Landwirtschaft Aktiv 2020 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
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Inhalt Vorwort Regierungsrat Markus Dieth Zäme für euse Aargau! – Zäme stark! 3 Editorial Abteilungsleiter Matthias Müller Landwirtschaft im Dauer-Rampenlicht 4 LWAG Aarau 5 Landwirtschaft im Aargau 5 Direktzahlungen und Beiträge 2019 6 Waschplätze auf Landwirtschaftsbetrieben 9 Rindviehställe: Anforderungen & Entwicklungen 10 Unterhalt von Meliorationswerken 11 Wie wird das Kulturland im Aargau genutzt? 13 Am Puls des landwirtschaftlichen Bodenmarkts 2019 16 LWAG Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg 17 Liebegg 2019 – gerüstet für 20+ 17 Fachexkursion: Ein Blick über die Grenze 18 Sozialversicherung und Vorsorge – Was ist zeitgemäss? 20 Futtersorghum als Absicherung gegen Sommertrockenheit 21 Profigruppen Biodiversität erfolgreich gestartet 23 Gemeinsamer Power für Aargauer Regionalprodukte 25 Netze gegen Kohlfliegen 26 Intelligent und vernetzt – die moderne Zusatzohrenmarke für die Liebegger Kühe 27 Klimawandel – Wir machen das Bünztal zum Chancental! 28 Mit Precision-Farming-Technologien Pflanzenschutzmittel (PSM) einsparen 30 Aargauer Auftritt bereicherte die Fête des Vignerons 2019 32 Landwirtschaft Aktiv 2020 Herausgeber Redaktionelle Verantwortung Departement Finanzen und Ressourcen Thomas Diriwächter Landwirtschaft Aargau Gestaltung /Produktion Matthias Müller, Abteilungsleiter wbf.n, Baden/Würenlingen Tellistrasse 67, 5001 Aarau landwirtschaft.aargau@ag.ch Copyright www.ag.ch / landwirtschaft © 2020 Kanton Aargau
Zäme für euse Aargau! – Zäme stark! Herzlichen Dank, dass Sie mit Ihrem unermüdlichen Einsatz auf den Landwirtschaftsbetrieben und in der Lebensmittelindustrie zur wichtigen Grundversorgung unseres Landes beitragen. Wir brau- chen Sie! Umso wichtiger sind die zukünftigen Rahmenbedingen, welche mit der Agrarpolitik 22+ aktuell geschmiedet werden. Zäme für euse Aargau Die Corona-Krise stellte unsere Welt innerhalb von wenigen Wochen auf den Kopf. Als Landammann, Finanz- und Landwirtschaftsdirektor des Kantons Aargau war ich gleich mehrfach gefordert. Die Aargauer Wirtschaft braucht unsere Hilfe. Aus diesem Grund werden von der Pandemie betroffene Unternehmen und Selbständigerwerbende Landammann Dr. Markus Dieth mit einem kantonalen Massnahmenpaket in der Höhe von 300 Millio- Vorsteher Departement Finanzen nen Franken, in einer ersten Tranche 150 Millionen Franken, unterstützt. und Ressourcen Auf der anderen Seite freut es mich als Landwirtschaftsdirektor be- sonders, dass Sie, geschätzte Landwirtinnen und Landwirte, mit Ihren Betrieben die wichtige Grundversorgung unseres Landes mit Lebens- mitteln sicherstellen. Ihre Anpassungsfähigkeit und Hilfsbereitschaft, auch in ausserordentliche Lagen, bewundere ich immer wieder. Diese Flexibilität ist eine starke Leistung. Aargauer Wein im Fokus Am 6. August 2019 hatte der Kanton Aargau seinen Gastauftritt am Fête des Vignerons in Vevey. Das Motto «Cirque d’ArgoVin» kam hervorragend zur Geltung: Neben artistischen und musikalischen Darbietungen auf dem Festgelände begeisterten vor allem auch die edlen Rebensäfte aus dem Aargau. Neben diesem Highlight setzten wir im vergangen Jahr mit der Änderung der kantonalen Weinbauver- ordnung einen wichtigen Meilenstein. Schritt für Schritt Der Prozess AP22+ geht Schritt für Schritt voran. So hat der Bund am 12. Februar 2020 die Botschaft an das Parlament verabschiedet. Viele Änderungsanträge vom Aargauer Regierungsrat wurden zu meiner Freude vom Bundesrat berücksichtigt. Als Landwirtschafts direktor des Kantons Aargau ist mir nach wie vor wichtig, dass die Rahmenbedingungen für unsere nachhaltig produzierende Land- und Ernährungswirtschaft verbessert werden. Zäme stark! Mit meiner Abteilung Landwirtschaft Aargau und dem dazugehörigen Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg setze ich mich für Ihre Anliegen ein. Helfen Sie mit, die Zukunft der Land- und Ernährungswirtschaft im Aargau agierend mitzugestalten. Melden Sie sich, wir hören Ihnen zu. Landwirtschaft Aktiv 2020 3
Landwirtschaft im Dauer-Rampenlicht Ob Klimawandel, Gewässerschutz, Insektensterben, Raumplanung, Tierschutz, Antibiotika, Geruchsabstände oder Pflanzenschutz mittel-Initiativen: Kaum eine Woche geht vorbei, ohne dass die Land- und Ernährungswirtschaft deutlich im Rampenlicht steht. Wer im Scheinwerferlicht steht, hat Aufmerksamkeit. Nutzen Sie / wir diese Chance! Die Landwirtschaft hat Lösungen. 2019 registrierte die Schweiz das fünftwärmste Jahr seit Messbeginn 1864. Obwohl im Juni und Juli zwei längere Hitzewellen das Wetter geschehen beherrschten, gab es im Aargau insgesamt ausreichend Niederschlag. Dadurch konnte genügend Getreide und Futter in einer guten Qualität geerntet werden. Obst und Beeren konnten in grossen Matthias Müller Leiter Landwirtschaft Aargau Mengen gepflückt werden, dadurch blieb der Markt allerdings an (LWAG) gespannt. Der Bedarf an inländischem Futtergetreide übersteigt das Angebot weiterhin deutlich. Auch Raps wurde 2019 infolge hohem Schädlingsdruck und Frostschäden nicht genügend geerntet. Weil die Lebensmittelindustrie vermehrt auf Palmöl verzichtet und dafür Rapsöl einsetzt, konnte die Nachfrage nur zu 72 Prozent gedeckt werden. Einen historischen Tiefstand erreichte 2019 die Anzahl Milchkühe. Dafür wurden schweizweit erstmals mehr als 1 Milliarde Eier produziert – davon mehr als 15 Prozent im Kanton Aargau. Landwirtschaft hat Lösungen Gerade in der Corona-Krise zeigt sich, dass eine nachhaltig produ zierende Landwirtschaft vor der Haustüre für die Versorgungssicher- heit wichtig ist. Natürlich hat die Land- und Ernährungswirtschaft im Kanton Aargau einen ökologischen Fussabdruck. Ziel ist, diesen so klein wie möglich zu halten. Dafür tun sie, geschätzte Landwirtinnen und Landwirte, bereits viel. So wurden 2019 beispielsweise fast 60 Prozent des Getreides extensiv produziert. Weiter stiegen die Bio- diversitätsförderflächen BFF mit hoher Qualität (Labiola-Vertrags flächen) um 473 Hektaren auf total 7’351 Hektaren an. Die BFF aller Qualitätsstufen erreichen 10’293 Hektaren – oder mehr als 17 Prozent der Landwirtschaftlichen Nutzfläche. Im Bereich Gewässerschutz wurde das Umsetzungskonzept der Gewässerschutzkontrollen definiert. Weitere Massnahmen werden folgen. Die aktuelle Klima- und Nachhaltigkeitsdiskussion sowie die Digitalisie- rung und E-Government sind für die Aargauer Land- und Ernährungs wirtschaft eine grosse Chance. Packen wir die Gunst der Stunde, nutzen Sie das Dauer-Rampenlicht, um Ihre Lösungen und Antworten konkret aufzuzeigen. Eine Möglichkeit sind dank der Corona-Pandemie zum Beispiel unsere temporären «einheimischen» Arbeitskräfte, die Ihnen während dem Spargelgraben, Gemüse setzen, Erdbeerpflücken oder Kirschen ernten sicher gerne zuhören! Landwirtschaft Aktiv 2020 4
Landwirtschaft im Aargau Ausgewählte Daten 2000, 2010, 2015 und 2018 Trend 2000 2010 2015 2018 seit 2000 Landwirtschaftsbetriebe (Anzahl) (1) 4’265 3’738 3’407 3’206 l davon direktzahlungsberechtigt 3’325 2’880 2’673 2’533 l davon direktzahlungsberechtigte Bio-Betriebe 186 214 239 272 j Beschäftigte total (Personen) (2) 12’758 10’771 9’971 9’380 l davon Vollzeitbeschäftigte 5’722 4’334 3’971 3’930 l Landwirtschaftliche Nutzfläche (Hektaren) (3) 62’636 61’945 60’913 59’761 l Offenes Ackerland (Hektaren) 27’800 26’615 26’667 26’443 l Getreide 17’900 15’033 14’414 14’039 l Silo- und Grünmais 4’829 4’999 5’040 5’109 j Kartoffeln, Zucker- und Futterrüben 2’100 1’926 2’004 1’885 l Ölsaaten und Eiweisserbsen 1’400 2’671 2’833 2’810 j Gemüse 1’100 1’587 1’766 1’905 j Grünland (Hektaren) 33’300 33’630 32’421 31’425 l Ökologische Ausgleichsflächen (Hektaren) (4) 7’452 7’567 9’477 10’055 j Obstanlagen (Hektaren) 380 398 391 382 l Reben (Hektaren) (5) 380 345 390 392 k Hochstammobstbäume (Anzahl) 227’600 185’286 179’037 170’245 l Tierbestände (Anzahl) Rindvieh 93’000 88’543 87’192 86’342 l davon Kühe 37’700 35’198 33’988 32’592 l Pferde 3’900 5’073 4’849 6’398 (6) Schafe 19’300 23’076 18’799 17’019 l Ziegen 900 2’078 1’781 2’098 j Schweine 87’700 102’725 98’825 89’430 j Mastpoulets 231’700 452’552 481’251 608’258 j Lege- und Zuchthennen 215’800 302’691 377’305 419’269 j Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS) und Landwirtschaft Aargau (LWAG) (1) Definition Landwirtschaftsbetrieb: Betreibt Pflanzenbau oder Nutztierhaltung ganzjährig; mind. 1 Produktionsstätte; rechtlich, wirtschaftlich, organisatorisch und finanziell selbstständig und unabhängig von anderen Betrieben; eigenes Betriebsergebnis; während ganzem Jahr bewirtschaftet; mind. 1 Bedingung erfüllt: 1 ha landwirtschaftl. Nutzfläche oder 30 a Spezialkulturen oder 10 a in geschütztem Anbau oder 8 Mutterschweine oder 80 Mastschweine oder 300 Stück Geflügel (2) Personen, die dem Betrieb ungeachtet ihrer Leistungsfähigkeit für die Verrichtung von Arbeit zur Verfügung stehen (3) Flächen in Hektaren, ab 2011 nach Parzellenstandort (4) Inklusive Hochstamm-Feldobstbäume (1 Are pro Baum) (5) Direktzahlungsberechtigte Rebflächen (Jahre 2000, 2010), Rebflächen total (Jahre 2015, 2018) (6) Ab 2018 bezieht das BfS die Pferdezahlen von der Tierverkehrsdatenbank Landwirtschaft Aktiv 2020 5
Direktzahlungen und Beiträge 2019 Im Beitragsjahr 2019 wurden 145,86 Millionen Blick auf einzelne Beitragsarten Franken Direktzahlungen und Beiträge an die Kulturlandschafts- und Versorgungssicherheits Aargauer Betriebe ausbezahlt. Die Summe liegt beiträge 2,87 Millionen Franken oder 2,0 Prozent höher 47 Prozent der Beiträge entfallen auf die Kulturland- als im Vorjahr. schafts- und Versorgungssicherheitsbeiträge. Da bei Betriebsaufgaben die frei werdenden Flächen mehr- heitlich durch andere beitragsberechtigte Betriebe weiterbewirtschaftet werden, blieben die flächenbe- zogenen Kulturlandschafts- und Versorgungssicher- heitsbeiträge praktisch konstant. Eine kontinuierliche Zunahme um 31,8 Prozent seit 2014 ist beim damals neu geschaffenen Alpungsbeitrag zu verzeichnen. Es werden also erfreulicherweise laufend mehr Tiere aus dem Aargau auf Alpen gesömmert. Biodiversitätsbeiträge Das Total der Biodiversitätsbeiträge der Qualitäts- stufen l und ll nahm im Berichtsjahr um 0,76 Millionen auf 21,62 Millionen Franken zu. Bei der Zunahme ent- fallen 0,21 Millionen Franken auf Beiträge der Quali- tätsstufe l und 0,55 Millionen Franken auf die Quali- tätsstufe ll. Vernetzungsbeiträge 1’443 Betriebe erhielten Vernetzungsbeiträge in der Höhe von 5,99 Millionen Franken. Die erneute Steige- rung beträgt 19 Betriebe und 0,48 Millionen Franken (+8,7 Prozent). Erstmalige Getreidezulage im Jahr 2020 von Fr. 128.– / Hektar. Landschaftsqualitätsbeiträge Es beteiligten sich 1’537 Betriebe an den Landschafts- Es konnten an 2’484 Landwirtschaftsbetriebe Direkt- qualitätsprojekten. Infolge der vom Bund plafonierten zahlungen ausgerichtet werden. Dies entspricht einer Beiträge auf 8,15 Millionen Franken blieb die Beitrags- Abnahme von 49 Betrieben oder 1,93 Prozent gegen- summe trotz Mehrbeteiligung praktisch konstant. Die über 2018. Im Durchschnitt der letzten fünf Vorjahre plafondbedingte Kürzung betrug 16,0 Prozent (Vorjahr betrug die Abnahme 1,18 Prozent. Die Gesamtsumme 14,7 Prozent). der Direktzahlungen und Beiträge betrug 145,86 Milli- onen Franken. Im Durchschnitt erhielt somit jeder bei- Beiträge für biologische Landwirtschaft tragsberechtigte Betrieb Fr. 58’720.– oder Fr. 2’270.– 278 Betriebe (Vorjahr 272) wirtschafteten biologisch mehr als im Vorjahr. und erhielten dafür Beiträge von 3,7 Millionen Franken (+6,6 Prozent). Die Anzahl der direktzahlungsberech- Trotzdem muss erwähnt werden, dass die Gesamt tigten Biobetriebe im Aargau nahm in den letzten fünf summe 2019 nach wie vor 4,97 Millionen Franken oder Jahren um 18,8 Prozent zu. Die «Biofläche» beträgt 3,3 Prozent tiefer liegt als vor Einführung der AP14-17 6’505 Hektar oder 10,74 Prozent der landwirtschaftli- im Jahre 2014. chen Nutzfläche des Kantons Aargau. Landwirtschaft Aktiv 2020 6
Beitrag für die extensive Produktion Getreidezulage Die Beiträge beziehungsweise Flächen mit extensiver Erstmals wurde im 2019 eine Getreidezulage von Produktion bei Ackerkulturen, vor allem Getreide und Fr. 128.– / Hektar für sämtliche Getreidearten (ohne Raps, nahmen leicht um 1,4 Prozent ab und lagen bei Mais) ausgerichtet. Diese neue Beitragsart resultiert 3,06 Millionen Franken respektive 7’658 Hektar. aus der Umlagerung der nicht mehr WTO-konformen Exportstützungen durch das Schoggigesetz. Tierwohlbeiträge BTS und RAUS Während die Beiträge für besonders tierfreundliche Einzelkulturbeiträge Stallhaltung (BTS) um 1,6 Prozent zunahmen, steiger- An 1’153 Betriebe (Vorjahr 1’132 Betriebe) wurden Ein- ten sich die Beiträge für den regelmässigen Auslauf im zelkulturbeiträge in der Höhe von 4,38 Millionen Fran- Freien (RAUS) um 2,8 Prozent oder 0,26 Millionen ken ausgerichtet. Dies entspricht einer Steigerung um Franken. Die Steigerung ist namentlich auf die erst- 2 Prozent. Während die Fläche der «klassischen» Öl- mals ausgerichteten Zusatzbeiträge für RAUS-Weide früchte wie Raps um 244 Hektar auf 2’590 Hektar zu- bei den Rindvieh Jungtieren zurückzuführen. nahm, sank die Fläche der Eiweissfrüchte (zum Beispiel Eiweisserbsen) und Zuckerrüben um 57 Hektar. Ressourceneffizienzbeiträge Die Gesamtsumme aller fünf Arten von Ressourcenef- Kürzungen der Direktzahlungen und Einzelkultur- fizienzbeiträgen nahm lediglich um 0,04 Millionen beiträge Franken oder 1,7 Prozent auf 2,57 Millionen zu. Die Die Kürzungen aufgrund von Mängeln lagen bei 0,39 relativ starke Abnahme um 9,7 Prozent beim Beitrag Millionen Franken (Vorjahr 0,38). Die Hauptgründe für für schonende Bodenbearbeitung ist insbesondere auf Kürzungen waren: Tierschutz (Fr. 94’900.–), RAUS / BTS die Reduktion des Zusatzbeitrags für den Herbizidver- (Fr. 43’400.–), ÖLN (Fr. 17’800.–), Biodiversität / Vernet- zicht zurückzuführen. 2020 wurde jedoch ein zusätzli- zung (Fr. 65’200.–), Landschaftsqualität (Fr. 60’500.–), cher Beitrag für die Herbizidreduktion auf der offenen Extenso (Fr. 5’500.–), GMF (Fr. 11’600.–), Bio (Fr. 5’400.–), Ackerfläche eingeführt. Da dieser Beitrag jedoch noch Ressourceneffizienzbeiträge (Fr. 28’000.–), Gewässer- nicht für die Winterkulturen ausgerichtet wurde, war schutz (Fr. 5’000.–), Allgemeines und Strukturdaten die Beteiligung noch bescheiden und dürfte sich erst (Fr. 47’300.–). im Beitragsjahr 2020 wesentlich erhöhen. Übergangsbeitrag Die Höhe des Übergangsbeitrags wird vom Bund jähr- lich mittels eines Faktors und aufgrund des Restkredits für Direktzahlungen festgelegt. Je mehr Betriebe sich an Direktzahlungsprogrammen beteiligen, desto kleiner Ueli Frey wird der Übergangsbeitrag. Im 2019 betrug der Fak- Direktzahlungen tor 0,1795 (2018: 0,1918). Der Übergangsbeitrag an 2’243 Betriebe betrug noch 6,14 Millionen Franken. Ge- genüber dem Vorjahr reduzierte er sich um 0,55 Millio- nen Franken oder 8,3 Prozent. Landwirtschaft Aktiv 2020 7
Direktzahlungen und Beiträge 2019 Betrag 2018 Betrag 2019 Veränderung Veränderung in Fr. in Fr. zum Vorjahr (Fr.) zum Vorjahr (%) Kulturlandschaftsbeiträge 7’924’890 7’964’962 +40’072 +0,5 Offenhaltungsbeitrag 1’954’196 1’954’418 +222 +0,0 Hangbeitrag 4’775’789 4’778’289 +2’500 +0,1 Steillagenbeitrag 5’159 4’835 –323 –6,3 Hangbeitrag für Rebflächen 244’110 236’045 –8’065 –3,3 Alpungsbeitrag 945’636 991’374 +45’738 +4,8 Versorgungssicherheitsbeiträge 60’880’882 60’582’503 –298’379 –0,5 Basisbeitrag 46’120’545 45’987’090 –133’455 –0,3 Produktionserschwernisbeitrag 4’193’037 4’186’849 –6’188 –0,1 Beitrag für offene Ackerfläche und für Dauerkulturen 10’567’300 10’408’564 –158’736 –1,5 Biodiversitätsbeiträge QI und QII 20’855’384 21’615’164 +759’780 +3,6 Vernetzungsbeiträge 5’512’775 5’991’400 +478’625 +8,7 Landschaftsqualitätsbeiträge 8’157’915 8’141’011 –16’904 –0,2 Produktionssystembeiträge 25’387’713 25’975’149 +587’436 +2,3 Beitrag für biologische Landwirtschaft 3’472’512 3’702’086 +229’574 +6,6 Beitrag für extensive Produktion 3’106’140 3’064’160 –41’980 –1,4 Beitrag für graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion 3’495’095 3’539’253 +44’158 +1,3 Beitrag für besonders tierfreundliche Stallhaltung (BTS) 5’986’303 6’081’735 +95’432 +1,6 Beitrag für regelmässigen Auslauf im Freien (RAUS) 9’327’663 9’587’915 +260’252 +2,8 Ressourceneffizienbeiträge 2’529’990 2’573’148 +43’157 +1,7 Beitrag für emissionsmindernde Ausbringverfahren 1’055’672 1’102’159 +46’487 +4,4 Beitrag für schonende Bodenbearbeitung 1’139’164 1’029’003 –110’161 –9,7 Beitrag für den Einsatz von präzisen Applikationstechniken 108’188 119’924 +11’735 +10,8 Beitrag für sticktstoffreduzierte Phasenfütterung bei Schweinen 166’540 199’305 +32’765 +19,7 Beitrag für Reduktion von Pflanzenschutzmitteln 60’426 122’757 +62’331 +103,2 Sömmerungsbeiträge 79’932 81’759 +1’827 +2,3 Übergangsbeiträge 6’691’495 6’136’576 –554’919 –8,3 Getreidezulage 0 1’534’932 +1’534’932 0 Einzelkulturbeiträge 4’376’141 4’611’339 +235’198 +5,4 Raps, Sonnenblumen, Ölkürbisse, Öllein, Mohn und Saflor 1’812’944 1’867’474 +54’530 +3,0 Saatgut von Kartoffeln, Mais, Futtergräsern und -leguminosen 36’363 35’358 –1’005 –2,8 Soja 89’350 67’870 –21’480 –24,0 Ackerbohnen, Eiweisserbsen und Lupinen zu Futterzwecken 237’740 212’680 –25’060 –10,5 Zuckerrüben zur Zuckerherstellung 2’199’744 2’427’957 +228’213 +10,4 Zwischentotal Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge 142’397’116 145’207’941 +2’810’825 +2,0 Kürzungen, Nachzahlungen, Rückforderungen Vorjahre –621’976 –647’417 –25’442 +4,1 Kürzungen Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge –375’578 –390’376 +14’798 +3,9 Nachzahlungen für Vorjahre 49’863 75’097 –25’234 +50,6 Rückforderungen von Vorjahren –47’960 –102’764 +54’804 +114,3 Abzug EU-Direktzahlungen –646 0 –646 –100,0 Kürzung SAK-Begrenzung –114’493 –122’866 +8’373 +7,3 Kürzung Altersbeschränkung –133’162 –106’508 –26’655 –2,0 Total ausbezahlte Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge 141’775’141 144’560’524 +2’785’384 +2,0 Kantonale Naturschutzbeiträge 455’459 533’803 +78’344 +17,2 Beiträge Nitrat- und Phosphatprojekte 140’393 146’387 +5’994 +4,3 Beiträge Ressourcenprojekt Bienen 620’642 620’495 –147 +0,0 Total ausbezahlte Direktzahlungen und Beiträge 142’991’635 145’861’209 +2’869’574 +2,0 Landwirtschaft Aktiv 2020 8
Waschplätze auf Landwirtschaftsbetrieben Zur fachgerechten Reinigung von Motorfahrzeu- für den grössten Teil der Gewässerverschmutzungen gen, Maschinen, Geräten und Pflanzenschutz- durch Pflanzenschutzmittel verantwortlich. Diese spritzen ist die Realisierung eines Waschplatzes Punktkontaminationen können mit einem dichten auf Landwirtschaftsbetrieben betriebsnotwendig Wasch- und Füllplatz verhindert werden. Waschplätze, und somit auch zonenkonform. Was muss die zur Reinigung von Pflanzenschutzspritzen dienen, beachtet werden, wenn ein Waschplatz erstellt dürfen nicht in die Gemeindekanalisation eingeleitet werden soll? werden. Ist keine Güllegrube vorhanden, besteht die Möglichkeit, das Spritzenwasser einer Verdunstungs- anlage zuzuführen. In diesem Fall muss der Wasch- platz gedeckt ausgeführt werden, da sonst die Kapa- zität der Verdunstungsanlage durch die natürlichen Niederschläge überschritten würde. Für Betriebe, wel- che die Pflanzenschutzspritze nur gelegentlich brau- chen und reinigen, gibt es auf dem Markt kostengüns- tige mobile Füll- und Reinigungsplätze. Sie bestehen aus einer dichten Plane mit Überlaufschutz. Baugesuche für Waschplätze auf Landwirtschaftsbetrieben Die Realisierung eines Waschplatzes ist gestützt auf Waschplatz für Feldspritzen. den Stand der Technik und die «gute bäuerliche Pra- xis» zu beurteilen. Die Grösse des Waschplatzes muss Ein geeigneter Waschplatz muss dicht (betoniert oder den Betriebsverhältnissen angepasst sein. Waschplät- asphaltiert) errichtet werden, damit das Waschwasser ze sind nach Art. 22 Abs. 2 und 16a Abs. 1 Raum aufgefangen und richtig entsorgt werden kann. Übli- planungsgesetz in Verbindung mit Art. 34 Abs. 1 und cherweise entwässern Waschplätze in eine bestehen- 4 Raumplanungsverordnung betriebsnotwendig und de Güllegrube, sofern eine vorhanden ist. Wasserge- somit zonenkonform, sie können normalerweise fährdende Stoffe wie Gülle und Pflanzenschutzmittel schnell und unkompliziert bewilligt werden. Bund und können dadurch aufgefangen und mit der Gülle ver- Kantone unterstützen die Erstellung von Füll- und mischt werden. Je nach Grösse des Waschplatzes ist Waschplätzen für Spritz- und Sprühgeräte mit je die Kapazität der Güllegrube zu beachten. Ist keine maximal 25 Prozent der beitragsberechtigten Kosten Güllegrube vorhanden, muss das Waschwasser in ei- (Total max. Fr. 50’000.–). nem Tank oder Schacht aufgefangen und fachgerecht entsorgt werden. Waschplätze für Pflanzenschutzspritzen Die grösste Gefahr für die Gewässerverschmutzung mit Pflanzenschutzmitteln besteht beim Befüllen und Reinigen von Pflanzenschutzgeräten. Daraus entste- Peter Hänzi hende Kontaminationen (Punktkontaminationen) sind Baugesuche und Raumplanung Landwirtschaft Aktiv 2020 9
Rindviehställe: Anforderungen & Entwicklungen Die Rindviehbestände im Aargau entwickeln sich Meine Meinung seit über 20 Jahren rückläufig, trotzdem werden aktuell viele grosse Ställe gebaut. Errichtet «Früher habe ich sehr gerne werden vorwiegend neue automatisierte Milch- gemolken, weshalb mir der viehställe. Es ist heute eine Herausforderung, Entscheid für einen Melkro einen geeigneten Standort für Stallbauten zu boter am Anfang schwer fiel. finden. Bei der Standortwahl spielen neben Heute bin ich aber froh, dass raumplanerischen Aspekten vor allem die Min- ich diesen Schritt gewagt destabstände bezüglich Geruchs- und Ammonia- Herbert Meier habe. Mein Ziel war es, kemissionen eine wichtige Rolle. Ein Anfragege- Landwirt, wieder mehr Lebensqualität Gemeinde Muri such kann hier hilfreich sein (siehe Kasten). zurückzugewinnen und mit mehr Tieren nicht mehr Automatisierung im Milchviehstall Arbeit zu haben als vorher. Beim Stallneubau sind verschiedene Aspekte zu ver- Dies habe ich erreicht.» einen: Raumplanung, Tierwohl, Umwelt, Wirtschaft- lichkeit und Arbeitsprozesse. Gebaut wird vorwiegend Weniger Emissionen und bessere Tiergesundheit für grössere Tierbestände. Aus verschiedenen Überle- Bei Erweiterungen oder Neubauten ab zwanzig Gross- gungen werden heute für das Melken, das Entmisten vieheinheiten Rindvieh, sind Massnahmen zur Vermin- oder Füttern häufig Roboter eingesetzt. Roboter er- derung von Ammoniakemissionen zu ergreifen. Im möglichen eine reduzierte Arbeitsbelastung, besseres Baugesuchsverfahren wird abgeschätzt, ob lediglich Tierwohl sowie verringerte Emissionen. Ein automati- vorsorgliche oder auch verschärfte Massnahmen zu sierter Stall bedingt jedoch, dass die Roboter einwand- ergreifen sind. Zu den vorsorglichen Massnahmen ge- frei funktionieren. Störungen müssen sofort behoben hören: werden, nur so ist eine Vollauslastung möglich. Mit – Oberflächen schaffen für raschen Abfluss von Harn einem automatisierten Milchviehstall erreicht die Be- im Stallbereich und im Laufhof (planbefestigten Bo- triebsleiterfamilie eine höhere Lebensqualität. Die Be- den mit Quergefälle und Harnsammelrinne oder lastung nimmt ab und die Flexibilität wird gesteigert. Spaltenboden); – Rasches Abführen von Kot und Harn in den Berei- chen Fressgang und Liegegang (Entmistungsschie- Anfragegesuch ber mit Zwei-Stunden-Intervall oder Mistroboter). Mit dem Anfragegesuch kann die Bewilligungs Ein sauberer Stallboden dient neben der Reduktion der fähigkeit eines Bauvorhabens abgeklärt werden. Ammoniakemissionen auch dem Tierwohl. Es wird Dafür reicht eine Einreichung der Unterlagen in eine bessere Stallluft und eine erhöhte Klauengesund- reduzierter Form (Stufe Vorprojekt ausreichend). heit erreicht. Dies wirkt sich positiv auf die Gesundheit Ein Anfragegesuch bietet folgende Vorteile: der Tiere aus. • Grosse Planungssicherheit, da sämtliche Fach- stellen durchlaufen werden (analog einem Bau- gesuch). • Fehlende Dokumente für Baugesuchseingabe werden aufgelistet. • Keine öffentliche Auflage. • Kostengünstiger als Baugesuch. Anja Frei Baugesuche Landwirtschaft Aktiv 2020 10
Unterhalt von Meliorationswerken Im Kanton Aargau belaufen sich die baulichen mäss § 28 des Landwirtschaftsgesetzes des Kantons Investitionen in landwirtschaftliche Infrastruktu- Aargau (LwG AG) müssen die Gemeinden den Unterhalt ren, welche im Rahmen von Gesamtmeliora dieser Anlagen sicherstellen. tionen getätigt wurden, auf rund 450 Millionen Franken. Meliorationswerke oder Bodenver Organisation & Finanzierung des Unterhalts besserungen sind landwirtschaftliche Infrastruk- Um den Unterhalt der Anlagen zweckmässig zu orga- turanlagen wie Wege, Drainagen oder Wasser- nisieren, erstellen die Gemeinden in Zusammenarbeit versorgungen für Aussenhöfe. Diese Werke mit der Sektion Strukturverbesserungen & Raumnut- werden hauptsächlich im Zusammenhang mit zung von Landwirtschaft Aargau (LWAG) ein detaillier- sogenannten Gesamtmeliorationen erstellt. tes Unterhaltsreglement. Die Finanzierung von bauli- chen Werterhaltungsmassnahmen ist primär Sache der Die von Bund und Kanton unterstützten Bodenverbes- Gemeinden. Bund und Kanton können sich jedoch an serungs- und Meliorationswerke werden nach der Er- den Kosten zur Sanierung oder zum Ersatz nach Ablauf stellung den Gemeinden zu Eigentum übergeben. Ge- der technischen Lebensdauer der Werke beteiligen. Ausgeschwemmter Weg wegen mangelhaftem Unterhalt. Landwirtschaft Aktiv 2020 11
Meine Meinung «Der Unterhalt der Wege und Drainagen wird leider von den Gemeinden oft stiefmütterlich behandelt. Zielführend wäre ein syste matischer Ansatz sowohl für Herbert Schmid den Unterhalt als auch für Landwirt, Gemein- die periodischen Instandstel de Wittnau und lungen. Zudem zeigt sich, Präsident der Gesamtmelioration dass der Unterhalt von Eiken und Präsident Mergelstrassen im Hügelge der Begleitkom mission der biet eine sehr grosse Her Gesamtmelioration ausforderung ist und oft, Othmarsingen wohl aus Kostengründen, nicht ganz Fachgerecht ausgeführt wird.» Vernachlässigter Unterhalt der Drainagesammelleitung. Unterhaltskosten der bestehenden Werke Unterhaltskontrollen in den Gemeinden Keine Finanzhilfen von Bund und Kanton werden für Der Kanton hat von Gesetzes wegen darüber zu wa- den laufenden betrieblichen Unterhalt der Werke ge- chen, dass die subventionierten Meliorationswerke währt. Die laufenden Unterhaltsarbeiten gehen zulasten sachgemäss unterhalten werden. Weiter hat er bezüg- der Gemeinden. Gemäss kantonalem Landwirtschafts- lich des Unterhalts Rechenschaft gegenüber dem Bund gesetz können dafür die Grundeigentümerinnen und abzulegen. LWAG führt deshalb in den Aargauer Ge- -eigentümer zu Beitragsleistungen verpflichtet werden. meinden periodische Unterhaltskontrollen vor Ort Aus Umfragen bei den Gemeinden geht hervor, dass im durch. Ebenso erhebt LWAG jährlich bei ausgewählten ganzen Kanton jährlich rund 9 Millionen Franken für den Gemeinden die getätigten Massnahmen zum Unterhalt Unterhalt beziehungsweise Werterhalt der Bodenver- von Meliorationsanlagen. Zudem wird ein Meliorations- besserungsanlagen aufgewendet wird. kataster und ein Archiv über die Ausführungspläne der Meliorationswerke geführt. Beiträge von Bund und Kanton für Erneuerungen und Wiederinstandstellungen Für Wiederinstandstellungen, die über den laufenden Unterhalt hinausgehen und für Ersatzbauten nach Ab- lauf der technischen Lebensdauer, können Bund und Kanton finanziell Unterstützung gewähren. LWAG löst durch diese sogenannten periodischen Wiederinstand- Roman Zimmermann stellungs- (PWI-) und Erneuerungsprojekte jährliche In- Strukturverbesserungen vestitionen in der Höhe von 5 bis 8 Millionen Franken aus. Landwirtschaft Aktiv 2020 12
Wie wird das Kulturland im Aargau genutzt? Die Umwandlung von der numerischen Erfas- tons Aargau beträgt 60’545 Hektar (inklusive 66 Hek- sung der Nutzungsflächen hin zur GIS-basierten tar Sömmerungsflächen). Erfassung ist abgeschlossen. 2019 beträgt die Landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) im Kanton Wie wird die LN im Kanton Aargau genutzt? Aargau 60’545 Hektar. Diese umfassende Datengrundlage erlaubt nun eine differenzierte Betrachtung der LN im Aargau. So be- Mit der GIS-basierten Erfassung der LN wurde ein trägt der LN-Anteil an der Gesamtfläche des Kantons wichtiger Schritt in der digitalen Transformation im Aargau 43 Prozent. Werden die einzelnen Nutzungsar- Bereich der Landwirtschaft getan und damit eine zu- ten kategorisiert (siehe Abbildung unten). So ist zu er- verlässige Datengrundlage geschaffen. Zwischen 2015 kennen, dass von der gesamten LN 43 Prozent als of- und 2017 wurden die Nutzungsflächen aller direktzah- fene Ackerflächen, 17 Prozent als Kunstwiesen und 37 lungsberechtigter Landwirtschaftsbetriebe sowie grö- Prozent als Dauergrünland bewirtschaftet werden. 3 sseren «Hobbybetriebe» mit Unterstützung der Kom- Prozent sind übrige LN wie Dauerkulturen oder Kultu- munalen Erhebungsstelle Landwirtschaft (KEL) im GIS ren in geschütztem Anbau. erfasst. 2018 wurden die Rebflächen sowie die Nut- zungsflächen ausserkantonaler Bewirtschafter im LN in den Bezirken Aargau ergänzt. Im Zuge der Bestriebsstrukturdate- Auswertung der GIS-Daten zeigen Unterschiede zwi- nerhebung 2019 wurde mit der Restflächenerfassung schen den Bezirken auf, so haben die Bezirke Zurzach der kleineren «Hobbybetriebe» nun die letzten Nut- (58 Prozent), Lenzburg (51 Prozent) und Bremgarten zungsflächen im Aargau räumlich im GIS erfasst. Auch (51 Prozent) einen hohen Anteil an Offener Ackerfläche hier erfolgte die Erfassung grösstenteils über die KEL. im Verhältnis zu ihrer gesamten LN (siehe Abbildung Damit steht seit 2019 die LN erstmals komplett räum- Seite 14). Aarau (55 Prozent) und Kulm (52 Prozent) lich im GIS im Aargau zur Verfügung. Die LN des Kan- haben dagegen einen hohen Anteil an Dauergrünland. Übrige LN 3% Offene Dauergrün- Ackerfläche flächen 43 % 37 % Kunstwiese 17 % LN-Kategorien Kanton Aargau 2019. Landwirtschaft Aktiv 2020 13
Karte Landwirtschaftliche Nutzfläche Kanton Aargau 2019 mit der Verteilung der Nutzungskategorien (offene Ackerfläche, Kunstwiese und Dauergrünland) in den einzelnen Bezirken. Landwirtschaft Aktiv 2020 14
Der Bezirk Muri hat zudem mit 9’389 Hektar die gröss- Die räumlich erfassten Nutzungsflächen stehen für te Gesamtsumme aller Bezirke an LN. Mit einem Anteil vielfältige Anwendungen zur Verfügung, die in Zukunft von 68 Prozent hat Muri ausserdem den höchsten vermehrt genutzt werden sollen. So ist es erstrebens- LN-Anteil an der Bezirksfläche im Aargau. Die Bezirke wert, dass die Daten in weiteren Systemen wie Wie- Aarau (29 Prozent) und Baden (35 Prozent) habe dage- senjournal, Nährstoffbilanzen oder GIS-basierter Land- gen aufgrund ihrer grossen Siedlungsfläche einen sehr technik genutzt werden können. Und auch für geringen LN-Anteil. vielfältige Planungs-, Projekt- oder Forschungsarbeiten sind die GIS-Daten von grossem Wert. Hanglagen Erwartungsgemäss liegen das Dauergrünland und die übrige LN zu einem grösseren Anteil in steileren Lagen als offene Ackerflächen oder Kunstwiesen (siehe Abbil- dung unten). Es ist weiter zu erkennen, dass 8 Prozent der offenen Ackerflächen in den potenziell erosionsge- fährdeten Hanglagen von 18 – 35 Prozent bewirtschaf- Maximilian Kapherr tet werden. Ob diese Flächen effektiv ein erhöhtes Ero- Labiola und GIS sionsrisiko darstellen, müsste im Detail analysiert werden. Ausblick Rückmeldungen von Landwirtinnen und Landwirten bestätigen, dass mit der GIS-basierten Flächenerfas- sung die Betriebsstrukturdatenerhebung vereinfacht werden konnte. Neu kann zum Beispiel der Flächenab- tausch von Nutzungsflächen zwischen den Betrieben ohne komplette Neuerfassung der Flächen durchge- führt werden. Anteil Hanglagen der LN im Kanton Aargau Übrige LN Dauergrünland Kunstwiese Offene Ackerfläche 0 20 40 60 80 100 % < 18 % 18 – 35 % 35 – 50 % > 50 % Anteil Hanglagen nach Nutzungskategorien Aargau 2019. Landwirtschaft Aktiv 2020 15
Am Puls des landwirtschaftlichen Bodenmarkts 2019 Landwirtschaft Aargau hat im Jahr 2019 als Neue Anleitung für die Schätzung kantonale Bewilligungsbehörde 1’298 Boden- des landwirtschaftlichen Ertragswerts und 131 Pachtrechtsgesuche bewilligt. Seit dem 1. April 2018 ist die neue Schätzungsanlei- tung für die Bemessung des landwirtschaftlichen Er- Landhandel tragswerts in Kraft. Auch dieses Jahr wurden wieder Im Jahr 2019 wurden rund 355 Hektar landwirtschaft- viele Ertragswertschätzungen nach neuem Reglement liche Flächen und zwölf landwirtschaftliche Gewerbe 2018 berechnet und zur Genehmigung des Ertrags- ausserhalb der Verwandtschaft veräussert. Im Ver- werts und der Belastungsgrenze eingereicht. Geplan- gleich zum Vorjahr wurden vier landwirtschaftliche Ge- te Projekte oder Landzukäufe können in aktuellen werbe zusätzlich veräussert. Landwirtschaft Aargau Schätzungen bereits mitberücksichtigt und eingerech- begleitet diese Handänderungen nicht nur als Bewilli- net werden. Eine Schuldbrieferhöhung kann jedoch gungsbehörde, sondern auch als unabhängige und nur mit einer rechtskräftigen Baubewilligung bewilligt neutrale Beraterin und informiert über die rechtlichen werden. Ebenfalls wurde das Pachtzinsreglement neu Möglichkeiten. ausgestaltet. Es wurden im Jahr 2019 Pachtzinsen für zwölf Gewerbe bewilligt, unter anderem für Zinsan- Landpreise passungen für laufende Verträge, berechnet nach neu- Im Jahr 2019 wurden für landwirtschaftliche Grund- em Reglement. stücke Fr. 2.50 bis Fr. 13.– / m2 bezahlt. Durchschnittlich lag der Kaufpreis bei Fr. 6.37 / m2. Zur Bestimmung des gesetzlichen Höchstpreises ist eine Besichtigung und Bewertung des Grundstücks vor Ort nötig. Der Pächter oder die Pächterin kennen die Bewirtschaftungsver- hältnisse am besten. Deshalb ist es Landwirtschaft Aargau ein Anliegen, dass er oder sie bei der Bege- Daniela Meier hung dabei ist. Die Preise sind regional unterschied- Bodenrecht /Pachtrecht lich. So findet man die höchsten Preise in der Region Entfelden und die tiefsten Werte im Mettauertal. Bodenrecht 2018 2019 Anzahl LN ha Preis* Anzahl LN ha Preis* Geschäfte 1’279 1’298 Erworbene Grundstücke (landwirtschaftliche Grundstücke inklusive Gebäude) 270 340 35,58 265 355 34,65 Erworbene Gewerbe 10 173 14,91 12 182 20,15 Entlassungen aus BGBB 79 77 Zerstückelungen 112 136 Pfandverträge genehmigt 249 263 Belastungsgrenzen festgelegt 83 98 Beschwerden 0 2 *in Millionen Franken Pachtrecht 2018 2019 Anzahl Anzahl Geschäfte 145 131 Bewilligte verkürzte Pachtdauer 107 83 Genehmigte Pachtzinse (landwirtschaftliche Gewerbe) 6 12 Parzellen Verpachtung 12 13 Beschwerden 0 0 Statistik Landwirtschaft Aargau: Auswertung Jahre 2018 und 2019. Landwirtschaft Aktiv 2020 16
Liebegg 2019 – gerüstet für 20+ Seit Anfang 2019 ist das Landwirtschaftliche Effiziente Netzwerke – effektive Ergebnisse Zentrum Liebegg vollständig dem Departement Blanke Zahlen tragen der Dynamik im Liebegger Alltag Finanzen und Ressourcen, Landwirtschaft Aargau aber nur ungenügend Rechnung. Die Liebegger Mit- angegliedert. Die mit der Überführung verbunde- arbeitenden leisten unzählige Stunden an der Kunden- nen administrativen Vereinfachungen haben front, sei es als Lehrer/-in, Kursleiter/-in, Berater/-in, sich bereits im ersten Jahr positiv ausgewirkt. Arbeitskreismoderator/-in, auf dem Ausbildungs- und Versuchsbetrieb, im Schulgarten, am Sekretariats- empfang, am Buffet im Tagungszentrum oder im Rei- nigungsdienst und geben dabei an ihrem Platz ihr Bes- tes. Dabei ist allen bewusst, dass die Zukunft für die Land- und Ernährungswirtschaft laufend neue Heraus- forderungen bringt, die wir als Kompetenzzentrum ge- meinsam, frühzeitig und mit Weitblick anzugehen ha- ben. Neue Entwicklungen in den Bereichen Klima, Ressourceneffizienz und Digitalisierung erfordern lau- fend neue Kompetenzen, welche nur in einem effizi- enten Netzwerk erarbeitet werden können, wenn sie den Bauernfamilien nutzbringend weitervermittelt werden sollen. Als zukunftsorientierte Wissensver- mittlerin ist die Liebegg aber nicht nur auf agile Mit arbeitende, sondern auch auf einfache und zweck mässige administrative Abläufe angewiesen. Die Das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg ist das Kompetenzzentrum Erfahrungen im ersten Jahr nach der Auflösung der für Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Ernährung im Aargau. Doppelunterstellung haben bereits Wirkung gezeigt, indem einige interne Prozesse entschlackt werden 7 Bildungsgänge, 25 Klassen mit über 380 Lernenden, konnten. Diese Erkenntnis stimmt sehr zuversichtlich, 480 Weiterbildungshalbtage mit 20’400 Kursteilneh- dass die Institution Liebegg für die kommenden Jahre merhalbtagen, 205 Publikationen in Online- und Print- bestens gerüstet ist und den Aargauer Bauernfamilien medien, 85’000 Besuche auf der Webseite, 19 Arbeits- die Unterstützung in der geforderten Quantität und kreise, über 700 Beratungen im öffentlichen Interesse, Qualität bieten kann. 28 Praxisversuche und 11 zukunftsorientierte Projekte mit verschiedenen Partnerorganisationen sind beacht- liche Kennzahlen zum Liebegger Tagesgeschäft 2019. Zusätzlich wurden im Auftrag der Branchen überbe- triebliche Kurse im Umfang von gegen 700 Lernenden- tagen organisiert. Der Ausbildungs- und Versuchsbe- trieb war mit rund 15’000 Teilnehmendenstunden pro Hansruedi Häfliger Jahr wiederum gut frequentiert, und das Tagungszen- Direktor Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg trum verzeichnete letztes Jahr eine Rekord-Auslastung. Diese Leistungen wurden von insgesamt 44 Vollzeit- stellen, verteilt auf 80 Personen, mit einem Netto- Staatsbudget von rund 5 Millionen Franken erbracht. Landwirtschaft Aktiv 2020 17
Fachexkursion: Ein Blick über die Grenze Im Rahmen der Ausbildung zum Landwirt bezie- Meine Meinung hungsweise zur Landwirtin EFZ ist die Fachex- kursion nach Deutschland im 3. Lehrjahr fester «Für mich ist es interessant, Bestandteil des Unterrichts am Landwirtschaftli- die Landwirtschaft und ihre chen Zentrum Liebegg. Das Ziel ist, den Lernen- Dimensionen in anderen den einen Einblick in die landwirtschaftlichen Ländern zu entdecken und Strukturen, das agrarpolitische Umfeld und die so viele neue Sachen zu Ausbildung zum Landwirt beziehungsweise zur sehen und kennenzulernen.» Landwirtin in Deutschland zu geben. Claudio Brogle Lernender Landwirt In Zusammenarbeit mit der Akademie für Landbau und EFZ im 3. Lehrjahr Hauswirtschaft in Kupferzell (D) stellt das Landwirt- schaftliche Zentrum Liebegg (LZL) jährlich ein Exkur- sionsprogramm mit spannenden Betriebsbesuchen für die Lernenden zusammen. Das Bundesland Baden- Württemberg bietet dazu ideale Voraussetzungen. Es ist flächenmässig beinahe so gross wie die Schweiz, hat aber eine grössere landwirtschaftlich genutzte Flä- che, die von rund 35’000 Betrieben bewirtschaftet wird. Die Region ist aus landwirtschaftlicher Sicht sehr vielseitig. Die Landkreise Hohenlohe und Schwäbisch Hall sind bekannt als Region mit Schweine-, Milchvieh- und Trutenhaltung. Insgesamt acht bis zwölf Prozent der Tierhaltungsbetriebe Deutschlands sind in Ba- den-Württemberg zu finden. Neben der Tierhaltung im Osten von Baden-Württemberg spielen im Westen des Bundeslands Spezialkulturen eine bedeutende Rolle. Landwirt/in werden in Deutschland Die Energieproduktion spielt auf deutschen Betrieben eine grosse Rolle. In Baden-Württemberg werden die Aus- und Weiter- bildungen in den beiden Fachbereichen Landbau und Hauswirtschaft in der Akademie für Landbau und Hauswirtschaft in Kupferzell angeboten. Nach Ab- schluss der dreijährigen Grundbildung besteht die Möglichkeit, diverse Weiterbildungen bis zum Ab- schluss der Meisterprüfung anzuhängen. Für die Ler- nenden des LZL war es interessant zu sehen, wie die Ausbildung ihres Berufs in einem anderen Land orga- nisiert ist. Vom Land- zum Energiewirt Zukünftige Entwicklungen in der Land- und Ernäh- rungswirtschaft betreffen die angehenden Landwir- tinnen und Landwirte EFZ direkt. Daher war es auch umso lernreicher, vor Ort zu erleben, wie sich die Po- Schweizer Lernende aus dem 3. Lehrjahr auf einem Deutschen litik auf die Strukturen von landwirtschaftlichen Betrie- Milchviehbetrieb mit 300 Kühen. Landwirtschaft Aktiv 2020 18
ben auswirkt. In Deutschland macht neben der Pro- finieren und mit den Schweizer Verhältnissen verglei- duktion von Lebensmitteln diejenige von Energie einen chen können, müssen sie diese in Form eines Referats Grossteil des Einkommens der Betriebe aus. Im Aus- an einem öffentlichen Vortragsabend präsentieren. tausch mit Betriebsleitenden erfuhren die Lernenden Jeweils im November gibt es einen Gegenbesuch der aus erster Hand, welchen Einfluss der stetige Struk- Lernenden aus Kupferzell. An zwei Tagen erhalten sie turwandel und die Agrarpolitik auf den Alltag hat. einen Einblick in die Landwirtschaft im Kanton Aargau und den umliegenden Kantonen. Die Partnerschaft mit Bio in der EU der Schule aus Kupferzell besteht bereits seit dem Jahr Am LZL haben Lernende die Möglichkeit, den Schwer- 2002. Daraus haben sich gute Bekanntschaften ent- punkt Biolandbau zu wählen. Teil des Programms der wickelt. Fachexkursion ist der Besuch eines deutschen Biobe- triebs. Auch hier ist das Ziel, das eigene Wissen und Mit grenzüberschreitenden Exkursionen erweitern die die eigenen Erfahrungen aus der aargauischen Land- Lernenden nicht nur ihr Wissen an neuen Produkti- und Ernährungswirtschaft mit derjenigen im benach- onstechniken. Der Austausch gibt Einblicke in das barten Deutschland zu spiegeln. Beeindruckt hat die Arbeitsleben von Familienbetrieben aus benachbarten Lernenden insbesondere der Aufbau einer nachhalti- Ländern und fördert dadurch das gegenseitige Ver- gen Regionalwirtschaft im Raum Freiburg. So arbeiten ständnis. in diesem Projekt lokale Kapitalgeber mit lokalen Land- wirtschaftsbetrieben zusammen. Im Austausch mit deutschen Lernenden wurde offene Fragen geklärt und Wissen vertieft. Exkursion mit Nachwirkung Damit die Lernenden ihre Eindrücke auch nochmals Martina Häfliger reflektieren, die wichtigsten Erkenntnisse für sich de- Tierhaltung und Biolandbau Ein Besuch bei einem Hersteller von landwirtschaftlichen Maschinen gehört zur Exkursion dazu. Landwirtschaft Aktiv 2020 19
Sozialversicherung und Vorsorge – Was ist zeitgemäss? Ab 2022 soll für den Erhalt von Direktzahlungen Meine Meinung ein minimaler Versicherungsschutz für den auf dem Betrieb mitarbeitenden (Ehe-) Partner «Seit Generationen passen obligatorisch sein. Am Agrarpolitik-Abend an sich die Bäuerinnen den der Liebegg wurde über diese Forderung mit Betrieben und den darauf Verbandsspitzen, der Agrisano AG und dem bestehenden Familienstruk Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) diskutiert. turen an. Die Frauen stellen ihre eigenen Bedürfnisse an letzter Stelle, zuerst kommt Lotti Baumann Präsidentin Aargau- immer das Wohlergehen der ischer Landfrauen- Familie und des Betriebs. Es verband ist Zeit, dass die Arbeit der Bäuerin nicht bloss mit schönen Worten verdankt, sondern mit Lohn und sozialer Absicherung vergol ten wird.» Appell der Verbandsspitzen Lotti Baumann, Präsidentin des Aargauischen Land- Das Podium v.l.n.r.: Daniel Meyer BLW, Peter Estermann Liebegg frauenverbandes (ALFV) betonte, dass es in der heu- (Moderation), Lotti Baumann ALFV, Alois Huber BVA. tigen Zeit selbstverständlich sein sollte, die Arbeit der Bäuerin durch eine Lohnzahlung sowie dem Abrech- Marco Käppeli (Agrisano) erklärte als erster Referent, nen von Sozialleistungen zu anerkennen, genau gleich dass die Landwirtschaft ein Sonderfall darstellt, da wie jene des Betriebsleiters. Ob es der richtige Weg sich mitarbeitende Familienmitglieder nicht obligato- ist, diese Forderung politisch an die Direktzahlungen risch für die Arbeitslosen- und Unfallversicherung so- zu knüpfen, dabei waren sich die Anwesenden unei- wie die berufliche Vorsorge versichern müssen. Weiter nig. Die Tatsache, dass ein minimaler Versicherungs- thematisierte Käppeli die Aufteilung des Einkommens schutz für jeden Betriebsleiter und jede Betriebsleite- auf Familienbetrieben. Er hielt klar fest, dass eine Auf- rin auf freiwilliger Basis selbstverständlich sein sollte, teilung erst ab einem Einkommen von Fr. 60’000.– bezweifelt niemand. Alois Huber, Präsident des Sinn macht. Ansonsten sei die Gefahr einer tiefen Aargauer Bauernverbandes (BVA) gab zu bedenken, IV-Rente bei Invalidität des Betriebsleitenden gross. dass die finanzielle Lage eines Betriebs möglicherwei- se das Sparen in der Vorsorge einschränke. Eine mi- Der obligatorische Versicherungsschutz nimale Abdeckung für Tod und Invalidität oder Ver- kommt mit der AP 22+ dienstausfall muss für jeden Betrieb aber möglich Daniel Meyer vom Fachbereich Direktzahlungen im sein. Wichtig sei, dass bei der Besprechung dieser BLW präsentierte, wie die Forderung nach einem ob- Themen Mann und Frau am Tisch sitzen. ligatorischen Sozialversicherungsschutz für mitarbei- tende Ehegatten in der AP 22+ umgesetzt werden soll. Nicht alle Betriebe sind eingeschlossen. Laut Meyer sind schweizweit rund 15’000 Betriebe betroffen, wel- che die Kriterien (ungenügendes Nebeneinkommen, Altersgrenze, Mitarbeit auf dem Betrieb etc.) erfüllen. Verlangt wird eine Risiko-Vorsorge für Invalidität und Peter Estermann Tod und unter Umständen eine Taggeldversicherung. Agrarwirtschaft Landwirtschaft Aktiv 2020 20
Futtersorghum als Absicherung gegen Sommertrockenheit Die wärmeliebende Hirse aus Afrika ist pflege- Meine Meinung leicht und erträgt extreme Sommertrocken- heit. Sie eignet sich als energiebetontes Struktur- «Sorghum produziert in futter mit wenig Geschmack für wenig an- unserem Gebiet Futter, spruchsvolle Tiere, vorab in Mischung mit Mais- wenn anderes Gras versagt. und Grassilage. Futtersorghum empfiehlt sich Ich nutze die Pflanze nicht als Haupt- oder Zwischenkultur. mehr als Hauptfrucht, sondern als Zwischenfutter Die zunehmende Sommertrockenheit stellt auch die nach Gerste oder Gras und Stefan Jegge Aargauer Landwirtschaft vor grosse Herausforderun- Landwirt, siliere dieses ins Fahrsilo. gen. Um das Risiko für Ertragsausfälle zu verkleinern, Gemeinde Kaisten Das strukturreiche Futter haben Pioniere aus dem Fricktal damit begonnen, Fut- bewährt sich bei Galtkühen tersorghum anzubauen. Der Liebegger Weiterbil- und Rindern, in Mischration dungsanlass «Sorghum wegen Klimawandel» gab auf- auch bei den Milchkühen.» schlussreiche Erkenntnisse zu dessen Bedeutung, Anbautechnik und Verwendung. kompensiert Futterausfälle aus Natur- und Kunstwie- Silage muss sorgfältig verdichtet werden sen. Dank dem hohen Zuckergehalt lässt es sich mit Auch in trockenen Jahren wächst Sorghum 3 bis 4 m 28 – 32 Prozent TS gut zu Silage vergären, muss aber hoch und liefert als Hauptkultur einen Ertrag von besonders sorgfältig verdichtet werden. In Mischung 130 –160 dt Trockensubstanz (TS) / ha. Für sommertro- mit Maissilage verbessert sich die Schmackhaftigkeit. ckene Gebiete gibt dieses Gras Ertragssicherheit und Damit kann das strukturreiche Futter nicht nur Rindern Sorghumernte Ende August 2018: Im Unterschied zu den Naturwiesen liefert Sorhgum auch bei Trockenheit hohe Erträge. Landwirtschaft Aktiv 2020 21
Steckbrief Sorghum Sorghumarten – Körnersorghum (Sorghum bicolor) für Körner-, Faser- und Futternutzung – Sudangras (Sorghum sudanese) zu Futterzwecken – Hybridsorghum (Sorghum bicolor × Sudangras) zur Futter- und Energienutzung Bodenbearbeitung Feines, gut abgesetztes Saatbeet, ähnlich wie bei Mais und Zuckerrüben Saatmenge 20 – 35 Samen / m2, je nach Sorte Saattiefe 3 – 4 cm Reihenabstand 30 – 70 cm Düngung Pro Hektar 90 – 120 kg N, 100 kg P2O 5, 160 kg K 2O, gülle- und mistverträglich Pflege Mechanische oder chemische Unkrautbekämpfung Keine Probleme mit Wildschweinen Der Anbau von Sorghum verlangt Gunstlagen des Tal- gebiets und mittelschwere, sich rasch erwärmende Böden. Als Hauptkultur erfolgt die Aussaat im Mai bei einer Bodentemperatur von mindestens 12 °C, die Ern- te im September. Eine frühreife Sorte kann auch als Zwischenfutter nach Gerste oder zwei Grasschnitten Ende Juni angebaut werden. Sorghum ist pflegeleicht und hofdüngerverträglich, läuft aber langsam auf und verlangt eine wirksame Strategie zur Unkrautbekämp- fung. Mit Krankheiten und Schädlingen – auch mit Wildschweinen – hat diese einjährige Hirsenart keine Probleme. Aus diesen Gründen ist Sorghum für viele Betriebe in sommertrockenen Gebieten eine interes- Die aus Afrika stammende Hirse ist wärmeliebend und sante Alternative oder Ergänzung zu Mais. trockenheitsresistent. und Galtkühen, sondern auch laktierenden Kühen als nährstoffhaltige Strukturkomponente verfüttert werden. Im Unterschied zu Stroh beträgt der Nähr- stoffgehalt immerhin 5–6 MJ Nettoenergielaktation (NEL) und 60 – 65 g absorbierbares Protein im Darm Herbert Schmid (APDE) / kg TS. Futterbau Landwirtschaft Aktiv 2020 22
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