Wo Zukunft entsteht Neugestaltung Boulevard - Campus Hönggerberg - ETH Zürich

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Wo Zukunft entsteht Neugestaltung Boulevard - Campus Hönggerberg - ETH Zürich
Abteilung Immobilien

Wo Zukunft entsteht
Neugestaltung Boulevard
Campus Hönggerberg

Studienauftrag für Generalplaner im selektiven Verfahren
Schlussbericht des Beurteilungsgremiums
Wo Zukunft entsteht Neugestaltung Boulevard - Campus Hönggerberg - ETH Zürich
Wo Zukunft entsteht Neugestaltung Boulevard - Campus Hönggerberg - ETH Zürich
Boulevard Schlussbericht                                                       3

Veranstalterin

Die ETH Zürich, vertreten durch die Abteilung Immobilien, ist für die Durch-
führung des Auswahlverfahrens zum Studienauftrag verantwortlich. Sie ko-
ordinierte und bearbeitete die Programmaufsetzung für die Präqualifikation
sowie Projektstudie. Im Rahmen der Verfahrensbegleitung war sie zudem
für die formellen Vorprüfungen und für sämtliche administrative Belange
zuständig.

ETH Zürich
Abteilung Immobilien
Daniel Nötzli
Binzmühlestrasse 130
8092 Zürich

unterstützt durch:
Lienhard Partner Bauherrenberatung AG
Reto O. Lienhard
Mühlebachstrasse 86
8008 Zürich
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4   Abteilung Immobilien
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Boulevard Inhaltsverzeichnis                                                   5

           Inhaltsverzeichnis

                               Auftraggeberin                       Seite 7
                               Ausgangslage                         Seite 8
                               Aufgabenstellung und Zielsetzungen   Seite 10
                               Verfahren                            Seite 12
                               Beurteilungsgremium                  Seite 14
                               Teilnehmende                         Seite 16
                               Termine und Ablauf                   Seite 18
                               Beurteilungskriterien                Seite 19
                               Projektstudien /                     Seite 20
                               Empfehlung zur Weiterbearbeitung
                               Danksagung                           Seite 55
                               Genehmigung                          Seite 56
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6   Abteilung Immobilien
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Boulevard Auftraggeberin                                                                       7

          Auftraggeberin

                           Bauherrschaft
                           Die ETH Zürich ist eine der weltweit führenden technisch-natur-
                           wissenschaftlichen Hochschulen. Sie ist bekannt für ihre exzel-
                           lente Lehre, eine wegweisende Grundlagenforschung und den
                           direkten Transfer von neuen Erkenntnissen in die Praxis. 1855
                           gegründet, bietet sie Forschenden heute ein inspirierendes Um-
                           feld und ihren Studierenden eine umfassende Ausbildung.

                           540 Professorinnen und Professoren bilden rund 22’200 Stu-
                           dierende – darunter fast 4’200 Doktorierende – aus über 120
                           Ländern aus. Gemeinsam forschen sie in Natur- und Ingenieur-
                           wissenschaften, Architektur, Mathematik, systemorientierten
                           Wissenschaften sowie in Management- und Sozialwissenschaf-
                           ten. Die Erkenntnisse und Innovationen der ETH-Forschenden
                           fliessen in die zukunftsträchtigsten Branchen der Schweizer
                           Wirtschaft ein: von der Informatik über die Mikro- und Nanotech-
                           nologie bis hin zur Hightechmedizin.

                           Die Abteilung Immobilien der ETH Zürich sorgt für die rechtzei-
                           tige und wirtschaftliche Bereitstellung der für die Erfüllung der
                           öffentlichen Aufgaben erforderlichen Raumressourcen in ver-
                           einbarter Qualität.
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    Situationsplan
Wo Zukunft entsteht Neugestaltung Boulevard - Campus Hönggerberg - ETH Zürich
Boulevard Ausgangslage                                                                                            9

          Ausgangslage

                         Die Auftraggeberin, die ETH Zürich, be-      Masterplan 2040 und
                         absichtigt auf dem Campus Hönggerberg        Sonderbauvorschriften
                         die Wolfgang-Pauli-Strasse zu einem          Die Auftraggeberin hatte im Jahr 2015
                         Boulevard umzugestalten. Eine neue           unter Einbezug von Kanton und Stadt ba-
                         Strassenführung mit einer Allee sowie        sierend auf einer Testplanung den Master-
                         zukünftig weiteren öffentlichen oder halb-   plan 2040 erarbeitet, der denjenigen von
                         öffentlichen Erdgeschossnutzungen sol-       2005 fortschreibt. Die Testplanung diente
                         len die Hauptachse attraktiver gestalten     gleichzeitig als Gebietsplanung im Sinne
                         und den urbanen Charakter des Areals         des kantonalen Richtplans. Der Stadtrat
                         gemäss Masterplan 2040 stärken. Aus-         von Zürich hatte dem Masterplan 2040 mit
                         löser für das Projekt ist ausserdem die      Beschluss Nr. 996/2016 zugestimmt. Ba-
                         Umstellung der Buslinien 69 und 80 auf       sierend auf dem Masterplan 2040 werden
                         einen elektrischen Trolleybus-Betrieb.       die nutzungsplanerischen Voraussetzun-
                                                                      gen zur Umsetzung des Masterplans mit-
                         Projektstandort                              tels einer BZO-Teilrevision und den Son-
                         Bearbeitungsperimeter ist die Hauptachse     derbauvorschriften «ETH Zürich, Campus
                         des Campus Hönggerberg, die Wolfgang-        Hönggerberg» (SBV) geschaffen.
                         Pauli-Strasse, ab Kreuzung Emil-Klöti-
                         Strasse im Süden bis zum geplanten Krei-     Zwischenzeitlich hat der Gemeinderat
                         sel am Hönggerbergring im Norden und         der Stadt Zürich der BZO-Teilrevision mit
                         weiter bis zum Anschluss an die Glaub-       Beschluss Nr. 3023/2020 und den neuen
                         tenstrasse. Bei der Neugestaltung der        Sonderbauvorschriften mit Beschluss
                         Hauptachse sollen auch die angrenzenden      Nr. 3166/2020 unter Annahme von fünf
                         Querachsen, Nebenwege, Anlieferungs-         Änderungsanträgen zugestimmt. Der
                         zonen und Plätze in die Planung mitein-      Stadtrat wird in den Beschlüssen jeweils
                         bezogen werden.                              beauftragt, die BZO-Teilrevision und die
                                                                      Sonderbauvorschriften nach Genehmi-
                                                                      gung durch die Baudirektion des Kantons
                                                                      Zürich in Kraft zu setzen. ■
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     Aufgabenstellung und
     Zielsetzungen

     Generelle Zielsetzungen                      Aufgabenstellung
     Mit dem Projekt sollen unter Berücksich-     Die Auftraggeberin hat 2019 eine Konzept-
     tigung des Masterplans 2040 mit Zielbild     studie durchführen lassen, um die Projekt-
     und Freiraumkonzept, den Sonderbauvor-       idee zu konkretisieren, Schnittstellen und
     schriften (SBV), dem Mobilitätskonzept       weitere Abhängigkeiten zu definieren
     und weiteren geltenden Rahmenbedin-          und die Machbarkeit zu überprüfen. Die-
     gungen folgende generelle Zielsetzungen      se Konzeptstudie soll weiterführend als
     erreicht werden:                             Grundlage für detailliertere Studien und
                                                  Entwurfsansätze des Projektauftrags
     • Neugestaltung und Aufwertung der           dienen. Im Rahmen des Studienauftrags
       Hauptachse «Wolfgang-Pauli-Strasse»        wurden, basierend auf der Konzeptstudie,
       als Boulevard                              Lösungsvorschläge zu folgenden Fachbe-
     • Schaffen eines verbindenden, lebendi-      reichen und Themen erwartet:
       gen Stadtraums mit guten Querbezie-
       hungen                                     Städtebau / Stadtraum
     • Bepflanzung im Einklang mit der beste-     Auseinandersetzung mit der Hierarchisie-
       henden Umgebungscharakteristik und         rung des Raumes hinsichtlich räumlicher
       mit Einbezug der aktuellen Erkenntnisse    Organisation und deren Wahrnehmung.
       zum Klimawandel                            Stärkung der Adressbildung und Orien-
     • Neue Strassenführung und -geometrie        tierung. Schaffung von Aufenthalts- und
       mit Haltekanten und Wartepositionen für    Begegnungsräumen.
       Busse
     • Klare Verkehrsführung, Regelung für ÖV,    Freiraumgestaltung
       Anlieferungen sowie Fussgängerinnen-       Übergeordnete Freiraumgestaltung (Ein-
       und Fussgänger und Veloverkehr             bettung und Vernetzung mit dem um-
     • Grosszügige, transparente und sicher       liegenden Landschaftsraum). Generelle
       gestaltete Bereiche für Fussgängerinnen    Freiraumgestaltung (Grünflächen, Bo-
       und Fussgänger unter Berücksichtigung      denbeläge, Oberflächenversiegelung,
       der Hindernisfreiheit nach den Prinzipi-   Versickerung, Retention) unter Einbezug
       en des «Design-for-all»                    von Klimafaktoren wie Klimawandel und
     • Elektrifizierung der Hauptachse für Dop-   Mikroklima. Bildung einer Allee mit gros-
       pelgelenk-Trolleybusse der Linien 69       sen, kräftigen Bäumen. Koordination der
       und 80                                     Allee mit Strassenführung, Haltestellen,
     • Ausbauten und Anpassungen bei der          Fahrleitungsmasten, Beleuchtung, unter-
       Entwässerung (Versickerung, Retention,     irdischen Bauten, Kanalisation und Werk-
       etc.)                                      leitungen, Versickerung und Retention,
     • Einbau eines vibrationsarmen Strassen-     etc. Gestaltung der Ausbauten und Aus-
       belags unter Einbezug ökologischer Kri-    stattungen für Bushaltestellen, Zonen für
       terien                                     Fussgängerinnen und Fussgänger und
                                                  Aufenthaltsbereiche.
Boulevard Aufgabenstellung und Zielsetzungen                                                                               11

                                 Verkehr / Elektrifizierung                   Medienerschliessung / Entwässerung
                                 Planerische Festlegung der Strassen-         Planung aller Tiefbauarbeiten für die Ver-
                                 führung, Fahrbahngeometrie und Fahr-         legung, Erneuerung oder den Neubau von
                                 bahnbreiten (Normalspur, Überholspur,        Leitungen im Planungsperimeter. Anpas-
                                 Velospur). Verbesserung der Verkehrs-        sung der Entwässerung des Oberflächen-
                                 führung und Verkehrssicherheit der Velo-     wassers infolge der Neugestaltung des
                                 wege. Positionierung der Bushaltestellen     Boulevards durch neue Strassenabschlüs-
                                 inkl. Ausstattung. Bestimmen der Halte-      se. Schaffen neuer Versickerungs- und Re-
                                 stellenkanten für Busse und Wartezonen.      tentionsflächen basierend auf dem Kon-
                                 Grosszügige, transparent und sicher ge-      zept «Wassermanagement Hönggerberg».
                                 staltete Bereiche für Fussgängerinnen
                                 und Fussgänger. Hindernisfreiheit nach       Strahlenbelastung
                                 den Prinzipien des «Design-for-All» (bar-    Berücksichtigen der elektromagnetischen
                                 rierefreie Mobilität für alle). Festlegung   Verträglichkeit (EMV) und nichtionisieren-
                                 und Positionierung der Fahrleitungsmas-      den Strahlung (NIS) infolge der geplanten
                                 ten in Koordination mit Beleuchtung.         Fahrleitungen. ■

                                 Strassenbau / Erschütterungen
                                 Sicherstellung einer möglichst geraden
                                 Linienführung mit Normalprofilen. Fest-
                                 legung des konstruktiven Aufbaus und der
                                 Materialisierung für den Strassenbelag
                                 mit erhöhten Anforderungen bezüglich
                                 Ebenheit und Belastung zur Minimierung
                                 von Vibrationen (Einwirkung auf beste-
                                 hende und zukünftige Forschungsein-
                                 richtungen).

                                 Beleuchtung
                                 Festlegung der Aussenraum Beleuchtung,
                                 basierend auf dem Masterplan Beleuch-
                                 tung Aussenraum mit Beleuchtungs-
                                 Raumkategorien und standardisierten
                                 Leuchten-Familien. Berücksichtigung des
                                 «Plan Lumière» der Stadt Zürich als Leit-
                                 faden für das städtische Nachtbild.
12   Abteilung Immobilien

     Verfahren

     Verfahrensart                               Teilnahmebedingungen
     Das Verfahren wurde als öffentlicher        Die Teilnahme am Studienauftrag unterlag
     Studienauftrag im selektiven Verfahren      einer Präqualifikation. Im Rahmen dieser
     durchgeführt. Beschaffungsgegenstand        Präqualifikation wurden vier Bewerber
     war eine Projektstudie mit Folgeauftrag     für die Teilnahme am Studienauftrag aus-
     für die Neugestaltung des Boulevards        gewählt. Teilnahmeberechtigt waren aus-
     «Wolfgang-Pauli-Strasse». Das Vergabe-      gewiesene Fachleute aus den Bereichen
     verfahren unterlag dem Bundesgesetz         Architektur, Landschaftsarchitektur und
     über das öffentliche Beschaffungswesen      Ingenieurwesen mit Sitz in der Schweiz
     (BöB) und der dazugehörigen Verordnung      oder einem Vertragsstaat, der das GATT/
     über das öffentliche Beschaffungswesen      WTO-Übereinkommen über das öffent-
     (VöB). Die Beschaffung unterstand zudem     liche Beschaffungswesen unterzeichnet
     der Vereinbarung des GATT/WTO-Überein-      hat. Alle beteiligten Firmen mussten die
     kommens über das öffentliche Beschaf-       Anforderungen des öffentlichen Beschaf-
     fungswesen (GPA). Die Ordnung für Archi-    fungswesens erfüllen.
     tektur- und Ingenieurstudienaufträge SIA
     143 (Ausgabe 2009) galt subsidiär.          Mehrfachbewerbungen waren nur bei
                                                 Planerinnen und Planern sowie Spezialis-
     Das gesamte Verfahren wurde nicht an-       tinnen und Spezialisten der Bereiche Er-
     onym, sondern mit direktem Dialog zwi-      schütterungen, Beleuchtung, Elektroinstal-
     schen dem Beurteilungsgremium und den       lationen / Elektromagnetische Strahlung
     Teilnehmenden durchgeführt.                 (EMV/NIS) und Baustellenlogistik zulässig.

     Teambildung                                 Anerkennung Vorgehen und Entscheide
     Gesucht wurden Generalplanerteams mit       Ausschreibungsunterlagen und Fragen-
     Fachplanerinnen und Fachplanern sowie       beantwortung waren für Veranstalterin,
     Spezialistinnen und Spezialisten aus min-   Teilnehmende und Beurteilungsgremium
     destens folgenden Bereichen: Gesamtlei-     verbindlich. Die Teilnehmenden anerkann-
     tung / Baumanagement, Landschaftsarchi-     ten mit Einreichung des Teilnahmeantrags
     tektur, Städtebau / Architektur, Verkehr,   die Bedingungen dieses Ausschreibungs-
     Strassen- und Tiefbau, Erschütterungen      verfahrens und sämtliche Entscheidungen
     (Baudynamik), Beleuchtung, Elektroinstal-   der Veranstalterin in Ermessensfragen im
     lationen / Elektromagnetische Strahlung     Rahmen dieses Verfahrens.
     (EMV/NIS) und Baustellenlogistik.
Boulevard Verfahren                                                                                               13

                      Eigentum / Urheberrecht                      Weiterbearbeitung
                      Alle Teilnehmenden sicherten zu, dass        Die Auftraggeberin beabsichtigt, die Ver-
                      sie Eigentümer der eingereichten Unter-      fasser der durch das Beurteilungsgre-
                      lagen und Inhaber der Urheberrechte an       mium empfohlenen Projektstudie mit der
                      den eingereichten Unterlagen sind und mit    Planung und Ausführung des Vorhabens
                      ihrem Beitrag keine Rechte Dritter, insbe-   zu beauftragen. Vorbehalten bleibt die
                      sondere Urheberrechte, verletzt werden.      Kreditgenehmigung durch die Eidgenös-
                      Das Urheberrecht verbleibt bei den Teil-     sischen Räte.
                      nehmenden. Der Auftraggeberin steht das
                      unentgeltliche, unwiderrufliche und nicht    Streitfall / Gerichtsstand
                      ausschliessliche Recht zu, die Arbeitser-    Für allfällige Streitpunkte ist ausschliess-
                      gebnisse zur Vollendung des Projektes für    lich schweizerisches Recht anwendbar.
                      ihre Bedürfnisse frei zu verwenden. Sie      Der Gerichtsstand ist Zürich. ■
                      behält sich das Recht vor, die im Zuge des
                      Ausschreibungsverfahrens erhaltenen
                      oder diskutierten Vorschläge, Konzepte,
                      Vorgehensweisen und anderes weiter zu
                      verwerten, auch wenn keine Beauftragung
                      an die entsprechende Partei erfolgt.

                      Entschädigung
                      Termingerecht eingereichte, vollständi-
                      ge und vom Beurteilungsgremium zur
                      Beurteilung zugelassene Projektstudien
                      wurden mit einem fixen Betrag von CHF
                      125’000 (inkl. MWST) pro Generalplaner-
                      team entschädigt.
14   Abteilung Immobilien

     Beurteilungsgremium
     Für das Verfahren wurde ein Beurteilungsgremium eingesetzt.

     Mitgliederinnen & Mitglieder
     (stimmberechtigt)

     Prof. Dr. Ulrich A. Weidmann        Karl Stammnitz
     Vizepräsident für Infrastruktur     Fachbereichsleiter Beratung
     ETH Zürich (Vorsitz)                Grün Stadt Zürich

     Daniel Bucheli                      Thomas Hablützel
     Direktor Abteilung Immobilien       Leiter Marktentwicklung
     ETH Zürich                          Verkehrsbetriebe Zürich

     Prof. Christophe Girot              Stefan Rotzler
     Vorsteher Departement Architektur   Landschaftsarchitekt BSLA
     ETH Zürich                          Gockhausen

     Moritz Marti                        Christof Glaus
     Projektleiter Bundesbauprojekte     Dipl. Architekt ETH
     ETH Zürich                          Stücheli Architekten AG
                                         Zürich
     Corina Schneider
     Projektleiterin Architektur +       Luisa Overath
     Stadtraum                           Mitarbeiterin Landschaftsarchitektur
     Amt für Städtebau                   ETH Zürich (Jungjurorin)
     Stadt Zürich
                                         Daniel Nötzli
                                         Projektleiter Strategische Planung
                                         ETH Zürich (Ersatz)
Boulevard Beurteilungsgremium                                                                                          15

                                Expertinnen & Experten
                                (nicht stimmberechtigt)

                                Olivia Kolbe-Reimann
                                Leiterin Standortinformation
                                Hönggerberg
                                ETH Zürich

                                Charlotte Blasel
                                Hydraulik AG
                                Zürich

                                Urs Nussbaum
                                Leiter Campus Mobilität
                                ETH Zürich

                                Oliver Tappert
                                Leiter Infrastrukturmanagement
                                Verkehrsbetriebe Zürich

                                Die Veranstalterin behielt sich vor, bei Bedarf zusätzliche Expertinnen und Experten
                                beratend zur Vorprüfung beizuziehen bzw. im Beurteilungsgremium aufzunehmen.
16   Abteilung Immobilien

     Teilnehmende
     Das Beurteilungsgremium trat am 17.06.2020 zur Präqualifika-
     tion zusammen. Insgesamt reichten 11 Teams eine Bewerbung
     um Teilnahme am Studienauftrag ein. Sämtliche Bewerbungen
     wurden auf die in den Ausschreibungsunterlagen aufgeführten
     Kriterien hin geprüft. Folgende vier Teams wurden zur Teilnah-
     me ausgewählt (alphabetische Reihenfolge):

     ARGE Boulevard – Balliana Schubert Landschaftsarchitekten / Locher Ingenieure AG

     Gesamtleitung / Baumanagement /                          Locher Ingenieure AG, Zürich
     Verkehr / Tiefbau / Baustellenlogistik                   Mitarbeitende: Michael Kapp, Jonas Bettenmann,
                                                              Katrin Humm
     Landschaftsarchitektur                                   Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG, Zürich
                                                              Mitarbeitende: Christoph Schubert, Sandro Balliana,
                                                              Jasmin Klahm, Philipp Uerlings
     Städtebau / Architektur                                  EM2N Architekten AG, Zürich
                                                              Mitarbeitende: Fabian Hörmann
     Beleuchtung                                              mosersidler AG für Lichtplanung, Zürich
                                                              Mitarbeitende: Uli Sidler
     Elektro / EMV/NIS                                        Arnold Engineering und Beratung AG, Opfikon
                                                              Mitarbeitende: Michael J. Arnold
     Erschütterungen                                          ZC Ziegler Consultants AG, Zürich
                                                              Mitarbeitende: Daniel Gsell

     ARGE Schmid Kuhn

     Gesamtleitung / Landschaftsarchitektur /                 Schmid Landschaftsarchitekten AG, Zürich und
     Städtebau / Architektur                                  Kuhn Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
                                                              Mitarbeitende: André Schmid, Stephan Kuhn,
                                                              Corinna Campiglia, Rebecca Glaus, Lucia Kanderova
     Baumanagement / Tiefbau / Beleuchtung /                  EBP Schweiz AG, Zürich
     Elektro / EMV/NIS / Baustellenlogistik                   Mitarbeitende: Damian Stutz, Martina Richli,
                                                              Walter Moggio, Oliver Blank
     Verkehr                                                  Metron Verkehrsplanung AG, Brugg
                                                              Mitarbeitende: Lukas Fischer, Dario Zallot
Boulevard Teilnehmende                                                                                                 17

        befair partners ag

        Gesamtleitung / Baumanagement / Baustellenlogistik   befair partners ag, Zürich
                                                             Mitarbeitende: Jörg Kobe
        Landschaftsarchitektur                               Hager Partner AG, Zürich
                                                             Mitarbeitende: Pascal Posset, Mirjam Scharnofske,
                                                             Kinga Wenz, Simon Paulais
        Städtebau / Architektur                              10:8 Architekten GmbH, Zürich
                                                             Mitarbeitende: Jürg Senn, Yves Merkofer,
                                                             Marius Mildner
        Verkehr / Tiefbau / Erschütterungen                  B+S AG, Zürich
                                                             Mitarbeitende: Oliver Bachofen, Konrad Bähler,
                                                             Mark Ströhle, Carsten Kiwitt, Matthias Schauwecker
        Beleuchtung                                          lichtgestaltende ingenieure vogtpartner, Winterthur
                                                             Mitarbeitende: Christian Vogt, Andreas Gut,
                                                             Marc Uebersax, Patrick Scheucher, Vincent Chevreux
        Elektro / EMV/NIS                                    mb ingenieure ag, Sempach
                                                             Mitarbeitende: Markus Bühlmann

        Studio Vulkan

        Gesamtleitung / Baumanagement / Baustellenlogistik   Dress & Sommer Schweiz AG, Zürich
                                                             Mitarbeitende: Patrizia Dünner, Martin Brotzer
        Landschaftsarchitektur                               Studio Vulkan GmbH, Zürich
                                                             Mitarbeitende: Lukas Schweingruber, Ursa Habic,
                                                             Timon Eichmüller, Lara Purcelli
        Städtebau / Architektur                              Hosoya Schäfer Architects AG, Zürich
                                                             Mitarbeitende: Markus Schaefer
        Verkehr                                              mrs Gugler AG, Zürich
                                                             Mitarbeitende: Andreas Bernhardsgrütter, David Oppliger
        Strassen / Tiefbau                                   Henauer Gugler AG, Zürich
                                                             Mitarbeitende: Alfonso Macrini
        Beleuchtung                                          arc lighting in architecture, Schan
                                                             Mitarbeitende: Roger van der Heide
        Elektro / EMV/NIS                                    R+B engineering ag, Zürich
                                                             Mitarbeitende: Tobias Schmidmeister
        Soziologie                                           Zimraum GmbH, Zürich
18         Abteilung Immobilien

           Termine und Ablauf

Fragerunde                                    Schlussbesprechung                          Jurierung
Während der Phase Projektstudie hatten        Die Schlussbesprechung fand am              Aufgrund der weiterhin besonderen
die Teilnehmenden vor der 1. Zwischen-        08.12.2020 wiederum als Video-Kon-          Lage musste auch die Jurierung mittels
besprechung die Möglichkeit Fragen zu         ferenz statt. Die Präsentation der Ab-      Video-Konferenz durchgeführt werden.
den Ausschreibungsunterlagen zu stel-         schlussbeiträge durch die Teilnehmen-       Sie erfolgte am 13.01.2021 und war in
len. Die Fragenbeantwortung wurde allen       den erfolgte anhand der Abgabepläne         dieser Form für alle Mitglieder des Beur-
Teilnehmenden zugestellt und ist somit        zur Projektstudie. Es fand wie an allen     teilungsgremiums neu und entsprechend
integrierter Bestandteil der Ausschrei-       vorhergehenden Besprechungen keine          anspruchsvoll. Das Gremium war vollstän-
bungsunterlagen.                              technische Vorprüfung der Arbeiten statt.   dig und somit beschlussfähig. Die digitale
                                              Im Anschluss erfolgte die Abgabe der er-    Jurierung erforderte von allen Teilneh-
1. Zwischenbesprechung                        forderlichen Unterlagen (Projektbericht,    menden ein vorgängiges, individuelles
Die 1. Zwischenbesprechung fand am            Projektstudie, Honorarkonditionen und       Studium der Beiträge. Basierend auf der
31.08.2020 bei der Veranstalterin in Zü-      Bauablaufpläne) an die Veranstalterin in    formellen Vorprüfung wurde dem Beurtei-
rich statt. An dieser 1. Zwischenbespre-      elektronischer Form. Die vollständige Ab-   lungsgremium beantragt, alle vier Projekt-
chung präsentierten die Teams dem Be-         gabedokumentation in Papierform wurde       studien zur Beurteilung zuzulassen. Das
urteilungsgremium ihre Analysen und           von allen Teilnehmenden ebenfalls frist-    Beurteilungsgremium stimmte diesem
ersten Konzeptansätze. Danach erfolgte        gerecht eingereicht.                        Antrag zu. Die in der Vorprüfung erarbei-
eine Abwägung der Vorschläge und die                                                      teten Resultate und vorschlägigen Bewer-
Diskussion im Beurteilungsgremium. Die        Vorprüfung                                  tungen wurden anschliessend durch die
Erkenntnisse und Empfehlungen zur Wei-        Die formale und materielle Vorprüfung       Vertretenden der Fachteams präsentiert
terbearbeitung wurden in einem Protokoll      erfolgte durch die Verfahrensbegleitung,    und dem Beurteilungsgremium zur Dis-
schriftlich festgehalten und den Teams        die Lienhard Partner Bauherrenberatung      kussion vorgelegt. Die detaillierten Beur-
zugestellt. Neben allgemein gültigen Er-      AG. Alle Teilnehmenden hatten die forma-    teilungen sind im nachfolgenden Kapitel
kenntnissen, welche allen Teilnehmenden       len Anforderungen erfüllt. Die Vorprüfung   aufgeführt. ■
zugestellt wurden, erhielt jedes Team         durch die Fachmitgliederinnen und Fach-
auch eine spezifische Rückmeldung zu          mitglieder sowie Fachexpertinnen und
individuellen Aspekten ihrer Beiträge.        Fachexperten musste aufgrund der be-
                                              sonderen Lage individuell durchgeführt
2. Zwischenbesprechung                        werden. Dazu sind themenbezogene Vor-
Die 2. Zwischenbesprechung fand am            prüfung-Teams gebildet worden. Die Pro-
06.11.2020 statt. Aufgrund der beson-         jektstudien wurden bei der Veranstalterin
deren Lage (COVID-19) musste die Be-          ausgestellt und konnten zwischen dem
sprechung erstmals als Video-Konferenz        16.12.2020 und 12.01.2021 vom Beurtei-
durchgeführt werden. Die Teilnehmenden        lungsgremium sowie den Expertinnen und
stellten ihre Lösungsansätze dem Be-          Experten eingesehen werden.
urteilungsgremium vor und präzisierten
diese mit ergänzenden Detaildarstellun-
gen. Die Erkenntnisse und Empfehlungen
zur Weiterbearbeitung wurden wiederum
in einem Protokoll schriftlich festgehalten
und den Teams zugestellt.
Boulevard Termine und Ablauf / Beurteilungskriterien                                                                       19

           Beurteilungskriterien

                                  Die Beurteilung und Bewertung der Pro-      • Funktionalität der Verkehrsplanung
                                  jektstudien erfolgte nach den folgenden,    (30%)
                                  gewichteten Zuschlagskriterien:             Verkehrsführung, Strassenführung und
                                                                              Fahrbahngeometrie, Verkehrsentflech-
                                 • Städtebauliche Qualität                    tung, barrierefreie Mobilität, Integration
                                   (25%)                                      und Ausgestaltung der Fussgängerbe-
                                  Gesamtkonzeption Boulevard, Integration     reiche, Positionierung Fahrleitungsmas-
                                  Boulevard in Gesamtkontext, räumliche       ten und Haltestellen, Berücksichtigung
                                  Zuordnungen, Verbindungen, Merkmale         Erschütterungen und EMV/NIS, Aufbau
                                  und Wahrnehmungen, Disposition sowie        des Strassenbelags und Ausführung der
                                  Lebendigkeit der Räume für Aufenthalt       Strassenabschlüsse.
                                  und Begegnung, Adressbildung und Ori-
                                  entierung, Berücksichtigung Masterplan      • Funktionalität der Medienplanung
                                  2040.                                        (10%)
                                                                              Konzeption und Ausgestaltung der Versi-
                                 • Qualität der Freiraumgestaltung            ckerungs- und Retentionsmassnahmen,
                                    (30%)                                     Funktionalität der Entwässerungsmass-
                                  Landschaftliche Bezüge und Wirkung,         nahmen, Umsetzung Vorgaben Wasser-
                                  Ausgestaltung der Freiräume anhand          management, Umgang mit Werkleitun-
                                  ihrer Funktion, Bepflanzung, Materiali-     gen, unterirdischen Bauten, funktionalen
                                  sierung, Ausstattung, Biodiversität, Mik-   Öffnungen, etc.
                                  roklima, Umsetzung Vorgaben Freiraum-
                                  konzept und Gestaltungsrichtlinien, Be-     • Wirtschaftlichkeit der Honorierung
                                  leuchtung Aussenraum, Wahrnehmung            (5%)
                                  Nachtbild, Umsetzung Vorgaben Master-       Vollständigkeit der Kalkulationsangaben,
                                  plan Beleuchtung Aussenraum.                Plausibilität und Marktkonformität. ■
20   Abteilung Immobilien

     Projektstudie
     Studio Vulkan
     Empfehlung zur Weiterbearbeitung

     Übersicht
Boulevard Projektstudie Studio Vulkan                                                                                      21

                                  Städtebau                                    Es handelt sich um einen insgesamt
                                  Mit dem Bekenntnis zum Boulevard macht       schlüssigen, gleichzeitig konzeptionell
                                  der Campus Hönggerberg den Schritt von       hochstehenden und in seiner Funktions-
                                  seiner ursprünglichen Konzeption als         weise pragmatischen Beitrag, welcher in
                                  landschaftlich verstandener Campus hin       seiner integralen Gesamtsicht überzeugt.
                                  zu einer Wissensstadt. Die Assoziation       Für das «Forum» schlagen die Verfasser
                                  «Boulevard» erzeugt Vorstellungen von        ein kreisrundes Pavillondach vor. Dieses
                                  urbanen Zentralitäten, die bei einer Wis-    nimmt formal das bestehende Linden-
                                  sensgemeinde von ca. 20’000 Menschen         rondell auf und schafft einen gedeckten,
                                  nur teilweise realistisch erscheinen. Die    vielseitig nutzbaren Ort für Aufenthalt,
                                  Hauptidee des Beitrags ist es daher, aus-    Veranstaltungen und Manifestationen. Die
                                  gehend vom Bestand, einen zentralen          neue Mitte erhält so eine programmati-
                                  Platzraum zu schaffen, der durch die         sche Aufwertung und wird durch dieses
                                  Konzentration der Nutzungen und Bewe-        neue Element und die Ausdehnung des
                                  gungsräume diesen urbanen Anspruch           Boulevards klar verortet. Die Architektur
                                  auch erfüllt.                                des «Forums» ist noch genauer zu defi-
                                                                               nieren. Die Raumgestalt der «Plaza» ist
                                  Der Boulevard wird als öffentlich genutz-    präzis gefasst, verkleinert und wird zur
                                  ter und prioritär auf den reibungslosen      expliziten Verbindungsfigur zwischen
                                  ETH-Betrieb ausgerichteter, grosszügi-       Ost- und Westseite. Die Differenzierung
                                  ger Begegnungs- und Bewegungsraum            von «Welcome Plaza» (Elektro-Mobilitäts-
                                  verstanden. Er soll künftig mit dem «Fo-     hub mit Velostation und Reparaturwerk-
                                  rum» einen repräsentativeren Charakter       statt), «Terrasse» und Mitte mit «Forum»
                                  erhalten; Forum und Platz werden zent-       und «Plaza» als jeweils eigenständige,
                                  raler Treffpunkt und Veranstaltungsort;      explizite Aussenräume überzeugt. Die
                                  offen, urban und von hoher Zentralität.      Vorzonen vor den Häusern ermöglichen
                                  Die räumliche Situation des Campus –         eine angemessene flexible Reaktion auf
                                  lange Gebäudefluchten auf der Ostseite       die Nutzung der Erdgeschosse und eine
                                  und eine stärkere räumliche Verzahnung       gute Adressierung. >
                                  auf der Westseite – führen zu einer grund-
                                  sätzlichen Aufteilung des Boulevards in
                                  eine «schnelle Ost-» und eine «langsame
                                  Westseite» mit «Raingardens» und Sitz-
                                  plätzen von hoher Aufenthaltsqualität. Das
                                  zusammenhängende Baumdach lichtet
                                  sich beim offenen Platz, ermöglicht so
                                  Zentralität, gute Orientierung und gefahr-
                                  lose Überquerung des Platzes. Die end-
                                  ständigen Plätze erfüllen unterschiedliche
                                  Funktionen; die «Welcome Plaza» dient
                                  der Mobilität, die «Terrasse» ist Meeting
                                  Point für Arbeit und Freizeit kombiniert
                                  mit Gastronomie.
22   Abteilung Immobilien

     Visualisierung Ansicht
Boulevard Projektstudie Studio Vulkan                                                           23

                                        Freiraumgestaltung
                                        Die Verfasser deuten die Situation auf dem Hönggerberg
                                        um und führen als neues Moment den «Urban Forest» ein.
                                        Dieser soll die beiden seitlichen Wälder von Käferberg
                                        und Zürichberg mit seiner waldartigen Bepflanzung ver-
                                        binden und eine Art landschaftliche Querung im Herzen
                                        der Anlage erzeugen. Durch die kreuzförmige Konstellati-
                                        on entstehen deutlich erkennbar die vier Quadranten des
                                        neuen ETH-Campus. Der ursprünglich lockere und land-
                                        schaftlich durchlässige Campus wird in eine dichte und
                                        kompakte Wissensstadt überführt. Diese ist klar durch
                                        den Ring gefasst, der künftig vermehrt auch schnelle und
                                        vermittelnde Verkehrsfunktionen aufnimmt.

                                        Differenzierte Beläge charakterisieren die Materialisie-
                                        rung der parallelen Trassen; ihr Rauhigkeitsgrad und ihre
                                        Farbigkeit entstammen einer Familie. Die Busspuren sind
                                        in Asphalt materialisiert, die Velos fahren auf geschliffe-
                                        nem Asphalt und die Fussgängerinnen und Fussgänger
                                        gehen auf einem Stabilizer-Belag mit hoher Sickerfähig-
                                        keit. Das bewährte Belagsmuster der Plaza aus Natur-
                                        steinplatten mit orthogonalem Fries wird auch im Bereich
                                        der Fahrbahnen verwendet. Von der verkehrsorientierten
                                        Mitte werden die Velos direkt auf boulevardnahe Stell-
                                        plätze geleitet. Insgesamt ist die Materialisierung von
                                        Fassade zu Fassade mineralisch. Dies erlaubt eine hohe
                                        Flexibilität der Bespielung und eine Aktivierung ausge-
                                        hend von den angrenzenden Gebäuden.

                                        Für die Baumpflanzungen auf dem Boulevard wird ein
                                        Klassiker aus einem Quartett von Leitbäumen vorge-
                                        schlagenen. In den Randlagen finden auch experimentelle
                                        Arten ihren Platz. Es handelt sich durchwegs um aus der
                                        Fachliteratur bekannte Zukunftsbäume und Sträucher,
                                        die das künftige Strassenbild prägen werden. Für den
                                        Querschuss des «Urban Forest» wird ein Artenmix aus
                                        heimischen Waldbäumen vorgeschlagen.

                                        Auf der langsamen Seite des Boulevards sind in perio-
                                        dischem Rhythmus leicht vertiefte «Raingardens» zur
                                        Entwässerung angeordnet, welche von Bänken in Längs-
                                        richtung gesäumt werden. Sie werden durch Strassen
                                        querende Rinnen alimentiert, welche aus bau- und er-
                                        schütterungstechnischer Sicht jedoch als problematisch
                                        taxiert werden. Ähnliches gilt für den Strassenbelag aus
                                        Naturstein im Bereich der «Plaza».

                                        Die Beleuchtung ist in drei Schichten schlüssig organi-
                                        siert: Den durchlaufenden Layer mit 6 m Mastleuchten,
                                        die szenische Illuminierung der Boulevardränder und
                                        «Raingardens» mit niedrigen Mastleuchten und die Lich-
                                        terwolke über dem Forum.

                                        Durch die präzise Analyse der Benutzerströme und des
                                        Charakters der heute am Hönggerberg vorhandenen Frei-
                                        räume gelingt es dem Projekt, eine zukunftsorientierte
                                        und zugleich orts- und nutzerbezogene Neuinterpretation
                                        des Campus zu kreieren. >
24   Abteilung Immobilien

     Boulevard
Boulevard Projektstudie Studio Vulkan                                                                                         25

                                  Das Beurteilungsgremium würdigt den           müssen. Bei der genauen Dimensionierung
                                  überzeugenden, konzeptionellen Ansatz         der einzelnen Schichten sind Justierungen
                                  mit dem querenden «Urban Forest». Kri-        vorzunehmen für die Busspurbreite, die
                                  tisch gesehen werden aus Auftraggeber-        Wartefläche bei der nördlichen Bushalte-
                                  sicht der Stabilizer-Belag und die stras-     stelle im Zusammenhang mit der grosszü-
                                  senquerenden Entwässerungsrinnen.             gig dimensionierten Velospur und die Aus-
                                                                                bildung der Bushaltekanten als «Wannen».
                                  Verkehr                                       Ebenso ist die Ausbildung des Knotens am
                                  In der Gesamtsituation werden über die        Nordportal unter der vorliegenden Kon-
                                  Moderation der Geschwindigkeiten der          zeption konfliktfrei zwischen wendenden
                                  Raum und seine Atmosphäre geprägt. Die        Bussen und dem Veloverkehr zu erreichen.
                                  alleegesäumten Landstrassen und der
                                  Ring bewältigen die schnellen Geschwin-       Die Verfasser schlagen vor, die Fahrleitung
                                  digkeiten, die «Urban Forest»-Bereiche der    mit einseitigen Masten und Auslegern zu
                                  Querachse die langsamen Geschwindigkei-       realisieren; dies wird aus räumlich archi-
                                  ten. Der Boulevard wird als gemeinsamer       tektonischer Sicht positiv gewertet, dürf-
                                  Raum verstanden, auf dem sich alle Ver-       te jedoch aus statischer Sicht Einfluss
                                  kehrsträger bündeln und einen parallelge-     auf deren Dimensionierung haben. Die
                                  schalteten Strang bilden. Er verfügt über     notwendigen Anpassungen und Auswir-
                                  eine schnelle und eine langsame Seite,        kungen dürfen jedoch kein gesondertes
                                  wobei für die Velos ein Zweirichtungsrad-     Bewilligungsverfahren nach sich ziehen;
                                  weg in Seitenlage vorgeschlagen wird. Im      dies hätte sonst aufgrund des laufenden
                                  mittigen «Plaza»-Bereich wird der Fuss-       Plangenehmigungsverfahrens deutliche
                                  und Veloverkehr gemischt. Als Reaktion        Terminverzögerungen für das Elektrifizie-
                                  auf die unterschiedlich definierten Volu-     rungsprojekt der Linien 69 und 80 der VBZ
                                  men östlich und westlich des Boulevards       zur Folge. Diese Klärungen haben unter
                                  eine «schnelle und langsame» Seite zu         dem Aspekt zu erfolgen, dass in Zukunft
                                  etablieren, ist nachvollziehbar und schafft   der Ring als Hauptverteiler für die Velos
                                  eine spezifische Atmosphäre. Die Ausbil-      aktiviert wird und der Boulevard als at-
                                  dung des Boulevards mit differenzierten       mosphärisch aufgeladener Ort der Begeg-
                                  Schichten für unterschiedliche Verkehrs-      nung und des Treffens auch ein dosiertes
                                  mittel und ihre spezifischen Tempi über-      Nebeneinander von (Verkehrs-) Funktionen
                                  zeugt grundsätzlich sowohl in ihrer Er-       erlaubt. Der elektromagnetischen Strah-
                                  scheinung als lineare Partitur als auch       lung durch Fahrleitungen wurde in Bezug
                                  in ihrer Anpassbarkeit, Flexibilität und      auf die Fahrleitungsmasten Rechnung ge-
                                  Aneigenbarkeit. Die separate Veloführung      tragen: der Abstand zwischen Gebäude
                                  auf einem Veloweg in Seitenlage mindert       HPQ und Fahrbahn beträgt 16.0 m. Die
                                  den Nutzungsdruck auf den befahrenen          Warteposition der Busse befindet sich je-
                                  Strassenraum und ist, aus dem Gesamt-         doch entgegen der Programmvorgaben auf
                                  konzept heraus entwickelt, nachvollziehbar.   der zum Gebäude HPQ zugewandten Seite,
                                  Es ergeben sich aus der vorgeschlagenen       was zu einer Überschreitung der zulässi-
                                  Lösung aber auch Herausforderungen, die       gen Strahlungsbelastung führt. >
                                  in der Weiterentwicklung gelöst werden
26   Abteilung Immobilien

     Visualisierung
Boulevard Projektstudie Studio Vulkan                                                                                        27

           Regelschnitt

                                  Die Erläuterungen zum Strassenaufbau           kann mit weiteren Notüberläufen er-
                                  und zur Erschütterungsthematik sind            gänzt werden. Die gezeigten Ideen zu den
                                  wenig präzis.                                  Höhenlagen der Strassen und Wege sind
                                                                                 weiter zu verfolgen und die Art der Ab-
                                  Die Bauabläufe sind beschrieben und            schlüsse (Betonelement mit offener Rin-
                                  weitgehend plausibel dargestellt. Es er-       ne) und das genannte Rinnensystem zu
                                  folgt eine Aufteilung in West, Mitte und Ost   präzisieren. Im Grundsatz wurde erkannt,
                                  und weist insgesamt 8 Etappen aus. Die         dass die bestehenden Werkleitungen mit
                                  Linie 69 soll bereits bei Inbetriebnahme       dem Projekt anzupassen und zu ersetzten
                                  im südlichen Bereich Fahrleitungen erhal-      sind. Aussagen zu Schnittstellen Projekt
                                  ten. Die gewählte Etappierung bedingt eine     und bestehendem Medienkanal wurden
                                  Vielzahl von temporären Wendeplätzen.          keine gemacht.
                                  Die Anforderungen des ETH-Link (Lade-
                                  station Elektrobusse während der Bauzeit       Honorierung
                                  in Betrieb) sind schwierig umzusetzen. Das     Das Honorarangebot ist vollständig vor-
                                  Konzept beinhaltet eine terminliche Straf-     liegend und beschreibt marktkonforme
                                  fung des Bauablaufs, was als zu ambitiös       Konditionen. Die Nebenkostenpauschale
                                  beurteilt wird.                                sowie der Stundenansatz bei der Ge-
                                                                                 samtleitung werden als hoch bewertet.
                                  Medienplanung                                  Die Plausibilität des Leistungsanteil bei
                                  Das Wassermanagement mit Raingar-              Städtebau / Architektur ist hinsichtlich
                                  den-Kaskaden baut auf den Vorgaben             der Berechnungsmethodik unklar. Das
                                  auf und wird als bewilligungsfähig be-         Angebot wird insgesamt als wirtschaft-
                                  urteilt. Das gezeigte Muldensystem ent-        lich eingestuft. ■
                                  spricht grundsätzlich den Vorgaben und
28   Abteilung Immobilien

     Empfehlung
     zur Weiterbearbeitung

     Das Beurteilungsgremium empfiehlt einstimmig das Projekt von
     Studio Vulkan zur Weiterbearbeitung.
Boulevard Empfehlung zur Weiterbearbeitung                                                                                     29

          Weiterbearbeitung                                        • Grundsätzlich sollten Anreize geschaffen werden,
                                                                     den Veloverkehr – insbesondere den Transitverkehr
           In der nachfolgenden Projektbearbeitung sind folgen-     – vom Boulevard weg auf den Ring zu führen.
           de Punkte zu berücksichtigen:
                                                                   • Der Knoten am Nordportal ist nicht als Kreisel aus-
           Architektur:                                              gebildet, was Behinderungen zwischen wendenden
                                                                     Bussen und dem Veloverkehr ergeben kann.
          • Die Formfindung des Forums ist zu vertiefen.
                                                                   • Die Reduzierung der Fahrbahnbreite auf 9.5 m führt
           Freiraumgestaltung:                                       dazu, dass Begegnungen zwischen Bussen bei be-
                                                                     legten Wartepositionen nur noch mit reduzierter
          • Der vorgeschlagene Stabilizer-Belag ist durch einen      Geschwindigkeit möglich sind. Eine Fahrbahnver-
             alternativen, versickerungsfähigen Belag zu ersetz-     breiterung gemäss den Vorgaben ist vorzusehen.
             ten; die Anforderungen bezüglich Hindernisfreiheit
             sind dabei zu berücksichtigen.                        • Die Mastenstandorte entsprechen nicht den Vor-
                                                                     gaben der VBZ, was aufgrund des laufenden Plan-
          • Erhöhte Vibrationen durch Strassen querende Ent-         genehmigungsverfahrens deutliche Terminverzö-
             wässerungsrinnen sind zu verhindern.                    gerungen zur Folge hätte. Die Maststandorte sind
                                                                     gemäss den Vorgaben zu übernehmen.
           Verkehr:
                                                                   • Sicherstellung der Hindernisfreiheit nach den Prin-
          • Bei der Bushaltestelle Richtung Norden steht zu          zipien des «Design-for-All» (Mobilität für alle). Dafür
             wenig Wartefläche für Fussgängerinnen und Fuss-         ist ein umfassendes Konzept mit konkreten Mass-
             gänger zur Verfügung. Die ungenügende Tiefe bei         nahmen zu definieren.
             der Haltestelle führt zu Konflikten zwischen ein- und
             aussteigenden Fahrgästen und dem Veloverkehr.         • Überprüfung der auf der Westseite angeordneten
                                                                     Wartepositionen der Busse hinsichtlich Emissionen
          • Der infolge der durchlaufenden und in Gegenrich-         durch elektromagnetische Strahlungen im Zusam-
             tung befahrenen Velospur entstehende Mischver-          menhang mit der Labornutzung im Gebäude HPQ. ■
             kehr im Bereich der Plaza zwischen Fussgängerin-
             nen und Fussgängern und Velos ist sicherheitstech-
             nisch zu entspannen.
30   Abteilung Immobilien

     Projektstudie
     ARGE Boulevard

     Übersicht
Boulevard Projektstudie ARGE Boulevard                                                                                        31

                                Städtebau                                      Boulevards mit Arbeits- und Aufenthalts-
                                Der Campus Hönggerberg der ETH Zürich          qualität und guter Adressierung. Man fragt
                                ist ein grüner Campus, der in den Land-        sich, ob dieser Bereich nicht noch etwas
                                schaftsraum eingebettet und mit diesem         mehr Raum beanspruchen und das «Fo-
                                fest verbunden ist. Parkareale, Gärten         rum» im Umkehrschluss etwas verkleinert
                                und die umgebende Landschaft sind das          werden könnte; es erscheint sehr gross,
                                grüne Grundgewebe, in das die Gebäude          räumlich unangetastet und durch seine
                                und Institutionen eingewoben sind. Der         schiere Grösse in einem räumlichen Miss-
                                neue Boulevard ist mehr als eine Bewe-         verhältnis zur neuen Typologie des Stras-
                                gungsachse und Flaniermeile, er ist ein        senparks zu stehen. Noch dringender ist
                                eigenständiger öffentlicher Raum. Als          die Frage, ob der Zipper nicht Velos vertra-
                                «Urban Zipper» verknüpft er auf sozialer,      gen oder eben benötigen würde. Als mo-
                                funktionaler und räumlicher Ebene die          dernes und zunehmend wichtigeres Ver-
                                verschiedenen Sphären des Campus wie           kehrsmittel sollte es nicht ausgeschlossen
                                ein innerer Reissverschluss miteinander.       werden, insbesondere hinsichtlich der
                                Er zeichnet sich durch ein einheitliches       Nutzung des Strassenparks am Wochen-
                                Materialisierungs- und ein differenziertes     ende. >
                                Baumkonzept aus und gliedert sich in drei
                                Typologien «Portalplätze», «Strassenpark»
                                und «Forum». Diese drei Teilräume unter-
                                scheiden sich in ihrer Raumbildung von-
                                einander: «Portalplätze» mit inselartigem
                                Charakter, das «Forum» mit hoch aufge-
                                asteten, rasterartig gesetzten Bäumen als
                                offene Halle, und die üppige, vielgestaltige
                                Baumstellung des südlichen und nördli-
                                chen «Strassenparks». Der äussere Ring,
                                der «Landscape Zipper», verwebt Land-
                                schaftraum und innere Grünräume mit-
                                einander.

                                 Die Verfasser sprechen, anders als die an-
                                 deren Beiträge, nicht von Urbanisierung,
                                 sondern vom Verknüpfen der Landschafts-
                                 räume über den «Urban Zipper». Die Typo-
                                 logie respektive vielmehr die Erscheinung
                                 des Strassenparks, der grünes Grundge-
                                 webe mit dem Strassenraum verwebt, ver-
                                 mag eine neue räumliche Qualität, insbe-
                                 sondere im nördlichen Bereich zu schaffen.
                                 Wir sehen ihn als Antwort auf die Frage
                                 des Campus Hönggerberg-spezifischen
32   Abteilung Immobilien

     Visualisierung Ansicht
Boulevard Projektstudie ARGE Boulevard                                                         33

                                         Freiraumgestaltung
                                         Mit ihrer Konzeption eines «Urban Zippers» schlagen
                                         die Verfasser eine räumliche Lesart vor, welche die
                                         Querbeziehungen im Raum forciert. Alle Massnahmen
                                         dienen dazu, die Trennwirkung der mittigen Verkehrs-
                                         achse herunterzuspielen und ihre Breite zu entdrama-
                                         tisieren. Dieser Ansatz wird vom Beurteilungsgremium
                                         grundsätzlich geschätzt. Zum «Urban Zipper» gesellt sich
                                         der «Landscape Zipper»: er beruht auf dem Vorschlag,
                                         den vom Masterplan vorgeschlagenen grünen Ring von
                                         einer strengen Baumallee in einen aufgelockerten Hain
                                         zu transformieren.

                                         Zentrales Thema im Projektvorschlag bleiben die Reten-
                                         tionsmulden. Sie stellen die Thematik der «Green and
                                         Blue ETH» konsequent in den Mittelpunkt des Interesses.
                                         Diese stellen keinen Hindernisgrund für Querbeziehungen
                                         im Raum mehr dar. Allerdings fällt die formale Eigen-
                                         willigkeit der geschwungenen Beckenränder, Sammel-
                                         rinnen und Sitzkanten auf und ist nicht vollumfänglich
                                         nachvollziehbar. Leitidee der neuen Arealmitte ist ein
                                         Strassenpark aus überflutbaren und nicht überfluteten
                                         Baum- und Straucharten. Der Artenmix ist überwiegend
                                         gut gelöst; bei den Baumhallen auf den Plätzen wird eine
                                         Spezifizierung der Arten vermisst.

                                         Einzelne Aussenräume wie der «Nebelplatz» oder die
                                         Sitzgelegenheiten beschreiben in Gestaltung und Nut-
                                         zungsangebot eine ausgeprägt innerstädtische Situation.
                                         Es bleibt die Frage, ob diese Atmosphäre mit dem Charak-
                                         ter des Campus am Hönggerberg zu vereinen ist und in
                                         der gewählten Sprache der Vision eines Wissenscampus
                                         für Studierende und Mitarbeitende gerecht wird.

                                         Bezüglich Materialisierung ist neben dem flächenmässi-
                                         gen Herunterspielen der Belagsflächen die Farbgebung in
                                         beigem Asphalt das tragende Element. In den seitlichen
                                         Bereichen werden Betonplatten mit hoher Sickerfähigkeit
                                         vorgeschlagen. Der ingenieurmässige Teil der Arbeit ist
                                         gut gelöst und die Umsetzbarkeit nachgewiesen.

                                         Das Beleuchtungskonkept unterstreicht nach dem vorge-
                                         schlagenen «Zipper-Prinzip» ebenfalls die Querbeziehun-
                                         gen im Raum. Durch die Stellung der Masten wird statt ei-
                                         ner Linearität die Ausbildung von Lichtlinsen vorgeschla-
                                         gen und der Ring in Abweichung zum Masterplan ebenfalls
                                         mit gestreuten Lichtmasten illuminiert. Die einheitliche
                                         Lichtfarbe unterstreicht die Kontinuität im Campus. >
34   Abteilung Immobilien

     Boulevard
Boulevard Projektstudie ARGE Boulevard                                                  35

                                         Verkehr
                                         Velos sollen konsequent über den Ring ge-
                                         führt und an der Peripherie um das Areal
                                         geleitet werden. Konsequent werden Ve-
                                         loabstellplätze in neu geschaffenen von
                                         der Peripherie her zugänglichen Anlagen
                                         situiert. In Abwägung aller konzeptionellen
                                         Vor- und Nachteile und der damit verbun-
                                         denen Implikationen kommt das Beurtei-
                                         lungsgremium jedoch zum Schluss, dass
                                         der Ansatz, die Fahrräder auf den Ring zu
                                         verbannen, dem Bestreben der Nutzenden,
                                         mit dem Fahrrad möglichst direkt und nahe
                                         zum Ziel zu kommen, deutlich widerspricht.

                                         Durch die Reduktion der Fahrbahnbreiten
                                         soll gleichzeitig die Attraktivität für den
                                         Veloverkehr, insbesondere für den Durch-
                                         gangsverkehr, auf dem Boulevard redu-
                                         ziert werden. Damit wird aber auch das
                                         Überholen von Velos durch den ÖV ver-
                                         unmöglicht und die Situation gegenüber
                                         heute nicht verbessert. Die vorgesehenen
                                         Durchfahrtsbreiten im Bereich der Halte-
                                         stelle verunmöglichen Velos ausserdem
                                         ein Überholen der haltenden Busse. Da-
                                         durch entsteht die Gefahr, dass Velofahrer
                                         auf Trottoirs oder die Gegenfahrbahn aus-
                                         weichen.

                                         Die von der VBZ vorgegebenen Maststand-
                                         orte wurden übernommen und lediglich in
                                         Querrichtung leicht verschoben. Der elek-
                                         tromagnetischen Strahlung der Fahrleitun-
                                         gen wurde ausreichend Rechnung getra-
                                         gen. Die Vorschläge zum Strassenaufbau
                                         sind gut umschrieben und die Erschütte-
                                         rungsthematik wurde einbezogen.

                                         Die rudimentären Bauablaufpläne sind vor-
                                         handen. Die Bauphase 1 mit Umsetzung
                                         der neuen Veloweganbindung und Ergän-
                                         zung der südlichen Ringstrasse ist im an-
                                         gedachten Zeitabschnitt nicht machbar. Der
                                         komplette Fahrleitungsbau erfolgt erst in
                                         der Bauphase 8. Der Trolleybus-Betrieb
                                         der Linie 69 wird ab Bauphase 3 bis Bau-
                                         phase 8 ohne Fahrleitungen bis zum Nord-
                                         portal geführt. Die Anforderung hinsichtlich
                                         ETH-Link (Ladestation Elektrobusse wäh-
                                         rend den Bauphasen in Betrieb) kann nicht
                                         wie angedacht umgesetzt werden. >
36   Abteilung Immobilien

     Visualisierung
Boulevard Projektstudie ARGE Boulevard                                                                                   37

           Regelschnitt

                                Medienplanung                                Honorierung
                                Das Entwässerungskonzept entspricht          Das Honorarangebot ist vollständig vor-
                                vollumfänglich den Vorgaben und wird als     liegend und beschreibt marktkonforme
                                bewilligungsfähig beurteilt. Das geplante    Konditionen. Die Nebenkostenpauschale
                                «Mulden-Rigolen-System» entspricht den       wird als hoch bewertet. Die Plausibilität
                                Richtlinien des AWEL. Ergänzt wird es        beim Leistungsanteil für das Baumanage-
                                durch gestalterische Elemente, wie Ne-       ment ist von der Berechnungsmethodik
                                belplatz, Wassergarten und Schwamm-          her unklar. ■
                                körpern für die Baumbewässerung. In den
                                Unterlagen sind bereits Detaillösungen für
                                die Höhenlage der Strassenoberfläche, de-
                                ren Abschlüsse sowie Mulden mit Notüber-
                                läufen dargestellt.

                                 Die Strukturen der bestehenden Werklei-
                                 tungen sind bei der Anordnung der Stras-
                                 senelemente berücksichtigt worden, um
                                 Konflikte zu vermeiden. Notwendige Ver-
                                 legungen der Kanalisation, Wasserleitung
                                 und der Rohrblöcke für eine deckelfreie
                                 Fahrbahn sind ebenfalls bereits darge-
                                 stellt.
38   Abteilung Immobilien

     Projektstudie
     ARGE Schmid Kuhn
                                      C

                                          Flora-Ruchat-
                            Garten-       Roncati-Garten
                            square

                                           Boulevard

                   Höfe

                                                       Albert-
                                                       Steiner-Garten

     Übersicht

                                                   Campus Hönggerberg
Boulevard Projektstudie ARGE Schmid Kuhn                                                                                   39

                                Städtebau                                     Die Idee des Teppichs, als Analogie zu
                                Der Campus Hönggerberg der ETH Zürich         einem alten persischen Gartenteppich,
                                entwickelt sich zusehends in eine Science     welcher über den gesamten Boulevard
                                City mit urbanem Charakter, weg von der       verlegt wird, und die dabei anvisierte
                                Idee eines landschaftlichen Campus. Mit       Diversität und Vielfalt in der Einheit ist
                                der heutigen Absicht (Masterplan 2040),       interessant. Die Natursteinplatte als Aus-
                                den Campus räumlich zu begrenzen und          gangspunkt und der daraus entwickelten
                                mit der einhergehenden Innenverdichtung,      Plattengrammatik haftet aber etwas sehr
                                liegt der Fokus in der Strukturierung und     akribisches, kleinteiliges an, das im De-
                                Organisation des öffentlichen Raumes.         tail der eigentlich beabsichtigten Gross-
                                Der Boulevard ist nicht nur alleegesäum-      zügigkeit des Boulevards widerspricht.
                                te Hauptachse, sondern genauso wie die        Überdies wird die konzeptionelle Idee
                                Park- und Gartenanlagen der einzelnen         einer einheitlichen Boulevardoberflä-
                                Quartiere ein eigenständiger Grünraum,        che durch die Busfahrbahn zerschnitten
                                der als robuster Freiraum in Beschlag ge-     und mit dem Mehrzweckstreifen am neu-
                                nommen werden kann. Er zieht auch die         ralgischen Punkt der Hauptquerung zu-
                                beiden Portalplätze und die angrenzenden      sätzlich zweigeteilt. Theoretisch über-
                                Räume der Querachsen mit ein.                 zeugt die Idee des robusten, aneigenba-
                                                                              ren Aussenraums. Das Bild mag aber at-
                                Primär tritt der Boulevard als «Tapis vert»   mosphärisch nicht zu überzeugen, ist eher
                                mit hohem Grünanteil in Erscheinung. Der      Ausdruck einer Zwischennutzung in einer
                                vorhandene Natursteinbelag von Kienast        industriellen Brache und lässt eine gewis-
                                wird über die gesamte Ausdehnung des          se Struktur und Hierarchie von Orten, eine
                                Boulevards gelegt und grenzt sich so von      Noblesse der gesamten Erscheinung, die
                                den angrenzenden Strassen und Wegen ab.       adäquat wäre für den Campus Höngger-
                                Eine Plattengrammatik definiert die Perfo-    berg, vermissen. An den Übergängen und
                                rierung des Belages und das Durchdringen      Rändern zur Umgebung endet der Platten-
                                der Grünbereiche und bietet das Bild eines    belag zuweilen etwas beliebig. Es zeigt
                                leichten, lichtdurchlässigen Hains, der       sich eine gewisse Konzentration der Arbeit
                                problemlos unterschiedlichen Bedingun-        auf den Boulevard unter Vernachlässigung
                                gen angepasst werden kann. Über allem         einer übergeordneten Betrachtung. >
                                bilden die in lockerer Anordnung gesetz-
                                ten Bäume ein lichtes Blätterdach. Wäh-
                                rend der Boulevard Ort des Austausches
                                und der Aneignung mit vielen grösseren
                                und kleineren Treffpunkten ist, bieten die
                                rückwärtig gelegenen Parks und Gärten
                                Raum für ruhigere Aktivitäten. Im gesam-
                                ten Abschnitt des Boulevards werden Ve-
                                lofahrende auf separaten Streifen auf der
                                Fahrbahn geführt. Im Abschnitt des Plat-
                                zes organisiert ein Mehrzweckstreifen die
                                Querungssituation.
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     Visualisierung Ansicht
Boulevard Projektstudie ARGE Schmid Kuhn                                                           41

                                           Freiraumgestaltung
                                           Die Verfasser schlagen für die gesamte Intervention auf
                                           dem Hönggerberg das Bild eines «Tapis vert» vor. Die
                                           funktional notwendigen Hartbeläge und Belagsflächen
                                           sind geschlitzt und mit wuchernder Ritzen- und Spalten-
                                           vegetation begrünt. Zu diesem Zweck wird eine eigentli-
                                           che Plattengrammatik mit spezifischen Massen von Plat-
                                           tengrössen und Ritzenbreiten vorgeschlagen. Auf diese
                                           Weise soll eine kleinteilige, grüne Schraffur in Längsrich-
                                           tung des Areals erschaffen werden. Dieses Prinzip der
                                           Schraffierung erfordert eine sehr sorgfältige Planung,
                                           die Notwendigkeit einer intensiven Kuratierung und den
                                           massgeschneiderten, intensiven gärtnerischen Unter-
                                           halt; alle diese Massnahmen sind für das Funktionieren
                                           des Projektansatzes unumgänglich. Das Beurteilungs-
                                           gremium würdigt den Ansatz des kleinteiligen, grünen
                                           Teppichs kommt aber nach ausführlicher Diskussion und
                                           Abwägung aller Aspekte zum Schluss, dass der gewählte
                                           Ansatz nicht tragfähig ist. Seine Filigranität und Verletz-
                                           lichkeit steht in krassem Widerspruch zur verkehrlichen
                                           Robustheit der durchlaufenden Verkehrsspur. Diese zer-
                                           schneidet den «Tapis vert» leider in zwei seitlich verlau-
                                           fende, schmale Läufer.

                                           Die zentrale Plaza ist, wie von Kienast vorgegeben, in
                                           Naturstein materialisiert. Die Fahrbahn ist als durch-
                                           laufendes Belagsband in Asphalt angedacht. Auch die
                                           Velos verkehren auf diesem durchlaufenden Boulevard.
                                           Ihre Fahrspuren sind in Kaltplastik materialisiert. Das
                                           entspricht der wohlvertrauten strassenbaulichen Logik
                                           der Zürcher Innenstadt, fällt aber in der Werthaltigkeit
                                           gegenüber den hochwertigen und kostspieligen seitlichen
                                           Natursteinflächen deutlich ab. Im Bereich des Forums
                                           wird ein mittiger Mehrzweckstreifen eingeführt. Das Lin-
                                           denrondell wird durch eine Sitzlandschaft unter Bäumen
                                           ersetzt. Es entsteht ein stimmungsvoller Ort mit leicht
                                           terrassierter Freiluft-Cafeteria und Girlanden-Beleuch-
                                           tung. Als Ausstattung des Boulevards wird eine Kombina-
                                           tion von flossartigen Holzpodesten und freier Bestuhlung
                                           vorgeschlagen. Dies ist eine wertvolle Anregung für die
                                           Aneignung von heute ungenutzten Flächen.

                                           Nach dem «Stockholmer-Prinzip» erfolgt die Entwässe-
                                           rung der Belagsflächen nicht oberflächlich über vertief-
                                           te Mulden, sondern über niveaugleiche schwammartige
                                           Sickerkörper aus Schotter. Dies hat den Vorteil, dass die
                                           Topografie horizontal bleibt und keine Flächenanteile für
                                           Retentionsflächen verloren gehen. >
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     Boulevard
Boulevard Projektstudie ARGE Schmid Kuhn                                                 43

                                           Die verwendeten Baumarten bilden ein
                                           gemischtes Paket von vertrauten gross-
                                           kronigen und klimawandeltauglichen,
                                           kleinkronigen Arten. So kann das Risiko
                                           von späteren Verlusten gesenkt werden.
                                           Auffallend ist die übertrieben gärtnerische
                                           Auswahl an Bodendeckern und Ritzen-
                                           pflanzen, deren Robustheit für den intensiv
                                           genutzten, öffentlichen Campus der ETH
                                           in Frage gestellt wird. Zudem sind diese
                                           Pflanzungen sehr unterhaltsintensiv. Der
                                           Ring ist von den Verfassern nicht wirklich
                                           thematisiert worden.

                                           Das vorgeschlagene Lichtkonzept ist stich-
                                           haltig begründet und wird als pragmati-
                                           sche Weiterentwicklung der Vorgaben des
                                           Masterplans interpretiert.

                                           Verkehr
                                           Die verkehrlichen Vorgaben werden prin-
                                           zipiell erfüllt. Durch die Schaffung eines
                                           separaten Veloangebots resp. eines Mit-
                                           telstreifens wird die Fahrbahnbreite ge-
                                           genüber dem ursprünglichen Vorschlag
                                           erhöht. Die Idee der Ausbildung einer
                                           Mittelinsel im zentralen Bereich wird be-
                                           grüsst. Die Verfasser schlagen vor, die
                                           Fahrleitung mit einseitigen Masten und
                                           Auslegern zu realisieren. Die Machbarkeit
                                           ist angesichts der breiteren Fahrbahn je-
                                           doch fraglich.

                                           Die von der VBZ vorgegebenen Mast-
                                           standorte wurden nicht durchgängig
                                           übernommen. Die notwendigen Anpas-
                                           sungen haben entweder Auswirkung auf
                                           die Strassengeometrie oder erfordern
                                           ein gesondertes Bewilligungsverfahren.
                                           Der Thematik zur elektromagnetischen
                                           Strahlung durch Fahrleitungen wurde aus-
                                           reichend Rechnung getragen. Vorschläge
                                           zum Strassenaufbau sind beschrieben. Die
                                           Problematik von Erschütterungen ist als
                                           Randnotiz erwähnt.

                                           Die Bauabläufe sind sehr rudimentär er-
                                           läutert, aus verkehrlicher Sicht jedoch
                                           sinnvoll. Die Angaben zur etappierten
                                           Verkehrsführung aller Busse während
                                           den Bauphasen auch im Zusammenhang
                                           mit der Elektrifizierung sind wenig präzis.
                                                                                    >
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