Wo Zukunft entsteht Neugestaltung Boulevard - Campus Hönggerberg - ETH Zürich
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Abteilung Immobilien Wo Zukunft entsteht Neugestaltung Boulevard Campus Hönggerberg Studienauftrag für Generalplaner im selektiven Verfahren Schlussbericht des Beurteilungsgremiums
Boulevard Schlussbericht 3 Veranstalterin Die ETH Zürich, vertreten durch die Abteilung Immobilien, ist für die Durch- führung des Auswahlverfahrens zum Studienauftrag verantwortlich. Sie ko- ordinierte und bearbeitete die Programmaufsetzung für die Präqualifikation sowie Projektstudie. Im Rahmen der Verfahrensbegleitung war sie zudem für die formellen Vorprüfungen und für sämtliche administrative Belange zuständig. ETH Zürich Abteilung Immobilien Daniel Nötzli Binzmühlestrasse 130 8092 Zürich unterstützt durch: Lienhard Partner Bauherrenberatung AG Reto O. Lienhard Mühlebachstrasse 86 8008 Zürich
Boulevard Inhaltsverzeichnis 5 Inhaltsverzeichnis Auftraggeberin Seite 7 Ausgangslage Seite 8 Aufgabenstellung und Zielsetzungen Seite 10 Verfahren Seite 12 Beurteilungsgremium Seite 14 Teilnehmende Seite 16 Termine und Ablauf Seite 18 Beurteilungskriterien Seite 19 Projektstudien / Seite 20 Empfehlung zur Weiterbearbeitung Danksagung Seite 55 Genehmigung Seite 56
Boulevard Auftraggeberin 7 Auftraggeberin Bauherrschaft Die ETH Zürich ist eine der weltweit führenden technisch-natur- wissenschaftlichen Hochschulen. Sie ist bekannt für ihre exzel- lente Lehre, eine wegweisende Grundlagenforschung und den direkten Transfer von neuen Erkenntnissen in die Praxis. 1855 gegründet, bietet sie Forschenden heute ein inspirierendes Um- feld und ihren Studierenden eine umfassende Ausbildung. 540 Professorinnen und Professoren bilden rund 22’200 Stu- dierende – darunter fast 4’200 Doktorierende – aus über 120 Ländern aus. Gemeinsam forschen sie in Natur- und Ingenieur- wissenschaften, Architektur, Mathematik, systemorientierten Wissenschaften sowie in Management- und Sozialwissenschaf- ten. Die Erkenntnisse und Innovationen der ETH-Forschenden fliessen in die zukunftsträchtigsten Branchen der Schweizer Wirtschaft ein: von der Informatik über die Mikro- und Nanotech- nologie bis hin zur Hightechmedizin. Die Abteilung Immobilien der ETH Zürich sorgt für die rechtzei- tige und wirtschaftliche Bereitstellung der für die Erfüllung der öffentlichen Aufgaben erforderlichen Raumressourcen in ver- einbarter Qualität.
Boulevard Ausgangslage 9 Ausgangslage Die Auftraggeberin, die ETH Zürich, be- Masterplan 2040 und absichtigt auf dem Campus Hönggerberg Sonderbauvorschriften die Wolfgang-Pauli-Strasse zu einem Die Auftraggeberin hatte im Jahr 2015 Boulevard umzugestalten. Eine neue unter Einbezug von Kanton und Stadt ba- Strassenführung mit einer Allee sowie sierend auf einer Testplanung den Master- zukünftig weiteren öffentlichen oder halb- plan 2040 erarbeitet, der denjenigen von öffentlichen Erdgeschossnutzungen sol- 2005 fortschreibt. Die Testplanung diente len die Hauptachse attraktiver gestalten gleichzeitig als Gebietsplanung im Sinne und den urbanen Charakter des Areals des kantonalen Richtplans. Der Stadtrat gemäss Masterplan 2040 stärken. Aus- von Zürich hatte dem Masterplan 2040 mit löser für das Projekt ist ausserdem die Beschluss Nr. 996/2016 zugestimmt. Ba- Umstellung der Buslinien 69 und 80 auf sierend auf dem Masterplan 2040 werden einen elektrischen Trolleybus-Betrieb. die nutzungsplanerischen Voraussetzun- gen zur Umsetzung des Masterplans mit- Projektstandort tels einer BZO-Teilrevision und den Son- Bearbeitungsperimeter ist die Hauptachse derbauvorschriften «ETH Zürich, Campus des Campus Hönggerberg, die Wolfgang- Hönggerberg» (SBV) geschaffen. Pauli-Strasse, ab Kreuzung Emil-Klöti- Strasse im Süden bis zum geplanten Krei- Zwischenzeitlich hat der Gemeinderat sel am Hönggerbergring im Norden und der Stadt Zürich der BZO-Teilrevision mit weiter bis zum Anschluss an die Glaub- Beschluss Nr. 3023/2020 und den neuen tenstrasse. Bei der Neugestaltung der Sonderbauvorschriften mit Beschluss Hauptachse sollen auch die angrenzenden Nr. 3166/2020 unter Annahme von fünf Querachsen, Nebenwege, Anlieferungs- Änderungsanträgen zugestimmt. Der zonen und Plätze in die Planung mitein- Stadtrat wird in den Beschlüssen jeweils bezogen werden. beauftragt, die BZO-Teilrevision und die Sonderbauvorschriften nach Genehmi- gung durch die Baudirektion des Kantons Zürich in Kraft zu setzen. ■
10 Abteilung Immobilien Aufgabenstellung und Zielsetzungen Generelle Zielsetzungen Aufgabenstellung Mit dem Projekt sollen unter Berücksich- Die Auftraggeberin hat 2019 eine Konzept- tigung des Masterplans 2040 mit Zielbild studie durchführen lassen, um die Projekt- und Freiraumkonzept, den Sonderbauvor- idee zu konkretisieren, Schnittstellen und schriften (SBV), dem Mobilitätskonzept weitere Abhängigkeiten zu definieren und weiteren geltenden Rahmenbedin- und die Machbarkeit zu überprüfen. Die- gungen folgende generelle Zielsetzungen se Konzeptstudie soll weiterführend als erreicht werden: Grundlage für detailliertere Studien und Entwurfsansätze des Projektauftrags • Neugestaltung und Aufwertung der dienen. Im Rahmen des Studienauftrags Hauptachse «Wolfgang-Pauli-Strasse» wurden, basierend auf der Konzeptstudie, als Boulevard Lösungsvorschläge zu folgenden Fachbe- • Schaffen eines verbindenden, lebendi- reichen und Themen erwartet: gen Stadtraums mit guten Querbezie- hungen Städtebau / Stadtraum • Bepflanzung im Einklang mit der beste- Auseinandersetzung mit der Hierarchisie- henden Umgebungscharakteristik und rung des Raumes hinsichtlich räumlicher mit Einbezug der aktuellen Erkenntnisse Organisation und deren Wahrnehmung. zum Klimawandel Stärkung der Adressbildung und Orien- • Neue Strassenführung und -geometrie tierung. Schaffung von Aufenthalts- und mit Haltekanten und Wartepositionen für Begegnungsräumen. Busse • Klare Verkehrsführung, Regelung für ÖV, Freiraumgestaltung Anlieferungen sowie Fussgängerinnen- Übergeordnete Freiraumgestaltung (Ein- und Fussgänger und Veloverkehr bettung und Vernetzung mit dem um- • Grosszügige, transparente und sicher liegenden Landschaftsraum). Generelle gestaltete Bereiche für Fussgängerinnen Freiraumgestaltung (Grünflächen, Bo- und Fussgänger unter Berücksichtigung denbeläge, Oberflächenversiegelung, der Hindernisfreiheit nach den Prinzipi- Versickerung, Retention) unter Einbezug en des «Design-for-all» von Klimafaktoren wie Klimawandel und • Elektrifizierung der Hauptachse für Dop- Mikroklima. Bildung einer Allee mit gros- pelgelenk-Trolleybusse der Linien 69 sen, kräftigen Bäumen. Koordination der und 80 Allee mit Strassenführung, Haltestellen, • Ausbauten und Anpassungen bei der Fahrleitungsmasten, Beleuchtung, unter- Entwässerung (Versickerung, Retention, irdischen Bauten, Kanalisation und Werk- etc.) leitungen, Versickerung und Retention, • Einbau eines vibrationsarmen Strassen- etc. Gestaltung der Ausbauten und Aus- belags unter Einbezug ökologischer Kri- stattungen für Bushaltestellen, Zonen für terien Fussgängerinnen und Fussgänger und Aufenthaltsbereiche.
Boulevard Aufgabenstellung und Zielsetzungen 11 Verkehr / Elektrifizierung Medienerschliessung / Entwässerung Planerische Festlegung der Strassen- Planung aller Tiefbauarbeiten für die Ver- führung, Fahrbahngeometrie und Fahr- legung, Erneuerung oder den Neubau von bahnbreiten (Normalspur, Überholspur, Leitungen im Planungsperimeter. Anpas- Velospur). Verbesserung der Verkehrs- sung der Entwässerung des Oberflächen- führung und Verkehrssicherheit der Velo- wassers infolge der Neugestaltung des wege. Positionierung der Bushaltestellen Boulevards durch neue Strassenabschlüs- inkl. Ausstattung. Bestimmen der Halte- se. Schaffen neuer Versickerungs- und Re- stellenkanten für Busse und Wartezonen. tentionsflächen basierend auf dem Kon- Grosszügige, transparent und sicher ge- zept «Wassermanagement Hönggerberg». staltete Bereiche für Fussgängerinnen und Fussgänger. Hindernisfreiheit nach Strahlenbelastung den Prinzipien des «Design-for-All» (bar- Berücksichtigen der elektromagnetischen rierefreie Mobilität für alle). Festlegung Verträglichkeit (EMV) und nichtionisieren- und Positionierung der Fahrleitungsmas- den Strahlung (NIS) infolge der geplanten ten in Koordination mit Beleuchtung. Fahrleitungen. ■ Strassenbau / Erschütterungen Sicherstellung einer möglichst geraden Linienführung mit Normalprofilen. Fest- legung des konstruktiven Aufbaus und der Materialisierung für den Strassenbelag mit erhöhten Anforderungen bezüglich Ebenheit und Belastung zur Minimierung von Vibrationen (Einwirkung auf beste- hende und zukünftige Forschungsein- richtungen). Beleuchtung Festlegung der Aussenraum Beleuchtung, basierend auf dem Masterplan Beleuch- tung Aussenraum mit Beleuchtungs- Raumkategorien und standardisierten Leuchten-Familien. Berücksichtigung des «Plan Lumière» der Stadt Zürich als Leit- faden für das städtische Nachtbild.
12 Abteilung Immobilien Verfahren Verfahrensart Teilnahmebedingungen Das Verfahren wurde als öffentlicher Die Teilnahme am Studienauftrag unterlag Studienauftrag im selektiven Verfahren einer Präqualifikation. Im Rahmen dieser durchgeführt. Beschaffungsgegenstand Präqualifikation wurden vier Bewerber war eine Projektstudie mit Folgeauftrag für die Teilnahme am Studienauftrag aus- für die Neugestaltung des Boulevards gewählt. Teilnahmeberechtigt waren aus- «Wolfgang-Pauli-Strasse». Das Vergabe- gewiesene Fachleute aus den Bereichen verfahren unterlag dem Bundesgesetz Architektur, Landschaftsarchitektur und über das öffentliche Beschaffungswesen Ingenieurwesen mit Sitz in der Schweiz (BöB) und der dazugehörigen Verordnung oder einem Vertragsstaat, der das GATT/ über das öffentliche Beschaffungswesen WTO-Übereinkommen über das öffent- (VöB). Die Beschaffung unterstand zudem liche Beschaffungswesen unterzeichnet der Vereinbarung des GATT/WTO-Überein- hat. Alle beteiligten Firmen mussten die kommens über das öffentliche Beschaf- Anforderungen des öffentlichen Beschaf- fungswesen (GPA). Die Ordnung für Archi- fungswesens erfüllen. tektur- und Ingenieurstudienaufträge SIA 143 (Ausgabe 2009) galt subsidiär. Mehrfachbewerbungen waren nur bei Planerinnen und Planern sowie Spezialis- Das gesamte Verfahren wurde nicht an- tinnen und Spezialisten der Bereiche Er- onym, sondern mit direktem Dialog zwi- schütterungen, Beleuchtung, Elektroinstal- schen dem Beurteilungsgremium und den lationen / Elektromagnetische Strahlung Teilnehmenden durchgeführt. (EMV/NIS) und Baustellenlogistik zulässig. Teambildung Anerkennung Vorgehen und Entscheide Gesucht wurden Generalplanerteams mit Ausschreibungsunterlagen und Fragen- Fachplanerinnen und Fachplanern sowie beantwortung waren für Veranstalterin, Spezialistinnen und Spezialisten aus min- Teilnehmende und Beurteilungsgremium destens folgenden Bereichen: Gesamtlei- verbindlich. Die Teilnehmenden anerkann- tung / Baumanagement, Landschaftsarchi- ten mit Einreichung des Teilnahmeantrags tektur, Städtebau / Architektur, Verkehr, die Bedingungen dieses Ausschreibungs- Strassen- und Tiefbau, Erschütterungen verfahrens und sämtliche Entscheidungen (Baudynamik), Beleuchtung, Elektroinstal- der Veranstalterin in Ermessensfragen im lationen / Elektromagnetische Strahlung Rahmen dieses Verfahrens. (EMV/NIS) und Baustellenlogistik.
Boulevard Verfahren 13 Eigentum / Urheberrecht Weiterbearbeitung Alle Teilnehmenden sicherten zu, dass Die Auftraggeberin beabsichtigt, die Ver- sie Eigentümer der eingereichten Unter- fasser der durch das Beurteilungsgre- lagen und Inhaber der Urheberrechte an mium empfohlenen Projektstudie mit der den eingereichten Unterlagen sind und mit Planung und Ausführung des Vorhabens ihrem Beitrag keine Rechte Dritter, insbe- zu beauftragen. Vorbehalten bleibt die sondere Urheberrechte, verletzt werden. Kreditgenehmigung durch die Eidgenös- Das Urheberrecht verbleibt bei den Teil- sischen Räte. nehmenden. Der Auftraggeberin steht das unentgeltliche, unwiderrufliche und nicht Streitfall / Gerichtsstand ausschliessliche Recht zu, die Arbeitser- Für allfällige Streitpunkte ist ausschliess- gebnisse zur Vollendung des Projektes für lich schweizerisches Recht anwendbar. ihre Bedürfnisse frei zu verwenden. Sie Der Gerichtsstand ist Zürich. ■ behält sich das Recht vor, die im Zuge des Ausschreibungsverfahrens erhaltenen oder diskutierten Vorschläge, Konzepte, Vorgehensweisen und anderes weiter zu verwerten, auch wenn keine Beauftragung an die entsprechende Partei erfolgt. Entschädigung Termingerecht eingereichte, vollständi- ge und vom Beurteilungsgremium zur Beurteilung zugelassene Projektstudien wurden mit einem fixen Betrag von CHF 125’000 (inkl. MWST) pro Generalplaner- team entschädigt.
14 Abteilung Immobilien Beurteilungsgremium Für das Verfahren wurde ein Beurteilungsgremium eingesetzt. Mitgliederinnen & Mitglieder (stimmberechtigt) Prof. Dr. Ulrich A. Weidmann Karl Stammnitz Vizepräsident für Infrastruktur Fachbereichsleiter Beratung ETH Zürich (Vorsitz) Grün Stadt Zürich Daniel Bucheli Thomas Hablützel Direktor Abteilung Immobilien Leiter Marktentwicklung ETH Zürich Verkehrsbetriebe Zürich Prof. Christophe Girot Stefan Rotzler Vorsteher Departement Architektur Landschaftsarchitekt BSLA ETH Zürich Gockhausen Moritz Marti Christof Glaus Projektleiter Bundesbauprojekte Dipl. Architekt ETH ETH Zürich Stücheli Architekten AG Zürich Corina Schneider Projektleiterin Architektur + Luisa Overath Stadtraum Mitarbeiterin Landschaftsarchitektur Amt für Städtebau ETH Zürich (Jungjurorin) Stadt Zürich Daniel Nötzli Projektleiter Strategische Planung ETH Zürich (Ersatz)
Boulevard Beurteilungsgremium 15 Expertinnen & Experten (nicht stimmberechtigt) Olivia Kolbe-Reimann Leiterin Standortinformation Hönggerberg ETH Zürich Charlotte Blasel Hydraulik AG Zürich Urs Nussbaum Leiter Campus Mobilität ETH Zürich Oliver Tappert Leiter Infrastrukturmanagement Verkehrsbetriebe Zürich Die Veranstalterin behielt sich vor, bei Bedarf zusätzliche Expertinnen und Experten beratend zur Vorprüfung beizuziehen bzw. im Beurteilungsgremium aufzunehmen.
16 Abteilung Immobilien Teilnehmende Das Beurteilungsgremium trat am 17.06.2020 zur Präqualifika- tion zusammen. Insgesamt reichten 11 Teams eine Bewerbung um Teilnahme am Studienauftrag ein. Sämtliche Bewerbungen wurden auf die in den Ausschreibungsunterlagen aufgeführten Kriterien hin geprüft. Folgende vier Teams wurden zur Teilnah- me ausgewählt (alphabetische Reihenfolge): ARGE Boulevard – Balliana Schubert Landschaftsarchitekten / Locher Ingenieure AG Gesamtleitung / Baumanagement / Locher Ingenieure AG, Zürich Verkehr / Tiefbau / Baustellenlogistik Mitarbeitende: Michael Kapp, Jonas Bettenmann, Katrin Humm Landschaftsarchitektur Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG, Zürich Mitarbeitende: Christoph Schubert, Sandro Balliana, Jasmin Klahm, Philipp Uerlings Städtebau / Architektur EM2N Architekten AG, Zürich Mitarbeitende: Fabian Hörmann Beleuchtung mosersidler AG für Lichtplanung, Zürich Mitarbeitende: Uli Sidler Elektro / EMV/NIS Arnold Engineering und Beratung AG, Opfikon Mitarbeitende: Michael J. Arnold Erschütterungen ZC Ziegler Consultants AG, Zürich Mitarbeitende: Daniel Gsell ARGE Schmid Kuhn Gesamtleitung / Landschaftsarchitektur / Schmid Landschaftsarchitekten AG, Zürich und Städtebau / Architektur Kuhn Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich Mitarbeitende: André Schmid, Stephan Kuhn, Corinna Campiglia, Rebecca Glaus, Lucia Kanderova Baumanagement / Tiefbau / Beleuchtung / EBP Schweiz AG, Zürich Elektro / EMV/NIS / Baustellenlogistik Mitarbeitende: Damian Stutz, Martina Richli, Walter Moggio, Oliver Blank Verkehr Metron Verkehrsplanung AG, Brugg Mitarbeitende: Lukas Fischer, Dario Zallot
Boulevard Teilnehmende 17 befair partners ag Gesamtleitung / Baumanagement / Baustellenlogistik befair partners ag, Zürich Mitarbeitende: Jörg Kobe Landschaftsarchitektur Hager Partner AG, Zürich Mitarbeitende: Pascal Posset, Mirjam Scharnofske, Kinga Wenz, Simon Paulais Städtebau / Architektur 10:8 Architekten GmbH, Zürich Mitarbeitende: Jürg Senn, Yves Merkofer, Marius Mildner Verkehr / Tiefbau / Erschütterungen B+S AG, Zürich Mitarbeitende: Oliver Bachofen, Konrad Bähler, Mark Ströhle, Carsten Kiwitt, Matthias Schauwecker Beleuchtung lichtgestaltende ingenieure vogtpartner, Winterthur Mitarbeitende: Christian Vogt, Andreas Gut, Marc Uebersax, Patrick Scheucher, Vincent Chevreux Elektro / EMV/NIS mb ingenieure ag, Sempach Mitarbeitende: Markus Bühlmann Studio Vulkan Gesamtleitung / Baumanagement / Baustellenlogistik Dress & Sommer Schweiz AG, Zürich Mitarbeitende: Patrizia Dünner, Martin Brotzer Landschaftsarchitektur Studio Vulkan GmbH, Zürich Mitarbeitende: Lukas Schweingruber, Ursa Habic, Timon Eichmüller, Lara Purcelli Städtebau / Architektur Hosoya Schäfer Architects AG, Zürich Mitarbeitende: Markus Schaefer Verkehr mrs Gugler AG, Zürich Mitarbeitende: Andreas Bernhardsgrütter, David Oppliger Strassen / Tiefbau Henauer Gugler AG, Zürich Mitarbeitende: Alfonso Macrini Beleuchtung arc lighting in architecture, Schan Mitarbeitende: Roger van der Heide Elektro / EMV/NIS R+B engineering ag, Zürich Mitarbeitende: Tobias Schmidmeister Soziologie Zimraum GmbH, Zürich
18 Abteilung Immobilien Termine und Ablauf Fragerunde Schlussbesprechung Jurierung Während der Phase Projektstudie hatten Die Schlussbesprechung fand am Aufgrund der weiterhin besonderen die Teilnehmenden vor der 1. Zwischen- 08.12.2020 wiederum als Video-Kon- Lage musste auch die Jurierung mittels besprechung die Möglichkeit Fragen zu ferenz statt. Die Präsentation der Ab- Video-Konferenz durchgeführt werden. den Ausschreibungsunterlagen zu stel- schlussbeiträge durch die Teilnehmen- Sie erfolgte am 13.01.2021 und war in len. Die Fragenbeantwortung wurde allen den erfolgte anhand der Abgabepläne dieser Form für alle Mitglieder des Beur- Teilnehmenden zugestellt und ist somit zur Projektstudie. Es fand wie an allen teilungsgremiums neu und entsprechend integrierter Bestandteil der Ausschrei- vorhergehenden Besprechungen keine anspruchsvoll. Das Gremium war vollstän- bungsunterlagen. technische Vorprüfung der Arbeiten statt. dig und somit beschlussfähig. Die digitale Im Anschluss erfolgte die Abgabe der er- Jurierung erforderte von allen Teilneh- 1. Zwischenbesprechung forderlichen Unterlagen (Projektbericht, menden ein vorgängiges, individuelles Die 1. Zwischenbesprechung fand am Projektstudie, Honorarkonditionen und Studium der Beiträge. Basierend auf der 31.08.2020 bei der Veranstalterin in Zü- Bauablaufpläne) an die Veranstalterin in formellen Vorprüfung wurde dem Beurtei- rich statt. An dieser 1. Zwischenbespre- elektronischer Form. Die vollständige Ab- lungsgremium beantragt, alle vier Projekt- chung präsentierten die Teams dem Be- gabedokumentation in Papierform wurde studien zur Beurteilung zuzulassen. Das urteilungsgremium ihre Analysen und von allen Teilnehmenden ebenfalls frist- Beurteilungsgremium stimmte diesem ersten Konzeptansätze. Danach erfolgte gerecht eingereicht. Antrag zu. Die in der Vorprüfung erarbei- eine Abwägung der Vorschläge und die teten Resultate und vorschlägigen Bewer- Diskussion im Beurteilungsgremium. Die Vorprüfung tungen wurden anschliessend durch die Erkenntnisse und Empfehlungen zur Wei- Die formale und materielle Vorprüfung Vertretenden der Fachteams präsentiert terbearbeitung wurden in einem Protokoll erfolgte durch die Verfahrensbegleitung, und dem Beurteilungsgremium zur Dis- schriftlich festgehalten und den Teams die Lienhard Partner Bauherrenberatung kussion vorgelegt. Die detaillierten Beur- zugestellt. Neben allgemein gültigen Er- AG. Alle Teilnehmenden hatten die forma- teilungen sind im nachfolgenden Kapitel kenntnissen, welche allen Teilnehmenden len Anforderungen erfüllt. Die Vorprüfung aufgeführt. ■ zugestellt wurden, erhielt jedes Team durch die Fachmitgliederinnen und Fach- auch eine spezifische Rückmeldung zu mitglieder sowie Fachexpertinnen und individuellen Aspekten ihrer Beiträge. Fachexperten musste aufgrund der be- sonderen Lage individuell durchgeführt 2. Zwischenbesprechung werden. Dazu sind themenbezogene Vor- Die 2. Zwischenbesprechung fand am prüfung-Teams gebildet worden. Die Pro- 06.11.2020 statt. Aufgrund der beson- jektstudien wurden bei der Veranstalterin deren Lage (COVID-19) musste die Be- ausgestellt und konnten zwischen dem sprechung erstmals als Video-Konferenz 16.12.2020 und 12.01.2021 vom Beurtei- durchgeführt werden. Die Teilnehmenden lungsgremium sowie den Expertinnen und stellten ihre Lösungsansätze dem Be- Experten eingesehen werden. urteilungsgremium vor und präzisierten diese mit ergänzenden Detaildarstellun- gen. Die Erkenntnisse und Empfehlungen zur Weiterbearbeitung wurden wiederum in einem Protokoll schriftlich festgehalten und den Teams zugestellt.
Boulevard Termine und Ablauf / Beurteilungskriterien 19 Beurteilungskriterien Die Beurteilung und Bewertung der Pro- • Funktionalität der Verkehrsplanung jektstudien erfolgte nach den folgenden, (30%) gewichteten Zuschlagskriterien: Verkehrsführung, Strassenführung und Fahrbahngeometrie, Verkehrsentflech- • Städtebauliche Qualität tung, barrierefreie Mobilität, Integration (25%) und Ausgestaltung der Fussgängerbe- Gesamtkonzeption Boulevard, Integration reiche, Positionierung Fahrleitungsmas- Boulevard in Gesamtkontext, räumliche ten und Haltestellen, Berücksichtigung Zuordnungen, Verbindungen, Merkmale Erschütterungen und EMV/NIS, Aufbau und Wahrnehmungen, Disposition sowie des Strassenbelags und Ausführung der Lebendigkeit der Räume für Aufenthalt Strassenabschlüsse. und Begegnung, Adressbildung und Ori- entierung, Berücksichtigung Masterplan • Funktionalität der Medienplanung 2040. (10%) Konzeption und Ausgestaltung der Versi- • Qualität der Freiraumgestaltung ckerungs- und Retentionsmassnahmen, (30%) Funktionalität der Entwässerungsmass- Landschaftliche Bezüge und Wirkung, nahmen, Umsetzung Vorgaben Wasser- Ausgestaltung der Freiräume anhand management, Umgang mit Werkleitun- ihrer Funktion, Bepflanzung, Materiali- gen, unterirdischen Bauten, funktionalen sierung, Ausstattung, Biodiversität, Mik- Öffnungen, etc. roklima, Umsetzung Vorgaben Freiraum- konzept und Gestaltungsrichtlinien, Be- • Wirtschaftlichkeit der Honorierung leuchtung Aussenraum, Wahrnehmung (5%) Nachtbild, Umsetzung Vorgaben Master- Vollständigkeit der Kalkulationsangaben, plan Beleuchtung Aussenraum. Plausibilität und Marktkonformität. ■
20 Abteilung Immobilien Projektstudie Studio Vulkan Empfehlung zur Weiterbearbeitung Übersicht
Boulevard Projektstudie Studio Vulkan 21 Städtebau Es handelt sich um einen insgesamt Mit dem Bekenntnis zum Boulevard macht schlüssigen, gleichzeitig konzeptionell der Campus Hönggerberg den Schritt von hochstehenden und in seiner Funktions- seiner ursprünglichen Konzeption als weise pragmatischen Beitrag, welcher in landschaftlich verstandener Campus hin seiner integralen Gesamtsicht überzeugt. zu einer Wissensstadt. Die Assoziation Für das «Forum» schlagen die Verfasser «Boulevard» erzeugt Vorstellungen von ein kreisrundes Pavillondach vor. Dieses urbanen Zentralitäten, die bei einer Wis- nimmt formal das bestehende Linden- sensgemeinde von ca. 20’000 Menschen rondell auf und schafft einen gedeckten, nur teilweise realistisch erscheinen. Die vielseitig nutzbaren Ort für Aufenthalt, Hauptidee des Beitrags ist es daher, aus- Veranstaltungen und Manifestationen. Die gehend vom Bestand, einen zentralen neue Mitte erhält so eine programmati- Platzraum zu schaffen, der durch die sche Aufwertung und wird durch dieses Konzentration der Nutzungen und Bewe- neue Element und die Ausdehnung des gungsräume diesen urbanen Anspruch Boulevards klar verortet. Die Architektur auch erfüllt. des «Forums» ist noch genauer zu defi- nieren. Die Raumgestalt der «Plaza» ist Der Boulevard wird als öffentlich genutz- präzis gefasst, verkleinert und wird zur ter und prioritär auf den reibungslosen expliziten Verbindungsfigur zwischen ETH-Betrieb ausgerichteter, grosszügi- Ost- und Westseite. Die Differenzierung ger Begegnungs- und Bewegungsraum von «Welcome Plaza» (Elektro-Mobilitäts- verstanden. Er soll künftig mit dem «Fo- hub mit Velostation und Reparaturwerk- rum» einen repräsentativeren Charakter statt), «Terrasse» und Mitte mit «Forum» erhalten; Forum und Platz werden zent- und «Plaza» als jeweils eigenständige, raler Treffpunkt und Veranstaltungsort; explizite Aussenräume überzeugt. Die offen, urban und von hoher Zentralität. Vorzonen vor den Häusern ermöglichen Die räumliche Situation des Campus – eine angemessene flexible Reaktion auf lange Gebäudefluchten auf der Ostseite die Nutzung der Erdgeschosse und eine und eine stärkere räumliche Verzahnung gute Adressierung. > auf der Westseite – führen zu einer grund- sätzlichen Aufteilung des Boulevards in eine «schnelle Ost-» und eine «langsame Westseite» mit «Raingardens» und Sitz- plätzen von hoher Aufenthaltsqualität. Das zusammenhängende Baumdach lichtet sich beim offenen Platz, ermöglicht so Zentralität, gute Orientierung und gefahr- lose Überquerung des Platzes. Die end- ständigen Plätze erfüllen unterschiedliche Funktionen; die «Welcome Plaza» dient der Mobilität, die «Terrasse» ist Meeting Point für Arbeit und Freizeit kombiniert mit Gastronomie.
22 Abteilung Immobilien Visualisierung Ansicht
Boulevard Projektstudie Studio Vulkan 23 Freiraumgestaltung Die Verfasser deuten die Situation auf dem Hönggerberg um und führen als neues Moment den «Urban Forest» ein. Dieser soll die beiden seitlichen Wälder von Käferberg und Zürichberg mit seiner waldartigen Bepflanzung ver- binden und eine Art landschaftliche Querung im Herzen der Anlage erzeugen. Durch die kreuzförmige Konstellati- on entstehen deutlich erkennbar die vier Quadranten des neuen ETH-Campus. Der ursprünglich lockere und land- schaftlich durchlässige Campus wird in eine dichte und kompakte Wissensstadt überführt. Diese ist klar durch den Ring gefasst, der künftig vermehrt auch schnelle und vermittelnde Verkehrsfunktionen aufnimmt. Differenzierte Beläge charakterisieren die Materialisie- rung der parallelen Trassen; ihr Rauhigkeitsgrad und ihre Farbigkeit entstammen einer Familie. Die Busspuren sind in Asphalt materialisiert, die Velos fahren auf geschliffe- nem Asphalt und die Fussgängerinnen und Fussgänger gehen auf einem Stabilizer-Belag mit hoher Sickerfähig- keit. Das bewährte Belagsmuster der Plaza aus Natur- steinplatten mit orthogonalem Fries wird auch im Bereich der Fahrbahnen verwendet. Von der verkehrsorientierten Mitte werden die Velos direkt auf boulevardnahe Stell- plätze geleitet. Insgesamt ist die Materialisierung von Fassade zu Fassade mineralisch. Dies erlaubt eine hohe Flexibilität der Bespielung und eine Aktivierung ausge- hend von den angrenzenden Gebäuden. Für die Baumpflanzungen auf dem Boulevard wird ein Klassiker aus einem Quartett von Leitbäumen vorge- schlagenen. In den Randlagen finden auch experimentelle Arten ihren Platz. Es handelt sich durchwegs um aus der Fachliteratur bekannte Zukunftsbäume und Sträucher, die das künftige Strassenbild prägen werden. Für den Querschuss des «Urban Forest» wird ein Artenmix aus heimischen Waldbäumen vorgeschlagen. Auf der langsamen Seite des Boulevards sind in perio- dischem Rhythmus leicht vertiefte «Raingardens» zur Entwässerung angeordnet, welche von Bänken in Längs- richtung gesäumt werden. Sie werden durch Strassen querende Rinnen alimentiert, welche aus bau- und er- schütterungstechnischer Sicht jedoch als problematisch taxiert werden. Ähnliches gilt für den Strassenbelag aus Naturstein im Bereich der «Plaza». Die Beleuchtung ist in drei Schichten schlüssig organi- siert: Den durchlaufenden Layer mit 6 m Mastleuchten, die szenische Illuminierung der Boulevardränder und «Raingardens» mit niedrigen Mastleuchten und die Lich- terwolke über dem Forum. Durch die präzise Analyse der Benutzerströme und des Charakters der heute am Hönggerberg vorhandenen Frei- räume gelingt es dem Projekt, eine zukunftsorientierte und zugleich orts- und nutzerbezogene Neuinterpretation des Campus zu kreieren. >
24 Abteilung Immobilien Boulevard
Boulevard Projektstudie Studio Vulkan 25 Das Beurteilungsgremium würdigt den müssen. Bei der genauen Dimensionierung überzeugenden, konzeptionellen Ansatz der einzelnen Schichten sind Justierungen mit dem querenden «Urban Forest». Kri- vorzunehmen für die Busspurbreite, die tisch gesehen werden aus Auftraggeber- Wartefläche bei der nördlichen Bushalte- sicht der Stabilizer-Belag und die stras- stelle im Zusammenhang mit der grosszü- senquerenden Entwässerungsrinnen. gig dimensionierten Velospur und die Aus- bildung der Bushaltekanten als «Wannen». Verkehr Ebenso ist die Ausbildung des Knotens am In der Gesamtsituation werden über die Nordportal unter der vorliegenden Kon- Moderation der Geschwindigkeiten der zeption konfliktfrei zwischen wendenden Raum und seine Atmosphäre geprägt. Die Bussen und dem Veloverkehr zu erreichen. alleegesäumten Landstrassen und der Ring bewältigen die schnellen Geschwin- Die Verfasser schlagen vor, die Fahrleitung digkeiten, die «Urban Forest»-Bereiche der mit einseitigen Masten und Auslegern zu Querachse die langsamen Geschwindigkei- realisieren; dies wird aus räumlich archi- ten. Der Boulevard wird als gemeinsamer tektonischer Sicht positiv gewertet, dürf- Raum verstanden, auf dem sich alle Ver- te jedoch aus statischer Sicht Einfluss kehrsträger bündeln und einen parallelge- auf deren Dimensionierung haben. Die schalteten Strang bilden. Er verfügt über notwendigen Anpassungen und Auswir- eine schnelle und eine langsame Seite, kungen dürfen jedoch kein gesondertes wobei für die Velos ein Zweirichtungsrad- Bewilligungsverfahren nach sich ziehen; weg in Seitenlage vorgeschlagen wird. Im dies hätte sonst aufgrund des laufenden mittigen «Plaza»-Bereich wird der Fuss- Plangenehmigungsverfahrens deutliche und Veloverkehr gemischt. Als Reaktion Terminverzögerungen für das Elektrifizie- auf die unterschiedlich definierten Volu- rungsprojekt der Linien 69 und 80 der VBZ men östlich und westlich des Boulevards zur Folge. Diese Klärungen haben unter eine «schnelle und langsame» Seite zu dem Aspekt zu erfolgen, dass in Zukunft etablieren, ist nachvollziehbar und schafft der Ring als Hauptverteiler für die Velos eine spezifische Atmosphäre. Die Ausbil- aktiviert wird und der Boulevard als at- dung des Boulevards mit differenzierten mosphärisch aufgeladener Ort der Begeg- Schichten für unterschiedliche Verkehrs- nung und des Treffens auch ein dosiertes mittel und ihre spezifischen Tempi über- Nebeneinander von (Verkehrs-) Funktionen zeugt grundsätzlich sowohl in ihrer Er- erlaubt. Der elektromagnetischen Strah- scheinung als lineare Partitur als auch lung durch Fahrleitungen wurde in Bezug in ihrer Anpassbarkeit, Flexibilität und auf die Fahrleitungsmasten Rechnung ge- Aneigenbarkeit. Die separate Veloführung tragen: der Abstand zwischen Gebäude auf einem Veloweg in Seitenlage mindert HPQ und Fahrbahn beträgt 16.0 m. Die den Nutzungsdruck auf den befahrenen Warteposition der Busse befindet sich je- Strassenraum und ist, aus dem Gesamt- doch entgegen der Programmvorgaben auf konzept heraus entwickelt, nachvollziehbar. der zum Gebäude HPQ zugewandten Seite, Es ergeben sich aus der vorgeschlagenen was zu einer Überschreitung der zulässi- Lösung aber auch Herausforderungen, die gen Strahlungsbelastung führt. > in der Weiterentwicklung gelöst werden
26 Abteilung Immobilien Visualisierung
Boulevard Projektstudie Studio Vulkan 27 Regelschnitt Die Erläuterungen zum Strassenaufbau kann mit weiteren Notüberläufen er- und zur Erschütterungsthematik sind gänzt werden. Die gezeigten Ideen zu den wenig präzis. Höhenlagen der Strassen und Wege sind weiter zu verfolgen und die Art der Ab- Die Bauabläufe sind beschrieben und schlüsse (Betonelement mit offener Rin- weitgehend plausibel dargestellt. Es er- ne) und das genannte Rinnensystem zu folgt eine Aufteilung in West, Mitte und Ost präzisieren. Im Grundsatz wurde erkannt, und weist insgesamt 8 Etappen aus. Die dass die bestehenden Werkleitungen mit Linie 69 soll bereits bei Inbetriebnahme dem Projekt anzupassen und zu ersetzten im südlichen Bereich Fahrleitungen erhal- sind. Aussagen zu Schnittstellen Projekt ten. Die gewählte Etappierung bedingt eine und bestehendem Medienkanal wurden Vielzahl von temporären Wendeplätzen. keine gemacht. Die Anforderungen des ETH-Link (Lade- station Elektrobusse während der Bauzeit Honorierung in Betrieb) sind schwierig umzusetzen. Das Das Honorarangebot ist vollständig vor- Konzept beinhaltet eine terminliche Straf- liegend und beschreibt marktkonforme fung des Bauablaufs, was als zu ambitiös Konditionen. Die Nebenkostenpauschale beurteilt wird. sowie der Stundenansatz bei der Ge- samtleitung werden als hoch bewertet. Medienplanung Die Plausibilität des Leistungsanteil bei Das Wassermanagement mit Raingar- Städtebau / Architektur ist hinsichtlich den-Kaskaden baut auf den Vorgaben der Berechnungsmethodik unklar. Das auf und wird als bewilligungsfähig be- Angebot wird insgesamt als wirtschaft- urteilt. Das gezeigte Muldensystem ent- lich eingestuft. ■ spricht grundsätzlich den Vorgaben und
28 Abteilung Immobilien Empfehlung zur Weiterbearbeitung Das Beurteilungsgremium empfiehlt einstimmig das Projekt von Studio Vulkan zur Weiterbearbeitung.
Boulevard Empfehlung zur Weiterbearbeitung 29 Weiterbearbeitung • Grundsätzlich sollten Anreize geschaffen werden, den Veloverkehr – insbesondere den Transitverkehr In der nachfolgenden Projektbearbeitung sind folgen- – vom Boulevard weg auf den Ring zu führen. de Punkte zu berücksichtigen: • Der Knoten am Nordportal ist nicht als Kreisel aus- Architektur: gebildet, was Behinderungen zwischen wendenden Bussen und dem Veloverkehr ergeben kann. • Die Formfindung des Forums ist zu vertiefen. • Die Reduzierung der Fahrbahnbreite auf 9.5 m führt Freiraumgestaltung: dazu, dass Begegnungen zwischen Bussen bei be- legten Wartepositionen nur noch mit reduzierter • Der vorgeschlagene Stabilizer-Belag ist durch einen Geschwindigkeit möglich sind. Eine Fahrbahnver- alternativen, versickerungsfähigen Belag zu ersetz- breiterung gemäss den Vorgaben ist vorzusehen. ten; die Anforderungen bezüglich Hindernisfreiheit sind dabei zu berücksichtigen. • Die Mastenstandorte entsprechen nicht den Vor- gaben der VBZ, was aufgrund des laufenden Plan- • Erhöhte Vibrationen durch Strassen querende Ent- genehmigungsverfahrens deutliche Terminverzö- wässerungsrinnen sind zu verhindern. gerungen zur Folge hätte. Die Maststandorte sind gemäss den Vorgaben zu übernehmen. Verkehr: • Sicherstellung der Hindernisfreiheit nach den Prin- • Bei der Bushaltestelle Richtung Norden steht zu zipien des «Design-for-All» (Mobilität für alle). Dafür wenig Wartefläche für Fussgängerinnen und Fuss- ist ein umfassendes Konzept mit konkreten Mass- gänger zur Verfügung. Die ungenügende Tiefe bei nahmen zu definieren. der Haltestelle führt zu Konflikten zwischen ein- und aussteigenden Fahrgästen und dem Veloverkehr. • Überprüfung der auf der Westseite angeordneten Wartepositionen der Busse hinsichtlich Emissionen • Der infolge der durchlaufenden und in Gegenrich- durch elektromagnetische Strahlungen im Zusam- tung befahrenen Velospur entstehende Mischver- menhang mit der Labornutzung im Gebäude HPQ. ■ kehr im Bereich der Plaza zwischen Fussgängerin- nen und Fussgängern und Velos ist sicherheitstech- nisch zu entspannen.
30 Abteilung Immobilien Projektstudie ARGE Boulevard Übersicht
Boulevard Projektstudie ARGE Boulevard 31 Städtebau Boulevards mit Arbeits- und Aufenthalts- Der Campus Hönggerberg der ETH Zürich qualität und guter Adressierung. Man fragt ist ein grüner Campus, der in den Land- sich, ob dieser Bereich nicht noch etwas schaftsraum eingebettet und mit diesem mehr Raum beanspruchen und das «Fo- fest verbunden ist. Parkareale, Gärten rum» im Umkehrschluss etwas verkleinert und die umgebende Landschaft sind das werden könnte; es erscheint sehr gross, grüne Grundgewebe, in das die Gebäude räumlich unangetastet und durch seine und Institutionen eingewoben sind. Der schiere Grösse in einem räumlichen Miss- neue Boulevard ist mehr als eine Bewe- verhältnis zur neuen Typologie des Stras- gungsachse und Flaniermeile, er ist ein senparks zu stehen. Noch dringender ist eigenständiger öffentlicher Raum. Als die Frage, ob der Zipper nicht Velos vertra- «Urban Zipper» verknüpft er auf sozialer, gen oder eben benötigen würde. Als mo- funktionaler und räumlicher Ebene die dernes und zunehmend wichtigeres Ver- verschiedenen Sphären des Campus wie kehrsmittel sollte es nicht ausgeschlossen ein innerer Reissverschluss miteinander. werden, insbesondere hinsichtlich der Er zeichnet sich durch ein einheitliches Nutzung des Strassenparks am Wochen- Materialisierungs- und ein differenziertes ende. > Baumkonzept aus und gliedert sich in drei Typologien «Portalplätze», «Strassenpark» und «Forum». Diese drei Teilräume unter- scheiden sich in ihrer Raumbildung von- einander: «Portalplätze» mit inselartigem Charakter, das «Forum» mit hoch aufge- asteten, rasterartig gesetzten Bäumen als offene Halle, und die üppige, vielgestaltige Baumstellung des südlichen und nördli- chen «Strassenparks». Der äussere Ring, der «Landscape Zipper», verwebt Land- schaftraum und innere Grünräume mit- einander. Die Verfasser sprechen, anders als die an- deren Beiträge, nicht von Urbanisierung, sondern vom Verknüpfen der Landschafts- räume über den «Urban Zipper». Die Typo- logie respektive vielmehr die Erscheinung des Strassenparks, der grünes Grundge- webe mit dem Strassenraum verwebt, ver- mag eine neue räumliche Qualität, insbe- sondere im nördlichen Bereich zu schaffen. Wir sehen ihn als Antwort auf die Frage des Campus Hönggerberg-spezifischen
32 Abteilung Immobilien Visualisierung Ansicht
Boulevard Projektstudie ARGE Boulevard 33 Freiraumgestaltung Mit ihrer Konzeption eines «Urban Zippers» schlagen die Verfasser eine räumliche Lesart vor, welche die Querbeziehungen im Raum forciert. Alle Massnahmen dienen dazu, die Trennwirkung der mittigen Verkehrs- achse herunterzuspielen und ihre Breite zu entdrama- tisieren. Dieser Ansatz wird vom Beurteilungsgremium grundsätzlich geschätzt. Zum «Urban Zipper» gesellt sich der «Landscape Zipper»: er beruht auf dem Vorschlag, den vom Masterplan vorgeschlagenen grünen Ring von einer strengen Baumallee in einen aufgelockerten Hain zu transformieren. Zentrales Thema im Projektvorschlag bleiben die Reten- tionsmulden. Sie stellen die Thematik der «Green and Blue ETH» konsequent in den Mittelpunkt des Interesses. Diese stellen keinen Hindernisgrund für Querbeziehungen im Raum mehr dar. Allerdings fällt die formale Eigen- willigkeit der geschwungenen Beckenränder, Sammel- rinnen und Sitzkanten auf und ist nicht vollumfänglich nachvollziehbar. Leitidee der neuen Arealmitte ist ein Strassenpark aus überflutbaren und nicht überfluteten Baum- und Straucharten. Der Artenmix ist überwiegend gut gelöst; bei den Baumhallen auf den Plätzen wird eine Spezifizierung der Arten vermisst. Einzelne Aussenräume wie der «Nebelplatz» oder die Sitzgelegenheiten beschreiben in Gestaltung und Nut- zungsangebot eine ausgeprägt innerstädtische Situation. Es bleibt die Frage, ob diese Atmosphäre mit dem Charak- ter des Campus am Hönggerberg zu vereinen ist und in der gewählten Sprache der Vision eines Wissenscampus für Studierende und Mitarbeitende gerecht wird. Bezüglich Materialisierung ist neben dem flächenmässi- gen Herunterspielen der Belagsflächen die Farbgebung in beigem Asphalt das tragende Element. In den seitlichen Bereichen werden Betonplatten mit hoher Sickerfähigkeit vorgeschlagen. Der ingenieurmässige Teil der Arbeit ist gut gelöst und die Umsetzbarkeit nachgewiesen. Das Beleuchtungskonkept unterstreicht nach dem vorge- schlagenen «Zipper-Prinzip» ebenfalls die Querbeziehun- gen im Raum. Durch die Stellung der Masten wird statt ei- ner Linearität die Ausbildung von Lichtlinsen vorgeschla- gen und der Ring in Abweichung zum Masterplan ebenfalls mit gestreuten Lichtmasten illuminiert. Die einheitliche Lichtfarbe unterstreicht die Kontinuität im Campus. >
34 Abteilung Immobilien Boulevard
Boulevard Projektstudie ARGE Boulevard 35 Verkehr Velos sollen konsequent über den Ring ge- führt und an der Peripherie um das Areal geleitet werden. Konsequent werden Ve- loabstellplätze in neu geschaffenen von der Peripherie her zugänglichen Anlagen situiert. In Abwägung aller konzeptionellen Vor- und Nachteile und der damit verbun- denen Implikationen kommt das Beurtei- lungsgremium jedoch zum Schluss, dass der Ansatz, die Fahrräder auf den Ring zu verbannen, dem Bestreben der Nutzenden, mit dem Fahrrad möglichst direkt und nahe zum Ziel zu kommen, deutlich widerspricht. Durch die Reduktion der Fahrbahnbreiten soll gleichzeitig die Attraktivität für den Veloverkehr, insbesondere für den Durch- gangsverkehr, auf dem Boulevard redu- ziert werden. Damit wird aber auch das Überholen von Velos durch den ÖV ver- unmöglicht und die Situation gegenüber heute nicht verbessert. Die vorgesehenen Durchfahrtsbreiten im Bereich der Halte- stelle verunmöglichen Velos ausserdem ein Überholen der haltenden Busse. Da- durch entsteht die Gefahr, dass Velofahrer auf Trottoirs oder die Gegenfahrbahn aus- weichen. Die von der VBZ vorgegebenen Maststand- orte wurden übernommen und lediglich in Querrichtung leicht verschoben. Der elek- tromagnetischen Strahlung der Fahrleitun- gen wurde ausreichend Rechnung getra- gen. Die Vorschläge zum Strassenaufbau sind gut umschrieben und die Erschütte- rungsthematik wurde einbezogen. Die rudimentären Bauablaufpläne sind vor- handen. Die Bauphase 1 mit Umsetzung der neuen Veloweganbindung und Ergän- zung der südlichen Ringstrasse ist im an- gedachten Zeitabschnitt nicht machbar. Der komplette Fahrleitungsbau erfolgt erst in der Bauphase 8. Der Trolleybus-Betrieb der Linie 69 wird ab Bauphase 3 bis Bau- phase 8 ohne Fahrleitungen bis zum Nord- portal geführt. Die Anforderung hinsichtlich ETH-Link (Ladestation Elektrobusse wäh- rend den Bauphasen in Betrieb) kann nicht wie angedacht umgesetzt werden. >
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Boulevard Projektstudie ARGE Boulevard 37 Regelschnitt Medienplanung Honorierung Das Entwässerungskonzept entspricht Das Honorarangebot ist vollständig vor- vollumfänglich den Vorgaben und wird als liegend und beschreibt marktkonforme bewilligungsfähig beurteilt. Das geplante Konditionen. Die Nebenkostenpauschale «Mulden-Rigolen-System» entspricht den wird als hoch bewertet. Die Plausibilität Richtlinien des AWEL. Ergänzt wird es beim Leistungsanteil für das Baumanage- durch gestalterische Elemente, wie Ne- ment ist von der Berechnungsmethodik belplatz, Wassergarten und Schwamm- her unklar. ■ körpern für die Baumbewässerung. In den Unterlagen sind bereits Detaillösungen für die Höhenlage der Strassenoberfläche, de- ren Abschlüsse sowie Mulden mit Notüber- läufen dargestellt. Die Strukturen der bestehenden Werklei- tungen sind bei der Anordnung der Stras- senelemente berücksichtigt worden, um Konflikte zu vermeiden. Notwendige Ver- legungen der Kanalisation, Wasserleitung und der Rohrblöcke für eine deckelfreie Fahrbahn sind ebenfalls bereits darge- stellt.
38 Abteilung Immobilien Projektstudie ARGE Schmid Kuhn C Flora-Ruchat- Garten- Roncati-Garten square Boulevard Höfe Albert- Steiner-Garten Übersicht Campus Hönggerberg
Boulevard Projektstudie ARGE Schmid Kuhn 39 Städtebau Die Idee des Teppichs, als Analogie zu Der Campus Hönggerberg der ETH Zürich einem alten persischen Gartenteppich, entwickelt sich zusehends in eine Science welcher über den gesamten Boulevard City mit urbanem Charakter, weg von der verlegt wird, und die dabei anvisierte Idee eines landschaftlichen Campus. Mit Diversität und Vielfalt in der Einheit ist der heutigen Absicht (Masterplan 2040), interessant. Die Natursteinplatte als Aus- den Campus räumlich zu begrenzen und gangspunkt und der daraus entwickelten mit der einhergehenden Innenverdichtung, Plattengrammatik haftet aber etwas sehr liegt der Fokus in der Strukturierung und akribisches, kleinteiliges an, das im De- Organisation des öffentlichen Raumes. tail der eigentlich beabsichtigten Gross- Der Boulevard ist nicht nur alleegesäum- zügigkeit des Boulevards widerspricht. te Hauptachse, sondern genauso wie die Überdies wird die konzeptionelle Idee Park- und Gartenanlagen der einzelnen einer einheitlichen Boulevardoberflä- Quartiere ein eigenständiger Grünraum, che durch die Busfahrbahn zerschnitten der als robuster Freiraum in Beschlag ge- und mit dem Mehrzweckstreifen am neu- nommen werden kann. Er zieht auch die ralgischen Punkt der Hauptquerung zu- beiden Portalplätze und die angrenzenden sätzlich zweigeteilt. Theoretisch über- Räume der Querachsen mit ein. zeugt die Idee des robusten, aneigenba- ren Aussenraums. Das Bild mag aber at- Primär tritt der Boulevard als «Tapis vert» mosphärisch nicht zu überzeugen, ist eher mit hohem Grünanteil in Erscheinung. Der Ausdruck einer Zwischennutzung in einer vorhandene Natursteinbelag von Kienast industriellen Brache und lässt eine gewis- wird über die gesamte Ausdehnung des se Struktur und Hierarchie von Orten, eine Boulevards gelegt und grenzt sich so von Noblesse der gesamten Erscheinung, die den angrenzenden Strassen und Wegen ab. adäquat wäre für den Campus Höngger- Eine Plattengrammatik definiert die Perfo- berg, vermissen. An den Übergängen und rierung des Belages und das Durchdringen Rändern zur Umgebung endet der Platten- der Grünbereiche und bietet das Bild eines belag zuweilen etwas beliebig. Es zeigt leichten, lichtdurchlässigen Hains, der sich eine gewisse Konzentration der Arbeit problemlos unterschiedlichen Bedingun- auf den Boulevard unter Vernachlässigung gen angepasst werden kann. Über allem einer übergeordneten Betrachtung. > bilden die in lockerer Anordnung gesetz- ten Bäume ein lichtes Blätterdach. Wäh- rend der Boulevard Ort des Austausches und der Aneignung mit vielen grösseren und kleineren Treffpunkten ist, bieten die rückwärtig gelegenen Parks und Gärten Raum für ruhigere Aktivitäten. Im gesam- ten Abschnitt des Boulevards werden Ve- lofahrende auf separaten Streifen auf der Fahrbahn geführt. Im Abschnitt des Plat- zes organisiert ein Mehrzweckstreifen die Querungssituation.
40 Abteilung Immobilien Visualisierung Ansicht
Boulevard Projektstudie ARGE Schmid Kuhn 41 Freiraumgestaltung Die Verfasser schlagen für die gesamte Intervention auf dem Hönggerberg das Bild eines «Tapis vert» vor. Die funktional notwendigen Hartbeläge und Belagsflächen sind geschlitzt und mit wuchernder Ritzen- und Spalten- vegetation begrünt. Zu diesem Zweck wird eine eigentli- che Plattengrammatik mit spezifischen Massen von Plat- tengrössen und Ritzenbreiten vorgeschlagen. Auf diese Weise soll eine kleinteilige, grüne Schraffur in Längsrich- tung des Areals erschaffen werden. Dieses Prinzip der Schraffierung erfordert eine sehr sorgfältige Planung, die Notwendigkeit einer intensiven Kuratierung und den massgeschneiderten, intensiven gärtnerischen Unter- halt; alle diese Massnahmen sind für das Funktionieren des Projektansatzes unumgänglich. Das Beurteilungs- gremium würdigt den Ansatz des kleinteiligen, grünen Teppichs kommt aber nach ausführlicher Diskussion und Abwägung aller Aspekte zum Schluss, dass der gewählte Ansatz nicht tragfähig ist. Seine Filigranität und Verletz- lichkeit steht in krassem Widerspruch zur verkehrlichen Robustheit der durchlaufenden Verkehrsspur. Diese zer- schneidet den «Tapis vert» leider in zwei seitlich verlau- fende, schmale Läufer. Die zentrale Plaza ist, wie von Kienast vorgegeben, in Naturstein materialisiert. Die Fahrbahn ist als durch- laufendes Belagsband in Asphalt angedacht. Auch die Velos verkehren auf diesem durchlaufenden Boulevard. Ihre Fahrspuren sind in Kaltplastik materialisiert. Das entspricht der wohlvertrauten strassenbaulichen Logik der Zürcher Innenstadt, fällt aber in der Werthaltigkeit gegenüber den hochwertigen und kostspieligen seitlichen Natursteinflächen deutlich ab. Im Bereich des Forums wird ein mittiger Mehrzweckstreifen eingeführt. Das Lin- denrondell wird durch eine Sitzlandschaft unter Bäumen ersetzt. Es entsteht ein stimmungsvoller Ort mit leicht terrassierter Freiluft-Cafeteria und Girlanden-Beleuch- tung. Als Ausstattung des Boulevards wird eine Kombina- tion von flossartigen Holzpodesten und freier Bestuhlung vorgeschlagen. Dies ist eine wertvolle Anregung für die Aneignung von heute ungenutzten Flächen. Nach dem «Stockholmer-Prinzip» erfolgt die Entwässe- rung der Belagsflächen nicht oberflächlich über vertief- te Mulden, sondern über niveaugleiche schwammartige Sickerkörper aus Schotter. Dies hat den Vorteil, dass die Topografie horizontal bleibt und keine Flächenanteile für Retentionsflächen verloren gehen. >
42 Abteilung Immobilien Boulevard
Boulevard Projektstudie ARGE Schmid Kuhn 43 Die verwendeten Baumarten bilden ein gemischtes Paket von vertrauten gross- kronigen und klimawandeltauglichen, kleinkronigen Arten. So kann das Risiko von späteren Verlusten gesenkt werden. Auffallend ist die übertrieben gärtnerische Auswahl an Bodendeckern und Ritzen- pflanzen, deren Robustheit für den intensiv genutzten, öffentlichen Campus der ETH in Frage gestellt wird. Zudem sind diese Pflanzungen sehr unterhaltsintensiv. Der Ring ist von den Verfassern nicht wirklich thematisiert worden. Das vorgeschlagene Lichtkonzept ist stich- haltig begründet und wird als pragmati- sche Weiterentwicklung der Vorgaben des Masterplans interpretiert. Verkehr Die verkehrlichen Vorgaben werden prin- zipiell erfüllt. Durch die Schaffung eines separaten Veloangebots resp. eines Mit- telstreifens wird die Fahrbahnbreite ge- genüber dem ursprünglichen Vorschlag erhöht. Die Idee der Ausbildung einer Mittelinsel im zentralen Bereich wird be- grüsst. Die Verfasser schlagen vor, die Fahrleitung mit einseitigen Masten und Auslegern zu realisieren. Die Machbarkeit ist angesichts der breiteren Fahrbahn je- doch fraglich. Die von der VBZ vorgegebenen Mast- standorte wurden nicht durchgängig übernommen. Die notwendigen Anpas- sungen haben entweder Auswirkung auf die Strassengeometrie oder erfordern ein gesondertes Bewilligungsverfahren. Der Thematik zur elektromagnetischen Strahlung durch Fahrleitungen wurde aus- reichend Rechnung getragen. Vorschläge zum Strassenaufbau sind beschrieben. Die Problematik von Erschütterungen ist als Randnotiz erwähnt. Die Bauabläufe sind sehr rudimentär er- läutert, aus verkehrlicher Sicht jedoch sinnvoll. Die Angaben zur etappierten Verkehrsführung aller Busse während den Bauphasen auch im Zusammenhang mit der Elektrifizierung sind wenig präzis. >
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