Landwirtschaft Aktiv 2020 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau

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Landwirtschaft Aktiv 2020 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Landwirtschaft Aktiv 2020

Landwirtschaft Aargau
Landwirtschaft Aktiv 2020 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Inhalt

                              Vorwort Regierungsrat Markus Dieth
                              Zäme für euse Aargau! – Zäme stark!                          3

                              Editorial Abteilungsleiter Matthias Müller
                              Landwirtschaft im Dauer-Rampenlicht                          4

                              LWAG Aarau                                                  5
                              Landwirtschaft im Aargau                                     5
                              Direktzahlungen und Beiträge 2019                            6
                              Waschplätze auf Landwirtschaftsbetrieben                     9
                              Rindviehställe: Anforderungen & Entwicklungen               10
                              Unterhalt von Meliorationswerken                            11
                              Wie wird das Kulturland im Aargau genutzt?                  13
                              Am Puls des landwirtschaftlichen Bodenmarkts 2019           16

                              LWAG Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg                   17
                              Liebegg 2019 – gerüstet für 20+                             17
                              Fachexkursion: Ein Blick über die Grenze                    18
                              Sozialversicherung und Vorsorge – Was ist zeitgemäss?       20
                              Futtersorghum als Absicherung gegen Sommertrockenheit       21
                              Profigruppen Biodiversität erfolgreich gestartet            23
                              Gemeinsamer Power für Aargauer Regionalprodukte             25
                              Netze gegen Kohlfliegen                                     26
                              Intelligent und vernetzt – die moderne
                              Zusatzohrenmarke für die Liebegger Kühe                     27
                              Klimawandel – Wir machen das Bünztal zum Chancental!        28
                              Mit Precision-Farming-Technologien
                              Pflanzenschutzmittel (PSM) einsparen                        30
                              Aargauer Auftritt bereicherte die Fête des Vignerons 2019   32

Landwirtschaft Aktiv 2020

Herausgeber                               Redaktionelle Verantwortung
Departement Finanzen und Ressourcen       Thomas Diriwächter
Landwirtschaft Aargau
                                          Gestaltung /Produktion
Matthias Müller, Abteilungsleiter
                                          wbf.n, Baden/Würenlingen
Tellistrasse 67, 5001 Aarau
landwirtschaft.aargau@ag.ch               Copyright
www.ag.ch / landwirtschaft                © 2020 Kanton Aargau
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Zäme für euse Aargau! –
                                 Zäme stark!

                                 Herzlichen Dank, dass Sie mit Ihrem unermüdlichen Einsatz auf
                                 den Landwirtschaftsbetrieben und in der Lebensmittelindustrie zur
                                 wichtigen Grundversorgung unseres Landes beitragen. Wir brau-
                                 chen Sie! Umso wichtiger sind die zukünftigen Rahmenbedingen,
                                 welche mit der Agrarpolitik 22+ aktuell geschmiedet werden.

                                 Zäme für euse Aargau
                                 Die Corona-Krise stellte unsere Welt innerhalb von wenigen Wochen
                                 auf den Kopf. Als Landammann, Finanz- und Landwirtschaftsdirektor
                                 des Kantons Aargau war ich gleich mehrfach gefordert. Die Aargauer
                                 Wirtschaft braucht unsere Hilfe. Aus diesem Grund werden von
                                 der Pandemie betroffene Unternehmen und Selbständigerwerbende
Landammann
Dr. Markus Dieth                 mit einem kantonalen Massnahmenpaket in der Höhe von 300 Mil­lio-
Vorsteher Departement Finanzen   nen Franken, in einer ersten Tranche 150 Millionen Franken, unterstützt.
und Ressourcen
                                 Auf der anderen Seite freut es mich als Landwirtschaftsdirektor be-
                                 sonders, dass Sie, geschätzte Landwirtinnen und Landwirte, mit Ihren
                                 Betrieben die wichtige Grundversorgung unseres Landes mit Lebens-
                                 mitteln sicherstellen. Ihre Anpassungsfähigkeit und Hilfs­bereitschaft,
                                 auch in ausserordentliche Lagen, bewundere ich immer wieder. Diese
                                 Flexibilität ist eine starke Leistung.

                                 Aargauer Wein im Fokus
                                 Am 6. August 2019 hatte der Kanton Aargau seinen Gastauftritt
                                 am Fête des Vignerons in Vevey. Das Motto «Cirque d’ArgoVin» kam
                                 hervorragend zur Geltung: Neben artistischen und musikalischen
                                 Darbietungen auf dem Festgelände begeisterten vor allem auch die
                                 edlen Rebensäfte aus dem Aargau. Neben diesem Highlight setzten
                                 wir im vergangen Jahr mit der Änderung der kantonalen Weinbauver-
                                 ordnung einen wichtigen Meilenstein.

                                 Schritt für Schritt
                                 Der Prozess AP22+ geht Schritt für Schritt voran. So hat der Bund
                                 am 12. Februar 2020 die Botschaft an das Parlament verabschiedet.
                                 Viele Änderungsanträge vom Aargauer Regierungsrat wurden zu
                                 meiner Freude vom Bundesrat berücksichtigt. Als Landwirtschafts­
                                 direktor des Kantons Aargau ist mir nach wie vor wichtig, dass
                                 die Rahmenbedingungen für unsere nachhaltig produzierende Land-
                                 und Ernährungswirtschaft verbessert werden.

                                 Zäme stark!
                                 Mit meiner Abteilung Landwirtschaft Aargau und dem dazugehörigen
                                 Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg setze ich mich für Ihre Anliegen
                                 ein. Helfen Sie mit, die Zukunft der Land- und Ernährungswirtschaft im
                                 Aargau agierend mitzugestalten. Melden Sie sich, wir hören Ihnen zu.

                                                                                 Landwirtschaft Aktiv 2020    3
Landwirtschaft Aktiv 2020 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Landwirtschaft im
                               Dauer-Rampenlicht

                               Ob Klimawandel, Gewässerschutz, Insektensterben, Raumplanung,
                               Tierschutz, Antibiotika, Geruchsabstände oder Pflanzenschutz­
                               mittel-Initiativen: Kaum eine Woche geht vorbei, ohne dass die
                               Land- und Ernährungswirtschaft deutlich im Rampenlicht steht.
                               Wer im Scheinwerferlicht steht, hat Aufmerksamkeit. Nutzen
                               Sie / wir diese Chance! Die Landwirtschaft hat Lösungen.

                               2019 registrierte die Schweiz das fünftwärmste Jahr seit Messbeginn
                               1864. Obwohl im Juni und Juli zwei längere Hitzewellen das Wetter­
                               geschehen beherrschten, gab es im Aargau insgesamt ausreichend
                               Niederschlag. Dadurch konnte genügend Getreide und Futter in einer
                               guten Qualität geerntet werden. Obst und Beeren konnten in grossen
Matthias Müller
Leiter Landwirtschaft Aargau   Mengen gepflückt werden, dadurch blieb der Markt allerdings an­
(LWAG)                         gespannt. Der Bedarf an inländischem Futtergetreide übersteigt das
                               Angebot weiterhin deutlich. Auch Raps wurde 2019 infolge hohem
                               Schädlingsdruck und Frostschäden nicht genügend geerntet. Weil die
                               Lebensmittelindustrie vermehrt auf Palmöl verzichtet und dafür Rapsöl
                               einsetzt, konnte die Nachfrage nur zu 72 Prozent gedeckt werden.
                               Einen historischen Tiefstand erreichte 2019 die Anzahl Milchkühe. Dafür
                               wurden schweizweit erstmals mehr als 1 Milliarde Eier produziert –
                               davon mehr als 15 Prozent im Kanton Aargau.

                               Landwirtschaft hat Lösungen
                               Gerade in der Corona-Krise zeigt sich, dass eine nachhaltig produ­
                               zierende Landwirtschaft vor der Haustüre für die Versorgungssicher-
                               heit wichtig ist. Natürlich hat die Land- und Ernährungswirtschaft
                               im Kanton Aargau einen ökologischen Fussabdruck. Ziel ist, diesen so
                               klein wie möglich zu halten. Dafür tun sie, geschätzte Landwirtinnen
                               und Landwirte, bereits viel. So wurden 2019 beispielsweise fast
                               60 Prozent des Getreides extensiv produziert. Weiter stiegen die Bio-
                               diversitätsförderflächen BFF mit hoher Qualität (Labiola-Vertrags­
                               flächen) um 473 Hektaren auf total 7’351 Hektaren an. Die BFF aller
                               Qualitätsstufen erreichen 10’293 Hektaren – oder mehr als 17 Prozent
                               der Landwirtschaftlichen Nutzfläche. Im Bereich Gewässerschutz
                               wurde das Umsetzungskonzept der Gewässerschutzkontrollen definiert.
                               Weitere Massnahmen werden folgen.

                               Die aktuelle Klima- und Nachhaltigkeitsdiskussion sowie die Digitalisie-
                               rung und E-Government sind für die Aargauer Land- und Ernährungs­
                               wirtschaft eine grosse Chance. Packen wir die Gunst der Stunde,
                               nutzen Sie das Dauer-Rampenlicht, um Ihre Lösungen und Antworten
                               konkret aufzuzeigen. Eine Möglichkeit sind dank der Corona-Pandemie
                               zum Beispiel unsere temporären «einheimischen» Arbeitskräfte, die
                               Ihnen während dem Spargelgraben, Gemüse setzen, Erdbeerpflücken
                               oder Kirschen ernten sicher gerne zuhören!

                                                                                Landwirtschaft Aktiv 2020    4
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Landwirtschaft im Aargau

Ausgewählte Daten 2000, 2010, 2015 und 2018

                                                                                                                                             Trend
                                                                             2000           2010            2015           2018          seit 2000

 Landwirtschaftsbetriebe (Anzahl)              (1)
                                                                            4’265          3’738           3’407          3’206                 l
       davon direktzahlungsberechtigt                                       3’325          2’880           2’673          2’533                 l
       davon direktzahlungsberechtigte Bio-Betriebe                           186             214            239             272                j
 Beschäftigte total (Personen)           (2)
                                                                          12’758          10’771           9’971          9’380                 l
       davon Vollzeitbeschäftigte                                           5’722           4’334          3’971          3’930                 l

 Landwirtschaftliche Nutzfläche (Hektaren)                (3)
                                                                          62’636          61’945         60’913          59’761                 l
 Offenes Ackerland (Hektaren)                                             27’800          26’615         26’667          26’443                 l
       Getreide                                                            17’900         15’033          14’414          14’039                l
       Silo- und Grünmais                                                   4’829           4’999          5’040           5’109                j
       Kartoffeln, Zucker- und Futterrüben                                  2’100           1’926          2’004           1’885                l
       Ölsaaten und Eiweisserbsen                                           1’400           2’671          2’833           2’810                j
       Gemüse                                                               1’100           1’587          1’766           1’905                j
 Grünland (Hektaren)                                                      33’300          33’630         32’421          31’425                 l
 Ökologische Ausgleichsflächen (Hektaren)                (4)
                                                                            7’452          7’567           9’477         10’055                 j
 Obstanlagen (Hektaren)                                                       380            398             391            382                 l
 Reben (Hektaren)          (5)
                                                                              380            345             390            392                k
 Hochstammobstbäume (Anzahl)                                             227’600        185’286         179’037        170’245                  l

 Tierbestände (Anzahl)

       Rindvieh                                                            93’000         88’543          87’192         86’342                 l
         davon Kühe                                                        37’700         35’198         33’988          32’592                 l
       Pferde                                                               3’900           5’073          4’849          6’398    (6)

      Schafe                                                               19’300         23’076          18’799          17’019                l
       Ziegen                                                                 900           2’078          1’781          2’098                 j
       Schweine                                                            87’700        102’725          98’825         89’430                 j
       Mastpoulets                                                       231’700         452’552        481’251        608’258                  j
       Lege- und Zuchthennen                                             215’800         302’691        377’305         419’269                 j

Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS) und Landwirtschaft Aargau (LWAG)
(1)   
      Definition Landwirtschaftsbetrieb: Betreibt Pflanzenbau oder Nutztierhaltung ganzjährig; mind. 1 Produktionsstätte; rechtlich, wirtschaftlich,
                                                                                                                                       ­
      organisatorisch und finanziell selbstständig und unabhängig von anderen Betrieben; eigenes Betriebsergebnis; während ganzem Jahr bewirtschaftet;
      mind. 1 Bedingung erfüllt: 1 ha landwirtschaftl. Nutzfläche oder 30 a Spezialkulturen oder 10 a in geschütztem Anbau oder 8 Mutterschweine oder
      80 Mastschweine oder 300 Stück Geflügel
(2)
      Personen, die dem Betrieb ungeachtet ihrer Leistungsfähigkeit für die Verrichtung von Arbeit zur Verfügung stehen
(3)
      Flächen in Hektaren, ab 2011 nach Parzellenstandort
(4)
      Inklusive Hochstamm-Feldobstbäume (1 Are pro Baum)
(5)
      Direktzahlungsberechtigte Rebflächen (Jahre 2000, 2010), Rebflächen total (Jahre 2015, 2018)
(6)
      Ab 2018 bezieht das BfS die Pferdezahlen von der Tierverkehrsdatenbank

                                                                                                                       Landwirtschaft Aktiv 2020    5
Landwirtschaft Aktiv 2020 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Direktzahlungen und Beiträge 2019

Im Beitragsjahr 2019 wurden 145,86 Millionen                     Blick auf einzelne Beitragsarten
Franken Direktzahlungen und Beiträge an die                      Kulturlandschafts- und Versorgungssicherheits­
Aargauer Betriebe ausbezahlt. Die Summe liegt                    beiträge
2,87 Millionen Franken oder 2,0 Prozent höher                    47 Prozent der Beiträge entfallen auf die Kulturland-
als im Vorjahr.                                                  schafts- und Versorgungssicherheitsbeiträge. Da bei
                                                                 Betriebsaufgaben die frei werdenden Flächen mehr-
                                                                 heitlich durch andere beitragsberechtigte Betriebe
                                                                 weiterbewirtschaftet werden, blieben die flächenbe-
                                                                 zogenen Kulturlandschafts- und Versorgungssicher-
                                                                 heitsbeiträge praktisch konstant. Eine kontinuierliche
                                                                 Zunahme um 31,8 Prozent seit 2014 ist beim damals
                                                                 neu geschaffenen Alpungsbeitrag zu verzeichnen. Es
                                                                 werden also erfreulicherweise laufend mehr Tiere aus
                                                                 dem Aargau auf Alpen gesömmert.

                                                                 Biodiversitätsbeiträge
                                                                 Das Total der Biodiversitätsbeiträge der Qualitäts-
                                                                 stufen l und ll nahm im Berichtsjahr um 0,76 Millionen
                                                                 auf 21,62 Millionen Franken zu. Bei der Zunahme ent-
                                                                 fallen 0,21 Millionen Franken auf Beiträge der Quali-
                                                                 tätsstufe l und 0,55 Millionen Franken auf die Quali-
                                                                 tätsstufe ll.

                                                                 Vernetzungsbeiträge
                                                                 1’443 Betriebe erhielten Vernetzungsbeiträge in der
                                                                 Höhe von 5,99 Millionen Franken. Die erneute Steige-
                                                                 rung beträgt 19 Betriebe und 0,48 Millionen Franken
                                                                 (+8,7 Prozent).

Erstmalige Getreidezulage im Jahr 2020 von Fr. 128.– / Hektar.   Landschaftsqualitätsbeiträge
                                                                 Es beteiligten sich 1’537 Betriebe an den Landschafts-
Es konnten an 2’484 Landwirtschaftsbetriebe Direkt-              qualitätsprojekten. Infolge der vom Bund plafonierten
zahlungen ausgerichtet werden. Dies entspricht einer             Beiträge auf 8,15 Millionen Franken blieb die Beitrags-
Abnahme von 49 Betrieben oder 1,93 Prozent gegen-                summe trotz Mehrbeteiligung praktisch konstant. Die
über 2018. Im Durchschnitt der letzten fünf Vorjahre             plafondbedingte Kürzung betrug 16,0 Prozent (Vorjahr
betrug die Abnahme 1,18 Prozent. Die Gesamtsumme                 14,7 Prozent).
der Direktzahlungen und Beiträge betrug 145,86 Milli-
onen Franken. Im Durchschnitt erhielt somit jeder bei-           Beiträge für biologische Landwirtschaft
tragsberechtigte Betrieb Fr. 58’720.– oder Fr. 2’270.–           278 Betriebe (Vorjahr 272) wirtschafteten biologisch
mehr als im Vorjahr.                                             und erhielten dafür Beiträge von 3,7 Millionen Franken
                                                                 (+6,6 Prozent). Die Anzahl der direktzahlungsberech-
Trotzdem muss erwähnt werden, dass die Gesamt­                   tigten Biobetriebe im Aargau nahm in den letzten fünf
summe 2019 nach wie vor 4,97 Millionen Franken oder              Jahren um 18,8 Prozent zu. Die «Biofläche» beträgt
3,3 Prozent tiefer liegt als vor Einführung der AP14-17          6’505 Hektar oder 10,74 Prozent der landwirtschaftli-
im Jahre 2014.                                                   chen Nutzfläche des Kantons Aargau.

                                                                                                Landwirtschaft Aktiv 2020    6
Landwirtschaft Aktiv 2020 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Beitrag für die extensive Produktion                      Getreidezulage
Die Beiträge beziehungsweise Flächen mit extensiver       Erstmals wurde im 2019 eine Getreidezulage von
Produktion bei Ackerkulturen, vor allem Getreide und      Fr. 128.– / Hektar für sämtliche Getreidearten (ohne
Raps, nahmen leicht um 1,4 Prozent ab und lagen bei       Mais) ausgerichtet. Diese neue Beitragsart resultiert
3,06 Millionen Franken respektive 7’658 Hektar.           aus der Umlagerung der nicht mehr WTO-konformen
                                                          Exportstützungen durch das Schoggigesetz.
Tierwohlbeiträge BTS und RAUS
Während die Beiträge für besonders tierfreundliche        Einzelkulturbeiträge
Stallhaltung (BTS) um 1,6 Prozent zunahmen, steiger-      An 1’153 Betriebe (Vorjahr 1’132 Betriebe) wurden Ein-
ten sich die Beiträge für den regelmässigen Auslauf im    zelkulturbeiträge in der Höhe von 4,38 Millionen Fran-
Freien (RAUS) um 2,8 Prozent oder 0,26 Millionen          ken ausgerichtet. Dies entspricht einer Steigerung um
Franken. Die Steigerung ist namentlich auf die erst-      2 Prozent. Während die Fläche der «klassischen» Öl-
mals ausgerichteten Zusatzbeiträge für RAUS-Weide         früchte wie Raps um 244 Hektar auf 2’590 Hektar zu-
bei den Rindvieh Jungtieren zurückzuführen.               nahm, sank die Fläche der Eiweissfrüchte (zum Beispiel
                                                          Eiweisserbsen) und Zucker­rüben um 57 Hektar.
Ressourceneffizienzbeiträge
Die Gesamtsumme aller fünf Arten von Ressourcenef-        Kürzungen der Direktzahlungen und Einzelkultur-
fizienzbeiträgen nahm lediglich um 0,04 Millionen         beiträge
Franken oder 1,7 Prozent auf 2,57 Millionen zu. Die       Die Kürzungen aufgrund von Mängeln lagen bei 0,39
relativ starke Abnahme um 9,7 Prozent beim Beitrag        Millionen Franken (Vorjahr 0,38). Die Hauptgründe für
für schonende Bodenbearbeitung ist insbesondere auf       Kürzungen waren: Tierschutz (Fr. 94’900.–), RAUS / BTS
die Reduktion des Zusatzbeitrags für den Herbizidver-     (Fr. 43’400.–), ÖLN (Fr. 17’800.–), Biodiversität / Vernet-
zicht zurückzuführen. 2020 wurde jedoch ein zusätzli-     zung (Fr. 65’200.–), Landschaftsqualität (Fr. 60’500.–),
cher Beitrag für die Herbizidreduktion auf der offenen    Extenso (Fr. 5’500.–), GMF (Fr. 11’600.–), Bio (Fr. 5’400.–),
Ackerfläche eingeführt. Da dieser Beitrag jedoch noch     Ressourceneffizienzbeiträge (Fr. 28’000.–), Gewässer-
nicht für die Winterkulturen ausgerichtet wurde, war      schutz (Fr. 5’000.–), Allgemeines und Strukturdaten
die Beteiligung noch bescheiden und dürfte sich erst      (Fr. 47’300.–).
im Beitragsjahr 2020 wesentlich erhöhen.

Übergangsbeitrag
Die Höhe des Übergangsbeitrags wird vom Bund jähr-
lich mittels eines Faktors und aufgrund des Restkredits
für Direktzahlungen festgelegt. Je mehr Betriebe sich
an Direktzahlungsprogrammen beteiligen, desto kleiner                           Ueli Frey
wird der Übergangsbeitrag. Im 2019 betrug der Fak­-                             Direktzahlungen

tor 0,1795 (2018: 0,1918). Der Übergangsbeitrag an
2’243 Betriebe betrug noch 6,14 Millionen Franken. Ge-
genüber dem Vorjahr reduzierte er sich um 0,55 Millio-
nen Franken oder 8,3 Prozent.

                                                                                             Landwirtschaft Aktiv 2020    7
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Direktzahlungen und Beiträge 2019
                                                                   Betrag 2018     Betrag 2019        Veränderung        Veränderung
                                                                          in Fr.          in Fr.   zum Vorjahr (Fr.)   zum Vorjahr (%)

Kulturlandschaftsbeiträge                                            7’924’890       7’964’962             +40’072                 +0,5
 Offenhaltungsbeitrag                                                1’954’196        1’954’418               +222                 +0,0
 Hangbeitrag                                                         4’775’789       4’778’289              +2’500                 +0,1
 Steillagenbeitrag                                                        5’159           4’835                –323                –6,3
 Hangbeitrag für Rebflächen                                            244’110         236’045               –8’065                –3,3
 Alpungsbeitrag                                                        945’636         991’374             +45’738                 +4,8

Versorgungssicherheitsbeiträge                                     60’880’882      60’582’503             –298’379                 –0,5
 Basisbeitrag                                                       46’120’545      45’987’090            –133’455                 –0,3
 Produktionserschwernisbeitrag                                       4’193’037       4’186’849               –6’188                –0,1
 Beitrag für offene Ackerfläche und für Dauerkulturen               10’567’300      10’408’564            –158’736                  –1,5

Biodiversitätsbeiträge QI und QII                                  20’855’384       21’615’164            +759’780                 +3,6
Vernetzungsbeiträge                                                  5’512’775       5’991’400            +478’625                 +8,7
Landschaftsqualitätsbeiträge                                         8’157’915       8’141’011             –16’904                 –0,2
Produktionssystembeiträge                                           25’387’713      25’975’149            +587’436                 +2,3
 Beitrag für biologische Landwirtschaft                               3’472’512      3’702’086            +229’574                 +6,6
 Beitrag für extensive Produktion                                    3’106’140       3’064’160              –41’980                 –1,4
 Beitrag für graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion           3’495’095       3’539’253             +44’158                 +1,3
 Beitrag für besonders tierfreundliche Stallhaltung (BTS)            5’986’303       6’081’735             +95’432                 +1,6
 Beitrag für regelmässigen Auslauf im Freien (RAUS)                  9’327’663       9’587’915            +260’252                 +2,8

Ressourceneffizienbeiträge                                           2’529’990       2’573’148             +43’157                 +1,7
 Beitrag für emissionsmindernde Ausbringverfahren                    1’055’672       1’102’159             +46’487                 +4,4
 Beitrag für schonende Bodenbearbeitung                              1’139’164       1’029’003             –110’161                –9,7
 Beitrag für den Einsatz von präzisen Applikationstechniken            108’188         119’924              +11’735               +10,8
 Beitrag für sticktstoffreduzierte Phasenfütterung bei Schweinen       166’540         199’305             +32’765                +19,7
 Beitrag für Reduktion von Pflanzenschutzmitteln                        60’426         122’757             +62’331               +103,2

Sömmerungsbeiträge                                                      79’932          81’759               +1’827                +2,3
Übergangsbeiträge                                                    6’691’495       6’136’576            –554’919                 –8,3
Getreidezulage                                                                0      1’534’932          +1’534’932                    0
Einzelkulturbeiträge                                                 4’376’141       4’611’339            +235’198                 +5,4
 Raps, Sonnenblumen, Ölkürbisse, Öllein, Mohn und Saflor             1’812’944       1’867’474             +54’530                 +3,0
 Saatgut von Kartoffeln, Mais, Futtergräsern und -leguminosen           36’363          35’358               –1’005                –2,8
 Soja                                                                   89’350          67’870              –21’480               –24,0
 Ackerbohnen, Eiweisserbsen und Lupinen zu Futterzwecken               237’740         212’680              –25’060               –10,5
 Zuckerrüben zur Zuckerherstellung                                   2’199’744       2’427’957            +228’213                +10,4

Zwischentotal Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge             142’397’116     145’207’941          +2’810’825                 +2,0
Kürzungen, Nachzahlungen, Rückforderungen Vorjahre                    –621’976        –647’417             –25’442                 +4,1
 Kürzungen Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge                   –375’578        –390’376             +14’798                 +3,9
 Nachzahlungen für Vorjahre                                             49’863          75’097              –25’234               +50,6
 Rückforderungen von Vorjahren                                         –47’960        –102’764             +54’804               +114,3
 Abzug EU-Direktzahlungen                                                 –646                0               –646               –100,0
 Kürzung SAK-Begrenzung                                               –114’493        –122’866              +8’373                 +7,3
 Kürzung Altersbeschränkung                                           –133’162        –106’508             –26’655                 –2,0

Total ausbezahlte Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge         141’775’141     144’560’524          +2’785’384                 +2,0
Kantonale Naturschutzbeiträge                                          455’459         533’803             +78’344                +17,2
Beiträge Nitrat- und Phosphatprojekte                                  140’393         146’387              +5’994                 +4,3
Beiträge Ressourcenprojekt Bienen                                      620’642         620’495                 –147                +0,0

Total ausbezahlte Direktzahlungen und Beiträge                     142’991’635     145’861’209          +2’869’574                 +2,0

                                                                                                          Landwirtschaft Aktiv 2020    8
Landwirtschaft Aktiv 2020 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Waschplätze auf Landwirtschaftsbetrieben

Zur fachgerechten Reinigung von Motorfahrzeu-          für den grössten Teil der Gewässerverschmutzungen
gen, Maschinen, Geräten und Pflanzenschutz-            durch Pflanzenschutzmittel verantwortlich. Diese
spritzen ist die Realisierung eines Waschplatzes       Punktkontaminationen können mit einem dichten
auf Landwirtschaftsbetrieben betriebsnotwendig         Wasch- und Füllplatz verhindert werden. Waschplätze,
und somit auch zonenkonform. Was muss                  die zur Reinigung von Pflanzenschutzspritzen dienen,
beachtet werden, wenn ein Waschplatz erstellt          dürfen nicht in die Gemeindekanalisation eingeleitet
werden soll?                                           werden. Ist keine Güllegrube vorhanden, besteht die
                                                       Möglichkeit, das Spritzenwasser einer Verdunstungs-
                                                       anlage zuzuführen. In diesem Fall muss der Wasch-
                                                       platz gedeckt ausgeführt werden, da sonst die Kapa-
                                                       zität der Verdunstungsanlage durch die natürlichen
                                                       Niederschläge überschritten würde. Für Betriebe, wel-
                                                       che die Pflanzenschutzspritze nur gelegentlich brau-
                                                       chen und reinigen, gibt es auf dem Markt kostengüns-
                                                       tige mobile Füll- und Reinigungsplätze. Sie bestehen
                                                       aus einer dichten Plane mit Überlaufschutz.

                                                       Baugesuche für Waschplätze auf
                                                       Landwirtschaftsbetrieben
                                                       Die Realisierung eines Waschplatzes ist gestützt auf
Waschplatz für Feldspritzen.                           den Stand der Technik und die «gute bäuerliche Pra-
                                                       xis» zu beurteilen. Die Grösse des Waschplatzes muss
Ein geeigneter Waschplatz muss dicht (betoniert oder   den Betriebsverhältnissen angepasst sein. Waschplät-
asphaltiert) errichtet werden, damit das Waschwasser   ze sind nach Art. 22 Abs. 2 und 16a Abs. 1 Raum­
aufgefangen und richtig entsorgt werden kann. Übli-    planungsgesetz in Verbindung mit Art. 34 Abs. 1 und
cherweise entwässern Waschplätze in eine bestehen-     4 Raumplanungsverordnung betriebsnotwendig und
de Güllegrube, sofern eine vorhanden ist. Wasserge-    somit zonenkonform, sie können normalerweise
fährdende Stoffe wie Gülle und Pflanzenschutzmittel    schnell und unkompliziert bewilligt werden. Bund und
können dadurch aufgefangen und mit der Gülle ver-      Kantone unterstützen die Erstellung von Füll- und
mischt werden. Je nach Grösse des Waschplatzes ist     Waschplätzen für Spritz- und Sprühgeräte mit je
die Kapazität der Güllegrube zu beachten. Ist keine    maximal 25 Prozent der beitragsberechtigten Kosten
Güllegrube vorhanden, muss das Waschwasser in ei-      (Total max. Fr. 50’000.–).
nem Tank oder Schacht aufgefangen und fachgerecht
entsorgt werden.

Waschplätze für Pflanzenschutzspritzen
Die grösste Gefahr für die Gewässerverschmutzung
mit Pflanzenschutzmitteln besteht beim Befüllen und
Reinigen von Pflanzenschutzgeräten. Daraus entste-                        Peter Hänzi
hende Kontaminationen (Punktkontaminationen) sind                         Baugesuche und Raumplanung

                                                                                        Landwirtschaft Aktiv 2020    9
Landwirtschaft Aktiv 2020 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Rindviehställe:
Anforderungen & Entwicklungen

Die Rindviehbestände im Aargau entwickeln sich              Meine Meinung
seit über 20 Jahren rückläufig, trotzdem werden
aktuell viele grosse Ställe gebaut. Errichtet                                   «Früher habe ich sehr gerne
werden vorwiegend neue automatisierte Milch-                                    gemolken, weshalb mir der
viehställe. Es ist heute eine Herausforderung,                                  Entscheid für einen Melkro­
einen geeigneten Standort für Stallbauten zu                                    boter am Anfang schwer fiel.
finden. Bei der Standortwahl spielen neben                                      Heute bin ich aber froh, dass
raumplanerischen Aspekten vor allem die Min-                                    ich diesen Schritt gewagt
destabstände bezüglich Geruchs- und Ammonia-                Herbert Meier
                                                                                habe. Mein Ziel war es,
kemissionen eine wichtige Rolle. Ein Anfragege-             Landwirt,           wieder mehr Lebensqualität
                                                            Gemeinde Muri
such kann hier hilfreich sein (siehe Kasten).                                   zurückzugewinnen und mit
                                                                                mehr Tieren nicht mehr
Automatisierung im Milchviehstall                                               Arbeit zu haben als vorher.
Beim Stallneubau sind verschiedene Aspekte zu ver-                              Dies habe ich erreicht.»
einen: Raumplanung, Tierwohl, Umwelt, Wirtschaft-
lichkeit und Arbeitsprozesse. Gebaut wird vorwiegend      Weniger Emissionen und bessere Tiergesundheit
für grössere Tierbestände. Aus verschiedenen Überle-      Bei Erweiterungen oder Neubauten ab zwanzig Gross-
gungen werden heute für das Melken, das Entmisten         vieheinheiten Rindvieh, sind Massnahmen zur Vermin-
oder Füttern häufig Roboter eingesetzt. Roboter er-       derung von Ammoniakemissionen zu ergreifen. Im
möglichen eine reduzierte Arbeitsbelastung, besseres      Baugesuchsverfahren wird abgeschätzt, ob lediglich
Tierwohl sowie verringerte Emissionen. Ein automati-      vorsorgliche oder auch verschärfte Massnahmen zu
sierter Stall bedingt jedoch, dass die Roboter einwand-   ergreifen sind. Zu den vorsorglichen Massnahmen ge-
frei funktionieren. Störungen müssen sofort behoben       hören:
werden, nur so ist eine Vollauslastung möglich. Mit       – Oberflächen schaffen für raschen Abfluss von Harn
einem automatisierten Milchviehstall erreicht die Be-        im Stallbereich und im Laufhof (planbefestigten Bo-
triebsleiterfamilie eine höhere Lebensqualität. Die Be-      den mit Quergefälle und Harnsammelrinne oder
lastung nimmt ab und die Flexibilität wird gesteigert.       Spalten­boden);
                                                          – Rasches Abführen von Kot und Harn in den Berei-
                                                             chen Fressgang und Liegegang (Entmistungsschie-
 Anfragegesuch                                               ber mit Zwei-Stunden-Intervall oder Mistroboter).

 Mit dem Anfragegesuch kann die Bewilligungs­             Ein sauberer Stallboden dient neben der Reduktion der
 fähigkeit eines Bauvorhabens abgeklärt werden.           Ammoniakemissionen auch dem Tierwohl. Es wird
 Dafür reicht eine Einreichung der Unterlagen in          eine bessere Stallluft und eine erhöhte Klauengesund-
 reduzierter Form (Stufe Vorprojekt ausreichend).         heit erreicht. Dies wirkt sich positiv auf die Gesundheit
 Ein Anfragegesuch bietet folgende Vorteile:              der Tiere aus.
 • Grosse Planungssicherheit, da sämtliche Fach-
    stellen durchlaufen werden (analog einem Bau-
    gesuch).
 • Fehlende Dokumente für Baugesuchseingabe
    werden aufgelistet.
 • Keine öffentliche Auflage.
 • Kostengünstiger als Baugesuch.                                            Anja Frei
                                                                              Baugesuche

                                                                                           Landwirtschaft Aktiv 2020    10
Unterhalt von Meliorationswerken

Im Kanton Aargau belaufen sich die baulichen         mäss § 28 des Landwirtschaftsgesetzes des Kantons
Investitionen in landwirtschaftliche Infrastruktu-   Aargau (LwG AG) müssen die Gemeinden den Unterhalt
ren, welche im Rahmen von Gesamtmeliora­             dieser Anlagen sicherstellen.
tionen getätigt wurden, auf rund 450 Millionen
Franken. Meliorationswerke oder Bodenver­            Organisation & Finanzierung des Unterhalts
besserungen sind landwirtschaftliche Infrastruk-     Um den Unterhalt der Anlagen zweckmässig zu orga-
turanlagen wie Wege, Drainagen oder Wasser-          nisieren, erstellen die Gemeinden in Zusammenarbeit
versorgungen für Aussenhöfe. Diese Werke             mit der Sektion Strukturverbesserungen & Raumnut-
werden hauptsächlich im Zusammenhang mit             zung von Landwirtschaft Aargau (LWAG) ein detaillier-
sogenannten Gesamtmeliorationen erstellt.            tes Unterhaltsreglement. Die Finanzierung von bauli-
                                                     chen Werterhaltungsmassnahmen ist primär Sache der
Die von Bund und Kanton unterstützten Bodenverbes-   Gemeinden. Bund und Kanton können sich jedoch an
serungs- und Meliorationswerke werden nach der Er-   den Kosten zur Sanierung oder zum Ersatz nach Ablauf
stellung den Gemeinden zu Eigentum übergeben. Ge-    der technischen Lebensdauer der Werke beteiligen.

Ausgeschwemmter Weg wegen mangelhaftem Unterhalt.

                                                                                  Landwirtschaft Aktiv 2020    11
Meine Meinung

                                                                                   «Der Unterhalt der Wege
                                                                                   und Drainagen wird leider
                                                                                   von den Gemeinden oft
                                                                                   stiefmütterlich behandelt.
                                                                                   Zielführend wäre ein syste­
                                                                                   matischer Ansatz sowohl für
                                                            Herbert Schmid         den Unterhalt als auch für
                                                            Landwirt, Gemein-      die periodischen Instandstel­
                                                            de Wittnau und
                                                                                   lungen. Zudem zeigt sich,
                                                            Präsident der
                                                            Gesamtmelioration      dass der Unterhalt von
                                                            Eiken und Präsident    Mergelstrassen im Hügelge­
                                                            der Begleitkom­
                                                            mission der            biet eine sehr grosse Her­
                                                            Gesamtmelioration      ausforderung ist und oft,
                                                            Othmarsingen
                                                                                   wohl aus Kostengründen,
                                                                                   nicht ganz Fachgerecht
                                                                                   ausgeführt wird.»

Vernachlässigter Unterhalt der Drainagesammelleitung.

Unterhaltskosten der bestehenden Werke                    Unterhaltskontrollen in den Gemeinden
Keine Finanzhilfen von Bund und Kanton werden für         Der Kanton hat von Gesetzes wegen darüber zu wa-
den laufenden betrieblichen Unterhalt der Werke ge-       chen, dass die subventionierten Meliorationswerke
währt. Die laufenden Unterhaltsarbeiten gehen zulasten    sachgemäss unterhalten werden. Weiter hat er bezüg-
der Gemeinden. Gemäss kantonalem Landwirtschafts-         lich des Unterhalts Rechenschaft gegenüber dem Bund
gesetz können dafür die Grundeigentümerinnen und          abzulegen. LWAG führt deshalb in den Aargauer Ge-
-eigentümer zu Beitragsleistungen verpflichtet werden.    meinden periodische Unterhaltskontrollen vor Ort
Aus Umfragen bei den Gemeinden geht hervor, dass im       durch. Ebenso erhebt LWAG jährlich bei ausgewählten
ganzen Kanton jährlich rund 9 Millionen Franken für den   Gemeinden die getätigten Massnahmen zum Unterhalt
Unterhalt beziehungsweise Werterhalt der Bodenver-        von Meliorationsanlagen. Zudem wird ein Meliorations-
besserungsanlagen aufgewendet wird.                       kataster und ein Archiv über die Ausführungspläne der
                                                          Meliorationswerke geführt.
Beiträge von Bund und Kanton für Erneuerungen
und Wiederinstandstellungen
Für Wiederinstandstellungen, die über den laufenden
Unterhalt hinausgehen und für Ersatzbauten nach Ab-
lauf der technischen Lebensdauer, können Bund und
Kanton finanziell Unterstützung gewähren. LWAG löst
durch diese sogenannten periodischen Wiederinstand-                               Roman Zimmermann
stellungs- (PWI-) und Erneuerungsprojekte jährliche In-                           Strukturverbesserungen

vestitionen in der Höhe von 5 bis 8 Millionen Franken
aus.

                                                                                             Landwirtschaft Aktiv 2020    12
Wie wird das Kulturland im Aargau genutzt?

Die Umwandlung von der numerischen Erfas-                 tons Aargau beträgt 60’545 Hektar (inklusive 66 Hek-
sung der Nutzungsflächen hin zur GIS-basierten            tar Sömmerungsflächen).
Erfassung ist abgeschlossen. 2019 beträgt die
Landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) im Kanton             Wie wird die LN im Kanton Aargau genutzt?
Aargau 60’545 Hektar.                                     Diese umfassende Datengrundlage erlaubt nun eine
                                                          differenzierte Betrachtung der LN im Aargau. So be-
Mit der GIS-basierten Erfassung der LN wurde ein          trägt der LN-Anteil an der Gesamtfläche des Kantons
wichtiger Schritt in der digitalen Transformation im      Aargau 43 Prozent. Werden die einzelnen Nutzungsar-
Bereich der Landwirtschaft getan und damit eine zu-       ten kategorisiert (siehe Abbildung unten). So ist zu er-
verlässige Datengrundlage geschaffen. Zwischen 2015       kennen, dass von der gesamten LN 43 Prozent als of-
und 2017 wurden die Nutzungsflächen aller direktzah-      fene Ackerflächen, 17 Prozent als Kunstwiesen und 37
lungsberechtigter Landwirtschaftsbetriebe sowie grö-      Prozent als Dauergrünland bewirtschaftet werden. 3
sseren «Hobbybetriebe» mit Unterstützung der Kom-         Prozent sind übrige LN wie Dauerkulturen oder Kultu-
munalen Erhebungsstelle Landwirtschaft (KEL) im GIS       ren in geschütztem Anbau.
erfasst. 2018 wurden die Rebflächen sowie die Nut-
zungsflächen ausserkantonaler Bewirtschafter im           LN in den Bezirken
Aargau ergänzt. Im Zuge der Bestriebsstrukturdate-        Auswertung der GIS-Daten zeigen Unterschiede zwi-
nerhebung 2019 wurde mit der Restflächenerfassung         schen den Bezirken auf, so haben die Bezirke Zurzach
der kleineren «Hobbybetriebe» nun die letzten Nut-        (58 Prozent), Lenzburg (51 Prozent) und Bremgarten
zungsflächen im Aargau räumlich im GIS erfasst. Auch      (51 Prozent) einen hohen Anteil an Offener Ackerfläche
hier erfolgte die Erfassung grösstenteils über die KEL.   im Verhältnis zu ihrer gesamten LN (siehe Abbildung
Damit steht seit 2019 die LN erstmals komplett räum-      Seite 14). Aarau (55 Prozent) und Kulm (52 Prozent)
lich im GIS im Aargau zur Verfügung. Die LN des Kan-      haben dagegen einen hohen Anteil an Dauergrünland.

                         Übrige LN
                           3%

                                                                        Offene
  Dauergrün-                                                          Ackerfläche
   flächen                                                               43 %
     37 %

                                    Kunstwiese
                                       17 %

LN-Kategorien Kanton Aargau 2019.

                                                                                        Landwirtschaft Aktiv 2020    13
Karte Landwirtschaftliche Nutzfläche Kanton Aargau 2019 mit der Verteilung der Nutzungskategorien (offene Ackerfläche, Kunstwiese
und Dauergrünland) in den einzelnen Bezirken.

                                                                                                            Landwirtschaft Aktiv 2020    14
Der Bezirk Muri hat zudem mit 9’389 Hektar die gröss-          Die räumlich erfassten Nutzungsflächen stehen für
te Gesamtsumme aller Bezirke an LN. Mit einem Anteil           vielfältige Anwendungen zur Verfügung, die in Zukunft
von 68 Prozent hat Muri ausserdem den höchsten                 vermehrt genutzt werden sollen. So ist es erstrebens-
LN-Anteil an der Bezirksfläche im Aargau. Die Bezirke          wert, dass die Daten in weiteren Systemen wie Wie-
Aarau (29 Prozent) und Baden (35 Prozent) habe dage-           senjournal, Nährstoffbilanzen oder GIS-basierter Land-
gen aufgrund ihrer grossen Siedlungsfläche einen sehr          technik genutzt werden können. Und auch für
geringen LN-Anteil.                                            vielfältige Planungs-, Projekt- oder Forschungsarbeiten
                                                               sind die GIS-Daten von grossem Wert.
Hanglagen
Erwartungsgemäss liegen das Dauergrünland und die
übrige LN zu einem grösseren Anteil in steileren Lagen
als offene Ackerflächen oder Kunstwiesen (siehe Abbil-
dung unten). Es ist weiter zu erkennen, dass 8 Prozent
der offenen Ackerflächen in den potenziell erosionsge-
fährdeten Hanglagen von 18 – 35 Prozent bewirtschaf-                               Maximilian Kapherr
tet werden. Ob diese Flächen effektiv ein erhöhtes Ero-                            Labiola und GIS

sionsrisiko darstellen, müsste im Detail analysiert
werden.

Ausblick
Rückmeldungen von Landwirtinnen und Landwirten
bestätigen, dass mit der GIS-basierten Flächenerfas-
sung die Betriebsstrukturdatenerhebung vereinfacht
werden konnte. Neu kann zum Beispiel der Flächenab-
tausch von Nutzungsflächen zwischen den Betrieben
ohne komplette Neuerfassung der Flächen durchge-
führt werden.

                         Anteil Hanglagen der LN im Kanton Aargau

          Übrige LN

     Dauergrünland

        Kunstwiese

Offene Ackerfläche

                        0             20            40       60          80            100
                                                         %

                            < 18 %           18 – 35 %       35 – 50 %        > 50 %

Anteil Hanglagen nach Nutzungskategorien Aargau 2019.

                                                                                               Landwirtschaft Aktiv 2020    15
Am Puls des landwirtschaftlichen
Bodenmarkts 2019

Landwirtschaft Aargau hat im Jahr 2019 als                           Neue Anleitung für die Schätzung
kantonale Bewilligungsbehörde 1’298 Boden-                           des landwirtschaftlichen Ertragswerts
und 131 Pachtrechtsgesuche bewilligt.                                Seit dem 1. April 2018 ist die neue Schätzungsanlei-
                                                                     tung für die Bemessung des landwirtschaftlichen Er-
Landhandel                                                           tragswerts in Kraft. Auch dieses Jahr wurden wieder
Im Jahr 2019 wurden rund 355 Hektar landwirtschaft-                  viele Ertragswertschätzungen nach neuem Reglement
liche Flächen und zwölf landwirtschaftliche Gewerbe                  2018 berechnet und zur Genehmigung des Ertrags-
ausserhalb der Verwandtschaft veräussert. Im Ver-                    werts und der Belastungsgrenze eingereicht. Geplan-
gleich zum Vorjahr wurden vier landwirtschaftliche Ge-               te Projekte oder Landzukäufe können in aktuellen
werbe zusätzlich veräussert. Landwirtschaft Aargau                   Schätzungen bereits mitberücksichtigt und eingerech-
begleitet diese Handänderungen nicht nur als Bewilli-                net werden. Eine Schuldbrieferhöhung kann jedoch
gungsbehörde, sondern auch als unabhängige und                       nur mit einer rechtskräftigen Baubewilligung bewilligt
neutrale Beraterin und informiert über die rechtlichen               werden. Ebenfalls wurde das Pachtzinsreglement neu
Möglichkeiten.                                                       ausgestaltet. Es wurden im Jahr 2019 Pachtzinsen für
                                                                     zwölf Gewerbe bewilligt, unter anderem für Zinsan-
Landpreise                                                           passungen für laufende Verträge, berechnet nach neu-
Im Jahr 2019 wurden für landwirtschaftliche Grund-                   em Reglement.
stücke Fr. 2.50 bis Fr. 13.– / m2 bezahlt. Durchschnittlich
lag der Kaufpreis bei Fr. 6.37 / m2. Zur Bestimmung des
gesetzlichen Höchstpreises ist eine Besichtigung und
Bewertung des Grundstücks vor Ort nötig. Der Pächter
oder die Pächterin kennen die Bewirtschaftungsver-
hältnisse am besten. Deshalb ist es Landwirtschaft
Aargau ein Anliegen, dass er oder sie bei der Bege-                                       Daniela Meier
hung dabei ist. Die Preise sind regional unterschied-                                     Bodenrecht /Pachtrecht
lich. So findet man die höchsten Preise in der Region
Entfelden und die tiefsten Werte im Mettauertal.

 Bodenrecht                                                                                    2018                             2019

                                                                             Anzahl   LN ha    Preis*    Anzahl      LN ha     Preis*
 Geschäfte                                                                    1’279                       1’298
 Erworbene Grundstücke (landwirtschaftliche Grundstücke inklusive Gebäude)     270     340     35,58        265        355      34,65
 Erworbene Gewerbe                                                              10      173    14,91         12        182      20,15
 Entlassungen aus BGBB                                                          79                           77
 Zerstückelungen                                                                112                         136
 Pfandverträge genehmigt                                                       249                          263
 Belastungsgrenzen festgelegt                                                   83                           98
 Beschwerden                                                                     0                            2
*in Millionen Franken

 Pachtrecht                                                                                    2018                             2019
                                                                                              Anzahl                          Anzahl
 Geschäfte                                                                                       145                              131
 Bewilligte verkürzte Pachtdauer                                                                 107                               83
 Genehmigte Pachtzinse (landwirtschaftliche Gewerbe)                                               6                               12
 Parzellen Verpachtung                                                                            12                               13

 Beschwerden                                                                                       0                                0

Statistik Landwirtschaft Aargau: Auswertung Jahre 2018 und 2019.

                                                                                                        Landwirtschaft Aktiv 2020    16
Liebegg 2019 – gerüstet für 20+

Seit Anfang 2019 ist das Landwirtschaftliche                       Effiziente Netzwerke – effektive Ergebnisse
Zentrum Liebegg vollständig dem Departement                        Blanke Zahlen tragen der Dynamik im Liebegger Alltag
Finanzen und Ressourcen, Landwirtschaft Aargau                     aber nur ungenügend Rechnung. Die Liebegger Mit-
angegliedert. Die mit der Überführung verbunde-                    arbeitenden leisten unzählige Stunden an der Kunden-
nen admini­strativen Vereinfachungen haben                         front, sei es als Lehrer/-in, Kursleiter/-in, Berater/-in,
sich bereits im ersten Jahr positiv ausgewirkt.                    Arbeitskreismoderator/-in, auf dem Ausbildungs- und
                                                                   Versuchsbetrieb, im Schulgarten, am Sekretariats-
                                                                   empfang, am Buffet im Tagungszentrum oder im Rei-
                                                                   nigungsdienst und geben dabei an ihrem Platz ihr Bes-
                                                                   tes. Dabei ist allen bewusst, dass die Zukunft für die
                                                                   Land- und Ernährungswirtschaft laufend neue Heraus-
                                                                   forderungen bringt, die wir als Kompetenzzentrum ge-
                                                                   meinsam, frühzeitig und mit Weitblick anzugehen ha-
                                                                   ben. Neue Entwicklungen in den Bereichen Klima,
                                                                   Ressourceneffizienz und Digitalisierung erfordern lau-
                                                                   fend neue Kompetenzen, welche nur in einem effizi-
                                                                   enten Netzwerk erarbeitet werden können, wenn sie
                                                                   den Bauernfamilien nutzbringend weitervermittelt
                                                                   werden sollen. Als zukunftsorientierte Wissensver-
                                                                   mittlerin ist die Liebegg aber nicht nur auf agile Mit­
                                                                   arbeitende, sondern auch auf einfache und zweck­
                                                                   mässige administrative Abläufe angewiesen. Die
Das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg ist das Kompetenzzentrum   Erfahrungen im ersten Jahr nach der Auflösung der
für Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Ernährung im Aargau.
                                                                   Doppelunterstellung haben bereits Wirkung gezeigt,
                                                                   indem einige interne Prozesse entschlackt werden
7 Bildungsgänge, 25 Klassen mit über 380 Lernenden,                konnten. Diese Erkenntnis stimmt sehr zuversichtlich,
480 Weiterbildungshalbtage mit 20’400 Kursteilneh-                 dass die Institution Liebegg für die kommenden Jahre
merhalbtagen, 205 Publikationen in Online- und Print-              bestens gerüstet ist und den Aargauer Bauernfamilien
medien, 85’000 Besuche auf der Webseite, 19 Arbeits-               die Unterstützung in der geforderten Quantität und
kreise, über 700 Beratungen im öffentlichen Interesse,             Qualität bieten kann.
28 Praxisversuche und 11 zukunftsorientierte Projekte
mit verschiedenen Partnerorganisationen sind beacht-
liche Kennzahlen zum Liebegger Tagesgeschäft 2019.
Zusätzlich wurden im Auftrag der Branchen überbe-
triebliche Kurse im Umfang von gegen 700 Lernenden-
tagen organisiert. Der Ausbildungs- und Versuchsbe-
trieb war mit rund 15’000 Teilnehmendenstunden pro                                      Hansruedi Häfliger
Jahr wiederum gut frequentiert, und das Tagungszen-                                     Direktor Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg

trum verzeichnete letztes Jahr eine Rekord-Auslastung.
Diese Leistungen wurden von insgesamt 44 Vollzeit-
stellen, verteilt auf 80 Personen, mit einem Netto-
Staatsbudget von rund 5 Millionen Franken erbracht.

                                                                                                     Landwirtschaft Aktiv 2020    17
Fachexkursion: Ein Blick über die Grenze

Im Rahmen der Ausbildung zum Landwirt bezie-                  Meine Meinung
hungsweise zur Landwirtin EFZ ist die Fachex-
kursion nach Deutschland im 3. Lehrjahr fester                                         «Für mich ist es interessant,
Bestandteil des Unterrichts am Landwirtschaftli-                                       die Landwirtschaft und ihre
chen Zentrum Liebegg. Das Ziel ist, den Lernen-                                        Dimensionen in anderen
den einen Einblick in die landwirtschaftlichen                                         Ländern zu entdecken und
Strukturen, das agrarpolitische Umfeld und die                                         so viele neue Sachen zu
Ausbildung zum Landwirt beziehungsweise zur                                            sehen und kennenzulernen.»
Landwirtin in Deutschland zu geben.
                                                              Claudio Brogle
                                                              Lernender Landwirt
In Zusammenarbeit mit der Akademie für Landbau und            EFZ im 3. Lehrjahr
Hauswirtschaft in Kupferzell (D) stellt das Landwirt-
schaftliche Zentrum Liebegg (LZL) jährlich ein Exkur-
sionsprogramm mit spannenden Betriebsbesuchen für
die Lernenden zusammen. Das Bundesland Baden-
Württemberg bietet dazu ideale Voraussetzungen. Es
ist flächenmässig beinahe so gross wie die Schweiz,
hat aber eine grössere landwirtschaftlich genutzte Flä-
che, die von rund 35’000 Betrieben bewirtschaftet
wird. Die Region ist aus landwirtschaftlicher Sicht sehr
vielseitig. Die Landkreise Hohenlohe und Schwäbisch
Hall sind bekannt als Region mit Schweine-, Milchvieh-
und Trutenhaltung. Insgesamt acht bis zwölf Prozent
der Tierhaltungsbetriebe Deutschlands sind in Ba-
den-Württemberg zu finden. Neben der Tierhaltung im
Osten von Baden-Württemberg spielen im Westen des
Bundeslands Spezialkulturen eine bedeutende Rolle.

Landwirt/in werden in Deutschland                           Die Energieproduktion spielt auf deutschen Betrieben eine grosse Rolle.

In Baden-Württemberg werden die Aus- und Weiter-
bildungen in den beiden Fachbereichen Landbau und
Hauswirtschaft in der Akademie für Landbau und
Hauswirtschaft in Kupferzell angeboten. Nach Ab-
schluss der dreijährigen Grundbildung besteht die
Möglichkeit, diverse Weiterbildungen bis zum Ab-
schluss der Meisterprüfung anzuhängen. Für die Ler-
nenden des LZL war es interessant zu sehen, wie die
Ausbildung ihres Berufs in einem anderen Land orga-
nisiert ist.

Vom Land- zum Energiewirt
Zukünftige Entwicklungen in der Land- und Ernäh-
rungswirtschaft betreffen die angehenden Landwir-
tinnen und Landwirte EFZ direkt. Daher war es auch
umso lernreicher, vor Ort zu erleben, wie sich die Po-      Schweizer Lernende aus dem 3. Lehrjahr auf einem Deutschen
litik auf die Strukturen von landwirtschaftlichen Betrie-   Milchviehbetrieb mit 300 Kühen.

                                                                                                   Landwirtschaft Aktiv 2020    18
ben auswirkt. In Deutschland macht neben der Pro-                        finieren und mit den Schweizer Verhältnissen verglei-
duktion von Lebensmitteln diejenige von Energie einen                    chen können, müssen sie diese in Form eines Referats
Grossteil des Einkommens der Betriebe aus. Im Aus-                       an einem öffentlichen Vortragsabend präsentieren.
tausch mit Betriebsleitenden erfuhren die Lernenden                      Jeweils im November gibt es einen Gegenbesuch der
aus erster Hand, welchen Einfluss der stetige Struk-                     Lernenden aus Kupferzell. An zwei Tagen erhalten sie
turwandel und die Agrarpolitik auf den Alltag hat.                       einen Einblick in die Landwirtschaft im Kanton Aargau
                                                                         und den umliegenden Kantonen. Die Partnerschaft mit
Bio in der EU                                                            der Schule aus Kupferzell besteht bereits seit dem Jahr
Am LZL haben Lernende die Möglichkeit, den Schwer-                       2002. Daraus haben sich gute Bekanntschaften ent-
punkt Biolandbau zu wählen. Teil des Programms der                       wickelt.
Fachexkursion ist der Besuch eines deutschen Biobe-
triebs. Auch hier ist das Ziel, das eigene Wissen und                    Mit grenzüberschreitenden Exkursionen erweitern die
die eigenen Erfahrungen aus der aargauischen Land-                       Lernenden nicht nur ihr Wissen an neuen Produkti-
und Ernährungswirtschaft mit derjenigen im benach-                       onstechniken. Der Austausch gibt Einblicke in das
barten Deutschland zu spiegeln. Beeindruckt hat die                      Arbeitsleben von Familienbetrieben aus benachbarten
Lernenden insbesondere der Aufbau einer nachhalti-                       Ländern und fördert dadurch das gegenseitige Ver-
gen Regionalwirtschaft im Raum Freiburg. So arbeiten                     ständnis.
in diesem Projekt lokale Kapitalgeber mit lokalen Land-
wirtschaftsbetrieben zusammen. Im Austausch mit
deutschen Lernenden wurde offene Fragen geklärt
und Wissen vertieft.

Exkursion mit Nachwirkung
Damit die Lernenden ihre Eindrücke auch nochmals                                                Martina Häfliger
reflektieren, die wichtigsten Erkenntnisse für sich de-                                         Tierhaltung und Biolandbau

Ein Besuch bei einem Hersteller von landwirtschaftlichen Maschinen gehört zur Exkursion dazu.

                                                                                                            Landwirtschaft Aktiv 2020    19
Sozialversicherung und Vorsorge –
Was ist zeitgemäss?

Ab 2022 soll für den Erhalt von Direktzahlungen                    Meine Meinung
ein minimaler Versicherungsschutz für den auf
dem Betrieb mitarbeitenden (Ehe-) Partner                                                  «Seit Generationen passen
obligatorisch sein. Am Agrarpolitik-Abend an                                               sich die Bäuerinnen den
der Liebegg wurde über diese Forderung mit                                                 Betrieben und den darauf
Verbandsspitzen, der Agrisano AG und dem                                                   bestehenden Familienstruk­
Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) diskutiert.                                             turen an. Die Frauen stellen
                                                                                           ihre eigenen Bedürfnisse an
                                                                                           letzter Stelle, zuerst kommt
                                                                   Lotti Baumann
                                                                   Präsidentin Aargau-
                                                                                           immer das Wohlergehen der
                                                                   ischer Landfrauen-      Familie und des Betriebs. Es
                                                                   verband
                                                                                           ist Zeit, dass die Arbeit der
                                                                                           Bäuerin nicht bloss mit
                                                                                           schönen Worten verdankt,
                                                                                           sondern mit Lohn und
                                                                                           sozialer Absicherung vergol­
                                                                                           ten wird.»

                                                                 Appell der Verbandsspitzen
                                                                 Lotti Baumann, Präsidentin des Aargauischen Land-
Das Podium v.l.n.r.: Daniel Meyer BLW, Peter Estermann Liebegg   frauenverbandes (ALFV) betonte, dass es in der heu-
(Moderation), Lotti Baumann ALFV, Alois Huber BVA.
                                                                 tigen Zeit selbstverständlich sein sollte, die Arbeit der
                                                                 Bäuerin durch eine Lohnzahlung sowie dem Abrech-
Marco Käppeli (Agrisano) erklärte als erster Referent,           nen von Sozialleistungen zu anerkennen, genau gleich
dass die Landwirtschaft ein Sonderfall darstellt, da             wie jene des Betriebsleiters. Ob es der richtige Weg
sich mitarbeitende Familienmitglieder nicht obligato-            ist, diese Forderung politisch an die Direktzahlungen
risch für die Arbeitslosen- und Unfallversicherung so-           zu knüpfen, dabei waren sich die Anwesenden unei-
wie die berufliche Vorsorge versichern müssen. Weiter            nig. Die Tatsache, dass ein minimaler Versicherungs-
thematisierte Käppeli die Aufteilung des Einkommens              schutz für jeden Betriebsleiter und jede Betriebsleite-
auf Familienbetrieben. Er hielt klar fest, dass eine Auf-        rin auf freiwilliger Basis selbstverständlich sein sollte,
teilung erst ab einem Einkommen von Fr. 60’000.–                 bezweifelt niemand. Alois Huber, Präsident des
Sinn macht. Ansonsten sei die Gefahr einer tiefen                Aargauer Bauernverbandes (BVA) gab zu bedenken,
IV-Rente bei Invalidität des Betriebsleitenden gross.            dass die finanzielle Lage eines Betriebs möglicherwei-
                                                                 se das Sparen in der Vorsorge einschränke. Eine mi-
Der obligatorische Versicherungsschutz                           nimale Abdeckung für Tod und Invalidität oder Ver-
kommt mit der AP 22+                                             dienstausfall muss für jeden Betrieb aber möglich
Daniel Meyer vom Fachbereich Direktzahlungen im                  sein. Wichtig sei, dass bei der Besprechung dieser
BLW präsentierte, wie die Forderung nach einem ob-               Themen Mann und Frau am Tisch sitzen.
ligatorischen Sozialversicherungsschutz für mitarbei-
tende Ehegatten in der AP 22+ umgesetzt werden soll.
Nicht alle Betriebe sind eingeschlossen. Laut Meyer
sind schweizweit rund 15’000 Betriebe betroffen, wel-
che die Kriterien (ungenügendes Nebeneinkommen,
Altersgrenze, Mitarbeit auf dem Betrieb etc.) erfüllen.
Verlangt wird eine Risiko-Vorsorge für Invalidität und                                   Peter Estermann
Tod und unter Umständen eine Taggeldversicherung.                                        Agrarwirtschaft

                                                                                                      Landwirtschaft Aktiv 2020    20
Futtersorghum als Absicherung
gegen Sommertrockenheit

Die wärmeliebende Hirse aus Afrika ist pflege-                           Meine Meinung
leicht und erträgt extreme Sommertrocken-
heit. Sie eignet sich als energiebetontes Struktur-                                              «Sorghum produziert in
futter mit wenig Geschmack für wenig an-                                                         unserem Gebiet Futter,
spruchsvolle Tiere, vorab in Mischung mit Mais-                                                  wenn anderes Gras versagt.
und Grassilage. Futtersorghum empfiehlt sich                                                     Ich nutze die Pflanze nicht
als Haupt- oder Zwischenkultur.                                                                  mehr als Hauptfrucht,
                                                                                                 sondern als Zwischenfutter
Die zunehmende Sommertrockenheit stellt auch die                                                 nach Gerste oder Gras und
                                                                          Stefan Jegge
Aargauer Landwirtschaft vor grosse Herausforderun-                        Landwirt,              siliere dieses ins Fahrsilo.
gen. Um das Risiko für Ertragsausfälle zu verkleinern,                    Gemeinde Kaisten       Das strukturreiche Futter
haben Pioniere aus dem Fricktal damit begonnen, Fut-                                             bewährt sich bei Galtkühen
tersorghum anzubauen. Der Liebegger Weiterbil-                                                   und Rindern, in Mischration
dungsanlass «Sorghum wegen Klimawandel» gab auf-                                                 auch bei den Milchkühen.»
schlussreiche Erkenntnisse zu dessen Bedeutung,
Anbautechnik und Verwendung.
                                                                       kompensiert Futterausfälle aus Natur- und Kunstwie-
Silage muss sorgfältig verdichtet werden                               sen. Dank dem hohen Zuckergehalt lässt es sich mit
Auch in trockenen Jahren wächst Sorghum 3 bis 4 m                      28 – 32 Prozent TS gut zu Silage vergären, muss aber
hoch und liefert als Hauptkultur einen Ertrag von                      besonders sorgfältig verdichtet werden. In Mischung
130 –160 dt Trockensubstanz (TS) / ha. Für sommertro-                  mit Maissilage verbessert sich die Schmackhaftigkeit.
ckene Gebiete gibt dieses Gras Ertragssicherheit und                   Damit kann das strukturreiche Futter nicht nur Rindern

Sorghumernte Ende August 2018: Im Unterschied zu den Naturwiesen liefert Sorhgum auch bei Trockenheit hohe Erträge.

                                                                                                             Landwirtschaft Aktiv 2020    21
Steckbrief Sorghum
                                                      Sorghumarten       – Körnersorghum (Sorghum bicolor) für
                                                                            Körner-, Faser- und Futternutzung
                                                                         – Sudangras (Sorghum sudanese) zu
                                                                            Futterzwecken
                                                                         – Hybridsorghum (Sorghum bicolor ×
                                                                           Sudangras) zur Futter- und Energienutzung
                                                      Bodenbearbeitung   Feines, gut abgesetztes Saatbeet,
                                                                         ähnlich wie bei Mais und Zuckerrüben
                                                      Saatmenge          20 – 35 Samen / m2, je nach Sorte
                                                      Saattiefe          3 – 4 cm
                                                      Reihenabstand      30 – 70 cm
                                                      Düngung            Pro Hektar 90 – 120 kg N, 100 kg P2O 5, 160 kg
                                                                         K 2O, gülle- und mistverträglich
                                                      Pflege             Mechanische oder chemische
                                                                         Unkrautbekämpfung

                                                      Keine Probleme mit Wildschweinen
                                                      Der Anbau von Sorghum verlangt Gunstlagen des Tal-
                                                      gebiets und mittelschwere, sich rasch erwärmende
                                                      Böden. Als Hauptkultur erfolgt die Aussaat im Mai bei
                                                      einer Bodentemperatur von mindestens 12 °C, die Ern-
                                                      te im September. Eine frühreife Sorte kann auch als
                                                      Zwischenfutter nach Gerste oder zwei Grasschnitten
                                                      Ende Juni angebaut werden. Sorghum ist pflegeleicht
                                                      und hofdüngerverträglich, läuft aber langsam auf und
                                                      verlangt eine wirksame Strategie zur Unkrautbekämp-
                                                      fung. Mit Krankheiten und Schädlingen – auch mit
                                                      Wildschweinen – hat diese einjährige Hirsenart keine
                                                      Probleme. Aus diesen Gründen ist Sorghum für viele
                                                      Betriebe in sommertrockenen Gebieten eine interes-
Die aus Afrika stammende Hirse ist wärmeliebend und   sante Alternative oder Ergänzung zu Mais.
trockenheitsresistent.

und Galtkühen, sondern auch laktierenden Kühen
als nährstoffhaltige Strukturkomponente verfüttert
werden. Im Unterschied zu Stroh beträgt der Nähr-
stoffgehalt immerhin 5–6 MJ Nettoenergielaktation
(NEL) und 60 – 65 g absorbierbares Protein im Darm                       Herbert Schmid
(APDE) / kg TS.                                                          Futterbau

                                                                                        Landwirtschaft Aktiv 2020    22
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