Journal - Künstliche Intelligenz Die Zukunft der Wirtschaft? - BWA Deutschland
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Ausgabe 2019 Journal Themen aus Politik & Wirtschaft sowie News und Aktivitäten des BWA Deutschland Herausgegeben vom Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA) Künstliche Intelligenz Die Zukunft der Wirtschaft?
Anzeige Unsere Mitglieder verbindet die Überzeugung, dass Politik und Wirtschaft vom verantwortlichen Engagement jedes Einzelnen leben. Im Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft stellen sich Führungskräfte aus Wirtschaft, Wissen- schaft und öffentlichem Leben einer gemeinsamen Verantwortung: Jenseits aller Partikularinteressen treten sie ein für eine Ökosoziale Marktwirtschaft, die nachhaltigen Wohlstand für alle Menschen schafft und hilft, unsere Welt für kommende Gene- rationen zu bewahren. Werden Sie Teil eines Wirtschaftsverbands neuer Art und erschließen Sie sich unser exklusives Unternehmernetzwerk im In- und Ausland. Bei Empfängen, Seminaren und Delegationsreisen beraten wir Sie mit Entscheidungsträgern aus Politik und Verwal- tung und knüpfen wertvolle Kontakte. Sie profitieren weiterhin vom langjährigen Know-How unseres Netzwerks in der Außen- wirtschaft. Lernen Sie uns kennen: Im Internet unter www.bwa-deutschland.de oder persönlich, bei einem Besuch in unserer Geschäfts- stelle im Berliner Kranzler Eck. BWA Bundesgeschäftsstelle Neues Kranzler Eck Kurfürstendamm 22 10719 Berlin Tel: 030 / 700 11 43 0 Fax: 030 / 700 11 43 20 Email: info@bwa-deutschland.de BWA |2|
Inhaltsverzeichnis Editorial Begrüßung durch den Präsidenten und Vorstandsvorsitzenden 4 Thomas Sapper und Michael Schumann Bundesversammlung Bundesversammlung wählt Ehrenpräsidenten 6 Bundesversammlung des BWA in Berlin Zentrale / Kommissionen Blockchain: Eine Technologie verändert die Welt 7 Social Media kann Netzwerkarbeit nicht ersetzen 10 Gemeinsam für den Mittelstand: BWA und IMW 12 Schwerpunkt Künstliche Intelligenz Künstliche Intelligenz und Digitalisierung 14 Schwerpunkt Künstliche Intelligenz Prof. Dr. Michael Maskos Künstliche Intelligenz: Der Stand der Dinge 16 Jürgen C.F. Steimle Die Newcomer sind schneller 24 Roy Uhlmann Außenwirtschaft Heilongjiang zu Gast in Deutschland 29 Hannover Messe 2019 im Zeichen Chinas Lokalisierung von Industrieproduktion in Russland 35 Bosnien-Herzegowina: Neues BWA Büro in Livno 41 BWA Profile 44 Kurz notiert / Ansprechpartner / Impressum 63 BWA Mitgliedsunternehmen im Profil BWA |3|
Editorial Liebe Mitglieder und Interessenten, Umso mehr war es für mich eine Ehre, Rudolf Präsidium und Vorstand haben sich als Thomas Sapper Weiler für seine Verdienste im und um den Schwerpunkte für den BWA in diesem Jahr Verband zum Ehrenpräsidenten vorschlagen die Märkte in China und Russland vorgenom- zu dürfen. Die Bundesversammlung quit- men. Darüber hinaus haben wir neue Länder- tierte diesen Vorschlag mit einstimmiger büros in Lettland, Bosnien Herzegowina und Mehrheit und zeigte damit auch, welche Montenegro eröffnet. In Deutschland haben Wertschätzung die Mitglieder unserem neuen wir in München und Frankfurt in attrakti- Ehrenpräsidenten entgegenbringen. ven Lagen zusätzliche BWA Dependancen eröffnet. Netzwerktreffen vor Ort sollen, im Ich persönlich darf mich bei der Bundesver- Sinne unseres Slogans, „Wirtschaft, das sind sammlung für das ausgesprochene Vertrauen wir alle!“, unsere Regionalpräsenz stärken. in der Bestätigung für mich als Präsident ganz herzlich bedanken. Ich werde den BWA nach Deshalb mein ganz persönlicher und spe- besten Kräften mit Engagement im Sinne zieller Appell an Sie: „Machen Sie mit und unseres bisherigen Präsidenten weiter führen. bringen Sie sich ein!“ Darüber hinaus durften Vorstand und Prä- In diesem Sinne freue ich mich auf eine wei- sidium Lutz Förster für seine Verdienste im terhin erfolgreiche Zusammenarbeit. Präsidium, Rene Leibold für seine Arbeit im Vorstand und Silvia Schüller für ihre Verdiens- Ihr Thomas Sapper Thomas Sapper, seit April 2018 Präsident te in Niedersachsen aufs herzlichste danken. Präsident des BWA, blickt auf eine lange Karriere in der deutschen Bauwirtschaft zurück. Als Vorstandsvorsitzender der DFH Deut- sche Fertighaus Holding AG führte er das Unternehmen zur Marktführerschaft im deutschen Fertighausbau mit ca. 2.000 Bauprojekten und 280 Mio. EUR Umsatz jährlich. Sapper war Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau (BDF) und Präsident des Europäischen Fertigbauverbandes (EVF). 2012 in den BWA Senat berufen, gehört er dem Präsi- dium des BWA seit 2013 an. „Wirtschaft, das sind wir alle!“ - Mit diesen Worten endete unsere Bundesversammlung in Berlin. Sie sollen jedoch auch gleichzei- tig der Ansporn an unsere Mitglieder sein, in den vielfältigen Kommissionen unseres Verbandes, aber auch in der Arbeit vor Ort mitzuwirken. In diesem Sinne war es mir eine persönliche Freude, die Dankesworte an unseren schei- denden Präsidenten richten zu dürfen. Rudolf Weiler war unser Mann am Ruder, als der Verband durch schwierige Gewässer segeln musste, und er war der Mann auf der Brücke, der den Kurs auch bei heftigem Gegenwind hielt und am Ende eine neue Satzung für un- seren Verband und auch die Neuregelung in der Vorstands- und Präsidiumsarbeit prägte. BWA |4|
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Michael Schumann Michael Schumann ist Vorstandsvorsit- auf die deutsche Wirtschaft können andere Deutschland bedeutet, ist derzeit noch nicht zender des BWA. 2006 in den BWA-Senat Länder in vielerlei Hinsicht mit Bewunde- abzusehen. Der Ton zwischen den USA und berufen, gehört er dem Vorstand des BWA rung blicken: „Made in Germany“ gilt welt- China verschärft sich. Was derzeit noch ein bereits seit 2013 an. Schumann war mehr weit als Qualitätssiegel, der Export unserer Handelskonflikt ist, kann in einen Handels- als 15 Jahre lang in den Bereichen Politikbe- Industriegüter überzeugt – und der deutsche krieg umschlagen. Sicher ist eins: Leichter ratung, Public Affairs und Public Relations Mittelstand ist auch international als Triebfe- wird es nicht werden. tätig und hatte leitende Positionen in ver- der für Innovation, Wirtschaftsleistung und Vielerorts stehen die Zeichen auf Abschot- schiedenen Agenturen, Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum angesehen. KMU tung, Abspaltung und Konflikt. In solchen Medienverbänden inne, bevor er 2010 für machen mehr als 99 Prozent der Unterneh- Zeiten sind Dialog und Verständigung wich- mehrere Jahre nach China ging, wo er men in Deutschland aus. Sie beschäftigen tiger denn je – auf kommunaler Ebene, aber politische Institutionen, kommunale Ent- mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in insbesondere auch über Landes- und Kon- scheidungsträger und große Unternehmen Deutschland. In mittelständischen Unter- tinentalgrenzen hinweg. Hier ist der BWA bei ihrer Internationalisierung beriet und nehmen bestehen zudem mehr als 80 Prozent gefragt. Gerade jetzt müssen wir uns umso nach Deutschland führte. Er setzt sich seit der Ausbildungsplätze. Mittelständler sichern mehr für freien Handel stark machen und vielen Jahren für die deutsch-chinesische somit einen der wichtigsten Erfolgsfaktoren uns noch intensiver international vernetzen. Freundschaft ein, und übernahm den Vor- für unsere Wirtschaft überhaupt: Fachkräfte. Es ist dringender denn je geboten, uns nicht standsvorsitz des BWA im April 2018. Man kann durchaus sagen: Auf den Schultern nur für eine starke, sondern auch eine faire des Mittelstands liegt die Wirtschaftskraft und nachhaltige Weltwirtschaft einsetzen, Deutschlands. Es sind starke Schultern, die die niemanden zurücklässt und von der alle miteinander. Vielfach sind hieraus bereits unsere Industrienation tragen können. Und Menschen profitieren. erfolgreiche Partnerschaften entstanden, die die auch noch mehr Kraft aufbringen können, sich für die Verbandsmitglieder im wahrsten sollte es notwendig sein. Den Dialog herzustellen und Brücken zu Sinne des Wortes ausgezahlt haben. bauen, immer mit dem Ziel eines freien und Die Herausforderungen, mit denen die deut- fairen Welthandels im Blick, ist eine der Stär- Sie alle wissen: Leicht waren die Zeiten nie. sche Wirtschaft konfrontiert ist, sind derweil ken unseres Verbands. Wir sind international Mit der Konzentration auf gute Lösungen zahlreich. Digitalisierung und künstliche und über alle politischen Entscheidungsebe- für alle hat unser Verband schon so manche Intelligenz werden unsere Wertschöpfung nen hinweg ausgezeichnet vernetzt. Und wir Herausforderung gemeistert. Liebe Leserin- nachhaltig verändern. Sind wir darauf vor- bringen den ökonomischen Sachverstand, nen und Leser, lassen Sie uns deshalb opti- bereitet? Der Brexit wird kommen. Die das rechtliche Know-how und die praktische mistisch in die Zukunft blicken. Wir haben damit eingehende Unsicherheit droht, eine Erfahrung mit, um wirtschaftlich und gesell- allen Grund dazu! der stärksten Volkswirtschaften Europas ins schaftlich Weichen zu stellen. Damit wirkt Chaos zu stürzen. Was das für die verbleiben- der BWA nicht nur auf politischer Ebene, Ihr Michael Schumann den Mitgliedsstaaten und insbesondere für sondern vernetzt auch Unternehmen direkt Vorstandsvorsitzender BWA |5|
Bundesversammlung Bundesversammlung in Berlin: Rudolf Weiler zum Ehrenpräsidenten gewählt Präsidium und Vorstand des BWA auf der Bundesversammlung 2019 in Berlin Auf der diesjährigen Bundesversammlung des Zielstellungen und Schwerpunktvorhaben kesworten für die geleistete Arbeit für den BWA in Berlin berichteten Präsidium und für die nächsten Jahre. BWA verabschiedet. Vorstand zu den Geschäftsjahren 2017/2018. Schwerpunkte waren die Auswertung der Rechnungsprüfer Roland Knoll von der Del- Das Schlusswort der Veranstaltung war von Geschäftszahlen, ein Rückblick über Initia- ta Prüfgesellschaft stellte den Rechnungs- der Zuversicht geprägt, dass der BWA seinem tiven und Veranstaltungen des BWA im Be- prüfbericht für die Jahre 2017/2018 vor und Motto getreu „Wirtschaft, das sind wir alle!“ richtszeitraum, aber auch ein Ausblick auf die schlug im Ergebnis dessen vor, Präsidium die Initiativen zur Realisierung der ökoso- und den Vorstand für den Berichtszeitraum zialen Marktwirtschaft auf nationaler und zu entlasten.Die Bundesversammlung folg- internationaler Ebene weiterentwickeln wird. te dem Vorschlag und entlastete die beiden Gremien. In der Versammlung wurden auch Präsident Thomas Sapper in seinem Amt be- stätigt und Altpräsident Rudolf Weiler zum Ehrenpräsidenten des BWA gewählt. Rudolf Weiler bedankte sich für die gute Zusammen- arbeit in seiner 10-jährigen Amtszeit und wünschte den neuen Amtsträgern im BWA alles Gute und auch weiterhin viel Erfolg. Durch Thomas Sapper und Michael Schu- mann wurden das Mitglied des Präsidiums, Dr. Lutz Förster, und das Mitglied des Vor- standes, René Leibold, sowie die Landesge- schäftsführerein von Niedersachsen, Silvia Rechnungsprüfer Roland Knoll Schüller, mit einer Ehrenurkunde und Dan- Ehrenpräsident Rudolf Weiler BWA |6|
Zentrale / Kommissionen Blockchain: Eine Technologie verändert die Welt BWA informiert Abgeordnete zu Zukunftsfragen Parlamentarisches Frühstück des BWA zur Blockchain Technologie Im vergangenen Jahr sorgte die Blockchain- kutierten Prof. Dr. Martin Užik, Vorstands- schaftssprecher der FDP-Fraktion im Deut- Technologie im Zusammenhang mit aktuel- vorsitzender des Berlin Institute of Finance, schen Bundestag, und Mark Preuss, Gründer len Digitalisierungsprozessen unserer Wirt- Innovation and Digitalization, Dr. h.c. Ha- und Geschäftsführer der Blockchainplatt- schaft und vor allem bezogen auf das Thema rald Seiz, CEO & Founder der Karatbars form BTC-Echo, das Thema in seinen unter- „Kryptowährungen“ für allerlei Schlagzeilen International GmbH, ein Pionier auf dem schiedlichen Facetten. Moderiert wurde die über Industriegrenzen hinweg. Mittlerwei- Gebiet der Kryptowährungen, Alexander Diskussion vom BWA Vorstandsvorsitzenden le wird die Diskussion etwas nüchterner Kulitz, Außenhandels- und Außenwirt- Michael Schumann. geführt. Unternehmen prüfen praktische Anwendungsszenarien und haben konkrete Regulierungserfordernisse, bei denen der Ge- setzgeber gefragt ist. Vor diesem Hintergrund richtete der Bun- desverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA) gemeinsam mit dem Berlin Institute of Finance, Innovation and Digitalization (BIFID) in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin ein parlamentarisches Frühstück für Ab- geordnete des Deutschen Bundestages aus, um gemeinsam mit ausgewählten Experten zu erörtern, was vom Blockchain-Hype ge- blieben ist und wie die Technologie sinnvoll eingesetzt werden kann. Das Thema traf augenscheinlich einen Nerv: Für die 50 zur Verfügung stehenden Plätze hatten sich mehr als 90 Abgeordnetenbüros gemeldet. Während der Veranstaltung dis- V.l.n.r.: Michael Schumann, Alexander Kulitz, Marc Preuss, Prof. Užik, Dr. h.c. Seiz BWA |7|
Zentrale / Kommissionen BWA begrüßt neue Senats-Mitglieder in Berlin: Festliches Aufnahmedinner im Hotel Adlon Traditionsgemäß begrüßte der BWA wieder neue Senatsmitglieder mit einem festlichen Aufnahmedinner im Hotel Adlon. Dem Senat des BWA gehören führende Per- sönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Kultur sowie Repräsentanten aus Politik, Diplomatie und dem öffentlichen Leben an. Aufgabe des Senats ist die Einbrin- gung von Wissen und Erfahrung aus diesen Bereichen. Mitglieder des Senats sind in besonderer Weise für die Umsetzung der Verbandsziele verant- wortlich und repräsentieren den BWA in der Öffentlichkeit. „Wir freuen uns über die tat- kräftige Unterstützung der Verbandsarbeit durch unsere Senatorinnen und Senatoren.“, so BWA-Vorstandsvorsitzender Michael Schu- mann, „Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zum Ansehen des BWA in der Öffentlichkeit.“ BWA |8|
Zentrale / Kommissionen Smart Country Ostdeutschland 4. Ostdeutsches Wirtschaftsforum mit Prominenz aus Bund und Ländern. West zu arbeiten. Vizekanzler und Bundes- finanzminister Olaf Scholz (SPD) referierte in der Auftaktveranstaltung am Vorabend des Forums über Herausforderungen der Energie- und Mobilitätswende. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erläuterte den ca. 250 Unternehme- rinnen und Unternehmern sowie Führungs- kräften, überwiegend aus den ostdeutschen Bundesländern, die von ihm konzipierte In- dustriestrategie. Im Anschluss an seinen kom- petenten Vortrag ergab sich eine spannende Diskussion mit den Konferenzteilnehmern. Engagiert und durchaus emotional verlangten die Ministerpräsidenten Dr. Dietmar Woidke (SPD, Brandenburg), Bodo Ramelow (Die LINKE, Thüringen) und Dr. Reiner Haseloff (CDU, Sachsen-Anhalt) nun endlich die An- gleichung der Lebensverhältnisse zwischen Ost und West. Ein zweites großes Thema war der anstehende Strukturwandel in den ostdeutschen Braun- kohleregionen und die Notwendigkeit eines adäquaten Strukturausgleichs in den betrof- fenen Ländern. Diesem komplexen Thema sowie der Veranke- rung der neuen Bundesländer in Europa wid- meten sich im Anschluss der Ostbeauftragte der Bundesregierung Christian Hirte (CDU) sowie die Wirtschaftsminister Prof. Armin Willingmann (SPD, Sachsen-Anhalt) und Prof. Jörg Steinbach (SPD, Brandenburg), in einer durchaus kontroversen Diskussion. Zukunftstechnologien und neue Geschäfts- modelle standen am zweiten Tag im Fokus der vielfältigen Foren und Diskussionen zwischen Vertretern von Wirtschaft und Politik. Der BWA als Partner des OWF wurde ver- treten durch eine hochrangige Delegation mit dem Präsidenten Thomas Sapper sowie dem Bildquelle: OWF2019 / Susann Welscher Vizepräsidenten Prof. Herbert Mrotzek an der Spitze. Auch zahlreiche Mitgliedsunter- Zum vierten Mal fand dieses Jahr unter Be- Ziel der hochkarätig besetzten Veranstal- nehmen - nicht nur aus den neuen Bundes- teiligung des BWA das Ostdeutsche Wirt- tung war es, sich mit Vertretern von Wirt- ländern - fanden den Weg nach Bad Saarow. schaftsforum in Bad Saarow bei Berlin statt. schaft und Politik zu den Perspektiven der Es versteht sich als das „Davos des Ostens“, ostdeutschen Wirtschaft auszutauschen und Alle Beteiligten zogen eine positive Bilanz ein Spitzentreffen von Vertretern aus Politik, an gemeinsamen Lösungen zum Angleich und zeigten sich mit der Veranstaltung au- Wirtschaft und Wissenschaft. der Lebensverhältnisse zwischen Ost und ßerordentlich zufrieden. BWA |9|
Zentrale / Kommissionen Nationale Industriestrategie 2030: BWA fordert mehr Berücksichtigung des Mittelstands Anlässlich der von Bundeswirtschaftsminister den Anschluss verliert, sensible Daten geschützt von den von Altmaier ins Auge gefassten Global Peter Altmaier kürzlich vorgestellten „Nati- werden und Unternehmen in heimischer Hand Playern, sondern von mittelständischen Unter- onalen Industriestrategie 2030“ positionierte bleiben. Alles Erkenntnisse, die der Regierung nehmen erwirtschaftet, deren Wertschöpfung der BWA sich in Berlin klar pro Mittelstand. seit einem Jahrzehnt bereits bekannt sind, aber vor allem in Deutschland anfällt. Diese Unter- Altmaiers Vorschlag macht deutlich, dass die bisher nicht beachtet wurden. Allerdings wirkt nehmen müssen zuvorderst für den weltweiten Bundesregierung die Gefahren, die sich aus den Altmaiers Konzept mit seinen Förderungs-, Sub- Wettbewerb gestärkt und besonders geschützt dramatischen Veränderungen der globalen Welt- ventions- und Regulierungsvorschlägen eher wie werden. und Wettbewerbsordnung für deutsche Unter- ein Relikt aus längst vergangenen Tagen denn nehmen ergeben, zwischenzeitlich erkannt hat. wie eine zeitgemäße Zukunftsstrategie. Nicht primär durch staatliche Reglementierung und Eingriffe, sondern durch eine gezielte För- Denn es wird Zeit, bisher verschlafenen Maß- Diese Überlegungen sind mit Sicherheit das derung, die es diesen Unternehmen weiterhin nahmen kurzfristig nachzuholen. So muss si- Gegenteil einer ökosozialen Marktwirtschaft, ermöglicht, weltweit erfolgreich zu agieren und chergestellt werden, dass Deutschland bei der für die der BWA seit Jahren eintritt. Der unter- damit beizutragen, dass Deutschland seinen Entwicklung von Zukunftstechnologien nicht nehmerische Erfolg in Deutschland wird nicht Stand als Exportweltmeister halten kann. „Social Media kann echte Netzwerkarbeit nicht ersetzen!“ Herausforderungen und Schwerpunkte der Verbandsarbeit im BWA Seit April 2018 ist Michael Schumann neu- dass reine Online-Kommunikation echte derung leistet der BWA auch Politikbera- er Vorsitzender des BWA Bundesvorstands. Netzwerkarbeit nicht ersetzen kann. tung. In Zeiten einer zunehmend erhitzten Wir fragten ihn bei einem Gespräch in der öffentlichen Streitkultur sicherlich kein Bundesgeschäftsstelle in Berlin nach Heraus- Wir haben uns beim BWA der Wirtschafts- einfaches Unterfangen. Was genau muss forderungen und Schwerpunkten der BWA förderung verschrieben, d.h. wir wollen Mit- man sich darunter vorstellen, wenn der Verbandsarbeit in 2019. glieder zusammenführen, die mit- und un- BWA Politik berät?“ tereinander gute Geschäfte machen können. Michael Schumann: „Sie haben es schon an- BWA-Journal: „Lieber Herr Schumann, po- Dazu muss man die Mitglieder kennen, mit gesprochen: wir leben in Zeiten, in denen litische und wirtschaftliche Kommunikati- ihnen sprechen und ein Gefühl dafür entwi- politische Argumentation von einer immer on verlagert sich mehr und mehr auf Social- ckeln, wer zueinander passt und aus welcher stärker zunehmenden Fragmentarisierung, Media-Kanäle wie Facebook, WhatsApp, Verbindung, die man stiftet, eine fruchtbare Polarisierung und Radikalisierung geprägt Twitter & Co. Ist ein Wirtschaftsverband Zusammenarbeit entstehen kann. Hierbei ist. Die Stimme der Vernunft hat es immer wie der BWA in Social-Media-Zeiten über- spielen viele Faktoren eine Rolle, die sich nur schwerer, sich Gehör zu verschaffen. Unter haupt noch nötig?“ im persönlichen Kontakt bestimmen lassen. Politikberatung beim BWA verstehen wir Michael Schumann: „Mehr denn je. Wer je Kein Algorithmus kann diese Arbeit und die daher nicht, dass wir mit lautstark vorgetra- versucht hat, über Social Media und berufliche Portion Menschenkenntnis, die ihr zugrunde genen Forderungen den um Aufmerksamkeit Online-Netzwerke wie Xing oder LinkedIn liegt, bislang abbilden, und wir hoffen, dass heischenden Stimmen auf dem Markt der po- gehaltvolle Diskussionen zu führen und trag- dies auch noch eine Weile so bleibt.“ litischen Meinungen eine weitere hinzufügen, fähige Geschäftskontakte anzubahnen, weiß, BWA-Journal: „Neben der Wirtschaftsför- sondern dass wir dezent und unaufgeregt BWA | 10 |
Zentrale / Kommissionen hinter den Kulissen mit Politik sprechen und und Jetzt und die Zukunft der Menschen in noch eine Frage: Welche Schwerpunkte auf Politik einwirken, Meinungen wieder in den Revieren, für die Sozialverträglichkeit setzt der BWA in 2019? Was haben Sie auf Fakten zu gründen und über Legislaturperio- eines Strukturwandels, der nur dann gelingen Bundesebene geplant und welche Aktivitä- den hinaus Verantwortung für Entscheidun- kann, wenn zu den ehemals gut bezahlten ten sollte man sich vormerken?“ gen zu übernehmen.“ Arbeitsplätzen in Nordrhein-Westfalen oder Michael Schumann: „Die Förderung der in der ostdeutschen Braunkohlewirtschaft Wirtschaft in den alten und den neuen Bun- BWA-Journal: „Das klingt auf abstrakter adäquate Alternativen geschaffen und die desländern ist und bleibt ein wesentlicher Ebene sehr schön, nur was bedeutet das Menschen bei diesem Strukturwandel mit- Bestandteil der Arbeit des BWA auf Bundes- konkret, zum Beispiel bezogen auf aktuelle genommen werden können. Es geht also auch ebene auch in 2019. Daneben wird natürlich politische Entscheidungsprozesse? Nehmen in dieser Debatte um unaufgeregte, fakten- auch die Außenwirtschaftsförderung weiter wir mal den Ausstieg aus der Kohle?“ basierte Lösungen und verantwortungsvolle eine große Rolle spielen. Hier stehen unsere Michael Schumann: „Die Diskussion um Entscheidungen mit größerem Zeithorizont. klassischen Schwerpunktregionen China, den Kohleausstieg ist hier sicherlich ein gu- Russland und Indien im Vordergrund, wir tes Beispiel. Dass wir vor dem Hintergrund Oder wie es kürzlich der ehemalige Bundes- wollen uns in Zukunft aber auch stärker dem des Klimawandels auf Dauer eine intensive wirtschaftsminister Sigmar Gabriel sagte: afrikanischen Kontinent widmen.“ Nutzung fossiler Brennstoffe vor nachkom- Dieser Strukturwandel kann nur sukzessiv, menden Generationen nicht verantworten planmäßig und berechenbar erfolgen und be- BWA-Journal: „Lieber Herr Schumann, können, ist einleuchtend. Genauso aber steht darf erheblicher finanzieller Unterstützung.“ wir danken für das Gespräch.“ Politik in der Verantwortung für das Hier BWA-Journal: „Vielen Dank. Abschließend BWA | 11 |
Zentrale / Kommissionen Gemeinsam für den Mittelstand: IMW wird korporatives Mitglied im BWA Die Interessenvereinigung Mittelständische licher Unternehmen in Deutschland. Sie steht wollen IMW und BWA noch mehr für den Wirtschaft (IMW), eine Dachorganisation diesen Unternehmen bei der herausfordern- Mittelstand erreichen. Gemeinsam stehen zahlreicher regionaler Mittelstandsvereini- den Bewältigung ihrer täglichen Aufgaben beide für einen aktiven Dialog mit Akteu- gungen und mittelstandsnaher Institute mit zur Seite, gibt Impulse und macht auf künf- ren aus Wirtschaft, Politik, öffentlicher Ver- derzeit ca. 26.000 angeschlossenen Mitglieds- tige Entwicklungen aufmerksam. Ob Fragen waltung, Wissenschaft und produzierendem betrieben, ist zur Stärkung ihrer Außenwirt- der Risikovorsorge und des Datenschutzes Gewerbe. schaftskompetenz dem BWA als korporatives oder Maßnahmen zur Betriebssicherung und Mitglied beigetreten. wichtige gesetzgeberische Veränderungen Neben der Außenwirtschaft reichen die The- - Veranstaltungen bieten Hintergrundinfor- men dabei von den betrieblichen Einsatzmög- Wirksame Mittelstandsförderung gelingt mationen, greifen drängende Themen auf und lichkeiten digitaler Anwendungen und dem nur durch aktive, direkte Kommunikation. sind hervorragende Kontaktbörsen. drängenden Problem des Fachkräftemangels Die Interessenvereinigung Mittelständische über die Folgen des demographischen Wan- Wirtschaft (www.imw-ev.de) versteht sich BWA und IMW – ein starkes Duo für die In- dels bis hin zu verbesserten Beratungsleistun- deshalb als Sprachrohr, Fürsprecher und tat- teressen der mittelständischen Wirtschaft gen in Sachen Unternehmensnachfolge und kräftiger Unterstützer vor allem kleingewerb- Mit der Bündelung der Kräfte und Kontakte Unternehmensverkauf. V.l.n.r.: BWA Generalsekretär Andreas Beil, IMW Vorstand Susan Friedrich, BWA Vorstandsvorsitzender Michael Schumann BWA | 12 |
Zentrale / Kommissionen BWA vereinbart Kooperation mit Exportpages Zielgruppen kosteneffizient und messbar erreichen Eine Registrierung bei Exportpages bietet viele Vorteile für exportierende Unternehmen Der Bundesverband für Wirtschaftsförde- Neue Märkte von innen heraus erobern informiert, wer sich innerhalb des Portals rung und Außenwirtschaft (BWA) e.V. hat Mit Exportpages lassen sich Märkte ohne für was und wo interessierte. Die integrierte eine umfangreiche Kooperation mit der B2B sprachliche oder kulturelle Barrieren erschlie- Export-Analyse zeigt klar, wie sinnvoll Wer- Online-Plattform Exportpages (www.export- ßen. Gerade, weil jedes Land und jeder Markt begelder bei Exportpages investiert wurden, pages.de) vereinbart. Als Business-Plattform seine eigene Kultur und andere Gepflogenhei- denn im Kunden-Account kann eine Viel- ist Exportpages eine der größten Online- ten hat. Viele BWA-Mitgliedsunternehmen zahl von Statistik-Modulen abgerufen wer- Messen für Produkte und Dienstleistungen arbeiten intensiv an Einstiegsmöglichkeiten den. Welche Produkte sind in welchem Land überhaupt. in neue Märkte. Die wachsenden Märkte gerade gefragt? Woher kommen die meisten in Osteuropa sind ein aussichtsreiches Feld Besucher? Wie werden Medien wie PDF Mit Exportpages sind Hersteller und Händler für exportierende Unternehmen. Produkte und Video genutzt? In welchen Sprachen mit ihren Produkten global präsent, denn aus Deutschland haben dort nach wie vor wird ein Produkt am meisten gesucht und jeder Eintrag wird in die gewünschten Spra- einen sehr guten Ruf. Einen Zugang zu den ein Profil aufgerufen? Grafisch dargestellte chen übersetzt. Bei bis zu 32 wählbaren Spra- chinesischen Märkten eröffnet Exportpages Langzeitvergleiche schaffen hier schnell eine chen (demnächst auch Khmer und Malai- bereits seit 2009 als Partner des CIECC, des gute Übersicht. isch) deckt ein solcher Eintrag alle potenziell staatlichen China International Electronic wichtigen Exportregionen ab; unabhängig Commerce Center. Zum Nulltarif starten davon, in welcher Sprache nach einem Pro- Die Anmeldung und der erste Eintrag auf dukt gesucht wird. Denn die „Suchenden“ in Sich von Kunden finden lassen Exportpages sind unkompliziert. Jedes Un- aller Welt geben nun mal in der Regel keine Dank konsequenter und innovativer SEO- ternehmen kann zum Nulltarif starten, da englischen oder deutschen Produktbezeich- Maßnahmen stellt Exportpages die ideale die Möglichkeit besteht, einen kostenlosen nungen in die Suchmaschinen ein, sie arbei- Weiterführung eines Online-Unternehmen- Eintrag zu erstellen. Damit bietet Exportpa- ten am liebsten in ihrer Landesprache. Die sportals dar. Über 90 % des Weltmarktes und ges eine große Auswahl an Kontaktmöglich- Homepage, auf der das gesuchte Produkt zu Einkaufsentscheider in über 180 Ländern keiten zu den eingetragenen Unternehmen. finden wäre, greift hier einfach nicht: Welches werden erreicht, wobei die Exportregion Mit einem kostenpflichtigen Eintrag können Unternehmen hat schon den Fachbegriff für durch die ausgewählten Sprachen exakt be- exportierende Unternehmen Kaufentschei- sein Produkt in allen relevanten Sprachen auf stimmt werden kann. dungen unterstützen, denn potenzielle Käu- der Homepage hinterlegt und dafür gesorgt, fer können schon in der Orientierungsphase dass Google den Begriff und sein Umfeld als Exportpages rechnet sich mit Produktbeschreibungen, PDF-Doku- relevant einstuft und auf der ersten Seite der Bei Exportpages registrierte Unternehmen menten, Videos, Firmen- und Kontaktdaten Suchergebnisse auflistet? werden mit ausführlichen Statistiken darüber versorgt werden. BWA | 13 |
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz Künstliche Intelligenz und Digitalisierung Zwei Seiten einer Medaille Prof. Dr. Michael Maskos Mainz GmbH (IMM), die 2014 in die wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hoch- Fraunhofer-Gesellschaft integriert wurde. schuldozent weiter treu. Nach seiner Promotion am Polymerinstitut der Universität Marburg 1995, arbeitete Im Jahr 2009 zog es ihn in die Bundes- er fünf Jahre lang als wissenschaft licher hauptstadt, wo er an der BAM Bundesan- Mitarbeiter an der Johannes-Gutenberg stalt für Materialforschung und –Prüfung Universität Mainz. die Leitung der Fachgruppe „Beständigkeit von Polymeren“ übernahm. Während die- Im Jahr 2000 erhielt Prof. Maskos für ser Zeit graduierte er an der Helmholtz- seine Forschung den Research Award der Akademie für Nachwuchs-Führungskräfte Boehringer-Ingelheim Stiftung. Anschlie- in Scientific Management. Zwei Jahre spä- ßend verließ er Mainz für ein Auslandsjahr ter folgte die Berufung zum W3-Professor im Rahmen eines Forschungsstipendiums an der Johannes - Gutenberg Universität der Deutschen Akademie der Naturfor- in Mainz. Er kehrte dorthin zurück, über- scher, Leopoldina. nahm die Leitung des IMM und den Lehr- stuhl für chemische Verfahrenstechnik Prof. Dr. Michael Maskos ist BWA- In Montreal, Kanada, arbeitete er als Gast- / Mikrofluidik an der Universität. 2015 Senatsmitglied und seit 2014 Direktor wissenschaftler an der McGill Universität. erhielt Prof. Maskos den Literaturpreis der des Fraunhofer ICT-IMM in Mainz. Als Zurück in Deutschland, habilitierte er sich chemischen Industrie für das Fachbuch Geschäftsführer leitete er vorher bereits 2003 in Physikalischer Chemie und blieb „Polymere: Synthese, Eigenschaften und seit 2011 die Institut für Mikrotechnik der Johannes-Gutenberg Universität als Anwendungen“. KI, Künstliche Intelligenz: viel diskutiert, für selbstverständlich und in den meisten Fällen Bundesverbands für Wirtschaftsförderung den Laien schwer verständliche Grundlagen, auch unspektakulär (sieht man z. B. vom und Außenwirtschaft (BWA) diskutiert, da scheinbar unüberschaubare Folgen, nahezu Stress vieler Eltern ab, ihren Sprösslingen die Mitglieder der Überzeugung sind, dass heilsbringende Lösungsmöglichkeiten für den richtigen und vernünftigen Umgang ins- dieses Thema insbesondere für den deutschen aktuelle und zukünftige Probleme: kaum ein besondere mit letzterem beizubringen.). Mittelstand und dessen erfolgreicher Weiter- anderes Begriffspaar wird derzeit intensiver entwicklung von zentraler Bedeutung sein und zugleich kontroverser diskutiert und löst je Worum dreht sich also die Aufregung? wird. Dabei rücken neben den technologischen nachdem Befürchtungen oder Begeisterung aus. Sicherlich eine einfach zu stellende Frage, Voraussetzungen und Folgen (wie z. B. beim die allerdings (und wenig überraschend) viel- Thema „autonomes Fahren“ oder OP-Assis- Zweifelsfrei prägen Computer und der Um- schichtiger und facettenreicher Antworten tenzsystemen) zunehmend auch die Fragen gang damit unseren Alltag, bis hin zum all- bedarf. Besonders intensiv wird dieses Thema rund um (arbeits-)rechtliche, soziale oder auch gegenwärtigen Smartphone – und das ganz derzeit in der Innovationskommission des medizin-ethische Rahmenbedingungen in den Vordergrund – allesamt in ihren Folgen wichtig und zugleich herausfordernd. Und dies umso mehr, da ja noch gar nicht klar ist, wohin sich einzelne Bereiche entwickeln. Aber eigentlich ist das ja nichts Neues: wir haben uns in der Vergangenheit angepasst und werden dies auch in der Zukunft tun. Es gilt allerdings (mindestens) zwei Tatsachen zu berücksichtigen, die zwar grundsätzlich ebenfalls nicht neu sind, in ihrer Intensität aber beachtenswert: die Komplexität der Ver- änderung und insbesondere deren Dynamik, also die Zeit, in der die Veränderung geschieht, bis wir sie als „normal“ empfinden. Beides ist BWA | 14 |
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz zu vergleichen mit unserem Vermögen, die Wir sollten zuversichtlich sein, schließlich ha- gie, die darauf basiert, zwischen einer „Null“ Veränderungen zu begreifen (oder zumin- ben Generationen vor uns ebenfalls (und al- und einer „Eins“ unterscheiden zu können. dest zu akzeptieren) und mit ihnen Schritt lermeist erfolgreich) gelernt, sich anzupassen: zu halten. Bei Einführung der Computer- sei es bei der Einführung der Eisenbahn (ein Wenn man bedenkt, mit welcher Geschwin- technologie waren dies in der Regel typische Drehrad und ein Schiebregler kontrollierten digkeit letzteres mittlerweile gelingt und was „Generationenthemen“ – Firmenvorstände zig Bar Dampfdruck und halfen - durch Zy- wir damit dann alles bewerkstelligen können, haben dies mehr oder weniger vertrauensvoll linder geleitet – tonnenschweren Kolossen macht das sicherlich neugierig auf die The- in die Hände der nachfolgenden Generation zur Fortbewegung), die damals nicht wenigen menwelt der künstlichen Intelligenz – und gelegt und mussten sich dann nicht mehr als Höllengerät erschien, oder der bereits er- die spannenden Diskussionen und auch kri- (oder zumindest längst nicht so intensiv) da- wähnten Einführung der Computertechno- tischen Auseinandersetzungen, die vor uns mit auseinandersetzen. logie, extrem vereinfachend einer Technolo- liegen: wir freuen uns darauf! Dies wird so sicherlich nicht mehr funkti- onieren – die Innovationszeiten haben sich enorm beschleunigt, und wir stehen vor der Herausforderung, innerhalb einer Generation die Veränderungen (und die folgenden eben- so) zu integrieren – und parallel die nächste Generation frühzeitig mit einzubinden. Ähnliche Herausforderungen gelten für das Thema der zunehmenden Komplexität und unser Vertrauen in die Zuverlässigkeit der technologischen Lösungen, die uns diese Komplexität meistern helfen. Selbstverständ- lich verlangt dies von uns immer wieder aufs Neue, die Balance zwischen Chance und Ri- siko zu hinterfragen und auszutarieren. BWA | 15 |
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz Künstliche Intelligenz: Der Stand der Dinge Eine Positionsbeschreibung In den letzten Monaten häuften sich Berichte blatt IT-Business wird KI wie folgt definiert: Jürgen C.F. Steimle in TV und Presse über selbstfahrende Autos, ‚Künstliche Intelligenz ist ein Teilgebiet der sich selbststeuernde Haushaltsgeräte, Einsatz Informatik, das darauf abzielt, bestimmte von Pflegerobotern oder sensorgestützten Fähigkeiten menschlichen Denkens auf Montagerobotern. Im Silicon Valley inves- Computersysteme zu übertragen und damit tiert man angeblich Mrd. von Dollar in den Maschinen zu konstruieren, die selbstständig Aufbau von KI-Forschungsabteilungen, auf Probleme erkennen und lösen können.‘ der letzten Hannover-Messe hat der Einsatz von KI in der Industrie 4.0 eine dominie- Das Thema KI ist keine ganz neue Erfin- rende Rolle gespielt. Andererseits ist auch dung. Schon 1956 fand mit der Dartmouth immer wieder von der drohenden Ablösung Conference New Hampshire (USA) unter des Menschen durch den Roboter zu lesen, Federführung des US-Informatikers John Berichte vom Verlust von Millionen von Ar- McCarthy ein erster Kongress zu diesem The- beitsplätzen durch KI machen die Runde. ma statt und der Begriff KI wurde zum ersten Mal publik gemacht. In den darauffolgenden Was heißt das alles - schöne neue Welt oder technik- und fortschrittsgläubigen 60er Jah- Gefahr für die Menschheit? Was ist dran an ren wurde in diesem Forschungsbereich – der Künstlichen Intelligenz und was bedeutet auch von Seiten der US-Regierung - viel Geld dies für die Wirtschaft in Deutschland? Hier investiert und durch öffentlichkeitswirksame ein kurzer Überblick und der Versuch einer Publikationen, Filme, die Fantasie befeuert. Dipl.-Kfm. Jürgen Steimle studierte Be- ersten Einordnung. triebswirtschaftslehre in Mannheim und Man muss hier nur an den Computer HAL begann seine Karriere als Brandmanager Was bedeutet Künstliche Intelligenz? im Blockbuster-Film ‚2001 Odyssee im Welt- bei Procter & Gamble. In Wikipedia ist folgende Definition zu fin- raum‘, an die beiden sprechenden Roboter den „Künstliche Intelligenz (KI) – im Eng- in Star Wars oder an die Robotergesetze des Später übernahm er verschiedene Füh- lischen ‚Artifical Intelligence (AI)‘ – ist ein SF-Autors Isaak Asimov denken. Das Inter- rungspositionen im Marketing- und Teilgebiet der Informatik, welches sich mit esse der Industrie erlahmte dann aber in den Vertriebsbereich von namhaften Mar- der Automatisierung intelligenten Verhaltens 70er Jahren, als sich die im Science Fiction kenartikelunternehmen, u.a. als Direktor befasst. Oft bezeichnet KI auch den Versuch, Bereich dargestellten technischen Fortschritte Verbrauchermarketing bei Milupa und menschliche Intelligenz nachzubilden, d.h. in der Realität doch nicht so schnell umsetzen als Marketingdirektor Mitteleuropa bei einen Computer so zu programmieren, dass er ließen. In den nächsten Jahrzehnten spielte Seagram. eigenständig Probleme lösen kann‘. Im Fach- das Thema KI in der Öffentlichkeit keine Als Berater ist Jürgen Steimle seit nunmehr fast 30 Jahren tätig, zuerst als Direktor und Mitglied der Geschäft sleitung bei GTP Management Consulting, später als Ge- schäftsführer bei der Bahntochter KVDB und bei der Novum GmbH, seit 1997 als geschäftsführender Gesellschafter bei der MSU direkt GmbH und als Partner bei MSU Consulting. Seit Anfang 2016 ist er als selbständiger Unternehmensberater aktiv. Seine Be- ratungsschwerpunkte sind Marketing, Vertrieb, Innovation und CRM/Lead Management. Er ist seit 2009 Mitglied des BWA, davon 4 Jahre Mitglied des Bun- dessenats und war Autor der viel beachteten Studie ‚Innovations-Management 2013‘. BWA | 16 |
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz größere Rolle mehr, auch wenn natürlich in In den letzten Jahren erlebte das Thema KI • die stürmische Entwicklung im Bereich der Laboratorien und Forschungseinrichtungen nun wieder in der öffentlichen Aufmerksam- Rechnerleistung und der Speichermedien und weiter daran gearbeitet wurde. keit ein Revival, und man stellte staunend fest, damit der Fähigkeit, riesige Datenmengen in welche großen Fortschritte insbesondere in kürzester Zeit zu verarbeiten Das änderte sich erst wieder als vor ca. 20 Jah- den Bereichen Expertensysteme (regelbasierte • den Einsatz von Fuzzy Logic, mit der neben ren der IBM Computer Deep Blue den dama- Systeme), Mustererkennung und selbstlernen- der starren 01-Arithmetik auchWahrschein- ligen Weltmeister Kasparow im Schachspiel de Systeme hier mittlerweile erzielt wurden. lichkeiten unterschiedlicher Graduierung besiegte. Mittlerweile konnten ähnlich auf- verarbeitet werden können sehenerregende Erfolge in den noch komple- Zurück zu führen war dies vor allem auf fol- • dem Verständnis neuronaler Netze und die xeren Spielen Go und Jeopardy erzielt werden. gende drei technologische Meilensteine: Möglichkeit, diese künstlich nachzubauen Einsatzbereiche von Künstlicher Intelligenz Heute kommen KI und intelligente Computersysteme bereits in vielen Bereichen von Industrie und Wissenschaft zum Einsatz. Die wichtigsten sind, um nur einige zu nennen: • die selbständige maschinelle Steuerung in Produktion und • in der Sprach- und Bilderkennung, z.B. bei Übersetzungen Logistik (Stichwort Industrie 4.0 / Logistik 4.0) und Textverarbeitung • die Ablösung einfacher, sich wiederholender Tätigkeiten • bei der Verkehrssteuerung durch Computer (Robotik) • beim Predictive Modelling, z.B. zur Vorhersage besonders • die Medizintechnik, z.B. zur Diagnose oder zur verbrechensgefährdeter Gebiete oder bei der Identifi kation Durchführung von einfacheren Standardoperationen mit erfolgversprechender Neukundenpotentiale hoher Präzision • bei Digitalen Sprachassistenzsystemen z.B. SIRI • die Astronomie, z.B. bei der Durchmusterung des Sternenhimmels • bei Computerspielen • die pharmazeutische Forschung, z.B. zum Check von • und bei E-Learning Systemen tausenden von möglichen Wirkstoffkombinationen Die Entwicklung steht hier aber erst am Anfang. Experten schätzen, dass sich in den nächsten Jahren Milliardenmärkte entwickeln und Rieseninvestitionen getätigt werden. KI wird als eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien der Zukunft angesehen. Man rechnet mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten von mehr als 50% p.a. und einem weltweiten Marktpotential von 37 Mrd. US Dollar bis 2025. BWA | 17 |
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz Die Richtung stimmt ESMT-Studie zum Fortschritt deutscher Weltmarktführer bei der Digitalisierung Deutschland wird nicht als das Vorreiterland Was den Fortschritt insgesamt betrifft , sind Bianca Schmitz der Digitalisierung wahrgenommen. Breit- die Hidden Champions den „klassischen“ band- und Handynetzausbau verlaufen hier- KMU (kleine und mittlere Unternehmen) zulande immer noch schleppend, und viele ein Stück voraus. Sie haben nach eigener denken beim Thema Digitalisierung eher an Aussage bereits über die Hälfte der Strecke das DSGVO-Chaos als an Zukunftschancen. zurückgelegt. Die großen Konzerne sind hier nochmals einen deutlichen Schritt weiter. Den Ton bei digitalen, datenbasierten Ge- Was die Zufriedenheit angeht, liegen Hidden schäftsmodellen geben vor allem die US- Champions und Konzerne dagegen gleich- amerikanischen Tech-Giganten wie Apple, auf. Bei beiden sind jeweils 71 Prozent der Google und Facebook an. Unternehmen mit dem eigenen Fortschritt zufrieden. Bei den KMU sind es gerademal Dennoch: Deutschland ist in vielen Berei- 51 Prozent. chen spitze. Schätzungen zufolge gibt es bei uns um die 1.300 „Hidden Champions“ – das Obwohl die grobe Richtung bei den meisten sind mittelständische, meist weniger bekann- Hidden Champions stimmt, gibt es noch be- te Unternehmen, die in ihrer Branche Welt- trächtliche Hindernisse. Sie sind zwar gegen- marktführer sind. 90 Prozent dieser Firmen über den KMU, die keine Weltmarktführer hat bereits die Anfangsphase der Digitalisie- sind, im Vorteil. Dass sie ihre herausgehobene rung hinter sich gelassen und steckt mitten- Position im Weltmarkt verteidigen, ist aber Bianca Schmitz ist Co-Direktorin des drin, interne Prozesse und Geschäftsmodelle längst nicht ausgemacht. Hidden Champions Institute (HCI) und digital(er) aufzustellen. Programmdirektorin an der ESMT Berlin. Zu den größten Herausforderungen der Di- Sie ist verantwortlich für den Aufbau neuer Wie weit die deutsche Wirtschaft bei dieser gitalisierung zählen 43 Prozent der Hidden internationaler Kooperationen mit anderen Transformation vorangeschritten ist, haben Champions insbesondere die hohe organisa- Business Schools, Institutionen und Netz- wir am Hidden Champions Institute (HCI) torische Komplexität. Oftmals existiert eine werken, wie z.B. dem Global Network for der ESMT Berlin zusammen mit IDG Re- Vielzahl an Einzelprojekten, die in vielen Advanced Management (GNAM). search Services in einer kürzlich erschienenen Fällen unabgestimmt nebenherlaufen und Studie untersucht. deren Koordination sich im Nachhinein als BWA | 18 |
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz schwierig erweist. Eine gut geplante Digita- Weitere Stolpersteine einer erfolgreichen Unsere Studie zeigt, dass die deutsche Wirt- lisierungsstrategie ist daher extrem wichtig. Digitalisierung sind laut unserer Studie das schaft insgesamt in der digitalen Transforma- stark ausgeprägte Silodenken innerhalb der tion weiter vorangeschritten ist, als manch- Fehlinvestments können so verhindert und Abteilungen – 42 Prozent der Hidden Cham- mal behauptet wird. Aufgrund ihrer starken Ressourcen eingespart werden, die an anderer pions finden das problematisch. Außerdem Marktposition und des sehr spezifischen Stelle besser eingesetzt werden könnten. beklagen viele bei ihren Mitarbeitern gering Knowhows können zumindest die Hidden ausgeprägte Bereitschaft zur Veränderung Champions auch einmal durchatmen, bevor Im Vergleich zu den großen Konzernen haben (54 Prozent). Beides zusammen ergibt eine sie entscheiden, wie sie sich weiter digitalisie- Hidden Champions häufig nicht den Druck gefährliche Komfortzone, denn die Öffnung ren. Doch auch die Zugehörigkeit zu diesem des Kapitalmarkts im Rücken. Sie können der Silos wird nicht schlagkräftig genug an- elitären Zirkel ist keine Garantie für zukünf- unabhängig davon langfristige Strategien gegangen. Es gilt, die Mitarbeiter zu schulen, tigen Erfolg. Die versteckten Weltmarkführer entwickeln und müssen keinen „Digitalisie- zu motivieren und ihnen aufzuzeigen, welche aus Deutschland sollten sich deshalb ohne rungsaktionismus“ an den Tag legen, um die Chancen und neue spannenden Wege sich Zögern den Herausforderungen der Digita- Anleger zufrieden zu stellen. durch die Digitalisierung ergeben. lisierung stellen. BWA | 19 |
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz Die Newcomer sind schneller Start-ups nutzen Künstliche Intelligenz intensiv die ersten fünf Jahre eines Jungunterneh- inzwischen so stark marketinggetrieben, wie Roy Uhlmann mens als Startup-Phase gelten und nicht jede es das „Dot.Com“ zur Jahrtausendwende war. neue Firma zwangsläufig die Kriterien wie Skalierbarkeit der digitalen Geschäftsidee Nach einer genaueren Analyse des Gründer- oder strenge Wachstumsorientierung erfüllt. zentrums der Technischen Hochschule Mün- Kfz-Werkstätten, Handwerksbetriebe, An- chen („UnternehmerTUM“) sind es gerade waltskanzleien oder auch fertigungsorien- einmal 132 Jungunternehmen, die wirklich tierte Spin-offs, die den Löwenanteil der rund an KI-Systemen forschen und entwickeln. 676.000 Firmenanmeldungen im Jahr 2017 Das wäre lediglich ein Drittel derer, die KI bilden, sind keine Startups. in ihre Firmenbroschüre schreiben. Rein rechnerisch entstehen also jedes Jahr Hinzu kommen Institute und Spin-offs an rund 1.600 Startups in Deutschland – das ist den Universitäten und IT-Abteilungen in weniger als ein Viertelprozent aller Neugrün- nahezu allen Großunternehmen – vor allem dungen. Es waren schon mal mehr – doch im Automobilbau, im Maschinenbau, bei seit einem Zwischenhoch flaut das Grün- Banken und Versicherungen. Allerdings, so dungsklima wieder ab. Die gute Konjunktur ermittelte die Boston Consulting Group, sind sorgt für annähernde Vollbeschäftigung und es höchstens 15 Prozent der deutschen Indus- lässt das Gründen für viele weniger attraktiv trieunternehmen, die künstliche Intelligenz erscheinen. Das ist durchaus gefährlich für in nennenswertem Rahmen einsetzen. Roy Uhlmann ist Gründer und Managing den Standort Deutschland. Denn Startups Director von Motor Ai, dem einzigen Star- beschränken sich in ihren Geschäftsideen Neben neuen Produkteigenschaften sind es tup in Deutschland, das ein System für keineswegs auf den nächsten Lieferservice vor allem agile Testverfahren für Prototy- autonomes Fahren entwickelt. Roy ist Co- oder eCommerce-Shop, sondern bringen ech- pen und Prozessoptimierungen, bei denen Erfinder der ersten sich selbst skalierenden te Innovationen, die zu neuen, attraktiven der KI-Faktor genutzt wird. Hier sieht die und sich selbst justierenden KI. Arbeitsplätzen führen und die etablierten internationale Studie der Boston Consul- Marktteilnehmer herausfordern. ting Group vor allem die USA (25 Prozent Er ist Mitglied des Vorstandes des Bun- KI-Durchdringung in den Unternehmen), desverbands Deutsche Startups, Sprecher Nirgendwo ist das so deutlich zu erkennen, China (23 Prozent) und Indien (19 Prozent) zum Themengebiet Künstliche Intelligenz wie bei Entwicklungen der künstlichen Intel- vorn. Grund genug für Bundeswirtschafts- des Verbands sowie Beauftragter für Star- ligenz, wie sie zum Beispiel in autonomen ge- minister Peter Altmaier, in einer deutsch- tupaktivitäten in China. steuerten Fahr- und Flugzeugen vorkommen, französischen Initiative rund 1,5 Milliarden in der Robotik oder bei der Analyse großer Euro in die Förderung von KI-Projekten und Seit 2019 ist er als Experte für Künstliche Datenmengen. Automatisierung – eine der -Startups zu stecken – allerdings nicht sofort Intelligenz in beratender Funktion für wichtigsten Domänen des Wirtschaftsstand- und verteilt auf mehrere Jahre. die Enquete Kommission für Künstliche orts Deutschland – lebt von der Kombination Intelligenz der Bundesregierung tätig. aus Digitalisierung und Analyse. Ohne Daten Mindestens 32 Milliarden Euro Wertschöp- keine Erkenntnisse, ohne Algorithmen keine fung durch KI Roy Uhlmann entwickelte bereits im Jahr automatisierten Prozesse, ohne Vernetzung Doch das ist nicht nur verschwindend gering 2007 die erste semantische Suchmaschine keine Kommunikation – das ist die einfache im Vergleich zu der vom Bundeswirtschafts- auf Basis von KI-Technologien mit und ist Gleichung hinter Maschinen mit künstlicher ministerium errechneten Rendite. Danach Buch-Author verschiedener Bücher, unter Intelligenz. soll die durch KI beeinflusste zusätzliche anderem Webolution (Über)leben in der Bruttowertschöpfung allein im produzie- digitalen Welt mit Clay Shirky und Ray 132 echte KI-Startups in Deutschland renden Gewerbe in den nächsten fünf Jah- Kurzweil. Umso bedenklicher ist es, dass die Zahl der ren rund 32 Milliarden Euro betragen. Das Startups, die sich hierzulande dem Thema ist etwa ein Drittel des gesamten für diesen verschrieben haben, erschreckend gering ist. Zeitraum prognostizierten Wachstums in Etwa 8.000 Startup-Unternehmen gibt es Zwar geben etwa fünf Prozent der Startups diesem Bereich. Die Zahl dürfte durchaus in Deutschland. Das schätzt der Bundesver- – also rund 400 Unternehmen – nach Markt- konservativ gerechnet sein, denn Märkte wie band Deutsche Startups e.V., der mehr als studien an, „irgendwas mit künstlicher Intel- das autonome Fahren und Mobilitätsdienst- 800 – also ein Zehntel – davon zu seinen ligenz“ zu entwickeln. Tatsächlich aber ist bei leistungen, Digitalstrategien wie Industrie Mitgliedern zählt. Die tatsächliche Größe genauer Betrachtung nicht überall künstliche 4.0 und das Internet der Dinge oder Maß- der Startup-Szene ist nur schwer zu ermit- Intelligenz drin, wo KI draufsteht. Offen- nahmen gegen Cyberkriminalität sind ohne teln, weil nach der strengen Definition nur sichtlich ist der KI-Faktor im Geschäftszweck künstliche Intelligenz gar nicht vorstellbar. BWA | 20 |
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz Ohne den Key-Faktor KI würden diese In- Berlin mit 40 Prozent Anteil doppelt so groß Algorithmen, die zudem in der Regel über dustriezweige verschwinden – zumindest aus ist wie München. Hamburg folgt abgeschla- die Cloud auch global bereitgestellt werden Deutschland. gen auf Rang drei mit etwa sieben Prozent können. Lediglich acht Prozent sind nach Anteil an den mit KI befassten Startups. Das der Analyse von UnternehmerTUM auch Dabei ist das Investment auch verschwindend deckt sich im Übrigen ziemlich genau mit der mit der Entwicklung von Hardware befasst gering im Vergleich zu den Milliardeninves- generellen Verteilung der Startup-Standorte – also Computer, elektronische Bauelemen- titionen, die vor allem in den USA und in in Deutschland. te oder Handhabungsautomaten, vulgo: China in die Entwicklung künstlich intel- Roboter. Damit sind KI-Startups optimal ligenter Systeme gesteckt werden. Während Die Konzentration hat ihre guten Gründe: aufgestellt, um Kooperationen mit den etab- es im Osten vor allem staatliche Fördermaß- Die Zahl der Hochschulabsolventen ist hier lierten Unternehmen einzugehen. Sie haben nahmen sind, die den großen Internet-Firmen groß, die Startup-Szene ist bunt und die Zahl ihr Innovationspotenzial immer online dabei. wie Alibaba oder Tencent zu Gute kommen, der möglichen Kunden und Partner ist in Ge- So kommen Maschinenbau-Expertise und sind es im Westen die massiven Finanzie- stalt global tätiger Unternehmen vielverspre- KI-Knowhow zusammen. Tatsächlich sind rungsrunden der Kapitalgesellschaften, die chend. Allerdings behindert diese Konzent- nur sechs Startups in Deutschland mit KI- die Entwicklung befördern. Der KI-Faktor ration auch die Verbreitung von KI-Wissen Produkten befasst, die sich an private Konsu- – gemessen an der Zahl der Startups und der im Mittelstand, der vor allem „in der Fläche“ menten richten. Alle anderen konzentrieren eingesetzten Mittel – ist in beiden Ländern zu suchen ist – etwa im Schwarzwald, an der sich auf Geschäftskunden und hier vor allem jeweils um mehr als das Zehnfache höher als Rheinschiene oder im Ruhrgebiet. Wenn auf das Ziel, die Produktion effizienter und in Europa. KI-Förderung notwendig ist, dann vor allem die Produkte intelligenter zu machen. dort, wo auch die Wertschöpfung entsteht. Berlin und München – die KI-Hauptstädte Doch für ein Unternehmen in Freudenstadt Dabei, so listet die UnternehmerTUM- Ähnlich wie in den USA und in China, wo oder Castrop-Rauxel, ist es ungleich schwerer, Studie auf, konzentriert sich annähernd die mit dem Silicon Valley und der Hightech- KI-Fachkräfte anzulocken als am Potsdamer Hälfte der 132 KI-Startups darauf, selbstler- City Shenzhen zwei eindeutige KI-Standorte oder Wittelsbacher Platz. nende Systeme für Zentralfunktionen in den existieren, sind es in Deutschland (wieder Betrieben zu optimieren. Dazu gehören nicht einmal) Berlin und München, wo sich die KI- KI vor allem für Business-to-Business nur die KI-gestützte Fertigungssteuerung Elite zusammenfindet. Knapp zwei Drittel Dabei ist KI-Entwicklung im Grunde ge- oder vorausschauende Wartung („Predictive aller hierzulande identifizierten KI-Startups, nommen so wenig standortgebunden wie bei Maintenance“) oder die auf individuelle Kun- so ermittelte das von der BMW-Großaktionä- jedem anderen immateriellen Produkt – also dendaten ausgerichtete Produktion in „Los- rin Susanne Klatten 2002 gegründete „Un- vor allem Software. Tatsächlich beschäftigen größe 1, sondern auch die Aktivitäten in den ternehmer TUM“, haben in diesen beiden sich neun von zehn KI-Startups ausschließ- Bereichen Legal und Human Resource. Nach Städten ihren Firmensitz, wobei der Standort lich mit der Entwicklung von Code und aktuellen Analysen lassen sich vor allem in der BWA | 21 |
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