Landesvorstand neu legitimiert - DJV Hessen

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Landesvorstand neu legitimiert - DJV Hessen
Deutscher Journalisten-Verband                                        ISSN 1861-9517
            Landesverband Hessen e. V.                                                Ausgabe 3
            Gewerkschaft der Journalisten                                                2021

                                                  Landesvorstand
                                                   neu legitimiert

Zeitungsmarkt:            Fachzeitschriften:       60 Jahre im DJV:    Weiterbildung:
Große Rochade             Die Zauberin             Der Doyen der       Die Seminarreihe
in und um Gießen          des Magier-Magazins      heute-Nachrichten   im zweiten Halbjahr

                           Seite 1              3/2021
Landesvorstand neu legitimiert - DJV Hessen
Meinung                     Nachrichten                       Medien                                          Internes                                           Personalien

                                            Aus dem Inhalt
                                            Editorial:
                                            Mit Vernunft und Augenmaß.................................................................................................................... 3
Organ des Landesverbandes
Hessen (Rheinbahnstraße 3, 65185            Verbandstag:
Wiesbaden) und des Deutschen                Vorstand weitgehend bestätigt, Beitragserhöhung beschlossen ........................................................ 4
Journalisten-Verbandes e. V., Ge-
                                            Presselandschaft in Mittelhessen:
werkschaft der Journalisten.
                                            Ippen und VRM teilen Zeitungsmarkt in Gießen neu auf ................................................................... 7
32. Jahrgang, Oktober 2021
                                            Zeitschriften:
Herausgeber:                                Michelle Spillner verantwortet Monatsmagazin für deutsche Magier ................................................ 9
Deutscher Journalisten-Verband
Landesverband Hessen e. V.                  Hanauer Anzeiger:
                                            Konrad-Adenauer-Stiftung erkennt Lokaljournalistenpreis zu ........................................................... 11
V. i. S. d. P.:
Knud Zilian                                 Stipendien des Landesverbands für Freie:
                                            Bildjournalist Rainer Drexel stellt an Bauzaun am Domplatz aus....................................................... 12
Redaktion:
                                            Ortsverband Wiesbaden:
Dr. Christine Dressler (dre),
                                            Früherer heute-Redakteur Claus Seibel seit 60 Jahren DJV-Mitglied ................................................ 14
Jens Brehl (bre),
Andreas Lang (ala),                         Kommentar:
Koordination:                               Wozu die Erhöhung der Rundfunkgebühr ARD und ZDF verpflichtet . ............................................. 15
Andreas Lang                                Clubhouse:
Schlussredaktion:                           Welche Räume die App dem Journalismus weiterhin öffnet . ............................................................ 16
Andreas Lang, Maik Schulz                   Außerhalb des DJV:
                                            DJV-Silberjubilarin Ingrid Kron wirbt für die Clown-Doktoren ............................................................ 18
Titelbild:
Wolfgang Minich                             Online-Kolumne:
                                            Ein Streifzug durch hörenswerte Podcasts vom Fach ........................................................................ 19
Anzeigen:
Axel Häsler                                 Weiterbildung::
                                            Welche Seminarinhalte für das zweite Halbjahr geplant sind ............................................................ 21
Anschrift der Redaktion:
Rheinbahnstraße 3                           „Fotografen haben Namen“:
65185 Wiesbaden                             Wie Verbandsmedien bei der Benennung der Urheber abschneiden ................................................ 23
Telefon: 06 11-3 4 1 9 1 24                 Dokumentarfilm:
Telefax: 06 11-3 4 1 9 1 30                 Wie sich Lokaljournalisten in den multimedialen Sphären zurechtfinden ....................................... 24
E-Mail: info@djvhessen.de
Homepage: www.djvhessen.de                  Journalisten in Wirtschaft und Verwaltung:
                                            Fachgruppensprecher von der Lahr über ausbalancierte PR-Arbeit.................................................... 25
Erscheinungsweise:
                                            Radio Hanau:
viermal jährlich
                                            Gute Laune mit minimalem Aufwand . ................................................................................................ 26
Für Mitglieder im DJV Hessen ist der
Heftpreis im Mitgliedsbeitrag enthal-       Kooperation zwischen Landeshauptstädten:
ten.                                        Verbände Wiesbaden und Rheinhessen bitten Johann Lafer zu Tisch .............................................. 27

ISSN 1861-9517                              Ortsverband Frankfurt:
                                            Empfang am Fuß des schmucken Goetheturms ................................................................................ 28
Gestaltung und Herstellung:
MSB VVW GmbH & Co. KG, Gotha

Veröffentlichungen, die nicht
ausdrücklich als Stellungnahme
des DJV-Vorstandes gekennzeich-
net sind, stellen die persönliche
Meinung des Verfassers dar. Für un-
verlangt eingesandte Manuskripte
kann keine Haftung übernommen
werden. Nachdruck, auch auszugs-
weise, nur mit Genehmigung des
Herausgebers.

  Achtung:
  Texte für die nächste „Blickpunkt“-
  Ausgabe müssen an maxala@
  online.de eingereicht werden.                                                                      Einen lauschigen Herbst wünscht die „Blickpunkt“-
                                                                                                     Redaktion.                              Foto: ala

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Landesvorstand neu legitimiert - DJV Hessen
Meinung                      Nachrichten                      Medien                      Internes                     Personalien

Mit Vernunft und Augenmaß
L  iebe     Kolleginnen     und      Kollegen,

zunächst einmal ganz herzlichen Dank an die
                                                                                              E   in zweiter wichtiger Punkt waren die
                                                                                                  Finanzen schlechthin. Da müssen wir
                                                                                              leider beobachten, dass seit der letzten Bei-
Delegierten unseres Verbandstages 2021 für                                                    tragserhöhung so ziemlich alles teurer und
das Vertrauen, das sie dem Vorstand ausge-                                                    nur wenig preiswerter geworden ist. Und
sprochen haben und dafür, dass ich weitere                                                    so müssen wir die Beiträge zum 1.1.2022
zwei Jahre an der Spitze des DJV-Landesver-                                                   anheben – auf 33 Euro, was gerade mal die
bandes Hessen sein darf.                                                                      Inflationsrate der letzten Jahre ausgleicht.

M      einen herzlichen Dank auch an Dr.
       Ina Knobloch, die in diesem Jahr nicht
mehr angetreten ist. Sie hat tolle Aktionen für
                                                                                              L   eider sind auch einige Mitglieder aus
                                                                                                  dem Verband ausgeschieden. Ich habe
                                                                                              mir alle Unterlagen angeschaut. So treten
den Ortsverband Frankfurt erdacht, organi-                                                    viele aus ,weil sie ihren Beruf aufgegeben
siert und durchgeführt. Ich hatte es schon auf                                                haben. Viele wegen Corona, andere aus Al-
                                                  Knud Zilian, Landesvorsitzender
dem Verbandstag in Raunheim gesagt: Ina,                                                      tersgründen, weil sie in Rente gegangen
                                                  DJV Hessen
bitte mach weiter so im Ortsverband. Meine            (Foto: Wolfgang Kühner)                sind. Nun, auch dann kann man weiter
Unterstützung hast du – und das nicht nur,                                                    Mitglied sein, eventuell sogar mit einem
weil ich ja selbst Frankfurter bin.                                                           geringeren Beitrag.

D    er Frankfurter in mir hat auch lange gedacht, dass der
     Sitz des Verbandes wieder in Frankfurt sein sollte. Doch
vernünftigen Argumenten sollte man sich beugen. Wir, der Vor-
                                                                      A   lso liebe Kolleginnen und Kollegen, auch Ruheständler sind
                                                                          uns weiter willkommen im Verband, und natürlich auch Junge!
                                                                      Deshalb will ich an dieser Stelle wieder einmal dazu aufrufen, neue
stand, hatten den Delegierten einen Antrag vorgelegt, ob wir als      Mitglieder zu werben. Ich denke, und auch das habe ich auf unse-
DJV Hessen die Geschäftsstelle in Wiesbaden kaufen sollen. Das        rem Verbandstag erneut deutlich gemacht, dass der direkte Kontakt
hätten wir nicht tun müssen, denn um solche Entscheidungen            zu den Kolleginnen und Kollegen die beste Werbung ist, die wir
zu treffen, ist ein geschäftsführender Vorstand auch mandatiert.      machen können.

U    nd doch war es auch mir ein persönliches Anliegen, bei
     einer Entscheidung dieser Tragweite die Delegierten mit-
zunehmen. Die Delegierten waren mehrheitlich dafür. Es war
                                                                      F   lankierende Maßnahmen haben wir in Raunheim besprochen,
                                                                          und die werden kommen. Wer kann besser beurteilen, wie wert-
                                                                      voll der DJV Hessen ist, als ihr, die Mitglieder selbst. Also, ran an
vor allem eine Vernunftentscheidung, denn wir verfügen über           die Kolleginnen und Kollegen. Wir können mit so vielen Vorteilen
ein gewisses Kapital, für das wir „Strafzinsen“ zahlen müssen.        punkten. Und wer noch Argumentationshilfe braucht, der schaue
Zinsen gibt es zurzeit keine auf dem Markt. Und so wäre es Un-        mal auf unserer Website unter der Rubrik „Service“.
sinn, das Geld einfach auf der Bank liegen zu lassen. Immobilien
sind noch eine gute Anlage. Und dass wir die Büroflächen wieder
in Wohnflächen umwandeln könnten, hat die Entscheidung er-
leichtert.
                                                                      W      ir wollen den Verband weiter stabil halten, und für die Zukunft
                                                                             ausrichten. Und die Zukunft beginnt jetzt! Also, seid alle da-
                                                                      bei. Ein Verband wie unserer braucht ehrenamtliches Engagement.

W      ir werden jetzt mit den Eigentümern in Verhandlungen
       treten. Zuvor hatten wir einen Immobiliengutachter be-
auftragt, die Geschäftsstelle zu bewerten. Auch das Gutachten                                             Euer Knud Zilian

fiel zugunsten Wiesbadens aus. Die Weichen sind also gestellt.

  Letzte Meldung: Zwei heiße Kandidaten für die hr-Intendanz
  Für die Nachfolge des Ende Februar auf eigenen Wunsch               für eine Amtszeit von fünf bis neun Jahren bestimmt. Gewählt
  ausscheidenden Intendanten des Hessischen Rundfunks,                wird am 29. Oktober, dem 50. Geburtstag von Weber, die lange
  Manfred Krupp, stehen zwei Kandidaten zur Wahl: die Anfang          Jahre beim Saarländischen Rundfunk führende Positionen im
  des Jahres berufene hr-Betriebsdirektorin Stephanie Weber           Justiziariat und in der Senderverwaltung innehatte. Hager
  und – überraschend - ARD-Vize-Programmdirektor Florian              (45) hat das digitale Jugendangebot von ARD und ZDF (funk)
  Hager. Entsprechende Personalvorschläge hat die vom                 als Gründungsgeschäftsführer in Mainz mit aufgebaut, ehe
  Rundfunkrat installierte Findungskommission dem Gremium             er in die ARD-Zentrale nach Hamburg wechselte. Aus dem
  Ende September gemacht.                                             Rennen ist damit hr-Programmdirektorin und Vize-Intendantin
                                                                      Gabriele Holzner, die Anfang des Jahres Interesse angemeldet
  Der Intendant oder die Intendantin wird mit einfacher Mehrheit      hatte, Manfred Krupp zu beerben.                        ala

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Landesvorstand neu legitimiert - DJV Hessen
Meinung                      Nachrichten                         Medien                         Internes                    Personalien

„Hessen vorn, der Bund folgt“
Verbandstag beschließt Beitragserhöhung ab 2022 und Ankauf
der Wiesbadener Geschäftsstelle – Karsten Socher neu im Landesvorstand
                                                                                des Landes-        Berufsstand kräftig durcheinandergewir-
                                                                                vorstands          belt“, blickte Zilian zurück. „Einige haben
                                                                                zur Weiter-        sich finanziell nicht über Wasser halten
                                                                                entwicklung        können und kapitulieren müssen. Das
                                                                                zum Trotz          schmerzt.“ Der Verband habe auf diver-
                                                                                hatte     sich     sen Ebenen seinen Einfluss geltend ge-
                                                                                die Juristin       macht, um zum einen die Arbeitsbedin-
                                                                                in der Probe-      gungen in der Phase der Einschränkun-
                                                                                zeit jedoch        gen zu erleichtern und zum anderen mit
                                                                                entschieden,       der Vermittlung von Stipendien rudimen-
                                                                                eine andere        täre Einnahmequellen zu erschließen.
   Mit gebührendem Abstand: Blick ins Plenum. Foto: Karsten Socher              beruf liche
                                                                                Entwicklung        Bei der Zukunft des hybriden Arbeitens
Knud Zilian bleibt für weitere zwei Jahre zu verfolgen. Zum Bedauern des Landes-                   sei noch eine Reihe arbeitsrechtlicher Fra-
Vorsitzender des Landesverbands. Die vorstands. „Wir haben große Hoffnungen                        gen zu klären, etwa wie die neuen Modelle
Delegierten des Verbandstags Mitte Sep- in sie gesetzt und ihr Potenzial gesehen“,                 rechtssicher fixiert werden: individuell, per
tember in Raunheim wählten den langjäh- erklärte Zilian, der seit dem Frühjahr die                 Betriebsvereinbarung oder gar in einen
rigen freien Mitarbeiter für den Hörfunk Geschäftsführung kommissarisch mit                        Manteltarifvertrag. Dieses Engagement
des Hessischen Rundfunks und aktuell übernommen hat. „Wir sehen aber auch,                         gesellt sich zu den laufenden Geschäften
stellvertretenden Gesamtpersonalratsvor- dass dieser Job kein einfacher ist, zumal                 und Projekten wie der Auswahl einer neu-
sitzenden für eine dritte Amtszeit. Die Ver- wir uns im Gegensatz zu anderen Lan-                  en Telefonanlage oder der Modernisierung
treter der neun Ortsverbände stimmten desverbänden keinen Hauptgeschäftsfüh-                       der IT-Umgebung für die Geschäftsstelle.
auch einer moderaten Beitragserhöhung rer plus zusätzliches Führungspersonal
und dem Kauf der Geschäftsstelle in der leisten können.“ Die Suche nach einem                      Erfreut äußerte sich Zilian in seinem Be-
Wiesbadener Rheinbahnstraße zu. Damit Hauptamtlichen geht weiter. Sporadisch                       richt über die Resonanz auf die Weiter-
ist ein Umzug von der Landeshauptstadt in hilft der pensionierte Geschäftsführer                   bildungsangebote des Verbands, die coro-
die Finanzmetropole Frankfurt vom Tisch.            Achim Wolff aus, der auf dem Verbands-         nabedingt auf rein digitale Präsentationen
                                                    tag von vielen alten Bekannten freudig be-     umgestellt worden waren. Die von Rolf
Mit über sieben Stunden Dauer war der grüßt wurde.                                                 Skrypzak koordinierten Seminare hätten
jüngste Verbandstag einer der längsten in                                                          erheblichen Zuspruch erfahren. „An die-
der Historie des DJV Hessen. Intensiver                         Schmerzhafte                       sem für alle ökonomischeren Format wer-
Diskussionsbedarf hatte sich bereits im                         Kapitulationen                     den wir festhalten“, kündigte Zilian an.
Vorfeld abgezeichnet. Die Rekordzahl von
13 Anträgen war vom Landesvorstand und Die Vakanz in der Geschäftsstelle fällt in                  Auch journalistisch habe der Verband – teils
in den Ortsverbänden formuliert worden. die Zeit der fortgesetzten Bemühungen                      mit Unterstützung der Ortsverbände – Ak-
Dominierende Themen: die Erhöhung der des Verbands, gerade für freischaffende                      zente gesetzt, etwa mit der erneuten Verlei-
Mitgliedsbeiträge nach einer Dekade der Mitglieder Härten in Folge der Pande-                      hung von gleich zwei Federn für die Presse-
Zurückhaltung, die Möglichkeit zum Kauf mie abzufedern. „Corona hat unseren                        freiheit, einer Demonstration gegen Quer-
der Geschäftsstelle nach Ablauf des Miet-
vertrags im kommenden Frühjahr und das
Bedürfnis der Ortsverbandsvorsitzenden,
allen datenschutzrechtlichen Beschrän-
kungen zum Trotz über Mitgliederentwick-
lungen informiert zu sein.

Ein vertrautes Gesicht fehlte an der Seite
des Landesvorsitzenden vor dem Plenum:
das der Geschäftsführung des DJV Hes-
sen. Nachdem Imke Sawitzky aus priva-
ten Gründen Ende vorigen Jahres überra-
schend gekündigt hatte, war mit Kristelle
Hönsch zwar erfreulich schnell eine Nach-                 Gut gelaunt: Vorsitzender Knud Zilian bei der Eröffnungsrede.  Foto: Karsten Socher
folgerin gefunden worden. Allen Offerten

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Landesvorstand neu legitimiert - DJV Hessen
Meinung                        Nachrichten                         Medien                        Internes                   Personalien

denker vor der hr-Zentrale in Frankfurt oder       Initiativen gestartet, um den Verband zu-       und Mika Beuster (Lahn-Dill). Stellvertre-
mit Solidaritätsbriefen, die an inhaftierte Kol-   kunftsfähig und für junge Mitglieder attrak-    ter von Knud Zilian (Frankfurt) bleibt Jörg
leginnen und Kollegen in der Türkei gesandt        tiv zu machen, etwa eine Zukunftswerkstatt,     Steinbach (Kassel). Den Vorschlag, ge-
worden sind. „Die Pressefreiheit zu schützen       die kurz vor der Eröffnung steht, eine AG       gen ihn zu kandidieren, lehnte Knobloch
und für sie einzutreten – das ist eine originäre   Change oder diverse Online-Tools. „Der DJV      ab. Schatzmeisterin Gabriela Blumschein
Aufgabe dieses Verbands“, betonte Zilian.          ist medial präsent, ist die Stimme, wenn es     und Schriftführer Martin Schmidt sind
                                                   um Journalismus in Deutschland geht.“           beide im Ortsverband Wiesbaden be-
         Zukunftsinitiativen                                                                       heimatet. „Lasst uns beisammen stehen
          auf Bundesebene                          Bei den Vorstandswahlen ergab sich nur          und alte Fehden begraben“, appellierte
                                                   in einer Position eine Veränderung: An-         Zilian nach seiner Wiederwahl. „Tarifpoli-
Für den Bundesvorstand attestierte Mika            stelle von Dr. Ina Knobloch (Frankfurt),        tik, Verbandsarbeit, Mitgliederwerbung
Beuster, zugleich Beisitzer im Landesvor-          die nicht erneut kandidierte, wurde der         – das sind unsere Herausforderungen,
stand, dass die Stimme des Landesverbands          Sprecher der hessischen Bildjournalis-          die wir gemeinsam und gemeinschaftlich
Hessen Gewicht habe. „Hessen vorn, der             ten, Karsten Socher (Kassel) als Beisitzer      angehen müssen und wollen, zum Wohl
Bund folgt“, formulierte er in seiner bekannt      gewählt. Beisitzer bleiben damit Sylvia         unseres DJV und unserer gut 2200 Mit-
saloppen Art. Der Bund habe eine Reihe             Kuck (Wiesbaden), Axel Häsler (Hanau)           glieder.“                  Andreas Lang

Was der Verbandstag
beschlossen hat – die Anträge
          Beitragserhöhung                         Vorstand nun um mehr Geld bitten.                   Kauf der Geschäftsstelle

„Vieles ist teurer geworden, weniges bil-          Das leuchtete den Delegierten ein. Mit          Diesen hätte der Vorstand kraft Amtes
liger“, leitete Zilian seine Erläuterungen         der nötigen Zweidrittelmehrheit stimm-          zwar auch autonom beschließen können.
ein. „Wir haben fast zu lange gewartet             ten sie einer Erhöhung von in der Spitze        Wegen der Tragweite der Entscheidung
mit diesem Schritt, mit dem Risiko, bei            plus vier Euro (für Vollzahler) ab Januar       habe er aber den Souverän einbinden wol-
einem weiteren Hinauszögern die Bei-               2022 zu. Der monatliche Mindestbeitrag          len, erklärte der Vorsitzende. Frankfurt
träge dann saftig anheben zu müssen.“              steigt um einen auf 15 Euro.                    als juristischer Sitz des Verbands wäre
Nun sei der Zeitpunkt für eine maßvolle,                                                           prinzipiell auch in Frage gekommen und
keine kräftige Erhöhung gekommen. Sie              Im Vergleich der Landesverbände ver-            ist auch geprüft worden. Dem gegenüber
sei nicht mehr als ein Inflationsausgleich,        langt Baden-Württemberg mit 43 Euro             stünde die Nähe zur Politik in der Landes-
ergänzte Schatzmeisterin Gabriela Blum-            den höchsten Beitrag von Vollzahlern,           hauptstadt, denkbare Synergien mit dem
schein. Neun Jahre lang hätten die Bei-            Bremen und das Saarland mit 25,50 Euro          benachbarten Landesverband Rheinland-
träge wegen zurückhaltender Haushalts-             den geringsten. 10,29 Euro führt der Lan-       Pfalz, Rücksicht gegenüber den Mitarbei-
führung stabil gehalten werden können.             desverband pro Monat und Mitglied an            terinnen und die einmalige Gelegenheit,
Erst zum zweiten Mal seit 1997 müsse der           den Bund ab.                                    die vertraute Geschäftsstelle zu attrak-

  Kommentar: Die Basis muckst sich
  Lang war er, dieser Verbandstag. Aber nicht langweilig. Eher lebendig    Und hat an Prinzipien und das Kerngeschäft erinnert. Etwa,
  und dem entsprechend, wofür dieses Forum satzungsgemäß                   dass der DJV nicht nur Verband, sondern auch Gewerkschaft
  vorgesehen ist: als Arena, in der mit guten Argumenten um                ist. Dass demnächst Betriebsratswahlen anstehen und dass
  zielführende Wege gerungen wird; ein Plenum, in dem der Souverän         abgerungene Zugeständnisse in den Tarifverhandlungen nicht
  das letzte Wort hat. Dass es mal mehr Personalvorschläge und             an Redakteursinteressen vorbeilaufen dürfen. Auch wenn es mit
  Kandidaturen gab ,als Positionen zu vergeben waren, mag den einen        der Tarifbindung in der hessischen Presselandschaft nicht mehr
  oder die andere überrascht haben. Weil es mit reiner Akklamation         weit her ist. Mika Beuster, Beisitzer sowohl auf Landes- wie auf
  nicht mehr getan ist, weil die Delegierten zu einem Urteil kommen        Bundesebene hat die Botschaft jedenfalls verstanden.
  mussten über die optimale Verbandsspitze. Aber das ist nun mal
  die Quintessenz einer demokratischen (Aus-)Wahl.                         All diese Erwartungen (und noch eine Menge mehr) hat der neue
                                                                           Landesvorstand – der mit einer Ausnahme bei den Beisitzern der
  Dass aus den Ortsverbänden so viele Anträge gestellt wurden,             alte ist – zu bündeln und zu kanalisieren. Keine leichte Aufgabe für
  dokumentiert, dass sie mitdenken und nicht einfach „die in               Ehrenamtliche, erst recht ohne Geschäftsführung. Aber sie wollen
  Wiesbaden oder in Berlin“ machen lassen. „Vergesst nicht                 es ja so. Beruhigend zu wissen, dass in stürmerischen Zeiten die
  in die Basis reinzuhorchen“, mahnte etwa Thorsten Becker                 Verbandsführung in bewährten Händen bleibt, und ein Routinier
  zurecht an. In Raunheim hat sie sich gemuckst.                           wie Knud Zilian an der Spitze die Ruhe weg hat. Andreas Lang

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Landesvorstand neu legitimiert - DJV Hessen
Meinung                    Nachrichten                       Medien                    Internes                    Personalien

tiven Konditionen als Gewerbeimmobi-
lie zu erwerben und gegebenenfalls als
Wohnimmobilie wieder zu veräußern.

Der seit Juli 2000 laufende Mietvertrag
für die zweite Etage in der Rheinbahn-
straße ist vom Vermieter zu Mitte August
2022 gekündigt worden; verbunden mit
dem Angebot, die Immobilie zu kaufen.
Nach Prüfung mehrerer Optionen an den
Standorten Frankfurt und Wiesbaden
und nach Einholung eines Gutachtens
empfahl der Vorstand nun diese Form
der Kapitalanlage. Diesem Schritt folgten
die Delegierten.

Einen weitergehenden lehnten sie aber
mit ebenso klarer Mehrheit ab. Die Mög-                  Der neue Landesvorstand unter Führung von Knud Zilian (links). Auf dem Bild
lichkeit, in dem Mehrparteienhaus wei-                   fehlt Beisitzer Mika Beuster.                     Foto: Wolfgang Minich
tere Flächen zu erwerben und diese als
Wohn- oder Gewerberaum zu vermieten          hat sich mit Einführung der EU-Daten-        forme Wege aufzuzeigen und zu begehen,
ging ihnen zu weit. Nach Ansicht meh-        schutzgrundverordnung noch verschärft.       um dem legitimen Informationsbedarf
rerer Redner entfernt sich der Verband       Das hemmt unter anderem die Ansprache        gerecht zu werden. Denkbar wäre bei-
mit einem solchen wirtschaftlichen Ge-       von Mitgliedern und die gezielte Anwer-      spielsweise, die Zustimmung zur geziel-
schäftsbetrieb zu weit vom Verbands-         bung von neuen. Diese Einschränkungen        ten Weitergabe von Daten mit der jähr-
zweck.                                       in der Kontaktaufnahme haben die Orts-       lichen Erinnerung zur Erneuerung des
                                             verbände Gießen und Darmstadt erneut         Presseausweises einzuholen. Der frühere
 Umgang mit Mitgliederdaten                  zum Anlass genommen, mehr Transpa-           Geschäftsführer Achim Wolff, bekannt für
                                             renz zu beantragen. Ein Anliegen, das        seine juristische Nüchternheit, sprang den
Seit Jahren wächst bei den Ortsverbands-     aus anderen Regionen unterstützt wurde       Antragstellern jedenfalls unmissverständ-
vorsitzenden das Unverständnis darüber,      und dem sich auch der Landesvorstand         lich zur Seite. Er könne nicht erkennen,
dass sie äußerst restriktiv Informationen    grundsätzlich nicht entgegenstellt.          dass Persönlichkeitsrechte mit der Über-
über Mitgliederbewegungen in ihrem                                                        mittlung von Basisdaten an befugte und
Sprengel erhalten. Diese Zurückhaltung       Knud Zilian sicherte zu, datenschutzkon-     zum Stillschweigen verpflichtete Mandats-

  Der wiedergewählte Landesvorsitzende Knud Zilian über …
  … seine Vorhaben in der dritten Amtszeit:                         Einwalzung der Zeitungslandschaft in Gießen bestätigt mich
  Es bleibt jedenfalls eine Menge zu tun, um den Landesverband       in dieser Einschätzung.
  zukunf tsfest aufzustellen. Und zwar so wie wir es mit
  unserer regionalen Stärke und Relevanz bestens können, und         … Qualitätsjournalismus in Hessen: 
  nicht so wie sich das der Bund mit seinen Gedankenspielen          Zu den lichten Momenten zählen gleich zwei renommierte
  über Regionalisierungen ausmalt. Zusammenschlüsse und              Journalistenpreise, die in kurzem Abstand an zwei Verlage
  länderübergreifende Kooperationen gehen in Ordnung, solange        im Land verliehen worden sind: Der Wächterpreis der
  sich Partner freiwillig und ohne Zwang dazu bereit erklären. Wir   Tagespresse an ein Rechercheteam des Wiesbadener Kuriers ,
  in Hessen sind stark aufgestellt und wollen das auch bleiben.      das das Patronagesystem bei der dortigen Arbeiterwohlfahrt
  Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls gut.                     aufgedeckt hat; und der dritte Lokaljournalistenpreis, mit
                                                                     dem die Konrad-Adenauer-Stiftung die Berichterstattung des
  … den Zustand der äußeren und inneren Pressefreiheit               Hanauer Anzeigers nach dem rassistisch motivierten Amoklauf
  in Hessen:                                                        würdigt. 
  Ich sehe Licht, aber auch bedrohliche Schatten. Nicht nur          Ich gratuliere voller Stolz auf diese herausragenden
  aus einer lautstarken gesellschaftlichen Minderheit heraus.        Repräsentanten unseres Berufsstandes. Daran sehe ich, dass
  Auch was die redaktionelle Unabhängigkeit anbelangt. Die           auch in Hessen Qualitätsjournalismus geliefert wird – aller
  ist bedroht nicht nur von Usern, deren Medienkritik immer          Arbeitsverdichtung und ökonomischen Zwänge zum Trotz.
  militanter wird. Sondern auch von bedenklichen Eingriffen in
  die innere Pressefreiheit. Dass kein hessischer Zeitungsverlag     … eine Fortsetzung des Jungjournalistentags:
  mehr durch einen Tarifvertrag oder eine Betriebsvereinbarung       Dieses Format hat sich bewährt und wird neu aufgelegt.
  gebunden und damit allein dem Wohlwollen der Verlagsspitze         Die Vorbereitungen laufen. Damit macht sich der DJV auch
  ausgesetzt ist, kann eine Mediengewerkschaft, die damit            unter jungen Medienschaffenden einen Namen, das ist eine
  außen vor bleibt, nicht zufriedenstellen. Die beabsichtigte        lehrbuchhafte Imagewerbung.                         ala

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Landesvorstand neu legitimiert - DJV Hessen
Meinung                    Nachrichten                     Medien                       Internes                  Personalien

träger empfindlich verletzt würden.         Frankfurt, Förder- und Stipendienmög-          de mit in seine Debatten auf Bundesebe-
                                            lichkeiten intensiver zu bewerben und zu       ne. Das gilt auch für Restriktionen bei der
Der Vorstand macht sich die Intention der   öffnen, wurde breit mitgetragen.               Zulassung von freien Fotografinnen und
Ortsverbände Darmstadt und Frankfurt                                                       Fotografen bei Live-Produktionen von
zu eigen, die Mitglieder umfassender und          Visuelle Pressefreiheit                  ARD und ZDF. Die Sender rücken immer
professioneller über Verbandsaktivitäten                                                   öfter von Einzelakkreditierungen und
zu informieren. Entsprechende Anträge,      Den Dringlichkeitsantrag von Bildjour-         Pool-Lösungen ab und behalten mit der
News gezielter zu lancieren und zu kom-     nalist Karsten Socher, unzulässige Retu-       Bereitstellung von Material durch Haus-
munizieren (etwa mit Mailings oder mit      schen in der Berichterstattung der öffent-     fotografen die Hoheit über die visuellen
Links auf eine Landingpage), fanden auf     lich-rechtlichen Sender zu brandmarken         Publikationen. Diese Praxis hat sich mit
dem Verbandstag eine große Mehrheit.        (wie jüngst vom mdr gegenüber Bild TV          Verweis auf Corona-Hygienekonzepte
Auch das Anliegen des Ortsverbands          geschehen), nimmt der Landesvorsitzen-         weiter ausgebreitet.                   ala

Ende einer gefühlten Ewigkeit
Statt Zukunft mit Wetzlar nun Verkauf an die Konkurrenz: Gießener Anzeiger
geht an die Gießener Allgemeine Zeitung – Zäsur in regionaler Medienlandschaft
Paukenschlag im Sommer-          der Gießener Anzeiger (GA)       nen, herrscht gerade beim           der GAZ in der Marburger
loch: Getoppt wurden die         wird von der VRM an die „ewi-    GA in Gießen Ratlosigkeit bis       Straße verlegt. Wohin das
zurückliegenden,     ohnehin     ge Konkurrenz“ Gießener All-     Ohnmacht. Denn die Trans-           Verwaltungspersonal und die
schon harten zwölf Monate        gemeine Zeitung (GAZ) ver-       formation des GA und der            Anzeigenvertretung des GA
für die 120 Journalistinnen      kauft.                           Wetzlarer Neuen Zeitung zu          (etwa ein Dutzend Mitarbei-
und Journalisten des Orts-                                        einem zentralen Produktions-        ter) wandert, ist unklar.
vereins Gießen von einer         O-Ton VRM: „Die in den Re-       desk und einer Online-Unit
Mitte August in Betriebsver-     gionen Gießen, Usingen,          für alle Titel als VRM in Wetz-     Die beiden „Gießener“ Lokal-
sammlungen und Verlagsver-       Wetterau und Vogelsberg er-      lar hat – obgleich nicht voran-     teile von GAZ und GA sollen
lautbarungen eröffneten Ent-     scheinenden Zeitungen und        gekommen – schon lange zu           ihre Unabhängigkeit und ihr
scheidung des Medien- und        Anzeigenblätter bieten unter     Verunsicherung geführt. In          jeweils eigenes journalisti-
Serviceunternehmens VRM.         Konzernbetrachtungen nicht       Gießen läuft zudem zum Jah-         sches Profil jedenfalls be-
„VRM richtet ihr Mittelhes-      mehr die erforderlichen Syn-     resende der Mietvertrag für         halten. Burkhard Bräuning,
sen-Portfolio neu aus“, ist      ergie- und Transformations-      die Redaktionsräume aus. En-        langjähriger Politikchef der
die Mitteilung über eine Ent-    potentiale, um sie künftig –     gagierte Redakteure beim GA         GAZ, ist designierter Chef-
scheidung überschrieben, die     auch im Kontext des heraus-      versuchten, aktiv zu werden.        redakteur des GA. Dieser ist
die Presselandschaft in der      fordernden Strukturwandels                                           seit 2008 nicht mehr an einen
Stadt und im Kreis Gießen        in der Medienbranche – nach-     In ersten Betriebs- und Be-         Tarif gebunden; auch in der
radikal verändern wird – und     haltig sichern zu können.“       reichsversammlungen Ende            GAZ wird der Flächentarifver-
die etwa 50 Kolleginnen und      Der Usinger Anzeiger (UA,        August hat Führungspersonal         trag für Tageszeitungsredak-
Kollegen in den betroffenen      nördlicher Hochtaunuskreis)      der „aufnehmenden“ GAZ              teure nicht angewandt.
Verlagen massiv verängstigt.     und der Kreis-Anzeiger (KA)      bei UA, KA und GA den Erhalt
Der DJV hat massive Hilfe        für die Wetterau und den Vo-     der Titel und der Titelkopffar-          Verunsicherung
und Unterstützung zugesagt.      gelsberg sowie Anzeigenblät-     ben angekündigt. Der Mantel                 in Alsfeld
                                 ter gehen laut VRM an die zur    und damit die Spaltigkeit und
Nach eigenen Angaben „frü-       Münchener Ippen-Gruppe           das Layout sowie das Redak-         Vollkommen unklar ist die
hestens zum 1. Oktober 2021“     gehörende Zeitungsholding        tionssystem werden UA und           Situation für die zehn Redak-
wird die VRM mit Hauptsitz       Hessen (ZHH) in Kassel.          KA von der GAZ überneh-             tionsmitglieder beim Lauter-
in Mainz eine medien- und        „Die VRM wird sich in Mittel-    men. Die Lokalredaktionen           bacher Anzeiger (LA) und
gesellschaftspolitische Zäsur    hessen künftig verstärkt auf     sollen bestehen bleiben und         der Oberhessischen Zeitung
in der Universitätsstadt und     die digitale Entwicklung und     sich zur der GAZ gehörenden         (OZ/Alsfeld). Ihr Verlag und
dem Landkreis vornehmen.         das Print-Geschäft der Wetz-     „Wetterauer Zeitung“ mit Sitz       ihre Titel werden von der
Nach 72 Jahren wird es keine     larer Neue Zeitung und ihrer     in Bad Nauheim orientieren.         VRM nicht erwähnt, obwohl
zwei konkurrierenden, unab-      Lokalausgaben konzentrie-                                            Michael Emmerich und Mi-
hängigen und selbstständi-       ren“, heißt es weiter lapidar.   Die Redaktion des GA wird           chael Raubach im Impressum
gen Tageszeitungen mehr ge-      Während die Kolleginnen und      aus dem derzeitigen Gebäu-          in Personalunion als Ge-
ben, von deren ehrgeizigem       Kollegen der „aufnehmen-         de in Gießen-Wieseck, für das       schäftsführer der WNZ, des
journalistischen Wettbewerb      den“ GAZ recht gelassen auf      der Mietvertrag ohnehin aus-        GA sowie der OZ und des LA
die Leser profitierten. Denn     die Nachricht reagieren kön-     läuft, in Räume im „Werk2“          aufgeführt werden. Die Mit-

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Landesvorstand neu legitimiert - DJV Hessen
Meinung                   Nachrichten                     Medien                     Internes                Personalien

 arbeiter im Vogelsberg wis-      Vorstand und die beiden
 sen aktuell nicht, wie es für    DJV-Kollegen in den Betriebs-
 sie und ihre Titel weitergeht.   räten von Gießener Anzeiger
 Die GAZ ist in Alsfeld mit der   (GA) und Gießener Allge-
 „Alsfelder Allgemeinen“ am       meine Zeitung (GAZ), tau-
 Markt.                           schen sich intensiv über die
                                  Konsequenzen aus, bieten
 Der Vorsitzende des Bezirks-     Redakteurinnen und Redak-
 verbands Lahn-Dill Mika          teuren Begleitung an und ha-
 Beuster, Mitglied im DJV-Lan-    ben einen Forderungskatalog
 des- und Bundesvorstand,         an die Verlage und Firmen
 ist hauptberuflich „Reporter-    formuliert. Der DJV Hessen
 chef“ beim WNZ-Titel Weil-       hat mit dem OV Gießen und
 burger Tageblatt. Im dortigen    dem BV Lahn-Dill ein Hand-
 Landkreis Limburg-Weilburg       out zusammengestellt, das
 warten nach dem VRM-Vor-         die drängendsten Fragen auf-
 stoß weitere Aufgaben auf den    greift.
 DJV Hessen. Denn nach VRM-
 Angaben „bekundet sie Inter-     Der Vorstand des DJV-Orts-
 esse am Erwerb der Nassaui-      vereins Gießen und die
 schen Neuen Presse (NPP)         DJV-Betriebsräte in den be-
 und strebt den Kauf dieses       troffenen Betrieben fordern
 Titels an, um ihr Angebotspro-   von den Geschäftsleitungen
 fil und ihre Marktaktivität im   klare und transparente Aus-
 Raum Limburg-Weilburg pro-       sagen zu den künftigen Be-
 duktseitig abzurunden.“ Die      triebs- und Redaktionsstruk-
 NNP wiederum gehört über         turen und zum Arbeitsablauf.
 die Frankfurter Neue Presse      Außerdem verlangen sie Ein-
 ebenfalls zur Ippen-Gruppe.      blick in die Stellenpläne und
 Die Kolleginnen und Kollegen     Informationen über die Per-
 in Limburg gehören dem DJV-      sonalentwicklungsplanung.                      Einheitsbrei am Zeitungsstand: Der Gießener
 Ortsverein Wiesbaden an und      Dass betriebsbedingte Kün-                     Zeitungsmarkt wird nach dem Deal zwischen
                                                                                 Ippen und VRM monotoner. Foto: Frank Bugge
 dürfen dort auf Unterstützung    digungen      ausgeschlossen
 setzen.                          bleiben, setzen sie voraus.

 Der Gießener Ortsvereins-                       Frank Bugge

 Noch eine Stimme weniger
 Das war’s dann wohl mit Meinungs-          Die betriebswirtschaftlichen Überlegun-     auf die Ausstrahlung des Kollateralscha-
 vielfalt und publizistischem Wett-         gen für eine Flurbereinigung in Mittel-     dens weiter. Ebenso wie in Südhessen,
 bewerb in Gießen. In der immerhin          hessen sind evident. Für die belebende      wo das „Rüsselsheimer Echo“ als Teil des
 siebtgrößten Stadt des Landes gibt es      Wirkung einer pluralistischen Medien-       Tauschgeschäfts von Ippen an die VRM
 auf dem Zeitungsmarkt demnächst            landschaft sind sie gleichwohl eine Ka-     fallen soll. Die Mainzer Verlagsgruppe
 nur noch Berichterstattung aus einem       tastrophe, ganz zu schweigen von den        würde damit ihre Marktführerschaft in
 Guss. Dieser Befund relativiert nicht      Synergieeffekten auf die administrativen    diesem Sprengel ebenso arrondieren wie
 die Qualität, die die Redaktion der Gie-   Doppelstrukturen in den beiden Verlags-     mit der Übertragung der Nassauischen
                                            häusern, etwa bei der Blattplanung, in      Neuen Presse im Raum Limburg-Weil-

Kommentar                                   der Mediengestaltung oder in den Assis-
                                            tenzen.
                                                                                        burg.

                                                                                        Alles verlegerische Schachzüge, bei de-
 ßener Allgemeinen Zeitung seit jeher       Auch für die Handvoll Redaktionsmit-        nen nicht nur DJV-Landesvorsitzender
 liefert. Aber auch ihr fällt der Spar-     glieder in den kleinen Sprößlingen der      Knud Zilian zurecht davor warnt, die Mit-
 ringspartner weg, der Konkurrent, hin-     übermächtigen Ippen-Mutter wie dem          arbeiterinnen und Mitarbeiter zu Bauern-
 ter den man nicht zurückfallen möch-       Lauterbacher Anzeiger oder der Oberhes-     opfern zu machen. Denn Opfer sind be-
 te, das Benchmark, an dem man sich         sischen Zeitung geht jenseits des beste-    reits genug gebracht worden.
 bislang messen konnte.                     henden Produktionsdrucks das Warten                                  Andreas Lang

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Landesvorstand neu legitimiert - DJV Hessen
Meinung                    Nachrichten                        Medien                   Internes                    Personalien

  Die Platzhirsche auf dem hessischen Zeitungsmarkt

  Den regionalen Zeitungsmark t in Hes sen haben im                   die Geschäfte. Nach der Pensionierung von Bascha Mika
  Wesentlichen die beiden Verlagshäuser unter sich aufgeteilt,        ist dort seit 2020 Thomas Kaspar alleiniger Chefredakteur.
  die jetzt auch in Gießen ihr Verhältnis zueinander klären: die
  Mediengruppe VRM (früher Verlagsgruppe Rhein-Main) und              Neben den beiden Frankfurter Titeln und der Gießener
  die Münchner Ippen-Gruppe, die ihre Geschäfte in Hessen             Allgemeinen gehören der Ippen- Gruppe mittlerweile
  in der in Kassel zentrierten Zeitungsholding Hessen (ZHH)           die Of fenbach-Post, der Hanauer Anzeiger, Hessische/
  gebündelt hat. An dieser ist letztere zu 80 Prozent beteiligt.      Niedersächsische Allgemeine, die Hersfelder Zeitung, die
  Die restlichen 20 Prozent hält die Mittelhessische Druck- und       Werra-Rundschau, die Waldeckische Landeszeitung sowie
  Verlagsgesellschaft, die der Gießener Verlegerfamilie Rempel        weitere Anzeigenblätter und Druckereien.
  gehört.
                                                                      Die in Mainz ansässige VRM beherrscht auf der anderen
  Diese gibt die „Gießener Allgemeine Zeitung“ heraus,                Rheinseite den Zeitungsmarkt in Südhessen („Darmstädter
  deren Chefredakteur Mitgesellschafter Max Rempel ist.               Echo“), in Wiesbaden („Wiesbadener Kurier“) und in Wetzlar
  Mit dem 2018 vom Bundeskartellamt genehmigten Kauf                  („Wetzlarer Neue Zeitung“). Im nördlichen Rheinland-Pfalz,
  der Mediengruppe Frankfurt („Frankfurter Rundschau“,                von wo aus sie expandiert ist, gibt sie neben der Allgemeinen
  „Frank fur ter Neue Presse“, Anzeigenblatt „Mix am                  Zeitung für Mainz, Alzey, Bad Kreuznach und Ingelheim/
  Mittwoch“, Frankfurter Societäts-Druckerei) durch die               Bingen die Wormser Zeitung und eine Reihe Anzeigenblätter
  ZHH hat er dort sukzessive auch die Geschäftsführung                heraus.
  und die Chefredaktion der „Neuen Presse“ übernommen.
  Darüber hinaus führt Rempel auch bei der „Rundschau“                                                                           ala

Wie von Zauberhand
Michelle Spillner verantwortet die führende Fachzeitschrift
für Zauberkünstler – Buchautorin und Kabarettistin seit 25 Jahren DJV-Mitglied
Wo soll man bei Michelle Spill-   liert sie sich schnell in einer
ner anfangen? Bei der Chef-       Fülle unterhaltsamer Anek-
redakteurin, der Buchautorin,     doten und überraschender
der Zauberkünstlerin, der         Querverbindungen, verblüf-
Kabarettistin? Fakt ist, dass     fenden Rückblicken und Zir-
die Frankfurterin von all dem     kelschlüssen, die aufzeigen,
etwas ist – und doch noch         dass geradlinige und vorher-
mehr. In einem hr2-Interview      sagbare Biografien nicht die
ist sie als Universalkünstlerin   spannendsten sein müssen.
eingeführt worden. Am be-         Dass Umwege und Seiten-
kanntesten ist sie – weit über    pfade Überraschungen ber-
ihre Zunft hinaus – als die       gen, ungeahnte Fähigkeiten
Zauberin mit dem weißen Ka-       offenbaren, Potenziale zur
ninchen, die Kartentricks wie     Entfaltung kommen lassen. In
keine zweite beherrscht. In       Spillners Fall ziehen sich die-
der Branche zählt die 53-Jähri-   se Schleifen quasi durch ihr
ge zu den wenigen Chefredak-      Leben und haben sie an Sta-
teurinnen im Bundesland, die      tionen geführt, die sie ohne
Monat für Monat ein führen-       außerplanmäßige Stopps und
des Fachmagazin für Zauber-       Weichenstellungen auf der
kunst herausgibt.                 Strecke nie erreicht hätte.
                                                                             Zauberhaft: eine Auswahl an Covern des Magier-Magazins.
Wenn man mit Michelle Spill-      Das begann schon in der Gym-                                                             Foto: ala
ner ins Gespräch kommt, ver-      nasialzeit, in der sie nach einem

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Landesvorstand neu legitimiert - DJV Hessen
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unerklärlichen Leistungsabfall    staatliche Fördergelder ab-           weit mehr drauf. Spillner höhlt
dem Direktor einen Deal anbot,    zweigte. Spillner heuerte statt-      solche Klischees kokett aus und
dass sie das Abitur doch noch     dessen beim Höchster Kreis-           lässt sich für ihre Auftritte einen
bestehen würde, wenn sie trotz    blatt an, zunächst als Freie,         extra magischen Rock mit einer
fehlender Punkte im Jahres-       dann 13 Jahre als festangestellte     Unmenge an Taschen nähen, in
zeugnis versetzt würde. Die un-   Redakteurin.                          denen eine Menge Requisiten
konventionelle Wette ging auf.                                          verstaut werden können.
Man könnte Spillners Film aber      Monat für Monat
auch vor der Geschäftsstelle        Magie produzieren                   Wenn sie nicht selbst die Kar-
des „Hattersheimer Stadtan-                                             ten in die Hand nimmt, sitzt sie
zeigers“ anhalten. Dort passte    Bis ihr Leben eine neue Wen-          am heimischen Schreibtisch,
die Schülerin den gestandenen     dung nahm. Eine erste Krebs-          um „Magie“ zu produzieren. So
Lokalchef ab, um sich ihm als     erkrankung bewegte sie dazu,          heißt die bereits 100 Jahre alte
freie Mitarbeiterin zu empfeh-    wieder in den Freien-Status zu        Mitgliederzeitschrift des 1912
len. Der Beginn ihrer journa-     wechseln. Und sich mehr und           gegründeten Magischen Zirkels          Ausgezeichnet: Ina Knobloch
listischen Karriere, für deren    mehr einer weiteren Leiden-           von Deutschland (MZvD). Zu de-         ( l i n k s) e h r t d i e D J V-S i l ­
späteren Verlauf sie das Abitur   schaft zu widmen, die sie schon       ren bezaubernden Eigenschaften         berjubilarin Michelle Spillner.
noch benötigen würde.             in ihrer Kindheit fasziniert hatte:   zählt es, dass sie ausschließlich                Foto: Wolfgang Minich
                                  der Verzauberung. Endgültig ist       gedruckt erscheint und nur unter
Jedenfalls drückte der Chef des   sie diesem Zauber verfallen, als      den etwa 3000 Mitgliedern die-
Stadtanzeigers der 16-Jährigen    sie unsterblich einem Zauberer        ser Vereinigung von Berufs- und        Dass sie dem DJV – seit mitt-
eine Kamera in die Hand und       auf der Bühne des Neuen Thea-         Amateur-Zauberkünstlern zirku-         lerweile 25 Jahren – angehört,
entsandte sie in die Hatters-     ters in Höchst verfallen war. Sie     liert. Schließlich dient das Ma-       hatte für Michelle Spillner
heimer Stadthalle, wo Spillner    kaufte sich ein Seil und ein Buch     gazin dazu, Techniken zu verfei-       zunächst einen ganz prakti-
eine Inszenierung mit Hans-Jo-    mit Anleitungen, und los ging`s.      nern, neue Kniffe zur Diskussion       schen Grund: Mit 17 Jahren
achim Kulenkampff in Text (ge-    Später fielen ihr die Spielkarten,    zu stellen und an Präsentationen       wollte sie unbedingt an den
tippt auf der Schreibmaschine)    für die sie heute bekannt ist,        zu feilen. Wenn sich Experten da       „journalist“ rankommen – wie
und Bild (entwickelt im Fotola-   in die Hand. Weil die so schön        so unverstellt auf ihr wertvollstes    die „Magie“ ebenfalls exklusiv
bor des Hattersheimer Jugend-     rauschten und knisterten, legte       Kapital wie Finger oder Gedan-         Mitgliedern vorbehalten. Die
hauses) dokumentieren sollte.     sie sie nicht mehr beiseite.          kengänge schauen lassen, wollen        Geschichte, wie Dunja Rajter
Der Verlag Dreisbach hielt an                                           sie sichergehen, dass sich alle        sie bat, mit der Sängerin ihre
der jungen Mitarbeiterin fest,    Heute zählt Spillner zu den           an den Ehrenkodex halten und           Biografie zu schreiben, ist
bot ihr mit gerade so bestande-   wenigen erfolgreichen Frauen          Betriebsgeheimnisse nicht nach         einen eigenen Artikel wert.
nem Abitur und ohne Studium       in diesem Fach, ist von einer         außen dringen. Einer der Grün-         Mittlerweile ist ein zweites
ein Volontariat an. In der Wen-   Jury unter die Top Ten der En-        de, warum in den MZvD nach             Buch erschienen. Die Hand-
dezeit beabsichtigte die Jung-    tertainerinnen in Deutschland         etwa einjähriger Anwartschaft          lung des Romans basiert auf
redakteurin ins thüringische      gewählt worden. Mit diesem            nur aufgenommen wird, wer eine         Erfahrungen und Erlebnissen,
Altenburg zu ziehen, wo ein       erarbeiteten Renommee kann            Aufnahmeprüfung besteht. Prag-         die Michelle Spillner nach
findiger Manager eine Zeitung     Spillner es verschmerzen, dass        matismus, kein Okkultismus.            der ersten Krebserkrankung
aufbauen wollte. Der Pseudo-      sie auf Fachmessen zunächst                                                  gemacht hat. Bei der IHK in
Chefredakteur entpuppte sich      für die Assistentin eines Zaube-              Biografin von                  Frankfurt gibt sie gelegentlich
jedoch rasch als Betrüger, der    rers gehalten worden ist. Sie hat             Dunja Rajter                   Weiterbildungen. Und dann
                                                                                                               hat diese wahrhaftige Uni-
 „ Zauberhaf ter N eujahrs ­                                            Für diesen in 80 Ortszirkeln or-       versalkünstlerin auch noch
 empfang“ im Hochsommer                                                 ganisierten Kreis produziert die
                                                                        Chefredakteurin        gemeinsam
                                                                                                               ihre kabarettistischen Solo-
                                                                                                               programme, die nach der Co-
  Bei einem „zauberhaften Neujahrsempfang“ für etwa 60                  mit einer Grafikerin seit fünf Jah-    rona-bedingten Zwangspause
  Mitglieder hat der Ortsverband Frankfurt seine Jubilare               ren Monat für Monat ein 52-sei-        wieder anlaufen. Aktueller Ti-
  am Fuß des Goetheturms geehrt. Von den zahlreichen                    tiges Hochglanzmagazin. Dafür          tel ihres Infotainments: Unter
  DJV-Getreuen konnte Vorsitzende Ina Knobloch sechs nach               redigiert sie die Beiträge der frei-   Kugelfischen.
  der langen Phase der aufgezwungenen Distanz persönlich                en Autoren (die im Hauptberuf
  beglückwünschen: Lidia Pichler (25 Jahre Mitgliedschaft),             weder zaubern noch schreiben,          Aber das gehört zu den vielen
  Gabriele Calvo Henning (25), Michelle Spillner (25), Wolfgang         sondern Professoren, Polizis-          Talenten der Frankfurterin, die
  A. Eck (25), Norbert Dörholt (40) und Peter „Pit“ Knorr (50).         ten, Lehrer sind), schreibt die        hier nicht weiter ausgebreitet
  Letzterer ist als Titanic-Mitherausgeber und Autor sämtlicher         Titelgeschichte, erst recht, wenn      werden können. Dafür müsste
  Otto-Filme bekannt. Dörholt hat seinem Verband in diversen            der geplante Header kurzfristig        sie schon mehr Platz an dieser
  Funktionen gedient, aktuell als Sitzungspräsident bei                 wegbricht, fotografiert so man-        Stelle freizaubern. Eine Kunst,
  Verbandstagen. Michelle Spillner bedankte sich mit einer              che Titelseite, kommuniziert mit       die allenfalls Michelle Spillner
  Showeinlage. Die besondere Kulisse für den Ehrungsabend               den Lesern. Drunter tut es die         beherrscht.
  wird in einem separaten Artikel auf Seite 28 beleuchtet.              Perfektionistin nicht.                                 Andreas Lang

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„Opfern Gesicht und Würde gegeben“
Lokalredaktion des „Hanauer Anzeigers“ erhält für Berichterstattung nach
dem Attentat von Hanau Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung
Wie paradox: Die Redaktion des „Hanauer       an jenem schick-
Anzeiger“ gewinnt einen der renommier-        salhaften Mitt-
testen Journalistenpreise und kann sich       wochabend gera-
nicht so recht darüber freuen. Denn der       de die letzte Seite
dritte Deutsche Lokaljournalistenpreis der    abgemeldet, da
Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) würdigt        ging die erste Po-
die Gesamtleistung in den Stunden nach        lizeimeldung von
dem rassistisch motivierten Attentat, dem     Schüssen ein. Die
im Februar 2020 neun Menschen in der          Lage war zu die-
Brüder-Grimm-Stadt zum Opfer gefallen         sem frühen Zeit-
sind. Der Attentäter tötete im Anschluss an   punkt des Amok-
die Morde seine Mutter und richtete sich      laufs noch recht
danach selbst. Dem kleinen Team um Re-        unübersichtlich,
daktionsleiterin Yvonne Backhaus-Arnold       für eine Meldung       Geschlossene Mannschaftsleistung: Für die besonnene Berichterstattung in
sei es gelungen, „von der ersten bis zur      in der Printaus-       den Tagen und Wochen nach dem Amoklauf ist die gesamte Lokalredaktion
                                                                     des „Hanauer Anzeigers“ ausgezeichnet worden. Foto: Patrick Scheiber
letzten Seite der Ausgabe eins nach dem       gabe am nächsten
Terroranschlag ein allumfassendes Bild        Morgen reichte
der Ereignisse zu zeichnen“, so die Begrün-   der Wissensstand noch nicht aus. Erste un- 3/2020) beschrieben.
dung der Jury unter dem Vorsitz von Jana      mittelbare Mutmaßungen schlossen eine Tat Weil sich – verständlicherweise – die Er-
Klameth, stellvertretende Chefredakteurin     im Milieu nicht aus, das ganze Ausmaß des eignisse in den Tagen danach überschlu-
der „Freien Presse“ in Chemnitz.              Amoklaufs wurde erst im Lauf der folgen- gen, Hanau im Ausnahmezustand war,
                                              den Stunden offenbar. Weber-Stoppacher, von einer Woge der Anteilnahme, Polit-
Vier Mantelseiten und das komplette           der sich auf den Weg zum ersten Tatort, der prominenz und internationaler Medien-
Hanau Buch waren freigeräumt worden,          Shisha-Bar am Heumarkt, machte, hielt die präsenz überrollt wurde, musste auch die
um den Amoklauf einzuordnen und die           ganze Nacht über Kontakt zum Kollegen, der Redaktion eine Balance finden, von die-
Lesererwartungen facettenreich zu er-         die Online-Kanäle bestückte.                    sem Sog nicht mitgerissen zu werden und
füllen. Besonders sensibel und pietät-                                                        kritische Distanz zu wahren. Als Insider
voll sei die Redaktion von Beginn an             Gefragte Gesprächspartner                    und Kenner ihrer Heimatstadt wurden
mit der Würde der Opfer und dem Leid                                                          sie ihrerseits begehrte Gesprächspartner
der Hinterbliebenen umgegangen, be-           Früh am nächsten Morgen dann die Redak- vor Mikrofonen und Kameras aus aller
fand die Jury. „Sie hat den Opfern ein        tionskonferenz und die Blattplanung für Welt, mussten unvermittelt ihre Rollen
Gesicht und Würde gegeben.“ Das war           den ersten Erscheinungstag danach. Das tauschen, Beiträge für assoziierte Verlage
umso herausfordernder als diese unter-        Titelbild zierte ganzseitig eine brennende beisteuern – und hatten darüber hinaus
schiedlichen Nationalitäten mit unter-        weiße Kerze vor schwarzem Hintergrund. als Kernaufgabe, das eigene Blatt zu füllen
schiedlichen Kulturen und Trauerriten         Innen widmeten sich Redaktionsmitglie- und online Content nachzuschieben.
angehörten. Das Gros der Mannschaft           der, freie Mitarbeiter und Fotografen, die
war als Reporter unterwegs und hat Hin-       sich früh in einer (bis heute existieren- Das hat die 16-köpfige Crew um Back-
tergründe recherchiert, der Rest hat den      den) WhatsApp-Gruppe zusammenge- haus-Arnold so professionell erledigt,
Kolleginnen und Kollegen den Rücken           schlossen hatten, in Wort und dezenten dass sie nun erstmals mit einem be-
vom Tagesgeschäft freigehalten, berich-       Bildern den vielen Folgen der unfassba- deutsamen Journalistenpreis gewürdigt
                                              ren Tat. „Zu diesem Zeitpunkt haben wir worden ist. „Wir hätten gerne darauf
                                              funktioniert, da blieb – zum Glück – nicht verzichtet, wenn wir die schreckliche
                                              viel Zeit für Reflexion darüber, was diese Tat ungeschehen machen könnten“, be-
                                              Gewalttat mit uns und unserer Heimat- kennt die Redaktionsleiterin. Auch wenn
                                              stadt gemacht hat“, blicken Weber-Stopp- es unter diesen besonderen Umständen
                                              acher und Redakteur Christian Dauber auf keinen Anlass gibt, eine Sektflasche zu
tet Backhaus-Arnold im Gespräch mit           ihren professionellen Umgang in diesen köpfen, der stille Stolz ist berechtigt.
dem „Blickpunkt“. Sie war es auch, die        bewegten Tagen zurück. Wie diese Ha- „Mein Team hat die Erwartungen unse-
dieses Teamwork bei der KAS zur Begut-        nau verändert und die städtische Gesell- rer Leser und User an ihre Lokalzeitung
achtung eingereicht hat. Mit Erfolg, wie      schaft bis heute geprägt haben, hat auch erfüllt.“ Für Geschäftsführer Axel Grysc-
jetzt beschieden worden ist.                  ihre – mittlerweile pensionierte – Kollegin zyk ist die Auszeichnung ein Beweis für
                                              Jutta Degen-Peters in zwei Berichten für die journalistische Qualität des HA. „Sie
Redakteur Holger Weber-Stoppacher hatte       den „Blickpunkt“ (Ausgaben 1/2020 und zeigt, mit welcher Hingabe und auf wel-

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chem Niveau unsere Redaktion arbei-         Dass die Redaktion die Erwartungen an        Grenzen, hat kaum Ressourcen gebun-
tet.“ Die drittälteste deutsche Tageszei-   Qualitätsjournalismus auch unter for-        den. „Für diesen schrecklichen Tag X und
tung mit einer verkauften Auflage von       dernden Rahmenbedingungen erfüllt            dessen Folgen hatten wir keinen Hava-
knapp 16.000 Exemplaren ist nach dem        hat, lässt sich auch daraus ablesen, dass    rieplan“, gesteht die Redaktionsleiterin.
Aufkauf durch Dirk Ippen seit zwei Jah-     sie sich im Netz keinem Shitstorm stel-      „Wir haben in diesem Ausnahmezustand
ren Teil des Redaktionsnetzwerks Ippen.     len musste. Die Zahl der Kritiker, Leug-     zusammengehalten – wie ganz Hanau
Media.                                      ner und Relativierer hielt sich auch in      auch.“
                                            den Wochen nach dem Attentat in engen                                  Andreas Lang

Frankfurter Still-Leben
Bildjournalist Rainer Drexel hat menschenleere Publikumsmagnete in der Corona-
Zeit dokumentiert – Ausstellung am Bauzaun - Förderung aus DJV-Stipendium
Sie sind so symbolträchtig, diese mono-                                                   lungsraum kommen kann, kommen die
tonen, braunfleckigen Rückseiten der                                                      Exponate eben zu ihm. Mit tatkräftiger Hil-
Gemälde alter Meister im Frankfurter                                                      fe seines Sohns Philipp, der das aufwändi-
Städel-Museum. Nicht nur weil sie die                                                     ge Fotoprojekt von Beginn an koordinierte,
Farbenpracht auf der Schokoladensei-                                                      organisierte Drexel das Open-Air, zu des-
te vorenthalten, sondern weil sich aus                                                    sen Vernissage der frühere Präsident der
dieser Perspektive selbst die Meister-                                                    Offenbacher Hochschule für Gestaltung
werke resigniert in sich zurückgezogen                                                    und Bildhauer Wolfgang Luy sprach.
haben in dieser Pandemiezeit, in der
kein Museumsbesucher sie anblicken                                                       Realisieren konnte Drexel sein Vorhaben
darf. Diese Kapitulation vor dem Virus                                                   auch dank eines vom DJV initiierten und
ist eine von vielen, die der renommierte                                                 von der Hessischen Kulturstiftung mitge-
Bildjournalist Rainer Drexel an zu Nor-                                                  tragenen Förderstipendiums für freiberuf-
malzeiten gut frequentierten Orten in                                                    liche Journalistinnen und Journalisten, das
Frankfurt mit seiner Kamera festgehal-                                                   helfen sollte, die lange Corona-bedingte
ten hat.                                                                                 Durststrecke zu überbrücken (wir berich-
                                                                                         teten). Seine Projektskizze ist von der Jury
Öffentlich zugänglich hat er eine Auswahl                                                bewilligt worden, das Resultat ist virtu-
dieser Still-Leben unter dem Titel „Kein    schränkt für Publikumsverkehr geöffnet       ell unter https://ichbinfrei.djv-hessen.de/
Mensch da“ im August entlang des Bau-       werden können, sollen Kunstgenießer we-      arbeiten/rainer-drexel/ zu sehen. Die Auf-
zauns am Domplatz ausgestellt. Seine        nigstens unter freiem Himmel und ohne        nahmen des Bildreporters, der auch schon
Überlegung bei der Konzeption: Wenn         Einschränkungen ein bisschen zu ihrem        von „Geo”, dem „Stern“, dem „Spiegel“,
schon nicht absehbar war, wann Galerien,    Recht kommen. Nach dem Motto: Wenn           dem Magazin der „Zeit“ oder „Merian“ be-
Kultur- und Sportstätten wieder uneinge-    der Besucher schon nicht in den Ausstel-     auftragt worden ist, zeigen Leerstände in
                                                                                         üblicherweise vollen Frankfurter Locations:
                                                                                         Schmerzliche Blicke ins Leere, wo es zu
                                                                                         Stoßzeiten vor Menschen wimmelt.

                                                                                                      Blick ins Leere
                                                                                         Der Blick vom Drei-Meter-Brett im Hal-
                                                                                         lenbad auf eine spiegelglatte Wasserober-
                                                                                         fläche verwirrt die Sinne ebenso sehr wie
                                                                                         die unberührte Kurve im Gewächshaus
                                                                                         des Palmengartens, wo allenfalls das in
                                                                                         den Pfad ragende Grün der Pflanzen die
                                                                                         Tristesse ein wenig auflockert. Registrier-
                                                                                         kassen in Europasaal der E-Kinos sind mit
                                                                                         blauen Müllsäcken verhüllt, die leeren Ses-
                                                                                         selreihen im Kinosaal wirken genauso ste-
                                                                                         ril und surreal wie das streng geometrische
                                                                                         Halbrund im Konzertsaal der Jahrhundert-
                                                                                         halle. „Ein Kino ohne kuschelnde Paare,
  Kehrseite eines Meisterporträts: das Städtel-Museum ohne Museumsbesucher.
                                                                                         ein Schwimmbad ohne tobende Kinder,

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                                                                        ein Restaurant ohne seine Stammgäste,
                                                                        ein Stadion ohne Fans, eine Eisfläche ohne
                                                                        knirschende Kufen – es sind doch Orte wie
                                                                        diese, die unseren Alltag unterbrechen,
                                                                        unsere Gesellschaft zusammenhalten“,
                                                                        so die Botschaft des freiberuflichen Foto-
                                                                        journalisten, der über 40 Berufsjahre einen
                                                                        besonderen Blick auf Architektur, Industrie
                                                                        und Landschaften entwickelt hat.

                                                                        In Anbetracht des beträchtlichen logis-
                                                                        tischen Aufwands bleibt es bei der ein-
                                                                        maligen Ausstellung der 28 Aufnahmen
                                                                        um das Hauptportal am Domplatz. Sie
                                                                        sind eine Auswahl von rund 120 Moti-
                                                                        ven, die Drexel von November 2020 bis
                                                                        März 2021 aufgenommen hat. Allen ge-
Auf dem Sprung: Blick ins leere Becken                                  nerellen Corona-Einschränkungen zum
                                                                        Trotz musste er die Betreiber der ver-
                                                                        waisten Kultur- und Sportstätten nicht
                                                                        lange überreden, damit sie ihre Pforten
                                                                        exklusiv für ihn öffneten. Die Konzeption
                                                                        war schon weiter fortgeschritten, als er
                                                                        auf die willkommene Fördermöglichkeit
                                                                        durch das Projektstipendium für Freie
                                                                        stieß. „Ohne die ,Freien‘, die, angetrie-
                                                                        ben durch den Willen, eigene Vorstel-
                                                                        lungen und Darstellungen der Realität
                                                                        zu veröffentlichen, wären die Medien
                                                                        vielleicht ein Stück ärmer“, gibt Drexel
                                                                        bescheiden zu bedenken. „Diese Beihilfe
                                                                        ist eine schöne Bestätigung meiner Ar-
                                                                        beit“, dankt der 72-Jährige, der seit 1976
                                                                        und damit fast sein ganzes Berufsleben
                                                                        lang aus innerer Überzeugung Mitglied
                                                                        im DJV ist.

                                                                                    Neues Projekt
Beängstigende Stille im Konzertsaal der Jahrhunderthalle                           in Vorbereitung
                                                                        Nach wie vor ist die Auftragslage beschei-
                                                                        den. Reisereportagen, die zu seinem Re-
                                                                        nommee beigetragen haben, sind nach
                                                                        wie vor allenfalls umständlich zu realisie-
                                                                        ren. Ein neues Projekt ist in der Entwick-
                                                                        lung, aber noch nicht spruchreif. Bis dahin
                                                                        bleibt der mal bizarre, mal melancholische
                                                                        Blick ins Leere der Veranstaltungsstätten
                                                                        in Frankfurt und Offenbach. Der Blues, die
                                                                        Irritation, die Rückmeldung des Gehirns,
                                                                        dass diese merkwürdigen Stille nicht zur
                                                                        Bestimmung dieses Ortes passt. Im Box-
                                                                        club Nordend sind die Handschuhe schon
                                                                        gerichtet, warten auf den beiseite gestell-
                                                                        ten Absperrgittern darauf, wieder über-
                                                                        gestreift zu werden. Die Szenerie wirkt als
                                                                        hätten die Sportler sie kurz abgelegt, um
                                                                        sich eben mal an der frischen Luft abzu-
                                                                        kühlen. Nur dass dieses „eben mal“ schon
                                                                        Monate dauert …
Boxer-Stopp: Blick in den verwaisten Trainingsraum des Boxclubs
Nordend in Offenbach.                       Fotos: Rainer Drexel                                              ala

                                 Seite 13                    3/2021
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