LEICHT.WERT Nr. 4 Plattformökonomie Markt-Insights Japan

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LEICHT.WERT Nr. 4 Plattformökonomie Markt-Insights Japan
LEICHT.WERT                   Weniger ist mehr. Information. Das Magazin der Leichtbau BW.    Nr.   4

                                        TITELTHEMA          KMU@INTERNATIONAL                        TIPPS & TRICKS

                                        Plattformökonomie   Markt-Insights Japan                     CO2 -Einsparpotenzial
© Song_about_summer – stock.adobe.com
LEICHT.WERT Nr. 4 Plattformökonomie Markt-Insights Japan
Digital.Showroom                                                                                                                                                                                                          Editorial

                                                                                                                         Liebe
                                                                                                                         Leserinnen                                                                    „Der Leichtbau
                                                                                                                                                                                                         profitiert vom
                                                                                                                         und Leser,                                                                  Datenaustausch.“

                                                                                                                         Sie über die neuesten Branchentrends zu informieren –
                                                                                                                         das ist unsere Motivation hinter jeder Ausgabe unseres
                                                                                                                         Kundenmagazins LEICHT.WERT. Ein brandaktuelles Thema
                                                                                                                         steht deswegen auch in unserer vierten Ausgabe im Fokus:
                                                                                                                         Die Plattformökonomie nimmt Einzug in den B2B-Sektor.
                                                                                                                         Dabei sind die Potenziale von digitalen Plattformen für KMU
                                                                                                                         höchst interessant und auch der Leichtbau profitiert vom
                                                                                                                         Datenaustausch und von neuen Geschäftsmodellen.

                                                                                                                         In unserer Titelgeschichte möchten wir Ihnen die Vorteile,
                                                                                                                         aber auch Herausforderungen digitaler Plattformen für den
                                                                                                                         Leichtbau aufzeigen, Sie mit Best-Practice-Beispielen
                                                                                                                         ermutigen und dabei gleichzeitig nicht den Blick auf die
                                                                                                                         Nachhaltigkeit verlieren. Können Digitalplattformen einen
                                                                                                                         Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz leisten?
                                                                                                                         Mögliche Antworten halten Sie in Ihren Händen.

                                                                                                                         Eine inspirierende Lektüre wünscht Ihnen

                 Die optimale Bühne für Ihre Leichtbaulösung
                 „Finden und gefunden werden“, lautet das Motto unseres DIGITAL.SHOWROOM. Auf der digitalen Aus­
                 stellungsplattform können baden-württembergische Unternehmen und Forschungsinstitute ihre Leichtbau-
                 lösungen rund um die Uhr präsentieren. Sie möchten ebenfalls im DIGITAL.SHOWROOM aufgeführt werden?
                 Machen Sie so potenzielle Kundschaft und Geschäftspartner*innen auf der ganzen Welt auf Ihr Know-how    Ihr Dr. Wolfgang Seeliger
                 sowie Ihre Produkte und Dienstleistungen aufmerksam!                                                    Geschäftsführer der Leichtbau BW

                  www.leichtbau-showroom.de

                 Ihre Mehrwerte auf einen Blick:

                                                                                                                                Wo immer Sie dieses Symbol       sehen, warten weiterführende Informationen darauf, von Ihnen entdeckt zu
                                                                                                                                werden. Unsere LightQueen nimmt Sie dabei gerne mit. Alles, was Sie dazu benötigen, ist unsere kostenlose
                Kostenloses        Zielgruppengerechte   Kate­gorisierung und   Virtueller Visiten-   Mehrsprachigkeit          Leichtbau App. Öffnen Sie dort die Funktion „Augmented Reality“, erfassen Sie mit Ihrer Smartphone-Kamera
                  Angebot             Präsentation          Filter­optionen     kartenaustausch         (DE, EN, CN)            das AR-Symbol und los geht’s. Viel Spaß!

02                                                                                                                                                                                                                                          03
LEICHT.WERT Nr. 4 Plattformökonomie Markt-Insights Japan
Inhaltsverzeichnis                                                                                                                                              Inhaltsverzeichnis

                                                          TITELTHEMA

                                                          Plattform-                                          Editorial                                              03

                                                          ökonomie
                                                                                                              Inhaltsverzeichnis                                     04
                          © ZinetroN – stock.adobe.com
                                                                                                              Leichtbau on Tour                                      06
                                                                                                              DIE PLATTFORMÖKONOMIE HÄLT EINZUG IM B2B-SEKTOR

                                                                                                              Wer die Daten hat, hat die Macht                       08
                                                                                                              WERTSCHÖPFUNG DIGITAL

                                                                                                              Plattformökonomie – mehr als pure Technik 		           13
                                                                                                              PLATTFORMÖKONOMIE IM VERBUND MIT ADDITIVER FERTIGUNG

KMU@INTERNATIONAL                                                                                             Im Duett zur Serienreife                               16

Markt-Insights
                                                                                                              KLASSISCHES FORMAT AUF NEUEN WEGEN

                                                                                                              Hybriden Messen gehört die Zukunft                     19

Japan
                                                                                                              IM GESPRÄCH
                                                                           © Travel mania – stock.adobe.com

                                                                                                              Plattformen: Chance für die Umwelt?                    20
                                                                                                              KMU@SCIENCE

                                                                                                              Mit innovativen Techno­logien zum
                                                                                                              nachhaltigen Leichtbau                                 22
                                                                                                              TRENDS

                                                                                                              Leichtbautrends auf der Spur                           24
                                                          TIPPS & TRICKS                                      KMU@INTERNATIONAL

                                                          CO2 berechnen                                       Technologien, Trends und Kooperationen
                                                                                                              TIPPS & TRICKS

                                                                                                              CO2 berechnen rechnet sich
                                                                                                                                                                     30

                                                                                                                                                                     32
                                                          rechnet sich
                          © Kittiphan – stock.adobe.com

                                                                                                              Tipps der Redaktion                                    34
                                                                                                              Impressum                                              35

04                                                                                                                                                                                        05
LEICHT.WERT Nr. 4 Plattformökonomie Markt-Insights Japan
On Tour

                                                                                                                                                                So wird das Planen für den
                                                                                                                                                                Leichtbau zum Standard

Leichtbau on Tour
                                                                                                                                                                Wie kann das klimafreundliche Planen für den Bau von
                                                                                                                                                                morgen gelingen? Beim Symposium „Leichtbau im
                                                                                                                                                                urbanen System“ am 7. Juli 2022 standen alternative
                                                                                                                                                                Ansätze und Herangehensweisen in der Bauplanungs-
                                                                                                                                                                praxis im Mittelpunkt. Zudem thematisierten die
Endlich wieder persönlich zusammenkommen! Wir freuen uns, dass wir dieses                                                                                       Refe­rent*innen und Teilnehmenden des Symposiums
Jahr wieder verstärkt mit Präsenz-Events durchstarten konnten. Einige der bis­                                                                                  Anreize und neue Abläufe, die zur Etablierung des
herigen Highlights aus dem Jahr 2022 finden Sie hier zum Nachlesen.                                                                                             Leichtbaus in der Bauplanung entscheidend sind.

                                                                                                                                                                 www.leichtbau-bw.de/lus22

Fachmessen – wieder live und vor Ort
JEC World in Paris, Hannover Messe, ILA Berlin, IAA Transportation – es geht
endlich wieder los mit internationalen Fachmessen. Bei diesen wichtigen
Branchentreffen durfte auch der Leichtbau nicht fehlen. Wir freuen uns, dass
viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus unserem Netzwerk die                                                                                                                                                         Erstes internationales
Chance genutzt haben, an unseren baden-württembergischen Gemeinschafts­                                                                                                                                                        Leichtbausymposium auf der Expo Dubai
ständen ihr Know-how der Welt zu präsentieren. Sie möchten das nächste                                                                                                                                                         Wir waren Partner des Baden-Württemberg Hauses auf der
Mal gerne mit dabei sein? Werfen Sie einen Blick in unser Jahresprogramm.                                                                                                                                                      diesjährigen Expo Dubai, das mit seiner imposanten Architektur
                                                                                                                                                                                                                               alle Blicke auf sich zog. Am 16. März 2022 fand dort unser
 www.leichtbau-bw.de/termine                                                                                                                                                                                                   erstes internationales Leichtbausymposium statt. Neben zahl-
                                                                                                                                                                                                                               reichen baden-­w ürttem­b ergischen Teilnehmenden, die im
                                                                                                                                                                                                                               Rahmen einer Unter­nehmer­*­innenreise vor Ort waren, lausch-
                                                                                                                                                                                                                              ten auch Branchen­kenner*innen und Architekt*innen aus den
                                                               Ein Hoch auf die ThinKings 2021                                                                                                                                VAE den Fachvorträgen rund um das Thema „Lightweight
                                                               In diesem Sommer konnten wir die Top-Leichtbaulösungen 2021                                                                                                    ­Design To Production“.
                                                               wieder live vor Ort mit dem ThinKing Award auszeichnen. Das Rennen
                                                               bei der Fachjury machte dieses Mal die solidian GmbH mit einer                                                                                                  www.leichtbau-bw.de/expo

                                                               innovativen Carbonbewehrung für den Betonbau. Den zweiten Platz
                                                               sicherte sich die Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart mit
                                                               einem Kraftmesssensor, der unter Wasserstoffatmosphäre äußerst
                                                               präzise Werkstoffkennwerte liefert. Auf Platz drei überzeugte das
                                                               intelligente CFK-Spannfutter der HAINBUCH GmbH. Außerdem konnte                                          Mit 3D-Druck
                                                               die induktive Heizmatte der msquare GmbH beim Online-­Voting die                                         in Japan durchstarten
                                                               meisten Punkte der Leichtbau-Community sammeln.                                                          Unsere erste „Sprechstunde 3D-
                                                                                                                                                                        Druck“ in Zusammenarbeit mit
                                                                 www.thinking-award.de                                                                                  der JETRO München bot KMU
                                                                                                                                                                        aus THE LÄND die Chance, ihre
                                                                                                                                                                        Innovationen im Bereich Addi­
Statement für den                                                                                                                                                       tive Manufacturing japanischen
europäischen Leichtbau                                                                                                                                                  Unternehmen zu pitchen. So er-
Die European Lightweight Association (ELA)                                                                                                                              gaben sich attraktive Möglich-
sowie die European Lightweight Clusters                                                                                                                                 keiten für die potenzielle inter-
­Alliance (ELCA) haben ihre Zusammenarbeit                                                                                                                              nationale Zusammenarbeit.
 beschlossen. Die beiden europäischen Leicht­
 baucluster verbindet das gemeinsame Ziel,                                                                                                                                www.leichtbau-bw.de/japan
 dem enormen ökonomischen und ökologi-
 schen Potenzial des Leichtbaus mehr Sicht-
 barkeit in Politik, Wirtschaft und Wissen-
                                                                                                                                         © Sébastien D’Halloy

 schaft zu verleihen. Ein wichtiges Ziel ist es,
 den Leichtbau insbesondere auf der Agenda
 der Europäischen Kommission zu priorisieren.                                                                                                                                                                  Sie möchten keine News der Leichtbau BW GmbH mehr verpassen?

 www.european-lightweight.com                                                                                                                                         Follow us!                               Treten Sie mit uns im Social Web in Kontakt!

06
LEICHT.WERT Nr. 4 Plattformökonomie Markt-Insights Japan
Plattformökonomie im B2B-Sektor

DIE PLATTFORMÖKONOMIE HÄLT EINZUG IM B2B-SEKTOR

Wer die Daten hat,
hat die Macht
                                                                                                                      Schlichte Büros in einem eher tristen Zweckbau: Sieht so die
                                                                                                                      Zukunft der deutschen Wirtschaft aus? Wer eine digitale Platt-
                                                                                                                      form betreibt, braucht eben keine Werkshallen, zumindest keine
                                                                                                                      eigenen. Der riesige Fräsmaschinenpark, auf den die Stuttgarter
                                                                                                                      InstaWerk GmbH zurückgreifen kann, besteht aus rund 1.500
                                                                                                                      Maschinen, verteilt auf unterschiedliche Fertigungsunternehmen,
                                                                                                                      die dem plattformbasierten Netzwerk angehören. Geschäfts-
                                                                                                                      führer Marcel Erich und sein Team bringen als Plattformbetreiber
                                                                                                                      Angebot und Nachfrage, Hersteller und Kunden zusammen.
                                                                                                                      Oder besser gesagt, sie überlassen das der von ihnen entwickelten
                                                                                                                      Künstlichen Intelligenz (KI): Diese analysiert eingehende Aufträge,
                                                                                                                      prüft Bestellparameter wie Stückzahl, Lieferzeit oder Oberflächen­
                                                                                                                      beschaffenheit, leitet aus den Daten Preise und Konditionen ab
                                                                                                                      und weist die Aufträge den passenden Herstellern zu.

                                                                                                                      Aufträge frei Haus
                                                                                                                      Die Plattformökonomie, da ist sich die Forschung einig, hat das
                                                                                                                      Potenzial, bestehende Geschäftsmodelle abzulösen oder zu-
                                                                                                                      mindest zu ergänzen. Auf Kundenseite entfällt die Suche nach
                                                                                                                      passenden Herstellern, das mühsame Einholen von Angeboten,
                                                                                                                      der zeitraubende Vergleich von Preisen, Konditionen und Liefer­
                                                                                                                      zeiten. Die im Netzwerk versammelten Hersteller wiederum
                                                                                                                      bekommen ihre Aufträge quasi frei Haus. Statt zu akquirieren,
                                                                                                                      können sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Die KI, ge-
                                                                                                                      speist mit Daten aus Tausenden Transaktionen, übernimmt die
                                                                                                                      komplette Geschäftsabwicklung, von der Bestellung bis zur
                                                                                                                      Lieferung. Auf der Website der InstaWerk GmbH beispielsweise
                                                                                                                      laden die Kunden ein am Computer generiertes Modell (CAD-
                                                                                                                      Modell) des gewünschten Dreh- oder Frästeils hoch, wählen die
                                                                                                                      gewünschten Parameter aus und erhalten binnen Sekunden ein
                                                                                                                      Angebot. Das Netzwerk aus Herstellern, von denen jeder über
                                                                                                                      bis zu 25 Dreh- und Fräsmaschinen verfügt, schafft Verlässlich­
                                                                                                                      keit und gute Konditionen. Unwägbarkeiten wie Material- und
                                                                                                                      Lieferengpässe sowie kaum kalkulierbare Preise schließt die
                                                                                                                      Plattformökonomie aus. Denn die KI weiß aus der Analyse von
                                                                                                                      Datensätzen, wo Kapazitäten frei und Materialien verfügbar sind.

Vom belächelten Online-Buchhandel zur geachteten Weltmarke: Der Handelsriese Amazon
ist das wohl prominenteste Beispiel, wenn es um das Thema Plattformökonomie geht. Im
Business-to-Business-Bereich (B2B) dagegen ist dieses Geschäftsmodell weit weniger
                                                                                                                      der Unternehmen hinken bei der Entwicklung
                                                                                       © ZinetroN – stock.adobe.com

verbreitet. Dabei eröffnet es gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU)
                                                                                                                      datengetriebener Geschäftsmodelle hinterher.
die Möglichkeit, neue Märkte und Zielgruppen zu erschließen. Auch der Leichtbau kann
profitieren, etwa durch anwendungsoptimierte Produkte oder kleinere Stückzahlen.

                                                                                                                                                                                                    09
LEICHT.WERT Nr. 4 Plattformökonomie Markt-Insights Japan
Plattformökonomie im B2B-Sektor                                                                                                                                                                                                                                 Plattformökonomie im B2B-Sektor

                                                                                                                                                                                Deutschland hat Nachholbedarf                                       Rolle, hinzu kommen Bedenken hinsichtlich Datenmissbrauchs
                                                                                                                                                                                Daten sind der Treibstoff der Plattformökonomie – Dr. Jähnert       und unfairen Wettbewerbs. Vielleicht braucht das Umdenken
                                                                                                                                                                                nennt sie „die neuen Assets“ und meint damit nicht weniger als      aber auch einfach noch ein bisschen Zeit. „Wir müssen uns daran

„Wer den Sprung in die Platt­form­
                                                                                                                                                                                Vermögens- und Anlagewerte. „Erst aufbereitet werden sie zu         gewöhnen, dass der Austausch von Daten nichts per se Schlechtes
                                                                                                                                                                                einem verwertbaren Rohstoff“, sagt der gelernte Ingenieur und       ist. Wer den Sprung in die Plattformökonomie wagt, dem eröffnen
                                                                                                                                                                                vergleicht diesen Vorgang mit dem Raffinieren von Rohöl, das erst   sich enorme Potenziale“, sagt Dr. Roman Dumitrescu, Professor

ökonomie wagt, dem eröffnen                                                                                                                                                     durch die Aufbereitung in der Raffinerie verschiedenen Anwen-
                                                                                                                                                                                dungen zugeführt werden kann. Ähnlich verhält es sich mit Daten­
                                                                                                                                                                                                                                                    für „Advanced Systems Engineering“ an der Universität Pader-
                                                                                                                                                                                                                                                    born und Direktor am Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik

sich enorme Potenziale.“                                                                                                                                                        sätzen. Je besser sie aufbereitet sind, beispielsweise durch die
                                                                                                                                                                                Erkennung von Mustern und Zuordnungen, desto besser kann
                                                                                                                                                                                die KI daraus neue Anwendungen entwickeln, sei es zur Verbes-
                                                                                                                                                                                                                                                    Mechatronik (IEM).

                                                                                                                                                                                                                                                    Thematisch fokussieren
Prof. Dr. Roman Dumitrescu,                                                                                                                                                     serung der Transaktionen oder zur Optimierung der auf der Platt-    „The winner takes it all“ – auch das ist ein Prinzip der Plattform-
Universität Paderborn                                                                                                                                                           form angebotenen Services. Verschlafen habe Deutschland die         ökonomie. Während ein Anbieter den Markt beherrscht, gehen
                                                                                                                                                                                Entwicklung hin zu datenbasierten Geschäftsmodellen, kritisiert     alle anderen leer aus. Beispiele sind Google oder Amazon, die
                                                                                                                                                                                Dr. Jürgen Jähnert. Statt Geschäftsmodelle zu verändern, würden     dem Wettbewerb kaum Spielraum lassen. Denn je mehr Platt-
                                                                                                                                                                                Technologien genutzt, um Produkte und Prozesse zu optimieren.       formen dieselben Transaktionen und Dienstleistungen anbieten,
                                                                                                                                                                                „Never change a running system“ nennt Dr. Christian Rusche          desto unattraktiver wird das Geschäftsmodell. Diese Tendenz
Handel mit Lösungen statt Produkten                                 lich übernehmen Plattformbetreiber häufig auch Dienstleistungen                                             dieses Festhalten am Bewährten. Einer aktuellen Umfrage des         zur Monopolisierung muss im Blick haben, wer mit dem Gedanken
Dr. Jürgen Jähnert, Geschäftsführer der bwcon GmbH und bwcon        wie Logistik, Versicherung oder Geschäftsanalysen. Solche                                                   Branchenverbandes Bitkom zufolge haben sich 24 Prozent der          spielt, selbst eine Plattform zu gründen. Auch im B2B-Bereich
research gGmbH, erklärt das Prinzip von Plattformökonomien          Dienste auszulagern, schlägt sich gerade in KMU positiv auf                                                 befragten Unternehmen noch gar nicht mit datengetriebenen           wird eine gewisse Konsolidierung erwartet, wenn auch in weniger
am Beispiel der beliebten Plattform Airbnb, die Unterkünfte an      die Betriebskosten nieder.                                                                                  Geschäftsmodellen befasst, 19 Prozent haben eigenen Angaben         starkem Ausmaß. Für künftige Plattformbetreiber hat InstaWerk-
Reisende vermittelt: „Das Wissen, wer wann ein Hotel braucht,                                                                                                                   nach den Anschluss verpasst und 35 Prozent sehen sich als           Chef Marcel Erich einen konkreten Tipp: „Thematisch fokussieren,
ist möglicherweise mehr wert als das Hotelbett selbst.“ Denn        Produktoptimierung auf Plattformbasis                                                                       Nachzügler.                                                         entweder auf ein spezielles Produkt, einen Service oder eine
anstelle von Produkten werden Lösungen verkauft: „Man bezahlt die   Der gewichtsoptimierte und anwendungsorientierte Leichtbau                                                                                                                      Dienstleistung und mit der Kundenseite beginnen, also Kunden
Schweißnähte, nicht mehr die Schweißroboter, man mietet Druck-      findet in der Plattformökonomie ein kongeniales Instrument.                                                 Hohes Wachstumspotenzial                                            nachhaltig für das Geschäftsmodell begeistern.“ Unternehmen,
luft und kauft nicht mehr die Kompressoren“, sagt Dr. Christian     Plattformen prüfen spezielle Anforderungen und verteilen Auf-                                               Aber warum nutzen so wenige Unternehmen diesen vergleichs-          ob Start-up oder KMU, ob im Leichtbau oder in klassischer Fer-
Rusche, Senior Economist beim Institut der Deutschen Wirtschaft     träge für einzelne Bauteile oder Bauteilgruppen an darauf spe-                                              weise jungen Plattformmarkt, dem der Sachverständigenrat der        tigung, müssen nicht gleich ihr komplettes Geschäftsmodell
in Köln. Anders als im klassischen Geschäftsmodell, das nur         zialisierte Hersteller aus dem Netzwerk. Dieses „Distributed                                                Bundesregierung in seinem jüngsten Jahresgutachten „auf An-         über den Haufen werfen, um von der Plattformökonomie zu pro-
Anbieter (Hersteller) und Kunden kennt, kommt in der Plattform-     Manufacturing“ macht auch kleinere Stückzahlen für die Her-                                                 bieter- und Nutzerseite hohes Wachstumspotenzial“ bescheinigt?      fitieren. In der Regel ergibt sich der Mehrwert schon aus der
ökonomie noch der Plattformbetreiber hinzu. „Er schiebt sich        steller profitabel und lässt anwendungsoptimierte Leichtbau-                                                Die Scheu, Daten mit anderen zu teilen, spielt eine wesentliche     bloßen Teilnahme, ob auf Hersteller- oder Kundenseite.
zwischen Produzenten und Kunden“, erklärt Dr. Jähnert. Das          produkte zu. Ein Beispiel ist das Leichtbau-Konzeptauto „ILO 1“
funktioniert allerdings nur, wenn die Plattform einen echten        der emm! solutions GmbH aus Weil der Stadt, das in nur vier
Mehrwert bietet, indem sie Abläufe beschleunigt, die Produkt-       Monaten von einem Netzwerk aus Lieferanten entwickelt und
qualität verbessert und Transparenz herstellt. Dann beteiligen      produziert wurde. Nicht nur der Datenaustausch, auch die Do-
sich immer mehr Nutzer*innen auf Anbieter- und Kundenseite.         kumentation und die Kommunikation der Fertiger untereinander
Im Fachjargon spricht man von Skalen- und Netzwerkeffekten.         erfolgten über eine webbasierte Software – die Plattform.
                                                                    Statt nacheinander fanden die einzelnen Entwicklungsschritte
Chancen für KMU                                                     parallel zueinander statt, was den Prozessablauf verkürzte und
Dr. Jähnert ist überzeugt, dass lineare Wertschöpfungsketten mit    das Produkt am Ende verbesserte. Das ILO 1 zeigt, was digitale
zahlreichen vorgeschalteten Zulieferern, wie sie für Deutschland    Plattformen in Verbindung mit Leichtbaukonzepten möglich
typisch sind, bald von „Wertschöpfungsnetzwerken“ abgelöst          machen, wenn Entwicklung und Konstruktion von der Anwendung
werden. Insbesondere für KMU bieten solche Netzwerke zahlreiche     her gedacht werden. Ein Kleinfahrzeug für das Flughafenvorfeld
Chancen. Sie öffnen ihnen den Zugang zu neuen Zulieferern,          beispielsweise muss, anders als normale Serienautos, nur ganz
Vertriebskanälen, Kundengruppen und Märkten. Der Austausch          bestimmte Anforderungen erfüllen und wird in kleinen Stück-
von Daten ermöglicht es, Bedürfnisse von Kunden besser zu           zahlen benötigt. Ein klassischer Fall für den plattformbasierten
verstehen. KMU können so im Idealfall ihre Produkte oder sogar      Leichtbau: Hersteller mit unterschiedlichem Produktportfolio
ihr gesamtes Business optimieren. Zudem erweitern plattform-        steuern einzelne Teile zu dem Nischenfahrzeug bei und optimie-
                                                                                                                                       © everythingpossible – stock.adobe.com

basierte Netzwerke den Kreis potenzieller Geschäftspart-            ren es gemeinsam noch während der Entwicklung – über den
ner*innen, ob Zulieferer oder Kunden – nicht nur auf regionaler,    Datenaustausch auf der Plattform. Auf diese Weise wird auch
sondern auch auf nationaler oder sogar globaler Ebene. Schließ-     die Fertigung in kleinen Stückzahlen wirtschaftlich.

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LEICHT.WERT Nr. 4 Plattformökonomie Markt-Insights Japan
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                    Wertschöpfung digital
                    ebay und Amazon begründeten das Modell der Plattformökonomie in den 1990er-Jahren,
                    heute sind digitale Online-Handelsplätze im Business-to-Consumer-Bereich (B2C) gang
                    und gäbe. Das Prinzip der gezielten Vernetzung von Angebot und Nachfrage, verbunden mit
                    dem Aufbau von Communitys, deren Mitglieder durch Datenaustausch voneinander profi-
                    tieren, verspricht auch für industrielle Wertschöpfungsketten zahlreiche Vorteile. Mit zu-
                    nehmender Digitalisierung im B2B-Sektor kann das Plattform-Modell Ergänzung oder sogar
                    Alternative gängiger Geschäftsmodelle sein. Dabei sind die Potenziale von digitalen Platt-
                    formen nicht nur für die großen Global Player, sondern auch für KMU interessant.

                    Wie funktioniert’s?
                    Digitale Plattformen bahnen Transaktionen zwischen mindestens zwei unabhängigen Nutzer­                                       NEUE GESCHÄFTSMODELLE
                    g­r uppen an. Alle Beteiligten dieses digitalen Ökosystems erzielen einen wirtschaftlichen

                                                                                                                                                  Plattformökonomie –
                    Vorteil. Während die Plattformbetreiber möglichst attraktive Rahmenbedingungen schaffen,
                    stellen die Nutzer*innen die gehandelten Waren, Dienstleistungen oder Daten zur Verfügung.

                    Plattformökonomie ist datengetrieben. Algorithmen automatisieren mithilfe der Daten, die

                                                                                                                                                  mehr als pure Technik
                    Anbieter und Kunden hinterlassen, die komplette Geschäftsabwicklung. Zentraler Nutzen:
                    die Transparenz von Angeboten und Bedarf sowie das Tempo, in dem beides zusammen­
                    gebracht wird. Mit jedem neuen Datensatz lernt die Künstliche Intelligenz (KI) dazu, wird der
                    Match zwischen Anbieter und Abnehmer passgenauer. Angebotsvielfalt, Preise und Rahmen­
                    bedingungen werden also in dem Maße attraktiver, je mehr Teilnehmer*innen sich auf der
                    Plattform versammeln (Skalen- und Netzwerkeffekte).                                                                           Die futurebrains UG & Co. KG ist ein junges Beratungsunternehmen mit Fokus auf digitale
                                                                                                                                                  Plattformen, Netzwerke und Ökosysteme. Die beiden Co-Founder Nicolas Dürr und Maxi­milian
                    Was bringt’s?                                                                                                                 Gutsche begleiten ihre Kunden von der Ideenfindungsphase über die Definition einer Platt­
                    Neben einer (kosten-)effizienten Struktur für Vertrieb und Einkauf bieten die Plattformen den
                                                                                                                                                  formstrategie bis hin zur Validierung im Markt und dem anschließenden Auf- und Ausbau.
                    Unternehmen unter anderem die Möglichkeit zur Datenanalyse und Vernetzung untereinander.
                    So lässt sich etwa die Auswertung von Nutzungsdaten für die bedarfsgerechte Auslegung
                    des eigenen Portfolios einsetzen. Aus der Vernetzung mit anderen Unternehmen hingegen
                    können kostensparende Synergieeffekte wie innovationstreibende Entwicklungskoopera-                                           Herr Dürr, ist Plattformökonomie eher          landschaft integrieren. Das ist dann jedoch      Unternehmen wollen und müssen wach-
                    tionen erwachsen. Bestenfalls lassen sich so neue Geschäftsmöglichkeiten oder Märkte                                          etwas für Global Player oder können            keine Plattform, sondern ein Produkt, das     sen. Dies geschieht, indem sie in Mitarbei-
                    erschließen. Die Forschung bescheinigt dem Plattformmodell das Potenzial, komplette                                           auch KMU Vorteile daraus ziehen?               Features mitbringt, die ein konkretes Kun-    tende, Maschinen und Gebäude inves­tieren.
                    Wirtschaftszweige umzukrempeln: Das Revolutionäre besteht darin, nicht mehr nur Produkte,                                       Der Erfolg digitaler Plattformen ist nicht   denproblem lösen. Eine Plattform dagegen      Mit einer Plattform sehen Wachstum und
                    sondern Lösungen oder Dienste anbieten zu können.                                                                             abhängig von der Unternehmensgröße,            fördert die Interaktion ganz unterschied­     Skalierung jedoch anders aus. Einfach
                                                                                                                                                  sondern von einem klaren Verständnis           licher Parteien miteinander, um Daten,        gesagt: Mit einer digitalen Plattform schaf-
                    Wo anfangen?                                                                                                                  darüber, wie Wertschöpfung hier funkti-        Produkte oder Dienstleistungen auszutau­      fen sie einen Ort, an dem die Teilnehmen­
                    Ob Produkte und Dienstleistungen plattformtauglich sind, diese Evaluation sollte am Anfang                                    oniert, und einem klaren Commitment zur        schen. Die Wertschöpfung passiert außer­      den vom dort gehandelten Know-how, den
                    der Entwicklung einer Plattformstrategie stehen. Welchen Mehrwert bringt der Einsatz einer                                    Veränderung.                                   halb des Unternehmens und nicht in den        Kapazitäten und Informationen gegensei-
                    digitalen Plattform für das Unternehmen und seine Kunden? Und mit Blick auf die eigenen                                                                                      eigenen vier Wänden. Ein plakatives Bei-      tig profitieren. Nehmen Sie die Plattform
                    Ressourcen und das erforderliche Know-how: Ist der Anschluss an eine vorhandene Platt-                                        Wo liegen die größten Missverständ-            spiel dafür ist Uber: Die Taxi-Alternative    „AddiMap“ als Beispiel für eine B2B -
                    form sinnvoll oder der Neuaufbau? Es gilt, Potenziale, Vor -und Nachteile abzuwägen und zu                                    nisse, wenn Kunden mit der Idee, eine          verwaltet die größte Flotte der Welt, ohne    Plattform für den 3D-Druck. Skalierbar
                    prüfen, welche (vorhandenen) Plattformlösungen sich eignen.                                                                   Platt­form aufzubauen, auf Sie zukom-          ein einziges Fahrzeug zu besitzen.            heißt hier: Anstatt die Qualität und Eig-
                                                                                                                                                  men?                                                                                         nung von Maschinen- und Werkstoffpara­
                                                                                                                                                    Viele Unternehmen sprechen von einer         In die B2B-Welt des Leichtbaus über­          metern über Wochen mit eigenen Testrei-
                                                                                                                                                  Plattform, meinen aber ein rein techni-        tragen: Worin liegen die größten Vor-         hen zu validieren, werden die Ergebnisse
                                                                                                                                                  sches Konstrukt, in das sie ihre Produkt­      teile des Plattformkonzepts?                  auf dem Marktplatz gehandelt, um das
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                                                                                                                                                                                                                                                                                        13
LEICHT.WERT Nr. 4 Plattformökonomie Markt-Insights Japan
Beratung                                                                                                                                                                                                                                                Beratung

„Der größte Vorteil digitaler                                                                                                                 Einige Kunden suchen den Impuls, an-
                                                                                                                                           dere kommen bereits mit einer Idee oder
                                                                                                                                                                                           das erfolgt zunächst ohne den Aufbau
                                                                                                                                                                                           komplizierter und teurer Technologie. Da-
                                                                                                                                                                                                                                         die x-te Industrial-Internet-of-Things-Platt­
                                                                                                                                                                                                                                         form bauen. Das hat nichts mit Schwäche

Plattformen ist ihre Skalierbarkeit.“                                                                                                      haben schon erste Schritte gemacht.
                                                                                                                                           Die meisten treibt die Sorge um, dass
                                                                                                                                           sie bis zu den ersten Erfolgen viele Res-
                                                                                                                                                                                           rüber hinaus erarbeiten wir Regeln und
                                                                                                                                                                                           Mechanismen für die reibungslose Teil-
                                                                                                                                                                                           nahme an der Plattform. Schließlich ver-
                                                                                                                                                                                                                                         oder Misserfolg zu tun, im Gegenteil: Es
                                                                                                                                                                                                                                         eröffnet mir die Möglichkeit, zu lernen, wie
                                                                                                                                                                                                                                         Mechanismen und Regeln einer Platt-
Nicolas Dürr                                                                                                                               sourcen und Zeit investieren müssen.            tiefen wir in phasenspezifischen Workshops    form funktionieren. Auf eine existierende
                                                                                                                                           Viele Unternehmen wissen nicht, wie sich        dedizierte Plattformthemen, wie zum Bei-      Plattform aufzusetzen, kann vor allem das
                                                                                                                                           Erfolg hier definiert. Daher ist es uns wich-   spiel das Thema Monetarisierung.              für die Plattformökonomie existenzielle
volle Potenzial sofort zu nutzen. So lassen   Was sollte dem Einstieg in die Platt-           fen und neue Geschäftsmodelle definie-       tig, früh zu validieren, um zu verstehen,                                                     Henne-Ei-Problem lösen: Wer muss zuerst
sich Kosten einsparen und die Produkti-       formökonomie vorausgehen?                       ren zu können.                               ob und wie ein Plattformgeschäftsmodell         Muss es immer Eigenbau oder kann es           da sein, Produzenten oder Konsumenten?
vität der Anlagen steigern. (Anm. d. Red.:       Der Wandel vom Produkt zur Plattform                                                      und dessen Mehr werte angenommen                auch eine vorhandene Plattform sein?
Mehr zu „AddiMap“ erfahren Sie ab S. 16.)     ist ein tiefer Eingriff ins Unternehmen.        Mit anderen Worten: Nicht alle digi-         werden. Das sorgt für erste Erkenntnisse          Letzteres. Ich muss ja zum Beispiel nicht   Vielen Dank für das Interview!
                                              Das Management muss also die treibende          talen Angebote taugen auch automa­           hinsichtlich der Annahmen, zeigt aber
Das bedeutet ein hohes Maß an Trans­          Kraft sein und hundertprozentig dahinter-       tisch als digitale Plattform?                auch erste Erfolge auf.
parenz meiner Daten. Ist das nicht            stehen. Wichtig ist, Know-how aufzubau-            Richtig. Plattformgeschäftsmodelle
auch ein hohes Risiko?                        en, zu verstehen, wo die Unterschiede           funk­tionieren gut in fragmentierten Märk-   Wie unterstützen Sie Ihre Kunden
   Plattformökonomie verlangt ein Mind-
set, das Transparenz und Offenheit nicht
                                              liegen zwischen dem klassischen Ge-
                                              schäftsmodell und der Plattformökono-
                                                                                              ten mit sehr vielen potenziellen Teil -
                                                                                              nehmer*innen. Ist die Teilnehmerzahl
                                                                                                                                           konkret beim Aufbau einer solchen
                                                                                                                                           Plattformstrategie?                                    Nicolas
als Risiko, sondern als Chance begreift.
Eine der größten Hürden – und damit der
Risi­ken – ist das sogenannte Not-invented-
                                              mie. Es geht nicht darum, das Bestands-
                                              portfolio zu verwerfen, sondern zu prüfen:
                                              Welche der Produkte, Dienstleistungen
                                                                                              jedoch schnell erschöpft, wird daraus
                                                                                              keine skalierfähige Plattform. Auch hohe
                                                                                              Trans­a ktionskosten, etwa weil es noch
                                                                                                                                             Wir haben über 30 Wege definiert, um
                                                                                                                                           Plattformgeschäftsmodelle zu identifizie-
                                                                                                                                           ren. Unser Fokus liegt zunächst auf der
                                                                                                                                                                                                  Dürr
here-Syndrom: eine ablehnende Haltung         oder vorhandenen Netzwerke bieten einen         viele manuelle Prozesse im Austausch         Sichtung der größten Potenziale sowie der               Co-Founder
gegenüber beispielsweise Ideen, Daten         Ansatz, um neue Interaktionsmöglich-            gibt, sind ein guter Indikator.              Analyse der größten Risiken. Das ist ein                futurebrains
und Innovationen, die nicht aus dem eige-     keiten zu schaffen? Wo lassen sich Netz-                                                     klar definierter Prozess der Inside-out-                UG & Co. KG.
nen Haus stammen. Außerdem herrscht           werkeffekte erzielen? Im ersten Schritt         An welcher Stelle des Aufbauprozesses        und Outside-in-Betrachtung; ihm folgen
im europäischen B2B-Umfeld immer noch         gilt es, den Schatz zu identifizieren, der es   holen sich interessierte Unternehmen         Konzeption und Durchführung der Vali-
große Skepsis, Daten zu teilen.               mir ermöglicht, neue Mehrwerte zu schaf-        Beratung bei Ihnen?                          dierung der kritischsten Annahmen. All

                                                                                                                                                                                                                                                                                         © Siarhei – stock.adobe.com
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LEICHT.WERT Nr. 4 Plattformökonomie Markt-Insights Japan
© Rosswag GmbH
                                                                                                                                                                                                                                                                            Best Practice

                                                                                                                                                         ren. Dabei schmelzen Laser Metallpulver Schicht für Schicht
                                                                                                                                                         auf, bis ein belastbares Bauteil im Pulverbett entsteht. Geome­                           INTWERTL
                                                                                                                                                         trien, Dichte, Festigkeit, Elastizität – alles ist beliebig variierbar,
                                                                                                                                                         bei Einsatz und Kombination unterschiedlicher Materialien. So                             Plattform für
                                                                                                                                                         lassen sich beispielsweise Bauteile herstellen, die wie Knochen
                                                                                                                                                         aufgebaut sind, mit geringeren Materialdichten oder porösen                               elektrifizierte
                                                                                                                                                         Strukturen im Inneren, wovon vor allem der Leichtbau profitiert.
                                                                                                                                                         Über 45 Prozent beträgt beispielsweise die Gewichtsersparnis
                                                                                                                                                                                                                                                   Leichtbauautos
                                                                                                                                                         eines Aluminium-Leichtbaulagers aus dem Drucker.
                                                                                                                                                                                                                                                   Ein weiteres, gerade entstehendes Beispiel ist
                                                                                                                                                         Die Rosswag-Ingenieur*innen erkannten allerdings schnell die                              „Intelligente Wertschöpfungsnetzwerke für Leicht­
                                                                                                                                                         Grenzen des komplexen Verfahrens. Die Einstellung des Lasers,                             baufahrzeuge geringer Stückzahl“ (IntWertL).
                                                                                                                                                         die Zusammensetzung der Legierung, die Beschaffenheit des                                 Das Ziel des von der Leichtbau BW begleiteten
                                                                                                                                                         Metallpulvers, der Abstand zwischen den Schmelzbahnen: Über                               Projekts ist es, eine digitale Engineering- und
                                                                                                                                                         180 Faktoren mit zahllosen Variablen beeinflussen den 3D-Metall­                          Produktionsplattform aufzubauen, die das Ent-
                                                                                                                                                         druck. „Es dauert zwei Monate und kostet mindestens 15.000                                wickeln neuer Formen der Mobilität und deren
                                                                                                                                                         Euro, einen Prozess-Parametersatz für eine einzige Anwendung                              Realisierung auch für kleine und mittelständi-
                                                                                                                                                         zu entwickeln“, erläutert Graf. Jeder Parametersatz benötigt                              sche Unternehmen attraktiv macht. Mehr dazu
Additive Fertigung:                                                                                                                                      außerdem die passenden Werkstoffdaten zur Validierung. Vier                               lesen Sie auf Seite 22–23.
Schicht für Schicht schmelzen Laser das Metallpulver auf.                                                                                                bis fünf Standardwerkstoffe, auf die derzeit 90 Prozent aller
                                                                                                                                                         3D-Drucker zurückgreifen, reichen nicht aus. Im Gegenteil: Sie
                                                                                                                                                         beschränken die Produktion und Vielfalt der additiven Fertigung.

                                                                                                                                                         „AddiMap“: Digitaler Marktplatz
PLATTFORMÖKONOMIE IM VERBUND MIT ADDITIVER FERTIGUNG                                                                                                     für Material- und Prozessdaten
                                                                                                                                                         Aus dieser Problemlage heraus entstand die Idee, einen digitalen          chend drücken. Je mehr Dienstleister*innen und je schneller die

Im Duett zur Serienreife
                                                                                                                                                         Marktplatz für den Handel mit Material- und Prozessdaten zu               Fertigung, desto günstiger die Preise, desto mehr wächst der
                                                                                                                                                         entwickeln. Auf der Plattform „AddiMap“, der ersten dieser Art,           Markt für den 3D-Metalldruck – das ist das Kalkül der „AddiMap“-­
                                                                                                                                                         können Kunden Daten für den 3D-Metalldruck kaufen, statt sie              Entwickler*innen.
                                                                                                                                                         selbst zu entwickeln. Das verhindert Mehrfachentwicklungen
                                                                                                                                                         und generiert zudem neue Einnahmequellen für Anbieter. „Wir               MakerVerse will Amazon des 3D-Drucks werden
Plattformökonomie und additive Fertigung sind ein vielversprechendes Team. Nicht nur,                                                                    monetarisieren unser Know-how der Prozessentwicklung“, erklärt            Zu den potenziellen Kunden von „AddiMap“ könnten künftig
dass beide datengetrieben sind. Aus dem 3D-Druck kann auch ein neues Geschäfts­modell                                                                    Graf das Businessmodell. Die Plattform soll im November 2022              auch die Fertiger aus dem MakerVerse-Netzwerk gehören. Die
wie der plattformbasierte Datenhandel erwachsen. Wie das geht, zeigen die Beispiele                                                                      an den Start gehen und ist offen für alle Mitbewerber*innen,              MakerVerse GmbH, Anfang des Jahres in Berlin gegründet, ver-
                                                                                                                                                         die wie Rosswag Engineering Prozessparameter entwickeln oder              treibt über die gleichnamige Plattform Bauteile aus hochwertigen
„AddiMap“ und „MakerVerse“.
                                                                                                                                                         für die Produktherstellung danach suchen. Das Potenzial ist               Metallen und Kunststoffpolymeren, produziert in 3D-Druck von
                                                                                                                                                         groß. Graf schätzt, dass weltweit bis zu 10.000 Anlagen für den           etwa zwei Dutzend Herstellern, die der Plattform angehören.
Dass die Rosswag GmbH, die größte Freiformschmiede Süd-            das traditionelle Geschäft nicht substituieren, sondern ergänzen“,                    3D-Metalldruck im Einsatz sind: „Wenn diese Technologie einen             Dabei kommen vier verschiedene Verfahren zum Einsatz. Bis-
deutschlands, auf besonders anschauliche Weise traditionelle       sagt Gregor Graf, Head of Engineering bei Rosswag Engineering.                        echten Mehrwert bieten soll, dann brauchen wir mehr Werk-                 her entwickeln die Hersteller aus dem MakerVerse-Netzwerk
Herstellungsverfahren mit modernen Fertigungsmethoden und          Der neue Geschäftsbereich für die additive Fertigung machte                           stoffe und produktivere Prozesse, weil sonst viele industrielle           ihre Materialien und Prozesse selbst. In naher Zukunft könnten
plattformbasiertem Datenhandel vereint, ist auf den ersten Blick   sich schnell bezahlt. Mehr als 60.000 funktionale Bauteile ent-                       Applikationen nicht funktionieren.“                                       sie die entsprechenden Prozessdaten bei „AddiMap“ kaufen.
nicht erkennbar. Auf dem Werksgelände in Pfinztal lagern Tau-      standen in den vergangenen fünf Jahren im Laserschmelzverfah-
sende Tonnen Metallhalbzeuge, in den Hallen bestimmen riesige                                                                                            Bei Rosswag Engineering sind sie davon überzeugt, dass die                Markus Seibold, Geschäftsführer der MakerVerse GmbH, sieht
Öfen, überdimensionale Zangenstapler und meterhohe Schmiede­                                                                                             Plattformökonomie einer Technologie wie dem 3D-Metalldruck                durchaus Synergien: „AddiMap als Materialplattform, MakerVerse
pressen das Bild. Hier werden Werkstoffe auf Eisen-, Nickel-,                          Über                                                              zum Durchbruch im industriellen Maßstab verhelfen kann, auch              als Transaktionsplattform, das wäre ein aufeinander aufbauendes
Aluminium- oder Kupferbasis zu tonnenschweren Bauteilen                                                                                                  und gerade aus wirtschaftlichen Gründen. Denn Plattform-Kunden            Angebot.“ Bis es soweit ist, müssen sich die beiden jungen Unter-
verarbeitet, hauptsächlich für den Energiemaschinenbau.                                                                                                  können nicht nur mechanische Kennziffern wie Härte, Zugfestig­            nehmen aber erstmal selbst am Markt freischwimmen. Seibold
                                                                                                                                                         keit oder Materialdichte vorgeben, um den gewünschten Para-               hat große Pläne: „Wir wollen das Amazon des industriellen 3D-
3D-Druck ergänzt traditionelles Geschäft                                                                                                                 metersatz zu erhalten. Auch wirtschaftliche Kennzahlen wie                Drucks werden“, sagt er in Richtung Wettbewerb. Das Beispiel mit
Dagegen wirken die Anlagen für den 3D-Metalldruck fast filigran.                                                                                         Produktivität stehen zur Auswahl. Ein geeigneter Parametersatz,           Amazon ist nicht zufällig gewählt. Denn das, wofür der Online-
2014 hat Rosswag die ersten Drucker angeschafft. „Wir wollten                          Faktoren beeinflussen den 3D-Metalldruck.                         der die Fertigungszeit halbiert, kann auch die Kosten entspre-            Gigant im B2C-Bereich steht, will Seibold auf den B2B-Bereich

16                                                                                                                                                                                                                                                                                               17
LEICHT.WERT Nr. 4 Plattformökonomie Markt-Insights Japan
Best Practice                                                                                                                                                                                                                                        Fachmessen der Zukunft

                                                                                    Über

übertragen. Deshalb bezeichnet sich „MakerVerse“ auch als                                                                                                   KLASSISCHES FORMAT AUF NEUEN WEGEN
„One-Stop Shop Plattform“. Frei übersetzt heißt das: Die Kunden

                                                                                                                                                            Hybriden Messen
bekommen alles aus einer Hand, und zwar „on demand“, also
zeitnah und frei Haus. Nur dass es sich in diesem Fall nicht um
Güter des täglichen Bedarfs, sondern um industrielle Präzisions­                    beträgt die Gewichtsersparnis eines
bauteile handelt, vorwiegend für den Maschinenbau und die                           Aluminium-Leichtbaulagers aus dem Drucker.

                                                                                                                                                            gehört die Zukunft
Automobilindustrie.

Dass sich „MakerVerse“ zu einer weltweit gefragten Plattform          selbst investieren müssen. Zum anderen profitieren auch er-
entwickeln wird, davon ist Seibold überzeugt. Während seiner          fahrene Nutzer*innen der additiven Fertigung von der breiten
Zeit bei Siemens Energy hat er dort die additive Fertigung auf-       Technologie- und Materialpalette und den wettbewerbsfähigen
gebaut: „Gefühlt gab es jeden Tag neue Technologien und Ma-           Lieferzeiten der Plattform. Die 3D-Fertiger im Netzwerk liefern                       Bis die Pandemie das Messewesen weitgehend lahmlegte, waren Messen eines der be-
terialien.“ Zudem half der 3D-Druck, die Ersatzteilversorgung         ihren Kunden schwerpunktmäßig Prototypen, Werkzeuge und                               vorzugten Instrumente im Marketing-Mix deutscher Unternehmen. Nach Angaben des
sicherzustellen und zugleich die Lagerkosten zu senken. So            Ersatzteile, doch Seibold denkt längst an die industrielle Serien­                    Verbands der deutschen Messewirtschaft (Auma) investierten Aussteller*innen fast die
entstand die Idee, eine „On-demand-Plattform“ zu entwickeln,          produktion: „Das ist der nächste Schritt. Wir wollen unsere Kun-
                                                                                                                                                            Hälfte ihres B2B-Kommunikationsetats in Messebeteiligungen. Das änderte sich erst,
die immer die neuesten additiven Technologien vorhält, immer          den während des gesamten Produktlebenszyklus unterstützen.“
verfügbar und schnell reaktionsfähig ist. Nicht nur Siemens Energy,
                                                                                                                                                            als Corona von März 2020 an Präsenzmessen aushebelte. Die deutschen Messeveran-
auch andere Kunden mit ähnlichen Ansprüchen an industrielle           Die Potenziale der additiven Fertigung zu heben und sie auf ein                       stalter entwickelten fortan digitale Ersatzformate – weniger aus Überzeugung als aus
Qualität sollten daran partizipieren. Zusammen mit Zeiss und          industrielles Niveau zu bringen, weil dem Markt immer mehr                            der Not heraus.
einigen Investoren gründete Siemens Energy ein Joint Venture:         geeignete Materialien und Verfahren zur Verfügung stehen –
die MakerVerse GmbH.                                                  das ist die Grundidee beider Geschäftsmodelle: Aus dem Zu-
                                                                      sammenspiel von Plattformökonomie und additiver Fertigung                             Liegt die Zukunft des Veranstaltungswesens    sen präsent. Mirko Bromberger, Director       ­ igitale zudem Content, der weiter
                                                                                                                                                                                                                                                        D
Zugriff auf additive Technologien                                     entsteht eine neue, industrielle Wertschöpfung.                                       also im Digitalen? Nein, sagt das Münchner    Marketing DACH, hat mit dem erzwunge-         verwend­bar ist.“ Die Interaktion mit den
Vorteile bietet die Plattform zum einen für Unternehmen, die                                                                                                Ifo Institut für Wirtschaftsforschung unter   nen Fokus auf digitale Formate während        Teilnehmenden kurbelt Bromberger bei
noch keine eigenen Maschinen haben, dafür aber eine Anwen-            Erfahren Sie mehr über unsere Best-Practice-Beispiele:                                Bezugnahme auf seine Konjunkturumfrage        der Pandemie gemischte Erfahrungen ge-        Altair mit eigenen Webinaren und durch
dung, die für den 3D-Druck geeignet ist. „MakerVerse“ gibt ihnen                                                                                            vom August 2021. Danach setzen 85 Pro-        macht: „Es war schwierig, in den Dialog       Umfragen an. Die dadurch gewonnenen
                                                                       www.addimap.com           www.makerverse.ai
Zugriff auf verschiedene additive Technologien, ohne dass sie                                                                                               zent der Industrieunternehmen weiterhin       zu treten. Der Zuspruch war überschau-        Daten seien dann auch für den Vertrieb
                                                                                                                                                            auf physische Messen. Virtuelle Veran-        bar“, berichtet der Marketingchef. Seiner     verwertbar.
                                                                                                                                                            staltungen sehen 54 Prozent der Befrag-       Einschätzung nach macht es einen großen
                                                                                                                                                            ten zumindest als Ergänzung. Das jüngste      Unterschied, ob man sich in der realen        Für die klassischen Marketingziele, die
                                                                                                                                                            Messe-Revival im Post-Pandemie-Sommer         Welt trifft oder zu einem Online-Chat ver-    Unternehmen auf Messen verfolgen –
Leichtbaulager in 3D-Metalldruck.                                                                                                                           2022, als Präsenzveranstaltungen wieder       abredet. „Bei digitalen Formaten fehlen       Pflege von Geschäftsbeziehungen, Gewin-
                                                                                                                                                            Zulauf fanden, scheint diese Umfrage­         Verbindlichkeit und Intensität.“              nen neuer Kunden, Präsentation des Un-
                                                                                                                                                            ergebnisse zu bestätigen.                                                                   ternehmens, Erschließen neuer Märkte –
                                                                                                                                                                                                          Dagegen lasse sich in der digitalen Welt      eignen sich der ifo-Umfrage zufolge eher
                                                                                                                                                            „Bei digitalen Formaten fehlen                leichter Reichweite erzielen, berichtet       Präsenzveranstaltungen. Was also tun?
                                                                                                                                                            Verbind­lichkeit und Intensität.“             Bromberger: „Bei unserer digitalen Anwen­     „Hybriden Veranstaltungen gehört die
                                                                                                                                                            Die Altair Engineering GmbH, ein auf Si-      derkonferenz etwa hatten wir mehr Teil-       Zukunft“, stellt das ifo abschließend fest.
                                                                                                                                                            mulation, künstliche Intelligenz und High-    nehmerinnen und Teilnehmer als sonst –        Während die Messe vor Ort durch per-
                                                                                                                                                            Performance-Computing spezialisiertes         schließlich entfiel die Hürde der Anreise.“   sönliche Kontakte und Live-Erlebnisse
                                                                                                                                                            Unternehmen mit Sitz in Böblingen, be-        Auch Download-Möglichkeiten und Vor-          punktet, können digitale Verlängerungen
                                                                                                                                                            dient eine Vielzahl von Branchen und ist      träge würden bei Online-Formaten gut          die Reichweite erhöhen und eine 24-Stun-
                                                                                                                                                            deshalb auf unterschiedlichen Fachmes-        angenommen. „Man generiert durchs             den-Verfügbarkeit gewährleisten.

                                                                                                                                                                     Sie möchten mit Ihrer Leichtbaulösung ebenfalls auf wichtigen Fachmessen präsent sein? Wir unter-
                                                                                                                                                                     stützen Sie dabei! Werden Sie Aussteller*in an unseren Gemeinschaftsständen und profitieren Sie von einem
                                                                                                                                                                     Rundum-sorglos-Paket. Aktuelle Messeangebote finden Sie unter: www.leichtbau-bw.de/termine.

                                                                                                                                                                     Eine kostenlose Online-Ausstellungsplattform bietet Ihnen auch unser DIGITAL.SHOWROOM (s. Seite 2).
                                                                                                                                           © Rosswag GmbH

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Nachhaltigkeit                                                                                                                                                                                                                               Nachhaltigkeit

IM GESPRÄCH

Plattformen:
Chance für die Umwelt?
                                                                                                                                         Glöser-Chahoud: Ein Ansatz wäre,             Unternehmen gemeinsam eine digitale           was zu mieten, dann kann das der Nach-
                                                                                                                                      anwendungsfallspezifisch die Hotspots zu        Entwicklungsplattform für den Maschi-         haltigkeit zuwiderlaufen. Um ein Beispiel
                                                                                                                                      identifizieren, die bei der Umweltwirkung       nenbau aufbauen wollen. Unser Part wer-       aus der B2C-Welt aufzugreifen: Durch
                                                                                                                                      auf jeden Fall berücksichtigt werden sollten,   den Lebenszyklusanalyse und Nachhal-          Carsharing fahren manche Menschen
                                                                                                                                      zum Beispiel, dass die Verwertung bereits       tigkeitsbewertung sein. Konkret wollen        Strecken mit dem Auto, die sie zuvor mit
Nachhaltigkeit ist ein häufig gehörtes Schlagwort. Leichtbau-Unternehmen bringen dafür                                                bei der Entwicklung mitgedacht wird. Man        wir prüfen, ob sich die Plattform mit Life-   öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt
per se gute Voraussetzungen mit, weil sie Material einsparen und möglichst umwelt-                                                    darf aber nicht vergessen, dass B2B-Platt-      cycle-Inventory-Datenbanken koppeln           hatten. Sie tun das, weil es für sie bequem
schonend handeln und fertigen. Ob Digitalplattformen diesbezüglich einen Mehrwert                                                     formen noch ganz am Anfang stehen. Die          lässt, um auf Materialebene grob einen        und billig ist. Nachhaltiger ist es nicht.
                                                                                                                                      Unternehmen tasten sich da erst heran.          ökologischen Fußabdruck zu ermitteln.
bringen, ist unklar. Die Chancen stehen aber nicht schlecht, wie die Diskussion dreier
                                                                                                                                                                                      So ließe sich ein Produkt bereits in der      Manchmal taucht das Argument auf,
Fachleute zeigt.                                                                                                                        Neligan: Stimmt. Bei einer unserer            Entwicklung nachhaltiger gestalten.           dass durch die Plattformökonomie
                                                                                                                                      Umfragen wurde deutlich, dass vielen                                                          CO2 -Emissionen nur verlagert werden.
                                                                                                                                      unklar ist, dass sie durch die Digitalisie-     Führt das nicht fast automatisch zu           IT-Systeme brauchen auch Strom …
Wie umweltverträglich ist eine B2B-            Geschäftsmodelle möglich werden. Digi-      Manufaktur, neue oder alte Technologie?    rung nicht nur die Ressourceneffizienz          einer Verbesserung der Ökobilanz?
Digitalplattform verglichen mit her-           talplattformen sind der Ort, wo das alles   Womöglich kann eine bewährte Anlage        steigern können, sondern letztlich auch                                                           Glöser-Chahoud: Der Energiebedarf
kömmlichen Prozessen?                          zusammenkommt. Sie haben das Potenzial,     besser abschneiden als eine neue mit       das Klima schonen. Nur ein Drittel sah            Glöser- Chahoud: Dass durch die             der Produktion, die für die Herstellung
                                               den Ressourcenverbrauch zu senken –         unausgereiften Prozessen. Das alles muss   dieses Potenzial.                               Platt­formökonomie grundsätzlich nach-        eines Produkts erforderlich ist, wiegt den
  Dr. Matthias Harsch: Das lässt sich          was sich unmittelbar positiv auf die Öko-   man individuell erfassen. In öffentlich                                                    haltigere Produkte entstehen, würde ich       der IT bei Weitem auf, die für den Betrieb
nicht pauschal sagen. Bei Ökobilanzen          bilanz auswirkt.                            zugänglichen Datenbanken gibt es nur       Wen hatten Sie da befragt?                      bezweifeln.                                   einer Plattform nötig ist. Gerade wenn
muss man vorab ein Ziel definieren, einen                                                  Basisinformationen, etwa den CO2 -Fuß-                                                                                                   die IT in der Cloud in einem grünen
Rahmen: Was will ich untersuchen, was          Was fehlt, um eine präzisere Ein-           abdruck für gängige Materialien, für         Neligan: Knapp 900 Industrieunter-              Harsch: Man sollte die Komplexität des      ­R echenzentrum läuft. Der Energiever-
vergleichen, bis zu welchem Umfang und         schätzung abgeben zu können?                Transportwege, für den Strommix von        nehmen und Unternehmen, die industrie­          Themas nicht unterschätzen. Das ist nichts,    brauch von Plattformen ist nur ein Pro­blem,
welche Datenbasis habe ich? Entschei-                                                      Ländern oder für Grundverarbeitungs-       nahe Dienstleistungen anbieten.                 was sich so nebenbei analysieren lässt.        wenn es um Big-Data-Analysen geht –
dend ist immer, wie der konkrete Fall            Harsch: Bei der konkreten Bilanzie-       prozesse wie Spritzgießen, Drehen oder                                                                                                    und dann eher bei B2C-Plattformen, weil
aussieht.                                      rung – egal ob Digitalplattform, Prozess    Fräsen. Das weicht im betrachteten An-         Glöser- Chahoud: Wir werden bald              Neligan: Ja, das ist kein Selbstläufer.      sie mit sehr viel mehr Daten arbeiten.
                                               oder Produkt – kommen sehr viele As-        wendungsfall meist deutlich vom jeweili-   a­ n einem Projekt teilnehmen, an dem           Zudem sind Rebound-Effekte möglich.
   Dr. Simon Glöser-Chahoud: In der            pekte ins Spiel. Massenproduktion oder      gen Datenbankeintrag ab.                    wissen­s chaftliche Einrichtungen und          Soll heißen: Wenn es etwa leicht ist, et-     Vielen Dank für das Gespräch!
Tat gibt es zu dieser Frage keine allgemein­
gültigen Ergebnisse. Wenn eine Plattform
die komplette kreislaufwirtschaftliche
Wertschöpfung und alle relevanten Ak-
teure zusammenbringt, dann dürfte das
aber ein großes Potenzial haben – auch
für die Nachhaltigkeit.

   Dr. Adriana Neligan: Durch Digital-                  Dr.                                                                           Dr.                                                                      Dr. Simon
plattformen werden industrielle Wert-
schöpfungsketten vereinfacht oder über-                 Matthias                                                                      Adriana                                                                  Glöser-
                                                        Harsch                                                                        Neligan                                                                  Chahoud
haupt erst möglich. Sie tragen dazu bei,
dass sich Lagerkapazitäten besser aus-
nutzen und Transportwege verkürzen
lassen. Rohstoffe und Papierdokumente
lassen sich einsparen. Man kann maßge-
schneidert produzieren, gerade bei Vor-
leistungen. Produkte lassen sich länger                 Inhaber und Geschäftsführer der LCS Life Cycle Simulation GmbH,               Senior Economist für Green Economy und                                   Leiter der Arbeitsgruppe „Nachhaltige Wertschöp-
und intensiver nutzen. Es können neue                   Backnang. Das Unternehmen analysiert Technologie ganzheitlich,                Ressourcen am Institut der deutschen Wirtschaft                          fungsketten“ am Institut für Industriebetriebslehre
                                                        mit Technik­b ewertungen, Wirtschaftlichkeitsanalysen und                     e. V. (IW), einem privaten Wirtschaftsforschungs­                        und industrielle Produktion (IIP) des Karlsruher
                                                        Ökobilanzierungen.                                                            institut mit Sitz in Köln.                                               Instituts für Technologie (KIT).

20                                                                                                                                                                                                                                                                            21
KMU@Science                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       KMU@Science

Mit innovativen                                                                                                                                                                                                „Damit werden fertigende Unter­nehmen und Engineering-Dienst-
                                                                                                                                                                                                               leister gemeinsam komplexe Produkte in kleinen Stückzahlen
                                                                                                                                                                                                               anbieten können“, erläutert Bönsch. Das auf dreieinhalb Jahre
                                                                                                                                                                                                                                                                                                teile für die Straßenentwässerung, die deutlich dünner sind und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                dennoch verlässlich alle Vorgaben erfüllen. Die KI unterstützt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                dabei, die geeignete Materialmischung zu finden.

Techno­logien
                                                                                                                                                                                                               angelegte Projekt konzentriert sich zunächst auf ein Kompakt-
                                                                                                                                                                                                               fahrzeug, das zwei kommunale Standorte emissionsfrei mitein-                     AITT: Nutzung von Kunststoff-Recyclaten
                                                                                                                                                                                                               ander verbinden kann, sowie auf einen Lieferroboter für die letzte               für Spritzgussverfahren
                                                                                                                                                                                                               Meile. „Die Plattform wird dank KI weitgehend automatisiert und                  Beim auf drei Jahre angelegten Projekt „AI-assisted Technology

zum nachhaltigen
                                                                                                                                                                                                               damit auch kommerziell nutzbar sein“, sagt Bönsch.                               Transfer“ (AITT) geht es um die Verwendung von recyceltem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kunststoff für qualitativ hochwertige und CO 2 -arme Produkte.
                                                                                                                                                                                                               AIBetOn3D: Geringerer CO2 -Ausstoß durch 3D-Betondruck                           „Solche Recyclate haben bislang keine so hohe Reinheit wie
                                                                                                                                                                                                               Im Projekt „KI-assistierter 3D-Druck für Baustoffe“ (AIBetOn3D)                  Neumaterialien, zudem schwankt der Reinheitsgrad“, erklärt

Leichtbau
                                                                                                                                                                                                               haben sich die Forscher*innen und Entwickler*innen vorge-                        Bönsch. Will man die Recyclate spritzgießen, ein typisches
                                                                                                                                                                                                               nommen, mithilfe einer KI-assistierten Engineering-Lösung                        Herstellungsverfahren in der Kunststoffverarbeitung, müssen
                                                                                                                                                                                                               3D-druckbare Betonmischungen zu realisieren. Beteiligt sind                      die Maschinen trotz dieser Schwankungen die geforderte Qua-
                                                                                                                                                                                                               neben dem IMI ein Anbieter betriebswirtschaftlicher Standard-                    lität liefern können. Die Herausforderung besteht darin, eine
                                                                                                                                                                                                               software, eine Materialentwicklungsfirma sowie ein Hersteller                    Datenbank zu schaffen, die die unterschiedlichen Qualitäts­
Das Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung setzt eine Umsetzung voraus, bei                                                                                                                           von Betonbauteilen. „Beton ist ein sehr energie- und damit CO2 -                 stufen der Recyclate erfasst und mit deren Hilfe der Spritz-
der innovative Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Digitale Zwillinge (DT) auf                                                                                                                    intensives Material“, erklärt Bönsch. „Durch alternative Herstel-                gussprozess entsprechend angepasst wird.
Unternehmergeist treffen.                                                                                                                                                                                      lungsverfahren lässt sich der Materialeinsatz verringern, was
                                                                                                                                                                                                               auch der CO2 -Bilanz zugutekommt.“ Im Projekt entstehen Bau-

Im Leichtbau geht es immer auch darum, Bauteile, deren Funktion       „Uns kommt dabei die Aufgabe zu, Daten, Informationen und
und die zugrundeliegenden Herstellverfahren neu zu denken.            Wissen im betrieblichen Umfeld nutzbar zu machen. Wir verstehen
Soll Leichtbau auch mit „Leichtigkeit“ in der Produktentstehung       uns als Transformations-Hub zur Befähigung mittelständischer
zur Anwendung kommen, kann dies nur über einen „industriali-          Unternehmen an der Teilnahme in digitalen Ecosystemen.“
sierten“ Innovationsprozess gelingen: „Best of Breed“ neu defi­
nieren und mit richtigen „Gamechangern“, wie KI und DT, gezielt       In diesem Jahr wurden am Institut drei neue Forschungsprojekte
anreichern. Industrialisierung bedeutet hier, sich bis ins letzte     gestartet, die durch den Einsatz von KI Mehrwerte in puncto
Detail optimierte Prozesselemente zunutze zu machen, wo immer         Nachhaltigkeit, Flexibilität und Kosten schaffen sollen. Alle drei
es bei einer Produkt- oder Prozessinnovation sinnvoll erscheint.      werden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
                                                                      gefördert.
Das Institut für Informationsmanagement im Ingenieurwesen
(IMI) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat dafür be-   IntWertL: Plattform für elektrifizierte Leichtbauautos
sondere Kompetenzen aufgebaut. Das IMI-Team um Professorin           Das Projekt „Intelligente Wertschöpfungsnetzwerke für Leicht-
Dr. Dr.-Ing. Dr. h.c. Jivka Ovtcharova ist fachübergreifend auf-     baufahrzeuge geringer Stückzahl“ (IntWertL) soll eine Digital-
gestellt. Die vier Forschungsgruppen befassen sich mit den           plattform aufbauen, welche die Entwicklung neuer Formen der
Themen Digital Twin, Artificial Intelligence, Process Modeling       Mobilität auch für kleine und mittelständische Unternehmen
und Smart Immersive Environments.                                    attraktiv macht. „Automobilhersteller konzentrieren sich derzeit
                                                                     auf Fahrzeuge, die in Stückzahlen von mehr als einer Million
„In unseren Forschungs- und Industrieprojekten verfolgen wir         gefertigt werden“, erklärt Jakob Bönsch, wissenschaftlicher
methodische, interdisziplinäre und industrienahe Ansätze“, so Dr.    Mitarbeiter am IMI. „Die Produktion von Fahrzeugstückzahlen           © KIT Institut für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI)
Michael Grethler, Leiter der Forschungsgruppe Digital Twin am IMI.   im ein- bis vierstelligen Bereich liegt dagegen weitgehend brach.“
                                                                                              Dabei ermöglicht gerade die Elektromo-
                                                                                              bilität durch die starke Vereinfachung des
                                                                                              Antriebsstrangs in Verbindung mit Leicht-
                                                                                              baukarosserien völlig neue Fahrzeugkon-
                                                                                              zepte, die auch geringe Stückzahlen wirt-
                                                                                              schaftlich profitabel machen. Im Projekt
                                                                                              IntWertL arbeiten 20 Projektbeteiligte aus
                                                                                              Forschung und Industrie am Aufbau einer
Projektbeteiligte aus Forschung und              Jahre beträgt die Laufzeit                   Engineering- und Produktionsplattform für
                                                                                                                                                                                                                                      Starkes Team am KIT IMI:
Industrie arbeiten am Projekt IntWertL.          des Projekts IntWertL.                       elek­trifizierte Leichtbaufahrzeuge.                                                                                                    Dr. Michael Grethler, Prof. Dr. Dr.-Ing. Dr. h.c. Jivka Ovtcharova und Jakob Bönsch (v. l. n. r.).

22                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          23
Trends                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Trends

Leichtbautrends
                                                                                                                                                                                                                 AUTOMOTEAM GMBH

                                                                                                                                                                                                       Gesalzenes Upgrade

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   © AUTOMOTEAM GmbH
auf der Spur                                                                                                                                                                                           für den Aluminiumguss
                                                                                                                                                                                                       Leicht, thermisch und mechanisch hoch belastbar so-
                                                                                                                                                                                                       wie als Monomaterial hybridisierbar. Diese besondere
Ein Blick über den eigenen Tellerrand lohnt sich immer. Gerade der Leichtbau ist als Quer-                                                                                                             Eigenschaftskombination zeichnet den offenporigen
schnittstechnologie in vielen Branchen interessant. Lassen Sie sich deswegen von ausgewähl-                                                                                                            Aluminiumguss der AUTOMOTEAM GmbH aus, welcher
ten Trends inspirieren und entdecken Sie unter anderem die ThinKings der letzten Monate.                                                                                                               mit Koch­s alz als Hilfsmittel hergestellt wird und für
                                                                                                                                                                                                       Leichtbaustrukturen bestens geeignet ist.

                                                                                                                                                                                                        www.automoteam.com

                                                                                                                                                                                       © PARARE GmbH
          PARARE GMBH

Individualisierter
Achs­schenkel für
das Fahrzeugtuning                                                                                                                                                                                     FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR PRODUKTIONSTECHNIK UND AUTOMATISIERUNG (IPA)

Ein Paradebeispiel für das Potenzial des 3D-Drucks von Metallen für Leichtbauteile, die
hohen mechanischen Belastungen standhalten müssen: Der individualisierte Achsschenkel                                                                                                                  Leichtbauzentrum eröffnet
der PARARE GmbH punktet mit optimierten Belastungskennwerten sowie dank Topologie­
optimierung mit nahezu halbiertem Gewicht. Zum Einsatz kam die Leichtbaukomponente                                                                                                                     Fast 100 Tonnen wiegt die Glaskeramikfassade des neuen Leichtbauzentrums auf dem Campus in Stuttgart-
in einem getunten Super-Golf und konnte auf der Rennstrecke bereits überzeugen.                                                                                                                        Vaihingen. Ein Widerspruch? Keineswegs, denn die Gebäudehülle besteht zu 100 Prozent aus Altglas und das
                                                                                                                                                                                                       Leichtbaumaterial Keramik findet sich nicht nur in der Fassade, sondern im ganzen Gebäude verteilt wieder.
 www.parare.de                                                                                                                                                                                         Die Forscher*innen des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) haben also den
                                                                                                                                                                                                       passenden Rahmen für ihre Tätigkeit. Diese besteht unter anderem darin, den Einsatz von Leichtbautechno-
                                                                                                                                                                                                       logien im Maschinen- und Anlagenbau sowie in der Produktionstechnik zu erforschen. Ziel ist es, insbesondere
UNIVERSITÄTEN STUTTGART UND FREIBURG                                                                                                                                                                   regionale Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung entsprechender Lösungen zu unterstützen.

Nachhaltig bauen mit Flachs                                                                                                                                                                             www.ipa.fraunhofer.de

                                                                                                                        Beton, Stahl, Aluminium: Die am häufigsten genutzten Baustoffe
                                                              © ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart, Rob Faulkner

                                                                                                                        sind auch die umweltschädlichsten. Die Suche nach möglichst
                                                                                                                        nachhaltigen Alternativen läuft deshalb auf Hochtouren. Flachs
                                                                                                                        beispielsweise ist natürlich, erneuerbar, biologisch abbaubar und

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      © Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik
                                                                                                                        sogar regional verfügbar. Dass er als Baustoff taugt, beweist die

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      und Automatisierung (IPA)/Rainer Bez
                                                                                                                        Tragstruktur des livMatS-Pavillons im Botanischen Garten von
                                                                                                                        Freiburg. Sie besteht ausschließlich aus robotisch gewickelten
                                                                                                                        Flachsfasern. Forscher*innen der Universitäten Stuttgart und
                                                                                                                        Freiburg suchten nach einer natürlichen Alternative zu geklebten
                                                                                                                        Faserverbundwerkstoffen und stießen dabei auf das Leingewächs.
                                                                                                                        Inspirieren ließen sie sich vom Saguaro-Kaktus, dessen netzartige
                                                                                                                        Struktur besonders stabil und leicht ist.

                                                                                                                         www.livmats.uni-freiburg.de

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