Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
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Kulturspiegel Altoland Ausgabe 56 Januar 2021 Altbürgermeister Was steckt hinter Unser Museum: Neuer Bischof Anton Hofberger Plan A Ein ungewöhnliches von zum 100. Geburtstag für Altomünster? Jahr geht zu Ende Augsburg Mit Vereinsnachrichten & VHS-Programm Frühjahr/Sommer 2021
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Liebe Leserinnen und Leser, die Redaktion des Kulturspiegels und die Volkshochschule Altomünster wünschen Ihnen allen ein gutes Neues Jahr 2021, das uns hoffentlich bis zum Herbst von Corona befreien wird. Das leidige Thema schlägt sich auch im ersten Beitrag von P. Bonifatius Heidl nieder. Zwei Beiträge sind an- lässlich des 100. Geburtstages dem Altbürgermeister und Ehrenbürger Anton Hofberger gewidmet. Zurück zur Gegenwart: In der Gemeinde entstand 2019 eine Nachhaltigkeits- und Klimaschutzgrup- pe, genannt Plan A. Was hat es damit auf sich? Und: Leben wir in einer Krisenzeit? Dazu macht sich Prof. Dr. Florian Hörmann seine Gedanken. Eine neue Kulturinitiative ist der sogenannte „Kunstweg“ im Altowald in Richtung Halmsried. Er lädt zu einem Besuch im ehemaligen Klosterforst ein. Die Kultur hatte ja 2020 besonders zu leiden. Wie sich das Museum so durchschlug, berichtet Prof. Dr. Klaus Peter Zeyer. Zur Kultur gehören auch unsere Vereine und ihre Jubiläen, die auch 2021 nicht wissen, ob und wie sie feiern können. Neue, digitale Wege geht die VHS im Landkreis Dachau mit der sogenannten vhs.cloud. Das Gemeindegebiet gehört zum größten Teil zur Diözese Augsburg, die einen neuen Oberhirten erhalten hat. Wir stellen ihn kurz vor. Wir bitten um Beachtung der Inserate unserer Förderer und Unterstützer. Ohne unsere Firmen könnte der Kulturspiegel nicht erscheinen. Ihr Redaktionsteam IMPRESSUM Inhaltsverzeichnis Der Kulturspiegel Altoland erscheint zweimal jährlich. Textbeiträge Die Zeitschrift wird im Bereich der Zum Corona-Jahr 2020: Region Altoland kostenlos an alle Haushaltungen verteilt. Sie wird durch Erlösung – Habe ich das nötig?......................….............................. 4 Anzeigen finanziert. Ein herzliches Altbürgermeister Anton Hofberger zum 100. Geburtstag................. 5 Dankeschön gilt allen Firmen, die dies ermöglichen. Erinnerungen an Anton Hofberger......................….......................... 6 Herausgeber: Was steckt hinter Plan A für Altomünster?........................................ 8 Volkshochschule in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Altomünster Die vier Krisen unserer Zeit......................….................................. 10 Steuernummer: 115/111/5006 Kunstweg im Altowald.................................................................... 13 Amtsgericht München Unser Museum: Ein ungewöhnliches Jahr geht zu Ende...............14 Redaktion: Prof. Dr. Wilhelm Liebhart MA Unsere Jubiläen 2021/2022........................................................... 15 Monika Mehlert Vhs goes digital: Die vhs.cloud...................................................... 16 Bettina Berger Neuer Bischof von Augsburg.......................................................... 17 Layout: Dipl.-Designer (FH) Peter Seiler Buchvorstellungen.......................................................................... 18 Anschrift: Volkshochschule Altomünster e. V. Programme der Vereine Marktplatz 10 85250 Altomünster Informationsbüro der Marktgemeinde Altomünster ......................….3 Telefon 08254/2462 Dachauer Forum............................................................................ 20 kulturspiegel@altoland.de Theatergruppe Altomünster............................................................ 23 Auflage: 5.000 Exemplare Ortsverschönerungsverein............................................................. 23 Bankverbindungen: Gesangverein Frohsinn / Altochor.................................................. 23 Sparkasse Dachau, Katholischer Deutscher Frauenbund ..............................................23 IBAN: DE55 7005 1540 0000 3762 69 BIC: BYLADEM1DAH Museums- und Heimatverein......................................................... 23 Kolpingfamilie................................................................................. 23 RV-Bank Dachau, IBAN: DE47 7009 1500 0003 0355 73 Kulturförderkreis............................................................................. 23 BIC: GENODEF1DCA Gemeindebücherei......................................................................... 23 Für die Inhalte der Beiträge sind die vhs-Altomünster............................................................................. 28 Verfasser verantwortlich. vhs-Hilgertshausen-Tandern.......................................................... 43 Kulturspiegel Altoland 1 Ausgabe 56, Januar 2021
Nachrechnen lohnt sich. Bei der Baufinanzierung brauchen Sie einen verlässlichen Partner, der Ihren Plänen mit individuellen Finanzierungs- konzepten eine sichere Basis gibt. Wir beraten Sie gern! Karl Buchberger, Allianz Generalvertretung Marktplatz 6, 85250 Altomünster Telefon 0 82 54.9 94 92-0 www.allianz-buchberger.de Buchführungen • Jahresabschlüsse • Gesellschaftsrechtl. Beratung Unternehmensgründung • Umstrukturierung (u.a. international) Wirtschafts-/Erbfolgeberatung Bahnhofstraße 14 Steuererklärungen 85250 Altomünster www.steuerkanzlei-stegemeyer.de Telefon 08254-995082 Klosterladen St. Alto-Hof 4 Tel. 08254 / 99 45 33 Im Sortiment: Kerzen für besondere Anlässe, Bücher, INNUNGSFACHBETRIEB Inh. Brigitta Mair Devotionalien, Altomünsterer Bahnhofstraße 13 Rosenkränze, 85250 Altomünster Telefon 08254 / 18 37 fair gehandelte info@schreinerei-mair.de Produkte www.schreinerei-mair.de und vieles mehr. Öffnungszeiten: FENSTER, TÜREN & INNENAUSBAU Do. 8.30 Fr. 8.30 - - 12.00 12.00 Uhr und 14.00 - 18.00 Uhr Uhr und 14.00 - 18.00 Uhr ALLES AUS EINER HAND ! Sa. 8.30 - 12.00 Uhr So. 13.30 - 16.00 Uhr 2 Kulturspiegel Altoland Ausgabe 56, Januar 2021
Informationsbüro der info-buero@altomuenster.de Marktgemeinde Altomünster www.altomuenster.de Marktplatz 7 Mo – Mi, Fr 9-13 u. 15-17 Uhr 08254/9997-44 Do 10-13 u. 15-18 Uhr 08254/9997-744 Fax Sa 9-13 Uhr , Markttermine Termine Fastenmarkt Frühjahrstheater 28. März 2021 „Da blaue Kruag“ Pfingstmarkt 06., 07., 12., 13., 24. Mai 2021 14., März 2021 Magdalenenmarkt Beginn: 18. Juli 2021 Freitag/Samstag um 20 Uhr, Sonntag um 18:30 Uhr, Kapplerbräusaal Jeden Sonntag um 14 Uhr allgemeine Frühjahrskonzert Altochor Kirchenfhrung 02. Mai 2021, 15 Uhr, Kapplerbräusaal Marktfest 3. und 4. Juli 2021 Bitte beachten Sie, dass angesichts der aktuellen Situation jede Veranstaltung aufgrund der An Markttagen gesetzlichen Bestimmungen kurzfristig absagt werden kann. um 13.00 Uhr Offener Senioren- Treffen der treff des AWO Senioren im Club 50+ Seniorenwohnen Gemeinschaftsraum Betreutes Wohnen Altoland: jeden 1. Mittwoch findet momentan im Monat um 14.30 Uhr noch nicht statt Gemeindecafé Gemeindebücherei der ev. Kirchengemeinde im evangelischen Bilderbuchkino Gemeindezentrum & Geschichtentreff immer am letzten Samstag von jedem ungeraden Monat momentan keine Termine jeweils um 15 Uhr Kulturspiegel Altoland 3 Ausgabe 56, Januar 2021
Zum Und wenn wir ehrlich sind: Die Norma- Psalm 23 lität wünschen wir uns doch alle zurück. Corona-Jahr 2020: Wieder mehr Unbeschwertheit im alltäg- In diese Erfahrung hinein spricht Psalm 23: Erlösung – Habe ich lichen Leben an den Tag legen zu können. Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir Und damit kommen wir zum Grund, fehlen. das nötig? weshalb man im christlichen Glauben Er lässt mich lagern auf grünen Auen und davon spricht, dass alle Menschen erlö- führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Von P. Bonifatius Heidel sungsbedürftig sind. Meine Lebenskraft bringt er zurück. Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, Anfang 2020 hätte vermutlich ein Groß- Die Einschränkungen, die der Staat im getreu seinem Namen. teil der Menschen auf die Frage, ob sie Kampf gegen Covid-19 beschlossen hat, Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich sich erlösungsbedürftig fühlen, mit nahmen uns viele Möglichkeiten, die fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, „Nein“ geantwortet. Und da wären wohl Sehnsucht nach Erfüllung, Sorglosigkeit dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. auch einige Christen dabei gewesen. und Sicherheit zu stillen. Sozusagen so Du deckst mir den Tisch vor den Augen Man hätte es auch niemandem verden- nah wie möglich an das persönliche Para- meiner Feinde. Du hast mein Haupt mit ken können. So gut, wie es dem durch- dies heranzukommen. Das, was wir zur- Öl gesalbt, übervoll ist mein Becher. schnittlichen Europäer ging, war es nicht zeit sehr deutlich spüren, haben die Men- Ja, Güte und Huld werden mir folgen mein immer in der Geschichte, auch nicht in schen vor Jahrtausenden bereits ins Wort Leben lang und heimkehren werde ich ins der jüngsten. Während viele Bürger vor gefasst. In der Erzählung der Erschaffung Haus des HERRN für lange Zeiten. 60-70 Jahren unter Umständen gelebt ha- der Welt, vom Paradies und vom Sünden- ben, die man heutzutage bestenfalls noch fall wird dieser Spannungsbogen farben- Trost und Zuversicht belächelt und für die Ärmeren grad noch reich geschildert. für zumutbar halten könnte, haben wir Als Christ geben mir diese kurzen Zei- doch mittlerweile einen sehr hohen Stan- Verlust des Paradieses len immer wieder Mut. Denn sie zeigen dard erreicht. In jeden x-beliebigen Su- mir sehr deutlich, dass die Erfahrung von permarkt gehen und alles, was man zum Ausgehend von der Frage, warum und Mangel und die Sehnsucht nach Frieden täglichen Leben braucht, kaufen zu kön- wozu wir in dieser Welt sind und wa- und Erfüllung allen Menschen gleich ist. nen, ist ebenso eine sehr neue Erschei- rum wir Not und Leid erfahren, kam Ich hoffe daher sehr, dass die „Corona- nung. Die Unterhaltungsmöglichkeiten man zu der Vorstellung, dass es einen Zeit“, wie diese Zeit mittlerweile genannt entfalten sich von Jahr zu Jahr und sind Urzustand gegeben haben muss, in dem wird, uns in diesem Sinne die Augen für jetzt schon kaum überschaubar. es all das nicht gegeben haben könnte: das Wesentliche zu öffnen vermag. Dass das Paradies. Der Mensch, der im völli- wir ein wenig mehr von uns selbst und Corona-Epidemie gen Einklang mit sich, mit Gott und der unseren tief in unserer Seele verankerten ihn umgebenden Umwelt gelebt hat. Im Sehnsüchten verstehen. Dass wir lernen Ob sich am Ende des Jahres 2020 mehr Laufe seiner evolutionären Entwicklung können, dass vieles, was uns das mo- Menschen als erlösungsbedürftig be- und der damit einhergehenden Bildung derne Leben ermöglicht, gut, aber nicht schreiben würden als am Anfang des Jah- eines immer stärker ausgeprägten Selbst- wesentlich ist. Und dass diese Sehnsüchte res? Vermutlich schon. Denn durch den bewusstseins hat er diese tiefe, vertrau- durch vieles nicht erfüllt, sondern nur be- Ausbruch der Corona-Epidemie ist die ensvolle Verbindung immer mehr verlo- täubt werden. Auch die aktuellen Ängste gewohnte freizügige Lebensgestaltung ren. Den wo es ein „Ich“ gibt, da gibt es vor dem Virus selbst, oder davor, dass die auf einen Schlag eingeschränkt worden. notwendiger Weise auch ein „Du“, eine Regierung uns unserer Bürgerrechte be- Essen gehen, der Kinobesuch, der Gang Außenwelt, die mir fremd und damit be- rauben würde, wurzelt im tiefsten Kern in die Sauna, selbst der alltägliche Gang drohlich ist. in diesem Vertrauensmangel, den wir au- zum Supermarkt war nur noch unter ßerhalb des Paradieses erleiden. Umständen möglich. Eine Mund-Nasen- Sehnsucht nach Sicherheit Der häufigste Satz in der Bibel lautet: Maske muss plötzlich in allen öffentli- „Fürchte dich nicht!“ Fürchte dich nicht chen Gebäuden getragen werden. Teil- Das, was wir auf vielfältigste Weise an vor dir selbst. Fürchte dich nicht davor, weise sollten selbst private Kontakte auf Verunsicherung, an Unzufriedenheit und dich mit deinem Wesen zu konfrontie- das Notwendigste reduziert werden. an Sehnsucht nach besseren Zeiten ver- ren. Fürchte dich nicht, daran zu reifen spüren, das ist unser Wunsch nach Erlö- und wesentlicher zu werden. Zweiter Lockdown sung. Im tiefsten Kern des menschlichen Ob wir es uns eingestehen oder nicht Wesens haben wir alle diese Gemeinsam- und egal, was Umfragen ergeben: Erlö- Seit im November der zweite Lockdown keit. Keine Religion bringt dieses Dilem- sungsbedürftig sind wir alle. Und das ist beschlossen wurde, kann man sehr deut- ma, in dem wir uns befinden, so deutlich keine Schwäche. Im Gegenteil. Diese Er- lich spüren, dass die Geduld vieler Mit- zur Sprache: Der Mensch möchte selbst- kenntnis hilft uns, unser Leben bestimm- bürger ziemlich strapaziert ist. Angst und bestimmt und in freier Entfaltung seiner ter und zielgerichteter leben zu können. Verunsicherung sind besonders in den selbst leben und trotzdem alle Sicherhei- Christen nennen den Wunschzustand Bevölkerungsgruppen zu spüren, die zur ten haben. Und wir, vor allem die Gene- Himmel, Reich Gottes oder auch ewiges sogenannten Risikogruppe gehören. Auf rationen, die die Weltkriege und deren Leben. Das ist keine Vertröstung gegen der anderen Seite stehen diejenigen, die Folgezeit nur noch vom Hörensagen ken- alles Schlechte. Es ist die Hoffnung, dass als „Corona-Leugner“ verschrien wer- nen, sind diesem Dilemma zurzeit ohne der empfundene Mangel einmal ein Ende den. Dabei treibt auch sie eine Angst um Ausweich- und Ablenkungsmöglichkeit haben wird. Leben in Fülle. – die Angst, die bisher gewohnte Freiheit ausgeliefert. Der Autor ist Pfarradministrator des Pfarrverbands und Selbstbestimmung nicht mehr wie- Altomünster, Sielenbach und Wollomoos und gehört dem Deutschen Orden mit Sitz in Maria Birnbaum an derzubekommen. 4 Kulturspiegel Altoland Ausgabe 56, Januar 2021
Altbürgermeister Anton Hofberger zum 100. Geburtstag Von Rosmarie Kraze und Wilhelm Liebhart Am 16. Januar 2021 jährt sich der 100. Geburtstag von Altbürgermeister und Ehrenbürger Anton Hofberger, der im Anwesen Dr.-Lang-Str. 1 als ältester Sohn der Landwirtseheleute Anton und Anna Hofberger geboren wurde. Bürgermeister Anton Hofberger erhielt 1987 aus der Hand des damaligen Staatssekretärs Dr. Thomas Alteingesessene Familie Goppel das Bundesverdienstkreuz verliehen. Foto: H. Süss Die Hofbergers kamen ursprünglich als ter war er automatisch Vorsitzender des Jubiläen: Doppeljubiläum Hl. Birgitta von Schmiede und Gütler 1850 von Thal- Verwaltungsrats der damaligen eigen- Schweden und Weihe der Klosterkirche hausen nach Altomünster. Sie zählen ständigen Marktsparkasse Altomünster 1973 und 1250 Jahrfeier 1980 in der Tra- somit zu den alteingesessenen Familien. und Vorsitzender des Schulverbandes. dition von 1730, 1830 und 1930 1920 wurde für die Brüder Anton und Dem Dachauer Kreistag gehörte er seit Patenschaft mit der 3. Instandsetzungs- Peter der dritten Generation das Güt- 1972 an. 1990 musste er aus Altersgrün- kompanie 210 der Bundeswehr leranwesen von der Schmiede getrennt. den ausscheiden. Am 1. April 2004 ver- Der jüngere Peter bezog als Schmied starb er überraschend im 84. Lebensjahr. Ehrungen das Anwesen Pipinsrieder Str. 1 (heute Wildgruber), der ältere Anton verblieb Wichtigste Projekte in Stichworten Aufgrund der langen kommunalpoliti- als Landwirt im elterlichen Anwesen, ob- schen Tätigkeit konnten vielfache Eh- wohl auch er gelernter Schmid war. So- Gebietsreform: Von 1972 bis 1978 mus- rungen nicht ausbleiben. Diese waren wohl Peter als auch Anton senior waren sten acht bisher selbstständige Gemein- in zeitlicher Folge: Die Bürgermedaille Erste Bürgermeister von Altomünster, den eingemeindet werden. Dies gelang (1981), die Medaille für besondere Ver- Peter von 1936 bis 1945, Anton sen. von reibungslos und mit viel Einfühlungsver- dienste um die kommunale Selbstver- 1950 bis 1956. Dass Antons gleichnami- mögen. waltung des Freistaates Bayern (1983), ger Sohn in die Fußstapfen seines Vaters Infrastrukturmaßnahmen: Teerung fast das Verdienstkreuz am Bande der Bun- treten würde, war nicht abzusehen, als er aller Orts- und Verbindungsstraßen, Aus- desrepublik Deutschland (1987), die nach 10 Jahren (!) Reichsarbeitsdienst, weisung von Baugebieten, Bau von Was- Dr. Johann-Christian-Eberle-Medaille des Kriegsdienst und russischer Gefangen- ser- und Abwasserleitungen, Sicherung der Sparkassenverbands Oberbayern (1990), schaft 1950 zurückkehrte. Für uns heute Wasserversorgung Altomünsters durch die Verleihung des Titels „Altbürgermeis- unvorstellbar, was diese Generation an den Bau des Brunnens III, Notverbund ter“ (1991) und schließlich das Ehren- Traumata erlebt haben muss! Sehr selten mit der Weilach-Gruppe, Errichtung der bürgerrecht (1996). hat er davon erzählt. Kläranlagen in Wollomoos und Pipins- ried, Friedhofserweiterung in Altomüns- Würdigung Anton Hofberger jr. ter, Unterstützung von mehreren Dorf- erneuerungen Im Rückblick darf man feststellen, dass Nach der Übernahme des elterlichen Be- Grunderwerb: Kauf des „Krametsvoglan- Anton Hofberger jr. ein typischer Ver- triebs heiratete er 1953 Maria Keller aus wesens“ (heute Parkplatz Kindergarten), treter des traditionellen Bürgertums ge- Hohenried („Strixl“). Aus der Ehe gingen des „Kolleranwesens“ (zeitweise Bauhof) wesen ist und als Lokalpatriot ein Stück die Töchter Rosmarie, Hannelore und am Faberweg und des „Hofbauernanwe- Altomünster verkörperte. Sein Hauptver- Anneliese hervor. Nach dem Ausschei- sens“ (heute Zentralparkplatz) am Markt- dienst war es, die neue große Gemeinde den des Vaters als Bürgermeister wurde platz für zukünftige Entwicklungsmög- mit ihren Ortsteilen seit 1972 zu einer Anton jr. 1956 erstmals in den Gemeinde- lichkeiten funktionsfähigen politischen Einheit rat gewählt. Unter dem 1. Bürgermeister Schule: Neubau der Grund- und Haupt- gestaltet und dafür die wichtigsten Ele- und Zahnarzt Dr. Wolfgang Drach war er schule Altomünster 1974 bis 1977 mente der Daseinsfürsorge geschaffen von 1963 bis 1970 Zweiter Bürgermeister. Umbau der alten Volksschule zum Kin- zu haben. Seine weitblickenden Immo- Als 1970 Dr. Drach aus gesundheitlichen dergarten 1978 bilienkäufe und die solide Finanzpolitik Gründen zurücktrat, kandidierte Anton Marktsparkasse: Neubau der Hauptstelle schuf Raum für die weitere Entwicklung Hofberger jr., unterstützt von der Frei- und Kampf um den Erhalt, die erst 2000 des Gemeindesitzes nach 1990. In ei- en Wählergemeinschaft (FWG) und der mit der Sparkasse Dachau fusionierte. nem Nachruf des Marktes Altomünster SPD, und wurde mit 77 % der Stimmen Krankenhaus: Umstellung vom klösterli- war 2004 zu lesen: „Geschick und Kön- erstmals gewählt. Wiederwahl 1972, 1978 chen (Augsburger Sternschwestern) auf nen in der kommunalpolitischen Arbeit und 1984 als gemeinsamer Kandidat von ziviles Personal im Gemeindekranken- zum Wohle des Marktes Altomünster FWG und CSU (1972) bzw. nur als CSU- haus und 1988 Umwandlung in ein BRK- und seiner Bürgerinnen und Bürger, un- Kandidat (1978, 1984). Seit 1978 übte er Pflegeheim ermüdliche Schaffenskraft sowie hohes nach Abschluss der Gebietsreform das Bahn: Aufnahme der Bahnlinie Dachau – Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein Amt hauptberuflich aus. Als Bürgermeis- Altomünster in den MVV zeichneten ihn aus.“ Kulturspiegel Altoland 5 Ausgabe 56, Januar 2021
Erinnerungen Zuhörer im Gemeinderat matik des Vorhabens. Man hatte eine Trassierung gewählt, mit der man an Von 1978 bis 1990 sahen wir uns glaubte, den politischen Widerstand Anton Hofberger regelmäßig bei den öffentlichen Sit- seitens der Kreisstädte Aichach und zungen des Marktgemeinderates. Er Schrobenhausen gegen den Bau der als Vorsitzender und ich ihm gegen- Leitung minimieren zu können. Die- Von Gerhard Gerstenhöfer über auf einem der Zuhörerstühle. se verletzte aber Schutzgebiete und Im Herbst 1983, im folgenden Jahr ignorierte die gesetzlichen Maßgaben Seit ich 1970 mit dem Kauf eines Bau- standen Kommunalwahlen an, frag- der Raumordnung. Ich hatte meine grundstückes in Wollomoos ansässig te er mich, ob ich für den Marktge- Kollegen in der Planung auf diese wurde, hatte ich stets mit unseren meinderat kandidieren wolle. Ich Brisanz hingewiesen. Die Errichtung Bürgermeistern zu tun. Unter Lud- sagte ja, dass ich das schon vorhabe. der Leitung wäre auch sehr zu Lasten wig Reiner, Bürgermeister der Altge- Dann wollte er noch wissen, für wel- unserer Kommune gegangen. Ich hat- meinde Wollomoos, gab es Unstim- che Liste ich mich entschieden hätte. te mich konsequent für den Bau nach migkeiten wegen der Erschließung, Ich hatte wohl die falsche genannt. den gesetzlichen Vorgaben eingesetzt, die nach Abschluss der Gemeindege- Danach hoffte ich, er könne nochmal vor allem, weil ich damit auch Scha- bietsreform aber von Anton Hofber- nachhaken. Das hat er aber nicht ge- den für Altomünster abwenden woll- ger zu meiner Zufriedenheit geregelt tan, er war halt einer, der nur einmal te. Damit hatte ich mir beruflich sehr wurden. fragt. Ich wurde nicht gewählt. Der geschadet. Das war natürlich meinem Bürgermeister aber tröstete mich: Bürgermeister nicht entgangen. Am Baugebiet Wollomoos Süd „Gerstenhöfer, was wollen sie denn im Rande einer Bürgerversammlung in Gemeinderat, da haben sie ja nur eine Wollomoos nahm er mich zur Seite, So wie ich mich für die Angelegen- Stimme, wo sie doch alle 20 Mitglieder schaute mich eindringlich an und heiten des Siedlungsgebietes Wollo- so gut kennen.“ Da hatte er natürlich insistierte. „Mann, Gerstenhöfer, ich moos Süd einsetzte, hatte ihn nach durchaus recht. rechne ihnen das hoch an, aber den Eingemeindung 1978 nicht verärgert. Einsatz kann von Ihnen keiner ver- Er schien das, anders als Reiner, an- Als ich das hinten am Wald zu un- langen. Sie wissen doch, wie das ist: zuerkennen. Verkabelung des Orts- serem Garten angrenzende Masse- Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing!“ ich netzes, Sicherung des Überweges von grundstück der Gemeinde als Kin- antwortete ihm, dass ich aber wegen der Staatsstraße, die Notwendigkeit derspielplatz und Holzlagerplatz meiner Prinzipien nicht anders kön- von Trennentwässerung und teuren kaufen wollte, dachte er kurz nach, ne. Besorgt, aber auch streng drein- Bordsteinkanten aus Granit usw. wa- machte, nachdem er ganz offenbar blickend, schloss er das Gespräch mit ren die Themen. Er sorgte nachträg- seine Entscheidung schon getroffen den Worten „Mann, sie versau’n sich lich dafür, dass die Marktgemeinde hatte, noch eine längere Pause, in der noch ihre Karriere“. – Ja, er war wirk- Altomünster den gesetzlichen Anteil er mich verständnisvoll ansah und lich um jeden besorgt. an den Kosten der Straßenerschlie- sagte mit bedeutungsvollem Unter- ßung übernahm, der uns in der Alt- ton, „nein – warum sollten sie das Schulsprengelstreit gemeinde versagt wurde. kaufen, sie ham’s ja eh schon.“ Dann hat er mir noch das Versprechen ab- Es gab im folgenden Jahr wieder ein Im alten Rathaus genommen, den “Zwickel“ immer, dickes Brett zu bohren. Es ging um und er meinte immer, schön sauber die Umsprengelung Altomünsterer In seinem Kanzleizimmer, das war zu halten. Die Kinder spielen dort Schüler aus den Ortsteilen Hohenzell, damals recht bescheiden, fühlte ich schon lange nimmer, nicht mal mehr Kiemertshofen und Wollomoos von mich wohl. Mit der Eckbank am Be- die Enkel und fürs Holz habe ich auf der Verbandsschule Altomünster in sprechungstisch hatte das was einla- eigenem Grund einen Schuppen ge- die Volksschule Sielenbach Tödten- dend Gemütliches. Später konnte ich baut. Ja, weil immer halt immer ist, ried. Um die von der Auflösung be- stolz die Möbel für die Volkshoch- so lang ich’s kann, mäh‘ ich dort die drohte Sielenbacher Schule zu retten, schule übernehmen. Anton Hofber- Brennnesseln und denke gerne an wurde auf Betreiben der Sielenbacher ger war um seine Bürger bemüht. ihn, den alten Fuchs. und einiger schwäbischer Regional- Auch als Neubürger war man kein politiker die Umsprengelung von Kassenpatient. Er war ein Patriarch, Herausforderung 380 kV-Leitung Amtswegen verfügt. Ich hatte mich mir sogar ein wenig väterlich zuge- schon schriftlich an den Gemein- tan. Angesichts steigenden Strombedarfs derat in Sielenbach, die Schulämter plante 1985 das Bayernwerk zusam- und die Bezirksregierungen gewandt. Wenn ich mich recht erinnere, waren men mit den Isar-Amperwerken eine Wir hatten uns als Eltern mit Unter- er, Georg Gschwendtner, Josef Sturm 380 kV-Leitung von Wollomoos nach stützung einiger Gemeinderäte, al- und Hans Wiedemann die einzigen, Zuchering bei Ingolstadt. Gegen sol- len voran Georg Gschwendtner und die mich nach meiner Familie und che Baumaßnahmen regte sich wegen Manfred Heinrich, zu einer Initiative meiner Herkunft fragten. Mit ihm, der zwangsläufigen Beeinträchtigung formiert. Selbst der damalige Staats- dem Altomünsterer Souverän, ver- der Umwelt schon damals massiver sekretär Dr. Thomas Goppel gab sich band mich Bauernstolz. Widerstand in der Bevölkerung. Als im Wollomooser Schützenheim ein Mitarbeiter der Isar-Amperwerke Stelldichein. Gemütlich Pfeife rau- hatte ich von meiner Position im chend hatte er uns zugehört, für uns Unternehmen Einblick in die Pla- eingesetzt hatte er sich aber nicht. nungen und in die rechtliche Proble- Erst als sich Bürgermeister Hofber- 6 Kulturspiegel Altoland Ausgabe 56, Januar 2021
ger einschaltete, kam die Angelegen- ches Ende. Als die betroffenen Eltern einziges Mal begegneten. Ich glaube, heit in Bewegung. Er tastete sich im nämlich den Vorteil kleiner Klassen es war bei einem Marktfest. Ich erin- Verhältnis zu der Nachbargemeinde und “verständnisvoller“ Lehrkräfte nere mich noch an Schweinsbraten, an die Schmerzgrenze heran. Den gewahr wurden, legte sich rasch der Bier, Sonnenschein und Blasmusik. “Schulstreik“ hatte er erfunden und Widerstand gegen die “Freibeuterei“, Intensiv diskutiert, wie früher, hatten er hatte auch die Eltern gedeckt, die wie ich den Vorgang nannte. wir nicht. Er hatte richtig losgelassen gegen die Vorschriften ihre Kinder zu und ruhte zufrieden in sich selbst. Hause behielten. Mit dem Geschick, Ausklang Guten Appetit und Prost, vielmehr das er schon bei der Gebietsreform hatten wir nicht miteinander gespro- walten ließ, wusste er aber zur rech- Am 1. Mai 1990 übergab der Kapitän chen, wollten wir auch nicht, brauch- ten Zeit einzulenken, um nicht den das Steuer an seinen Nachfolger Kon- ten wir auch nicht. Wir haben es bei- Bogen zu überspannen. Die Sache rad Wagner. Die Umstände brachten de sehr genossen. nahm übrigens ein sehr versöhnli- es mit sich, dass wir uns nur noch ein Frühe Fotografieren von Foto Baumann. Kulturspiegel Altoland 7 Ausgabe 56, Januar 2021
Was steckt hinter Statements der Gründer Plan A Bevor wir weiter ins Detail gehen zu- für Altomünster? erst ein paar Statements warum unse- re Mitglieder bei Plan A sind. Ich bin bei Plan A, Von der Gruppe Plan A – weil ich meinen Kindern eine le- Es ist immer gut einen Plan zu haben. benswerte Zukunft ermöglichen Und meist ist der Plan A auch besser möchte ausgeklügelt als der Plan B - vorausge- – weil ich Menschen dafür begei- setzt es gibt einen Plan B. Damit sind stern möchte, den Wandel aktiv wir schon mitten im Thema, denn mitzugestalten dass die Klimakrise menschgemacht – weil es jeden Einzelnen von uns und real ist, hat in der wissenschaftli- braucht - lasst es uns anpacken! chen Welt bereits einen Konsens von – weil mir hier eine Möglichkeit ge- inzwischen 99,94% erreicht. Verglei- boten wird, unsere Umwelt und die sich mit Landwirtschafts-Ideen che dazu https://www.bundestag.de/ unsere Zukunft aktiv mitzugestal- beschäftigt. presse/hib/655774-655774). ten und dabei selbst viel zu lernen – weil gerade wir mit unserem Le- Projekt gelbes Band Vielen ist dieses Thema bereits be- bensstandard die Verantwortung wusst und sie setzen schon erste Ide- haben, die Ärmsten auf der Erde, Plan A beabsichtigt die gemeind- en für sich selbst um. Dennoch geht die wahrscheinlich am stärksten lichen Streuobstbäume (und auch es bei weitem nicht genug voran, um vom Klimawandel betroffen sind, Sträucher) mit einem auffälligen gel- nur ansatzweise dem völkerrecht- nicht allein zu lassen ben Band zu markieren, um jedem lichen Vertrag von Paris gerecht zu – weil gemeinsam alles leichter geht Bürger und jeder Bürgerin aufzu- werden, die Erderwärmung deut- und miteinander geschaffen wird, zeigen, dass es hier erlaubt ist haus- lich unter 2° Celsius zu halten. Vor was ich allein nie leisten könnte. haltsübliche Mengen zu ernten. Der dem Hintergrund der gefährlichen Fokus liegt dabei auf dem kompletten Lage und den jetzt schon entstande- Struktur der Mitglieder Gemeindegebiet. In den Diskussio- nen Klimaveränderungen braucht es nen fällt in diesem Zusammenhang ein Umdenken und vor allem neue Die Mitglieder:innen der Klima- immer wieder eine Zahl von etwa Handlungsweisen. schutzgruppe Plan A stammen aus 1.000 Obst-Bäumen, die nur darauf der Mitte der Gesellschaft, bunt warten abgeerntet zu werden. Natür- Klimaschutzgruppe 2019 gemischt und altersmäßig breit ge- lich ist dieses Konzept auch für pri- gegründet streut, von ca. 14 bis über 60 Jahren vate Obstbäume offen, wenn dies von ist jede Altersgruppe vertreten. Die den Eigentümer:innen gewünscht Daher hat sich im November des Jah- Organisation der Gruppe ist basis- wird. Es ist auch ein ganz zentraler res 2019 - die Realität anerkennend demokratisch ohne Chef oder Chefin Bestandteil der Klimaschutzgruppe - in Altomünster eine Klimaschutz- aufgebaut. Jede und Jeder hat eine Plan A, mit den lokalen Vereinen in gruppe unter dem Namen "Plan A" Stimme in allen Entscheidungen und Kontakt zu kommen, um gemeinsam zusammengefunden, um ein Gegen- kann sich daher voll und ganz in die an der Vision zu arbeiten, dass wir modell zum fatalen "Weiter so" anzu- Entwicklung einbinden. unser Obst nicht am Boden verfau- bieten. Dabei steht das "A" natürlich len lassen und aus der Ferne zukau- für unsere schöne Marktgemeinde Lebensmittel im Vordergrund fen, sondern bei uns lokal nutzen. Altomünster, aber auch insbesondere Sprechen Sie uns einfach an, um ins für den Plan A, der sich als Aufgabe Die Corona-Pandemie ist auch an Gespräch zu kommen. Dieses Projekt setzte: der Klimaschutzgruppe "Plan A" lässt sich beliebig erweitern über die nicht spurlos vorüber gegangen und digitalen Möglichkeiten bis hin zu – die Klimakrise zu bekämpfen hat einige der Projekte etwas aus- eigenen Streuobstwanderungen. Für – die Auswirkungen der Klimakrise gebremst. Daher haben wir uns im Anregungen sind wir dankbar. abzumildern November 2020 in den Projekten – den Veränderungsprozess der neu ausgerichtet, um auch unter den Projekt Verpackungen großen Transformation lokal um- aktuell widrigen Umständen einen zusetzen und voran zu treiben und positiven Beitrag leisten zu können. Beim Verpackungsmüll ist es un- – Teil der Lösung und nicht Teil des Aktuell stehen die Lebensmittel im ser Anliegen, gemeinsam mit den Problems (für unsere Kinder und Vordergrund. Wir haben einerseits Bürger:innen aus dem Gemeindege- Enkelkinder) zu sein. die Lebensmittelverschwendung der biet Lösungen zu erarbeiten, die ei- lokalen Obsternte und den Verpac- nerseits unsere lokale Wirtschaft un- Denn es existiert für die Bewältigung kungsmüll der "Take-Away" in der terstützt und gleichzeitig einen Bei- der Klimakrise leider KEIN Plan B Gastronomie und den Metzgereien in trag für das gemeinschaftliche Wohl genauso wie auch kein zweiter Planet den Fokus genommen. Diese wird er- und zum Klimaschutz beiträgt. Gera- Erde existiert. gänzt durch die Veröffentlichung der de jetzt hat die Corona Krise deutlich ersten regionalen Nachhaltigkeits- gezeigt, dass es wichtig ist auf resili- broschüre und einer Projektgruppe, ente Strukturen zu setzen. Wenn aber 8 Kulturspiegel Altoland Ausgabe 56, Januar 2021
Marktgemeinde Altomünster num, zu einem Plan A-Kaffee oder zu einem Gespräch mit einem unserer Mitglieder. Termine und Treffen sind der Presse zu entnehmen. Kontakt- aufnahme mit Plan A bitte gerne per Mail: plan.a.altomuenster@gmail.com Die Klimaschutzgruppe hat sich ein starkes Ziel gesetzt: Wir laden alle Bürger*Innen der Gemeinde Altomünster dazu ein und ermutigen sie, gemeinsam eine sozial - ökologische Heimat/Zu- kunft zu gestalten. Wir arbeiten als Gemeinschaft dar- auf hin, die Rahmenbedingungen in der Marktgemeinde Altomünster in der Art zu ändern, dass ein nach- haltigeres Leben in Altomünster möglich ist. Unser Ziel ist es, unseren persönli- chen Lebensstil zunehmend nach- haltig zu gestalten. Wir arbeiten dem Ziel entgegen Kli- die Unterstützung unserer lokalen Projekt Landwirtschafts-Ideen maneutralität in der Marktgemein- s Ziel der Broschüre ist es den altomünsterer Bürger*innen einen Gastwirtschaften und Geschäfte zu de Altomünster zu erreichen und blick in die regionalen nachhaltigen Einkaufsmöglichkeiten Die Gruppe Landwirtschafts-Ideen einem hohen Müllberg führt, werden hat sich Menschen davon zurückschrecken. ein etwas längerfristiges Ziel unseren Nachkommen eine lebens- werte Zukunft zu hinterlassen. r Marktgemeinde Altomünster zulichkeiten geben.für Veränderungen vorgenommen Um dem entgegen zu wirken er- scheint es notwendig, auch hier aktiv und diskutiert Mög- in der Wie wollen wir unser Ziel zu werden und ein klares Bekenntnis Landwirtschaft. Hier zählen Insel- erreichen? für die Region Altomünster auszu- bepflanzung und Vernetzung von e Broschüre ist ein sprechen. Kleine Anmerkung: Holen kargen Hanglagen genauso dazu wie Wir wollen dieses Ziel erreichen, Sie wenn möglich das Essen mit dem die Ausweitung von Blühflächen- indem wir gemeinsam konkrete Jugendprojekt der Rad oder zu Fuß in eigenen Gefäßen, vermietung wie sie beispielweise Projekte initiieren und an deren Umsetzung arbeiten. Darüber hin- Nachhaltigkeitsgruppe Plan A. dann ist es am klimagünstigsten. von Frau Kölbl-Thaller in Pipinsried bereits praktiziert wird. Die Ideen aus sehen wir es als wichtig an, die Jugendprojekt gehen jedoch weiter von 1. Bürger- Bürger*Innen der Marktgemeinde Nachhaltigkeitsbroschüre Gemüsegärten am Ortsrand in etwa durch unterschiedliche Veranstal- wie das System "Sonnenäcker" im tungsformen (Vorträge, Infostände Im Tätigkeitsfeld der Lebensmittel Brucker Land über 2. Möglichkeiten etc.) zu informieren sowie Mög- ist auch unsere regionale Nachhal- für Wiedereinsteiger und Neugrün- lichkeiten für Diskussionen und tigkeitsbroschüre vordergründig ein- dungen ehemaliger Höfe bis hin zu Meinungsbildung zu schaffen. Wir zuordnen, wobei auch Dienstleis- 3. Renaturierung alter Mergel- und arbeiten eng mit Politik, Vereinen, tungen zunehmend an Gewichtung Kiesgruben. Institutionen, Interessengruppen einnehmen. Die regionale Nachhal- etc. zusammen, um möglichst viele tigkeitsbroschüre ist ein Jugendpro- Fazit Bürger*Innen aktiv einzubinden. jekt der Klimaschutzgruppe Plan A, in dem neun engagierte Jugendliche Die Projektaktivitäten sind mannig- Wie wollen wir zwischen 14 und 17 Jahren begonnen faltig und werden in den kommen- zusammenarbeiten? haben, die regionalen nachhaltigen den Monaten und Jahren noch wei- Betriebe aus der Marktgemeinde zu- ter an Fahrt aufnehmen, um unseren Wir arbeiten basisdemokratisch, sammen zu tragen. Die erste Version Beitrag für ein global lebenswertes sind überparteilich und sind von der Broschüre ist sehr gelungen und und klimagerechtes Leben zu ermög- niemanden abhängig. Das schließt erschien am 05. Januar 2021. Sie er- lichen. Wenn wir Sie jetzt begeistern jegliche Art an Spenden von Fir- halten die "coole" Broschüre mit dem konnten für unsere Arbeit und un- men, Organisationen oder Groß- einen oder anderen Geheimtipp im sere Gruppe, laden wir Sie ein, ein spenden >500€/Jahr von Privatper- Infobüro der Gemeinde, wie auch bei Teil von uns zu werden. Kommen Sie sonen aus. den interviewten Betrieben. doch einfach vorbei zu einem Ple- Kulturspiegel Altoland 9 Ausgabe 56, Januar 2021
Die vier Krisen senich 2018, S. 99). Die Klimakrise ist Unterschiedliche Wahrnehmung dadurch gekennzeichnet, dass unser unserer Zeit gefühlter Wohlstand sich heute weit Warum werden von der Mehrheit der verbreitet definiert aus dem Konsum Gesellschaft die aktuellen coronabe- Von Florian Hörmann von materiellen Dingen und in An- dingten Einschränkungen akzeptiert, spruch genommenen Dienstleistun- aber nicht im Falle der Klimakrise? Derzeit sehen wir uns mit vier Krisen gen wie zum Beispiel Häuser, Autos, Ein wesentlicher Unterschied geht konfrontiert, welche die Gesellschaft Freizeitspaß-Aktivitäten und Reisen. aufgrund träger Systeme aus der Ur- unterschiedlich hart treffen bzw. sache-Wirkungskette hervor, da ins- noch treffen werden. Diese bergen Wandel nötig besondere bei der Klimakrise die Ur- die imminente Gefahr einer Spaltung sache zeitlich stark von der Wirkung der Gesellschaft und eines gegenseiti- Der Gedanke an eine Veränderung entkoppelt ist und über die Dauer der gen Ausspielens. Insbesondere, da die des Status quo wird leider als Verlust Zeit das als normal empfundene ab- vier Krisen unterschiedliche zeitliche der eigenen Identität empfunden und driftet. So wird von der Bevölkerung Ursachen und Wirkungen aufweisen führt zu unterschiedlichen negativ der aktuelle Umweltzustand mit den und teilweise das aktuelle Handeln empfundenen Gefühlen wie Hilf- letzten Jahren beziehungsweise Jahr- auf das Ausmaß der individuell ver- losigkeit, Angst, aber auch Schuld. zehnten verglichen, jedoch – nach- spürten Krise keine bzw. nur eine Die Schuld ergibt sich aus unserem, vollziehbar - nicht mit dem Zustand geringe Auswirkung hat. Die Rede ist vornehmlich in der westlichen Welt, vor 50 oder gar 100 Jahren, wie das von der Corona-Krise, der Klima- selbst beschleunigten Handeln, die zu die Klimaforscher tun. Neben der krise, dem Artensterben und der so- der aktuellen Situation geführt hat. zeitlichen Entkopplung kommt es eben erstarkenden Wirtschaftskrise. Eine Veränderung der Betrachtungs- auch zu einer regionalen Entkopp- weise des einst nur positiv gesehenen lung zwischen der Lebensweise der Kritik am Konsumverhalten wirtschaftlichen Wachstums, das zur Verursacher im globalen Norden und Klimakrise führte, erfordert ausrei- den Leidtragenden im globalen Sü- Vereint werden die Krisen durch die chend Mut und ein gesellschaftliches den, der einer modernen „Kolonia- Konsumorientierung, die Harald Schuldeingeständnis. Erst durch eine lisierung“ entspricht. Durch die drei Welzer auf dem K3 Kongress in Karls- breite gesellschaftliche Einsicht un- Effekte der zeitlichen wie auch der ruhe folgendermaßen beschreibt: seres Handelns, als auch die emotio- regionalen Entkopplung als auch der "[...] wir haben [...] eine dominante nale Akzeptanz der physikalischen Veränderung des Normals wird die Kultur in der das erste Gebot heißt: Zusammenhänge der durch uns seit Dramatik der Klimakrise in weiten du sollst kaufen. Das ist sozusagen Beginn der Industrialisierung befeu- Teilen verleugnet, kleingeredet und die zentrale Sinngebungskategorie erten Klimakrise und der Zukunft ignoriert, trotz des auf uns zu rollen- real existierender westlicher Ge- unserer Kinder und Enkelkinder den „Tsunamis“. sellschaften im Jahr 2019 - du sollst können zu einer Veränderungen un- kaufen [...]" (Nachweis siehe unten seres Wertekanons und folglich zu Artensterben Welzer 2019b). Dieser erste Impera- einem veränderten Handeln führen. tiv „Du sollst kaufen“ spiegelt sich in Dabei werden Gefühle und Hand- Durch das Aussterben von Arten unserem Verhalten wider: Alles, jetzt lungen vorherrschen, die nachhaltig oder deren deutlicher Bestandsrück- und immer wieder mehr. gesellschaftsfähig und sinnstiftend gang werden Ökosysteme weniger im Sinne zukünftiger Generationen widerstandsfähig gegenüber Verän- Wachstum und Globalisierung sein werden. Die aktuelle Debatte derungen, können kollabieren oder zeigt heute, dass breite gesellschaftli- können in einen anderen Zustand Durch unser Wirtschaftswachstum che Schichten für eine Änderung der kippen, zum Beispiel der Amazonas und die einhergehende ungebroche- Handlungsweise aufgrund der Kli- Regenwald in ein Savannen Ökosy- ne Globalisierung, die sich gegen- makrise immer noch nicht offen sind. stem mit schwerwiegenden Folgen seitig verstärken seit dem starken für die Ökosysteme. Neben dem di- Vormarsch der Neoliberalisierung in Corona – Umdenken ist doch rekten Einfluss auf die Nahrungskette den 1980er Jahren des letzten Jahr- möglich! ist die Gefährdung der sogenannte hunderts, wurden die Grundsteine Ökosystemdienstleistungen beson- gelegt für die weltweiten Waren- und Im Vergleich dazu sind wir bereit die ders hervorzuheben wie zum Beispiel Personenströme, genauso wie für gleichen Handlungen für die Coro- die Bestäubung, Beseitigung von Aas die Externalisierung, das heißt die na-Krise umzusetzen. Luisa Neu- (durch Geier oder andere Aasfres- Verlagerung nach Außen, der realen bauer hierzu im Stern: "Heißt: Wer ser) oder die Reduktion von für die Kosten zuungunsten der Umwelt und heute besonders toll den Medizinern Landwirtschaft oder Forstwirtschaft die Aushöhlung der weltweiten so- zuhört und besonders hart und be- schädlichen Insekten. Die Krise des zialen Standards. Stephan Lessenich sonders unnachgiebig handelt, wird Artensterbens ist nah verwandt mit beschreibt in dem Buch „Neben uns als Retter in der Not gefeiert. Wer der Klimakrise. Hier sind ebenso die Sintflut“ den ungleichen Profit genau das Gleiche in Bezug auf die zwei der drei angesprochenen Effekte treffend: "Letztlich profitieren die rei- Klimakrise tun wollen würde, (soweit der zeitlichen Entkopplung und des chen Gesellschaften also auch noch würde man ohnehin nicht kommen), veränderten Normals entscheidend von dem geringeren ökologischen würde als Wirtschaftsverräter, Radi- für eine Verniedlichung der existen- Fußabdruck, den das von ihnen do- kalinski und Erz-Feind des kleinen ziellen Krise. Es besteht eine Wech- minierte System ungleichen Tauschs Mannes direkt nach Hause geschickt selwirkung zwischen der Klimakrise den armen Nationen beschert" (Les- werden" (Neubauer 2020). und dem Artensterben, bei der es 10 Kulturspiegel Altoland Ausgabe 56, Januar 2021
punktuell Gewinner für einzelne Ar- ten geben möge. Jedoch die Summe der Auswirkungen für ein Überleben der Menschheit muss mehr als kri- tisch betrachtet werden. Corona-Krise Dahingehend verläuft die Corona Krise für unser Bewusstsein komplett konträr. Die Ursache-Wirkungskette ist auf wenige Tage beziehungsweise Wochen reduziert. Unser persönli- ches Handeln hat direkten Einfluss auf unsere eigene Gesundheit als auch auf die Gesundheit unserer di- rekten Kontaktpersonen und kann von uns beeinflusst werden. Auch das räumliche Zusammenspiel liegt klar auf der Hand. Auch die im Jahr 2019 noch gewohnte Normalität ist uns sehr bewusst. Daher akzeptieren wir dramatische Einschnitte in unse- re Lebensgewohnheiten und in unse- re Grundrechte zum Schutz unserer Mitmenschen. Wo die Klimakrise und das Artensterben insbesondere für die Jugend und zukünftige Ge- nerationen zur existenziellen Gefahr wird, bedroht die Corona-Krise ins- besondere die schwächeren und älte- ren Personen in unserer Gesellschaft. In Bezug auf die Einflussnahme auf unsere politischen Entscheidungs- träger sind die von der Corona-Krise vornehmlich betroffenen Personen weitaus überrepräsentiert im Ver- gleich zu der Jugend und der noch ungeborenen Menschen, die maß- geblich von der Klimakrise und dem folge eines globalen Nachfragerück- das Potenzial, zwar die eine Krise zu Artensterben betroffen sein werden. gangs auch noch verlieren. Die Wirt- bewältigen, aber die Klimakrise und Daher werden zum Schutz der Be- schaftskrise wird auch den Nährbo- das Artensterben zu befeuern im Sin- völkerungen nahezu weltweit Lock- den für einen neuen Nationalismus ne der bekannten Rede aus dem Jahr downs akzeptiert, die zu einem Ein- befeuern und somit zur Zerreißprobe 1987 von Paul Watzlawick „Wenn die bruch der globalen Wirtschaft führen zwischen den Staaten und dem eu- Lösung das Problem ist“ (Watzlawick und folglich sich zu einer weltweiten ropäischen Projekt der EU werden. 1987). In diesem Zusammenhang Wirtschaftskrise entwickeln können, Um diese Krise abzuwenden, werden ist auch der Vorstoß der Automobil- die das Potenzial hat, den Euro zu aktuell unvorstellbare Milliardenbe- industrie nach Aufschub strengerer zerbersten und/oder das Ausmaß der träge, jedoch in ungleichen Höhen, CO2 Grenzwerte äußerst fahrlässig Weltwirtschaftskrise 1929 zu über- in die Weltwirtschaft gepumpt, um zu bewerten. Es ist jedoch hervorzu- treffen. Die Weltwirtschaftskrise von die Auswirkungen abzumildern und heben, dass das Auswirkungspotenti- 1929 führte direkt zu Massenarbeits- den Kollaps zu verzögern oder im al, welche der Klimawandel und das losigkeit, materiellen Verlusten und Idealfall zu verhindern. Da bei den Artensterben hervorrufen können zu einer Verelendung sowie zum Auf- Rettungsbemühungen der Wirtschaft - wenn sie nicht rechtzeitig gestoppt stieg Hitlers und damit zum Zweiten nicht global, sondern national ge- werden - weitaus größere, sogar un- Weltkrieg. dacht und gehandelt wird, kommt es vorstellbare Ausmaße im Vergleich unweigerlich dazu, dass schwächere zu der Corona-Krise und der Wirt- Drohende Wirtschaftskrise? Staaten als Verlierer hervor gehen schaftskrise erreichen können. können. Ebendiese Staaten werden Durch die globale Vernetzung und auch die Staaten sein, die aufgrund Lösungsansatz fehlender sozialer Netze wird die der schlechten Ausstattung im Ge- drohende Wirtschaftskrise insbeson- sundheitswesen durch die Corona- Der japanische Ausdruck „Genkin- dere die Menschen in Asien und im Pandemie viel verwundbarer sind. butso“ aus dem Umfeld der Lean- globalen Süden treffen, da diese Men- Jedoch auch eine global abgestimm- Produktion beschreibt die Notwen- schen das Wenige, das sie haben, in- te Rettung der Weltwirtschaft hätte digkeit, an den Ursprung des Pro- Kulturspiegel Altoland 11 Ausgabe 56, Januar 2021
blems zu gehen um eine nachhaltige viduum, integriert in seine Gemein- entwickeln, die wir dann in die Reali- dauerhafte Lösung zu erzielen. Die schaft, das harmonische Beziehun- tät umsetzen können. Auch wenn der Globalisierung gemeinsam mit dem gen mit der Natur pflegt und dabei, Weg dorthin noch unklar ist, muss sich gegenseitig verstärkenden Wirt- individuell genauso wie in der Ge- das Ziel sein, die schädlichen Ursa- schaftswachstum verbindet alle vier meinschaft, nach dem Aufbau eines chen für die Krisen der heutigen Zeit genannten Krisen miteinander. Die nachhaltigem würdigen Lebens für zu bekämpfen. Mit Plan A haben wir Corona-Krise konnte erst durch den alle strebt. Zunächst muss man die damit in Altomünster begonnen. ungebremsten Waren- und Perso- Vorstellung eines universellen Plans nenverkehr zu der Pandemie reifen für das »Gute Leben« ablegen, das Der Autor Prof. Dr. Florian Hörmann wie wir sie heute erleben! Die Wirt- zu jeder Zeit und an jedem Ort gül- lehrt an der Fakultät für Maschinen- schaftskrise nimmt ihre Ausmaße tig und unbestreitbar ist. Es ist ange- bau und Verfahrenstechnik der Hoch- an der weltweiten Vernetzung aller messener, von »Guten Leben« in der schule Augsburg und wohnt in Alto- Märkte, nachdem lokale resiliente Mehrzahl zu sprechen, um der Kon- münster. Strukturen im Zuge der Globalisie- struktion einer neuen Kultur, in der rung vernichtet wurden. Die Klima- eine Pluralität der Ansätze mit einer Literatur zum Nachlesen: krise und das Artensterben werden Radikalität der Lösungen Hand in getrieben neben der weltweit hohe Hand geht, die Tore zu öffnen" (Aco- Lessenich, St.: Neben uns die Sintflut. Bevölkerungszahl durch eine maß- sta/Brand 2018, S. 124). Wie wir auf Kosten anderer leben. lose Ressourcen verbrauchende Le- Berlin/München: Hanser Verlag, 2018. bensweise über das nachhaltige Maß Postwachstumsökonomie hinweg mit einer fatalen Externalisie- Acosta, A. / Brand, U.: Radikale Al- rung (Verschiebung) der realen Ko- Dass es dadurch zu einer Entkopp- ternativen. Warum man den Kapi- sten zu Ungunsten der Natur und des lung unserer Gesellschaft vom Dog- talismus nur mit vereinten Kräften globalen Südens. Durch die Globali- ma des andauernden dominieren- überwinden kann. München: oekom sierung und das Wirtschaftswachs- den Wirtschaftswachstums kommen Verlag, 2018. tum wirken alle vier Mega-Krisen muss, erklärt sich von selbst. Die sich gegenseitig selbst verstärkend. Prinzipien der Postwachstumsöko- Neubauer, L.-M. (2020): Wir denken nomie wird in zahlreichenden Bü- Ältere mit, aber ältere Menschen sol- Was ist notwendig? chern hinreichend beschrieben und len auch uns mitdenken. / Kommu- daher nicht weiter ausformuliert. nalwahlen stattfinden. / Dann kam Daher ist es notwendig eine globale Auch wenn die Bewältigung der Kri- Corona. Und damit viel mehr als gesellschaftliche Transformation zu se eine gesellschaftliche Herausforde- ein Virus. Im Internet unter: https:// starten, die geprägt ist von Suffizi- rung ist, ist es notwendig, dass wir als www.stern.de/politik/luisa-neubauer/ enz (Können), Subsistenz (Selbstver- Individuen in unserem Aktionsradius luisa-neubauer-zur-absage-von- sorgung) und resilienten regionalen aktiv tätig werden, um als „Grasnar- fridays-for-future-streiks--was-uns- Strukturen im Rahmen einer bedingt benbewegung“ unseren Beitrag zum corona-lehrt-9177198.html. (!) globalen Wirtschaft. Im Mittel- Veränderungsprozess beizutragen. punkt steht nach Alberto Acosta das Dabei ist es notwendig, dass wir uns Watzlawick, P.: Wenn die Lösung das Prinzip des „Buen Vivir“ (Gutes Le- von positiven Gedanken leiten las- Problem ist. Tonkassette 1997. Engli- ben): "Was beim Konzept des »Buen sen, um nach Harald Welzer (Welzer sches Originalbuch erschien 1987. Vivir« zählt, ist das menschliche Indi- 2019a) Netzwerke und Utopien zu Welzer, H.: Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen. Frankfurt am Main: S. Fischer, 2019a. Welzer, H. (2019b): Keynote: Zukunftsbilder. Im Internet unter: https://k3-klimakongress.org/videos- k3-2019/. 12 Kulturspiegel Altoland Ausgabe 56, Januar 2021
Kunstweg sätzlich ein Lichtblick in der dunklen tatkräftig. Die Finanzierung der Aktion Jahreszeit. Die Holztafeln konnten die ist der Sparkasse Dachau zu verdanken, im kleinen und großen Künstler wieder die dafür 1.000 Euro gespendet hat. Das Altowald bei Isemann und Staller nach ihrer Ge- große Interesse überraschte alle. Der staltung abgeben. Andrea Müller und erste Bestand von 50 Tafeln war bereits Von Susanne Allers Hermine Staller waren wochentags täg- am ersten Tag nach der Bekanntma- lich im Geschäft – auch wenn sie wegen chung vergriffen. Die beiden Initiato- Die Kabarettistin Martina Schwarz- des Lockdowns nur eingeschränkt die rinnen und die Unterstützer der Akti- mann und die Jugend- und Kulturre- Kunden mit Waren versorgen konnten. on waren absolut begeistert und haben ferentin Susanne Köhler haben gezeigt, Die Tafeln konnten einfach vor die Tür gleich für Nachschub gesorgt. In kurzer wie Kultur auch in der Corona-Zeit des Geschäfts gestellt werden, so dass Zeit wurden so über 200 Tafeln ausge- machbar ist. Beide wollten sich mit der eine kontaktlose Übergabe garantiert geben. Es haben sich überdurchschnitt- kulturstillen Zeit nicht abfinden und war. Die Initiatorinnen hofften, dass lich viele junge Leute an diesem Projekt haben die Idee des Kunstwegs im Alto- diese Aktion die Menschen anspricht beteiligt. Für Susanne Köhler ist Kunst wald geboren. und sich auch Künstler finden, die mit- keine Frage eines Privilegs. Die Gestal- machen. ter des Kunstwegs sind Menschen je- „Wenn nix is, is' a nix“ den Alters, mit und ohne Handicap, sie Bunter Wegweiser im Altowald treffen sich hier auf Augenhöhe. Jedes Nach dem Motto „Wenn gar nix is, is' Bild hat zu einem Gesamtkunstwerk a nix – dann schauen wir halt was geht Nach Fertigstellung der Holztafeln wur- beigetragen. Mit viel Kreativität, Ge- und machen selber was!“ überlegten den diese an einem gut erreichbaren schick und Hingabe wurden die Werke die beiden kulturaffinen Damen eine Fußweg im Altowald auf Pfählen an- gestaltet. Man kann aus den einzelnen Aktion, die Jung und Alt anspricht. Mit gebracht. Wer von Altomünster Rich- Holztafeln Experimentierfreudigkeit, dieser Idee luden die Initiatorinnen alle tung Altoquelle unterwegs ist, kann Freude, Witz, Charme, aber auch Nach- Bewohner des Gemeindegebietes ein, ihn leicht finden. Wöchentlich erfolgte denklichkeit, Mitgefühl und eine große kreativ zu werden. Jeder konnte eine die Anbringung im Wald. So wurde der Portion Liebe erkennen. So, wie die Holztafel beim Schreib- und Spielwa- Kunstweg immer wieder erweitert und Tafeln gestaltet wurden, ist es „GENAU renkaufhaus Isemann und Staller abho- bietet nun ein attraktives Ziel für einen RICHTIG – RICHTIG GUT“, es gibt len und diese kreativ gestalten. Spaziergang an der frischen Luft, eine keine Fehler. Susanne Köhler und Mar- Radltour oder Schlittenwanderung. Sie tina Schwarzmann war es wichtig, dass Phantasie ohne Grenzen sind ein bunter, fröhlicher Wegweiser, der Weg das auch versinnbildlicht und der Freude im trüben Wald verbreiten dass er das WIR - WIR ZUSAMMEN Der Phantasie waren dabei keine Gren- soll. Die Tafeln halten nicht ewig, was und SCHÖN, DASS DU DA BIST aus- zen gesetzt. Egal, ob mit Wasserfarben Teil des Konzeptes ist, da auch die fade drückt. Bis Ostern ist die Ausstellung bemalt und mit Leinöl wetterfest ge- Zeit der Corona-Einschränkungen zunächst geplant bzw. so lange die Ta- macht, mit einem Lötkolben bearbeitet nicht ewig dauern soll. feln der Witterung eben standhalten. oder mit einem Gedicht beschrieben. Jeder gestaltete seine Tafel so, wie er Begeisterung Die Autorin ist Schatzmeisterin im oder sie wollte. Ob für Kinder oder Museums- u. Heimatverein, arbeitet für Erwachsene, diese Gestaltung der Bürgermeister Michael Reiter und bei der Sparkasse Dachau und wohnt Holztafeln war eine willkommene Ab- Marlon Köhler vom Jugendzentrum in Aichach. wechslung in der Corona-Zeit und zu- Altomünster unterstützten die Aktion Martina Schwarzmann und Susanne Köhler bei Isemann & Staller, wo die Tafeln abgeholt und wieder zurückgegeben werden können. Kulturspiegel Altoland 13 Ausgabe 56, Januar 2021
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