LAVAUX WELTERBE IN GEFAHR - FRANZ WEBER - Fondation Franz Weber
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u n a b h ä n g i g — u n e r s c h r o c ke n — ko m p e t e n t JOUR NA L FRANZ WEBER Apr i l | M a i | Ju n i 2 021 | Nr. 1 36 LAVAUX WELTERBE IN GEFAHR f f w. c h
Jetzt Flagge zeigen INHALT gegen Massen tierhaltung. KAMPAGNENMATERIAL BESTELLEN: www.massentierhaltung.ch/material Editorial 3 En Bref 4–5 Die Blockade am Suezkanal mit dem Container- schiff «Ever Given» hat es brutal vor Augen Nicht die Fledermaus, sondern der Mensch forciert Pandemien 6–9 geführt: Tierquälerei durch Massentierhaltung ist Das Karibik-Projekt Gran Seaflower kommt dank professionellem ein globales Problem. Wenn auf einem Schiff eine Verhandlungsgeschick auf höchster Ebene voran 10 – 12 Vielzahl von Tieren auf ihrem langen Weg zur Schlachtbank in ein anderes Land verenden, geht Die Tragödie im Suezkanal ist auch eine Folge der Massentierhaltung 13 – 15 uns das alle etwas an – und darum gehört die Die wichtigen Aktivitäten von FFW und Helvetia Nostra auf einen Blick 16 – 27 Massentierhaltung weltweit abgeschafft. Lavaux – Welterbe in Gefahr 28 – 29 Seite 13 Rechte Parteien in Spanien verteidigen den Stierkampf bis aufs Blut 30 – 31 Dank der Rapid Response Facility gibt es schnelle Hilfe für akute Not 32– 35 Das Tier ist ein denkendes Wesen 36 – 39 Wenn jetzt nichts geschieht, stirbt der Wüstenelefant für immer aus 40 – 42 Heftige Regenfälle und sture Behörden verzögern den Einzug in den neuen Gnadenhof Equidad 44 – 47 Wenn es um den Natur- und Landschaftsschutz geht, brennt es in der Schweiz an allen Ecken und Enden. Darum braucht es die Fondation Franz Weber und ihre Schwesterorganisation Helvetia IMPRESSUM Nostra mehr denn je. In einem spannenden Über- EINE PUBLIKATION DER FONDATION FRANZ WEBER blick zeigen wir detailliert auf, wo die FFW überall CHEFREDAKTION: Vera Weber und Matthias Mast aktiv ist zum Schutz unserer schönen Heimat. REDAKTION: Matthias Mast, Vera Weber, Anna Zangger, Peter Wäch, Seite 16 Jean-Charles Kollros, Ruth Toledano, Adam Cruise, Alika Lindbergh, Rebekka Gammenthaler, Alejandra García, Leonardo Anselmi ERSCHEINT 4 x im Jahr LAYOUT/GRAFIK: Gianpaolo Burlon DRUCK: Swissprinters AG ABONNEMENTE: Journal Franz Weber, Abo, Postfach 257, 3000 Bern 13, Schweiz T: +41 (0)21 964 24 24 | E-Mail: ffw@ffw.ch | www.ffw.ch | | Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck von Fotos oder Texten nur mit Genehmigung der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotos kann keine Verantwortung Der Weg war steinig und noch immer gilt es, diver- übernommen werden. se Hindernisse zu überwinden. Das «Happy-End» rückt jedoch näher. Mit Ada, High und Shana sind drei Pferde im neuen Gnadenhof Equidad einge zogen und blühen sichtlich auf. Anhaltende Regen- fälle, und sich querstellende Behörden machen den SPENDENKONTO: Postkonto Nr. 18-6117-3, Fondation Franz Weber, 3000 Bern 13 Umzug aller Tiere allerdings schwerer als gedacht, IBAN: CH31 0900 0000 1800 6117 3 aber es gibt Grund zur Hoffnung. Seite 44 2
NR . 136 A P R I L | M A I | J U N I 202 1 EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser Ungeachtet dessen, ob das neue Coronavirus aus einem Labor stammt oder auf einem Markt in China auf den Menschen übergesprungen ist, trägt unser destruktiver Umgang mit den Tieren und mit der Natur die Hauptschuld dafür, dass wir seit bald anderthalb Jahren in einer noch nie dagewesenen Krise stecken. Eine Krise, die dazu führt, dass gesunde Menschen zu potentiellen «Gefährdern» werden und dass bald nur noch Corona-Geimpfte Grundrechte haben … VERA WEBER Der Ursprung der Pandemie: die Zerstörung der Natur, der Lebensräume und der Artenviel- Präsidentin Fondation Franz Weber falt, die Umweltverschmutzung, die überbordende Aufzucht von Nutztieren, der übermässige Fleischkonsum, die ungesunde Ernährung und ein dadurch geschwächtes Immunsystem ist jedoch nach wie vor kein Thema in der aktuellen Corona-Politik! Was haben die Regierungen bisher getan, um unsere Gesundheit zu optimieren und unser Immunsystem zu stärken? Haben sie die zahllosen Antibiotika für die Fleischverarbeitung verboten? Haben sie die Zuckerzusätze in verarbeiteten Produkten untersagt? Haben sie die Viehzucht begrenzt oder den Einsatz von Agrochemikalien gestoppt? Konnten wir in den letzten Jahren feststellen, wie unsere Regierungen umweltzerstörende Aktivitäten wie den Bergbau, die Abholzung der Regenwälder, die Fällung von Bäumen, die Gewinnung von fossilen Brennstoffen sowie die Nutzung von Pestiziden, den Wildtierhandel oder die Massentierhaltung eingedämmt haben? Es gibt konkrete Hinweise, die auf eine zunehmende Häufigkeit von Pandemien hindeuten, die unseren Planeten in den kommenden Jahren heimsuchen werden. Haben unsere Regierungen irgendetwas unternommen, um uns vor diesen Pandemien in der Zukunft zu schützen? Die Frage sei erlaubt: Geht es den Mächtigen dieser Welt wirklich um unser aller Wohl und unsere Gesundheit? Ich wage es zu bezweifeln! Denn die zerstörerischen Machenschaften auf unserer Welt gehen ungehindert weiter und werden sogar noch schlimmer. Es sind nicht die weltweiten und auf Teufel komm raus durchgeboxten Impfungen der Bevölkerung, die uns vor COVID-19 und ähnlichen Infektionskrankheiten, absehbaren Epidemien und Pandemien schützen werden – sondern vor allem eine starke Natur und eine gesunde Mitwelt. Das Buch «It’s not about the bats» («Es geht nicht um die Fledermäuse») des Investigativ-Journalisten Adam Cruise, das wir in der vorliegenden Ausgabe vorstellen, zeigt uns einige konkrete Lösungen für die Gesundung unserer Erde auf. FALCO 2012 – 2021 Und Ihre Fondation Franz Weber wirkt und arbeitet unerschrocken weiter für Tier, In Erinnerung an unseren Natur und Mensch. geliebten Freund und Begleiter Falco. Vera Weber 3
EN BREF * NATURSCHUTZ BG validiert Windpark von Sainte-Croix Trotz einer Beschwerde von Helvetia Nostra und anderen Organisationen hat das Bundesgericht (BG) im April ent- * schieden, das Windparkprojekt in Sain- te-Croix (VD) zu genehmigen. Insbe- NATURSCHUTZ sondere wiesen die Richter die meisten Argumente des Natur- und Landschafts- schutzes zurück und urteilten, dass die Fällung von Bäumen geplante Beeinträchtigung schützens- in Neuenburg werter Biotope als unvermeidbar und im öffentlichen Interesse hingenom- Am 17. Mai dieses Jahres hat die Helve- Bäume angemessen zu «ersetzen». men werden muss – Standpunkte, die tia Nostra Einsprache gegen ein Projekt Junge Bäume könnten definitionsge- die Helvetia Nostra immer vehement zur Neugestaltung des Parc des Jeu- mäss alte Bäume niemals adäquat er- abgelehnt hatte. Glücklicherweise war nes-Rives in Neuenburg erhoben. Es setzen, da jeder Baum ein wichtiges das Oberste Gericht nicht völlig taub für geht um das geplante Vorhaben 44 bis Ökosystem darstellt, der vielen ver- die Argumente der Schwesterstiftung 49 majestätische Bäume zu fällen. Es schiedenen Tierarten Unterschlupf der FFW: Es verhängte eine zusätzliche ist zwar die Rede davon, junge Bäume bietet. Unter dem Deckmantel, eine Massnahme. So wird die Wintersper- an dieser Stelle neu zu pflanzen, aber Grünfläche zu schaffen, sollen einmal rung der Aiguillon-Passstraße bis zum die Baumsorte ist leider nicht bekannt. mehr ehrwürdige Säulen unserer Öko- 31. Mai eines jeden Jahres verlängert, Daher gibt es keinerlei Garantie, dass systeme und somit unseres Lebens, um der dortigen Artenvielfalt eine ge- die Neupflanzungen von ausreichen- gefällt werden. Das ist ein grosser wisse Ruhe zu garantieren. der Qualität sind, um die gefällten Widerspruch in sich! 4
NR . 136 A P R I L | M A I | J U N I 202 1 * «Zivilcourage heisst seiner inneren Stimme mit lauter Stimme treu sein. Zivilcourage ist das öffentliche Bekenntnis: Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Und wer so steht, aufsteht, kann vielleicht schon ganz allein die «Betonmischer» in Schach halten, denn seinem Beispiel folgen andere. Deshalb ist Zivilcourage von Behörden und Wirtschaft mit gutem Grund so gefürchtet.» FRANZ WEBER Kein Antennen-Wildwuchs auf der ersten Jurakette! Der Grenchenberg mit seiner gelegenen Uhrenstadt Gren- Wandfluh gehört gemeinsam chen aus gar nicht sicht- mit dem Weissenstein- und bar. Ausserdem strahlt die Balmfluh-Massiv zu den im- Antenne ganz in eine andere posanten landschaftlichen Richtung. Dem Projektanten Silhouetten der Schweiz. Mit geht es wahrscheinlich da- seinen mächtigen weissen rum, den Solothurnischen Flanken markiert die erste Bucheggberg mit der neuen Jurakette den topographi- DAB-Radiotechnologie zu schen Abschluss des Mittel- versorgen und sich damit lands und den Übergang in den Antennen-Ausbau im das Juramassiv. Seit 1942 ist topographisch schwierigen das ganze Gebiet durch die Bucheggberg zu sparen. Der Solothurnische Juraschutz- Auf der Grenchenberg-Krete (links im Bild) soll ein DAB-Radio-Sende- Projektant erspart Geld, da- zone geschützt. Durch diese turm errichtet werden — und dies mitten in der Juraschutzzone. für würden Flora und Fauna einzigartige Schutzmass- auf dem Berg mit enormer nahme blieb der Berg bisher spiel die AKW-Leitstellen hen, die ebenfalls die Bäume Strahlung belastet. Direkt frei von Ferienhäusern, brei- über den Turm per Richtfunk überragt und somit von weit unterhalb der Antenne in ten Strassen und anderen miteinander kommunizie- herum sichtbar wäre. Die Hauptstrahlrichtung liegt grossen Infrastrukturen ver- ren. Ein anderer Standort für Projektanten behaupten, die eine Trockenweide von schont. eine solche Anlage ist nicht Landschaft sei durch den be- nationalem Interesse, mit Die einzige «fremde» und möglich. Daher brauchte es stehenden Richtfunk-Turm seltenen Insekten und ein- weit herum sichtbare Anlage einen Kompromiss zwischen der BKW vorbelastet, des- zigartiger Pflanzenvielfalt. ist ein Sendeturm der BKW Landschaftsschutz und dem halb sei eine weitere Anlage Das Projekt auf dem Gren- aus einem Stahlgerüst, der Bedürfnis nach Strom sowie bedenkenlos möglich. Dies chenberg wäre ein Damm- auf dem höchsten Punkt aus den dafür zwingend notwen- trotz der Juraschutzzone und bruch und würde den Weg dem Wald ragt. Dieser wurde digen Anlagen. dem benachbarten national frei machen, um auf unse- vor einigen Jahrzehnten an Nun soll dieser bestehen- geschützten Landschafts- ren Juraketten neuerdings diesem Standort errichtet. de Turm als Erklärung dafür schutzgebiet mit Nummer weitherum sichtbare Ra- Der Grund dafür ist simpel: herhalten, dass eine wei- 1010 «Weissenstein». dio- und Mobilfunkanlagen Er kann mit Richtfunk die tere Antennenanlage auf Beim genaueren Hinbli- zu errichten. Es braucht zentralen Stellen unseres dem Grenchenberg errichtet cken offenbaren sich mas- Umweltschutzverbände wie Schweizer Stromnetzes nörd- werden soll: Ein DAB-Ra- sive Mängel im Baugesuch: Helvetia Nostra, um diesem lich und südlich des Juras dio-Sendeturm. Rund 100 So soll die Antenne ein an- Wildwuchs in geschützten verbinden. Vom Grenchen- Meter weiter westlich auf der gebliches «Funkloch» in der Natur- und Landschafts- berg sieht man sowohl nach exponierten Krete, inmit- Standortgemeinde Gren- schutzgebieten Einhalt zu Bern wie auch nach Basel. ten der Juraschutzzone, soll chen decken, dabei ist die gebieten. Im Notfall würden zum Bei- eine weitere Anlage entste- Antenne von der am Berg ELIAS MEIER 5
TIER SCHUT Z « Es geht nic Flederm Adam Cruise, Enthüllungsjournalist und Doktor für Umwelt- und Tierethik, liefert in seinem neuen Buch «It's not about the bats» eine packende Analyse darüber, was es mit der * ANNA ZANGGER Rechtsanwältin COVID-19-Pandemie auf sich hat. — Sie handelt von unserer anthropozentrischen Auffassung von der Welt, in der sich der Mensch selbst in den Mittelpunkt von allem stellt und unserem unersättlichen Appetit auf Wildtiere in jeder Form. 6
NR . 136 A P R I L | M A I | J U N I 202 1 cht um die mäuse ! » Für den Autor Adam Cruise ist eine glo- bale moralische (R)Evolution dringend notwendig: Wir müssen uns wieder mit der Natur verbinden und den Men- schen aus dem Zentrum seiner mora- lischen und ethischen Überlegungen entfernen. Sein Buch mit dem engli- Ein Tier ist nichts schen Titel «It's not about the bats» von ohne seine uns mit auf eine Reise durch den inter- Umgebung wie nationalen Artenhandel, die Trophäen- hier auf dem jagd sowie die Tierprodukte-Industrie Gemmenalphorn. und liefert gleichzeitig einen philo- Tiere brauchen sophischen Kontext. Das Fazit: Diese natürliche (R)Evolution ist genau das, wofür sich Lebensräume, die die Fondation Franz Weber (FFW) seit sie ungehindert Jahrzehnten einsetzt! bewohnen. EIN AUFRUF, UNSERE BEZIEHUNG bringt sein tiefes Verständnis für lo- bats», was so viel bedeutet wie «Es geht ZUR NATUR NEU ZU ÜBERDENKEN kale und internationale Themen voll- nicht um die Fledermäuse!» Der viel- Wir sind in der glücklichen Lage, in umfänglich ein. Adam Cruise ist auch sagende Titel bezieht sich auf die CO- unserem Journal regelmässig die Ar- Doktor der Umwelt- und Tierethik und VID-19-Pandemie, unter der wir alle tikel und Analysen des international hat in diesem Zusammenhang einen seit über einem Jahr leiden, und auch renommierten und investigativen Um- interessanten philosophischen An- darauf, woher sie ursprünglich kommt: weltjournalisten Adam Cruise zu veröf- satz für die Situation entwickelt, in der Beim Coronavirus handelt sich um fentlichen. Seien es seine Berichte von sich die gesamte Menschheit derzeit eine Zoonose. Zoonosen sind Infek- der Trophäenjagd und dem Handel mit befindet. tionskrankheiten, die von Bakterien, lebenden Elefanten bis hin zur Funk- Parasiten, Pilzen, Prionen oder Viren tionsweise des Übereinkommens über FLEDERMÄUSE HABEN NICHTS MIT verursacht und wechselseitig zwischen den internationalen Handel mit ge- COVID-19 ZU TUN Tieren und Menschen übertragen wer- fährdeten Arten freilebender Tiere und Anfang dieses Jahres veröffentlich- den können. Nun heisst es bei Coro- Pflanzen (CITES) – Adam Cruise macht te Adam Cruise ein spannendes neu- na, dass das Virus höchstwahrschein- seine Erfahrungen aus erster Hand und es Buch. Es heisst «It's not about the lich von einer Fledermaus übertragen 7
TIER SCHUT Z wurde. Somit gilt dieses Tier als erster Produkte bedrohen daher nicht nur Der Erwerb oder Konsum von tieri- Wirt. Für die erkrankten Menschen die Artenvielfalt, sondern auch die schen Produkten verursacht massive und Todesfälle, die zulasten von CO- menschliche Gesundheit: Unsere meist Abholzungen, um Land für Weideflä- VID-19 gehen, tragen jedoch keinesfalls zu kurzfristig gedachten Vorgehens- chen zu schaffen oder Futtermittel für die kleinen Säugetiere die Schuld. Der weisen begünstigen das Auftreten die Tiere zu produzieren. Hinzu kom- Grund für die Katastrophe muss beim neuer Zoonosen und hier kann es men Treibhausgase, Luft-, Boden- Menschen selbst und wie er mit gewis- durchaus geschehen, dass eines Tages und Wasserverschmutzungen, die sen Dingen umgeht, gesucht werden. ein vielleicht noch viel tödlicheres Vi- die globale Erwärmung zusätzlich rus unser aller Leben bedroht. Durch beschleunigen. Unser übermässiger ANTHROPOZENTRISMUS – FEIND die Zerstörung der Natur bringt sich Konsum von Tieren und deren Pro- NUMMER 1 DER ARTENVIELFALT der Mensch selbst in Gefahr. dukten ist auch in den so genannten Nach Adam Cruise ist unser Umgang «entwickelten» Ländern die Ursache mit der Welt und ihrer Natur – insbe- KONSUM VON TIERISCHEN für viele Beschwerden bei Menschen. sondere mit unseren Nutz- und Wild- PRODUKTEN – EINE ZEITBOMBE Darunter fallen insbesondere Herz- tieren – «anthropozentrisch». Das be- Adam Cruise weiss: «Die allermeisten Kreislauf-Erkrankungen. Das alles stellt deutet, das alles, was wir tun, einzig auf Pandemien der letzten Zeit haben ei- ein echtes Problem für die Umwelt und menschliche Interessen ausgerichtet nes gemeinsam und das ist die Tatsa- die öffentliche Gesundheit dar. ist. Dabei kommt es gar nicht darauf che, dass wir Tiere essen.» Die Übertra- an, ob der Anthropozentrismus «stark» gung mit dem neuen Coronavirus, das Zusammenfassend lässt sich mit ausgeprägt ist (Nutzung der natürli- für COVID-19 verantwortlich ist, ent- den Worten von Adam Cruise deutlich chen Ressourcen, einschliesslich der stand womöglich auf einem Markt in sagen: «Der Verzicht auf Fleisch- und Wildtiere) oder «schwach» vonstatten- Wuhan (China), wo Wildtiere zum Teil Milchprodukte ist der effektivste Weg, geht (Erhaltung der natürlichen Res- lebend und unter prekären Bedingun- (unsere) Umweltbelastung auf dem Pla- sourcen in gewissem Umfang, damit gen gehalten werden und deren Fleisch neten zu reduzieren und die mensch- wir sie weiterhin nutzen können). Das mit Menschen und anderen Tieren in liche Gesundheit und das allgemeine Ergebnis ist (fast) immer dasselbe: Wir Kontakt kommt. Derzeit fasst auch die Wohlbefinden zu schützen.» Diese zerstören Lebensräume und vernich- These Boden, dass SARS-CoV2 im La- Schlussfolgerung deckt sich perfekt ten die Artenvielfalt, um unsere Be- bor entstand, wo das Originalvirus von mit der «Protein Transition»-Kampag- dürfnisse und Wünsche zu befriedigen. einem Tier entnommen wurde. ne der FFW, die dafür plädiert, unseren Viren, die einen zoonotischen Ur- sprung haben, (wie zum Beispiel das «ES GEHT NICHT UM DIE FLEDERMÄUSE»: neue Coronavirus, das COVID-19 ver- BALD AUF FRANZÖSISCH, DEUTSCH UND SPANISCH ursachen kann) werden mit grösserer ERHÄLTLICH – DANK FFW! Wahrscheinlichkeit auf den Menschen Das Buch von Adam Cruise ist es wert, gelesen, erneut gelesen, geteilt und mit Nachdruck übertragen, wenn sie in der Nähe beworben zu werden. Es wurde dieses Jahr in englischer Sprache vom Verlag Tafelberg von Ökosystemen leben, die sich der veröffentlicht und ist auf amazon.com er- Mensch erst kürzlich angeeignet hat. hältlich. Die FFW, überzeugt von der grossen Das steht oft in Zusammenhang mit in- Bedeutung dieses Buches, beabsichtigt die dustriellen Aktivitäten, der Abholzung Übersetzung ins Französische, Deutsche von Wäldern oder neuen Wohnprojek- und Spanische möglichst rasch zu ermög- ten. So kommt es, dass Wildtiere (neue) lichen! Buchpreis CHF 19.80 Erreger für Krankheiten direkt über- tragen können, und das geschieht in Ihre Vorbestellungen nehmen wir sehr erster Linie durch deren Verzehr oder gerne entgegen: wenn das Tier mit dem Menschen in ffw@ffw.ch engen Kontakt kommt. oder Post: Fondation Franz Weber Die Zerstörung natürlicher Lebens- Postfach, 3000 Bern 13 räume und unser Konsum tierischer 8
NR . 136 A P R I L | M A I | J U N I 202 1 Konsum von tierischen Produkten zu- sche Pandemien vermeiden können, auf pflanzliche Nahrungsmittel um- gunsten einer pflanzlichen Ernährung muss sofort gehandelt werden. gelenkt werden. Schliesslich müssen zu reduzieren. Auf diese Weise würden Das heisst: Wir müssen grosse Nutz- internationale Abkommen wie die wir nicht nur Milliarden von Tieren flächen renaturieren und es gibt nur CITES (Convention on International viel Leid ersparen, sondern auch den einen Weg, dies zu tun: Unseren Kon- Trade in Endangered Species of Wild Planeten besser schützen – zu unserem sum von tierischen Produkten, ins Fauna and Flora) angepasst werden, Wohl und dem seiner Bewohner. besondere von Fleisch, drastisch zu um das Auftreten neuer Zoonosen zu reduzieren, um Flächen freizumachen, vermeiden. UNSERE BEZIEHUNG ZUR die derzeit ausschliesslich für die Vieh- Wenn es eine Lektion zu lernen NATUR – NEU ÜBERDENKEN zucht oder deren Futtermittel genutzt gibt, die man aus dem neuen Buch von Für Adam Cruise liegt das Problem auf werden. Auch der Handel mit lebenden Adam Cruises gewinnen kann, dann ist einer weit tieferen Ebene. Entweder ver- Wildtieren, der immer öfters die Ursa- es vielleicht diese: Tiere, einschliess- hält es sich so, dass wir oder zumindest che für Zoonosen ist, muss dringend lich der Menschen, Pflanzen und allen die Mehrheit der Weltpolitiker und Han- verboten werden. übrigen Elementen der natürlichen delsgruppen, Wildtiere auf ihren rein Die Regierungen dieser Welt müs- Welt sind voneinander abhängig und kommerziellen Wert «herunterkochen», sen eine nachhaltigere und umwelt- bilden zusammen ein grosses Ganzes. oder dass Tierschützer eine zu restriktive freundlichere Landwirtschaft fördern, So hängt die Zukunft der Menschheit Sicht auf jedes einzelne Tier einnehmen. zum Beispiel durch Steuern auf tieri- von der zukünftigen Gesundheit der In Wirklichkeit ist aber ein Tier nichts sche Produkte und Subventionen, die natürlichen Umwelt ab. ohne seine Umgebung. Tiere, aber auch Pflanzen brauchen ihre natürlichen Lebensräume, die sie ungehindert be- wohnen können. Tiere, einschliesslich des Menschen, müssen daher als Teil eines grossen Ganzen betrachtet wer- den, denn wenn wir ein Lebewesen aus seinem natürlichen Habitat entfernen oder, schlimmer noch, diesen Lebens- raum zerstören, bricht die empfindliche Symbiose zusammen, die für das Leben auf der Erde notwendig ist. Glücklicherweise gibt es Lösungen, aber sie erfordern, dass wir unser zer- störerisches Verhalten gegenüber der Natur überdenken und entsprechend anpassen: Dafür müssen wir zuerst TROPHÄENJAGD – QUINTESSENZ EINES unsere «wilde» Seite in uns wiederent- decken und uns daran erinnern, dass «SCHWACHEN» ANTHROPOZENTRISMUS wir ein Teil der natürlichen Welt sind Die Trophäenjagd ist ein können. Laut den Befürwor- ist: Die Trophäenjagd wirkt und wir diese brauchen. Adam Crui- bezeichnendes Beispiel für tern dieses Nischenmarktes sich gleich auf mehreren se sagt es richtig: «Das Wohlergehen einen «schwachen» Anth- würden die Einnahmen aus Ebenen verheerend für die des Menschen und das Wohlergehen ropozentrismus: Angeblich den Trophäen (ca. 50 000 Tiere aus, zudem geht ein unserer natürlichen (Um)welt können werden bestimmte Wild- USD pro Kopf) für den winziger Prozentsatz (und nicht voneinander getrennt betrach- tiere, in der Regel sind es Artenschutz verwendet und das auch nur manchmal) an tet werden». Damit wir den massiven die ikonischsten wie Ele- an die lokalen Gemeinden die Bevölkerung zurück. Und Verlust an Biodiversität, der durch die fanten und Löwen, Schutz- verteilt. Adam Cruise zeigt wieder werden einmal mehr anthropozentrische Sichtweise ver- programmen unterworfen, uns in seinem neuen Buch die Reichen reicher, und die ursacht wird, aufhalten und künftige um sie weiterhin jagen zu auf, dass dies nicht der Fall Armen bleiben arm. (möglicherweise tödlichere) zoonoti- 9
TIER SCHUT Z Gran Seaflower 2021: Ein Funken Hoffnung in der Karibik Anfang 2021 haben die saisonalen Tropenstürme in der Karibik mit beispielloser Wucht gewütet und die Region entsprechend verwüstet. So gesehen stellt diese klima * LEONARDO ANSELMI bedingte Naturtragödie eine Chance für die von Direktor FFW Südeuropa und Lateinamerika der Fondation Franz Weber initiierte Kampagne — «Gran Seaflower» dar – für den Schutz des Ökosystems und der Biodiversität. Für die verschiedenen Küsten- und wir mehrere massgebliche Fortschritte und das noch nicht einmal juristisch. Inselregionen im Südwesten der Kari- erzielen konnten. Ein weiterer bedeutender Fortschritt: bik stand der Jahresbeginn 2021 unter Die nicaraguanische Regierung hat dem Zeichen des Wiederaufbaus: Die HISTORISCHE SIEGE dank des Dialogs, der von der Fonda- saisonalen Tropenstürme haben in den Das Jahr 2021 hat in den Tropen viel- tion Franz Weber unter der Ägide des einzelnen Regionen grossen Schaden versprechend angefangen. Im Grenz- ehemaligen kolumbianischen Präsi- angerichtet. Die Regierungen erkann- konflikt mit Kolumbien hatte der In- denten Ernesto Samper initiiert wurde, ten auf brutale Weise, dass sie die Augen ternationale Gerichtshof in Den Haag endlich anerkannt, dass das Modell des jetzt nicht mehr vor den sozialen Miss- (2012) Nicaragua die Souveränität über UNESCO-Biosphärenreservats der bes- ständen und den Umweltbedingungen eine bestimmte Gewässerzone zuge- te Weg ist, das Ökosystem des Korallen- der afrokaribischen Gemeinschaften sprochen. Dieses Gebiet erklärte die riffs Seaflower wiederherzustellen und verschliessen konnten. In dieser Hin- Nationalversammlung von Nicaragua zu verwalten. sicht sind die jüngsten Entwicklungen im Februar 2021 zum Biosphärenreser- zu einem Treiber geworden, der dem vat [1]. Bezogen auf die Initiative «Gran EIN SCHÖNER DURCHBRUCH Schutz der dortigen Korallenriffe und Seaflower», bedeutet diese Erklärung Für Kolumbien, das bis jetzt als schlech- der damit verbundene Initiative «Gran zwei Siege für die Fondation Franz We- ter Schüler fungierte, indem es über Seaflower» einen kräftigen Schub ver- ber. Zunächst zeigt es, dass das Haupt- drei Jahre lang den Richterspruch von passen könnte: Da wir von der FFW argument der Stiftung institutionell Den Haag nicht anerkannte und gegen- nun die Aufmerksamkeit der lokalen untermauert wurde: Von nun an ist über den Nachbarländern auf der «Ver- Regierungen haben, ist unsere Position offiziell anerkannt, dass Seaflower kei- teidigung der Souveränität von Seaflo- in der Region gestärkt worden, sodass neswegs einem einzigen Staat gehört wer» beharrte, ist diese Erklärung eine 10
Die Rochen bei der Mais-Insel in Nicarauga werden dank dem Great Seaflower-Projekt der Fondation Franz Weber noch besser geschützt. NR . 136 A P R I L | M A I | J U N I 202 1 Herausforderung. Im Anschluss an die gesetzgebende Entscheidung Nicara- guas trat ganz klar zutage, dass die ko- lumbianische Regierung die Initiative Seaflower bereits aufmerksam verfolg- te und sich ausserdem verschiedene Begriffe zu eigen gemacht hatte, wie etwa «Westkaribik» oder «grenzüber- schreitende Verwaltung des Schutzge- biets», was in Kolumbien noch nie da gewesen war. Die kolumbianische Aussenpolitik hat tatsächlich ihre Sichtweise geän- dert, von der völligen Ablehnung bis hin zur Möglichkeit einer eventuel- len Anerkennung des Urteils, mit der Option eines friedlichen Dialogs mit ERSTER BESUCH UNTER IVÁN DUQUES präsentieren und ihr Publikum für die Nicaragua. Durch die Vermittlung der FFW reisten internationale Strahlkraft der Initiative die Sprecher der Inselbevölkerung Gray- sensibilisieren. GEMEINSAME AKTIONEN bern Livingston und Kent Francis nach In dieser für die Entwicklung so güns- Bogota zu einer diplomatischen Rund- DER GUTE WILLE tigen Situation ist es dem Team der fahrt, die auf die Umweltzerstörung des Aufseiten der Exekutive wurde das Ziel Fondation Franz Weber gelungen, zum Archipels aufmerksam machte. Es han- ebenfalls erreicht. Der Vizeminister für ersten Mal in 30 Jahren eine gemein- delt sich dabei um die erste Reise seit auswärtige Beziehungen erklärte sich same Erklärung der Inselbevölkerung zwei Jahren und vor allem auch die ers- voll und ganz einverstanden mit den von San Andrés, Providencia und Santa te in das Land unter der Präsidentschaft geplanten Vorgehensweisen. Er stimm- Catalina auf den Weg zu bringen. Das von Iván Duques! Zu ihren vordring- te auch zu, dass man weiterhin Vor- Communiqué beinhaltet ein Aktions- lichen Anliegen gehörten: Ein Treffen kehrungen auf internationaler Ebene bündnis zwischen den verschiedenen mit dem kolumbianischen Aussenmi- treffen solle, um die notwendigen Vor- Repräsentanten der Inseln. Diese be- nisterium, eine Begegnung mit Hoch- aussetzungen für den Dialog zwischen schwören die kolumbianische Regie- schullehrern und einflussreichen Per- den Nachbarländern zu schaffen. Der rung, den Dialog nicht nur mit Nica- sönlichkeiten, die die Initiative «Gran Vizeminister Echeverri betonte, dass ragua zu führen, sondern auch mit Seaflower» unterstützen, ein Auftritt sich der kolumbianische Staat und sei- den anderen Nachbarländern von Sea vor der Zweiten Kommission des Senats ne Botschaften in der Karibik letztend- flower. Das von den zuständigen Be- der Republik sowie ein Besuch bei allen lich aufgeschlossen gezeigt hätten, eine hörden unterzeichnete Communiqué nationalen Medien. Konfliktlösung auf friedlichem Wege zu hat umso mehr Gewicht, als dass es von Obschon das Communiqué der In- suchen – und das beinhalte natürlich den wichtigsten Medien Kolumbiens selbevölkerung bereits vor dem Tref- auch die gemeinschaftliche Verwaltung verbreitet wurde [2]. Die Resonanz war fen mit dem Aussenministerium in der verschiedenen marinen Ökosyste- entsprechend gross. den Medien verbreitet wurde, erwies me. Nach der Veröffentlichung und sich die Begegnung als sehr positiv, Übersetzung des Dokuments, die von insbesondere, weil die junge kolum- VERHANDLUNG AUF SAN ANDRÉS der Fondation Franz Weber ermöglicht bianische Regierung ihren Willen be- Im Kongress wurde die Inseldelegation wurde, kontaktierte das kolumbiani- kundete, friedliche Beziehungen mit bei einer offiziellen Vorstellung der In- sche Aussenministerium die Inselver- Nicaragua zu pflegen. In Gegenwart itiative ebenfalls gut aufgenommen. treter. Die Repräsentanten des Minis- von Mateo Córdoba, dem Vertreter der Dies geschah während einer Sitzung teriums bitten nun offiziell darum, die FFW, konnten die beiden Delegierten der Zweiten Kommission des Senats, Initiative «Gran Seaflower» dem Vize- von den Inseln die Grundzüge des Pro- der mit den auswärtigen Angelegen- minister Francisco Echeverri zu unter- jektes «Gran Seaflower» vor einer Ver- heiten auf Gesetzgebungsebene be- breiten. sammlung wohlgesinnter Menschen traut ist. Nach dieser Präsentation, die 11
TIER SCHUT Z von der Fondation Franz Weber und Beim spanischen Kongress konnte falls für die Initiative «Gran Seaflower» den Inselbewohnern gemeinsam vor- der Abgeordnete Juan López de Uralde und deren Umsetzbarkeit auf Land und bereitet wurde, genehmigte die Kom- (Unidas Podemos-En Comú Podem- Leute interessiert. Bei einer Sitzung mission einstimmig, die Senatoren der Galicia en Común, UP-ECP-GeC) eine hat der Abgeordnete Jim McGovern, regierenden Partei eingeschlossen, die Anfrage an die Regierung richten [5]. Vorsitzender der Menschenrechtskom- Abhaltung einer öffentlichen Verhand- Er erhielt eine öffentliche Antwort vom mission des Kongresses, auf den ver- lung auf der Insel San Andrés. Diese Ministerium für ökologischen Wandel späteten Wiederaufbau angespielt, den soll nur die Themen angehen, die mit und Demographie, was wiederum auf die kolumbianische Regierung auf der einer allfälligen grenzüberschreiten- ein grosses Interesse seitens der spani- Insel Providencia nach dem Hurrikan den Verwaltung von Seaflower zu tun schen Regierung hindeutet, die Initiati- IOTA von November 2020 angekündigt haben. Man darf also sagen: Endlich ve «Gran Seaflower» zu unterstützen [6]. hatte. Dabei erwähnte McGovern insbe- gibt es eine offizielle Verabredung mit sondere die Inselbevölkerung und ihre den kolumbianischen Behörden zu POLITISCHE BEZIEHUNG MIT SPANIEN historische Verbindung mit den afro- einer öffentlichen Verhandlung im Eine weitere direkte Kommunikation karibischen Gemeinschaften anderer Juni 2021. In diesem Rahmen wird die mit der spanischen Regierung kam zu- Länder in der Karibik. Ein Punkt, der Fondation Franz Weber eine Präsenta- dem über das Staatssekretariat für die ein wesentliches Argument der FFW tion vor hochrangigen Entscheidungs- Agenda 2030 zustande. Nachdem seine darstellt. Es handelt sich hier um einen trägern der kolumbianischen Regie- Direktion ihr Interesse bekundet hatte, wichtigen Schritt, denn durch Ernesto rung veranstalten. bat sie um eine Frist von einigen Wo- Sampers Vermittlung wird hier der Bo- chen, um zu evaluieren, welches die den bereitet für den direkten Austausch INTERNATIONALE AKTIONEN beste Form sei, die Initiative «Gran Se- zwischen dem Kongress der Vereinig- Es dürfte für alle klar ersichtlich sein, aflower» im Rahmen der Agenda 2030 ten Staaten und der Initiative «Gran dass das Team der FFW im Laufe des voranzubringen – ein Instrument, das Seaflower». Dank dieser ersten Erfolge Halbjahrs 2021 alles andere als untä- die Ziele für nachhaltige Entwicklung hoffen wir nun, dass sich die Beziehun- tig war. Die breite Unterstützung und umsetzen soll. Einige elementare Prin- gen untereinander in den nächsten Wo- die Erklärungen auf internationaler zipien von «Gran Seaflower» finden chen konkretisieren werden. Ebene unterstreichen auf exemplari- sich tatsächlich in den Zielen der Agen- sche Weise den Charakter der regio- da wieder, was die Initiative für Madrid 1 Nicaragua define su Reserva de Biósfera del nalen Initiative «Gran Seaflower». Es besonders interessant macht. All das Caribe (Nicaragua legt sein Biosphärenreservat kommt Leben in die Angelegenheit und stimmt zuversichtlich, dass eine poli- fest). El Isleño. Siehe: http://www.elisleño.com/index. das wirft Wellen weit über die Ozeane tische Beziehung mit dem spanischen php?option=com_content&view=article&id=21267:nicara- dieser Welt hinweg. Im spanischen Se- Staat im Entstehen ist. Das ist umso gua-define-su-reserva-de-biosfera-del-caribe&catid=41:am- nat hat die Senatorin Sara Vilà (Izquier- wichtiger, weil Spanien, historisch be- biental&Itemid=83 da Confederal, IC) eine schriftliche dingt, politischen Einfluss auf die Re- 2 Raizales piden una reserva de biósfera transfron- Anfrage an die Regierung formuliert, gierung Kolumbiens ausübt. teriza (Die Inselbewohner verlangen ein grenzü- [3] – diese wird vom Ministerium für berschreitendes Biosphärenreservat). EL TIEMPO. ökologischen Wandel und Demogra- DIREKTER AUSTAUSCH MIT DEN USA Siehe: https://www.eltiempo.com/colombia/otras-ciu- phie aufgegriffen, das mit Sicherheit im Die Initiative «Gran Seaflower» be- dades/san-andres-raizales-piden-una-reserva-de-biosfe- Besonderen die Initiative «Gran Seaflo- schränkt sich nicht nur auf die roma- ra-transfronteriza-en-el-caribe-569554 wer» erwähnen wird [4]. Auf der Basis nischen Länder: Im Europäischen 3 Frage: https://www.senado.es/web/expedientdocblobser- dieser vorteilhaften Aufnahme ist ge- Parlament haben die Europaabgeord- vlet?legis=14&id=61569 plant, einen Antrag auf Unterstützung neten Ernest Urtasun (Verdes/Ale), 4 Antwort: https://www.senado.es/web/expedientdocblobser- beim spanischen Senat zu stellen. Die Idoia Villanueva und Manuel Pineda vlet?legis=14&id=67155 ersten Verhandlungen zwischen der (La Izquierda) die Europäische Kom- 5 Frage: https://www.congreso.es/l14p/e6/e_0063801_n_000. Gruppe, die den Antrag stellt (IC), und mission um eine zufriedenstellende pdf den anderen parlamentarischen Grup- Antwort vom litauischen EU-Kommis- 6 Antwort: pierungen, lassen vermuten, dass er die sar für Umwelt, Meere und Fischerei, https://www.congreso.es/l14p/e7/e_0070738_n_000.pdf Unterstützung der Mehrheit bekom- Virginijus Sinkevičius, ersucht [7]. In 7 Frage und Antwort: https://www.europarl.europa.eu/doceo/ men wird – selbst wenn dieser noch im- Washington hat sich am 11. Mai 2021 der document/E-9-2020-006635_ES.html mer nicht offiziell debattiert wurde. Kongress der Vereinigten Staaten eben- 12
NR . 136 A P R I L | M A I | J U N I 202 1 Massentierhaltung: In der Schweiz inakzeptabel und weltweit ein Skandal! * JEAN-CHARLES KOLLROS Dank der erfolgreichen Lancierung der Volksinitiative für ein Verbot Journalist der Massentierhaltung in der Schweiz – unterstützt von der Fondation — Franz Weber – ist das Übel der Industrialisierung der Fleischproduktion nun allseits bekannt. Das Schweizer Volk wird bald die Möglichkeit haben, sich an der Urne zu äussern, um dieser abscheulichen und überholten Praxis hoffentlich ein Ende zu setzen. Die Massentierhaltung ist nicht statten und das ist schlimmste handelte es sich bei der Ladung me bilden, sondern vielmehr nur ein schwerwiegender Ver- Massentierhaltung. um eine Vielzahl von Schafen – eine durchorganisierte Form stoss gegen den Tierschutz, sie Die Ereignisse rund um den und man kann sich gut vorstel- des weltweiten Handels darstel- ist auch eine Bedrohung für die blockierten Suezkanal haben len, wie es den Tieren während len, der direkt mit der industri- Gesundheit und eine nachweis- die perversen Auswirkungen dieser Zeit an allem gefehlt hat, ellen und intensiven Landwirt- liche Quelle für neue Pande- und die Fragilität der Globalisie- vom psychischen Stress, der schaft verbunden ist. mien. Das Problem liegt bei wei- rung einmal mehr veranschau- sich daraus ergibt, ganz abgese- Nach Angaben der britischen tem nicht nur in der Schweiz, licht. Der langanhaltende Stau hen. Nichtregierungs-Organisation auch wenn unsere Demokratie im Kanal aufgrund der «Ever Die Tragödie in Ägypten ist Compassion in World Farming die Pflicht hat, mit gutem Bei- Given» hatte zumindest einen eine weitere verurteilungswür- sind durch die Suezkanal-Blo- spiel voranzugehen. Massen- positiven Aspekt: Er führt uns dige Tatsache, die die perver- ckade mehr als 130 000 Schafe tierhaltungen sind ein globaler erneut die Tatsache vor Augen, sen Auswirkungen der Globali- auf elf baufälligen rumänischen Skandal von Tierquälerei, wie dass viel zu viele Unternehmen sierung glasklar offenlegt. Der Schiffen in Gefahr, tagelang es uns die Blockade am Suez- von Monsterkähnen mit dem echte Skandal des Missbrauchs ohne Futter durchkommen zu kanal mit dem Containerschiff Transport von lebenden Tie- von Tieren und eines evidenten müssen. Da die Tiere am Boden «Ever Given» verdeutlicht hat. ren Riesenumsätze generieren. Ökozids erkennen wir auch da- des Laderaums festsitzen, ma- Auf diesem Weg gehen nämlich Bei besagtem Containerschiff, rin, dass diese Transporte auf chen sie vom Beginn der Reise zahlreiche Tiertransporte von- das tagelang im Kanal festsass, dem Schiffsweg keine Ausnah- an eine wahre Tortur durch. 13
IN ALLE RICHTUNGEN UND ZUM GÜNSTIGSTEN PREIS Die Situation ist auch deshalb skan- dalös, weil es täglich vorkommt, dass strategische Orte wie der Suezkanal blockiert werden. Erfreulicherweise werden in den Medien immer mehr Stimmen laut, die diese unmenschli- chen Verbrechen anprangern. Trans- porte auf dem Seeweg von lebenden Tieren, insbesondere von solchen aus industriellen Farmen, wie Rindern, Massentierhaltung und Tiertransporte gehören abgeschafft! Schafen, Ziegen oder Schweinen, die unter qualvollen Bedingungen in offe- nen (offenes Deck) oder geschlossenen INTENSIVTIERHALTUNG: und erinnern an einen Höllenritt. Der (im Laderaum) Schiffen eingepfercht DIE URSACHE DES SKANDALS gesunde Menschenverstand, der Tie- sind, müssen weltweit scharf verurteilt Die von mehreren NGOs bestätigten re auch als Lebewesen wahrnimmt, werden. Zahlen, daraunter vom Schweizer Tier- ist praktisch ausgeschaltet und steht Es ist ein höchst lukratives Geschäft, schutzbund Zürich, verdeutlichen die im totalen Widerspruch zum Respekt, das in den Händen von Menschen Monstrosität des Problems. 2018 wur- den wir Tieren schulden. Verschiede- liegt, die in erster Linie von Profitgier den mehr als 2,8 Millionen Rinder, Scha- ne Statistiken zeigen deutlich auf, dass getrieben sind und sich in enger Kom- fe und Ziegen lebend auf dem Seeweg sich der Transport auf dem Landweg plizenschaft mit den grössten Indus- aus EU-Ländern in Destinationen rund besonders intensiv auswirkt bei Rin- triebetrieben der Welt befinden. Ein um das Mittelmeer exportiert. Das sind dern, die aus Frankreich, Tschechien, Beispiel von vielen: Seit Anfang dieses mehr als 625 000 Rinder und 2,2 Mil- Deutschland, Österreich und Ungarn Jahres hat Rumänien im Vorfeld des lionen Schafe wie Ziegen (56 Prozent da- in die Türkei transportiert werden, muslimischen Fastenmonats Ramadan von kamen allein aus Rumänien), die in um dort in Intensivbetrieben gemäs- mehr als 50 000 Schafe pro Woche auf Länder wie die Türkei, Syrien, Jordani- tet und geschlachtet zu werden. Ange- dem Seeweg exportiert, vor allem nach en, Ägypten oder Libyen verschifft wur- lockt durch niedrige Preise, ist sich der Saudi-Arabien und Jordanien. den. Diese Zahlen werden durch einen Durchschnittsverbraucher leider nicht Bericht der Europäischen Kommission bewusst, dass sein mit Fleisch belade- Die qualvollen Tiertransporte wer- vom April 2020 bestätigt. Erschwerend ner Teller zu einem Symbol für echte den in alle Richtungen der Welt vor- kommt hinzu, dass das Wohlergehen Tierquälerei verkommen ist. genommen. Kürzlich sorgte eine be- der Tiere – selbst die grundlegendste sonders düstere Angelegenheit für Voraussetzung dafür - bei der Berech- DIE SCHWEIZ MUSS MIT GUTEM mediale Aufmerksamkeit: Es ist das nung der Routen nie berücksichtigt BEISPIEL VORANGEHEN traurige Schicksal von etwa 1 600 Rin- wird. Was zählt, ist einzig der Parameter, Die Initiative, die ein Verbot der Mas- dern, die auf dem Frachtschiff Elbeik der maximalen Profit bringt. sentierhaltung in der Schweiz fordert, von Spanien in die Türkei verladen Neben den vielen Skandalen im Be- ist nicht auf unser Land allein be- wurden. Die türkischen Behörden hat- reich des Seetransports, dürfen auch schränkt. Sie fordert Massnahmen, die ten sich strikte geweigert, die Rinder die Ärgernisse bei den Transporten auf sicherstellen, dass importiertes Fleisch auszuladen, da sie einen Ausbruch der dem Landweg nicht vergessen werden. auch den legitimierten Standards für Blauzungenkrankheit an Bord befürch- Kälber, Kühe und Schweine werden in echten Tierschutz entspricht. Ein star- teten. Die Tiere mussten in der Folge schäbigen Lastwagen zusammenge- kes Votum für die Initiative soll daher allesamt eingeschläfert werden, nach- pfercht und das oft auf zwei oder gar auch dazu beitragen, dem schamlosen dem sie nicht weniger als drei Monate drei Etagen übereinandergestapelt. In Treiben mit Tiertransporten auf dem im Mittelmeer herumgeschippert wur- der Berechnung des maximalen Profits, See- und sie kann Landweg ein längst den. Solche «Wanderschaften» auf ho- sind die Entfernungen entsprechend fälliges Ende zu setzen. Ja, die Schweiz her See gibt es seit vielen Jahren und enorm. Sie finden bei jedem Wetter kann viel tun und mit gutem Beispiel sie nehmen zu. zwischen den jeweiligen Ländern satt vorangehen, wenn sie denn will. 14
NR . 136 A P R I L | M A I | J U N I 202 1 Zahnloser Gegenentwurf schliesst 90 Prozent der Tiere aus Der Bundesrat hat beschlossen, die verzichten: Bäuerinnen und Bauern Entscheid des Bundesrats ist jedoch Initiative gegen Massentierhaltung ab- müssten weiter mit ausländischen Pro- klar, dass wir uns auf die Vorbereitung zulehnen und dem Parlament einen dukten konkurrieren, während ihre des Abstimmungskampfes konzentrie- direkten Gegenentwurf zu präsentie- eigenen Produktionskosten einseitig ren werden. ren. Mit dem Gegenentwurf klammert erhöht würden. Der Gegenentwurf ist der Bundesrat jedoch mehrere zent- als Alternative zur Volksinitiative «Kei- Wie können Sie die Initiative unter- rale Forderungen der Initiative aus. ne Massentierhaltung in der Schweiz» stützen? Hängen Sie gut sichtbar eine Unter anderem sollen die Richtlinien untauglich. Kampagnenfahne auf oder werden Sie für Masthühner nicht verbindlich Teil einer Regionalgruppe gegen Mas- sein. Damit verwehrt der Bundesrat Wie geht es weiter? Das Initiativkomi- sentierhaltung. Auf diese Weise helfen über 90 Prozent aller Tiere – jährlich tee und unter anderem die Fondation Sie mit, die Initiative in der ganzen 75 Millionen Individuen – effektiv bes- Franz Weber werden den kommenden Schweiz bekannt zu machen. Weitere sere Lebensumstände! Auch auf eine Prozess im Parlament genau beobach- Informationen: Importregelung will der Bundesrat, ten und versuchen, den Gegenent- im Gegensatz zur Initiative, gänzlich wurf positiv zu beeinflussen. Mit dem www.massentierhaltung.ch Jetzt Flagge zeigen gegen Massen tierhaltung. KAMPAGNENMATERIAL BESTELLEN: www.massentierhaltung.ch/material 15
Franz Weber rettete Surlej vor der Verstädterung: Die Kampagne im Engadin steht am Anfang der erfolgreichen Tätigkeit der Fondation Franz Weber NATUR SCHUT Z und ihrer Schwesterstiftung Helvetia Nostra zum Schutz der Natur und Landschaft in der Schweiz. Die Fondation braucht es m Die folgende Zusammenstellung unserer Aktionen in der Schweiz zeigt es deutlich: Ohne die Fondation Franz Weber und ihre Schwesterorganisation Helvetia Nostra würden viele wertvolle Naturgebiete, aber auch geschützte Zonen überbaut oder verschandelt, * PETER WÄCH Reporter und Journalist und das Tierwohl nähme weiter Schaden. Darum hat der Schutz der Tiere, _ der Natur, und der unvergleichlich schönen Landschaft in unserer Heimat einen hohen Stellenwert. 16
NR . 136 A P R I L | M A I | J U N I 202 1 n Franz Weber mehr denn je! ➊ Schweizer Karte (Umriss mit Kantone und Seen) ➎ ➍11 ➌➑ 12 13 ➐ ➋➏ ➒ ➓ 15 ➊ 14 https://muster-vorlage.ch 17
NATUR SCHUT Z – BLS «Klotzbrocken» – Werkstätte im «Chliforst» Bern Steht das Projekt der BLS auf der Kippe? Die Ausgangslage: Die BLS hat im Wes- ten der Stadt Bern, auf einem wunder- schönen Gebiet mit intaktem Wald, meandrierendem Bach, Weiden und Wiesen, Baupläne für eine Zug-Putz- station und eine Reparatur-Werkstätte vorgelegt. Die Geschichte: Das Monsterprojekt der BLS, im ländlich-bäuerlichen Wes- ten von Bern eine Werkstätte zu bau- en, wurde und wird von der Fondation Franz Weber nach allen Kräften be- kämpft. Die FFW hält den Kampf ge- gen dieses zerstörerische Projekt eines Klotzbrockens inmitten prächtiger Na- ➋ tur für umso dringlicher, da es rund um die BLS in letzter Zeit negative Schlag- gemäss AGR verstösst das BLS-Projekt gegen das unsinnige Ansinnen Ein- zeilen gab. Wir erinnern uns an das gegen das bestehende eidgenössische sprache zu erheben. Mitholz-Drama, das womöglich zum Raumplanungsgesetz. Massen-Fischsterben im Blausee führ- Unsere Aktion: Seit 2018 macht sich te. Eine Einsprache gegen die Pläne Der (verhinderte) Schaden: Die Bur- die Fondation Franz Weber gegen das der BLS im «Chliforst» wird nun auch gergemeinde will nun aktuell für das Projekt stark. Sie wird sich weiter gegen von der Landbesitzerin, der Burgerge- umstrittene Projekt des Berner Bahn- den geplanten «Grossklotz im Chli- meinde Bern, in Betracht gezogen. Das unternehmens ihre rund 14 Hektaren forst» zur Wehr setzen und wenn nötig Gebiet «Chliforst» ist weit weg gelegen Land nicht hergeben. Die FFW begrüsst bis vor Bundesgericht gehen, um dieses von einer Bau- oder Industriezone und den Entscheid der Burgergemeinde, intakte Stück Schweiz zu erhalten. – Geplante Seilbahn über den Zürichsee Kampagne gegen die Zerstörung des Zürcher Seebeckens Die Ausgangslage: Die Zürcher Kan- aufzugleisen, das eine Verschande- auch wegen des Baulärms und der See- tonalbank (ZKB) will das pittoreske lung des Zürcher Seebeckens zur Folge bohrungen eine Belastung für Tier und Zürcher Seebecken mit einer Seil- gehabt hätte. Ab 2020 sollte für fünf Umwelt darstellen würde. bahn verschandeln. Die FFW mit Ihrer Jahre eine temporäre Seilbahn über Schwestergesellschaft Helvetia Nostra den Zürichsee errichtet werden. Das Der Schaden: Die prestigeträchtige An- erwägt sogar den Gang vor Bundesge- Coronavirus setze diesem Ansinnen lage wird im hängigen Konzessionsge- richt. vorläufig einen Schlussstrich. Trotz des such schönfärberisch als «touristische inzwischen verstrichenen Jubiläums- Beschäftigungsanlage» umschrieben. Die Geschichte: 2020 feierte die Zür- jahrs und einer Pandemie, die sich in Die zwei dazu benötigten Masten hät- cher Kantonalbank (ZBK) ihr 150-jäh- die Länge zieht, hält die ZKB am Protz- ten eine Höhe von 88 Metern und die riges Jubiläum. Das war für die Bank projekt fest, das nicht nur die Zürcher sich daraus ergebende Gondelgirlan- 2017 Anlass, ein glamouröses Projekt Seelandschaft verunstalten, sondern de würde direkt vor dem einzigartigen 18
➌ Alpenpanorama realisiert. Die liebliche Unsere Aktion: Die «IG Seebecken Seil- ressensgemeinschaft. Da die ZKB Landschaft mit dem Zürcher Seebecken bahnfrei», bestehend aus zahlreichen trotz Niederlage vor der ersten Ge- sowie das Postkarten-Idyll vom Bürk- Bürgerinnen und Bürgern, bekämpft richtsinstanz an ihrer Idee, das See liplatz mit Blick zu den schneebedeck- den Gigantismus auf politischem und becken in eine Kirmesanlage zu ten Glarner Alpen würde somit brutal juristischem Weg. Die Fondation Franz verwandeln, festhält, wird der Gang zerstört. Disneyland statt Switzerland, Weber unterstützt mit Ihrer Schwes- vor das Bundesgericht wohl unaus- selbst Touristen wären hier brüskiert. terstiftung Helvetia Nostra die Inte weichlich. – Feuchtgebiet mit hoher Biodiversität beim Goetheanum Dornach/Arlesheim Mühsamer Kampf für unberührten Natur- und Kulturraum Die Ausgangslage: Seit Ende 2019 de die bundesrechtlichen Schutzvorga- Aue» handelt es sich sogar um ein setzt sich die Fondation Franz Weber ben. Die Bedrohung durch Profit getrie- Biotop, das national zu den meist ge- mit ihrer Schwesterstiftung Helvetia bene Neubauten geht aber viel weiter. fährdetsten Lebensräumen zählt, die Nostra für den Erhalt und Schutz des Es handelt sich hier nämlich um ein man unter allen Umständen bewahren einzigartigen Natur- und Kulturraums hoch sensibles Ökosystem. Dazu ge- muss. Trotzdem wird weitergebaut! Die am weltbekannten Goetheanum in Ar- hört das bereits erwähnte und unter Folgen sind bereits deutlich sichtbar: lesheim (BL) ein. Die FFW engagiert Naturschutz stehende Feuchtgebiet Der Bach wurde verschmutzt und eini- sich für die geplante Zerstörung dieses «Schwinibach-Aue». Für die FFW und ge Quellen wurden zerstört. Wenn das Feuchtgebietes mit hoher Biodiversität ihre Schwesterstiftung Helvetia Nostra so weitergeht, drohen die wertvollen zusammen mit der Initiative Dornach- ist klar: Die Missachtung von unmiss- Feuchtgebiete am Schwinibach end- Arlesheim. verständlichen Bundesvorgaben ist ge- gültig auszutrocknen, was wiederum setzeswidrig. andere Folgeschäden nach sich zöge. Die Geschichte: Es sind gleich deren zwei Grossbauprojekte, die diese lieb- Der Schaden: Die einzigartigen Unsere Aktion: Am 7. Oktober 2020 ge- liche Sie reichhaltige Region rund um Feuchtbiotope werden mutwillig zer- lang der Helvetia Nostra ein wichtiger das bekannte Goetheanum-Ensemble stört, was unabsehbare Auswirkungen Etappensieg. Aufgrund ihres Ersuchens zerstören sollen, und sie verletzen bei- nach sich zöge. Bei der «Schwinibach- verfügte das Schweizer Bundesgericht in letzter Sekunde einen superproviso- rischen Baustopp. Dass die Behörden ➍ tatenlos zusehen, ist ein Skandal! Die Helvetia Nostra wird alle juristischen Mittel einsetzen, der unvergleichlichen Naturoase die irreversible Zerstörung zu ersparen. Denn leider wird immer noch gebaut und zerstört. 19
– Rehpopulation auf dem grössten Friedhof der Schweiz in Basel Die FFW verhindert Abschuss von Rehen am «Hörnli» Die Geschichte: Der Friedhof «am che am Runden Tisch, haben bewirkt, ➎ Hörnli» mit seinen 54 Hektaren Park- dass das Justiz- und Sicherheitsde- und Waldanlagen beherbergt seit sei- partement des Kantons Basel-Stadt ner Eröffnung als Waldfriedhof im Jahr eine Einigung ohne Blutvergiessen für 1934 eine Rehpopulation. Ihre Zahl hat möglich hält. Es sistierte darum den in den letzten Jahren zugenommen. Rekurs, bis die derzeit laufenden Ge- Aus Furcht vor Wildschweinen, wur- spräche abgeschlossen sind. Es zeich- de der Friedhof immer hermetischer net sich langsam eine Alternative für umzäunt, so dass auch die Rehe nicht den Abschuss der Rehe ab. Die FFW mehr in den benachbarten Wald aus- hat wissenschaftliche Untersuchun- weichen konnten und sich innerhalb gen vorgenommen und erarbeitet zur- des Friedhofs vermehrt haben. zeit zusammen mit dem Kanton Basel- Die Ausgangslage: Im Mai 2020 hatte Stadt eine Lösung. die Polizei des Kantons Basel-Stadt den Der Schaden: Die von der Stadtgärtne- Regulierungs-Abschuss von Rehen ge- rei geschätzten 15 bis 25 Rehe begannen nehmigt, die auf dem baselstädtischen sich immer häufiger am Grabschmuck Friedhof «am Hörnli» – dem grössten und an den Kränzen gütlich zu tun. Friedhof der Schweiz – leben. Dank Die Schäden, die für 2020 auf rund eines Rekurses der Fondation Franz 100 000 Franken geschätzt wurden, Weber (FFW) und ihrer Schwesterorga- begannen für die Gemeinde zu einem nisation Helvetia Nostra konnten die Problem zu werden. Abschüsse verhindert werden. Gleich- zeitig wurden von der FFW Gespräche Unsere Aktion: Die von der FFW initi- am Runden Tisch initiiert. ierten, immer noch laufenden Gesprä- – Zerstörung des Hirschengabens in Bern Mein Freund, der Baum – bald tot! Die Ausgangslage: Manchmal weht der geht, vergessen gewisse Damen und Herren politische Wind nicht so, wie es einen ➏ gerne das Grüne.» die Exponenten der entsprechenden Parteien ankündigen. Beim Um- und Der (kommende) Schaden: Das Berner Neubau vom Berner Hauptbahnhof soll Stimmvolk hat gesprochen: Die Parkanlage nun eine ganze Allee von Bäumen für im Hirschengraben innerhalb des UNESCO- einen neuen Bahnhof-Zugang geopfert Weltkulturerbes wird nun gebaut. Immerhin werden. entschieden sich, nicht zuletzt dank dem Einsatz der FFW, knapp 42,3 Prozent gegen Die Geschichte: Es sind ausgerechnet das zerstörerische Monsterprojekt. Für die linke, wie grüne Politiker und Politi- Biodiversität der Stadt Bern ist das dennoch kerinnen, die mit aller Kraft dafür wei- eine schlechte Nachricht, denn die weit über beln und es in Kauf nehmen, dass alte 100-jährigen und gesunden Bäume werden Bäume in Bern der Motorsäge zum Op- nun gefällt, damit die Pendlerinnen und fer fallen. FFW-Präsidentin Vera Weber Pendler unterirdisch und bei Regen trocken nimmt, um bei der Thematik zu blei- aus dem Bahnhof strömen können. ben, kein Blatt vor den Mund, wenn sie sagt: «Wenn es nicht um globale Klima- Unsere Aktion: Es gibt momentan ein 1:0 für politik, Ökosteuern, C02-Abgaben, den den öffentlichen Verkehr, der wertvolle Natur Strassenbau und generell ums Auto zerstören soll. Die FFW bleibt aber aktiv. 20
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