Lenkraddirigent Herbert von Karajan als Autofan - Herbst 2017 Nr. 25 - DerStandard
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Herbst 2017 • Nr. 25
Lenkraddirigent
Herbert von Karajan
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RONDO MOBIL • START + ZIEL
In diesem Heft Inhalt
Rückspiegel
VON • ANDREAS STOCKINGER
EIN ERSTES WORT
Einen weiten Bogen von Vernunft bis Irr-
FOTOS • Gluschitsch, Dorotheum
witz, von Vergangenheit bis Zukunft spannt
unser 25. RONDO mobil. Guido Gluschitsch VON • MICHAEL VÖLKER
hat sich anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums
von AMG mit dem GT R auf den Bilster Berg Die Siebenschläfer waren schon vorher
begeben (Seite 4), faszinierend, aber wählen da, das ist unbestritten. Ihnen jetzt klar
Sie bitte selbst die passende Kategorie. zu machen, dass ihr Haus eigentlich
Dass sich selbst Hybrid-Pionier Toyota unseres ist und wir nicht daran denken,
dem Trend zum E-Mobil nicht weiter ver- E-MOBILITÄT es mit ihnen zu teilen, dürfte ein schwie-
schließen kann, berichtet Rudolf Skarics Tesla Model X und e-Golf: rigesUnterfangenwerden.EinerderSie-
mit einer aktualisierten Strategieschau:Wie Guido Gluschitsch erkundet Vor- und Nachteile der beiden benschläfer blickte am Abend vom Bal-
sich Japans Autoriese die Zukunft vorstellt grundverschiedenen Elektromobilitätsansätze. ken des Dachstuhls mit einer Mischung
(Seite 8). Außerdem testete er in Norwegen SEITE • 13 aus Empörung und Neugier auf uns her-
erstmals den neuen Nissan Leaf (Seite 14). ab. Wir lagen im Bett und stießen spitze
Michael Völker hat dann zwei Plug-in- SPORT UND OLDTIMER Schreie aus. Unter Tags gackte er dann
Hybrid-Neuzugänge näher inspiziert: Vom potenten Stadtflitzer bis zum Hypersportwagen: unbeobachtet neben das Bett. Immer-
Hyundai Ioniq und Mini Countryman (Seite Der Trend zum flotten Gefährt ist ungebrochen. hin nicht ins Bett, aber eindeutig eine
12). Abgerundet wird der zukunftsorientier- SEITEN • 6 UND 7 Nachricht – ein Zeichen seines Protests.
te Themenkomplex durch die auf der IAA in Das brachte uns dazu, die Bauern der
Frankfurt vorgestellten Visionen zum voll- Das Dorotheum ist seit 2005 bemerkenswert gut im Umgebung kennenzulernen. Wir
autonomen Fahren (Seite 10) und einen klei- Geschäft mit Oldtimern als Wert- und Emotionsanlage. brauchten eine Leiter, um die Sieben-
nen Überblick über die ambitionierten bat- SEITE • 19 schläfer in die Schranken zu weisen.
terieelektrischen Vorhaben der großen Beim zweiten Hof wurden wir fündig. Es
Automobilhersteller (Seite 16). war eine mächtige Leiter. Dass wir mit
Herbert von Karajan als Autofan ist unse- einem Ford Ka+ vorgefahren waren,
re Covergeschichte, virtuos in Szene gesetzt sorgte für Erheiterung. Das Auto war so
von Peter Urbanek (Seite 18). Außerdem lang wie die Leiter selbst, knapp vier
hatsichMadeleineKopitscheknochinMy- Meter. Wir schafften die Leiter mit offe-
anmar, dem einstigen Burma, umgesehen nerHeckklappenachHause,dortnagel-
und eine Reportage darüber mitgebracht, te ich im Dachgestühl auch das kleinste
wie und womit es sich im kommenden hin- Loch zu. Am nächsten Tag gackte der
terindischen Tourismusland denn so reist Siebenschläfer wieder neben das Bett.
(Seite 20). Und das letzte Wort hat traditio- Das wird Konsequenzen haben.
nellerweiseLuiseUngerboeck(Seite22). Cover: Herbert von Karajan im Porsche 550 A Spyder. FOTO • Porsche
Der Prinzessinnen Kutschen
Von kurvigen Chromjuwelen und der Mobilität von Kronprinzen und Prinzessinnen zeugen bibliophile Werke.
E
s waren einmal ein Glücksritter und seine Angebete- Während in weiten Teilen des Globus in Wahrheit immer Früher hof erten edle Ritter die auserwählte Prinzessin
te. Nun, bezüglich des sprichwörtlich gläsernen noch Ochs und Esel im Einsatz sind, des Menschen Lasten zu auf dem hohen Ross. Die Faszination motorisierter Stahl-
Kinns sogenannter angeblicher Prinzessinnen hat tragen, bahnt man sich hierzulande auf Stahlrössern seinen rösser zeigt Michael Köckritz in Custom Bike Life. Schnei-
man ja dieser Tage im Land der Zwerge zukunftsreich aller- ganz persönlichen Weg ins Nirwana. Wohin die Reise geht, digen Kutschen huldigt Bart Laenerts’ Portfolio über Autos
hand vernommen. Wie sich das mit den gläsernen Kutschen steht nicht immer fest. Hauptsache man ist schneller dort. in Waft No. 5. Chanel No. 5 darf man auch bei Harri Morick
hiesigerRegentInnenrealiterverhält,istbisEndedesJahres Eine Mobilitätsstudie abseits der Frage, wer die Prinzenrol- und Rainer Flor nicht erwarten; dafür aber den Duft von
in der Prunkschau zu Ehren Maria Theresias in der kaiser- leübernimmt,werinZukunftinSackundAschedenTretrol- Benzin und den Charme, den kubanische Chromjuwelen –
lich-königlichen Wagenburg Schönbrunn zu bewundern. ler seines Vertrauens nimmt, wer per pedes den reuigen Fla- alias Cuba Cars – versprühen. Der Geschichte von Glücks-
Festzuhalten ist, dass seinerzeit weder Diesel-Gate-Skanda- neur mimt oder als Pedalritter mit dem Rad von oben nach und Pedalrittern ging Friedrich Ehn nach. Er exhumiert die
le noch Ampelmännchen-Erregungen noch Randale um An- unten tritt um – symbolisch betrachtet – an die Spitze zu Historie der Halleiner Motorenwerke HMW, einer Welt-
rainerInnen-Parkplätze oder gar um Pflastersteininnen auf kommen, bieten allerlei Coffee-Table-Books der Saison. marke aus Österreich. Und die nahezu heilige Allianz von
zu Fuzos verunglimpften Fla- Leica & Zagato, eine Art Lie-
niermeilen Thema waren. besbeziehung von Technik und
Nicht nur in der Politik strei- Design, präsentiert Winston
tet, pardon, diskutiert man da- Goodfellow angesichts seiner
rüber, ob „speed kills“, ob man USA Collectibles.
Tempo machen oder doch lie- Egal, welche Pferdestärken
ber der Entschleunigung frö- Prinzen und Prinzessinnen in
nen soll. Da mag so mancher Zukunft nutzen: „Wer reist, der
Spaltpilz die Minuten dehnen tut es, um Augen und Ohren zu
wollen, so mancher Kronprinz öffnen und um Freude in sei-
seine Chance wittern, so man- nem Herzen zu finden.“
che Prinzessin gegen den so oft Gregor Auenhammer
von vielen beschworenen Mes-
sias ein Rezept suchen, die Lö- Michael Köckritz, „Custom Bike Life“.
sung liegt wohl in der Mitte. € 49,90 / 224 Seiten. teNeues, 2017
Bart Lenaerts (Hrsg.), „WAFT 5“.
Der Weg ist das Ziel, wusste be-
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•3•
KOMPETENZ • ZENTRUM
FOTOS • Werk
Er ist grün, er ist im Rennmodus laut, er ist schnell und teuer – der Mercedes-AMG GT R, die Spitze der GT-Familie. Das Wichtigste aber: Er ist wohl gerade der Primus der Klasse.
Die andere grüne Mobilität
Gleich eine ganze Batterie an GT-Modellen bietet Mercedes-AMG feil.
Mit Fest- oder Fetzendach, von 462 bis 585 PS. Allen gemein ist ein brutaler
V8-Benziner – und eine Präzision, die Uhrmacher schwindlig macht.
TEXT • GUIDO GLUSCHITSCH
A
uf der Bergabpassage mit dem argen linken Ha- Da braucht es ein paar Runden, bis man so viel Vertrauen „Wir demonstrieren unsere Entwicklungs- und Renn-
ken kommt einem beim Anbremsen unweiger- in den Wagen hat, dass man das Stabilitätsprogramm auf sportkompetenz und verschieben den fahrdynamischen
lich ein wenig das Heck. Da hilft das ganze Anru- Sport stellt. Dabei ist der AMG GT R so glasklar bei seinen Grenzbereich weiter nach oben“, erklärt Mercedes-AMG
fen der heiligen Madonna nichts. Und sollte der Rückmeldungen, dass man ohne Übermut, schiere Böswil- die fetten Überschriften im Lastenheft des Wagens. Stimmt
Hintern einmal doch nicht zum Überholen ansetzen, dann ligkeit oder rigoroses Unvermögen gar nicht in den Bereich schon, das sind Stehsätze, die so auch bei jedem S- oder RS-
kannst du es sowieso gleich vergessen, dann reißt du hinten kommt, wo die elektronischen Helfer den Wagen auf dem Modell eines x-beliebigen Herstellers fallen könnten. Nur
ab,verlierstdenVordermannschneller,alsdireinVorwand Rundkurs halten müssen. Da resigniert sogar der Kollege, diesmal stimmt es. Die Fuhre pickt so gut und so lange auf
einfällt, der später, in der Boxengasse, als Begründung her- der sonst nix über einen 911er kommen lässt und den auch der Strecke, dass man schnell den Grenzbereich zu fürch-
halten kann, damit dich die anderen weiter finster und arg- zu bedienen weiß – aber der AMG GT R spielt noch einmal ten beginnt, der dann naturgemäß schmaler ist als jener
wöhnisch anschauen. Ein Lächeln auf der Rennstrecke ist in einer ganz anderen Liga. zwischen Genie und Wahnsinn. Ein Irrtum, wie sich heraus-
nämlich nie ein ganz gutes Zeichen. Nur so unter uns. stellt – jedenfalls, wenn man den Wagen mit Ehrfurcht be-
Wir befinden uns am Bilster Berg bei Paderborn, einer so Mehr als nur fesch • Man darf natürlich annehmen, dass wegt. Es ist, als ob er Respektlosigkeit riechen könnte.
atemberaubenden Rennstrecke, im Mercedes-AMG GT-R, beieinemSportwagenmiteinemAb-Preisvon211.700Euro So herrlich zu fahren ist der AMG GT R aus ein paar ganz
einem so atemberaubenden Sportwagen, dass es kein Koch eh keine halben Sachen gemacht werden. Aber man merkt, einfachen Gründen. Einer heißt Transaxle. Der Frontmit-
der Welt schafft, dass wir den Helm abnehmen, die Hand- dass es AMG bei diesem Auto um mehr ging als um einen Bo- telmotor liegt weit hinten, das Sieben-Gang-Doppelkupp-
schuhe ausziehen und damit aufhören, uns um die Autos in liden, den man sich gerne anschaut, der auf Knopfdruck lungsgetriebe überhaupt gleich an der Hinterachse. Zudem
der Boxengasse zu streiten. Dabei haben wir schon einen auch laut sein kann und der die Nachbarn neidig macht. hat der AMG GT R ein „aktives Aerodynamikprofil, das zwi-
nennenswerten Teil der Anreise im pulstreibenden GT-C schen Vorderachse und Frontschürze aus dem Unterboden
Edition 50 zugebracht – Sonderausstattung zur Feier von fährt und vorn den Auftrieb reduziert, während der festste-
stolzen 50 Jahren AMG. Ab 190.400 Euro gibt es den Son- hende Heckflügel mit dem verstellbaren Flügelblatt für
der-GT mit Dach. 205.600 Euro legt man für den Roadster einen deutlich erhöhten Anpressdruck an der Hinterachse
mit Stoffverdeck hin. 557 PS. Kurzum, uns war nicht fad. sorgt“, erklären die Techniker an der Rennstrecke.
Aber jetzt: Mercedes-AMG GT R. Für diesen Boliden Doch Vorsicht. Ein genialer V8 in Kombination mit
schöpfen die recht engagierten Damen und Herren in Affal- Leichtbau- und Aerodynamikschmähs der ganz feinen
terbach satte 585 PS aus dem 3982 Kubikzentimeter großen Klinge reichen nicht aus, um einen gelungenen Rennwagen
V8, der in unterschiedlichen Leistungsstufen allen Model- auf die Räder zu stellen. Denn wie sagt der Andreas Stockin-
len der GT-Familie als Antrieb dient – vom GT mit 462 PS, ger immer: „Ein Auto ist mehr als die Summe seiner Teile.“
was eh schon reicherte, über den GT S mit 510 PS und den Der AMG GT R spielt diesem Satz jetzt nicht gerade in die
eh schon erwähnten GT C bis zum, hechel, hechel, GT R. Hand, denn AMG hat die edelsten Komponenten mit viel
Die wahre Größe des GT R zeigt sich aber nicht jetzt, mit Rennerfahrung – und auch Material, wie das Fahrwerk mit
den Semislicks, sondern schon am Vormittag, als es noch Mit Handschuhen und Helm geht ein wenig das Gewindeanteil, dessen Technologie direkt aus der Black-
regnete und die Rennstrecke für einen Sportwagen das war, Edle des AMG GT R verloren, wie die Haptik des Series stammt, beweist – zu einem atemberaubenden Fahr-
was ein Eislaufplatz seinerzeit für die Ingrid Wendl war. Innenraums. Und trotzdem gibt es Situationen ... zeug kombiniert. Als ob es so einfach wäre.
•4•
KRAFT IN IHRER
ELEGANTESTEN FORM.
Subjekt und Objekt.
Mensch und Maschine.
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Gemeinsamkeiten werden,
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und Bearbeitungsgebühr. Aktionszeitraum: Vertragsabschluss bis 30. Dezember 2017. Verbrauchswerte: 5,0 – 7,1 l/100 km, CO2-Emissionen: 132 – 162 g/km. Symbolfoto. MEHR UNTER MAZDA.AT
BMW M5, erstmals mit Allrad. Driften geht aber weiterhin. Cockpit des AMG Project One mit Formel-1-Zitaten.
M3-Schreck: Jaguar XE Project 8, limitiertes Sammlerstück. Audi RS4 Avant, ein sogar praktischer Sportbotschafter.
Leistungs
Die IAA in Frankfurt zeigte:
Es gibt ein Leben neben dem
SUV. Es heißt Sportwagen und
erstreckt sich vom Kleinstwagen
Land Rover Discovery SVX: Performance auch für SUVs. Opel Insignia GSI – Rückkehr eines legendären Sportkürzels. bis zum Supersportler.
TEXT • ANDREAS STOCKINGER
D
as Phänomen ist viel breiter aufgestellt als hier
skizziert. Die Vorstellung der Debütanten, die un-
längst auf der IAA in Frankfurt zu sehen waren, ver-
mittelt trotzdem einen repräsentativen Eindruck
eines emotionsgeladenen Trends, der neben dem allgegen-
wärtigen der SUVs und dem in der veröffentlichten Meinung
kaum weniger präsenten der Elektromobilität existiert. Ein
Wort vorab zur Begrifflichkeit: Unter Supersportwagen ver-
Renault Mégane R.S. – kraftvoll durchstarten auf Französisch. Leon Cupra R, stärkster und sportlichster Seat bisher. steht man hochkarätige Gerätschaft, die ausschließlich zu
diesem Zweck konstruiert ist und meist in Coupé- und
Roadsterform in Erscheinung tritt. Bei den „normalen“,
mitunter sogar leistbaren Sportwagen hingegen handelt es
sich um auf Großserienfahrzeugen basierende Draufgän-
ger, meist von kundiger Hand der jeweiligen Performance-
abteilungen entwickelt, zur Freude der Kundschaft und zur
Attraktivierung der entsprechenden Massenware.
Hyundai i30 N, Erstling der brandneuen Sportabteilung N. Suzuki Swift Sport, wendig und flink in aller Kürze.
BMW Concept Z4, kommt 2018 als neuer Z4 mit Stoffdach. JCW GP Concept, Vorgeschmack auf eine Mini-Rennsemmel. Mit knapp über 3,50 m Länge ist der VW up! GTI der kleinste
•6•
VORWÄRTS • DRANG
Zum 50-Jahr-
Jubiläum
beglückt AMG
sich selbst und
ausgewählte
Kundschaft mit
einem Sportwa-
gen jenseits von
Gut und Böse.
Über 1000 PS,
über 350 km/h,
limitiert auf
275 Stück – und
selbstverständ-
lich ausverkauft.
gesellschaft Nachfolger
des California
Die Bandbreite auf der IAA reichte vom VW up! GTI mit
bei Ferrari ist
115PSbiszumFormel-1-Technik-HypersportwagenAMGPro- das Klappdach-
ject One mit über 1000 PS. Die Aufzählung gliedert sich nach cabrio Portofino
GrößeundLeistungundbeginntnachbesagtemKraftzwergup! – das neue
GTI(erhältlichabJänner)mitKleinwagenundKompakten.Der Einstiegsmodell
freche Suzuki Swift Sport (140 PS, ab Frühjahr) ist ebenso zu der Italo-
nennen wie VW Polo GTI (200 PS, ab Februar), Hyundai i30 N kultmarke.
(250 und 275 PS, ab demnächst, ab 34.990 Euro; „N“ steht für
die neue Hyundai-Performanceabteilung), Seat Cupra R (310
PS,absofort;16.990–24.790Euro)undRenaultMéganeR.S.
(280und300PS,abJänner).OpelbelebtmitdemInsigniaGSi
(210 Diesel-PS, 260 Benziner-PS) im Frühjahr ein sportliches
Kürzel wieder, und dann kommen gleich die richtigen Kra-
cher, die den vorher genannten die Endrohre zeigen: Audi
Audi schmeißt
RS4 Avant (450 PS; ab Jänner), Jaguar XE Project 8 (600 PS;
beim R8 RWS
auf 300 Stück limitiertes Sammlerstück) und der erstmals den Allrad raus
beallradete BMW M5 (600 PS, ab demnächst). und treibt nur
die Hinterräder
Sturmwarnung • Damit sind wir eh schon bei Super- an, die Ausgabe
sport. Porsche hat eine auf den fixen Heckflügel verzichten- ist auf 999
de Understatement-Version vom 911 GT3 aufgelegt, nennt Stück limitiert.
sich „mit Touring-Paket“ und leistet 500 PS (ab Dezember,
ab 197.640 Euro). Audi hat den R8 von Allrad auf Heck-
antriebum-,besser:aufgerüstet,besagterR8RWSbringtab
November 540 PS auf die Hinterräder und ist auf 999 Stück
limitiert. Auf 600 PS kommt der Schönling Ferrari Porto-
fino,undeinnochvielwildererDraufgängeristderLambor-
ghini Aventador S Roadster (740 PS, ab Jänner). Den toppt
wiederum dramatisch der Schlusspunkt dieser Tour de
Force, das Über-1000-PS-Monster AMG Project One. Aventador S
Roadster.
Lamborghini-
typisch brachial
designte
Flunder mit
Hinterachs-
lenkung – schon
optisch kaum
zu bändigen.
Porsche GT3
mit Touring-
paket. Bedeutet
unter anderem:
mit Handschal-
FOTOS • Werk
tung, ohne
feststehenden
hier erwähnte Neuzugang, aber mit durchaus sportlicher Attitüde. Heckspoiler.
•7•
TREND • WENDE
Der i-Road, ein Dreiradler mit
Neigetechnik, deutet schon
an, wohin Toyota mit dem für
2020 avisierten Elektromobil
will. Für weitere Strecken
möglichst energieeffizient
unterwegs sein? Da hält der
japanische Autoriese nach
wie vor Hybridautos mit
Ottomotor und in der
Langfristperspektive
Wasserstoff-Brennstoffzelle
für ideal. Alles bereits in
FOTOS • Werk
Serie: Mirai mit Wasserstoff-
Brennstoffzelle (u. li.), Prius
mit Plug-in-Hybrid.
Riechen, wo’s langgeht
Batterieelektrische Fahrzeuge für den urbanen Einsatzzweck, Hybrid als Brückentechnologie für
Wasserstoff-Brennstoffzelle: Wie sich Hybridpionier Toyota die Zukunft vorstellt. Kleine Strategieschau.
TEXT • RUDOLF SKARICS
T
oyota hatte das Umweltthema sehr früh für sich parat hätte. Doch der Reihe nach. Während sich in Europa körperbatterie soll Toyota schon sehr weit sein. Die Vortei-
entdeckt und machte sich auch mit bewunderns- angesichts der Dieselmisere viele Politiker dazu hinreißen le erscheinen einleuchtend: mehr Kapazität, kürzere Lade-
wert vorbildhafter Konsequenz schon vor einem lassen, das baldige Ende des Verbrennungsmotors auszu- zeiten, hohe Sicherheit gegen Abbrennen. Aber andere be-
Vierteljahrhundert auf einen ganz eigenen Weg rufen, hat China bereits eine verpflichtende Elektroauto- schäftigen sich auch damit, mit einem Serieneinsatz ist in
in Richtung eines ökologisch schonenderen Individualver- quote eingeführt, die ab 2019 in Kraft tritt. Zehn Prozent al- fünf,vielleichtsogarerstinzehnJahrenzurechnen.Vorerst
kehrs. Zu der Zeit fiel nämlich die Entscheidung, voll auf ler verkauften Autos eines Herstellers sollen dann einen muss man also noch mit konventionellen Batterien durch-
Hybridantrieb zu setzen. Der eigenbrötlerische, vielerorts Elektroantrieb haben. Die Details der Regel sind nicht ganz kommen. So oder so: Rechtzeitig zur Quotenregelung in
belächelte Zugang hatte dann auch dazu geführt, dass es einfach, es gibt ein Punktesystem, wobei nach reinem Elek- China wird also auch Toyota Elektromodelle vorzuweisen
aussah, als wollte man den batterieelektrischen Antrieb troantrieb und Plug-in-Hybrid unterschieden wird und haben.
einfach überspringen. Man stürzte sich gleich auf die Was- auch die Reichweiten in die Rechnung einfließen. Ur-
serstoff-Brennstoffzelle, ließ das reine Elektroauto sozusa- sprünglich hätte die Quotenregelung schon 2018 mit acht Kleinwagen bis Leichttransporter • Das schon vor
gen links liegen. Diesel wollte man sowieso nie, hat man im- Prozent gestartet werden sollen, die deutschen Autoher- vielenJahrenbegründeteNahverhältniszuMazda–manin-
mer ein bissl widerwillig halt für Europa gebaut. steller konnten eine leichte Verschiebung ausverhandeln. teressierte sich damals für die Skyactive-Motorentechno-
Natürlich geht es bei dieser Elektroautoquote nicht nur logie – soll nun auf dem Gebiet der Elektroantriebe weiter
Verästelte Entscheidungswege • Der Toyota Prius um Umweltaspekte, sondern auch um handfeste wirtschaft- vertieft werden. In einem Gemeinschaftsunternehmen von
kam als erstes Hybridauto 1997 in Japan auf den Markt, der liche Interessen. Während chinesische Unternehmen in Sa- Toyota, Mazda und dem Zulieferer Denso werden E-Autos
Mirai mit Brennstoffzelle folgte 2014, immerhin in kleinen chenVerbrennungsmotordenJapanernundEuropäernweit entwickelt, vom Kleinwagen bis zum Leichttransporter.
Stückzahlen undso weit das nicht vorhandene Wasserstoff- hinterherhinken, hat man beim Elektroantrieb eine gute, Auch wenn das Elektroauto für Toyota lange Zeit nicht
Tankstellennetz es überhaupt erlaubte. Von rein batterie- wenn nicht sogar inzwischen bessere Startposition. unbedingt im Fokus der Entwicklungen stand, dass man
elektrischen Autos wollte man lange nichts wissen. Schwe- Auch für Toyota sind die europäischen Politiker- keine Erfahrung hätte, kann auch niemand behaupten. Der
re Batterien, geringe Reichweiten, das war wohl nichts für forderungen und die chinesischen Vorschriften eine enor- SUV RAV4 tauchte bereits vor zwanzig Jahren kurzfristig in
ein höchst innovatives Unternehmen mit allerdings langen me Herausforderung. Deshalb hat man nun die ursprüngli- einer Elektroversion auf und 2010 noch einmal als Gemein-
und verästelten Entscheidungswegen. Mit Plug-in-Hybrid che Strategie geändert. Offenbar wollte man den Elektro- schaftsentwicklungmitTesla,beidermanGerüchtenzufol-
wollte man sich sowieso nie ernsthaft auseinandersetzen. antrieb eigentlich auf einspurige Cityflitzer und deren De- ge sehr viel Geld liegen ließ. Auch der Kleinwagen IQ tauch-
Der Plug-in-Version des Prius ist dies in seiner nicht ganz rivate konzentrieren. Jetzt geht es doch in die Breite. Und te 2012 kurzfristig mit Elektroantrieb auf, war aber mit
konsequenten Gestaltung irgendwie auch anzumerken. man weiß, dass man da und dort Nachholbedarf hat. einer Reichweite von gerade mal 80 km eher unpraktisch.
Jetzt geht es nicht mehr anders. Und es wäre nicht Toyo- So kündigt man bei der Batterietechnik gleich einen gro- Dazukönntemannochbemerken: zurückhaltendinSachen
ta, wenn man nicht auch hier gleich besondere Lösungen ßen Sprung an. Mit der Entwicklung der sogenannten Fest- Elektroauto ja, blauäugig nein.
•8•
DER NEUE JEEP® COMPASS.
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RAUM • AUSSTATTUNG
Autonom statt Autodrom
Autonomes Fahren ist in aller Munde. Die Automobilindustrie hat damit ein
prestige- und gewinnträchtiges Hochtechnologiefeld aufgetan, das unsere Vorstellungen vom
Autofahren komplett umkrempeln wird – bis hin zu Innenräumen ohne Lenkrad und Pedale.
TEXT • ANDREAS STOCKINGER
A
udi wagt den ersten Vorstoß. Die Neuauflage des
A8 realisiert erstmals in einem Großserienfahr-
zeug Stufe 3 nach Wiener Konvention. Stufe 3 in
einer fünfteiligen Skala, die definiert, wie das
mit dem autonomen Fahren weitergeht und was wo wie ein-
zuordnen ist. Alle bisher eingeführten teilautonomen
Funktionen wie Spurhalte- und Wechselassistent, adapti-
ver Tempomat, Notbremsfunktionen reichen nur bis Level
2, der A8 erschließt erstmals eine neue Dimension.
Wir wollen uns hier gar nicht auslassen über die rechtli-
chen, versicherungstechnischen, ethischen etc. Hürden,
diebiszumvollautomatischenPlanzielnochzurückzulegen
sind, auch nicht darüber, dass der Zeithorizont mit 2025,
2030 reichlich optimistisch bemessen ist. Nein, hier geht es
Vision EQ Fortwo nennt sich Smarts Vision eines vollautonom fahrenden Abholdienstes. Eigener Besitz ist nicht vorgesehen. um die spannende Frage, wie sich die Innenräume der Fahr-
zeuge verändern werden, dramatisch nämlich. Etliche Her-
steller haben dazu schon recht konkrete Vorstellungen,
und kürzlich waren auf der IAA einige Konzeptfahrzeuge zu
sehen, allesamt politisch korrekt mit batterieelektrischem
Antrieb konzipiert, in die wir kurz reinäugen.
Audi ist auch hier das Stichwort – insofern die Ingolstäd-
ter nämlich neben A8 (Stufe 3, wie gesagt) auch gleich ihre
Ideen zu Stufe 4 und 5 ventiliert haben. Schon Stufe 4 ist
weitgehend vollautomatisiert, sollte die Technik aber fall-
weise überfordert sein, drückt der rollende Roboter dem
Fahrer das Lenkrad in die Hand. Das ist bei Endstufe 5 nicht
mehr nötig respektive vorgesehen. Elaine und Aicon sind
die zugehörigen Studien, auffälligster Unterschied bei der
Raumausstattung: Im Elaine finden sich noch Volant und
Pedalerie,imAiconnichtmehr.DieFrage„Wollenwirdas?“
werden unsere Enkel gar nicht mehr verstehen, vorausge-
Mit dem Symbioz spielt Renault Überlegungen zur Mobilität im Jahre 2030 durch. Autonom Stufe 4, vernetzt, elektrisch. setzt, die Weltgeschichte geht so linear weiter, wie die Au-
guren der Technologiekonzerne sich das wünschen.
Da werden also bequeme Stühle verrückt, gedreht, in
Wellnessliegen verwandelt, der Fantasie sind keine Gren-
zen gesetzt. Man kann die Kabine als Konzert-, als Kinosaal
nutzen und, und, und. Parallel dazu sind die Autos keine
Inseln mehr, sind sie schon heute nicht mehr, sondern voll
vernetzt, und wer das als Drohung versteht, sollte sich bes-
ser bald einmal einen Oldtimer zulegen.
Wohnoase • Nicht unähnlich die Visionen bei Renault.
Symbioz heißt das mit Zeithorizont 2030 versehene Kon-
zept, hinsichtlich Fahrkönnen entspricht es Level 4. Auch
hier lässt sich der Innenraum als Wohnzimmer nutzen, mit
einem erst ansatzweise vorstellbaren Maß an Flexibilität –
und mit neuartigen Problemchen: Zum Drehen der Sitze
müssendieInsassenerstaussteigen,sonstsinddieBeineim
Auf der IAA in Frankfurt hat Audi zwei Konzepte zum Thema vorgestellt. Der Elaine verkörpert dabei Level 4 ... Weg. Das Lenkrad ist wie beim Elaine noch an Bord, lässt
sich aber per Knopfdruck runterklappen. Modi wie klas-
sisch, dynamisch und autonom beziehen sich nicht nur aufs
Fahrprofil, sondern auch auf Atmosphäre und Interieurbe-
leuchtung,bishinzuGlasdachfarbeundBeduftung–indem
Punkt verfügt Frankreich ja über erstklassiges Know-how.
Im Symbioz riecht der „Klassik“-Modus nach Hölzern, der
dynamische fruchtig, der autonome dezent. Saunaaufguss-
noten? Wären am ehesten von Volvo zu erwarten.
Anders als Symbioz, Elaine und Aicon sieht das Konzept
von Smart keinen persönlichen Besitz vor. Der Vision EQ
versteht sich als vollautonomes Robotertaxi, die nächste
Stufe von Carsharing quasi. Wie im Aicon entfallen Lenkrad
FOTOS • Werk (7), AFP (1)
und Pedale, Ergebnis ist eine Mini-Lounge, Wünsche und
Vorstellungen übermittelt man per Handy oder Sprachein-
gabe. Das neuartige Kunstleder der Sitze soll leicht zu reini-
... der Aicon Level 5 nach Wiener Konvention. Ist beim Elaine noch ein Volant an Bord, entfällt das beim Aicon dann völlig. gen sein, gut so. Aber was tun, wenn uns wieder wer den
smarten Smart vollpofelt, wie jetzt so häufig bei Car2go?
• 10 •WELCOME
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Sprit
strömt
Wahlweise elektrisch fahren oder
mit Benzin oder gedeihliches
Zusammenwirken, das ist die
Botschaft von Plug-in-Hybrid.
Wir haben uns zwei ganz aktuelle
Beispiele angesehen: Hyundai
Ioniq und Mini Countryman.
FOTOS • Stockinger
TEXT • MICHAEL VÖLKER
A
Der Hyundai Ioniq sieht zumindest pfeilschnell aus und pfeift dazu ein Liedchen wie aus der Turbine.
bgesehen von Preis und Aussehen ist der augen-
fälligste Unterschied zwischen den beiden Mo-
TECHNIK
dellen von Hyundai und Mini jener, den man
• nicht sieht, sondern hört– oder eben nicht hört:
Der Mini Countryman ist im Elektrobetrieb tatsächlich so
Preis: ab 29.490 € (Testwagen 36.990 €) • gut wie geräuschlos. Der Hyundai Ioniq entwickelt dagegen
Gesamtsystem 104 kW (141 PS) • Vier-Zylinder-
ein Pfeifgeräusch wie aus einer Turbine. Das muss nicht un-
Benziner • Hubraum 1580 cm³
• Leistung: 77 kW (105 PS) • Elektromotor: bedingt ein Nachteil sein. Zumindest Fußgänger werden
45 kW (61 PS) • Beschleunigung: 10,6 sec sich leichter tun, den herannahenden Hyundai zu erahnen.
0–100 km/h • Höchstgeschwindigkeit: 178 km/h Sie werden ihn pfeifen hören.
• Ladedauer: 2 h 15 min • Elektrische Beide Fahrzeuge sind sogenannte Plug-in-Hybrid-Mo-
Reichweite laut EU-Zyklus: 63 km delle: Sie kombinieren einen Verbrennungsmotor mit
• Vorderradantrieb einemElektromotor.AndersalseinherkömmlicherHybrid
kann der Plug-in auch über einen Anschluss an der Steckdo-
se aufgeladen werden. Beim Ioniq ergibt das eine rein elek-
trische Reichweite von bis zu 63 Kilometer, beim Mini
Countryman sind es etwa 40.
Der Plug-in ist gewissermaßen die Vorstufe zum reinen
Elektroantrieb, bietet also zusätzlich zum Elektromotor
noch die Reichweitensicherheit des Verbrennungsmotors.
Die Kombination birgt allerdings auch einen Nachteil in
sich: Man führt ständig zwei Motoren samt den schweren
Batterien spazieren. Wirklich Sinn macht das nur in der
Stadt,wosichBenzinerundElektromotorgutergänzenund
abwechseln. Bei kurzen Distanzen und niedrigen Ge-
schwindigkeiten sollte auch der Elektroantrieb ausreichen,
der sich an Ladestationen oder an der Steckdose in der Ga-
rageinzweibisdreiStundenaufladenlässt.Istmandagegen
viel und hauptsächlich auf längeren Strecken unterwegs,
macht die Elektromobilität keinen Sinn mehr, sie fällt mehr
insGewicht,alsdasssietatsächlichunterstützendeingreift.
Strom von vorne • Den Hyundai Ioniq gibt es als erstes
Auto überhaupt in allen drei Varianten: als Hybrid, als rei-
nes Elektroauto und als Plug-in. Der Plug-in kommt auf eine
Systemleistung von 141 PS. Die maximale Elektroleistung
liegt bei 61 PS, jene des Benziners bei 105 PS. Im kombinier-
ten Gebrauch kann der Benzinverbrauch damit auf 1,1 Liter
auf hundert Kilometer reduziert werden. Der Deckel für das
Ladekabel ist an der Fahrerseite übrigens vorn, jener für
den Benzinstutzen hinten. Optisch ist der Hyundai ein Hy-
FOTOS • Werk
undai, also insgesamt mehr auf der praktischen als auf der
schicken Seite. Was für den Ioniq spricht, ist jedenfalls der
Preis: Der Plug-in ist bereits ab 29.500 Euro zu haben, in gu-
Der Strom kommt aus der Steckdose: In zweieinhalb Stunden ist der Mini Countryman voll aufgeladen. ter Ausstattung mit reichlich Extras (Leder, Schiebedach,
Navigation etc.) liegt der Preis bei etwa 37.000 Euro.
Der Countryman beginnt bei 37.000 Euro, mit Extras
TECHNIK
kommt man rasch auf 50.000 Euro. Dafür gibt es deutlich
• mehr Power als beim Hyundai, nämlich eine Gesamtleis-
tungvon224PS,wobeiderVerbrennungsmotoraufdieVor-
Preis: ab 36.950 € (Testwagen 52.934 €) • derräder und der Elektromotor auf die Hinterräder wirkt.
Gesamtsystem 165 kW (224 PS) • Drei-Zylinder-
Insgesamt ist der Mini das deutlich lustigere und pfiffigere
Benziner • Hubraum 1499 cm³ •
Leistung: 100 kW (136 PS) • Synchron-Elektromotor: Auto, der Countryman ist zudem das erste Plug-in-Hybrid-
65 kW (88 PS) • Beschleunigung: 6,8 sec 0–100 km/h Modell von Mini. Rein elektrisches Fahren ist bis 125 km/h
• Höchstgeschwindigkeit: 198 km/h möglich,dieelektrischeReichweitebeträgt40km.Gewählt
(elektrisch: 125 km/h) • Ladedauer: 2,5 h • Elektrische werden kann zwischen drei Fahrmodi, jeweils mit Schwer-
Reichweite laut EU-Zyklus: 40 km • hybrid-spezifischer punkt auf eher elektrisch oder batteriesparend mit Benzi-
Allradantrieb (Verbrennungsmotor auf die ner sowie automatisch, wo sich der Benziner erst bei 80
Vorderräder, Elektromotor auf die Hinterräder) km/h oder bei starker Beschleunigung zuschaltet.
• 12 •LADE • ZONE
FOTO • Gluschitsch
Der Tesla ist groß, beschleunigt enorm – den Autopiloten hat man uns vor dem Test aber abgeschaltet. Der e-Golf ist weniger aufgeregt, aber dafür ein echtes Auto, halt mit anderem Antrieb.
Super-Cha-Cha
Manche E-Autos machen mehr Tanz, als man glaubt. Der Tesla Model X etwa.
Der e-Golf von VW ist da ganz anders. Der stellt sich so manchem Luxusproblem
erst gar nicht, weil sich das für einen Golf eben nicht gehört.
TEXT • GUIDO GLUSCHITSCH
U
nglaublich deppert ist vielleicht der richtige Aus- Obwohl,wennmanschoneinmalTeslafährt–unserTest- Andererseits: Übers Wochenende von Wien nach Graz
druck. So kommt man sich nämlich vor, wenn Tesla, ein Model X 100D, kostet laut Liste 129.290 Euro –, fahren, in ein Hotel ohne Lademöglichkeit, das würde man
mandenModelX am Sonntagin derFrühamGra- kommt es auf die paar Münzen auch nicht mehr drauf an. mit dem Golf nicht. Er schaffte in unserem Test – mit vielen
zer Stadtrand an den Supercharger steckt und Dafür bekommt man im Tesla aber auch jede Menge Luxus Autobahnetappen, die E-Autos gar nicht mögen – eine
dann ein Taxi rufen muss, das einen zum nächsten Kaffee- geboten. Leder und Holz finden wir im Cockpit, das domi- Reichweite von 250 Kilometer, der Model X spult bei glei-
haus bringt, wo man ein sonntagstaugliches Frühstück ein- niert wird von einem Riesenbildschirm, der voller gar nicht cher Fahrweise 200 Kilometer mehr ab. Dafür kostet der
nehmen kann. so schöner Fingertapper ist. Dazu gibt es innovative Türen e-Golf nur 42.879 Euro – was immer noch viel zu viel Geld
Aber Moment, nicht dass Sie meinen, dass Tesla diesen hinten,andiemansicherstgewöhnenmuss,wennmansich istfürdieAbstriche,diemanimVergleichzueinemkonven-
Fall nicht angedacht hätte. Im Navi findet sich der Zugangs- den Kopf nicht alle nasenlang anhauen will, ein Auto, das tionellenAutoumdasGeldmachenmuss.AberimGolfkann
code, mit dem man die Tür zur Tesla-Filiale öffnen kann, sich selbst abschließt, das die Türen nicht weiter aufmacht, man wenigstens seinen Anzug aufhängen. Im Tesla gibt es
und drinnen gäbert es Kaffee und sicher auch was zu na- als es geht, und das eine Beschleunigung hat, als würde keine Kleiderhaken, aber Getränkehalter für eine zweiwö-
schen – aber standesgemäß ist das natürlich nicht, wenn Energie einfach endlos zur Verfügung stehen. chige Wüstenrunde mit allen sechs Insassen.
man wochenends mit der Gattin unterwegs ist. Also kommt Brauchen Sie ein Auto, um jeden Tag in die Arbeit zu fah-
die Gratisladung am Supercharger auf 38 Euro Taxikosten Andererseits • Aber wehe, es kommt eine Kurve. Da wird ren, dann empfehlen wir Ihnen den e-Golf. Wollen Sie aber
und fast noch einmal so viel fürs edle Frühstück. einem im Tesla Angst und Bang. Denn auch wenn der Model um jeden Preis beeindrucken, dann fahren Sie Tesla.
X eine Insel der Innovationen auf Rädern ist, so kann er
eines ganz schlecht: gescheit fahren. Die Lenkung eines
TECHNIK TECHNIK
Computerspiels gibt mehr Feedback, das Fahrwerk schei-
Tesla Model X 100D tert kläglich an den rund 2,4 Tonnen Gewicht des Tesla. Die VW e-Golf
• riesige Windschutzscheibe, die sich fast bis über die zweite •
Sitzreihe zieht, lässt nicht nur viel Licht ins Auto – auch so
Preis: ab 111.650 € • 2 E-Motoren • Akku: 100 kWh eine komische Mode, die man nicht nachvollziehen können Preis: ab 38.690 € • 1 E-Motor • Akku: 35,8 kWh
• Leistung: 386 kW (525 PS) • Drehmoment: 900 Nm • Leistung: 100 kW (136 PS) • Drehmoment: 290 Nm
muss –, sondern macht den Model X zum Glashaus, was
• Normreichweite 565 km • Testreichweite: 460 km • Normreichweite: 300 km • Testreichweite: 250 km
• 0–100 km/h: 4,9 Sek. • Höchstgeschwindigkeit: schon bei wenig Sonne für Dauerwirbel aus den Lüftungs- • 0–100 km/h: 9,6 Sek. • Höchstgeschwindigkeit:
250 km/h • Länge: 504 cm • Breite 200 cm • Höhe: düsen sorgt. Womit wir schon beim unglaublichsten Thema 150 km/h • Länge: 427 cm • Breite 179 cm • Höhe:
168 cm • Gepäckvolumen: 2180 l • Gewicht: 2400 kg • des Tesla sind: Er ist viel zu laut. Das Reifenabrollgeräusch 148 cm • Gepäckvolumen: 341–1231 l • Gewicht: 1615 kg
Normverbrauch: 18 kWh / 100 km • Allradantrieb dringt fast ungefiltert in den Fahrgastraum, dazu gibt es • Normverbrauch: 12,7 kWh / 100 km • Vorderradantrieb
Windgeräusche von draußen und Geknarze von innen, dass
die fette Anlage, die natürlich lieber Spotify statt Radio
spielt, zum Dauerläufer wird.
Undandererseits• DassindProbleme,überdiekannder
e-Golf nur lachen. Er fährt sich präzise, hat ein feines Fahr-
werk, und der Innenraum ist zwar bei weitem nicht mit so
feinen Materialien und schon gar nicht mit einem riesigen
Tatschschirm versehen, aber dafür ist er so sauber verbaut,
dass nix quietscht, nix knarzt. Er ist halt ein ganz normaler
Golf, nur eben mit einem anderen Motor.
• 13 •GENERATIONEN • WECHSEL
FOTOS • Werk
Typisch japanisches Spiel der Kanten, Flächen und Rundungen – das Elektroauto sieht man dem Nissan Leaf nicht mehr zwingend an.
Jetzt auch mit Design
Während uns der erste Leaf mit dem stummen Schrei futuristischen Aussehens klarmachen wollte,
dass hier ein Elektroauto kommt, reiht sich der neue unauffällig in jede Kolonne ein.
TEXT • RUDOLF SKARICS
D
ieStraßenimGroßraumOslostellenmittlerwei- noch nach dem alten NEFZ-Modus angegeben. Die Leis-
le einen symbolträchtigen Boden für das Thema tung des Motors wurde von 110 PS auf 110 kW erhöht, also
Elektromobilität dar. Denn nirgends wird so 150 PS, was ihn deutlich lebendiger machen müsste und
Druck gemacht in Sachen Energiewende. Dabei sich auch in einem schon sportlichen Beschleunigungs-
ist Norwegen aufgrund 99 Prozent Wasserkraft in der wert ausdrückt: 8,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die
Stromerzeugung in Sachen CO2-Bilanz ohnehin schon aus Höchstgeschwindigkeit hingegen hat man bei 144 km/h
dem Schneider, möchte man meinen. Aber halt nur bei der belassen. Schneller zu fahren würde sowieso die Batterie
Stromerzeugung.DerStraßenverkehrverschlingtnochrie- zu schnell leersaugen.
sige Mengen an fossiler Energie, deshalb möchte man auch Das Kofferraumvolumen liegt jetzt mit 435 Liter etwas
diesen auf Strom umstellen. Denn neben der reichlich vor- über dem Durchschnitt der Kompaktklasse. Der Wagen ist
handenen Wasserkraft hat Norwegen auch sein Potenzial zwar fünfsitzig, zwischen dem Eigengewicht von 1535 kg
bei Windkraft und Solarenergie noch nicht einmal ansatz- und dem zulässigen Gesamtgewicht von 1795 kg ist es mit
weise ausgeschöpft. Deshalb bestehen dort auch ausgiebi- r t g erstar ter ntr e : dem Beladen aber trotzdem schnell vorbei. Das geht sich
ge Förderungs- und Bevorzugungsprogramme in Richtung 110 Kilowatt vulgo 150 PS nicht einmal für vier Erwachsene aus.
E-Mobilität. Ob Norwegen als Umweltmusterland dann und Batterien mit 40 kWh
konsequenterweise zur Klimarettung auch auf den Verkauf Energieinhalt. Zurück zu klassischen Armaturen • Den bisherigen
seiner reichlichen Ölvorkommen verzichten wird, ist wohl Unterlagen nach zu schließen darf man zwar zum Laden
eine andere Geschichte. Jedenfalls ist in diesem skandina- eine 22-kW-Wallbox beim Kauf mitbestellen, die aber nicht
vischen Vorzeigeland der Wohlstand nicht nur sehr hoch, Der Leaf war das erste Großserienauto der elektrischen voll genützt werden kann, weil auch der neue Leaf nur ein-
sondern auch schön gleichmäßig übers ganze Volk verteilt. Neuzeit und ist nun seit acht Jahren am Markt. Klarerweise phasig mit Wechselstrom geladen werden kann, also laut
musste er sich als Pionier auch als solcher zu erkennen ge- Herstellerangabe mit 3 kW an der Haushaltssteckdose in 16
Beginn derelektrischenNeuzeit• Das lockt natürlich ben, was er durch sehr mutiges Design schaffte. Gewagte Li- Stunden oder mit 6 kW an der 22-kW-Wallbox in acht Stun-
dieAutoherstelleran,insbesonderejeneteurerElektroautos. nien und Glubschaugen mögen damals genau richtig gewe- den. Wer schneller laden will, muss an eine öffentliche
So erscheint dort nicht nur Tesla allgegenwärtig, sondern sensein,heutewilleinElektroautoallerdingsnichtmehrals Schnellladesäule fahren: 50 Kilowatt Gleichstrom geht
im Frühjahr wurde in Oslo der Opel Ampera-e präsentiert – futuristisches Experiment gesehen, sondern als normales auch, und zwar in 40 Minuten zu 80 Prozent.
und jetzt auch die zweite Generation des Nissan Leaf. Und hochfunktionales Auto wahrgenommen werden. Deshalb, Zurück zur Normalität gilt nicht nur fürs Design außen,
man zeigt nicht nur ein Auto, sondern auch gleich die Phi- und weil acht Jahr nahezu unveränderte Bauzeit für eine sondern auch für den Innenraum: Das Armaturenbrett ist
losophie hinter der Energiewende, die natürlich von aus- Modellreihe ohnehin sehr lang ist, präsentiert sich der Leaf imGegensatzzumVorgängerrechtkonventionellgestaltet,
sichtsreichen Geschäftsmodellen getragen werden muss. jetzt in neuem Gewand, als gehobener, knapp viereinhalb was Ablesbarkeit und Übersichtlichkeit enorm zugute-
Zum Beispiel das Elektroauto als integrierter Bestandteil Meter langer Kompaktwagen. kommt. Auch einiges an Assistenzelektronik der neuen Zeit
des Stromnetzes. Die Idee ist, die Batterien des Elektro- Die Technik unterm Blech wurde ja schon einmal über- ist bereits enthalten oder gegen Aufpreis bestellbar.
autos als Pufferspeicher für das Stromnetz zu nutzen, also arbeitet und mit größeren Batterien versehen. Mit nun- Der Leaf startet in Österreich Anfang 2018 sofort mit
die Automobilisten in den Handel mit Strom einzubinden. mehr 40 kWh Kapazität (gegenüber 24 bzw. 30 kWh im einem gut ausgestatteten Sondermodell, das preislich in der
Der neue Leaf zum Beispiel ist technisch bereits darauf vor- Vorgänger) sollte man im wahren Leben deutlich über 250 Größenordnung des jetzt noch aktuellen Leaf liegt, also bei
bereitet, also für sogenanntes bidirektionales Laden. km weit kommen. Der Normverbrauch wird mit 378 km etwas über 30.000 Euro, hat man jetzt mal versprochen.
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iVision Dynamics: BMW macht Appetit
auf ein elektrisches E-Mobil im 3er-Format.
FOTOS • Werk
600 km Reichweite, über 200 km/h schnell.
Welt unter Strom
Seit dem Streit um den Diesel scheint es klar,
wohin die Reise geht bei der Mobilität der Zukunft:
Die Branche legt sich breitenwirksam auf die Elektromobilität fest.
Vision EQA: Vorbote für einen kompakten E-Mercedes.
TEXT • ANDREAS STOCKINGER
T
esla reagiert auf das unmittelbar bevorstehende Wenn Renault-Nissan-Boss Carlos Ghosn ständig betont,
Eindringen der klassischen Automobilhersteller sich die führende Position nicht aus der Hand winden zu
mit Elektromobilen in die ureigene Domäne und lassen, zielt das auch auf die Absichten von VW. Der Bran-
kontert mit dem Einstieg in die Verbrennungs- chengigant hat mit e-up! und e-Golf derzeit zwei Fahrzeuge
motorentechnologie. Haben wir Ihr Interesse? Gut. Das mit imAngebot.Dochmitder„RoadmapE“startetjetzt„dieum-
Tesla war natürlich geflunkert. Das mit den traditionellen fassendste Elektrifizierungsoffensive der Automobilindus-
Autobauern aber keineswegs. Rund um die IAA in Frankfurt trie“,soKonzernchefMatthiasMüller,20Mrd.Eurowerden
habenetlicheKonzerneZeitplanundgenaueVorhabenprä- dafür investiert. Bis 2030 soll es von jedem der rund 300
zisiert, mit der sie die E-Mobilität vorantreiben wollen. Konzernmodelle mindestens eine elektrifizierte Variante
Gegenüber den paar hinsichtlich Reichweite überzeu- geben, allein bis 2025 bringt man mehr als 50 E-Autos auf
Mini Electric: Serienmodell kommt 2019 mit i3-Technik. genden (Tesla-Palette) oder mehr oder weniger akzeptab- zwei neu entwickelten E-Plattformen, die Rede ist von bis zu
len derzeit angebotenen Fahrzeugen (Renault Zoe, Chevy drei Millionen reinen E-Autos jährlich. Ende 2018 startet
Bolt, Nissan Leaf, VW e-Golf, BMW i3, Smart EV etc.) kom- AudimiteinemSUV-Coupé,2019folgtdere-tronSportback,
men wir zur Dekadenwende, das ist praktisch morgen, auf Ende 2019 Porsches Serienmodell der Studie Mission E, und
reale Reichweiten von 400, 500 km, so weit wie heute mit 2020 geht es bei VW mit I.D. und I.D. Crozz los.
einem potenten Sportwagen. Da wird die Sache tatsächlich BMW setzt auf die Strategie „Number One > Next“, die bis
praktikabel–soferndieInfrastrukturimselbenTempomit- 2025 zwölf rein elektrische Fahrzeuge vorsieht. Den Auf-
wächst und Stromtanken nicht teurer wird als Sprit. takt macht 2019 der E-Mini, 2020 startet ein elektrischer
X3, und der iVision Dynamics, ein Gran-Coupé in 3er-For-
Fächerprinzip • Zunächst noch ein allgemeines Wort. mat,wirdsichkurzdaraufzwischeni3undi8positionieren.
Auch wenn die batterieelektrische Mobilität derzeit die Ähnlich wie VW mit I.D. und BMW mit „i“ hat auch Mer-
Nase vorn zu haben scheint: Womit wir zu jener Zeit, in der cedes eine eigene Submarke für E-Fahrzeuge installiert: IQ.
der neueBladeRunnerspielt– 2049 – wirklich fahren, weiß Bis 2022 kommen zehn reine Batterieelektriker unter die-
in Wahrheit niemand. Technisch haben die Großen an allen sem Label. 2019 beginnt alles mit einem kompakten Auto,
Honda Urban EV Concept, ebenfalls 2019 startbereit. Möglichkeiten geforscht und entwickelt, vom Erdgasauto das dem Vision EQA Coupé nicht unähnlich sein wird.
über die Wasserstoff-Brennstoffzelle bis hin zu methani- Angesichts dieses Umfelds hat sich auch Toyota (Seite 8)
sierten oder sonstigen Ökotreibstoffen: Fächerprinzip entschlossen, gemeinsam mit Mazda an der batterieelek-
nennt sich dieser enorm kostenintensive Zugang. Praktisch trischen Mobilität zu arbeiten, zusätzlich zu Hybrid und
auf Knopfdruck könnte man loslegen mit was auch immer. Wasserstoff-Brennstoffzelle. Hyundai-Kia erhöht ebenfalls
Und damit zur Welt unter Strom. Renault-Nissan ist be- die E-Auto-Schlagzahl, und selbst Honda, wie Toyota und
kanntlich schon vor Jahren vorgeprescht, mit dem Nissan die Koreaner Wasserstoff-Brennstoffzellen-Pionier, stellt
Leaf hat man das meistverkaufte E-Auto der Welt im Port- die Weichen auf Strom – Erstling ist 2019 der Urban EV. Ja,
folio, 283.000-mal wurde der Stromer seit 2010 verkauft. sogarbeiPSA(Peugeot,Citroën,DS,Opel)stehtderEinstieg
Dieser Tage hat der Konzern nach Einstieg bei Mitsubishi – in die Großserien-E-Mobilität bevor. Ab 2019 kommen vier
die bringen auch eigene Expertise ein, Stichwort i-MiEV – Stromer, PSA plant aber nur kleinere Modelle – für die grö-
eine Neuausrichtung verkündet. Im Zuge des Plans „Alli- ßeren ist Plug-in-Hybrid vorgesehen. Mit dem Opel Ampe-
ance 2020“ wollen die Partner „ihre Vorreiterrolle bei der ra-e wird’s leider nix, GM macht ihn für PSA unerschwing-
Elektromobilität stärken und bis 2022 acht rein batteriebe- lich, und apropos Amis: Bis 2022 wird auch eine ganze Rei-
I.D, I.D. Buzz, I.D. Crozz II – 2020 geht es bei VW los. triebene Modelle auf den Markt bringen“. he von E-Mobilen von GM und Ford in Aussicht gestellt.
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Der PS-Dirigent
Katapult statt Pult: Herbert von Karajan, zeitlebens technikbegeistert,
gestaltete ein Leben zwischen Wagners „Walküre“ und Porsche Spyder.
TEXT • PETER URBANEK
W
enn der Name Her- Hannelore Salzburger, so heißt
bert von Karajan man eben an der Salzach, war bis zu
unter Musikfans fällt, Karajans Tod Chefsekretärin, Ver-
dann kommen diese traute, Autogesprächspartnerin,
meistens in Schwärmen. Selbst das selbst Porsche-Freak mit acht eige-
Salzburger Festspielpublikum be- nen Modellen – und unsere zweite
urteilt aktuelle Produktion nach Zeitzeugin. Sie erinnert sich an ihr
dem Motto „unter Karajan undenk- Vorstellungsgespräch 1972, Tatort
bar“. Herbert von Karajan, der ge- Festspielhaus.„Aha,Siesindes,ge-
niale Musiker mit dem Anspruch hört der rote Alfa Montreal dazu?“
derabsolutenPerfektion,hatteaber Auf die positive Antwort hin mein-
noch andere Gesichter, berühmt ist te Karajan: „Nicht schlecht.“ Damit
vor allem seine Affinität zur Tech- war die Jahrzehnte dauernde Part-
nik. Zeit seines Lebens begeisterte nerschaft besiegelt.
er sich für handfeste Technologie Rennwagen waren Karajans gro-
wie den Motor, das Auto als Träger ße Leidenschaft, obwohl er selbst
des modernen Fortschritts. nieRennenfuhr.Stattdessengaber
Drei Semester lang studierte er allein auf Rennstrecken Gas, da
an der Wiener Technischen Hoch- konnte er sich austoben. 1969 auf
schule Maschinenbau, sozusagen dem neuen Salzburgring mit dem
als Alternative zu den hehren Klän- Porsche 908/2 oder einige Jahre
gen großer Meister. Auto, Motor- später im 917 auf der Porsche-Ver-
rad, Rennsport waren in der Fami- suchsstrecke – die Versicherung
lie Karajan keine Fremdworte. Der wusste bestimmt nicht, dass seine
ältere Bruder Wolfgang, ein begna- Beine vor der Vorderachse lagen.
deter Musiker mit Schwerpunkt Richard von Frankenberg, Le-
Barock, fuhr Motorradrennen und Mans-Klassensieger, Gastfahrer
wirkte als Funktionär bei Renn- bei Porsche und damals bekanntes-
veranstaltungen. ter deutscher Motorjournalist
Karajan umgab sich zeit seines („machen Sie aus jeder Kurve eine
Lebens mit modernster Technik. Gerade“), reichte Karajan 1959 sei-
Jedes prominente Automobil fand nen Werks-Spyder 550 weiter (1,5-
in seiner Garage Unterschlupf, Liter-Vierzylinder, 135 PS, Leer-
Hauptkriterium: Speed. Persön- Der damals 51-jährige Herbert von Karajan in seinem 550 A Spyder 1959 vor dem Porsche-Werk gewicht550kg).DamitkurvteKara-
lich flog er seinen Learjet zu welt- in Zuffenhausen. Unter der Haube lauerte übrigens ein Motor des 356 A Carrera. jan durch Salzburg, auf dem heißen
weiten Auftritten. In den kurzen Sitz Gattin Eliette. O-Ton Frau Salz-
Zwischenpausen wurde die Renn- burger: „Die hat sich immer ge-
yacht mit 22-Mann-Crew in prestigereichen Regatten an Turbo-Schriftzug versehen, wurde fast zum Markenzeichen fürchtet, im Auto, im Jet, auf der Yacht.“ Der ausgewiesene
den Start gebracht. Auto, Schiff und Flugzeug war einst ein des berühmten Salzburgers, der schon längere Zeit der Zuf- Porsche-Fan hatte aber auch Autoaffären. Das beweist ein
beliebtes Jugendbuch, wo wissbegierige Halbwüchsige ihre fenhauser Motorenschmiede zugetan war. Enttäuschung Brief im Ferrari-Museum Maranello, wo Karajan sich für die
Zukunftsträume vorwegnehmen konnten – Karajan verein- deshalb, weil die Mannschaft unverrichteter Dinge wieder Leihe eines Ferrari bedankte.
te in sich alle drei Fantasien, ein möglicher Grund für sei- abziehen musste – es war niemand zu Hause. Eine wahre Geschichte soll Karajans Symbiose von Auto
nen Legendenstatus. und Musik dokumentieren. Der Ton eines jungen Wiener
Zwei Zeitzeugen geben ein lebendes Bild des großen Auto- Alter und Weisheit • Viele Jahre später, 1988, als Kara- Trompeters sprach Karajan besonders an. Festspiele Salz-
fans, der als Könner hinterm Lenkrad reine Rennsportfahr- jan den 959 übernahm, damals das schnellste Serienfahr- burg, der Chef ruft persönlich in Wien an mit dem „Befehl“,
zeuge selbst in Grenzbereichen beherrschte. Peter Hänsel, zeug, war Herr Hänsel wieder dabei. Jener Porsche mit 450 sofort nach Salzburg zu kommen. Trompeter: „Ich habe
heute bei Porsche Technikexperte im Verkauf, erinnerte PS aus einem 2850-cm³-Boxermotor, mit Sechsgang- kein Auto, mit dem Zug schaffe ich es nicht.“ Karajan: „Neh-
sich im Gespräch mit dem Standard an seinen ersten gro- getriebe, Allrad, Alutüren, Kunststoffkotflügeln, 317 km/h men Sie meinen in Wien stehenden Mercedes.“ An der Wie-
ßen Auftritt, der zur Enttäuschung mutierte, als er mit Kol- schnell – ein reines Rennfahrzeug mit mühsamer Straßen- ner Stadtgrenze verwandelte sich der Mercedes zum
legen 1975 Karajan den neuen, speziell für den Maestro vor- zulassung –, schien für den über 80 Jahre alten Maestro, Wrack. Geschockter Anruf bei Karajan, kurzer Lagebericht.
bereiteten Porsche 911 Turbo RSR, 500 PS stark, in sein bereits gesundheitlich schwer angeschlagen, eine Nummer Verblüffende Antwort: „Borgen Sie sich von der VW-Werk-
Haus nach Anif bringen sollte. Dieser 911er, 6-Zylinder-Bo- zu groß zu sein. Mühsam sich abstützend, umkreiste er den stätte, wo Sie sind, einen Golf GTI aus und kommen Sie.“
xer, Rennsportfahrwerk, mit Käfig, Schalensitzen, Silber la- roten Wagen, bald darauf gab er ihn an ein Mitglied der In Salzburg dann die nächste Überraschung: „Behalten Sie
ckiert mit rot-blauen Steifen auf der Seite und mächtigem Familie Aga Khan weiter. den Golf, ich werde es regeln.“
FOTOS • Porsche
Lebenslange Leidenschaft rasanter Viertakt: links Karajan bei den Salzburger Festspielen 1987 mit einem Porsche 959. Daneben finden wir ihn 1968
beim Fachsimpeln, sein 930 Turbo RS bekam die persönliche Kennung „von Karajan“, und auch auf einem CD-Cover zeigt er sich im Porsche.
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