KULTUR ENTWICKLUNGS PLAN - DER STADT FORCHHEIM
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
INHALT 3 3.1 3.2 Nix los? Von wegen… Die aktuelle Kulturszene Forchheims Geschichte bewahren und sichtbarmachen Kultur zum Genießen 33 33 34 3.3 Auf die Bühne in Eigenproduktionen 34 3.4 Gemeinsam musizieren, instrumental und vokal 35 3.5 Musikalische Ausbildung 37 3.6 Von Kunst und Kunsthandwerk 37 3.7 Foto & Film 38 3.8 Schreiben, lesen, slammen 38 I VORWORT DES OBERBÜRGERMEISTERS 8 3.9 Klassisch und Standard: Tanzen 39 3.10 Bildung für alle 39 3.11 Kulturelles für Kinder 39 II KURZ UND KNAPP - 3.12 Unterstützung - ideell und finanziell 40 DIE KULTURENTWICKLUNGSPLANUNG IN FORCHHEIM 12 3.13 Kreativwirtschaft 40 3.14 Was fehlt? 41 III VORBETRACHTUNGEN 16 4 Der Kulturentwicklungsplan 44 4.1 Wie lief der Prozess des Kulturentwicklungsplanes ab? 44 1 Was ist Kultur und worüber reden wir? – Definition des Kulturbegriffs 16 4.2 Wer war daran beteiligt? 45 2 Orientierung schaffen - Forchheims kulturelle Leitlinien 18 4.3 Erste Fragen – erste Antworten 46 4.4 Was möchten die Forchheimer Parteien? 47 4.5 Experten geben tiefen Einblick 48 4.6 Los geht´s! 49 IV ABSCHLUSSBERICHT ZUR KULTURENTWICKLUNGSPLANUNG 4.7 Die Kernpunkte 53 IN FORCHHEIM 22 5 Wo hakt´s? - Herausforderungen der kulturellen Stadtentwicklung 54 1 Wie ist die Kulturentwicklungsplanung aufgebaut? 5.1 Die Kulturarbeit auf verlässliche Beine stellen – Einführung und Übersicht 23 Kulturverwaltung aufbauen, Gestaltungsspielräume nutzen 54 5.2 Informationen zugänglich machen, Wissensschätze heben 55 2 Kultur-Geschichte Forchheims 25 5.3 Stadtraum Kultur – Raum geben, Rahmenbedingungen schaffen 55 5.4 Finanzielle Ausstattung 56
6 Stärken und Herausforderungen in der Übersicht 56 2 Die finanzielle Situation der Kultur 75 6.1 Allgemeines Kulturangebot 57 2.1 Kultur braucht Geld – Kulturförderung auf dem Prüfstand 75 6.2 Kulturverwaltung und Politik 58 6.3 Sichtbarmachung Geschichte 59 3 Komprimierte Erkenntnisse - Zusammenfassung der Analyseergebnisse 76 6.4 Vernetzung/ Kommunikation/Marketing 59 3.1 Bekenntnis zur Kultur mit allen personellen und finanziellen Konsequenzen 76 6.5 Kulturräume 60 3.2 Forchheim stellt sich seiner Geschichte 76 6.6 Spartenbespielung 61 3.3 Unterstützung der Kulturschaffenden 77 6.7 Stadtteilkulturarbeit/Neue Kulturformate – Teilhabe stärken 61 3.4 Bündelung der internen Kräfte 77 3.5 Schaffung von Strukturen 78 3.6 Beseitigung der Raumprobleme und Schaffung von Räumen 78 3.7 Verbindung und Vernetzung 78 V WEISSE FLECKEN - ERGÄNZENDE BETRACHTUNGEN 64 3.8 Entwicklung von Informations- und Werbestrategien 78 3.9 Kulturförderung 79 1 Masterplan Kulturräume 64 3.10 Kulturprofil 79 1.1 Welche bestehenden Räume gibt es? 65 3.11 Umsetzung 79 1.2 Welche Räume sind in Planung? 65 1.2.1 Rathaus 67 4 Packen wir´s an! - Handlungsempfehlungen 80 1.2.2 Kolpinghaus 67 1.3 Wo ist Platz für die Kunst? 67 5 Und danke… 96 1.3.1 Rathaushallen 67 1.3.2 Luli und Kulturscheune 67 1.4 Wo gibt es Probleme, was brauchen wir? 68 VI ANHANG 98 1.4.1 Städtische Sing- und Musikschule 68 1 Veranstaltungsräume in Forchheim 99 1.4.2 Museumsdepot 68 2 Kurzportraits der Kulturakteure 102 1.4.3 Museumscafé 69 3 Anmerkungen 124 1.4.4 Kulturreferat 69 4 Tabellenverzeichnis 126 1.4.5 Saltorturm 69 5 Literaturverzeichnis 127 1.4.6 Ausstattung der Räume 69 6 Impressum 128 1.4.7 Benutzerraum Stadtarchiv 70 1.4.8 Kostümlager 70 1.4.9 Proberäume 70 1.4.10 Bedarfe für Kinder und Jugendliche 70 1.4.11 Bedarfe der Subkultur 70 1.4.12 Großer Veranstaltungssaal 71 1.5 Welche künftigen Optionen gibt es? 71 1.5.1 Stadthalle 71 1.5.2 Öffentliche Plätze, Parks und Kunst im öffentlichen Raum 72 1.5.3 Innenhofüberdachung der Kaiserpfalz 72 1.5.4 Junges Theater als Kulturort für die junge Generation & Probebühne? 73
Vorwort Vorwort I VORWORT DES OBERBÜRGERMEISTERS DR. UWE KIRSCHSTEIN die Kulturschaffenden auf der anderen die Stadt. Das rat, einen Kulturentwicklungsplan haben zu wollen, Der Mensch ist ein soziales Wesen. Das fängt bereits Abgrenzung zu „den anderen“. Es ist sogar möglich, wollen wir gemeinsam ändern – hin zu einem verbin- und der Fertigstellung dieses Abschlussberichtes nur mit der Geburt an. Anfangs sind wir allein schon kör- diesen psychologischen Effekt auf ein Minimum zu denden „wir“. rund eineinhalb Jahre liegen. Alle wollen mitmachen. perlich abhängig von der Fürsorge unserer Mütter reduzieren, um eine Marketing-Strategie zu erhalten: Alle wollen die Kulturszene erlebbar machen. So ist und Väter. Als Kind, in der Jugend und auch noch als „mia san mia“ wirbt ein erfolgreicher Fußballverein. Dieser Erkenntnisprozess war wichtig und notwen- der Mensch also nicht nur ein soziales sondern auch Erwachsene bleiben wir abhängig von Liebe und Zu- Mir persönlich ist die Legende, die lebt, trotzdem lie- dig. Für jedes bisher erbrachte Engagement möchte ein kulturelles Wesen. neigung unserer Familie. Wir wollen gemeinsam le- ber! ich aufrichtig und herzlich Dank sagen. Ein beson- ben. Neben unserer Familie suchen wir Verbündete, deres Dankeschön geht an Dr. Patrick S. Föhl und Gleichgesinnte, Partner*innen. Mit ihnen wollen wir Während im Stadion 50.000 Menschen versammelt seinem Team von Netzwerk Kulturberatung für die unser Leben gemeinsam gestalten. sind, versammelt der erste, hier nun vorliegende, konstruktive Begleitung. Ein herzliches Dankeschön Kulturentwicklungsplan der Stadt Forchheim min- geht an Susanne Fischer und Lorenz Deutsch für die Gemeinschaft erleben können und gemeinsame destens 50.000 Ideen und Maßnahmen, wie wir Durchführung und vor allem aber für die sofortige Freude teilen erfüllt uns – es macht uns glücklich. unsere Kultur gemeinsam gestalten können. Anders Bereitschaft, diese neue Aufgabe annehmen zu wol- Das ist einer der beiden wichtigsten Gründe warum aber als im Fußball darf es in der Kultur keine zwei len – ohne genau zu wissen, was hier auf uns zukom- einem Fußballspiel gerne auch mal 50.000 oder mehr Teams geben. Es gibt nur ein „wir“. Das ist für mich men würde. Menschen mitfiebern und die Sportler*innen anfeu- persönlich die vermutlich wichtigste Botschaft aus ern. Der andere Grund sind die beiden Teams auf zwei Workshops mit allen Akteur*innen aus Kunst, In den beiden Workshops im November 2018 und dem Platz: es gibt ein „wir“ und ein „die“. Natürlich Kultur, Politik, Verwaltung und Bürger*innen, die Februar 2019 habe ich einen starken Impuls wahr- ist „unser“ Verein der Beste – die anderen haben ja sich mit großem Engagement in den Prozess einge- genommen, dass wir alle gemeinsam den Mut ha- gar keine Ahnung von Fußball. Unser Verein, die Far- bracht haben. Es wurde offensichtlich, dass es in der ben, die Forchheimer Kultur wirklich zu wollen. Auch ben, Trikots, Fanschals, alles prägt unsere Identität. Vergangenheit in der Forchheimer Kulturszene ein eine große Dynamik war spürbar. Die zeigt sich al- Wir bilden ein „Wir-Gefühl“. Gerade aber auch in der „wir“ und ein „die“ gab. Auf der einen Seite standen lein schon darin, dass zwischen Beschluss im Stadt- 8 9
Kurz und knapp - Die Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Kurz und knapp - Die Kulturentwicklungsplanung in Forchheim II KURZ UND KNAPP - DIE KULTURENTWICKLUNGSPLANUNG IN FORCHHEIM Der Prozess der Kulturentwicklungsplanung in Früh schon kristallisierten sich während des Pro- Der vorliegende Abschlussbericht dokumentiert plan Räume, Leitlinien) und gibt Handlungsemp- Forchheim mit allen Vor- und Nachbereitungsmaß- zesses die wesentlichen Problemfelder heraus, die den gesamten Prozess in seinem Verlauf und mit fehlungen für die Zukunft der Kultur in Forchheim. nahmen erstreckte sich über ungefähr eineinhalb auch die künftigen Handlungsfelder dominieren: den Zwischenergebnissen. Darüber hinaus nimmt Bei dem angestoßenen Prozess der Kulturentwick- Jahre (Januar 2018 bis Juli 2019). Ausgangslage war er die Kultursituation insgesamt unter die Lupe, lungsplanung handelt es sich jedoch um eine „rol- eine latente Unzufriedenheit mit der kulturellen • Schaffung von Strukturen nach innen und wirft einen Blick in die Vergangenheit, stellt die lende Planung“, bei der Maßnahmen in zeitlicher Situation auf vielen Ebenen. In unterschiedlichen außen: Einrichtung eines gestaltenden Kultur- aktiven Kulturschaffenden und die derzeit schon Abfolge zwar vorgeschlagen werden, diese sich Prozessschritten wurde die Kultur unter die Lupe referats, das die im Kulturentwicklungsplan bestehenden Möglichkeiten der Teilhabe in Forch- aber auch durch sich verändernde äußere Para- genommen. Es wurden Gespräche mit Kultur- empfohlenen Maßnahmen zügig umsetzt und heim vor, ergänzt thematische Bereiche, die bisher meter den jeweiligen Rahmenbedingungen anpas- schaffenden aus allen aktiven Sparten geführt und Initiierung von Organisations- und Vernetzungs- ausgeklammert waren (Kulturförderung, Master- sen können. deren Nöte und Wünsche kommuniziert. Die Stär- formaten für die Kulturschaffenden ken und Schwächen der Forchheimer Kulturland- schaft wurden anschließend in einer SWOT-Analy- Nutzungs- und Be- • Zügige Erstellung eines se herausgearbeitet. treiberkonzeptes für das Rathaus und das Kolpinghaus und deren Umsetzung In der aktiven Phase und unter Einbeziehung der Kulturschaffenden, aber auch von Personen aus • Schaffen von räumlichen Interimslösungen der Verwaltung und der Politik, sowie durch Hin- zuziehen eines externen Beraterteams wurden die • Entwicklung von Informations- und Wer- Probleme dann in zwei partizipativen Workshops bestrategien für die aktive und passive Teil- weiter vertieft und die darin gewonnenen Erkennt- habe an kulturellen Angeboten nisse schriftlich in Protokollen fixiert. Die unter- schiedlichen Äußerungen und Sichtweisen der • Klärung der finanziellen Situation für die Kultur Teilnehmenden wurden dabei strukturiert und es im Hinblick auf Kulturförderung und fi- wurden bereits Lösungswege angelegt. nanzieller Ausstattung der kulturellen Ein- richtungen 12 13
Vorbetrachtungen Vorbetrachtungen III VORBETRACHTUNGEN 1 Was ist Kultur und worüber reden wir? – Definition des Kulturbegriffs ein, sondern auch Lebensformen, die Grundrech- te des Menschen, Wertsysteme, Traditionen und Glaubensrichtungen“ 2. Kultur ist kein Ornament. Sie ist das Funda- Die Herausforderung im Umgang mit diesem ment, auf dem unsere Gesellschaft steht und weiten Kulturbegriff ist es, das Untersuchungs- auf das sie baut. Es ist Aufgabe der Politik, feld wieder so weit zu fokussieren, dass konkrete dieses zu sichern und zu stärken.1 Schlussfolgerungen für die Kulturentwicklung in Forchheim gezogen werden können, ohne sämt- Das Kulturverständnis, das diesem Bericht zugrun- liche gesellschaftspolitisch relevanten Auswirkun- de liegt, baut auf den durch die UNESCO verwen- gen von Kulturarbeit in Betracht ziehen zu müssen. deten Kulturbegriff, nach dem Kultur „in ihrem wei- Dadurch würde das Vorhaben „Kulturentwick- testen Sinne als die Gesamtheit der einzigartigen lungsplan“ um ein Vielfaches umfangreicher und geistigen, materiellen, intellektuellen und emotio- komplexer werden als es ohnehin schon ist. nalen Aspekte angesehen werden [kann], die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeich- Daher beschränkt sich dieser Bericht auf den Be- nen. Dies schließt nicht nur Kunst und Literatur reich »Kultur als Handlungsfeld«, wobei hier kei- nerlei Wertung einzelner Genres vorgenommen wird, die aus vermeintlicher Zuordnung zu Hoch- oder Massenkultur entspringen. Kultur als Hand- lungsfeld gliedert sich dabei in drei wesentliche Gestaltungsfelder: »Die Künste«, »die Geschichts- kultur« und die »Kulturelle Bildung«.3 16 17
Vorbetrachtungen Vorbetrachtungen Forchheims kulturelle Leitlinien 2 Orientierung schaffen - Forchheims kulturelle Leitlinien 1. Grundsätzlich soll ein Klima der gegen- 5. Die bestehenden kulturellen Institutio- In der langen Geschichte Forchheims gab es bis- Umgang mit der Kultur zu definieren. Um eine le- seitigen Wertschätzung und Toleranz nen werden gestärkt und zu Leuchttür- her noch nie grundsätzliche, kulturelle Leitlinien, benswerte Stadt zu sein, die ihren Bewohnern nicht herrschen, im gegenseitigen Miteinan- men weiter ausgebaut. mit denen sich ein Großteil der Bevölkerung, der nur eine materielle Grundversorgung ermöglicht, der und gegenüber allen künstlerischen Politik, der Verwaltung und der Kulturschaffenden muss es auch ein stimulierendes, sinn- und iden- Äußerungen, in allen Sparten und the- 6. Die Ehrenamtlichen werden in ihren viel- identifizieren konnte.4 titätsstiftendes Umfeld geben, das die Menschen menübergreifenden Ansätzen. fältigen Bemühungen ideell, finanziell ganzheitlich bereichert, sie in ihrer persönlichen und materiell unterstützt. Leitbilder dienen dazu, eine grobe Orientierung in Entwicklung stärkt und den zwischenmenschlichen 2. Den Leistungen aller Kulturschaffenden Kulturfragen zu geben und einen grundsätzlichen Zusammenhalt fördert. Dabei sollten alle Mitglie- wird ein hoher Stellenwert eingeräumt 7. Die Stadtteilkultur wird entwickelt und der der Stadtgesellschaft und Menschen einbezo- und unterstützende Produktionsbedin- den unterschiedlichsten gesellschaftli- gen werden. 5 gungen für Kultur werden geschaffen. chen Gruppen eine größere Teilhabe an kulturellen Aktivitäten ermöglicht. 3. Forchheim bekennt sich zu seiner reichen Geschichte mit all ihren archi- 8. Es gibt einen kontinuierlichen Dialog tektonischen und kulturhistorischen zwischen Politik, Verwaltung, Kunst- und Äußerungen, verpflichtet sich zu einem Kulturakteuren sowie den Bürgern. wertschätzenden Umgang mit den histo- rischen Orten und Hinterlassenschaften 9. Die Stadt öffnet sich durch ihre Kultur- und macht Geschichte sichtbar und er- politik nach außen und vernetzt sich mit lebbar. der Region und dem Land. 4. Neues und Experimentelles werden er- 10.Das kulturelle Profil wird weiter möglicht sowie die Fülle und Pluralität geschärft. der künstlerischen Ausdrucksmöglich- keiten gefördert. 18 19
IV ABSCHLUSSBERICHT ZUR KULTURENTWICKLUNGS- PLANUNG IN FORCHHEIM
Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim 1 Wie ist die Kulturentwicklungs- IV ABSCHLUSSBERICHT ZUR KULTURENTWICKLUNGS- planung aufgebaut? PLANUNG IN FORCHHEIM Einführung und Übersicht Der Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim ist eine Zusammenfassung aus Der vorliegende Abschlussbericht des Forchheimer mit spezifischen Stärken und Schwächen ergeben, den einzelnen Prozessschritten, die im Folgenden transparent gemacht werden sollen. In den einzel- Kulturentwicklungsplans beginnt mit der Geschich- die Grundlage für die beiden Kulturworkshops wa- nen Phasen wurden verschiedene Vorstellungen und Bedürfnisse artikuliert, die teilweise unverein- te der Kultur in der Stadt – die wechselhafte über- ren. Die Ergebnisse aus der Workshoparbeit bilden bar miteinander sind. Dieser Abschlussbericht bemüht sich um eine sachliche Zusammenfassung regionale Bedeutung und die verschiedenen tief- den Abschluss des Prozesses bisher. des Diskurses und stellt nicht die Einzelmeinung der Autoren dar. greifenden Transformationsprozesse bilden die Im Anschluss richtet sich der Fokus auf Herausfor- Grundlage für die heutige Stadtgesellschaft und derungen Forchheims kultureller Stadtentwicklung damit auch der Kulturarbeit in Forchheim. im Großen. In Folge wird ein Schlaglicht auf die derzeit akti- Forchheims Stärken und Herausforderungen in ven Kulturträger geworfen, die für die Kulturent- kultureller Sicht werden anschließend in einer wicklungsplanung von entscheidender Bedeutung Übersicht anhand konkreter Einzelaspekte darge- sind und die auch in Workshops und Gesprächen stellt. zu diesem Prozess beigetragen haben. Weiter wer- den die bisherigen Möglichkeiten der aktiven und In den Workshops ergaben sich neue Fragen und passiven Teilhabe aufgezeigt. Aufgaben, die in diesem Abschlussbericht auf- gegriffen werden sollen. Zu nennen sind hier ein Im Kern dieses Berichts werden zunächst die Hin- Masterplan für die vorhandenen und geplanten tergründe erläutert, die zur Erstellung des Kultur- Räumlichkeiten, die für kulturelle Aktivitäten zur entwicklungsplanes führten und der Aufbau des Verfügung stehen, sowie ein Blick auf die finanziel- Prozesses „Kulturentwicklungsplanung“ illustriert. le Ausstattung von Kulturarbeit und der Organisa- Ergebnisse aus Befragungen und Interviews wer- tion der Kulturförderung. den ergänzt durch Positionen zur Kulturarbeit der im Stadtrat vertretenen Parteien. Aus all den ein- Abschließend werden alle bisher gewonnen Ergeb- zelnen Informationen haben sich Handlungsfelder nisse analysiert, zusammengeführt, Handlungs- empfehlungen und konkrete Maßnahmen für die künftige Entwicklung der Kultur in Forchheim vor- geschlagen. 22 23
Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim 2 Kultur-Geschichte gefördert, die mindestens auf eine Nähe zur ehe- Forchheims maligen Königspfalz schließen lassen. Forchheims lange Geschichte6 ist immer wieder ge- Bischof und Stadt – eine feste Beziehung prägt von bedeutenden historischen Ereignissen, die sich unter anderem in architektonisch heraus- Ab 1007 gehörte Forchheim nahezu 800 Jahre zum ragenden Gebäuden widerspiegeln und die zum Hochstift Bamberg und war entsprechend kirch- Gesamtensemblecharakter der Altstadt beitragen. lich geprägt. Der Bischof als oberster geistlicher Es gab Phasen bemerkenswerten Kunstsinns, die und weltlicher Herrscher setzte städtebauliche Bedeutendes in Forchheim entstehen ließen, ab- Akzente durch Bauten wie der Martinskirche, der gelöst von Phasen, in denen der Kultur im Allge- sogenannten Kaiserpfalz (eigentlich die bischöfli- meinen kaum Beachtung geschenkt und wenig che Zweitresidenz), oder dem Salzmagazin. Auf die Wertschätzung entgegengebracht wurden. Ausstattung seiner neuen Kemenate, der „Kaiser- pfalz“, in Forchheim legte der Bischof besonderen Wert: Er holte die im 14. Jh. führenden Künstler un- Der König kommt… - ter böhmischem Einfluss nach Forchheim, die das Forchheims glanzvollste Zeit Haus mit prächtigen Wandmalereien ausstatteten. Wohl im 13. Jh. kam es zur Stadtgründung Forch- Aufgrund seiner geographisch günstigen Lage heims.7 Das mittelalterliche Forchheim besaß vier war das Stadtgebiet von Forchheim schon seit der Stadttore, eines davon hat sich heute noch erhal- Steinzeit besiedelt und entwickelte sich seit dem ten: der ins 14. Jh. datierende Saltorturm, der sich frühen Mittelalter zu einem bedeutenden Ort vol- im Eigentum des Freistaates Bayern befindet. ler Geschichte. Im 15. und 16. Jh. erlebten die Städte den Höhe- punkt ihrer Machtentfaltung. Äußeres Zeichen da- Erste Erwähnung findet Forchheim 805 im Dieden- für war auch in Forchheim das prächtige Rathaus, hofener Kapitulare als einer von neun östlichen das heute als stadtbildprägendes Gesamtensemb- Grenzorten des Reiches. Forchheim war damals le gilt und u.a. das Logo der Stadt ziert. Nach jüngs- Handelsort und Umschlagplatz für Waffen mit ten Einschätzungen im Zuge der derzeitigen Sanie- den feindlichen Nachbarvölkern der Slawen und rung weist das Rathaus in seiner architektonischen Awaren. Im urkundlich belegten Königshof bzw. Qualität europäische Dimensionen auf und wird der Königspfalz fanden prächtige Reichstage, Fürs- mit dem Rathaus in Straßburg verglichen. tenversammlungen und sogar Königswahlen mit Tausenden Teilnehmern statt. Generationen von Heimatforschern und Archäologen sind – bisher vergeblich - auf der Suche nach der Lage dieser Pfalz. Jüngste Ausgrabungen im Rathaus haben nun karolingische Mauerreste und Funde zu Tage 24 25
Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Forchheim hinter Mauern Seit über 200 Jahren bei Bayern – Boomtown I „Schatzkästlein“ Kaiserpfalz die Festung wird sinnlos Das katholische Forchheim war nur kurzzeitig pro- Mitte des 19. Jh. änderte sich Forchheims missliche Die „Kaiserpfalz“, wie das bischöfliche Schloss testantisch, als der Kulmbach-Bayreuther Markgraf Mit der Säkularisierung 1803 wurden die geistli- Lage. Auswärtige Unternehmer, v.a. aus Fürth, ent- mittlerweile genannt wurde11 , war in die Jahre ge- Albrecht Alcibiades im Markgrafenkrieg 1552/53 chen Fürstentümer, wie auch das Hochstift Bam- deckten die günstigen Standortbedingungen. Das kommen. Zwar waren die im Barock unmodern ge- die Stadt einnahm. Nach seiner Vertreibung wur- berg, als politische Staaten aufgelöst, Forchheim niedrige Lohnniveau, die Wasserkraft der Flüsse wordenen und folglich überputzten, spätgotischen de Forchheim in der Folge über 200 Jahre zu einer fiel an das neue Königreich Bayern. Da Forchheim und die gute Verkehrsanbindung durch Kanal (ab Wandmalereien 1830 durch Zufall wiederentdeckt starken Landesfestung ausgebaut und sicherte nun nicht mehr an der Grenze eines Staatsgebietes 1843) und Eisenbahn (ab 1844) bewirkten einen und freigelegt worden, das Gebäude selber aber die südliche Grenze des Hochstifts Bamberg. Um lag, sondern in der Mitte, war es mit seinem mitt- wirtschaftlichen Aufschwung, vor allem in der Tex- befand sich in desolatem Zustand. Gerüchte ka- die drängende Enge der mittelalterlichen Stadt zu lerweile veralteten Bastionärssystem militärisch tilindustrie. Viele protestantische Arbeiter kamen men auf, der Eigentümer, der Freistaat Bayern, überwinden, wurden die Vororte mit eingebun- wertlos geworden. Und so verlor die Stadt 1838 in der Folge in das bis dahin überwiegend katho- wolle es abreißen oder eine „Irrenanstalt“ darin er- den und so das Stadtgebiet deutlich erweitert. Der die Festungseigenschaft. Die Angehörigen der Gar- lische Forchheim mit seiner eher ackerbürgerlich richten lassen. Das rief die Forchheimer Honorati- „Wettlauf zwischen Feuer und Stein“8 hinterließ ein nison zogen ab, der potentielle Kundenkreis des geprägten Bevölkerung. Eine bildungsbürgerliche oren auf den Plan, sie gründeten den „Historischen damals hoch modernes Bastionärssystem, das um Handwerks brach damit weg. Schicht als möglicher Kulturträger wie in anderen Verein Forchheim“ und setzten sich für den Erhalt 1750 vollendet war. Heute sind noch vier von ehe- Städten entwickelte sich jedoch nicht. des Gebäudes ein. Und nicht nur das, es sollte ein mals zehn, allein durch ihre Größe beeindrucken- Für Forchheim begann eine Phase der wirtschaft- Die Wohnungen waren knapp, es herrschte qualvol- Museum darin eingerichtet werden. 1911 schließ- de Bastionen erhalten sowie das architektonisch lichen Orientierungslosigkeit. Reisebeschreibun- le Enge. Ab 1870 begann der Abbruch der ehema- lich fand die Eröffnung des Pfalzmuseums statt herausragende Nürnberger Tor von 1698. Einstige gen, die im Zusammenhang mit der Entdeckung ligen Festungsanlagen, die Sandsteinquader und und es fügt sich damit in den allgemeinen Boom militärische Bauten wie die „Alte Wache“ oder die der Fränkischen Schweiz entstanden, lassen Forch- Wappensteine wurden zum Hausbau verwendet von Museumsgründungen zum Ende des 19. und “Fürstbischöfliche Kommandantur“ (beide am Pa- heim als „Tor zur Fränkischen Schweiz“ in keinem und sind heute noch deutlich sichtbar z.B. an der Anfang des 20. Jh. ein. radeplatz) werden heute gewerblich genutzt. guten Licht erscheinen. Die Stadt war verwahrlost St. Johannis-Kirche oder am Herder-Gymnasium Die Angehörigen der Garnison sicherten den zahl- und heruntergekommen. „Forchheim ..., eine klei- verbaut. Auf den frei gewordenen Flächen konnte reichen Handwerksbetrieben ein Auskommen, ne Festung mit ca. 4500 Ew. (incl. Militair), welche sich die Stadt nun ausdehnen, neue Wohngebie- Da wo man singt… deren bedeutendste sicher die Forchheimer Gieß- Hopfenbau, starke Viehzucht, Weiss- und Loh- te entstanden, Straßen konnten angelegt werden, hütte (heute „Blaue Glocke“) war, in der neben Ge- gerberei treiben, daher die Strassen nicht immer die Stadt wurde elektrifiziert. Das Vorgehen bot Das beschauliche Leben in Forchheim war ansons- schützen auch kunsthandwerklich bedeutsame sauber sind und stets ein mephitischer Geruch damals eine große Chance für die wirtschaftliche ten geprägt von zahlreichen geselligen Vereinen, Glocken entstanden sind. Auch die Mühlen in der unser Nervensystem auf unangenehme Weise be- Entwicklung der Stadt, aus heutiger, denkmalpfle- die zum Tanz luden oder sich regelmäßig zum Sin- wasserreichen Stadt spielten eine wichtige Rolle rührt.“10 gerischer Sicht mutet es bedauerlich an. gen trafen, wie z.B. der Liederverein, der seit 1845 für das gewerbliche Leben der Stadt.9 Der ehemalige Grabenbereich vor der Festungs- existiert. Die mittelalterlichen Fachwerkhäuser, die bis dahin mauer hat in jüngster Zeit eine Umnutzung erfah- Schon damals galt Forchheim als „Stadt der Verei- stadtbildprägend waren, entsprachen im Barock ren und dient heute teilweise als Stadtpark und als ne“12 und dieses Image besitzt Forchheim bis heu- nicht mehr dem Zeitgeschmack, und so wurden Standort für künstlerische Skulpturen. te. kurzerhand den hölzernen Fassaden repräsentati- vere aus Sandstein vorgeblendet (was heute noch deutlich im Stadtbild ablesbar ist). 26 27
Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Stadt ohne Mitleid Swingin` Forchheim? Wo man der Kunst auf der Straße begegnet… Aufbruch aus der „Kulturwüste“ Anders als andere Städte blieb Forchheim im Die wilden 68er Jahre und ihre Folgen bedeute- Ab den 1970er Jahren wurden auf öffentlichen Plät- Die Wirtschaftskrise in den 1980er Jahren ließ 2. Weltkrieg von Zerstörungen weitgehend ver- ten auch für die Forchheimer Jugendlichen eine zen immer wieder Skulpturen oder Brunnen plat- in Forchheim vor allem die Arbeitsplätze in der schont, lediglich Sammlungsgut aus dem Pfalzmu- Zeit des Aufbruchs. Ende der 1970er bis Ende der ziert. Gerade der Heimatverein, aber auch die Spar- Textilindustrie wegbrechen. Viele Jahre galt das seum nahmen dort einquartierte amerikanische 1980er Jahre regten sich Aktivitäten „von unten“: kasse, der Lions Club oder die Rotarier bemühten Hauptaugenmerk der Politik der wirtschaftlichen Soldaten mit in die Heimat. Junge, kreative Bürger*innen initiierten das „Ju- sich in den vergangenen Jahren verstärkt, die bisher Entwicklung Forchheims, heute erntet man die gendzentrum“, begründeten den „Fokus“ (Forch- in der Stadt unsichtbare Geschichte mittels Skulp- Früchte mit zahlreichen Arbeitsplätzen und einer In den 1950er Jahren bereicherten zwei Kinos heimer Kulturszene), das mobile „Kneipenkino“, turen auf öffentlichen Plätzen sichtbar zu machen verstärkten Nachfrage nach gewerblichen Stand- das kulturelle Leben der Stadt, und Forchheim den Verein „Junges Theater“, das Altstadtfest, die (Konradbrunnen, Reuther Kuckuck, Karpfen, Depor- orten. wurde sogar zweimal Kulisse für Spielfilme: 1955 „Kunstkerwa“ mit deutlich kulturellem Anstrich, tationsmahnmal, Porta Vorchheimensis etc.). entstanden „Der fröhliche Wanderer“ und 1960 und regten die „Rathaushallen“ als Ausstellungsort Die ungegenständlichen Skulpturen von Jan Ko- Die Kultur rangierte nachrangiger, wenngleich „Stadt ohne Mitleid“. Die damaligen Stars wie Ru- an.13 Trotz dieser Bemühungen entstand damals blasa („5 Tore“), Arne Quinze („Talking to the Sky“) auch einige bemerkenswerte Initiativen starteten. dolf Schock und Paul Hörbiger sowie Kirk Doug- das Schlagwort der Forchheimer „Kulturwüste“ 14, oder Harald Winter („Zeitbrunnen“) sorgten durch So lagerte das historische Archivgut lange Zeit in las und Christine Kaufmann weilten kurzzeitig zu vielleicht auch aufgrund der Widrigkeiten, mit de- ihre Modernität bisweilen für erregte Diskussionen Kisten auf dem Dachboden des Rathauses, wurde Dreharbeiten hier. Heute gibt es noch ein Kino. nen die jungen Leute zu kämpfen hatten. Aus dem in der Öffentlichkeit. in den 1980er Jahren geborgen und in mühevoller Das ehemalige „Luli“-Kino ist gegenwärtig in der Verein „Junges Theater“ gelang es, den Spielort Arbeit zum Stadtarchiv aufgebaut. Ein „Fremden- Diskussion, zum Standort für Kunstausstellungen „Junges Theater“ zu etablieren. Die Vereinsmitglie- Nicht immer ist der Standort der Skulpturen im öf- verkehrsamt“ mit geringsten personellen und fi- umfunktioniert zu werden. der setzten die Kellerräumlichkeiten in der Kasern- fentlichen Raum glücklich gewählt und sollte künf- nanziellen Mitteln wurde eingerichtet, die Stelle straße selbst in Stand und bauten neben eigenen tig an der einen oder anderen Stelle neu überlegt eines städtischen „Kultursachbearbeiters“ geschaf- Viele Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten Theaterproduktionen auch einen Gastspielbetrieb werden. Dessen ungeachtet obliegen die Pflege fen. kamen nach Forchheim, veränderten langfristig die dort auf. Lange hat es jedoch gedauert, bis das und der Unterhalt der Stadt Forchheim, die für de- Die Kaiserpfalz mit dem Pfalzmuseum war mitt- Stadtgesellschaft und waren einem generationen- „Junge Theater“ mit seinen vielen Ehrenamtlichen ren dauerhaften Erhalt sorgt. lerweile wieder in die Jahre gekommen und von langen Integrationsprozess ausgesetzt. Um das als feste Größe im kulturellen Leben der Stadt ak- der Stadt vom Freistaat Bayern erworben worden. Gedenken an die alte Heimat aufrechtzuerhalten, zeptiert war. Nach langen Diskussionen entschied man sich für eröffnete 1959 das Braunauer Heimatmuseum in eine Generalsanierung und den Ausbau des Pfalz- Forchheim. museums. 2004 bot die Eröffnung mit der gleich- zeitigen „Landesausstellung“ einen fulminanten Die vielen Wohnhäuser, die in den neuen Stadt- Auftakt. 2008 folgten weitere Abteilungen mit dem gebieten v.a. im Norden Forchheims entstanden, Archäologiemuseum Oberfranken, einem Zweig- wurden häufig mit „Kunst am Bau“ v.a. durch Mi- museum der Archäologischen Staatssammlung chael Biebl verschönert. München, und 2012 dem Erlebnismuseum Rote Mauer. Mit der neuen, farbenfrohen Stadtbücherei zog im Neubau neben dem alten ehemaligen Kranken- haus 2013 wieder neues Leben in den Gebäude- komplex ein. 28 29
Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Forchheim punktet mit seinen Festivals Anfang 2016 musste das historische Rathaus we- Boomtown II – und was fehlt? Forchheim muss in Zukunft in seiner kulturel- gen massiver statischer Probleme geräumt wer- len Entwicklung generell Anschluss finden an die In den 1990er und 2000er Jahren wurden in Forch- den, die Generalsanierung wird voraussichtlich bis Forchheim ist 2018 Oberzentrum geworden. Da- wirtschaftliche und Bevölkerungsentwicklung und heim eine Reihe regionaler und überregionaler 2022 andauern. Der Spielort „Großer Rathaussaal“ ran sind bestimmte Erwartungen geknüpft, auch seinem Status als Oberzentrum gerecht werden. Festivals und Veranstaltungen von hauptamtlichen und der Ausstellungsort „Rathaushallen“ entfallen in kultureller Hinsicht. So gehören per definitio- Das bedeutet, dass die groben Züge der kulturel- und ehrenamtlichen Kräften ins Leben gerufen, somit bis auf weiteres. Nach der Sanierung soll das nem zu einem Oberzentrum Museen, Theater und len Entwicklung, in vorliegendem Abschlussbe- wie die Puppentheaterwoche, die Stadtparksere- Rathaus nicht mehr Sitz der Verwaltung, sondern Fachhoch- bzw. Hochschulen.15 Die Immobilien- richt des Kulturentwicklungsplanes umrissen, mit nade, die Jazztage, die Afrika-Kulturtage, das Zirk- ein „Haus der Begegnung“ für die Bürger werden. branche in Forchheim boomt, Wohnraum ist be- einzelnen Maßnahmen konkretisiert und letztlich Art-Festival, der Kunsthandwerkermarkt, das Blät- Das Nutzungs- und Betreiberkonzept wird derzeit gehrt, Mieten und Grundstückspreise steigen, die auch zügig umgesetzt werden müssen. terwald-Literaturfestival oder das Kneipenfetzt, die erarbeitet. Bevölkerung wächst.16 es alle immer noch gibt. Andere waren kurzlebiger und wurden aus verschiedenen Gründen wieder Die Jahnkulturhalle und das umgebende Gelände Zudem ist Forchheim nach wie vor das „Tor zur eingestellt wie „Überall Musik“, „Der König kommt“ sind derzeit im Gespräch, an einen Investor ver- Fränkischen Schweiz“ und die einzig „richtige Stadt“ oder „Stadtpark mit Musik“. Forchheim hat durch kauft zu werden. Es soll ein großes Wohngebiet an in diesem Gebiet17 . Tagestourist*innen müssen die Events auch überregional auf sich aufmerksam dieser Stelle entstehen. gezielt nach Forchheim mit seinem großen kultu- gemacht und viele Gäste nach Forchheim gelockt, rellen Potential gelockt werden18 , eine viel stärke- denen die Stadt vorher nicht bekannt war. Gerade die immer noch vielen Kulturvereine ste- re Verbindung mit der Metropolregion, dessen Teil hen mittlerweile vor großen Problemen, weil die auch Forchheim ist, muss gesucht werden. bisherigen Aufführungsstätten weggebrochen Stadt ohne Räume sind und derzeit kein adäquater Ersatz zur Verfü- gung steht. Mittlerweile steht Forchheim vor einem großen Raumproblem. Seit 2013 gab es Bemühungen seitens der Stadt, das ebenfalls in die Jahre gekommene Kolpinghaus mittels Erbpacht zu übernehmen. Derzeit ist noch offen, wie und von wem es künftig betrieben und wann und wie es saniert werden soll. 30 31
Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim 3 Nix los? Von wegen... Die aktuel- fanden in Forchheim zahlreiche Braunauer Fami- le Kulturszene Forchheims lien eine neue Heimat. Im Museum sind vornehm- lich Gegenstände gesammelt und ausgestellt, die Was ist los in Forchheim? Ist überhaupt etwas los? von den Vertriebenen aus dem Braunauer Land Wo kann man hingehen, wenn man Kultur erleben (heutiges Tschechien) mitgebracht oder später ge- möchte? Kann man selber kulturell aktiv werden rettet werden konnten. Außerdem befindet sich und sich einbringen? Was fehlt? in dem Museum ein umfangreiches Bildarchiv mit Das folgende Kapitel bietet einen Überblick über Motiven aus der Heimatregion. Das Museum ist die aktive Kulturlandschaft Forchheims und the- ehrenamtlich betrieben und hat nur eingeschränk- matisiert ihre Defizite. te Öffnungszeiten. 19 Einen spezifischen Themenbereich deckt das pri- 3.1 Geschichte bewahren und vate Feuerwehrmuseum der Feuerwehr Forchheim sichtbarmachen ab. Es zeigt Uniformen, Alltags- und Ausrüstungs- gegenstände, die in Forchheim im Einsatz waren. Forchheim ist seit der Steinzeit besiedelt und hat eine Das Museum ist aber nur auf Anfrage zugänglich. lange geschichtliche Tradition. Aber wo kann man das in der Stadt sehen und erleben? Das Stadtarchiv, das kollektive Gedächtnis der Stadt, befindet sich nach zwölf Standortwechseln Erste Anlaufstelle dafür ist das 1911 gegründete seit 1980 am jetzigen Standort und wird hauptamt- und 2004 neu konzipierte Pfalzmuseum mit seinen lich betreut. Ziele und Aufgaben des Stadtarchivs verschiedenen Abteilungen (Archäologiemuseum sind die Erfassung des Archivgutes sowie die dau- Oberfranken, Stadtmuseum, Trachtenmuseum) erhafte, sichere Aufbewahrung, dieses zu erschlie- und dem angrenzenden Erlebnismuseum Rote ßen, nutzbar zu machen und auszuwerten. Das Mauer. Allein das Gebäude aus dem 14. Jh. mit sei- Forchheimer Stadtarchiv gilt mit 1,8 km Aktengut nen bedeutenden Wandmalereien aus der Erbau- als eines der größten Archive Oberfrankens. Die ungszeit ist ein Juwel und gilt als „Denkmal von na- ältesten Archivalien stammen aus dem Mittelalter, tionaler Bedeutung“. Das Museumsteam bemüht wie das Stadtrechtsbuch aus dem Jahre 1305 oder sich seit vielen Jahren um ein abwechslungsreiches die älteste Stadtrechnung von 1406. 20 Veranstaltungsprogramm und legt besonderen Zum Thema Heimat, Geschichte und Kultur ist der Wert auch auf die Vermittlung der musealen Inhal- mit vielen Veranstaltungen sehr aktive Heimatver- te durch Museumspädagogik. Mit 50-60.000 Besu- ein erste Anlaufstelle im Vereinswesen. 1956 als chern pro Jahr spielt das Pfalzmuseum besucher- „Heimat- und Verkehrsverein Forchheim und Um- mäßig in einer Liga mit den Kunstsammlungen der gebung“ gegründet, sieht der Heimatverein seine Veste Coburg. Aufgaben in der Pflege örtlicher Denkmale, allge- meiner Kulturangelegenheiten, Schrifttumspflege, Seit 1959 existiert das Braunauer Heimatmuseum der Bewahrung gewachsener Ensembles in der Alt- am Paradeplatz. Nach Kriegsende und Vertreibung stadt, der Errichtung von Denkmalen, Bezuschus- 32 33
Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim sung von Denkmalprojekten, Pflege fränkischen Kleinkunsttheater umgebaute feste Spielstätte. auf eine lange Vergangenheit zurück, wurde 1926 einen Nordbayerns. 350 Kinder, Jugendliche und Brauchtums, fränkischer Trachten, fränkischer Es entwickelte sich mehr und mehr zu einer fes- zunächst als Turn- und Sportverein ins Leben ge- Erwachsene werden dabei musikalisch von Musik- Volksmusik sowie Veranstaltung von wissen- ten Institution mit ganzjährigem Spielbetrieb und rufen und richtete in den 1980er Jahren eine The- pädagog*innen in insgesamt sieben Orchestern schaftlichen Vorträgen. Innerhalb des Heimatver- einem umfassenden Veranstaltungsangebot aus atergruppe sowie 2009 eine Kinder- und Jugend- und diversen Ensembles ausgebildet. Die über 400 eins gibt es den Arbeitskreis der Altstadtfreunde den Bereichen Kabarett, Comedy, Musik, Theater theatergruppe (Die Chamäleons) ein.25 aktiven Musiker*innen spielen Konzerte mit tradi- Forchheim. Er beschäftigt sich mit traditioneller und Varieté. tioneller Blasmusik und sinfonischer Bläsermusik Bauweise, möchte die historische Bausubstanz in 1994 gründete Rainer Streng die Literaturbühne und nehmen an Wettbewerben teil.27 Stadt und Landkreis erhalten und sanieren, andere Das Junge Theater ist mit seinen vielen Ehrenamt- Rainer Streng und er tritt mit überwiegend sze- dafür sensibilisieren und tritt für die Kombination lichen Veranstalter von Großveranstaltungen wie nischen Lesungen mit wechselnden Spielern und Eine gänzlich andere Musikrichtung verkörpert von Historischem und Modernem ein. Die Altstadt- dem „ZirkArt Festival“, dem „Kneipenfetzt“ und in Musikern zu unterschiedlichsten Themen auf. Das der 1952, als Unterabteilung der Sportvereinigung freunde bieten eine kostenlose Beratung und ver- Kooperation mit dem Pfalzmuseum der „Afrika- Ziel der Literaturbühne ist es, Literatur jeglicher Art Jahn Forchheim e.V. gegründete Spielmannszug anstalten viermal jährlich die „Hausgeschichten“, Kulturtage“. Es verfügt derzeit über 500 Mitglieder, auf die Bühne zu bringen und Menschen für unter- Jahn Forchheim. Spielmannszüge haben ihren mi- öffentliche Vorträge mit architektonischen Frage- über 100 davon sind auch mit den hauseigenen En- schiedliche Literaturrichtungen zu interessieren.26 litärischen Ursprung als Marschunterstützung. Mit stellungen. 21 sembles auf, hinter oder neben der Bühne aktiv.22 den aufkommenden Turnfesten im 19. Jh. und den Im regelmäßig im „Jungen Theater“ stattfindenden damit verbundenen Umzügen wurden sie fester Offenen Podium können Kreative aller Art erste Bestandteil der Turnfeste. Mit der Zeit entwickel- 3.2 Kultur zum Genießen 3.3 Auf die Bühne in Eigen- Bühnenluft schnuppern. So manches Talent wurde ten sie sich vom militärischen zum konzertanten produktionen hier bereits entdeckt. Daneben gibt es eine Reihe Musizieren. In seiner Zusammensetzung aus Spiel- In Forchheim sind zahlreiche Kulturveranstalter weiterer Theatergruppen im Jungen Theater wie mannszug und Blasmusik ist der Spielmannszug aktiv, die Kultur in unterschiedlichen Sparten an- Möchte man selber auf der Bühne aktiv werden, die Jugendgruppe „theaterNEUN“, die Schwarz- Jahn Forchheim in seiner Form einzigartig im Land- bieten. Die Stadt Forchheim (Kulturbeauftragte, gibt es dazu diverse Möglichkeiten in den verschie- lichttheatergruppe „Bscht“ sowie die Amateurthe- kreis Forchheim. Die Musiker*innen werden so- Pfalzmuseum, Stadtbücherei, Stadtarchiv) selbst ist denen Forchheimer Theatergruppen. aterensembles „blumengroup“ und „shakespeare wohl in den Traditionsinstrumenten wie Trommel, Veranstalterin mit Ausstellungen, Theaterauffüh- project“. Querflöte oder Fanfare als auch in den typischen rungen, Konzerten, Lesungen, Filmvorführungen, Auf den Plätzen der Stadt zu Hause ist das StaTTT- Blasinstrumenten ausgebildet. Der Spielmannszug Vorträgen oder Sonderführungen, die momentan heater Forchheim, das 2005 gegründet wurde, zu- Als Einzelpersönlichkeit gilt der Kabarettist Hubert Jahn tritt neben Wertungsspielen und Konzerten überwiegend in der Kaiserpfalz, in der Stadtbüche- nächst als „Camouflage-Ensemble“ dem Jungen Forscht, der immer wieder in verschiedenen Solo- u.a. bei zahlreichen Folklore-Festivals in Schweden, rei und dem Stadtpark stattfinden. Theater bis 2008 angehörte und seit 2010 als ei- Programmen die Widrigkeiten des Forchheimer Finnland, Norwegen, Polen, Italien, Litauen und genständige Gruppe im Heimatverein organisiert Alltags auf die Schippe nimmt. Deutschland auf.28 Immer wieder gibt es auch Kooperationen mit ist. Es bietet kurzweilige szenische Stadtführungen kulturschaffenden Vereinen, die auch selber als „Mit Chronos durch die Forchheimer Jahrhunder- Freund*innen der klassischen Musik finden eine Kulturveranstalter auftreten, wie z.B. das „Junge te“ saisonal an. 23 3.4 Gemeinsam musizieren, Heimat in der 2014 ins Leben gerufenen Neuen Theater“. instrumental und vokal Philharmonie Forchheim e.V. . Mit den ca. 60 Mit- Die Spielgruppe Forchheimer Brettla e.V. wurde wirkenden aus Forchheim und Umgebung gilt es Das Junge Theater Forchheim war zunächst eine 1981 als fränkisches Mundarttheater etabliert und Musikalisch begabte und interessierte Menschen als semiprofessionelles klassisches Orchester. Die Laientheatergruppe, die neben eigener Theaterak- inszeniert und spielt zahlreiche, meist komödianti- können sich in Forchheim vielfältig einbringen. Musiker*innen sehen die klassische Musik als kul- tivität die „Forchheimer Theatertage“ organisierte. sche Theateraufführungen in Forchheimer Mund- Der größte Musikverein der Stadt, der Musikverein turelle Aufgabe und geben einmal im Jahr ein gro- 1994 schuf es sich mit viel Eigenleistung und Un- art. 24 Forchheim-Buckenhofen zählt zu den renommier- ßes Konzert. 29 terstützung durch die Stadt Forchheim eine zum Die DJK (Deutsche Jugendkraft) Kersbach blickt testen, größten und mitgliederstärksten Musikver- 1992 gründeten 20 aktive Rockmusiker*innen die 34 35
Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Vereinigung Megafon e.V. . Die Musiker*innen ver- Shantychor „Die Regnitzmöwen“ der Freude am In Forchheim sind auch zahlreiche Bands, Ensem- tet über die 1984 gegründete Rhythmische Harmo- stehen sich als Interessenvertretung und als zentrale seemännischen Gesang.34 bles und freischaffende Musiker in allen Sparten nika Forchheim, die ebenfalls regelmäßige Konzer- Anlaufstelle für Bands, Musikinteressierte und Ver- von klassischer Musik über Jazz und Rock auch in te bespielt bis hin zum größten Musikverein der anstalter*innen. Sie möchten ein Forum für die loka- Neben den zahlreichen vereinsrechtlich orga- Eigenkompositionen oder Coverversionen tätig, Stadt, dem Musikverein Forchheim-Buckenhofen le Musik-Szene sein, junge Musiker*innen unterstüt- nisierten Chören musiziert auch eine Reihe von wie z.B. das Ensemble Hundshaupten, der Schlag- seit 1973, der sich auch durch eine kontinuierliche zen, das Image der Rockmusiker*innen verbessern kirchlichen Chören. zeuger und Musikproduzent Simon Michael, Swin- Jugendarbeit auszeichnet. und ganz allgemein die Akzeptanz von Rockmusik in garaiders Bigband, Keller Mountain Blues Band, der Region stärken.30 Aufgrund schwindender Nach- So begleitet der Klosterchor St. Anton (seit 1947) Jens-Wimmers-Trio, René „DerEnte“ Kraus, Lucky Mehrere private Musikschulen ergänzen das An- frage hat sich Megafon e.V. kürzlich aufgelöst. die Gottesdienste an Fest- und Feiertagen mit Or- Schmidt, heilSam, Silverlane, For The Unknown gebot der musikalischen Ausbildung in der Stadt. chestermessen und wirkt mit bei Konzerten. Die Reason, Golden Deutsch Trio, Insert Coin, Se Ha- Auch wer kein Instrument spielt, kann in Forchheim Klosterbären zeigen sich seit 1998 für die musika- zelnuts, X-Large, Audio Crime, Sheila likes Tequila, musikalisch an den unterschiedlichsten Chören teil- lische Gestaltung der Jugend- und Familiengottes- Rock of Fame, The Jamily, Lausch Rausch, Big Di- 3.6 Von Kunst und Kunsthandwerk haben. dienste in der Klosterkirche und zu anderen Anläs- scussion, SLP, Gone Ruby, Schröder Show Sextett sen verantwortlich.35 oder die Mosquitos.37 In Stadt und Landkreis Forchheim entfaltet eine So reicht das Repertoire des Chores des Jungen Vielzahl von bildenden Künstler*innen ihr kreatives Theaters, messa di voce, von Pop und Gospel bis zu Die Kirchenmusik an der evangelischen Kirche St. Potenzial. Manche sind Mitglied im BBK (Bundes- Jazz, Swing und Klassik. Der Chor passt Liedauswahl Johannis hat eine lange Tradition im Bereich Chor- 3.5 Musikalische Ausbildung verband Bildender Künstler und Künstlerinnen), und die jeweilige Präsentationsform ans Thema an und Oratorienmusik, A-Capella-Musik und Inst- der große Teil ist jedoch nicht in Gemeinschaften und singt gerne auch an ungewöhnlichen Orten oder rumentalmusik. Ihr Ziel ist die Verkündigung des Um eine gewisse Bühnenreife zu erreichen, organisiert und eher individuell aktiv. integriert Spielszenen von Theaterensembles in die christlichen Glaubens in musikalisch umrahmten braucht es im Normalfall zunächst eine musikali- Aufführungen.31 Gottesdiensten und in Konzerten, aber auch in der sche Grundausbildung. Viele der hier lebenden Künstler*innen haben ein Schaffung von Angeboten für Kinder und Erwach- Studium an den Akademien der Bildenden Künste Der Liederverein e.V. besteht seit 1845, gilt als ältes- sene im Bereich musikalische Bildung im Chor Die städtische Sing- und Musikschule wurde 1951 absolviert und weisen eine beachtliche Zahl von ter Chor der Stadt und als traditionsreicher gemisch- und im Instrumentalunterricht (Orgel, Blasinstru- institutionalisiert und erfüllt mit der Unterrichtung Ausstellungen im In- und Ausland auf. Manche ter Chor. Er legt Wert auf musikalische Vielfalt (von mente). Die Bezirkskantorin Stephanie Spörl leitet von über 400 Schüler*innen einen wichtigen Auf- sind erzieherisch als Pädagog*innen an Gymnasi- zeitgenössischer Musik über Musical, Oper, Operette eine Reihe von Chören wie den Projektchor Come trag in kultureller und sozialer Hinsicht. 14 Musik- en tätig. Andere haben ihr Können autodidaktisch und Swing bis zu Musik des Mittelalters, der Barock- ‚n‘sing, den St. Johannis-Chor, der seit 1998 Kon- pädagog*innen unterrichten in Gruppen- und erworben. Viele ihrer Werke sind an öffentlichen zeit, der Klassik und Kirchenmusik) und gestaltet an- zerte aufführt und Gottesdienste ausgestaltet, den Einzelunterricht. Die Musikschule hat mehrfache Plätzen oder in öffentlichen Gebäuden zu sehen. spruchsvolle Konzerte. Bei den vom Liederverein or- seit 1999 als Projektchor bestehenden Kammer- Preisträger*innen bei „Jugend musiziert“ hervor- ganisierten Tanzbällen stehen das gesellschaftliche chor Sonorité, der anspruchsvolle, überwiegend gebracht und bereitet besonders begabte Schü- Die stilistische Bandbreite ist groß und reicht von Moment und das Tanzvergnügen im Vordergrund.32 geistliche Chorliteratur singt und mit namhaften ler*innen auf ein musikalisches Berufsstudium gegenständlicher oder abstrakter Kunst in Form Orchestern und anderen Chören für Gemein- vor.38 von Gemälden über Skulpturen, Grafiken, Objek- Der Männerchor Eintracht Reuth, seit 1911, hat schaftsprojekte auftritt. Der Kinderchor studiert ten bis hin zu Foto- und medialer Kunst. 1948 die Chortätigkeit wieder aufgenommen und jährlich ein Kindermusical ein und führt es auf. Gerade im musikalischen Bereich ist Forchheim In Forchheim und Umgebung tätige bzw. hier pflegt neben dem Gesang auch ein reiches gesell- Weiter gestaltet der Posaunenchor Gottesdiens- sehr breit aufgestellt. Die instrumentale Palette unterrichtende Künstler*innen sind: Harald Win- schaftliches Leben.33 Ungewöhnlich für hiesige te aus und tritt am Weihnachtsmarkt und bei der reicht von den Harmonika Musikfreunden, die seit ter, Reiner Schütz, Rudi Ullmann, Harald Hubl, Mi- Breiten fernab vom Meer: Innerhalb der Marineka- Stadtparkserenade auf.36 1973 in verschiedenen Ensembles alte und neue chaela Schwarzmann, Cornelia Lottes, Christine meradschaft widmet sich schon seit 50 Jahren der Unterhaltungsmusik sowie konzertante Musik bie- Frick, Eduard Giessegi, Milada Weber, Jacqueline 36 37
Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung in Forchheim Krempe, Johannes Häfner, Guido Häfner, Claudia und führen gemeinsame Unternehmungen wie Volkshochschule und Stadtbücherei lädt einmal 3.10 Bildung für alle Wirth, Erich Müller, Bettina Specht, Oliver Boberg, Ausstellungen, Fotoaktionen, Fotowanderungen, jährlich namhafte Autor*innen nach Forchheim Rosemary Keßler, Gerda Poiger, Rosi Kraus. Eine Ausstellungsbesuche etc. durch.41 ein. Als herausragender Leuchtturm im Bildungsbe- in jüngster Zeit entstandene Gruppierung sind die reich und als innenarchitektonisches Juwel gilt Urban Sketchers, die sich regelmäßig treffen und Das Projekt #forchheimshots ist ein kuratierter In- Die junge Poetry-Slam-Szene um Felix Kaden45 die seit 1943 existierende und 2013 am heutigen vor Ort in Forchheim zeichnen.39 stagram-contest, der Forchheimer Stadtansichten stellt ihr Können bei regelmäßigen Auftritten im Standort neu eröffnete Stadtbücherei mit ihrem sammelt. Amateur- wie professionelle Fotograf*in- Jungen Theater unter Beweis. Poetry-Slam ist ein farbenfrohen Ambiente und dem Veranstaltungs- Einmal im Jahr wird Forchheim zum „Mekka“ des nen beteiligen sich an dem Projekt. In diesem Rah- literarischer Vortragswettbewerb, bei dem selbst- programm. Sie gilt als größte öffentliche Bibliothek Kunsthandwerks, wenn ein ganzes Wochenende men werden „Instawalks“ angeboten, bei denen geschriebene Texte innerhalb einer bestimmten im Landkreis Forchheim, und viele Bürger nutzen lang Kunsthandwerker*innen aus ganz Deutsch- die Fotografierenden gemeinsam auf Streifzüge Zeit einem Publikum vorgetragen werden. Die Zu- das breite Angebot. Sie ist Teil der Bildungsland- land und dem benachbarten Ausland ihr Können durch das Stadtgebiet gehen. hörer*innen küren anschließend die Sieger*innen. schaft der Stadt Forchheim, leistet einen wichtigen auf dem „Kunsthandwerkermarkt“ zeigen. Mittler- Ausschlaggebend ist dabei, dass der Textvortrag Beitrag zur Lebensqualität und kulturellen Attrak- weile sind eine Reihe von Kunsthandwerker*innen Im professionellen Filmbereich gibt es in Forch- durch performative Elemente und die Selbstinsze- tivität der Stadt Forchheim und ist kommunaler in Forchheim und Umgebung das ganze Jahr über heim einzelne nennenswerte Akteure: So ist Kari nierung des Vortragenden ergänzt wird.46 Treffpunkt für alle Bürger*innen unabhängig von in ihren Werkstätten tätig: wie Harald Kramer (Ke- Hennig mit seiner Schöne Bunte Filme & Videopro- Bildung, Herkunft, Alter.50 ramik), Tanja Mertens (Schmuck), Sonja Schrüfer duktion42 als freiberuflicher Kameramann u.a. für (Buchbinderei), Ursula Bongartz (Schmuck), Silke ARD und ZDF und als Filmemacher tätig, ebenso 3.9 Klassisch und Standard: Tanzen Die Volkshochschule ist eine wichtige Einrichtung Kallweit-Lorber (Textil), Hubert Hunstein (Schmied), wie Sebastian Wiegärtner43, der u.a. als Kamera- der Erwachsenenbildung mit einem breit gefä- Sigrid Frey (Keramik), Angelika Hufnagel-Gäbelein mann (u.a. für das ZDF „Herzkino“) und als Filme- Auch heute noch gehört eine Unterweisung im cherten Kursprogramm, das von beruflicher Fort- (Textil), Christian Herbst (Holz) oder Simone Lorenz macher dreht. Der ausgebildete Schauspieler und Tanz zu den kulturellen Grundpfeilern der Gesell- bildung, Sprachen über Sport bis zu kreativen (Papier). in Forchheim ansässige Sven Waasner44 ist in vie- schaft. Die Ballettetage bildet Kinder und Jugend- Angeboten reicht. Beliebt sind die von der Volks- len Fernsehrollen zu erleben, u.a. in der ARD-Tele- liche47 im klassischen Ballett aus nach dem System hochschule organisierten Vorträge und Exkur- novela „Das Geheimnis meines Vaters“ oder der der Royal Academy of Dance®. sionen. Die Volkshochschule unterhält auch eine 3.7 Foto & Film Kindersendung „Die Pfefferkörner“. Reihe von Kooperationen mit anderen Kulturein- Die Tanzschule Rupprecht-Moser48 schult Kinder, richtungen der Stadt und des Landkreises.51 Zwei offene Gruppierungen wenden sich in Forch- Jugendliche und Paare v.a. im Gesellschaftstanz heim der Amateur-Fotografie zu: 3.8 Schreiben, lesen, slammen wie Discofox, Langsamer Walzer, Cha Cha, Fox- Das 2017 begründete Foto Forum Forchheim ver- trott, Rumba, Wiener Walzer, Jive… und die Tanz- 3.11 Kulturelles für Kinder steht sich als Anlaufstelle für Fotograf*innen mit Gibt es in Kunst und Musik zahlreiche Kulturschaf- schule „Tanzstudio Feel the dance“49 veranstaltet Der Kreisjugendring, ein Zusammenschluss der Ju- künstlerischen Ambitionen im Raum Forchheim fende, so ist der Bereich der aktiven Literatur we- Kurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in gendverbände im Landkreis Forchheim, vertritt die und möchte generell die künstlerische Fotografie niger breit aufgestellt. Reinhold Schmitt ist ein Ver- Discofox/ Hustle, Salsa/ Bachata, Gesellschafts- Interessen der Kinder und Jugendlichen und offe- fördern.40 treter der Mundartdichtung, und Achim Schnurrer tanz (Standard/ Latein), Tango Argentino, Hip Hop/ riert Bildungsangebote in der Jugendarbeit.52 alias Luc Bahl verfasst Historische und Fantasy-Ro- Streetdance, kreativem Kindertanz etc. Das Fotospektrum ist seit ca. 5 Jahren aktiv und mane. Das Jugendhaus versteht sich als offener Treff für trifft sich in regelmäßigem monatlichen Austausch Jugendliche und bietet regelmäßige sowie indivi- unter Fotoamateuren. Die Mitglieder möchten sich In der Stadtbücherei präsentieren immer wieder duelle Angebote für spezifische Zielgruppen. 53 fotografisch weiterentwickeln im gegenseitigen auswärtige Schriftsteller*innen ihre Werke in Le- Wissens-, Erfahrungs- und Meinungsaustausch sungen, und das Literaturfestival Blätterwald von 38 39
Sie können auch lesen