grüßt. Nach ein paar allgemeinen Infor- ihre Arbeit zu geben, organisiert die als freie Plätze mationen über die Hohe Schrecke und Naturschutzorganisation mehrmals im Die Stiftung nutzte die Gelegenheit, um die bevorstehende kleine Exkursion, geht Jahr Reisen zu Projekten vor Ort. Die einmal mehr Danke zu sagen. Denn der es kurz hinter dem Atelier einen stei- Teilnehmer müssen die Reise selbst be- BUND unterstützt die Naturstiftung Da- len Anstieg hoch, in Richtung Rabens- vid mit jährlich 30.000 Euro bei der Fi- burg. Auf dem Weg weist Dierk Conrady nanzierung des Naturschutzgroßprojek- immer wieder auf Besonderheiten am tes. Die Gelder stammen aus Spenden der Wegesrand hin. Vor einem großen Baum BUND-Mitglieder. Das ist auch ein we- sentlicher Grund, warum der Umweltver- band die Reise in die Hohe Schrecke nun schon zum dritten Mal in Folge anbietet. Man wolle den Spendern damit vor allem Fotos: David Johst Fotos: 14 Hohe Schrecke Journal | Nr. 19
zum Beispiel bleibt Conrady stehen und des BUND aktiv und hat mehrmals 500 Bäume. Dafür hat Maik Rahaus von der fragt, um welchen Baum es sich handele. Euro oder mehr gespendet. Die Spender- Saftkelterei Donndorf eine Auswahl sei- Aufgrund der rissigen Rinde tippt so reisen, so Roswith Rista, seien eine gute ner Obstsäfte mitgebracht. Er lässt die mancher der Gäste auf eine Eiche, doch Möglichkeit, die Arbeit des BUND vor Gäste probieren und raten. Während es tatsächlich ist es eine besonders alte Bu- Ort kennenzulernen. „Es ist doch schön“, einfach ist, die erste Saftprobe zu erra- che. Buchen bilden im Alter eine rissige pflichtet ihr Wolf Dieter Heller bei, „wie ten – ein einfacher Apfelsaft – wird es bei Haut, ein Phänomen, welches man selten viel man hier lernt – beispielsweise über der zweiten Probe schon schwieriger. Die zu sehen bekommt, da Buchen im Nutz- die sehr ausgefallenen Lebensgewohnhei- Mischung ist ungewöhnlich, nur wenige wald in der Regel nie so lange stehen ten des seltenen Knochenglanzkäfers“. erschmecken, dass es sich um eine Ap- bleiben. Der alte rissige Baum bietet auch Es ist diese Mischung aus Informationen fel-Quitte-Mischung handelt. Rahaus hat dem seltenen Mittelspecht Halt. und Natureindrücken, die viele Reisegäste sichtlich Spaß daran, seine Säfte vorzu- begeistert. An der Hohen Schrecke, so ist stellen und die Gäste sind begeistert. Ei- Positives Feedback es immer wieder von den Gästen zu hö- nige nutzen die Gelegenheit und kaufen Nach drei Stunden sammelt sich die ren, gefällt vor allem die abwechslungs- gleich vor Ort ein paar Saftkartons. Gruppe wieder in Garnbach. Dort war- reiche Landschaft, der Wechsel zwischen Der Tag in der Hohen Schrecke ist zu tet schon der Bus, der die BUND-Spen- Wald und Feld, der Blick ins weite Land, Ende, der Bus wartet bereits darauf, die der zum Gutshof nach Braunsroda bringt. der offene Horizont. Gäste zurück in ihr Hotel nach Erfurt zu Hier haben die Besucher die Möglichkeit bringen, bevor dann am nächsten Tag den traditionellen Bauernmarkt zu besu- Von der Kunst, einen Kirsch- der zweite Teil der Reise bevorsteht, ein chen. Bei einem anschließenden Mittages- baum zu beschneiden Besuch des Wildkatzenprojektes in Hüt- sen im alten Saal des Gutshauses tauschen Nach Kaffee und Kuchen geht es per Bus scheroda. Für heute sind Organisatoren sich die Gäste über ihre ersten Eindrücke zum Kirschberg bei Oberheldrungen. und Gäste zufrieden, das Wetter hat mit- aus. Für Wolf Dieter Heller aus Osnabrück Hier erfahren die Gäste von Ingo Rin- gespielt und weder Regen noch Hitze ist es nicht die erste Spenderreise, an der tisch aus Herbsleben viel über die zum geschickt. Und wer weiß, vielleicht be- er teilnimmt. Man bekomme den Ein- Teil uralten Kirschsorten, die man auf sucht ja einer der Gäste die Hohe Schre- druck, dass hier Naturschutz nicht an den den Streuobstwiesen der Hohen Schre- cke bald auch auf eigene Faust – oder er- Leuten vorbei gemacht werde. Einen Ein- cke noch finden kann. Anschließend dür- zählt Freunden von der Schönheit dieser druck, den auch Roswitha Rista teilt. Es fen die Besucher selbst mit Hand anlegen Naturlandschaft. sei schon beeindruckend, wie viel Über- und einen Kirschbaum pflanzen. Dabei zeugungsarbeit hier geleistet worden sei, demonstriert der Gärtner, wie sich der so die pensionierte Lehrerin aus Braun- junge Baum trotz großer Trockenheit mit schweig. Seit 30 Jahren ist sie als Förderin Hilfe eines Wassersacks kontinuierlich bewässern lässt. An einem bereits aus- gewachsenen Baum zeigt der Pomologe, worauf es beim Beschneiden eines Obst- baumes ankommt. Nachdem der Wis- sensdurst gestillt ist, erwartet die Gäste eine Obstsaftverkostung im Schatten der Hohe Schrecke Journal | Nr. 19 15
R E GIO NAL E S Wandern zwischen Feld und Wald – schon bevor mit der Hängeseilbrücke ein neuer Attraktionspunkt geschaffen wurde, zeigte sich immer wieder das große Interesse an der Natur- und Kulturlandschaft in die Hohe Schrecke. Auch 2019 lockten zahlreiche Exkursionen und Naturführungen Interessierte in die Region: Der sanfte Tourismus in der Hohen Schrecke wächst langsam aber stetig. 16 Hohe Schrecke Journal | Nr. 19
Aktiv für die Region Seit dem Erscheinen der letzten Ausgabe des Hohe-Schrecke-Journals sind nur wenige Monate vergangenen – und trotzdem ist viel passiert. Zahlreichen Gäste besuchten den alten Wald, die Region präsentierte sich überregional und gewann auch noch einen Preis. April bis Juni 2019 gute Regionalentwicklung gehen hier mach- und Informationsangeboten ge- Fotoausstellung in Kannawurf eine intensive Verbindung ein“, so Um- hörte auch ein Infostand des Hohe-Schre- Zwei Monate lang schmückten große Fo- weltministerin Anja Siegesmund bei der cke-Vereins und des Naturschutzbundes tos aus der Hohen Schrecke die Wände im Eröffnung. In der Hohen Schrecke wird (NABU). Zahlreiche Besucher nutzten Künstlerhaus Schloss Kannawurf. Das Re- es neben den Urwaldperlen am Rabens- die Gelegenheit zum Austausch und Ge- naissance-Schloss im Unstruttal liegt in di- wald und im Wiegental auch einen ver- spräch über aktuelle Projekte und die Ar- rekter Nachbarschaft, zwischen Kyffhäu- bindenden Urwaldpfad geben – von der beit der Vereine. ser und Hoher Schrecke. Beeindruckende Hängeseilbrücke im Bärental, über das Naturaufnahmen des GEO-Fotog rafen Wiegental, Langenroda und Garnbach bis Thomas Stephan zeigten die vielen Fa- hin nach Beichlingen. cetten des Höhenzuges mit seinem wert- vollen Buchenwaldbestand. Der Fotograf Mai und August 2019 war in den letzten Jahren zu allen Jahres- Bürger-Exkursionen zeiten in Wald, Flur und den malerischen zum Bauplatz Ortschaften unterwegs, um Bilder von al- 40 Interessierte folgten am 17. Mai der Ein- ten Baumriesen sowie seltenen Tier- und ladung des Hohe-Schrecke-Vereins zum Pflanzenarten einzufangen. Bauplatz der Hängeseilbrücke im Bärental. Robin Kendon vom Regionalmanagement Juni 2019 Mai 2019 und Susann Weber vom Vereinsvorstand Projektbegleitende Arbeitsgruppe Eröffnung Urwaldperle standen gemeinsam mit Gerlinde Straka Beim Treffen der projektbegleitenden Ar- Rabenswald von der Naturstiftung David Rede und beitsgruppe (PAG) des Naturschutzgroß- Am 2. Mai eröffnete Thüringens Umwelt- Antwort. Volker Stietzel und Sven Tscha-projektes Hohe Schrecke auf dem Gutshof ministerin Anja Siegesmund oberhalb peller vom Landratsamt des Kyffhäuser- der Markusgemeinschaft in Hauteroda von Garnbach die erste Station des Thü- kreises erläuterten, wie die Brücke gebaut informierten sich Fördermittelgeber und ringer Urwaldpfades – eine fledermaus- wird, und gingen dabei auf die vielen Fra- Partner zum aktuellen Umsetzungsstand artig überdachte Sitzecke, mit Infotafeln gen ein. Die Bürger-Exkursion half, beste- der Naturschutzmaßnahmen. Die Exkur- und einer ausdrucksstarken Stele aus hende Vorbehalte gegen den Brückenbau sion in das Projektgebiet der Hohen Schre- Holz. Insgesamt soll es zukünftig 20 die- abzubauen. Eine weitere Baustellen-Wan- cke führte zu den neu angelegten Streu- ser „Urwaldperlen“ in ganz Thüringen ge- derung mit rund 60 Interessierten fand obstwiesen in der Gemarkung Hauteroda ben. Jede Perle kann über einen kleinen Mitte August statt. – gepflanzt wurden hier alte und seltene Rundweg erwandert werden. „Ich lade Obstsorten. Weiter beschäftigte alle Betei- alle ein, entlang der Urwaldpfade auf Juni 2019 ligten die Frage, wie mit durch die Klima- eine besondere Entdeckungsreise zu ge- Klosterfest Donndorf veränderung bedingten Waldschäden zu- hen. Hier können Bäume richtig alt wer- Das 9. Klosterfest der Heimvolkshoch- künftig umgegangen werden soll. den und der Wald kann wild wachsen. schule im Kloster Donndorf stand unter Naturerlebnis, sanfter Tourismus und dem Motto „Frieden“. Zu den vielen Mit- Juli 2019 Netzwerk Herkunftszeichen Wie erkennt der Kunde, dass ein Produkt ein regionales Erzeugnis ist? Wie be- Fotos: Thomas Stephan (1), Fabian Brenner (1), Naturstiftung David kommt der Gast mitgeteilt, wo er sich be- findet? Wie weist man immer wieder auf die Qualität der Produkte und Dienstleis- tungen hin? Mit dem Logo der Hohen Schrecke und dem Konzept „Herkunfts- zeichen“ will das Regionalmanagement eine Marke entwickeln. Beim ersten Ver- netzungstreffen in der Hohen Schrecke erläuterte Nancy Richter von der Thü- ringer Tourismus GmbH die Tourismus- Strategie „Thüringen 2025“ und die Ab- leitungen für die Hohe Schrecke. Am Start vom Urwaldpfad v.l.n.r.: Adrian Johst (Naturstiftung David), Christoph Heinrich (WWF Deutsch- land), Anja Siegesmund (Umweltministerin Thüringen), Dagmar Dittmer (Verein Hohe Schrecke). Hohe Schrecke Journal | Nr. 19 17
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