ELEMENTS MOTOR FÜR - Evonik Industries
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INTERVIEW: WIE FORSCHUNG WÄRMEDÄMMUNG: WARUM SPASS MACHT SCHLANKER BESSER IST ELEMENTS DEZEMBER 2016 # 57 MOTOR FÜR EFFIZIENZ* DAS INNOVATIONSMAGAZIN
2 Wir wissen, was die Zukunft bringt. Evonik ist der kreative Industriekonzern aus Deutschland. Mit Ideenreichtum, mit Spezialchemie und mit unserer Schließlich beliefern wir sie. strategischen Innovationseinheit Creavis liefern wir die Lösungen, die unsere Welt von morgen prägen werden – von Kosmetik bis 3D-Druck. Unser Know-how und unsere klare Vision von der Zukunft machen uns zu einem verläss- lichen Partner für Industrie und Investoren. Gerne auch für Sie. Besuchen Sie die Zukunft unter www.creavis.de. ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
EDITORIAL Glänzende Aussichten für lackierte Holz- und Kunst stoffoberflächen Seite 30 Know-how statt Rohstoffe INHALT Würden Sie ein Auto fahren, das 40 Liter Benzin auf 100 Kilometer braucht? Wohl eher nicht. Anders verhält es sich beim Wohnen: Dr. Ulrich Küsthardt 4 Additive Manufacturing Das Umweltbundesamt schätzt, dass sich der Chief Innovation Officer Wo 3D-Druck Chancen für Primärenergiebedarf eines Gebäudes durch Evonik Industries AG die Serienfertigung bietet energetische Sanierung um bis zu 90 Prozent ulrich.kuesthardt 9 Gastkommentar @evonik.com Prof. Dr.-Ing. Gerd Witt über senken lässt. Immerhin 28 Prozent des welt die Herausforderungen beim weiten Energieverbrauchs werden durch Gebäude Additive Manufacturing verursacht, in der westlichen Welt sind es 10 Thermal Insulation sogar 45 Prozent. Wieso dünne Wärmedämm- Eine solch ineffiziente Nutzung von platten vor Brand schützen Ressourcen geht zulasten von Ökologie und 16 Interview Ökonomie. Für Evonik mit seinen großen Dr. Gerd Löhden über die Stoff- und Energieströmen ist maximale Innovationsstrategie des Seg- ments Resource Efficiency Wertschöpfung bei minimalem Rohstoffeinsatz daher Pflicht. Und mehr noch: Unser Segment 19 Friction & Motion Wie Reibungsverluste weiter Resource Efficiency produziert nicht nur verringert werden sollen ressourceneffizient, sondern verkauft auch 22 Evonik Meets Science Ressourceneffizienz. Seine Produkte helfen, Wie Hochschulkooperatio- Energien und Rohstoffe zu sparen oder die nen das Thema Ressourcen Lebensdauer von Konsumgütern zu verlängern. 3 effizienz voranbringen Wie das Segment auch künftig dazu beitragen 30 Surface Solutions will, war Thema unseres Forums Evonik Meets Womit Holz- und Kunststoff oberflächen lange glänzen Science. Auf der Agenda für mehr Ressourcen effizienz durch Technologien von Evonik 36 Evonik-Innovationspreis Die Finalisten standen zum Beispiel Weiterentwicklungen im Bereich Mobilität. Schon heute lässt sich der 40 Innovationsnetzwerk Wo Resource Efficiency Kraftstoffverbrauch mit dem Silica-Silan- forscht und entwickelt System für Reifen um bis zu acht Prozent und mit innovativen Additiven für Schmierstoffe um bis 14 Corporate Foresight zu vier Prozent senken. Dass Ressourceneffizienz Zero Cost Energy ohne Katalysatoren kaum möglich ist, zeigte 20 Data Mining Prof. Dr. Matthias Beller an vielen Beispielen. Friction & Motion Prof. Beller ist einer der weltweit führenden 27 Company News Fotos: shutterstock, Dirk Bannert, Stefan Wildhirt 34 Professionals Katalyseforscher, den wir jetzt mit unserer Chemikerkarrieren Friedrich-Bergius-Lecture gewürdigt haben. 42 Wunschzettel Wie bei Evonik Meets Science dreht sich auch Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl in diesem Heft alles um Ressourceneffizienz. 43 Lesetipps | Impressum So vielfältig die Projekte sind, die wir hier vorstellen, haben sie doch eines gemeinsam: Sie setzen auf verschwenderischen Umgang mit Know-how, nicht mit Rohstoffen. Titel und Rücktitel: C3 Visual Lab Feedback Sechs Chemiker, sechs Wege, ein Ziel Sagen Sie uns Ihre Seite 34 Meinung zu elements: elements@evonik.com ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: ADDITIVE MANUFACTURING EINLEGESOHLEN AUS DEM 3D-DRUCKER Das kanadische Start-up Wiivv Wearables, an dem Evonik über seine Venture- Capital-Einheit beteiligt ist, setzt den 3D-Druck für die individualisierte Massenproduktion von biomechanisch optimierten Einlegesohlen ein. polsternde Deckschicht 3D-gedruckte Polyamidsohle 4 Silikonkissen zur Stabilisierung Antirutsch-Pad Grafik: C3 Visual Lab Foto: shutterstock ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: ADDITIVE MANUFACTURING E Polyamide sind hart im Nehmen und deshalb beliebt als Von Wolfgang Diekmann, Thomas Große-Puppendahl und Sylvia Monsheimer Konstruktionswerkstoff oder in Beschichtungen. Sie können aber noch mehr: Experten im Geschäftsgebiet in Paradigmenwechsel ist im Gang in den Fertigungsstätten High Performance Polymers entwickeln spezielle der Industrie: Normalerweise Polyamidpulver für werkzeuglose 3D-Druckverfahren. muss Kunststoffmaterial ge- schmolzen und in vorgegebene Damit werden komplexe Formen und individualisierte Formen gegossen oder gepresst Objekte in der Serienproduktion möglich. werden, damit ein entsprechendes Element ERFOLGE entsteht. Sogenannte additive Verfahren setzen da an, wo die Formgebung an ihre Grenzen stößt: Auf Basis eines digitalen, dreidimensionalen Bauplans wird Material schichtweise auf eine Grundfläche aufge- tragen. Nach jeder Lage senkt sich die Flä- IN SERIE che um Bruchteile eines Millimeters ab, und eine weitere Schicht wird hinzugefügt. In- nerhalb kurzer Zeit entsteht ein räumliches Gebilde, das der digitalen Vorgabe exakt entspricht – ohne spezielle Werkzeuge, ohne große Nachbearbeitung. Bislang kamen additive Prozesse – meist spricht man vom 3D-Drucken – vor allem für Prototypen und Modelle zum Einsatz. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ist das Ergebnis nicht optimal, wird schlicht der Datensatz geändert und neu gedruckt. Auch überall dort, wo Produkte nur in kleinen Stück zahlen benötigt werden, ist die herkömm liche Fertigung in der Regel zu aufwendig und zu teuer. Beispiele dafür sind Kompo- nenten für Fahrzeuge mit Sonderausstat- tung, Gehäuse für Spezialmaschinen, aber 5 auch Greifer für Roboter, die wechselnde und empfindliche Gegenstände transpor- tieren und verpacken sollen. Flugzeugbau und Medizintechnik treiben 3D-Druck Seit wenigen Jahren etabliert sich die neue Art der Formgebung auch in der Serien- fertigung. Zu den wichtigsten Treibern ge- hören Flugzeugbau und Medizintechnik. Beim Flugzeugbau müssen Teile leicht, sehr kompakt, hochfunktional und zu- dem hitzebeständig sein. Sowohl Boeing als auch Airbus setzen bereits Komponenten aus dem Drucker ein: Mehr als 30 Bauteile Umsatz 3D-Druck in Mrd. US-$ 17,2 des 787 Dreamliner von Boeing werden laut dem Berater Terry Wohlers durch selektives +25 % Lasersintern hergestellt. Airbus hat bereits 11,0 +12,7 erfolgreich einen bionisch geformten Kabi- pro Jahr Mrd. US-$ nenhalter im 3D-Druck gefertigt. Er dient 7,0 dazu, den Crew-Ruheraum an Bord des 4,5 neuen Langstreckenflugzeugs A350 XWB zu befestigen, und ist seit 2014 im Einsatz. In der Medizintechnik spielt ein anderer 2014 2016 2018 2020 Faktor eine Rolle: Kein Mensch gleicht dem anderen. Daher müssen Prothesen, Hilfs- Attraktives Wachstum mittel oder auch Operationsgeräte individu- ell vermessen und angepasst werden. Über Laut Prognosen wächst der Markt für 3D-Druck jährlich um circa 25 %. Treiber sind Technologien 3D-Druck entstehen beispielsweise kleine auf Basis von Kunststoffpulver, wie selektives Bohr- und Sägehilfen für Knieoperationen Lasersintern, und auf Basis von Metall. oder Hörgeräte. Quelle: A. T. Kearney Für Kunststoffe ist die additive Fertigung ein vielversprechender Markt. Sie sind be- ständig, leicht schmelzbar, in ihren Eigen- schaften ausgesprochen variabel und ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: ADDITIVE MANUFACTURING damit prädestiniert für diese zukunfts- Die Multi-Jet-Fusion™-Technologie von HP weisende Technologie. Mit Polyamid 12 (PA12) ist Evonik einer der weltweit führen- In den mit Pulver gefüllten Bauraum (a) werden zwei Flüssigkeiten (Agents) mit unterschiedlicher den Anbieter von Pulvern für den 3D-Druck; Wärmeleitfähigkeit in das Pulverbett gedruckt (b, c). Die wärmeleitfähige Flüssigkeit bewirkt, mit VESTAKEEP® AM 9000 bietet der Kon- dass das bedruckte Pulver unter Infrarot schmilzt und die jeweilige Schicht bildet (d). Die zweite Flüssig- keit fungiert als Detailing Agent und sorgt für scharfe Kanten und gute Oberflächenqualität (e). zern sogar ein PEEK-Material (Polyether Quelle: HP etherketon) für den Einsatz im Hochtempe- raturbereich. 2015 hat sich Evonik Zugang Pulverauftrag Drucken des Drucken des Energie zu einem hochinnovativen Marktsektor der Fusing Agent Detailing Agent Wearables, der am Körper getragenen Elek- tronik, verschafft: Das Unternehmen betei- ligt sich über seine Venture-Capital-Einheit an dem kanadischen Start-up Wiivv Wear Pulver aufschmelzen ables Inc. Wiivv produziert aus PA12 bio- Pulver verschmolzen mechanisch optimierte Einlegesohlen und verschmolzen gehört zu den Ersten, die additive Verfahren für die individualisierte Massenproduktion (a) (b) (c) (d) (e) nutzen. Für die Sohlen erstellt eine Software anhand von Fotos zunächst eine 3D-Form des Fußes. Die Form wird dann in Daten übersetzt, die ein entsprechender Drucker loten daher im Moment aus, wo die Grenzen schmilzt. Die Dicke der einzelnen Schicht sofort verarbeiten kann. Künftig sollen zu- der Wirtschaftlichkeit herkömmlicher Ver- liegt in der Regel bei 0,10 bis 0,12 Millime- sätzlich elektronische Sensoren in die Soh- fahren liegen und für welche Produkte es tern, der Zuwachs pro Stunde bei zwei bis len integriert werden. Damit lassen sich Be- lohnt, auf additive Fertigung umzustellen. vier Zentimetern. wegungsabläufe etwa im Profisport erfassen In der Begeisterung über den ganz neuen Zu diesen Verfahren gehört das selektive und verbessern. Weg zu hochfunktionalen Bauteilen wird je- Lasersintern, bei dem ein Laser die Bauteile doch leicht übersehen, dass es nicht nur um erzeugt. Das selektive Heizschmelzen (SHS) Schnelle Durchdringung den Faktor Zeit geht. Damit additive Verfah- nutzt statt des Lasers einen thermischen des Markts erwartet ren wettbewerbsfähig und wirtschaftlich Druckkopf. Relativ neu ist das High Speed Der digitale Schichtbau ist sauber, schnell werden, spielen andere Punkte ebenfalls Sintering (HSS). Hier wird das Pulver mit und innovativ – er passt also perfekt in eine eine entscheidende Rolle: Wie reproduzier- einer energieabsorbierenden Tinte bedruckt Industriewelt, in der jeder Cent und jede Se- bar sind die Eigenschaften eines additiv ge- und unter Infrarotlicht erwärmt. Der Vorteil kunde zählen. Entsprechend hoch sind seit fertigten Produkts? Wo werden Standards dieser Sinterprozesse liegt darin, dass ex- 6 Jahren die Erwartungen an die Entwicklung für Material und Maschine gebraucht? Wel- terne Stützstrukturen auch bei auskragen- der werkzeuglosen Fertigung. Marktfor- che Verfahren und welche Werkstoffe setzen den Segmenten überflüssig sind. Vielmehr scher prognostizieren, dass der Weltmarkt sich durch? gibt das umliegende Pulver dem in die Höhe in den Jahren 2015 bis 2020 um circa 25 Pro- Für Bauteile aus Polyamid haben sich bis- wachsenden Bauteil ausreichend Halt und zent pro Jahr wachsen wird. lang pulverbasierte Verfahren (Powderbed wird nach der Fertigung aufbereitet und er- Einiges spricht tatsächlich für eine Fusion) im Markt etabliert. Damit werden neut eingesetzt. schnelle Marktdurchdringung: 3D-Drucker derzeit einige Serienprodukte sowie Test- sind leistungsfähiger als noch vor wenigen bauteile und viele Funktionsprototypen Neue Polyamide für Jahren. Erfassung, Speicherung und Verar- hergestellt. Bei diesen Prozessen wächst die moderne Sinterverfahren beitung enormer Datenmengen sind keine Struktur in einem Pulverbett aus Polymer- Polyamid 12 ist auch das Material der Wahl Hürden mehr. Auch die Palette der geeig- partikeln, in dem eine Energiequelle Schicht für ein neues Verfahren des amerikanischen neten Materialien wird größer. Viele Firmen für Schicht das dreidimensionale Profil er- IT-Konzerns HP Inc. (ehemals Hewlett- Digitale Schichtarbeit Das Prinzip der additiven Fertigung am Beispiel des Lasersinterns: Dabei werden die Bauteile auf Basis eines Computermodells automatisch Schicht für Schicht mit einem Laser aufgebaut. Quelle: EOS Grafik: C3 Visual Lab (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (1) Digitales Datenmodell des Bauteils (2) Auftrag der Pulverschicht (3) Verschmelzen des Pulvers im Bauteilquerschnitt (4) Bauplattform senkt sich (5) Auftrag der nächsten Pulverschicht (6) Der Vorgang wiederholt sich, bis das Bauteil fertig ist (7) Fertiges Bauteil nach Entfernen des nicht verschmolzenen Materials ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: ADDITIVE MANUFACTURING SCHABLONEN NACH MASS 3D-gedruckte Bohrhilfen, die individuell an die Anatomie des Patienten angepasst sind, erleichtern dem Chirurgen zum Beispiel die Operation eines Knies. Führung für chirurgischen Bohrer Knochen Bohrschablone Quelle: Materialise 7 Packard), das der Konzern durch sein Open und weitere Pulvermaterialien für die Multi- Platform Program vermarktet. Die soge- Jet-Fusion™-Technologie bereitstellen. nannte Multi-Jet-Fusion™-Technologie Evonik hat Polymere und Additive für funktioniert ganz ähnlich wie das bekannte verschiedene 3D-Druck-Verfahren im Port- Tintenstrahldrucken. Auf eine hauchdünne folio. Das Geschäftsgebiet High Performance Pulverschicht tragen zahlreiche Düsen zwei Polymers konzentriert sich aber insbeson- verschiedene Agenzien auf: Das Fusing Agent dere auf die Weiterentwicklung der Poly zeichnet sehr präzise die gewünschte Form amidpulver. Sie sind aufgrund ihrer me- des Bauteils vor, ein zweites Hilfsmittel mar- chanischen Eigenschaften, der chemischen kiert die neutrale Umgebung. Die gesamte Resistenz und des hohen Schmelzpunkts Fläche wird dann über Infrarotlampen er- ideal für derzeit verfügbare Sinterprozesse wärmt. Dabei nimmt nur das F using Agent und werden am Markt weiter an Bedeutung die Wärme auf und gibt sie an die Pulver gewinnen. Daher baut der Konzern seine partikel weiter. Sie verschmelzen zur vorge- Kapazitäten aktuell aus. Eine neue Pro- Grafik: C3 Visual Lab gebenen Struktur, während das umgebende duktionsstraße in Marl soll ab Ende 2017 die Material davon unberührt bleibt. Jahreskapazitäten für spezielle VESTOSINT® Die Vorteile: Der Prozess arbeitet rund Pulver um 50 Prozent steigern. zehnmal so schnell wie andere additi- Die Experten von High Performance Poly ve Verfahren. Zudem schont das indirekte mers loten das Potenzial auch anderer Poly Foto: Getty Images Aufschmelzen die Kunststoffketten, sodass amide für die werkzeuglose Fertigung aus. die definierten Eigenschaften des Werkstoffs Neu entwickelt wurde beispielsweise das erhalten bleiben. Evonik wird sich an dem Polyamid 613. Sein höherer Schmelzpunkt Open Platform Program von HP beteiligen sorgt für besonders gute Temperatur ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: ADDITIVE MANUFACTURING MEHR FREIHEIT BEIM DESIGN Durch additive Fertigung lassen sich komplexe drei dimensionale Formen werkzeuglos in einem Stück herstellen. beständigkeit, zudem zeigt das Material eine exzellente Steifigkeit, verbunden mit optimaler Bruchdehnung. Produkte aus PA613 sind daher extrem fest, aber nicht »Kooperationen öffnen Die Experten spröde und somit ideal für alle Mobilitäts- die Tür zu einem der anwendungen, bei denen Teile leicht und präzise, zugleich hoch belastbar und bruch- spannendsten Zukunfts- sicher sein müssen. Derzeit wird der neue märkte für Hoch 3D-Werkstoff bei Kunden bemustert. Er- folgreich getestet wurde PA613 bereits im leistungspolymere.« Motorsport: Ein Luftkanal mit integriertem Sylvia Monsheimer Wolfgang Diekmann Test bestanden Wärmeschild überstand problemlos mehre- ist im Innovations- Dass der neue re Rennen in einem Lotus-Rennwagen. management des 3D-Kunststoff PA613 Damit die werkzeuglose Fertigung serien- Segments Resource Auf dem Weg zu einer werkzeuglosen Se- problemlos unter der Efficiency verantwort- Motorhaube verbaut reif wird, braucht es nicht nur das richtige rienfertigung sind daneben noch andere lich für die Entwick- werden kann, bewies Material und ein schnelles Verfahren. Zu- Herausforderungen zu meistern. Die Wirt- lung von Pulver- ein daraus gefertigter sätzlich ist entscheidend, dass Qualität und schaftlichkeit der Verfahren muss deutlich materialien für den Luftkanal mit inte Zuverlässigkeit der gesamten Wertschöp- gesteigert werden, beispielsweise durch 3D-Druck. 8 griertem Wärmeschild fungskette sichergestellt werden. Stabile höhere Recyclingraten des Materials und wolfgang.diekmann in einem Lotus-Renn- Prozesse, eine gleichbleibend hohe Qualität konstant kurze Fertigungszeiten. Die Pa- @evonik.com wagen. des Werkstoffs und reproduzierbare Eigen- lette der verfügbaren und erprobten Werk- schaften der gefertigten Bauteile haben aus stoffe muss breiter werden. Auch fehlt es an Sicht der Anwender höchste Priorität. scheinbar ganz simplen Erfahrungen: Sind Das deutsche Unternehmen EOS, Markt- vor- und nachgeschaltete Verarbeitungs- führer bei Anlagen für das Lasersintern und prozesse für 3D-Bauteile notwendig, und langjähriger Partner von Evonik, hat daher wie müssen sie aussehen? im Juli 2016 eine Qualitätsinitiative gestar- Auch wenn die additive Fertigung lang- tet. Sie umfasst alle technischen Faktoren samer Fuß fassen wird als noch vor weni- Thomas Große- von Material, Prozess und Lieferkette, die gen Jahren prognostiziert – die Polymer Puppendahl leitet im direkt Einfluss auf die Produktqualität ha- experten von Evonik sind entschlossen, Geschäftsgebiet High ben. Evonik beteiligt sich an dieser Initiative sich konsequent jede neue Anwendung zu Performance Polymers die Produktlinie und wird umfassendes Know-how und be- erobern. Das bedeutet, die Dynamik im Engineered Products. währtes Qualitätsmanagement bei Rohstof- Markt zu beobachten, Innovationen vor- thomas.grosse- fen und Pulvertechnologie einbringen. anzutreiben, die eigene Kompetenz gezielt puppendahl@evonik.com und frühzeitig einzubringen. Vor allem die Qualität und Normen Kooperationen mit Anlagenherstellern und gefragt für Serienreife 3D-Anwendern sieht Evonik als Türöffner Oft wurde bislang vernachlässigt, dass zu einem der spannendsten Zukunfts- Qualität, Normen und Standards keine An- märkte für technische Kunststoffe und forderungen einer alten, überholten Indus- Hochleistungspolymere. trie sind, sondern entscheidende Faktoren Diese Mühe lohnt, denn die Richtung auch für eine digitalisierte und ausgespro- ist vorgegeben: Eine individualisierte und chen dynamische Branche. Die Erarbeitung zugleich ressourcensparende Massenpro- Sylvia Monsheimer ist bei High Perfor- von Normen, insbesondere im internatio duktion ist nur durch extrem flexible und mance Polymers global nalen Kontext, braucht Zeit. In den ver- hoch vernetzte digitale Fertigungssysteme verantwortlich für gangenen zwei Jahren wurden wichtige möglich. Dazu trägt auch bei, dass Jung- das Marktsegment Spezifikationen auf den Weg gebracht, und forschern und Nachwuchskräften in der Neue 3D-Druck- die Zahl der verabschiedeten oder in Arbeit Industrie die Gesetze der virtuellen Welt Technologien. befindlichen Standards ist auf rund zwei vertraut und der feste Glaube an digitale sylvia.monsheimer @evonik.com Dutzend gewachsen. Allerdings gibt es für Daten in die Wiege gelegt sind. Die Etablie- Fotos: Evonik den Einsatz von Polymeren im 3D-Druck rung einer werkzeuglosen Fertigung ist da- bislang erst wenige Normen, vor allem für her auf längere Sicht keine Frage, sondern Prüfverfahren. Programm. ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: ADDITIVE MANUFACTURING Gastkommentar Prof. Dr.-Ing. Eine Ergänzung, habil. Gerd Witt ist an der Universität Duisburg-Essen In- haber des Lehrstuhls Fertigungstechnik kein Ersatz! an der Fakultät für Ingenieurwissen- schaften. Zudem ist er Vorsitzender des Fachausschusses Additive Manufactu- ring beim VDI. von Prof. Dr.-Ing. habil. Gerd Witt D er öffentliche Bekanntheitsgrad der 3D-Druck-Verfahren, das heißt der additiven Fertigung, ist in den vergange nen Jahren deutlich gestiegen. Innovative Ent wicklungen und das Potenzial dieser Verfahren erzeugten einen medialen Hype, der teilweise überzogene Erwartungen schürte. Zudem haben »Die Herausforderung bei viele namhafte Rating- und Beratungsunter nehmen in der jüngeren Vergangenheit immer der additiven Fertigung besteht wieder herausgestellt, welches Potenzial die darin, sich von bewährten additiven Fertigungsverfahren haben, um Denkmustern zu lösen.« Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zu 9 steigern. So prognostizierte jüngst das Markt forschungsunternehmen IDC, dass der Industrie mehrere Bauteile in einem kombinieren, zweig der additiven Fertigung in den kommenden Komponenten wie Kühlkanäle direkt fertigen vier Jahren seinen Umsatz verdoppeln werde. oder Leichtbaustrukturen zur Gewichtsredu zierung realisieren. Entscheidend ist, dass – Um dem großen Entwicklungspotenzial der anders als bei konventioneller Fertigung – eine Branche gerecht zu werden und auch Nutzen aus höhere Bauteilkomplexität nicht mit höheren der starken öffentlichen Wahrnehmung zu Bauteilkosten einhergeht. Trotzdem müssen ziehen, müssen aber noch verschiedene Maß aber auch hier bestimmte Randbedingungen nahmen umgesetzt werden. So muss zum eingehalten werden, etwa eine optimale einen die technologische Reife der Verfahren Orientierung innerhalb des Bauraums oder die weiter verbessert werden. Es gilt aber auch, Verwendung rechteckiger Kühlkanäle. Diese Rahmenbedingungen zur Verwendung der addi lassen sich in der additiven Fertigung einfacher tiven Fertigungsverfahren zu erarbeiten. Dazu realisieren als konventionelle runde Kühlkanäle zählt beispielsweise die Sensibilisierung von und bieten dennoch den gleichen Nutzen. Konstrukteuren, Managern und Technikern für Die wesentliche Herausforderung besteht darin, die Stärken und Schwächen dieser Technologie sich von altbewährten Denkmustern und als Teil von Aus- und Weiterbildungen. Methoden zu lösen. Innerhalb der Produktentwicklung, vor allem der Konventionelle Fertigungsverfahren werden Konstruktion, muss ein Paradigmenwechsel hin auch weiterhin für den Großteil der industriellen zu einer funktionalen und fertigungsgerechten Anwendungen das logische Mittel der Wahl sein, Gestaltung der Bauteilgeometrie erfolgen. Denn sei es unter wirtschaftlichen oder unter qualita die additive Fertigung gibt neue Freiheiten in der tiven Aspekten. Die additive Fertigung stellt eher Geometrie, indem sie zum Beispiel Hinter eine Ergänzung des vorhandenen Produktions Illustration: C3 Visual Lab schneidungen oder komplexe bionische Formen portfolios dar als – wie oft in den Medien erlaubt. Zudem bietet sie die Möglichkeit, dargestellt – eine Technologie, die konventionelle Funktionalitäten zu integrieren. So lassen sich Fertigungsverfahren ersetzen wird. ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: THERMAL INSULATION 10 Beton Fassadenverkleidung CALOSTAT ® Grafik: C3 Visual Lab ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: THERMAL INSULATION SCHLANKER DÄMMEN Exzellente Wärmedämmung mit Brandschutz oder exzellenter Brandschutz mit Wärmedämmung? Bei CALOSTAT®, einem noch jungen Produkt von Evonik, verschwimmen die Grenzen. Es beherrscht beides gleichermaßen gut und macht dabei eine ausgesprochen schlanke Figur. Davon könnten mittelfristig auch Lacke profitieren. W 11 Von Dr. Gabriele Gärtner enn es um ungenutz- den Markt gebracht, ein Halbzeug, das unter tes Einsparpotenzial dem Namen CALOSTAT® vermarktet wird für Energie geht, und aus synthetisch amorpher Kieselsäure sind Gebäude un- Ein Superisolator besteht. Mit einer Wärmeleitfähigkeit λ von schlagbar: 28 Pro- nur 0,019 W/mK gehört CALOSTAT® defini- zent des weltweiten tionsgemäß zu den Superisolatoren – es iso- Energieverbrauchs werden durch Gebäude verursacht, in den westlichen Ländern sind es sogar 45 Prozent. Laut Umweltbundes- 0,019 W/mK beträgt die liert besser als ruhende Luft, deren λ-Wert bei etwa 0,025 W/mK liegt. Im Vergleich zu konventionellen mineralischen Dämmstof- amt lässt sich der Primärenergiebedarf ei- Wärmeleitfähigkeit fen lässt sich daher die Dämmstärke um bis nes Gebäudes durch energetische Sanierung von CALOSTAT®. Sie zu 50 Prozent reduzieren, um die gleiche Mit CALOSTAT® liegt damit deutlich lassen sich unter ande um bis zu 90 Prozent senken. Die EU hat niedriger als bei eta Wirkung zu erzielen. rem Fassadensysteme, ihre Richtlinien zur Gesamtenergieeffizienz blierten Dämmstoffen. Neben den superisolierenden Eigenschaf- Fensterrahmen, von Gebäuden entsprechend verschärft: Ab ten ist CALOSTAT® außerdem in die Bau 20 barrierefreie Dach 2021 sollen zum Beispiel alle neuen Gebäu- stoffklasse A (nicht brennbar) eingestuft terrassen, Balkone und Rollladenkästen sehr de in der EU nahezu auf dem Niveau von – eine unschlagbare Kombination. Verant- effizient und platzspa Null-Energie-Häusern gebaut werden. Das Millimeter: Schon bei wortlich dafür sind die mineralische Natur rend dämmen. sind Häuser, deren produzierte Strom- be- dieser Dämmstärke ist und die feinporige Struktur der Kieselsäu- ziehungsweise Energiemenge rechnerisch CALOSTAT® flexibel re. Ein Fakt, der lange bekannt ist: Die syn- ihrem Energieverbrauch entspricht. einsetzbar. thetisch amorphe Kieselsäure AEROSIL® Eine gute Wärmedämmung bildet die ist ein Klassiker als Isolierungsmaterial Grundlage für mehr Effizienz in Gebäu- den. Aber mit den Anforderungen an die Gebäudeeffizienz steigen auch die Schicht- 50 Prozent weniger in Cerankochfeldern, deren Heizspiralen einige Hundert Grad Celsius heiß werden können. Eine nur etwa zwei Zentimeter di- dicken der Dämmmaterialien. Gerade in Dämmstärke bei cke Schicht AEROSIL® unter der Herdplatte Innenstädten ist Platz jedoch knapp und gleicher Wirkung er dämmt die Hitze so weit ein, dass in un- möglicht CALOSTAT® teuer, und die Ansprüche an den Brand- gegenüber konven mittelbarer Nähe elektrische Kabel verlegt schutz sind hoch. Architekten suchen daher tionellen mineralischen werden können. nach schlanken Lösungen, die beides kön- Dämmstoffen. Allerdings ist das Material hydrophil: Bei nen und möglichst großen Gestaltungs- Kontakt mit Wasser werden die inneren spielraum lassen. Evonik hat diesen Trend Adhäsionskräfte so stark, dass sie die fein erkannt und vor knapp drei Jahren eine porige Struktur zerstören. Damit ändert das siliziumbasierte Wärmedämmplatte auf Material nicht nur seine makroskopische ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: THERMAL INSULATION Form, sondern verliert auch seine guten ein Minimum reduziert. Die sehr kleinen Bestnoten bei Dämmung und Brandschutz Dämmeigenschaften. Deshalb blieb ihm Poren räume behindern zudem die Wär- der Einsatz als Dämmmaterial in der Bau Durch die Kombination aus Nichtbrennbarkeit meleitung durch Gas. Auch die Wärme- branche bislang verwehrt. und niedriger Wärmeleitfähigkeit ist CALOSTAT ® strahlung hat bei der CALOSTAT® Platte etablierten Dämmmaterialien überlegen. keine Chance. Kernhydophobierung ebnete Das Material und seine feine Porenstruktur Weg in Baubranche geringe Performance hohe Performance haben noch einen zweiten Vorteil: Im Un- Den Durchbruch brachte eine neue Techno- terschied zu herkömmlichen Isolationsma- Mineral brennbar logie von Evonik zur Kernhydrophobierung A1 Ca-Si- Perlit wolle terialien ist die Wärmeleitfähigkeit kaum nicht Platte CALOSTAT – dadurch wird nicht nur die Oberfläche, Poren Glaswolle temperaturabhängig. CALOSTAT® verhin- A2 beton Aerogel sondern die komplette Porenstruktur was- XPS1 matten dert deshalb nicht nur das Abkühlen der serabweisend. Als Folge kann Wasserdampf B1 PUR3 EPS2 Aerogele Innenräume im Winter, sondern auch das durch das Material diffundieren, ohne die PIR4 Aufheizen im Sommer, wenn Hausfassaden brennbar B2 Phenol Struktur zu zerstören oder darin zu kon- schaum VIP5 leicht Temperaturen bis zu 80 °C erreichen densieren. Das ebnete ihm den Weg in die B3 können. Das zahlt sich insbesondere bei Baubranche. Gebäuden mit leichter Paneelbauweise aus. 0,08 0,06 0,04 0,02 0,00 Außerdem ist das kernhydrophobierte Hier können die Innenräume im Sommer CALOSTAT® auch nicht anfällig gegen Wärmeleitfähigkeit [W/mK] schnell überhitzen, weil nur Verschattung Schimmel, sodass Fungizide und Biozide Legende durch Jalousien nicht ausreicht. überflüssig sind. Die Tatsache, dass es auf 1 XPS: extrudiertes Polystyrol 4 PIR: Polyisocyanurat- mineralischen Rohstoffen basiert, erklärt 2 3 EPS: expandiertes Polystyrol PUR: Polyurethan 5 Hartschaum VIP: Vakuumisolationspaneel Stärken bei Wohnklima nicht nur den hervorragenden Brandschutz, und Brandschutz sondern macht das Material im Unterschied Der Grund, warum die Wärmeleitfähigkeit Kühl im Sommer zu anderen Dämmstoffen auch recycling von CALOSTAT® kaum von der Tempera- fähig. Alternativ kann es im normalen Die Wärmeleitfähigkeit von CALOSTAT ® hängt tur abhängt, ist das günstige Temperatur Bauschutt entsorgt werden, was der hart kaum von der Temperatur ab. Es bietet deshalb amplitudenverhältnis – ein komplexes kalkulierenden Baubranche einen Kosten- Schutz auch bei sommerlichen Temperaturen. Zusammenspiel von spezifischer Speicher- vorteil verschafft. kapazität, Dichte und Wärmeleitfähigkeit. Grundsätzlich kommt die in der Däm- 60 Es beschreibt die Phasenverschiebung der mung unerwünschte Wärmeleitfähigkeit Perlit Temperaturmaxima im Wärmedurchgang auf drei Wegen zustande: durch Festkörper durch eine Außenwand. Untersuchungen 50 XPS wärmeleitung, durch Wärmetransport über am Bayerischen Zentrum für Angewandte Wärmeleitfähigkeit [mW/mk] Mineralfaser Gase, der zum Beispiel bei mehrfach ver- Energieforschung in Würzburg (ZAE) ha- 40 Glasfaser 12 glasten Fenstern durch Vakuum unterbun- ben gezeigt, dass die Wärme bei einer mit den wird, und durch Wärmetransport über PUR ruhende CALOSTAT® gedämmten Wand erst nach Infrarotstrahlung. 30 Luft acht bis zwölf Stunden an der Innenwand Bei CALOSTAT® werden Wärmeleitung ankommt, also in der Nacht. Dann ist die und -transport effektiv eingeschränkt. Die 20 CALOSTAT Außenluft abgekühlt, und durch Fenster- Festkörpermatrix der eingesetzten Kiesel- lüftung lässt sich ein angenehmes Wohn säure ist durch eine spezielle Behandlung 10 klima erzeugen. so konfiguriert, dass die Kontaktfläche und Seit dem Start der Markteinführung von damit der Übertragungsweg zwischen den 0 CALOSTAT® im Jahr 2013 hat das Entwick- einzelnen Festkörperpartikeln möglichst 0 20 40 60 80 100 lerteam die Zeit genutzt, um sich mit den klein ist – die Wärmeleitung wird so auf Temperatur [° C] Bedürfnissen von Kunden und Endverbrau- chern auseinanderzusetzen. In zahlreichen Referenzobjekten hat es die Leistungsfähig- keit der Wärmedämmplatten demonstriert. CALOSTAT ® Jüngstes Beispiel ist die Dämmung von Kel- ler- und Tiefgaragendecke in einem denk- malgeschützten Altbau in der Düsseldor- Vakuumisolationspaneel (VIP) fer Altstadt, der um einen Neubau ergänzt wurde. Tiefgaragenstruktur und Sprinkler- Setzt neue Maßstäbe: anlage des Altbaus sollten aus Kostengrün- Das von Evonik ent PLEXIGLAS® Mineral den erhalten bleiben, obwohl sie nur wenig wickelte Isolationspaneel ist nur 12 cm dick, was Platz für Wärmedämmung und Brand- sich z. B. bei der energe schutz boten; die Struktur des Neubaus tischen Sanierung eines musste entsprechend angepasst werden. Altbaus positiv auf die Hier konnte CALOSTAT® seine Stärken Statik auswirken kann. ausspielen, weil es hohen Brandschutz, gute Wärmedämmung der Kellerdecke und Frostschutz für die Sprinkleranlage auf Aluminiumrahmen kleinstem Raum bietet. Die Dämmschicht Grafik: C3 Visual Lab ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: THERMAL INSULATION dieser Grenzschicht verhindert. Auch eine Platzsparend: mit schlanker Dämmung zum Passivhausstandard mit einem mineralischen Vlies oder ein- Bei der Außendämmung eines massiven Wandaufbaus mit CALOSTAT® reicht fach mit Steinwolle mechanisch verbun- im Vergleich zu Mineralwolle eine um 11 cm geringere Schichtdicke aus, um dene Sandwichplatte mit CALOSTAT®, die Passivhausstandard zu erreichen. trotz geringer Schichtdicke hervorragende konventionell: innovativ: wärmedämmende und Handhabungs Mineralwolle WLS 035 CALOSTAT® WLS 021 eigenschaften besitzt, ist aus einer gemein- massive Fassade, z. B. Beton samen Entwicklung mit Partnern hervor- Heatstop-Platte gegangen. Wandwinkel T-Profil Mehr Freiheit bei der CALOSTAT® Dübel PLEXIGLAS® Mineral Bauteilgeometrie PLEXIGLAS® Mineral Mineralwolle Parallel läuft die Forschung an CALOSTAT® unvermindert weiter. Um mehr Freiheit bei der Bauteilgeometrie zu gewinnen, soll das Material künftig auch als Granulat ange- 32 boten werden. Mit diesem Granulat ließen Dämmstoffstärke [cm] Regelwert Passivhausstandard WLS 035 (Mineralwolle) sich Hohlräume befüllen, um zum Beispiel 24 Grenzwert Passivhausstandard WLS 021 –11 cm Reaktoren oder Warmwasserspeicher zu Effizienzhaus 55 16 (CALOSTAT®) –9 cm Effizienzhaus 70 isolieren. –7 cm URef EnEV Voraussetzung sind eine hohe mecha- –6 cm 2009 8 –5 cm nische Stabilität und eine kontrollier bare Porenstruktur des Granulats, da die 0 Struktur ausschlaggebend für die Wärme 0 0,04 0,08 0,12 0,16 0,20 0,24 0,28 dämmeigenschaften ist. Wird sie durch Rühren oder Schütteln zerstört, gehen auch U-Wert [W/m2K] die Dämmeigenschaften verloren. A ktuell arbeitet das Entwicklerteam daran, den Granulierprozess für die Kieselsäure so ein- zustellen, dass er ein Granulat mit optima- ler Dichte, Porengröße und mechanischer ist nur 40 mm dick; ein herkömmliches Stabilität erzeugt und dabei auch möglichst System hätte dazu eine deutlich dickere wirtschaftlich ist. Dämmschicht erfordert. Ist diese Hürde genommen, wäre der Weg 13 CALOSTAT® eignet sich zur Kerndäm- auch frei für Anwendungen als hoch däm- mung von tragenden Außenwänden, zur mender Füllstoff in mineralischen Baupro- Innendämmung, zur Dämmung von vorge dukten und in Beschichtungen. Das eröffnet hängten Fassaden und von Betonsandwich zum Beispiel die Möglichkeit, damit sowohl elementen. In Fassadenelementen lässt es Safe-Touch-Beschichtungen als auch ther- sich mit Keramikplatten, Beton-, Glas- und misch isolierende Beschichtungen her- Metallelementen kombinieren und auch zustellen. Beide unterscheiden sich in der mit PLEXIGLAS®: Evonik wurde für die Schichtdicke. Bei Safe-Touch-Beschich- Entwicklung eines Isolationspaneels mit tungen genügen schon wenige Millimeter, CALOSTAT® und PLEXIGLAS® Mineral für um zu verhindern, dass Wärme von einer Fassaden in die KlimaExpo.NRW aufge heißen Oberfläche die Haut bei Kontakt nommen; sie versteht sich als Leistungs- schädigt. Eine mögliche Anwendung wäre Die Experten schau und Ideenlabor für Klimaschutz in der industrielle Arbeitsschutz. Nordrhein-Westfalen. Mit dem Isolations Einen Schritt weiter gehen thermisch iso- paneel ist schon bei einer Tiefe von nur lierende Beschichtungen. Im Gegensatz zu zwölf Zentimetern Passivhausstandard mit Safe-Touch-Beschichtungen verhindern einem U-Wert von 0,15 W/m²K möglich; da- sie, dass Energie durch Wärmeübertragung bei werden 90 Prozent weniger Heizwärme über die Umgebungsluft verloren geht. Hier- benötigt als bei einem herkömmlichen für sind allerdings höhere Schichtdicken Gebäude. von einigen Zentimetern erforderlich. Dr. Gabriele Zwar sind derartige Entwicklungen Gärtner ist im Segment Weiterentwicklung mit längst noch nicht marktreif, doch hat das Resource Efficiency Partnern CALOSTAT® Team bereits erste Kunden mit verantwortlich für Trotz der Entwicklung dieses Fassaden Granulat bemustert. Es greift dabei auf sei- Anwendungstechnik sowie Forschung und elements versteht sich Evonik als Halb- ne bewährte Arbeitsweise zurück: schon in Entwicklung an zeuganbieter, dessen Kunden Wärme- einem frühen Stadium die Nähe zum Markt CALOSTAT®. dämmsysteme produzieren. Entsprechend suchen und das Feedback der Kunden in die gabriele.gaertner Grafik: C3 Visual Lab wird umfangreicher anwendungstechni- weitere Entwicklung einfließen lassen. @evonik.com scher Service geboten, der bis hin zu ge- meinsamen Entwicklungsprojekten reicht. Beispiel ist ein von Evonik patentier- ter Materialverbund aus CALOSTAT® und Calciumsilicat zur Innendämmung, der Foto: Evonik Kapillarwasser an der Grenzschicht zur Wand abführt und so Schimmelbildung an ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
CORPOR ATE FORESIGHT: ZERO COST ENERGY Solarturmkraftwerk Gemasolar in Spanien: 2.650 bewegliche Spiegel bündeln Sonnenlicht auf einen Turm, in dem Salz auf 500 °C erhitzt wird. Das heiße Salz erzeugt in einem Wärmetauscher Wasserdampf, der über eine Turbine einen Generator mit 19,9 MW Leistung antreibt. Laut Betreiber Torresol liefert Gemasolar 80 GWh Energie pro Jahr. 14 Foto: Markel Redondo/Panos Pictures/VISUM ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
CORPOR ATE FORESIGHT: ZERO COST ENERGY WIRTSCHAFTSFAKTOR ENERGIE Strom im Überfluss Energie ist einer der Hauptkostenfaktoren jeder produzierenden Industrie. Doch das könnte sich bald ändern, wenn die Strompreise in Richtung null streben. Ein Treiber für fallende Preise sind die immensen technischen Fortschritte in der Solarenergie: In vielen Regionen der Welt werden Gewinnung und Nutzung von Solarenergie bald die preiswerteste Form der Stromerzeugung darstellen. Zudem versprechen neue Technologien wie flexible Solarfolien oder der Einsatz von neuen Materialien wie Perowskit (CaTiO3) weitere Effizienzsteigerungen und ein Sinken der Kosten. So gehen Schätzungen davon aus, dass der Preis für Strom aus Solarenergie 2050 bei etwa zwei Cent pro Kilowattstunde liegen könnte. Auch andere Zukunftstechnologien machen enorme Fortschritte, nicht zuletzt die nukleare Fusion. 15 Lockheed Martin kündigte 2014 an, in zehn Jahren einen Fusionsreaktor mit einer Leistung von 100 MW in der Größe eines Seecontainers auf den Markt bringen zu wollen. Die Marktreife dieser Technologie würde ein Zeitalter unbegrenzter und preiswerter Energie einläuten – mit drastischen Auswirkungen: Die Kosten für Elektromobilität, für energieintensive Prozesse wie die Aluminiumproduktion oder die Entsalzung von Meerwasser würden dramatisch fallen. Die Verwendung fossiler Brennstoffen würde obsolet. Doch während die Technologien zur Energiegewinnung deutlich voranschreiten, bleibt der Netzausbau zurück. Bereits heute stoßen vielerorts die Stromnetze zu Haupteinspeisezeiten an ihre Kapazitätsgrenze. Um sie zu entlasten, muss die überschüssige Energie verbraucht werden – gegebenenfalls gegen eine Gebühr für den Stromabnehmer. So heißt es schon heute manchmal: Strom verbrauchen und damit Geld verdienen. Welche Auswirkungen diese Veränderungen für Evonik haben könnten, evaluiert das Corporate-Foresight-Team im Rahmen seines Fokusthemas „GameChanger“. Denn eines ist sicher: Gerade für die Spezialchemie dürften fallende Energiepreise oder gar der Strom zum Nulltarif die Spielregeln des Marktes grundlegend verändern. ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: RESOURCE EFFICIENCY » STECKEN SIE GUTE LEUTE IN EIN GUTES PROJEKT, UND ES WIRD FLIEGEN « Dr. Gerd Löhden leitet im Evonik-Segment Resource Efficiency das Innovation Management. Im Interview spricht er über Spaß an der Forschung, den ungebrochenen Trend zu Ressourceneffizienz und seine Strategie, wie er bis 2020 im Segment den Output an neuen Produkten und Technologien verdoppeln will. Herr Löhden, was erwarten Sie von mehr wirtschaftlichen Leichtbau im Auto 16 einem guten Forscher? zu ermöglichen, und die wir nun nach dem Dass er gestalten will und für seine Ideen Ende des Projekthauses übernommen ha- und Projekte kämpft. Dass er den Freiraum, ben. Mit all diesen Produkten rennen wir den wir bieten, auch zu nutzen weiß und im Markt offene Türen ein, weil wir unse- deshalb Spaß an seiner Arbeit hat. Ressour- ren Kunden helfen, nicht nur Ressourcen zu ceneffizienz ist ein spannendes Thema, bei sparen, sondern auch die immer strengeren dem man viel bewegen kann. Vorgaben zu Klima- und Umweltschutz einzuhalten. Sehr wichtig ist für uns eben- Ist Ressourceneffizienz bei neuen Pro- falls der Coatings-Markt. Langlebigkeit dukten nicht selbstverständlich, allein ist hier das Thema, denn Beschichtungen schon aus wirtschaftlichen Gründen? machen Konsumgüter haltbarer, sodass sie Das Besondere bei uns ist, dass unsere Pro- nicht so oft ersetzt werden müssen. Zugleich dukte nicht nur ressourceneffizient herge- steigen die Anforderungen an die Umwelt- stellt werden. Unsere Produkte helfen auch freundlichkeit der Beschichtungen. dem Kunden, Ressourcen zu sparen – in- dem sie zum Beispiel vor Korrosion und Wenn Ihre Produkte so im Trend liegen, was ist dann die Heraus Verschleiß schützen und so die Lebensdauer von Gebrauchsgegenständen verlängern. forderung in der Forschung? »Mit unseren Produkten Oder indem sie Energie- und Material Wir wollen unseren Kunden auch in den rennen wir offene Türen verbrauch senken. nächsten Jahren und Jahrzehnten hoch- wertige Produkte bieten. Und wir wollen ein, weil wir unseren In welchen Märkten sehen Sie zugleich mit Innovationen deutlich zum Kunden helfen, immer für Ihr Segment die größten Hebel für Ressourceneffizienz? Wachstum unseres Segments beitragen. Daher verfolgen wir das sehr e hrgeizige strengere Vorgaben ein- Ein wesentlicher Treiber ist ressourcen Ziel, den Output unserer Forschung an zuhalten.« effiziente Mobilität. Wir bieten viele Lö- neuen Produkten und Technologien bis 2020 sungen, um den Spritverbrauch von Autos zu verdoppeln. zu senken: die Silica-Silan-Technologie für den grünen Pkw-Reifen; Öladditive, Doppelt so viele neue Produkte und die in Schmierstoffen Reibungsverluste im Technologien innerhalb von vier Jahren Antriebsstrang verringern; leichtgewich- – wie wollen Sie das schaffen? tige Hochleistungskunststoffe, die auch im Wir sind heute schon gut darin, unser Kern- heißen Motorraum verbaut werden kön- geschäft mit neuen Produkte wettbewerbs- nen; thermoplastische und duroplastische fähig zu halten. Wenn wir größer werden Leichtbauwerkstoffe, die die Creavis im wollen, müssen wir aber in der Forschung Projekthaus Composites entwickelt hat, um mehr tun. Wir setzen auf neue Wachstums- ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: RESOURCE EFFICIENCY »Definierte Wachstumsfelder, Synergien, Internationalisierung – das sind unsere Hebel für zusätzliches Wachstum durch Innovation.« Dr. Gerd Löhden 17 Dr. Gerd Löhden leitet das Innovation Management von Resource Efficiency felder, wollen Synergien nutzen und inter- Vereisung – Phänomene, die riesigen wirt- seit der Gründung des nationaler werden. Konkret heißt das: Wir schaftlichen Schaden verursachen, weil sie Segments 2015. Zuvor 700 wollen unsere vielfältigen Technologie- den Spritverbrauch von Schiffen und Flug- verantwortete der kompetenzen nutzen, um vielversprechen- zeugen drastisch erhöhen oder die Leistung Chemiker das Innova- tion Management des de Wachstumsfelder für unser Segment zu von Windkraftanlagen herabsetzen. früheren Geschäfts- bearbeiten – und zwar immer dort auf der Mitarbeiter beschäf- bereichs Coatings & Welt, wo der jeweilige Markt am stärksten tigt das Segment Sie wollen Synergien bei Ihren Additives. wächst. Resource Efficiency Technologiekompetenzen nutzen. im Innovationsma- Wie geht das? nagement. Hinzu Auf welchen Feldern wollen Sie durch kommen weitere rund Indem wir unsere Kompetenzen zu einem Innovation wachsen? 600 Mitarbeiter in der Thema bündeln. Nehmen Sie das Thema Rei- Wir haben sechs Themen definiert, in die Anwendungstechnik. bung zwischen beweglichen Teilen, etwa im wir mehr Ressourcen hineinstecken wer- Automotor oder in industriellen Maschinen. den, um schneller größer werden zu kön- Wir haben großes Wissen bei Polymeren, bei nen: Wärmedämmung, Membranen, Rei- Coating und Bonding, in der Grenzflächen- fen, Electronic Solutions, 3D-Druck und chemie, in der Partikeltechnologie und bei Foto: Lina Nikelowski Surface Solutions. Ressourceneffizienz ist Öladditiven. Und über das Geschäftsgebiet bei allen sechs Themen der Treiber. Nur Oil Additives haben wir sowohl Marktzu- ein Beispiel: Hinter Surface Solutions steht gang als auch Anwendungskompetenz – wir zum Beispiel der Schutz vor Fouling oder verfügen über Motorenprüfstände, auf ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: RESOURCE EFFICIENCY »Wir geben im Segment etwa mulierungen, die unter anderem in Schiffs- beschichtungen zum Einsatz kommen. Von vier Prozent unseres Umsatzes 1,1 Milliarden US-$ Umsatz im Jahr 2015 für Innovation aus.« erzielte APD Performance Materials etwa 40 Prozent mit Epoxidhärtern und -harzen. Eine weitere Stärke der Einheit sind Additive für wasserbasierte Beschichtungen. Unser Know-how ergänzt sich also sehr gut, und wir können hier viele Synergien nutzen. Und wie sind Ihre Erfahrungen in Asien? Wir haben bereits sehr gute Erfahrungen mit unserem Coating-Additives-Labor in Singapur gemacht. Hier entwickeln un- sere Mitarbeiter Additive und Bindemit- tel für Lacke, die speziell die Impulse des asiatischen Markts aufnehmen. Das Labor ist extrem erfolgreich. In den vergangenen Jahren hat es zehn komplett neue Produkte entwickelt und ein Patent angemeldet; zwei Patentanmeldungen sind in Vorbereitung. Wir bieten unseren Kollegen in Singapur sehr viel Freiraum, um Ideen in einer frühen Phase unkompliziert angehen zu können. Werden Sie Ihre Aktivitäten in Asien ausbauen? Membranen sind eines von sechs Wachstumsfeldern von Resource Efficiency. Wir beabsichtigen, in den Wachstums Dazu gehört die Membrantechnologie SEPURAN® zur effizienten Gasseparation regionen noch präsenter und attraktiver für die Biogas- und Heliumaufbereitung und für die Stickstoffgewinnung. für Talente zu werden. Aufgrund der sehr guten Erfahrungen werden wir unser For- schungsengagement in Asien deutlich er- 18 denen wir unsere Entwicklungen gleich weitern. Die Details dazu erarbeiten wir testen können. Diese Kombination macht aktuell. uns einzigartig. Das wollen wir jetzt nutzen und bauen in Darmstadt ein Kompetenzzen- Mehr Ressourcen für Wachstums trum Friction & Motion auf (siehe Seite 19). felder, mehr Forschung in Asien, Hier wollen wir jenseits unseres Geschäfts ein neues Kompetenzzentrum: mit Öladditiven erforschen, wie sich Rei- Wie finanzieren Sie das? Der Name bung mit neuen Materialien und Technolo- Wir haben ein vergleichsweise hohes Bud- ist Programm gien weiter reduzieren lässt. get für Forschung und Entwicklung. Wir Das Segment Resource geben im Segment Resource Efficiency etwa Efficiency bietet Hoch- leistungsmaterialien Das neue Kompetenzzentrum Friction vier Prozent unseres Umsatzes für Inno- für umweltfreundliche & Motion entsteht in Deutschland, wo vation aus – das waren im Jahr 2015 rund und energieeffiziente bleibt da die Internationalität? 180 Millionen € –, und das soll auch so blei- Systemlösungen Ganz klar werden wir unsere Forschung ben. Zum anderen haben wir unser beste- insbesondere für den Automobilsektor, die international und nah an unseren Märk- hendes Projektportfolio kritisch hinterfragt Farben-, Lack-, Kleb- ten verstärken. Das gilt insbesondere für und stärker fokussiert; dadurch sind Mittel stoff- und Bauindustrie. Nordamerika und Asien; in Europa sind wir für neue Aktivitäten freigeworden. 2015 erwirtschaftete schon sehr gut aufgestellt. In Nordamerika es mit 8.662 Mitar- beitern einen Umsatz werden wir von der Übernahme von APD Wie beurteilen Sie, ob ein von 4,3 Milliarden €; * Die Transaktion steht Performance Materials*, dem Spezialaddi- neues Projekt Ihre wirtschaftlichen der ROCE (Return on unter dem Vorbehalt tiv-Geschäft von Air Products, mit seinen und inhaltlichen Kriterien erfüllt? Capital Employed) lag der Zustimmung exzellenten F&E-Mitarbeitern und seiner Wir haben Prozesse und Kennzahlen, mit bei 24,8 Prozent. der zuständigen Wett starken Innovationspipeline profitieren. denen wir unsere Projekte steuern. Wir er- bewerbsbehörden. APD Performance Materials macht zwi- warten jedoch nicht gleich am ersten Tag schen 15 und 20 Prozent seines Umsatzes einen verbindlichen Net Present Value und mit neuen Produkten und unterhält welt- ausgefeilte Excel-Tabellen. Am Anfang eines weit Zentren für Forschung und Entwick- Projekts muss eine überzeugende Story ste- lung. hen und ein engagierter Mitarbeiter, der dafür kämpft. Denn wenn die Geschichte In welchem Wachstumsfeld werden stimmt, kann das viel überzeugender sein Sie besonders von dem neuen Spezial- als eine Kennzahl. Deshalb geben wir un- additiv-Geschäft profitieren? seren Mitarbeitern viel Gestaltungsspiel- Ganz klar bei Surface Solutions, zum Bei- raum – wenn sie etwas bewegen wollen, spiel bei Epoxysystemen. Evonik ist führend können sie das bei uns. Meine Erfahrung ist: Foto: Evonik bei aminbasierten Epoxidhärtern, APD Per- Stecken Sie gute Leute in ein gutes Projekt, formance Materials bei Epoxidhärter-For und es wird fliegen. ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
GLOBAL CHALLENGES: FRICTION & MOTION WENIGER REIBUNG, MEHR EFFIZIENZ Ende 2015 hat das Segment Resource Efficiency mit dem Aufbau eines Kompetenzzentrums Friction & Motion begonnen. Seine Aufgabe: neue Lösungen erarbeiten, um Reibung, Verschleiß und den damit verbundenen wirtschaftlichen Schaden weiter zu verringern. D Von Dr. Günter Schmitt ie Einsparpotenziale beim „Energiefresser“ Reibung sind enorm: Experten schät zen, dass sich in Transport und Industrie durch neue tri bologische Systemlösungen Verbesserungspotenziale zwischen zehn 19 und 20 Prozent realisieren lassen. Weltweit schleiß bei sich aneinander könnten so bis zu 20 Millionen Terajoule bewegenden Oberflächen be Der Netzwerker Energie eingespart werden, da derzeit durch kämpfen. Neue Hochleistungs Reibung immerhin 100 Millionen Terajoule polymere sollen den Leichtbau pro Jahr verloren gehen. zum Beispiel in den Antriebs Das rechnet sich auch für den Verbrau strang bringen und dort Materia cher. So sinken bei einem durchschnitt lien mit hoher Dichte verdrängen; lichen Pkw die „Reibungskosten“ um 250 € dieser Ansatz ist auch für die lang pro Jahr, wenn um fünf Prozent tribologisch fristigen Themenfelder Robotik optimiert wird. Weniger Reibung bedeutet und Drohnen interessant. Neue Be Dr. Günter Schmitt zudem weniger Verschleiß und damit eine schichtungen schließlich sollen Rei ist Leiter des neuen längere Lebensdauer von Bauteilen, was bung und Verschleiß direkt und ohne Kompetenzzentrums ebenfalls zu deutlich mehr Ressourcen den Einsatz großer Mengen flüssiger Friction & Motion, das unter dem Dach effizienz sowohl bei Mobilität als auch im Schmierstoffe entgegenwirken. des Geschäftsgebiets Industrieumfeld führt. Angestrebt ist eine ganzheitliche Be Oil Additives angesie- Hier setzt das neue Kompetenzzentrum trachtung, da diese drei Felder eng zu delt ist. Friction & Motion an. Es wird V erbesserungs- sammenhängen – beispielsweise benö guenter.schmitt@ und Einsparpotenziale in verschiedenen tigen neue Hochleistungspolymere für evonik.com Anwendungsfeldern identifizieren und den Antriebsstrang speziell abgestimmte System lösungen zum effizienten Einsatz Schmierstoffadditive, damit sie ihr volles von Antriebsenergien entwickeln. Die rund Leistungsspektrum entfalten können. Da 15 Mitarbeiter werden sich dabei auch mit bei orientiert sich das Kompetenzzentrum noch jungen Themen wie E-Mobilität, Robo von Anfang an dicht an den Bedürfnissen Schwerpunkte tik und Drohnentechnologie beschäftigen. des Markts, den Vorgaben von Ausrüstern Friction & Motion Grafik: C3 Visual Lab Startpunkt ist die weitreichende Techno und Kunden sowie an neuesten Ergebnissen Fluid Solutions: logie- und Marktkenntnis des Geschäfts von Forschungsinstituten. neue Additive für gebiets Oil Additives bei Schmierstoffen Damit die Mitarbeiter alle Aufgaben pro Schmierstoffe und Schmierstoffadditiven. Profitieren fessionell bewerkstelligen können, wird das Hochleistungspoly- wird das Kompetenzzentrum aber auch von Kompetenzzentrum auch ebenso professio mere: Ersatz von Ma- den umfassenden Kompetenzen des Seg nell ausgerüstet: Neben den chemisch-tech Fotos: shutterstock, Evonik terialien hoher Dichte ments Ressource Efficiency bei Coatings nischen Kompetenzen baut es derzeit eine im Antriebsstrang und Hochleistungskunststoffen, um seine Reihe von neuen Test- und Analysemetho Beschichtungen: drei Schwerpunkte zu bearbeiten: Bei Fluid den auf, um Ursachen und Wirkungen von direkte Vermeidung Solutions geht es um neuartige Additive für Reibung umfassend untersuchen, verstehen von Reibung und Schmierstoffe, die gezielt Reibung und Ver und bekämpfen zu können. Verschleiß ELEMENTS #57 DAS INNOVATIONSMAGA ZIN VON EVONIK
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